Faltblatt Saatkrähe - LBV
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Steckbrief<br />
Name: <strong>Saatkrähe</strong> Corvus frugilegus<br />
Merkmale:<br />
mit 46 cm Größe und schwarzem Gefieder ähnlich der<br />
Rabenkrähe, aber deutlich zu unterscheiden durch:<br />
- blau-purpurnen Schimmer auf dem Rücken<br />
- kahlen und weißlich-grindigen Schnabelgrund<br />
- abstehende, struppig wirkende Schenkel-<br />
befiederung („Hosen“)<br />
Stimme:<br />
zur Verständigung und Warnung verschiedene, laut<br />
krächzende Rufe. Gesang ein leises, variables<br />
Schwätzen mit metallische klingenden Elementen und<br />
Krächzlauten<br />
Nahrung:<br />
<strong>Saatkrähe</strong><br />
Allesfresser, v. a. Insekten, Spinnen, Schnecken und<br />
andere Wirbellose, Pflanzenteile (Blätter, Früchte,<br />
Keimlinge), aber auch Mäuse<br />
Brutbiologie:<br />
Koloniebrüter. Brutzeit ab Mitte März. Nester v. a. in<br />
alten, hohen Laubbäumen. 4 – 6 Eier. Brutdauer 3<br />
Wochen. Nestlingszeit 5 Wochen<br />
Rabenkrähe<br />
i i<br />
Wussten Sie schon, dass…<br />
… die <strong>Saatkrähe</strong> kein Nesträuber ist? – Eier oder Jung-<br />
vögel gehören nicht zu ihrem natürlichen Speiseplan.<br />
… die <strong>Saatkrähe</strong> von großem Nutzen für die öko-<br />
logische Landwirtschaft ist, da sie z. B. Schnecken,<br />
Getreidekäferlarven, Engerlinge und auch Feld- und<br />
Wühlmäuse vertilgt?<br />
… ihr kahler Schnabelansatz eine Anpassung an die<br />
Nahrungssuche im Boden ist?<br />
… die <strong>Saatkrähe</strong> als geselliger Vogel natürlicherweise<br />
immer in größeren Trupps auftritt? - Dies deutet<br />
keineswegs auf eine Überpopulation hin.<br />
… nach Eingriffen in eine <strong>Saatkrähe</strong>nkolonie oft<br />
mehrere neue Teilkolonien in der Nachbarschaft<br />
entstehen?<br />
… es sich bei den großen Saat-<br />
krähenschwärmen im Winter um<br />
Zugvögel aus Osteuropa handelt,<br />
die bei uns nur die kalte<br />
Jahreszeit verbringen?<br />
… <strong>Saatkrähe</strong>n wie alle Rabenvögel<br />
zu den Singvögeln gehören?<br />
Impressum<br />
Herausgeber/ Landesbund für Vogelschutz in Bayern e. V.<br />
Bezug (<strong>LBV</strong>) – Verband für Arten- und Biotopschutz,<br />
Eisvogelweg 1, D-91161 Hilpoltstein, Tel.<br />
09174/4775-0, Fax 09174/4775-75, E-Mail:<br />
info@lbv.de, Internet: www.lbv.de<br />
Text & Layout Anne Schneider (<strong>LBV</strong>)<br />
Zeichnung Schneider<br />
Fotos Tunka (2), Fünfstück, Schneider<br />
<strong>LBV</strong>-INFO<br />
<strong>Saatkrähe</strong>n
Lebensraum<br />
Die <strong>Saatkrähe</strong> besiedelt offene Landschaften mit<br />
Nistmöglichkeiten auf Baumgruppen sowie Wiesen- und<br />
Weideflächen mit weichen Böden und hohem Angebot<br />
an bodenbewohnenden Wirbellosen. Durch Verfolgung<br />
und Mangel an geeigneten Nahrungsflächen und<br />
Brutbäumen infolge der Intensivierung in der<br />
Landwirtschaft ist sie zunehmend auch im menschlichen<br />
Siedlungsbereich anzutreffen.<br />
Bestandsentwicklung<br />
Noch am Ende des 19. Jh. gab es in Bayern über<br />
10.000 Brutpaare. In der ersten Hälfte des 20. Jh.<br />
