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Sexualisierung in den Medien und im Alltag von Mädchen und Jungen

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<strong>Sexualisierung</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>Medien</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>im</strong> <strong>Alltag</strong> <strong>von</strong> <strong>Mädchen</strong> <strong>und</strong> <strong>Jungen</strong><br />

Pädagogische Anregungen<br />

Bernhild Manske-Herlyn<br />

Aktion Jugendschutz BW<br />

25.09.2012


Ziele<br />

Spannungsfeld (sexuelle) Selbstbest<strong>im</strong>mung<br />

• „Selbstbest<strong>im</strong>mung entwickelt sich <strong>im</strong> Kontakt <strong>und</strong> <strong>in</strong><br />

Konflikten. Und sie braucht solidarische weibliche (Erg. d.<br />

Verf. - männliche) Bezugspersonen.“<br />

• <strong>Mädchen</strong> (+ <strong>Jungen</strong>) wünschen sich Pädagog/<strong>in</strong>nen auf<br />

Augenhöhe.<br />

• Dr. Ulrike Graff, <strong>in</strong> Selbstbest<strong>im</strong>mung für <strong>Mädchen</strong>,<br />

R<strong>und</strong>brief der LAG-<strong>Mädchen</strong>politik BW II/2007<br />

C ajs-bw manske-herlyn


Wünsche<br />

an Erotik <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>Medien</strong><br />

<strong>Jungen</strong> (<strong>und</strong> nicht nur sie) möchten<br />

<strong>in</strong>formiert se<strong>in</strong>;<br />

<strong>Jungen</strong> möchten aber selbst auswählen<br />

können, was sie erotisch f<strong>in</strong><strong>den</strong>;<br />

manchmal nervt es sie, dass sie dauernd<br />

mit Sexualität konfrontiert wer<strong>den</strong>.<br />

Nach W<strong>in</strong>ter, Neubauer, <strong>in</strong> Televizion,


Sex, Lust <strong>und</strong> Liebe - Paradoxon?<br />

• Macht es Lust über Porno zu re<strong>den</strong>?<br />

• Anais N<strong>in</strong> schreibt <strong>im</strong> Vorwort zu ihren<br />

berühmten erotischen Tagebüchern, ob der<br />

Leser (oder die Leser<strong>in</strong>) etwa glaube, dass<br />

erotische Geschichten aus Lust geschrieben<br />

wür<strong>den</strong>? Eher sei es der Hunger <strong>und</strong> die Not,<br />

die die Schriftsteller <strong>in</strong>spiriere.


C ajs-bw manske-herlyn<br />

• Deutungen:<br />

• Extreme & Kultur:<br />

• „die Popkultur<br />

verlange <strong>in</strong> ihrer<br />

ausschnitthaften<br />

Focussierung auf<br />

banale <strong>und</strong><br />

reduzierte<br />

Lebenswirklichkeit<br />

nach Extremen als<br />

Ergänzung.“


Deutungen 1:<br />

Über die strukturelle Gewalt <strong>in</strong> Pornographie<br />

• E<strong>in</strong> Hemd <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Hose kommen aus der Mangel; die Frage ob das Hemd die<br />

Hose oder die Hose das Hemd platt gewalzt hat, ist e<strong>in</strong>igermaßen absurd.<br />

Eberhard Schorsch <strong>in</strong> Gunther Schmid S. 85 Das verschw<strong>in</strong><strong>den</strong> der Sexualmoral<br />

1996<br />

• Pornographie <strong>in</strong>szeniert -<br />

• größte Lust – aber damit man nicht <strong>in</strong> ihr untergeht, bleibt man sich fremd;<br />

• größte Int<strong>im</strong>ität – aber damit man sich nicht auflöst, behält man die Kontrolle über<br />

<strong>den</strong> Partner, notfalls mit Gewalt;<br />

• größte körperliche Nähe – aber damit man nicht <strong>in</strong> ihr vers<strong>in</strong>kt, hält man sich <strong>den</strong><br />

anderen vom Leibe, <strong>in</strong> dem man ihn zur Sache zum Fetisch degradiert;<br />

• größte Potenz, größte Attraktivität, nazistischer Glanz – aber damit das grandiose<br />

