26.04.2013 Aufrufe

Update - Das Magazin für Datenaustausch im Gesundheitswesen

Update - Das Magazin für Datenaustausch im Gesundheitswesen

Update - Das Magazin für Datenaustausch im Gesundheitswesen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

update<br />

<strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong> <strong>für</strong> <strong>Datenaustausch</strong> <strong>im</strong> <strong>Gesundheitswesen</strong><br />

AUSGABE 1 / 2007<br />

Feb. '07<br />

Die Daten-Festung:<br />

Für die Zukunft gut gerüstet<br />

aktuell<br />

ELENA:<br />

<strong>Das</strong> Ende des Papiers<br />

hintergrund<br />

Vertrauensstelle<br />

Krankenversichertennummer<br />

Informationstechnische Servicestelle der<br />

Gesetzlichen Krankenversicherung GmbH<br />

innovation<br />

Mehr Effizienz<br />

<strong>im</strong> <strong>Datenaustausch</strong>


Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />

ohne eine leistungsfähige und<br />

sichere Informationstechnologie<br />

wäre ein modernes Gesundheits-<br />

system undenkbar. <strong>Das</strong> gilt ganz<br />

besonders <strong>für</strong> die gesetzlichen<br />

Krankenkassen (GKV). Mit der<br />

Gründung der ITSG haben die Spit-<br />

zenverbände der Krankenkassen<br />

das Ziel verbunden, den Datenaus-<br />

tausch mit Leistungserbringern und<br />

Arbeitgebern auf Basis von Stan-<br />

dards und Normen konsequent in<br />

elektronischer Form durchzuführen.<br />

Heute, <strong>im</strong> Jahre 2007, zeigt sich,<br />

dass dieser Weg erfolgreich war. Mit Produkten und Dienstleistungen rund um den <strong>Datenaustausch</strong><br />

hat die ITSG einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet, diverse Verfahren durch den zielgerichteten<br />

Einsatz von IT nachhaltig zu verbessern. Dabei haben wir unsere Aktivitäten konsequent auf drei<br />

Säulen aufgebaut:<br />

Standards & Normen: Seit der Gründung der ITSG unterstützen wir den <strong>Datenaustausch</strong> mit<br />

Arbeitgebern und Leistungserbringern aktiv mit Produkten und Dienstleistungen. So arbeiten<br />

wir unter anderem an der ständigen Fortschreibung der technischen Richtlinien mit, führen die<br />

Systemuntersuchung von ca. 350 Entgeltabrechnungsprogrammen durch und versorgen mit dem<br />

Produkt „dakota“ zur Verschlüsselung und Kommunikation mehr als 120.000 Teilnehmer.<br />

Neutrale Datenzusammenführung: Wir führen zentral die pseudonymisierten Arzne<strong>im</strong>ittel- und<br />

Heilmitteldaten zusammen und erstellen monatlich ca. 85.000 arztbezogene Auswertungen, sammeln<br />

die Qualitätsberichte der Krankenhäuser, stellen die anonymisierten Fehlermeldungen aus<br />

Sozialversicherungsmeldungen und Beitragsnachweisen zum opt<strong>im</strong>ierten Qualitätsmanagement<br />

<strong>im</strong> <strong>Datenaustausch</strong> bereit und bieten mehr als 500.000 Arbeitgebern mit „sv.net“ eine elektronische<br />

Ausfüllhilfe als Papierersatz.<br />

Vertrauensstellen: Wir erzeugen die neue Krankenversichertennummer als Basis <strong>für</strong> die elektronische<br />

Gesundheitskarte, pseudonymisieren Arzne<strong>im</strong>ittel- und Heilmitteldaten <strong>für</strong> statistische<br />

Auswertungen und haben in unserem Trust Center mehr als 230.000 Zertifikate erstellt.<br />

Die aktuelle Ausgabe von „ITSG: update“ widmen wir der Informationstechnologie <strong>im</strong> Umfeld der<br />

Krankenkassen. Sie werfen einen Blick hinter die Kulissen unseres leistungsstarken Rechenzentrums.<br />

Außerdem finden Sie spannende Beiträge zu den Themen ELENA, XML, SOA und GKVNET-<br />

Services. Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der Lektüre und freue mich auf Ihre Meinungen und<br />

Kommentare.<br />

Herzlichst, Ihr<br />

Harald Flex - ITSG Geschäftsführer<br />

Harald Flex – ITSG Geschäftsführer<br />

ELENA/JobCard-Verfahren:<br />

<strong>Das</strong> Ende des Papiers<br />

Qualitätsberichte Krankenhäuser:<br />

<strong>Das</strong> Internet wird zur<br />

nutzerfreundlichen Plattform<br />

Portale zum Thema<br />

aktuell<br />

hintergrund<br />

Vorstufe zur Gesundheitskarte:<br />

Vertrauensstelle<br />

Krankenversichertennummer<br />

Stets zu Diensten:<br />

Serviceorientierte-Architektur (SOA)<br />

Die Daten-Festung:<br />

<strong>Das</strong> Rechenzentrum der ITSG<br />

Für die Zukunft gut gerüstet<br />

nachgefragt:<br />

Prof. Dr. Hartmut Pohl<br />

XML:<br />

Neuer Trend <strong>im</strong> <strong>Datenaustausch</strong><br />

nachgefragt:<br />

Wilhelm Knoop, AWV e.V.<br />

Die Service-Experten:<br />

GKVNET-Services<br />

I T S G : u p d a t e<br />

willkommen 2<br />

3<br />

4<br />

4<br />

5<br />

praxis<br />

6-7<br />

8-9<br />

9<br />

innovation<br />

10<br />

10<br />

11


ELENA/JobCard-Verfahren:<br />

<strong>Das</strong> Ende des Papiers<br />

Die Bundesregierung hat am 21. August 2002 beschlossen, <strong>für</strong> alle<br />

Arbeitnehmer eine Signaturkarte („JobCard“) einzuführen, mit deren<br />

Hilfe die Verwaltungen auf Beschäftigungszeiten, die Höhe von<br />

Entgeltzahlungen sowie Angaben zur Auflösung des Beschäftigungs-<br />

verhältnisses elektronisch zugreifen können. <strong>Das</strong> Bundesministerium<br />

Zentrale Speicherung senkt Kosten<br />

<strong>für</strong> Wirtschaft und Technologie (BMWi) ist seitdem Träger des Projektes<br />

