Schiffs-Reisetagebuch Molukken Juni 2009 - Wirodive
Schiffs-Reisetagebuch Molukken Juni 2009 - Wirodive
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<strong>Schiffs</strong>-<strong>Reisetagebuch</strong> <strong>Molukken</strong> <strong>Juni</strong> <strong>2009</strong><br />
Aufgezeichnet von Unterwasser-Fotograf Udo Kefrig<br />
Montag, 1.6.<strong>2009</strong><br />
13 Uhr Ortszeit. Nach 15-stündiger<br />
Flugzeit mit Zwischenstopp in Singapur<br />
erreichen wir, das sind Arvid,<br />
Gerd, Rolf und ich, Manado auf<br />
Sulawesi in Indonesien. Nach unproblematischenEinreiseformalitäten<br />
erwartet uns Rudi Ring, der<br />
Eigner des Tauchschiffs MS Liburan.<br />
Zu uns stoßen noch Tanja, Roger, Jochen<br />
und Christine. Der Transfer zur<br />
Marina, wo die Liburan für uns bereit<br />
liegt, dauert noch mal 40 Minuten.<br />
Kabinen beziehen, kurze Einweisung<br />
– und schon starten wir<br />
um 16.30 Uhr Richtung Halmahera/<strong>Molukken</strong><br />
Nach einem schmackhaften<br />
Chinesisch-Indonesischen<br />
Abendessen und einem Bierchen,<br />
legen sich auch die Härtesten von<br />
uns auf’s Ohr. Um 23 Uhr werde ich<br />
plötzlich unsanft durch hin und her<br />
fliegendes Gepäck in meiner Kabine<br />
geweckt. Ein Sturm aus Richtung<br />
Süd ist aufgezogen. Nach dem eines<br />
von unseren Beibooten halb abgesoffen<br />
ist, hat sich der Kapitän vernünftigerweise<br />
entschlossen, umzudrehen,<br />
den sicheren Hafen der<br />
Stadt Bitung in der Lembeh Strait<br />
anzulaufen und dort den Sturm abzuwarten.<br />
Dienstag, 2.6.<strong>2009</strong><br />
Um 7 Uhr werde ich durch lautes<br />
Bimmeln der <strong>Schiffs</strong>glocke geweckt,<br />
Briefing! Okay, aber nicht mit mir.<br />
Meine Kameras sind nicht noch<br />
nicht zusammengebaut – und ohne<br />
Kamera war ich sowieso schon<br />
25 Jahre nicht im Wasser. Und jetzt<br />
werde ich damit auch nicht anfangen.<br />
Zweiter Tauchgang (für mich<br />
der erste) dann bei Nudi Ret-Reat<br />
um 11.30 Uhr, Kameras sind einsatzbereit,<br />
und ich freue mich. Tauchen<br />
in der Lembeh Strait. Es ist schon<br />
wieder ein halbes Jahr her,dass ich<br />
dort den Critters zu Leibe rückte.<br />
Auf den ersten Blick sieht die Unterwasser-Landschaft<br />
aus wie in einem<br />
Baggersee in Norddeutschland. Ramon,<br />
mein Tauchguide, zeigt mir<br />
schon in der ersten zehn Minuten<br />
Motive, die ich noch nicht in<br />
meinem Archiv hatte, Ein toller Eingewöhnungs-Tauchgang.Mittagessen<br />
um 13 Uhr, und um 15 Uhr läutet<br />
die Glocke zum Briefing für den<br />
dritten Tauchgang bei Magic Rock.<br />
Wieder Lembeh Strait, der starke<br />
Wind lässt nichts anders zu. Es gibt<br />
viel zu sehen: Tolle Seepferdchen,<br />
1 · u 2/10<br />
Nacktschnecken und jede Menge<br />
Kleinzeug, so wie ein Makro-Fotograf<br />
es sich wünscht. Nach dem<br />
Tauchen werden wie immer leckere<br />
Snacks gereicht, heute gebackene<br />
Bananen. 19 Uhr Abendessen<br />
– und so lecker! Allein von den Suppen<br />
könnte ich mich ernähren. Lasse<br />
mir als Hobby-Koch sofort das<br />
Rezept von dem indonesischem<br />
Dressing geben. Nach dem Essen<br />
geselliges Zusammensein, die Gruppe<br />
(drei Schweizer und sechs Deutsche)<br />
ist prima. Das ist das A und O<br />
einer Safari.<br />
Mittwoch, 3.6.<strong>2009</strong><br />
8 Uhr Briefing, danach erster Tauchgang<br />
bei Hair Ball. Ein geiler Tauchplatz,<br />
alles was die Lembeh Strait zu<br />
bieten hat. Nach 90 Minuten sind<br />
meine Akkus vom Blitz leer. Wie die<br />
Zeiten sich ändern - früher war der<br />
Film voll. Gerd und ich tauchen auf,<br />
mit der Hoffnung auf dass unsere<br />
Tauchpartner nicht schon das ganze<br />
Frühstücksbuffett abgeräumt haben.<br />
Es gibt u. a. die obligatorische<br />
Frühstückssuppe. Für 11.30 Uhr ist<br />
der zweite Tauchgang am Coral Garden<br />
angesetzt, immer noch in der<br />
Lembeh Strait, der starke Wind lässt<br />
es nicht anders zu. Ich bin auf Nitrox<br />
umgestiegen, ein Glück. sonst<br />
wäre ich wegen der Seepferdchen<br />
auf 33 Meter Tiefe voll in die Dekozeit<br />
gekommen. Wieder 90 Minuten<br />
Tauchzeit, mein Tauchpartner Gerd<br />
kann von dieser Vielfalt der Fauna<br />
und Flora in der Lembeh Strait einfach<br />
nicht genug bekommen. Nach<br />
schmackhaftem Mittagessen, abnehmen<br />
ist auf der Liburan nicht<br />
möglich, bereiten wir uns seelisch<br />
schon auf den dritten TG vor (wir<br />
scherzen alle, schlafen essen tauchen,<br />