Bild der eigenen Weiblichkeit/Männlichkeit nicht zerstiebt, macht man <strong>den</strong><br />

anderen fertig, <strong>im</strong> doppelten Worts<strong>in</strong>n…<br />

• S. 96/97 ebd.<br />

• Obwohl der Dämon Sexualität sich <strong>in</strong> der Pornographie sche<strong>in</strong>bar materialisiert,<br />

br<strong>in</strong>gt sie ihn heute tatsächlich zur Strecke, treibt ihn aus, durch endlose<br />

Wiederholung <strong>und</strong> Trivialisierung. S. 97


Deutungen 2<br />

Schädliche Wirkung <strong>von</strong> Porno auf Jugendliche ist Fiktion<br />

Sexualwissenschaftler Kurt Starke, Leipzig, 10.03.2010<br />

• E<strong>in</strong>e schädliche Wirkung <strong>von</strong> Pornographie auf<br />

Jugendliche kann nicht belegt wer<strong>den</strong>…<br />

• Aus e<strong>in</strong>er Expertise <strong>von</strong> der Firma Huch <strong>Medien</strong> <strong>in</strong><br />

Auftrag gegeben…<br />

• Nicht der Konsum e<strong>in</strong>facher Pornographie, sondern<br />

erst das Verbot <strong>und</strong> die damit e<strong>in</strong>hergehende soziale<br />

Ächtung könne Jugendliche <strong>in</strong> ihrer Entwicklung<br />

bee<strong>in</strong>trächtigen. E<strong>in</strong> Verbot könne <strong>den</strong> Konsum nicht<br />

verh<strong>in</strong>dern, sondern sorge nur für Schuldgefühle bei<br />

Jugendlichen. Aus http://heise.de/959704


Deutungen: Zur Diskursanalyse zu<br />

<strong>Sexualisierung</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>Medien</strong><br />

<strong>von</strong> Kurt Möller <strong>in</strong> DJI 4/11<br />

• Konstruktionselemente <strong>von</strong> sexuellen Skripten<br />

weisen zwei Seiten auf: Jugendliche als<br />

Objekte des Pornokonsums sowie Jugendliche<br />

als Subjekte <strong>von</strong> Pornokonsum. Möller fordert<br />

die Subjekte anzusprechen,<br />

• Denn Diskurse gestalten die Wirklichkeit mit!<br />

• Sie geben symbolisch, sprachlich <strong>und</strong> bildlich<br />

Deutungsmuster sowie Orientierung für die<br />

Strukturierung des <strong>Alltag</strong>s <strong>und</strong> S<strong>in</strong>ngebung des<br />

Lebens.


Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

wer<strong>den</strong> def<strong>in</strong>iert<br />

• Macht, Interessen, Gelegenheit – s<strong>in</strong>d nicht<br />

für alle gleich verfügbar<br />

• Prägend wirken auch <strong>in</strong>stitutionelle, kognitive<br />

<strong>und</strong> handlungspraktische Infrastrukturen<br />

• Möller fordert, Pornographie als<br />

Herausforderung zur Gestaltung <strong>von</strong><br />

Sexualkultur bzw. Sozialkultur zu betrachten,<br />

<strong>den</strong> Ressourcenansatz anstelle <strong>von</strong><br />

Problemfixierung, um <strong>den</strong> Bedürfnissen <strong>von</strong><br />

<strong>Mädchen</strong> <strong>und</strong> <strong>Jungen</strong> Gehör zu verschaffen.


C ajs-bw manske-herlyn<br />

Renate Fre<strong>und</strong> zuMoral<br />

Die restriktive Sexualmoral (Doppelmoral)<br />

• Best<strong>im</strong>mte Handlungen<br />

• s<strong>in</strong>d erlaubt / verboten;<br />

• Sexualität ist <strong>in</strong> best<strong>im</strong>mten<br />

• Kontexten erlaubt / verboten.<br />

• ist abgelöst durch e<strong>in</strong>e Verhandlungsmoral.<br />

• Erlaubt ist alles, wozu<br />

• alle Beteiligten zust<strong>im</strong>men.