„JobCard“ und hat die Spitzenverbände der Krankenkassen – vertreten<br />

durch die ITSG – mit der Durchführung des Projektes beauftragt. Seit<br />

Herbst 2002 wurde in einem Modellversuch – Projekt JobCard Stufe 1<br />

– die zentrale Speicherung der Arbeitnehmerdaten beispielhaft an<br />

Arbeitsbescheinigungen unter Beteiligung der Bundesanstalt <strong>für</strong> Arbeit<br />

entwickelt und in der Praxis erprobt. In dem sich unmittelbar daran<br />

anschließenden Projekt JobCard Stufe 2 wurde das Verfahren auf die<br />

häufigsten Verdienstbescheinigungen ausgedehnt. Dem Projekt „Job-<br />

Card“ liegt das Ziel zugrunde, die Daten sämtlicher Verdienstbescheini-<br />

gungen <strong>für</strong> alle Arbeitnehmer in einer Datenstelle vorzuhalten. Im Leis-<br />

tungsfall kann die jeweils berechtigte Behörde auf diese Entgeltdaten<br />

unmittelbar zugreifen, so dass Bearbeitung und Bewilligung durch die<br />

Übernahme der elektronischen Daten schneller erfolgen können. Für die<br />

Unternehmen bedeutet dies eine erhebliche Entlastung, da sie von der<br />

Ausstellung der Arbeits- und Verdienstbescheinigungen in Papierform<br />

befreit werden können. Verwaltung und Wirtschaft sind mit dem Vor-<br />

haben grundsätzlich einverstanden, da sie die zentrale Speicherung von<br />

Arbeitnehmerdaten zum Abbau bürokratischer Belastungen wünschen.<br />

Sie sehen in dem Vorhaben den Einstieg in dieses Verfahren.<br />

<strong>Das</strong> etablierte elektronische <strong>Datenaustausch</strong>verfahren der Gesetzlichen<br />

Krankenversicherung (GKV) ist Träger <strong>für</strong> unterschiedliche Meldungen<br />

und Nachweise, die von den Arbeitgebern seit dem 1. Januar 2006<br />

ausschließlich elektronisch übermittelt werden. Die GKV hat eine umfas-<br />

sende Vorarbeit geleistet und <strong>für</strong> die Verfahren eine funktionierende<br />

organisatorische und technische Infrastruktur aufgebaut. Diese Erfah-<br />

rungen wurden in das Modellvorhaben eingebracht. Die ITSG hat <strong>im</strong> Auf-<br />

trag der Spitzenverbände der Krankenkassen mit einer Expertengruppe<br />

(beteiligt unter anderem: Bundesministerium <strong>für</strong> Arbeit und Soziales,<br />

Bundesministerium des Inneren, Bundesministerium <strong>für</strong> Gesundheit,<br />

Bundesbeauftragter <strong>für</strong> den Datenschutz, Bundesamt <strong>für</strong> Sicherheit in<br />

der Informationstechnik, Bundesanstalt <strong>für</strong> Arbeit, Rentenver-<br />

sicherung, Arbeitsgemeinschaft <strong>für</strong> wirtschaftliche Verwaltung<br />

und die Spitzenverbände der Krankenkassen) die Anforderungen<br />

an einen Modellbetrieb und das nachfolgende Praxisverfahren erarbeitet<br />

sowie die technischen und organisatorischen Richtlinien erstellt. Im<br />

Modellbetrieb wurde der theoretische Ansatz praktisch geprüft und der<br />

Nachweis erbracht, dass die angestrebten Verfahren praxistauglich sind.<br />

Von Beginn an wurde die gesamte Infrastruktur <strong>für</strong> den Modellbetrieb<br />

der drei Ausbaustufen <strong>im</strong> Rechenzentrum der ITSG betrieben und admi-<br />

nistriert. „In der aktuellen Ausbaustufe haben wir zusätzlich Aufgaben<br />

in den Bereichen Spezifikationen und Realisierung übernommen“, sagt<br />

Thorsten Merz von der ITSG. Gemeinsam mit seinem Kollegen Andreas<br />

Meier arbeitet er an Prozessbeschreibungen und Schnittstellenspezifi-<br />

kationen. Die Projektstufe III wird <strong>im</strong> Frühjahr 2007 beendet. Die ITSG<br />

schließt damit vorerst die<br />

fachlichen Arbeiten erfolg-<br />

reich ab. Der Beweis <strong>für</strong> die<br />

Funktionalität wurde auch <strong>im</strong> praktischen Betrieb erbracht. Weitere<br />

Ausbaustufen sind geplant. Es liegt nun an der Gesetzgebung, den Weg<br />

zur Umsetzung in die Praxis zu ebnen. <strong>Das</strong> BMWi hat in der Konsequenz<br />

<strong>im</strong> Herbst 2006 ein Gesetzgebungsverfahren eingeleitet, das sich aus-<br />

schließlich auf den Stand bezieht, der mit dem Projekt JobCard Stufe 2<br />

erarbeitet und verifiziert wurde. Mit dem Gesetz zur Einführung des<br />

elektronischen Einkommensnachweises (ELENA) ist der Zeitplan verbun-<br />

den, dass ab dem 1. Januar 2009 der Regelbetrieb mit der Aufnahme der<br />

Daten beginnt und ab 2011 sollen dann die <strong>für</strong> die relevanten Beschei-<br />

nigungen erforderlichen Daten von den leistungsgewährenden Stellen<br />

abgerufen werden. <strong>Das</strong> Gesetz soll bis Sommer 2007 verabschiedet<br />

werden. • https://stufe3.projekt-jobcard.de<br />

<strong>Das</strong> Verfahren ist praxistauglich<br />

I T S G : u p d a t e<br />

aktuell 3


Qualitätsberichte Krankenhäuser<br />

Deutsche Krankenhäuser stehen unter Druck: Experten schätzen, dass etwa die Hälfte der rund 2.100 Kliniken auf Dauer dem Wettbewerb nicht gewachsen ist. Im Ringen um die Gunst<br />

der Patienten rückt deshalb das Thema „Qualität“ in den Mittelpunkt. Krankenhäuser, die Art und Anzahl ihrer Leistungen sowie die Qualität derselben transparent machen, sind <strong>im</strong> Vorteil.<br />

Dem Thema „Qualität“ hat sich auch der Gesetzgeber angenommen.<br />

Er hat deshalb alle nach §108 SGB V zugelassenen Krankenhäuser<br />

dazu verpflichtet, <strong>im</strong> Abstand von zwei Jahren einen strukturierten<br />

Qualitätsbericht zu erstellen und zu veröffentlichen.<br />

„Wir gehen mit großen Schritten den Weg zur notwendigen Quali-<br />

tätsverbesserung und hin zu mehr Transparenz <strong>im</strong> deutschen Gesund-<br />

heitswesen - alles <strong>im</strong> Interesse der Patientinnen und Patienten“,<br />

erklärte Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt seinerzeit unter<br />

www.die-gesundheitsreform.de. Inhalt und Umfang dieser neuen<br />

strukturierten Qualitätsberichte wurden von den Spitzenverbänden<br />

der gesetzlichen Krankenkassen (GKV), dem Verband der Privaten<br />

Krankenversicherung (PKV) und der Deutschen Krankenhausgesell-<br />

schaft (DKG) unter Beteiligung der Bundesärztekammer sowie des<br />

Deutschen Pflegerates festgelegt. So ist ein Qualitätsbericht entstan-<br />

den, der <strong>im</strong> Vorfeld einer Krankenhausbehandlung Information und<br />

