Älter werden - bei der Lebenshilfe Ostallgäu eV
Älter werden - bei der Lebenshilfe Ostallgäu eV
Älter werden - bei der Lebenshilfe Ostallgäu eV
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<strong>Älter</strong><br />
<strong>werden</strong><br />
Alter - Rente - Teilzeit<br />
Tagdienst - Pflege - Alltag<br />
Montessori Halblech<br />
Eine Schule auf dem<br />
Weg zur Inklusion<br />
1<br />
Luag nei 57<br />
Nr. 57 / Dezember 2010<br />
<strong>Lebenshilfe</strong><br />
<strong>Ostallgäu</strong> e.V.
Impressum<br />
Herausgeber:<br />
<strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Ostallgäu</strong> e.V.<br />
Am Sonneneck 55, 87600 Kaufbeuren<br />
Tel.: 0 83 41 / 90 03-0, Fax: 0 83 41 / 90 03-99<br />
Mail: info@lebenshilfe-ostallgaeu.de<br />
www.lebenshilfe-ostallgaeu.de<br />
Redaktion:<br />
Volker Holata, Fritz Keiditsch (verantwortlich),<br />
Christine Jaksch, Fabienne Monier, Wolfgang Neumayer,<br />
Ulrike Pöhlmann, Anita Thurnes<br />
Satz und Gestaltung:<br />
Fritz Keiditsch<br />
Fotos:<br />
<strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Ostallgäu</strong> (wenn nicht an<strong>der</strong>s vermerkt)<br />
Druck:<br />
SPECHTDRUCK GmbH<br />
Marktplatz 5, 87634 Obergünzburg<br />
Bankverbindung:<br />
Sparkasse Kaufbeuren<br />
Kto Nr. 14795, Blz. 734 500 00<br />
Inhalt<br />
Aus den Einrichtungen<br />
Teilstationäre Einrichtungen<br />
ab Seite 32<br />
Wohnen<br />
Wertachtal-Werkstätten<br />
Rubrik<br />
ab Seite 36<br />
ab Seite 40<br />
Leserbrief 6<br />
recht & rat 27<br />
kurz & knapp 30<br />
Adressen 47<br />
Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht in jedem Fall die Meinung<br />
<strong>der</strong> Redaktion o<strong>der</strong> des Herausgebers wie<strong>der</strong>.<br />
<strong>Älter</strong> <strong>werden</strong><br />
17<br />
2<br />
Luag nei 57<br />
Themen<br />
Immer mehr Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung in den Einrichtungen <strong>der</strong><br />
<strong>Lebenshilfe</strong> <strong>werden</strong> älter. Dies erfor<strong>der</strong>t eine teilweise Neuorientierung<br />
in <strong>der</strong> alltäglichen Ar<strong>bei</strong>t. Deshalb widmet sich Luag nei nach elf<br />
Jahren erneut diesem Thema.<br />
Wir stellen vor, wie zwei Rentner ihren neuen Lebensabschnitt sehen,<br />
wie <strong>der</strong> Alltag eines Rentners im Wohnheim aussieht und wie die<br />
Tagdienste dort ar<strong>bei</strong>ten. Zwei Beschäftigte aus den Werkstätten, die<br />
kurz vor dem Eintritt ins Rentenalter stehen, erzählen, was das für sie<br />
bedeutet.<br />
Was heißt es eigentlich ganz grundsätzlich für die Ar<strong>bei</strong>t im<br />
Wohnbereich, wenn immer mehr Bewohner ins Rentenalter kommen?<br />
Darauf gibt es im Heft ebenfalls Antworten wie auf Fragen nach <strong>der</strong><br />
Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente o<strong>der</strong> nach einem in diesem Zusammenhang<br />
nötigen neuen Verständnis von Pflege und Einglie<strong>der</strong>ungshilfe.<br />
Eine Schule auf dem Weg zur Inklusion<br />
13<br />
In den letzten Jahren ist viel die Rede von Inklusion, auch in dieser<br />
Zeitschrift. In Halblech wird damit ernst gemacht. Dort haben<br />
engagierte Menschen eine Montessori-Schule gegründet, die<br />
mit diesem Schuljahr ihren Betrieb aufgenommen hat. Einer <strong>der</strong><br />
Mitbegrün<strong>der</strong> schil<strong>der</strong>t, wie es dazu kam und mit welchen Intentionen<br />
die Schule ar<strong>bei</strong>tet.<br />
Aktuelles<br />
Jahreshauptversammlung 2010 3<br />
Integrationsdienst 4<br />
<strong>Lebenshilfe</strong> Benefiz Fußballturnier 4<br />
Therapiewoche 5<br />
Harl.e.kin-Nachsorge 9<br />
Interview mit Barbara Stamm 10<br />
Foto Titelseite: Manuel Nieberle
Heute helfen<br />
Grundsätzliches zur Aufgabe <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong><br />
äußerte die alte und neue Vorsitzende<br />
<strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Ostallgäu</strong> e.V., Yvonne<br />
Schur, auf <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>versammlung im<br />
Oktober. Hier ein Auszug:<br />
Neue<br />
Mitglieds<strong>bei</strong>träge<br />
Die Mitglie<strong>der</strong>versammlung 2010 beschloss<br />
eine mo<strong>der</strong>ate Anhebung <strong>der</strong><br />
Mitglieds<strong>bei</strong>träge für die <strong>Lebenshilfe</strong><br />
<strong>Ostallgäu</strong> e.V. Diese waren seit 2002<br />
unverän<strong>der</strong>t. Nachdem die Abgaben,<br />
die pro Mitglied an den Landesverband<br />
abzuführen sind, von diesem angehoben<br />
worden waren, sprachen sich<br />
die anwesenden Mitglie<strong>der</strong> für eine<br />
Beitragserhöhung aus. Die Beiträge<br />
liegen ab 2011 jetzt <strong>bei</strong>:<br />
37 Euro für das Einzelmitglied und 58<br />
Euro für Paare. Der Beitrag für Menschen<br />
mit Behin<strong>der</strong>ung bleibt unverän<strong>der</strong>t<br />
<strong>bei</strong> 19 Euro.<br />
Vorstand im Amt bestätigt<br />
3<br />
In <strong>der</strong> Politik wird viel darüber diskutiert, wer alles zu uns gehört, vor allem, ob Auslän<strong>der</strong><br />
Teil unseres Deutschlandes sind. Man kann von diesen Diskussionen halten, was<br />
man will, eines dürfte ganz sicher sein: Behin<strong>der</strong>te Menschen, gleichgültig, woher sie<br />
kommen und welcher Religion ihre Eltern o<strong>der</strong> sie selbst angehören, sind ein Bestandteil<br />
unserer Gesellschaft, unseres Deutschlands und unserer <strong>Lebenshilfe</strong>. Ich hoffe, dass<br />
hierüber niemals eine politische Diskussion ausbricht.<br />
Sie alle haben über die Luag nei o<strong>der</strong> auch weil Sie sich aktiv an <strong>der</strong> Diskussion<br />
beteiligen über das Thema „Inklusion“ gehört. Behin<strong>der</strong>te Menschen sollen die gleichen<br />
Rechte und vor allem die gleichen Möglichkeiten haben wie gesunde Menschen. Sie<br />
sollen entscheiden dürfen, in welche Schule sie gehen und wo sie wohnen und welchen<br />
Beruf sie erlernen wollen.<br />
Natürlich sollen unsere behin<strong>der</strong>ten Menschen die gleichen Rechte haben! Ob es<br />
irgendeinmal so sein wird, dass sie auch die gleichen Möglichkeiten haben <strong>werden</strong>,<br />
überall in <strong>der</strong> Gesellschaft unbehin<strong>der</strong>t teilhaben können, weiß ich nicht. Es ist ja auch<br />
eine Vision.<br />
Ich weiß aber, dass man, auch wenn das Vielen vielleicht recht wäre, eine Behin<strong>der</strong>ung<br />
nicht einfach wegdenken o<strong>der</strong> gar wegzaubern kann. Ich denke, die Akzeptanz<br />
einer Behin<strong>der</strong>ung ist <strong>der</strong> erste richtige Schritt.<br />
Die <strong>Lebenshilfe</strong> hat vor allem die Aufgabe, behin<strong>der</strong>ten Menschen unter Berücksichtigung<br />
<strong>der</strong> unterschiedlichsten Arten ihrer Behin<strong>der</strong>ung im Hier und Jetzt zu helfen. Und<br />
weil das so ist und viele behin<strong>der</strong>te Menschen aufgrund <strong>der</strong> Art ihrer Behin<strong>der</strong>ung eben<br />
gerade nicht alleine und ohne Betreuung leben und ar<strong>bei</strong>ten können, ist es Aufgabe<br />
<strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> für diese Menschen maßgeschnei<strong>der</strong>te Ar<strong>bei</strong>tsplätze und Betreuung<br />
und maßgeschnei<strong>der</strong>ten Wohnraum zu schaffen, <strong>der</strong> ihren Bedürfnissen entspricht und<br />
<strong>der</strong> für diese Mitmenschen ein Zuhause ist. Wie uns <strong>der</strong> Rückblick auf die letzten zwölf<br />
Monate zeigt, hat die <strong>Lebenshilfe</strong> ihre Aufgaben sehr, sehr gut erfüllt.<br />
Mit überwältigen<strong>der</strong> Mehrheit bestätigte die Jahreshauptversammlung <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong><br />
<strong>Ostallgäu</strong> e.V. im Oktober den amtierenden Vorstand. Die Geschicke des Vereins<br />
<strong>werden</strong> weiter wie bisher geleitet von:<br />
1. Vorsitzende: Yvonne Schur, Kaufbeuren<br />
2. Vorsitzen<strong>der</strong>: Hans Raabe, Bad Wörishofen<br />
Schriftführerin: Renate Leitner, Kaufbeuren<br />
Beisitzer: Birgit Dausacker, Obergünzburg; Guido Deifel, Kaufbeuren;<br />
Roger Häutle,Marktoberdorf; Egon Kubelka, Ettringen<br />
Luag nei 57
Integrationsdienst<br />
Schon wie<strong>der</strong><br />
was Neues<br />
Die <strong>Lebenshilfe</strong> bietet viele För<strong>der</strong>einrichtungen<br />
in hoher Qualität an. Lei<strong>der</strong><br />
ist <strong>der</strong> Besuch dieser För<strong>der</strong>einrichtungen<br />
häufig damit verbunden, dass die behin<strong>der</strong>ten<br />
Menschen zumindest für gewisse<br />
Zeit ihr gewohntes Lebensumfeld verlassen<br />
müssen (um z. B. in die Werkstätte zu<br />
fahren). Viele behin<strong>der</strong>te Menschen und<br />
ihre Angehörigen wünschen sich deshalb<br />
für die Zukunft neue Wege. Bildung, Ar<strong>bei</strong>t,<br />
Freizeit sollen am Wohnort und dort stattfinden,<br />
wo auch alle an<strong>der</strong>en Menschen<br />
sind. Mittendrin da<strong>bei</strong> sein – „Inklusion“,<br />
das ist die neue Formel. Noch aber sind<br />
wir in vielen Bereichen weit davon entfernt.<br />
Ein gutes Beispiel für Inklusion findet<br />
sich in dieser Ausgabe <strong>der</strong> Luag nei mit<br />
<strong>der</strong> Montessorischule in Halblech.<br />
Auch die <strong>Lebenshilfe</strong> bietet neben den<br />
klassischen För<strong>der</strong>einrichtungen zuneh-<br />
<strong>Lebenshilfe</strong> Benefiz-Turnier<br />
Viele Mannschaften<br />
wenig Zuschauer<br />
beste Stimmung<br />
Am 18. 09. haben die <strong>Lebenshilfe</strong><br />
Kickers ein Benefizturnier zugunsten <strong>der</strong><br />
Stiftung <strong>Lebenshilfe</strong> veranstaltet. In Lechbruck<br />
standen sich zwölf Mannschaften<br />
gegenüber, die um die Pokale und Preise<br />
spielten. Die Mannschaften waren z. B.<br />
von <strong>der</strong> Stadt Kaufbeuren, von den Firmen<br />
Bemer, Plansee Lechbruck und Toni Maurer<br />
und auch die <strong>Lebenshilfe</strong> Tirol war mit<br />
einer gemischten Mannschaft (d. h. Spieler<br />
mit und ohne Behin<strong>der</strong>ung) aus Innsbruck<br />
angereist. Nach <strong>der</strong> kurzfristigen Absage<br />
eines Vereins mussten die <strong>Lebenshilfe</strong> Kickers<br />
ihre Mannschaft teilen und in zwei<br />
Gruppen spielen, konnten dafür aber auch<br />
zwei Pokale mitnehmen.<br />
Nach den Vorrunden und den Halbfinals<br />
standen sich dann im Spiel um den<br />
Turniersieg die Firmen Toni Maurer und<br />
Hörbiger gegenüber. Diese Zitterpartie<br />
musste durch Elfmeterschießen entschieden<br />
<strong>werden</strong> und die Spieler <strong>der</strong> Firma Toni<br />
Maurer standen am Ende als Turniersieger<br />
des ersten LH-Benefizturniers fest.<br />
Insgesamt war es ein sehr schöner Tag,<br />
4<br />
mend integrative und inklusive Angebote<br />
an. So för<strong>der</strong>t die <strong>Lebenshilfe</strong> seit über<br />
10 Jahren aktiv die Integration im Regelkin<strong>der</strong>garten<br />
durch die Bereitstellung von<br />
speziellen Fachberatungen. Seit diesem<br />
Herbst bietet die <strong>Lebenshilfe</strong> auch Integrationshelfer<br />
in <strong>der</strong> Regelschule an. Diese<br />
Integrationshelfer begleiten behin<strong>der</strong>te<br />
Kin<strong>der</strong> <strong>bei</strong>m Besuch <strong>der</strong> Regelschule. Sie<br />
ar<strong>bei</strong>ten intensiv mit Lehrern und Eltern zusammen<br />
und <strong>werden</strong> von einer erfahrenen<br />
Mitar<strong>bei</strong>terin <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> entsprechend<br />
angeleitet. Eltern die Interesse an einer<br />
solchen Integrationshilfe haben, können<br />
sich künftig an die <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Ostallgäu</strong><br />
wenden.<br />
Geplant ist nun, die vorschulischen und<br />
schulischen Integrationsangebote in einem<br />
eigenen Integrationsdienst zusammenzufassen.<br />
Dieser Dienst soll künftig auch für<br />
an<strong>der</strong>e Integrations- und Inklusionsaufgaben<br />
offen sein. Die Luag nei wird Sie in<br />
Zukunft über Angebote und Entwicklung<br />
dieses Dienstes informieren.<br />
Übrigens <strong>werden</strong> auch von unseren<br />
klassischen Einrichtungen zunehmend An-<br />
<strong>der</strong> von vielen fleißigen freiwilligen Helfern<br />
gestaltet wurde. Unser beson<strong>der</strong>er Dank<br />
gilt dem SV Lechbruck, <strong>der</strong> nicht nur sein<br />
Gelände zur Verfügung gestellt, son<strong>der</strong>n<br />
auch mit etlichen Personen zum Gelingen<br />
des Turniers <strong>bei</strong>getragen hat, sowie den<br />
Sponsoren: den Bäckereien Körber und<br />
Posselt, den Metzgereien Metz, Rück und<br />
Baur, <strong>der</strong> Brauerei Zötler und Frau Susanne<br />
Reindl, die eigenhändig für 19 Kuchen und<br />
Torten gesorgt hat.<br />
Ebenfalls bedanken wir uns <strong>bei</strong> den<br />
Musikern <strong>der</strong> Band „Jazzelsteiner Rockensemble“,<br />
die das musikalische Rahmenprogramm<br />
gestaltet hat, dem Elternför<strong>der</strong>kreis<br />
Süd und <strong>der</strong> Frühför<strong>der</strong>ung, die mit Ständen<br />
vertreten waren und <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> Kaufbeuren-<strong>Ostallgäu</strong><br />
für die Kin<strong>der</strong>betreuung.<br />
Obwohl lei<strong>der</strong> nur wenig Zuschauer<br />
zum Turnier gekommen sind, war die Stimmung<br />
an diesem Tag, auch Dank des guten<br />
Wetters, ganz hervorragend und mit einer<br />
Summe von Euro 1521,35, die wir durch<br />
Spenden und die Erlöse dieses Tages <strong>der</strong><br />
Stiftung <strong>Lebenshilfe</strong> überreichen konnten,<br />
hat sich <strong>der</strong> Aufwand auch gelohnt!<br />
Nach den schönen Erfahrungen wollen<br />
wir im nächsten Jahr erneut ein Benefizturnier<br />
veranstalten, hoffen auf deutlich mehr<br />
Zuschauer und einen wie<strong>der</strong> geneigten<br />
Wettergott!<br />
Roland Haag für die LH-Kickers<br />
Luag nei 57<br />
gebote mit integrativem Charakter vorgehalten.<br />
Bei den Betreuungsangeboten <strong>der</strong><br />
Offenen Hilfen (Freizeitclub, Assistenzdienst,<br />
Familienentlasten<strong>der</strong> Dienst) spielt<br />
das Thema Integration schon seit vielen<br />
Jahren eine große Rolle. Unsere Wohneinrichtungen<br />
bieten ambulant begleitetes<br />
Wohnen an. Die Werkstätten begleiten<br />
behin<strong>der</strong>te Menschen auf dem Weg ins<br />
normale Ar<strong>bei</strong>tsleben und bringen im Moment<br />
im Füssener Raum ein beson<strong>der</strong>s<br />
interessantes Projekt auf den Weg: IntegraMensch.<br />
Da<strong>bei</strong> geht es darum, dass<br />
behin<strong>der</strong>te Menschen nicht mehr in einer<br />
speziellen Werkstätte ar<strong>bei</strong>ten, son<strong>der</strong>n in<br />
ganz normalen Industriebetrieben.<br />
Sicherlich wird es nötig sein, auch die<br />
klassischen För<strong>der</strong>einrichtungen noch für<br />
viele Jahre vorzuhalten. Trotzdem ist es<br />
wichtig, dass die <strong>Lebenshilfe</strong> auch den<br />
behin<strong>der</strong>ten Menschen Angebote macht,<br />
die „mittendrin“ leben wollen. Hier stehen<br />
wir erst am Anfang eines wichtigen, aber<br />
spannenden Verän<strong>der</strong>ungsprozesses.<br />
Wolfgang Neumayer
Eine Woche Therapie<br />
Pilotprojekt <strong>der</strong> Therapieabteilung<br />
5<br />
Vom 2.8. bis 6.8.10 fand erstmalig eine interdisziplinäre<br />
Intensivtherapiewoche in den Räumen <strong>der</strong> Tagesstätte und Therapieabteilung<br />
statt. Es ar<strong>bei</strong>teten 10 Therapeuten aus <strong>der</strong> Ergo-,<br />
Sprach- und Physiotherapie, mit 12 Kin<strong>der</strong>n aus <strong>der</strong> SVE und<br />
Tagesstätte im Alter von 5 bis 17Jahren, die Therapiebedarf in<br />
allen Fachbereichen (Ergotherapie, Logopädie, Physiotherapie)<br />
haben. Ziel war es, die Therapien möglichst hochfrequent zu<br />
gestalten, um einen sichtbaren Trainingseffekt zu erreichen.<br />
Zu Beginn wurden die individuellen, alltagsorientierten Ziele<br />
für die Therapiewoche, in Zusammenar<strong>bei</strong>t mit den Eltern, den<br />
behandelnden Therapeuten und wenn möglich auch unter Berücksichtigung<br />
persönlicher Wünsche <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> selbst, erar<strong>bei</strong>tet.<br />
Die Therapien begannen täglich um 9 Uhr, wer wollte konnte<br />
vorher am gemeinsamen Frühstück teilnehmen. Jedes Kind erhielt<br />
pro Tag 6 Einzeltherapieeinheiten, 2 Einheiten pro Tag für jede<br />
Fachrichtung bis 16 Uhr.<br />
Natürlich fanden auch Pausen statt. Diese wurden für Gruppenaktivitäten<br />
genutzt, die das Sozialverhalten <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> trainierten.<br />
Da sich die Gruppe aus Kin<strong>der</strong>n in verschiedenen Altersstufen<br />
zusammensetzte, war beson<strong>der</strong>e Rücksicht und Einfühlungsvermögen<br />
<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> untereinan<strong>der</strong> nötig, was auch neue Freundschaften<br />
för<strong>der</strong>te.<br />
Da unser Koch in dieser Zeit im Urlaub war, wurden wir zu<br />
Selbstversorgern. Es fanden lebenspraktische Aktivitäten statt<br />
zur Alltagskompetenzför<strong>der</strong>ung (z.B. Einkaufen und Kochen), an<br />
denen jedes Kind einmal während <strong>der</strong> Therapiewoche teilnahm.<br />
Austausch mit den Eltern fand jeden Tag <strong>bei</strong>m Bringen und<br />
Abholen <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> statt. Hier konnten kurz Fragen beantwortet<br />
und Rückmeldungen gegeben <strong>werden</strong>. Im Anschluss an die gesamte<br />
Intensivwoche, erfolgten eine schriftliche Rückmeldung über<br />
Verlauf, Ziele und Fortschritte <strong>der</strong> Therapie an die Eltern, sowie<br />
ein ausführlicher Therapiebericht an den behandelnden Arzt. Die<br />
Resonanz auf dieses hier erstmals durchgeführte Projekt fiel von<br />
Eltern, Therapeuten und Teilnehmern durchweg positiv aus. Vor<br />
allem zeigten alle Kin<strong>der</strong> extremes Engagement und Motivation<br />
daran, ihre gesteckten Ziele zu erreichen, so dass die Ar<strong>bei</strong>t allen<br />
viel Freude gemacht hat.<br />
Intensivtherapieprojekte dieser Art sind schon seit längerer Zeit<br />
vor allem in Kliniken und Reha-Einrichtungen gängig. Der Vorteil<br />
<strong>der</strong> Therapieintensivwoche in unserer Einrichtung war jedoch,<br />
dass Kin<strong>der</strong> ambulant behandelt <strong>werden</strong> und somit abends in<br />
ihre gewohnte Umgebung zurück konnten. Außerdem waren alle<br />
Kin<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Therapieabteilung bekannt, wodurch Therapiezeit<br />
gewonnen wurde, da Befunde, Übergaben und Beziehungsaufbau<br />
zwischen Therapeut und Kind bereits stattgefunden hatten.<br />
Ermöglicht wurde dieses effektive Projekt durch die freundliche<br />
Unterstützung <strong>der</strong> behandelnden Kin<strong>der</strong>- und Hausärzte/-innen.<br />
Wir bedanken uns <strong>bei</strong> Allen die dazu <strong>bei</strong>getragen haben, dass<br />
die Intensivtherapiewoche ein Erfolg <strong>werden</strong> konnte.<br />
Kathrin Deveci<br />
Luag nei 57
Wir leben heute in einer hochzivilisierten<br />
Welt und halten es für selbstverständlich,<br />
dass alles noch weiter ausgebaut, technisiert<br />
und vervollständigt wird. Sind wir<br />
auch noch in <strong>der</strong> Lage zurück zu denken<br />
wie es vor ca. 50 Jahren war? Selbst Eltern<br />
und Sorgeberechtigte, die heute mit einem<br />
geistig behin<strong>der</strong>ten Kind sich sorgenvoll um<br />
Hilfe bemühen, können sich nicht vorstellen,<br />
wie verzweifelt damals die Betroffenen nach<br />
Hilfe flehten, aber <strong>der</strong> totalen Hilflosigkeit<br />
ausgesetzt waren. Sie wurden teilweise <strong>der</strong><br />
asozialen Schicht zugerechnet und teilweise<br />
verspottet. Deshalb hat man diese Kin<strong>der</strong><br />
versteckt und oft waren sie den widrigsten<br />
Lebensumständen ausgesetzt. Aus heutiger<br />
Sicht eine unvorstellbare Situation.<br />
Man lebte zunächst immer in <strong>der</strong> Hoffnung,<br />
mein Kind ist vielleicht ein Spätzün<strong>der</strong>.<br />
Es wird schon noch gut <strong>werden</strong>.<br />
Dadurch, dass unsere behin<strong>der</strong>ten Kin<strong>der</strong><br />
<strong>bei</strong> <strong>der</strong> fälligen Schuleinschreibung mit<br />
sechs Jahren zunächst für ein Jahr von<br />
Amtswegen zurückgestellt wurden und auch<br />
<strong>bei</strong> <strong>der</strong> zweiten Vorstellung keine Eignung<br />
zur Einschulung festgestellt <strong>werden</strong> konnte,<br />
stand eine Ausschulung bevor und <strong>der</strong><br />
Staat war seiner weiteren Verpflichtung<br />
entbunden.<br />
Schulpflicht für geistig behin<strong>der</strong>te Kin<strong>der</strong><br />
gab es zu dieser Zeit noch nicht. Zur Schulpflicht<br />
gehörte die Fähigkeit <strong>der</strong> Erlernung<br />
<strong>der</strong> Kulturtechniken, vor allem Rechnen,<br />
Lesen und Schreiben. Praktische Bildbarkeit<br />
gehörte nicht zu den Kulturtechniken und<br />
wurde deshalb als Schule nicht anerkannt.<br />
Es gab keine Hilfe, außer das Angebot:<br />
„Geben Sie Ihr Kind doch in ein Heim.“<br />
Können Sie sich die Verzweiflung vieler<br />
betroffener Eltern vorstellen? Die Suche<br />
nach Hilfe <strong>bei</strong> Ärzten, Ämtern und den<br />
verschiedensten Einrichtungen war vergebens,<br />
enttäuschend und deprimierend. In<br />
Resignation zu verfallen war keine Lösung.<br />
Uns war nur bewusst, dem geistig behin<strong>der</strong>ten<br />
Kind muss geholfen <strong>werden</strong>.<br />
Dem Umstand, dass wir unseren geistig<br />
behin<strong>der</strong>ten Sohn von einem bekannten<br />
6<br />
Nervenarzt in Kempten untersuchen ließen,<br />
war zu verdanken, dass wir zum ersten Mal<br />
von einer Einrichtung namens <strong>Lebenshilfe</strong><br />
erfuhren. Nach Anraten des Nervenarztes<br />
sollten wir - meine Frau und ich - den Pavillon<br />
in Steufzgen neben <strong>der</strong> dortigen<br />
Volksschule aufsuchen. Dort betreibe die<br />
<strong>Lebenshilfe</strong> Kempten mit einer Gruppe geistig<br />
behin<strong>der</strong>ter Kin<strong>der</strong> praktisch bildbaren<br />
Unterricht. Zwar noch in bescheidenem<br />
Es soll nicht in Vergessenheit geraten<br />
wie es damals war<br />
Rahmen, aber es war ein Anfang. Ein Anfang,<br />
<strong>der</strong> uns gefallen hat und als ich <strong>bei</strong><br />
unseren Behörden, allen voran <strong>bei</strong>m staatlichen<br />
Schulamt und Amtsarzt vorsprach,<br />
um in Marktoberdorf dasselbe zu tun, fand<br />
ich sofort volle Unterstützung.<br />
Am 27. Juni 1967 gründeten wir die<br />
„<strong>Lebenshilfe</strong> für das geistig behin<strong>der</strong>te<br />
Kind Kreisvereinigung Marktoberdorf e.V.“<br />
Die Gründung des neuen Vereins war ein<br />
100%iger Erfolg, denn alle anwesenden<br />
Vertreter <strong>der</strong> Behörden und Ämter waren<br />
<strong>der</strong> Ansicht, hier müsse was geschehen. Die<br />
Versammlung wählte mich zum 1. Vorsitzenden.<br />
Dieses Amt hatte ich in Marktoberdorf<br />
25 Jahre lang inne und Dank des<br />
Rückhaltes unserer Behörden von Stadt<br />
und Land konnte ich die <strong>Lebenshilfe</strong> vor<br />
Ort zu großem Erfolg führen.<br />
Wie waren wir glücklich, als wir mit<br />
einem von <strong>der</strong> „Aktion Sorgenkind“ gespendeten<br />
VW-Bus im April 1968 erstmals<br />
fünf geistig behin<strong>der</strong>te Kin<strong>der</strong>n zur<br />
neu eröffneten Tagesstätte <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong><br />
Kaufbeuren zum son<strong>der</strong>pädagogischen<br />
Unterricht bringen durften. Wir in Marktoberdorf<br />
waren zwar ein selbstständiger<br />
Verein, hatten uns aber einrichtungsmäßig<br />
mit <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> Kaufbeuren liiert.<br />
An<strong>der</strong>nfalls hätten <strong>bei</strong>de Vereine keine<br />
staatliche Genehmigung zur Son<strong>der</strong>schule<br />
G (G steht für geistig behin<strong>der</strong>t) erhalten.<br />
Praktische Bildbarkeit stand im Vor<strong>der</strong>grund.<br />
Dem son<strong>der</strong>pädagogischem<br />
Lehrplan konnte anfangs die Son<strong>der</strong>schule<br />
Kaufbeuren nicht Genüge tun. Dafür<br />
waren die Son<strong>der</strong>pädagogen noch nicht<br />
vorbereitet und entsprechend ausgebildet.<br />
Luag nei 57<br />
Leserbrief<br />
<br />
Man ging sogar soweit, dass man geistig<br />
behin<strong>der</strong>te Kin<strong>der</strong>, trotz dem neuen Son<strong>der</strong>schulgesetz,<br />
in dem gesetzlich geregelt<br />
wurde, dass auch geistig behin<strong>der</strong>te Kin<strong>der</strong><br />
schulpflichtig sind, wie<strong>der</strong> ausschulen<br />
wollte. Man konnte damals nicht begreifen,<br />
dass auch praktische Bildbarkeit Schule ist.<br />
Wie geht man mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung<br />
um! Das war vollkommenes Neuland. Geistig<br />
behin<strong>der</strong>te Kin<strong>der</strong> müssen gefor<strong>der</strong>t,<br />
aber nicht überfor<strong>der</strong>t <strong>werden</strong>. Aggressivität<br />
ist dann ihre Äußerung und damit gleichzeitig<br />
ein Rückschlag im Allgemeinen. Viel<br />
Einfühlungsvermögen vom Lehrkörper ist<br />
hier notwendig.<br />
Was haben wir heute in <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong><br />
an geschultem Personal: in allen Fachrichtungen!<br />
Ein unvorstellbarer Wandel.<br />
Es war damals sehr schwer, betroffene<br />
Eltern davon zu überzeugen, dass sie Mitglied<br />
<strong>der</strong> Elternorganisation - einer Elterngemeinschaft<br />
<strong>werden</strong> sollen. Stundenlange<br />
Überzeugungsar<strong>bei</strong>t war manchmal notwendig.<br />
Sie konnten es eben nicht glauben,<br />
dass es nach allen Enttäuschungen plötzlich<br />
eine Hilfe geben könnte.<br />
Für Eltern und Sorgeberechtigte, die die<br />
Einrichtungen <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> in Anspruch<br />
nehmen und nicht Mitglied unserer <strong>Lebenshilfe</strong>vereinigung<br />
sind, sollte es eigentlich<br />
eine Selbstverständlichkeit sein, Mitglied<br />
zu <strong>werden</strong>. Nur als eine stark auftretende<br />
Gemeinschaft können unsere gewählten<br />
Verantwortlichen die Ziele <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong><br />
durchsetzen.<br />
Die <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Ostallgäu</strong>, gebildet aus<br />
<strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> Kaufbeuren und <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong><br />
Marktoberdorf, einschließlich <strong>der</strong><br />
Werkstätten, hat sich ein Leitbild gegeben.<br />
Dieses Leitbild gibt uns betroffenen Eltern<br />
und Sorgeberechtigten die Gewissheit,<br />
dass auch nach unserem Ableben unsere<br />
Sorgenkin<strong>der</strong>, auch wenn sie heute Erwachsene<br />
sind, die Fürsorge und Pflege<br />
bekommen, die sie brauchen, damit ihr<br />
Leben auch in Zukunft ein lebenswertes<br />
Leben bleibt.<br />
Auf 10 Seiten wurden die Mitglie<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Ostallgäu</strong> über das neue<br />
Grundsatzprogramm <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> und<br />
<strong>der</strong> Inklusion mit all seinem Für und Wi<strong>der</strong><br />
in <strong>der</strong> Luag Nei Nr. 56 unterrichtet. Zweimal<br />
habe ich alles gelesen um herauszufiltern,<br />
was ist nützlich und was ist Illusion.<br />
