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Tympanoplastik Typ I - Diakonissenkrankenhaus Karlsruhe-Rüppurr

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Diakonissen-KH <strong>Karlsruhe</strong> <strong>Rüppurr</strong><br />

38. Ohrchirurgiekurs<br />

Tübingen<br />

5.-8. Oktober 2009<br />

Trommelfellverschlussplastik<br />

(<strong>Tympanoplastik</strong> <strong>Typ</strong> I)<br />

Prof. Dr. Serena Preyer


Das Mittelohr ist ein passiver Verstärker<br />

Das Mittelohr dient<br />

der Impedanzwandlung<br />

zwischen Luft und flüssigkeitsgefüllter<br />

Cochlea.<br />

Ohne Mittelohr 99% Schallreflektion - mit Mittelohr nur 29%


Die Hebelwirkung der Ossikelkette<br />

ist keine wichtige<br />

Verstärkungskomponente<br />

Neuere Untersuchungen konnten zeigen,<br />

dass die Rotationsachse für jede<br />

Frequenz unterschiedlich ist.<br />

Eine Hebelwirkung gibt es nicht.


Zwei Komponenten bewirken Verstärkung<br />

Druckkräfte mit kleiner Kraft<br />

aber großer Auslenkung werden<br />

am Hammergriff in große Kraft<br />

mit kleiner Auslenkung übersetzt.<br />

Verstärkungsfaktor ca. 2


Zwei Komponenten bewirken Verstärkung<br />

Das Flächenverhältnis von Trommelfell : Fußplatte von ca. Faktor 20<br />

bewirkt eine Schalldruckerhöhung (Hydraulikhypothese).


Funktionelle Rekonstruktion des<br />

Trommelfells<br />

• Widerstand gegen statische<br />

Druckschwankungen<br />

• Gute Schallübertragung im hörbaren<br />

Frequenzbereich


Pathogenese der Trommelfellperforation<br />

• Traumatisch<br />

• Chronisch mesotympanale Otitis media<br />

• Cholesteatom


Zugänge zum Trommelfell<br />

• Transmeatal<br />

• Endaurale Inzision<br />

• Retroaurikuläre Inzision


Verschiedene Vorgehensweisen<br />

beim Trommelfellverschluss<br />

• Versorgung der frischen Perforation durch<br />

Schienung transmeatal – kein Transplantat<br />

• Versorgung der chronischen Perforation über<br />

retro- oder endauralen Zugang mit<br />

Transplantat<br />

• Versorgung der chronischen kleinen<br />

(Residual)perforation transmeatal mit Fett-<br />

Bindegewebstransplantat über Minischnitt


Versorgung der frischen, traumatischen<br />

Trommelfellperforation<br />

• immer transmeatal<br />

• Auskrempeln der Perforationsränder<br />

• Schienung mit Zigarettenpapier oder<br />

Silikon<br />

• keine Transplantate, Spontanheilung unterstützen


Schritte der<br />

<strong>Tympanoplastik</strong> <strong>Typ</strong> I<br />

Obligat:<br />

Prüfung der Gehörknöchelchenkette!<br />

enauraler oder<br />

retroaurikulärer Schnitt<br />

Umschneiden der<br />

Perforation<br />

Hebung des tympanomeatalen<br />

Lappens<br />

Transplantatgewinnung<br />

Unterlegen der<br />

Perforation<br />

Zurückverlagern des<br />

tympanomeatalen<br />

Lappens<br />

Silikonfolie<br />

und Spongostan®


Endaurale Schnittführung


Retroaurikuläre Schnittführung


•endaural<br />

Welcher Zugang ist am besten?<br />

• 80% aller Fälle<br />

• gute Sicht des Defektes<br />

•(Narbe eher sichtbar)<br />

•retroaurikulär<br />

• enger, gekrümmter äußerer<br />

Gehörgang<br />

• Mastoidchirurgie nötig?<br />

• Dura der mittleren und<br />

hinteren Schädelgrube?<br />

• Großes Stück Faszie oder<br />

Perichondrium nötig?<br />

From the patient perspective there is very little difference in symptoms or<br />

