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Älter werden - bei der Lebenshilfe Ostallgäu eV

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<strong>Älter</strong><br />

<strong>werden</strong><br />

Alter - Rente - Teilzeit<br />

Tagdienst - Pflege - Alltag<br />

Montessori Halblech<br />

Eine Schule auf dem<br />

Weg zur Inklusion<br />

1<br />

Luag nei 57<br />

Nr. 57 / Dezember 2010<br />

<strong>Lebenshilfe</strong><br />

<strong>Ostallgäu</strong> e.V.


Impressum<br />

Herausgeber:<br />

<strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Ostallgäu</strong> e.V.<br />

Am Sonneneck 55, 87600 Kaufbeuren<br />

Tel.: 0 83 41 / 90 03-0, Fax: 0 83 41 / 90 03-99<br />

Mail: info@lebenshilfe-ostallgaeu.de<br />

www.lebenshilfe-ostallgaeu.de<br />

Redaktion:<br />

Volker Holata, Fritz Keiditsch (verantwortlich),<br />

Christine Jaksch, Fabienne Monier, Wolfgang Neumayer,<br />

Ulrike Pöhlmann, Anita Thurnes<br />

Satz und Gestaltung:<br />

Fritz Keiditsch<br />

Fotos:<br />

<strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Ostallgäu</strong> (wenn nicht an<strong>der</strong>s vermerkt)<br />

Druck:<br />

SPECHTDRUCK GmbH<br />

Marktplatz 5, 87634 Obergünzburg<br />

Bankverbindung:<br />

Sparkasse Kaufbeuren<br />

Kto Nr. 14795, Blz. 734 500 00<br />

Inhalt<br />

Aus den Einrichtungen<br />

Teilstationäre Einrichtungen<br />

ab Seite 32<br />

Wohnen<br />

Wertachtal-Werkstätten<br />

Rubrik<br />

ab Seite 36<br />

ab Seite 40<br />

Leserbrief 6<br />

recht & rat 27<br />

kurz & knapp 30<br />

Adressen 47<br />

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht in jedem Fall die Meinung<br />

<strong>der</strong> Redaktion o<strong>der</strong> des Herausgebers wie<strong>der</strong>.<br />

<strong>Älter</strong> <strong>werden</strong><br />

17<br />

2<br />

Luag nei 57<br />

Themen<br />

Immer mehr Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung in den Einrichtungen <strong>der</strong><br />

<strong>Lebenshilfe</strong> <strong>werden</strong> älter. Dies erfor<strong>der</strong>t eine teilweise Neuorientierung<br />

in <strong>der</strong> alltäglichen Ar<strong>bei</strong>t. Deshalb widmet sich Luag nei nach elf<br />

Jahren erneut diesem Thema.<br />

Wir stellen vor, wie zwei Rentner ihren neuen Lebensabschnitt sehen,<br />

wie <strong>der</strong> Alltag eines Rentners im Wohnheim aussieht und wie die<br />

Tagdienste dort ar<strong>bei</strong>ten. Zwei Beschäftigte aus den Werkstätten, die<br />

kurz vor dem Eintritt ins Rentenalter stehen, erzählen, was das für sie<br />

bedeutet.<br />

Was heißt es eigentlich ganz grundsätzlich für die Ar<strong>bei</strong>t im<br />

Wohnbereich, wenn immer mehr Bewohner ins Rentenalter kommen?<br />

Darauf gibt es im Heft ebenfalls Antworten wie auf Fragen nach <strong>der</strong><br />

Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente o<strong>der</strong> nach einem in diesem Zusammenhang<br />

nötigen neuen Verständnis von Pflege und Einglie<strong>der</strong>ungshilfe.<br />

Eine Schule auf dem Weg zur Inklusion<br />

13<br />

In den letzten Jahren ist viel die Rede von Inklusion, auch in dieser<br />

Zeitschrift. In Halblech wird damit ernst gemacht. Dort haben<br />

engagierte Menschen eine Montessori-Schule gegründet, die<br />

mit diesem Schuljahr ihren Betrieb aufgenommen hat. Einer <strong>der</strong><br />

Mitbegrün<strong>der</strong> schil<strong>der</strong>t, wie es dazu kam und mit welchen Intentionen<br />

die Schule ar<strong>bei</strong>tet.<br />

Aktuelles<br />

Jahreshauptversammlung 2010 3<br />

Integrationsdienst 4<br />

<strong>Lebenshilfe</strong> Benefiz Fußballturnier 4<br />

Therapiewoche 5<br />

Harl.e.kin-Nachsorge 9<br />

Interview mit Barbara Stamm 10<br />

Foto Titelseite: Manuel Nieberle


Heute helfen<br />

Grundsätzliches zur Aufgabe <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong><br />

äußerte die alte und neue Vorsitzende<br />

<strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Ostallgäu</strong> e.V., Yvonne<br />

Schur, auf <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>versammlung im<br />

Oktober. Hier ein Auszug:<br />

Neue<br />

Mitglieds<strong>bei</strong>träge<br />

Die Mitglie<strong>der</strong>versammlung 2010 beschloss<br />

eine mo<strong>der</strong>ate Anhebung <strong>der</strong><br />

Mitglieds<strong>bei</strong>träge für die <strong>Lebenshilfe</strong><br />

<strong>Ostallgäu</strong> e.V. Diese waren seit 2002<br />

unverän<strong>der</strong>t. Nachdem die Abgaben,<br />

die pro Mitglied an den Landesverband<br />

abzuführen sind, von diesem angehoben<br />

worden waren, sprachen sich<br />

die anwesenden Mitglie<strong>der</strong> für eine<br />

Beitragserhöhung aus. Die Beiträge<br />

liegen ab 2011 jetzt <strong>bei</strong>:<br />

37 Euro für das Einzelmitglied und 58<br />

Euro für Paare. Der Beitrag für Menschen<br />

mit Behin<strong>der</strong>ung bleibt unverän<strong>der</strong>t<br />

<strong>bei</strong> 19 Euro.<br />

Vorstand im Amt bestätigt<br />

3<br />

In <strong>der</strong> Politik wird viel darüber diskutiert, wer alles zu uns gehört, vor allem, ob Auslän<strong>der</strong><br />

Teil unseres Deutschlandes sind. Man kann von diesen Diskussionen halten, was<br />

man will, eines dürfte ganz sicher sein: Behin<strong>der</strong>te Menschen, gleichgültig, woher sie<br />

kommen und welcher Religion ihre Eltern o<strong>der</strong> sie selbst angehören, sind ein Bestandteil<br />

unserer Gesellschaft, unseres Deutschlands und unserer <strong>Lebenshilfe</strong>. Ich hoffe, dass<br />

hierüber niemals eine politische Diskussion ausbricht.<br />

Sie alle haben über die Luag nei o<strong>der</strong> auch weil Sie sich aktiv an <strong>der</strong> Diskussion<br />

beteiligen über das Thema „Inklusion“ gehört. Behin<strong>der</strong>te Menschen sollen die gleichen<br />

Rechte und vor allem die gleichen Möglichkeiten haben wie gesunde Menschen. Sie<br />

sollen entscheiden dürfen, in welche Schule sie gehen und wo sie wohnen und welchen<br />

Beruf sie erlernen wollen.<br />

Natürlich sollen unsere behin<strong>der</strong>ten Menschen die gleichen Rechte haben! Ob es<br />

irgendeinmal so sein wird, dass sie auch die gleichen Möglichkeiten haben <strong>werden</strong>,<br />

überall in <strong>der</strong> Gesellschaft unbehin<strong>der</strong>t teilhaben können, weiß ich nicht. Es ist ja auch<br />

eine Vision.<br />

Ich weiß aber, dass man, auch wenn das Vielen vielleicht recht wäre, eine Behin<strong>der</strong>ung<br />

nicht einfach wegdenken o<strong>der</strong> gar wegzaubern kann. Ich denke, die Akzeptanz<br />

einer Behin<strong>der</strong>ung ist <strong>der</strong> erste richtige Schritt.<br />

Die <strong>Lebenshilfe</strong> hat vor allem die Aufgabe, behin<strong>der</strong>ten Menschen unter Berücksichtigung<br />

<strong>der</strong> unterschiedlichsten Arten ihrer Behin<strong>der</strong>ung im Hier und Jetzt zu helfen. Und<br />

weil das so ist und viele behin<strong>der</strong>te Menschen aufgrund <strong>der</strong> Art ihrer Behin<strong>der</strong>ung eben<br />

gerade nicht alleine und ohne Betreuung leben und ar<strong>bei</strong>ten können, ist es Aufgabe<br />

<strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> für diese Menschen maßgeschnei<strong>der</strong>te Ar<strong>bei</strong>tsplätze und Betreuung<br />

und maßgeschnei<strong>der</strong>ten Wohnraum zu schaffen, <strong>der</strong> ihren Bedürfnissen entspricht und<br />

<strong>der</strong> für diese Mitmenschen ein Zuhause ist. Wie uns <strong>der</strong> Rückblick auf die letzten zwölf<br />

Monate zeigt, hat die <strong>Lebenshilfe</strong> ihre Aufgaben sehr, sehr gut erfüllt.<br />

Mit überwältigen<strong>der</strong> Mehrheit bestätigte die Jahreshauptversammlung <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong><br />

<strong>Ostallgäu</strong> e.V. im Oktober den amtierenden Vorstand. Die Geschicke des Vereins<br />

<strong>werden</strong> weiter wie bisher geleitet von:<br />

1. Vorsitzende: Yvonne Schur, Kaufbeuren<br />

2. Vorsitzen<strong>der</strong>: Hans Raabe, Bad Wörishofen<br />

Schriftführerin: Renate Leitner, Kaufbeuren<br />

Beisitzer: Birgit Dausacker, Obergünzburg; Guido Deifel, Kaufbeuren;<br />

Roger Häutle,Marktoberdorf; Egon Kubelka, Ettringen<br />

Luag nei 57


Integrationsdienst<br />

Schon wie<strong>der</strong><br />

was Neues<br />

Die <strong>Lebenshilfe</strong> bietet viele För<strong>der</strong>einrichtungen<br />

in hoher Qualität an. Lei<strong>der</strong><br />

ist <strong>der</strong> Besuch dieser För<strong>der</strong>einrichtungen<br />

häufig damit verbunden, dass die behin<strong>der</strong>ten<br />

Menschen zumindest für gewisse<br />

Zeit ihr gewohntes Lebensumfeld verlassen<br />

müssen (um z. B. in die Werkstätte zu<br />

fahren). Viele behin<strong>der</strong>te Menschen und<br />

ihre Angehörigen wünschen sich deshalb<br />

für die Zukunft neue Wege. Bildung, Ar<strong>bei</strong>t,<br />

Freizeit sollen am Wohnort und dort stattfinden,<br />

wo auch alle an<strong>der</strong>en Menschen<br />

sind. Mittendrin da<strong>bei</strong> sein – „Inklusion“,<br />

das ist die neue Formel. Noch aber sind<br />

wir in vielen Bereichen weit davon entfernt.<br />

Ein gutes Beispiel für Inklusion findet<br />

sich in dieser Ausgabe <strong>der</strong> Luag nei mit<br />

<strong>der</strong> Montessorischule in Halblech.<br />

Auch die <strong>Lebenshilfe</strong> bietet neben den<br />

klassischen För<strong>der</strong>einrichtungen zuneh-<br />

<strong>Lebenshilfe</strong> Benefiz-Turnier<br />

Viele Mannschaften<br />

wenig Zuschauer<br />

beste Stimmung<br />

Am 18. 09. haben die <strong>Lebenshilfe</strong><br />

Kickers ein Benefizturnier zugunsten <strong>der</strong><br />

Stiftung <strong>Lebenshilfe</strong> veranstaltet. In Lechbruck<br />

standen sich zwölf Mannschaften<br />

gegenüber, die um die Pokale und Preise<br />

spielten. Die Mannschaften waren z. B.<br />

von <strong>der</strong> Stadt Kaufbeuren, von den Firmen<br />

Bemer, Plansee Lechbruck und Toni Maurer<br />

und auch die <strong>Lebenshilfe</strong> Tirol war mit<br />

einer gemischten Mannschaft (d. h. Spieler<br />

mit und ohne Behin<strong>der</strong>ung) aus Innsbruck<br />

angereist. Nach <strong>der</strong> kurzfristigen Absage<br />

eines Vereins mussten die <strong>Lebenshilfe</strong> Kickers<br />

ihre Mannschaft teilen und in zwei<br />

Gruppen spielen, konnten dafür aber auch<br />

zwei Pokale mitnehmen.<br />

Nach den Vorrunden und den Halbfinals<br />

standen sich dann im Spiel um den<br />

Turniersieg die Firmen Toni Maurer und<br />

Hörbiger gegenüber. Diese Zitterpartie<br />

musste durch Elfmeterschießen entschieden<br />

<strong>werden</strong> und die Spieler <strong>der</strong> Firma Toni<br />

Maurer standen am Ende als Turniersieger<br />

des ersten LH-Benefizturniers fest.<br />

Insgesamt war es ein sehr schöner Tag,<br />

4<br />

mend integrative und inklusive Angebote<br />

an. So för<strong>der</strong>t die <strong>Lebenshilfe</strong> seit über<br />

10 Jahren aktiv die Integration im Regelkin<strong>der</strong>garten<br />

durch die Bereitstellung von<br />

speziellen Fachberatungen. Seit diesem<br />

Herbst bietet die <strong>Lebenshilfe</strong> auch Integrationshelfer<br />

in <strong>der</strong> Regelschule an. Diese<br />

Integrationshelfer begleiten behin<strong>der</strong>te<br />

Kin<strong>der</strong> <strong>bei</strong>m Besuch <strong>der</strong> Regelschule. Sie<br />

ar<strong>bei</strong>ten intensiv mit Lehrern und Eltern zusammen<br />

und <strong>werden</strong> von einer erfahrenen<br />

Mitar<strong>bei</strong>terin <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> entsprechend<br />

angeleitet. Eltern die Interesse an einer<br />

solchen Integrationshilfe haben, können<br />

sich künftig an die <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Ostallgäu</strong><br />

wenden.<br />

Geplant ist nun, die vorschulischen und<br />

schulischen Integrationsangebote in einem<br />

eigenen Integrationsdienst zusammenzufassen.<br />

Dieser Dienst soll künftig auch für<br />

an<strong>der</strong>e Integrations- und Inklusionsaufgaben<br />

offen sein. Die Luag nei wird Sie in<br />

Zukunft über Angebote und Entwicklung<br />

dieses Dienstes informieren.<br />

Übrigens <strong>werden</strong> auch von unseren<br />

klassischen Einrichtungen zunehmend An-<br />

<strong>der</strong> von vielen fleißigen freiwilligen Helfern<br />

gestaltet wurde. Unser beson<strong>der</strong>er Dank<br />

gilt dem SV Lechbruck, <strong>der</strong> nicht nur sein<br />

Gelände zur Verfügung gestellt, son<strong>der</strong>n<br />

auch mit etlichen Personen zum Gelingen<br />

des Turniers <strong>bei</strong>getragen hat, sowie den<br />

Sponsoren: den Bäckereien Körber und<br />

Posselt, den Metzgereien Metz, Rück und<br />

Baur, <strong>der</strong> Brauerei Zötler und Frau Susanne<br />

Reindl, die eigenhändig für 19 Kuchen und<br />

Torten gesorgt hat.<br />

Ebenfalls bedanken wir uns <strong>bei</strong> den<br />

Musikern <strong>der</strong> Band „Jazzelsteiner Rockensemble“,<br />

die das musikalische Rahmenprogramm<br />

gestaltet hat, dem Elternför<strong>der</strong>kreis<br />

Süd und <strong>der</strong> Frühför<strong>der</strong>ung, die mit Ständen<br />

