Süddeutsche Zeitung, Montag 30
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Dialekten. „Würde sich einer freiwillig über den Kamin hängen und den Rauch<br />
inhalieren?“, fragt er in schönstem Bayerisch. „Oder an den Auspuff eines Wagens,<br />
oder sich gegen die Windrichtung ans Lagerfeuer setzen und tief einatmen?“ Dazu<br />
führt er seine Lippen ganz dicht ans Mikrofon, saugt und erzeugt ein<br />
ohrenbetäubendes Geräusch, das durch die gefüllte Aula hallt. „Die Jugendlichen<br />
denken sich, jetzt kommt da ein alter Sack und erzählt mir, was ich nicht tun darf,“<br />
erzählt Gulp. Wenn das stimmt, ändern sie diese Meinung schnell. Die Schüler<br />
lachen. Nicht zuletzt, weil auch Gulp heute lachen muss. Auch für ihn ist es heute<br />
„etwas völlig Neues und Frisches“. Denn die Gebärden-Dolmetscherin Susanne John<br />
Wuol übersetzt jeden Witz parallel. Dabei gestikuliert sie sehr intensiv. „Saugut! Ich<br />
nehm’ Dich jetzt immer mit“, sagt Gulp. Für John Wuol ist es das erste Mal, dass sie<br />
ein Kabarett übersetzt. „Um den Witz rüberzubringen musste ich es mir vorher auf<br />
DVD genau anschauen“, erzählt sie. „Es macht großen Spaß, aber es ist auch<br />
ziemlich anstrengend.“<br />
Gulp spricht mit dem Publikum, fragt, wer schon einmal gekifft habe und erzählt von<br />
seinem Wohnort, dem Chiemgau. Dieser sei einmal das größte Hanfanbaugebiet<br />
Deutschlands gewesen. Und dass er dort einmal eine Oma getroffen habe, die in<br />
ihrer Jugend auch „beim Festeln a bisserl a Kraut graucht“ habe. „Von Verboten halte<br />
ich gar nichts, aber ich bitte euch, die Birne einzuschalten“, spricht Gulp ins<br />
Publikum. Er sagt, dass es völlig normal sei, Dinge auszuprobieren. Aber dass es<br />
ebenso wichtig sei, auf seinen Körper zu hören. „Dieses Drübersein ist das Problem,<br />
darum geht’s.“<br />
Gegen Ende wird Gulp ernster. Er erzählt von einem jungen Mann, der wegen seiner<br />
Drogensucht gestorben ist. Eine wahre Geschichte. Er hat den jungen Mann sterben<br />
sehen. Die 200 Schüler blicken ihn aufmerksam an. Jetzt nicht irritiert, sondern<br />
konzentriert. Der Mann, der vor knapp zwei Stunden zu Sex Machine über die Bühne<br />
wirbelte, spricht jetzt leiser. Er bedankt sich bei den Jugendlichen, dass sie einem<br />
alten Sack wie ihm zugehört hätten.<br />
© <strong>Süddeutsche</strong> <strong>Zeitung</strong> GmbH, München Seite 2 von 2