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1. Grundlagen des Controlling 2. Wesen, Aufgaben und ...

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Zusammenfassung Joos-Sachse Kapitel 1-3<br />

<strong>1.</strong> <strong>Gr<strong>und</strong>lagen</strong> <strong>des</strong> <strong>Controlling</strong><br />

<strong>Controlling</strong> bedeutet die Steuerung, Regelung, Lenkung <strong>und</strong> Kontrolle von Abläufen. Der<br />

funktionale <strong>Controlling</strong>aspekt stellt auf die <strong>Aufgaben</strong> <strong>des</strong> <strong>Controlling</strong> ab, der institutionelle<br />

<strong>Controlling</strong>begriff dagegen fragt danach, wem die <strong>Controlling</strong>aufgaben im Unternehmen<br />

übertragen werden. Die zentralen, langfristigen Ziele sind die Erhaltung <strong>und</strong><br />

Weiterentwicklung <strong>des</strong> Unternehmens. Das Gewinnziel lässt sich auch als Ziel der Steigerung<br />

<strong>des</strong> Shareholder Value darstellen, der sich aus dem Gesamtwert <strong>des</strong> Unternehmens<br />

abzüglich <strong>des</strong> Werts <strong>des</strong> Fremdkapitals ergibt. Als zweites kurzfristiges Ziel kann die Erhaltung<br />

der Liquidität gesehen werden.<br />

Die strategische Unternehmensführung beschäftigt sich mit der nachhaltigen Existenzsicherung<br />

<strong>des</strong> Unternehmens, dem Aufbau <strong>und</strong> dem Erhalt strategischer Erfolgspotentiale<br />

(„to do the right things“). Die operative Unternehmensführung beschäftigt<br />

sich mit den kurzfristigen Zielen Erfolg <strong>und</strong> Liquidität („to do the things right“).<br />

Das gesamtunternehmensbezogene <strong>Controlling</strong> wird als Zentral-<strong>Controlling</strong> bezeichnet.<br />

Daneben gibt es funktional spezialisierte <strong>Controlling</strong>-<strong>Aufgaben</strong>, die als dezentrale <strong>Controlling</strong>-Aktivitäten<br />

bezeichnet werden (z.B. Vertriebscontrolling etc.).<br />

Die Wertkategorien <strong>des</strong> externen Rechnungswesens (Ein-/Auszahlungen, Ein-/Ausgaben,<br />

Erträge/Aufwendungen) sind an Zahlungsströmen orientiert. Das Begriffspaar Erlöse/Kosten<br />

unterscheidet sich davon in drei wichtigen Punkten: Sie sind keine zwingend<br />

aus Zahlungen abgeleiteten Größen, müssen immer in Verbindung mit dem Betriebszweck<br />

stehen <strong>und</strong> außerdem ist das betriebsnotwendige Vermögen (der zugeordnete<br />

Vermögensbegriff) nicht einheitlich definiert.<br />

<strong>2.</strong> <strong>Wesen</strong>, <strong>Aufgaben</strong> <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>begriffe der Kostenrechnung<br />

<strong>1.</strong> Unterschiede zwischen Kostenrechnung <strong>und</strong> Finanzbuchhaltung<br />

<strong>1.</strong> Während die Finanzbuchhaltung die Geldströme zwischen dem Unternehmen <strong>und</strong> seiner<br />

Umwelt aufzeichnet, bildet die Kostenrechnung sämtliche Aktivitäten, die zur Herstellung<br />

<strong>und</strong> Vermarktung der Unternehmensleistungen erforderlich sind, wertmäßig<br />

ab (Prozess der betrieblichen Leistungserstellung).<br />

<strong>2.</strong> Die Finanzbuchhaltung ist gesetzlich erzwungen, die Kostenrechnung ist freiwillig.<br />

3. Die Finanzbuchhaltung ist primär eine Dokumentationsrechnung, die Kostenrechnung<br />

primär eine Entscheidungsrechnung, ihre Perspektive ist eher zukunftsorientiert.<br />

4. Die Finanzbuchhaltung ist primär eine extern orientierte Rechnung, die Kostenrechnung<br />

eine primär intern orientierte Rechnung.<br />

5. Die Kostenrechnung arbeitet mit anderen Wertkategorien, um die betriebliche Leistungserstellung<br />

abbilden <strong>und</strong> die Führungskräfte mit Dispositions- <strong>und</strong> Kontrollinformationen<br />

versorgen zu können.<br />

<strong>2.</strong> Organisatorischer Zusammenhang zwischen FiBu <strong>und</strong> KoRe<br />

Mit buchungstechnischem Zusammenhang<br />

- Einkreissystem: In diesem System bilden die FiBu <strong>und</strong> KoRe einen formal geschlossenen<br />

Abrechnungskreis <strong>und</strong> verwenden ein einheitliches, integriertes Kontensystem.<br />

Zur Ermittlung <strong>des</strong> internen Ergebnisses ist der Abschluss der gesamten<br />

Finanzbuchhaltung notwendig. Der Gemeinschaftskontenrahmen der Industrie<br />

(GKR) basiert in seiner Gr<strong>und</strong>struktur auf einem Einkreissystem.<br />

- Zweikreissystem: Hier sind FiBu <strong>und</strong> KoRe abrechnungstechnisch streng voneinander<br />

getrennt, jeder Bereich besitzt ein eigenes Kontensystem. Der Industrie-<br />

Kontenrahmen (IKR) ist ein Beispiel dafür <strong>und</strong> zeichnet sich durch höhere Flexibilität<br />

aus. Möglichkeiten zur Durchführung sind die Übergangskonten (FiBu als<br />

Gr<strong>und</strong>lage) <strong>und</strong> die Spiegelbildkonten (FiBu <strong>und</strong> KoRe völlig voneinander isoliert,<br />

jedoch zur Abstimmung ein Abrechnungskonto).<br />

Martin Gächter 1


Zusammenfassung Joos-Sachse Kapitel 1-3<br />

Ohne buchungstechnischen Zusammenhang / Statistische Durchführung: Die<br />

andere Möglichkeit einer rein statistischen Durchführung gewinnt immer mehr an Bedeutung.<br />

Dazu ist allerdings leistungsfähige Hard- <strong>und</strong> Software notwendig.<br />

3. <strong>Aufgaben</strong> der Kostenrechnung<br />

Kosten <strong>und</strong> Nutzen der Kostenrechnung<br />

Systemkosten: Hard- <strong>und</strong> Software zur Durchführung der Kostenrechnung<br />

Erfassungskosten: Personal- <strong>und</strong> Sachkosten zur Erfassung der Daten<br />

Kostenrechnungsinterne Auswertungskosten<br />

Kostenrechnungsexterne Auswertungskosten<br />

Informationsversorgungsaufgaben der Kostenrechnung im Überblick<br />

Bestimmung von Wertansätzen für die Bilanzierung: Die Bestände an fertigen<br />

<strong>und</strong> unfertigen Erzeugnissen sowie aktivierte Eigenleistungen dürfen in Handels- <strong>und</strong><br />

Steuerbilanz mit ihren Herstellungskosten angesetzt werden. Diese werden zwar aus<br />

den in der Kostenrechnung verwendeten Herstellkosten abgeleitet, dürfen aber keinesfalls<br />

gleichgesetzt werden. Bestandteil der Herstellungskosten dürfen nur Aufwendungen<br />

sein (pagatorische Größe). Die Kostenrechnung transformiert die im Rahmen<br />

der Kalkulation ermittelten Herstellkosten in Herstellungskosten.<br />

Kurzfristige, sachzielbezogene Ergebnisermittlung <strong>und</strong> -analyse: Die Ergebnisermittlung<br />

erfolgt in der Kostenrechnung meist mehrmals jährlich, um schnell auf<br />

neue Situationen reagieren zu können. Erfolgsgröße der Kostenrechnung ist das Betriebsergebnis,<br />

das sachzielbezogene Ergebnis <strong>des</strong> Unternehmens. Addiert man zum<br />

Betriebsergebnis das neutrale Ergebnis <strong>und</strong> das bewertungsbedingte Ergebnis, gelangt<br />

man zum bilanziellen Ergebnis vor Steuern.<br />

Angemessenheit der Kostenhöhe (Wirtschaftlichkeitsanalyse): Unter Wirtschaftlichkeit<br />

(Effizienz) versteht man in der BWL die Relation von bewertetem Output<br />

zu bewertetem Input. Bezieht man Wirtschaftlichkeit allein auf den Gesamterfolg der<br />

sachzielbezogenen Leistungserstellung, lässt sich Wirtschaftlichkeit als Quotient aus<br />

Erlösen <strong>und</strong> Kosten darstellen. Ziel eines Unternehmens muss es sein, einen Wirtschaftlichkeitskoeffizienten<br />

>1 zu erreichen. Eine solche Wirtschaftlichkeitsbeurteilung<br />

ist nur möglich, wenn dem Analyseobjekt unmittelbar Erlöse zugeordnet werden können.<br />

Ist dies nicht möglich, so werden entsprechende Vergleichsgrößen herangezogen<br />

(Vergangenheits-, Planwerte, inner- oder zwischenbetrieblicher Vergleich). Da in vielen<br />

Fällen die Vergleichsobjekte nicht wirklich vergleichbar sind, ist allein ein Vergleich<br />

der Istkosten mit den für die Periode geplanten Kosten <strong>des</strong>selben Objekts korrekt.<br />

Unterstützung der Preispolitik: Die Kostenrechnung leistet gr<strong>und</strong>sätzlich sowohl<br />

Entscheidungshilfe für die Verkaufs- als auch für die Einkaufspreispolitik. Die Serviceleistung<br />

der KoRe für die Verkaufspreispolitik besteht in der Ermittlung der Stückkosten<br />

der betrieblichen Erzeugnisse. Kostenrechnerische Informationen für die Verkaufspolitik<br />

sollten immer die vollen Selbstkosten <strong>des</strong> Erzeugnisses umfassen. Zudem<br />

gehören zu den relevanten Informationen die Grenzkosten, die für den Verkauf<br />

die Preisuntergrenze bilden. Decken die vereinbarten Verkaufspreise nicht die vollen<br />

Selbstkosten, so wird auf die retrograde Kalkulation zurückgegriffen. Vom erzielbaren<br />

Preis wird die angestrebte Gewinnspanne abgezogen, Ergebnis sind die zu realisierenden<br />

Zielkosten, davon werden wiederum die Kosten für Produktion, Verkauf <strong>und</strong><br />

Verwaltung abgesetzt. Als Restgröße verbleibt der maximal aufzuwendende Betrag<br />

für Rohstoffe <strong>und</strong> Bauteile. Diese ermittelten Preise wiederum unterstützen die Einkaufspreisbildung.<br />

Hier werden auch häufig Schattenkalkulationen durchgeführt,<br />

wo die vermutlichen Kosten <strong>des</strong> Verkäufers berechnet werden.<br />

Ermittlung relevanter Kosten <strong>und</strong> Erlöse für unternehmerische Entscheidungen:<br />

Hierbei ist es wichtig, nur die in der betrachteten Entscheidungssituation relevanten<br />

Kosten/Erlöse zu identifizieren. Beispiele dafür sind Eigenfertigung/Fremdbezug,<br />

optimale Bestellmenge, gewinnoptimales Produktionsprogramm,<br />

Auswahl der Produktionsverfahren oder die Wahl zwischen verschiedenen Standorten.<br />

Martin Gächter 2


Zusammenfassung Joos-Sachse Kapitel 1-3<br />

4. Begriffliche <strong>Gr<strong>und</strong>lagen</strong><br />

Als Kosten wird allgemein der sachzielbezogene bewertete Verbrauch an Gütern <strong>und</strong><br />

Dienstleistungen bezeichnet. Der Kostenbegriff umfasst:<br />

Mengenmäßiger Verbrauch von Gütern <strong>und</strong> Dienstleistungen: Kosten haben in<br />

der Regel eine separierbare Mengenkomponente.<br />

Sachzielbezug: Kosten liegen vor, wenn Produktionsfaktoren für Entwicklung, Herstellung<br />

<strong>und</strong> Verkauf von Produkten oder Dienstleitungen eingesetzt werden, die für<br />

das Leistungsprogramm <strong>des</strong> Unternehmens typisch sind. Betriebsfremde Aufwendungen<br />

haben keinen Kostencharakter.<br />

Bewertung: Alle Verbrauchsmengen müssen in Geldeinheiten ausgedrückt werden.<br />

Kosten ergeben sich somit immer als Produkt aus Preis <strong>und</strong> Menge. Der pagatorische<br />

Kostenbegriff verschwimmt mit dem Aufwandsbegriff <strong>und</strong> ist für die Kostenrechnung<br />

nur bedingt nutzbar. Dagegen hat sich der wertmäßige Kostenbegriff etabliert, wo der<br />

Wertansatz in Abhängigkeit von Entscheidungssituation <strong>und</strong> Rechnungsziel festgelegt<br />

werden kann (Anschaffungs-, Wiederbeschaffungs- oder innerbetriebliche Verrechnungspreise).<br />

Kennzeichnend für den wertmäßigen Kostenbegriff ist, dass auch Opportunitätskosten<br />

in die Kostenrechnung einfließen.<br />

Analog dazu wird als Erlös die sachzielbezogene bewertete Entstehung von Gütern <strong>und</strong><br />

Dienstleistungen bezeichnet.<br />

Untergliederung von Kosten:<br />

Nach Zurechenbarkeit auf betriebliche Leistungen<br />

Man unterscheidet zwischen den direkt zurechenbaren Einzelkosten <strong>und</strong> den nur indirekt<br />

zurechenbaren Gemeinkosten. Einzelkosten sind demnach die einer Leistungseinheit<br />

direkt zurechenbaren Kosten. Was als Leistungseinheit definiert wird, bestimmt<br />

sich nach dem Sachziel <strong>des</strong> Unternehmens. Gemeinkosten sind Kosten, die<br />

sich einer Leistungseinheit nur indirekt durch eine Schlüsselung zurechnen lassen.<br />

Nach Verhalten bei Beschäftigungsänderungen<br />

Hier lassen sich fixe <strong>und</strong> variable Kosten unterscheiden. Beschäftigungsänderungen<br />

können absolut an einer Veränderung der Leistungs- bzw. Produktionsmenge oder relativ<br />

an einer Veränderung <strong>des</strong> Beschäftigungsgrads gemessen werden.<br />