Entscheidungshilfe <strong>für</strong> Patienten ist und eine Orientierungshilfe bei<br />

Komfortables Annahmeverfahren<br />

der Einweisung und Weiterbetreuung der Patienten darstellt, insbe-<br />

sondere <strong>für</strong> Vertragsärzte und Krankenkassen. Für die Verfasser der<br />

Qualitätsberichte, die Krankenhäuser selbst, bietet er die Möglichkeit,<br />

die angebotenen Leistungen nach Art, Anzahl und Qualität nach<br />

außen transparent und sichtbar darzustellen.<br />

Aber wie gelangen die Qualitätsberichte der über 2.000 Kranken-<br />

häuser Deutschlands an die interessierte Öffentlichkeit? Auch das ist<br />

geregelt, heißt es doch: „Der Qualitätsbericht ist den Landesverbän-<br />

den der Krankenkassen und den Verbänden der Ersatzkassen sowie<br />

dem Verband der privaten Krankenversicherung in elektronischer Fas-<br />

sung zur Verfügung zu stellen, die ihrerseits die Verpflichtung haben,<br />

die Qualitätsberichte zu veröffentlichen.“ Die verantwortlichen Orga-<br />

nisationen haben die ITSG <strong>im</strong> Sommer 2005 mit der Annahme und<br />

Prüfung der Qualitätsberichte aller deutschen Krankenhäuser beauf-<br />

tragt und damit einen zentralen Ansprechpartner benannt.<br />

Die IT-Experten aus Rodgau haben ein „Online-Registrierungsverfah-<br />

Mehr Transparenz <strong>für</strong> Patienten<br />

ren“ entwickelt, damit nur autorisierte „Lieferanten“ einen Qualitäts-<br />

bericht elektronisch abgeben können. <strong>Das</strong> komfortable Annahmever-<br />

fahren (die Lieferung erfolgt an das Rechenzentrum der ITSG mittels<br />

http, ftp oder E-Mail) können die Krankenhäuser erst nutzen, wenn<br />

die Sicherheitsüberprüfungen <strong>im</strong> Rahmen der Registrierung<br />

von der ITSG mit einer Zulassung zur elektronischen Abgabe<br />

der Qualitätsberichte quittiert werden. Anschließend liefern<br />

die Krankenhäuser die Qualitätsberichte als PDF-Datei und<br />

zusätzlich in einem so genannten maschinenlesbaren Format.<br />

Nach eingehender Prüfung stehen diese dann <strong>im</strong> Internet <strong>für</strong><br />

die breite Öffentlichkeit bereit. „Zum Start der Internet-Platt-<br />

form und des Annahmeverfahrens haben wir sogar eine eigene<br />

Hotline <strong>für</strong> die Kliniken eingerichtet“, berichtet Jens Killermann,<br />

der bei der ITSG <strong>für</strong> das Projekt verantwortlich ist. „Damit die<br />

Übernahme der Berichte und deren Veröffentlichung künftig<br />

noch einfacher wird, liefern alle Kliniken <strong>im</strong> Jahr 2007 zusätzlich<br />

einen XML-Datensatz“, erklärt der Experte. Für die erweiterte Auswer-<br />

tung der Qualitätsberichte übernehmen die Krankenkassen bzw. die<br />

Spitzenverbände diese von der ITSG und bieten komfortable Suchma-<br />

schinen an (siehe Portale). •<br />

Portale zum Thema<br />

www.aok.de (AOK-Krankenhaus-Navigator)<br />

www.aok-klinik-konsil.de<br />

www.bkk-klinikfinder.de<br />

www.g-qb.de<br />

www.klinik-lotse.de<br />

(Beispiele in alphabetischer Reihenfolge – kein Anspruch<br />

auf Vollständigkeit)<br />

I T S G : u p d a t e<br />

aktuell 4


Vorstufe zur Gesundheitskarte:<br />

Vertrauensstelle Krankenversichertennummer<br />

Die Einführung einer bundeseinheitlichen individuellen Krankenversichertennummer ist ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur elektronischen<br />

Gesundheitskarte (eGK). Im technischen Vergabeprozess spielt der Datenschutz eine bedeutende Rolle.<br />

Der Gesetzgeber hat entschieden: Jeder Bürger soll in Zukunft eine Num-<br />

mer erhalten, die ihn sein Leben lang begleitet und ihm auch bei einem<br />

Wechsel der Krankenkasse erhalten bleibt. Deshalb haben die Spitzen-<br />

verbände der gesetzlichen Krankenkassen die ITSG mit der Einrichtung<br />

und dem Betrieb einer „Vertrauensstelle Krankenversichertennummer“ –<br />

Datenschutz hat Vorrang<br />

kurz VST – beauftragt. Diese Vertrauensstelle steht unter Rechtsaufsicht<br />

des Bundesministeriums <strong>für</strong> Gesundheit. Die Organisation und Technik<br />

der Vertrauensstelle wurde strikt nach dem IT-Grundschutzhandbuch des<br />

Bundesamtes <strong>für</strong> Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) ausgerich-<br />

tet und dokumentiert. Aufgabe der VST ist es, <strong>für</strong> jeden Bürger eine neue<br />

Krankenversichertennummer zu erstellen. „Seit dem Start des Regelbe-<br />

triebs <strong>im</strong> November 2005 haben wir mehr als 71.000.000 neue Kranken-<br />

versichertennummern erzeugt und an die gesetzlichen Krankenkassen<br />

übermittelt“, sagt Projektleiter Eduard Pop. In einem komplexen tech-<br />

nischen Verfahren kommen kombinierte Verschlüsselungs-Algorithmen<br />

zum Einsatz. Eduard Pop: „Wir arbeiten mit so genannten geclusterten<br />

Systemen und RAID-gestützten Speicherkomponenten.“ Sämtliche<br />

Datenbestände werden täglich gesichert. „Ein Vier-Augen-Prinzip sorgt<br />

zusätzlich <strong>für</strong> Sicherheit und Diskretion“, berichtet Pop.<br />

Basis der neuen Krankenversichertennummer ist die Rentenversiche-<br />

rungsnummer. Da nicht jeder Bürger automatisch über eine Rentenver-<br />

sicherungsnummer verfügt, muss diese zunächst über die Rentenver-<br />

sicherungsträger vergeben werden.<br />

„Dabei kommt dem Datenschutz eine<br />

besondere Bedeutung zu“, weiß Eduard Pop. Denn der 20. Tätigkeits-<br />

bericht des Bundesbeauftragten <strong>für</strong> den Datenschutz fordert, „dass die<br />