<strong>Medien</strong> <strong>und</strong> Sexualverhalten<br />

• Sexualität ist <strong>in</strong> der Gesellschaft heute:<br />

• • <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>Medien</strong> <strong>und</strong> <strong>im</strong> <strong>Alltag</strong> sichtbarer<br />

• • sche<strong>in</strong>bar spektakulärer<br />

• • tatsächlich oft belangloser (auch für<br />

Jugendliche)<br />

• (Aktuelle BZgA Studie zum Sexualverhalten<br />

<strong>von</strong> Jugendlichen <strong>von</strong> 2010 bestätigt diese<br />

Ten<strong>den</strong>zen, onl<strong>in</strong>e)<br />

• Renate Fre<strong>und</strong>, Tagung der BAG der K<strong>in</strong>derschutzzentren <strong>in</strong> Köln am 20.09.07<br />

C ajs-bw manske-herlyn


Veränderungen<br />

<strong>im</strong> gesellschaftlichen Umfeld<br />

• Politisches Modell für Tiefgang?


Verbraucher<strong>in</strong>formation zu Sexualität<br />

am Kiosk -<br />

Sonderheft Sexualität Ökotest 2012<br />

Inhalt: Alte <strong>und</strong> neue Tabus, Alles legal oder<br />

was? Liebe <strong>in</strong> <strong>den</strong> Zeiten des Internets


Sex sells oder Liebe statt Hass?<br />

Provokationen<br />

• Der italienische Modehersteller Benetton hat e<strong>in</strong>e<br />

neue Werbekampagne. Die Motive, die <strong>in</strong> dieser<br />

Woche <strong>in</strong> allen europäischen Metropolen zu sehen<br />

s<strong>in</strong>d, zeigen Barack Obama, der <strong>den</strong> ch<strong>in</strong>esischen<br />

Staatspräsi<strong>den</strong>ten Hu J<strong>in</strong>tao küsst, Benjam<strong>in</strong><br />

Netanjahu <strong>in</strong> derselben Pose mit Machmud Abbas,<br />

<strong>und</strong> Angela Merkel küsst Nicolas Sarkozy. Das Plakat, das <strong>den</strong> Papst <strong>in</strong><br />

<strong>in</strong>niger Int<strong>im</strong>ität mit dem ägyptischen Imam Ahmed el Tajjeb zeigt, musste<br />

nach Protesten aus dem Vatikan schon wieder zurückgezogen wer<strong>den</strong>. Der<br />

Kirchenstaat kündigte an, weltweit rechtlich gegen die Veröffentlichung<br />

des Motivs vorzugehen.


Kommentare<br />

• Und jetzt küssen e<strong>in</strong>ander religiöse Führer <strong>und</strong><br />

Staatsoberhäupter, die sich mehr oder weniger<br />

verfe<strong>in</strong>det gegenüberstehen. Unhate betitelt<br />

Benetton die Serie. Hört auf, zu hassen. E<strong>in</strong>e User<strong>in</strong><br />

hat auf dem Benetton-Blog ihre E<strong>in</strong>schätzung als<br />

Kommentar h<strong>in</strong>terlassen. Unter das Bild <strong>von</strong> Obama<br />

<strong>und</strong> Hu J<strong>in</strong>tao schreibt sie: "Sagt es doch gleich. Hier<br />

geht es nicht um Unhate, sondern es geht um<br />

Homosexualität."


Alltäglicher Sexismus – re<strong>in</strong>e Gewohnheit?<br />

Der deutsche Werberat, Trend:<br />

• Sexismus, Alkohol <strong>und</strong> Gewaltverherrlichung<br />

• Im ersten Halbjahr 2010 warf der Werberat vier<br />

Unternehmen öffentlich Frauen diskr<strong>im</strong><strong>in</strong>ierende<br />

Werbesujets vor <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er Firma<br />

Gewaltverherrlichung. Die Herabwürdigung <strong>von</strong><br />

Frauen ist mit 41 Prozent an erster Stelle der Kritik an<br />

kommerzieller Werbung. Erstmals an zweiter Stelle<br />

rangiert mit neun Prozent erstmals die Unterstellung,<br />

die Werbung verstoße gegen die Alkohol-Regeln des<br />

Werberats. (pte)