Unsere Autoren <strong>der</strong> letzten Ausgabe von
Luag Nei, Herr Keiditsch, Herr Neumayer<br />
und Frau Thurnes sehen die Inklusion,<br />
auch wenn gute Ansätze vorhanden sind,<br />
kritisch und sind überzeugt, dass unsere<br />
bestehenden <strong>Lebenshilfe</strong>einrichtungen auf<br />
Grund <strong>der</strong> Vielfältigkeit und des bestens<br />
ausgebildeten Personals erhalten bleiben<br />
müssen. Ein Abbau hätte fatale Folgen!<br />
Aus <strong>der</strong> Isolation in die Integration war<br />
von Anfang an ein Thema und Devise <strong>der</strong><br />
<strong>Lebenshilfe</strong>. Im Rahmenprogramm <strong>der</strong><br />
<strong>Lebenshilfe</strong> Bundesvereinigung von 1958<br />
heißt es z.B. unter „Die Anlernwerkstatt“:<br />
„Für geistig behin<strong>der</strong>te Jugendliche nach<br />
<strong>der</strong> Schulentlassung sind Anlernwerkstätten<br />
einzurichten, in denen sie zu einfachen<br />
praktischen Tätigkeiten und guten Ar<strong>bei</strong>tsgewohnheiten<br />
angeleitet <strong>werden</strong>, mit dem<br />
Ziel, ihnen später einen geschützten Platz<br />
in <strong>der</strong> freien Wirtschaft o<strong>der</strong> einer beschützenden<br />
Werkstatt zu vermitteln. Die<br />
Beschäftigung in <strong>der</strong> Anlernwerkstatt ist<br />
nach heilpädagogischen Gesichtspunkten<br />
zu gestalten.“ Sie sehen daraus: Inklusion<br />
wurde von Anfang an in <strong>der</strong> von <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong><br />
1979 neu erbauten Werkstatt<br />
für Behin<strong>der</strong>te erzieherisch verfolgt, ohne<br />
dass man damals das neue Wort „Inklusion“<br />
kannte. Mehrmals konnten behin<strong>der</strong>te<br />
Mitar<strong>bei</strong>ter von <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Ostallgäu</strong><br />
in die freie Wirtschaft vermittelt <strong>werden</strong>.<br />
Dieses Ziel wurde von jeher von <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong><br />
verfolgt.<br />
7<br />
Walter Mayer ist Ehrenvorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong><br />
<strong>Ostallgäu</strong> e.V. und immer noch für die<br />
<strong>Lebenshilfe</strong> aktiv. So hält er regelmäßig vor<br />
den neuen Mitar<strong>bei</strong>tern und Mitar<strong>bei</strong>terinnen<br />
einen Vortrag über die Gründungsjahre <strong>der</strong><br />
<strong>Lebenshilfe</strong>.<br />
Manchmal frage ich mich: Sind die angeblich<br />
so gelehrten Professoren so wirklichkeitsfremd?<br />
Ihnen würden die Augen<br />
aufgehen, müssten sie mit einem geistig<br />
behin<strong>der</strong>ten Kind in <strong>der</strong> eigenen Familie<br />
Uneingeschränkte Teilhabe behin<strong>der</strong>ter Menschen<br />
<strong>Lebenshilfe</strong> diskutiert ein neues Grundsatzprogramm<br />
Die uneingeschränkte Teilhabe behin<strong>der</strong>ter Menschen am<br />
Leben in <strong>der</strong> Gesellschaft von Geburt an ist das Ziel <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong>.<br />
Es steht im Mittelpunkt eines neuen Grundsatzprogramms<br />
<strong>der</strong> 135.000 Mitglie<strong>der</strong> starken Vereinigung für Menschen mit<br />
geistiger Behin<strong>der</strong>ung, Angehörige, Freunde und Fachleute. In<br />
<strong>der</strong> am Samstagnachmittag zu Ende gegangenen Mitglie<strong>der</strong>versammlung<br />
in <strong>der</strong> Marburger Stadthalle diskutierten mehr als<br />
500 Vertreter aus ganz Deutschland in einer ersten Lesung den<br />
Entwurf <strong>der</strong> zukünftigen <strong>Lebenshilfe</strong>-Verfassung, die in einem<br />
Jahr endgültig verabschiedet <strong>werden</strong> soll. Prominenter Gast aus<br />
Berlin war Bundesbehin<strong>der</strong>tenbeauftragter Hubert Hüppe, <strong>der</strong><br />
auch dem Bundesvorstand <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> angehört.<br />
Der Grundsatzprogramm-Entwurf orientiert sich an den For<strong>der</strong>ungen<br />
<strong>der</strong> UN-Konvention über die Rechte behin<strong>der</strong>ter Menschen,<br />
die vom Inklusionsgedanken geprägt und seit März 2009 auch<br />
in Deutschland gültig ist. Die <strong>Lebenshilfe</strong> sieht in <strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>tenrechtskonvention<br />
einerseits eine große Chance für Menschen<br />
mit Behin<strong>der</strong>ung. Sie warnt aber auch davor, das internationale<br />
Vertragswerk falsch auszulegen. Nicht <strong>der</strong> radikale Abbau von<br />
Luag nei 57<br />
nur mal ein Jahr leben und all das zwangsläufig<br />
entbehren müssen, was das Leben<br />
so angenehm macht.<br />
Einen Stillstand darf es selbstverständlich<br />
nicht geben. Es ist für die heutigen<br />
Vereinsvorstände und verantwortlichen Mitar<strong>bei</strong>ter<br />
eine schwere Aufgabe, das Bestehende<br />
nicht nur zu erhalten, son<strong>der</strong>n immer<br />
wie<strong>der</strong> nach Möglichkeiten zu suchen, wie<br />
man es noch besser machen kann. Dafür<br />
danken wir Eltern und Sorgeberechtigten<br />
allen von ganzem Herzen.<br />
Ich habe diesen Artikel als Vater eines<br />
geistig behin<strong>der</strong>ten Sohnes geschrieben,<br />
geistig behin<strong>der</strong>t in Folge eines Geburtstraumas.<br />
Allen Eltern und Sorgeberechtigten,<br />
die von diesem Schicksal betroffen<br />
sind, will ich vor Augen führen, wie glücklich<br />
wir eigentlich sein müssen, dass es<br />
die Einrichtungen <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> in dieser<br />
Vielfalt gibt. Spezielle Einrichtungen, damit<br />
unsere, vor allem geistig behin<strong>der</strong>ten<br />
Kin<strong>der</strong>n und Erwachsenen auch in Zukunft<br />
ein glückliches und lebenswertes Leben<br />
in <strong>der</strong> Fürsorge unserer Betreuer und Betreuerinnen<br />
und <strong>der</strong> ehrenamtlichen Ar<strong>bei</strong>t<br />
unseres Vorstandes führen können.<br />
Walter Mayer, Marktoberdorf<br />
bewährten Einrichtungsangeboten wie Wohn- und Werkstätten<br />
dürfe die Folge sein, son<strong>der</strong>n ein Wunsch- und Wahlrecht für<br />
behin<strong>der</strong>te Menschen und ihre Familien. Bundesvorsitzen<strong>der</strong><br />
Robert Antretter: „Wir verstehen die Menschen mit einem sehr<br />
hohen Hilfebedarf und ihre Angehörigen, die Angst haben, von<br />
heute auf morgen die vertrauten Hilfestrukturen zu verlieren.<br />
Das <strong>werden</strong> wir nicht zulassen!“ Gerade die bundesweit mehr<br />
als 3000 Einrichtungen <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> seien ein starker Motor<br />
für eine inklusive Gesellschaft, in dem sie behin<strong>der</strong>te Menschen<br />
mit neuen Angeboten auf ihrem Weg zu einem gleichberechtigten<br />
und möglichst selbstständigen Leben unterstützen.<br />
Auch <strong>bei</strong> den anstehenden Reformen <strong>der</strong> Pflegeversicherung<br />
und Einglie<strong>der</strong>ungshilfe will die <strong>Lebenshilfe</strong> genau hinschauen,<br />
dass neue Regelungen, die scheinbar das Selbstbestimmungsrecht<br />
behin<strong>der</strong>ter Menschen stärken sollen, nicht als Sparinstrumente<br />
missbraucht o<strong>der</strong> unter Haushaltsvorbehalt gestellt <strong>werden</strong>.<br />
(Bundesvereinigung <strong>Lebenshilfe</strong>, 30.10.2010)
Werden Sie Mitglied in <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong>!<br />
Beitrittserklärung:<br />
Ich erkläre meinen Beitritt zur <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Ostallgäu</strong> e.V., Am Sonneneck 55, 87600 Kaufbeuren<br />
und verpflichte mich zur Zahlung eines jährlichen Beitrags in Höhe von ______ Euro<br />
(Mindest<strong>bei</strong>trag 37 Euro / Ehepaare 58 Euro / Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung 19 Euro)<br />
Vor- und Zuname: _________________________________________ geb.: ______________________<br />
Ehepartner: _________________________________________ geb.: ______________________<br />
Anschrift: ____________________________________________________________________<br />
Tel: ________________<br />
Mitgliedschaft als Eltern O För<strong>der</strong>er O Mensch mit Behin<strong>der</strong>ung O<br />
8<br />
<strong>Lebenshilfe</strong>einrichtung, die Ihr Kind / Familienangehöriger besucht: ______________________________________<br />
Name und Anschrift dürfen an interessierte Mitglie<strong>der</strong> weitergegeben <strong>werden</strong>: Ja O Nein O<br />
Ort: _______________________Datum: ____________ Unterschrift: _________________________________<br />
Eine Spendenbescheinigung senden wir auf Wunsch zu.<br />
Ihre Adresse leiten wir an die Bundesvereinigung <strong>Lebenshilfe</strong> weiter. Sie erhalten dann die <strong>Lebenshilfe</strong> Zeitung.<br />
Einzugsermächtigung:<br />
Hiermit ermächtige(n) ich/wir die <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Ostallgäu</strong> e.V. auf Wi<strong>der</strong>ruf, den von mir/uns zu<br />
entrichtenden Mitglieds<strong>bei</strong>trag <strong>bei</strong> dem folgend genannten Kreditinstitut mittels Lastschrift einzuziehen.<br />
Bank: ___________________________ Kontonummer: ________________ Bankleitzahl: __________________<br />
Kontoinhaber: _____________________ Anschrift: ________________________________________________<br />
Ort: _______________________Datum: ____________ Unterschrift: _________________________________<br />
Gablonzer Ring 10, Kaufbeuren-Neugablonz<br />
Telefon: 08341 999091<br />
Wäscherei Wertachtal<br />
Öffnungszeiten:<br />
Montag: 8.00 – 12.00 Uhr und 13.00 – 17.00 Uhr<br />
Dienstag bis Freitag: 8.00 – 12.00 Uhr und 13.00 – 16.00 Uhr<br />
Bügeln, Mangeln, Waschen, Trocknen, Legen,<br />
Wäschekennzeichnung, Anbringen von Firmenemblemen,<br />
Reinigungsannahme, Lieferservice<br />
Luag nei 57
Harl.e.kin-Nachsorge Kaufbeuren<br />
geht in die Regelför<strong>der</strong>ung<br />
Das Projekt Harl.e.kin-Nachsorge für Familien mit früh-<br />
und risikogeborenen Kin<strong>der</strong>n hat sich in den 3 Jahren Projektlaufzeit<br />
bewährt und durchgesetzt. Das Harlekin-Team, vier<br />
Kin<strong>der</strong>krankenschwestern am Klinikum Kaufbeuren und Rita<br />
Nicola, Diplompsychologin an <strong>der</strong> Interdisziplinären Frühför<strong>der</strong>stelle<br />
Kaufbeuren, haben inzwischen weit über 50 Familien<br />
vom stationären Aufenthalt in <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>klinik nach Hause<br />
begleitet und jede Familie individuell so lange beraten und<br />
unterstützt, bis sie in ihrem neuen Familienalltag gut und sicher<br />
zurechtkommen konnte.<br />
Die zu frühe Geburt o<strong>der</strong> Erkrankung eines Kindes stellen<br />
ein Risiko für die kindliche Entwicklung dar und können zu<br />
einer hohen Belastung für die Familien <strong>werden</strong>. Eltern fühlen<br />
sich häufig unsicher im Umgang mit ihrem Kind und wünschen<br />
sich Beratung und Unterstützung über die Zeit des stationären<br />
Aufenthalts hinaus. Frühe, alltagsnahe Interventionen stärken<br />
die Kompetenzen <strong>der</strong> Eltern und tragen dazu <strong>bei</strong>, dass <strong>der</strong><br />
Kontakt zwischen Müttern, Vätern und Kind gelingt, die beste<br />
Voraussetzung für eine positive Entwicklung.<br />
Die enge Zusammenar<strong>bei</strong>t <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>klinik Kaufbeuren<br />
und <strong>der</strong> Frühför<strong>der</strong>stelle <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> Kaufbeuren in <strong>der</strong><br />
Harlekin-Nachsorge wird über die Projektlaufzeit hinaus fortgesetzt.<br />
Das Bayerische Sozialministerium trägt als Regelför<strong>der</strong>ung<br />
weiterhin einen Großteil <strong>der</strong> Kosten, Unterstützung und<br />
Spenden<br />
Konto 147 95<br />
BLZ 734 500 00<br />
Sparkasse Kaufbeuren<br />
„Harl.e.kin-Nachsorge“<br />
Spenden sind aber notwendig, damit die Harlekin-Nachsorge<br />
dauerhaft angeboten <strong>werden</strong> kann.<br />
„Das schöne und wirksame an <strong>der</strong> Harlekin-Nachsorge ist,<br />
dass wir die Familien schon in <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>klinik kennenlernen.<br />
Die Hausbesuche durch die vertrauten Klinikschwestern und<br />
Frau Nicola können sich ganz an die Bedürfnisse <strong>der</strong> Familien<br />
anpassen, so lange und so häufig wie nötig; keine Familie ist<br />
ausgeschlossen, egal wo sie wohnt“, unterstreicht Dr. Renate<br />
Berger, die Koordinatorin <strong>der</strong> Harl.e.kin-Nachsorge, wie individuell<br />
angepasst und zielgenau die Harl.e.kin-Nachsorge<br />
eingesetzt wird.<br />
Harl.e.kin-Nachsorge gibt es noch in 9 an<strong>der</strong>en Städten<br />
in Bayern; dieses Modell <strong>der</strong> Nachsorge wurde in den Jahren<br />
2003 bis 2005 in einem Pilotprojekt am Krankenhaus München-Harlaching<br />
entwickelt und erprobt.<br />
9<br />
Nachsorge für<br />
früh- und risikogeborene Kin<strong>der</strong><br />
am Klinikum Kaufbeuren<br />
Luag nei 57<br />
Harl.e.kin-Team wird fachlich erweitert<br />
Seit 1. Oktober erhält das Harl.e.kin-Team Kaufbeuren<br />
fachliche Verstärkung durch die Physiotherapeutin Katrin<br />
Schaal, ebenfalls von <strong>der</strong> Frühför<strong>der</strong>stelle <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong>. Sie<br />
bringt schon viel Erfahrung für ihre neue Aufgabe mit, hat sie<br />
doch schon bisher frühgeborene o<strong>der</strong> kranke Kin<strong>der</strong> im Klinikalltag<br />
darin unterstützt erste positive Erfahrungen <strong>bei</strong>m Spüren<br />
und Bewegen zu machen.<br />
Von links: Kerstin Hartmann, Sylvia Porschberger (Nachsorgeschwestern), Rita<br />
Nicola und Katrin Schaal (Mobiler Dienst <strong>der</strong> Frühför<strong>der</strong>stelle)<br />
Elternnachmittage in Kaufbeuren<br />
Unter dem Motto „Spüren, wahrnehmen, bewegen – Spaß<br />
im 1. Lebensjahr“ fanden schon bisher Elternnachmittage für<br />
die Eltern von noch o<strong>der</strong> ehemals durch Harl.e.kin betreute<br />
Familien mit Kin<strong>der</strong>n im Alter zwischen 3 und 12 Monaten im<br />
Klinikum Kaufbeuren statt. Neben dem wichtigen Austausch<br />
zwischen den Eltern von früh- o<strong>der</strong> risikogeborenen Kin<strong>der</strong>n<br />
zu speziellen Fragen o<strong>der</strong> Erlebnissen in ihrer beson<strong>der</strong>en Situation<br />
konnten mit <strong>der</strong> Unterstützung durch Physiotherapeutin<br />
Katrin Schaal von <strong>der</strong> Frühför<strong>der</strong>stelle Kaufbeuren auch individuelle,<br />
fachliche Anregungen zur Unterstützung <strong>der</strong> motorischen<br />
Entwicklung eines jeden Kindes gegeben <strong>werden</strong>.<br />
Bei <strong>der</strong> 6. Ar<strong>bei</strong>tstagung aller Harl.e.kin-Standorte am 9.<br />
November in München präsentierten Rita Nicola und Katrin<br />
Schaal nun ihre Erfahrungen:<br />
Als Ergebnis <strong>der</strong> Wünsche <strong>der</strong> Eltern und <strong>der</strong> positiven<br />
Rückmeldungen steht jetzt schon fest, dass die Elternnachmittage<br />
in Zukunft häufiger, nämlich alle 2-3 Monate, angeboten<br />
<strong>werden</strong>.<br />
Kontakt:<br />
Rita Nicola / Katrin Schaal, Telefon 08341-9003-38<br />
E-Mail: fruehfoer<strong>der</strong>ungkf@lebenshilfe-ostallgaeu.de<br />
Renate Berger, Koordination Harl.e.kin-Nachsorge<br />
E-Mail: harlekin-nachsorge@kliniken-oal-kf.de
Wir müssen in unseren Köpfen Barrieren abbauen!<br />
Die Vorsitzende des bayerischen Landesverbandes <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong>,<br />
Barbara Stamm, zum Thema „Inklusion“<br />
Das Interview erschien in <strong>der</strong> Zeitung <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> München L.I.E.S. Das Gespräch führte Andrea Siemen.<br />
Wir danken für die freundliche Genehmigung zum Abdruck.<br />
L.I.E.S.: Die <strong>Lebenshilfe</strong> Bayern hat aufgrund<br />
<strong>der</strong> UN-Behin<strong>der</strong>tenrechtskonvention For<strong>der</strong>ungen<br />
formuliert, die Entwicklung inklusiver<br />
Modelle zu den Bereichen Bildung, Wohnen,<br />
Ar<strong>bei</strong>t und Freizeit wohnortnah zu gestalten.<br />
Haben Sie konkrete Vorstellungen zur Umsetzung,<br />
insbeson<strong>der</strong>e im Bereich Bildung?<br />
Barbara Stamm: Wichtig ist für uns als<br />
<strong>Lebenshilfe</strong>, dass wir selbstverständlich<br />
den Schulbesuch von Kin<strong>der</strong>n mit Behin<strong>der</strong>ung<br />
in <strong>der</strong> Regelschule unterstützen und<br />
för<strong>der</strong>n. Das setzt allerdings voraus, dass<br />
<strong>der</strong> son<strong>der</strong>pädagogische Ansatz in <strong>der</strong><br />
Regelschule vorhanden sein muss. Ohne<br />
son<strong>der</strong>pädagogischen Ansatz geht das<br />
nicht. In diesem Zusammenhang erlaube<br />
ich mir auch persönlich die Anmerkung,<br />
dass die allgemeine Lehrerbildung und<br />
-fortbildung nicht darauf eingestellt ist.<br />
Ich sage immer: Nicht entwe<strong>der</strong> - o<strong>der</strong>,<br />
son<strong>der</strong>n sowohl als auch! Die Entscheidung<br />
muss immer das Kind im Blick haben und<br />
nicht: Was ist für mich als Mutter o<strong>der</strong> Vater<br />
gut, son<strong>der</strong>n, was ist für das Kind gut? Wie<br />
geben wir dem Kind die größten Chancen,<br />
tatsächlich Inklusion zu erleben? Und da<strong>bei</strong><br />
kann ja ein spezieller För<strong>der</strong>bedarf nicht<br />
unbedingt hin<strong>der</strong>lich sein.<br />
L.I.E.S.: Was wird die Inklusionsdebatte<br />
für das Schulsystem in Bayern bedeuten?<br />
Wenn wir sagen, dass alle Kin<strong>der</strong> in die<br />
allgemeinen Schulen gehen, dann ist natürlich<br />
auch die Frage in welche allgemeinen<br />
Schulen. Bei den Grundschulen ist es vielleicht<br />
noch am ehesten denkbar, aber wir<br />
haben ja <strong>bei</strong> den weiterführenden Schulen<br />
ein dreigeteiltes Schulsystem. Wie sortieren<br />
wir da unsere Kin<strong>der</strong> mit verschiedensten<br />
Behin<strong>der</strong>ungen ein? Kann man sich auch<br />
vorstellen, dass das Schulsystem in Bayern<br />
grundlegend reformiert wird?<br />
Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir das<br />
Schulsystem in Bayern grundlegend än<strong>der</strong>n<br />
<strong>werden</strong>. Zwar kann man sich Kin<strong>der</strong> mit<br />
Down Syndrom in <strong>der</strong> ein o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />
Situation sehr gut vorstellen, schwierig<br />
ist es aber für Kin<strong>der</strong> mit Mehrfachbe-<br />
10<br />
hin<strong>der</strong>ungen vermutlich auch schon im<br />
Grundschulbereich. Wir alle müssen <strong>bei</strong><br />
<strong>der</strong> Inklusionsdebatte - so dankbar ich<br />
dafür bin, dass wir sie führen - wie<strong>der</strong> ein<br />
Stückchen in unseren Köpfen verän<strong>der</strong>n,<br />
damit wir die Schwerstbehin<strong>der</strong>ten da<strong>bei</strong><br />
nicht außer acht lassen. Wenn mir dann<br />
immer vorgeführt wird, wie toll das alles in<br />
an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n läuft, vermisse ich dort<br />
meistens den Schwerstbehin<strong>der</strong>tenbereich.<br />
Denn häufig gibt es da überhaupt keine<br />
Schulpflicht, die Kin<strong>der</strong> sind zu Hause o<strong>der</strong><br />
in Son<strong>der</strong>einrichtungen. Beispiel Italien, ich<br />
war in Italien und habe mir Son<strong>der</strong>einrichtungen<br />
für Schwerstbehin<strong>der</strong>te angesehen,<br />
die gibt es nach wie vor.<br />
L.I.E.S.: Können Sie Eltern beruhigen, die<br />
Sorge haben, dass die För<strong>der</strong>schule ihres<br />
Kindes in <strong>der</strong> nächsten Zeit geschlossen<br />
<strong>werden</strong> könnte?<br />
Also ich kann mir nicht vorstellen, dass<br />
wir För<strong>der</strong>schulen schließen. Ich bin sehr<br />
dankbar dafür, dass wir hier in Bayern jetzt<br />
eine interfraktionelle Ar<strong>bei</strong>tsgruppe haben,<br />
um uns über diese Fragen, was die<br />
Inklusion und den Bildungsbereich anbelangt,<br />
über die Parteigrenzen hinweg, zu<br />
verständigen. Wir <strong>werden</strong> mit Sicherheit<br />
mehr tun müssen, aber es darf nicht zu<br />
Lasten <strong>der</strong> För<strong>der</strong>schulen gehen. Es kann<br />
nicht sein, dass man an För<strong>der</strong>schulen<br />
Personal abzieht, weil man Verstärkung an<br />
den allgemeinbildenden Schulen benötigt.<br />
Wenn, dann muss man schon zusätzliches<br />
Geld in die Hand nehmen. Da ist dann<br />
schon <strong>der</strong> För<strong>der</strong>bedarf des jeweiligen<br />
Kindes in <strong>der</strong> allgemeinen Schule nicht<br />
nur festzustellen, son<strong>der</strong>n letztlich auch<br />
zu garantieren und zu gewährleisten. Ich<br />
kann mir vorstellen, dass Inklusion auch ein<br />
stückweit umgekehrt funktionieren kann.<br />
Warum kann Inklusion nicht auch in <strong>der</strong><br />
För<strong>der</strong>schule stattfinden? Sehr bedauerlich<br />
wäre, wenn man die Außenklassen nicht<br />
mehr genehmigen bzw. nicht mehr ausweiten<br />
würde. Die Außenklassen bringen<br />
sehr viel, wenn ein För<strong>der</strong>zentrum Außenklassen<br />
hat in einer Schule, sind die dort<br />
Luag nei 57<br />
zwar als Klassenverband, aber es findet so<br />
viel Gemeinsames in diesen Schulen statt.<br />
Man darf nicht so tun, als ob es da noch<br />
keine Anfänge gäbe, wenn ich nur denke,<br />
was allein im musikalischen Bereich passieren<br />
kann. Ich werbe immer dafür, dass<br />
wir keine ideologische Debatte führen. Und<br />
deswegen hoffe ich, dass wir uns hier im<br />
bayerischen Landtag über die Fraktionen<br />
hinweg verständigen können.<br />
L.I.E.S.: Thema Finanzen: Die Sorge vieler<br />
Eltern ist, dass fortschrittlich aussehende<br />
Inklusions-Modelle Sparmodelle <strong>werden</strong><br />
- auch angesichts <strong>der</strong> Finanznot <strong>der</strong> Län<strong>der</strong><br />
und Kommunen. Können Sie sich ein<br />
Modell vorstellen, das finanzierbar ist und<br />
die bisherige Qualität in <strong>der</strong> Bildung und<br />
gezielter individueller För<strong>der</strong>ung erreicht?<br />
Ja, ich kann es nur noch einmal betonen,<br />
die För<strong>der</strong>schulen und För<strong>der</strong>zentren brauchen<br />
nach wie vor ihre Qualität und die<br />
Qualität steht und fällt mit den Pädagogen<br />
und das muss auch weiterhin aufrecht erhalten<br />
bleiben. Für Inklusion im Bereich des<br />
Bildungswesens ist ganz entscheidend, dass<br />
<strong>der</strong> jeweilige spezielle För<strong>der</strong>bedarf für das<br />
einzelne Kind erfüllt und erbracht <strong>werden</strong><br />
muss. Ich kann mir nicht vorstellen, dass<br />
Inklusion billiger wird, dann machen wir<br />
etwas falsch. Wir wollen doch mehr tun für<br />
Foto: Bayerischer Landtag
die Kin<strong>der</strong>, deswegen führen wir doch die<br />
Inklusionsdebatte! Ich sage immer: Kin<strong>der</strong><br />
mit Behin<strong>der</strong>ung dürfen im allgemeinbildenden<br />
Schulwesen nicht „Beistellkin<strong>der</strong>“<br />
<strong>werden</strong>. Aber die Gefahr besteht. Es geht<br />
doch schon los <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Schulbegleitung,<br />
wenn man sich schon über die Schulbegleitung<br />
nicht einigt, wie wird man sich dann<br />
erst einig, was da drin statt findet.<br />
Ich habe unlängst mit <strong>der</strong> Mutter eines<br />
gehörlosen Kindes gesprochen, die hat ihr<br />
Kind nach einem dreiviertel Jahr aus <strong>der</strong><br />
Schule rausgenommen, weil sie sich sagte:<br />
„Ich habe alles falsch gemacht. Mein Kind<br />
fühlte sich immer isolierter.“ Da fehlte völlig<br />
<strong>der</strong> Ansatz <strong>bei</strong> den Mitschülerinnen und<br />
Mitschülern. Man muss eben immer wie<strong>der</strong><br />
mit den Kin<strong>der</strong>n sprechen und ihnen zeigen:<br />
Das müsst ihr tun, damit diese Schülerin,<br />
eure Mitschülerin, hier aufgenommen ist.<br />
Wie fühlt sich das für sie an, wenn ihr in<br />
<strong>der</strong> Pause rumhupft und lacht und sprecht<br />
und sie überhaupt nicht mitbekommt, was<br />
ihr redet, warum ihr lacht. Da muss ganz,<br />
ganz viel pädagogische Begleitung stattfinden.<br />
Man sieht es ja auch auf dem Ar<strong>bei</strong>tsmarkt:<br />
Ich würde mich freuen über jede Werkstatt,<br />
die wir zumachen könnten, weil wir mehr<br />
Plätze auf dem 1. Ar<strong>bei</strong>tsmarkt haben.<br />
Ein tolles Beispiel ist IKEA in Würzburg,<br />
dort ar<strong>bei</strong>ten jetzt 40 o<strong>der</strong> 50 Beschäftigte,<br />
die aus <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong>-Werkstatt<br />
kommen, aber sie sind nicht beschäftigt<br />
<strong>bei</strong> IKEA, son<strong>der</strong>n sie sind Beschäftigte<br />
<strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong>-Werkstatt. Aber sie sagen<br />
natürlich nicht mehr „Ich bin in <strong>der</strong> Werkstatt,<br />
die sagen: Ich bin <strong>bei</strong> IKEA.“ Aber die<br />
ar<strong>bei</strong>tsrechtlichen Dinge laufen alle über<br />
die <strong>Lebenshilfe</strong>. Wir würden diese Ar<strong>bei</strong>tsplätze<br />
sonst nicht bekommen, höchstens<br />
einzelne. Drum sag ich immer, wir müssen<br />
doch die Dinge wachsen lassen.<br />
L.I.E.S.: Wie sehen Sie Deutschland im Vergleich<br />
mit an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n <strong>bei</strong> Wunsch-,<br />
Wahl- und Teilhaberechten für Menschen<br />
mit Behin<strong>der</strong>ung?<br />
Wir haben natürlich Län<strong>der</strong> die sehr fortschrittlich<br />
sind. Ich habe z. B. Italien genannt,<br />
es gibt weitere gute Beispiele in den<br />
skandinavischen Län<strong>der</strong>n. Das gilt auch für<br />
den Werkstattbereich in Deutschland. Die<br />
Geschäftführer dort sind in Konkurrenz mit<br />
11<br />
China, mit Tschechien mit weiß Gott welchen<br />
Län<strong>der</strong>n. Es sind ja keine Bastelstuben, diese<br />
Werkstätten. So ist kein Auto, das in Deutschland<br />
hergestellt wurde, ohne Beteiligung<br />
einer <strong>Lebenshilfe</strong> Werkstatt o<strong>der</strong> einer an<strong>der</strong>en<br />
beschützenden Werkstatt entstanden.<br />
In Italien gibt es pädagogisch hervorragend<br />
geführte Einrichtungen, die vom Fachpersonal<br />
her sehr gut aufgestellt sind, aber nur<br />
im Schwerstbehin<strong>der</strong>tenbereich. Wir <strong>werden</strong><br />
immer spezialisierte Einrichtungen brauchen.<br />
Genau wie im Wohnbereich, wir brauchen<br />
nicht ambulant vor stationär, wir brauchen<br />
ambulant und stationär.<br />
Seit 20 Jahren bin ich in Rumänien unterwegs,<br />
die haben bis heute keine allgemeine<br />
Schulpflicht, auch nicht für Kin<strong>der</strong> mit einer<br />
geistigen Behin<strong>der</strong>ung. Im Kultusministerium<br />
ist auch niemand dafür zuständig. Es<br />
gibt nach wie vor für den Behin<strong>der</strong>tenbereich<br />
nur einen Direktor, <strong>der</strong> war früher im<br />
Staatssekretärsrang, dann wurde das sogar<br />
abgewertet. Der Aufgabenbereich ist im<br />
Ar<strong>bei</strong>ts- und Sozialministerium mit da<strong>bei</strong>.<br />
L.I.E.S.: Was hat sich seit <strong>der</strong> Ratifizierung<br />
<strong>der</strong> UN-Konvention in Bayern getan?<br />
Es wird sehr viel diskutiert. Und darüber -<br />
ich kann das nur noch einmal ausdrücklich<br />
erwähnen - freue ich mich sehr! Außerdem<br />
gibt es eben diese interfraktionelle<br />
Ar<strong>bei</strong>tsgruppe im Bayerischen Landtag,<br />
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in <strong>der</strong> wir erst einmal sauber und intensiv<br />
miteinan<strong>der</strong> diskutieren wollen und uns<br />
dann - hoffentlich interfraktionell - auf den<br />
