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Seite 13-15 - Verein für Heimatkunde Krefeld

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<strong>Krefeld</strong>s neue Stadtgeschichte<br />

von Reinhard Feinendegen<br />

Im Juni erschien der fünfte Band der neuen<br />

<strong>Krefeld</strong>er Stadtgeschichte, die damit<br />

nach einer Planungs- und Bearbeitungszeit<br />

von annähernd 30 Jahren zu Ende gebracht<br />

wurde. Die einzelnen Bände sind bei ihrem<br />

Erscheinen jeweils in der „Heimat“ ausführlich<br />

vorgestellt und gewürdigt worden und<br />

haben auch in den überörtlichen Fachzeitschriften<br />

sehr positive Besprechungen erhalten.<br />

Einen Überblick über das Gesamtwerk<br />

vermittelt die nebenstehende Graphik, der<br />

die Erscheinungsdaten, die Autorennamen,<br />

die Themen und die Umfänge der Bände zu<br />

entnehmen sind. Die Herstellung der Bücher<br />

lag in den Händen der Firma Joh. van Acken<br />

mit Ausnahme des Bandes 3, der bei der Firma<br />

B.o.s.s. in Goch gedruckt wurde. Für die<br />

Satzarbeiten zeichnete bei drei Bänden Helmut<br />

Hindges vom Hauptamt der Stadt <strong>Krefeld</strong><br />

verantwortlich, bei den restlichen beiden<br />

Bänden waren es die Firmen Joh. van Acken<br />

und Bergner & Köveker.<br />

Warum brauchte <strong>Krefeld</strong> eine neue Stadtgeschichte?<br />

In erster Linie weil die vorhandenen<br />

Geschichtswerke nicht auf dem neuesten<br />

Stand waren. Die 2-bändige Stadtgeschichte<br />

von Gottfried Buschbell und Karl Heinzelmann,<br />

erschienen 1953/54, behandelte nur<br />

Alt-<strong>Krefeld</strong> und endete mit der Zeit um 1870.<br />

Die Geschichte von Uerdingen, Verfasser<br />

Friedrich Lau, kam 19<strong>13</strong> heraus, die Geschichte<br />

von Stadt und Herrlichkeit Crefeld,<br />

Verfasser Hermann Keussen, schon 1865.<br />

Ein zweiter Grund war, dass die Forschung<br />

weit fortgeschritten war, wovon nicht zuletzt<br />

zahlreiche in der „Heimat“ veröffentlichte<br />

Aufsätze Zeugnis ablegen. Es bestand daher<br />

ein dringender Bedarf, dieser Situation durch<br />

eine neue Stadtgeschichte auf wissenschaftlicher<br />

Grundlage Rechnung zu tragen. Dass<br />

ähnliche Überlegungen gleichzeitig in vielen<br />

anderen Städten angestellt wurden, lässt<br />

sich daran ablesen, dass zum Beispiel Bonn,<br />

Köln, Düsseldorf, Duisburg, Mönchengladbach,<br />

Moers in der letzten Zeit neue Stadtgeschichtswerke<br />

erhalten haben oder noch<br />

dabei sind, solche herauszubringen. Etwas<br />

andere Beweggründe standen bei den neuen<br />

einbändigen Stadtgeschichten der als Nachbarn<br />

von <strong>Krefeld</strong> neu gegründeten Städte<br />

Meerbusch und Willich im Vordergrund, nämlich<br />

das Bedürfnis, die Identitätsfindung auf<br />

diese Weise zu stärken.<br />

<strong>Krefeld</strong><br />

Die Geschichte der Stadt<br />

(Alt-<strong>Krefeld</strong> und die ehemals kurkölnischen Teile)<br />

Autoren Übersicht Autoren<br />

Broicher<br />

Deisel<br />

Engelbrecht<br />

Feinendegen<br />

Kesseler<br />

Ostrowski<br />

Rotthoff<br />

Sagebiel<br />

Vosen<br />

20. Jahrhundert<br />

Exkurse<br />

Sprachgeschichte und Volkskunde<br />

17. – 19.<br />

Jahrhundert<br />

Kirche<br />

Kultur<br />

Bauwesen<br />

Band 4<br />

2003<br />

686 <strong>Seite</strong>n<br />

Band 5 2010 804 <strong>Seite</strong>n<br />

Reformationszeit<br />

19. Jahrhundert<br />

Politik<br />

Wirtschaft<br />

Gesellschaft<br />

Band 3 2006 695 <strong>Seite</strong>n<br />

17. / 18. Jahrhundert<br />