These 1 zur gesellschaftlichen<br />

Situation<br />

• Die <strong>Sexualisierung</strong> <strong>von</strong> jugendlichem Verhalten durch<br />

<strong>Medien</strong><strong>in</strong>halte wird <strong>von</strong> vielen Forschern bestritten. Die<br />

Partnerschaftsvorstellungen der Jugendlichen s<strong>in</strong>d nach wie<br />

vor romantisch, sehr frühe sexuelle Erfahrungen macht nur<br />

e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Gruppe <strong>von</strong> Jugendlichen, Idealbild der<br />

Partnerschaft ist mehrheitlich die serielle Monogamie, die<br />

Mehrheit der Jugendlichen möchte über Porno Bescheid<br />

wissen, differenziert aber was eklig ist, was antörnen darf<br />

oder was brutal ist.


These 2 Jugendliche<br />

• Mediale Kommunikation ist für Jugendliche<br />

selbstverständlich, sie kennen sich aus.<br />

• Sie verfügen meist über Ressourcen, um e<strong>in</strong>en<br />

gewissen Grad an „Pöbeleien“ zu verkraften.<br />

• Internet <strong>und</strong> soziale Netzwerke bieten (neue)<br />

Chancen für <strong>Mädchen</strong> <strong>und</strong> <strong>Jungen</strong> , die<br />

ausprobiert wer<strong>den</strong>.<br />

• Nur „nicht dabei se<strong>in</strong>“ ist für sie gefährlich.


These 3 Selbstbehauptung<br />

• Konsum ist für <strong>Mädchen</strong> <strong>und</strong> <strong>Jungen</strong> e<strong>in</strong><br />

wesentlicher Bestandteil <strong>von</strong> gesellschaftlicher<br />

Partizipation, auch bei Sex <strong>und</strong> Porno.<br />

• Allerd<strong>in</strong>gs ist die Notwendigkeit <strong>von</strong> Wissen<br />

über Datenschutz, Verbraucherrechte <strong>und</strong><br />

mediale Selbstdarstellung bzw.<br />

Selbstbehauptung <strong>in</strong> der Bedeutung stark<br />

gestiegen.


These 4 Demokratisierung?<br />

• Im sozialkonstruktivistischen Kontext stellt sich nicht die<br />

Frage, ob <strong>und</strong> wie Frauen <strong>und</strong> Männer Körper <strong>in</strong> der<br />

jeweiligen Gesellschaft zeigen dürfen oder sollen.<br />

• Sondern wie Weiblichkeit <strong>und</strong> Männlichkeit über<br />

Körperdiskurse hergestellt wer<strong>den</strong>.<br />

• Tragen Inszenierungen zu mehr Demokratisierung oder zur<br />

Rekonstruktion hierarchischer Geschlechterverhältnisse bei?<br />

• Bsp. Fußballer<strong>in</strong>nen <strong>im</strong> Playboy… es geht auch um die Frage,<br />

welche Körper sie unsichtbar machen. Gegenbeispiel Ronald<br />

Beckham <strong>und</strong> Cristiano Ronaldo bei Hennes& Mauritz bzw.<br />

Giogio Armani – die Zuordnung <strong>in</strong> das Bezugssystem fällt<br />

schwer, sie bestätigen bestehende Erwartungen. Angela Till<br />

mann, <strong>in</strong> Mart<strong>in</strong>a Schuegraf, Angela Tillmann:<br />

Pornografisierung <strong>von</strong> Gesellschaft UVK, 2012


These 5 Aufklärung?<br />

„Mama wir s<strong>in</strong>d doch nicht notgeil!“<br />

• Recht auf altersgemäße Fehler?<br />

• Wie geht Kommunikation auf Augenhöhe?<br />

• Welche Fragen br<strong>in</strong>gen Jugendliche mit?