Weg machen. Also, wenn uns das gelingen<br />
würde, ich wäre da sehr dankbar dafür.<br />
L.I.E.S.: Welche persönlichen Visionen haben<br />
Sie im Zusammenhang mit <strong>der</strong> UN-<br />
Konvention?<br />
Dass wir vor allem in unseren Köpfen Barrieren<br />
abbauen. Insofern trägt diese Debatte<br />
mit Sicherheit ein Stück weit dazu <strong>bei</strong>. Es ist<br />
wichtig, dass Eltern es nicht als hin<strong>der</strong>lich<br />
ansehen, wenn ein behin<strong>der</strong>tes Kind im<br />
Klassenverband ist. Es kann auch sein,<br />
dass <strong>der</strong> Pädagoge damit konfrontiert wird,<br />
dass ein paar Eltern meinen, <strong>der</strong> Lehrer<br />
könne sich nicht mehr so intensiv um ihre<br />
Kin<strong>der</strong> kümmern, weil ein paar behin<strong>der</strong>te<br />
Kin<strong>der</strong> im Klassenverband sind. Das muss<br />
man doch alles erst beseitigen. Wir müssen<br />
nicht nur in die Lehrerausbildung, son<strong>der</strong>n<br />
auch in die Familien,- in die Elternbildung.<br />
Das Schlimmste wäre, wenn wir das alles<br />
nur draufsetzen und sagen, das muss jetzt<br />
so sein. Das Wohl des Kindes ist das Entscheidende.<br />
In <strong>der</strong> UN-Konvention ist das<br />
ja auch ein wesentlicher Punkt, <strong>der</strong> steht<br />
über allem. Und wenn <strong>der</strong> Elternwille mit<br />
dem Wohl des Kindes übereinstimmt, dann<br />
brauchen wir nicht mehr zu meckern, dann<br />
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Eine Schule<br />
auf dem Weg<br />
zur Inklusion<br />
„Die Würde des Menschen hängt nicht von beson<strong>der</strong>en Begabungen,<br />
Fähigkeiten o<strong>der</strong> Können ab. Je<strong>der</strong> Mensch hat sie.<br />
Das müssen Kin<strong>der</strong> von Anfang an in <strong>der</strong> Schule lernen.“ (Wilfried<br />
W. Steinert)<br />
Als vor 7 Jahren unsere Tochter Mia mit Trisomie 21 auf die<br />
Welt kam, wurden wir davon überrascht, an unserer großen Freude<br />
über die Geburt unseres ersten Kindes än<strong>der</strong>te dies nichts. Wir<br />
fühlten uns nicht als „Betroffene“, betroffen machten uns allerdings<br />
einige Reaktionen. Es waren unsere ersten unmittelbaren<br />
Erfahrungen damit, wie befangen und manchmal ablehnend<br />
in unserer Gesellschaft menschlicher Vielfalt begegnet wird.<br />
Seltsam - gelingt es uns Menschen doch mit Leichtigkeit, sich an<br />
<strong>der</strong> Artenvielfalt in <strong>der</strong> Natur zu erfreuen. Genetische Unregelmäßigkeiten,<br />
wie z.B. <strong>bei</strong>m vierblättrigen Kleeblatt können sogar<br />
Faszination und beson<strong>der</strong>e Wertschätzung hervorrufen. Die<br />
Verschiedenheit menschlichen Seins als Normalität zu betrachten<br />
ist aber offensichtlich eine große Herausfor<strong>der</strong>ung. Will <strong>der</strong> sich<br />
von den sogenannten „Behin<strong>der</strong>ten“ abgrenzende Mensch nicht<br />
an seine eigene Unvollkommenheit erinnert <strong>werden</strong>?<br />
In den Monaten nach Mias Geburt zogen wir uns zurück,<br />
um sie im Schutz <strong>der</strong> eigenen vier Wände ungestört willkommen<br />
heißen zu können. Wir wollten sie kennenlernen, und dafür<br />
12<br />
Luag nei 57<br />
mussten wir auch Abstand von den Stereotypen nehmen, die uns<br />
geradezu reflexartig von außen entgegengebracht wurden. Dass<br />
alle Menschen mit Down-Syndrom die gleichen Eigenschaften<br />
besitzen sollten, irritierte uns. Eine Gruppe von Menschen auf<br />
ein gemeinsames Merkmal zu reduzieren wi<strong>der</strong>sprach unserem<br />
Verständnis von <strong>der</strong> Einzigartigkeit jedes Menschen.<br />
Es war eine wun<strong>der</strong>bare Zeit inniger Dreisamkeit. Schon in<br />
diesen ersten Wochen mit Mia fühlten wir, wie sehr sie unser<br />
Leben bereichert. Brauchten wir o<strong>der</strong> Mia Hilfe, haben wir uns<br />
Menschen zugewandt, <strong>der</strong>en Wahrnehmung auf ihre Ganzheit<br />
und Würde, und nicht auf die Defizite gerichtet ist. Auf diesem<br />
Weg haben wir in den ersten Jahren nach Mias Geburt sehr<br />
vielfältige und wertvolle Unterstützung erhalten. Für die Beantwortung<br />
rechtlicher Fragen war stets Herr Neumayer von <strong>der</strong><br />
<strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Ostallgäu</strong> zur Stelle. Seine Kompetenz, Freundlichkeit<br />
und Geduld haben uns immer wie<strong>der</strong> den Rücken gestärkt.<br />
Die Physiotherapeutin und Ostheopatin Eva-Maria Jung hat<br />
Mia jede Woche mit ihren Zauberhänden behandelt und uns in<br />
unserem Gefühl bestätigt, dass alles richtig und gut ist, wie es<br />
ist. Gleiches gilt für Mias Kin<strong>der</strong>arzt, Dr. Berger aus Füssen. In<br />
seiner angenehm zurückhaltenden Art hat er uns vom Tag <strong>der</strong><br />
Geburt an bis heute über seinen ärztlichen Rat hinaus stets mit<br />
guten Gedanken und Wünschen begleitet.<br />
Die Idee<br />
Es begann im Sommer 2007. Inzwischen ging Mia schon<br />
in Bayernie<strong>der</strong>hofen in den gemeindlichen Kin<strong>der</strong>garten „Sonnenstrahl“.<br />
Es ist dem großen Engagement zweier Familien zu<br />
verdanken, dass er seit 8 Jahren auch Kin<strong>der</strong>n mit beson<strong>der</strong>em<br />
Zuwendungsbedarf offensteht. Die liebevolle Betreuung des<br />
Kin<strong>der</strong>gartenpersonals wurde im Rahmen <strong>der</strong> Frühför<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />
<strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Ostallgäu</strong> durch ebenso herzliche wie kompetente
Fachkräfte ergänzt. Tag für Tag freute sich Mia auf ihre „Schmetterlinge“<br />
und schon bald machten wir uns erste Gedanken darüber,<br />
welche Schule sie später einmal besuchen könnte. Es sollte ein<br />
Ort sein, <strong>der</strong> jedes Kind unvoreingenommen willkommen heißt.<br />
Eine Schule des Miteinan<strong>der</strong>s in <strong>der</strong> die Vielfalt des Menschseins<br />
wertgeschätzt wird. Am besten eine Schule in unserem Dorf als,<br />
im wahrsten Sinne des Wortes, „naheliegende“ Fortsetzung des<br />
Kin<strong>der</strong>gartens. Dann könnte Mia in ihrem vertrauten sozialen<br />
Gefüge bleiben, in <strong>der</strong> gewohnten Nähe zu ihren Freunden, ihrer<br />
Schwester und nicht zuletzt, auch in unserer Nähe.<br />
Da Mia noch drei weitere Kin<strong>der</strong>gartenjahre vor sich hatte,<br />
konnten wir ohne Zeitdruck unsere Gedanken spielen lassen.<br />
In jener Zeit kam meine Frau einmal nach Hause und erzählte<br />
mir geradezu <strong>bei</strong>läufig, dass ihr während <strong>der</strong> Autofahrt die Idee<br />
gekommen war, eine Schule zu gründen. Schon am nächsten<br />
Tag hatte sie einen Termin <strong>bei</strong> unserem Bürgermeister, Herrn<br />
Singer, denn wir hatten davon gehört, dass die Grundschule in<br />
Bayernie<strong>der</strong>hofen (Gemeinde Halblech) schließen würde. Seine<br />
entschlossene Unterstützung und schließlich auch die des Gemein<strong>der</strong>ates<br />
machte vom ersten Moment an den Gemeindebezug zu<br />
einem prägenden Merkmal unserer Schulgründungsinitiative. Die<br />
Öffnung nach außen hin zu den Kirchen, Vereinen, regionalen<br />
Betrieben, Einrichtungen und Bürgern <strong>der</strong> Gemeinde Halblech<br />
ist uns ein sehr großes Anliegen.<br />
Dass dieses Anliegen auch eine Herausfor<strong>der</strong>ung darstellen<br />
kann, zeigt sich aktuell darin, dass die benachbarte Grundschule<br />
Trauchgau und das Son<strong>der</strong>pädagogische För<strong>der</strong>zentrum Füssen<br />
ihre Teilnahme an <strong>der</strong> diesjährigen Schulinformationsveranstaltung<br />
<strong>der</strong> Halblecher Kin<strong>der</strong>gärten verweigern, wenn sich dort auch<br />
unsere Montessori-Schule vorstellt. Dies ungeachtet <strong>der</strong> Tatsache,<br />
dass die <strong>bei</strong>den Kin<strong>der</strong>gärten unserer Gemeinde, zu denen auch<br />
Mias ehemaliger Kin<strong>der</strong>garten „Sonnenstrahl“ gehört, den Eltern<br />
gerne das ganze Spektrum schulischer Möglichkeiten präsentieren<br />
würden. Wir sehen die Montessori-Grundschule Halblech als ein<br />
zusätzliches und bereicherndes Bildungsangebot in <strong>der</strong> Region.<br />
Gleichzeitig möchte ich betonen, dass wir die Ar<strong>bei</strong>t je<strong>der</strong> Schule<br />
achten und respektieren.<br />
Die Realisierung<br />
Im November 2008 hat schließlich <strong>der</strong> Gemein<strong>der</strong>at mit großer<br />
Mehrheit beschlossen, das Schulhaus für die Nutzung einer<br />
inklusiven Montessori-Schule an unsere Schulgründungsinitiative<br />
zu vermieten. Das Gebäude liegt mitten in Bayernie<strong>der</strong>hofen,<br />
umgeben von bewirtschafteten Bauernhöfen, unweit <strong>der</strong> Kirche<br />
St. Michael und in Sichtweite des Kin<strong>der</strong>gartens „Sonnenstrahl“.<br />
Nachdem die Idee nun schon ein Zuhause hatte, war die Motivation<br />
groß, die nächsten Schritte in Angriff zu nehmen. Für die<br />
Gründung unserer Schule formierte sich innerhalb eines Jahres<br />
ein sehr engagiertes 10-köpfiges Team aus Eltern, Pädagogen<br />
und Therapeuten. Es galt einen För<strong>der</strong>- sowie einen Trägerverein<br />
zu gründen, unser inklusives Schulkonzept zu entwickeln, einen<br />
Finanzplan zu erstellen, die Finanzierung sicherzustellen, die Genehmigung<br />
durch die Regierung von Schwaben zu beantragen,<br />
den Bezirk Schwaben von unserem Konzept zu überzeugen, mit<br />
dem Schulamt in Marktoberdorf in Kontakt zu treten, geeignetes<br />
pädagogisches Personal zu finden, Schüler zu gewinnen und ein<br />
tragfähiges Netzwerk aus unterstützenden Personen und Institutionen<br />
aufzubauen. Eine zentrale Rolle hatte da<strong>bei</strong> von Beginn<br />
an <strong>der</strong> Montessori-Landesverband Bayern.<br />
Während dieser vielfältigen Aufbauar<strong>bei</strong>ten zeigte sich im-<br />
13<br />
Luag nei 57<br />
mer wie<strong>der</strong>, dass unser Projekt<br />
unter einem guten Stern steht.<br />
So erhielten wir z.B. auf ehrenamtlicher<br />
Basis ein Projektmanagement<br />
durch die Proficon<br />
Projektberatung GmbH aus Bad<br />
Wörishofen. Unserem Berater,<br />
Herr Trommer, ist es dank seines<br />
großen Engagements gelungen,<br />
unser Gründungsteam<br />
zu strukturieren und die Energien<br />
<strong>der</strong>art zu bündeln, dass wir sie<br />
zielgerecht und effizient einsetzen<br />
konnten - schließlich haben wir<br />
mit <strong>der</strong> Schule ganz neben<strong>bei</strong><br />
auch eine kleines Unternehmen<br />
gegründet. Weitere Bestätigung<br />
dafür, auf einem guten Weg zu<br />
sein erhielten wir durch die Gründungsmitgliedschaft<br />
<strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong><br />
<strong>Ostallgäu</strong> in unserem För<strong>der</strong>verein.<br />
Wir waren stets sehr<br />
dankbar, wenn unserem Schulprojekt<br />
mit <strong>der</strong>artiger Offenheit<br />
begegnet wurde. Dies war auch<br />
<strong>bei</strong> <strong>der</strong> Ludwig-Reinhard-Schule<br />
in Kaufbeuren <strong>der</strong> Fall. Schon<br />
frühzeitig hatten wir Kontakt zu<br />
ihr aufgenommen und inzwischen<br />
ist daraus eine geschätzte Zusammenar<strong>bei</strong>t<br />
entstanden.<br />
Dank großer ehrenamtlicher<br />
Unterstützung und nicht zuletzt<br />
durch zahlreiche Spenden, konnten<br />
wir nach drei Jahren intensiver<br />
Vorar<strong>bei</strong>t am 14. September<br />
2010 den ersten Schultag <strong>der</strong><br />
Montessori-Grundschule Halblech<br />
feiern.<br />
Die Zusammensetzung<br />
einer Lerngruppe<br />
Die Montessori-Grundschule<br />
Halblech umfasst <strong>der</strong>zeit eine<br />
altersgemischte Lerngruppe mit<br />
16 Kin<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Jahrgangsstufen<br />
1 - 4. Die Anzahl <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> mit<br />
beson<strong>der</strong>em Zuwendungsbedarf<br />
innerhalb einer Lerngruppe hängt<br />
jeweils von <strong>der</strong> Klassenstärke,<br />
dem pädagogischen Personal<br />
sowie den verschiedenen Ausprägungen<br />
des beson<strong>der</strong>en Zuwendungsbedarfs<br />
ab. Für eine<br />
ausgewogene Zusammensetzung<br />
einer Lerngruppe mit Kin<strong>der</strong>n aller<br />
Begabungen kann es keine<br />
Formel geben, da <strong>der</strong> Zuwendungsbedarf<br />
eines jeden Kindes<br />
individuell eingeschätzt wer-
den muss. Aktuell haben ca. 1/3 unserer Schüler sogenannten<br />
„son<strong>der</strong>pädagogischen För<strong>der</strong>bedarf“. (Diese Zahl ist nur begrenzt<br />
aussagekräftig, denn es hat sich herausgestellt, dass einige <strong>der</strong><br />
sogenannten „normalen“ bzw. „gesunden“ Kin<strong>der</strong> <strong>der</strong>zeit mehr<br />
Zuwendung brauchen, als die vermeintlich „behin<strong>der</strong>ten“.) Um dem<br />
Bedarf an zusätzlicher Zuwendung innerhalb dieser Lerngruppe<br />
gerecht zu <strong>werden</strong>, unterstützen <strong>der</strong>zeit zwei qualifizierte Fachkräfte<br />
im Rahmen <strong>der</strong> Einglie<strong>der</strong>ungshilfe durch den Bezirk Schwaben<br />
als Schulbegleiterinnen die Lehrkraft. Im Sinne einer wohnortnahen<br />
Schule haben Kin<strong>der</strong> mit beson<strong>der</strong>em Zuwendungsbedarf<br />
aus <strong>der</strong> Gemeinde Halblech grundsätzlich Vorrang vor Kin<strong>der</strong>n<br />
mit beson<strong>der</strong>em Zuwendungsbedarf benachbarter Gemeinden.<br />
Bereits während unserer Gründungsar<strong>bei</strong>t wurde deutlich, dass<br />
unsere Schule <strong>bei</strong> weitem zu klein sein wird, um auch dem Bedarf<br />
umliegen<strong>der</strong> Gemeinden gerecht <strong>werden</strong> zu können. Schon<br />
deshalb muss sich, und dafür hat sich Deutschland bereits vor<br />
knapp zwei Jahren durch die Ratifizierung <strong>der</strong> „UN-Konvention<br />
über die Rechte von Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen“ verpflichtet,<br />
das allgemeine Schulsystem umfassend für die Kin<strong>der</strong> öffnen, die<br />
bis heute noch zu 75% ausgeson<strong>der</strong>t <strong>werden</strong>. Die wertvolle personelle<br />
Unterstützung durch die Son<strong>der</strong>pädagogin Claudia Fischer<br />
von <strong>der</strong> Ludwig-Reinhard-Schule zeigt, wie son<strong>der</strong>pädagogische<br />
Fachkompetenz als „Mobiler Son<strong>der</strong>pädagogischer Dienst“ in<br />
allgemeine Schulen einfließen und wesentlich zum Gelingen einer<br />
inklusiven Schule <strong>bei</strong>tragen kann.<br />
Das richtige Maß<br />
an Zuwendung<br />
Die Eigenaktivität <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> zu för<strong>der</strong>n<br />
ist ein zentrales Anliegen <strong>der</strong> Montessori-<br />
Pädagogik. Jedes Kind soll spüren, dass<br />
man ihm viel zutraut. Im Sinne <strong>der</strong> Inklusion<br />
sollte das pädagogische Team für alle<br />
Kin<strong>der</strong> einer Lerngruppe zuständig und<br />
verantwortlich sein. Allerdings können<br />
die Bedürfnisse eines Kindes die ständige<br />
Nähe eines Schulbegleiters erfor<strong>der</strong>n, z.B.<br />
wegen spezifischen Verhaltensweisen o<strong>der</strong><br />
aus gesundheitlichen Gründen. Lei<strong>der</strong><br />
erschweren die streng voneinan<strong>der</strong> getrennten<br />
Zuständigkeiten von Regierung<br />
(Bildung) und Bezirk (Pflege) die Umsetzung<br />
einer inklusiven Pädagogik. Diese<br />
künstliche Abgrenzung bildet eine sehr<br />
enge Vorstellung von Schule ab, denn<br />
kindliche Bildung geschieht nicht allein<br />
in Form des Unterrichtens.<br />
14<br />
Luag nei 57<br />
Ein- und Ausblick<br />
In den Jahren <strong>der</strong> Schulgründung konnten wir unsere Vision<br />
einer „Schule des Miteinan<strong>der</strong>s“ grenzenlos entwerfen. Da<strong>bei</strong><br />
haben wir uns sehr hohe Ziele gesteckt. Sie weisen uns den<br />
Weg zu einer inklusiven Schule. Entscheidend ist, ihn nicht aus<br />
den Augen zu verlieren und darauf zu achten, dass das Herz <strong>der</strong><br />
Montessori-Schule Halblech stets für ein selbstverständliches<br />
Miteinan<strong>der</strong> aller Kin<strong>der</strong> schlägt.<br />
Die ersten Schulwochen haben gezeigt, dass unser pädagogisches<br />
Team <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Umsetzung unserer Vision großen Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
gegenübersteht. Das Miteinan<strong>der</strong> <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong><br />
entsteht selbstverständlich nicht von selbst. Es kann auch nicht<br />
verordnet, son<strong>der</strong>n muss mit großem Fingerspitzengefühl, liebevoller<br />
Zuwendung und Geduld nach und nach gestaltet <strong>werden</strong>.<br />
Eine ebenso reiz- wie anspruchsvolle Aufgabe für die Schulleiterin<br />
Emma Mörtl und ihr pädagogisches Team.<br />
Wir wünschen uns, dass die Anerkennung <strong>der</strong> Gleichwertigkeit<br />
aller Menschen über unsere Schule hinaus möglichst<br />
viele Menschen erreichen und berühren wird. Die Kin<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
Montessori-Grundschule Halblech beleben unsere Vision einer<br />
Gesellschaft, die allen Mitglie<strong>der</strong>n in wechselseitiger Achtung und<br />
Anerkennung Zugehörigkeit schenkt, weil sie die Unterschiedlichkeit<br />
<strong>der</strong> Menschen als Vielfalt des Lebens begrüßt. In ein paar<br />
Jahren sollen sie die Botschaft eines respektvollen und friedlichen<br />
Miteinan<strong>der</strong>s in die Welt tragen und<br />
durch ihre Haltung die Saat für mehr<br />
Zusammengehörigkeitsgefühl streuen.<br />
Nun ist Mia also ein Schulkind.<br />
Jeden Morgen fahre ich mit ihr und<br />
ihrer Schwester Viola (die inzwischen<br />
den Kin<strong>der</strong>garten „Sonnenstrahl“ besucht)<br />
hinunter ins Dorf und schaue<br />
ihr mit Freude da<strong>bei</strong> zu, wie sie entschlossen<br />
- „Papa, du kannst im Auto<br />
bleiben!“ - das Schulhaus betritt. Sie<br />
ist sehr motiviert, will ganz viel lernen<br />
und hat ihren Platz gefunden.<br />
Wenn sie dann mittags voller Energie<br />
und strahlend nachhause kommt und<br />
mit Begeisterung davon erzählt, was<br />
sie heute Neues gelernt hat, bin ich<br />
sehr glücklich und dankbar. Glücklich,<br />
weil meine Tochter glücklich ist,<br />
und dankbar, weil meine Frau eine<br />
wun<strong>der</strong>bare Idee hatte, die durch ein<br />
großes Miteinan<strong>der</strong> vieler Menschen<br />
Wirklichkeit <strong>werden</strong> konnte.<br />
Foto:Anke Sturm<br />
Tobias Meggle
Das Potential <strong>der</strong> Montessori-Pädagogik<br />
Die Unterrichtsinhalte <strong>der</strong> inklusiven Montessori-Schule<br />
Halblech orientieren sich an den Bayerischen Lehrplänen und<br />
halten dessen Ziele ein. Sowohl die Vermittlung <strong>der</strong> Lerninhalte,<br />
als auch das Konzept <strong>der</strong> Inklusion orientieren sich an <strong>der</strong><br />
von <strong>der</strong> italienischen Ärztin Maria Montessori (1870-1952)<br />
entwickelten Pädagogik und Didaktik. Das große inklusive<br />
Potential rührt nicht zuletzt auch daher, dass Kin<strong>der</strong> mit beson<strong>der</strong>em<br />
Zuwendungsbedarf den Anstoß für die Entwicklung<br />
ihrer Pädagogik gegeben haben. Sieben Jahre hat sie sich<br />
ausschließlich mit ihnen beschäftigt, bevor sie anschließend<br />
mit Kin<strong>der</strong>n ohne beson<strong>der</strong>en Zuwendungsbedarf ar<strong>bei</strong>tete.<br />
Im Mittelpunkt unseres pädagogischen Bemühens stehen<br />
das Kind und seine individuell ausgeprägte Zugangsweise zur<br />
Welt. Jedes Kind bringt ganz persönliche Erfahrungen, Lernvoraussetzungen<br />
und Interessen mit. Durch das gezielte und<br />
liebevolle Eingehen auf die Bedürfnisse eines jeden Kindes<br />
bietet die Montessori-Pädagogik sehr gute Voraussetzungen<br />
für das Miteinan<strong>der</strong> von Kin<strong>der</strong>n aller Begabungen und Temperamente,<br />
unabhängig von körperlichen, kognitiven, emotionalen,<br />
sozialen, genetischen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Gegebenheiten.<br />
Die Altersmischung<br />
Ein Grundprinzip <strong>der</strong> Pädagogik von Maria Montessori ist<br />
die Altersmischung innerhalb einer Klasse. Die Schüler <strong>der</strong><br />
Jahrgänge 1 bis 4 lernen an <strong>der</strong> Montessori-Grundschule<br />
Halblech gemeinsam in einer Lerngruppe. Die Gruppenstärke<br />
beläuft sich auf max. 22 Schüler. Die in vielen Teilen<br />
<strong>der</strong> Gesellschaft selbstverständliche Altersmischung als<br />
natürlichste Form einer menschlichen Gemeinschaft bietet<br />
auch in <strong>der</strong> Schulzeit ideale Voraussetzungen für das Lernen<br />
an sich und das Verinnerlichen sozialer Fähigkeiten. Durch<br />
die unterschiedlichen individuellen Lebensbedingungen und<br />
Lernvoraussetzungen <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> verschiedenen Alters entsteht<br />
ein natürliches soziales Gefüge, in dem alle miteinan<strong>der</strong> und<br />
voneinan<strong>der</strong> lernen können. Da<strong>bei</strong> lernen nicht nur jüngere<br />
von älteren Kin<strong>der</strong>n, son<strong>der</strong>n auch umgekehrt. Jedes Kind<br />
erfährt sich in immer wie<strong>der</strong> wechselnden Rollen und lernt,<br />
sowohl Hilfe zu geben als auch Hilfe anzunehmen. Dadurch<br />
haben alle die Chance, sich gegenseitig mit ihren jeweiligen<br />
Stärken und Schwächen kennenzulernen und zu respektieren.<br />
15<br />
Luag nei 57<br />
Die vorbereitete Umgebung<br />
Maria Montessori hat die Bedeutung <strong>der</strong> Selbsttätigkeit<br />
des Kindes im Lernprozess erkannt. Für eine aktive Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />
mit den Lerngegenständen ist daher eine<br />
kindgerechte, vorbereitete Umgebung nötig. Das Kind soll<br />
sich aktiv die Welt aneignen und Zusammenhänge kennenlernen.<br />
Eine wichtige Voraussetzung für den Lernprozess ist das<br />
Montessori-Material. Es steht in <strong>der</strong> vorbereiteten Umgebung<br />
in einer festgelegten Ordnung bereit. Durch das Hantieren<br />
mit dem Sinnesmaterial begreift das Kind im wörtlichen Sinn<br />
dessen Bedeutung, erfährt dessen Eigenschaften und kann<br />
Zusammenhänge herstellen.<br />
Die Freiar<strong>bei</strong>t<br />
Die Freiar<strong>bei</strong>t stellt ein zentrales Prinzip <strong>der</strong> Montessori-<br />
Pädagogik dar. Die Kin<strong>der</strong> bestimmen Ort und Inhalt sowie<br />
Dauer und Tempo ihrer Ar<strong>bei</strong>t und entscheiden, ob sie alleine,<br />
mit einem Partner o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Gruppe ar<strong>bei</strong>ten wollen. Sie<br />
lernen, Informationen einzuholen, sich ihre Ar<strong>bei</strong>t einzuteilen,<br />
die nötigen Materialien zusammenzustellen sowie ihren<br />
Ar<strong>bei</strong>tsplatz vorzubereiten und wie<strong>der</strong> aufzuräumen. Die<br />
Lehrpersonen geben ihnen <strong>bei</strong> Bedarf individuelle Lernanreize,<br />
beraten, helfen und geben Rückmeldung. Da die Freiheit ein<br />
zentrales Element <strong>der</strong> Montessori-Pädagogik darstellt, sind<br />
Regeln und Strukturen von größter Bedeutung.<br />
Kin<strong>der</strong>, die von alleine nicht in die Freiar<strong>bei</strong>t finden, <strong>werden</strong><br />
von den Lehrpersonen behutsam, aber konsequent geleitet,<br />
bis sie gelernt haben, mit ihrer Freiheit sinnvoll umzugehen.<br />
Kontakt:<br />
Montessori-Grundschule Halblech<br />
Schulweg 6<br />
87642 Halblech<br />
Tel. 08368 303<br />
mail@montessori-halblech.de<br />
www.montessori-halblech.de<br />
Fotos: Montessori Halblech
Mit dem Projekt<br />
INTEGRA MENSCH starteten die Wertachtal-Werkstätten jetzt eine<br />
Initiative, mit <strong>der</strong> die berufliche Teilhabe behin<strong>der</strong>ter Menschen<br />
im Raum Füssen vorangebracht <strong>werden</strong> soll. Ziel sind möglichst<br />
wohnortnahe Ar<strong>bei</strong>tsplätze auf dem allgemeinen Ar<strong>bei</strong>tsmarkt für<br />
Beschäftigte <strong>der</strong> Werkstätten. Da<strong>bei</strong> <strong>werden</strong> Menschen unterstützt,<br />
die aufgrund einer Behin<strong>der</strong>ung keine wirkliche Chance auf dem<br />
Ar<strong>bei</strong>tsmarkt haben. INTEGRA MENSCH ist eine gemeindenahe<br />
„Werkstatt“, die Teilhabe am Ar<strong>bei</strong>tsleben in ganz neuer Form<br />
ermöglichen will und dort Ar<strong>bei</strong>t sucht, wo die Menschen leben.<br />
Gemeinsam mit engagierten Bürgern, Unternehmern, Wohlfahrtsverbänden,<br />
<strong>der</strong> IHK und <strong>der</strong> Handwerkskammer sollen Firmen<br />
im Altlandkreis Füssen dafür interessiert <strong>werden</strong>, Menschen<br />
mit Behin<strong>der</strong>ung in ihrem Betrieb Ar<strong>bei</strong>t zu geben. Unterstützt<br />
wird das Projekt von Füssens Bürgermeister Paul Jacob, Landrat<br />
Johann Fleschhut, <strong>der</strong> Vizepräsidentin des Bezirkstags Uschi<br />
Lax, dem Landtagsabgeordneten Paul Wengert, <strong>der</strong> Agentur für<br />
Ar<strong>bei</strong>t und an<strong>der</strong>en.<br />
16<br />
Füssen bewegt<br />
Luag nei 57<br />
Wenn interessierte Betriebe gefunden<br />
sind, können sich diese und<br />
interessierte Bewerber zunächst in<br />
einem Praktikum kennenlernen. Integrationsbegleiter<br />
<strong>der</strong> Wertachtal-<br />
Werkstätten unterstützen <strong>bei</strong>de Seiten<br />
während <strong>der</strong> Einar<strong>bei</strong>tung und<br />
beraten in allen wichtigen Fragen rund um den Ar<strong>bei</strong>tsplatz.<br />
Dieser wird möglichst individuell auf den Einzelnen zugeschnitten.<br />
Wenn <strong>der</strong> Bewerber zum Unternehmen passt und umgekehrt,<br />
kann <strong>der</strong> Betrieb eine sogenannte Patenschaft übernehmen und<br />
die Person regulär beschäftigen. Ar<strong>bei</strong>tgeber bleibt aber weiterhin<br />
INTEGRA MENSCH. Zeitlicher Umfang <strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>t und die<br />
Bezahlung <strong>werden</strong> individuell geregelt. Auch danach stehen die<br />
Integrationsbegleiter weiterhin vor Ort zur Verfügung.<br />
Für interessierte Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung bietet sich mit<br />
dem Projekt die Chance, einen Ar<strong>bei</strong>tsplatz zu finden, <strong>der</strong> zu<br />
ihnen passt und <strong>der</strong> in ihrem gewohnten Lebensumfeld liegt. Der<br />
Betrieb bekommt einen Mitar<strong>bei</strong>ter, <strong>der</strong> hoch motiviert ist, kann<br />
sein Unternehmensprofil erweitern und erhält den Einstieg in ein<br />
exklusives Netzwerk. Die Gemeinde kann die Lebensqualität ihrer<br />
Bürger erhöhen und die Teilhabe aller am Gemeindeleben verwirklichen.<br />
INTEGRA MENSCH ist ein Gewinn für alle Beteiligten.<br />
Fritz Keiditsch
<strong>Älter</strong><br />
Werden<br />
17<br />
Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung <strong>werden</strong> älter -<br />
wie sollen sie künftig leben?<br />
Luag nei 57<br />
thema<br />
Dass unsere Gesellschaft immer älter wird, ist mittlerweile jedem bekannt. Dass<br />
damit auch die Anzahl behin<strong>der</strong>ter Menschen mit hohem Alter steigt, rückt zunehmend<br />
ins Bewusstsein. Ihre Versorgung ist nämlich eine beson<strong>der</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ung.<br />
Auch die <strong>Lebenshilfe</strong> setzt sich seit Jahren mit <strong>der</strong> Problematik auseinan<strong>der</strong>, wie<br />
alte behin<strong>der</strong>te Menschen künftig leben könnten. Fragen, die <strong>bei</strong> diesen Überlegungen<br />
entstehen, lauten:<br />
Brauchen wir spezielle Einrichtungen für alte behin<strong>der</strong>te Menschen? Wenn ja,<br />
