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Einsatz der Echokardiographie bei der Reanimation

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4 2013 • Hessisches Ärzteblatt<br />

Fortbildung<br />

einer Klinik häufig vorgefunden wurde.<br />

Ein Perikar<strong>der</strong>guss gilt <strong>bei</strong> ausgeprägtem<br />

Befund als einfache sonographische Blickdiagnose.<br />

Massive o<strong>der</strong> auch chronische<br />

Befunde imponieren als „swinging heart“,<br />

d.h., das Herz pendelt im Ergussvolumen,<br />

da die Fixierung im Thorax aufgehoben<br />

wird. Sonoanatomisch imponiert das Perikard<br />

als echogene Struktur, die dem Epikard<br />

anliegt. Die Ansammlung von Flüssigkeit<br />

zwischen den Perikardblättern über<br />

ein minimales normales Maß (15–50 ml)<br />

hinaus wird als Erguss bezeichnet. Kennzeichnend<br />

ist eine echofreie Zone zwischen<br />

den Perikardblättern, die auch diastolisch<br />

persistiert. Für die hämodynamische<br />

Wirksamkeit des Perikar<strong>der</strong>gusses<br />

ist nicht seine Größe, son<strong>der</strong>n die Geschwindigkeit<br />

seiner Entstehung entscheidend,<br />

da sich das Perikard <strong>bei</strong> langsamer Entstehung<br />

des Ergusses dehnen und damit<br />

an den erhöhten intraperikardialen Druck<br />

adaptieren kann. Über Wochen entstehen de<br />

Ergussmengen von 500 ml müssen nicht<br />

immer eine Beeinträchtigung darstellen,<br />

während akute kleine Ergussvolumen (z.B.<br />

50 ml) zu einer Tamponade führen können.<br />

Als Perikardtamponade im engeren klinischen<br />

Sinn bezeichnet man den kardiogenen<br />

Schock infolge einer Beeinträchtigung<br />

<strong>der</strong> Füllung des Herzens durch einen Perikar<strong>der</strong>guss.<br />

Sie ist bisher eine klinische<br />

Diagnose. Während <strong>der</strong> Begriff Tamponade<br />

eine klinische Gesamtsituation mit Tachykardie,<br />

Hypotension, Pulsus paradoxus<br />

und Halsvenenstau bezeichnet und daher<br />

nicht für rein echokardiographische Befunde<br />

verwendet werden sollte, kann dennoch<br />

die hämodynamische Wirksamkeit<br />

eines Perikar<strong>der</strong>gusses mit <strong>der</strong> <strong>Echokardiographie</strong><br />

gut abgeschätzt werden. Da<br />

<strong>der</strong> rechte Vorhof den geringsten Innendruck<br />

besitzt, kollabiert er in Gegenwart<br />

eines zirkulären Perikar<strong>der</strong>gusses zuerst<br />

diastolisch. Eine Inversion <strong>der</strong> rechten<br />

Vorhofwand, die länger als ein Drittel des<br />

Herzzyklus beträgt, ist als Zeichen <strong>der</strong> hämodynamisch<br />

bedeutsamen Füllungseinschränkung<br />

zu bewerten. Bei fortschreiten<strong>der</strong><br />

Füllungseinschränkung kollabiert<br />

auch <strong>der</strong> rechte Ventrikel, was sowohl im<br />

B-Mode als auch im M-Mode gut nachweisbar<br />

ist. Der Kollaps <strong>der</strong> rechtsseitigen<br />

Herzhöhlen geht in <strong>der</strong> Regel <strong>der</strong> systemischen<br />