Rentenversicherungsnummer nicht als Krankenversichertennummer ver-<br />

wendet werden darf.“ Der Grund: Die Rentenversicherungssummer stellt<br />

ein personenbezogenes Sozialdatum dar und unterliegt somit dem Sozi-<br />

algehe<strong>im</strong>nis. Die Nummer könnte also den Charakter eines unzulässigen<br />

Personenkennzeichens erlangen. „Die Rentenversicherungsnummer wird<br />

in eine so genannte Krankenversicherten-Hilfsnummer umgewandelt.<br />

Daraus wird dann die neue Krankenversichertennummer generiert, die<br />

den gesetzlichen Vorgaben entspricht“, sagt Eduard Pop.<br />

Basis <strong>für</strong> die elektronische Gesundheitskarte<br />

Die neue Krankenversichertennummer ist die Voraussetzung da<strong>für</strong>, dass<br />

die elektronische Gesundheitskarte eingeführt werden kann. Erst mit<br />

einer eindeutigen Krankenversichertennummer, die alle Bürger lebens-<br />

lang begleitet, wird ein Ordnungskriterium geschaffen, das Speicherung<br />

und Abruf der personenbezogenen Gesundheitsdaten sicher ermöglicht.<br />

Durch die Aufnahme einer neuen Krankenversichertennummer mussten<br />

alle Krankenkassenverwaltungssysteme in vielen Modulen angepasst<br />

werden, da dieser Ordnungsbegriff die Zuordnung der Versicherten-<br />

daten steuert. Dies bedeutet einen erheblichen Arbeitsaufwand <strong>für</strong> alle<br />

Beteiligten. Die gesetzlichen Krankenkassen haben diese anspruchsvolle<br />

Aufgabenstellung hervorragend gemeistert. •<br />

https://kvnummer.gkvnet.de<br />

hintergrund 5<br />

I T S G : u p d a t e


ID S<br />

Stets zu Diensten<br />

Die Serviceorientierte Architektur (SOA) der<br />

ITSG richtet sich an Geschäftsprozessen aus<br />

Die Kommunikation und der Austausch von Informationen zwischen Geschäftspartnern stellen in komplexen Anwendungen<br />

eine große Herausforderung <strong>für</strong> alle Beteiligten dar. Heterogene IT-Landschaften und unterschiedliche Software-Konzepte<br />

verursachen hohe Kosten. Mit der Serviceorientierten Architektur (SOA) sorgt derzeit ein Managementkonzept <strong>für</strong> Furore,<br />

das sich in erster Linie an den Geschäftsprozessen orientiert.<br />

Systemübergreifende Geschäftsprozesse erfordern, dass alle beteiligten<br />

Systeme über Unternehmensgrenzen hinweg die prozessrelevanten<br />

Daten in geeigneter Form – also kompatibel, sicher und schnell – mitei-<br />

nander austauschen können und insbesondere bezüglich der Daten ein<br />

gleiches Verständnis haben. Die Technik verfolgt somit keinen Selbst-<br />

zweck mehr. Vielmehr soll mit geeigneter Technik eben diese Integration<br />

von Anwendungssystemen umgesetzt werden. Aus klassischen Point-<br />

to-Point-Integrationsarchitekturen entwickelte sich aufgrund fehlender<br />

Standardtechnologien und Protokolle sowie mangelnder Generalisierung<br />

und damit Wiederverwendung vorhandener<br />

Systembausteine über Jahre<br />

Intrusion Detection<br />

VPN<br />

Firewa l<br />

Application Services<br />

User<br />

Interface<br />

Broker<br />

Service<br />

Module<br />

VST<br />

Vertrauensstelle<br />

neue KV-Nummer<br />

Computing Services<br />

GKVDIC<br />

GKV<br />

DataInterChange<br />

Spamschutz<br />

der Enterprise Application Integration-Ansatz (EAI). Zwar konnte die<br />

Schnittstellenproblematik mit EAI reduziert werden; dennoch basieren<br />

derartige Lösungen – und die damit verfügbaren normalisierten Adapter<br />

und Interfaces auch unter Verwendung von XML – auf herstellerspezi-<br />

fischen proprietären Integrationsarchitekturen. Serviceorientierte Archi-<br />

tekturen (SOA) stellen die logische Weiterentwicklung des Enterprise<br />

Application Integration-Ansatzes dar. Sie bestehen aus Systemarchitek-<br />

turen, in denen Funktionen in Form von wieder verwendbaren, technisch<br />

voneinander unabhängigen und fachlich lose gekoppelten Services<br />

Security Services<br />

Network Services (LAN)<br />

GamSi<br />

Arzne<strong>im</strong>ittel<br />

Schnellinformation<br />

HIS<br />

Heilmittelinformationssystem<br />

Service Broker<br />

Annahme Prüfung Import Aggregation<br />

Blade Server Blade Server Blade Server Blade Server<br />

Cluster Service<br />

Blade Server Blade Server Blade Server Blade Server<br />

Wirtschaftlichkeitsprüfung<br />

nach<br />

§ 109 SGB V<br />

Qualitäts<br />

Berichte<br />

Krankenkäuser<br />

sv.net<br />

Auswertung<br />

Statistik<br />

QualitätsmanagementArbeitgeberverfahren<br />

Storage Services<br />

Virenschutz<br />

Internet<br />

Präsenzen<br />

Ausgabe<br />

Fibre Channel SAN Storage<br />

Fibre Channel SAN Storage<br />

Cluster Service<br />

<strong>im</strong>plementiert werden.<br />

VPN<br />

Firewall<br />

34Mbit<br />

WAN<br />

Intrusion Detection<br />

ID S<br />

I T S G : u p d a t e<br />

praxis 6


Nicht mehr die Technik, sondern die Funktion, also die serviceorientierte<br />

Dienstleistung, steht <strong>im</strong> Mittelpunkt. Services können – unabhängig von<br />

zugrunde liegenden Implementierungen – über Schnittstellen aufgeru-<br />

fen werden, deren Spezifikationen öffentlich und damit vertrauenswür-<br />

dig sein können. Serviceinteraktion findet über eine da<strong>für</strong> vorgesehene<br />