schlafen essen tauchen ...<br />
nun, dafür sind wir hier). 15.30 Uhr:<br />
dritter Tauchgang bei Pante Parigi,<br />
ab jetzt tauche ich nur noch mit<br />
Nitrox. Ich sage vor dem Abstieg<br />
zu meinem einheimischen Guide<br />
Charles, dass ich gern mal einen<br />
Anglerfisch fotografieren möchte.<br />
Gesagt, getan! In den ersten zehn<br />
Minuten nach dem Antauchen habe<br />
ich schon zwei Anglerfische digitalisiert.<br />
Die Tauchguides auf der Liburan<br />
sind top, kein Motiv, das sie<br />
nicht finden. Nach dem Auftauchen<br />
kommt die Hiobsbotschaft - um<br />
18.30 Uhr ist ein Nachttauchgang<br />
am Aer Prang angesetzt. Nee, denke<br />
c »Tauchen Sie doch, wo der Pfeffer wächst!« Die indonesischen <strong>Molukken</strong>,<br />
auch als Gewürz-Inseln bekannt, werden Sie in den Bann ziehen.<br />
Mit viel Ursprünglichkeit und Unerwartetem. Die Reise zu diesem<br />
<strong>Schiffs</strong>-Logbuch finden Sie in u 02/2010.<br />
ich, das tue ich mir nicht an und<br />
denke an die Worte meines Tauchpartners<br />
Stolli. Die Nacht gehört der<br />
Bar. Okay, ist Spaß, aber ich bin gar,<br />
und drei TG am Tag reichen mir. Außerdem<br />
gibt es heute als Vorspeise<br />
Sushimi - roher Thunfisch mit einer<br />
Sojasauce, gemischt mit Wasabi und<br />
etwas Limonensaft. Wir bekommen<br />
gerade die Nachricht, dass der Wind<br />
sich gelegt hat, Der Kapitän entscheidet<br />
sich dafür, um 3 Uhr Richtung<br />
Halmahera in der <strong>Molukken</strong>see<br />
zu starten.<br />
Donnerstag, 4.6.<strong>2009</strong><br />
3 Uhr. Der Sturm hat sich gelegt, wie<br />
von Rudi Ring, dem <strong>Schiffs</strong>eigner<br />
der Liburan und mehr als 15 Jahren<br />
Kenner der Tauchgewässer Indonesiens,<br />
vorausgesagt. Die zwölfköpfige<br />
Besatzung ist fertig zum Auslaufen.<br />
Endlich heißt es »Anker auf«,<br />
und wir fahren langsam aus dem<br />
geschützten Hafen hinaus ins offene<br />
Meer, der großen Freiheit und<br />
Einsamkeit, aber auch unseren Taucherträumen<br />
entgegen. Auf die <strong>Molukken</strong><br />
haben wir schon immer gewollt.<br />
Tauchen bis zum Abwinken,<br />
vor allem ständig neue und unterschiedliche<br />
unberührte Tauchreviere<br />
wollen wir kennenlernen. Was<br />
lieht also näher, als sich an Bord<br />
eines Schiffes, einer komfortablen<br />
schwimmenden Tauchbasis mit Logis<br />
und Verpflegung, die Unterwasserwelt<br />
der <strong>Molukken</strong> zu erschließen?<br />
Gute Bedingungen finden wir<br />
an Bord. Alles perfekt, die Ausrüstung<br />
im besten Zustand, das Essen<br />
ein Traum. Bis zu 14 Personen bietet<br />
die M/S Liburan bequeme Kojenschlafplätze<br />
an und läuft schon bei<br />
einer Belegung von vier Personen<br />
aus. »Dank« der kurzfristigen Ausschreibung<br />
dieser Explorertour sind<br />
wir nur neun Gäste, acht davon Taucher<br />
und zwölf Mann als Besatzung.<br />
Eine rührige Crew, die spielend auch<br />
mit mehr als acht verrückten Tauchern<br />
und Fotografen fertig wird.<br />
In sanftem Rhythmus taucht der<br />
Bug des Schiffes in das tiefblaue<br />
Wasser ein, durchpflügt mit weißer<br />
aufspritzender Gischt die lange<br />
Dünung. Vor mir der unendliche<br />
Horizont, neun Stunden dauert die<br />
Überfahrt nach Tifore - eine einsame<br />
Insel mitten in der <strong>Molukken</strong>see.<br />
15 Uhr. Wir haben die Uhr noch mal<br />
eine Stunde vorgestellt, jetzt sind es<br />
sieben Stunden Zeitverschiebung<br />
zu Deutschland. Tifore Island ist in<br />
Sichtweite. Briefing, wir tauchen am<br />
Barakuda Point. Ein langgezogenes<br />
Riff ein paar Kilometer von der Insel<br />
entfernt. Leichte Strömung und<br />
stahlblaues Wasser, doch die Barakudas<br />
sind nicht da. Über tausend<br />
Tiere soll der Schwarm haben. 16.30<br />
Uhr: Wir sind zu spät, es ist Abendbrotzeit<br />
in der <strong>Molukken</strong>see, die Barakudas<br />
im offenen Meer auf der<br />
Jagd. Ansonsten ein tolles Riff, mit<br />
bizarren Felsformationen, die mit<br />
Weichkorallen überzogen sind. Den<br />
Sonnenuntergang verbringen wir<br />
vor Tifore Island. 18 Uhr: Christine,<br />
die einzige Nichttaucherin an Bord,<br />
hat Bedenken, als sich Boote mit<br />
Einheimischen unserem Schiff nähern.<br />
Rudi beruhigt sie, wir haben<br />
Genehmigung vom Bupati, also keine<br />
Angst. Nach dem Abendessen<br />
setzen wir die Fahrt nach Halmahera,<br />
unserem Zielpunkt fort. c
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Freitag, 5.6.<strong>2009</strong><br />
