Paul Clemen – der progessive Konservator - DenkmalDebatten
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Udo Mainzer: <strong>Paul</strong> <strong>Clemen</strong> <strong>–</strong> <strong>der</strong> <strong>progessive</strong> <strong>Konservator</strong><br />
aus: <strong>Paul</strong> <strong>Clemen</strong> zur 125. Wie<strong>der</strong>kehr seines Geburtstages. Hrsg. i. A. des Landschaftsverbandes Rheinland von Landeskonservator<br />
Prof. Dr. Udo Mainzer. Köln, Kevelaer 1991, S. 61<strong>–</strong>86<br />
geschaffen werden müsse," 47 doch machte er dabei gewisse Einschränkungen, die seine<br />
hohe Sensibilität für eine <strong>der</strong>artige Handhabe verraten, die bis auf den heutigen Tag nichts<br />
von ihrer Problematik verloren, allenfalls darin zugenommen hat. 48 Mit seinem intellektuell-<br />
instinktiven Gespür für das Notwendige einerseits und das Machbare, aber auch Wün-<br />
schenswerte an<strong>der</strong>erseits warnte er davor, "daß das Denkmälerschutzgesetz zum Polizeige-<br />
setz werde. Es könnte dann eines <strong>der</strong> am besten gehaßten ... werden. Aber gerade ein<br />
Denkmälergesetz müsse mit allgemeinem Vertrauen aufgenommen werden, die Wohlthat<br />
dürfe nicht zur Plage werden: alle übertriebenen For<strong>der</strong>ungen müßten deshalb unterblei-<br />
ben. "49 Seine gelehrt-kritische Wachsamkeit hat <strong>Clemen</strong> immer wie<strong>der</strong> davon zurückgehal-<br />
ten, in Gesetzen etwa Allheilmittel zu sehen, und er wurde nicht müde, auch die Öffentlich-<br />
keit vor einem solchen Trugschluß zu bewahren: "Gesetze und Verordnung sind aber doch<br />
zuletzt nur Mittel zum Zweck, nicht ein Ziel; durch die Zunahme <strong>der</strong> Gesetze, die Verschär-<br />
fung <strong>der</strong> Bestimmungen allein ist das Heil <strong>der</strong> Denkmalpflege nicht verbürgt. Auch die bes-<br />
ten Gesetze können den Verfall von Denkmälern nicht aufhalten." 50<br />
<strong>Clemen</strong> war sich vielmehr bewußt, daß <strong>der</strong> Erfolg von Erhaltungsbemühungen <strong>der</strong> Denk-<br />
malpfleger für die Geschichtsmonumente letztlich nur dann zu erzielen sei und schließlich<br />
von Dauer sein könne, wenn ihre Anliegen von <strong>der</strong> Bevölkerung verstanden und von dieser<br />
mitgetragen würden. Gleich zu Beginn seiner Tätigkeit hatte er deshalb betont, wie essen-<br />
tiell für ihn dabei die Erforschung des Denkmälerbestandes und auch die Publizierung <strong>der</strong><br />
Erkenntnisse sei, um dadurch allgemeines Interesse zu bewirken: "Die Denkmalspflege<br />
würde die Ziele nur halb erreichen, wollte sie sich auf die Beaufsichtigung, die Erhaltung<br />
und Wie<strong>der</strong>herstellung <strong>der</strong> Denkmäler beschränken <strong>–</strong> sie erblickt ihre Aufgabe ebenso sehr<br />
darin, die Kunstwerke an das Tageslicht zu ziehen, sie durch Veröffentlichung <strong>der</strong> wissen-<br />
schaftlichen Forschung zugänglich zu machen, das allgemeine Interesse für sie zu erwecken<br />
und vor allem die Bewohner des durch die Denkmäler ausgezeichneten Ortes, die Nachbarn<br />
und die eigentlich berufenen Schützer <strong>der</strong>selben, auf ihre künstlerische historische Bedeu-<br />
tung nachdrücklich hinzuweisen. Nur das dauernde Interesse an einem Denkmal vermag<br />
seine dauernde Erhaltung zu verbürgen." 51<br />
Seine rhetorische Brillanz, mit <strong>der</strong> er in freier Rede Zuhörer begeistern und für sich bannen<br />
konnte, sowie sein unermüdlicher publizistischer Elan haben ganz entscheidend dazu beige-<br />
tragen, die öffentliche Meinung für die Belange <strong>der</strong> Denkmalpflege zu gewinnen. An Cle-<br />
mens kraftvoller Gabe, als Propagandist im besten Sinne für das konservatorische Anliegen<br />
einzutreten, darf man sich mit Bewun<strong>der</strong>ung noch heute orientieren in unserer medienfixier-<br />
ten Gesellschaft, in <strong>der</strong> <strong>der</strong> Denkmalpfleger mehr denn je als Mittler zwischen Denkmal und<br />
Öffentlichkeit steht. 52<br />
Zur effektiven Popularisierung seiner konservatorischen Zielvorstellungen diente <strong>Clemen</strong><br />
auch <strong>der</strong> von ihm 1906 mitbegründete Rheinische Verein für Denkmalpflege und Heimat-<br />
schutz (heute: Landschaftsschutz). 53 Am Anfang des ersten Heftes <strong>der</strong> Vereinszeitschrift<br />
stand sein Aufruf 'Was wir wollen. Aufgaben und Ziele'. 54 "Kein Satz in diesem Aufruf, <strong>der</strong><br />
nicht heute noch gültig wäre." 55 Bei dieser Gelegenheit weist er wie<strong>der</strong> nachdrücklich darauf<br />
hin, wie wichtig auch <strong>der</strong> Stolz von Denkmaleigentümern auf ihren Besitz ist und daß des-<br />
halb das öffentliche Interesse an den Denkmälern geweckt werden müsse. 56<br />
In <strong>der</strong> und für die Öffentlichkeit war <strong>Clemen</strong> beim Wi<strong>der</strong>streit denkmalpflegerischer Absich-<br />
<strong>DenkmalDebatten</strong> <strong>–</strong> Was ist ein Denkmal? Und wie geht man mit ihm um?<br />
Grundlagentexte auf www.denkmaldebatten.denkmalschutz.de<br />
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