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Das neue Teilsicherheitskonzept im Tunnelbau – Auswirkungen auf ...

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Für den Endzustand:<br />

– Stahlversagen:<br />

<br />

Teil,Gesamt 1,35 x 1,15 = 1,55 (<br />

Glob. = 1,75)<br />

– Betonversagen:<br />

<br />

Teil,Gesamt 1,35 x 1,50 = 2,03 (<br />

Glob. = 2,10)<br />

Die vereinfachte Darstellung zeigt, dass sich das Produkt der Teilsicherheiten<br />

für den Bauzustand deutlich und für den Endzustand mäßig<br />

bzw. geringfügig von dem Globalsicherheitsbeiwert unterscheidet.<br />

Bei der Bewertung der oben dargestellten Faktoren ist das Tragverhalten<br />

des bergmännischen Tunnels besonders zu beachten. Wegen<br />

der vollständigen Einbettung der Tunnelschalen ist sowohl für die Außen-<br />

als auch für die Innenschale die Ringdrucktragfähigkeit das maßgebende<br />

Tragelement und die Biegetragfähigkeit von deutlich geringerer<br />

Bedeutung. Für den Endzustand ist damit die nach dem <strong>Teilsicherheitskonzept</strong><br />

bemessene Haupttragsicherheit (= Ringdruck)<br />

nahezu genauso groß wie die nach dem Globalsicherheitskonzept<br />

(∆ = – 3,3 %). Die für den Endzustand verringerte Biegetragsicherheit<br />

(– 11 %) ist <strong>im</strong> Hinblick <strong>auf</strong> die oben erläuterte geringere Bedeutung<br />

der Biegemomente akzeptabel.<br />

Für den Bauzustand sind die Unterschiede der Tragsicherheiten deutlich<br />

größer: – 14 % bei der Normalkraftsicherheit und – 21 % bei der<br />

Biegetragsicherheit. Im Hinblick <strong>auf</strong> die Unsicherheiten bei der Abschätzung<br />

der wirksamen Gebirgsdrücke und die oft lange Standzeit<br />

der vorläufigen Sicherung sollten auch die Nachweise für die Spritzbetonschale<br />

in Lastfall 1 (Endzustand) eingestuft werden.<br />

Be<strong>im</strong> Nachweis der Rissbreiten werden ebenfalls die Lastfälle Eigengewicht<br />

und Temperatur Winter (Innenseite) bzw. Sommer (Außenseite)<br />

maßgebend, siehe Bild 10. Hierbei liefert in allen Bemessungspunkten<br />

das <strong>Teilsicherheitskonzept</strong> kleinere Bewehrungsquerschnitte<br />

als das Globalsicherheitskonzept. Die Ursache hierfür liegt in den<br />

unterschiedlichen Formeln zur Rissbreitenberechnung und in den<br />

unterschiedlichen Abminderungsfaktoren für die anzusetzenden<br />

Temperaturunterschiede (0,50 x ∆T nach ZTV-ING, Teil 5 Abschn. 2<br />

und 0,70 x ∆T nach ZTV-Tunnel, Teil 2).<br />

5 Ergebnisse der Untersuchungen<br />

Die Ergebnisse der Erprobung des <strong>neue</strong>n <strong>Teilsicherheitskonzept</strong>es<br />

mit den gewählten Beispielen und der Vergleich mit Berechnungen<br />

nach dem bisherigen Globalsicherheitskonzept lassen sich wie folgt<br />

zusammenfassen:<br />

Trog und Tunnel in offener Bauweise<br />

– Erd- und Wasserdrücke sind die vorherrschenden Einwirkungen<br />

<strong>auf</strong> Tröge und Tunnel in offener Bauweise. Die Teilsicherheitsbeiwerte<br />

für alle ständigen Lasten werden daher nach DIN 1054 angesetzt.<br />

– Die errechnete Biege- und Schubbewehrung des Trogbauwerkes<br />

und des Tunnels ist bei Bemessung nach dem <strong>neue</strong>n Sicherheitskonzept<br />

etwas geringer als nach dem bisherigen Konzept. Im Hinblick<br />

dar<strong>auf</strong>, dass die wesentlichen Einwirkungen mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />

genau erfasst werden können, werden diese Ergebnisse<br />

als zutreffend bewertet und entsprechen der Zielsetzung des<br />

probabilistischen Sicherheitskonzeptes.<br />

– Abweichend vom DIN-Fachbericht 102 unterscheidet DIN 1054<br />

zwischen Bau- und Endzuständen. Im Hinblick <strong>auf</strong> die oben erläuterte<br />