problems Inwood et al. 2003 Clin.Otolaryngol. 28, 396-8


Autologes Gewebe für den<br />

Trommelfellverschluss<br />

• Temporalis Faszie – weniger dick als Perichondrium<br />

atrophiert und schrumpft<br />

gute Adhärenz<br />

• Knorpel (Pallisaden) – keine Schrumpfung<br />

kann getrimmt werden<br />

• Perichondrium mit/ohne Knorpel (Tragus oder cavum<br />

conchae) - sehr starkes Material<br />

schlechte Adhäsion<br />

• Fett/Bindegewebe – z.B. von der Ohrläppchenrückfläche


M. Temporalis Faszie<br />

auch bei Revisionsohren noch vorhanden<br />

in praktisch beliebiger Größe zu entnehmen


Knorpel, Knorpel-Perichondrium<br />

• Perichondrium mit/ohne Knorpel<br />

• Knorpel (Pallisaden oder Scheibe/Chip)<br />

• sehr starkes Material, keine Schrumpfung<br />

• kann getrimmt werden<br />

• Tragus oder Concha (z.B. Cavum conchae)<br />

• schlechte Adhäsion (wird verbessert durch<br />

anhängendes Perichondrium)


Knorpelgewinnung<br />

Aus dem Tragus Aus dem Cavum Conchae<br />

Knorpelgewinnung aus<br />

den konkaven Regionen<br />

der Ohrmuschel


Bild S.Plontke, Tübingen<br />

Trimmen des Knorpels


Materialien für die<br />

Trommelfellrekonstruktion im Vergleich<br />

• Temporalisfaszie (1,5 x 107 N/m2 )<br />

• Perichondrium (2,0 x 107 N/m2 )<br />

• Knorpel – Knorpel-Perichondrium<br />

oder Pallisaden<br />

(ca. 0,4 x 107 N/m2 bei 100 µm Dicke)<br />

Normales TF pars tensa 3,3 x 10 7 N/m 2


Autologes Gewebe für den<br />

• Temporalis-Faszie<br />

Trommelfellverschluss<br />

– weniger dick als Perichondrium<br />

– atrophiert und schrumpft<br />

– gute Adhärenz<br />

• Perichondrium mit/ohne Knorpel<br />

• Knorpel (Pallisaden)<br />

– sehr starkes Material, keine Schrumpfung<br />

– kann getrimmt werden<br />

– Tragus oder Concha (z.B. Cavum conchae)<br />

– schlechte Adhäsion<br />

• Fett/Bindegewebe<br />

– von der Ohrläppchen-Rückfläche oder aus Bereich Schnittführung


Transmeatale Myringoplastik<br />

Anfrischen der Perforationsränder<br />

Transplantat wird ins MO<br />

geschoben<br />

• Kleine Residualperforationen nach <strong>Tympanoplastik</strong><br />

• z.B. Fettgewebe von der Rückseite des Lobulus<br />

Transplantat wird wieder<br />

etwas herausgezogen<br />

Hagemann, Hausler 2003 Laryngol-Rhino-Otol 82, 393-6<br />

Thomassin et al. 2004 Ann Otolaryngol Chir Cervicofac 121,346-9


-trockener Defekt<br />

jede Größe<br />

-Valsalva positiv<br />

-erste Operation<br />

Temporalisfaszie<br />

Autologes Gewebe beim<br />

Trommelfellverschluss<br />

Perichondrium<br />

-Revisionschirurgie<br />

-große Defekte<br />

-Kettenrekonstruktion mit<br />

alloplastischem Material<br />

-Valsalva negativ<br />

Knorpel +\-<br />

Perichondrium<br />

-kleine Restdefekte<br />

nach <strong>Tympanoplastik</strong><br />

(MO-<br />

Befund bekannt)<br />

Fett-Bindegewebe


<strong>Tympanoplastik</strong> <strong>Typ</strong> III<br />