vertreten waren und <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> Kaufbeuren-<strong>Ostallgäu</strong><br />

für die Kin<strong>der</strong>betreuung.<br />

Obwohl lei<strong>der</strong> nur wenig Zuschauer<br />

zum Turnier gekommen sind, war die Stimmung<br />

an diesem Tag, auch Dank des guten<br />

Wetters, ganz hervorragend und mit einer<br />

Summe von Euro 1521,35, die wir durch<br />

Spenden und die Erlöse dieses Tages <strong>der</strong><br />

Stiftung <strong>Lebenshilfe</strong> überreichen konnten,<br />

hat sich <strong>der</strong> Aufwand auch gelohnt!<br />

Nach den schönen Erfahrungen wollen<br />

wir im nächsten Jahr erneut ein Benefizturnier<br />

veranstalten, hoffen auf deutlich mehr<br />

Zuschauer und einen wie<strong>der</strong> geneigten<br />

Wettergott!<br />

Roland Haag für die LH-Kickers<br />

Luag nei 57<br />

gebote mit integrativem Charakter vorgehalten.<br />

Bei den Betreuungsangeboten <strong>der</strong><br />

Offenen Hilfen (Freizeitclub, Assistenzdienst,<br />

Familienentlasten<strong>der</strong> Dienst) spielt<br />

das Thema Integration schon seit vielen<br />

Jahren eine große Rolle. Unsere Wohneinrichtungen<br />

bieten ambulant begleitetes<br />

Wohnen an. Die Werkstätten begleiten<br />

behin<strong>der</strong>te Menschen auf dem Weg ins<br />

normale Ar<strong>bei</strong>tsleben und bringen im Moment<br />

im Füssener Raum ein beson<strong>der</strong>s<br />

interessantes Projekt auf den Weg: IntegraMensch.<br />

Da<strong>bei</strong> geht es darum, dass<br />

behin<strong>der</strong>te Menschen nicht mehr in einer<br />

speziellen Werkstätte ar<strong>bei</strong>ten, son<strong>der</strong>n in<br />

ganz normalen Industriebetrieben.<br />

Sicherlich wird es nötig sein, auch die<br />

klassischen För<strong>der</strong>einrichtungen noch für<br />

viele Jahre vorzuhalten. Trotzdem ist es<br />

wichtig, dass die <strong>Lebenshilfe</strong> auch den<br />

behin<strong>der</strong>ten Menschen Angebote macht,<br />

die „mittendrin“ leben wollen. Hier stehen<br />

wir erst am Anfang eines wichtigen, aber<br />

spannenden Verän<strong>der</strong>ungsprozesses.<br />

Wolfgang Neumayer


Eine Woche Therapie<br />

Pilotprojekt <strong>der</strong> Therapieabteilung<br />

5<br />

Vom 2.8. bis 6.8.10 fand erstmalig eine interdisziplinäre<br />

Intensivtherapiewoche in den Räumen <strong>der</strong> Tagesstätte und Therapieabteilung<br />

statt. Es ar<strong>bei</strong>teten 10 Therapeuten aus <strong>der</strong> Ergo-,<br />

Sprach- und Physiotherapie, mit 12 Kin<strong>der</strong>n aus <strong>der</strong> SVE und<br />

Tagesstätte im Alter von 5 bis 17Jahren, die Therapiebedarf in<br />

allen Fachbereichen (Ergotherapie, Logopädie, Physiotherapie)<br />

haben. Ziel war es, die Therapien möglichst hochfrequent zu<br />

gestalten, um einen sichtbaren Trainingseffekt zu erreichen.<br />

Zu Beginn wurden die individuellen, alltagsorientierten Ziele<br />

für die Therapiewoche, in Zusammenar<strong>bei</strong>t mit den Eltern, den<br />

behandelnden Therapeuten und wenn möglich auch unter Berücksichtigung<br />

persönlicher Wünsche <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> selbst, erar<strong>bei</strong>tet.<br />

Die Therapien begannen täglich um 9 Uhr, wer wollte konnte<br />

vorher am gemeinsamen Frühstück teilnehmen. Jedes Kind erhielt<br />

pro Tag 6 Einzeltherapieeinheiten, 2 Einheiten pro Tag für jede<br />

Fachrichtung bis 16 Uhr.<br />

Natürlich fanden auch Pausen statt. Diese wurden für Gruppenaktivitäten<br />

genutzt, die das Sozialverhalten <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> trainierten.<br />

Da sich die Gruppe aus Kin<strong>der</strong>n in verschiedenen Altersstufen<br />

zusammensetzte, war beson<strong>der</strong>e Rücksicht und Einfühlungsvermögen<br />

<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> untereinan<strong>der</strong> nötig, was auch neue Freundschaften<br />

för<strong>der</strong>te.<br />

Da unser Koch in dieser Zeit im Urlaub war, wurden wir zu<br />

Selbstversorgern. Es fanden lebenspraktische Aktivitäten statt<br />

zur Alltagskompetenzför<strong>der</strong>ung (z.B. Einkaufen und Kochen), an<br />

denen jedes Kind einmal während <strong>der</strong> Therapiewoche teilnahm.<br />

Austausch mit den Eltern fand jeden Tag <strong>bei</strong>m Bringen und<br />

Abholen <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> statt. Hier konnten kurz Fragen beantwortet<br />

und Rückmeldungen gegeben <strong>werden</strong>. Im Anschluss an die gesamte<br />

Intensivwoche, erfolgten eine schriftliche Rückmeldung über<br />

Verlauf, Ziele und Fortschritte <strong>der</strong> Therapie an die Eltern, sowie<br />

ein ausführlicher Therapiebericht an den behandelnden Arzt. Die<br />

Resonanz auf dieses hier erstmals durchgeführte Projekt fiel von<br />

Eltern, Therapeuten und Teilnehmern durchweg positiv aus. Vor<br />

allem zeigten alle Kin<strong>der</strong> extremes Engagement und Motivation<br />

daran, ihre gesteckten Ziele zu erreichen, so dass die Ar<strong>bei</strong>t allen<br />

viel Freude gemacht hat.<br />

Intensivtherapieprojekte dieser Art sind schon seit längerer Zeit<br />

vor allem in Kliniken und Reha-Einrichtungen gängig. Der Vorteil<br />

<strong>der</strong> Therapieintensivwoche in unserer Einrichtung war jedoch,<br />

dass Kin<strong>der</strong> ambulant behandelt <strong>werden</strong> und somit abends in<br />

ihre gewohnte Umgebung zurück konnten. Außerdem waren alle<br />

Kin<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Therapieabteilung bekannt, wodurch Therapiezeit<br />

gewonnen wurde, da Befunde, Übergaben und Beziehungsaufbau<br />

zwischen Therapeut und Kind bereits stattgefunden hatten.<br />

Ermöglicht wurde dieses effektive Projekt durch die freundliche<br />

Unterstützung <strong>der</strong> behandelnden Kin<strong>der</strong>- und Hausärzte/-innen.<br />

Wir bedanken uns <strong>bei</strong> Allen die dazu <strong>bei</strong>getragen haben, dass<br />

die Intensivtherapiewoche ein Erfolg <strong>werden</strong> konnte.<br />

Kathrin Deveci<br />

Luag nei 57


Wir leben heute in einer hochzivilisierten<br />

Welt und halten es für selbstverständlich,<br />

dass alles noch weiter ausgebaut, technisiert<br />

und vervollständigt wird. Sind wir<br />

auch noch in <strong>der</strong> Lage zurück zu denken<br />

wie es vor ca. 50 Jahren war? Selbst Eltern<br />

und Sorgeberechtigte, die heute mit einem<br />

geistig behin<strong>der</strong>ten Kind sich sorgenvoll um<br />

Hilfe bemühen, können sich nicht vorstellen,<br />

wie verzweifelt damals die Betroffenen nach<br />

Hilfe flehten, aber <strong>der</strong> totalen Hilflosigkeit<br />

ausgesetzt waren. Sie wurden teilweise <strong>der</strong><br />

asozialen Schicht zugerechnet und teilweise<br />

verspottet. Deshalb hat man diese Kin<strong>der</strong><br />

versteckt und oft waren sie den widrigsten<br />

Lebensumständen ausgesetzt. Aus heutiger<br />

Sicht eine unvorstellbare Situation.<br />

Man lebte zunächst immer in <strong>der</strong> Hoffnung,<br />

mein Kind ist vielleicht ein Spätzün<strong>der</strong>.<br />

Es wird schon noch gut <strong>werden</strong>.<br />

Dadurch, dass unsere behin<strong>der</strong>ten Kin<strong>der</strong><br />

<strong>bei</strong> <strong>der</strong> fälligen Schuleinschreibung mit<br />

sechs Jahren zunächst für ein Jahr von<br />

Amtswegen zurückgestellt wurden und auch<br />

<strong>bei</strong> <strong>der</strong> zweiten Vorstellung keine Eignung<br />

zur Einschulung festgestellt <strong>werden</strong> konnte,<br />

stand eine Ausschulung bevor und <strong>der</strong><br />

Staat war seiner weiteren Verpflichtung<br />

entbunden.<br />

Schulpflicht für geistig behin<strong>der</strong>te Kin<strong>der</strong><br />

gab es zu dieser Zeit noch nicht. Zur Schulpflicht<br />

gehörte die Fähigkeit <strong>der</strong> Erlernung<br />

<strong>der</strong> Kulturtechniken, vor allem Rechnen,<br />

Lesen und Schreiben. Praktische Bildbarkeit<br />

gehörte nicht zu den Kulturtechniken und<br />

wurde deshalb als Schule nicht anerkannt.<br />

Es gab keine Hilfe, außer das Angebot:<br />

„Geben Sie Ihr Kind doch in ein Heim.“<br />

Können Sie sich die Verzweiflung vieler<br />

betroffener Eltern vorstellen? Die Suche<br />

nach Hilfe <strong>bei</strong> Ärzten, Ämtern und den<br />

verschiedensten Einrichtungen war vergebens,<br />

enttäuschend und deprimierend. In<br />

Resignation zu verfallen war keine Lösung.<br />

Uns war nur bewusst, dem geistig behin<strong>der</strong>ten<br />

Kind muss geholfen <strong>werden</strong>.<br />

Dem Umstand, dass wir unseren geistig<br />

behin<strong>der</strong>ten Sohn von einem bekannten<br />

6<br />

Nervenarzt in Kempten untersuchen ließen,<br />

war zu verdanken, dass wir zum ersten Mal<br />

von einer Einrichtung namens <strong>Lebenshilfe</strong><br />

erfuhren. Nach Anraten des Nervenarztes<br />

sollten wir - meine Frau und ich - den Pavillon<br />

in Steufzgen neben <strong>der</strong> dortigen<br />

Volksschule aufsuchen. Dort betreibe die<br />

<strong>Lebenshilfe</strong> Kempten mit einer Gruppe geistig<br />

behin<strong>der</strong>ter Kin<strong>der</strong> praktisch bildbaren<br />

Unterricht. Zwar noch in bescheidenem<br />

Es soll nicht in Vergessenheit geraten<br />

wie es damals war<br />

Rahmen, aber es war ein Anfang. Ein Anfang,<br />

<strong>der</strong> uns gefallen hat und als ich <strong>bei</strong><br />

unseren Behörden, allen voran <strong>bei</strong>m staatlichen<br />

Schulamt und Amtsarzt vorsprach,<br />

um in Marktoberdorf dasselbe zu tun, fand<br />

ich sofort volle Unterstützung.<br />

Am 27. Juni 1967 gründeten wir die<br />

„<strong>Lebenshilfe</strong> für das geistig behin<strong>der</strong>te<br />

Kind Kreisvereinigung Marktoberdorf e.V.“<br />

Die Gründung des neuen Vereins war ein<br />

100%iger Erfolg, denn alle anwesenden<br />

Vertreter <strong>der</strong> Behörden und Ämter waren<br />

<strong>der</strong> Ansicht, hier müsse was geschehen. Die<br />

Versammlung wählte mich zum 1. Vorsitzenden.<br />

Dieses Amt hatte ich in Marktoberdorf<br />

25 Jahre lang inne und Dank des<br />

Rückhaltes unserer Behörden von Stadt<br />

und Land konnte ich die <strong>Lebenshilfe</strong> vor<br />

Ort zu großem Erfolg führen.<br />

Wie waren wir glücklich, als wir mit<br />

einem von <strong>der</strong> „Aktion Sorgenkind“ gespendeten<br />

VW-Bus im April 1968 erstmals<br />

fünf geistig behin<strong>der</strong>te Kin<strong>der</strong>n zur<br />

neu eröffneten Tagesstätte <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong><br />

Kaufbeuren zum son<strong>der</strong>pädagogischen<br />

Unterricht bringen durften. Wir in Marktoberdorf<br />

waren zwar ein selbstständiger<br />

Verein, hatten uns aber einrichtungsmäßig<br />

mit <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> Kaufbeuren liiert.<br />

An<strong>der</strong>nfalls hätten <strong>bei</strong>de Vereine keine<br />

staatliche Genehmigung zur Son<strong>der</strong>schule<br />

G (G steht für geistig behin<strong>der</strong>t) erhalten.<br />

Praktische Bildbarkeit stand im Vor<strong>der</strong>grund.<br />

Dem son<strong>der</strong>pädagogischem<br />

Lehrplan konnte anfangs die Son<strong>der</strong>schule<br />

Kaufbeuren nicht Genüge tun. Dafür<br />

waren die Son<strong>der</strong>pädagogen noch nicht<br />

vorbereitet und entsprechend ausgebildet.<br />

Luag nei 57<br />

Leserbrief<br />

<br />

Man ging sogar soweit, dass man geistig<br />

behin<strong>der</strong>te Kin<strong>der</strong>, trotz dem neuen Son<strong>der</strong>schulgesetz,<br />

in dem gesetzlich geregelt<br />

wurde, dass auch geistig behin<strong>der</strong>te Kin<strong>der</strong><br />

schulpflichtig sind, wie<strong>der</strong> ausschulen<br />

wollte. Man konnte damals nicht begreifen,<br />

dass auch praktische Bildbarkeit Schule ist.<br />

Wie geht man mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung<br />

um! Das war vollkommenes Neuland. Geistig<br />

behin<strong>der</strong>te Kin<strong>der</strong> müssen gefor<strong>der</strong>t,<br />

aber nicht überfor<strong>der</strong>t <strong>werden</strong>. Aggressivität<br />

ist dann ihre Äußerung und damit gleichzeitig<br />

ein Rückschlag im Allgemeinen. Viel<br />

Einfühlungsvermögen vom Lehrkörper ist<br />

hier notwendig.<br />

Was haben wir heute in <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong><br />

an geschultem Personal: in allen Fachrichtungen!<br />

Ein unvorstellbarer Wandel.<br />

Es war damals sehr schwer, betroffene<br />

Eltern davon zu überzeugen, dass sie Mitglied<br />

<strong>der</strong> Elternorganisation - einer Elterngemeinschaft<br />

<strong>werden</strong> sollen. Stundenlange<br />

Überzeugungsar<strong>bei</strong>t war manchmal notwendig.<br />

Sie konnten es eben nicht glauben,<br />

dass es nach allen Enttäuschungen plötzlich<br />

eine Hilfe geben könnte.<br />

Für Eltern und Sorgeberechtigte, die die<br />

Einrichtungen <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> in Anspruch<br />

nehmen und nicht Mitglied unserer <strong>Lebenshilfe</strong>vereinigung<br />

sind, sollte es eigentlich<br />

eine Selbstverständlichkeit sein, Mitglied<br />

zu <strong>werden</strong>. Nur als eine stark auftretende<br />

Gemeinschaft können unsere gewählten<br />

Verantwortlichen die Ziele <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong><br />

durchsetzen.<br />

Die <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Ostallgäu</strong>, gebildet aus<br />

<strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> Kaufbeuren und <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong><br />

Marktoberdorf, einschließlich <strong>der</strong><br />

Werkstätten, hat sich ein Leitbild gegeben.<br />

Dieses Leitbild gibt uns betroffenen Eltern<br />

und Sorgeberechtigten die Gewissheit,<br />

dass auch nach unserem Ableben unsere<br />

Sorgenkin<strong>der</strong>, auch wenn sie heute Erwachsene<br />

sind, die Fürsorge und Pflege<br />

bekommen, die sie brauchen, damit ihr<br />

Leben auch in Zukunft ein lebenswertes<br />

Leben bleibt.<br />

Auf 10 Seiten wurden die Mitglie<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Ostallgäu</strong> über das neue<br />

Grundsatzprogramm <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> und<br />

<strong>der</strong> Inklusion mit all seinem Für und Wi<strong>der</strong><br />

in <strong>der</strong> Luag Nei Nr. 56 unterrichtet. Zweimal<br />

habe ich alles gelesen um herauszufiltern,<br />

was ist nützlich und was ist Illusion.<br />

Unsere Autoren <strong>der</strong> letzten Ausgabe von


Luag Nei, Herr Keiditsch, Herr Neumayer<br />

und Frau Thurnes sehen die Inklusion,<br />

auch wenn gute Ansätze vorhanden sind,<br />

kritisch und sind überzeugt, dass unsere<br />

bestehenden <strong>Lebenshilfe</strong>einrichtungen auf<br />

Grund <strong>der</strong> Vielfältigkeit und des bestens<br />

ausgebildeten Personals erhalten bleiben<br />

müssen. Ein Abbau hätte fatale Folgen!<br />

Aus <strong>der</strong> Isolation in die Integration war<br />

von Anfang an ein Thema und Devise <strong>der</strong><br />

<strong>Lebenshilfe</strong>. Im Rahmenprogramm <strong>der</strong><br />

<strong>Lebenshilfe</strong> Bundesvereinigung von 1958<br />

heißt es z.B. unter „Die Anlernwerkstatt“:<br />

„Für geistig behin<strong>der</strong>te Jugendliche nach<br />

<strong>der</strong> Schulentlassung sind Anlernwerkstätten<br />

einzurichten, in denen sie zu einfachen<br />

praktischen Tätigkeiten und guten Ar<strong>bei</strong>tsgewohnheiten<br />

angeleitet <strong>werden</strong>, mit dem<br />

Ziel, ihnen später einen geschützten Platz<br />

in <strong>der</strong> freien Wirtschaft o<strong>der</strong> einer beschützenden<br />

Werkstatt zu vermitteln. Die<br />

Beschäftigung in <strong>der</strong> Anlernwerkstatt ist<br />

nach heilpädagogischen Gesichtspunkten<br />

zu gestalten.“ Sie sehen daraus: Inklusion<br />

wurde von Anfang an in <strong>der</strong> von <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong><br />

1979 neu erbauten Werkstatt<br />

für Behin<strong>der</strong>te erzieherisch verfolgt, ohne<br />

dass man damals das neue Wort „Inklusion“<br />

kannte. Mehrmals konnten behin<strong>der</strong>te<br />

Mitar<strong>bei</strong>ter von <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Ostallgäu</strong><br />

in die freie Wirtschaft vermittelt <strong>werden</strong>.<br />

Dieses Ziel wurde von jeher von <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong><br />

verfolgt.<br />

7<br />

Walter Mayer ist Ehrenvorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong><br />

<strong>Ostallgäu</strong> e.V. und immer noch für die<br />

<strong>Lebenshilfe</strong> aktiv. So hält er regelmäßig vor<br />

den neuen Mitar<strong>bei</strong>tern und Mitar<strong>bei</strong>terinnen<br />

einen Vortrag über die Gründungsjahre <strong>der</strong><br />

<strong>Lebenshilfe</strong>.<br />

Manchmal frage ich mich: Sind die angeblich<br />

so gelehrten Professoren so wirklichkeitsfremd?<br />

Ihnen würden die Augen<br />

aufgehen, müssten sie mit einem geistig<br />

behin<strong>der</strong>ten Kind in <strong>der</strong> eigenen Familie<br />

Uneingeschränkte Teilhabe behin<strong>der</strong>ter Menschen<br />

<strong>Lebenshilfe</strong> diskutiert ein neues Grundsatzprogramm<br />

Die uneingeschränkte Teilhabe behin<strong>der</strong>ter Menschen am<br />

Leben in <strong>der</strong> Gesellschaft von Geburt an ist das Ziel <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong>.<br />

Es steht im Mittelpunkt eines neuen Grundsatzprogramms<br />

<strong>der</strong> 135.000 Mitglie<strong>der</strong> starken Vereinigung für Menschen mit<br />

geistiger Behin<strong>der</strong>ung, Angehörige, Freunde und Fachleute. In<br />

<strong>der</strong> am Samstagnachmittag zu Ende gegangenen Mitglie<strong>der</strong>versammlung<br />

in <strong>der</strong> Marburger Stadthalle diskutierten mehr als<br />

500 Vertreter aus ganz Deutschland in einer ersten Lesung den<br />

Entwurf <strong>der</strong> zukünftigen <strong>Lebenshilfe</strong>-Verfassung, die in einem<br />

Jahr endgültig verabschiedet <strong>werden</strong> soll. Prominenter Gast aus<br />

Berlin war Bundesbehin<strong>der</strong>tenbeauftragter Hubert Hüppe, <strong>der</strong><br />

auch dem Bundesvorstand <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> angehört.<br />

Der Grundsatzprogramm-Entwurf orientiert sich an den For<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> UN-Konvention über die Rechte behin<strong>der</strong>ter Menschen,<br />

die vom Inklusionsgedanken geprägt und seit März 2009 auch<br />

in Deutschland gültig ist. Die <strong>Lebenshilfe</strong> sieht in <strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>tenrechtskonvention<br />

einerseits eine große Chance für Menschen<br />

mit Behin<strong>der</strong>ung. Sie warnt aber auch davor, das internationale<br />

Vertragswerk falsch auszulegen. Nicht <strong>der</strong> radikale Abbau von<br />

Luag nei 57<br />

nur mal ein Jahr leben und all das zwangsläufig<br />

entbehren müssen, was das Leben<br />

so angenehm macht.<br />

Einen Stillstand darf es selbstverständlich<br />

nicht geben. Es ist für die heutigen<br />

Vereinsvorstände und verantwortlichen Mitar<strong>bei</strong>ter<br />

eine schwere Aufgabe, das Bestehende<br />

nicht nur zu erhalten, son<strong>der</strong>n immer<br />

wie<strong>der</strong> nach Möglichkeiten zu suchen, wie<br />

man es noch besser machen kann. Dafür<br />

danken wir Eltern und Sorgeberechtigten<br />

allen von ganzem Herzen.<br />

Ich habe diesen Artikel als Vater eines<br />

geistig behin<strong>der</strong>ten Sohnes geschrieben,<br />

geistig behin<strong>der</strong>t in Folge eines Geburtstraumas.<br />

Allen Eltern und Sorgeberechtigten,<br />

die von diesem Schicksal betroffen<br />

sind, will ich vor Augen führen, wie glücklich<br />

wir eigentlich sein müssen, dass es<br />

die Einrichtungen <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> in dieser<br />

Vielfalt gibt. Spezielle Einrichtungen, damit<br />

unsere, vor allem geistig behin<strong>der</strong>ten<br />

Kin<strong>der</strong>n und Erwachsenen auch in Zukunft<br />

ein glückliches und lebenswertes Leben<br />

in <strong>der</strong> Fürsorge unserer Betreuer und Betreuerinnen<br />

und <strong>der</strong> ehrenamtlichen Ar<strong>bei</strong>t<br />

unseres Vorstandes führen können.<br />

Walter Mayer, Marktoberdorf<br />

bewährten Einrichtungsangeboten wie Wohn- und Werkstätten<br />

dürfe die Folge sein, son<strong>der</strong>n ein Wunsch- und Wahlrecht für<br />

behin<strong>der</strong>te Menschen und ihre Familien. Bundesvorsitzen<strong>der</strong><br />

Robert Antretter: „Wir verstehen die Menschen mit einem sehr<br />

hohen Hilfebedarf und ihre Angehörigen, die Angst haben, von<br />

heute auf morgen die vertrauten Hilfestrukturen zu verlieren.<br />

Das <strong>werden</strong> wir nicht zulassen!“ Gerade die bundesweit mehr<br />

als 3000 Einrichtungen <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> seien ein starker Motor<br />

für eine inklusive Gesellschaft, in dem sie behin<strong>der</strong>te Menschen<br />

mit neuen Angeboten auf ihrem Weg zu einem gleichberechtigten<br />

und möglichst selbstständigen Leben unterstützen.<br />

Auch <strong>bei</strong> den anstehenden Reformen <strong>der</strong> Pflegeversicherung<br />

und Einglie<strong>der</strong>ungshilfe will die <strong>Lebenshilfe</strong> genau hinschauen,<br />

dass neue Regelungen, die scheinbar das Selbstbestimmungsrecht<br />

behin<strong>der</strong>ter Menschen stärken sollen, nicht als Sparinstrumente<br />

missbraucht o<strong>der</strong> unter Haushaltsvorbehalt gestellt <strong>werden</strong>.<br />

(Bundesvereinigung <strong>Lebenshilfe</strong>, 30.10.2010)


Werden Sie Mitglied in <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong>!<br />

Beitrittserklärung:<br />

Ich erkläre meinen Beitritt zur <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Ostallgäu</strong> e.V., Am Sonneneck 55, 87600 Kaufbeuren<br />

und verpflichte mich zur Zahlung eines jährlichen Beitrags in Höhe von ______ Euro<br />

(Mindest<strong>bei</strong>trag 37 Euro / Ehepaare 58 Euro / Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung 19 Euro)<br />

Vor- und Zuname: _________________________________________ geb.: ______________________<br />

Ehepartner: _________________________________________ geb.: ______________________<br />

Anschrift: ____________________________________________________________________<br />

Tel: ________________<br />

Mitgliedschaft als Eltern O För<strong>der</strong>er O Mensch mit Behin<strong>der</strong>ung O<br />

8<br />

<strong>Lebenshilfe</strong>einrichtung, die Ihr Kind / Familienangehöriger besucht: ______________________________________<br />

Name und Anschrift dürfen an interessierte Mitglie<strong>der</strong> weitergegeben <strong>werden</strong>: Ja O Nein O<br />

Ort: _______________________Datum: ____________ Unterschrift: _________________________________<br />

Eine Spendenbescheinigung senden wir auf Wunsch zu.<br />

Ihre Adresse leiten wir an die Bundesvereinigung <strong>Lebenshilfe</strong> weiter. Sie erhalten dann die <strong>Lebenshilfe</strong> Zeitung.<br />

Einzugsermächtigung:<br />

Hiermit ermächtige(n) ich/wir die <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Ostallgäu</strong> e.V. auf Wi<strong>der</strong>ruf, den von mir/uns zu<br />

entrichtenden Mitglieds<strong>bei</strong>trag <strong>bei</strong> dem folgend genannten Kreditinstitut mittels Lastschrift einzuziehen.<br />

Bank: ___________________________ Kontonummer: ________________ Bankleitzahl: __________________<br />

Kontoinhaber: _____________________ Anschrift: ________________________________________________<br />

Ort: _______________________Datum: ____________ Unterschrift: _________________________________<br />

Gablonzer Ring 10, Kaufbeuren-Neugablonz<br />

Telefon: 08341 999091<br />

Wäscherei Wertachtal<br />

Öffnungszeiten:<br />

Montag: 8.00 – 12.00 Uhr und 13.00 – 17.00 Uhr<br />

Dienstag bis Freitag: 8.00 – 12.00 Uhr und 13.00 – 16.00 Uhr<br />

Bügeln, Mangeln, Waschen, Trocknen, Legen,<br />

Wäschekennzeichnung, Anbringen von Firmenemblemen,<br />

Reinigungsannahme, Lieferservice<br />

Luag nei 57


Harl.e.kin-Nachsorge Kaufbeuren<br />

geht in die Regelför<strong>der</strong>ung<br />

Das Projekt Harl.e.kin-Nachsorge für Familien mit früh-<br />

und risikogeborenen Kin<strong>der</strong>n hat sich in den 3 Jahren Projektlaufzeit<br />

bewährt und durchgesetzt. Das Harlekin-Team, vier<br />

Kin<strong>der</strong>krankenschwestern am Klinikum Kaufbeuren und Rita<br />

Nicola, Diplompsychologin an <strong>der</strong> Interdisziplinären Frühför<strong>der</strong>stelle<br />

Kaufbeuren, haben inzwischen weit über 50 Familien<br />

vom stationären Aufenthalt in <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>klinik nach Hause<br />

begleitet und jede Familie individuell so lange beraten und<br />

unterstützt, bis sie in ihrem neuen Familienalltag gut und sicher<br />

zurechtkommen konnte.<br />

Die zu frühe Geburt o<strong>der</strong> Erkrankung eines Kindes stellen<br />

ein Risiko für die kindliche Entwicklung dar und können zu<br />

einer hohen Belastung für die Familien <strong>werden</strong>. Eltern fühlen<br />

sich häufig unsicher im Umgang mit ihrem Kind und wünschen<br />

sich Beratung und Unterstützung über die Zeit des stationären<br />

Aufenthalts hinaus. Frühe, alltagsnahe Interventionen stärken<br />

die Kompetenzen <strong>der</strong> Eltern und tragen dazu <strong>bei</strong>, dass <strong>der</strong><br />