Leistungsmenge<br />

Leistungskapazität<br />

Beschäftigungsgrad (in %) =<br />

⋅100<br />

Fixe Kosten sind Kosten, die bei einer Variation <strong>des</strong> Beschäftigungsgrads konstant<br />

bleiben. Variable Kosten sind Kosten, deren Höhe sich bei einer Variation <strong>des</strong> Beschäftigungsgrads<br />

ändert. Fixe Kosten können absolutfix oder sprungfix sein, variable<br />

Kosten lassen in proportionale, progressive, degressive <strong>und</strong> regressive Kosten unterteilen.<br />

Entscheidend ist, ob das Management eine Anpassung der Kosten bei temporären<br />

Beschäftigungsänderungen vorsieht (variabel) oder ob es das Kostenniveau zur<br />

Sicherung der Leistungsbereitschaft als unabdingbar betrachtet (fixe Kosten). Kurzfristig<br />

sind fast alle Kosten fix, langfristig können hingegen die meisten Kosten angepasst<br />

werden.<br />

In der Praxis beruht die Einstufung von Kosten als fix bzw. variabel zu einem hohen<br />

Maß auf Konventionen. So werden alle Einzelkosten als variable Kosten behandelt,<br />

daneben werden zu den variablen Kosten die „unechten Gemeinkosten“ sowie<br />

Teile der „echten“ Gemeinkosten gezählt. Fixe Kosten sind immer Gemeinkosten.<br />

5. Teilgebiete der Kostenrechnung<br />

Kostenartenrechnung: Welche Arten von Kosten sind entstanden? Hier werden die<br />

angefallenen Kosten der Höhe nach erfasst, systematisiert <strong>und</strong> für die weitere Verrechnung<br />

im Rahmen der Kostenstellen- <strong>und</strong> Kostenträgerrechnung aufbereitet.<br />

Kostenstellenrechnung: Wo sind diese Kosten entstanden? Hier werden die Kosten<br />

den betrieblichen Teilbereichen (Kostenstellen) zugeordnet.<br />

Martin Gächter 3


Zusammenfassung Joos-Sachse Kapitel 1-3<br />

Kostenträgerrechnung: Wofür sind diese Kosten entstanden? Hier werden die angefallenen<br />

Kosten den im Unternehmen hergestellten Leistungen zugeordnet (stück-<br />

<strong>und</strong> periodenbezogen). Stellt man den Stückkosten den Verkaufspreis gegenüber, erhält<br />

man den Stückgewinn oder –verlust einer Leistung bzw. eines Erzeugnisses.<br />

6. Systeme der Kostenrechnung<br />

Nach Zeitbezug der Kosten<br />

- Istkostenrechnungssysteme: Istkosten sind die tatsächlich angefallenen Kosten<br />

vergangener Abrechnungsperioden. Istkostenrechnungssysteme erlauben es,<br />

die tatsächlich angefallenen Stückkosten sowie die in einer Periode für die verschiedenen<br />

Erzeugnisse entstandenen Periodenkosten zu ermitteln. Für die Beurteilung<br />

der Kosten fehlt es an aussagefähigen Vergleichsmaßstäben.<br />

- Normalkostenrechnungssysteme: Dies sind weiterentwickelte Istkostenrechnungssysteme,<br />

die zusätzlich zu den Istkosten mit Normalkosten arbeiten (durchschnittliche<br />

Istkosten vergangener Perioden). Sie „glätten“ Schwankungen in den<br />

Istkosten.<br />

- Plankostenrechnungssysteme: Diese arbeiten mit Plankosten, also mit im Voraus<br />

bestimmten, bei wirtschaftlichem Arbeiten bestimmten Kosten. Plankosten<br />

haben damit immer auch Vorgabecharakter, wie beim Normalkostensystem muss<br />

auch das Plankostensystem um eine Istkostenrechnung ergänzt werden (wirksame<br />

Wirtschaftlichkeitskontrolle).<br />

Nach Verrechnung auf die Kostenträger<br />

- Vollkostenrechnungssysteme: Diese verrechnen sämtliche Kosten, also sowohl<br />

fixe als auch variable Kosten, auf die Kostenträgereinheit.<br />

- Teilkostenrechnungssysteme: Hier werden nur Teile der Kosten auf die Kostenträgereinheit<br />

verrechnet, während die übrigen Kosten unmittelbar ins Betriebsergebnis<br />

übernommen werden. In der Praxis dominieren parallele Voll- <strong>und</strong> Teilkostenrechnungssysteme.<br />

Die in der Praxis anzutreffenden Ist- <strong>und</strong> Normalkostenrechnungssysteme sind idR als<br />

Vollkostenrechnungssysteme konzipiert. Umgekehrt findet man Teilkostenrechnungssysteme<br />

meist in Kombination mit Plankostenrechnungssystemen.<br />

3. Istkostenrechnung auf Vollkostenbasis<br />

<strong>1.</strong> Kostenartenrechnung<br />

Aufgabe der Kostenartenrechnung ist die lückenlose Erfassung <strong>und</strong> sinnvolle Untergliederung<br />

der angefallenen Kosten. Sie ist die Informationsgr<strong>und</strong>lage für die nachgelagerte<br />

Kostenstellen- <strong>und</strong> Kostenträgerrechnung.<br />

Abgrenzung der Kostenarten<br />

Sachliche Abgrenzung von Kosten/Aufwand <strong>und</strong> Erlös/Ertrag: Ausgangspunkt<br />

der sachlichen Abgrenzung zwischen Kosten <strong>und</strong> Aufwand sind die Werte der FiBu.<br />

Aufwand=Kosten Gr<strong>und</strong>kosten<br />

Aufwand, keine Kosten Neutraler Aufwand (betriebsfremd, periodenfremd,<br />

außerordentlich)<br />

Kosten, kein Aufwand Kalkulatorische Kosten: Kosten, denen kein Aufwand<br />

gegenübersteht (Zusatzkosten) bzw. Kosten, denen Aufwand<br />

in anderer Höhe gegenübersteht (Anderskosten)<br />

Ertrag = Erlös Gr<strong>und</strong>erlös<br />

Ertrag, kein Erlös Neutraler Ertrag (betriebsfremd, periodenfremd, außerordentlich)<br />

Erlös, kein Ertrag Kalkulatorischer Erlös: Erlöse, denen kein Ertrag gegenübersteht<br />

(Zusatzerlöse) bzw. Erlöse, denen Ertrag in<br />

anderer Höhe gegenübersteht (Anderserlös)<br />

Martin Gächter 4


Zusammenfassung Joos-Sachse Kapitel 1-3<br />

Zeitliche Abgrenzung durch Verteilbeträge: Würde der Aufwand in einer monatlichen<br />

Betriebsabrechnung immer in der Periode ausgewiesen, der er buchhalterisch<br />

zugeordnet wird, käme es zu enormen Verzerrungen. Um solche Verzerrungen zu<br />

vermeiden, werden betragsmäßig bedeutsame, unregelmäßig auftretende Aufwendungen<br />

auf die einzelnen Teilperioden eines Jahres verteilt, mit anderen Worten zeitlich<br />

abgegrenzt. Bei Zusatz- <strong>und</strong> Anderskosten erfolgt die Erfassung sowieso unabhängig<br />

von den geleisteten Zahlungen, das Abgrenzungsproblem stellt sich somit lediglich<br />

bei Gr<strong>und</strong>kosten (=Zweckaufwand). Die zeitliche Abgrenzung kann entweder<br />

mit Hilfe von festen oder mit variablen Beträgen pro Periode erfolgen.<br />

Kostenartengliederung <strong>und</strong> Kostenartenplan<br />

Gliederung nach Herkunft der Kosten: Primäre Kosten sind Kosten für den Bezug<br />

von Gütern <strong>und</strong> Dienstleistungen von externen Märkten (z.B. Löhne, Fremdleistungen),<br />

sek<strong>und</strong>äre Kosten stellen Kosten dar, die für den Verbrauch innerbetrieblicher<br />

Leistungen anfallen. Hinter den Sek<strong>und</strong>ärkosten verbergen sich wiederum Primärkosten,<br />

wodurch die sek<strong>und</strong>ären Kosten Verdichtungen primärer Kosten darstellen. In<br />

der Kostenartenrechnung selbst werden nur primäre Kosten erfasst, sek<strong>und</strong>äre Kosten<br />

entstehen erst bei der innerbetrieblichen Leistungsverrechnung in der Kostenstellenrechnung.<br />

Gliederung nach der Art der verbrauchten Produktionsfaktoren: z.B. Materialkosten,<br />

Personalkosten, Fremdleistungskosten, Steuern, Abschreibungen etc.<br />

Gliederung nach Einzel- <strong>und</strong> Gemeinkosten: Dies ist notwendig, um die Kosten<br />

für die Weiterverrechnung in die Kostenstellen- <strong>und</strong> Kostenträgerrechnung vorzubereiten.<br />

Gliederung nach aufwandsgleichen Kosten (Gr<strong>und</strong>kosten) <strong>und</strong> kalkulatorische<br />

Kosten: Aufwandsgleiche Kosten werden aus der FiBu übernommen, kalkulatorische<br />

Kosten werden für die KoRe gesondert berechnet.<br />

Gliederung nach Beschäftigungsabhängigkeit: Die Einteilung in fixe <strong>und</strong> variable<br />

Kosten erfolgt an sich erst in der Kostenstellenrechnung. Die Beschäftigungsabhängigkeit<br />

gleicher Primärkostenarten kann nämlich von Kostenstelle zu Kostenstelle unterschiedlich<br />

sein. Die Kostenartengliederung schlägt sich im Kostenartenplan nieder.<br />

Der Kostenartenplan enthält eine Auflistung der Kostenartenbezeichnungen mit den<br />

dazugehörigen Kostenartennummern. Die Gliederung erfolgt hauptsächlich nach der<br />

Art der verbrauchten Produktionsfaktoren. Berücksichtigung findet sowohl die Unterscheidung<br />

in Einzel- <strong>und</strong> Gemeinkosten als auch in aufwandsgleiche <strong>und</strong> kalkulatorische<br />

Kosten. Wird ein unternehmensindividueller Kostenartenplan erstellt, sollten die<br />

Kriterien Vollständigkeit <strong>und</strong> Eindeutigkeit beachtet werden.<br />

Erfassung der Materialkosten<br />

Materialkosten fallen für Roh-, Hilfs- <strong>und</strong> Betriebsstoffe sowie Waren an. Rohstoffe gehen<br />

als Hauptbestandteile in das Erzeugnis ein <strong>und</strong> werden als Einzelkosten erfasst (Fertigungsmaterialkosten).<br />

Hilfsstoffe gehen ebenfalls direkt in das Erzeugnis ein, haben aber<br />

nur einen geringen Anteil am Wert <strong>des</strong> Produkts <strong>und</strong> werden daher oft als „unechte“ Gemeinkosten<br />

behandelt. Betriebsmittelkosten (gehen nicht in das Produkt ein) hingegen<br />

sind Gemeinkosten. Waren sind wie Rohstoffe Einzelkosten. Materialkosten ergeben sich<br />

aus dem Produkt aus einer Mengen- <strong>und</strong> Preiskomponente.<br />

Zur Ermittlung der Materialverbrauchsmengen lassen sich vier Methoden unterscheiden:<br />

Zugangsmethode: Verbrauch = ∑ Zugänge<br />

Diese Annahme ist grob vereinfachend, eine gesonderte Inventur ist nicht erforderlich.<br />

Zugänge werden in voller Höhe als (Zweck)Aufwand erfasst <strong>und</strong> fließen als<br />

(Gr<strong>und</strong>)Kosten in die KoRe ein. Der Vorteil liegt in der einfachen Handhabung, der<br />

Nachteil darin, dass Bestandsveränderungen unberücksichtigt bleiben.<br />

Inventurmethode: Verbrauch = Anfangsbestand + ∑ Zugänge – Endbestand<br />

Anfangs- <strong>und</strong> Endbestand der Periode werden durch Inventuren ermittelt; die Zugän-<br />

Martin Gächter 5


Zusammenfassung Joos-Sachse Kapitel 1-3<br />

ge werden wie bei der Zugangsmethode aus den Angaben in Liefer- oder Wareneingangsscheinen<br />

ermittelt. Der Vorteil liegt in der zuverlässigen Ermittlung <strong>des</strong> tatsächlichen<br />

Verbrauchs. Die Nachteile sind vor allem der hohe Arbeitsaufwand <strong>und</strong> die Unmöglichkeit,<br />

den Materialverbrauch auf Kostenstellen oder –träger zurechnen zu können.<br />

Daher ist diese Methode für die regelmäßige unterjährige Verbrauchsermittlung<br />

ungeeignet.<br />

Rückrechnungsmethode: Soll-Verbrauch/Einheit * hergestellte Stückzahl<br />

Hier wird der Materialverbrauch im Wege einer Stücklistenauflösung aus der Zahl der<br />

hergestellten fertigen <strong>und</strong> unfertigen Erzeugnisse abgeleitet. Der Vorteil liegt in der<br />

einfachen Anwendbarkeit <strong>und</strong> darin, dass man die Kosten den Kostenstellen <strong>und</strong> Kostenträgern<br />

zuordnen kann. Problematisch ist hingegen, dass diese Methode immer<br />

nur einen Soll-Verbrauch, niemals aber den tatsächlichen Verbrauch abbildet. Außerplanmäßiger<br />

Verbrauch wird ebenfalls nicht berücksichtigt. Ungenauigkeiten können<br />

sich dadurch ergeben, dass Material schon verbraucht, die Erzeugnisse in der Periode<br />

aber noch nicht als „fertig“ zurückgemeldet wurden. Zur Berechnung von<br />

Betriebsstoffverbräuchen ist die Rückrechnungsmethode ungeeignet. Die Hauptanwendung<br />

liegt daher in der Planung <strong>des</strong> Materialverbrauchs <strong>und</strong> in der Bestimmung<br />

der Sollverbrauchsmengen bei Soll-/Ist-Vergleichen in der Plankostenrechnung.<br />

Fortschreibungsmethode: Verbrauch = ∑ Lagerabgänge<br />

Zugänge werden anhand von Liefer- oder Wareneingangsscheinen erfasst, Abgänge<br />

durch entsprechende Entnahme-Datensätze dokumentiert. Diese Methode gestattet<br />

eine zuverlässige Ermittlung <strong>des</strong> tatsächlichen Materialverbrauchs <strong>und</strong> ermöglicht es,<br />

nach Kostenstellen, Kostenträgern <strong>und</strong> Verbrauchsursachen zu differenzieren, wodurch<br />

auch eine Trennung in planmäßigen <strong>und</strong> außerplanmäßigen Verbrauch möglich<br />

ist. Die Anwendbarkeit auf alle Arten von Materialien ist ein weiterer Vorteil. Allerdings<br />