Politik<br />

Wirtschaft<br />

Gesellschaft<br />

Band 2 2000 791 <strong>Seite</strong>n<br />

Mittelalter<br />

Römer und Franken<br />

Vorgeschichte<br />

Natur und Landschaft<br />

Band 1 1998 518 <strong>Seite</strong>n<br />

Cornelissen<br />

Döring<br />

Hangebruch<br />

Houben<br />

Lilla<br />

Oschek<br />

Ostrowski<br />

Vogt<br />

Wietzorek<br />

Engelbrecht<br />

Röttges<br />

Stratmann<br />

Thomassen<br />

Ulrich<br />

Wietzorek<br />

Hangebruch<br />

Kriedte<br />

Wietzorek<br />

Rotthoff<br />

Burghardt<br />

Pirling<br />

Reichmann<br />

Rotthoff<br />

die Heimat 81/2010 <strong>13</strong>


In <strong>Krefeld</strong> wurde im Zusammenhang mit dem<br />

Stadtjubiläum 1973 der Ruf lauter, eine umfassende<br />

neue Stadtgeschichte auf den Weg<br />

zu bringen. Sie sollte drei Forderungen erfüllen:<br />

1. bis an die Gegenwart heranführen,<br />

2. die heutige Gesamtstadt berücksichtigen,<br />

also auch alle seit 1901 hinzugekommenen<br />

Stadtteile,<br />

3. gleichzeitig strengen wissenschaftlichen<br />

Maßstäben entsprechen und doch nicht<br />

nur <strong>für</strong> Fachleute lesbar sein.<br />

Das Stadtarchiv unter der damaligen Leitung<br />

von Dr. Guido Rotthoff bemühte sich schon<br />

früh um erste Etatmittel <strong>für</strong> dieses ehrgeizige<br />

Projekt, der Kulturausschuss unterstützte<br />

das Vorhaben und hielt die Einsetzung eines<br />

Planungsgremiums <strong>für</strong> sinnvoll.<br />

Zu konkreten Schritten kam es erst 1988,<br />

nachdem Dr. Hans Vogt neuer Kulturdezernent<br />

geworden war. Er berief eine „Kommission<br />

Stadtgeschichte“ ein, die am 26. Mai<br />

1988 erstmalig tagte. Ihr gehörten unter dem<br />

Vorsitz von Dr. Vogt an: Dr. Rotthoff als bisheriger<br />

und Herr Schulte als neuer Stadtarchivdirektor,<br />

Professor Dr. Croon als in <strong>Krefeld</strong><br />

beheimateter Universitätshistoriker, Dr.<br />

Feinendegen als Vorsitzender des <strong>Verein</strong>s<br />

<strong>für</strong> <strong>Heimatkunde</strong> sowie die Herren Dr. Gerritz<br />

und Kreuzberg als Vertreter des Kulturausschusses.<br />

In der ersten Sitzung fasste man ein Werk<br />

ins Auge, das aus vier Bänden mit einem<br />

Gesamtumfang von circa 1 500 <strong>Seite</strong>n bestehen<br />

sollte; die Auflage sollte bei 2 000 Exemplaren<br />

liegen. Das Stadtarchiv wurde zur<br />

Redaktions- und Koordinierungsstelle bestimmt.<br />

Für das Erscheinen wurde an einen<br />

Zeitraum zwischen 1992 und 1995 gedacht,<br />

erste Finanzierungsüberlegungen wurden angestellt.<br />

Was aus dieser ersten Sitzung bis<br />

14 die Heimat 81/2010<br />

zum Abschluss des Projekts durchgehalten<br />

worden ist, ist im Wesentlichen, von der Auflage<br />

(2 200) abgesehen, die Epochengliederung,<br />

wobei allerdings den Bänden 2 und 3<br />

noch ein zusätzlicher Parallelband 4 an die<br />

<strong>Seite</strong> gestellt wurde und der Abschlussband<br />

jetzt die Bandzahl 5 erhalten hat. Man war<br />

sich von Anfang an darin einig, dass nicht an<br />

einen einzigen Verfasser <strong>für</strong> das Gesamtwerk<br />

zu denken sei, sondern eine größere Zahl von<br />

Autoren <strong>für</strong> die Mitarbeit gewonnen werden<br />

müsse.<br />

Die Kommission kam, zum Teil um zusätzliche<br />

Teilnehmer erweitert, in den folgenden<br />

Jahren noch etliche Male zusammen und<br />

diskutierte eine Reihe nicht ganz einfacher<br />

Fragen, insbesondere die Auswahl geeigne-<br />

Abb. 1. Vorstellung von Band 4 der Stadtgeschichte im April 2003: vorne von links: Hans Vogt<br />