8 Uhr. Nach einer ruhigen Überfahrt<br />
erreichen wir die ersten Inseln<br />
von Halmahera. Rudi entschließt<br />
sich spontan, an einem vorgelagerten<br />
Riff, das wir gerade passieren,<br />
zu tauchen. Gerd und ich lassen uns<br />
wieder in Gruppe drei einteilen, weil<br />
der »Nighrider Kefrig« nie pünktlich<br />
aus der Pofe kommt. Ab jetzt gibt<br />
es wegen den neuen unberührten<br />
Tauchplätze kein Briefing mehr. Mit<br />
unserem Guide Charles tauchen wir<br />
in dieses unerforschte Tauchgebiet<br />
ab. Fast ohne Strömung schweben<br />
wir an der Riffkante entlang, lassen<br />
uns langsam absinken. Die Felsen<br />
sind über und über mit Weichkorallen<br />
bewachsen. Makrelen kommen<br />
aus der Tiefe, aus dem Nichts<br />
auf uns zu. Millionen kleiner quirliger<br />
Jungfische, selbst ein Barakudaschwarm<br />
von etwa 50 Tieren gibt<br />
sich hier ein Stelldichein. Nach dem<br />
Tauchgang nennen wir den Platz<br />
»Heaven of Liburan«. Frühstück und<br />
Weiterfahrt zum nächsten Tauchplatz<br />
, den wir um 14 Uhr erreichen<br />
sollen. Um 14.15 Uhr steigen wir vor<br />
der Insel Tangung Gumorga ins Wasser,<br />
die Sicht hält sich in Grenzen.<br />
Riff linke Schulter lassen wir uns<br />
ein paar Kilometer treiben – so liebe<br />
ich das Tauchen! Die Fauna und<br />
Flora zieht an mir vorbei und wie im<br />
Schlaraffenland picke ich mir meine<br />
Motive raus. 16.30 Uhr: Der dritte<br />
Tauchgang am Tanetti Corner, es<br />
ist schon spät geworden, typisches<br />
Zwielicht, die Sicht ist auch nur 20<br />
Meter. Starke Strömung. Egal, wir<br />
lassen wieder unsere Motive im Flug<br />
an uns vorüberziehen. Intakte Unterwasser-Welt,<br />
Weißspitzenhaie,<br />
Büffelkopf-Papageienfische und eine<br />
total intakte Unterwasser-Welt<br />
begleiten uns bei diesem Abstieg.<br />
Ansonsten gibt es, außer der obligatorischen<br />
Havanna und dem schottischen<br />
Whisky, den wir aus dem<br />
Duty Free aus Singapur mitgebracht<br />
haben, nichts zu erwähnen. Zum<br />
Abendessen gibt es feines Fisch-<br />
Curry vom Barakuda, den Rudi am<br />
Nachmittag geangelt hat.<br />
Samstag, 6.6.<strong>2009</strong><br />
7 Uhr, wecken, erster Tauchgang<br />
am Pasirbal - einem vorgelagerten<br />
Riff. Für mich als Fotograf geht<br />
es, weil ich immer meine Motive<br />
finde, ansonsten ist dieser Tauchplatz<br />
nicht erwähnenswert. 13 Uhr<br />
zweiter Tauchgang am Pulau Nanlas<br />
- schlechte Sicht und alles durch<br />
Unterwasser-Bombing zerstört.<br />
Trotzdem bin ich wieder auf meine<br />
2 · u 2/10<br />
5°<br />
125°<br />
Sangir<br />
Sulawesi<br />
Salibabu<br />
Tahuna<br />
Siau<br />
Tagulandan<br />
Manado<br />
Karakelong<br />
Niampak<br />
Kabaruan<br />
Biang<br />
Sidango<br />
Ambelau<br />
Kosten gekommen, habe bestimmt<br />
20 verschiedene Arten Nacktschnecken<br />
fotografiert. Mein einheimischer<br />
Tauchguide Charles sagt mir<br />
nach dem Tauchgang, dass er viele<br />
Arten an Nacktschnecken gesehen<br />
hat, die er nicht kannte. Mittagessen,<br />
Akkus laden und um 15 Uhr der<br />
dritte Tauchgang am Timlis. Leider<br />
wieder schlechte Sicht. So kann es<br />
gehen bei einer Explorer-Tour! Wenn<br />
da nicht das hervorragende Abendessen<br />
von heute wäre! Wir hoffen alle<br />
auf den nächsten Tag.<br />
Sonntag, 7.6.<strong>2009</strong><br />
7 Uhr: Der erste Tauchgang führt<br />
uns zu einem neuen Tauchplatz vor<br />
der Insel Tanjung Saleh. Eine gigantische<br />
Rifflandschaft mit farbenprächtigen<br />
Korallen. Wir lassen uns<br />
mit der leichten Strömung durchs<br />
Riff gleiten. Neugierig begleitet von<br />
einem Schwarzspitzen-Riffhai. 10<br />
Uhr, zweiter Tauchgang am Pokal Island,<br />
einer kleinen Insel, die mitten<br />
im Kanal aus mehr als 1000 Meter<br />
Tiefe herausragt. Wir springen<br />
an der Nordseite in das tiefblaue<br />
Wasser und lassen uns mit der re-<br />
Morotai<br />
Daruba<br />
Galela<br />
Akelamo<br />
Buli<br />
B a n d a s e e<br />
Halmahera<br />
130°<br />
<strong>Molukken</strong><br />
Borneo<br />
0°<br />
Äquator<br />
<strong>Molukken</strong>see<br />
Sofifi<br />
Kayoo<br />
Dolit<br />
Gebe<br />
Kasiruta<br />
Halmahera-<br />
Labuha Ganisee<br />
Bacan<br />
Bisa<br />
Waisai Waigeo<br />
Gag<br />
Sorong<br />
Torabi<br />
Taliabu<br />
Waykilo<br />
Dofa Mangole<br />
Fagudu<br />
Sanana<br />
Laiwui<br />
Obi<br />
Seramsee<br />
Misool<br />
Tamulol<br />
Inanwatan<br />
Wahai<br />
Wapotih Boano<br />
Namlea<br />
Fogi Buru Manipa<br />
