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Unser Wasserzweckverband - Gemeinde Winkelhaid

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<strong>Unser</strong> <strong>Wasserzweckverband</strong><br />

Bericht von Heinrich Jung, ehemaliger stellvertretender Vorsitzender<br />

Um die Jahreswende 2002/2003 hingen dunkle Wolken über dem <strong>Wasserzweckverband</strong> <strong>Winkelhaid</strong>. Der<br />

Wasser-Hochbehälter auf der Ludersheimer Au war ins Gerede gekommen. Spekulationen sprachen von irreparablen<br />

Schäden an dem Bauwerk, die durch die Einbringung von Eisensalzen, die zur Arsenbindung in<br />

das Trinkwasser eingesetzt wurden, entstanden seien.<br />

Vom betreuenden Ingenieurbüro war ein Gutachten von einem anerkannten Nürnberger Gutachter eingeholt<br />

worden, welches den Abbruch und den Neubau des etwa 30 Jahre alten Hochbehälters vorsah. Die Kosten<br />

wurden mit zirka € 1,5 Millionen veranschlagt.<br />

Im zeitlichen Zusammenhang hatte man auch die Wasser-Aufbereitungsanlage in der Feuchter Straße in<br />

<strong>Winkelhaid</strong> auf Weisung des 1. Vorsitzenden Dr. Trautmann einer Inspektion unterzogen. Man stellte<br />

angeblich auch hier größere notwendige Instandsetzungsarbeiten fest. Es wurde eine Aufstellung der ins<br />

Auge gefassten Arbeiten erstellt. Eine Kostenschätzung wurde gleich mitgeliefert. Weit mehr als € 1,3<br />

Millionen wurden an Kosten veranschlagt.<br />

Noch nicht enthalten in diesen Kosten war eine erforderliche provisorische Wasserversorgung <strong>Winkelhaid</strong>s<br />

mit Altdorfer Wasser für die Zeit des vorgesehenen Umbaus. Hierfür hätte man eine neue Wasserleitung von<br />

Altdorf nach <strong>Winkelhaid</strong> bauen müssen. Die sicherlich sehr hohen Kosten dieser provisorischen Maßnahme<br />

wären zu den zirka € 1,3 Millionen noch hinzu gekommen.<br />

Fazit: Hochbehälter zirka € 1,5 Mio., Wasserwerk zirka 1,3 Mio. plus Kosten für provisorische Wasserleitung.<br />

Demzufolge wären Kosten in Höhe von mehr als zirka € 3,0 Mio. angefallen. Ein großer Brocken, der für die<br />

Bevölkerung sehr schwer zu verdauen gewesen wäre.<br />

Unter dem Eindruck dieser anstehenden Kosten von mehr als € 3,0 Mio. haben sich der ehemalige<br />

Wassermeister Wilfried Zelt und ich an die Arbeit gemacht -mit Zustimmung des 1. Vorsitzenden Dr. Dietmar<br />

Trautmann-, um die vom Ingenieurbüro aufgestellten Kosten hinsichtlich ihrer Notwendigkeit zu überprüfen.<br />

Unter die Lupe genommen wurden das Gutachten, die Bausubstanz, die Betriebssicherheit sowie die<br />

Kostenschätzungen. Die Landesgewerbeanstalt Bayern wurde mit ihren anerkannten Sachverständigen hinzu<br />

gezogen.<br />

Das Fazit dieser Überprüfungen: Alle bis dahin angeführten bzw. vorgeschlagenen Arbeiten und Kosten<br />

waren unseres Erachtens hoffnungslos überzogen.<br />

Natürlich ist –wie bei jedem anderen Anwesen oder Privathaus- nach 30 Jahren mal eine Instandsetzung<br />

oder Renovierung fällig, doch deswegen muss man ja nicht gleich das ganze Haus abreißen. Wer kommt<br />

denn auch auf die Idee, sein Privathaus nach 30 Jahren abzureißen. Manche Häuser sind ja nach einer solch<br />

verhältnismäßig kurzen Zeit noch nicht einmal bezahlt.<br />

In Eigenleistung, mit den Möglichkeiten des Zweckverbandes und des gemeindlichen Bauhofes, wurde der<br />

Hochbehälter instand gesetzt. Die aufgelaufenen Kosten hierfür stehen inzwischen fest: Es sind weniger als €<br />