Kontakt zwischen Müttern, Vätern und Kind gelingt, die beste<br />

Voraussetzung für eine positive Entwicklung.<br />

Die enge Zusammenar<strong>bei</strong>t <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>klinik Kaufbeuren<br />

und <strong>der</strong> Frühför<strong>der</strong>stelle <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> Kaufbeuren in <strong>der</strong><br />

Harlekin-Nachsorge wird über die Projektlaufzeit hinaus fortgesetzt.<br />

Das Bayerische Sozialministerium trägt als Regelför<strong>der</strong>ung<br />

weiterhin einen Großteil <strong>der</strong> Kosten, Unterstützung und<br />

Spenden<br />

Konto 147 95<br />

BLZ 734 500 00<br />

Sparkasse Kaufbeuren<br />

„Harl.e.kin-Nachsorge“<br />

Spenden sind aber notwendig, damit die Harlekin-Nachsorge<br />

dauerhaft angeboten <strong>werden</strong> kann.<br />

„Das schöne und wirksame an <strong>der</strong> Harlekin-Nachsorge ist,<br />

dass wir die Familien schon in <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>klinik kennenlernen.<br />

Die Hausbesuche durch die vertrauten Klinikschwestern und<br />

Frau Nicola können sich ganz an die Bedürfnisse <strong>der</strong> Familien<br />

anpassen, so lange und so häufig wie nötig; keine Familie ist<br />

ausgeschlossen, egal wo sie wohnt“, unterstreicht Dr. Renate<br />

Berger, die Koordinatorin <strong>der</strong> Harl.e.kin-Nachsorge, wie individuell<br />

angepasst und zielgenau die Harl.e.kin-Nachsorge<br />

eingesetzt wird.<br />

Harl.e.kin-Nachsorge gibt es noch in 9 an<strong>der</strong>en Städten<br />

in Bayern; dieses Modell <strong>der</strong> Nachsorge wurde in den Jahren<br />

2003 bis 2005 in einem Pilotprojekt am Krankenhaus München-Harlaching<br />

entwickelt und erprobt.<br />

9<br />

Nachsorge für<br />

früh- und risikogeborene Kin<strong>der</strong><br />

am Klinikum Kaufbeuren<br />

Luag nei 57<br />

Harl.e.kin-Team wird fachlich erweitert<br />

Seit 1. Oktober erhält das Harl.e.kin-Team Kaufbeuren<br />

fachliche Verstärkung durch die Physiotherapeutin Katrin<br />

Schaal, ebenfalls von <strong>der</strong> Frühför<strong>der</strong>stelle <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong>. Sie<br />

bringt schon viel Erfahrung für ihre neue Aufgabe mit, hat sie<br />

doch schon bisher frühgeborene o<strong>der</strong> kranke Kin<strong>der</strong> im Klinikalltag<br />

darin unterstützt erste positive Erfahrungen <strong>bei</strong>m Spüren<br />

und Bewegen zu machen.<br />

Von links: Kerstin Hartmann, Sylvia Porschberger (Nachsorgeschwestern), Rita<br />

Nicola und Katrin Schaal (Mobiler Dienst <strong>der</strong> Frühför<strong>der</strong>stelle)<br />

Elternnachmittage in Kaufbeuren<br />

Unter dem Motto „Spüren, wahrnehmen, bewegen – Spaß<br />

im 1. Lebensjahr“ fanden schon bisher Elternnachmittage für<br />

die Eltern von noch o<strong>der</strong> ehemals durch Harl.e.kin betreute<br />

Familien mit Kin<strong>der</strong>n im Alter zwischen 3 und 12 Monaten im<br />

Klinikum Kaufbeuren statt. Neben dem wichtigen Austausch<br />

zwischen den Eltern von früh- o<strong>der</strong> risikogeborenen Kin<strong>der</strong>n<br />

zu speziellen Fragen o<strong>der</strong> Erlebnissen in ihrer beson<strong>der</strong>en Situation<br />

konnten mit <strong>der</strong> Unterstützung durch Physiotherapeutin<br />

Katrin Schaal von <strong>der</strong> Frühför<strong>der</strong>stelle Kaufbeuren auch individuelle,<br />

fachliche Anregungen zur Unterstützung <strong>der</strong> motorischen<br />

Entwicklung eines jeden Kindes gegeben <strong>werden</strong>.<br />

Bei <strong>der</strong> 6. Ar<strong>bei</strong>tstagung aller Harl.e.kin-Standorte am 9.<br />

November in München präsentierten Rita Nicola und Katrin<br />

Schaal nun ihre Erfahrungen:<br />

Als Ergebnis <strong>der</strong> Wünsche <strong>der</strong> Eltern und <strong>der</strong> positiven<br />

Rückmeldungen steht jetzt schon fest, dass die Elternnachmittage<br />

in Zukunft häufiger, nämlich alle 2-3 Monate, angeboten<br />

<strong>werden</strong>.<br />

Kontakt:<br />

Rita Nicola / Katrin Schaal, Telefon 08341-9003-38<br />

E-Mail: fruehfoer<strong>der</strong>ungkf@lebenshilfe-ostallgaeu.de<br />

Renate Berger, Koordination Harl.e.kin-Nachsorge<br />

E-Mail: harlekin-nachsorge@kliniken-oal-kf.de


Wir müssen in unseren Köpfen Barrieren abbauen!<br />

Die Vorsitzende des bayerischen Landesverbandes <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong>,<br />

Barbara Stamm, zum Thema „Inklusion“<br />

Das Interview erschien in <strong>der</strong> Zeitung <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> München L.I.E.S. Das Gespräch führte Andrea Siemen.<br />

Wir danken für die freundliche Genehmigung zum Abdruck.<br />

L.I.E.S.: Die <strong>Lebenshilfe</strong> Bayern hat aufgrund<br />

<strong>der</strong> UN-Behin<strong>der</strong>tenrechtskonvention For<strong>der</strong>ungen<br />

formuliert, die Entwicklung inklusiver<br />

Modelle zu den Bereichen Bildung, Wohnen,<br />

Ar<strong>bei</strong>t und Freizeit wohnortnah zu gestalten.<br />

Haben Sie konkrete Vorstellungen zur Umsetzung,<br />

insbeson<strong>der</strong>e im Bereich Bildung?<br />

Barbara Stamm: Wichtig ist für uns als<br />

<strong>Lebenshilfe</strong>, dass wir selbstverständlich<br />

den Schulbesuch von Kin<strong>der</strong>n mit Behin<strong>der</strong>ung<br />

in <strong>der</strong> Regelschule unterstützen und<br />

för<strong>der</strong>n. Das setzt allerdings voraus, dass<br />

<strong>der</strong> son<strong>der</strong>pädagogische Ansatz in <strong>der</strong><br />

Regelschule vorhanden sein muss. Ohne<br />

son<strong>der</strong>pädagogischen Ansatz geht das<br />

nicht. In diesem Zusammenhang erlaube<br />

ich mir auch persönlich die Anmerkung,<br />

dass die allgemeine Lehrerbildung und<br />

-fortbildung nicht darauf eingestellt ist.<br />

Ich sage immer: Nicht entwe<strong>der</strong> - o<strong>der</strong>,<br />

son<strong>der</strong>n sowohl als auch! Die Entscheidung<br />

muss immer das Kind im Blick haben und<br />

nicht: Was ist für mich als Mutter o<strong>der</strong> Vater<br />

gut, son<strong>der</strong>n, was ist für das Kind gut? Wie<br />

geben wir dem Kind die größten Chancen,<br />

tatsächlich Inklusion zu erleben? Und da<strong>bei</strong><br />

kann ja ein spezieller För<strong>der</strong>bedarf nicht<br />

unbedingt hin<strong>der</strong>lich sein.<br />

L.I.E.S.: Was wird die Inklusionsdebatte<br />

für das Schulsystem in Bayern bedeuten?<br />

Wenn wir sagen, dass alle Kin<strong>der</strong> in die<br />

allgemeinen Schulen gehen, dann ist natürlich<br />

auch die Frage in welche allgemeinen<br />

Schulen. Bei den Grundschulen ist es vielleicht<br />

noch am ehesten denkbar, aber wir<br />

haben ja <strong>bei</strong> den weiterführenden Schulen<br />

ein dreigeteiltes Schulsystem. Wie sortieren<br />

wir da unsere Kin<strong>der</strong> mit verschiedensten<br />

Behin<strong>der</strong>ungen ein? Kann man sich auch<br />

vorstellen, dass das Schulsystem in Bayern<br />

grundlegend reformiert wird?<br />

Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir das<br />

Schulsystem in Bayern grundlegend än<strong>der</strong>n<br />

<strong>werden</strong>. Zwar kann man sich Kin<strong>der</strong> mit<br />

Down Syndrom in <strong>der</strong> ein o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />

Situation sehr gut vorstellen, schwierig<br />

ist es aber für Kin<strong>der</strong> mit Mehrfachbe-<br />

10<br />

hin<strong>der</strong>ungen vermutlich auch schon im<br />

Grundschulbereich. Wir alle müssen <strong>bei</strong><br />

<strong>der</strong> Inklusionsdebatte - so dankbar ich<br />

dafür bin, dass wir sie führen - wie<strong>der</strong> ein<br />

Stückchen in unseren Köpfen verän<strong>der</strong>n,<br />

damit wir die Schwerstbehin<strong>der</strong>ten da<strong>bei</strong><br />

nicht außer acht lassen. Wenn mir dann<br />

immer vorgeführt wird, wie toll das alles in<br />

an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n läuft, vermisse ich dort<br />

meistens den Schwerstbehin<strong>der</strong>tenbereich.<br />

Denn häufig gibt es da überhaupt keine<br />

Schulpflicht, die Kin<strong>der</strong> sind zu Hause o<strong>der</strong><br />

in Son<strong>der</strong>einrichtungen. Beispiel Italien, ich<br />

war in Italien und habe mir Son<strong>der</strong>einrichtungen<br />

für Schwerstbehin<strong>der</strong>te angesehen,<br />

die gibt es nach wie vor.<br />

L.I.E.S.: Können Sie Eltern beruhigen, die<br />

Sorge haben, dass die För<strong>der</strong>schule ihres<br />

Kindes in <strong>der</strong> nächsten Zeit geschlossen<br />

<strong>werden</strong> könnte?<br />

Also ich kann mir nicht vorstellen, dass<br />

wir För<strong>der</strong>schulen schließen. Ich bin sehr<br />

dankbar dafür, dass wir hier in Bayern jetzt<br />

eine interfraktionelle Ar<strong>bei</strong>tsgruppe haben,<br />

um uns über diese Fragen, was die<br />

Inklusion und den Bildungsbereich anbelangt,<br />

über die Parteigrenzen hinweg, zu<br />

verständigen. Wir <strong>werden</strong> mit Sicherheit<br />

mehr tun müssen, aber es darf nicht zu<br />

Lasten <strong>der</strong> För<strong>der</strong>schulen gehen. Es kann<br />

nicht sein, dass man an För<strong>der</strong>schulen<br />

Personal abzieht, weil man Verstärkung an<br />

den allgemeinbildenden Schulen benötigt.<br />

Wenn, dann muss man schon zusätzliches<br />

Geld in die Hand nehmen. Da ist dann<br />

schon <strong>der</strong> För<strong>der</strong>bedarf des jeweiligen<br />

Kindes in <strong>der</strong> allgemeinen Schule nicht<br />

nur festzustellen, son<strong>der</strong>n letztlich auch<br />

zu garantieren und zu gewährleisten. Ich<br />

kann mir vorstellen, dass Inklusion auch ein<br />

stückweit umgekehrt funktionieren kann.<br />

Warum kann Inklusion nicht auch in <strong>der</strong><br />

För<strong>der</strong>schule stattfinden? Sehr bedauerlich<br />

wäre, wenn man die Außenklassen nicht<br />

mehr genehmigen bzw. nicht mehr ausweiten<br />

würde. Die Außenklassen bringen<br />

sehr viel, wenn ein För<strong>der</strong>zentrum Außenklassen<br />

hat in einer Schule, sind die dort<br />

Luag nei 57<br />

zwar als Klassenverband, aber es findet so<br />

viel Gemeinsames in diesen Schulen statt.<br />

Man darf nicht so tun, als ob es da noch<br />

keine Anfänge gäbe, wenn ich nur denke,<br />

was allein im musikalischen Bereich passieren<br />

kann. Ich werbe immer dafür, dass<br />

wir keine ideologische Debatte führen. Und<br />

deswegen hoffe ich, dass wir uns hier im<br />

bayerischen Landtag über die Fraktionen<br />

hinweg verständigen können.<br />

L.I.E.S.: Thema Finanzen: Die Sorge vieler<br />

Eltern ist, dass fortschrittlich aussehende<br />

Inklusions-Modelle Sparmodelle <strong>werden</strong><br />

- auch angesichts <strong>der</strong> Finanznot <strong>der</strong> Län<strong>der</strong><br />

und Kommunen. Können Sie sich ein<br />

Modell vorstellen, das finanzierbar ist und<br />

die bisherige Qualität in <strong>der</strong> Bildung und<br />

gezielter individueller För<strong>der</strong>ung erreicht?<br />

Ja, ich kann es nur noch einmal betonen,<br />

die För<strong>der</strong>schulen und För<strong>der</strong>zentren brauchen<br />

nach wie vor ihre Qualität und die<br />

Qualität steht und fällt mit den Pädagogen<br />

und das muss auch weiterhin aufrecht erhalten<br />

bleiben. Für Inklusion im Bereich des<br />

Bildungswesens ist ganz entscheidend, dass<br />

<strong>der</strong> jeweilige spezielle För<strong>der</strong>bedarf für das<br />

einzelne Kind erfüllt und erbracht <strong>werden</strong><br />

muss. Ich kann mir nicht vorstellen, dass<br />

Inklusion billiger wird, dann machen wir<br />

etwas falsch. Wir wollen doch mehr tun für<br />

Foto: Bayerischer Landtag


die Kin<strong>der</strong>, deswegen führen wir doch die<br />

Inklusionsdebatte! Ich sage immer: Kin<strong>der</strong><br />

mit Behin<strong>der</strong>ung dürfen im allgemeinbildenden<br />

Schulwesen nicht „Beistellkin<strong>der</strong>“<br />

<strong>werden</strong>. Aber die Gefahr besteht. Es geht<br />

doch schon los <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Schulbegleitung,<br />

wenn man sich schon über die Schulbegleitung<br />

nicht einigt, wie wird man sich dann<br />

erst einig, was da drin statt findet.<br />

Ich habe unlängst mit <strong>der</strong> Mutter eines<br />

gehörlosen Kindes gesprochen, die hat ihr<br />

Kind nach einem dreiviertel Jahr aus <strong>der</strong><br />

Schule rausgenommen, weil sie sich sagte:<br />

„Ich habe alles falsch gemacht. Mein Kind<br />

fühlte sich immer isolierter.“ Da fehlte völlig<br />

<strong>der</strong> Ansatz <strong>bei</strong> den Mitschülerinnen und<br />

Mitschülern. Man muss eben immer wie<strong>der</strong><br />

mit den Kin<strong>der</strong>n sprechen und ihnen zeigen:<br />

Das müsst ihr tun, damit diese Schülerin,<br />

eure Mitschülerin, hier aufgenommen ist.<br />

Wie fühlt sich das für sie an, wenn ihr in<br />

<strong>der</strong> Pause rumhupft und lacht und sprecht<br />

und sie überhaupt nicht mitbekommt, was<br />

ihr redet, warum ihr lacht. Da muss ganz,<br />

ganz viel pädagogische Begleitung stattfinden.<br />

Man sieht es ja auch auf dem Ar<strong>bei</strong>tsmarkt:<br />

Ich würde mich freuen über jede Werkstatt,<br />

die wir zumachen könnten, weil wir mehr<br />

Plätze auf dem 1. Ar<strong>bei</strong>tsmarkt haben.<br />

Ein tolles Beispiel ist IKEA in Würzburg,<br />

dort ar<strong>bei</strong>ten jetzt 40 o<strong>der</strong> 50 Beschäftigte,<br />

die aus <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong>-Werkstatt<br />

kommen, aber sie sind nicht beschäftigt<br />

<strong>bei</strong> IKEA, son<strong>der</strong>n sie sind Beschäftigte<br />

<strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong>-Werkstatt. Aber sie sagen<br />

natürlich nicht mehr „Ich bin in <strong>der</strong> Werkstatt,<br />

die sagen: Ich bin <strong>bei</strong> IKEA.“ Aber die<br />

ar<strong>bei</strong>tsrechtlichen Dinge laufen alle über<br />

die <strong>Lebenshilfe</strong>. Wir würden diese Ar<strong>bei</strong>tsplätze<br />

sonst nicht bekommen, höchstens<br />

einzelne. Drum sag ich immer, wir müssen<br />

doch die Dinge wachsen lassen.<br />

L.I.E.S.: Wie sehen Sie Deutschland im Vergleich<br />

mit an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n <strong>bei</strong> Wunsch-,<br />