überschätzt die Fortschreibungsmethode den tatsächlichen Materialverbrauch:<br />

Lagerabgänge, die sich im Fertigungsumlauf befinden, aber noch nicht verarbeitet<br />

wurden, werden bereits als Verbrauch gewertet. Die Fortschreibungsmethode ist die<br />

häufigste angewandte Methode zur Ermittlung <strong>des</strong> unterjährigen Verbrauchs.<br />

Die Bewertung der Materialverbrauchsmengen erfolgt mit untersch. Wertansätzen:<br />

Anschaffungspreise: Diese ergeben sich aus den Rechnungspreisen abzüglich Umsatzsteuer<br />

<strong>und</strong> Preisnachlässen <strong>und</strong> zuzüglich Beschaffungsnebenkosten.<br />

- Tatsächliche Anschaffungspreise: Ein solche Bewertung setzt eine 1:1-<br />

Beziehung zwischen verbrauchten Materialien <strong>und</strong> Anschaffungspreisen voraus.<br />

Eine solche Bewertung stellt erhebliche Anforderungen an die logistischen Systeme<br />

<strong>und</strong> wird daher meist nur in Unternehmen mit Auftragsfertigung für hochwertige<br />

Rohmaterialien eingesetzt.<br />

- Durchschnittliche Anschaffungspreise: Da eine Bewertung nach tatsächlichen<br />

Anschaffungskosten oftmals nicht wirtschaftlich ist, verwenden vor allem Unternehmen<br />

mit Serienfertigung häufig diese Bewertungsmethode. Je nachdem, ob<br />

ein Durchschnittspreis nur einmal nach Ablauf einer Periode oder nach jedem Zugang<br />

neu berechnet wird, unterscheidet man periodische <strong>und</strong> gleitende Durchschnittspreise.<br />

In der Praxis dominieren die periodischen Durchschnittspreise, die<br />

sich aus dem arithmetischen Mittel der Anschaffungspreise errechnen.<br />

- Anschaffungspreise nach Verbrauchsfolgeverfahren: Diese Verfahren (FIFO,<br />

LIFO, HIFO) sind vor allem für die Aufstellung von Handels- <strong>und</strong> Steuerbilanz von<br />

Interesse, werden in der KoRe jedoch meist nur bei einer engen Verflechtung von<br />

Buchhaltung <strong>und</strong> KoRe eingesetzt.<br />

Wiederbeschaffungspreise: Eine auf Anschaffungspreisen beruhende Bewertung<br />

hat bei stark steigenden Preisen den Nachteil, dass eine Substanzerhaltung nur eingeschränkt<br />

möglich ist. Dem kann durch die Ansetzung von Wiederbeschaffungspreisen<br />

(Tagespreise oder erwartete Preise) abgeholfen werden. Aus verschiedenen<br />

Gründen (wenig Preissteigerung, geringer zeitlicher Abstand zur Wiederbeschaffung,<br />

hoher Aufwand) werden Wiederbeschaffungspreise aber eher selten eingesetzt.<br />

Feste Verrechnungspreise: Diese werden vor allem von Unternehmen mit einem<br />

Plankostenrechnungssystem eingesetzt <strong>und</strong> machen eine wirksame Kontrolle <strong>des</strong> Ma-<br />

Martin Gächter 6


Zusammenfassung Joos-Sachse Kapitel 1-3<br />

terialverbrauchs möglich, da sie Preisschwankungen aus der Kostenrechnung fernhalten.<br />

Die festen Verrechnungspreise haben meist ein Jahr Gültigkeit. Parallel dazu<br />

muss eine Bewertung zu Anschaffungspreisen erfolgen. Die Preisdifferenz wird am<br />

Ende der Abrechnungsperiode in die Betriebsergebnisrechnung als Materialpreisabweichung<br />

übernommen.<br />

Erfassung der Personalkosten<br />

Zu den Personalkosten zählen alle Kosten, die durch Inanspruchnahme menschlicher Arbeitsleistungen<br />

anfallen. 1 Innerhalb der Personalkosten lassen sich unterscheiden:<br />

Arbeitsentgelte: Diese stellen die Vergütung für geleistete Arbeit durch den Arbeitnehmer<br />

dar (Anwesenheitsvergütung). Dazu zählen die Löhne <strong>und</strong> Gehälter. Zu den<br />

Löhnen zählen auch Überst<strong>und</strong>envergütungen. Für die KoRe sind ausschließlich Bruttolöhne<br />

<strong>und</strong> –gehälter maßgeblich.<br />

- Fertigungslöhne führen zu Fertigungslohnkosten, stehen in unmittelbarem Zusammenhang<br />

zu den Erzeugnissen <strong>und</strong> sind daher Einzelkosten.<br />

- Gemeinkostenlöhne stehen nur in mittelbarer Beziehung zu der erstellen Leistung<br />

<strong>und</strong> stellen daher Gemeinkosten dar.<br />

Personalnebenkosten: Zu den Personalnebenkosten gehören alle übrigen mit dem<br />

Mitarbeitereinsatz verb<strong>und</strong>en Kosten. Nicht zu den im Rahmen der Kostenarten erfassten<br />

Personalnebenkosten zählen die Kosten für betriebliche Einrichtungen, die<br />

vorwiegend im Interesse der Mitarbeiter unterhalten werden (z.B. Kantine). Personalnebenkosten<br />

werden häufig als Prozentwert der „direkten“ Personalkosten dargestellt.<br />

- Fehlzeitenvergütungen: Urlaub, Feiertage, Krankheit, Fortbildung<br />

- Sozialversicherungsbeiträge: Renten-, Arbeitslosen-, Krankenversicherung etc.<br />

- Regelmäßige Sonderzahlungen: z.B. Urlaubs- oder Weihnachtsgeld<br />

- Kosten der betrieblichen Alterversorgung: z.B. Pensionsrückstellungen<br />

- Sonstige Personalnebenkosten: z.B. Fahrkostenzuschüsse, Inserate<br />

Kosten sind das Produkt aus einer Mengenkomponente <strong>und</strong> einer Preiskomponente. Zur<br />

Berechnung der Personalkosten gibt es verschiedene Methoden:<br />

Zeitlöhne: Die Entlohnung erfolgt nach der geleisteten Arbeitszeit. Die Berechnung<br />

erfolgt durch Multiplikation der Anwesenheitszeit mit dem vereinbarten Lohnsatz. Gehälter<br />

entsprechen in der Entlohnungsstruktur dem Zeitlohn.<br />

Akkordlöhne: Hier richtet sich die Vergütung nach der Arbeitsleistung. Akkordlöhne<br />

führen zu Fertigungslohnkosten <strong>und</strong> sind damit Einzelkosten.<br />

- Geldakkordlohn = Geldbetrag/Stück x Stückzahl: Hier wird für jede Leistungseinheit<br />

(Stück) ein bestimmter Geldbetrag bezahlt.<br />

- Zeitakkordlohn = Stück x Min/Stück x €/Min: Hier errechnet sich der Lohn<br />

als Produkt aus Stückzahl x, Vorgabezeit vt <strong>und</strong> Minutenfaktor g. Die Vorgabezeit<br />

ist die Zeit, die zur Herstellung einer Leistungseinheit festgelegt wurde (Normalleistung<br />

eines Arbeitnehmers). Vorherrschend ist der Zeitakkord <strong>des</strong>halb, weil bei<br />

Änderungen <strong>des</strong> Lohnsatzes nur der Minutenfaktor geändert werden muss. Außerdem<br />

lässt sich die vorgegebene Arbeitszeit pro Leistungseinheit zur Planung <strong>des</strong><br />

Produktionsprozesses verwenden.<br />

Prämienlöhne: Diese setzen sich aus einem garantierten (zeitabhängigen) Gr<strong>und</strong>lohn<br />

<strong>und</strong> einer zusätzlichen (leistungsabhängigen) Prämie zusammen.<br />

Bei Zeit- <strong>und</strong> Prämienlöhnen hängt die kostenrechnerische Einstufung davon ab, ob sie in<br />

unmittelbarem Zusammenhang mit der Be- <strong>und</strong> Verarbeitung von Fertigungsmaterial<br />

anfallen. Falls ja, stellen sie Einzelkosten dar, falls nein, handelt es sich um Gemeinkosten.<br />

Zur Ermittlung der Personalkosten greift die Kostenrechnung auf die Zahlen der Finanzbuchhaltung<br />

zurück. Die für die KoRe wesentlichen Informationen über mitarbeiter-<br />

<strong>und</strong> betriebsbezogene Bewegungsdaten stammen aus der Betriebsdatenerfassung.<br />

1 Abbildung S. 54<br />

Martin Gächter 7


Zusammenfassung Joos-Sachse Kapitel 1-3<br />

Die Arbeitsentgelte werden in der Kostenrechnung idR mit ihren tatsächlichen angefallenen<br />

Beträgen bereichsspezifisch, d.h. nach Kostenstellen ausgewiesen. Personalnebenkosten<br />

werden dagegen idR zeitlich abgegrenzt. Um eine gleichmäßige Belastung der<br />

einzelnen Perioden zu erreichen, werden vor allem zwei Methoden angewandt:<br />

Zwölftelung: Die unregelmäßig anfallenden Personalkosten werden am Jahresanfang<br />

geschätzt <strong>und</strong> in gleichen Beträgen auf die einzelnen Monate verteilt. Der Vorteil liegt<br />

in der einfachen Handhabung, der Nachteil darin, dass Veränderungen im Personalbestand<br />

<strong>und</strong> Beschäftigungsschwankungen nicht berücksichtigt werden.<br />

Verteilung in Relation zur Lohn- bzw. Gehaltskostensumme: Die Verteilung der<br />

Personalnebenkosten erfolgt in Form eines prozentualen Zuschlages auf die Arbeitsentgelte.<br />

Die Prozentsätze werden wie bei der Zwölftelung am Jahresanfang ermittelt<br />

<strong>und</strong> ggf. unterjährig überarbeitet. Der Vorteil liegt darin, dass Beschäftigungsschwankungen<br />

<strong>und</strong> Veränderungen im Personalbestand genauer erfasst werden.<br />

Dienstleistungskosten<br />

Also solche werden alle Kosten bezeichnet, die durch die Inanspruchnahme unternehmensexterner<br />

Leistungen verursacht werden. Aus entsprechenden Rechnungen oder Gebührenbescheiden<br />

sind die Höhe der Kosten ersichtlich (Zweckaufwand/Gr<strong>und</strong>kosten).<br />

Steuern<br />

Steuerzahlungen werden in Theorie <strong>und</strong> Praxis der Kostenrechnung nicht einheitlich behandelt.<br />

Man unterscheidet:<br />

Substanzsteuern: z.B. Gr<strong>und</strong>steuer, haben Kostencharakter.<br />

Verkehrssteuern: z.B. Kfz-Steuer, Versicherungssteuer, Gr<strong>und</strong>erwerbssteuer; haben<br />

ebenfalls Kostencharakter (Ausnahme: Umsatzsteuer).<br />

Verbrauchssteuern: z.B. Stromsteuer, Mineralölsteuer etc. Stellen die betrieblichen<br />

Erzeugnisse unmittelbar die Bemessungsgr<strong>und</strong>lage für die Verbrauchssteuern dar,<br />

handelt es sich um Einzelkosten. Alle übrigen Steuern sind Gemeinkosten.<br />

Erfolgssteuern: Hier wird der Kostencharakter mehrheitlich verneint (z.B. Einkommenssteuer,<br />

Körperschaftssteuer).<br />

Die Erfassung der Kostensteuern ist unproblematisch <strong>und</strong> erfolgt anhand der von den<br />

Finanzbehörden ausgefertigten Steuerbescheide.<br />

Kalkulatorische Abschreibungen<br />

Abschreibungen treten durch Nutzung, ruhenden Verschleiß, technische Überholung,<br />

wirtschaftliche Überholung, substanzbedingte Wertminderungen oder Fristablauf auf. Unterschiede<br />

zwischen der Höhe der in der FiBu <strong>und</strong> KoRe angesetzten periodischen Abschreibungen<br />

können auf folgende Faktoren zurückgeführt werden:<br />

Normierungsgrad: Im Gegensatz zum Handels- <strong>und</strong> Steuerrecht bestehen für die<br />

kalkulatorischen Abschreibungen keine gesetzlichen Vorschriften.<br />

Abschreibungsumfang: Kalkulatorisch wird nur das betriebsnotwendige Anlagevermögen<br />

abgeschrieben.<br />

Abschreibungsursachen: In der KoRe werden nur planmäßige Ursachen für Wertminderungen<br />

berücksichtigt, in der FiBu dagegen sämtliche Ursachen. Unerwartet<br />

auftretender Verschleiß kann innerhalb der KoRe mit Hilfe kalkulatorischer Wagnisse<br />

erfasst werden.<br />

Abschreibungsbasis: Während in der bilanziellen Abschreibung immer die Anschaffungs-<br />

bzw. Herstellungskosten abgeschrieben werden, gelten in der KoRe dagegen<br />

häufig die Wiederbeschaffungswerte.<br />

Abschreibungsverfahren: Während die Unternehmen steuerrechtlich möglichst<br />

schnell abschreiben, werden in der KoRe oft andere „richtigere“ Verfahren gewählt.<br />

Martin Gächter 8


Zusammenfassung Joos-Sachse Kapitel 1-3<br />

Angenommene Nutzungsdauer: Diese kann bilanziell <strong>und</strong> kalkulatorisch unterschiedlich<br />

lang sein. In der Regel liegt die technisch-wirtschaftliche Nutzungsdauer<br />

über der bilanziellen Nutzungsdauer.<br />

Abschreibungsdauer: In der FiBu ist die Abschreibungsdauer auf die zugr<strong>und</strong>e gelegte<br />

Nutzungsdauer beschränkt. In der KoRe können hingegen kalkulatorische Abschreibungen<br />

so lange verrechnet werden, wie das Anlagegut noch betrieblich genutzt<br />

wird, <strong>und</strong> zwar auch nachdem die der Abschreibungsberechnung zugr<strong>und</strong>e gelegte<br />