mit Knorpel und<br />

Kolumella<br />

<strong>Tympanoplastik</strong><br />

mit M. Temporalis-Faszie<br />

8 Wochen postoperativ


Gehörgangs-<br />

erweiterung/<br />

Exostosenab-<br />

tragung<br />

Freie Sicht auf die<br />

Pathologie!<br />

Der Blick auf das<br />

Trommelfell sollte bei der<br />

<strong>Tympanoplastik</strong> frei sein.<br />

Ein vorgewölbte Gehörgangsvorderwand<br />

und<br />

Exostosen werden<br />

abgetragen.


Probleme nach der <strong>Tympanoplastik</strong><br />

<strong>Typ</strong> I<br />

• Rezidiv- oder Residualperforation<br />

• Cholesteatom (Trommelfell, Gehörgang, MO)<br />

• ‚Blunting‘ des vorderen tympanomeatalen Winkels<br />

• Fehlende Epithelisierung des Gehörgangs bei<br />

Exostosenabtragung (Überhitzung)<br />

• Lateralisation der Paukenabdeckung


Schallleitungsbestimmende<br />

Komponenten des Ohres<br />

• Gehörgangsgeometrie (weiter GG-<br />

Eingang, kleine Höhle)<br />

• Trommelfellbeschaffenheit und<br />

schwingende Fläche<br />

• Zustand der Gehörknöchelchenkette<br />

• Verhältnisse im Mittelohr


Schalleitungsschwerhörigkeit nach<br />

Trommelfellrekonstruktion<br />

• Transplantatbeschaffenheit<br />

• Belüftungsstörungen<br />

• Chronisch entzündliche<br />

Veränderungen der MO-Schleimhaut<br />

• Versteifung der Ossikelkette<br />

• Rezidivperforation<br />

• Cholesteatom<br />

• Blunting und TF-Lateralisation


Cholesteatom nach Myringoplastik<br />

Vorbeugende Maßnahmen:<br />

• ‚Underlay‘ Technik<br />

• Kontrolle, dass kein<br />

Epithel an der TF-Innenseite verbleibt<br />

• Exzision der Perforationsränder<br />

• Ausbreiten des Epithels bei OP-Ende


‚Blunting‘<br />

Blunting verursacht SLSH<br />

Prävention:<br />

• Erhalt des Anulus<br />

• Sorgfältige Auskleidung<br />

mit Silikonfolie, um<br />

Granulationen zu vermeiden<br />

• Konsequente Behandlung von<br />

Granulationen nach der<br />

Detamponade


Lateralisation des Transplantates<br />

• Prävention:<br />

• ‚Underlay‘ Technik<br />

• Erhalt des Anulus<br />

• Tamponade des äußeren<br />

Gehörganges


Faktoren, die den Erfolg beeinflussen<br />

• Die Erfolgsrate des Trommelfellverschlusses hängt<br />

hauptsächlich von der Lokalisation des Defektes ab:<br />

schwierig<br />

posterior gelegene Defekte sind einfacher zu<br />

verschließen als superior anterior gelegene<br />

leicht<br />

• Erfahrung des Chirurgen<br />

Gonzalez et al. 2002 Acta Otorhinolaringol Esp 53:729-35


Quellennachweis:<br />

Schemazeichnungen wurden entnommen aus:


Auflage von Silikonstreifen und Tamponade<br />

mit Marbagelan mit Doxycyclin


<strong>Tympanoplastik</strong> mit<br />

M. Temporalisfascie<br />

(6 Monate<br />

postoperativ)<br />

<strong>Tympanoplastik</strong><br />

mit M. Temporalis-Faszie<br />

8 Wochen postoperativ

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