Laudatio Forstner - Gemeinde Weilerswist
Laudatio Forstner - Gemeinde Weilerswist
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Lieber Herr <strong>Forstner</strong>.<br />
Liebe Familie <strong>Forstner</strong>,<br />
meine Damen und Herren,<br />
liebe Gäste,<br />
heute habe ich die schöne und ehrenvolle Aufgabe, einen Menschen zu<br />
verabschieden und zu ehren, der nach 48 aktiven Dienstjahren, davon 16 in der<br />
<strong>Gemeinde</strong> <strong>Weilerswist</strong>, nicht nur pflichtbewusst seinen Dienst tat, sondern durch<br />
seinen unvergleichlichen Einsatz die Entwicklung und das Gesicht unserer <strong>Gemeinde</strong><br />
maßgeblich mitgestaltet hat.<br />
Josef <strong>Forstner</strong> ist am 24.04. 47 in Euskirchen geboren. Als eines von 8 Kindern, hat<br />
er früh gelernt, dass die Sprache und die Lautstärke, aber auch die Beharrlichkeit,<br />
wichtige Elemente sind, sich im Leben durchzusetzen.<br />
Im Alter von nicht einmal 14 Jahren begann er eine Verwaltungslehre bei der Stadt<br />
Wesseling, damals noch Amt. Nach schnellem Durchmarsch des mittleren Dienstes<br />
verbunden mit stetiger Fort- und Weiterbildung wurde der gehobene Dienst in Angriff<br />
genommen und als Dipl. Verwaltungswirt als Lehrgangsbester verließ Josef <strong>Forstner</strong><br />
nach 13 Dienstjahren die Stadt Wesseling als junger Oberinspektor zur Stadt<br />
Bornheim. Dort sollten es bis zum Jahre 1993 weitere 19 Dienstjahre werden, in<br />
denen er stellvertretender Leiter des Bauverwaltungsamtes war und zuletzt das Amt<br />
für öffentliche Einrichtungen als Stadtoberamtsrat leitete. Während der Bornheimer<br />
Zeit absolvierte Josef <strong>Forstner</strong> bei der Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie in Köln<br />
das Kommunaldiplom. In diesen insgesamt 32 Jahren öffentlicher Dienst hat Josef<br />
<strong>Forstner</strong> nicht nur die Verwaltung, wie man so schön sagt, von der Pike auf gelernt,<br />
sondern auch einen vielfältigen und bunten Strauß an Erfahrungen gesammelt.<br />
Erfahrung nicht nur, was das Wissen und die Entscheidungsabläufe betrifft, sondern<br />
vor allem Erfahrung im Umgang mit Menschen. Und so hat man eigentlich nach 32<br />
Dienstjahren so ziemlich alles erlebt, was man im öffentlichen Dienst erleben kann.<br />
Doch weit gefehlt. In der anschließenden Zeit in <strong>Weilerswist</strong>, so haben Sie mir einmal<br />
gesagt, haben Sie Dinge erlebt, die man nicht für möglich hält. Während viele nach<br />
32 Dienstjahren schon langsam an den Ruhestand denken, galt es für Sie, lieber<br />
Herr <strong>Forstner</strong>, eine neue Herausforderung anzunehmen. Nach reiflicher Überlegung,<br />
vor allem mit Ihrer lieben Familie, sind Sie dem <strong>Weilerswist</strong>er Ruf gefolgt und haben<br />
sich auf die Stelle des Ersten Beigeordneten beworben. Gegen 7 Mitbewerber haben
Sie sich schließlich als parteiloser Bewerber durchgesetzt und den Rat davon<br />
überzeugt, dass Sie der richtige für <strong>Weilerswist</strong> sind. Sie wurden am 03.06.93<br />
einstimmig bei Enthaltung der Fraktionen FDP und Grüne gewählt. Ihr früherer Chef<br />
Hermann Ackermann sagte dazu: „ Da hat die <strong>Gemeinde</strong> <strong>Weilerswist</strong> einen guten<br />
Fang gemacht.“ Und in der Tat, der Fang war gut. Dachten Sie anfangs noch, na ja,<br />