bedeutet dies dann, dass behin<strong>der</strong>te Menschen im Alter ihre gewohnte Umgebung<br />
(z. B. das Wohnheim) verlassen und in solche Einrichtungen umziehen müssen? Wäre<br />
es nicht wesentlich menschlicher, wenn je<strong>der</strong> in seiner angestammten Umgebung alt<br />
<strong>werden</strong> könnte? Aber was bedeutet das für die Wohneinrichtungen? Müssten sie nicht<br />
ihre Versorgungs- und Personalstruktur dann än<strong>der</strong>n (z. B. mehr Pflegepersonal)? Und<br />
schließlich: wie soll diese Herausfor<strong>der</strong>ung finanziert <strong>werden</strong>?<br />
Es gibt auch in den Wohneinrichtungen <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Ostallgäu</strong> eine zunehmende<br />
Anzahl an Rentnern. Ihnen hat die <strong>Lebenshilfe</strong> bisher ermöglichen können, in ihrer gewohnten<br />
Umgebung zu bleiben. Ob dies auch in Zukunft so sein wird, wenn die Zahl<br />
<strong>der</strong> Rentner stetig zunimmt, bleibt zu klären.<br />
Alt <strong>werden</strong> in <strong>der</strong> gewohnten Umgebung<br />
Der aktuelle Entwurf des neuen <strong>Lebenshilfe</strong>-Grundsatzprogramms stellt an die Versorgung<br />
alter Menschen hohe Ansprüche. Hier heißt es „Wenn Menschen älter <strong>werden</strong>,<br />
brauchen sie Angebote zur Gestaltung des Tages und Unterstützung <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Pflege.<br />
Diese sollen sie in ihrer Wohnung bekommen“. Damit orientiert sich <strong>der</strong> Entwurf des<br />
Grundsatzprogramms an den Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> UN-Behin<strong>der</strong>tenrechtskonvention.<br />
Die Richtung ist damit klar: Behin<strong>der</strong>te Menschen sollen in ihrer gewohnten Umgebung<br />
alt <strong>werden</strong> können. Die dafür notwendigen Angebote müssen entwickelt und<br />
bereitgestellt <strong>werden</strong>.<br />
Die <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Ostallgäu</strong> muss sich daher fragen, welche neuen Angebote in den<br />
nächsten 10 bis 20 Jahren entwickelt <strong>werden</strong> müssen. Brauchen wir z. B. einen spezialisierten<br />
ambulanten Pflegedienst für alte behin<strong>der</strong>te Menschen? Brauchen wir spezielle<br />
Tageseinrichtungen, die das Verbleiben in <strong>der</strong> gewohnten Umgebung unterstützen können?<br />
Müssen die Offenen Hilfen Freizeitangebote o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e aktivierende Angebote für<br />
alte behin<strong>der</strong>te Menschen entwickeln? Wie müssen sich die Wohnangebote verän<strong>der</strong>n?<br />
Die <strong>Lebenshilfe</strong> muss sich diesen Herausfor<strong>der</strong>ungen stellen. Das ist sie den behin<strong>der</strong>ten<br />
Menschen schuldig, die sich ihr Leben lang auf sie verlassen haben, und das ist<br />
sie auch den Eltern schuldig, die darauf vertrauen, dass die <strong>Lebenshilfe</strong> ihren Söhnen und<br />
Töchtern auch im Alter eine qualifizierte und menschliche Betreuung zukommen lässt.<br />
Nicht zuletzt ist es eine politisch gesellschaftliche Herausfor<strong>der</strong>ung, die dafür nötigen<br />
Mittel zur Verfügung zu stellen. Auch das wird sicher nicht einfach <strong>werden</strong>.<br />
Unsere <strong>Lebenshilfe</strong> wird diese Aufgabe annehmen und sie wird sie meistern, wie<br />
viele an<strong>der</strong>e schwierige Aufgaben zuvor.<br />
Wolfgang Neumayer
Neues Verständnis nötig<br />
Pflege und Einglie<strong>der</strong>ungshilfe in <strong>der</strong> Diskussion<br />
Unsere Gesellschaft wird älter, die Zahl <strong>der</strong> pflegebedürftigen<br />
Menschen nimmt damit zu. Das gilt auch für die Anzahl geistig<br />
behin<strong>der</strong>ter Menschen, die einen hohen Pflegebedarf haben.<br />
Eine zunehmend komplizierte Situation ist die Folge, denn ein<br />
Mensch, <strong>der</strong> behin<strong>der</strong>t und pflegebedürftig ist, hat im Grunde<br />
Ansprüche an zwei verschiedene Versorgungssysteme: an die<br />
Pflege und an die Einglie<strong>der</strong>ungshilfe.<br />
Der Unterschied<br />
Die Einglie<strong>der</strong>ungshilfe umfasst alle Hilfen für behin<strong>der</strong>te<br />
Menschen, die von den Sozialhilfeträgern zur Verfügung gestellt<br />
<strong>werden</strong> (z. B. Bezirk Schwaben). Dazu gehören unter an<strong>der</strong>em:<br />
Frühför<strong>der</strong>ung, Tagesstätte, Werkstätte o<strong>der</strong> Wohnheim. Bei <strong>der</strong><br />
Pflege gibt es folgende Unterscheidung.<br />
1. Die Grundpflege: Sie sichert die Grundbedürfnisse<br />
des Lebens: Ernährung, Körperpflege, Mobilität und<br />
hauswirtschaftliche Versorgung. Diese Grundpflege wird<br />
häufig von Angehörigen erbracht, aber auch z. B. von<br />
Sozialstationen.<br />
2. Die Behandlungspflege: Sie behandelt die Auswirkungen<br />
von Erkrankungen, z. B. Verbände anlegen, Medikamente<br />
geben, Einreibungen, Spritzen usw. Sie wird fast immer<br />
von ambulanten Pflegediensten erbracht.<br />
So richtig kompliziert wird es, wenn man sich verdeutlicht, dass<br />
für die drei beschriebenen Dienstleistungen auch drei verschiedene<br />
Kostenträger zuständig sind. Für die Einglie<strong>der</strong>ungshilfe <strong>der</strong><br />
Sozialhilfeträger, für die Grundpflege die Pflegeversicherung und<br />
für die Behandlungspflege die Krankenkasse.<br />
Zwei Kostenträger<br />
Ein behin<strong>der</strong>ter und pflegebedürftiger Mensch hat in <strong>der</strong><br />
Praxis also oft Schwierigkeiten, den richtigen Kostenträger für die<br />
richtige Hilfe zu finden. An<strong>der</strong>erseits versuchen die Kostenträger,<br />
Kosten auf jeweils An<strong>der</strong>e abzuschieben. In einer solch schwierigen<br />
Gemengelage geraten die Bedürfnisse und Interessen <strong>der</strong><br />
betroffenen Menschen schnell unter die Rä<strong>der</strong>. Deshalb ist die<br />
Frage berechtigt, ob unser bisheriges Verständnis von Einglie<strong>der</strong>ungshilfe<br />
und Pflege und die bisherige Praxis den künftigen<br />
Herausfor<strong>der</strong>ungen gerecht <strong>werden</strong> können.<br />
Ein neues Verständnis<br />
Die Politik und die Fachleute haben bereits erkannt, dass<br />
hier Verän<strong>der</strong>ungen notwendig sind, deswegen wird seit einiger<br />
Zeit an einem neuen Pflegebegriff und einem neuen Verständnis<br />
von Einglie<strong>der</strong>ungshilfe diskutiert. Eine Zusammenführung und<br />
18<br />
Luag nei 57<br />
Abstimmung von Einglie<strong>der</strong>ungshilfe und Pflege ist allerdings sehr<br />
schwierig, denn es handelt sich um sehr unterschiedliche Konzepte,<br />
die aber auch in vielen Bereichen Überschneidungen haben. Beide<br />
Bereiche haben eine sehr unterschiedliche Fachlichkeit und eine<br />
unterschiedliche Sichtweise. In <strong>der</strong> Pflege ar<strong>bei</strong>ten vorwiegend<br />
medizinisch ausgebildete Fachkräfte, in <strong>der</strong> Einglie<strong>der</strong>ungshilfe<br />
vorwiegend pädagogisch ausgebildete Fachkräfte.<br />
Während <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Einglie<strong>der</strong>ungshilfe das Ziel die Teilhabe und<br />
Selbstbestimmung ist, zielt die Pflege auf mehr Selbstständigkeit.<br />
Unter dem Strich bleibt aber, dass die gleiche Maßnahme häufig<br />
unter verschiedenen Blickwinkeln durchgeführt <strong>werden</strong> kann. Die<br />
Pflege kann Teil <strong>der</strong> Einglie<strong>der</strong>ungshilfe sein und umgekehrt.<br />
Pflegebedürftigkeit<br />
Damit die Bedürfnisse <strong>der</strong> zunehmenden Zahl von alten behin<strong>der</strong>ten<br />
Menschen mit Pflegebedürftigkeit berücksichtigt <strong>werden</strong><br />
können, ist es notwendig, Aufgaben, Ziele und Zusammenwirken<br />
von Pflege- und Einglie<strong>der</strong>ungshilfe neu zu regeln. Ein wichtiger<br />
Baustein da<strong>bei</strong> ist <strong>der</strong> im Moment diskutierte neue Begriff <strong>der</strong><br />
Pflegebedürftigkeit. Dieser neue Begriff umfasst acht Module,<br />
mit denen <strong>der</strong> Grad <strong>der</strong> persönlichen Beeinträchtigung ermittelt<br />
<strong>werden</strong> soll:<br />
1. Mobilität: z. B. Fortbewegung über kurze Strecken o<strong>der</strong><br />
Lageverän<strong>der</strong>ung des Körpers<br />
2. Kognitive und kommunikative Fähigkeiten: z. B. Gedächtnis,<br />
Wahrnehmung, Denken, Urteilen, Kommunikation<br />
3. Verhaltensweisen und psychische Problemlagen: z. B.<br />
Selbst- o<strong>der</strong> Fremdgefährdung, Ängstlichkeit, Wahnvorstellungen<br />
o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e psychische Probleme<br />
4. Selbstversorgung: z. B. Körperpflege, Essen und Trinken,<br />
Toilettengang<br />
5. Umgang mit krankheits-/therapiebedingten Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
und Belastungen: z. B. Aktivitäten, die auf die Bewältigung<br />
von Belastungen aus Krankheiten o<strong>der</strong> Therapiemaßnahmen<br />
zielen<br />
6. Gestaltung des Alltagslebens und soziale Kontakte: z.<br />
B. Einteilung von Zeit, Schlaf-/Wachrhythmus, sinnvolles<br />
und bedürfnisgerechtes Ausfüllen von verfügbarer Zeit,<br />
Pflege sozialer Beziehungen<br />
7. Außerhäusliche Aktivitäten: z. B. Teilnahme an sozialen<br />
und kulturellen Veranstaltungen<br />
8. Haushaltsführung<br />
Begutachtung mit Punktesystem<br />
Zurzeit <strong>werden</strong> neue Begutachtungsrichtlinien erar<strong>bei</strong>tet. Künftig<br />
soll nicht mehr <strong>der</strong> Zeitaufwand entscheidend sein, son<strong>der</strong>n
ein Punktesystem. Dieses Punktesystem<br />
wird berücksichtigen, wie stark <strong>der</strong> Grad<br />
<strong>der</strong> Beeinträchtigung ist und wie häufig<br />
eine Aktivität stattfinden muss. Es soll fünf<br />
Pflegestufen geben. Die Stufe 1 z. B. erhält<br />
man mit 10-29 Punkten o<strong>der</strong> die Stufe 3<br />
mit 50-69 Punkten.<br />
Der Vorschlag einer solchen Begutachtungsrichtlinie<br />
liegt mit einem Umfang<br />
von fast 130 Seiten bereits vor. Damit ist<br />
<strong>der</strong> Pflegebereich <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Umstellung auf<br />
neue Anfor<strong>der</strong>ungen schon weiter als die<br />
Einglie<strong>der</strong>ungshilfe. Es muss deshalb darauf<br />
geachtet <strong>werden</strong>, dass die Bedürfnisse <strong>der</strong><br />
Einglie<strong>der</strong>ungshilfe in dieser Diskussion<br />
nicht zu kurz kommen <strong>werden</strong>. Denn die<br />
breiter angelegte Fachlichkeit <strong>der</strong> Einglie<strong>der</strong>ungshilfe,<br />
die mehr auf die Teilhabe<br />
achtet, ist für Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung<br />
sehr wichtig.<br />
Auch wir von <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Ostallgäu</strong><br />
erleben gerade, welche Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
unser neues Wohnheim für Menschen mit<br />
hohem Betreuungs-und Pflegeaufwand<br />
in Kaufbeuren mit sich bringt. Einglie<strong>der</strong>ungshilfe<br />
und Pflege müssen hier intensiv<br />
miteinan<strong>der</strong> verzahnt sein. Obwohl <strong>der</strong><br />
Pflegeaufwand sehr hoch ist, beteiligt sich<br />
die Pflegeversicherung nur mit einem geringen<br />
Beitrag an den Kosten. Das ist so<br />
nicht in Ordnung.<br />
Wolfgang Neumayer<br />
19<br />
Luag nei 57<br />
Das ist mein Tag<br />
Ich bin Rentner und schlafe gerne<br />
länger. Darum werde ich erst in <strong>der</strong><br />
Früh gegen 9.00 Uhr geweckt. Die<br />
Betreuer helfen mir <strong>bei</strong>m Waschen<br />
und Anziehen.<br />
Auf dem Weg zum Frühstücksraum<br />
füttere ich meine Fische. Danach<br />
wird gefrühstückt: Ich mag es gerne<br />
deftig und <strong>der</strong> Cappuccino darf<br />
natürlich nicht fehlen…<br />
Nach dem Frühstück erledige ich oft selbständig<br />
kleinere Ar<strong>bei</strong>ten: Ich bringe das Altpapier in<br />
den Keller, helfe den Tisch abzuräumen o<strong>der</strong><br />
gieße meine Blumen.<br />
Manchmal will ich dann noch eine Runde Rollrad<br />
fahren. Da<strong>bei</strong> lege ich oft Strecken von 10 bis<br />
15 km zurück!
Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente<br />
Was ist sie?<br />
Wer bekommt sie?<br />
Neben dem Lohn für die Ar<strong>bei</strong>t in den Wertachtal-Werkstätten<br />
gehört mittlerweile für viele Beschäftigte die Zahlung einer Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente<br />
zum monatlichen Einkommen dazu. Für<br />
diejenigen, die noch keine EM-Rente beziehen, stellen sich eine<br />
Reihe von Fragen: Welche Voraussetzungen muss ich erfüllen?<br />
Wer kann sie beantragen? Wo kann ich sie beantragen und wer<br />
kann mir da<strong>bei</strong> helfen?<br />
Im Rahmen einer Veranstaltung des Eltern<strong>bei</strong>rates hielt Herr<br />
Heumann von <strong>der</strong> Sozialverwaltung des Bezirkes Schwaben am<br />
18.11.10 in den Wertachtal-Werkstätten einen Vortrag über genau<br />
diese Fragen. Aufgrund zahlreicher Nachfragen aus dem Publikum<br />
sind nachfolgend noch einmal die wichtigsten Regelungen<br />
entsprechend <strong>der</strong> momentan gültigen Gesetzeslage aufgeführt.<br />
Was ist eine Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente?<br />
Von teilweiser o<strong>der</strong> voller Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente spricht<br />
man seit dem 01.01.2001. Davor sprach man von Berufs- o<strong>der</strong><br />
Erwerbsunfähigkeitsrente. Teilweise Erwerbsmin<strong>der</strong>ung bezeichnet<br />
den Umstand, dass eine Person vom Leistungsprofil laut Gutachten<br />
<strong>der</strong> Rentenkasse täglich nur drei bis sechs Stunden auf dem<br />
allgemeinen Ar<strong>bei</strong>tsmarkt tätig sein kann. Eine Person, die laut<br />
Gutachten <strong>der</strong> Rentenkasse täglich unter den Bedingungen des<br />
allgemeinen Ar<strong>bei</strong>tsmarktes nur bis zu drei Stunden ar<strong>bei</strong>ten<br />
kann, bezeichnet man als voll erwerbsgemin<strong>der</strong>t. ( § 43 SGB VI)<br />
Persönliche Anspruchsvoraussetzungen<br />
Um einen Anspruch auf Rente wegen Erwerbsmin<strong>der</strong>ung zu<br />
begründen, muss ein Beschäftigter unter 65 Jahre alt und teilweise<br />
o<strong>der</strong> voll erwerbsgemin<strong>der</strong>t sein. Die Beschäftigten einer WfbM,<br />
und somit auch <strong>der</strong> Wertachtal-Werkstätten, haben automatisch<br />
durch ihre Aufnahme in die Werkstatt den Status einer vollen<br />
Erwerbsmin<strong>der</strong>ung.<br />
Versicherungsrechtliche Anspruchsvoraussetzungen<br />
Ein Beschäftigter <strong>der</strong> Wertachtal-Werkstätten, <strong>der</strong> z. B. die<br />
Ludwig-Reinhard-Schule in Kaufbeuren besucht hat, dann im<br />
Berufsbildungsbereich und schließlich im Ar<strong>bei</strong>tsbereich tätig ist,<br />
hat nach 240 Monaten (bzw. 20 Jahren) ohne Unterbrechung<br />
einen Anspruch auf EM-Rente, unabhängig davon, dass er weiter<br />
in <strong>der</strong> Werkstatt beschäftigt ist. Die Wartezeit von 240 Monaten<br />
kann auf Antrag durch die Nachzahlung von freiwilligen Beiträgen<br />
um 12 Monate verkürzt <strong>werden</strong>. Voraussetzung dafür ist, dass<br />
<strong>der</strong> Beschäftigte in <strong>der</strong> Zeit zwischen dem 16. und 17. Lebensjahr<br />
eine Schul- o<strong>der</strong> Berufsausbildung absolviert hat.<br />
Ebenfalls Anspruch auf eine EM-Rente hat ein Beschäftigter,<br />
<strong>der</strong> z. B. die Regelschule durchlaufen, eine Berufsausbildung<br />
gemacht hat und dann in die Werkstatt kam. Für ihn gelten je-<br />
20<br />
Luag nei 57<br />
doch an<strong>der</strong>e Zeiten, denn er muss lediglich 36 Beitragsmonate<br />
für eine versicherte Beschäftigung o<strong>der</strong> Tätigkeit während <strong>der</strong><br />
letzten fünf Jahre vor Eintritt <strong>der</strong> Erwerbsmin<strong>der</strong>ung (Aufnahme in<br />
die Werkstatt o<strong>der</strong> Feststellung <strong>der</strong> Schwerbehin<strong>der</strong>ung) haben.<br />
Rentenantrag<br />
Einen Rentenantrag kann nur die betreffende Person, bzw. ihr<br />
gesetzlicher Vertreter stellen. Der zuständiger Sozialdienst <strong>der</strong><br />
Wertachtal-Werkstätten berät sie gerne und unterstützt sie ggf.<br />
<strong>bei</strong>m Ausfüllen <strong>der</strong> Anträge. Die Anträge wegen einer Auskunft<br />
über die Beitragszeiten, wegen einer Rentenleistung o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
freiwilligen Nachzahlung von Beiträgen können auch direkt <strong>bei</strong><br />
<strong>der</strong> Deutschen Rentenversicherung (DRV) Schwaben o<strong>der</strong> <strong>bei</strong> den<br />
Landratsämtern o<strong>der</strong> Gemeindeverwaltungen gestellt <strong>werden</strong>.<br />
Beson<strong>der</strong>heiten für Bewohner <strong>der</strong> Wohnheime<br />
Wohnt ein Beschäftigter <strong>der</strong> Wertachtal-Werkstätten in einem<br />
Wohnheim, so wird er o<strong>der</strong> sein gesetzlicher Betreuer vom Bezirk<br />
Schwaben aufgefor<strong>der</strong>t, die Rente zu beantragen. Die Rentenzahlungen<br />
<strong>werden</strong> allerdings zur Kostendeckung des Wohnheimplatzes<br />
übergeleitet.<br />
Zum Thema Rente allgemein<br />
Die beschriebenen Regelungen betreffen die meisten Beschäftigten<br />
<strong>der</strong> Wertachtal-Werkstätten, stellen aber keine abschließende<br />
Aufstellung aller rentenrelevanten Regelungen dar.<br />
Sollten Sie darüber hinaus Fragen zum Thema Rente haben<br />
sprechen Sie mit dem zuständigen Sozialdienst Ihrer Werkstatt.<br />
Stefan Gerlach<br />
♫<br />
Ihr habt euch wohl gewun<strong>der</strong>t<br />
das ich schon Rentner bin<br />
jetzt wo <strong>der</strong> Stress vor<strong>bei</strong> ist<br />
da lang ich wie<strong>der</strong> hin<br />
Oho, oho, oho<br />
Mit 66 Jahren da fängt das Leben an<br />
Mit 66 Jahren da hat man Spaß daran<br />
Mit 66 Jahren da kommt man erst in Schuss<br />
Mit 66 ist noch lang noch nicht Schluss<br />
(Udo Jürgens – „Mit 66 Jahren“)
Alt <strong>werden</strong> im Wohnheim<br />
In den fünf Wohnheimen <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong><br />
<strong>Ostallgäu</strong> leben inzwischen ca. 15<br />
Bewohner, die im Laufe <strong>der</strong> vergangenen<br />
Jahre ihr Rentenalter erreicht haben. Die<br />
meisten von ihnen wohnen schon seit<br />
langer Zeit im selben Wohnheim, einige<br />
kamen aus an<strong>der</strong>en Einrichtungen o<strong>der</strong><br />
von zuhause. Das anfängliche Wohnheimkonzept,<br />
dass je<strong>der</strong> Bewohner tagsüber<br />
einer festen Beschäftigung in Werkstätten<br />
o<strong>der</strong> Tagesstätten nachgeht und dadurch<br />
nur zu festgelegten Zeiten Betreuung im<br />
Wohnbereich benötigt, musste mit dem<br />
ersten Rentner neu überdacht <strong>werden</strong>.<br />
Alt <strong>werden</strong> in gewohnter Umgebung<br />
Ein Ziel <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> war schon immer,<br />
den Wohnheimbewohnern zu ermöglichen,<br />
in ihrem Zuhause auch im Alter und<br />
möglichst bis zum Ende ihres Lebens leben<br />
zu können. Um den älter <strong>werden</strong>den Menschen<br />
eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung zu<br />
ermöglichen, wurde für die ersten Rentner<br />
im Wohnheim Luxdorfer Weg ein Tagdienst<br />
eingerichtet. Während ihre berufstätigen<br />
Mitbewohner in <strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>t waren, von ca.<br />
8 Uhr morgens bis 16 Uhr nachmittags,<br />
verbrachten sie dort ihre Zeit gemeinsam<br />
mit einem Tagdienstbetreuer.<br />
Abschied vom Ar<strong>bei</strong>tsleben<br />
Nach und nach schieden mehr Bewohner<br />
aus dem Ar<strong>bei</strong>tsleben aus und<br />
inzwischen gibt es in vier unserer Wohnheime<br />
Tagdienste, <strong>der</strong>en gewachsener Betreuerstamm<br />
sich fast ausschließlich um<br />
die Ruheständler kümmert. Die meisten<br />
Rentner leben im Wohnheim in <strong>der</strong> Hans-<br />
Böckler-Straße, dem ersten Haus dieser<br />
Art im <strong>Ostallgäu</strong>, dort haben die ersten<br />
behin<strong>der</strong>ten Menschen ein neues Zuhause<br />
gefunden. Fast alle „HaBö-Ruheständler“<br />
leben zusammen mit drei Noch-Berufstäti-<br />
„Alter spielt überhaupt keine Rolle,<br />
es sei denn, man ist ein Käse“.<br />
(Billie Burk)<br />
21<br />
gen in einer Wohngruppe, also fast schon<br />
in einer kompletten „Rentnertruppe“.<br />
Freie Zeit<br />
Immer mehr Bewohner gehen in den<br />
Ruhestand. Die meisten freuen sich auf<br />
ihre Rente: „Dann kann ich endlich ausschlafen“,<br />
„Dann muss ich nicht mehr in die<br />
Ar<strong>bei</strong>t“, „Dann kann ich zuhause bleiben“,<br />
„Dann fühle ich mich wohler“. Viele sind<br />
glückliche Rentner vom ersten Tag an und<br />
genießen ihre freie Zeit. Einige merken aber<br />
erst im Laufe <strong>der</strong> Zeit, dass sich dadurch<br />
sehr viel verän<strong>der</strong>t. Der Tagesablauf ist<br />
ein ganz an<strong>der</strong>er, sie verlieren Kontakte,<br />
können nicht mehr so viel unternehmen<br />
wie früher, ihr ganzer Lebensraum verkleinert<br />
sich.<br />
Unterschiedliches Alt<strong>werden</strong><br />
Alle Menschen altern unterschiedlich,<br />
<strong>der</strong> eine ist mit 70 noch aktiv und gut gelaunt<br />
und <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e mit 50 schon gebrechlich<br />
und unglücklich. Für den einen<br />
Bewohner ist <strong>der</strong> Ruhestand ein Geschenk,<br />
für den an<strong>der</strong>en eine Strafe. <strong>Älter</strong> zu <strong>werden</strong><br />
bedeutet aber nicht nur, nicht mehr in die<br />
Ar<strong>bei</strong>t gehen zu müssen, alt <strong>werden</strong> ist ein<br />
Prozess, <strong>der</strong> sich in <strong>der</strong> letzten Lebensphase<br />
eines Menschen vollzieht. Behin<strong>der</strong>te Menschen<br />
bedrücken da<strong>bei</strong> dieselben Ängste<br />
wie nicht behin<strong>der</strong>te: die Angst vor gravierenden<br />
Verän<strong>der</strong>ungen, vor physischen und<br />
psychosozialen Verlusten, die Angst davor<br />
Selbständigkeit und Selbstbestimmung zu<br />
verlieren, die Angst davor nutzlos zu sein.<br />
Das Gefühl, gebraucht zu <strong>werden</strong><br />
Darum ist es wichtig, dass sie auch im<br />
Alter ihrer Belastbarkeit entsprechende feste<br />
Aufgaben haben. Sie brauchen das Gefühl,<br />
für die Gemeinschaft wichtig zu sein, etwas<br />
leisten zu können. Einige suchen sich ihre<br />
Luag nei 57<br />
Aufgaben selbst, erledigen Ar<strong>bei</strong>ten rund<br />
ums Haus, machen Küchendienst o<strong>der</strong><br />
backen Kuchen. An<strong>der</strong>e brauchen mehr<br />
Unterstützung, um ihre freie Zeit sinnvoll<br />
nutzen zu können. Noch etwas zu können,<br />
schafft Selbstvertrauen und Sicherheit. Das<br />
kann für jeden Bewohner an<strong>der</strong>s aussehen,<br />
auch wenn er nur die Fische füttert o<strong>der</strong><br />
zur Unterhaltung für die an<strong>der</strong>en Kin<strong>der</strong>lie<strong>der</strong><br />
singt.<br />
Zeit und Zuwendung<br />
Das wichtigste aber im Umgang mit<br />
älteren behin<strong>der</strong>ten Menschen ist, Zeit<br />
für sie zu haben. <strong>Älter</strong> zu <strong>werden</strong> heißt<br />
auch in allem langsamer zu <strong>werden</strong> und<br />
pflegebedürftiger. Man braucht Zeit, ihnen<br />
zuzuhören, Zeit, sich ihre Sorgen und<br />
Wünsche anzuhören. Zeit, sie in Ruhe zu<br />
pflegen und nicht in Hektik. Zeit, sich ihre<br />
Geschichten von früher anzuhören; auch<br />
Behin<strong>der</strong>te blicken im Alter auf ihr Leben<br />
zurück. Sie brauchen Zeit alltägliche Dinge<br />
in ihrem eigenen Tempo erledigen zu können.<br />
Man könnte sagen, sie brauchen Zeit<br />
zum alt sein. Hört man älteren Menschen<br />
nicht zu und traut man ihnen nichts mehr<br />
zu, fühlen sie sich schnell so, wie sie sich<br />
nie fühlen sollten: wertlos.<br />
Harry Urling beschreibt mit folgenden<br />
Worten, was ihm im Umgang mit alten<br />
behin<strong>der</strong>ten Menschen am wichtigsten ist:<br />
„Versuchen zu verstehen und einzufühlen,<br />
respektvoll begegnen und akzeptieren,<br />
individuelle Bedürfnisse berücksichtigen,<br />
individuelle Persönlichkeit würdigen, Lebensgeschichte<br />
respektieren“. Da fehlt<br />
noch: dafür sorgen, dass sie sich wohl<br />
fühlen und dass sie so lange wie möglich<br />
glücklich leben können.<br />
Christine Jaksch
Wenn ich mal Stress habe, mach ich einfach eine Pause<br />
Wie geht es dir?<br />
Mir geht es im Moment ganz gut!<br />
Wie ist dein Alltag gestaltet?<br />
Ja, aufstehen, waschen und umziehen, dann gehe ich zum Frühstücken<br />
in unser Esszimmer. Danach erledige manchmal Hausmeisterar<strong>bei</strong>ten<br />
o<strong>der</strong> unterhalte mich draußen mit den Nachbarn.<br />
Mittags fahr ich mit meinem Fahrrad zu <strong>der</strong> Tagesstätte, um dort<br />
Mittag zu essen. Das Essen schmeckt echt gut! Mit dem Bernard<br />
unterhalte ich mich dann über Zeitungsartikel und fahre wie<strong>der</strong><br />
ins Wohnheim. Irgendwann kommen dann die an<strong>der</strong>en, wir trinken<br />
zusammen Kaffee, ratschen und erledigen unsere jeweiligen<br />
Aufgaben. Vor dem Abendessen mache ich gerne Rätsel o<strong>der</strong><br />
schau fern.<br />
Welche Aufgaben hast du im Wohnheim?<br />
Ja da hat je<strong>der</strong> seine eigenen, ich mache auch Hausmeisterar<strong>bei</strong>ten<br />
und bekomme etwas Geld dafür, oft erledige ich dies mit<br />
dem Markus (Betreuer) wie zum Beispiel Fahrrä<strong>der</strong>reparaturen.<br />
O<strong>der</strong> ich hab auch manchmal Küchendienst o<strong>der</strong> mache gerne<br />
„Das Alter hat zwei große Vorteile:<br />
die Zähne tun nicht mehr weh und<br />
man hört nicht mehr all das dumme<br />
Zeug, das ringsum gesagt wird“.<br />
(George Bernard Shaw)<br />
Franz K.<br />
22<br />
Luag nei 57<br />
den Botendienst, das heißt ich bringe Rezepte in die Apotheke<br />
und hole die Medikamente.<br />
Wie gefällt es dir hier in deinem Wohnheim?<br />
Mir gefällt es hier sehr gut. Vor allem, dass ich hier Rasenmähen<br />
kann und im Winter Schneeschaufeln.<br />
Wie kommst du mit deinen Mitbewohnern aus?<br />
Die sind alle sehr nett. Manchmal gibt es Diskussionen, aber die<br />
dauern nicht lang und das ist ja auch normal.<br />
Wie kommst du mit deinen<br />
Betreuern klar?<br />
Die sind auch alle sehr<br />
nett. Die sind auch eigentlich<br />
immer gut drauf!<br />
Wenn ich Hilfe brauche<br />
<strong>bei</strong> meinen Ar<strong>bei</strong>ten als<br />
Hausmeister, dann hilft<br />
mir immer <strong>der</strong>, wo gerade<br />
da ist, das ist schön!<br />
Rentneralltag i<br />
Fragen<br />
Aufgeschrieben von Mic<br />
Wie würdest du den Unterschied<br />
erklären, zur früheren Ar<strong>bei</strong>tszeit und <strong>der</strong> jetzigen Rente?<br />
Vorher hab ich viel Stress gehabt und manchmal Ar<strong>bei</strong>t, die mir<br />
nicht gefallen hat, aber die ich machen musste. Jetzt kann ich mir<br />
die Ar<strong>bei</strong>t selber aussuchen und einteilen, das ist toll. Die Ar<strong>bei</strong>t<br />
macht mir richtig Spaß und wenn ich mal Stress habe, mache<br />
ich einfach eine Pause und rauch eine Zigarette.<br />
Was machst du am liebsten?<br />
Ja, die Hausmeisterar<strong>bei</strong>t ums ganze Haus. Kaffee trinke ich sehr<br />
gerne und mit meiner Freundin Rita telefoniere ich ganz oft und<br />
gern. Die besuche ich auch oft am Wochenende aber das geht<br />
lei<strong>der</strong> immer so schnell vor<strong>bei</strong>.<br />
Was würdest du noch gerne machen wenn du dir etwas wünschen<br />
dürftest?<br />
Ich hätte gerne, dass immer Wochenende ist, damit ich immer <strong>bei</strong><br />
Rita sein kann. Und ich will mal wie<strong>der</strong> Schiff fahren, in Lindau<br />
über den Bodensee.