Hypotension voraus. Während <strong>der</strong><br />

FEEL-Untersuchung kann man einen hämodynamisch<br />

relevanten Perikar<strong>der</strong>guss<br />

am besten im subkostalen Vier-Kammer-<br />

Blick erkennen, da die Leber als Schallfenster<br />

dient und die rechten Herzhöhlen<br />

einfacher zu beurteilen sind (Abb. 4).<br />

Bei Hypotension o<strong>der</strong> Schocksymptomatik<br />

gilt die Volumengabe als erste Thera-<br />

Abbildung 4: A + B Perikardtamponade im subkostalen Vier-Kammerblick. Da <strong>der</strong> RV durch den Perikard<br />

erguss deutlich komprimiert wird, spricht dieser Befund für eine Perikardtamponade.<br />

LA; linker Vorhof, LV; linker Ventrikel, RA; rechter Vorhof, RV; rechter Ventrikel, PE; Perikar<strong>der</strong>guss.<br />

Cave: Das Nicht-Vorhandensein eines Perikar<strong>der</strong>gusses im subcostalen Vier-KB schließt einen Perikard<br />

erguss (insbeson<strong>der</strong>e nach herzchirurgischem Eingriff) nicht aus, da <strong>der</strong> posteriore Erguss im<br />

subcostalen Vier-KB nicht nachweisbar ist.<br />

pieoption, die sich zur hämodynamischen<br />

Stabilisierung eignet. Mit dieser Therapie<br />

kann etwas Zeit für eine dringliche Punktion<br />

und Vorbereitung des Teams gewonnen<br />

werden. Während einer klinischen<br />

Situation, in <strong>der</strong> <strong>der</strong> Patient einen suffizienten<br />

Blutdruck hat o<strong>der</strong> dies durch die<br />

Volumengabe erreicht wurde, sollten keine<br />

Punktionsversuche durch den Ungeübten<br />

vorgenommen werden, da ein nicht zu unterschätzendes<br />

Verletzungsrisiko (z.B. Verletzung<br />

<strong>der</strong> Herzkranzgefäße, Myokardperforation<br />

u.a.) besteht. Die Verlegung in<br />

eine geeignete Therapieeinrichtung (kardiologische<br />

Abteilung) o<strong>der</strong> das konsiliarische<br />

Miteinbeziehen eines kardiologischen<br />

Facharztes wäre indiziert und sollte<br />

in jedem Fall angestrebt werden um eine<br />

Punktion mit Fachkompetenz vorzunehmen.<br />

In <strong>der</strong> Notfallsituation ist die <strong>Echokardiographie</strong><br />

das Verfahren <strong>der</strong> Wahl zur<br />

sofortigen Abklärung eines hämodynamisch<br />

wirksamen Perikar<strong>der</strong>gusses und<br />

ggf. sofortigen Perikardpunktion unter<br />

echo kardiographischer Kontrolle [7]. Bei<br />

einem hämodynamisch instabilen Patienten<br />

mit therapierefraktärer Hypotension<br />

o<strong>der</strong> Schocksymptomatik o<strong>der</strong> sogar während<br />

einer CPR könnte sich die Sachlage<br />

aber auch ganz an<strong>der</strong>s darstellen. Eine<br />

behandelbare Ursache sollte leitliniengerecht<br />

frühestmöglich während <strong>der</strong> CPR<br />

behandelt werden. Falls während <strong>der</strong> CPR<br />

ein Perikar<strong>der</strong>guss nachgewiesen wurde<br />

und die Diagnose Perikardtamponade gestellt<br />

wird, müsste als Konsequenz auch<br />

eine sofortige Punktion vorgenommen<br />

werden. Die geeignete Form <strong>der</strong> Therapie<br />

hängt daher v.a. von <strong>der</strong> klinischen Präsentation<br />

des Patienten ab. Patienten mit<br />

Verdacht auf Perikardtamponade und<br />

akuter Verschlechterung <strong>der</strong> Hämodynamik<br />

bedürfen einer sofortigen Entlastung<br />

des Perikardraums mittels Perikardiozentese.<br />

Für diese Indikationsstellung weisen<br />

die Leitlinien <strong>der</strong> European Society of Car-

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