Ambon<br />
Tifu Oki<br />
Piru<br />
Kobi<br />
Manusela<br />
Amahai<br />
Ambon Seram<br />
Bolifar<br />
Urung<br />
Fakfak<br />
Damar<br />
Wetar Romang<br />
Wuliaru<br />
Lioppa<br />
Alor<br />
Dili<br />
125°<br />
Arwala<br />
Ilwaki<br />
Baukau<br />
Lore<br />
OSTTIMOR<br />
Babar<br />
Moa<br />
Saumlakki<br />
Sermata Selaru<br />
Arafurasee<br />
130°<br />
Indonesien<br />
Java<br />
Philippinen<br />
Pazifischer<br />
Ozean<br />
Lelingluang<br />
Watmuri<br />
Yamdena<br />
150 km<br />
Neuguinea<br />
Australien<br />
02/10<br />
© www.b-spachmueller.de<br />
0°<br />
Äquator<br />
Irian<br />
Jaya<br />
5°<br />
Kai<br />
Tual<br />
Kai Ketjil<br />
lativ starken Strömung an der Unterwasserlandschaft<br />
vorbei treiben.<br />
Hier findet man alles, was die Fauna<br />
und Flora der <strong>Molukken</strong>see zu bieten<br />
hat. Wir benennen den Spot daher<br />
»Muluku Express«. Nach dem<br />
schmackhaften Mittagessen im Hafen<br />
der kleinen Stadt Babang machen<br />
wir um 15 Uhr den dritten<br />
Tauchgang an einem vorgelagerten<br />
Riff. Leider ist der Tauchplatz durch<br />
Unterwasser-Bombing zerstört.<br />
Gegen 17 Uhr bekommen wir an<br />
Bord hohen Besuch vom Militär-General<br />
M. Sjaban Lantah, die rechte<br />
Hand vom Bupati und ein alter<br />
Freund von <strong>Schiffs</strong>eigner Rudi Ring.<br />
Auf meine Frage garantiert der General<br />
die Sicherheit der Touristen<br />
und Taucher in seinem Amtsbereich.<br />
Nach einem guten Abendessen<br />
schließen wir auch diesen Tauchtag<br />
mit einem Sundowner ab.<br />
Montag, 8.6.<strong>2009</strong><br />
8 Uhr, wir tauchen bei Gosong Tengah,<br />
einem weit vorgelagerten Riff<br />
am Ausläufer der Straße von Patiennti.<br />
Gute Sicht, etwa 30 Meter,<br />
doch das Riff ist durch Unterwas-<br />
ser-Bombing zerstört. So ein Mist,<br />
denke ich mir, da sind sie wieder, die<br />
Nachteile einer Explorertour. Nach<br />
kurzem Schwimmen erreichen Gerd<br />
und ich eine Stelle in 30 Meter Tiefe,<br />
die sehr schön mit Schwämmen,<br />
großen Fächer- und Peitschen-Korallen<br />
bewachsen ist. Vor lauter Fotografieren<br />
bemerken wir nicht,<br />
dass über uns Schwarzspitzen-Riffhaie<br />
kreisen und uns neugierig bei<br />
der Arbeit zuschauen. Das Lästern<br />
der restlichen Gruppe am Frühstückstisch<br />
ist uns gewiss. 12 Uhr: Noch<br />
vor dem Mittagessen machen wir<br />
den dritten Tauchgang am Riff von<br />
Silong Tengah. Ein schöner Tauchplatz.<br />
Ich lichte die besten Motive<br />
im Makro und Weitwinkelbereich<br />
ab. 14 Uhr: Mittagessen und danach<br />
Überfahrt zu der Insel Gorango.<br />
17 Uhr: Wir bereiten uns auf den<br />
dritten Tauchgang am sogenannten<br />
Shark Point vor, es ist spät geworden,<br />
und das Riff liegt auch noch<br />
im Schatten. Was dann in der nächsten<br />
Stunde passiert, habe ich in<br />
meiner 30-jährigen Taucher-Karriere<br />
noch nicht erlebt! Stahlblaues Wasser,<br />
die Strömung undefinierbar. Eine<br />
Steilwand, die bis ins Unendliche<br />
zu gehen scheint, mit der Strömung<br />
rhythmisch schwingende Felder von<br />
Fächerkorallen und ein unglaublicher<br />
Fischreichtum. Barrakudas<br />
zu Hunderten, Fledermausfische,<br />
Schwärme von Doktorfischen, Makrelen,<br />
Thunas, Haie. Wahnsinn! Ich<br />
wage zu sagen, lasse ich die Wracktauchgänge<br />
mal außen vor, dass das<br />
hier ganz sicher der beste Abstieg<br />
meines Lebens war.<br />
20 Uhr: Für den krönenden Tagesabschluss<br />
ist noch ein Nachttauchgang<br />
am Jetty von Panembuang angesetzt.<br />
Die bunt bewachsenen Pfeiler<br />
gehen bis zehn Meter Tiefe auf den<br />
Grund. Hier findet der Nachttaucher<br />
alles, was sein Herz begehrt - selbst<br />
den so seltenen Walking Shark, dre<br />
am Grund watschelt. Nach einem<br />
herrlichen Abendessen, Cuba Libre<br />
und Havanna falle auch ich in die<br />
Klappe. Vier Tauchgänge am Tag –<br />
echt heftig!<br />
Dienstag, 9.6.<strong>2009</strong><br />
8 Uhr Frühstück. Heute ist tauchfrei,<br />
wir müssen Lebensmittel in der Hafenstadt<br />
Labuha bunkern. Zusätzlich<br />
ist heute noch ein ganz besonderer<br />
Tag! Das Sultanat Halmahera-Süd<br />
feiert sein sechsjähriges Bestehen,<br />
seine Autonomie. Selbst in zwei Tageszeitungen<br />
wurde angekündigt,<br />
dass eine Touristentruppe aus Germany<br />
das Sultanat besucht. Wir c
p URLAUB-INFO DOWNLOAD · MOLUKKEN u 2/10<br />
bekommen eine Einladung vom Bupati<br />
(übersetzt Landesfürst) Mohammad<br />