15.000,00. Natürlich ist –wie bei jedem anderen Bauwerk auch- alle paar Jahre mal wieder einiges zu richten.<br />

Hier ein Pinsel Farbe, dort ein wenig Verputz oder die Dachrinne ist zu richten -aber alles ganz banale alltägliche<br />

Arbeiten.<br />

Freilich hat sich die Instandsetzung des Hochbehälters mit den eingeschränkten Mitteln und auf dem kleinen<br />

Dienstweg mehr als ein Jahr hingezogen, doch es hat sich gelohnt.<br />

Geforderten € 1,5 Mio. stehen bezahlte zirka € 15.000,00 gegenüber.<br />

Das bis dahin erfolgreiche Team (Wilfried Zelt, Heinrich Jung, Roland Hiller und Herbert Klenk) hat sich<br />

sodann dem Wasserwerk gewidmet.<br />

Nach Meinung unserer Fachleute geht es bei der Wasser-Aufbereitungsanlage aber weniger um Instandsetzungsarbeiten.<br />

Hier sind nach zirka 35-jähriger Betriebszeit neue Auflagen und<br />

Grenzwerte des Gesetzgebers sowie auch neue -durch die Industrie entwickelte- Verfahren der Wasseraufbereitung<br />

zu berücksichtigen.<br />

<strong>Unser</strong> Trinkwasser kommt aus einer Tiefe von mehr als 100 m, aus dem Burgsandstein. Wie bei unseren<br />

Nachbarn auch, die ihr Wasser zum größten Teil aus dem Burgsandstein gewinnen, enthält das Wasser<br />

neben vielen anderen Mineralien auch Arsen und ist darüber hinaus nicht im Kalk/Kohlensäure-Gleichgewicht.<br />

Es ist im sauren Bereich.<br />

Der Gehalt an Arsen hat bis vor zehn Jahren keine Rolle gespielt, denn wir lagen mit unserem Rohwasser<br />

unter dem Grenzwert von Arsen. Im Jahre 1995 hat der Gesetzgeber den Grenzwert gesenkt. Nur noch für<br />

eine Übergangszeit durfte der <strong>Wasserzweckverband</strong> <strong>Winkelhaid</strong> –wie andere Verbände auch- über dem<br />

Grenzwert liegen. Der <strong>Wasserzweckverband</strong> war also zum Handeln gezwungen.<br />

Leider wurde zu diesem Zeitpunkt von der Industrie noch kein Verfahren angeboten, dass mit vernünftigen<br />

Mitteln dieses Problem gelöst hätte. <strong>Unser</strong> damaliger Wassermeister Wilfried Zelt hat dann -nach Einholung<br />

vieler Informationen- ein Provisorium erstellt, um den gesetzlichen Vorgaben gerecht zu werden. Es wurde<br />

flüssiges Eisensalz „geimpft“, welches das Arsen ausflocken ließ. In einem vorhandenen, nachgeschalteten<br />

Filter wurde dann das ausgeflockte Arsen zurückgehalten und später ausgespült.


Schließlich nahm sich die Industrie dieser Problematik an und hat zwischenzeitlich verschiedene Verfahren<br />

zur Arsen-Beseitigung entwickelt. Es gibt heute auf dem Markt verschiedene flüssige Eisensalze und auch<br />

ausgezeichnete Dosieranlagen. Es gibt allerdings zwischenzeitlich auch verschiedene Granulate, die bei<br />

Kontakt mit dem arsenhaltigen Wasser das Arsen absorbieren.<br />

Neben dem Problem mit dem Arsen müssen wir aber auch unser Wasser in das Kalk/Kohlensäure-Gleichgewicht<br />

bringen. Bisher wird das Wasser verdüst, einfach versprüht. Durch den Verdüsungsraum wird Luft geblasen,<br />

die durch das Verdüsen freigesetzte Kohlensäure entweichen lässt. Nach diesem Vorgang ist das<br />

Wasser schon fast im Kalk/Kohlensäure-Gleichgewicht. Eine Restentsäuerung findet aber noch in den nachgeschalteten<br />

Akdolit-Filtern statt, wo die Kohlensäure in Kontakt mit halbgebranntem Dolomit sich binden<br />

lässt.<br />

Auch für dieses Problem der Entsäuerung hat die Industrie in den letzten Jahren neue und wesentlich effizientere<br />