(Herausgeber), Hertha Sagebiel (Autorin), Reinhard Feinendegen (Herausgeber und Autor); dahinter<br />

die Autoren Burkhard Ostrowski, Guido Rotthoff, Paul Alfred Kesseler, Ursula Broicher,<br />

Klaus-Peter Vosen, Jörg Engelbrecht und Frank Deisel<br />

ter Autoren. Dabei stieß man bald auf das<br />

Problem hervorragender Fachwissenschaftler,<br />

von denen eine Querschnittsbehandlung<br />

einer ganzen Epoche nicht zu erwarten war,<br />

die sich aber <strong>für</strong> rein thematische Beiträge<br />

sehr wohl anboten. Auch die Verzahnung des<br />

ursprünglich moersischen Kernbereichs von<br />

Alt-<strong>Krefeld</strong> mit dem kurkölnischen Umland<br />

erwies sich als Problem, zumal Hüls noch<br />

ein winziges Sonderterritorium aufwies, die<br />

„Moersische Straße“, und zu einem anderen<br />

Amt gehörte als Uerdingen und Linn, Bockum<br />

und Fischeln. Für Band 1 wurde beschlossen,<br />

einen Beitrag über Geologie und Landschaft<br />

des <strong>Krefeld</strong>er Raums voranzustellen, <strong>für</strong> den<br />