Nutzungsdauer abgelaufen ist. Dadurch werden in jedem Fall mehr als 100% der Anschaffungs-<br />

oder Herstellungskosten abgeschrieben (Abschreibung „unter Null“).<br />

Abweichungen zwischen bilanziellen <strong>und</strong> kalkulatorischen Abschreibungen sind nicht<br />

zwingend. Die Berechnung kalkulatorischer Abschreibungen erfolgt folgendermaßen:<br />

<strong>1.</strong> Festlegung <strong>des</strong> Abschreibungsumfangs: Ermittlung der betriebsnotwendigen Anlagegüter.<br />

<strong>2.</strong> Bestimmung der Abschreibungsbasis: Meist werden in der KoRe Wiederbeschaffungspreise<br />

als Basis hergenommen. Da die genauen Ersatzzeitpunkte <strong>und</strong> die künftigen<br />

Preise allerdings nicht bekannt sind, wird in der Praxis meist der historische Anschaffungspreis<br />

mit Hilfe von Faktoren hochgerechnet, die nach einzelnen Anlagegruppen<br />

differenziert sind. Die Wiederbeschaffungswerte errechnen sich somit aus<br />

den historischen Anschaffungskosten multipliziert mit dem Preisindex <strong>des</strong> Abschlussjahres<br />

<strong>und</strong> dividiert durch den Preisindex <strong>des</strong> Anschaffungsjahres. 2<br />

Die dargestellte Rechenweise führt zu einer Änderung <strong>des</strong> Ausgangswertes für die Berechnung<br />

kalkulatorischer Abschreibungen in jedem Jahr. Dadurch fallen die kumulierten<br />

Abschreibungsbeträge bei kontinuierlich steigenden Preisen niedriger aus als<br />

die tatsächlichen Wiederbeschaffungskosten ausfallen werden. Dies kann zwar entsprechend<br />

korrigiert werden, ist in der Regel aber nur in Hochinflationsländern notwendig.<br />

3. Wahl <strong>des</strong> Abschreibungsverfahrens: Hier stehen leistungs- <strong>und</strong> zeitabhängige Verfahren<br />

zur Auswahl. Bei der leistungsabhängigen Abschreibung ergibt sich der<br />

Abschreibungsbetrag aus dem Anteil der in einer Periode beanspruchten Leistungsmenge<br />

eines Anlagegutes im Verhältnis zu seiner Gesamtleistungsmenge. Bei der<br />

zeitabhängigen Abschreibung wird in lineare (Abschreibungsbasis wird gleichmäßig<br />

auf die Nutzungsdauer verteilt) <strong>und</strong> die degressive Abschreibung (Abschreibungsbeträge<br />

fallen im Zeitverlauf) unterschieden. In der Praxis wird meist die lineare Abschreibung<br />

verwendet.<br />

4. Festlegung der Nutzungsdauer: In der KoRe soll die Nutzungsdauer die voraussichtlich<br />

realistisch, technisch <strong>und</strong> wirtschaftlich sinnvolle Einsatzzeit abbilden.<br />

5. Festlegung der Abschreibungsdauer: Die Dauer kann alternativ bis zum Ablauf der<br />

der Abschreibungsberechnung zugr<strong>und</strong>e gelegten Nutzungsdauer oder über die (kalkulatorische)<br />

Nutzungsdauer hinaus als „Unter-Null“-Abschreibung erfolgen. Die Verrechnung<br />

von „Unter-Null“-Abschreibungen hat den großen Vorteil, dass die einzelnen<br />

Perioden gleichmäßig mit kalkulatorischen Kosten belastet werden. Es muss jedoch<br />

darauf geachtet werden, dass sich das Unternehmen nicht „aus dem Markt“ kalkuliert,<br />

da die kalkulatorischen Abschreibungen nämlich in die Erzeugnis-Vollkosten einfließen.<br />

Kalkulatorische Abschreibungen sind ein Musterbeispiel für Anderskosten, da sie<br />

einzelnen Erzeugnissen nicht ohne Schlüsselung zugeordnet werden können, stellen<br />

sie Gemeinkosten dar.<br />

Kalkulatorische Zinsen<br />

Kalkulatorische Zinsen sind die Kosten für die Nutzung <strong>des</strong> im Leistungsprozess eingesetzten<br />

Kapitals. Unterschiede zu bilanziellen Zinsen ergeben sich durch:<br />

Verzinsungsgegenstand: Zinsaufwand fällt nur für Fremdkapital an, kalkulatorische<br />

Zinsen hingegen auch für Eigenkapital. Erstens wird dadurch Opportunitätskosten<br />

2 Beispiel S. 64<br />

Martin Gächter 9


Zusammenfassung Joos-Sachse Kapitel 1-3<br />

Rechnung getragen <strong>und</strong> zweitens wird dadurch vermieden, dass die Kapitalstruktur<br />

sich auf die Höhe der kalkulatorischen Zinsen auswirkt.<br />

Verzinsungsumfang: Zinsaufwand entsteht unabhängig davon, wofür das Fremdkapital<br />

genutzt wird. Kalkulatorische Zinsen entstehen nur dann, wenn Kapital für die<br />

betriebliche Leistungserstellung eingesetzt wird.<br />

Zahl <strong>und</strong> Höhe der Zinssätze: Für die Berechnung der kalkulatorischen Zinsen wird<br />

im Gegensatz zu den bilanziellen Zinsen ein einheitlicher Zinssatz verwendet.<br />

Die Berechnung der kalkulatorischen Zinsen erfolgt durch die Multiplikation <strong>des</strong> betriebsnotwendigen<br />

Kapitals mit dem kalkulatorischen Zinssatz.<br />

<strong>1.</strong> Abgrenzung <strong>des</strong> betriebsnotwendigen Kapitals: Die Ermittlung <strong>des</strong> betriebsnotwendigen<br />

Kapitals setzt auf der Aktivseite der Bilanz, der Vermögensseite an. Dabei<br />

sind zwei Korrekturen erforderlich: Erstens müssen die nicht betriebsnotwendigen<br />

Vermögensgegenstände abgesondert werden <strong>und</strong> zweitens müssen die Vermögenspositionen<br />

anders bewertet werden. Meist sind nämlich die bilanziellen Werte zu niedrig<br />

Betriebsnotwendiges AV<br />

+ Betriebsnotwendiges UV<br />

= Betriebsnotwendiges Vermögen<br />

- Abzugskapital<br />

= Betriebsnotwendiges Kapital<br />

ausgewiesen (stille Reserven). Das<br />

betriebsnotwendige Vermögen wird in vielen Unternehmen<br />

um das Abzugskapital (zinsfrei zur<br />

Verfügung stehen<strong>des</strong> Fremdkapital, z.B. sonstige<br />

Rückstellungen, K<strong>und</strong>enanzahlungen,<br />

Verbindlichkeiten) verringert.<br />

<strong>2.</strong> Umbewertung der betriebsnotwendigen Vermögensgegenstände: Die Bewertung <strong>des</strong><br />

nicht abnutzbaren AV kann entweder zu Anschaffungs- oder Wiederbeschaffungswerten<br />

erfolgen. Will man die bei Einsatz von Kapital im Unternehmen entstehenden<br />

Opportunitätskosten korrekt berücksichtigen, empfiehlt sich der Ansatz der heutigen<br />

Wiederbeschaffungswerte. Mit der Bewertung abnutzbarer Anlagegüter sind zwei<br />

Fragen verb<strong>und</strong>en: Erstens, ob Anschaffungs- oder Wiederbeschaffungskosten als<br />

Verzinsungsbasis dienen <strong>und</strong> zweitens, ob Rest- oder Durchschnittswerte verzinst<br />

werden sollen. Zweckmäßig erscheint, die Verzinsungsbasis symmetrisch zur Abschreibungsbasis<br />

zu wählen. Bei der Restwertmethode werden die kalkulatorischen<br />

Zinsen vom jeweiligen Restwert der Anlagegüter berechnet, wodurch die Zinsen eines<br />

einzelnen Anlagegutes im Zeitablauf abnehmen. Bei der Durchschnittswertmethode<br />

wird immer der halbe Anschaffungs- oder Wiederbeschaffungswert verzinst. Dies beruht<br />

auf der Annahme, dass durchschnittlich immer der halbe Ausgangswert geb<strong>und</strong>en<br />

ist. Dies führt zu einer konstanten Zinsbelastung in den einzelnen Perioden, wegen<br />

der einfacher Handhabung hat sich die Durchschnittswertmethode in der Praxis<br />

durchgesetzt.<br />

Vergleichsweise unproblematisch gestaltet sich die Bewertung <strong>des</strong> betriebsnotwendigen<br />

UV. Es wird der Bestand angesetzt, der während <strong>des</strong> Jahres durchschnittlich<br />

geb<strong>und</strong>en ist, im einfachsten Fall wird das arithmetische Mittel zwischen Anfangs- <strong>und</strong><br />

Endbestand angesetzt. Hier werden die Durchschnittswerte immer mit Anschaffungskosten<br />

gebildet (kurze Bindungsfristen).<br />

3. Festlegung der kalkulatorischen Zinsen: In der Praxis wird der kalkulatorische<br />

Zinssatz meist unabhängig von unternehmensspezifischen Zinssätzen ermittelt. Die<br />

Gr<strong>und</strong>lage bildet idR der langfristige Sicherheitszinssatz (Zinssatz für langfristige Anleihen<br />

von Schuldnern erstklassiger Bonität). Da die Anlage in Unternehmensvermögen<br />

riskanter ist, wird der Sicherheitszinssatz idR um eine Risikoprämie von zumin<strong>des</strong>t<br />

3% erhöht. Kalkulatorische Zinsen sind je nach Perspektive Zusatz- (Eigenkapital)<br />

oder Anderskosten (betriebsnotwendiges Kapital). Da kalkulatorische Zinsen keinen<br />

Erzeugnissen direkt zugeordnet werden können, sind sie Gemeinkosten.<br />

Kalkulatorische Wagnisse<br />

Aus der Perspektive der KoRe, die anstelle von Risiken idR von Wagnissen spricht, werden<br />

das allgemeine Unternehmenswagnis <strong>und</strong> die speziellen Einzelwagnisse unterschieden.<br />

Das allgemeine Unternehmenswagnis (Konjunktureinbrüche, Nachfragever-<br />

Martin Gächter 10


Zusammenfassung Joos-Sachse Kapitel 1-3<br />

schiebungen etc.) ist schwer vorhersehbar, kaum quantifizierbar <strong>und</strong> wird daher nicht in<br />

der KoRe angesetzt.<br />

Spezielle Einzelwagnisse hingegen stehen in unmittelbarer Beziehung zu Erstellung <strong>und</strong><br />

Absatz der Unternehmensleistungen <strong>und</strong> lassen sich anhand von Erfahrungswerten <strong>und</strong><br />

erwarteten Entwicklungen quantifizieren. Liegen entsprechende Versicherungsverträge<br />

vor, fließen die Prämien über die FiBu als Gr<strong>und</strong>kosten in die KoRe ein. Wird jedoch keine<br />

Versicherung abgeschlossen, sollten im Rahmen der KoRe kalkulatorische Wagnisse gebildet<br />

werden, die den Charakter einer „Eigenversicherung“ haben. Beispiele:<br />

Anlagenwagnis: Veräußerungsverluste, Unfallschäden, Katastrophenschäden etc.<br />

Bestandswagnis: Verluste an RHB-Stoffen, fertigen <strong>und</strong> unfertigen Erzeugnissen<br />

<strong>und</strong> Waren durch Verderb, Diebstahl, Katastrophenschäden etc.<br />

Produktionswagnis: Qualitätsrisiken im Rahmen <strong>des</strong> Fertigungsprozesses (Ausschuss,<br />

Nacharbeit etc.)<br />

Forderungswagnis: Verluste aus Forderungsausfällen, Wechselkursverschlechterungen<br />

etc.<br />

Gewährleistungswagnis: Gutschriften, Ersatzlieferungen <strong>und</strong> Reparaturen im Rahmen<br />

von Garantie- oder Kulanzleistungen<br />

Die Höhe der Wagnisse kann auf zwei Arten gebildet berechnet werden: Anhand von<br />

Angeboten Dritter über die Übernahme spezieller Einzelwagnisse oder anhand eines Wagniskostensatzes,<br />

der die Höhe der durchschnittlich zu erwartenden Wagnisse in Relation<br />

zu einer geeigneten Bezugsgröße stellt. Dieser Wagniskostensatz wird berechnet, indem<br />

die tatsächlichen Wagniskosten der letzten 3-5 Jahre durch die Bezugsgröße der letzten<br />

3-5 Jahre dividiert wird. Unabhängig von den Ansätzen in der KoRe werden eingetretene<br />

Schäden in der Finanzbuchhaltung dann erfasst, wenn sie tatsächlich eingetreten sind.<br />

Die Einzelwagniskosten gehören damit zu den Anderskosten, außerdem stellen sie auch<br />

Gemeinkosten dar.<br />

Kalkulatorischer Unternehmerlohn<br />

Zahlungen an Einzelunternehmer oder an Gesellschafter von Personengesellschaften dürfen<br />

in der FiBu nicht als Aufwand verbucht werden. Sie gelten handels- <strong>und</strong> steuerrechtlich<br />

als Gewinnverwendung. In der KoRe sollten daher kalkulatorische Unternehmerlöhne<br />

als Zusatzkosten verrechnet werden. Diese stellen eine Form <strong>des</strong> Gehalts dar <strong>und</strong> sind<br />

daher unter die Gemeinkosten einzuordnen.<br />

Kalkulatorische Miete<br />

Stellt ein Unternehmer seinem Unternehmen Räume zur Verfügung, die Teil seines Privatvermögens<br />

sind, entsteht kein Aufwand. Die Raumkosten müssen als Zusatzkosten in<br />

der Kostenrechnung erfasst werden. Die kalkulatorische Miete stellt – wie eine Fremdmiete<br />

– Gemeinkosten dar.<br />

<strong>2.</strong> Kostenstellenrechnung<br />

Kostenstellen sind Struktureinheiten im Unternehmen, für die Kosten gesammelt werden.<br />

Die Kostenstellenrechnung fungiert als Bindeglied zwischen der Kostenarten- <strong>und</strong> der<br />

Kostenträgerrechnung <strong>und</strong> erfüllt zwei zentrale <strong>Aufgaben</strong>: Die Verrechnungsaufgabe<br />

besteht darin, die Weiterverrechnung der erfassten Kosten auf die Kostenträger vorzubereiten.<br />