Ich habe jetzt Zeit<br />
Wie geht es dir?<br />
Mir geht es im Moment ganz gut!<br />
Wie ist dein Alltag gestaltet?<br />
Ja, aufstehen, waschen und umziehen, dann gehe ich zum Frühstücken<br />
in unser Esszimmer. Dort lese ich die Morgenzeitung<br />
und mache manchmal Kreuzworträtsel. Mittags gehe ich zu <strong>der</strong><br />
Tagesstätte zum Mittagessen. Das Essen schmeckt nicht immer gut.<br />
Zurück im Wohnheim gehe ich dann in mein Zimmer und schaue<br />
fern, mache Rätsel o<strong>der</strong><br />
kümmere mich um die<br />
Wäsche im Keller.<br />
m Wohnheim<br />
Welche Aufgaben hast<br />
du im Wohnheim?<br />
Ich hab manchmal Küchendienst<br />
o<strong>der</strong> nähe<br />
haela Schimmelpfennig<br />
für die Mitbewohner ihre<br />
Namen in ihre Kleidung.<br />
Das mache ich gerne,<br />
Freitag ist immer Zimmerputz<br />
angesagt, das mache ich nur manchmal gerne. Ich<br />
faste in <strong>der</strong> Fastenzeit und kurz vor Weihnachten und verzichte<br />
auf Schokolade, weil es da so viel gibt.<br />
- Antworten<br />
Wie gefällt es dir hier in deinem Wohnheim?<br />
Mir gefällt es hier sehr gut. Es ist auch immer jemand da, wenn<br />
ich Hilfe benötige.<br />
Wie kommst du mit deinen Mitbewohnern aus?<br />
Die sind alle sehr nett. Ich mag alle sehr gern.<br />
Wie kommst du mit deinen Betreuern klar?<br />
Die sind auch alle sehr nett und machen auch viel mit uns, das<br />
ist ganz gut!<br />
Wie würdest du den Unterschied erklären, zur früheren Ar<strong>bei</strong>tszeit<br />
und <strong>der</strong> jetzigen Rente?<br />
Vorher musste ich manchmal Ar<strong>bei</strong>t machen, die mir nicht gefallen<br />
hat. Aber jetzt kann ich viel Zeitung lesen, mit den Betreuern<br />
23<br />
Luag nei 57<br />
Marianne K.<br />
zum Einkaufen fahren, Rätsel machen und Schokolade naschen.<br />
Ich gehe jeden Sonntag in die Kirche, die ist nicht weit weg vom<br />
Wohnheim. Ich interessiere mich sehr für Kirchen und Schlösser<br />
und habe jetzt Zeit auch mal Besichtigungen zu machen. Das<br />
ist super.<br />
Was machst du am liebsten?<br />
Wäsche zusammenlegen, Bügeln, <strong>der</strong> Nähkurs, den ich besuche,<br />
macht mir echt Spaß, Einkaufen gehen, TV schauen. Aber mich<br />
auch gerne mit meinem Bru<strong>der</strong> treffen und verreisen.<br />
Was würdest du noch gerne machen, wenn du dir etwas wünschen<br />
dürftest?<br />
Ich würde gerne mal wie<strong>der</strong> in einen Urlaub mit einem Flugzeug<br />
fliegen, am liebsten irgendwo ans Meer. In die Berge, wo es<br />
Schlösser gibt und Seen, würde ich gerne mal wie<strong>der</strong> hin wollen.)<br />
„Fürchte nicht, dass <strong>der</strong> Körper, son<strong>der</strong>n<br />
nur die Seele alt wird“. (Chinesisches<br />
Sprichwort)
Immer was zu tun<br />
Tagdienst im Wohnheim Marktoberdorf<br />
Hier <strong>bei</strong> uns im Tagdienst Marktoberdorf sind momentan<br />
zwei Rentnerinnen, Eva (80 Jahre) und Lizzi (72 Jahre). Wenn<br />
von den an<strong>der</strong>en Bewohnern jemand krank ist o<strong>der</strong> Urlaub<br />
hat, wird unser Grüppchen halt etwas größer.<br />
Wie sieht <strong>der</strong> Tag <strong>bei</strong> uns aus?<br />
Den Rentnerinnen steht es natürlich zu, dass sie länger<br />
schlafen und später frühstücken. Nach dem Frühstück und<br />
<strong>der</strong> Dusche geht’s aber gewaltig an die Ar<strong>bei</strong>t! Lizzi hilft in<br />
<strong>der</strong> Waschküche mit, die Wäscheberge zu bewältigen, was<br />
beson<strong>der</strong>s unsere zwei Hauswirtschafterinnen Hannelore<br />
und Vefi freut. Wäsche sortieren, zusammenlegen – es gibt<br />
immer was zu tun.<br />
Eva macht sich <strong>der</strong>weil in <strong>der</strong> Küche nützlich: Spülmaschine<br />
ausräumen, Müll rausbringen – Eva ist immer hilfsbereit. Dann<br />
gibt es die schwierige Frage: Was kochen wir heute? Wenn es<br />
nach Eva ginge, gäbe es jeden Tag Eierkuchen. Aber sie kocht<br />
auch <strong>bei</strong> an<strong>der</strong>en Gerichten begeistert mit. Nach dem Mittagessen<br />
muss erst mal ein Mittagsschläfchen drin sein, damit<br />
wir gestärkt sind für unser Nachmittagsprogramm: Basteln,<br />
Spielen, Spazierengehen ... Oft fallen natürlich verschiedene<br />
Termine an: Arztbesuche, Einkaufen, Friedhofsbesuch – o<strong>der</strong><br />
wir marschieren in das benachbarte Seniorenheim, um dort<br />
<strong>bei</strong>m Singen und <strong>der</strong> Sitzgymnastik mitzumachen o<strong>der</strong> einfach<br />
nur die Meerschweinchen zu besuchen. Auch Kaffeetrinken im<br />
Pfarrheim und Krankengymnastik müssen bewältigt <strong>werden</strong>,<br />
man könnte fast schon von Rentnerstress reden, schließlich<br />
müssen wir uns auch noch ganz neben<strong>bei</strong> um unsere Hauskatze<br />
Molli kümmern.<br />
Die „drei Damen vom Tagdienst“<br />
Melanie Wirth, Maria Herb-Urlbauer, Regina Wegmann<br />
24<br />
Luag nei 57
Ich brauche eine Aufgabe<br />
Siegfried N. über seine Erfahrung mit <strong>der</strong> Teilzeittätigkeit<br />
25<br />
Luag nei 57<br />
Vor zwölf Jahren kam ich in die Neugablonzer Werkstatt. Heute<br />
bin ich 62 Jahre alt und hätte mit 60 Jahren in den Ruhestand<br />
gehen können, aber das wollte ich nicht, da ich eine Aufgabe<br />
brauche. Vor zwei Jahren wurde mir bewusst, dass ich körperlich<br />
nicht mehr ganztägig ar<strong>bei</strong>ten kann und so habe ich mich<br />
entschieden in Teilzeit weiter zu ar<strong>bei</strong>ten. Finanziell hat es außer<br />
dem etwas geringeren Werkstatteinkommen keinen Nachteil.<br />
Obwohl ich jetzt weniger ar<strong>bei</strong>te, <strong>werden</strong> die Beiträge in voller<br />
Höhe in die Rentenversicherung einbezahlt.<br />
Nur den ganzen Tag im Bett o<strong>der</strong> auf <strong>der</strong> Couch liegen, das<br />
möchte nicht. Mir ist lieber, eine Aufgabe zu haben, morgens<br />
aufzustehen, einen Kaffee zu trinken, die Zigaretten zu drehen<br />
und dann in die Ar<strong>bei</strong>t zu gehen. Herr Marek, mein Gruppenleiter,<br />
gibt mir neben <strong>der</strong> Montage auch mal Tätigkeiten im<br />
Garten o<strong>der</strong> mit Holz, das gefällt mir gut und ich fühle mich<br />
gefor<strong>der</strong>t. Die tägliche Ar<strong>bei</strong>t und Bewegung in <strong>der</strong> Werkstatt<br />
hält mich fit. Nach dem Mittagessen kann ich nach Hause gehen<br />
und mir bleibt genug Freizeit und Energie, um durch die Stadt<br />
zu bummeln, Rad zu fahren, zu laufen und meinen alltäglichen<br />
Pflichten nachzukommen. So kann ich mich langsam an die Zeit<br />
ohne Ar<strong>bei</strong>t gewöhnen, mir bestimmte Hobbys aneignen, den<br />
Nachmittag selbständig gestalten und mich innerlich auf den<br />
Ruhestand vorbereiten.<br />
Aufgeschrieben von Michael Mutlu<br />
Text und Zeichnung: Dietmar Reinhard
Ein Jahr Tagdienst<br />
im Wohnheim Hans-Böckler-Straße<br />
Im Vor<strong>der</strong>grund<br />
stehen die Bewohner<br />
26<br />
Angefangen hat alles vor einem Jahr in<br />
<strong>der</strong> Hans-Böckler-Straße 35 in Kaufbeuren.<br />
Mit dem Bau <strong>der</strong> Wohnanlage in <strong>der</strong> Alten<br />
Poststrasse gab es viele Umstrukturierungen,<br />
Umbauten und Umzüge. Eine Neuerung ist <strong>der</strong><br />
eigenständige Tagdienst in <strong>der</strong> Hans-Böckler-<br />
Straße.<br />
Wir haben unseren Tagdienstraum erst<br />
mal farblich gestaltet und mit vorhandenen<br />
Möbeln gemütlich eingerichtet. Der Raum bietet<br />
ordentlich Platz für eine Vielzahl von Aktionen:<br />
Basteln, filzen, spielen (Tischspiele, Ballspiele, Schwungtuch, sogar Minikegeln), töpfern,<br />
Blumen ansäen und natürlich auch malen. Die ersten Gemeinschaftsbil<strong>der</strong> auf Leinwand<br />
entstanden, und viele an<strong>der</strong>e Bil<strong>der</strong> folgten. Ein Höhepunkt war dann im Juli 2010 die<br />
Teilnahme an <strong>der</strong> Ausstellung „farbenfroh“ in Webams in <strong>der</strong> Galerie von Menni Bachauer.<br />
Es wurden einige Bil<strong>der</strong> verkauft, sehr zur Freude <strong>der</strong> Künstler!<br />
Im Vor<strong>der</strong>grund unserer Angebote steht aber immer <strong>der</strong> zu betreuende Mensch mit<br />
seinen Wünschen, Bedürfnissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten. So stehen unsere Rentner<br />
z.B. zu unterschiedlichen Zeiten auf, kommen selbständig zum Frühstück o<strong>der</strong> <strong>werden</strong><br />
mit unserer Unterstützung „tagesfein“ gemacht. Auch die Teilnahme an unseren Beschäftigungsangeboten<br />
ist freiwillig und wir versuchen, auf Wünsche individuell einzugehen.<br />
Mittags essen wir dann alle zusammen und genießen das gesellige<br />
Beisammensein. Wer dann Ruhe braucht, legt sich hin, zwei Bewohner<br />
teilen sich den Küchendienst (freiwillig), und meistens finden sich<br />
noch ein paar zum „Menscherl“ spielen ein. Bei schönem Wetter<br />
gehen wir auch spazieren o<strong>der</strong> sitzen im Garten. Ein richtiges Ritual<br />
ist unser Nachmittagstee geworden: Zum Tagdienstausklang setzen<br />
wir uns alle <strong>bei</strong> einer Tasse Tee zusammen und es wird geratscht,<br />
gelacht und Pläne für den kommenden Tag gemacht.<br />
Gegen 15.30 Uhr machen sich dann alle Bewohner auf den Weg<br />
in ihre jeweilige Gruppe. Und wir Betreuer (Torsten, Moni, Ruth,<br />
Dominika und Mario) freuen uns auf einen neuen Tag mit unseren<br />
Leuten im Tagdienst<br />
Torsten Huber, Monika Herb-Nieberle<br />
Luag nei 57
Rentenversicherung<br />
für pflegende Angehörige<br />
Pflegepersonen, die einen pflegebedürftigen<br />
Menschen nicht erwerbsmäßig<br />
pflegen und dafür wenigstens 14 Stunden<br />
wöchentlich aufwenden, <strong>werden</strong> über die<br />
Pflegeversicherung rentenversichert. Weitere<br />
Voraussetzung ist, dass die Pflegeperson<br />
nicht mehr als 30 Stunden wöchentlich<br />
erwerbstätig ist.<br />
Umstritten war immer wie<strong>der</strong>, welche<br />
Tätigkeiten für die 14 Stunden angerechnet<br />
<strong>werden</strong> können. In einem Rechtsstreit über<br />
diese Frage hatte das Landessozialgericht<br />
Rheinland-Pfalz zunächst entschieden,<br />
dass nicht nur die Zeiten für die klassische<br />
Grundpflege angerechnet <strong>werden</strong> müssen<br />
(Ernährung, Körperpflege, Mobilität und<br />
hauswirtschaftliche Versorgung), son<strong>der</strong>n<br />
auch Zeiten für ergänzende Pflege. Dazu<br />
rechnete das Landessozialgericht Rheinland-Pfalz<br />
z. B. Hilfen <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Kommunikation<br />
und Betreuung.<br />
Das Bundessozialgericht als höchste<br />
Instanz hat dieses Urteil aufgehoben und<br />
bestimmt, dass nur solche Hilfeleistungen<br />
berücksichtigt <strong>werden</strong> können, die auch<br />
<strong>bei</strong> <strong>der</strong> Beurteilung des Grades <strong>der</strong> Pflegebedürftigkeit<br />
von Bedeutung seien. Damit<br />
gelten für die Bemessung <strong>der</strong> Rentenversicherung<br />
die gleichen Zeiten wie für die<br />
Einstufung in eine Pflegestufe.<br />
Diese Entscheidung ist zum Nachteil <strong>der</strong><br />
Pflegepersonen und dient sicherlich nicht<br />
dazu, die Pflegebereitschaft in <strong>der</strong> Bevölkerung<br />
zu för<strong>der</strong>n, wie dies vom Gesetzgeber<br />
eigentlich ursprünglich beabsichtigt war.<br />
Das gilt auch für an<strong>der</strong>e Probleme, die<br />
im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Rentenversicherung<br />
auftauchen. So versuchen z. B.<br />
einzelne Krankenkassen immer wie<strong>der</strong>, die<br />
Zeiten die ein behin<strong>der</strong>ter Mensch in einer<br />
Einrichtung verbringt (z. B. Schule o<strong>der</strong><br />
Werkstatt) von den Pflegezeiten abzuziehen.<br />
Es wird argumentiert, dass damit die<br />
Pflegezeit weniger als 14 Stunden betrage<br />
und kein Anspruch auf Rentenversicherung<br />
gegeben sei.<br />
Diese Argumentation ist rechtlich höchst<br />
fragwürdig. Sollten Sie davon betroffen<br />
sein, wenden Sie sich bitte unbedingt an<br />
unsere Beratungsstelle.<br />
27<br />
Auch Pflegepersonen die mehrere pflegebedürftige<br />
Menschen pflegen (z. B. zwei<br />
Kin<strong>der</strong>) sind vom geltenden Recht deutlich<br />
benachteiligt. Eine betroffene Mutter hat<br />
sich deswegen an den Petitionsausschuss<br />
des Bundestages gewandt. Sie pflegt zwei<br />
behin<strong>der</strong>te Kin<strong>der</strong> mit einem wöchentlichen<br />
Aufwand von jeweils 11 Stunden. Obwohl<br />
sie damit insgesamt weit über den 14 gefor<strong>der</strong>ten<br />
Stunden liegt und obwohl sie<br />
wegen dieser Pflege keiner Berufstätigkeit<br />
nachgehen kann, wird ihr die Rentenversicherung<br />
verweigert, mit dem Argument,<br />
dass <strong>bei</strong> keinem <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> die gefor<strong>der</strong>ten<br />
14 Stunden erreicht <strong>werden</strong>.<br />
Der Petitionsausschuss des Bundestages<br />
hat bereits geäußert, dass er diese Regelung<br />
nicht für angemessen hält. Er plädiert<br />
deshalb für eine Ausnahmeregelung.<br />
Der Unfallversicherungsschutz für<br />
Pflegepersonen hängt übrigens nicht von<br />
<strong>der</strong> Erfüllung einer Mindestpflegezeit ab.<br />
Versichert sind allerdings nur Tätigkeiten<br />
im Rahmen <strong>der</strong> Grundpflegehandlungen.<br />
Bitte wenden Sie sich <strong>bei</strong> weiteren Fragen<br />
an unsere Beratungsstelle.<br />
§<br />
Ausschreibungen <strong>bei</strong> <strong>der</strong><br />
Hilfsmittelversorgung<br />
Krankenkassen dürfen Hilfsmittel ausschreiben.<br />
Dies bedeutet, dass <strong>der</strong> günstigste<br />
Anbieter den Auftrag für das Hilfsmittel<br />
bekommen muss. Abweichungen<br />
davon sind nur <strong>bei</strong> einem sogenannten<br />
„berechtigten Interesse“ möglich.<br />
In einem aktuellen Rechtsstreit hat eine<br />
Krankenkasse Hilfen für die Inkontinenzversorgung<br />
ausgeschrieben. Die Pflegepersonen<br />
waren mit dem Gewinner nicht<br />
einverstanden, weil dieser nicht vor Ort<br />
ansässig war. In dem Verfahren hat das<br />
Sozialgericht Dresden entschieden, dass die<br />
Pflegepersonen den Anbieter akzeptieren<br />
müssen, <strong>der</strong> von <strong>der</strong> Krankenkasse ausgewählt<br />
wurde. Ein berechtigtes Interesse<br />
vom „Gewinner“ einer solchen Ausschreibung<br />
abzuweichen, liegt nach Ansicht des<br />
Gerichts nur dann vor, wenn das angebotene<br />
Hilfsmittel nicht dem tatsächlichen<br />
Luag nei 57<br />
recht<br />
&<br />
rat<br />
Türen - Treppen - Fenster<br />
Schreinermeister<br />
Josef Filser-Dietz<br />
Keltenstr. 5a<br />
86825 Bad Wörishofen-Schlingen<br />
Tel/Fax: 0 82 47 / 3 28 26<br />
Mobil: 0170 / 4 82 20 74<br />
Reparaturen<br />
Restaurationen<br />
Bedarf entspricht bzw. die Vertriebswege<br />
so aufwendig sind, dass sie nicht zugemutet<br />
<strong>werden</strong> können.<br />
Das bedeutet: Wenn Krankenkassen<br />
die Vergabe von Hilfsmitteln über ein Ausschreibungsverfahren<br />
regeln, müssen die<br />
Pflegepersonen dies in aller Regel akzeptieren.<br />
§<br />
Werkstattbeschäftigte müssen<br />
Beitragszuschlag für Kin<strong>der</strong>lose in<br />
<strong>der</strong> Pflegeversicherung bezahlen<br />
Ar<strong>bei</strong>tnehmer, die kin<strong>der</strong>los sind, müssen<br />
in <strong>der</strong> Pflegeversicherung 0,25 %<br />
mehr Beitrag bezahlen als Ar<strong>bei</strong>tnehmer<br />
mit Kin<strong>der</strong>n. In einem aktuellen Rechtsstreit<br />
ging es um die Frage, ob dieser<br />
erhöhte Beitrag auch von behin<strong>der</strong>ten<br />
Menschen in <strong>der</strong> Werkstatt bezahlt <strong>werden</strong><br />
muss.<br />
Das Bundessozialgericht hat entschieden,<br />
dass dies <strong>der</strong> Fall ist. Der erhöhte<br />
Beitrag muss auch von Beschäftigten<br />
<strong>der</strong> Werkstätten entrichtet <strong>werden</strong>. Ungeklärt<br />
blieb allerdings die Frage, ob<br />
dieser erhöhte Beitrag vom Sozialhilfeträger<br />
übernommen <strong>werden</strong> muss. Diesbezüglich<br />
läuft z. Zt. ein Verfahren <strong>bei</strong>m<br />
Sozialgericht Landshut. Nach Ansicht<br />
des Bundessozialgerichts besteht dieser<br />
Anspruch.
§<br />
Zuweisung an eine För<strong>der</strong>schule<br />
gegen den Willen <strong>der</strong> Eltern<br />
In Hessen hat <strong>der</strong> Verwaltungsgerichtshof<br />
ein behin<strong>der</strong>tes Kind gegen den Willen<br />
<strong>der</strong> Eltern an eine son<strong>der</strong>pädagogische<br />
För<strong>der</strong>schule verwiesen. Die Eltern hatten<br />
versucht, mit dem Hinweis auf die Behin<strong>der</strong>tenrechtskonvention<br />
die Aufnahme in<br />
eine Regelschule durchzusetzen.<br />
Der hessische Verwaltungsgerichtshof<br />
ist <strong>der</strong> Meinung, dass die Behin<strong>der</strong>tenrechtskonvention<br />
<strong>der</strong>zeit keine innerstaatliche<br />
Geltung besitze, soweit <strong>der</strong> Bereich<br />
des öffentlichen Schulwesens betroffen<br />
sei. Das Gericht stellt fest, dass die UN-<br />
Behin<strong>der</strong>tenrechtskommission zwar von <strong>der</strong><br />
Bundesrepublik Deutschland unterzeichnet<br />
worden sei, nicht aber vom Land Hessen.<br />
Die Schulgesetze <strong>werden</strong> von den Län<strong>der</strong>n<br />
gemacht und nicht vom Bund. Das Land<br />
Hessen sei vor <strong>der</strong> Ratifizierung nicht um<br />
sein verbindliches Einverständnis befragt<br />
worden. Damit gelte weiterhin das hessische<br />
Schulgesetz, nach dem das staatliche<br />
Schulamt die zuständige För<strong>der</strong>schule<br />
bestimmt. Das Land Hessen sei zudem<br />
nicht verpflichtet gewesen, das hessische<br />
Schulgesetz sofort nach <strong>der</strong> Ratifikation <strong>der</strong><br />
Behin<strong>der</strong>tenrechtskonvention zu än<strong>der</strong>n,<br />
son<strong>der</strong>n verfüge über einen gesetzgeberischen<br />
Handlungsspielraum von zwei<br />
Jahren nach Inkrafttreten des Übereinkommens.<br />
Die UN-Behin<strong>der</strong>tenrechtskonvention<br />
strebe zwar ein inklusives Bildungssystem<br />
an, es bleibe jedoch <strong>der</strong> Handlungsfreiheit<br />
<strong>der</strong> Vertragsstaaten überlassen, welche<br />
Maßnahmen sie zur Erreichung dieser Ziele<br />
ergreifen.<br />
Die juristische Abteilung des <strong>Lebenshilfe</strong><br />
Bundesverbandes ist <strong>der</strong> Ansicht, dass<br />
dieses Urteil nicht korrekt ist, und steht <strong>der</strong><br />
Urteilsbegründung sehr kritisch gegenüber.<br />
Vor <strong>der</strong> Ratifizierung <strong>der</strong> UN-Behin<strong>der</strong>tenrechtskonvention<br />
habe ein Gremium<br />
aus Län<strong>der</strong>vertretern getagt, an dem auch<br />
Hessen beteiligt gewesen sei. Dieses Gremium<br />
habe <strong>der</strong> Ratifizierung zugestimmt.<br />
Auch die 2-Jahresfrist zur Umsetzung lasse<br />
sich <strong>der</strong> Konvention nicht entnehmen. Es<br />
28<br />
gebe mittlerweile Rechtsgutachten, die<br />
klar aussagen, dass die Zuweisung eines<br />
Kindes aufgrund einer Behin<strong>der</strong>ung in ein<br />
separates För<strong>der</strong>system als Verstoß gegen<br />
die Konvention gewertet <strong>werden</strong> könne.<br />
Das Urteil des hessischen Verwaltungsgerichtshofes<br />
ist deshalb sicherlich noch<br />
nicht das letzte Wort in dieser Sache. Der<br />
<strong>Lebenshilfe</strong> Bundesverband rät allerdings<br />
Eltern zurzeit dazu, den Besuch einer Regelschule<br />
nur dann einzuklagen, wenn die<br />
Schule personell und räumlich tatsächlich<br />
für den individuellen För<strong>der</strong>bedarf des<br />
Kindes eingestellt ist. Lei<strong>der</strong> treffe das für<br />
die meisten Regelschulen in Deutschland<br />
bisher nicht zu. Deshalb müsse sich das<br />
ganze Schulwesen umstellen und „Schulen<br />
für alle“ anbieten.<br />
§<br />
Kin<strong>der</strong>geldgrenzbetrag<br />
für volljährige Kin<strong>der</strong> ist<br />
verfassungsgemäß<br />
Erwachsene Kin<strong>der</strong> erhalten nur dann<br />
Kin<strong>der</strong>geld, wenn sie jährlich weniger als<br />
<strong>der</strong> maßgebliche Grenzbetrag verdienen.<br />
Dieser liegt im Jahr 2010 <strong>bei</strong> 8.004 Euro.<br />
Ein Vater hatte geklagt, dessen Sohn 4<br />
Euro mehr als <strong>der</strong> Grenzbetrag verdiente<br />
(das war im Jahr 2005 – damals war <strong>der</strong><br />
Grenzbetrag <strong>bei</strong> 7.680 €). Das Verfahren<br />
ging bis zum Bundesverfassungsgericht,<br />
das jetzt entschieden hat, dass sowohl<br />
<strong>der</strong> Grenzbetrag verfassungsgemäß ist<br />
als auch die Ablehnung <strong>bei</strong> geringfügiger<br />
Überschreitung.<br />
Die Ablehnung hatte dazu geführt, dass<br />
<strong>der</strong> Vater wegen 4 Euro Überschreitung<br />
für das ganze Jahr kein Kin<strong>der</strong>geld mehr<br />
erhielt.<br />
§<br />
Bundesgerichtshof zur<br />
Präimplantationsdiagnostik (PID)<br />
Bei <strong>der</strong> Präimplantationsdiagnostik<br />
PID <strong>werden</strong> Embryonen im Rahmen einer<br />
künstlichen Befruchtung auf mögliche<br />
Luag nei 57<br />
Küche - Wohnzimmer<br />
Schreinermeister<br />
Josef Filser-Dietz<br />
Keltenstr. 5a<br />
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Schlafzimmer - Bad<br />
Schädigungen untersucht, z. B. auf bestimmte<br />
Erbkrankheiten. Embryonen, die<br />
solche Erkrankungen erwarten lassen,<br />
<strong>werden</strong> vernichtet, ein gesun<strong>der</strong> Embryo<br />
wird schließlich <strong>der</strong> Mutter eingepflanzt.<br />
Dieses Verfahren war bisher verboten.<br />
Der Bundesgerichtshof hat nun in einem<br />
Grundsatzurteil dieses Verbot aufgehoben.<br />
Ein gesetzliches Verbot einer solchen<br />
Untersuchung lasse sich we<strong>der</strong> aus dem<br />
Embryonenschutzgesetz noch aus an<strong>der</strong>en<br />
Gesetzen ableiten. Der Gerichtshof betont<br />
allerdings in seinem Urteil, dass die PID nur<br />
zulässig ist, zur Untersuchung von Zellen<br />
auf schwerwiegende genetische Schäden.<br />
Eine Selektion nach bestimmten Merkmalen<br />
(männlich o<strong>der</strong> weiblich) bleibt weiter<br />
ausgeschlossen.<br />
Unklar bleibt aber weiterhin, welche<br />
Krankheiten o<strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>ungen so<br />
schwerwiegend sein können, dass ihr Befund<br />
über die PID zulässig sein könnte.<br />
Hier bedarf es einer gesetzgeberischen<br />
Klarstellung.<br />
Die zu erwartende Diskussion darüber,<br />
was unter einem schwerwiegenden genetischen<br />
Schaden zu verstehen ist, wird sehr<br />
schwierig <strong>werden</strong>. Eine Unterscheidung zwischen<br />
Behin<strong>der</strong>ungen, die dem betroffenen<br />
Kind und seinen Eltern zugemutet <strong>werden</strong><br />
können und solchen, die dem Kind und seinen<br />
Eltern nicht zugemutet <strong>werden</strong> können,<br />
führt zu einer hoch problematischen Diskussion<br />
über lebenswertes und lebensunwertes<br />
Leben. Menschen mit chronischen Krank-
heiten o<strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>ungen könnten sich<br />
hierdurch in ihrer eigenen Existenz infrage<br />
gestellt und diskriminiert fühlen.<br />
Schließlich könnte eine solche Diskussion<br />
verbunden mit <strong>der</strong> Vorstellung, alle<br />
Behin<strong>der</strong>ungen seien vorgeburtlich erkennbar<br />
und also auch vermeidbar, dazu<br />
führen, dass die gesellschaftliche Solidarität<br />
mit chronisch Kranken und behin<strong>der</strong>ten<br />
Menschen gefährdet wird.<br />
Neben den ethischen Fragestellungen<br />
haben die Erfahrungen im Ausland, wo die<br />
PID bereits zulässig ist, gezeigt, dass die<br />
Begrenzung <strong>der</strong> PID auf einen fest umrissenen<br />
Anwendungsbereich langfristig nicht<br />
gelungen ist.<br />
§<br />
Kin<strong>der</strong>geldabzweigung <strong>bei</strong> Bezug<br />
von Grundsicherung<br />
Die bayerischen Sozialhilfeträger beginnen<br />
zurzeit, ein Urteil des Bundesfinanzhofs<br />
flächendeckend umzusetzen. Das betrifft<br />
alle Eltern von erwachsenen Kin<strong>der</strong>n, die<br />
Grundsicherung beziehen. Die Eltern<br />
<strong>werden</strong> angeschrieben mit <strong>der</strong> Bitte um<br />
Auskunft, ob und gegebenenfalls welche<br />
Unterhalts<strong>bei</strong>träge für das grundsicherungsberechtigte<br />
Kind geleistet <strong>werden</strong>. Sollten<br />
keine ausreichenden Unterhalts<strong>bei</strong>träge<br />
geleistet <strong>werden</strong> (z.B. durch mietfreies Wohnen<br />
zu Hause), wird <strong>der</strong> Sozialhilfeträger<br />
einen sogenannten Abzweigungsantrag <strong>bei</strong><br />
<strong>der</strong> zuständigen Familienkasse stellen. Die<br />
Eltern erhalten in aller Regel eine Frist von<br />
2 – 3 Wochen, um sich vorab gegenüber<br />
dem Sozialhilfeträger zu äußern.<br />
Wenn <strong>der</strong> Sozialhilfeträger einen Abzweigungsantrag<br />
stellt, hört die Familienkasse<br />
wie<strong>der</strong>um die Eltern an und gibt<br />
Gelegenheit zu entsprechen<strong>der</strong> Stellungnahme.<br />
Dafür wird eine oft sehr kurze<br />
Frist (2 Wochen) gesetzt. Wenn auch die<br />
Familienkasse keinen ausreichenden Unterhalts<strong>bei</strong>trag<br />
sieht, wird das Kin<strong>der</strong>geld<br />
ganz o<strong>der</strong> teilweise an den Sozialhilfeträger<br />
abgezweigt. Dagegen können sich die Kin<strong>der</strong>geldberechtigten<br />
durch Einspruch und<br />
Klage <strong>bei</strong>m Finanzgericht wehren.<br />
Nach <strong>der</strong> neuesten Rechtsprechung<br />
29<br />
sind die Abzweigungsanträge <strong>der</strong> Grundsicherungsträger<br />
grundsätzlich legitim.<br />
Nachdem Eltern bisher allerdings keinerlei<br />
Veranlassung hatten, Belege für die Aufwendungen<br />
zu sammeln, sollte im Rahmen<br />
<strong>der</strong> Anhörungen auf diesen Umstand hingewiesen<br />
<strong>werden</strong> und versucht <strong>werden</strong>, die<br />
Aufwendungen durch schlüssiges Erläutern<br />
und Darlegen glaubhaft zu machen.<br />
Ggf. sollte auch um eine Verlängerung <strong>der</strong><br />
kurzen Anhörungsfrist gebeten <strong>werden</strong>.<br />
Unterhaltsaufwendungen können z.B. sein:<br />
- Medikamente, Hilfsmittel, Zahnersatz,<br />
Therapiekosten, Kosten für Freizeiten,<br />
Urlaube, außergewöhnliche Einrichtungsgegenstände,<br />
Fahrtkosten und<br />
Ähnliches, jeweils soweit sie nicht von<br />
den Krankenkassen o<strong>der</strong> von an<strong>der</strong>en<br />
Trägern übernommen <strong>werden</strong>;<br />
- Mietfreies Wohnen<br />
- Unterhalts<strong>bei</strong>träge, die bereits im<br />
Rahmen <strong>der</strong> Einglie<strong>der</strong>ungshilfe an<br />
den Sozialhilfeträger bezahlt <strong>werden</strong><br />
(23,90 € bzw. 31,06 € bzw. 54,96 €);<br />
Aufwendungen für die Ernährung o<strong>der</strong><br />
Kleidung können nur geltend gemacht<br />
<strong>werden</strong>, wenn ein außergewöhnlicher Bedarf<br />
besteht. Allgemeine Betreuung des<br />
grundsicherungsberechtigten Kindes kann<br />
aufgrund <strong>der</strong> Rechtsprechung lei<strong>der</strong> nicht<br />
mehr als Aufwendung berücksichtigt <strong>werden</strong>.<br />
Wenn ärztlich festgestellt wird, dass<br />
das Kind <strong>der</strong> dauernden Beaufsichtigung<br />
bzw. Pflege bedarf und diese überwiegend<br />
durch die Eltern sichergestellt wird, könnte<br />
dafür ev. ein bestimmter Stundensatz angerechnet<br />
<strong>werden</strong>.<br />
Die Abzweigung von Kin<strong>der</strong>geld hat<br />
keine Auswirkungen auf an<strong>der</strong>e steuerliche<br />
Vergünstigungen wie zum Beispiel<br />
den Behin<strong>der</strong>tenpauschbetrag. Für diese<br />
Vergünstigungen ist entscheidend, dass ein<br />
Kin<strong>der</strong>geldanspruch dem Grunde nach<br />
besteht<br />
Die Frage, ob und in welcher Höhe das<br />
Kin<strong>der</strong>geld abgezweigt wird, ist letztlich<br />
eine individuelle Einzelfallentscheidung,<br />
für die die Familienkassen zuständig sind.<br />
Wolfgang Neumayer<br />
Luag nei 57<br />
Fortbildung 2011<br />
<strong>Lebenshilfe</strong> Bayern<br />
▼<br />
Was Sie schon immer über den<br />
Umgang mit Menschen mit<br />
Behin<strong>der</strong>ung wissen wollten!<br />
Ein Einführungskurs in die pädagogische Ar<strong>bei</strong>t<br />
mit Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung im Wohnbereich<br />
Für neue Mitar<strong>bei</strong>ter/innen aus dem Bereich<br />
Wohnen für Menschen mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung<br />
und Mitar<strong>bei</strong>ter/innen ohne pädagogische<br />
Ausbildung<br />
08.02. bis 09.02.2011, Erlangen<br />
▼<br />
Rentner <strong>werden</strong> ist nicht schwer?!<br />
Bedürfnisorientierte Alltags- und Lebensgestaltung<br />
von älteren Menschen mit geistiger<br />
Behin<strong>der</strong>ung<br />
Für Mitar<strong>bei</strong>ter/innen, die mit älteren Menschen<br />
in Wohnheimen, Werkstätten, Tageseinrichtungen,<br />
Fachdiensten ar<strong>bei</strong>ten<br />
04.04. bis 05.04.2011, Erlangen<br />
▼<br />
Einmischen, mitmischen,<br />
Entscheidungen treffen<br />
In den letzten Jahren hat sich vieles verän<strong>der</strong>t.<br />
Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung gestalten ihr Leben<br />
und ihre Zukunft mit. So wird es selbstverständlicher,<br />
dass Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung auch in<br />
Ausschüsse o<strong>der</strong> in Vorstände <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong><br />
o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>er Verbände einbezogen <strong>werden</strong>.<br />
Eine solche Ar<strong>bei</strong>t macht Spaß und ist interessant.<br />
Sie muss aber auch gelernt sein.<br />
Für Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung, die bereits<br />
in Gremien o<strong>der</strong> im Vorstand ar<strong>bei</strong>ten o<strong>der</strong><br />
ar<strong>bei</strong>ten wollen<br />
06.05. bis 08.05.2011, Erlangen<br />
▼<br />
Mein eigener Haushalt<br />
Einen eigenen Haushalt zu führen ist nicht immer<br />
leicht. Viele Aufgaben sind manchmal anstrengend<br />
und schwierig. Wir üben diese Ar<strong>bei</strong>ten und<br />
zeigen, wie sie leichter zu bewältigen sind.<br />
Für Erwachsene Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung,<br />
die im Ambulant Unterstützten Wohnen o<strong>der</strong> in<br />
Außenwohngruppen leben<br />
14.05. bis 15.05.2011, Erlangen<br />
▼<br />
Lust und Liebe!<br />
Was ich mal fragen wollte ...<br />
Wir wenden uns den Themen und Fragen zu, die<br />
uns als Frauen zu unserem Körper, zur Sexualität<br />
und zur Liebe beschäftigen. Da<strong>bei</strong> geht es um<br />
Informationen, um Erfahrungen, um Wünsche<br />
und um Grenzen.<br />
Für Frauen mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung<br />
20.05. bis 21.05.2011, Erlangen<br />
▼<br />
Das Gesamtprogramm 2011 anfor<strong>der</strong>n!<br />
Information und Anmeldung:<br />
<strong>Lebenshilfe</strong> - Landesverband Bayern e.V.<br />
Fortbildungsinstitut, Kitzinger Str. 6, 91056 Erlangen<br />
Telefon: 0 91 31 / 754 61-0<br />
E-Mail: fortbildung@lebenshilfe-bayern.de
&<br />
Es wird gebaut<br />
Endlich ist es soweit! Das neue Haus<br />
<strong>der</strong> Frühför<strong>der</strong>stelle Marktoberdorf ist<br />
am Wachsen. Der Spatenstich hat bereits<br />
stattgefunden, <strong>der</strong> Keller ist betoniert.<br />
Lei<strong>der</strong> gab es im Vorfeld <strong>bei</strong>m Genehmigungsverfahren<br />
einige Schwierigkeiten.<br />
Die <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Ostallgäu</strong> wollte möglichst<br />
kostensparend und ökonomisch bauen,<br />
deshalb sollte auf einen Aufzug verzichtet<br />
<strong>werden</strong>, weil dieser nach unserer Erfahrung<br />
in einer Frühför<strong>der</strong>stelle nicht unbedingt<br />
erfor<strong>der</strong>lich ist. Ein komplett barrierefreies<br />
Erdgeschoss war vorgesehen und wäre<br />
ausreichend gewesen. Die Stadt Marktoberdorf<br />
hat aber auf dem Einbau eines<br />
Aufzuges bestanden, was die Baukosten um<br />
ca. 80.000 Euro erhöht und <strong>bei</strong>nahe zum<br />
Stopp des ganzen Vorhabens geführt hat.<br />
Verschärfend kam noch die Tatsache hinzu,<br />
dass die allgemeinen Baupreise wegen <strong>der</strong><br />