Ökonomisierung des Sozialen<br />

• Ökonomisierung des Sozialen bedeute, arbeite dauernd an<br />

Dir, mach was aus Dir, Du stehst <strong>im</strong>mer <strong>im</strong> Wettbewerb.<br />

Empowerment beispielsweise <strong>in</strong> Form <strong>von</strong> Porno- <strong>und</strong><br />

Gangsterrap setzt vor allem auf das Ablegen e<strong>in</strong>es „Opfer-<br />

Status“.<br />

• In neoliberalen Zeiten sei nichts so schl<strong>im</strong>m wie e<strong>in</strong> Opfer zu<br />

se<strong>in</strong>. Gerade für junge Frauen müsse es doch enorm<br />

verlockend se<strong>in</strong>, aus der Not e<strong>in</strong>e Tugend zu machen <strong>und</strong> ihre<br />

Selbstpornographisierung als handlungsmächtiges<br />

Empowerment zu begreifen <strong>und</strong> zu <strong>in</strong>szenieren.<br />

• Wenn Du schon nichts ‚wer<strong>den</strong>’ kannst, so mach aus jeder Not<br />

noch e<strong>in</strong>e verme<strong>in</strong>tliche Tugend. „Wenn du also zum<br />

Sexobjekt gemacht wirst, dann sollst du das <strong>im</strong>mer selbst<br />

gewollt haben.“ so Prof. Dr. Paula Irene Villa.


„Du Opfa“<br />

• Ja ke<strong>in</strong> Opfer se<strong>in</strong>! Pornographisches Empowerment<br />

• besser ficken als gefickt-wer<strong>den</strong> (pornographische<br />

• Metaphorik)<br />

• Pornographisierung als angemessene Artikulation<br />

• prekarisierter Menschen, <strong>in</strong>sbes. Jugendlicher<br />

• auf „Ökonomisierung des Sozialen“ (Bröckl<strong>in</strong>g/<br />

• Krassmann/Lemke 2000)<br />

• Aus Vortrag <strong>von</strong> Paula Irene Villa, Landshut 2010


Auszug aus e<strong>in</strong>em Vortrag:<br />

„jung, männlich:<br />

Körper <strong>und</strong> Risikoverhalten“<br />

<strong>Jungen</strong> <strong>und</strong> körperliches<br />

Risikoverhalten – Prävention <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

körperfre<strong>und</strong>lichen Schule<br />

Von


jung, männlich:<br />

• Der männliche Körper fungiert als <strong>in</strong>szenierter<br />

Bedeutungsträger<br />

Exkurs: „Coole Jacke!“ – Sprache über <strong>den</strong> Körper<br />

• Körperliches Risikoverhalten bei männlichen<br />

Jugendlichen steht damit <strong>in</strong> direktem<br />

Zusammenhang<br />

• Prävention <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er körperfre<strong>und</strong>lichen<br />

Schule?


These 6<br />

• Die Bedeutung <strong>von</strong> Opferschutz bei Gewalt,<br />

bei Mobb<strong>in</strong>g, bei Cybermobb<strong>in</strong>g, gegen<br />

sexueller Übergriffe ist gestiegen,<br />

• Betroffene s<strong>in</strong>d auf niedrigschwellige<br />

Hilfsangebote angewiesen.


These 7<br />

• Es besteht e<strong>in</strong> wachsender Bedarf an<br />

Prävention <strong>von</strong> Partnergewalt.<br />

• Auch für Teenager ist Partnergewalt e<strong>in</strong><br />

Thema <strong>von</strong> wachsender Bedeutung.


Zur Internet Generation:<br />

• Man führt u. a. <strong>den</strong> Rückgang der Technik<br />

Begeisterung <strong>von</strong> <strong>Mädchen</strong> auf schlechten<br />

Schulunterricht bzw. die E<strong>in</strong>führung des Fachs<br />

Computerunterricht <strong>im</strong> Fach <strong>Medien</strong> Web 2.0<br />

zurück.<br />

• Von Nicola Dör<strong>in</strong>g, 2011


Und …<br />

Ergebnisse aus Jugendstudien zeigen:<br />

Viele Kontakte <strong>im</strong> Internet = gute Kontakte <strong>in</strong> der Realität.<br />

Kultureller Umgang<br />

Klatsch <strong>und</strong> Tratsch wird verbreitet: z.B. <strong>Mädchen</strong>/=Hure.<br />