Die Kontrollaufgabe besteht darin, Kosten am Ort ihrer Entstehung zu kontrollieren.<br />

Bei der Gliederung <strong>des</strong> Unternehmens in Kostenstellen sind verschiedene Gr<strong>und</strong>sätze<br />

zu beachten:<br />

Gr<strong>und</strong>satz der Homogenität: In einer Kostenstelle sollen nur Funktionen bzw. Abläufe<br />

zusammengefasst werden, die ähnliche Kosten- <strong>und</strong> Leistungsstrukturen aufweisen.<br />

Martin Gächter 11


Zusammenfassung Joos-Sachse Kapitel 1-3<br />

Gr<strong>und</strong>satz abgegrenzter Verantwortungsbereiche: Kostenstellen sollen abgegrenzte<br />

Verantwortungsbereiche mit jeweiligen verantwortlichen Personen darstellen.<br />

Gr<strong>und</strong>satz eindeutiger Zuordenbarkeit: Kosten <strong>und</strong> Basisdaten müssen den Kostenstellen<br />

möglichst eindeutig zugeordnet werden können.<br />

Gr<strong>und</strong>satz der Wirtschaftlichkeit: Einrichtung <strong>und</strong> Pflege von Kostenstellen verursachen<br />

Betreuungsaufwand. Die Kostenstellengliederung muss daher ihre Grenze in<br />

der Wirtschaftlichkeit der Kostenrechnung finden.<br />

Untergliederung von Kostenstellen<br />

Nach abrechnungstechnischen Gesichtspunkten: Endkostenstellen sind Kostenstellen,<br />

deren Kosten unmittelbar auf Kostenträger (Erzeugnisse) verrechnet werden,<br />

Vorkostenstellen sind Kostenstellen, deren Kosten nicht unmittelbar auf Kostenträger<br />

(Erzeugnisse), sondern auf andere Kostenstellen verrechnet werden. Vorkostenstellen<br />

erbringen Leistungen für andere Kostenstellen, die im Gegenzug die dafür anfallenden<br />

Kosten zu tragen haben. Je präziser Leistungsbeziehungen im Unternehmen abgebildet<br />

<strong>und</strong> gesteuert werden sollen, <strong>des</strong>to mehr Vorkostenstellen werden benötigt.<br />

Nach Bebuchbarkeit: Nach diesem Kriterium können Basiskostenstellen (bebuchbar)<br />

<strong>und</strong> Sammelkostenstellen (Knotenkostenstellen) unterschieden werden. Basiskostenstellen<br />

werden Kosten im Rahmen der Primär- <strong>und</strong> Sek<strong>und</strong>ärkostenverrechnung<br />

zugeordnet, Sammelkostenstellen sind lediglich Zusammenfassungen mehrerer<br />

Basiskostenstellen.<br />

Nach Betrieblichen Funktionen: In der Praxis werden Kostenstellen primär nach<br />

betrieblichen Funktionen gegliedert (z.B. Kostenstellen der Unternehmensinfrastruktur,<br />

Materialwirtschaft, Fertigungsunterstützung etc.).<br />

Die in einem Unternehmen gültigen Kostenstellen werden in einem Kostenstellenplan<br />

dokumentiert. 3<br />

Durchführung der Kostenstellenrechnung<br />

Wichtigstes Instrument für die Durchführung der Kostenstellenrechnung ist der Betriebsabrechnungsbogen<br />

(BAB) 4 , der sich als Tabelle mit den Kostenarten als Zeilen <strong>und</strong> den<br />

Kostenstellen als Spalten darstellen lässt. In den Spalten werden zunächst die Vorkostenstellen,<br />

dann die Endkostenstellen dargestellt. Die Durchführung der Kostenstellenrechnung<br />

im BAB erfolgt in drei Stufen:<br />

<strong>1.</strong> Zuordnung von Primärkosten zu Kostenstellen (Primärkostenrechnung): In<br />

einem ersten Schritt werden die Kostenstellen mit den durch sie verursachen Primärkosten<br />

belastet. Um eine eindeutige Zuordnung von Kosten zu den jeweiligen Kostenstellen<br />

möglich zu machen, müssen entsprechende Vorkehrungen in den betrieblichen<br />

Vorsystemen getroffen werden.<br />

(Gemein)Kosten, die eindeutig bestimmten Kostenstellen zugeordnet werden können,<br />

nennt man Kostenstellen-Einzelkosten. Wenn Kostenbeträge nur einer Mehrzahl von<br />

Kostenstellen gemeinsam zugeordnet werden können, spricht man von Kostenstellen-<br />

Gemeinkosten. Für die Verteilung dieser Kostenstellen-Gemeinkosten auf die einzelnen<br />

Kostenstellen bestehen zwei Möglichkeiten. Entweder werden Kostenstellen-<br />

Gemeinkosten pro Rechnung oder Buchungsbeleg mit Hilfe von Mengen- oder Wertschlüsseln<br />

auf die einzelnen Kostenstellen verteilt. Alternativ dazu (<strong>und</strong> in der Praxis<br />

üblich) können die Verrechnungskostenstellen gesammelt <strong>und</strong> gemeinsam mit anderen<br />

Kostenarten, die dem gleichen Verteilungsmodus unterliegen, im Rahmen der Sek<strong>und</strong>ärkostenverrechnung<br />

auf die übrigen Kostenstellen weiterverrechnet werden.<br />

<strong>2.</strong> Verrechnungen zwischen Kostenstellen (Sek<strong>und</strong>ärkostenrechnung): Im Kern<br />

geht es darum, Kosten einer Vorkostenstelle in aggregierter Form auf andere Kostenstellen<br />

zu verrechnen <strong>und</strong> dort unter einer Sek<strong>und</strong>ärkostenart auszuweisen. Diese in-<br />

3 Beispiel S. 80<br />

4 Beispiel S. 83<br />

Martin Gächter 12


Zusammenfassung Joos-Sachse Kapitel 1-3<br />

nerbetrieblichen Leistungen können in aktivierungspflichtige <strong>und</strong> in nicht aktivierungspflichtige<br />

unterteilt werden. Die Kosten aktivierungspflichtiger innerbetrieblicher<br />

Leistungen sind zu Herstellungskosten zu bewerten <strong>und</strong> gehen sowohl in die Bilanz als<br />

auch in die KoRe (mit jeweiligen Beträgen der kalkulatorischen Abschreibungen) ein.<br />

Aktivierungspflichtige innerbetriebliche Leistungen sind nicht Gegenstand der Sek<strong>und</strong>ärkostenverrechnung.<br />

Nicht aktivierungspflichtige innerbetriebliche Leistungen werden<br />

mangels Lagerfähigkeit in der Periode der Leistungserstellung verbraucht. Sie<br />

werden im Rahmen der Sek<strong>und</strong>ärkostenverrechnung weiterbelastet. Solche Gemeinkostenleistungen<br />

werden von unternehmenseigenen Servicebereich erbracht, für die<br />

im BAB eigene Vorkostenstellen eingerichtet werden. Deren Kosten werden auf andere<br />

Kostenstellen verrechnet, damit entstehen für die empfangenden Kostenstellen Sek<strong>und</strong>ärkosten.<br />

Für die Sek<strong>und</strong>ärkostenverrechnung gibt es zwei gr<strong>und</strong>sätzliche Verfahrensweisen:<br />

Bei der indirekten Sek<strong>und</strong>ärkostenverrechnung erfolgt die Kostenverrechnung<br />

periodisch anhand vordefinierter Parameter, bei der direkten Sek<strong>und</strong>ärkostenverrechnung<br />

wird die Leistung vorgangsbezogen erfasst <strong>und</strong> nach<br />

dem Schema Preis x Menge bewertet.<br />

Verfahren der indirekten Sek<strong>und</strong>ärkostenverrechnung<br />

<strong>1.</strong> Zuschlagsrechnung<br />

Bei der Zuschlagsrechnung werden die Gemeinkosten einer Vorkostenstelle mit Hilfe eines<br />

prozentualen Zuschlags auf eine Kostenbasis der empfangenden Kostenstellen verrechnet.<br />

Beispielsweise können die Personalnebenkosten auf eigenen Vorkostenstellen<br />

gesammelt <strong>und</strong> mit Hilfe eines prozentualen Zuschlags auf die in den Kostenstellen ausgewiesenen<br />

Anwesenheitslöhne verteilt werden. Die idR verbleibenden Über- bzw. Unterdeckungen<br />

können in Form einer Kostenstellenumlage nachverteilt oder unmittelbar ins<br />

Betriebsergebnis übernommen werden.<br />

<strong>2.</strong> Kostenstellenumlagen<br />

Bei Kostenstellenumlagen werden die Kosten anhand primär mengenabhängiger<br />

Schlüssel auf andere Kostenstellen verrechnet. Die verwendeten Schlüssel bilden entweder<br />

Strukturgrößen einer Kostenstelle ab (z.B. Raumkosten nach m²), oder die Schlüssel<br />

werden anhand periodischer Aufzeichnungen berechnet (z.B. Aufzeichnungen von PC-<br />

Benutzerservice über Anzahl <strong>und</strong> Bearbeitungsdauer der Anfragen nach Kostenstellen).<br />

Unabhängig davon treten bei Kostenstellenumlagen abrechnungstechnische Probleme<br />

auf, wenn Vorkostenstellen in gegenseitiger Leistungsbeziehung zueinander stehen.<br />

Hier kann keine der betroffenen Vorkostenstellen mit der Verteilung der Kosten beginnen,<br />

weil sie noch Belastungen von anderen Vorkostenstellen zu erwarten hat.<br />

Zur Lösung dieses Problems der innerbetrieblichen Leistungsverflechtungen hat die Kostenrechnungspraxis<br />

eine Reihe von Kostenstellenumlageverfahren entwickelt.<br />

Anbauverfahren: Das Anbauverfahren verzichtet vollständig auf die gegenseitige<br />

Abrechnung der Vorkostenstellen, die primären Kosten der Vorkostenstellen werden<br />

ausschließlich auf die Endkostenstellen verteilt.<br />

Der Verrechnungssatz ergibt sich als Quotient aus den Primärkosten der Vorkostenstelle<br />

<strong>und</strong> der gesamten Leistungsaufnahmemenge der Endkostenstellen. Die Endkostenstellen<br />

erhalten eine Belastung (Umlage) in Höhe <strong>des</strong> Produkts aus ihren Leistungsaufnahmemengen<br />

<strong>und</strong> den maßgeblichen Verrechnungssätzen, die Vorkostenstellen<br />

erhalten eine Gutschrift in gleicher Höhe. Nach Durchführung der Umlage sind<br />

die Vorkostenstellen vollkommen entlastet <strong>und</strong> weisen eine Kostensumme von 0 aus.<br />

Der Vorteil liegt in der einfachen Handhabung, der Nachteil in der Ungenauigkeit bei<br />

ausgeprägten Leistungsverflechtungen zwischen den Vorkostenstellen.<br />

Stufenleiterverfahren: Hier werden die Kosten der Vorkostenstellen nicht ausschließlich<br />

auf die Endkostenstellen, sondern auch auf alle anderen ihnen nachgelagerten<br />

Vorkostenstellen verrechnet. Damit wird ein Teil der Leistungsbeziehungen<br />

zwischen den Vorkostenstellen abgebildet, allerdings nur in einer „Einbahnstraße“. Alle<br />

innerbetrieblichen Leistungen, die die Vorkostenstellen von anderen, nachgelagerten<br />

Vorkostenstellen erhalten haben, bleiben unberücksichtigt.<br />

Martin Gächter 13


Zusammenfassung Joos-Sachse Kapitel 1-3<br />

Der Verrechnungssatz ergibt sich aus der Summe Primärkosen der Vorkostenstelle<br />

plus den zubelasteten Sek<strong>und</strong>ärkosten anderer Vorkostenstellen dividiert durch die<br />

gesamten Leistungsaufnahmengen der folgenden, noch nicht abgerechneten Kostenstellen.<br />

Die Genauigkeit <strong>des</strong> Stufenleiterverfahrens hängt von der richtigen Abrechnungsreihenfolge<br />

ab. „Rücklieferungen“, also Leistungen einer Vorkostenstelle an eine bereits<br />

abgerechnete Vorkostenstelle, werden systembedingt ignoriert. Um den Fehler<br />

zu minimieren, muss die bestmögliche Abrechnungsreihenfolge gewählt werden, die<br />

damit bestimmt werden kann, wie hoch die mit Primärkosten bewertete Leistungsabgabe<br />

an andere Vorkostenstellen ausfällt. Der Primärkostensatz ergibt sich aus dem<br />

Quotient der gesamten Primärkosten <strong>und</strong> dem gesamten Leistungsvolumen der jeweiligen<br />

Vorkostenstelle. In absteigender Reihenfolge der ermittelten Primärkostenbeträge<br />

sollten die Vorkostenstellen dann im Stufenleiterverfahren abgerechnet werden. 5<br />

Als Vorteil gilt wiederum die einfache Handhabung <strong>des</strong> Stufenleiterverfahrens, obwohl<br />

es bereits mehr Rechenschritte benötigt. Liegen ausschließlich einseitige Leistungsströme<br />

vor, führt es zu präzisen Ergebnissen. Erst bei umfangreichen wechselseitigen<br />

Leistungsverflechtungen ist von der Anwendung <strong>des</strong> Verfahrens abzuraten.<br />

Mathematisches Verfahren: Dies ist das einzige exakte Verfahren der innerbetrieblichen<br />

Leistungsverrechnung. Es ermittelt die Verteilungsbeträge nicht sukzessiv,<br />

sondern simultan <strong>und</strong> berücksichtigt auch Leistungsbeziehungen zwischen den Vorkostenstellen.<br />

Beim mathematischen Verfahren wird für n Vorkostenstellen ein System<br />

von n Gleichungen mit n Unbekannten aufgestellt. Die gesamten Kosten einer<br />

Vorkostenstelle ergeben sich aus ihren primären Kosten <strong>und</strong> den sek<strong>und</strong>ären Kosten,<br />

die sie von anderen Vorkostenstellen belastet bekommt. Die zubelasteten Sek<strong>und</strong>ärkosten<br />

entsprechen dem Anteil der Leistungsabnahme von einer anderen Vorkostenstelle<br />

multipliziert mit deren Gesamtkosten. 6<br />

Der Vorteil <strong>des</strong> mathematischen Verfahrens liegt in der präzisen Berücksichtigung aller<br />