als Experte für linksrheinische kleine und mittlere Verwaltungen und Kenner der<br />
regionalen Mentalität komme ich jetzt in ruhigere berufliche Bahnen; es gibt ja noch<br />
einen <strong>Gemeinde</strong>direktor. Doch weit gefehlt. Die politischen Bahnen im Rat waren<br />
nicht ruhig, der <strong>Gemeinde</strong>direktor nicht wirklich da und der ständige Versuch der<br />
Politik, in die Verwaltung und die Mitarbeiter hineinzuregieren, enorm. Ein langer<br />
Arbeitstag und stetige Vorsicht vor solchen politischen „Attacken“ war Ihnen fortan<br />
beschieden. Da war es der Erste Beigeordnete Josef <strong>Forstner</strong>, der zusammen mit<br />
Günter Dänner, die Geschicke der <strong>Gemeinde</strong>verwaltung verantwortlich zu leiten<br />
hatte. Gewissermaßen als ruhender und ausgleichender Pol im politischen Bereich<br />
war es vor allem der damalige ehrenamtliche Bürgermeister Kurt Oberle, mit dem Sie<br />
vertrauensvoll zusammenarbeiten konnten.<br />
Nach etwa einem Jahr, der <strong>Gemeinde</strong>direktor war zwischenzeitlich pensioniert,<br />
dachten Sie mit der Wahl eines hauptamtlichen Bürgermeisters im September 1994<br />
käme dann der Chef der Verwaltung und für Sie würde es ruhiger. Doch wieder weit<br />
gefehlt. Der Rat, d.h. die Mehrheit aus SPD und Bündnis90/Die Grünen, wählte<br />
Dieter Zeller noch nicht als hauptamtlichen Bürgermeister, sondern wartete damit<br />
noch auf Forderung der Fraktion Bündnis90/Die Grünen bis zum Frühsommer 1995.<br />
Von da an galt es auch für Josef <strong>Forstner</strong> verstärkt der besonderen Situation<br />
Rechnung zu tragen, dass der Bürgermeister nicht nur Repräsentant, sondern auch<br />
Chef der Verwaltung ist. Damit waren zwangläufig Auseinandersetzungen zwischen<br />
Verwaltungsleitung und Mandatsträgern vorprogrammiert. In ausgezeichneter Weise<br />
hat Josef <strong>Forstner</strong> es nicht nur verstanden, die jeweiligen sachlichen<br />
Aufgabenstellungen mit messerscharfem Sachverstand zu analysieren, sondern hat<br />
auch in besonderer Weise seine Bürgermeister zuverlässig und kompetent beraten.<br />
Auch dadurch hat Josef <strong>Forstner</strong> dazu beigetragen, dass die Entscheidungen der<br />
<strong>Gemeinde</strong> an Recht und Gesetz ausgerichtet waren.<br />
Seit Oktober 1999 habe ich die Freude gehabt, als erster direkt gewählter<br />
hauptamtlicher Bürgermeister an der Seite von Josef <strong>Forstner</strong> Verantwortung für die<br />
<strong>Gemeinde</strong> übernehmen zu dürfen. Auch wenn ich aus meiner Zeit bei der
Kreisverwaltung Josef <strong>Forstner</strong> schon als exzellenten Verwaltungsfachmann ein<br />
wenig kannte. Erst die direkte Zusammenarbeit mit ihm offenbarte so richtig, welches<br />
ungeheure Potenzial in ihm steckte. Als Arbeitstier mit hohen Aktenbergen bis spät<br />
am Abend hat er unermüdlich gewirkt und auch jederzeit ein offenes Ohr für die<br />
Anliegen seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gehabt. Seine humorvolle und<br />
rheinische Art, auch stets zu einem Späßchen aufgelegt, haben ihn in der<br />
Belegschaft beliebt gemacht.<br />
Blicken wir auf die 16 Jahre zurück und fragen, welche Herausforderungen in diese<br />
Zeit fielen, so sind einige zu nennen:<br />