Kasuba an diesem Fest teizu<br />
nehmen. 9 Uhr: Mit einer Rikscha<br />
lasse ich mich zum neuen Basar in<br />
der Stadt Labuha fahren. Ich mache<br />
Fotos von den Einheimischen<br />
und ihren Kinder. Lange ist es her<br />
dass ich solch eine überwältigende<br />
Freundlichkeit auf meinen Reisen<br />
erlebt habe. 12 Uhr: Als die Liburan<br />
am Pier der Insel Nusa Raa, wo das<br />
Fest stattfindet, anlegt, werden wir<br />
wie zu einem Staatsbesuch empfangen.<br />
Der Bupati und all seine Generäle<br />
sind da, wichtige und nicht<br />
so wichtige Leute stehen Spalier.<br />
Dieses Erlebnis ist ein echter Knaller,<br />
es werden sogar Begrüßungstänze<br />
für uns aufgeführt. Unsere Gruppe<br />
bekommt ein Mittagessen mit<br />
verschiedenen schmackhaften lokalen<br />
Gerichten serviert. Danach hält<br />
der Bupati eine Rede, in der es nur<br />
um die MS Liburan, Rudi Ring und<br />
uns geht. Dann wird Rudi ans Mikrofon<br />
gebeten. In perfektem Indonesisch<br />
redet er gleich Tacheles, über<br />
Unterwasser-Bombing, Plastikmüll-<br />
Entsorgung im Meer und dass die<br />
einheimischen Dorf-Chefs, es gibt<br />
249 Dörfer auf Halmahera-Süd, ihre<br />
Landsleute animieren sollen, die<br />
Unter- und Überwasser-Welt mehr<br />
zu schützen. Diese Rede wird von allen<br />
Beteiligten mit lautem Applaus<br />
honoriert. Dann verlassen wir die<br />
Veranstaltung,um in Panembuang<br />
noch ein paar Tonnen Diesel für die<br />
Rückfahrt aufzunehmen. Toll, dann<br />
könnten wir ja doch noch einen Tagtauchgang<br />
am Jetty von Panembuang<br />
machen. Leider kommt uns<br />
der Regengott zuvor. Ein Platzregen,<br />
der in kürzerster Zeit die Sicht unter<br />
Wasser auf null reduziert.<br />
Leckeres Abendessen an Bord, es<br />
gibt wieder gegrillten, marinierten<br />
Fisch, der auf der Taucherplattform<br />
am Heck auf Kokosnuss-Schalen zubereitet<br />
wird. Für 19 Uhr hat uns<br />
der Bupati noch mal zu einer bunten<br />
Abendveranstaltung eingeladen.<br />
Wir kommen mit Absicht eine<br />
Stunde später, also um 20 Uhr,<br />
denn Pünktlichkeit gilt in Indonesien<br />
als unhöflich. Wir sitzen in der<br />
ersten Reihe neben dem Bupati<br />
und sämtlichen »wichtigen« Leute<br />
des Landes. Neben Tanzvorführungen,<br />
Comedy und Gesang ist<br />
die Krönung des Abends Rudis Diashow.<br />
Bei den Einheimischen, es<br />
mögen ein paar Hundert gewesen<br />
sein, bleibt teilweise der Mund offen<br />
stehen. Bis auf General M. Sjaban<br />
Lantah, der selber taucht, hat noch<br />
3 · u 2/10<br />
keiner je den Kopf unter Wasser gehalten.<br />
Zum Schluss der Diavorführung<br />
zeigt Rudi noch zwei Bilder<br />
eines durch Unterwasser-Bombing<br />
und Giftfischerei total zerstörtes Riff.<br />
Tosender Applaus am Ende, und<br />
der Bupati und sein Tourismusminister<br />
versprechen alles Erdenkliche<br />
zu tun, um die Riffe in Zukunft zu<br />
schützen. Zum Schluss haben Rudi<br />
und ich noch die Möglichkeit, dem<br />
Bupati Fragen über das Tauchen und<br />
die geplante Förderung des Tourismus<br />
zu stellen. Um 23 Uhr verlassen<br />
wir die Veranstaltung, da wir<br />
noch eine zehnstündige Nachtfahrt<br />
zu den Tauchplätzen von Pulau Babi<br />
vor uns haben.<br />
Mittwoch, 10.6.<strong>2009</strong><br />
8 Uhr, wecken. Gerd hat schon die<br />
Flaschen gescheckt, Nitrox 31 und<br />
uns heute für die Gruppe eins eingeteilt.<br />
Der Tauchplatz, wir nennen<br />
ihn Roger Point im Süden von Halmahera,<br />
verfügt über eine schöne<br />
Unterwasser-Landschaft. Ein paar<br />
Schwarzspitzen-Riffhaie begleiten<br />
uns, halten aber eine zu große Distanz<br />
um sie vernünftig ablichten zu<br />
können. Ich konzentriere mich auf<br />
die großen Vasenschwämme, ansonsten<br />
sehe ich viel Kleinzeug und<br />
Nacktschnecken. 12 Uhr, zweiter<br />
Tauchgang vor der Insel Babi. Klares<br />
Wasser und Strömung, so wie ich sie<br />
selten erlebt habe. Wir tauchen auf<br />
24 Meter ab und lassen uns treiben.<br />
An Festhalten ist nicht zu denken,<br />
wahrscheinlich hätte es mir den<br />
Arm abgerissen. Das Riff ist über<br />
und über mit kleinen gelben Weichkorallen<br />
bewachsen. Eine der anderen<br />
Gruppen hat auf der anderen<br />
Seite getaucht, keine Strömung und<br />
Fisch ohne Ende. Süßlippen und Fledermausfisch,<br />
bis zu 30 Tieren im<br />
Schwarm. Da kann man nur sagen:<br />
»zur falschen Zeit am falschen Ort«.<br />
14 Uhr Mittagessen und Weiterfahrt<br />
zur südlichsten Spitze von Halma-<br />