hohen Auslastung <strong>der</strong> Bauunternehmen<br />
erheblich angezogen haben.<br />
Die Aufgabe lautet nun: jeden Euro<br />
dreimal umzudrehen und auf alles, was<br />
nicht unbedingt notwendig ist, zu verzichten.<br />
Trotzdem <strong>werden</strong> wir ein funktionelles und<br />
schönes neues Frühför<strong>der</strong>haus bekommen,<br />
das dem Team ein vernünftiges Ar<strong>bei</strong>ten<br />
ermöglichen wird.<br />
Wir hoffen jetzt auf einen milden Winter,<br />
damit wir möglichst bald im nächsten Jahr<br />
einziehen können. Wer Lust hat sich den<br />
Baufortschritt anzusehen, kann dies gerne<br />
in Marktoberdorf in <strong>der</strong> Märzstraße 12 tun.<br />
Und wegen <strong>der</strong> schwierigen Finanzierungslage<br />
freuen wir uns ganz beson<strong>der</strong>s über<br />
Spenden für unser neues Frühför<strong>der</strong>haus.<br />
Beim Spatenstich in Marktoberdorf von links:<br />
Yvonne Schur (<strong>Lebenshilfe</strong>vorsitzende), Johann Fleschhut<br />
(Landrat), Walter Schilhansl (2. Bürgermeister Marktoberdorf)<br />
30<br />
&<br />
Erfolgreiche Schützen<br />
Bei <strong>der</strong> Kaufbeurer Stadtolympiade, die<br />
in diesem Jahr bereits zum 32. Mal stattfand,<br />
nahmen auch wie<strong>der</strong> Mitar<strong>bei</strong>ter und<br />
Beschäftigte <strong>der</strong> Wertachtal-Werkstätten<br />
teil. Zwei Mannschaften traten zum Wettbewerb<br />
Schießen Luftgewehr an. Da<strong>bei</strong><br />
belegte Wertachtal 1 mit Bernert Erich,<br />
Meichelböck Johann und Schmid Stefanie<br />
den ersten Platz. Aber auch Wertachtal 2<br />
mit Winkler Stefanie, Bicking Andreas und<br />
Nowotny Nadine konnte sich auf einen<br />
hervorragenden 7. Platz unter 18 teilnehmenden<br />
Mannschaften platzieren.<br />
Gratulation!<br />
Die Tagesstätte sucht<br />
Einweckgläser<br />
möglichst mit Deckel<br />
&<br />
Graue, verwitterte<br />
Holzbretter<br />
Tel.: 08341 / 9003-12<br />
Luag nei 57<br />
kurz &<br />
knapp<br />
&<br />
Daucus carota spiralis<br />
Zwei außergewöhnliche Karotten landeten<br />
in <strong>der</strong> Küche <strong>der</strong> Wertachtal-Werkstätten.<br />
Sie waren spiralförmig zusammengewachsen,<br />
ca. 30 cm lang und knapp 400<br />
Gramm schwer.<br />
&<br />
Meine Welt<br />
Das Autismus Zentrum Schwaben hat im<br />
August die erste Ausgabe von „Meine Welt“<br />
herausgegeben. Mit dieser Zeitschrift will<br />
das Zentrum Informationen rund um das<br />
Thema Autismus weitergeben und über die<br />
Tätigkeit des Autismuszentrums berichten.<br />
Kontakt: Autismus Zentrum Schwaben,<br />
Schwalbenweg 61, 87439 Kempten (Allgäu)<br />
Telefon: 0831-59110-851<br />
www.autismus-schwaben.de
&<br />
Luftballonwettfliegen<br />
Die Gewinner <strong>bei</strong>m Luftballonwettfliegen<br />
am Sommerfest 2010 sind Michael<br />
Huber, Franziska Stöckl, Markus Knab,<br />
Sophia Strobel-Schmidt, Team Christian<br />
und Thomas und Johannes Markert.<br />
&<br />
So hätten wir es gern<br />
In einer überar<strong>bei</strong>tetenNeuauflage<br />
erschien jetzt<br />
die Broschüre des<br />
Behin<strong>der</strong>ten<strong>bei</strong>rats<br />
Kaufbeuren<br />
„So hätten wir<br />
es gern“. In dem<br />
Heft <strong>werden</strong> verschiedeneBehin<strong>der</strong>ungsartenvorgestellt<br />
und Tipps<br />
für den richtigen Umgang mit behin<strong>der</strong>ten<br />
Menschen gegeben.<br />
Erhältlich ist die Broschüre <strong>bei</strong>m Behin<strong>der</strong>ten<strong>bei</strong>rat<br />
Kaufbeuren, Espachstr. 16,<br />
87600 Kaufbeuren<br />
&<br />
Neue Laufjacken<br />
Mit neuen Jacken ausgestattet wurde<br />
das Laufteam <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Ostallgäu</strong>.<br />
Ermöglicht hat dies das Telekommunikationsunternehmen<br />
M-net Bayern, die damit<br />
nun auch den Behin<strong>der</strong>tensport unterstützen.<br />
Das Laufteam war bisher sehr erfolgreich,<br />
konnte es doch jüngst <strong>bei</strong> den Special<br />
Olympics in Bremen (wir berichteten) neben<br />
sehr guten Platzierungen drei Gold-, eine<br />
Silber-, und eine Bronzemedaille erringen.<br />
Auch im nächsten Jahr sind neben <strong>der</strong> Teilnahme<br />
<strong>bei</strong> den Special Olympics Bayern<br />
diverse weitere Wettkämpfe geplant.<br />
31<br />
&<br />
För<strong>der</strong>schulen öffnen<br />
„Wir sind nicht bereit, Sinnvolles und<br />
Wirksames unhinterfragt aufzugeben“, betonte<br />
die Vorsitzende <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> Bayern,<br />
Landtagspräsidentin Barbara Stamm,<br />
anlässlich <strong>der</strong> aktuellen Debatte über Inklusion<br />
von Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung. Vor<br />
rund 100 Delegierten <strong>der</strong> Mitgliedsorganisationen<br />
des <strong>Lebenshilfe</strong>-Landesverbandes<br />
Bayern unterstrich die Vorsitzende auf <strong>der</strong><br />
diesjährigen Mitglie<strong>der</strong>versammlung in<br />
Erlangen, dass För<strong>der</strong>einrichtungen auch<br />
weiterhin ihre Existenzberechtigung hätten.<br />
Bevor diese aufgegeben <strong>werden</strong>, müssen<br />
sich inklusive Bildung, inklusive Beschäftigungsmöglichkeiten<br />
und inklusives Wohnen<br />
mindestens am jetzt erreichten heilpädagogischen<br />
und therapeutischen Standard<br />
messen lassen, so Stamm in ihrer Rede. Im<br />
Hinblick auf die För<strong>der</strong>schulen for<strong>der</strong>te sie,<br />
diese auch für nicht behin<strong>der</strong>te Kin<strong>der</strong> zu<br />
öffnen und damit zukunftssicher zu machen.<br />
Grundsätzlich warnte Stamm davor, dass<br />
die Inklusion „von einigen Akteuren <strong>der</strong><br />
Sozialpolitik vor allem deshalb favorisiert<br />
wird, weil sich damit angeblich Kosten sparen<br />
lassen“.<br />
<strong>Lebenshilfe</strong>-Landesverband, Erlangen, 25. 9. 2010<br />
Luag nei 57<br />
&<br />
Fußball für die Stiftung<br />
Das Fußballturnier für Hobby- und Betriebsmannschaften,<br />
das im September von<br />
den <strong>Lebenshilfe</strong> Kickers in Lechbruck organisiert<br />
worden war, sorgte neben Spaß <strong>bei</strong><br />
den beteiligten Sportlern und Zuschauern<br />
auch, dank zahlreicher Sponsoren, für eine<br />
respektable Geldsumme für einen guten<br />
Zweck. Den Erlös in Höhe von 1500 Euro<br />
übergaben jetzt die Initiatoren des Turniers<br />
an die stellvertretende Vorsitzende des Stiftungsrates<br />
<strong>der</strong> Stiftung <strong>Lebenshilfe</strong>, Yvonne<br />
Schur. Die Stiftung <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Ostallgäu</strong>-<br />
Kaufbeuren unterstützt Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung<br />
in <strong>der</strong> Region und die Ar<strong>bei</strong>t <strong>der</strong><br />
<strong>Lebenshilfe</strong>einrichtungen.<br />
Von links: Yvonne Schur für die Stiftung <strong>Lebenshilfe</strong>,<br />
Roland Haag, Franz Thurnes und Christian Gröschl<br />
von den <strong>Lebenshilfe</strong> Kickers
Ganz neu ist dieses Jahr in <strong>der</strong> SVE das ICH-Buch. Die ursprüngliche Idee stammt<br />
vom so genannten „Portfolio“, das in vielen Kin<strong>der</strong>gärten bereits durchgeführt wird.<br />
Portfolio ist lateinisch und bedeutet, mit einfachen Worten erklärt: Verschiedene Blätter<br />
<strong>werden</strong> zusammengetragen und gesammelt aufbewahrt.<br />
Wir machen das mit Hilfe eines kleinen Ordners für jedes Kind. Die Farbe durfte<br />
sich jede/r selbst aussuchen und genannt wird er, wie bereits schon verraten: ICH-Buch.<br />
Die Inhalte <strong>werden</strong> für jedes Kind ganz individuell und persönlich gestaltet. Hier ein<br />
paar Beispiele, was in so einem Buch alles zu finden ist:<br />
• in regelmäßigen Abständen gemachte Fotos<br />
• individuelle Fingerspiele, Lie<strong>der</strong> o<strong>der</strong> Rezepte, die das jeweilige Kind beson<strong>der</strong>s<br />
gerne mag<br />
• Hand- und Fußabdrücke<br />
• kleine Steckbriefe, die Angaben über Größe, Gewicht, Lieblingsspiele, Freunde<br />
usw. machen<br />
• selbst gemalte Bil<strong>der</strong><br />
• Fotos von Erfolgen o<strong>der</strong> von kleinen Misserfolgen, die das Kind im Laufe <strong>der</strong><br />
SVE-Zeit macht o<strong>der</strong> bewältigen kann.<br />
• Fotos von zu Hause (Mama, Papa, Geschwister, Lieblingsspiel, Haustier...) Diese<br />
können dem Kind helfen und Trost spenden, wenn es einmal traurig ist und<br />
vielleicht ein bisschen Sehnsucht nach zu Hause hat.<br />
• und noch vieles mehr, was sich im Laufe <strong>der</strong> SVE-Zeit ereignet<br />
Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt und zusammen mit dem Kind wird das ganze<br />
Jahr über am ICH-Buch gear<strong>bei</strong>tet. So gibt es einen Überblick über die Entwicklung<br />
und das Wachsen des Kindes. Es ist für die Kin<strong>der</strong> je<strong>der</strong>zeit zugänglich, sie dürfen es<br />
alleine o<strong>der</strong> gemeinsam mit Freunden, Betreuerinnen o<strong>der</strong> Therapeuten anschauen.<br />
Die in <strong>der</strong> SVE erlebten Situationen und Aktionen finden mehr Wertschätzung und<br />
können dem Kind noch lange Zeit <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Erinnerung an schöne Momente helfen. Am<br />
Ende <strong>der</strong> SVE-Zeit, wenn die Kin<strong>der</strong> groß sind und sich schon auf die Schule freuen,<br />
bekommen sie das ICH-Buch als Andenken und Erinnerung mit nach Hause. So besteht<br />
auch für die Eltern die Möglichkeit, Lieblingslie<strong>der</strong>, Fingerspiele und vieles mehr zu<br />
Hause weiterzuführen. Als zusätzlichen Vorteil wird die Ar<strong>bei</strong>t in <strong>der</strong> SVE transparenter<br />
gemacht und die Eltern können besser nachvollziehen, was das Kind in dieser Zeit alles<br />
erfahren und erlebt hat.<br />
Julia Hörmiller<br />
ICH-Buch<br />
Das Buch über mich!<br />
32<br />
Luag nei 57<br />
Teilstationäre<br />
Einrichtungen<br />
Sie pflegen einen behin<strong>der</strong>ten<br />
Familienangehörigen?<br />
Sie möchten mal ausspannen<br />
und etwas für sich tun?<br />
Sie haben niemanden,<br />
<strong>der</strong> Ihnen die Pflege abnimmt?<br />
Schon mal an den<br />
FED<br />
gedacht?<br />
Der Familienentlastende Dienst<br />
<strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Ostallgäu</strong><br />
versorgt Ihren Angehörigen<br />
(auch Geschwisterkin<strong>der</strong>) zuverlässig<br />
von ein paar Stunden bis ein paar Tage.<br />
Wir klären auch die Finanzierung.<br />
(Meist zahlt die Pflegekasse.)<br />
Neugierig geworden?<br />
Dann klären Sie alles weitere mit<br />
Herrn Wolfgang Neumayer<br />
Tel.: 0 83 41 / 90 03-11
Echt<br />
starke<br />
Mädchen<br />
33<br />
Luag nei 57<br />
Unter dem Motto “Jung - weiblich - behin<strong>der</strong>t:<br />
Echt starke Mädchen! trafen sich im<br />
Oktober 2010 Mädchen und junge Frauen<br />
aus ganz Deutschland zur 7. Mädchenkonferenz<br />
in Altdorf <strong>bei</strong> Nürnberg. Insgesamt<br />
nahmen rund 400 Personen an dem Treffen<br />
teil und wir waren mit da<strong>bei</strong>!<br />
Bereits im Juni haben wir in <strong>der</strong> Mädchengruppe<br />
<strong>der</strong> Tagesstätte die Einladung<br />
studiert und uns blitzschnell mit 7 Personen<br />
angemeldet. Als dann im August die Zusage<br />
kam, war die Aufregung groß. Schließlich<br />
ging es ans Tasche packen und dann ab<br />
nach Altdorf. Dort angekommen, erwartete<br />
uns ein freudiges „Hallo“ und ein Tagesstättenraum,<br />
in dem wir für zwei Nächte<br />
unser Nachtlager aufschlagen konnten.<br />
Die Mädchenkonferenz findet alle 2<br />
Jahre statt und bietet in zahlreichen Workshops<br />
die Möglichkeit, viel auszuprobieren.<br />
Themen wie „Singen macht stark“, Klettern,<br />
Pferden begegnen, Meine eigene Fotoshow,<br />
Hundeführerschein, Selbstbehauptung und<br />
-verteidigung, Trommeln, Zukunftsplanung<br />
und vieles mehr standen an diesem Wochenende<br />
auf dem Programm.<br />
Außerdem gab es den Auftritt einer<br />
Mädchen-Band, eine Disco, die Möglichkeit<br />
Mädchen und Frauen aus an<strong>der</strong>en<br />
Gegenden Deutschlands kennenzulernen<br />
und jede Menge Spaß.<br />
Am Sonntagvormittag wurden zum Abschluss<br />
in <strong>der</strong> Stadthalle die Ergebnisse aus<br />
den Workshops vorgestellt. Rundherum<br />
war es ein ereignisreiches Wochenende,<br />
welches wir mit vielen neuen Eindrücken<br />
und netten Begegnungen verlassen haben.<br />
Manuela Fuchs
Aktion Rollentausch<br />
MdB als Praktikant<br />
Am Mittwoch, 28.Juli, kurz vor unseren<br />
großen Ferien ar<strong>bei</strong>tete Herr Stracke in <strong>der</strong><br />
Rolle eines Praktikanten hier <strong>bei</strong> uns in <strong>der</strong><br />
Tagesstätte. Herr Stefan Stracke ist CSU-<br />
Bundestagsabgeordneter im Deutschen<br />
Bundestag! Hm… so etwas Beson<strong>der</strong>es! Er<br />
wurde von Frau Kell begleitet. Vormittags<br />
diskutierten die Erwachsenen: Herr Heim,<br />
<strong>der</strong> Schulleiter <strong>der</strong> Ludwig-Reinhard-Schule,<br />
Herr Geißler, <strong>der</strong> Leiter unserer Tagesstätte<br />
und Manuela Fuchs unsere stellvertretende<br />
Tagesstättenleiterin mit Herrn Stracke über<br />
wichtige Themen z.B. Integration und Inklusion.<br />
Unser herzlich aufgenommener<br />
Praktikantengast spielte und bastelte zuerst<br />
mit Kin<strong>der</strong>n aus <strong>der</strong> SVE. Sie hörten die<br />
Geschichte vom Frosch, <strong>der</strong> eine dicke,<br />
fette Fliege fangen wollte. Nach einem<br />
Spaziergang half er selbst gebastelte Bil<strong>der</strong>rahmen<br />
zu verzieren. Bei den Großen<br />
Martinsfeier<br />
Die HS-Gruppen haben sich auch<br />
dieses Jahr wie<strong>der</strong> zu einer St. Martinsfeier<br />
34<br />
<strong>der</strong> BS-Gruppe von Gisela Heiligensetzer<br />
genossen unsere Gäste das leckere Mittagessen<br />
und erfuhren, dass einige Schüler<br />
im Herbst in den Wertachtal-Werkstätten<br />
zu ar<strong>bei</strong>ten beginnen, nachdem sie dort<br />
auch schon Praktika absolviert haben.<br />
Als Tagespraktikant half Herr Stracke natürlich<br />
die Tische abzuräumen und abzuputzen.<br />
Den restlichen Nachmittag verbrachte<br />
Herr Stracke in unserer Gruppe <strong>der</strong> 7b. Er<br />
hörte uns <strong>bei</strong>m Eintreten in unser Gruppenzimmer<br />
das Lied „ Eine Hand voll Erde“<br />
singen. Während wir eine kurze Ruhepause<br />
wünschten, hatte <strong>der</strong> hohe Prakti-Besuch<br />
Zeit, einiges über unseren Tagesablauf zu<br />
erfahren. Gemeinsam hatten wir viel Spaß,<br />
Herrn Stracke <strong>bei</strong>m Memoryspiel „Schnipp-<br />
Schnapp“ abzuzocken. Beim Sprachspiel<br />
„Ich hab etwas in meiner Hand“ konnten<br />
wir schon ganz viel erraten. Es ist ganz toll,<br />
getroffen. Zur Vorbereitung waren fleißige<br />
Bäcker <strong>der</strong> 5a/8a am Werk, die uns mit<br />
feinen Martinsgänsen überraschten. Der<br />
Gruppenraum <strong>der</strong> 7b war mit vielen bunten<br />
Lichtern dekoriert, die zu einer schönen<br />
Atmosphäre führten und uns alle auf die<br />
Feier einstimmten.<br />
Bei <strong>der</strong> Geschichte über den heiligen<br />
St. Martin erfuhren die Kin<strong>der</strong> und Jugendlichen,<br />
wie er damals seinen Mantel<br />
teilte und somit dem armen Bettler in <strong>der</strong><br />
klirrenden Kälte half. Bei Gesang, den<br />
leckeren Gänsen und Punsch ließen wir<br />
die Feier gemeinsam ausklingen.<br />
Claudia Resch<br />
Luag nei 57<br />
wenn wir mit männlichen Praktikanten spielen<br />
und lernen können.<br />
Herr Stracke konnte als Fazit mit nach<br />
Hause nehmen, wie Herr Geißler betonte:“<br />
So eine Aktion Rollentausch ist wichtig,<br />
denn selbst da<strong>bei</strong> zu sein ist ein an<strong>der</strong>er<br />
Eindruck als einen Bericht zu lesen.“ Lieber<br />
Herr Stracke! Vielen Dank, dass Sie <strong>bei</strong> uns<br />
waren und wenn Sie Lust haben, können<br />
Sie ja wie<strong>der</strong> mal vor<strong>bei</strong>schauen und als<br />
Schnupperpraktikant in eine an<strong>der</strong>e Rolle<br />
schlüpfen. Ihre SVE und Tagesstättenkin<strong>der</strong>.<br />
Sonja Gräßel<br />
Stiftung <strong>Lebenshilfe</strong><br />
Eine gesicherte Zukunft<br />
für<br />
behin<strong>der</strong>te Menschen<br />
Spenden unter dem Stichwort<br />
„Zustiftung“<br />
Sparkasse Kaufbeuren<br />
KtoNr. 201 111<br />
Blz. 734 500 00<br />
Stiftung <strong>Lebenshilfe</strong>
Mit vollem Programm sind<br />
die Großen aus <strong>der</strong> Tagesstätte<br />
wie<strong>der</strong> ins neue Schuljahr<br />
gestartet. Kaum hatten<br />
wir den Alltag wie<strong>der</strong> „intus“,<br />
waren schon die Himbeeren<br />
reif und einige aus den Gruppen machten sich auf zum<br />
Sammeln. Eifrig wurde gepflückt und schnell waren die<br />
kleinen Eimer und Körbchen gefüllt. Obwohl viel genascht<br />
wurde, hatten wir doch zweimal <strong>bei</strong> den gemeinsamen<br />
Geburtstagsfeiern Eis mit heißen Himbeeren (für jeweils ca. 40<br />
Personen). Der Herbst lockte uns aber auch mit an<strong>der</strong>en Früchten.<br />
Wir haben im Garten <strong>der</strong> Tagesstätte einen großen Apfelbaum<br />
stehen und das Fallobst stach uns immer wie<strong>der</strong> ins Auge.<br />
So haben wir daraus kurzentschlossen Apfelbrot gebacken<br />
und uns dies an einem Nachmittag schmecken lassen.<br />
Aber nicht nur Kulinarisches ist <strong>bei</strong> uns geboten. Wir<br />
hören natürlich sehr gerne Musik und tanzen dazu. Neben<br />
Disconachmittagen wird <strong>bei</strong> uns auch einfach so<br />
des Öfteren mal <strong>bei</strong> lauter Musik „abgetanzt“. Ein ganz<br />
beson<strong>der</strong>er Nachmittag war, als die Kleinen aus <strong>der</strong> 3.<br />
Klasse uns besuchten, um gemeinsam zu tanzen. Auf den Hit<br />
„Waka Waka“ sollten wir uns die Bewegungs- und Schrittabläufe<br />
überlegen. Wir Großen steckten die Köpfe zusammen, überlegten,<br />
verwarfen und planten, und dann ging’s los. Je<strong>der</strong> von uns, ob groß<br />
o<strong>der</strong> klein nahm sich zwei Chiffontücher, dann stellten wir uns jeweils im<br />
Halbkreis gegenüber auf und ab ging’s mit lauter Musik. Alle hatten so viel<br />
Spaß und Freude da<strong>bei</strong>, dass immer, wenn die Kleinen riefen „Nochmal“<br />
wir Großen sofort und gerne bereit waren. Nach mehreren Durchgängen,<br />
viel Schweiß und Konzentration saßen wir noch eine Weile auf dem Boden,<br />
ratschten, lachten und einigten uns darauf, dies öfter zu wie<strong>der</strong>holen. Den<br />
nächsten gemeinsamen Tanznachmittag hatten wir dann <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Halloween-<br />
Disco, und gegenseitige Besuche gibt es ganz spontan immer wie<strong>der</strong>.<br />
Natürlich gab es auch viele „ganz normale Nachmittage“ mit Hausaufgaben,<br />
die zu machen sind, Diskussionen, Beziehungs- und Konfliktgesprächen,<br />
Kicker, UNO o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Spielen, Spaziergängen,<br />
Fußballspielen, Klettern, etc. In den letzten Wochen sind<br />
wir alle begeistert <strong>bei</strong>m Filzen. Für verschiedene Gelegenheiten<br />
und Verkaufsstände haben wir kleine Kürbisse<br />
gefilzt, nun ist allerdings die Zeit Schneemänner zu machen.<br />
Die Kugeln <strong>werden</strong> nass gefilzt, Gesicht, Hut und<br />
Knöpfe dann mit Nadelfilzen fertiggestellt. Beim Nassfilzen<br />
geht es manchmal sehr lustig zu, denn wenn einer mal viel<br />
Seife auf den Händen hat, kann es schon sein, dass die <strong>bei</strong>m<br />
Sitznachbarn auf dem Arm o<strong>der</strong> gar auf <strong>der</strong> Nase landet.<br />
Dies geschieht natürlich ganz aus Versehen - o<strong>der</strong> haben Sie,<br />
liebe Leser, was an<strong>der</strong>es vermutet?<br />
Die nächsten Wochen sind wir mit Vorbereitungen<br />
und Proben auf unsere Jahresabschlussfeier beschäftigt.<br />
Dann ist schon wie<strong>der</strong> Advent, und wenn wir ehrlich<br />
sind gefällt es uns ganz gut, wenn wir <strong>bei</strong> Kerzenschein so manche<br />
Geschichte vorgelesen bekommen. Wir <strong>werden</strong> Duftkugeln herstellen<br />
(Orangen mit Nelken besteckt), Kekse backen für das große<br />
Plätzchenbuffet <strong>bei</strong> uns im Haus, <strong>der</strong> Nikolaus wird uns besuchen,<br />
für unsere Eltern <strong>werden</strong> wir Weihnachtsgeschenke vorbereiten und<br />
dann auch jeden Tag ein Türchen am Adventskalen<strong>der</strong> öffnen. Für<br />
gegenseitige Besuche und Freundschaften bleibt auch genügend<br />
Raum und Zeit, und zusammen mit den Kleinen <strong>werden</strong> wir wie<strong>der</strong><br />
manchen Nachmittag verbringen.<br />
Rosi Haser-Neumayer<br />
35<br />
Luag nei 57<br />
Bei den Jugendlichen<br />
aus den Berufsschulstufen<br />
ist nachmittags<br />
immer was los
1Am ersten Tag besuchten wir das Schloss Trauttmansdorff in<br />
Meran. In diesem beson<strong>der</strong>en Museum gab es eine Son<strong>der</strong>ausstellung<br />
die sich „Engelsduft & Höllengestank“ nannte. Dieses<br />
„Duft“-Erlebnis <strong>werden</strong> wir so schnell nicht mehr aus <strong>der</strong> Nase<br />
bekommen.<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
Schon Wochen vorher fieberte die gesamte Gruppe auf den<br />
Urlaub hin. Und dann, endlich, es ist Sonntag, <strong>der</strong> 26. Oktober<br />
2010 – Urlaubszeit.<br />
Nach einem ausgiebigen Frühstück im Wohnheim Hans-Böckler-<br />
Straße ging es los in die lang ersehnten Ferien nach Bruneck in<br />
Südtirol. Im Hotel Martha angekommen ging es erstmal daran<br />
die Zimmer zu verteilen, alle Koffer auszupacken und sich für die<br />
Woche einzurichten.<br />
Den zweiten Tag verbrachten wir im Volkskundemuseum Dietenheim.<br />
Dort konnte man alte Bauernhäuser besichtigen. Außerdem<br />
bekamen wir einen Eindruck davon, wie die Menschen früher<br />
lebten und ar<strong>bei</strong>teten.<br />
Am dritten Urlaubstag wan<strong>der</strong>ten wir auf die Burg <strong>bei</strong> Sand<br />
in Taufers. Zur Verwun<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Betreuer liefen alle wie die<br />
Weltmeister und hatten sichtlich Spaß da<strong>bei</strong>.<br />
Den vierten Tag des Urlaubs verbrachten wir in Bruneck <strong>bei</strong>m<br />
Einkaufen. Wir suchten nach kleinen Mitbringseln in den Geschäften.<br />
Anschließend ließen wir es uns <strong>bei</strong> Kaffee und Kuchen<br />
gut gehen, ehe wir den Fußmarsch zurück zur Pension antraten.<br />
Am letzten Tag vor <strong>der</strong> Abreise besuchten wir ein Jagd & Fischereimuseum.<br />
Es gab viele alte Waffen, Angeln und Tiere zu sehen.<br />
Im dortigen Kellergewölbe jaulten wir wie die Wölfe und ordneten<br />
Vögel ihrem Gesang zu.<br />
Nach einer schönen Woche in Südtirol freuten wir uns aber doch<br />
wie<strong>der</strong> auf zu Hause. Gemeinsam hatten wir viel Spaß und können<br />
den nächsten Urlaub kaum erwarten.<br />
Anna Hefele<br />
36<br />
Luag nei 57<br />
Jung & Wild<br />
in Italien<br />
Der erste gemeinsame Urlaub
Jetzt geht‘s aufs Rad<br />
Beim 20. Mindelheimer Altstadtradrennen<br />
Am 26.09.2010 nahmen vier Sportler<br />
<strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Ostallgäu</strong> am Mindelheimer<br />
Altstadtrennen teil. Seit 20 Jahren gibt es<br />
dieses Radrennen schon. Seit zwei Jahren<br />
nun gibt es ein extra Rennen für Menschen<br />
mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung.<br />
Da wir den Organisator, Herr Schuster,<br />
in Bremen <strong>bei</strong> den nationalen Special<br />
Olympics kennengelernt hatten, und er uns<br />
zu diesem Rennen eingeladen hatte, war<br />
für uns gleich klar, dass wir daran teilnehmen<br />
würden. Mit drei Therapieradfahrern<br />
meldeten wir uns an. Sven Helfer, Fidan<br />
Yesil und Christian Waldmann. Natürlich<br />
O’zapft hamma!<br />
Wie heißt das noch mal: „Wenn <strong>der</strong><br />
Berg nicht zum Propheten kommt, muss<br />
<strong>der</strong> Prophet zum Berg kommen“. Das bedeutet,<br />
man muss sich nach den Gegebenheiten<br />
richten. Im Wohnheim in <strong>der</strong><br />
Hans-Böckler-Straße auf <strong>der</strong> Gruppe 1<br />
37<br />
trainierten wir die Wochen vor dem Rennen<br />
regelmäßig und so waren wir mindestens<br />
zweimal pro Woche mit unseren Radeln<br />
unterwegs. Nach einigen platten Reifen<br />
und schmerzenden Muskelkatern kam <strong>der</strong><br />
Tag des Rennens immer näher.<br />
Es war gar nicht so leicht, drei Therapierä<strong>der</strong><br />
nach Mindelheim zu bekommen.<br />
Freundlicherweise halfen uns die Hausmeister<br />
mit einem großen Lieferwagen aus und<br />
so konnten wir zu unserem aufregenden<br />
Abenteuer starten.<br />
Vor Ort in Mindelheim trafen wir dann<br />
zu unserer Überraschung Sven Schwarzer.<br />
Er hatte sich privat für das Rennen angemeldet<br />
und war mit seinen Eltern angereist.<br />
Somit waren wir schon vier Starter von<br />
<strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Ostallgäu</strong> Kaufbeuren.<br />
Insgesamt hatten sich ca. 45 behin<strong>der</strong>te<br />
Radrennsportler aus ganz Deutschland<br />
angemeldet. Bis aus Thüringen und dem<br />
Schwarzwald kamen sie angereist, um in<br />
Mindelheim zu starten.<br />
Mit dem Startschuss ging ein flottes<br />
Rennen los. Die Therapieradler mussten<br />
zwar nur eine kurze Strecke von 1,1 Kilometer<br />
bewältigen, waren aber so schnell<br />
unterwegs, dass sie gar nicht aufhören<br />
wollten. So drehte je<strong>der</strong> von uns noch ein<br />
paar Ehrenrunden, um den Jubel und die<br />
heißt das: Wenn man nicht aufs Oktoberfest<br />
fahren kann, dann bringt man das<br />
Oktoberfest ins Wohnheim. So hamma<br />
des g’macht. Mir drei fesche Madln ham<br />
uns ins richtige Outfit bzw. in unsre Dirndl<br />
g’schmissen und ham mit unsre Leit `s Oktoberfescht<br />
g’feiert. Mit allem Drum und<br />
Luag nei 57<br />
Anfeuerungsrufe noch voll auszukosten.<br />
Gleich nach dem Rennen gab es die Siegerehrung.<br />
Sven Helfer bekam als Erster im<br />
Ziel einen großen Pokal, Christian Waldmann<br />
wurde Zweiter und Fidan Yesil wurde<br />
Dritte. Sven Schwarzer war 9,9 Kilometer<br />
unterwegs und wurde insgesamt Sechster.<br />
Wir durften in Mindelheim ein sehr<br />
gut organisiertes Rennen erleben und so<br />
war allen gleich klar, dass wir nächstes<br />
Jahr wie<strong>der</strong> starten <strong>werden</strong>. Es würde uns<br />
freuen, wenn auch Ihr das nächste Mal<br />
da<strong>bei</strong> wärt.<br />
Markus Reichart<br />
Dran: Weißwurscht, Brezga, Weißwurschtsämpf,<br />
Bier und Woiza (natürlich alkoholfrei)<br />
und zümpftiger Musi. „Im Wohnheim<br />
is’ Oktoberfescht – oans zwoa g’suffa …“.<br />
Schee war’s!<br />
Karina, Julia und Anna<br />
Wohnen
Dem Himmel so nah<br />
Die Gruppe 3 <strong>der</strong> HaBö stellt sich vor<br />
Im Wohnheim<br />
in <strong>der</strong> Hans-Böckler-Straße, ganz oben<br />
im zweiten Stock - fast schon im Himmel - da wohnen neun Engel<br />
und sieben Bengel. Wir sieben „Bengel“ sind natürlich keine, wir<br />
sind die Betreuer: Steffi Menk, unsere Gruppenleiterin, Erna Velde<br />
und Eva Schuster sind Erzieherinnen, Susanna Greiter ist eine<br />
Heilerziehungspflegerin, Torsten Huber ein Krankenpfleger, und<br />
Dani Götz und Tatjana Leitner sind HEP-Schülerinnen. Zusammen<br />
kümmern wir uns um unsere neun Engel:<br />
Engel Nr.1: Hallo, ich heiße Walter. Ich bin 47 Jahre alt und wohne<br />
seit 26 Jahren im Wohnheim. Am liebsten sitze ich mit Rolf, mit dem<br />
ich mir auch ein Doppelzimmer teile, gemeinsam<br />
auf <strong>der</strong> Couch und blättere in Fernsehzeitungen<br />
herum. Manchmal liegen drei Zeitungen nebeneinan<strong>der</strong><br />
und ich stöbere in allen herum.<br />
Nachts bin ich auch manchmal aktiv und<br />
lese in meinen Zeitungen. Dies hält Rolf<br />
dann schon mal auf Trab, aber er ist mir<br />
nicht böse deswegen. Bei Ausflügen und<br />
verschiedenen Aktivitäten mit <strong>der</strong> Gruppe<br />
bin ich immer sofort mit da<strong>bei</strong>.<br />
Engel Nr.2: Hallo, ich heiße Rolf. Ich bin 55<br />
Jahre alt und wohne seit 24 Jahren im Wohnheim.<br />
Mein allerliebstes Hobby ist, Cappuccino zu trinken,<br />
auch ein Bier darf es gerne mal sein. Täglich<br />
vertiefe ich mich in meine Allgäuer Zeitung<br />
und vergesse da<strong>bei</strong> die Welt um<br />
mich herum. Sport mag ich nicht so<br />
gerne. Dennoch schwinge ich gerne<br />
mein Tanz<strong>bei</strong>n auf verschiedenen<br />
Tanzveranstaltungen. Da bin ich<br />
dann nicht mehr zu halten und tanze,<br />
bis die Sohlen heiß laufen. Jeden<br />
Mittwoch mache ich <strong>bei</strong>m Nordic<br />
Walking mit.<br />
Engel Nr. 3: Hallo, ich heiße Susanne. Ich<br />
bin 33 Jahre alt und wohne seit<br />
7 Jahren im Wohnheim. Ich bin eine <strong>der</strong> zwei<br />
Mädels aus unserer Gruppe. Sehr gerne male<br />
ich mit Mariola aus <strong>der</strong> Gruppe 4 auf großen<br />
Leinwänden. Da kann ich meiner Kreativität<br />
freien Lauf lassen. Was ich nicht so gerne<br />
mag ist, wenn ich längere Zeit ruhig sitzen<br />
muss. Ich brauche viel Bewegung und<br />
Aktion, sonst wird mir schnell langweilig.<br />
Deswegen mache ich seit Mai 2010 <strong>bei</strong><br />
unserer Sportgruppe mit.<br />
38<br />
Luag nei 57<br />
Engel Nr. 4: Hallo, ich heiße Hannes.<br />
Ich bin 57 Jahre alt und wohne seit 15<br />
Jahren im Wohnheim. Im November<br />
2009 bin ich in die Gruppe 3 gezogen.<br />
Mir gefällt es hier sehr gut. Es<br />
ist immer etwas los. Wenn ich etwas<br />
Ruhe brauche, mache ich gerne Entspannungsbä<strong>der</strong>,<br />
höre Musik o<strong>der</strong><br />
gehe spazieren. Wenn wir Ausflüge<br />
machen, bin ich sofort mit von <strong>der</strong> Partie<br />
und es macht mir sehr viel Spaß, mit <strong>der</strong><br />
Gruppe etwas zu unternehmen.<br />
Engel Nr. 5: Hallo, ich heiße Andrea. Ich<br />
bin 39 Jahre alt und wohne seit 6 Jahren<br />
im Wohnheim. Ich bin das zweite<br />
Mädel und <strong>der</strong> Ruhepol <strong>der</strong> Gruppe.<br />
Am liebsten male ich in meinen<br />
Malbüchern. Davon habe ich eine<br />
ganze Menge. Ich bin sehr offen<br />
für neue Sachen und probiere auch<br />
mal an<strong>der</strong>e Dinge aus, wie z.B. <strong>bei</strong>m<br />
Kochen helfen. Ich bin sehr hilfsbereit.<br />
Seit Mai 2010 mache ich <strong>bei</strong> unserer<br />
Sportgruppe mit. Dort bewegen wir uns<br />
mit Spaß und Spiel. Das macht mir viel Freude.<br />
Engel Nr. 6: Hallo, ich heiße Franz. Ich bin<br />
59 Jahre alt und wohne seit Dezember<br />
2009 in <strong>der</strong> Gruppe 3. Vorher habe ich<br />
mit meinem Bru<strong>der</strong> alleine in einem<br />
Haus gewohnt. Mir gefällt es sehr gut<br />
im Wohnheim. Ich rauche sehr gerne<br />
Pfeife und Zigarillos und trinke ab<br />
und zu auch gern mal ein Bierchen.<br />
Ich erledige gerne kleinere Aufgaben,<br />
wie z.B. Getränkekisten in den Keller<br />
bringen o<strong>der</strong> im Winter auf dem Hof<br />
Schnee zu schippen. Schließlich bin ich<br />
stark und habe Kraft. Ich habe mich sehr gut<br />
in <strong>der</strong> Gruppe eingelebt und es macht mir Spaß, dort zu wohnen.<br />
Mir wird es nie langweilig, denn es ist immer etwas los <strong>bei</strong> uns.<br />
Engel Nr. 7: Hallo, ich heiße Helmut. Ich bin<br />
32 Jahre alt und wohne seit Oktober 2009<br />
in <strong>der</strong> Gruppe 3. Ich bin <strong>der</strong> Musiker <strong>der</strong><br />
Gruppe. Meine Hobbys sind Flöte<br />
und Fee-Harfe spielen. Dies kann<br />
ich sehr gut und die Gruppe hört<br />
mir gern <strong>bei</strong>m Musizieren zu. Darauf<br />
bin ich stolz. Ich wohne gern<br />
im Wohnheim. Die Leute sind nett<br />
und wir machen viele Ausflüge o<strong>der</strong><br />
ähnliches. Außerdem helfe ich sehr<br />
gern <strong>bei</strong>m Kochen mit, d.h. ich schneide<br />
gern Obst und Gemüse klein. Ich<br />
ar<strong>bei</strong>te sehr gerne in <strong>der</strong> WfB. Die Ar<strong>bei</strong>t<br />
macht mir Spaß und meine Kollegen sind auch<br />
sehr nett zu mir. Seit Mai 2010 mache ich <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Sportgruppe<br />
mit, denn ich bewege mich mit Freude in <strong>der</strong> Natur.