Die betriebswirtschaftliche Ausrichtung des Bauhofes und der <strong>Gemeinde</strong>werke<br />
Abwasser als Eigenbetriebe; die Neuordnung der Friedhofs- und Abfallgebühren; die<br />
Privatisierung der Musikschule, die Schaffung der rechtlichen Voraussetzungen für<br />
die Josef Esser Umweltstiftung, die Grunderwerbsverhandlungen für 50 ha<br />
Wohnbaugebiet <strong>Weilerswist</strong> Süd, die Ansiedlung von dm und prologis nicht nur unter<br />
enormem Zeitdruck, die Mitwirkung bei der Gründung der Anstalt öffentlichen Rechts<br />
für die LEP Fläche Euskirchen/<strong>Weilerswist</strong>. Gerade heute wurde mit dem Land NRW<br />
die entsprechende Finanzierungs- und Entwicklungsvereinbarung für die 205 ha<br />
große Fläche unterzeichnet und Josef <strong>Forstner</strong> für 2 Jahre zum ersten<br />
Vorstandsvorsitzenden der AÖR gewählt, so dass er uns auch über seine<br />
Pensionierung mit seinem Sach- und Fachverstand noch etwas erhalten bleibt. Wie<br />
heißt es so schön: ..niemals geht man so ganz.<br />
Bei all den genannten Projekten ging es Josef <strong>Forstner</strong> immer darum, die für die<br />
<strong>Gemeinde</strong> jeweils beste Lösung zu finden. Sei es, dass sie der <strong>Gemeinde</strong> Geld<br />
spart, oder sei es, dass sie <strong>Weilerswist</strong> als Wohn- und Wirtschaftsstandort<br />
überregional weiter nah vorne bringt. Vor allem in den erwähnten vielschichtigen<br />
Vertragsverhandlungen mit den unterschiedlichsten Vertragspartnern aus dem<br />
privaten, kirchlichen oder öffentlichen Bereich, kam Ihnen, sehr geehrter Herr<br />
<strong>Forstner</strong> neben Ihrem Sachverstand vor allem Ihre stark ausgeprägte kommunikative<br />
Fähigkeit zugute, die mit Humor und Beharrlichkeit gepaart, so manchen harten<br />
Verhandlungspartner schließlich zum einlenken brachte. Jedenfalls in den<br />
allermeisten Fällen.<br />
Gleiches gilt natürlich auch, wenn es darum ging, die Fraktionen oder die politischen<br />
Gremien der <strong>Gemeinde</strong> für die richtigen Entscheidungen zu sensibilisieren und zu<br />
begeistern. Besonders dann, wenn von Ihnen so manches Ratsmitglied unverblümt
eine klare Ansage bekam. Ich denke, dass hat Ihnen neben aller Skepsis, die der<br />
Verwaltung immer entgegengebracht wird, vor allem aber auch Respekt verschafft.<br />
Als verlässlicher Berater der Politik wurde oft Ihre Einschätzung und Ihr Rat gefragt.<br />
Das wird den Fraktionen, das wird den Gremien künftig fehlen. Ich gestehe gerne,<br />
mir auch. Wir beide haben in den vergangenen 10 Jahren in überdurchschnittlicher<br />
Weise vertrauensvoll zusammengearbeitet, gemeinsam Entscheidungen vorbereitet<br />
und vor allem gemeinsam vertreten. Manchmal unter ungeheurem Zeitdruck,<br />
manchmal auch im Urlaub und manchmal auch trotz Erkrankung. Wie ich überhaupt<br />
sagen muss, dass Ihr Einsatz für das Wohl der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Weilerswist</strong> gelegentlich<br />
auch dazu führte, dass selbst ernste gesundheitliche Einschränkungen sie nur<br />
schwerlich davon abhalten konnten, zu arbeiten. Ihr Einsatz hat dazu geführt, dass<br />
Sie im Jahre 2001 einstimmig ohne Enthaltung für weitere 8 Jahre wiedergewählt<br />
wurden.<br />
Lieber Herr <strong>Forstner</strong>, durch Ihren enormen Einsatz haben Sie mir mein Amt leichter<br />