Verfahren, als die Verdüsung es war, entwickelt. Die leistungsfähigste Anlage einer Entsäuerung ist<br />

heute die Flachbett-Belüftung. Bei diesem Verfahren fließt das Wasser durch einen großen Behälter aus<br />

Edelstahl, in dem querliegend 8 feinporige Belüftungsrohre aus glasgebundenem Keramikwerkstoff hintereinander<br />

angebracht sind. Diese Keramik-Kerzen haben sehr viele und sehr kleine Poren, durch die Luft gedrückt<br />

wird. Dabei wird die Kohlensäure in dem Wasser freigesetzt und anschließend abgesaugt. Von zwei<br />

verschiedenen Instituten wurde der Flachbettbelüfter für unsere Wasserzusammensetzung und unseren<br />

Wasserdurchsatz berechnet und beide Institute kamen zu dem gleichen Ergebnis.<br />

Weil wir mit dem Einbau eines Flachbettbelüfters keine Restentsäuerung und damit auch keine Filter für<br />

dieses Material mehr benötigen, haben wir uns für die Zukunft für folgendes Verfahren entschieden: Die vorhandenen<br />

Filterkessel füllen wir mit einem Adsorbens-Material, in unserem Fall mit GEH (Granuliertes Eisenhydroxid).<br />

Damit haben wir das Arsen im Griff. Für die Entsäuerung führen wir das Wasser über einen zu beschaffenden<br />

Flachbettbelüfter. Das ist schon alles.<br />

Dies klingt sehr einfach, ist es aber nicht. Es müssen zwar keine großen baulichen Veränderungen an unserem<br />

Wasserwerk vorgenommen werden. Es muss auch kein neues Absetzbecken von 100 m³ Fassungsvermögen<br />

gebaut werden. Aber es ist trotzdem einiges zu investieren, um für die Zukunft gerüstet zu sein.<br />

Nach 35 Betriebsjahren sind bei den verschiedenen Betriebsteilen Verschleißerscheinungen zu erkennen:<br />

Pumpen, Schieber, Mess- und Regeleinrichtungen zeigen Abnutzung oder sind von der technischen Entwicklung<br />

einfach überholt.<br />

Deshalb sind Investitionen unumgänglich. Aber: Im Wasserwerk gilt das gleiche wie beim Hochbehälter.<br />

In Zeiten knapper Kassen muss nicht gleich Tabula rasa gemacht und das Geld mit vollen Händen ausgegeben<br />

werden. Wenn die Anlage nach dem Umbau auf dem neuesten Stand der Technik ist, vergleichbar mit<br />

einem guten Mittelklasse-Auto, dann muss das doch genügen. Es muss nicht unbedingt ein Ferrari sein.<br />

Die veranschlagten € 1,3 Mio. zuzüglich der Notversorgung von Altdorf werden wir bei weitem nicht für den<br />

Umbau des Wasserwerkes benötigen, doch an die € 150.000,00 können es insgesamt schon werden.


Anmerkung:<br />

Der <strong>Wasserzweckverband</strong> und die <strong>Gemeinde</strong> <strong>Winkelhaid</strong> haben für die bisherigen sehr wertvollen Arbeiten<br />

hohen Dank abzustatten an folgende Personen:<br />

• Wilfried Zelt, ehemaliger Wassermeister des WZV<br />

• Heinrich Jung, ehemaliger 2. Vorsitzender des WZV<br />

• Roland Hiller, jetziger Wasserwart<br />

• Herbert Klenk, Leiter des Bautrupps der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Winkelhaid</strong><br />

Gegenwärtige Daten des WZV<br />

Haushalt 2004:<br />

• Verwaltungsetat:<br />

- Betriebsaufwand (ohne kalk. Kosten) = ca. € 365.000,--<br />

- Betriebsaufwand (mit kalk. Kosten) = ca. € 556.000,--<br />

- Einnahmen = ca. € 423.000,--<br />

• Vermögensetat :<br />

- Investitionen Wasserwerk = ca. € 93.000,--<br />

- Investitionen Leitungsbau = ca. € 144.000,--<br />

• verkaufte Wassermenge = ca. 250.000 m³<br />

(ca. 20.000 m³ weniger als 2003)<br />

Vorausschau 2005:<br />

• Vermögensetat:<br />

- Investitionen Wasserwerk = ca. € 70.000,--<br />

- Investitionen Leitungsbau = ca. € 80.000,--

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