Leistungsverflechtungen, einen Nachteil stellt der höhere Rechenaufwand dar.<br />

Iteratives Verfahren: Dieses Verfahren ist ein Probierverfahren. Es beginnt mit einer<br />

Startlösung, die in sich wiederholenden Rechenschritten sukzessive verbessert<br />

wird. 7 Das iterative Verfahren ist eine einfach anzuwendende Methode, die bei einer<br />

ausreichenden Zahl von Rechenschritten zu einer Genauigkeit führt, die dem mathematischen<br />

Verfahren kaum nachsteht.<br />

Verfahren der direkten Sek<strong>und</strong>ärkostenverrechnung<br />

Anders als bei den indirekten Verfahren werden bei den direkten Verfahren der Sek<strong>und</strong>ärkostenrechnung<br />

entstandene Kosten vorgangsbezogen an die leistungsempfangende<br />

Kostenstelle weiterbelastet. Die Bewertung der Leistungsmengen erfolgt häufig zu einem<br />

festen Verrechnungspreis.<br />

Bei den direkten Verrechnungsverfahren können als Unterformen die Verrechnung mit<br />

<strong>und</strong> ohne Zwischenschaltung von Aufträgen unterschieden werden. Aufträge bilden die<br />

feinste operationale Ebene der Kosten- <strong>und</strong> Erlösrechnung. Man kann sie als temporäre<br />

Vorkostenstelle beschreiben. Eine direkte Leistungsverrechnung erfolgt dann ohne Zwischenschaltung<br />

von Aufträgen, wenn die Kosten der innerbetrieblichen Leistung mit dem<br />

Verrechnungssatz der Kostenstelle vollständig erfasst werden. Eine direkte Leistungsverrechnung<br />

unter Zwischenschaltung von Aufträgen wird in der Literatur auch „Kostenträgerverfahren“<br />

genannt. Damit werden die innerbetrieblichen Leistungen letztlich wie Erzeugnisse<br />

behandelt <strong>und</strong> als selbständige Kostenträger abgerechnet. Die Verrechnung<br />

erfolgt auftragsbezogen, d.h. Einzelleistung für Einzelleistung. Auf der belasteten Kostenstelle<br />

wird die Belastung meist unter einer eigenen Sek<strong>und</strong>ärkostenart ausgewiesen.<br />

Bei der direkten Leistungsverrechnung kommt es vor, dass nicht die gesamten Kosten<br />

der Vorkostenstelle bereits im ersten Schritt den Endkostenstellen belastet werden. Werden<br />

weniger Leistungen nachgefragt als bei der Bildung der Verrechnungssätze unter-<br />

5 Beispielrechnung S. 90<br />

6 Beispielrechnung S. 92<br />

7 Beispielrechnung S. 94<br />

Martin Gächter 14


Zusammenfassung Joos-Sachse Kapitel 1-3<br />

stellt, komm es zu einer (Gemein)kostenunterdeckung auf der Vorkostenstelle. Diese<br />

Über- oder Unterdeckung auf den Vorkostenstellen können in einem zweiten Schritt mit<br />

Hilfe von Kostenstellenumlagen auf die Endkostenstellen verteilt werden.<br />

Die beiden gr<strong>und</strong>sätzlichen Verfahren direkte Verrechnung (Schwerpunkt: Aufträge) <strong>und</strong><br />

indirekte Verrechnung (Schwerpunkt: Umlage) können beliebig kombiniert werden. Indirekte<br />

Verrechnungsverfahren (Umlagen) sind dort zu empfehlen, wo…<br />

Das zu verteilende Kostenvolumen gering ist,<br />

Die Zahl der empfangenden Kostenstellen groß ist <strong>und</strong>/oder<br />

Die Verantwortlichen der empfangenden Kostenstelle den Leistungsumfang wenig<br />

beeinflussen können.<br />

Direkte Verrechnungsverfahren (Aufträge) sind dort zu empfehlen, wo…<br />

Das zu verteilende Kostenvolumen hoch ist,<br />

Die Zahl der empfangenden Kostenstellen überschaubar ist <strong>und</strong>/oder<br />

Die Verantwortlichen der empfangenden Kostenstellen den Leistungsumfang gut beeinflussen<br />

können.<br />

Im Zweifelsfall sollten direkte Verrechnungsverfahren bevorzugt werden:<br />

Abbildung einer K<strong>und</strong>en-/Lieferanten-Beziehung zwischen Fremden, damit lassen sich<br />

dezentrale Organisationsformen im Unternehmen besser unterstützen.<br />

Effizienzmessung für die leistende Stelle durch Vergleich von Kostenfall <strong>und</strong> Kostendeckung.<br />

Möglichkeit zur Kostengestaltung für die empfangenden Stellen.<br />

Der Aufbau einer mit direkten Verrechnungsverfahren arbeitenden Sek<strong>und</strong>ärkostenverrechnung<br />

setzt eine enge Zusammenarbeit zwischen den Serviceabteilungen im Unternehmen<br />

(Vorkostenstellen), den Leistungsnachfragern (Endkostenstellen) <strong>und</strong> dem <strong>Controlling</strong><br />

voraus. Schließlich geht es um die Frage, wie die Preise der angebotenen Leistungen<br />

festgelegt werden sollen. Denkbar sind Kosten oder marktorientierte Preise.<br />

3. Bildung von Kalkulationssätzen: Letzter Schritt im Rahmen der Kostenstellenrechnung<br />

ist die Bildung von Kalkulationssätzen für die Verrechnung der Gemeinkosten<br />

auf die Erzeugnisse. Gr<strong>und</strong>lage der Kalkulationssätze können Mengen- oder Wertgrößen<br />

sein. Die konkrete Ausgestaltung der letzten Stufe der Kostenstellenrechnung<br />

hängt vom eingesetzten Kalkulationsverfahren ab.<br />

Bei den einfacheren Verfahren der Divisions- <strong>und</strong> Äquivalanzziffernkalkulation werden<br />

alle Kosten über die Kostenstellen weiterverrechnet. Eine Trennung nach Einzelkosten<br />

<strong>und</strong> Gemeinkosten erfolgt nicht. Bei der Zuschlagskalkulation bzw. der Bezugsgrößenkalkulation<br />

werden ausschließlich Gemeinkosten über die Kostenstellen verrechnet.<br />

Einzelkosten werden direkt den Kostenträgern belastet.<br />

3. Kostenträgerrechnung<br />

Kostenträger sind selbständig kalkulationsfähige Leistungen eines Unternehmens. Dazu<br />

gehören die aktivierungspflichtigen innerbetrieblichen Leistungen <strong>und</strong> die zum Verkauf<br />

bestimmten Leistungen. Im Folgenden werden nur die zum Verkauf bestimmten Leistungen<br />

betrachtet. Die Kostenträgerrechnung tritt in zwei Ausprägungen auf: Die Kostenträgerstückrechnung<br />

ermittelt die gesamten stückbezogenen Kosten (Selbstkosten)<br />

einer Erzeugniseinheit. Sie stellt Wertansätze für die Bewertung fertiger <strong>und</strong> unfertiger<br />

Erzeugnisse in der Bilanz zur Verfügung, leistet Orientierungshilfen für die Festlegung der<br />

Verkaufpreise <strong>und</strong> unterstützt unternehmerische Entscheidungen. Die Kostenträgerzeitrechnung<br />

ermittelt die für Herstellung <strong>und</strong> Absatz eines Erzeugnisses in einer Periode<br />

angefallenen Kosten. Die nach Kostenträgern differenzierten Erlöse werden in der Erlösrechnung<br />

ermittelt. Kostenträgerzeitrechnung <strong>und</strong> Erlösrechnung bilden zusammen die<br />

Betriebsergebnisrechnung, die eine differenzierte Erfolgsermittlung erlaubt (nach Produkten,<br />

K<strong>und</strong>en etc.) <strong>und</strong> sortimentsbezogene unternehmerische Entscheidungen unterstützt<br />

(z.B. aus welchen Geschäftsfeldern soll sich das Unternehmen zurückziehen?).<br />

Martin Gächter 15


Zusammenfassung Joos-Sachse Kapitel 1-3<br />

Kalkulation (Kostenträgerstückrechnung) in Industrieunternehmen<br />

Die Kalkulation kann vor, während oder nach der Leistungserstellung durchgeführt werden.<br />

Wird vor der Leistungserstellung kalkuliert, spricht man von Vorkalkulation, wodurch<br />

die voraussichtlichen Selbstkosten ermittelt werden <strong>und</strong> damit die Festlegung <strong>des</strong><br />

Angebotspreises erfolgt. Eine Zwischenkalkulation wird während der Dauer der Leistungserstellung<br />

vorgenommen <strong>und</strong> dient vor allem der laufenden Kontrolle der Ist-Kosten<br />

durch die vorkalkulierten Kosten. Eine Nachkalkulation schließlich wird nach Fertigstellung<br />

der kalkulierten Leistung vorgenommen.<br />

Je nach Produktionsprogramm werden unterschiedliche Verfahren eingesetzt. Es lassen<br />

sich verschiedene Produktionsprogramme unterscheiden:<br />

Massenfertigung: Das Produktionsprogramm besteht aus einem Erzeugnis, das in<br />

großen Stückzahlen über einen längeren Zeitraum gefertigt wird.<br />

Sortenfertigung: Mehrere, nur geringfügig voneinander abweichende Varianten einer<br />

Erzeugnisart werden hergestellt, die eine ähnliche Kostenstruktur aufweisen.<br />

Serienfertigung: Eher komplizierte Erzeugnisse werden über einen längeren Zeitraum<br />

wiederholt in größeren Stückzahlen hergestellt.<br />

Einzelfertigung: Je<strong>des</strong> Erzeugnis wird individuell <strong>und</strong> abweichend von den bisher<br />

erstellten Produkten gefertigt.<br />

Für Massen- <strong>und</strong> Sortenfertigung können die vergleichsweise einfachen Verfahren der<br />

Divisionskalkulation <strong>und</strong> der Äquivalenzziffernkalkulation eingesetzt werden, die nicht<br />

zwischen Einzel- <strong>und</strong> Gemeinkosten unterscheiden. Für die Serien- <strong>und</strong> Einzelfertigung<br />

hat die KoRe die aufwendigeren Verfahren der Zuschlagskalkulation bzw. der Maschinenst<strong>und</strong>ensatzkalkulation<br />

im Repertoire, die Einzel- <strong>und</strong> Gemeinkosten trennen. Die Einzelkosten<br />

gehen von der Kostenartenrechnung direkt in die Kostenträgerrechnung <strong>und</strong> werden<br />

den einzelnen Erzeugnissen direkt zugeordnet. In der Kostenstellenrechnung werden<br />

nur Gemeinkosten verrechnet. Der BAB nimmt die Gemeinkosten auf <strong>und</strong> verteilt sei bei<br />

der Zuschlagskalkulation anhand prozentualer Zuschläge auf die Einzelkosten oder die<br />

Herstellkosten der einzelnen Erzeugnisse. Bei der Maschinenst<strong>und</strong>ensatzkalkulation werden<br />

die Fertigungsgemeinkosten anhand der zeitlichen Beanspruchung der Fertigungseinrichtungen<br />

auf die Erzeugnisse verrechnet.<br />

Divisionskalkulation<br />

Die Divisionskalkulation kann nur bei Massenfertigung sinnvoll eingesetzt werden. Je<br />

nachdem, ob es im Produktionsprozess zu Bestandsveränderungen kommt, gelangen<br />

unterschiedliche Varianten der Divisionskalkulation zum Einsatz. 8<br />

Einstufige Divisionskalkulation: Bei diesem einfachsten Kalkulationsverfahren<br />

werden die Selbstkosten einer Leistungseinheit ermittelt, indem die Gesamtkosten einer<br />

Periode durch die hergestellte Menge dividiert werden. Damit ist dies das einzige<br />

Kalkulationsverfahren, das für die Kalkulation keine Kostenstellenrechnung benötigt.<br />

Zweistufige Divisionskalkulation: Bei der zweistufigen Divisionskalkulation werden<br />

die Gesamtkosten aufgeteilt in Herstellkosten <strong>und</strong> in die Verwaltungs- <strong>und</strong> Vertriebskosten.<br />

Die Verwaltungs- <strong>und</strong> Vertriebskosten werden durch die abgesetzte Menge,<br />

die Herstellkosten durch die produzierte Menge dividiert. Die Selbstkosten je Erzeugniseinheit<br />

ergeben sich aus der Addition der Herstellkosten <strong>und</strong> der Verwaltungs- <strong>und</strong><br />

Vertriebskosten je Einheit. Auch für die zweistufige Divisionskalkulation gilt noch die<br />

Bedingung, dass es keine Veränderungen <strong>des</strong> Bestan<strong>des</strong> an unfertigen Erzeugnissen<br />

geben darf. Schon die zweistufige Divisionskalkulation benötigt für Kalkulationszwecke<br />

eine Kostenstellenrechnung, um eine Trennung der Kosten in Herstell- sowie<br />

Verwaltungs- <strong>und</strong> Vertriebskosten vornehmen zu können.<br />

8 Zusammenhang S. 101<br />

Martin Gächter 16


Zusammenfassung Joos-Sachse Kapitel 1-3<br />

Mehrstufige Divisionskalkulation: Diese wird eingesetzt, wenn in einem Einproduktbetrieb<br />

mehrere Fertigungsstufen mit wechselnden Beständen an unfertigen Erzeugnissen<br />

durchlaufen werden. Wie bei der zweistufigen Divisionskalkulation werden<br />

die anteiligen Herstellkosten <strong>und</strong> die anteiligen Verwaltungs- <strong>und</strong> Vertriebskosten gesondert<br />

berechnet.<br />

Die durchschnittlichen Herstellkosten werden beginnend mit der ersten Fertigungsstufe<br />

für jeden Prozessabschnitt ermittelt, bis schließlich auf der letzten Fertigungsstufe<br />

die Herstellkosten <strong>des</strong> Endproduktes berechnet sind. Die Stufenherstellkosten setzen<br />

sich jeweils zusammen aus den Kosten der Zwischenprodukte der vorangegangenen<br />