Kommunikationsinfrastruktur statt. „SOA“ verbindet die Gestaltungsziele<br />

der Geschäftsprozessorientierung, der Wandlungsfähigkeit (Flexibilität),<br />

Die Geschäftsprozesse <strong>im</strong> Fokus<br />

der Wiederverwendung und der Unterstützung verteilter Softwaresys-<br />

teme. Solche SOA-Architekturen setzen meistens auf bestehende Stan-<br />

dards wie SOAP, WSDL und UDDI auf.<br />

„Die ITSG ist letztlich von Hause aus ein Teil der serviceorientierten<br />

Architektur der Gesetzlichen Krankenversicherung“, erklärt Harald Flex,<br />

Geschäftsführer des Systemhauses, das <strong>im</strong> vergangenen Jahr seinen<br />

zehnten Geburtstag feierte. „Als Servicestelle bietet die ITSG unter<br />

anderem Leistungen in den Bereichen <strong>Datenaustausch</strong>, Datenzusam-<br />

menführung oder Standards und Normen an“, erläutert Harald Flex und<br />

ergänzt: „Die IT-Infrastruktur der ITSG richtet sich seit Gründung an den<br />

Geschäftsprozessen aus. Nur so kann auf veränderte Anforderungen<br />

schnell und flexibel reagiert werden.“ Dabei stellt die Systemarchitek-<br />

tur fachliche Dienste und Funktionalitäten überwiegend in Form von<br />

Früher war EAI – SOA<br />

ist heute<br />

Services zur Verfügung. Diese Dienste können über standardisierte<br />

Schnittstellen von den unterschiedlichen Kommunikationspartnern wie<br />

Krankenkassen, Arbeitgebern und deren Dienstleistern sowie Software-<br />

Erstellern genutzt werden. Außerdem entwickeln die IT-Spezialisten<br />

Anwendungssysteme auf Basis von gekoppelten Diensten zur Unterstüt-<br />

zung von Geschäftsprozessen. Doch damit nicht genug: Die ITSG bietet<br />

als „Service Provider“ Services <strong>für</strong> die Annahme, Prüfung und Veröf-<br />

fentlichung von Daten an, die <strong>für</strong> diverse Anwendungen (zum Beispiel<br />

Grundlageninformationen, Verzeichnisse, Beitragssatzdatei, Betriebs-<br />

nummerndatei, Qualitätsmanagement Entgeltabrechnungsprogramme,<br />

Qualitätsberichte Krankenhäuser) von Krankenkassen, Arbeitgebern und<br />

Leistungserbringern sowie deren Dienstleistungspartnern in Deutsch-<br />

land genutzt werden. Nutznießer sind alle Beteiligten, denen die Daten<br />

online und maschinell verwertbar zur Verfügung gestellt werden. Auch<br />

die Integration von Content (Inhalt) gehört <strong>im</strong> Rahmen der „SOA“ zum<br />

Portfolio. So ist es zum Beispiel <strong>im</strong> Rahmen des Projektes „Qualitätsbe-<br />

richte Krankenhäuser“ <strong>für</strong> Krankenkassen möglich, Service-Anfragen an<br />

den entsprechenden Dienst der ITSG zu stellen. Die Antwort wird direkt<br />

als Bestandteil der Internetpräsenz der anfragenden Krankenkasse als<br />

integrierter Content dargestellt. Der XML-Services-Response fügt sich<br />

also nahtlos in die Webanwendung und das Corporate Design der Kran-<br />

kenkassen ein.<br />

Natürlich betrifft dies auch konventionelle Anwendungen, die noch<br />

nicht auf moderne Services umgestellt wurden. Daten in herkömmlichen<br />

Formaten, die dem Standard KKS (Krankenkassen-Kommunikations-<br />

System) folgen, werden nach dem PUSH- oder PULL-Prinzip zugestellt.<br />

Diese Verfahren nutzen unterschiedliche Transportservices wie FTAM,<br />

ftp, http oder auch E-Mail. Allen gemeinsam ist, dass die Daten auf<br />

Basis eines langjährig etablierten Sicherheitsverfahrens in der Regel<br />

verschlüsselt und damit geschützt übertragen werden. Die Umsetzung<br />

einer Serviceorientierten Architektur <strong>im</strong> Hause ITSG hilft, Redundanzen<br />

<strong>im</strong>mer weiter zu verringern. Modularität und Flexibilität nehmen zu.<br />

Harald Flex: „Der standardisierte und sichere Austausch von Daten mit<br />

autorisierten Kommunikationspartnern min<strong>im</strong>iert die Aufwendungen<br />

<strong>für</strong> Schnittstellen und macht SOA damit zu einem sehr attraktiven<br />

Konzept <strong>für</strong> unser Haus und die gesetzlichen Krankenkassen.“ •<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Service_Oriented_Architecture<br />

I T S G : u p d a t e<br />

praxis 7


8 praxis<br />

Die Daten-Festung:<br />

Im leistungsfähigen Rechenzentrum der ITSG laufen wichtige<br />

Daten aus dem deutschen Gesundheits- und Sozialwesen zusammen<br />

Wer in die Da<strong>im</strong>lerstraße 11 nach Rodgau kommt, vermutet hinter den Mauern des dreistöckigen Flachbaus<br />

wohl kaum eines der modernsten Rechenzentren <strong>im</strong> deutschen <strong>Gesundheitswesen</strong>. Höchstens die tonnenförmige<br />

Richtfunkantenne auf dem Dach deutet an, dass in den Räumen der ITSG fortschrittliche Informationstechnologie<br />

den Ton angibt.<br />

Und diese Technik ist auch notwendig. Denn in Deutschland sorgen<br />

täglich rund 80 Millionen Versicherte, fast 190.000 Ärzte und Zahnärzte,<br />

mehr als 2.000 Krankenhäuser, 21.000 Apotheken und etwa 250 gesetzliche<br />

Krankenkassen <strong>für</strong> eine Datenflut <strong>im</strong> <strong>Gesundheitswesen</strong>, die keinen<br />

Vergleich mit anderen Branchen zu scheuen braucht. So werden nach<br />

Angaben der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) jeden Tag allein<br />

rund zwei Millionen Rezepte ausgestellt. Im <strong>Datenaustausch</strong> zwischen<br />

Arbeitgebern und Krankenkassen werden zudem jährlich ca. 230 Mio.<br />

Sozialversicherungsmeldungen und Beitragsnachweise übermittelt.<br />

Seit zehn Jahren sorgt deshalb die ITSG <strong>im</strong> Auftrag der gesetzlichen<br />

Krankenkassen da<strong>für</strong>, dass der <strong>Datenaustausch</strong> zwischen den beteiligten<br />

Akteuren effizienter wird und die Sicherheit zun<strong>im</strong>mt. Dazu entwi-<br />

ckeln die IT-Experten Produkte, Dienstleistungen und Fachverfahren,<br />

unterstützen die Standardisierung und Normierung, verarbeiten Daten<br />

und führen Modellprojekte <strong>für</strong> öffentliche Auftraggeber durch. Herzstück<br />

aller Aktivitäten ist ein leistungsfähiges Rechenzentrum, das die<br />

hohen Sicherheitsstandards der einzelnen Fachverfahren innerhalb der<br />

gesetzlichen Krankenversicherung erfüllt und wertvolle Dienste <strong>für</strong><br />

einen sicheren <strong>Datenaustausch</strong> leistet. Im Regelbetrieb sind über 100<br />

leistungsstarke Server <strong>im</strong> Einsatz, die von der Abteilung „ZIV – Zentrale<br />