Wahl- und Teilhaberechten für Menschen<br />

mit Behin<strong>der</strong>ung?<br />

Wir haben natürlich Län<strong>der</strong> die sehr fortschrittlich<br />

sind. Ich habe z. B. Italien genannt,<br />

es gibt weitere gute Beispiele in den<br />

skandinavischen Län<strong>der</strong>n. Das gilt auch für<br />

den Werkstattbereich in Deutschland. Die<br />

Geschäftführer dort sind in Konkurrenz mit<br />

11<br />

China, mit Tschechien mit weiß Gott welchen<br />

Län<strong>der</strong>n. Es sind ja keine Bastelstuben, diese<br />

Werkstätten. So ist kein Auto, das in Deutschland<br />

hergestellt wurde, ohne Beteiligung<br />

einer <strong>Lebenshilfe</strong> Werkstatt o<strong>der</strong> einer an<strong>der</strong>en<br />

beschützenden Werkstatt entstanden.<br />

In Italien gibt es pädagogisch hervorragend<br />

geführte Einrichtungen, die vom Fachpersonal<br />

her sehr gut aufgestellt sind, aber nur<br />

im Schwerstbehin<strong>der</strong>tenbereich. Wir <strong>werden</strong><br />

immer spezialisierte Einrichtungen brauchen.<br />

Genau wie im Wohnbereich, wir brauchen<br />

nicht ambulant vor stationär, wir brauchen<br />

ambulant und stationär.<br />

Seit 20 Jahren bin ich in Rumänien unterwegs,<br />

die haben bis heute keine allgemeine<br />

Schulpflicht, auch nicht für Kin<strong>der</strong> mit einer<br />

geistigen Behin<strong>der</strong>ung. Im Kultusministerium<br />

ist auch niemand dafür zuständig. Es<br />

gibt nach wie vor für den Behin<strong>der</strong>tenbereich<br />

nur einen Direktor, <strong>der</strong> war früher im<br />

Staatssekretärsrang, dann wurde das sogar<br />

abgewertet. Der Aufgabenbereich ist im<br />

Ar<strong>bei</strong>ts- und Sozialministerium mit da<strong>bei</strong>.<br />

L.I.E.S.: Was hat sich seit <strong>der</strong> Ratifizierung<br />

<strong>der</strong> UN-Konvention in Bayern getan?<br />

Es wird sehr viel diskutiert. Und darüber -<br />

ich kann das nur noch einmal ausdrücklich<br />

erwähnen - freue ich mich sehr! Außerdem<br />

gibt es eben diese interfraktionelle<br />

Ar<strong>bei</strong>tsgruppe im Bayerischen Landtag,<br />

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in <strong>der</strong> wir erst einmal sauber und intensiv<br />

miteinan<strong>der</strong> diskutieren wollen und uns<br />

dann - hoffentlich interfraktionell - auf den<br />

Weg machen. Also, wenn uns das gelingen<br />

würde, ich wäre da sehr dankbar dafür.<br />

L.I.E.S.: Welche persönlichen Visionen haben<br />

Sie im Zusammenhang mit <strong>der</strong> UN-<br />

Konvention?<br />

Dass wir vor allem in unseren Köpfen Barrieren<br />

abbauen. Insofern trägt diese Debatte<br />

mit Sicherheit ein Stück weit dazu <strong>bei</strong>. Es ist<br />

wichtig, dass Eltern es nicht als hin<strong>der</strong>lich<br />

ansehen, wenn ein behin<strong>der</strong>tes Kind im<br />

Klassenverband ist. Es kann auch sein,<br />

dass <strong>der</strong> Pädagoge damit konfrontiert wird,<br />

dass ein paar Eltern meinen, <strong>der</strong> Lehrer<br />

könne sich nicht mehr so intensiv um ihre<br />

Kin<strong>der</strong> kümmern, weil ein paar behin<strong>der</strong>te<br />

Kin<strong>der</strong> im Klassenverband sind. Das muss<br />

man doch alles erst beseitigen. Wir müssen<br />

nicht nur in die Lehrerausbildung, son<strong>der</strong>n<br />

auch in die Familien,- in die Elternbildung.<br />

Das Schlimmste wäre, wenn wir das alles<br />

nur draufsetzen und sagen, das muss jetzt<br />

so sein. Das Wohl des Kindes ist das Entscheidende.<br />

In <strong>der</strong> UN-Konvention ist das<br />

ja auch ein wesentlicher Punkt, <strong>der</strong> steht<br />

über allem. Und wenn <strong>der</strong> Elternwille mit<br />

dem Wohl des Kindes übereinstimmt, dann<br />

brauchen wir nicht mehr zu meckern, dann<br />

ist alles in Butter!<br />

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Eine Schule<br />

auf dem Weg<br />

zur Inklusion<br />

„Die Würde des Menschen hängt nicht von beson<strong>der</strong>en Begabungen,<br />

Fähigkeiten o<strong>der</strong> Können ab. Je<strong>der</strong> Mensch hat sie.<br />

Das müssen Kin<strong>der</strong> von Anfang an in <strong>der</strong> Schule lernen.“ (Wilfried<br />

W. Steinert)<br />

Als vor 7 Jahren unsere Tochter Mia mit Trisomie 21 auf die<br />

Welt kam, wurden wir davon überrascht, an unserer großen Freude<br />

über die Geburt unseres ersten Kindes än<strong>der</strong>te dies nichts. Wir<br />

fühlten uns nicht als „Betroffene“, betroffen machten uns allerdings<br />

einige Reaktionen. Es waren unsere ersten unmittelbaren<br />

Erfahrungen damit, wie befangen und manchmal ablehnend<br />

in unserer Gesellschaft menschlicher Vielfalt begegnet wird.<br />

Seltsam - gelingt es uns Menschen doch mit Leichtigkeit, sich an<br />

<strong>der</strong> Artenvielfalt in <strong>der</strong> Natur zu erfreuen. Genetische Unregelmäßigkeiten,<br />

wie z.B. <strong>bei</strong>m vierblättrigen Kleeblatt können sogar<br />

Faszination und beson<strong>der</strong>e Wertschätzung hervorrufen. Die<br />

Verschiedenheit menschlichen Seins als Normalität zu betrachten<br />

ist aber offensichtlich eine große Herausfor<strong>der</strong>ung. Will <strong>der</strong> sich<br />

von den sogenannten „Behin<strong>der</strong>ten“ abgrenzende Mensch nicht<br />

an seine eigene Unvollkommenheit erinnert <strong>werden</strong>?<br />

In den Monaten nach Mias Geburt zogen wir uns zurück,<br />

um sie im Schutz <strong>der</strong> eigenen vier Wände ungestört willkommen<br />

heißen zu können. Wir wollten sie kennenlernen, und dafür<br />

12<br />

Luag nei 57<br />

mussten wir auch Abstand von den Stereotypen nehmen, die uns<br />

geradezu reflexartig von außen entgegengebracht wurden. Dass<br />

alle Menschen mit Down-Syndrom die gleichen Eigenschaften<br />

besitzen sollten, irritierte uns. Eine Gruppe von Menschen auf<br />

ein gemeinsames Merkmal zu reduzieren wi<strong>der</strong>sprach unserem<br />

Verständnis von <strong>der</strong> Einzigartigkeit jedes Menschen.<br />

Es war eine wun<strong>der</strong>bare Zeit inniger Dreisamkeit. Schon in<br />

diesen ersten Wochen mit Mia fühlten wir, wie sehr sie unser<br />

Leben bereichert. Brauchten wir o<strong>der</strong> Mia Hilfe, haben wir uns<br />

Menschen zugewandt, <strong>der</strong>en Wahrnehmung auf ihre Ganzheit<br />

und Würde, und nicht auf die Defizite gerichtet ist. Auf diesem<br />

Weg haben wir in den ersten Jahren nach Mias Geburt sehr<br />

vielfältige und wertvolle Unterstützung erhalten. Für die Beantwortung<br />

rechtlicher Fragen war stets Herr Neumayer von <strong>der</strong><br />

<strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Ostallgäu</strong> zur Stelle. Seine Kompetenz, Freundlichkeit<br />

und Geduld haben uns immer wie<strong>der</strong> den Rücken gestärkt.<br />

Die Physiotherapeutin und Ostheopatin Eva-Maria Jung hat<br />

Mia jede Woche mit ihren Zauberhänden behandelt und uns in<br />

unserem Gefühl bestätigt, dass alles richtig und gut ist, wie es<br />

ist. Gleiches gilt für Mias Kin<strong>der</strong>arzt, Dr. Berger aus Füssen. In<br />

seiner angenehm zurückhaltenden Art hat er uns vom Tag <strong>der</strong><br />

Geburt an bis heute über seinen ärztlichen Rat hinaus stets mit<br />

guten Gedanken und Wünschen begleitet.<br />

Die Idee<br />

Es begann im Sommer 2007. Inzwischen ging Mia schon<br />

in Bayernie<strong>der</strong>hofen in den gemeindlichen Kin<strong>der</strong>garten „Sonnenstrahl“.<br />

Es ist dem großen Engagement zweier Familien zu<br />

verdanken, dass er seit 8 Jahren auch Kin<strong>der</strong>n mit beson<strong>der</strong>em<br />

Zuwendungsbedarf offensteht. Die liebevolle Betreuung des<br />

Kin<strong>der</strong>gartenpersonals wurde im Rahmen <strong>der</strong> Frühför<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

<strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Ostallgäu</strong> durch ebenso herzliche wie kompetente


Fachkräfte ergänzt. Tag für Tag freute sich Mia auf ihre „Schmetterlinge“<br />

und schon bald machten wir uns erste Gedanken darüber,<br />

welche Schule sie später einmal besuchen könnte. Es sollte ein<br />

Ort sein, <strong>der</strong> jedes Kind unvoreingenommen willkommen heißt.<br />

Eine Schule des Miteinan<strong>der</strong>s in <strong>der</strong> die Vielfalt des Menschseins<br />

wertgeschätzt wird. Am besten eine Schule in unserem Dorf als,<br />

im wahrsten Sinne des Wortes, „naheliegende“ Fortsetzung des<br />

Kin<strong>der</strong>gartens. Dann könnte Mia in ihrem vertrauten sozialen<br />

Gefüge bleiben, in <strong>der</strong> gewohnten Nähe zu ihren Freunden, ihrer<br />

Schwester und nicht zuletzt, auch in unserer Nähe.<br />

Da Mia noch drei weitere Kin<strong>der</strong>gartenjahre vor sich hatte,<br />

konnten wir ohne Zeitdruck unsere Gedanken spielen lassen.<br />

In jener Zeit kam meine Frau einmal nach Hause und erzählte<br />

mir geradezu <strong>bei</strong>läufig, dass ihr während <strong>der</strong> Autofahrt die Idee<br />

gekommen war, eine Schule zu gründen. Schon am nächsten<br />

Tag hatte sie einen Termin <strong>bei</strong> unserem Bürgermeister, Herrn<br />

Singer, denn wir hatten davon gehört, dass die Grundschule in<br />

Bayernie<strong>der</strong>hofen (Gemeinde Halblech) schließen würde. Seine<br />

entschlossene Unterstützung und schließlich auch die des Gemein<strong>der</strong>ates<br />

machte vom ersten Moment an den Gemeindebezug zu<br />

einem prägenden Merkmal unserer Schulgründungsinitiative. Die<br />

Öffnung nach außen hin zu den Kirchen, Vereinen, regionalen<br />

Betrieben, Einrichtungen und Bürgern <strong>der</strong> Gemeinde Halblech<br />

ist uns ein sehr großes Anliegen.<br />

Dass dieses Anliegen auch eine Herausfor<strong>der</strong>ung darstellen<br />

kann, zeigt sich aktuell darin, dass die benachbarte Grundschule<br />

Trauchgau und das Son<strong>der</strong>pädagogische För<strong>der</strong>zentrum Füssen<br />

ihre Teilnahme an <strong>der</strong> diesjährigen Schulinformationsveranstaltung<br />

<strong>der</strong> Halblecher Kin<strong>der</strong>gärten verweigern, wenn sich dort auch<br />

unsere Montessori-Schule vorstellt. Dies ungeachtet <strong>der</strong> Tatsache,<br />

dass die <strong>bei</strong>den Kin<strong>der</strong>gärten unserer Gemeinde, zu denen auch<br />

Mias ehemaliger Kin<strong>der</strong>garten „Sonnenstrahl“ gehört, den Eltern<br />

gerne das ganze Spektrum schulischer Möglichkeiten präsentieren<br />

würden. Wir sehen die Montessori-Grundschule Halblech als ein<br />

zusätzliches und bereicherndes Bildungsangebot in <strong>der</strong> Region.<br />

Gleichzeitig möchte ich betonen, dass wir die Ar<strong>bei</strong>t je<strong>der</strong> Schule<br />

achten und respektieren.<br />

Die Realisierung<br />

Im November 2008 hat schließlich <strong>der</strong> Gemein<strong>der</strong>at mit großer<br />

Mehrheit beschlossen, das Schulhaus für die Nutzung einer<br />

inklusiven Montessori-Schule an unsere Schulgründungsinitiative<br />

zu vermieten. Das Gebäude liegt mitten in Bayernie<strong>der</strong>hofen,<br />

umgeben von bewirtschafteten Bauernhöfen, unweit <strong>der</strong> Kirche<br />

St. Michael und in Sichtweite des Kin<strong>der</strong>gartens „Sonnenstrahl“.<br />