Am Samstag und Sonntag, 10. und 11.Juli 2010,<br />
war es endlich soweit. Bewohner <strong>der</strong> Wohnheime <strong>der</strong><br />
<strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Ostallgäu</strong> stellten ihre selbst gemalten<br />
Bil<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Galerie Webams aus. In den Monaten<br />
zuvor war dafür sehr viel Vorbereitungsar<strong>bei</strong>t notwendig.<br />
Vorausgegangen war folgendes:<br />
Mariola Komraus, Gruppenleiterin in <strong>der</strong> Hans-<br />
Böckler-Straße bietet schon lange Einzelnen o<strong>der</strong><br />
auch in Kleingruppen das Malen an. So entstanden schon einige<br />
wun<strong>der</strong>schöne Werke. Im Sommer 2008 <strong>bei</strong>m Jubiläumsfest im<br />
Wohnheim in <strong>der</strong> Hans-Böckler-Straße stellten wir zum ersten Mal<br />
die Werke <strong>der</strong> Bewohner und Bewohnerinnen aus. Viele waren<br />
begeistert und so wagten wir den Schritt, die Bil<strong>der</strong> <strong>der</strong> breiten<br />
Öffentlichkeit zu zeigen.<br />
Wir konnten den Künstler Menni Bachauer gewinnen, uns seine<br />
Galerie in Webams zur Verfügung zu stellen. Menni Bachauer und<br />
seine Frau Carmen halfen uns <strong>bei</strong> <strong>der</strong> professionellen Darbietung<br />
<strong>der</strong> einzelnen Bil<strong>der</strong>, sodass in diesen Räumlichkeiten die durchaus<br />
sehr aussagekräftigen Bil<strong>der</strong> auch gut zur Geltung kamen.<br />
Die Eröffnungsrede übernahm Wolfgang Kimmig und Mariola<br />
Komraus erklärte den Besuchern die Entstehung <strong>der</strong> Bil<strong>der</strong>.<br />
Die Begeisterung <strong>der</strong> Künstler und <strong>der</strong> Stolz war den Künstlern<br />
anzusehen. Musikalisch umrahmt wurde die Eröffnung von einer<br />
Saxophongruppe und für das leibliche Wohl war auch Bestens<br />
gesorgt.<br />
An den zwei Tagen mit strahlendem Sonnenschein und sehr<br />
vielen Ausstellungsbesuchern kamen gute Gespräche zustande<br />
und es herrschte eine tolle Atmosphäre. Voller Stolz zeigten die<br />
Künstler ihre Bil<strong>der</strong> und erklärten auch, wie sie die Bil<strong>der</strong> gemalt<br />
hatten. Alle Bil<strong>der</strong> hatten einen Titel, <strong>der</strong> zum Teil auch von den<br />
Malern selbst ausgesucht wurde.<br />
Engel Nr. 8: Hallo, ich heiße Max. Ich bin 47 Jahre alt und wohne<br />
seit 27 Jahren im Wohnheim. Im November 2009 bin ich in die<br />
Gruppe 3 gezogen. Dort habe ich mich sofort<br />
wohl und heimisch gefühlt. Ich gehe gerne<br />
auf Ausflüge mit, schaue im Zimmer fern,<br />
höre Musik o<strong>der</strong> gehe mit <strong>der</strong> Gruppe zum<br />
Essen. Die Allgäuer Zeitung lese ich auch<br />
sehr gern und da<strong>bei</strong> hebe ich sie lange<br />
in meinem Zimmer auf. Was ich nicht so<br />
mag ist, spazieren gehen und einfach<br />
nur rumhocken. Jeden Dienstag gehe<br />
ich in <strong>der</strong> WfB in den VHS-Kurs. Dort<br />
üben wir lesen, schreiben und rechnen.<br />
Das finde ich super.<br />
Engel Nr. 9: Hallo, ich heiße Christian. Ich bin<br />
37 Jahre alt und wohne seit Dezember 2009 in <strong>der</strong> Gruppe 3.<br />
Meine Hobbys sind fernsehen, am liebsten „Gute Tage“ (Gute<br />
39<br />
Luag nei 57<br />
An diesem Wochenende wurden viele Bil<strong>der</strong> verkauft (vor<br />
allen Dingen sehr zur Freude <strong>der</strong> Künstler) und vom Erlös wurden<br />
wie<strong>der</strong> Farben, Rahmen und sonstige Utensilien, die für das Bil<strong>der</strong><br />
Gestalten notwendig sind, gekauft.<br />
Es war ein rundum gelungenes Wochenende. Die Mitar<strong>bei</strong>ter<br />
und Mitar<strong>bei</strong>terinnen <strong>der</strong> Hans-Böckler-Straße organisierten,<br />
bauten auf, halfen, stellten ein großartiges Buffet auf die Beine,<br />
backten Kuchen, kochten Kaffee und und und… und dies alles<br />
mit sichtlicher Begeisterung.<br />
An dieser Stelle noch ein recht herzliches Dankeschön an alle<br />
Helfer und Helferinnen und natürlich an Menni und Carmen,<br />
ganz wun<strong>der</strong>volle Menschen, die uns dies erst ermöglichten, und<br />
weil es so schön war – wir dürfen wie<strong>der</strong>kommen! Für das Jahr<br />
2012 ist die nächste Ausstellung <strong>der</strong> Wohnheime in <strong>der</strong> Galerie<br />
Webams geplant.<br />
Ursula Langowski<br />
f a r b e n f r o h<br />
Bil<strong>der</strong>ausstellung von Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung<br />
Fotos von <strong>der</strong> Ausstellung siehe Umschlagrückseite<br />
Zeiten, Schlechte Zeiten), mit meinen Stofftieren<br />
spielen, malen und Musik hören. Was ich<br />
nicht leiden kann, ist das frühe Aufstehen,<br />
wenn ich in die Ar<strong>bei</strong>t muss. Ich schlafe<br />
lieber lange und ausgiebig aus. Ich<br />
wohne gerne im Wohnheim. Dennoch<br />
bin ich am Wochenende sehr gerne zu<br />
Hause <strong>bei</strong> meiner Mama und meinen<br />
Tieren. Seit Mai 2010 mache ich <strong>bei</strong> <strong>der</strong><br />
Sportgruppe mit, denn ich bin gern an <strong>der</strong><br />
frischen Luft. Außerdem bin ich sehr sportlich.<br />
Ich kann Liegestützen machen und auch ein bisschen<br />
Breakdance.<br />
So, jetzt haben wir uns alle vorgestellt. Wie schon gesagt, findet<br />
ihr uns in <strong>der</strong> HaBö ganz oben, dem Himmel ganz nah.<br />
Dani Götz und Eva Schuster
Schnell verging das erste Jahr für den neuen Werkstattrat<br />
<strong>der</strong> Wertachtal-Werkstätten. Die 7 Werkstatträte hatten da<strong>bei</strong><br />
interessante Aufgaben zu bewältigen.<br />
Wir hatten ja bereits in <strong>der</strong> Juli-Ausgabe <strong>der</strong> Luag nei informiert,<br />
dass ein Werkstattrat die Interessen und Anliegen <strong>der</strong><br />
Menschen mit Handicap in <strong>der</strong> Werkstatt vertritt. Dies sind immerhin<br />
bald 500 Personen in Marktoberdorf, Neugablonz und<br />
Kaufbeuren. Und da wir in allen wichtigen Entscheidungen und<br />
Planungen ein Mitwirkungsrecht haben, kam da einiges zusammen,<br />
<strong>bei</strong> dem die Mitar<strong>bei</strong>t des Werkstattrates gefragt war. Natürlich<br />
Das erste spannende Jahr des Werkstattrates<br />
Ein Jahr <strong>der</strong> vielen Ereignisse<br />
können wir nicht von allen Gesprächen und Einsätzen berichten,<br />
doch heute nehmen wir es zum Anlass, einen kleinen Überblick<br />
über die große Vielfalt <strong>der</strong> Themen zu zeigen.<br />
Um mehr Kenntnis von den Mitwirkungsmöglichkeiten zu erfahren<br />
und Sicherheit durch praktische Übungen wie Rollenspiele<br />
zu erlangen, nahmen die drei neu gewählten Werkstatträte, Herr<br />
Knab, Herr Finsterbusch, Frau Geiger an mehreren Fortbildungen<br />
teil.<br />
Monatliche Sitzungen<br />
In monatlichen Sitzungen des Werkstattrates besprechen<br />
wir die Problematiken und überlegen zusammen mit unserer<br />
Vertrauensperson, Herr Krätschmer, wie unseren Anliegen am<br />
besten Gehör verliehen <strong>werden</strong> kann. Es gilt da<strong>bei</strong> konstruktive<br />
Strategien zu entwickeln, gute Sachargumente zu sammeln, und<br />
eine angemessene Vorgehensweise zu finden. Oftmals formulieren<br />
wir unsere Anliegen schriftlich mit <strong>der</strong> Bitte um Antwort.<br />
In regelmäßigen Gesprächen mit <strong>der</strong> Werkstattleitung o<strong>der</strong><br />
Geschäftsführung <strong>werden</strong> wir zu aktuellen Themen und Vorhaben<br />
befragt wie z. B. <strong>der</strong> Betrieburlaubsregelung, Prämienzahlung,<br />
baulichen Vorhaben, Sicherheitsfragen o<strong>der</strong> sonstigen Neuerungen<br />
in <strong>der</strong> Werkstatt. Diese Gespräche sind sehr sinnvoll,<br />
weil wir damit ins aktuelle Geschehen eingebunden sind. Allerdings<br />
muss man sehr da<strong>bei</strong> aufpassen, was man <strong>bei</strong> diesen<br />
Gesprächen sagt. Lei<strong>der</strong> fallen die Gespräche manchmal aus<br />
terminlichen Gründen des Geschäftsführers aus, ohne dass wir<br />
informiert <strong>werden</strong>. Hier<strong>bei</strong> hoffen wir noch auf Besserung seitens<br />
des Geschäftsführers.<br />
Im Februar dieses Jahres hatten wir die Werkstatträte aus<br />
Kempten, Mindelheim, Memmingen und Lindenberg zum Regionaltreffen<br />
in die Wertachtal-Werkstätten eingeladen. Thema war<br />
unter an<strong>der</strong>em ein Info- und Erfahrungsaustausch über den Umgang<br />
und die Unterstützungsmöglichkeiten für die Beschäftigten,<br />
die aufgrund von Alter o<strong>der</strong> gesundheitlichen Problemen einem<br />
40<br />
Luag nei 57<br />
Wertachtal<br />
Werkstätten<br />
Leistungsabbau unterliegen.Solche Austauschtreffen sind recht<br />
interessant, da wir von den Vorgehensweisen und Regelungen<br />
aus an<strong>der</strong>en Werkstätten erfahren wie z. B. über Lohnsysteme,<br />
För<strong>der</strong>angebote, Teilzeitmöglichkeiten usw.<br />
Interessante Themen<br />
Interessante Themen, <strong>bei</strong> denen sich <strong>der</strong> Werkstattrat im letzten<br />
Jahr für Verbesserungen in den Wertachtal-Werkstätten mit Erfolg<br />
eingesetzt hatte, waren unter an<strong>der</strong>em auch die viel Ärgernis<br />
hervorgerufenen neuen Toilettenpapierhalterungen.<br />
Hier<strong>bei</strong> wurden vom Personal nochmals Erleichterungen<br />
für uns durch eine Informationsveranstaltung bewirkt.<br />
Bei einer Betriebsbegehung wurden Mängel <strong>bei</strong><br />
<strong>der</strong> Essenssituation in <strong>der</strong> P-Werkstatt Marktoberdorf<br />
festgestellt, wonach uns hinsichtlich <strong>der</strong> Warmhaltung<br />
<strong>der</strong> Speisen und <strong>der</strong> Essensausgabe schriftlich Verbesserungen<br />
zugesagt wurden.<br />
Eine große Verbesserung für Menschen mit starker Gehbeeinträchtigung<br />
o<strong>der</strong> Rolli-Benutzern wird die Installation<br />
von automatischen Türöffnern <strong>bei</strong> den schweren Brandschutztüren<br />
zu Gruppenräumen o<strong>der</strong> <strong>bei</strong> Verbindungstüren sowohl<br />
in Marktoberdorf als auch in <strong>der</strong> Porschestraße 30 darstellen.<br />
Für diese Erleichterung des Ar<strong>bei</strong>tsalltages durch bedienbare<br />
Türen für Menschen mit Körperbehin<strong>der</strong>ung hatte sich <strong>der</strong> Werkstattrat<br />
mit Erfolg stark gemacht. Somit hoffen wir auf baldige<br />
Umsetzung <strong>der</strong> schriftlich zugesicherten Verbesserungen durch<br />
die Geschäftsführung.<br />
Ihr seht also, <strong>der</strong> Werkstattrat hat Mitwirkungsmöglichkeiten.<br />
Und berechtigte Anliegen <strong>werden</strong> Ernst genommen, diskutiert<br />
und nach Verbesserungen wird gesucht. Wichtig ist da<strong>bei</strong> immer,<br />
sachliche Argumente vorzubringen, den richtigen Stil und die richtigen<br />
Worte zu wählen, wie es sich einfach in <strong>der</strong> Zusammenar<strong>bei</strong>t<br />
unter Menschen gehört. Wir danken hier<strong>bei</strong> für die Unterstützung<br />
durch unsere Vertrauensperson sowie den Werkstattleitern und <strong>der</strong><br />
Geschäftsführung die unsere Anliegen ernst genommen haben.<br />
Werkstattrat <strong>der</strong> Wertachtal-Werkstätten
29. <strong>Ostallgäu</strong>er Behin<strong>der</strong>ten-Schwimmfest<br />
Erfolgreiche Teilnehmer<br />
Wie<strong>der</strong> einmal waren die Teilnehmer <strong>der</strong> Wertachtal-Werkstätten<br />
sehr erfolgreich. Beim überregionalen Schwimmfest mit nahezu<br />
100 Teilnehmern aus Werkstätten und Behin<strong>der</strong>tensportverbänden<br />
am 13.11.10 im Hallenbad Kaufbeuren waren wir erneut die teilnehmerstärkste<br />
Mannschaft. Dafür gab es einen schönen Pokal.<br />
Erfolgreichste Einzel-Starter waren Guido Lüdecke mit einem 1.<br />
Platz über 25 m Brust, Robert Frei mit einem 2.Platz über 50 m<br />
Brust und unser jüngster Teilnehmer Christian Rauner mit einem 3.<br />
Platz über 50 m Brust. Unsere <strong>bei</strong>den Staffeln erzielten ebenfalls<br />
ausgezeichnete Ergebnisse. Die Staffel Wertach-Racer erreichte<br />
den 3. Platz und die „Burondelfine“ wurden siebte.<br />
Alle Teilnehmer <strong>der</strong> Wertachtal-Werkstätten konnten ihre<br />
bisherigen persönlichen Bestleistungen steigern und erreichten<br />
hervorragende Platzierungen im vor<strong>der</strong>en Teilnehmerfeld. Die<br />
Mannschaft setzte sich diesmal zusammen aus Silvio Finsterbusch,<br />
Robert Frei, Björn Fuchs, Andreas Glaß, Georg Haug, Heike John,<br />
Tobias Keil, Markus Knab, Guido Lüdecke, Manfred Memmel,<br />
Daniel Mittelmeier, Oliver Raabe, Christian Rauner, Lilija Riss<br />
und Norbert Waldmann. Etwa die Hälfte <strong>der</strong> Teilnehmer hatte<br />
Gelegenheit, sich im Rahmen des Projektes „Schwimmtraining“<br />
gezielt auf diesen Wettkampf vorzubereiten. In <strong>der</strong> Vorbereitung<br />
Menschen mit Handicap aus ganz<br />
Bayern, gleich ob geistig, seelisch o<strong>der</strong><br />
körperlich bedingt, die in irgendeiner Form<br />
noch einer WfBM zugehörig sind (Außenar<strong>bei</strong>tsplatz,<br />
Vermittlungsphase, Inklusionsprojekt<br />
o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Einrichtung selbst),<br />
treffen sich alljährlich zu landesweit organisierten<br />
Tischtennisturnieren. Sie kommen<br />
da<strong>bei</strong> überwiegend aus Einrichtungen <strong>der</strong><br />
<strong>Lebenshilfe</strong>, jedoch auch von Werkstätten<br />
<strong>der</strong> Caritas, Diakonie, Regens-Wagner usw.<br />
Gleich welches Handicap o<strong>der</strong> von welcher<br />
Einrichtung, sie alle verbindet das Interesse<br />
am Tischtennisspiel. So nehmen jedes<br />
41<br />
Luag nei 57<br />
auf den Jubiläumswettkampf nächstes Jahr sollte dieses Training<br />
daher nicht fehlen und eventuell sogar bereichsübergreifend<br />
angeboten <strong>werden</strong>. Auf alle Fälle freuen wir uns schon auf das<br />
Schwimmfest im nächsten Jahr.<br />
Petra Böhm<br />
Bayerischer Vizemeister im Tischtennis<br />
2. Mannschaft von links: Thomas Martsch, Hans Peter<br />
Mayr, Günter Thomas, Franz Lepschy<br />
Jahr aus ganz Bayern ca. 50 Herrenmannschaften<br />
am Wettbewerb zur Süd- o<strong>der</strong><br />
Nordbayerischen Meisterschaft teil, die<br />
in je 6 Leistungsklassen organisiert sind.<br />
Die jeweils besten 2 Mannschaften aus<br />
den Nord- und Südligen treffen sich im<br />
Herbst zur Ausspielung <strong>der</strong> Bayerischen<br />
Meisterschaft in <strong>der</strong> jeweiligen Liga.<br />
Nach dem Gewinn <strong>der</strong> Südbayerischen<br />
Meisterschaft durch die 1. Herrenmannschaft<br />
in <strong>der</strong> höchsten Spielliga und dem<br />
Titel des Südbayerischen Vizemeisters<br />
für die 2. Herrenmannschaft in <strong>der</strong> dritthöchsten<br />
Liga im Frühjahr diesen Jahres,<br />
hatten sich <strong>bei</strong>de Mannschaften für<br />
das bayernweite Finale am 9. Oktober<br />
in Höchstädt an <strong>der</strong> Donau qualifiziert.<br />
Die 2. Mannschaft mit Günter Thomas,<br />
Thomas Martsch, Franz Lepschy und Hans<br />
Peter Mayer konnte ihr bis dahin bestes Ergebnis<br />
mit einem 3. Platz in <strong>der</strong> Landesliga<br />
(vor<strong>der</strong>es Mittelfeld) erzielen.<br />
Steffen Walther, Christian Schelchshorn,<br />
Silvio Finsterbusch und Willibald Köhler,<br />
holten durch eindrucksvolle Spielweise und<br />
geschlossen gute Mannschaftsleistung den<br />
Titel des Bayerischen Vizemeisters in <strong>der</strong><br />
höchsten Spielliga, und sind damit zweitbeste<br />
Mannschaft in Bayern <strong>bei</strong> diesem<br />
Turnier.<br />
Der Erfolg war das Sahnehäubchen<br />
und hat zum exzellenten Genuss geführt.<br />
Der Boden des Erfolgs war jedoch die Kameradschaft<br />
über das jeweilige Handicap<br />
hinaus und über die Grenzen <strong>der</strong> verschiedenen<br />
Betriebsstätten hinweg. Das Interesse<br />
und <strong>der</strong> Einsatz für ein gemeinsames Ziel<br />
standen <strong>bei</strong> den Vorbereitungen und <strong>bei</strong>m<br />
Wettbewerb im Vor<strong>der</strong>grund.<br />
Diese Verbundenheit über Begrenzungen<br />
hinweg ist <strong>bei</strong>spielhaft und allein<br />
für sich bereits ein großer Erfolg.<br />
Martin Krätschmer<br />
1. Mannschaft von links: Willibald Köhler, Christian<br />
Schelchshorn, Silvio Finsterbusch, Steffen Walther
07.08.2011 bis 14.08.2011<br />
Reiseleiterin: Gisela Dollinger und Team<br />
(2 bis 3 Begleiter)<br />
WfbM Beschäftigte 12 bis 14 Personen<br />
Jugendherberge / Mehrbettzimmer<br />
Vollpension<br />
max. 2 Personen<br />
mit Kleinbussen ab/bis Kaufbeuren, Porschestr. 30<br />
€ 380,- (Fahrt, Unterkunft, Verpflegung, Eintritte, Aus-<br />
€ landskrankenversicherung) €<br />
ca. € 100,- (Assistenz, Begleitung, Personalkosten für<br />
Selbstzahler) Bei Anspruch auf Verhin<strong>der</strong>ungspflege<br />
wird über die Pflegekasse abgerechnet.<br />
Allgemeine Bestimmungen<br />
42<br />
Luag nei 57<br />
06.08.2011 bis 13.08.2011<br />
Reiseleiter: Stefan Gerlach und Team<br />
(2 bis 3 Begleiter)<br />
WfbM Beschäftigte 12 bis 14 Personen<br />
Hotel / Mehrbettzimmer<br />
Vollpension<br />
max. 2 Personen<br />
mit Kleinbussen ab/bis Marktoberdorf, WfbM<br />
€ 410,- (Fahrt, Unterkunft, Verpflegung, Eintritte, Auslandskrankenversicherung)<br />
ca. € 100,- (Assistenz, Begleitung, Personalkosten für<br />
Selbstzahler) Bei Anspruch auf Verhin<strong>der</strong>ungspflege<br />
wird über die Pflegekasse abgerechnet.<br />
Eine Teilnahme ist für Werkstattbeschäftigte alle zwei Jahre möglich. Die schriftliche Anmeldung ist ab 11.01.2011 bis zum 21.01.2011<br />
in <strong>der</strong> WfbM z. Hd. Frau Dollinger bzw. Herrn Gerlach einzureichen.<br />
- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -<br />
Anmeldung<br />
Ich melde mich verbindlich für folgende Reise an:<br />
Reiseziel:________________________________<br />
Name / Vorname: _____________________________________ Geburtsdatum: ______________________<br />
Adresse: ___________________________________________ Telefon: __________________________<br />
Rollstuhlfahrer: ( ) ja ( ) nein Verhin<strong>der</strong>ungspflege ( ) ja ( ) nein<br />
_______________________________<br />
Unterschrift Teilnehmer / ges. Betreuer<br />
Ferienfreizeiten 2011<br />
<strong>der</strong> Wertachtal-Werkstätten GmbM Kaufbeuren – Marktoberdorf<br />
Für Beschäftigte <strong>der</strong> Wertachtal-Werkstätten, die nicht im Wohnheim wohnen<br />
Sommerurlaub in <strong>der</strong> traumhaften Berglandschaft BRIXENS<br />
Ferien in Brixen – das heißt Erholung inmitten <strong>der</strong> Bergwelt Südtirols.<br />
Dies garantiert eine Abwechslung zwischen Kultur-, Aktiv-<br />
und Entspannungsurlaub.<br />
Wir wohnen im Ortszentrum Brixens, <strong>der</strong> drittgrößten Stadt Südtirols.<br />
Von dort aus haben wir einen idealen Ausgangspunkt um<br />
am regen Stadtleben, den bunten Wochenmärkten und Laubengeschäften,<br />
dem Baden in Naturseen, <strong>der</strong> Besichtigung eines<br />
Weingutes teilzunehmen und das Erleben <strong>der</strong> Bergwelt inmitten<br />
einer einzigartigen Landschaftskulisse zu genießen.<br />
Sommerurlaub am Kalterer See in den Weinbergen TRAMINS<br />
Ebenfalls in <strong>der</strong> schönen Südtiroler Bergwelt liegt das Rechtenthal-Haus,<br />
ca. 3 km vom Kalterer See entfernt, inmitten <strong>der</strong><br />
Weinberge Tramins.<br />
Die Sonnenterasse und das Schwimmbad des Hotels laden ein<br />
zum Entspannen und <strong>der</strong> Besitzer <strong>der</strong> Pension führt uns durch<br />
die eigenen Weingärten.<br />
Eine Fahrt mit <strong>der</strong> Mendelbahn auf den Mendelpass ist ebenso<br />
geplant wie Ausflüge nach Kaltern und Meran.
