Weißenburger Blätter nostranostra villavilla - Stadt Weißenburg
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Arndt Müller – Das Volto-Santo-Wandbild in der Karmeliterkirche zu <strong>Weißenburg</strong> i. Bay. 1/2012<br />
Sie alle – Deutsche, Engländer, Franzosen (Burgunder,<br />
Bretonen), Spanier (Katalanen), Ungarn und Italiener<br />
– suchten sich im Kriegsdienst in Italien, hier im<br />
Dienst der toskanischen <strong>Stadt</strong>republiken, die Mittel<br />
für die gehobene Lebensführung zu erwerben, die ihnen<br />
die heimischen Verhältnisse nicht mehr gewährten. 33<br />
Die drei Dienstzeiten fielen in eine historische Phase,<br />
in der die Konkurrenzkämpfe der toskanischen <strong>Stadt</strong>republiken<br />
(vor allem von Florenz, Lucca, Pisa und<br />
Siena) nach der Annexion Luccas durch Pisa 1342<br />
(bis 1369) ohne größere militärische Auseinandersetzungen<br />
verliefen. Auf die banneria des Konrad von<br />
Berg wurde aber nicht verzichtet, und auch Johannes<br />
Rigler muss als Soldat geschätzt worden sein, da er<br />
mehrmals angenommen wurde. Seine Bewerbung in<br />
Pisa geschah wohl aufgrund der prokaiserlichen Haltung<br />
der <strong>Stadt</strong>republik. Das wäre für einen <strong><strong>Weißenburg</strong>er</strong><br />
Patriziersohn schon deswegen Beweggrund<br />
genug gewesen, weil seine <strong>Stadt</strong> ebenfalls auf gute<br />
Beziehungen zu Kaiser Ludwig dem Bayern (1314-<br />
1347) setzte wie später auch zu Kaiser Karl IV. (1347-<br />
1378) aus dem Hause Luxemburg. 34 Es fällt auf, dass<br />
er offen seinen persönlichen, bürgerlichen Namen gebraucht<br />
und sich nicht anonym nach der Heimatstadt<br />
nennt wie so viele in den Pisanischen Listen. 35 Außerdem<br />
zeigt sich in Rüstung, Wappen und Helmzier kein<br />
Unterschied zu den Abbildungen adeliger Stifter in<br />
dieser Zeit. 36 Das lässt auf ein starkes gesellschaftliches<br />
Selbstbewusstsein als Angehöriger des führenden<br />
Bürgertums schließen. Eine Stationierung in<br />
Lucca kann aus den Akten nicht belegt werden. Der<br />
Volto Santo wurde aber auch in Pisa verehrt, und es<br />
bestand damals schon eine lange Tradition seiner<br />
Verehrung gerade durch den ausländischen Adel. Hier<br />
hat Johannes Rigler das heilige Kreuz kennengelernt<br />
20<br />
und sich unter seinen Schutz gestellt. Die militärischen<br />
Einsätze gegen Florenz 1344, gegen Aufstände<br />
in Pisa 1347 und 1348 und zuletzt die Soldmonate im<br />
Jahr 1349 überstand er ohne Leibesschaden. Auch<br />
wenn der direkte Nachweis nicht möglich ist, so kann<br />
man doch anhand der Indizien diesen Iohanno<br />
Righiler als Stifter des <strong><strong>Weißenburg</strong>er</strong> Volto Santo in<br />
Betracht ziehen. Aus Dankbarkeit gegenüber Gott hat<br />
er nach seiner glücklichen Rückkehr von einem Teil<br />
des gesparten Soldes das heilige Kreuz in der Karme -<br />
literkirche als Bild zur Andacht und zur Erinnerung an<br />
seine Dienstzeit in Pisa malen lassen. Auch hierin<br />
unterscheidet er sich nicht von seinen adeligen<br />
Kameraden, die ihren Sold für fromme Stiftungen<br />
verwendeten, die urkundlich überliefert sind. 37<br />
Merkwürdig ist, dass der Ehefrau kein Wappen beigegeben<br />
wurde – anders als etwa Gertrud von Bellers -<br />
heim auf dem Kronberger Bild (siehe Anm. 15).<br />
33 Siehe zum Absatz Selzer, S. 39-45.<br />
34 Jäger, S. 17.<br />
35 Bei Schäfer, 3. Buch, sind im Register für die Jahre zwischen 1324 und<br />
1387 21 Söldner mit einem Herkunftsnamen aufgeführt, der mehrheitlich<br />
als „<strong>Weißenburg</strong>“, vereinzelt auch als Weinsberg, Würzburg oder Güssen -<br />
burg (bei Ulm) gelesen werden kann. Unklar bleibt jedoch, ob <strong>Weißenburg</strong><br />
am Nordgau (heute in Bayern) oder <strong>Weißenburg</strong> im Elsass (heute<br />
Wissembourg/Bas-Rhin) gemeint war. Von Seidel/Silva, S. 178, mit Anm.<br />
59 ganz unkritisch verwendet. Selzer behandelt den so offensichtlich großen<br />
Anteil bürgerlicher Söldner distanziert. Vergleiche S. 191-204 (203-204).<br />
36 Vergleiche das ehemalige Wandbild in Kronberg/Taunus bei S/R, nach S.<br />
228. Zwar ist die Verwendung des Stechhelms für bürgerliche Wappen<br />
üblich, aber die Helmzier folgt adeligem Vorbild. Die in <strong>Weißenburg</strong> mit<br />
dem Helm verbundenen hörnerähnlichen Stangen sind keine heraldischen<br />
Formen, sondern dienten zur Befestigung von beweglichen Elementen, wie<br />
Federbüschen oder Rädchen, die beim Anritt gegen den Gegner im Wind<br />
flatterten bzw. sich drehten. Seyler, S. 117.<br />
37 Selzer erwähnt die Volto-Santo-Wandbilder nicht. Vergleiche Abschnitt<br />
„Mitbringsel“ (S. 330-337).