Nachdem die Idee nun schon ein Zuhause hatte, war die Motivation<br />

groß, die nächsten Schritte in Angriff zu nehmen. Für die<br />

Gründung unserer Schule formierte sich innerhalb eines Jahres<br />

ein sehr engagiertes 10-köpfiges Team aus Eltern, Pädagogen<br />

und Therapeuten. Es galt einen För<strong>der</strong>- sowie einen Trägerverein<br />

zu gründen, unser inklusives Schulkonzept zu entwickeln, einen<br />

Finanzplan zu erstellen, die Finanzierung sicherzustellen, die Genehmigung<br />

durch die Regierung von Schwaben zu beantragen,<br />

den Bezirk Schwaben von unserem Konzept zu überzeugen, mit<br />

dem Schulamt in Marktoberdorf in Kontakt zu treten, geeignetes<br />

pädagogisches Personal zu finden, Schüler zu gewinnen und ein<br />

tragfähiges Netzwerk aus unterstützenden Personen und Institutionen<br />

aufzubauen. Eine zentrale Rolle hatte da<strong>bei</strong> von Beginn<br />

an <strong>der</strong> Montessori-Landesverband Bayern.<br />

Während dieser vielfältigen Aufbauar<strong>bei</strong>ten zeigte sich im-<br />

13<br />

Luag nei 57<br />

mer wie<strong>der</strong>, dass unser Projekt<br />

unter einem guten Stern steht.<br />

So erhielten wir z.B. auf ehrenamtlicher<br />

Basis ein Projektmanagement<br />

durch die Proficon<br />

Projektberatung GmbH aus Bad<br />

Wörishofen. Unserem Berater,<br />

Herr Trommer, ist es dank seines<br />

großen Engagements gelungen,<br />

unser Gründungsteam<br />

zu strukturieren und die Energien<br />

<strong>der</strong>art zu bündeln, dass wir sie<br />

zielgerecht und effizient einsetzen<br />

konnten - schließlich haben wir<br />

mit <strong>der</strong> Schule ganz neben<strong>bei</strong><br />

auch eine kleines Unternehmen<br />

gegründet. Weitere Bestätigung<br />

dafür, auf einem guten Weg zu<br />

sein erhielten wir durch die Gründungsmitgliedschaft<br />

<strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong><br />

<strong>Ostallgäu</strong> in unserem För<strong>der</strong>verein.<br />

Wir waren stets sehr<br />

dankbar, wenn unserem Schulprojekt<br />

mit <strong>der</strong>artiger Offenheit<br />

begegnet wurde. Dies war auch<br />

<strong>bei</strong> <strong>der</strong> Ludwig-Reinhard-Schule<br />

in Kaufbeuren <strong>der</strong> Fall. Schon<br />

frühzeitig hatten wir Kontakt zu<br />

ihr aufgenommen und inzwischen<br />

ist daraus eine geschätzte Zusammenar<strong>bei</strong>t<br />

entstanden.<br />

Dank großer ehrenamtlicher<br />

Unterstützung und nicht zuletzt<br />

durch zahlreiche Spenden, konnten<br />

wir nach drei Jahren intensiver<br />

Vorar<strong>bei</strong>t am 14. September<br />

2010 den ersten Schultag <strong>der</strong><br />

Montessori-Grundschule Halblech<br />

feiern.<br />

Die Zusammensetzung<br />

einer Lerngruppe<br />

Die Montessori-Grundschule<br />

Halblech umfasst <strong>der</strong>zeit eine<br />

altersgemischte Lerngruppe mit<br />

16 Kin<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Jahrgangsstufen<br />

1 - 4. Die Anzahl <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> mit<br />

beson<strong>der</strong>em Zuwendungsbedarf<br />

innerhalb einer Lerngruppe hängt<br />

jeweils von <strong>der</strong> Klassenstärke,<br />

dem pädagogischen Personal<br />

sowie den verschiedenen Ausprägungen<br />

des beson<strong>der</strong>en Zuwendungsbedarfs<br />

ab. Für eine<br />

ausgewogene Zusammensetzung<br />

einer Lerngruppe mit Kin<strong>der</strong>n aller<br />

Begabungen kann es keine<br />

Formel geben, da <strong>der</strong> Zuwendungsbedarf<br />

eines jeden Kindes<br />

individuell eingeschätzt wer-


den muss. Aktuell haben ca. 1/3 unserer Schüler sogenannten<br />

„son<strong>der</strong>pädagogischen För<strong>der</strong>bedarf“. (Diese Zahl ist nur begrenzt<br />

aussagekräftig, denn es hat sich herausgestellt, dass einige <strong>der</strong><br />

sogenannten „normalen“ bzw. „gesunden“ Kin<strong>der</strong> <strong>der</strong>zeit mehr<br />

Zuwendung brauchen, als die vermeintlich „behin<strong>der</strong>ten“.) Um dem<br />

Bedarf an zusätzlicher Zuwendung innerhalb dieser Lerngruppe<br />

gerecht zu <strong>werden</strong>, unterstützen <strong>der</strong>zeit zwei qualifizierte Fachkräfte<br />

im Rahmen <strong>der</strong> Einglie<strong>der</strong>ungshilfe durch den Bezirk Schwaben<br />

als Schulbegleiterinnen die Lehrkraft. Im Sinne einer wohnortnahen<br />

Schule haben Kin<strong>der</strong> mit beson<strong>der</strong>em Zuwendungsbedarf<br />

aus <strong>der</strong> Gemeinde Halblech grundsätzlich Vorrang vor Kin<strong>der</strong>n<br />

mit beson<strong>der</strong>em Zuwendungsbedarf benachbarter Gemeinden.<br />

Bereits während unserer Gründungsar<strong>bei</strong>t wurde deutlich, dass<br />

unsere Schule <strong>bei</strong> weitem zu klein sein wird, um auch dem Bedarf<br />

umliegen<strong>der</strong> Gemeinden gerecht <strong>werden</strong> zu können. Schon<br />

deshalb muss sich, und dafür hat sich Deutschland bereits vor<br />

knapp zwei Jahren durch die Ratifizierung <strong>der</strong> „UN-Konvention<br />

über die Rechte von Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen“ verpflichtet,<br />

das allgemeine Schulsystem umfassend für die Kin<strong>der</strong> öffnen, die<br />

bis heute noch zu 75% ausgeson<strong>der</strong>t <strong>werden</strong>. Die wertvolle personelle<br />

Unterstützung durch die Son<strong>der</strong>pädagogin Claudia Fischer<br />

von <strong>der</strong> Ludwig-Reinhard-Schule zeigt, wie son<strong>der</strong>pädagogische<br />

Fachkompetenz als „Mobiler Son<strong>der</strong>pädagogischer Dienst“ in<br />

allgemeine Schulen einfließen und wesentlich zum Gelingen einer<br />

inklusiven Schule <strong>bei</strong>tragen kann.<br />

Das richtige Maß<br />

an Zuwendung<br />

Die Eigenaktivität <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> zu för<strong>der</strong>n<br />

ist ein zentrales Anliegen <strong>der</strong> Montessori-<br />

Pädagogik. Jedes Kind soll spüren, dass<br />

man ihm viel zutraut. Im Sinne <strong>der</strong> Inklusion<br />

sollte das pädagogische Team für alle<br />

Kin<strong>der</strong> einer Lerngruppe zuständig und<br />

verantwortlich sein. Allerdings können<br />

die Bedürfnisse eines Kindes die ständige<br />

Nähe eines Schulbegleiters erfor<strong>der</strong>n, z.B.<br />

wegen spezifischen Verhaltensweisen o<strong>der</strong><br />

aus gesundheitlichen Gründen. Lei<strong>der</strong><br />

erschweren die streng voneinan<strong>der</strong> getrennten<br />

Zuständigkeiten von Regierung<br />

(Bildung) und Bezirk (Pflege) die Umsetzung<br />

einer inklusiven Pädagogik. Diese<br />

künstliche Abgrenzung bildet eine sehr<br />

enge Vorstellung von Schule ab, denn<br />

kindliche Bildung geschieht nicht allein<br />

in Form des Unterrichtens.<br />

14<br />

Luag nei 57<br />

Ein- und Ausblick<br />

In den Jahren <strong>der</strong> Schulgründung konnten wir unsere Vision<br />

einer „Schule des Miteinan<strong>der</strong>s“ grenzenlos entwerfen. Da<strong>bei</strong><br />

haben wir uns sehr hohe Ziele gesteckt. Sie weisen uns den<br />

Weg zu einer inklusiven Schule. Entscheidend ist, ihn nicht aus<br />

den Augen zu verlieren und darauf zu achten, dass das Herz <strong>der</strong><br />

Montessori-Schule Halblech stets für ein selbstverständliches<br />

Miteinan<strong>der</strong> aller Kin<strong>der</strong> schlägt.<br />

Die ersten Schulwochen haben gezeigt, dass unser pädagogisches<br />

Team <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Umsetzung unserer Vision großen Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

gegenübersteht. Das Miteinan<strong>der</strong> <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong><br />

entsteht selbstverständlich nicht von selbst. Es kann auch nicht<br />

verordnet, son<strong>der</strong>n muss mit großem Fingerspitzengefühl, liebevoller<br />

Zuwendung und Geduld nach und nach gestaltet <strong>werden</strong>.<br />

Eine ebenso reiz- wie anspruchsvolle Aufgabe für die Schulleiterin<br />

Emma Mörtl und ihr pädagogisches Team.<br />

Wir wünschen uns, dass die Anerkennung <strong>der</strong> Gleichwertigkeit<br />

aller Menschen über unsere Schule hinaus möglichst<br />

viele Menschen erreichen und berühren wird. Die Kin<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Montessori-Grundschule Halblech beleben unsere Vision einer<br />

Gesellschaft, die allen Mitglie<strong>der</strong>n in wechselseitiger Achtung und<br />

Anerkennung Zugehörigkeit schenkt, weil sie die Unterschiedlichkeit<br />

<strong>der</strong> Menschen als Vielfalt des Lebens begrüßt. In ein paar<br />

Jahren sollen sie die Botschaft eines respektvollen und friedlichen<br />

Miteinan<strong>der</strong>s in die Welt tragen und<br />

durch ihre Haltung die Saat für mehr<br />

Zusammengehörigkeitsgefühl streuen.<br />

Nun ist Mia also ein Schulkind.<br />

Jeden Morgen fahre ich mit ihr und<br />

ihrer Schwester Viola (die inzwischen<br />

den Kin<strong>der</strong>garten „Sonnenstrahl“ besucht)<br />

hinunter ins Dorf und schaue<br />

ihr mit Freude da<strong>bei</strong> zu, wie sie entschlossen<br />

- „Papa, du kannst im Auto<br />

bleiben!“ - das Schulhaus betritt. Sie<br />

ist sehr motiviert, will ganz viel lernen<br />

und hat ihren Platz gefunden.<br />

Wenn sie dann mittags voller Energie<br />

und strahlend nachhause kommt und<br />

mit Begeisterung davon erzählt, was<br />

sie heute Neues gelernt hat, bin ich<br />

sehr glücklich und dankbar. Glücklich,<br />

weil meine Tochter glücklich ist,<br />

und dankbar, weil meine Frau eine<br />

wun<strong>der</strong>bare Idee hatte, die durch ein<br />

großes Miteinan<strong>der</strong> vieler Menschen<br />

Wirklichkeit <strong>werden</strong> konnte.<br />

Foto:Anke Sturm<br />

Tobias Meggle


Das Potential <strong>der</strong> Montessori-Pädagogik<br />

Die Unterrichtsinhalte <strong>der</strong> inklusiven Montessori-Schule<br />

Halblech orientieren sich an den Bayerischen Lehrplänen und<br />

halten dessen Ziele ein. Sowohl die Vermittlung <strong>der</strong> Lerninhalte,<br />

als auch das Konzept <strong>der</strong> Inklusion orientieren sich an <strong>der</strong><br />

von <strong>der</strong> italienischen Ärztin Maria Montessori (1870-1952)<br />

entwickelten Pädagogik und Didaktik. Das große inklusive<br />

Potential rührt nicht zuletzt auch daher, dass Kin<strong>der</strong> mit beson<strong>der</strong>em<br />

Zuwendungsbedarf den Anstoß für die Entwicklung<br />

ihrer Pädagogik gegeben haben. Sieben Jahre hat sie sich<br />

ausschließlich mit ihnen beschäftigt, bevor sie anschließend<br />

mit Kin<strong>der</strong>n ohne beson<strong>der</strong>en Zuwendungsbedarf ar<strong>bei</strong>tete.<br />

Im Mittelpunkt unseres pädagogischen Bemühens stehen<br />

das Kind und seine individuell ausgeprägte Zugangsweise zur<br />

Welt. Jedes Kind bringt ganz persönliche Erfahrungen, Lernvoraussetzungen<br />

und Interessen mit. Durch das gezielte und<br />

liebevolle Eingehen auf die Bedürfnisse eines jeden Kindes<br />

bietet die Montessori-Pädagogik sehr gute Voraussetzungen<br />

für das Miteinan<strong>der</strong> von Kin<strong>der</strong>n aller Begabungen und Temperamente,<br />

unabhängig von körperlichen, kognitiven, emotionalen,<br />

sozialen, genetischen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Gegebenheiten.<br />

Die Altersmischung<br />

Ein Grundprinzip <strong>der</strong> Pädagogik von Maria Montessori ist<br />

die Altersmischung innerhalb einer Klasse. Die Schüler <strong>der</strong><br />

Jahrgänge 1 bis 4 lernen an <strong>der</strong> Montessori-Grundschule<br />

Halblech gemeinsam in einer Lerngruppe. Die Gruppenstärke<br />

beläuft sich auf max. 22 Schüler. Die in vielen Teilen<br />

<strong>der</strong> Gesellschaft selbstverständliche Altersmischung als<br />

natürlichste Form einer menschlichen Gemeinschaft bietet<br />

auch in <strong>der</strong> Schulzeit ideale Voraussetzungen für das Lernen<br />

an sich und das Verinnerlichen sozialer Fähigkeiten. Durch<br />

die unterschiedlichen individuellen Lebensbedingungen und<br />

Lernvoraussetzungen <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> verschiedenen Alters entsteht<br />

ein natürliches soziales Gefüge, in dem alle miteinan<strong>der</strong> und<br />

voneinan<strong>der</strong> lernen können. Da<strong>bei</strong> lernen nicht nur jüngere<br />

von älteren Kin<strong>der</strong>n, son<strong>der</strong>n auch umgekehrt. Jedes Kind<br />

erfährt sich in immer wie<strong>der</strong> wechselnden Rollen und lernt,<br />

sowohl Hilfe zu geben als auch Hilfe anzunehmen. Dadurch<br />

haben alle die Chance, sich gegenseitig mit ihren jeweiligen<br />

Stärken und Schwächen kennenzulernen und zu respektieren.<br />

15<br />

Luag nei 57<br />

Die vorbereitete Umgebung<br />

Maria Montessori hat die Bedeutung <strong>der</strong> Selbsttätigkeit<br />

des Kindes im Lernprozess erkannt. Für eine aktive Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />

mit den Lerngegenständen ist daher eine<br />

kindgerechte, vorbereitete Umgebung nötig. Das Kind soll<br />

sich aktiv die Welt aneignen und Zusammenhänge kennenlernen.<br />

Eine wichtige Voraussetzung für den Lernprozess ist das<br />

Montessori-Material. Es steht in <strong>der</strong> vorbereiteten Umgebung<br />

in einer festgelegten Ordnung bereit. Durch das Hantieren<br />

mit dem Sinnesmaterial begreift das Kind im wörtlichen Sinn<br />

dessen Bedeutung, erfährt dessen Eigenschaften und kann<br />

Zusammenhänge herstellen.<br />

Die Freiar<strong>bei</strong>t<br />

Die Freiar<strong>bei</strong>t stellt ein zentrales Prinzip <strong>der</strong> Montessori-<br />