erfolgte ein drastischer Einbruch des Bestandes um<br />
94% auf nur noch 600 Brutpaare. Erst seit 1955 erholen<br />
sich die Brutbestände langsam wieder.<br />
Heute gibt es in Bayern kapp 3.000 Brutpaare. Diese<br />
verteilen sich auf ca. 50 Kolonien in 12 Landkreisen<br />
bzw. kreisfreien Städten. Verbreitungsschwerpunkt ist<br />
Schwaben, weitere Kolonien befinden sich im südlichen<br />
Oberbayern, in Niederbayern (nur Stadt Straubing)<br />
sowie in Unterfranken.<br />
<strong>Saatkrähe</strong>ntrupp auf einer Birke<br />
| |<br />
Gefährdungskategorie u. Gesetzlicher Schutz<br />
• Kategorie 3 (gefährdet) der Roten Liste der gefähr-<br />
deten Vögel Bayerns<br />
• besonders geschützte Art nach § 10 (2) Nr.1 b) bb)<br />
des Bundesnaturschutzgesetzes<br />
Konflikte …<br />
… in Städten:<br />
<strong>Saatkrähe</strong>n siedeln sich<br />
bevorzugt in der Nähe<br />
des Menschen an. Das<br />
lautstarke Krächzen,<br />
mit denen sich die<br />
Vögel einer Kolonie<br />
verständigen, ist für<br />
viele Anwohner eine<br />
große Belästigung und<br />
kann besonders in der<br />
Nähe von Schulen oder<br />
Krankenhäuser<br />
Kolonie im Siedlungsbereich<br />
problematisch werden. Hinzu kommt die Verschmutzung<br />
z.B. von parkenden Autos, Spielplätzen oder Parkbänken<br />
unterhalb einer Kolonie.<br />
… in der Landwirtschaft:<br />
Immer wieder werden <strong>Saatkrähe</strong>n für Schäden in der<br />
Landwirtschaft verantwortlich gemacht. Tatsächlich sind<br />
sie jedoch Wiesenvögel, deren Nahrung vor allem aus im<br />
Boden lebenden Wirbellosen besteht. Bei einem Mangel<br />
an Wiesen weichen sie gerne auf frisch gedüngte Äcker<br />
aus, wo sie dann mitunter auch die aufkeimende Saat<br />
fressen. In solchen Fällen kann ein Schaden für den<br />
betroffenen Landwirt entstehen. In der Regel sind diese<br />
Verluste aber sehr gering.<br />
Menschliche Verfolgung<br />
Die verschiedenen Konflikte führen immer wieder zu<br />
Übergriffen durch den Menschen, wie:<br />
• Vergrämungsmaßnahmen am Brutplatz<br />
• Schnitt oder Entfernung der Horstbäume<br />
• Illegaler Abschuss einzelner Tiere<br />
• Vergiftung<br />
Eingriffe in eine <strong>Saatkrähe</strong>nkolonie sind besonders<br />
verheerend, da (im Gegensatz zu den einzeln<br />
brütenden Rabenkrähen oder Elstern) immer gleich<br />
ein größerer Teil des Brutbestandes betroffen ist.<br />
Maßnahmen …<br />
… zur Konfliktvermeidung<br />
• Vermeidung von Störungen einer Kolonie, da diese<br />
zu einer Aufsplitterung in neue Teilkolonien und<br />
damit zu einer Vervielfältigung der Probleme führen<br />
können<br />
• Vorkehrungen gegen Verschmutzungen<br />
• Einbau von Schallschutzfenstern (z.B. Schulen,<br />
Krankenhäuser etc.)<br />
• Schutz des Saatgutes durch Vergällen, technische<br />
Abwehrmaßnahmen oder Ablenkungsfütterungen<br />
… zum Schutz<br />
• Erhaltung von Wiesenflächen als natürliche<br />
Nahrungsräume<br />
• Erhaltung großer, alter Bäume am Stadtrand bzw.<br />
in der Feldflur<br />
• Pflegeschnitt an Horstbäumen nur außerhalb der<br />
Brutzeit<br />
• Einzäunung der Kolonien im Einzelfall