Koppelung <strong>von</strong> Gesichtskennung <strong>und</strong> Lokalisierung wird<br />

zunehmen, positiv wie negativ i. d. Auswirkungen.<br />

Soziale Beziehungen wer<strong>den</strong> <strong>im</strong> Netz Sichtbarer.<br />

<strong>Mädchen</strong> haben onl<strong>in</strong>e mehr Macht!<br />

E<strong>in</strong> positiver Nebeneffekt ist,<br />

die Sensibilisierung gegen Mobb<strong>in</strong>g ist gestiegen.<br />

Thesen <strong>von</strong> Nicola Dör<strong>in</strong>g Technische Hochschule Thür<strong>in</strong>gen,<br />

<strong>Medien</strong>psycholog<strong>in</strong>, Vortrag bei der LAG <strong>Mädchen</strong>politik, 2011


• Nutzungskompetenz fördern.<br />

Empfehlung:<br />

• Jugendliche brauchen Freiräume ke<strong>in</strong>e Kontrolle.<br />

• Nicht verbieten oder verurteilen.<br />

• Eltern <strong>und</strong> Pädagogen sollten sich für die medialen Lebenswelten<br />

<strong>in</strong>teressieren.<br />

• Chat funktioniert anders, hier kann man neue Leute kennenlernen,<br />

• man kann zeitgleich flirten.<br />

• Chat reduziert Schüchternheit.<br />

• Im Chat re<strong>den</strong> wirkt viel sympathischer als persönlich re<strong>den</strong>. Entspannt,<br />

authentisch?<br />

• Man kann besser persönliche Themen ansprechen, <strong>im</strong> Chat b<strong>in</strong> ich mehr,<br />

wie ich Wirklich b<strong>in</strong>. Chatkommunikation ist emotionaler als real, es gibt<br />

auch starke Körperbezüge.<br />

• Virtuelle Distanz erleichtert die Kommunikation.


Daten zu Pornokonsum<br />

• Pornografie - Bravo Studie 2009<br />

• Zwei Drittel der Jugendlichen <strong>in</strong> Deutschland haben schon<br />

Erfahrungen mit pornografischen Bildern oder Filmen<br />

gemacht.<br />

• Bei <strong>den</strong> 11- bis 13-Jährigen waren es 42 Prozent, bei <strong>den</strong><br />

14- bis 17-Jährigen bereits 79 Prozent.<br />

• Acht Prozent konsumieren regelmäßig Pornos, 35 Prozent<br />

„nur h<strong>in</strong> <strong>und</strong> wieder“.<br />

• Während <strong>Mädchen</strong> die Bilder eher abstoßend fän<strong>den</strong>,<br />

bezeichneten Jungs sie durchaus als erregend.<br />

© Bernhild Manske-Herlyn, Aktion Jugendschutz BW Juni 2009


Welche Pornos Jugendliche angesehen haben – 50%<br />

zufällig – ca. ab 11 Jahre<br />

• Normaler Sex 33%<br />

• Illegale Inhalte 16%<br />

• Bisexuelle Inhalte 15%<br />

• 10% Aufklärung<br />

• 9% Sextechniken<br />

• 6% Spezielle Techniken<br />

• 11% Sonstiges<br />

• Studie Landau Pro Familia Koblenz


Bei Pornokonsum<br />

• Entschei<strong>den</strong>d für die Wirkung ist die Frage:<br />

• What do people do with porn?<br />

• zit. Nach Gunther Schmidt BZgA Forum <strong>Medien</strong> 1 -2009<br />

• Vor <strong>den</strong> ersten eigenen sexuellen Erfahrungen<br />

s<strong>in</strong>d Pornobilder für <strong>Mädchen</strong> <strong>und</strong> <strong>Jungen</strong><br />

schwer e<strong>in</strong>zuordnen.<br />

• Was hält uns Pädagog/<strong>in</strong>nen ab, <strong>Mädchen</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Jungen</strong> sexualpädagogisch zu begleiten?<br />

© Bernhild Manske-Herlyn, Aktion Jugendschutz BW Juni 2009


Unterschei<strong>den</strong>: Was <strong>in</strong>teressiert K<strong>in</strong>der?