und erträglicher gemacht. Für Sie war der Beruf nicht nur Gelderwerb, sondern<br />
Erfüllung und Lebensinhalt.<br />
All das war Ihnen aber nur möglich, weil Sie seit nunmehr 37 Jahren eine Frau an<br />
Ihrer Seite haben, die Ihnen stets den Raum und die Möglichkeit gelassen hat, sich<br />
zu entfalten. Es ist nicht selbstverständlich, dass eine Familie mit immerhin drei<br />
Kindern bereit ist, die damit verbunden Nachteile in Kauf zu nehmen. Liebe Frau<br />
<strong>Forstner</strong>, das ist vorbildlich und verdient Respekt und Anerkennung. Vielleicht ist es<br />
auch ein Stück ausgleichende Gerechtigkeit, dass Sie für all die Entbehrungen<br />
belohnt sind mit drei gut geratenen Kindern und einem aufgeweckten Enkelkind.<br />
Hierauf können Sie sehr stolz sein. Und ich weiß, dass Sie nicht nur hierauf stolz<br />
sind, sondern zu recht auch auf Ihren Mann Josef. Die Zeit,<br />
die er in den vergangenen 37 Jahren vielleicht gefehlt hat, wird er nun mit Ihnen<br />
nachholen. Ich weiß, dass er sie sehr liebt, auch wenn er das nicht immer zugibt.<br />
Liebe Gäste,<br />
es gäbe noch viel zu und über unseren Ersten Beigeordneten Josef <strong>Forstner</strong> zu<br />
sagen, vor allem aus dem sog. Nähkästchen. Und wahrscheinlich könnten Sie alle<br />
noch mit dieser oder jener lustigen oder auch nachdenklichen Begebenheit<br />
beitragen. Das alles würde den heutigen Rahmen sprengen; wenn Sie sich am<br />
kommenden Montag von der Belegschaft verabschieden, wird besonders hierüber<br />
sicher das eine oder andere Wort gewechselt.
Mir bleibt jetzt nur noch, Sie zu verabschieden und Sie zu ehren.<br />
„Ein Abschied schmerzt immer, auch wenn man sich schon lange darauf freut.“ So<br />
sah es Arthur Schnitzler, der österreichische Schriftsteller. Und vielleicht erkennen<br />
Sie sich in seinem Bonmot über die Doppelgesichtigkeit des Abschieds ja wieder. Ich<br />
weiß, dass Sie sich seit einiger Zeit auf die Pension freuen; ich weiß aber auch, dass<br />
Sie nun, wo es drauf angeht, etwas traurig werden und auch Ihnen etwas fehlen wird.<br />
Ihre humorvolle und rheinische Art das Leben und die Menschen zu nehmen wird<br />
Ihnen sagen: et öss wie et öss un et kütt wie et kütt. Sie werden sich sicher die ein<br />
oder andere Abwechslung gönnen, und sei es durch Besuch von Theater und<br />
Schauspiel.<br />
Verbunden mit dem Abschied nehmen ist aber auch das Dank sagen.<br />
Lieber Herr <strong>Forstner</strong>, ich sage Ihnen im Namen der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Weilerswist</strong> Dank für<br />
16 Jahre ausgezeichnete Arbeit, ich sage Ihnen Dank im eigenen Namen für 10<br />
Jahre hervorragende und vertrauensvolle Zusammenarbeit und ich sage Ihnen im<br />
Namen aller im Rat vertretenen Fraktionen Dank für vieles, was Sie auch für diese in<br />
den unterschiedlichsten Facetten Gutes getan haben.<br />
Zum Abschluss kann ich sagen, die <strong>Gemeinde</strong> <strong>Weilerswist</strong> ist dankbar und stolz, Sie<br />
als Ersten Beigeordneten 16 Jahre gehabt zu haben.<br />
Diesen Dank drücke ich aus, in dem ich Ihnen, sehr geehrter Herr <strong>Forstner</strong>, aufgrund<br />
eines einstimmigen Ratsbeschlusses den Ehrenring der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Weilerswist</strong><br />
verleihe.