Informationsverwaltung“ eingerichtet und administriert werden.<br />

Selbstlernende Abwehrmechanismen sorgen da<strong>für</strong>, dass Viren und Spam<br />

permanent Hausverbot haben. Verschiedene Firewall-Systeme und<br />

komplexe Anwendungen zur Einbruchserkennung gewährleisten dabei<br />

I T S G : u p d a t e<br />

praxis 8


eine opt<strong>im</strong>ale Zugriffssicherheit, ohne die Verfügbarkeit zu beeinflussen.<br />

Will heißen: Durch ein so genanntes Hochverfügbarkeits-Cluster werden<br />

Sicherheit steht an erster Stelle<br />

Sicherheit und Geschwindigkeit aufeinander abgest<strong>im</strong>mt. „Eine voll inte-<br />

grierte Prozess- und Systemüberwachung garantiert nicht nur eine hohe<br />

Verfügbarkeit, sondern erlaubt auch den Betrieb des Rechenzentrums<br />

durch eine kleine Gruppe von Spezialisten“, erklärt Uwe Runkel, Leiter der<br />

Abteilung „ZIV“, und fügt hinzu: „Die Systeme können <strong>im</strong> Bedarfsfall Tag<br />

und Nacht direkt Kontakt mit dem verantwortlichen Systemspezialisten<br />

aufnehmen.“ Er und sein Systemadministratoren-Team gehören zu einem<br />

Kreis handverlesener Experten, der Zugang zum Allerheiligsten der ITSG<br />

hat. „Im Rahmen unseres abgestuften Sicherheitskonzeptes benötigen<br />

Berechtigte <strong>für</strong> den Zutritt zum Rechenzentrum personenbezogene elek-<br />

tronische Schlüssel“, erklärt der IT-Fachmann. Wer erst einmal drin ist,<br />

kann sich aber noch lange nicht an den Servern zu schaffen machen. „Für<br />

den Zugriff auf die Server-Racks sind Smartcards erforderlich“, sagt Uwe<br />

Runkel. „Und die funktionieren nur in Verbindung mit einer persönlichen<br />

Identifikationsnummer.“ Und auch gegen Unbill von außerhalb hat man<br />

sich gewappnet: Lichtschranken, Bewegungsmelder und Schocksensoren<br />

tun rund um die Uhr ihren Dienst. Sie schlagen sogar Alarm, wenn sich<br />

Eindringlinge gewaltsam durch die Wände des Rechenzentrums Zutritt<br />

verschaffen wollen. Sicherheit steht also an erster Stelle, wenn es um<br />

den wirksamen Schutz der Rechnersysteme und Netze vor unberech-<br />

tigten Zugriffen und uner-<br />

wünschten Angriffen geht<br />

– und das auf allen Ebenen.<br />

Für die Zukunft gut gerüstet<br />

Denn wirksam geschützt werden nicht nur Rechner und Hardware.<br />

Auch die spezifischen und komplexen Anwendungen und Datenbanken<br />

– allesamt von der ITSG <strong>im</strong> Auftrag ihrer Gesellschafter entwickelt – sind<br />

bestens behütet. Uwe Runkel: „Datensicherheit wird unter anderem<br />

durch moderne Backup-Systeme, Zugriffsschutz und Verschlüsselung<br />

der Übertragungswege gewährleistet.“ Damit die ITSG auch in Zukunft<br />

Akzente in der zunehmenden Opt<strong>im</strong>ierung und Digitalisierung des<br />

<strong>Gesundheitswesen</strong>s setzen kann, entwickeln die IT-Spezialisten ihre<br />

Systeme permanent weiter. „Die gesetzlichen Krankenkassen stellen sich<br />

den Forderungen nach steigender Effizienz auch <strong>im</strong> IT-Sektor. So setzen<br />

wir bereits heute skalierbare Komponenten ein und bauen die integrierte<br />

Prozess- und Systemüberwachung konse-<br />

quent aus“, erklärt Abteilungsleiter Uwe<br />

Runkel. Allein der technische Schutz ist<br />

nicht ausreichend. Die Anwendung bzw.<br />

das Verfahren best<strong>im</strong>mt letztendlich die<br />

Anforderungen an den Datenschutz und<br />

damit die Datenverarbeitung und Daten-<br />

übermittlung. Daher werden <strong>für</strong> jede<br />

Anwendung zuerst in einem Sicherheits-<br />

konzept die Datenprofile, die Datenhal-<br />

tung, die Kommunikationsverfahren, die<br />

Beteiligten und die Berechtigungen fest-<br />

gelegt. Die Anforderungen und Prozesse<br />

werden in Verfahrensbeschreibungen<br />

dokumentiert und mit den zuständigen Gremien der Krankenkassen<br />

abgest<strong>im</strong>mt. So wird sichergestellt, dass die ITSG die Aufgaben zur neu-<br />

tralen Datenzusammenführung und die Funktion einer Vertrauensstelle<br />

<strong>für</strong> alle Teilnehmer transparent, aber nach menschlichem Ermessen abso-<br />

lut sicher durchführen kann. Beispielhaft hier<strong>für</strong><br />

stehen die Projekte GKV Arzne<strong>im</strong>ittel Schnell-<br />

information (GAmSi), Heilmittel Informations<br />

System (HIS), sv.net und Qualitätsmanagement Arbeitgeberverfahren<br />

(AGV). In den letzten Jahren wurden große Datenmengen störungsfrei<br />

über die ITSG ausgetauscht und nach klaren Regeln ausschnittsweise den<br />

berechtigten Partnern zur Verfügung gestellt. • www.itsg.de<br />

nachgefragt:<br />

I T S G : u p d a t e<br />

Prof. Dr. Hartmut Pohl, Leiter Schwerpunkt Informationssicherheit / FH Bonn-Rhein-Sieg<br />

Die Fachhochschule Bonn-Rhein-Sieg wurde 1995 gegründet. Inzwischen lehren und forschen über 120 Professorinnen und Profes-<br />

soren in 15 Studiengängen aus den Bereichen Betriebswirtschaft, Informatik, Ingenieurwissenschaften, Angewandte Naturwis-<br />

senschaften und Sozialversicherung. Der Hauptsitz und die Verwaltung der Fachhochschule, an der zurzeit ca. 4.600 Studierende<br />

eingeschrieben sind, befinden sich in Sankt Augustin.<br />

Warum haben Studierende der Informationssicherheit Hackangriffe gegen die Server der zentralen Funktionseinheiten des<br />

Modellprojektes„ELENA“ geführt? Die ITSG hat uns wegen der <strong>im</strong> späteren Praxisverfahren „ELENA“ gespeicherten wertvollen Daten mit<br />

diesem Projekt beauftragt. Ein solcher Penetration Test (systematisches Hacking) ist zusätzlich zu vorbeugenden Sicherheitsmaßnahmen<br />

(Sicherheitsstrategie, Installation von Sicherheitsmechanismen etc.) nützlich, weil kein System zu 100 Prozent sicher sein kann. Unsere Studierenden haben „ELENA“ mit den <strong>im</strong><br />

Internet öffentlich verfügbaren und verdeckt erhältlichen Tools geprüft und auch eigene Prüfungen vorgenommen.<br />