Prävention „Kle<strong>in</strong>er Kumpel“ zu Pornographie


Aufgaben für die Zukunft<br />

• <strong>Mädchen</strong> <strong>und</strong> <strong>Jungen</strong> <strong>in</strong> ihrer Fähigkeit zum<br />

Verhandeln zu stärken<br />

• Manipulation oder Bestechung <strong>in</strong><br />

Verhandlungen erkennbar wer<strong>den</strong> zu lassen<br />

• Partizipation auch <strong>in</strong> der Sexualerziehung<br />

anzuregen


Ressourcen wahrnehmen -<br />

• Stärken entdecken<br />

Basis für Resilienz<br />

• Positive, verlässliche B<strong>in</strong>dung<br />

• <strong>in</strong> der Gruppe soziales Interesse, gute Atmosphäre<br />

• Selbstwirksamkeit<br />

• Sprache entwickeln<br />

• Zugang zu Wissen über Sexualität<br />

• Konflikte lösen können<br />

• Sich selbst behaupten können<br />

• Schutz <strong>und</strong> Hilfen <strong>im</strong> Problemfall erhalten<br />

C ajs-bw manske-herlyn


Gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

Sexualität <strong>und</strong> Gewalt<br />

unterschei<strong>den</strong>!<br />

C ajs-bw manske-herlyn


Gewalt: Risiken <strong>in</strong> Sexuellen<br />

• Hoch riskant wenn:<br />

Skripts<br />

• Individuelles Skript konservativer als das<br />

allgeme<strong>in</strong>e<br />

• Rape Skript: Kürzere Bekanntschaftsdauer <strong>und</strong><br />

höherer Alkohol- <strong>und</strong> Drogenkonsum<br />

• Jugendliche neigen dazu, sich <strong>in</strong> der Clique<br />

sicher zu fühlen; sie s<strong>in</strong>d jedoch unter<br />

Gleichaltrigen am stärksten gefährdet.<br />

© Bernhild Manske-Herlyn, Aktion Jugendschutz BW Juni 2009


Risikofaktoren Sexueller Gewalt<br />

• Negative K<strong>in</strong>dheits- Erfahrungen<br />

(Gewalt/Vernachlässigung)<br />

• Nicht e<strong>in</strong>deutige Kommunikation sexueller<br />

Absichten<br />

• Alkohol- <strong>und</strong> Drogenkonsum<br />

• Gruppendruck<br />

• Erhöhte (<strong>und</strong> frühe) sexuelle Aktivität, nach Barbara<br />

Krahe´<br />

© Bernhild Manske-Herlyn, Aktion Jugendschutz BW Juni 2009


Prävention für <strong>Mädchen</strong> <strong>und</strong> Frauen<br />

• Wissen über Vergewaltigung<br />

• Risikoreiche Verhaltensmuster wie hoher<br />

Alkoholkonsum <strong>und</strong> une<strong>in</strong>deutige<br />

Kommunikation abbauen<br />

• Vermei<strong>den</strong> e<strong>in</strong>er Angriffssituation <strong>und</strong><br />

Widerstand <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Angriffsituation erlernen


Prävention für <strong>Jungen</strong> <strong>und</strong> Männer<br />

• Vergewaltigungsmythen abbauen<br />

• Wissen über Vergewaltigung vermitteln<br />

• Empathie mit Opfern fördern<br />

• Erregungskontrolle erlernen<br />

• Vergewaltigungsbereitschaft wahrnehmen


Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

wer<strong>den</strong> def<strong>in</strong>iert<br />

• Macht, Interessen, Gelegenheit – s<strong>in</strong>d nicht<br />

für alle gleich verfügbar<br />

• Prägend wirken auch <strong>in</strong>stitutionelle, kognitive<br />

<strong>und</strong> handlungspraktische Infrastrukturen<br />

• Möller fordert, Pornographie als<br />

Herausforderung zur Gestaltung <strong>von</strong><br />

Sexualkultur bzw. Sozialkultur zu betrachten,<br />

<strong>den</strong> Ressourcenansatz anstelle <strong>von</strong><br />

Problemfixierung, um <strong>den</strong> Bedürfnissen <strong>von</strong><br />

<strong>Mädchen</strong> <strong>und</strong> <strong>Jungen</strong> Gehör zu verschaffen.


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