Reduktion der Tragsicherheit bei Anwendung des <strong>Teilsicherheitskonzept</strong>es<br />

wird empfohlen, für die Trog- und <strong>Tunnelbau</strong>werke<br />

in offener Bauweise nur Teilsicherheiten für LF 1 (Endzustand) nach<br />

DIN 1054 anzusetzen.<br />

– Bzgl. des Rissbreitennachweises bietet sich an, den Nachweis zu<br />

vereinfachen, z.B. mittels tabellarischer Zuordnung von Stabdurchmessern<br />

und Stahlspannungen.<br />

Tunnel in geschlossener Bauweise<br />

– Erd- und Wasserdrücke sind die vorherrschenden Einwirkungen<br />

<strong>auf</strong> das <strong>Tunnelbau</strong>werk. Für die Teilsicherheitsbeiwerte dieser Lasten<br />

wird daher DIN 1054 zu Grunde gelegt.<br />

– Die Bemessung der Bauzustände mit Teilsicherheiten nach DIN<br />

1054 ergibt für die Außenschale kleinere erforderliche Ringdruckund<br />

Biegetragsicherheiten als das Globalsicherheitskonzept. Im<br />

Hinblick <strong>auf</strong> die Unsicherheiten bei der Abschätzung der <strong>auf</strong> die<br />

Schale wirkenden Gebirgsdrücke und die oft lange Standzeit der<br />

vorläufigen Sicherung wird empfohlen, die Tragfähigkeitsnachweise<br />

für die Spritzbetonschale in Lastfall 1 einzustufen.<br />

– Im Hinblick <strong>auf</strong> die Streuung der Berechnungsansätze und Ergebnisse<br />

bietet sich auch hier an, den Rissbreitennachweis zu vereinfachen,<br />

z. B. mittels tabellarischer Zuordnung von Stabdurchmessern<br />

und Stahlspannungen.<br />

– Bei der Anwendung des <strong>Teilsicherheitskonzept</strong>es <strong>auf</strong> Tunnel in geschlossener<br />

Bauweise ist ein geringfügiges Absinken der Biegetragfähigkeit<br />

der Tunnelschalen möglich.<br />

Die Ergebnisse der vorgenannten Untersuchungen wurden <strong>im</strong> Wesentlichen<br />

bei der Erstellung der Abschnitte 1 und 2 des Teils 5 <strong>Tunnelbau</strong><br />

der ZTV-ING berücksichtigt. Zusammen mit den <strong>neue</strong>n fachspezifischen<br />

Vorschriften stellen die ZTV-ING eine hinreichende und<br />

zweckmäßige Grundlage für die Anwendung des <strong>Teilsicherheitskonzept</strong>es<br />

<strong>im</strong> <strong>Tunnelbau</strong> dar.<br />

Literatur<br />

[1] Naumann, J.; Friebel, W.-D.: Straßentunnel planen, bauen und<br />

verwalten. Taschenbuch für den <strong>Tunnelbau</strong> 2002 (26. Jahrgang).<br />

Essen: Verlag Glück<strong>auf</strong><br />

[2] Städing, A.; Krocker, T.: Anwendung des <strong>Teilsicherheitskonzept</strong>es<br />

<strong>im</strong> <strong>Tunnelbau</strong>. Forschungsbericht <strong>im</strong> Auftrag der Bundesanstalt für<br />

Straßenwesen, Bergisch Gladbach 03/1993<br />

[3] ZTV-ING – Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen und<br />

Richtlinien für Ingenieurbauten. Sammlung Brücken- und Ingenieurbau,<br />

Verkehrsblatt Verlag, Dortmund<br />

102 40 Forschung + Praxis

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