Wie erfolgreich waren Ihre„Hacker“? Wegen des - <strong>für</strong> uns schon <strong>im</strong> Vorfeld erkennbar - hohen Sicherheitsniveaus von „ELENA“ war es das ambitionierte Ziel der Studierenden,<br />

möglichst viele Angriffsszenarien durchzuspielen. Wenngleich bei der Datenstelle daher selbst kein Eindringen möglich war, so konnten die Studenten doch bei den meldenden und<br />

abrufenden Stellen sicherheitsrelevante Anregungen zur weiteren Verbesserung der Sicherheitskonzepte liefern.<br />

Fachhochschule<br />

Bonn-Rhein-Sieg<br />

I T S G : u p d a t e<br />

praxis 9


XML: Neuer Trend <strong>im</strong> <strong>Datenaustausch</strong><br />

Die ITSG unterhält als Informationstechnische Servicestelle der Gesetzlichen Krankenversicherung eine Vielzahl von Kommunikationsbeziehungen.<br />

So fungiert sie in vielen Verfahren als Datenannahme- und Verteilstelle. Dabei nehmen XML-basierte Standards eine wichtige Rolle ein.<br />

Die Bedeutung von XML wächst beständig. Gerade <strong>im</strong> Zusammenhang<br />

mit dem Ansatz einer Serviceorientierten Architektur (SOA) der ITSG<br />

n<strong>im</strong>mt XML als textbasierte Meta-Auszeichnungssprache eine bedeu-<br />

tende Rolle ein. Damit lassen sich Daten und Dokumente bezüglich In-<br />

halt und Darstellungsform derart beschreiben und strukturieren, dass<br />

sie – vor allem auch über das Internet – zwischen unterschiedlichen<br />

Anwendungen und Kommunikationspartnern in verschiedenen Hard-<br />

und Softwareumgebungen automatisiert, ausgetauscht und weiter-<br />

verarbeitet werden können.<br />

Alle angebotenen Services der ITSG sind bereits ausgerichtet auf die<br />

Nutzung von XML-basierten Standards wie beispielsweise von SOAP,<br />

UDDI, WSDL und XML Encryption sowie XML Signature. Schon heute<br />

wird XML in vielfältigen Einsatzgebieten intensiv genutzt: Beispiels-<br />

weise n<strong>im</strong>mt die ITSG-Annahmestelle <strong>im</strong> Auftrag der Spitzenverbände<br />

der gesetzlichen Krankenkassen Qualitätsberichte aller nach § 108<br />

SGB V zugelassenen Krankenhäuser <strong>im</strong> XML-Format an. Diese werden<br />

auf deren Richtigkeit überprüft, anschließend automatisiert in einer<br />

Datenbank abgespeichert und den Krankenkassen in einem beliebigen<br />

Format zur weiteren Verwendung zur Verfügung gestellt. XML-basierte<br />

Suchanfragen von autorisierten Nutzern können an einen Service der<br />

ITSG gerichtet werden, der anhand dieser Werte alle abgegebenen<br />

Qualitätsberichte und Stammdaten der Krankenhäuser durch-<br />

sucht und eine verschlüsselte und signierte XML-basierte<br />

Antwort zurücksendet.<br />

Auch <strong>im</strong> vom Bundesministerium <strong>für</strong> Wirtschaft und Technologie beauf-<br />

tragten Projekt „ELENA“ (vormals JobCard) werden XML-basierte Daten-<br />

austauschverfahren mit verschlüsselten und signierten Inhalten einge-<br />

setzt. Die Entwicklungsarbeiten wurden bereits vor vier Jahren begonnen<br />

Datenerzeuger<br />

Datenannahme<br />

Verarbeitungsstelle<br />

Generieren<br />

Senden<br />

Empfangen<br />

Aggregieren<br />

Weiterleiten/Senden<br />

Empfangen<br />

Validieren/Prüfen<br />

Verarbeiten<br />

– in einer Zeit, in der XML noch nicht in allen Medien als die Zukunft<br />

des <strong>Datenaustausch</strong>es gewürdigt wurde. Die ITSG arbeitet <strong>im</strong> Auftrag<br />

der gesetzlichen Krankenkassen aktiv <strong>im</strong> Arbeitskreis 2.1 der Arbeits-<br />

gemeinschaft <strong>für</strong> wirtschaftliche Verwaltung e.V. (AWV) mit. Ziel dieses<br />

nachgefragt:<br />

Wilhelm Knoop , verantwortlich <strong>für</strong> die betriebliche<br />

Altersvorsorge <strong>im</strong> Lufthansa-Konzern<br />

Arbeitskreises ist die Verabschiedung eines Standards auf XML-Basis<br />

zur Vereinheitlichung von Datenübermittlungssystemen. Gegenwärtig<br />

erarbeitet die ITSG mit der Technischen Arbeitsgruppe der Spitzenver-<br />

bände der Krankenkassen ein Grundsatzpapier <strong>für</strong> die Anwendungen von<br />

XML und dem XML-basierenden <strong>Datenaustausch</strong>. Danach sollen in einer<br />

Fallstudie von der Praxis aufgeworfene XML-Themen, wie beispielsweise<br />

die Geschwindigkeit und der Datendurchsatz be<strong>im</strong> Parsing (Analyse von<br />

XML-Dokumenten) und individuellen Prüfen von XML-Dokumenten in<br />

Abhängigkeit von unterschiedlich gewählten Systemkonfigurationen<br />

und Routinen, erarbeitet werden.<br />

Ziel dieser Untersuchungen ist es, fundierte Aussagen über den praxis-<br />

bezogenen Einsatz von XML <strong>im</strong> Umfeld der gesetzlichen Krankenkassen<br />

machen zu können. Auf dieser Basis werden technische Richtlinien <strong>für</strong><br />

den XML-Einsatz in der GKV erarbeitet, die unter anderem allgemein<br />

gültige Namenskonventionen und Prüfregeln enthalten. •<br />

Er ist Vorstandsmitglied der Arbeitsgemeinschaft <strong>für</strong><br />

wirtschaftliche Verwaltung (AWV) e.V. und leitet dort den<br />

Fachausschuss 2 (Verwaltungsvereinfachung und Entbürokratisierung<br />

<strong>im</strong> personalwirtschaftlichen Umfeld)<br />

Warum ist das Thema XML derzeit in aller Munde? Mit XML<br />

steht eine äußerst flexible Strukturierung zur Darstellung und<br />

Verarbeitung standardisierter und halbstandardisierter Daten<br />

zur Verfügung. Damit lassen sich <strong>für</strong> verschiedene Plattformen und Anwendungen einheitliche<br />