Stufe <strong>und</strong> den Bearbeitungskosten der jeweiligen Fertigungsstufe <strong>und</strong> werden durch<br />

die Ausbringungsmenge der jeweiligen Fertigungsstufe dividiert. Mit den Stufenherstellkosten<br />

werden die jeweiligen Bestände an unfertigen bzw. fertigen Erzeugnissen<br />

bewertet. Um zu den Selbstkosten je Erzeugniseinheit zu gelangen, werden zusätzlich<br />

die anteiligen Verwaltungs- <strong>und</strong> Vertriebskosten addiert. Auch die mehrstufige Divisionskalkulation<br />

benötigt wegen der Stufenbildung eine Kostenstellenrechnung.<br />

Ein sinnvoller Einsatz der Divisionskalkulation ist an restriktive Voraussetzungen geknüpft.<br />

Insbesondere die Bedingung eines homogenen Produkts schränkt ihre Einsatzmöglichkeiten<br />

erheblich ein.<br />

Äquivalenzziffernkalkulation<br />

Diese Art der Kalkulation bieten sich vor allem in Unternehmen mit mehreren Varianten<br />

einer Erzeugnisart an, typisches Einsatzgebiet ist daher die Sortenfertigung.<br />

Die Äquivalenzziffernkalkulation ist eine Abwandlung der Divisionskalkulation. Sie rechnet<br />

die Kosten der verschiedenen Erzeugnisvarianten mit Hilfe von Äquivalenzziffern auf die<br />

Kosten eines Basiserzeugnisses um <strong>und</strong> schafft damit ein „virtuelles“ Einproduktunternehmen.<br />

Bei der Äquivalenzziffernkalkulation muss zunächst ein Basiserzeugnis definiert<br />

werden, dem die Äquivalenzziffer 1 zugeordnet wird. Für die übrigen Erzeugnisse werden<br />

Äquivalenzziffern festgelegt, die die Kostenhöhe der Varianten im Verhältnis zum Basiserzeugnis<br />

widerspiegeln sollen. Die Äquivalenzziffern werden auf Gr<strong>und</strong>lage technischer<br />

Angaben festgelegt. Wie die Divisionskalkulation tritt auch die Äquivalenzziffernkalkulation<br />

einstufig, zweistufig <strong>und</strong> mehrstufig auf <strong>und</strong> stellt damit auch dieselben Ansprüche an<br />

die Kostenstellenrechnung.<br />

Einstufige Äquivalenzziffernkalkulation: Zuerst werden die Äquivalenzziffern der<br />

einzelnen Sorten mit den jeweiligen Produktionsmengen multipliziert. Ergebnis sind<br />

die Recheneinheiten, die die Produktionsmengen der einzelnen Sorten in Einheiten es<br />

Basiserzeugnisses wiedergeben. Dann werden die Gesamtkosten durch die Summe<br />

der Recheneinheiten dividiert. Die Kosten pro Rechnungseinheit entsprechen den Kosten<br />

je Einheit <strong>des</strong> Basiserzeugnisses mit der Äquivalenzziffer <strong>1.</strong> Anschließend werden<br />

die Kosten pro Recheneinheit mit den Produktionsmengen der einzelnen Sorte multipliziert,<br />

als Ergebnis erhält man die Periodenkosten pro Sorte. Abschließend werden die<br />

Periodenkosten je Sorte durch die Produktionsmenge der jeweiligen Sorte dividiert.<br />

Man erhält die Selbstkosten je Einheit einer Sorte. Alternativ können die Stückkosten<br />

berechnet werden, indem die Kosten je Einheit <strong>des</strong> Basiserzeugnisses mit den Äquivalenzziffern<br />

der verschiedenen Sorten multipliziert werden.<br />

Zweistufige Äquivalenzziffernkalkulation: Hier werden die Gesamtkosten aufgeteilt<br />

in Herstellkosten <strong>und</strong> in Verwaltungs- <strong>und</strong> Vertriebskosten. Die Verwaltungs- <strong>und</strong><br />

Vertriebskosten werden durch die abgesetzte, die Herstellkosten durch die produzierte<br />

Menge dividiert. Je nach Kostenverursachung können die Äquivalenzziffern für die<br />

Herstell- sowie die Verwaltungs- <strong>und</strong> Vertriebskosten gleich oder unterschiedlich sein.<br />

Im Übrigen entspricht die Vorgehensweise der einstufigen Variante.<br />

Mehrstufige Äquivalenzziffernkalkulation: Diese wird eingesetzt, wenn in einer<br />

Sortenfertigung die Produkte mehrere Fertigungsstufen mit wechselnden Beständen<br />

durchlaufen. Die Stufenherstellkosten bestehen aus den Kosten der Zwischenprodukte<br />

aus der vorangegangenen Stufe <strong>und</strong> den Bearbeitungskosten in der jeweiligen Fertigungsstufe<br />

<strong>und</strong> werden durch die Ausbringungsmenge der Fertigungsstufe dividiert.<br />

Martin Gächter 17


Zusammenfassung Joos-Sachse Kapitel 1-3<br />

Die Äquivalenzziffernkalkulation stellt ein relativ einfaches Kalkulationsverfahren dar, ihr<br />

Einsatzgebiet ist jedoch wesentlich größer als bei der Divisionskalkulation. Für Unternehmen,<br />

die in der Sortenfertigung relativ einfacher Erzeugnisse tätig sind, ist die Genauigkeit<br />

ausreichend.<br />

Zuschlagskalkulation<br />

Das Prinzip der Zuschlagskalkulation besteht darin, die Einzelkosten den Erzeugnissen<br />

direkt zu belasten <strong>und</strong> die Gemeinkosten mit Hilfe prozentualer wertorientierter Zuschlagssätze<br />

zu verrechnen. Dies setzt voraus, dass in der Kostenartenrechnung eine<br />

Trennung in (Kostenträger)Einzelkosten <strong>und</strong> (Kostenträger)Gemeinkosten vorgenommen<br />

wird. Die Zuschlagskalkulation wird von Unternehmen mit Serien- oder Einzelfertigung<br />

eingesetzt.<br />

Als summarische Zuschlagskalkulation wird ein Verfahren bezeichnet, bei der die<br />

gesamten Gemeinkosten mit einem Zuschlag auf eine Einzelkostenbasis verrechnet werden.<br />

Wird der Gemeinkostenblock aufgespaltet <strong>und</strong> mit Hilfe mehrerer Zuschlagssätze<br />

verrechnet, kann von einer differenzierten Zuschlagskalkulation gesprochen werden.<br />

Notwendige Inputgrößen für alle Formen der Zuschlagskalkulation sind die Fertigungsmaterialkosten<br />

<strong>und</strong> die Fertigungslohnkosten pro Erzeugniseinheit.<br />

Summarische Zuschlagskalkulation<br />

Bei der summarischen Zuschlagskalkulation 9 werden alle Gemeinkosten als ein Zuschlag<br />

auf eine Einzelkostenbasis verrechnet. Zur Wahl stehen die Fertigungsmaterialkosten, die<br />

Fertigungslohnkosten oder die Summe aus Fertigungsmaterial <strong>und</strong> Fertigungslohnkosten.<br />

Je gewählter Basis können sich Schwankungsbreiten ergeben, besonders dann, wenn die<br />

Anteile der Fertigungsmaterial- <strong>und</strong> Fertigungslohnkosten voneinander abweichen. Dieses<br />

Verfahren ist daher hauptsächlich für kleinere Unternehmen geeignet, in denen hauptsächlich<br />

Einzelkosten <strong>und</strong> nur in geringem Umfang Gemeinkosten anfallen.<br />

Differenzierte Zuschlagskalkulation<br />

Bei dieser Methode werden die Gemeinkosten in Teilbeträge aufgebrochen <strong>und</strong> mit gesonderten<br />

Zuschlagssätzen auf die Erzeugnisse verrechnet. Gr<strong>und</strong>lage für die Bildung von<br />

Zuschlagssätzen für die differenzierte Zuschlagskalkulation sind die im BAB auf den Endkostenstellen<br />

ausgewiesenen Gemeinkostensummen. In allgemeiner Form wird ein Zuschlagssatz<br />

wie folgt ermittelt:<br />

Gesamte _ Gemeinkosten<br />

_ der _ Endkostenstelle<br />

Begzugsgröße<br />

_ der _ Endkostenstelle<br />

Zuschlagssatz (in %) = ⋅100<br />

Die für die Kostenstelle verwendete Bezugsgröße sollte so festgelegt werden, dass sie in<br />

einer Ursache-Wirkungs-Beziehung zu den dort angefallenen Gemeinkosten steht. In der<br />

Längsschnittbetrachtung wird der Kostenanfall im Zeitablauf betrachtet. Ein Wert der<br />

Bezugsgröße in der Periode 1, der doppelt so hoch ist wie der Wert in Periode 0, sollte<br />

auch einen proportional höheren Gemeinkostenanfall nach sich ziehen. Dies ist in der<br />

Vollkostenrechnung schon <strong>des</strong>halb nicht der Fall, weil die Gemeinkosten einer Kostenstelle<br />

fixe <strong>und</strong> variable Teile beinhalten, sich bei einer Änderung aber nur die variablen Kosten<br />

ändern. In der Querschnittsbetrachtung werden alle in einer Periode hergestellten<br />

Erzeugnisse verglichen. Hier sollte die Bezugsgröße so gewählt werden, dass die Erzeugnisse,<br />

die einen höheren Wert der Bezugsgröße aufweisen auch in höherem Maße Gemeinkosten<br />

verursachen. In der klassischen Zuschlagskalkulation werden als Bezugsgrößen<br />

ausschließlich Wertgrößen (z.B. Fertigungsmaterial- oder Herstellkosten) verwendet.<br />

Dabei werden im Allgemeinen folgende Arten von Zuschlagssätzen unterschieden:<br />

9 Beispiel S. 111<br />

Martin Gächter 18


Zusammenfassung Joos-Sachse Kapitel 1-3<br />

Materialgemeinkostenzuschlagssätze: Diese werden ermittelt, indem die Gemeinkosten<br />

einer, mehrerer oder aller Materialkostenstellen addiert <strong>und</strong> durch die<br />

insgesamt angefallenen Materialeinzelkosten dividiert werden. Mit diesen Zuschlagssätzen<br />

werden die Fertigungsmaterialkosten der Erzeugnisse in der Kalkulation beaufschlagt.<br />

Fertigungsgemeinkostenzuschlagssätze: Klassische Bezugsgröße für die Verrechnung<br />

der Fertigungsgemeinkosten auf die Erzeugnisse ist die Höhe der Fertigungslohnkosten.<br />

Fertigungsgemeinkostenzuschlagssätze werden ermittelt, indem die<br />

Gemeinkosten einer oder mehrerer Fertigungskostenstellen addiert <strong>und</strong> durch die in<br />

den betreffenden Fertigungskostenstellen angefallenen Fertigungslohnkosten dividiert<br />

werden. Die stückbezogenen Fertigungslohnkosten der Erzeugnisse erhalten in der<br />

Kalkulation einen mit solchen Zuschlagssätzen berechneten Aufschlag.<br />

Vertriebsgemeinkostenzuschlagssätze: Sie werden traditionell mit Hilfe pauschaler<br />

Gemeinkostenzuschläge auf die Erzeugnisse verteilt. Als Bezugsgrößen dienen idR<br />

die Herstellkosten <strong>des</strong> Umsatzes, da die Vertriebskosten nur für die abgesetzte, nicht<br />

für die hergestellte Menge angefallen sind <strong>und</strong> daher auch auf die abgesetzte Menge<br />

verrechnet werden müssen. Herstellkosten <strong>des</strong> Umsatzes sind also nur die für die<br />

verkauften Erzeugnisse entstandenen Material- <strong>und</strong> Fertigungskosten. Zur Berech-<br />

Fertigungsmaterialkosten<br />

+ Materialgemeinkosten<br />

+ Fertigungslohnkosten<br />

+ Fertigungsgemeinkosten<br />

+ Sondereinzelkosten der Fertigung<br />

= Herstellkosten der Produktion<br />

+ Bestandsminderungen an unfertigen <strong>und</strong> fertigen<br />

Erzeugnissen (bew. zu Herstellkosten)<br />

- Bestandserhöhungen an unfertigen <strong>und</strong> fertigen<br />

Erzeugnissen (bew. zu Herstellkosten)<br />

- aktivierungspflichtige Vermögensgegenstände<br />

= Herstellkosten <strong>des</strong> Umsatzes<br />

nung von Vertriebsgemeinkostenzuschlagssätzen<br />

werden die<br />

Gemeinkosten einer, mehrerer oder<br />

aller Vertriebskostenstellen addiert<br />

<strong>und</strong> durch die Herstellkosten <strong>des</strong><br />

Umsatzes dividiert. In der Kalkulation<br />

erhalten die Erzeugnisse im<br />

Verhältnis zu ihren stückbezogenen<br />

Herstellkosten einen prozentualen<br />

Zuschlag für anteilige Vertriebsgemeinkosten<br />

zugerechnet.<br />

Verwaltungsgemeinkostenzuschlagssätze: Zur Berechnung werden die Gemeinkosten<br />

einer, mehrerer oder aller Verwaltungskostenstellen addiert <strong>und</strong> durch die<br />

Herstellkosten <strong>des</strong> Umsatzes dividiert. Verwaltungsgemeinkostenzuschlagssätze können<br />

alternativ auch auf Basis der Herstellkosten der Produktion berechnet werden.<br />

Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungsgemeinkostenzuschlagssätze: Diese werden<br />

berechnet, indem die Gemeinkosten einer, mehrerer oder aller Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungskostenstellen<br />

aufsummiert <strong>und</strong> durch die Herstellkosten <strong>des</strong> Umsatzes (oder<br />

der Produktion) dividiert werden.<br />

Differenzierte bereichsbezogene Zuschlagskalkulation<br />

Hier wird nur je ein Zuschlagssatz für die Kalkulationselemente Material-, Fertigungs-,<br />

Vertriebs- sowie Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungsgemeinkosten verwendet. In vielen Unternehmen<br />

werden die im Vertriebs-, Verwaltungs- sowie Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungsbereich<br />

angefallenen Gemeinkosten zu einem gemeinsamen Zuschlagssatz verdichtet. 10<br />

Die differenzierte bereichsbezogene Zuschlagskalkulation stellt zwar eine Verbesserung<br />

gegenüber der summarischen Zuschlagskalkulation dar, ihr Anwendungsgebiet ist jedoch<br />

auf Unternehmen begrenzt, deren Erzeugnisse die einzelnen betrieblichen Teilbereiche<br />

gleichmäßig in Anspruch nehmen.<br />

Differenzierte kostenstellenbezogene Zuschlagskalkulation<br />

Hier werden mehrere Zuschlagssätze je Kalkulationselement verwendet, vor allem der<br />

