Detailliertes Programm - Hochschule für Gestaltung Offenbach
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produzierte das <strong>für</strong> den Kultur- und populären Wissenschaftsfilm wichtige Mežrabpomfilm-Studio<br />
(Internationale Arbeiter-Hilfe) etwa Filme zur Sicherheitstechnik (Umgang mit der Maschine, Fragen<br />
der Elektrotechnik, physikalische Fragen der Gravitation), zur Produktionstechnik („Wie ein Buch<br />
hergestellt wird“, „Wie man einen Ofen beheizt“), zur Landwirtschaftstechnik (Traktoren, chemische<br />
Ungezieferbekämpfung) oder zur Verkehrstechnik („Wie man über die Straße geht“, „Hinter dem<br />
Lenkrad“). Optik, Typographie, Mess- und Kommunikationstechnik waren wesentliche Themen dieser<br />
Filme, aber auch ganze Wissenschaftsdisziplinen wie Geographie, Archäologie oder Astronomie<br />
fanden Beachtung.<br />
Ich möchte in meinem Vortrag nicht nur den institutionellen und ideologischen Kontext des<br />
sowjetischen populär-wissenschaftlichen Kinos beleuchten, sondern am Beispiel zweier Filme – des<br />
1928 entstandenen „Die Erde und der Himmel“ („Zemlja i nebo“) sowie von „Ionisierung. Eine<br />
Entdeckung von Prof. L.A. Čiževskij“ („Ionizacija“, 1931) – auf die visuellen Codierungsverfahren von<br />
spezifischem Wissen eingehen. Das Problem der ‚Medialisierung’ muss dabei einerseits im Kontext<br />
der produktionstechnischen Möglichkeiten verhandelt werden – auffällig ist z.B. der<br />
überproportionale Einsatz von Zwischentiteln, Diagrammen oder animierten Trickaufnahmen –,<br />
andererseits haben aber auch (explizite oder implizite) politische Forderungen Auswirkungen auf die<br />
konkrete Herstellung und Funktionalisierung der Bilder.<br />
Gerade hinsichtlich ihrer Wirksamkeit scheint die ‚Politik der Bilder’ von einem Widerstreit geprägt,<br />
der bisher aus dem Bereich des Politischen ausgeschlossene „ästhetisch-formale“ Fragen, stellt man<br />
sie (im Sinne der Tagung) aus der Perspektive der Vermittlung und Kommunikation von Wissen, als<br />
zentral erscheinen lässt. Die 1926 formulierte Devise der Leiterin <strong>für</strong> Bildungsaufgaben Kameneva –<br />
der populär-wissenschaftliche Film müsse „anschaulich“, „überzeugend“ und „unterhaltend“ sein –<br />
führt mitten hinein in das komplexe Verhältnis, das Pädagogen, Filmer, Wahrnehmungs- und<br />
Zuschauerforscher, Politiker und letztlich Wissenschaftler eingehen, wenn sie Bilder erzeugen wollen,<br />
die gleichermaßen faszinierend und exakt, überzeugend und evident, lehrreich und experimentell sein<br />
sollen, letztlich aber auch jenseits des Labors (bzw. des Studios) funktionieren sollen.<br />
Vom roten Mars und runden Atomen | HfG <strong>Offenbach</strong> 25-26.10.2007<br />
S. 20