Datensätze erstellen und austauschen. Speziell <strong>Datenaustausch</strong>verfahren zwischen Arbeitge-<br />

bern und der Verwaltung können mit XML-basierenden Datenstrukturen effektiv unterstützt<br />

werden.<br />

Wo liegen die Grenzen von XML? XML ist ein technisches Hilfsmittel, das die Abst<strong>im</strong>mungen<br />

zwischen den Beteiligten des <strong>Datenaustausch</strong>s nicht ersetzen kann. Die Entwicklung von schlan-<br />

ken Austauschverfahren <strong>für</strong> eine opt<strong>im</strong>ale Prozessgestaltung setzt weiterhin die intensive inhalt-<br />

liche Beschäftigung mit den Anforderungen von Sender und Empfänger voraus.<br />

I T S G : u p d a t e<br />

innovation 10


Die Service-Experten:<br />

GKVNET-Services<br />

Im Auftrag der Spitzenverbände der gesetzlichen Krankenversicherung übern<strong>im</strong>mt die ITSG seit zehn Jahren die zentrale Erstellung und Verteilung<br />

von Informationen rund um den <strong>Datenaustausch</strong> zwischen Arbeitgebern und den Krankenkassen. Zielgruppen der verschiedenen Serviceangebote<br />

sind vor allen Dingen die rund drei Millionen „Brötchengeber“ in Deutschland, deren Dienstleister (zum Beispiel Steuerberater) sowie die<br />

Leistungserbringer (Kliniken, Ärzte, Apotheken etc.).<br />

In den letzten Jahren sind die Anforderungen der Krankenkassen,<br />

Arbeitgeber, Leistungserbringer sowie deren Dienstleistungspartner und<br />

Software-Ersteller stetig gewachsen, variable Grunddaten und Steue-<br />

rungsinformationen direkt in die Programmsysteme zu übernehmen.<br />

Manueller Pflegeaufwand ist teuer und soll nach Möglichkeit weitge-<br />

hend vermieden werden. Die ITSG hat dieser Anforderung Rechnung<br />

getragen und die GKVNET-Services entwickelt. Auf der Internet-Seite<br />

der ITSG können die berechtigten Teilnehmer die Nutzung der Services<br />

beantragen. Es werden diverse Informationen und Basisdateien, die in<br />

regelmäßigen oder unregelmäßigen Abständen einen <strong>Update</strong> erfahren,<br />

zur Verfügung gestellt. Nach einer ausgefeilten Berechtigungsprüfung<br />

kann der Teilnehmer entscheiden, ob die Daten mittels E-Mail nach jeder<br />

Aktualisierung zugestellt oder der aktive Zugriff mittels File-Transfer<br />

bzw. Download genutzt werden sollen. „Unsere Service-Angebote<br />

erfreuen sich großer Beliebtheit“, sagen Monika Hein und Arnold Küm-<br />

melschuh, die <strong>für</strong> die GKVNET-Services zuständig sind. „<strong>Das</strong> belegen die<br />

ständig steigenden Nutzerzahlen.“ Eine tragende Säule der „GKVNET-<br />

Services“ sind auch zwei Datenbanken, deren Inhalte als „Service“-Datei<br />

eine erhebliche Arbeitserleichterung <strong>für</strong> Arbeitgeber darstellen: In der<br />

Beitragssatzdatei werden die aktuellen Beitragssätze aller gesetzlichen<br />

Krankenkassen gepflegt. Neben den allgemeinen, den ermäßigten und<br />

den erhöhten Beitragssätzen können auch die Sätze <strong>für</strong> Versorgungs-<br />

empfänger und die Umlagesätze <strong>für</strong> Krankheit (U1) und Mutterschutz<br />

(U2) kostenlos abgerufen werden. „Da die Entgeltabrechnung durch<br />

die Arbeitgeber elektronisch erfolgt, müssen auch alle Grunddaten zur<br />

Berechnung der Beitragsanteile zum jeweils aktuellen Stand elektronisch<br />

zur Verfügung stehen“, sagt Udo Banger, Leiter Qualitätssicherung<br />

Entgeltabrechnungsprogramme, der bei der ITSG auch <strong>für</strong> die Beitrags-<br />

satzdatei verantwortlich ist. Die Software der Arbeitgeber greift jeweils<br />

auf die entsprechenden Daten zu, um die kor-<br />

rekte Gehaltsabrechnung zu erstellen. „Gepflegt<br />

werden die Beitragssätze in der Regel von den<br />

Krankenkassen selbst“, erklärt Banger das Vorgehen. Voraussetzung ist<br />

allerdings, dass das Entgeltabrechnungsprogramm durch die ITSG-Exper-<br />

ten geprüft wurde (Status „systemgeprüft“) und der Arbeitgeber am<br />

automatisierten Meldeverfahren teiln<strong>im</strong>mt.<br />

Arbeitgeber, die Meldungen zur Sozialversicherung und Beitragsnach-<br />

weise elektronisch übermitteln, müssen auch die Betriebsnummer der<br />

jeweiligen Krankenkasse und die E-Mail-Adresse der Datenannahme-<br />

stelle kennen. Die Betriebsnummern-Datei enthält genau diese wich-<br />

tigen Informationen <strong>für</strong> den elektronischen <strong>Datenaustausch</strong> zwischen<br />

Arbeitgebern und Krankenkassen. Udo Banger: „Die Ersteller von Entgelt-<br />

abrechnungs-Programmen haben geeignete Import-Schnittstellen ent-<br />

wickelt, um die Beitragssatzdatei und die Betriebsnummerndatei direkt in<br />

die Anwendungsprogramme zu übernehmen. Be<strong>im</strong> Arbeitgeber werden<br />

die Daten dann maschinell eingelesen.“ • https://services.gkvnet.de<br />

Beitragssätze frei Haus<br />

I T S G : u p d a t e<br />

innovation 11


Impressum<br />

Herausgeber:<br />

ITSG – Informationstechnische Servicestelle der<br />

Gesetzlichen Krankenversicherung GmbH<br />

Da<strong>im</strong>lerstraße 11<br />

63110 Rodgau<br />

Telefon 0 61 06 / 85 26 - 0<br />

Telefax 0 61 06 / 85 26 - 30<br />

www.itsg.de<br />

V.i.S.d.P.:<br />

Harald Flex – Geschäftsführer<br />

Konzept & Redaktion:<br />

Uwe Berndt, Mainblick Marketing<br />

Frankfurt am Main<br />

Konzept, Gestaltung, Bildredaktion & Lektorat:<br />

K2 Werbeagentur GmbH<br />

Frankfurt am Main<br />

Copyright:<br />

© 2007 ITSG<br />

Alle Rechte vorbehalten. Insbesondere das Recht auf<br />

Verbreitung, Nachdruck von Text und Bild, Übersetzung<br />

in Fremdsprachen sowie Vervielfältigung jeder Art durch<br />

Fotokopien, Mikrofilm, Funk- und Fernsehsendung <strong>für</strong> alle<br />

veröffentlichten Beiträge einschließlich aller Abbildungen.<br />

Änderungen und Irrtümer vorbehalten.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!