Unsere wun<strong>der</strong>schöne Ferienfreizeit<br />
in Altenmarkt im Pongau!<br />
Ende August bin ich, gemeinsam mit<br />
Frau Böhm, Herrn Rau, Frau Schmid sowie<br />
Sebastian, Norbert, Josef, Martin, Hermann,<br />
Marcus, Robert, Oliver, Elisabeth<br />
und Heike nach Altenmarkt im Pongau im<br />
wun<strong>der</strong>schönen Österreich gefahren. Da<br />
auf <strong>der</strong> A8 nach München eine Baustelle<br />
gemeldet war, sind wir quasi quer durch die<br />
Pampa, also über Marktoberdorf, Schongau<br />
und Bad Tölz, zum Chiemsee und dort<br />
sind wir auf <strong>der</strong> A8 weitergefahren. Was<br />
nicht schlecht war, denn so sind wir mitten<br />
durch das Herz Oberbayerns mit unseren<br />
Bussen gefahren, und die Landschaft ist<br />
dort einfach herrlich! Die Fahrt war sehr<br />
lustig, was auch daran lag, dass Josef einen<br />
so komischen Humor hat.<br />
Kaum in Altenmarkt in unserem Jugendhotel<br />
angekommen, bezogen wir schon<br />
unsere Zimmer und Betten. Ich schlief gemeinsam<br />
in einem Zimmer mit Sebastian,<br />
Norbert sowie Hermann und Martin. Wir<br />
hatten einen Pool, in dem man schwimmen<br />
konnte, auch einen Internetzugang, an dem<br />
man gut kleben konnte, wenn man das<br />
Internet heiß und innig liebt, sowie einen<br />
Discoraum, und natürlich - einen Kicker<br />
und Tischtennisraum, in dem wir uns auch<br />
häufig aufhielten. Frühstück und Abendessen<br />
gab es immer vom Büffet, das köstlich<br />
war. Aber nun zu unseren Ausflügen: Wir<br />
fuhren auf das bekannte Gestüt „Gut Ai<strong>der</strong>bichl“,<br />
auf dem Tiere leben, die man quasi<br />
43<br />
vor dem Schlimmsten gerettet<br />
hat, die aber auch<br />
Krankheiten haben, und<br />
die wahrscheinlich je<strong>der</strong><br />
an<strong>der</strong>e hätte einschläfern<br />
lassen. Das Gestüt ist sehr schön, ich war<br />
sogar insgesamt dreimal schon dort, aber<br />
<strong>bei</strong> unserem Besuch habe ich es noch genauer<br />
kennengelernt. Es gibt dort Pferde,<br />
Esel, Kühe, Hunde und Katzen, Hühner,<br />
sowie Hasen. Ich sagte sogar, das wäre<br />
eine mo<strong>der</strong>ne Arche Noah.<br />
Wir sind auch mal wan<strong>der</strong>n gegangen,<br />
auf eine Hütte. Ihr könnt euch gar nicht<br />
vorstellen, wie zauberhaft es ist, wenn man<br />
in den Bergen wan<strong>der</strong>t und man sieht den<br />
Enzian, das Fingerkraut, all diese Blumen<br />
blühen! Auf <strong>der</strong> Hütte war sogar ein Gipfelkreuz,<br />
wo wir auch Rast machten. Ich habe,<br />
als wir weitergegangen sind, mit Sebastian<br />
geratscht, wir haben sehr viel miteinan<strong>der</strong><br />
geredet. Wir waren auch mal in dem Salzbergwerk<br />
in <strong>der</strong> Nähe von Salzburg, das<br />
war ganz lustig und interessant, vor allem<br />
weil wir da mit einem Bergzug in den Tunnel<br />
fuhren. Aber was das Beste war, war<br />
die Führung. Uns wurde alles erklärt, wie<br />
dieses Bergwerk entstand.<br />
Diese Knochenar<strong>bei</strong>t kann<br />
man sich heutzutage nicht<br />
mehr vorstellen.<br />
Am Zauchensee waren<br />
wir natürlich auch,<br />
wir fuhren sogar mit dem<br />
Boot. Das Faszinierende<br />
an dem See ist: Er ist so<br />
klar, dass man alle Forellen<br />
gut sehen konnte, egal<br />
wie tief o<strong>der</strong> hoch sie im<br />
Wasser schwammen, und<br />
die Kulisse um uns herum<br />
war einfach unbeschreiblich.<br />
Wir in unseren Booten<br />
mitten auf dem See und<br />
um uns herum die Berge mit grasenden<br />
Kühen auf <strong>der</strong> Wiese. Wir sind sogar an<br />
die Ursprungsquelle des Sees gewan<strong>der</strong>t,<br />
also nicht ganz den Berg hinauf, aber<br />
trotzdem, dies war ein Highlight! Und<br />
es ist wirklich Wahnsinn was da so alles<br />
Luag nei 57<br />
blüht, Vom Fingerkraut, bis zu allen möglichen<br />
Bergblumen. Hinterher waren wir<br />
in einem Ausflugskaffee am Zauchensee,<br />
wo sich fast alle das Eis „Heiße Liebe“ bestellt<br />
haben. Und wir hatten sogar eine<br />
Fußballmannschaft im Hotel, die echte<br />
„Preußen“(Spaß) waren: Der FC Husum,<br />
aus Nordeutschland. „Preußen“ habe ich<br />
deswegen hingeschrieben, da sie von uns<br />
ein paar bayerische Wörter auf Hochdeutsch<br />
übersetzt wissen wollten. Sie haben sogar<br />
gegen die Mannschaft des TSV Altenmarkt<br />
gespielt und gewonnen.<br />
Und in Altenmarkt waren wir. Wir haben<br />
uns dort die Kirche angesehen, und waren<br />
in einem Zeitungsladen, wo ich eine „Süddeutsche“<br />
kaufte. Und abends im Hotel,<br />
da hatten wir unser eigenes Programm,<br />
da konnte ein je<strong>der</strong> tun, was er wollte. Ich<br />
hab zum Beispiel einmal sogar mit den<br />
Husumern „Soko Leipzig“ angesehen, was<br />
mich somit zum Fan <strong>der</strong> Serie machte. Gott<br />
sei dank sind wir aber trotzdem nicht so viel<br />
zum Fernsehen gekommen, eigentlich gar<br />
nicht. Außer noch <strong>bei</strong>m Franz Beckenbauer-<br />
Abschiedsspiel, aber das waren aus unser<br />
Gruppe nur Nope, ich und Basti. Und es<br />
gab sogar ein Restaurant in <strong>der</strong> Ortschaft,<br />
das „Arche Noah“ hieß. Einmal sind wir<br />
dort eingekehrt. Man kann dort italienische,<br />
deutsche und österreichische Spezialitäten<br />
essen, war total cool! Am letzten Abend,<br />
haben wir mit einer Gruppe <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong><br />
Starnberg einen Disco-Abend gemacht, anlässlich<br />
eines Geburtstages. Tja, dann hieß<br />
es Sachen packen und: Servus Österreich.<br />
Lei<strong>der</strong> hatte es am Abreisetag geregnet.<br />
In Huglfing haben wir dann zu Mittag gegessen,<br />
ich habe mir ein Lüngerl bestellt,<br />
das hervorragend schmeckte! Wir kamen<br />
am Nachmittag gut und wohlbehalten in<br />
Kaufbeuren an.<br />
Fazit: Gerne würden wir dort wie<strong>der</strong> hin!<br />
Johannes Eberhardt
Herbstausflug des Eltern<strong>bei</strong>rats<br />
Am 3. Oktober jährte sich zum 20.<br />
Male die Wie<strong>der</strong>vereinigung <strong>der</strong> <strong>bei</strong>den<br />
deutschen Staaten. Dass dies ein glücklicher<br />
Tag für uns Deutsche war, braucht<br />
wohl nicht beson<strong>der</strong>s erwähnt zu <strong>werden</strong>.<br />
Und dass die Wie<strong>der</strong>vereinigung so problemlos<br />
und ohne Gewalt über die Bühne<br />
ging, war ein Glücksfall. Wir hätten vor<br />
Jahren nicht für möglich gehalten, dass dies<br />
sobald Wirklichkeit <strong>werden</strong> könnte. Und in<br />
dankbarer Erinnerung daran haben sich<br />
alle Ausflugteilnehmer in <strong>der</strong> Gaststätte<br />
von ihren Plätzen erhoben und spontan<br />
unsere Nationalhymne gesungen und das<br />
mit einer Begeisterung, die einmalig war.<br />
Unser heuriger Herbstausflug führte<br />
uns in den Norden des Landkreises und<br />
zwar nach Waal. Wir versammelten uns<br />
im Gasthof zur Post und spazierten dann<br />
gemeinsam zum Waaler Passions-Festspielhaus.<br />
Dort bekamen wir eine Führung<br />
44<br />
durchs Haus und einen sehr interessanten<br />
und lehrreichen Vortrag über die Waaler<br />
Spieltradition, die bis ins Jahr 1791 lückenlos<br />
nachgewiesen <strong>werden</strong> kann. Waal ist<br />
die kleine Konkurrenz zu den Festspielen<br />
in Oberammergau, die eine halbe Million<br />
Zuschauer aus <strong>der</strong> ganzen Welt anlockten.<br />
Die nächsten Passionsspiele in Oberammergau<br />
sind erst wie<strong>der</strong> 2020, in Waal<br />
bereits im Jahr 2012.<br />
Nach dem Theaterbesuch ging es zu<br />
Fuß durch den Ort wie<strong>der</strong> zurück in den<br />
Saal vom Gasthof zur Post, wo unser Hausmusiker<br />
Manfred schon auf uns wartete.<br />
Nach einer kurzen Begrüßung <strong>der</strong> Gäste<br />
ging es dann auch gleich richtig los und<br />
Herr Weikert eröffnete die Veranstaltung<br />
mit den Oktoberfest-Worten des Münchner<br />
Oberbürgermeisters mit einem kräftigen<br />
„O’zapft is!“. Es folgte dann die schon<br />
traditionelle Polonaise, die uns richtig in<br />
Luag nei 57<br />
Stimmung brachte.<br />
Kaffee und Torte unterbrachen dann<br />
das Treiben auf <strong>der</strong> Tanzfläche und als<br />
endlich alle mal ihre Plätze eingenommen<br />
hatten, konnte durchgezählt <strong>werden</strong>. Wir<br />
waren 82 Personen und <strong>der</strong> Saal war bis<br />
auf den letzten Platz belegt. Die Stimmung<br />
war großartig, es wurde viel getanzt, nur<br />
unterbrochen durch die schon zur Genüge<br />
bekannte „Reise nach Jerusalem“. Den<br />
ersten Platz machte eine junge Dame, die<br />
eine Perlenkette überreicht bekam.<br />
Lei<strong>der</strong> war das Interesse <strong>der</strong> Eltern unserer<br />
Kin<strong>der</strong> an dem Ausflug wie<strong>der</strong> sehr<br />
gering. Ich weiß nicht, was man bieten<br />
muss, damit mehr Erwachsene kommen.<br />
Die Zeit verging wie im Flug und die<br />
ersten Gäste verabschiedeten sich. Es war<br />
ein sehr schöner Nachmittag.<br />
Heinz Weikert
Bürogruppe<br />
macht Urlaub<br />
in <strong>der</strong> Heimat<br />
Nach langen Vorüberlegungen ging<br />
es am Montag, 04.10.10, <strong>bei</strong> strahlendem<br />
Sonnenschein endlich los. Um 9.00 Uhr<br />
machten wir uns auf den Weg in die Freizeitmaßnahme<br />
nach Pfaffenhausen. Nach<br />
einer halben Stunde Fahrt machten wir<br />
einen Zwischenstopp in Mindelheim. Dort<br />
schauten wir uns die Mindelburg an. Nach<br />
<strong>der</strong> Burgbesichtigung ging es um die Mittagszeit<br />
in die Stadt zum Pizzaessen und<br />
danach zum Kaffeetrinken. Am Nachmittag<br />
machten wir noch einen Stadtrundgang<br />
durch Mindelheim. Am späten Nachmittag<br />
kamen wir auf dem Hertle-Hof an. Nach<br />
<strong>der</strong> Zimmeraufteilung packten wir unsere<br />
Koffer aus. Um 18.00 Uhr gab es dann<br />
für uns Abendessen. Danach schaute sich<br />
ein Teil unserer Gruppe das Fußballspiel<br />
Hertha BSC Berlin gegen Aachen im Fernsehen<br />
an. Um 23.00 Uhr sind wir dann alle<br />
in unsere Betten gegangen.<br />
Am Dienstag sind wir alle um 8.30 Uhr<br />
aufgestanden, um 9.00 Uhr gab es dann<br />
für uns Frühstück. Nach dem Frühstück<br />
sind wir nach Buxheim gefahren, dort<br />
schauten wir uns die Kartause an. Das ist<br />
eine Klosterkirche. Diese Kirche kommt<br />
auch im Allgäukrimiroman und jetzt auch<br />
Fernsehkrimi „Erntedank“ mit Kommissar<br />
Kluftinger vor. Dort sahen wir, wie die<br />
Mönche früher in diesem Kloster gelebt<br />
haben. In <strong>der</strong> Kirche sahen wir auch die<br />
Figuren, die auch im Film zu sehen waren.<br />
Diese Figuren haben Kluftinger zu Hinweisen<br />
geführt. Nach <strong>der</strong> Klosterbesichtigung<br />
gingen wir zum Mittagessen in den nahe<br />
gelegenen Gasthof. Am Nachmittag sind<br />
wir noch nach Memmingen gefahren, dort<br />
teilten wir uns auf. Ein Teil ging zum Kaffeetrinken,<br />
<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Teil machte einen<br />
Stadtbummel. Ca. 16.00 Uhr waren wir<br />
wie<strong>der</strong> auf dem Hertle-Hof. Ca 18. 00<br />
Uhr gab es für uns wie<strong>der</strong> Abendessen.<br />
Nach dem Abendessen trafen wir uns zum<br />
gemeinsamen Spielabend. Um 22.00 Uhr<br />
sind wir alle ins Bett gegangen.<br />
Am Mittwoch sind wir nach dem Frühstück<br />
zuerst nach Ottobeuren gefahren.<br />
Dort wollten wir uns die Basilika anschauen,<br />
doch lei<strong>der</strong> war die Kirche wegen Renovierungsar<strong>bei</strong>ten<br />
geschlossen. Nur <strong>der</strong><br />
Kaisersaal war zugänglich. Wir haben dann<br />
beschlossen, dass wir uns aufteilen, ein Teil<br />
ging zum Eisessen in die nahegelegene<br />
Eisdiele am Marktplatz, <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Teil<br />
45<br />
Mittwoch 6.l0.2010<br />
Wir fuhren am Mittwoch 6.l0.2010 um<br />
12.30 Uhr fuhren wir nach Ottobeuren<br />
zur Basilika. Für einen Teil gab es ein<br />
Orgelkonzert. Der an<strong>der</strong>e Teil traf sich<br />
<strong>bei</strong>m Eisessen. Gemeinsam ging es15 Uhr<br />
nach Illerbeuren ins Bauernhofsmuseum.<br />
Wir schauten alte Bauernhäuser, Traktoren,<br />
Mähdrescher und schauten uns eine<br />
Töpferei an. Nach dem wir alles angeschaut<br />
haben sind wir in eine Gaststube<br />
gegangen. Gegen 17.00 Uhr sind wir zum<br />
Hertle-Hof Zurückgekehrt. Um 18.00 Uhr<br />
gab es Abendessen. Um 19.00 hat ein Teil<br />
gemeinsam Dart gespielt. Um 21.15 ging<br />
es ins Bett.<br />
Geschrieben von Christian Vater<br />
ging in den Kaisersaal <strong>der</strong> Basilika. Bevor<br />
wir in den Kaisersaal reingegangen sind,<br />
haben wir den Organisten dieser Kirche<br />
getroffen, er hat uns die Orgel, die in <strong>der</strong><br />
Kirche auf <strong>der</strong> Empore steht, gezeigt und<br />
erklärt, dass <strong>bei</strong> dieser Orgel noch nie was<br />
defekt war. Zum Schluss durften wir noch<br />
hören wie die Orgel klingt. Gegen Mittag<br />
sind wir weitergefahren nach Illerbeuren<br />
Luag nei 57<br />
ins Bauernhofmuseum. Dort haben wir<br />
gesehen, wie die Bauern früher gelebt und<br />
gear<strong>bei</strong>tet haben. In <strong>der</strong> Dorfwirtschaft,<br />
die zum Museum dazugehört, haben wir<br />
am Nachmittag noch Brotzeit gemacht.<br />
Ca. 17.15 Uhr waren wir wie<strong>der</strong> auf dem<br />
Hertle-Hof, wo es um ca. 18.00 Uhr für<br />
uns wie<strong>der</strong> Abendessen gab. Der Abend<br />
stand für uns zur freien Verfügung mit Dartspielen.<br />
Um 22.00 Uhr sind wir alle ins<br />
Bett gegangen.<br />
Am Donnerstag lief <strong>der</strong> Tag ein wenig<br />
an<strong>der</strong>s ab als sonst, wir blieben vormittags<br />
in unserem Haus. Ca. 12.30 Uhr gab es<br />
für uns Mittagessen auf dem Hertle-Hof.<br />
Am Nachmittag sind wir nach Türkheim<br />
gefahren. Dort sind wir zuerst spazieren<br />
gegangen. Wir kamen am Golfplatz von<br />
Türkheim vor<strong>bei</strong>. Danach sind wir zum<br />
Herbstmarkt gefahren. Dort gab es eine<br />
große Apfelsaftpressmaschine zu sehen.<br />
Danach sind wir nach Mindelheim<br />
weitergefahren. Dort sind wir zuerst zum<br />
Eisessen gegangen, nach dem Eisessen<br />
haben wir uns zum Stadtbummel aufgeteilt.<br />
Unseren letzten Abend genossen wir mit<br />
einem Abendessen und schlossen diesen<br />
mit einem Besuch in <strong>der</strong> Cocktailbar ab.<br />
Ca. 22.30 Uhr waren wir wie<strong>der</strong> auf dem<br />
Hertle-Hof. Ca. 23.15 sind wir ins Bett<br />
gegangen.<br />
Am Freitag sind wir wie<strong>der</strong> ca. 8.30<br />
Uhr aufgestanden, und so schnell war er<br />
da <strong>der</strong> Tag <strong>der</strong> Abreise. Um 9.00 Uhr gab<br />
es noch mal für uns Frühstück. Dann hieß<br />
es für uns Koffer packen. Danach haben<br />
wir uns noch von unserem Gastwirt verabschiedet.<br />
Um 10.45 Uhr sind wir wie<strong>der</strong><br />
nach Kaufbeuren zurückgefahren. Ankunft<br />
in <strong>der</strong> Werkstatt war ca. 11.30 Uhr. Es war<br />
eine schöne Freizeit.<br />
Florian Ki<strong>der</strong>le
Unter diesem, etwas ungewöhnlichen Titel fand in diesem<br />
Jahr die Jahresabschlussfeier von Kin<strong>der</strong>garten, SVE und Tagesstätte<br />
<strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> statt. Viele Eltern, Familienangehörige<br />
und Freunde kamen zu diesem gemütlichen Nachmittag vor dem<br />
ersten Advent und wurden von Birgit Dausacker, Mitglied des<br />
<strong>Lebenshilfe</strong>vorstands, recht herzlich begrüßt. Zur Einstimmung<br />
spielte die hauseigene Band, und <strong>bei</strong> Kaffee, Punsch und Leckereien<br />
trafen sich viele Altbekannte. Höhepunkt des Nachmittages<br />
war das Theaterstück, das ca. 60 Kin<strong>der</strong> und Jugendliche auf<br />
<strong>der</strong> Bühne präsentierten.<br />
Die Biene Mona und ihr Freund Flip bekamen von <strong>der</strong> Bienenkönigin<br />
den Auftrag, all die Tiere in ihrem Umfeld zu <strong>der</strong> großen<br />
Frühling-Sommer-Herbst-Abschiedsparty einzuladen. Unterwegs<br />
erlebten sie viele spannende, aufregende und lustige Dinge und<br />
dachten sogar daran, die Fliege in <strong>der</strong> Kaffeetasse ebenso einzuladen<br />
wie die gefährliche Spinne, <strong>der</strong> sie knapp entkommen<br />
konnten. Kurz vor <strong>der</strong> Party fielen dann schon die ersten Flocken<br />
und so wurd’s allerhöchste Zeit für das Fest. Die Bienenkönigin<br />
wachte über allem und schickte die Tiere dann rechtzeitig in den<br />
Winterschlaf.<br />
Am großen Verkaufsstand im Foyer wurden vielfältige Artikel<br />
angeboten: Socken, Kuschelkissen, Schirme, Kin<strong>der</strong>schürzen,<br />
Spiele, Elche, Schafe, Katzen, Häuser, Sterne, Wichtel aus Holz,<br />
von den Eltern selbstgebackene Plätzchen, Krippenfiguren, Gefilztes<br />
und vieles, vieles mehr. Mancher fand hier was Schönes<br />
für sich o<strong>der</strong> nahm schon die ersten Geschenke mit.<br />
Die Rückmeldungen <strong>der</strong> Eltern waren eindeutig: Es war ein<br />
gelungener Nachmittag im vollbesetzen BKH-Saal.<br />
Rosi Haser-Neumayer<br />
46<br />
Klement Lin<strong>der</strong> <br />
Die <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Ostallgäu</strong> trauert um sein langjähriges Vorstandsmitglied<br />
Klement Lin<strong>der</strong>. Herr Lin<strong>der</strong> war Mitglied <strong>der</strong><br />
<strong>Lebenshilfe</strong> seit 1971. Im Jahr 1977 wurde er in den Vorstand<br />
gewählt, wo er von 1983 bis 1992 den Posten des 2.<br />
Vorsitzenden bekleidete. Im Jahr 1998 schied er aus dem<br />
Vorstand aus. In dieser Zeit war er viele Jahre Vorsitzen<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> Personalausschusses und dadurch an allen wichtigen<br />
Personalentscheidungen beteiligt. Er hatte auch maßgeblichen<br />
Anteil an <strong>der</strong> Weiterentwicklung <strong>der</strong> Einrichtungen <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong>. Sein Weitblick<br />
und sein Mut zu Entscheidungen, aber vor allem seine menschliche Art zeichnete<br />
ihn aus. Selbst gehandicapt durch eine Kriegsverletzung galt sein Tun und Handeln<br />
immer dem Wohle an<strong>der</strong>er. Nach Gründung <strong>der</strong> Stiftung <strong>Lebenshilfe</strong> fand auch<br />
diese große Unterstützung durch ihn.<br />
Unsere ganze Anteilnahme gilt seiner Familie. Wir <strong>werden</strong> ihn immer in dankbarer<br />
Erinnerung behalten.<br />
Yvonne Schur, 1. Vorsitzende <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Ostallgäu</strong> e.V.<br />
Luag nei 57<br />
Jahresabschlussfeier<br />
Na dann, guat Nacht!<br />
Luag nei 58<br />
erscheint im<br />
April 2011<br />
Redaktionsschluss: 1.3.2011
47<br />
Die <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Ostallgäu</strong> e.V.<br />
Vorstand<br />
1. Vorsitzende: Yvonne Schur, Rechtsanwältin, Klosterwald 4, 87600 Kaufbeuren, Tel. (0 83 41) 9 53 20<br />
2. Vorsitzende: Hans Raabe, Schwabenstr. 53, 86825 Dorschhausen, Tel. (0 82 47) 9 04 74<br />
Schriftführerin: Renate Leitner, Untere Bleiche 3, 87600 Kaufbeuren, Tel. (0 83 41) 8 18 03<br />
Beisitzer: Birgit Dausacker, Kemptener Str. 9, 87634 Obergünzburg, Tel. (0 83 72) 82 22 / Guido Deifel, Heinzelmannstr. 4, 87600 Kaufbeuren, Tel. (0 83 41) 9 61 80 84 Roger<br />
Häutle, Edelweißstr. 4, 87616 Marktoberdorf, Tel. (0 83 42) 55 85 / Egon Kubelka, Angerweg 3, 86833 Ettringen, Tel. (0 82 49) 4 98<br />
Geschäftsstelle und Verwaltung<br />
Am Sonneneck 55, 87600 Kaufbeuren, Tel. (0 83 41) 90 03-0, Fax (0 83 41) 90 03-99, E-Mail: info@lebenshilfe-ostallgaeu.de<br />
Geschäftsleitung: Wilfried Negele<br />
Offene Hilfen<br />
Am Sonneneck 47, 87600 Kaufbeuren, Tel. (0 83 41) 90 03-11, Fax (0 83 41) 90 03-42, E-Mail: offenehilfen@lebenshilfe-ostallgaeu.de<br />
Geschäftsleitung: Wolfgang Neumayer<br />
Interdisziplinäre Frühför<strong>der</strong>stelle<br />
Kaufbeuren<br />
Marktoberdorf<br />
Buchloe<br />
Füssen<br />
Pädagogischer Fachdienst<br />
für Kin<strong>der</strong>tagesstätten „PFIFF“<br />
Irseer Str. 1, 87600 Kaufbeuren<br />
Wehrstr. 5, 87616 Marktoberdorf<br />
Bahnhofstr. 32, 86807 Buchloe<br />
Feistlestr. 10, 87629 Füssen<br />
Irseer Str. 1, 87600 Kaufbeuren<br />
Luag nei 57<br />
Leitung: Karin Bruckmeier<br />
fruehfoer<strong>der</strong>ungkf@lebenshilfe-ostallgaeu.de<br />
Leitung: Sigrun Bögle<br />
fruehfoer<strong>der</strong>ungmod@lebenshilfe-ostallgaeu.de<br />
PFIFF-Süd Christine Monzner-Marxer<br />
PFIFF-Nord Felicitas Serafin<br />
pfiff@lebenshilfe-ostallgaeu.de<br />
(0 83 41) 90 03-367<br />
Fax (0 83 41) 90 03 44<br />
(0 83 42) 4 24 57<br />
Fax: (0 83 42) 89 81 08<br />
(0 82 41) 9 18 42 34<br />
(0 83 62) 92 24 06<br />
(0 83 41) 90 03-51<br />
Beratungsstelle Am Sonneneck 47, 87600 Kaufbeuren (0 83 41) 90 03-11<br />
Familienentlasten<strong>der</strong> Dienst Am Sonneneck 47, 87600 Kaufbeuren Claudia Albrecht (01 74) 6 57 24 48) (0 83 41) 90 03-11<br />
Assistenzdienst ADI Am Sonneneck 47, 87600 Kaufbeuren (0 83 41) 90 03-11<br />
Freizeitclub Am Sonneneck 47, 87600 Kaufbeuren freizeitclub@lebenshilfe-ostallgaeu.de (0 83 41) 90 03-22<br />
Ausschuss Öffentlichkeitsar<strong>bei</strong>t Am Sonneneck 55, 87600 Kaufbeuren f.keiditsch@lebenshilfe-ostallgaeu.de (0 83 41) 90 03-76<br />
Elternför<strong>der</strong>kreis-Süd Kontakt: Petra Schimbera Tel. 0 83 67/7 73 u. Anita Thurnes Tel. 0 88 62/88 64<br />
Teilstationäre Einrichtungen<br />
Am Sonneneck 47, 87600 Kaufbeuren, Tel. (0 83 41) 90 03-12, Fax (0 83 41) 90 03-42, E-Mail: ch.geissler@lebenshilfe-ostallgaeu.de<br />
Geschäftsleitung: Christoph Geissler<br />
Schulvorbereitende Einrichtung<br />
För<strong>der</strong>schwerpunkt geistige Entwicklung<br />
Am Sonneneck 47, 87600 Kaufbeuren (0 83 41) 90 03-12<br />
Montessori Kin<strong>der</strong>garten Am Sonneneck 47, 87600 Kaufbeuren (0 83 41) 90 03-12<br />
Tagesstätte<br />
För<strong>der</strong>schwerpunkt geistige Entwicklung<br />
Am Sonneneck 47, 87600 Kaufbeuren (0 83 41) 90 03-12<br />
Heilpädagogische Tagesstätte Am Sonneneck 8, 87600 Kaufbeuren Leitung: Waltraud Schnei<strong>der</strong>-Maurer (0 83 41) 90 03-60<br />
Therapieabteilung Am Sonneneck 47, 87600 Kaufbeuren (0 83 41) 90 03-12<br />
Wohnen<br />
Alte Poststraße 11, 87600 Kaufbeuren, Tel. (0 83 41) 9 99 77-0, Fax (0 83 41) 9 99 77-99, E-Mail: wohnen@lebenshilfe-ostallgaeu.de<br />
Geschäftsleitung: Wolfgang Kimmig<br />
Haus 1 Kaufbeuren Alte Poststraße Leitung: Ruth Kimmig (0 83 41) 9 99 77-0<br />
Haus 2 Kaufbeuren Hans-Böckler-Str. 35, 87600 Kaufbeuren Leitung: Ursula Langowski (0 83 41) 96 67 36-0<br />
Haus 3 Kaufbeuren Am Webereck 7, 87600 Kaufbeuren Leitung: Wolfgang Kimmig (0 83 41) 9 99 30 94<br />
Haus 4 Neugablonz Luxdorfer Weg 1, 87600 Kaufbeuren Leitung: Melanie Strnad (0 83 41) 97 71-20<br />
Haus 5 Marktoberdorf Mühlsteig 31, 87616 Marktoberdorf Leitung: Claudia Kintrup (0 83 42) 96 68-0<br />
Ambulant begleitetes Wohnen Alte Poststraße 11, 87600 Kaufbeuren Leitung: Martina Lutsch (0 83 41) 9 99 77-17<br />
Wertachtal Werkstätten GmbH<br />
Porschestr. 30, 87600 Kaufbeuren, Tel. (0 83 41) 90 07-0, Fax (0 83 41) 90 07-199, E-Mail : info@wertachtal.de<br />
Geschäftsführung: Volker Holata<br />
Werkstatt Kaufbeuren Porschestr. 30, 87600 Kaufbeuren<br />
Werkstatt für psychisch behin<strong>der</strong>te<br />
Menschen Neugablonz<br />
Werkstatt für psychisch behin<strong>der</strong>te<br />
Menschen Marktoberdorf<br />
Darrestr. 7, 87600 Kaufbeuren<br />
Dieselstr. 7, 87616 Marktoberdorf<br />
Werkstattleitung:<br />
Psycholog. Dienst:<br />
Sozialdienst:<br />
Werkstattleitung:<br />
Psychol. Dienst:<br />
Sozialdienst:<br />
Werkstattleitung:<br />
Psychol. Dienst:<br />
Sozialdienst:<br />
Werkstattleitung:<br />
Psychol. Dienst:<br />
Sozialdienst:<br />
Jürgen Chmiel<br />
Roland Haag<br />
Petra Böhm<br />
Gisela Dollinger<br />
Martin Krätschmer<br />
Uwe Sedlacek<br />
Ruth Münzhuber<br />
Michael Mutlu<br />
Uwe Sedlacek<br />
Gabriele Thurner<br />
Dagmar Rothemund<br />
Xaver Moser<br />
(0 83 41) 90 07-131<br />
(0 83 41) 90 07-124<br />
(0 83 41) 90 07-127<br />
(0 83 41) 90 07-122<br />
(0 83 41) 90 07-123<br />
(0 83 41) 96 45-0<br />
(0 83 41) 96 45-53<br />
(0 83 41) 96 45-50<br />
(0 83 41) 96 45-54<br />
(0 83 42) 96 08-81<br />
(0 83 42) 96 08-51<br />
(0 83 42) 96 08-50<br />
(0 83 42) 96 08-50<br />
(0 83 42) 96 08-10<br />
(0 83 42) 96 08-81<br />
(0 83 42) 96 08-20<br />
Werkstatt Marktoberdorf J.-G.-Fendt-Str. 24d, 87616 Marktoberdorf<br />
För<strong>der</strong>stätte Hans-Böckler-Str. 70, 87600 Kaufbeuren Leitung:<br />
Stefan Gerlach<br />
Inge Lechner (0 83 41) 90 84 95-0<br />
Wäscherei Wertachtal Gablonzer Ring 10, 87600 Kfb-Neugablonz<br />
Wäscherei Wertachtal Dieselstr. 7, 87616 Marktoberdorf<br />
Hildegard Naturkostversand Gablonzer Ring 10, 87600 Kfb-Neugablonz<br />
Küche Mahlzeit<br />
Porschestr. 18, 87600 Kaufbeuren<br />
E-Mail: info@hildegard-naturprodukte.de<br />
www.hildegard-naturprodukte.de<br />
E-Mail: kueche@mahlzeit-catering.info<br />
www.mahlzeit-catering.info<br />
(0 83 41) 9 99 73-21<br />
Fax: (0 83 41) 9 60 08-64<br />
(0 83 42) 96 08-63<br />
Fax: (0 83 42) 96 08-99<br />
(0 83 41) 9 99 73-21<br />
Fax: (0 83 41) 9 60 08-64<br />
(0 83 41) 96 62 19-0<br />
Fax: (0 83 41) 96 62 19 30
48<br />
f a r b e n f r o h<br />
Bil<strong>der</strong>ausstellung von Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung<br />
Luag nei 57<br />
10./11. Juli 2010 Galerie Webams<br />
f a r b e n f r o h<br />
DEUTSCHE POST AG<br />
ENTGELT BEZAHLT<br />
87600 KAUFBEUREN 1