hera. 17 Uhr. Es ist spät geworden,<br />
der Tauchplatz Wali Corner ist eine<br />
Steilwand bis 40 Meter Tiefe, die<br />
dann stufenförmig ins Unendliche<br />
abfällt. Das Wasser ist glasklar, ich<br />
schätze die Sicht auf über 30 Meter.<br />
Ein typischer Dämmerungstauchgang,<br />
Schwarzspitzen-Riffhaie und<br />
Schwärme von Doktorfischen begleiten<br />
uns während des Abstiegs.<br />
Ich kann noch einige schöne Mischlichtaufnahmen<br />
von den großen Fä-<br />
Foto: Udo Kefrig<br />
cherkorallen, mit der die Riffwand<br />
über und über bewachsen ist, schießen.<br />
Gerd muss für mich modeln. Er<br />
macht seine Sache sehr gut, ich quäle<br />
ihn gern und lasse ihn in der Strömung<br />
das Motiv solange anschwimmen,<br />
bis es passt. Jetzt muss Gerd,<br />
der Zahnarzt aus Lingen, eben auch<br />
mal leiden. Seine Patienten werden<br />
es mir wohl ewig danken. Nach dem<br />
Abendessen fallen wir alle platt ins<br />
Bett. »Das Leben ist schon hart in<br />
den Tropen«.<br />
Donnerstag, 11.6.<strong>2009</strong><br />
1.30 Uhr, der Anker der Liburan<br />
hält nicht, und zusätzlich regnet es<br />
sehr stark. Unser Kapitän Davis entschließt<br />
sich schon jetzt, zum nächsten<br />
Tauchziel nach Pulau Widi, eine<br />
unbewohnte Inselgruppe in Süd-Osten<br />
von Halmahera zu fahren.<br />
8 Uhr, der erste Tauchgang am Dadewg<br />
Reef und starke Strömung!<br />
Vereinzelte Riffabschnitte sind intakt,<br />
dann gibt es wieder Abschnitte<br />
die durch Unterwasser-Bombing<br />
unwiderbringlich zerstört wurden.<br />
Ich mache noch ein paar Makros<br />
von einem kleinen weißen Krebs im<br />
Haarstern, ansonsten braucht man<br />
diesen Tauchplatz nicht noch mal<br />
betauchen. 13 Uhr: Den zweiten<br />
Tauchgang machen wir vor Sukar Island,<br />
der gegenüber liegenden Insel<br />
unseres Ankerplatzes. Leichte Strömung<br />
und ein intaktes Riff - wir lassen<br />
uns treiben und genießen die<br />
Unterwasser-Landschaft. Nach zirka<br />
30 Minuten Tauchzeit baut sich vor<br />
uns eine Wand aus gelblichen Wasser<br />
auf. Durch die auftretende Ebbe<br />
hier auf Halmahera hat man einen<br />
Gezeitenunterschied von mehreren<br />
Metern. Es spült das Wasser von<br />
den Mangroven ins Meer und verschlechtert<br />
zwangsläufig die Sicht.<br />
Wir sind clever genug, nicht weiter<br />
zu schwimmen und treten den<br />
Rückzug an. Was noch bemerkenswert<br />
an diesem Riff ist, sind Hunderte<br />
von kleinen Seegurken, die sich<br />
gerade paaren. Also habe ich das<br />
Riff kurzerhand »Porno-Riff« getauft.<br />
15 Uhr, der dritte Tauchgang am Dadewg<br />
II. Rudi Ring, Tanja und Roger,<br />
zwei liebe Schweizer aus dem<br />
Raum Zürich, lassen sich mit in meiner<br />
Gruppe einteilen, weil sie gehört<br />
haben, dass da, wo ich tauche,<br />
immer die »Hammer-Strömung« ist<br />
und viel zu sehen. Strömung, Sicht<br />
und Tauchplatz halten sich dann<br />
aber in Grenzen. Wir beschließen,<br />
am nächsten Tag noch mal auf der<br />
Ostseite von Pulau Widi zu tauchen.<br />
Da Wetter und Tauchen heute nicht<br />
der Knaller waren, überraschen uns<br />
unsere Köche mit einem selbstgebackenen<br />
Marmorkuchen. Fast wie<br />
bei Muttern!<br />
Freitag,12.6.<strong>2009</strong><br />
8 Uhr: Erster Tauchgang bei Dodora<br />
Island - eine Steilwand mit Peitschenkorallen,<br />
Schwämmen und<br />
sonstiger Fauna und Flora des Indopazifiks.<br />
12 Uhr: Wir lassen uns bei<br />
diesem Tauchgang vor Kokotta Island<br />
mit der Strömung kilometerweit<br />
treiben. Am Anfang tauchen<br />
wir durch eine intakte Rifflandschaft,<br />
dann kommt ein Stück durch<br />
Unterwasser-Bombing zerstörtes<br />
Riff, und am darauf folgenden Corner<br />
ist die Welt wieder in Ordnung.<br />
Haie, Rochen, Fischschwärme und<br />
eine Schildkröte begleiten uns.<br />
16 Uhr, der dritte Tauchgang vor<br />
Woli Island, bietet keine Highlights,<br />
nur ein paar Riff-Haie begleiten<br />
uns. Die drei Tauchgänge heute waren<br />
nicht der erwartete Hit. Ja, beim<br />
Eintauchen in bisher unerforschte<br />
Gebiete kann man auch mal auch<br />
einen Griff in Klo machen. Original-<br />
Zitat von Gerd: »Auch im Klo ist jeder<br />
braune Schwimmer noch ein<br />
Highlight«. Beim Dekobier mache<br />
ich dann noch einige witzige Fotos<br />
von unseren Reiseteilnehmern. Als<br />
wir gemütlich beim Bintang, einem<br />
guten indonesischen Bier sitzen,<br />
wirft Rudi einen aus Versehen von<br />
der Crew geangelten Ammenhai<br />
wieder zurück ins Meer. c