Pädagogik dar. Die Kin<strong>der</strong> bestimmen Ort und Inhalt sowie<br />

Dauer und Tempo ihrer Ar<strong>bei</strong>t und entscheiden, ob sie alleine,<br />

mit einem Partner o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Gruppe ar<strong>bei</strong>ten wollen. Sie<br />

lernen, Informationen einzuholen, sich ihre Ar<strong>bei</strong>t einzuteilen,<br />

die nötigen Materialien zusammenzustellen sowie ihren<br />

Ar<strong>bei</strong>tsplatz vorzubereiten und wie<strong>der</strong> aufzuräumen. Die<br />

Lehrpersonen geben ihnen <strong>bei</strong> Bedarf individuelle Lernanreize,<br />

beraten, helfen und geben Rückmeldung. Da die Freiheit ein<br />

zentrales Element <strong>der</strong> Montessori-Pädagogik darstellt, sind<br />

Regeln und Strukturen von größter Bedeutung.<br />

Kin<strong>der</strong>, die von alleine nicht in die Freiar<strong>bei</strong>t finden, <strong>werden</strong><br />

von den Lehrpersonen behutsam, aber konsequent geleitet,<br />

bis sie gelernt haben, mit ihrer Freiheit sinnvoll umzugehen.<br />

Kontakt:<br />

Montessori-Grundschule Halblech<br />

Schulweg 6<br />

87642 Halblech<br />

Tel. 08368 303<br />

mail@montessori-halblech.de<br />

www.montessori-halblech.de<br />

Fotos: Montessori Halblech


Mit dem Projekt<br />

INTEGRA MENSCH starteten die Wertachtal-Werkstätten jetzt eine<br />

Initiative, mit <strong>der</strong> die berufliche Teilhabe behin<strong>der</strong>ter Menschen<br />

im Raum Füssen vorangebracht <strong>werden</strong> soll. Ziel sind möglichst<br />

wohnortnahe Ar<strong>bei</strong>tsplätze auf dem allgemeinen Ar<strong>bei</strong>tsmarkt für<br />

Beschäftigte <strong>der</strong> Werkstätten. Da<strong>bei</strong> <strong>werden</strong> Menschen unterstützt,<br />

die aufgrund einer Behin<strong>der</strong>ung keine wirkliche Chance auf dem<br />

Ar<strong>bei</strong>tsmarkt haben. INTEGRA MENSCH ist eine gemeindenahe<br />

„Werkstatt“, die Teilhabe am Ar<strong>bei</strong>tsleben in ganz neuer Form<br />

ermöglichen will und dort Ar<strong>bei</strong>t sucht, wo die Menschen leben.<br />

Gemeinsam mit engagierten Bürgern, Unternehmern, Wohlfahrtsverbänden,<br />

<strong>der</strong> IHK und <strong>der</strong> Handwerkskammer sollen Firmen<br />

im Altlandkreis Füssen dafür interessiert <strong>werden</strong>, Menschen<br />

mit Behin<strong>der</strong>ung in ihrem Betrieb Ar<strong>bei</strong>t zu geben. Unterstützt<br />

wird das Projekt von Füssens Bürgermeister Paul Jacob, Landrat<br />

Johann Fleschhut, <strong>der</strong> Vizepräsidentin des Bezirkstags Uschi<br />

Lax, dem Landtagsabgeordneten Paul Wengert, <strong>der</strong> Agentur für<br />

Ar<strong>bei</strong>t und an<strong>der</strong>en.<br />

16<br />

Füssen bewegt<br />

Luag nei 57<br />

Wenn interessierte Betriebe gefunden<br />

sind, können sich diese und<br />

interessierte Bewerber zunächst in<br />

einem Praktikum kennenlernen. Integrationsbegleiter<br />

<strong>der</strong> Wertachtal-<br />

Werkstätten unterstützen <strong>bei</strong>de Seiten<br />

während <strong>der</strong> Einar<strong>bei</strong>tung und<br />

beraten in allen wichtigen Fragen rund um den Ar<strong>bei</strong>tsplatz.<br />

Dieser wird möglichst individuell auf den Einzelnen zugeschnitten.<br />

Wenn <strong>der</strong> Bewerber zum Unternehmen passt und umgekehrt,<br />

kann <strong>der</strong> Betrieb eine sogenannte Patenschaft übernehmen und<br />

die Person regulär beschäftigen. Ar<strong>bei</strong>tgeber bleibt aber weiterhin<br />

INTEGRA MENSCH. Zeitlicher Umfang <strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>t und die<br />

Bezahlung <strong>werden</strong> individuell geregelt. Auch danach stehen die<br />

Integrationsbegleiter weiterhin vor Ort zur Verfügung.<br />

Für interessierte Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung bietet sich mit<br />

dem Projekt die Chance, einen Ar<strong>bei</strong>tsplatz zu finden, <strong>der</strong> zu<br />

ihnen passt und <strong>der</strong> in ihrem gewohnten Lebensumfeld liegt. Der<br />

Betrieb bekommt einen Mitar<strong>bei</strong>ter, <strong>der</strong> hoch motiviert ist, kann<br />

sein Unternehmensprofil erweitern und erhält den Einstieg in ein<br />

exklusives Netzwerk. Die Gemeinde kann die Lebensqualität ihrer<br />

Bürger erhöhen und die Teilhabe aller am Gemeindeleben verwirklichen.<br />

INTEGRA MENSCH ist ein Gewinn für alle Beteiligten.<br />

Fritz Keiditsch


<strong>Älter</strong><br />

Werden<br />

17<br />

Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung <strong>werden</strong> älter -<br />

wie sollen sie künftig leben?<br />

Luag nei 57<br />

thema<br />

Dass unsere Gesellschaft immer älter wird, ist mittlerweile jedem bekannt. Dass<br />

damit auch die Anzahl behin<strong>der</strong>ter Menschen mit hohem Alter steigt, rückt zunehmend<br />

ins Bewusstsein. Ihre Versorgung ist nämlich eine beson<strong>der</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ung.<br />

Auch die <strong>Lebenshilfe</strong> setzt sich seit Jahren mit <strong>der</strong> Problematik auseinan<strong>der</strong>, wie<br />

alte behin<strong>der</strong>te Menschen künftig leben könnten. Fragen, die <strong>bei</strong> diesen Überlegungen<br />

entstehen, lauten:<br />

Brauchen wir spezielle Einrichtungen für alte behin<strong>der</strong>te Menschen? Wenn ja,<br />

bedeutet dies dann, dass behin<strong>der</strong>te Menschen im Alter ihre gewohnte Umgebung<br />

(z. B. das Wohnheim) verlassen und in solche Einrichtungen umziehen müssen? Wäre<br />

es nicht wesentlich menschlicher, wenn je<strong>der</strong> in seiner angestammten Umgebung alt<br />

<strong>werden</strong> könnte? Aber was bedeutet das für die Wohneinrichtungen? Müssten sie nicht<br />

ihre Versorgungs- und Personalstruktur dann än<strong>der</strong>n (z. B. mehr Pflegepersonal)? Und<br />

schließlich: wie soll diese Herausfor<strong>der</strong>ung finanziert <strong>werden</strong>?<br />

Es gibt auch in den Wohneinrichtungen <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Ostallgäu</strong> eine zunehmende<br />

Anzahl an Rentnern. Ihnen hat die <strong>Lebenshilfe</strong> bisher ermöglichen können, in ihrer gewohnten<br />

Umgebung zu bleiben. Ob dies auch in Zukunft so sein wird, wenn die Zahl<br />

<strong>der</strong> Rentner stetig zunimmt, bleibt zu klären.<br />

Alt <strong>werden</strong> in <strong>der</strong> gewohnten Umgebung<br />

Der aktuelle Entwurf des neuen <strong>Lebenshilfe</strong>-Grundsatzprogramms stellt an die Versorgung<br />

alter Menschen hohe Ansprüche. Hier heißt es „Wenn Menschen älter <strong>werden</strong>,<br />

brauchen sie Angebote zur Gestaltung des Tages und Unterstützung <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Pflege.<br />

Diese sollen sie in ihrer Wohnung bekommen“. Damit orientiert sich <strong>der</strong> Entwurf des<br />

Grundsatzprogramms an den Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> UN-Behin<strong>der</strong>tenrechtskonvention.<br />

Die Richtung ist damit klar: Behin<strong>der</strong>te Menschen sollen in ihrer gewohnten Umgebung<br />

alt <strong>werden</strong> können. Die dafür notwendigen Angebote müssen entwickelt und<br />

bereitgestellt <strong>werden</strong>.<br />

Die <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Ostallgäu</strong> muss sich daher fragen, welche neuen Angebote in den<br />

nächsten 10 bis 20 Jahren entwickelt <strong>werden</strong> müssen. Brauchen wir z. B. einen spezialisierten<br />

ambulanten Pflegedienst für alte behin<strong>der</strong>te Menschen? Brauchen wir spezielle<br />

Tageseinrichtungen, die das Verbleiben in <strong>der</strong> gewohnten Umgebung unterstützen können?<br />

Müssen die Offenen Hilfen Freizeitangebote o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e aktivierende Angebote für<br />

alte behin<strong>der</strong>te Menschen entwickeln? Wie müssen sich die Wohnangebote verän<strong>der</strong>n?<br />

Die <strong>Lebenshilfe</strong> muss sich diesen Herausfor<strong>der</strong>ungen stellen. Das ist sie den behin<strong>der</strong>ten<br />

Menschen schuldig, die sich ihr Leben lang auf sie verlassen haben, und das ist<br />

sie auch den Eltern schuldig, die darauf vertrauen, dass die <strong>Lebenshilfe</strong> ihren Söhnen und<br />

Töchtern auch im Alter eine qualifizierte und menschliche Betreuung zukommen lässt.<br />

Nicht zuletzt ist es eine politisch gesellschaftliche Herausfor<strong>der</strong>ung, die dafür nötigen<br />

Mittel zur Verfügung zu stellen. Auch das wird sicher nicht einfach <strong>werden</strong>.<br />

Unsere <strong>Lebenshilfe</strong> wird diese Aufgabe annehmen und sie wird sie meistern, wie<br />

viele an<strong>der</strong>e schwierige Aufgaben zuvor.<br />

Wolfgang Neumayer


Neues Verständnis nötig<br />

Pflege und Einglie<strong>der</strong>ungshilfe in <strong>der</strong> Diskussion<br />

Unsere Gesellschaft wird älter, die Zahl <strong>der</strong> pflegebedürftigen<br />

Menschen nimmt damit zu. Das gilt auch für die Anzahl geistig<br />

behin<strong>der</strong>ter Menschen, die einen hohen Pflegebedarf haben.<br />

Eine zunehmend komplizierte Situation ist die Folge, denn ein<br />

Mensch, <strong>der</strong> behin<strong>der</strong>t und pflegebedürftig ist, hat im Grunde<br />

Ansprüche an zwei verschiedene Versorgungssysteme: an die<br />

Pflege und an die Einglie<strong>der</strong>ungshilfe.<br />

Der Unterschied<br />

Die Einglie<strong>der</strong>ungshilfe umfasst alle Hilfen für behin<strong>der</strong>te<br />

Menschen, die von den Sozialhilfeträgern zur Verfügung gestellt<br />

<strong>werden</strong> (z. B. Bezirk Schwaben). Dazu gehören unter an<strong>der</strong>em:<br />

Frühför<strong>der</strong>ung, Tagesstätte, Werkstätte o<strong>der</strong> Wohnheim. Bei <strong>der</strong><br />

Pflege gibt es folgende Unterscheidung.<br />

1. Die Grundpflege: Sie sichert die Grundbedürfnisse<br />

des Lebens: Ernährung, Körperpflege, Mobilität und<br />

hauswirtschaftliche Versorgung. Diese Grundpflege wird<br />

häufig von Angehörigen erbracht, aber auch z. B. von<br />

Sozialstationen.<br />

2. Die Behandlungspflege: Sie behandelt die Auswirkungen<br />

von Erkrankungen, z. B. Verbände anlegen, Medikamente<br />

geben, Einreibungen, Spritzen usw. Sie wird fast immer<br />

von ambulanten Pflegediensten erbracht.<br />

So richtig kompliziert wird es, wenn man sich verdeutlicht, dass<br />

für die drei beschriebenen Dienstleistungen auch drei verschiedene<br />

Kostenträger zuständig sind. Für die Einglie<strong>der</strong>ungshilfe <strong>der</strong><br />

Sozialhilfeträger, für die Grundpflege die Pflegeversicherung und<br />

für die Behandlungspflege die Krankenkasse.<br />

Zwei Kostenträger<br />

Ein behin<strong>der</strong>ter und pflegebedürftiger Mensch hat in <strong>der</strong><br />

Praxis also oft Schwierigkeiten, den richtigen Kostenträger für die<br />

richtige Hilfe zu finden. An<strong>der</strong>erseits versuchen die Kostenträger,<br />

Kosten auf jeweils An<strong>der</strong>e abzuschieben. In einer solch schwierigen<br />

Gemengelage geraten die Bedürfnisse und Interessen <strong>der</strong><br />

betroffenen Menschen schnell unter die Rä<strong>der</strong>. Deshalb ist die<br />

Frage berechtigt, ob unser bisheriges Verständnis von Einglie<strong>der</strong>ungshilfe<br />

und Pflege und die bisherige Praxis den künftigen<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen gerecht <strong>werden</strong> können.<br />

Ein neues Verständnis<br />

Die Politik und die Fachleute haben bereits erkannt, dass<br />

hier Verän<strong>der</strong>ungen notwendig sind, deswegen wird seit einiger<br />

Zeit an einem neuen Pflegebegriff und einem neuen Verständnis<br />

von Einglie<strong>der</strong>ungshilfe diskutiert. Eine Zusammenführung und<br />

18<br />

Luag nei 57<br />

Abstimmung von Einglie<strong>der</strong>ungshilfe und Pflege ist allerdings sehr<br />

schwierig, denn es handelt sich um sehr unterschiedliche Konzepte,<br />

die aber auch in vielen Bereichen Überschneidungen haben. Beide<br />

Bereiche haben eine sehr unterschiedliche Fachlichkeit und eine<br />

unterschiedliche Sichtweise. In <strong>der</strong> Pflege ar<strong>bei</strong>ten vorwiegend<br />

medizinisch ausgebildete Fachkräfte, in <strong>der</strong> Einglie<strong>der</strong>ungshilfe<br />

vorwiegend pädagogisch ausgebildete Fachkräfte.<br />

Während <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Einglie<strong>der</strong>ungshilfe das Ziel die Teilhabe und<br />