Fertigungsbereich wird meist stark untergliedert. Im Gegensatz zur differenzierten bereichsbezogenen<br />

Zuschlagskalkulation benutzt die kostenstellenbezogene Zuschlagskalkulation<br />

so viele Zuschlagssätze wie es Endkostenstellen im Fertigungsbereich gibt. Bezugsgrößen<br />

sind dabei unverändert die jeweils angefallenen Feritungslohnkosten.<br />

10 Beispiel S. 116<br />

Martin Gächter 19


Zusammenfassung Joos-Sachse Kapitel 1-3<br />

Differenzierungen können auch bei anderen Kalkulationselementen angestellt werden,<br />

z.B. unterschiedliche Materialkostenzuschläge nach Materialgruppen, Vertriebsgemeinkostenzuschläge<br />

nach Produktgruppen, wodurch die individuellen Vertriebsgemeinkostenzuschlagssätze<br />

ermittelt werden. Traditionell erfahren die Verwaltungsgemeinkosten die<br />

geringste Differenzierung aller Kalkulationselemente. Sondereinzelkosten der Fertigung<br />

<strong>und</strong> <strong>des</strong> Vertriebs werden auf die einzelne Erzeugniseinheit verrechnet, indem sie durch<br />

die jeweilige Erzeugnisstückzahl dividiert werden.<br />

Fortführung der Selbstkostenkalkulation zur Angebotskalkulation<br />

Selbstkosten<br />

+ Gewinnzuschlag<br />

+ Erlösschmälerungen (gewährte Rabatte, Boni, Skonti)<br />

= Angebotspreis netto<br />

+ Umsatzsteuer<br />

= Angebotspreis brutto<br />

Fertigungslohnkosten<br />

+ Maschinenabhängige Fertigungs-GK<br />

(Maschinenst<strong>und</strong>ensatz x Maschinenbeanspruchung / Erzeugniseinheit)<br />

+ Rest-Fertigungs-GK (in % der Fertigungslohnkosten)<br />

+ Sondereinzelkosten der Fertigung<br />

= Fertigungskosten<br />

Die Selbstkostenkalkulation kann in<br />

eine Absatzkalkulation übergehen,<br />

aus der sich der angestrebte Angebotspreis<br />

ergibt.<br />

Beurteilung der differenzierten kostenstellenbezogenen Zuschlagskalkulation<br />

Die differenzierte Zuschlagskalkulation berücksichtigt die unterschiedlich starke Inanspruchnahme<br />

v.a. der Fertigungsbereiche durch die einzelnen Produkte, indem sie nach<br />

Kostenstellen differenzierte Zuschlagssätze verwendet. Trotzdem ist sie einfach anzuwenden.<br />

Die differenzierte Zuschlagskalkulation führt bei lohnintensiver Fertigung zu verlässlichen<br />

Kalkulationsergebnissen. Je höher der mechanisierungs- <strong>und</strong> Automatisierungsgrad im<br />

Produktionsbereich ist, <strong>des</strong>to problematischer wird die Anwendung der Zuschlagskalkulation,<br />

da einer immer kleineren Lohnbasis immer höhere Fertigungsgemeinkosten gegenüberstehen.<br />

Ein Ursache-Wirkungszusammenhang zwischen der Höhe der Gemeinkosten<br />

<strong>und</strong> der Höhe der Fertigungslöhne ist in diesem Fall nicht mehr nachzuweisen. Die Praxis<br />

arbeitet daher in kapitalintensiven Fertigungskostenstellen mit der Maschinenlaufzeit als<br />

zusätzlicher oder sogar ausschließlicher Bezugsgröße für die Gemeinkostenverrechnung.<br />

Nicht unproblematisch ist die Verwendung der Materialeinzelkosten als Bezugsgröße für<br />

die Verrechnung der Materialgemeinkosten. Die in der Querschnittbetrachtung, also im<br />

Vergleich mehrerer Bauteile untereinander unterstellte Proportionalität zwischen der Höhe<br />

der Materialeinzelkosten <strong>und</strong> der Höhe der Materialgemeinkosten ist in der Realität<br />

nicht immer gegeben. Dieser Kritikpunkt wird von der Prozesskostenrechnung aufgegriffen,<br />

die Materialgemeinkosten nach den sie verursachenden Prozessen verrechnet.<br />

Maschinenst<strong>und</strong>ensatzkalkulation <strong>und</strong> Bezugsgrößenkalkulation<br />

Diese weicht vom Kalkulationsschema der Zuschlagskalkulation nur im Bereich der Fertigungskosten<br />

ab; im Übrigen gilt das allgemeine Schema der Zuschlagskalkulation unverändert.<br />

Merkmal der Maschinenst<strong>und</strong>ensatzkalkulation ist die Zurechnung der Kosten im<br />

Fertigungsbereich nach den in Anspruch genommenen Maschinenzeiten.<br />

Gr<strong>und</strong>form der Maschinenst<strong>und</strong>ensatzkalkulation: Die Fertigungsgemeinkosten<br />

werden in maschinenabhängige <strong>und</strong> nicht maschinenabhängige Fertigungsmeinkosten<br />

(Rest-Fertigungs-GK) unterteilt. Für die betroffenen Endkostenstellen im<br />

Fertigungsbereich werden Maschinenst<strong>und</strong>ensätze ermittelt, indem die<br />

maschinenabhängige Ferigungs-GK durch die Maschinenlaufzeit dividiert wird. Die für<br />

die Herstellung eines Produktes in den verschiedenen Fertigungskostenstellen<br />

erforderlichen Maschinezeiten werden mit den jeweiligen Maschinenst<strong>und</strong>ensätzen<br />

multipliziert. Die Rest-Fertigungs-GK werden mit prozentualen Zuschlägen auf die<br />

Ferigungslohnkosten verrechnet. Kalkulationsschema:<br />

Martin Gächter 20


Zusammenfassung Joos-Sachse Kapitel 1-3<br />

Maschinenst<strong>und</strong>ensatz Typ 2: Varianten ergeben sich, indem der Umfang der in<br />

die Maschinenst<strong>und</strong>ensätze einbezogenen Kosten weiter gefasst wird. Beim Maschinenst<strong>und</strong>ensatz<br />

Typ 2 wird kein eigener Kalkulationssatz für Rest-Fertigungs-GK<br />

mehr gebildet. Der Maschinenst<strong>und</strong>ensatz errechnet sich, indem die gesamten Fertigungs-GK<br />

durch die Maschinenlaufzeit dividiert werden. Dies ist dann sinnvoll, wenn<br />

die maschinenabhängigen Gemeinkosten in Relation zu den gesamten Gemeinkosten<br />

von untergeordneter Bedeutung sind.<br />

Maschinenst<strong>und</strong>ensatz Typ 3: Hier werden die gesamten Ferigungs-GK <strong>und</strong> die<br />

Fertigungslohnkosten in den Maschinenst<strong>und</strong>ensatz einbezogen. Die gesamten Fertigungskosten<br />

(ohne Sondereinzelkosten der Fertigung) werden durch die Maschinenlaufzeit<br />

dividiert, um den Maschinenst<strong>und</strong>ensatz zu errechnen. Die Sondereinzelkosten<br />

der Fertigung werden unverändert im Wege der Divisionskalkulation auf die Erzeugniseinheit<br />

verrechnet.<br />

Bezugsgrößenkalkulation<br />

Einen weiteren Ansatzpunkt für die Verfeinerung der Maschinenst<strong>und</strong>ensatzrechnung<br />

stellen die verwendeten Bezugsgrößen dar. Zusätzlich zu den Maschinenst<strong>und</strong>en können<br />

in den Kostenstellen weitere mengenbezogene Bezugsgrößen verwendet werden. Die<br />

Bezugsgrößenkalkulation kann daher als allgemeine Form der Zuschlags- bzw. der Maschinenst<strong>und</strong>ensatzkalkulation<br />

angesehen werden.<br />

Kalkulation (Kostenträgerstückrechnung) in Handelsunternehmen<br />

Einkaufspreise der Waren<br />

+ Bezugskosten<br />

= Warenkosten (= Einstandskosten)<br />

+ Handlungskosten (% von Warenkosten)<br />

= Selbstkosten der Ware<br />

+ Gewinnzuschlag (% von Selbstkosten)<br />

= Nettoverkaufspreis (ohne USt.)<br />

+ Umsatzsteuer<br />

= Bruttoverkaufspreis (mit USt.)<br />

In Handelsunternehmen wird das in Industrieunternehmen<br />

verwendete Schema der Zuschlagskalkulation<br />

in abgewandelter Form eingesetzt. Die<br />

Handlungskosten werden traditionell mit Hilfe prozentualer<br />

Zuschlagssätze auf die Warenkosten<br />

verrechnet. Der Handelskostenzuschlagssatz errechnet<br />

sich, indem die Handlungskosten durch<br />

die Warenkosten dividiert werden.<br />

Wichtige Kennzahlen: Die Handelsspanne errechnet sich, indem die Differenz aus dem<br />

Verkaufspeis <strong>und</strong> den Warenkosten durch den Verkaufspreis dividiert werden. Der Kalkulationszuschlag<br />

errechnet sich durch die Differenz aus Verkaufspreis <strong>und</strong> Warenkosten<br />

dividiert durch die Warenkosten.<br />

Kostenträgerzeitrechnung <strong>und</strong> Betriebsergebnisrechnung<br />

Die Kostenträgerzeitrechnung ermittelt die in einer Periode angefallenen Kosten eines<br />

Unternehmens. Stellt man die Periodenkosten den im gleichen Zeitraum angefallenen<br />

Erlösen gegenüber, ergibt sich der sachzielbezogene Erfolg <strong>des</strong> Unternehmens, das Betriebsergebnis,<br />

das auch eine Analyse der Erfolgsquellen möglich macht <strong>und</strong> dadurch eine<br />

wichtige Entscheidungshilfe ist. Wichtige Unterschiede zwischen der GuV <strong>und</strong> der Betriebsergebnisrechnung:<br />

Die GuV ermittelt mit Aufwendungen/Erträgen das bilanzielle Ergebnis, die Betriebsergebnisrechnung<br />

mit Kosten/Erlösen das Betriebsergebnis. Unterschiede ergeben<br />

sich durch das neutrale Ergebnis <strong>und</strong> kalkulatorische Kosten.<br />

Die GuV wird durch handels- <strong>und</strong> steuerrechtliche Bewertungswahlrechte beeinflusst.<br />

Die GuV muss nur einmal jährlich erstellt werden, das Betriebsergebnis hingegen wird<br />

meist mehrmals jährlich erstellt (Kontrolle der Wirtschaftlichkeit).<br />

Die GuV ist in das System der Finanzbuchhaltung eingebettet.<br />

Behandlung von Bestandsveränderungen in der Betriebsergebnisrechnung<br />

Ein zentrales Problem der Betriebsergebnisrechnung liegt darin, dass sie für einen kurzfristigen<br />

Zeitraum ein periodengerechtes Ergebnis darstellen soll. Dies setzt voraus, dass<br />

Martin Gächter 21


Zusammenfassung Joos-Sachse Kapitel 1-3<br />

die einfließenden Kosten <strong>und</strong> Erlöse miteinander vergleichbar sind. Dies ist jedoch schon<br />

dann nicht gegeben, wenn Produktions- <strong>und</strong> Absatzmengen einer Periode nicht übereinstimmen.<br />

Es hat sich im betrieblichen Rechnungswesen durchgesetzt, den Wert auf Lager<br />

gelegter Fertigerzeugnisse an deren Herstellkosten zu messen. In gleicher Weise wie Bestandsveränderungen<br />

bei fertigen Erzeugnissen sind solche bei unfertigen Erzeugnissen<br />

zu behandeln. Auch aktivierungspflichtige Gegenstände sind gleich zu behandeln, der<br />

Wert der selbst erstellten aktivierungspflichtigen Vermögensgegenstände ist in die Ergebnisrechnung<br />

als zusätzliche Leistung einzubeziehen. Minderungen im Wert dieser Anlagen<br />

werden durch kalkulatorische Abschreibungen, Minderungen im mengenmäßigen<br />

Bestand hingegen gar nicht berücksichtigt, da dies nicht zum Sachziel <strong>des</strong> Unternehmens<br />

gehört. Nach der Art <strong>und</strong> Weise, wie die angesprochenen Korrekturgrößen verarbeitet<br />

werden, unterscheidet man zwei Verfahren der Betriebsergebnisrechnung, das Gesamtkostenverfahren<br />

<strong>und</strong> das Umsatzkostenverfahren.<br />

Gesamt- <strong>und</strong> Umsatzkostenverfahren 11<br />

Überleitung zur Gewinn- <strong>und</strong> Verlustrechnung<br />

In einem in sich konsistenten Rechnungswesen dürfen interne Betriebsergebnisrechnung<br />

externe GuV-Rechnung nicht isoliert nebeneinander stehen, sondern müssen aufeinander<br />

überleitbar sein. Ausgehend von der Betriebsergebnisrechnung bedeutet dies, dass erstens<br />

kalkulatorische Kosten <strong>und</strong> Erlöse eliminiert bzw. durch betragsmäßig abweichende<br />

Aufwendungen <strong>und</strong> Erträge ersetzt werden müssen; zweitens sind neutrale Aufwendungen<br />

<strong>und</strong> Erträge in die Ergebnisrechnung einzubeziehen.<br />

Die Überleitung kann nach folgendem Schema erfolgen:<br />

Betriebsergebnis<br />

+/- Bewertungsbedingtes Ergebnis (volle kalkulatorische Zinsen sowie Unterschiedsbetrag<br />

zwischen kalkulatorischen Kosten <strong>und</strong> entsprechenden Aufwendungen)<br />

+/- Finanzergebnis (Differenz aus Zins- <strong>und</strong> Wertpapiererträgen sowie Zins- <strong>und</strong> Wertpapieraufwendungen)<br />

+/- Sonstiges neutrales Ergebnis<br />

= Ergebnis vor Steuern<br />

- Ertragssteuern<br />

= Jahresüberschuss/-fehlbetrag<br />

11 Analog zur externen Rechnungslegung: Unterschiede GKV <strong>und</strong> UKV: S. 128-132<br />

Martin Gächter 22

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