p URLAUB-INFO DOWNLOAD · MOLUKKEN u 2/10<br />
Samstag, 13.6.<strong>2009</strong><br />
5 Uhr morgens, wir befinden uns<br />
schon auf der Rückreise. Bis Bitung<br />
sind es noch 400 Seemeilen.<br />
8 Uhr: Wie immer machen wir den<br />
ersten Tauchgang vor dem Frühstück,<br />
das Wetter hat sich wieder<br />
gedreht, es ist strahlend blauer<br />
Himmel. Wir tauchen vor Sori Island,<br />
klare Sicht und heiles Riff. Hier<br />
gibt es alles: große Seefächer, Vasenschwämme<br />
und farbenprächtige<br />
Korallen, dazu Schwärme von<br />
Wimpelfischen. Das ist schon ein<br />
guter Start in den neuen Tag, und<br />
wir freuen uns wieder mal auf das<br />
Frühstück, unter anderem mit der<br />
schmackhaften Nudelsuppe. Um 12<br />
Uhr dann der zweite Tauchgang vor<br />
Wayatimu Island. Die See ist spiegelglatt,<br />
und der Tauchplatz sieht von<br />
oben betrachtet super aus. Aber der<br />
erste Blick unter die Wasseroberfläche<br />
ist enttäuschend. Auch hier haben<br />
die indonesischen Bombenleger<br />
ganze Arbeit geleistet. Für mich<br />
als Fotograf kein Problem, da ich mit<br />
zwei Kameras tauche, eine mit Weitwinkel-<br />
und eine mit Makro-Objektiv.<br />
Bei diesem Tauchgang konzentriere<br />
ich mich nur auf Kleinzeug.<br />
Die verschiedenfarbigen Kalkröhren-Würmer<br />
haben es mir angetan.<br />
14 Uhr: Mittagessen und danach<br />
geht es Richtung Hafenstadt Babag,<br />
wo wir auch die Nacht verbringen.<br />
Sonntag, 14.6.<strong>2009</strong><br />
7 Uhr: Beim Aufwachen schaue ich<br />
aus meiner Kabine auf einen azurblauen<br />
Himmel. Toll, das Wetter ist<br />
uns wieder wohlgesonnen. Um 8<br />
Uhr dann der erste Abstieg an der<br />
Ostseite von Pokal Island. Auf der<br />
Westseite sind wir ja schon auf der<br />
Hinfahrt getaucht. Hier an der Ostseite<br />
treten je nach Gezeiten Strömungen<br />
von mehreren Knoten auf,<br />
die dann ein Tauchen unmöglich<br />
machen. Charles, Gerd und ich lassen<br />
uns bis auf 30 Meter Tiefe an der<br />
terrassenförmigen Wand hinabgleiten.<br />
Die Wände sind über und über<br />
mit Weichkorallen tapeziert. Wir genießen<br />
die herrliche Unterwasser-<br />
Szenerie. 13.30 Uhr: Wir machen uns<br />
für den zweiten Tauchgang am Tanjung<br />
Tawall, einem vorgelagerten<br />
Riff, bereit. Oben auf dem Riffdach<br />
finde ich eine Anemone, auf der sich<br />
zwei Korallen-Krebse um den besten<br />
Platz streiten. Ein paar Meter weiter<br />
sitzt eine weiße Anemone mir vier<br />
Nemos, die versuchen, mich von ihr<br />
fern zu halten. Durch die »aggressiven«<br />
Anemonenfische komme ich<br />
noch zu ein paar guten Schüssen.<br />
4 · u 2/10<br />
Mittagessen gibt es während der<br />
Fahrt, wir müssen zurück und haben<br />
noch zig Seemeilen vor uns bis zum<br />
Zielhafen. Der dritte Tauchgang ist<br />
dann um 16 Uhr an einer Felsformation,<br />
die etwa zehn Meter aus dem<br />
Wasser ragt und 50 Meter lang ist.<br />
Wegen der bizarren Form nennen<br />
wir den Tauchplatz Batu Naga – Steinerner<br />
Drache. Wir tauchen an der<br />
Südseite des Riffs. Auch hier treffen<br />
wir auf intakte Fauna und Flora. Am<br />
Ende des Tauchgangs schwimmen<br />
wir durch einen Torbogen, der mit<br />
Tausenden Krustenanemonen bewachsen<br />
ist. Das Abendessen ist eine<br />
schaukelige Angelegenheit. Unsere<br />
Liburan braucht jetzt noch 15<br />
Stunden bis Tifore Island.<br />
Montag, 15.6.<strong>2009</strong><br />
8 Uhr: Tifore Island ist in Sicht, etwa<br />
in einer Stunde sind wir am ersten<br />
Tauchplatz. Die Überfahrt war ganz<br />
schön ruppig, wegen Wind und<br />
Strömung kam unser Schiff nur auf<br />
6,9 Knoten. Unser erfahrener Kapitän<br />
Davis, er hat früher große Frachter<br />
gefahren, hat durch geschicktes<br />
Kreuzen auf der nächtlichen Mulukkensee<br />
für uns die Überfahrt etwas<br />
erträglicher gestaltet. In dieser<br />
Nacht haben wir wieder den<br />
Äquator überquert und sind auf<br />
der Nordhalbkugel, aber keiner außer<br />
Kapitän Davis hat es mitbekommen.<br />
Unsere Uhren haben wir um<br />
eine Stunde zurückgestellt und sind<br />
wieder in der Manado-Zeit angekommen<br />
– Germany sechs Stunden<br />
vorneweg. 9 Uhr: Den ersten Tauchgang<br />
machen wir an der Nordostspitze<br />
von Tifore Island. Die Liburan<br />
liegt in einer windgeschützten<br />
Bucht, mit dem Speedboot fahren<br />
wir zur Spitze der Insel und lassen<br />
uns in das kristallklare Wasser fallen.<br />
Eine tolle Flora finden wir hier -<br />
sie entschädigt uns für die nicht so<br />
