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Schlaflos zwischen Ingolstadt und Peking Spende für die ...

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Prof. Dr. Thomas Pollmächer,<br />

Direktor des<br />

Zentrums <strong>für</strong> psychische<br />

Ges<strong>und</strong>heit im Klinikum<br />

<strong>Ingolstadt</strong>, ist einer der<br />

bekanntesten Schlafforscher<br />

Europas <strong>und</strong><br />

arbeitet jetzt mit China<br />

zusammen<br />

2<br />

Das Informationsblatt des Klinikums <strong>Ingolstadt</strong><br />

<strong>Schlaflos</strong> <strong>zwischen</strong> <strong>Ingolstadt</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Peking</strong><br />

„Auf Befehl etwas spontan zu tun, ist ebenso<br />

unmöglich, wie etwas vorsätzlich zu vergessen<br />

oder absichtlich tiefer zu schlafen“, schreibt<br />

der österreichische Kommunikationswissenschaftler<br />

<strong>und</strong> Philosoph Paul Watzlawick in seinem<br />

Buch „Anleitung zum Unglücklichsein“.<br />

Dass schlechter Schlaf tatsächlich nicht nur<br />

zum Unwohl- <strong>und</strong> Unglücklichsein beitragen,<br />

sondern auch körperlich krank machen kann,<br />

wird immer deutlicher.<br />

Die Hinweise mehren sich, dass dauerhafter<br />

Mangel an ges<strong>und</strong>em Schlaf schwerwiegende<br />

Konsequenzen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Ges<strong>und</strong>heit haben kann,<br />

zum Beispiel, indem er den Zuckerstoffwechsel<br />

negativ beeinflusst <strong>und</strong> damit Diabetes fördert.<br />

Das ist eines der wichtigsten Ergebnisse intensiver<br />

Schlafforschungsprojekte, in <strong>die</strong> auch<br />

das Klinikum <strong>Ingolstadt</strong> eingeb<strong>und</strong>en ist. Nun<br />

steht eine neue Stu<strong>die</strong> an, <strong>für</strong> <strong>die</strong> das Klinikum<br />

noch Teilnehmer sucht <strong>und</strong> <strong>die</strong> das Wissen in<br />

<strong>die</strong>sem Bereich vertiefen soll − <strong>und</strong> zwar auf<br />

internationaler Ebene, in chinesisch-deutscher<br />

Zusammenarbeit.<br />

Es waren durchaus „sensationelle Ergebnisse“,<br />

<strong>die</strong> sich in der jüngsten Schlafforschungsstu<strong>die</strong><br />

ergaben, wie Prof. Dr. Thomas Pollmächer, der<br />

Direktor des Zentrums <strong>für</strong> psychische Ges<strong>und</strong>heit<br />

im Klinikum <strong>Ingolstadt</strong>, bestätigt − so sensationell,<br />

dass das Forschungsprojekt nicht nur<br />

durch <strong>die</strong> EU gefördert, sondern sogar als eines<br />

der 40 vorbildlichsten Projekte, der sogenannten<br />

„success stories“, also als „Erfolgsgeschichte“,<br />

ausgezeichnet wurde. In der Stu<strong>die</strong>,<br />

an der neben dem Klinikum Forschungseinrichtungen<br />

in fünf europäischen Ländern beteiligt<br />

waren, konnte nachgewiesen werden, dass der<br />

Schlaf erhebliche Auswirkungen auf den Stoffwechsel<br />

<strong>und</strong> das Immunsystem haben kann.<br />

Stoffwechsel gestört<br />

„Wir haben festgestellt, dass bei Patienten mit<br />

starken Schlafstörungen Zucker (Glukose) nicht<br />

richtig verstoffwechselt, also verarbeitet wird.<br />

Je unruhiger man schläft <strong>und</strong> je öfter man aufwacht,<br />

desto höher scheint <strong>die</strong> Gefahr zu sein,<br />

dass <strong>die</strong> Ges<strong>und</strong>heit leidet <strong>und</strong> man irgendwann<br />

eine Zuckerkrankheit entwickelt“, erklärt Pollmächer.<br />

Demnächst sollen <strong>die</strong> Ergebnisse der<br />

wissenschaftlichen Stu<strong>die</strong> veröffentlicht werden.<br />

Gleichzeitig steht aber schon der nächste<br />

Schritt auf dem Weg der Erk<strong>und</strong>ung der Geheimnisse<br />

des Schlafes auf den Spuren der offensichtlich<br />

vorhandenen Trias aus Schlaf,<br />

Stoffwechsel <strong>und</strong> Immunsystem bevor.<br />

„Thomas Pollmächer“ <strong>und</strong> „DFG“ steht in lateinischen<br />

Lettern <strong>zwischen</strong> den chinesischen<br />

Schriftzeichen, <strong>die</strong> <strong>für</strong> nicht sinologisch vorgebildete<br />

Menschen nach einem wilden mikadoartigen<br />

Zeichengewirr aussehen, auf dem Bewilligungsschreiben<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>. Aus der<br />

deutschen Übersetzung geht hervor, dass das<br />

gemeinsame Schlafforschungsprojekt <strong>zwischen</strong><br />

dem Klinikum <strong>Ingolstadt</strong>, dem Max-<br />

Planck-Institut München, der Berliner Charité<br />

<strong>und</strong> der Universität <strong>Peking</strong> vom Chinesisch-<br />

Deutschen Zentrum <strong>für</strong> Wissenschaftsförderung<br />

gefördert wird. Bereits seit längerer Zeit<br />

gibt es einen regelmäßigen Austausch <strong>zwischen</strong><br />

beiden Seiten. In Pollmächers Büro<br />

hängt ein Panoramafoto seines letzten Besuchs<br />

mit deutschen Kollegen in Harbin im Norden<br />

Chinas, das in seinen Dimensionen deutlich<br />

macht, wie ernst <strong>die</strong> Chinesen das Projekt nehmen.<br />

Die Forscher aus dem Reich der Mitte<br />

wollen sich mit ihren europäischen Kollegen,<br />

unter denen Pollmächer, der 2004 bis 2008 Präsident<br />

der Europäischen Schlafgesellschaft<br />

war, zu den Vorreitern zählt, austauschen <strong>und</strong><br />

von ihnen lernen.<br />

Chinesen wollen von<br />

deutschen Schlafforschern<br />

lernen<br />

„In China gibt es gute Leute auf dem Gebiet der<br />

Schlafforschung, aber quantitativ noch viel zu<br />

wenige“, erzählt der erfahrene Schlafforscher,<br />

der lange Jahre auch als Arbeitsgruppenleiter<br />

am renommierten Max-Planck-Institut <strong>für</strong> Psychiatrie<br />

in München tätig war. R<strong>und</strong> 200 schätzt<br />

er, <strong>und</strong> damit in etwa so viele, wie es allein in<br />

Bayern gibt. In dem Riesenreich mit seiner gewaltigen<br />

Bevölkerungszahl sind natürlich auch<br />

<strong>die</strong> Patientenzahlen anders dimensioniert. Wo<br />

man in Deutschland zum Beispiel 30 bis 40 Narkolepsie-Patienten<br />

in einem Zentrum findet,<br />

sind es in <strong>Peking</strong> an <strong>die</strong> 800 Patienten an einer<br />

Klinik, <strong>die</strong> sich wegen der Schlafkrankheit behandeln<br />

lassen. Gleichzeitig habe <strong>die</strong> Chinesi-<br />

KlinikumIntern 1 I 2010

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