letzten Band wurden Exkurse zur <strong>Krefeld</strong>er<br />

Sprachgeschichte und Volkskunde geplant<br />

sowie eine zusammenfassende Zeittafel; auf<br />

letztere wurde am Ende aber verzichtet. Dass<br />

alle Bände ausführliche Literaturverzeichnisse,<br />

Glossare und Register erhielten, verstand<br />

sich von selbst. Das Gesamtprogramm wurde<br />

1990 vom Rat einstimmig gebilligt.<br />

Für einige wichtige Themen konnten schnell<br />

ausgewiesene, mit <strong>Krefeld</strong> vertraute Fachwissenschaftler<br />

gewonnen werden wie zum<br />

Beispiel Frau Professor Dr. Pirling, Dr. Rotthoff,<br />

Dr. Kriedte, <strong>für</strong> andere Bereiche begann<br />

eine mühsame Suche. Zum Teil musste auf<br />

Historiker zurückgegriffen werden, die in<br />

Sachen Ortskenntnis noch Nachholbedarf<br />

hatten. Dankenswerter Weise sprang Dieter<br />

Hangebruch, der stellvertretende Leiter des<br />

Stadtarchivs, mehrmals in die Bresche. Am<br />

Ende haben insgesamt 25 Autoren Beiträge<br />

zur <strong>Krefeld</strong>er Stadtgeschichte geleistet.<br />

Die inhaltliche Gliederung musste etliche Male<br />

verfeinert und verändert werden, das äußere<br />

Bild der Bände, Werbung und Finanzierung<br />

waren zu diskutieren. Schließlich wurden die


ersten Beiträge beim Stadtarchiv eingereicht,<br />

aber ein wichtiger Autor erkrankte: der Zeitplan<br />

konnte von Anfang an nicht eingehalten<br />

werden. Außerdem stellte sich heraus, dass<br />

das Stadtarchiv nicht in der Lage war, die<br />

detaillierte, kontinuierliche Redaktionsarbeit<br />

zu leisten. Bis dies erkannt war, vergingen<br />

mehrere Jahre.<br />

Schließlich erklärten Dr. Reinhard Feinendegen<br />

und Dr. Hans Vogt, beide inzwischen Ruheständler,<br />

ihre Bereitschaft, die Herausgabe<br />

der neuen Stadtgeschichte im Auftrage der<br />

Stadt ehrenamtlich in die Hand zu nehmen.<br />

Sie wussten zu diesem Zeitpunkt nicht, wie<br />

schwierig und zeitraubend die Arbeit werden<br />

würde, die sie sich damit aufluden. Im<br />

Mai 1997 wurde ihnen der Auftrag durch den<br />

Kulturdezernenten offiziell erteilt. Die Modalitäten<br />

der Ausführung wurden festgelegt, das<br />

Stadtarchiv zur Hilfeleistung verpflichtet, die<br />

den Herausgebern auch gerne und in vielfältiger<br />

Weise gewährt wurde. Als weitere städtische<br />

Ämter haben sich die Reprographie und<br />

der Bereich Vermessungs- und Katasterwesen<br />

große Verdienste erworben.<br />

Nun kam Bewegung in die Sache. Band 1<br />

konnte im Frühjahr 1998 erscheinen. Ein<br />

farbiger Subskriptionsprospekt, von Theo<br />

Windges gestaltet, der auch an der Gestaltung<br />

der Buchumschläge mitwirkte, lud dazu<br />

ein, sich <strong>für</strong> den Bezug des Gesamtwerkes<br />

zu entscheiden. Den Subskribenten wurden<br />

je Band 40 DM abverlangt, im Einzelbezug<br />

betrug der Ladenpreis 55 DM. Die Absicht,<br />

die Folgebände in geringen Zeitabständen<br />

(circa 1 1 ⁄2 Jahre) herauszubringen, ließ sich<br />

auf Grund zahlreicher Einzelprobleme nicht<br />

verwirklichen. Um zwei Bände nicht auf rund<br />

1 000 <strong>Seite</strong>n anwachsen zu lassen, entschlossen<br />

sich die Herausgeber, einen zusätzlichen<br />

Band vorzulegen, dessen Schwergewicht auf<br />

der <strong>für</strong> <strong>Krefeld</strong> besonders wichtigen Kirchengeschichte<br />

des 17., 18. und 19. Jahrhunderts<br />

liegt.<br />

Doch das Gesamtwerk mit seinen nun insgesamt<br />

3 500 <strong>Seite</strong>n ist fertig geworden; allerdings<br />

dauerte es genau 12 Jahre nach dem<br />

Erscheinen von Band 1, bis der Schlusspunkt<br />

gesetzt werden konnte. Die letzte Jahreszahl,<br />

die in der chronikalischen Übersicht über die<br />

Zeit ab 1980 zu finden ist, führt bis in das<br />

dritte Jahrtausend (2004).<br />

Die neue Stadtgeschichte ist kein Werk, das<br />

man sich auf den Nachttisch legt und von<br />

der ersten bis zur letzten <strong>Seite</strong> hintereinander<br />

durchliest. Sie will nicht in der Art einer<br />

spannenden Geschichtserzählung in kurz<br />

gefasster Form den Gang der <strong>Krefeld</strong>er Geschichte<br />

nachzeichnen. Wer so etwas sucht,<br />

greift besser zu den Büchern von Ernst Köppen<br />

(„Kleine Stadtbiographie“, 1970, „<strong>Krefeld</strong><br />

in 30 Kapiteln“, 1987). Das neue 5-bändige<br />

Geschichtswerk ist in erster Linie zum Nachschlagen<br />

bestimmt. Wer ein bestimmtes<br />

Thema der <strong>Krefeld</strong>er Geschichte ausführlicher<br />

betrachten und dabei den neuesten<br />

Forschungsstand kennen lernen will (mit allen<br />

in zahlreichen Fußnoten angegeben Belegen<br />

und weiterführenden Literaturangaben), der<br />

ist mit „<strong>Krefeld</strong> – die Geschichte der Stadt“<br />

gut bedient; er wird zuverlässige aktuelle<br />

Informationen erhalten, sei es in Bezug auf<br />

Sachthemen, auf örtliche Verhältnisse oder<br />

auf Zeiträume.<br />

Abb. 2. Vorstellung des Abschlussbandes 5 im Juni 2010: vorne von links: Olaf Richter (Archivdirektor),<br />

Reinhard Feinendegen (Herausgeber), Gregor Kathstede (Oberbürgermeister), Hans<br />

Vogt (Herausgeber und Autor), Paul Wietzorek (Autor); dahinter Guido Rotthoff (früherer Archivdirektor)<br />

und einige Autoren: Heribert Houben, Georg Cornelissen, Dieter Hangebruch<br />

die Heimat 81/2010 <strong>15</strong>

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