angenehme Überfahrt. Weiße Peitschenkorallen,<br />
die zu Hunderten die<br />
Riffwand besiedeln. Gerd zeigt mir<br />
eine gelbe Nacktschnecke, er wird<br />
immer besser im Suchen von Makromotiven!<br />
In einem Haarstern finde<br />
ich noch eine kleine grüne Assel<br />
oder was das auch immer sein<br />
mag. Ich muss zu Hause sowieso die<br />
Bestimmungsbücher wälzen, denn<br />
Foto: Udo Kefrig<br />
was ich auf dieser Tour alles fotografiert<br />
habe, ist phänomenal. Beim Sicherheitsstopp<br />
bemerken wir, dass<br />
der Wind beziehungsweise Seegang<br />
nochmals zugenommen hat.<br />
Da heil ins Speedboot zu kommen,<br />
ist nicht einfach. 11 Uhr: Nach dem<br />
Frühstück beschließen wir, die anderen<br />
beiden Tauchgänge ausfallen<br />
zu lassen und die Überfahrt nach Bitung,<br />
Hafen-Stadt in der Lembeh<br />
Strait, zu wagen, um dort noch ein<br />
paar ruhige Abstiege in der windgeschützten<br />
Bucht zu unternehmen.<br />
Nach sorgfältigem Verzurren<br />
und Verstauen des Equipments beginnen<br />
wir die Überfahrt quer durch<br />
die <strong>Molukken</strong>see. Zirka elf Stunden<br />
liegen noch mal - mit Wellen von<br />
der Backbordseite - vor uns.<br />
20 Uhr: Unser Abendessen nehmen<br />
wir mal wieder während der<br />
Fahrt zu uns, aber richtiger Appetit<br />
kommt bei dem Seegang nicht<br />
auf. Um 22 Uhr erreichen wir endlich<br />
den windgeschützten Hafen von Bitung.<br />
Nach einem »beruhigenden«<br />
Whisky falle ich wie tot ins Bett.<br />
Dienstag, 16.6.<strong>2009</strong><br />
8 Uhr: Wir planen den ersten Tauchgang<br />
am Batu Kapal am Außenriff<br />
der Lembeh Island. Die Felsen<br />
schauen ein paar Meter aus dem<br />
Wasser, ringsum kräuseln sich die<br />
Wellen – untrügliches Zeichen von<br />
starker Strömung. Die Felsen setzen<br />
ihre bizarren Formen fast steil bis<br />
auf 60 Meter fort und sind in dem<br />
strömungsreichen Gewässer mit<br />
einem Teppich kleiner gelber Weichkorallen<br />
bedeckt. Schwärme von<br />
Wimpelfischen stehen in der starken<br />
Strömung. Beim Durchqueren der<br />
Felsspalten fühle ich mich wie ein<br />
Blatt im Wind. Meine Luftblasen gehen<br />
quer ab, ich muss mit meinen<br />
zwei Kameras ganz schön kämpfen.<br />
11 Uhr: Den letzten Abstieg dieses<br />
16-Tage-Törns machen wir am Goa<br />
Udang vor Lembeh Island. Wir tauchen<br />
zuerst in einer kleinen Höhle,<br />
deren Eingang sich auf zehn Meter<br />
Tiefe befindet und der zirka 50 Meter<br />
in das Vulkangestein reinzieht.<br />
Dann setzen wir unseren Tauchgang<br />
an der Steilwand des Riffs, die<br />
mit großen schwarzen Korallen bewachsen<br />
ist, fort. Als ich Gerd gerade<br />
hinter einer Weichkorallenformation<br />
ablichte, zieht hinter mir ein<br />
großer Schwarm Makrelen vorbei.<br />
13 Uhr: Mittagessen, unsere Besatzung<br />
spült unsere Tauchausrüstung<br />
und hängt sie zum Trocknen auf. Mit<br />
Wehmut fangen wir alle an zu packen<br />
und bereiten uns auf die Rückreise<br />
in unser kaltes Germany vor.<br />
20 Uhr: Abendessen – unsere beiden<br />
Köche haben auf Wünsch der<br />
Gruppe noch mal den frisch auf Kokusnussschalen<br />
gegrillten und marinierten<br />
Fisch für uns zubereitet.<br />
Ultra lecker!Später überrascht uns<br />
unsere Besatzung mit einer Abschiedsparty,<br />
Es wird musiziert, getanzt<br />
und Segaran Sari, ein gewöhnungsbedürftiger<br />
einheimischer<br />
Schnaps getrunken. Um 3 Uhr<br />
schmeißen wir uns dann doch in unsere<br />
Kojen. Letzte Nacht an Bord!<br />
Mittwoch, 17.6.<strong>2009</strong><br />
8 Uhr: Das letzte Mal auf dieser Tour<br />
nehmen wir das herrliche Frühstück<br />
zu uns. Ich habe mich in den letzten<br />
Wochen so in diese asiatischen Suppen<br />
verliebt! 10 Uhr: <strong>Schiffs</strong>eigner<br />
Rudi Ring und ich möchten zusammen<br />
noch ein Abschiedsbier trinken.<br />
Eigentlich halten wir beide es<br />
ja nach dem Motto von Peter Scholl-<br />
Latur, der auch nie vor 17 Uhr Alkohol<br />
zu sich genommen hat. Wir trösten<br />
uns gegenseitig: Na, irgendwo<br />
auf der Welt wird es jetzt schon 17<br />
Uhr sein. Also prost! Auf all das Erlebte<br />
und das, was noch vor uns<br />
liegt. Unsere <strong>Molukken</strong>-Tour fing<br />
stürmisch an und hörte stürmisch<br />
auf. Doch mittendrin gingen all unsere<br />
Wünsche in Erfüllung. Einmal<br />
im Leben wollten wir Entdecker sein<br />
und ganz neue Tauchgründe erforschen.<br />
Das ist uns auf diesem Törn<br />
zu hundert Prozent geglückt. m