Selbstbestimmung ist, zielt die Pflege auf mehr Selbstständigkeit.<br />

Unter dem Strich bleibt aber, dass die gleiche Maßnahme häufig<br />

unter verschiedenen Blickwinkeln durchgeführt <strong>werden</strong> kann. Die<br />

Pflege kann Teil <strong>der</strong> Einglie<strong>der</strong>ungshilfe sein und umgekehrt.<br />

Pflegebedürftigkeit<br />

Damit die Bedürfnisse <strong>der</strong> zunehmenden Zahl von alten behin<strong>der</strong>ten<br />

Menschen mit Pflegebedürftigkeit berücksichtigt <strong>werden</strong><br />

können, ist es notwendig, Aufgaben, Ziele und Zusammenwirken<br />

von Pflege- und Einglie<strong>der</strong>ungshilfe neu zu regeln. Ein wichtiger<br />

Baustein da<strong>bei</strong> ist <strong>der</strong> im Moment diskutierte neue Begriff <strong>der</strong><br />

Pflegebedürftigkeit. Dieser neue Begriff umfasst acht Module,<br />

mit denen <strong>der</strong> Grad <strong>der</strong> persönlichen Beeinträchtigung ermittelt<br />

<strong>werden</strong> soll:<br />

1. Mobilität: z. B. Fortbewegung über kurze Strecken o<strong>der</strong><br />

Lageverän<strong>der</strong>ung des Körpers<br />

2. Kognitive und kommunikative Fähigkeiten: z. B. Gedächtnis,<br />

Wahrnehmung, Denken, Urteilen, Kommunikation<br />

3. Verhaltensweisen und psychische Problemlagen: z. B.<br />

Selbst- o<strong>der</strong> Fremdgefährdung, Ängstlichkeit, Wahnvorstellungen<br />

o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e psychische Probleme<br />

4. Selbstversorgung: z. B. Körperpflege, Essen und Trinken,<br />

Toilettengang<br />

5. Umgang mit krankheits-/therapiebedingten Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

und Belastungen: z. B. Aktivitäten, die auf die Bewältigung<br />

von Belastungen aus Krankheiten o<strong>der</strong> Therapiemaßnahmen<br />

zielen<br />

6. Gestaltung des Alltagslebens und soziale Kontakte: z.<br />

B. Einteilung von Zeit, Schlaf-/Wachrhythmus, sinnvolles<br />

und bedürfnisgerechtes Ausfüllen von verfügbarer Zeit,<br />

Pflege sozialer Beziehungen<br />

7. Außerhäusliche Aktivitäten: z. B. Teilnahme an sozialen<br />

und kulturellen Veranstaltungen<br />

8. Haushaltsführung<br />

Begutachtung mit Punktesystem<br />

Zurzeit <strong>werden</strong> neue Begutachtungsrichtlinien erar<strong>bei</strong>tet. Künftig<br />

soll nicht mehr <strong>der</strong> Zeitaufwand entscheidend sein, son<strong>der</strong>n


ein Punktesystem. Dieses Punktesystem<br />

wird berücksichtigen, wie stark <strong>der</strong> Grad<br />

<strong>der</strong> Beeinträchtigung ist und wie häufig<br />

eine Aktivität stattfinden muss. Es soll fünf<br />

Pflegestufen geben. Die Stufe 1 z. B. erhält<br />

man mit 10-29 Punkten o<strong>der</strong> die Stufe 3<br />

mit 50-69 Punkten.<br />

Der Vorschlag einer solchen Begutachtungsrichtlinie<br />

liegt mit einem Umfang<br />

von fast 130 Seiten bereits vor. Damit ist<br />

<strong>der</strong> Pflegebereich <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Umstellung auf<br />

neue Anfor<strong>der</strong>ungen schon weiter als die<br />

Einglie<strong>der</strong>ungshilfe. Es muss deshalb darauf<br />

geachtet <strong>werden</strong>, dass die Bedürfnisse <strong>der</strong><br />

Einglie<strong>der</strong>ungshilfe in dieser Diskussion<br />

nicht zu kurz kommen <strong>werden</strong>. Denn die<br />

breiter angelegte Fachlichkeit <strong>der</strong> Einglie<strong>der</strong>ungshilfe,<br />

die mehr auf die Teilhabe<br />

achtet, ist für Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung<br />

sehr wichtig.<br />

Auch wir von <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Ostallgäu</strong><br />

erleben gerade, welche Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

unser neues Wohnheim für Menschen mit<br />

hohem Betreuungs-und Pflegeaufwand<br />

in Kaufbeuren mit sich bringt. Einglie<strong>der</strong>ungshilfe<br />

und Pflege müssen hier intensiv<br />

miteinan<strong>der</strong> verzahnt sein. Obwohl <strong>der</strong><br />

Pflegeaufwand sehr hoch ist, beteiligt sich<br />

die Pflegeversicherung nur mit einem geringen<br />

Beitrag an den Kosten. Das ist so<br />

nicht in Ordnung.<br />

Wolfgang Neumayer<br />

19<br />

Luag nei 57<br />

Das ist mein Tag<br />

Ich bin Rentner und schlafe gerne<br />

länger. Darum werde ich erst in <strong>der</strong><br />

Früh gegen 9.00 Uhr geweckt. Die<br />

Betreuer helfen mir <strong>bei</strong>m Waschen<br />

und Anziehen.<br />

Auf dem Weg zum Frühstücksraum<br />

füttere ich meine Fische. Danach<br />

wird gefrühstückt: Ich mag es gerne<br />

deftig und <strong>der</strong> Cappuccino darf<br />

natürlich nicht fehlen…<br />

Nach dem Frühstück erledige ich oft selbständig<br />

kleinere Ar<strong>bei</strong>ten: Ich bringe das Altpapier in<br />

den Keller, helfe den Tisch abzuräumen o<strong>der</strong><br />

gieße meine Blumen.<br />

Manchmal will ich dann noch eine Runde Rollrad<br />

fahren. Da<strong>bei</strong> lege ich oft Strecken von 10 bis<br />

15 km zurück!


Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente<br />

Was ist sie?<br />

Wer bekommt sie?<br />

Neben dem Lohn für die Ar<strong>bei</strong>t in den Wertachtal-Werkstätten<br />

gehört mittlerweile für viele Beschäftigte die Zahlung einer Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente<br />

zum monatlichen Einkommen dazu. Für<br />

diejenigen, die noch keine EM-Rente beziehen, stellen sich eine<br />

Reihe von Fragen: Welche Voraussetzungen muss ich erfüllen?<br />

Wer kann sie beantragen? Wo kann ich sie beantragen und wer<br />

kann mir da<strong>bei</strong> helfen?<br />

Im Rahmen einer Veranstaltung des Eltern<strong>bei</strong>rates hielt Herr<br />

Heumann von <strong>der</strong> Sozialverwaltung des Bezirkes Schwaben am<br />

18.11.10 in den Wertachtal-Werkstätten einen Vortrag über genau<br />

diese Fragen. Aufgrund zahlreicher Nachfragen aus dem Publikum<br />

sind nachfolgend noch einmal die wichtigsten Regelungen<br />

entsprechend <strong>der</strong> momentan gültigen Gesetzeslage aufgeführt.<br />

Was ist eine Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente?<br />

Von teilweiser o<strong>der</strong> voller Erwerbsmin<strong>der</strong>ungsrente spricht<br />

man seit dem 01.01.2001. Davor sprach man von Berufs- o<strong>der</strong><br />

Erwerbsunfähigkeitsrente. Teilweise Erwerbsmin<strong>der</strong>ung bezeichnet<br />

den Umstand, dass eine Person vom Leistungsprofil laut Gutachten<br />

<strong>der</strong> Rentenkasse täglich nur drei bis sechs Stunden auf dem<br />

allgemeinen Ar<strong>bei</strong>tsmarkt tätig sein kann. Eine Person, die laut<br />

Gutachten <strong>der</strong> Rentenkasse täglich unter den Bedingungen des<br />

allgemeinen Ar<strong>bei</strong>tsmarktes nur bis zu drei Stunden ar<strong>bei</strong>ten<br />

kann, bezeichnet man als voll erwerbsgemin<strong>der</strong>t. ( § 43 SGB VI)<br />

Persönliche Anspruchsvoraussetzungen<br />

Um einen Anspruch auf Rente wegen Erwerbsmin<strong>der</strong>ung zu<br />

begründen, muss ein Beschäftigter unter 65 Jahre alt und teilweise<br />

o<strong>der</strong> voll erwerbsgemin<strong>der</strong>t sein. Die Beschäftigten einer WfbM,<br />

und somit auch <strong>der</strong> Wertachtal-Werkstätten, haben automatisch<br />

durch ihre Aufnahme in die Werkstatt den Status einer vollen<br />

Erwerbsmin<strong>der</strong>ung.<br />

Versicherungsrechtliche Anspruchsvoraussetzungen<br />

Ein Beschäftigter <strong>der</strong> Wertachtal-Werkstätten, <strong>der</strong> z. B. die<br />

Ludwig-Reinhard-Schule in Kaufbeuren besucht hat, dann im<br />

Berufsbildungsbereich und schließlich im Ar<strong>bei</strong>tsbereich tätig ist,<br />

hat nach 240 Monaten (bzw. 20 Jahren) ohne Unterbrechung<br />

einen Anspruch auf EM-Rente, unabhängig davon, dass er weiter<br />

in <strong>der</strong> Werkstatt beschäftigt ist. Die Wartezeit von 240 Monaten<br />

kann auf Antrag durch die Nachzahlung von freiwilligen Beiträgen<br />

um 12 Monate verkürzt <strong>werden</strong>. Voraussetzung dafür ist, dass<br />

<strong>der</strong> Beschäftigte in <strong>der</strong> Zeit zwischen dem 16. und 17. Lebensjahr<br />

eine Schul- o<strong>der</strong> Berufsausbildung absolviert hat.<br />

Ebenfalls Anspruch auf eine EM-Rente hat ein Beschäftigter,<br />

<strong>der</strong> z. B. die Regelschule durchlaufen, eine Berufsausbildung<br />

gemacht hat und dann in die Werkstatt kam. Für ihn gelten je-<br />

20<br />

Luag nei 57<br />

doch an<strong>der</strong>e Zeiten, denn er muss lediglich 36 Beitragsmonate<br />

für eine versicherte Beschäftigung o<strong>der</strong> Tätigkeit während <strong>der</strong><br />

letzten fünf Jahre vor Eintritt <strong>der</strong> Erwerbsmin<strong>der</strong>ung (Aufnahme in<br />

die Werkstatt o<strong>der</strong> Feststellung <strong>der</strong> Schwerbehin<strong>der</strong>ung) haben.<br />

Rentenantrag<br />

Einen Rentenantrag kann nur die betreffende Person, bzw. ihr<br />

gesetzlicher Vertreter stellen. Der zuständiger Sozialdienst <strong>der</strong><br />

Wertachtal-Werkstätten berät sie gerne und unterstützt sie ggf.<br />

<strong>bei</strong>m Ausfüllen <strong>der</strong> Anträge. Die Anträge wegen einer Auskunft<br />

über die Beitragszeiten, wegen einer Rentenleistung o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

freiwilligen Nachzahlung von Beiträgen können auch direkt <strong>bei</strong><br />

<strong>der</strong> Deutschen Rentenversicherung (DRV) Schwaben o<strong>der</strong> <strong>bei</strong> den<br />

Landratsämtern o<strong>der</strong> Gemeindeverwaltungen gestellt <strong>werden</strong>.<br />

Beson<strong>der</strong>heiten für Bewohner <strong>der</strong> Wohnheime<br />

Wohnt ein Beschäftigter <strong>der</strong> Wertachtal-Werkstätten in einem<br />

Wohnheim, so wird er o<strong>der</strong> sein gesetzlicher Betreuer vom Bezirk<br />

Schwaben aufgefor<strong>der</strong>t, die Rente zu beantragen. Die Rentenzahlungen<br />

<strong>werden</strong> allerdings zur Kostendeckung des Wohnheimplatzes<br />

übergeleitet.<br />

Zum Thema Rente allgemein<br />

Die beschriebenen Regelungen betreffen die meisten Beschäftigten<br />

<strong>der</strong> Wertachtal-Werkstätten, stellen aber keine abschließende<br />

Aufstellung aller rentenrelevanten Regelungen dar.<br />

Sollten Sie darüber hinaus Fragen zum Thema Rente haben<br />

sprechen Sie mit dem zuständigen Sozialdienst Ihrer Werkstatt.<br />

Stefan Gerlach<br />

♫<br />

Ihr habt euch wohl gewun<strong>der</strong>t<br />

das ich schon Rentner bin<br />

jetzt wo <strong>der</strong> Stress vor<strong>bei</strong> ist<br />

da lang ich wie<strong>der</strong> hin<br />

Oho, oho, oho<br />

Mit 66 Jahren da fängt das Leben an<br />

Mit 66 Jahren da hat man Spaß daran<br />

Mit 66 Jahren da kommt man erst in Schuss<br />

Mit 66 ist noch lang noch nicht Schluss<br />

(Udo Jürgens – „Mit 66 Jahren“)


Alt <strong>werden</strong> im Wohnheim<br />

In den fünf Wohnheimen <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong><br />

<strong>Ostallgäu</strong> leben inzwischen ca. 15<br />

Bewohner, die im Laufe <strong>der</strong> vergangenen<br />

Jahre ihr Rentenalter erreicht haben. Die<br />

meisten von ihnen wohnen schon seit<br />

langer Zeit im selben Wohnheim, einige<br />

kamen aus an<strong>der</strong>en Einrichtungen o<strong>der</strong><br />

von zuhause. Das anfängliche Wohnheimkonzept,<br />

dass je<strong>der</strong> Bewohner tagsüber<br />

einer festen Beschäftigung in Werkstätten<br />

o<strong>der</strong> Tagesstätten nachgeht und dadurch<br />

nur zu festgelegten Zeiten Betreuung im<br />

Wohnbereich benötigt, musste mit dem<br />

ersten Rentner neu überdacht <strong>werden</strong>.<br />

Alt <strong>werden</strong> in gewohnter Umgebung<br />

Ein Ziel <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> war schon immer,<br />

den Wohnheimbewohnern zu ermöglichen,<br />

in ihrem Zuhause auch im Alter und<br />

möglichst bis zum Ende ihres Lebens leben<br />

zu können. Um den älter <strong>werden</strong>den Menschen<br />

eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung zu<br />

ermöglichen, wurde für die ersten Rentner<br />

im Wohnheim Luxdorfer Weg ein Tagdienst<br />

eingerichtet. Während ihre berufstätigen<br />

Mitbewohner in <strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>t waren, von ca.<br />

8 Uhr morgens bis 16 Uhr nachmittags,<br />

verbrachten sie dort ihre Zeit gemeinsam<br />

mit einem Tagdienstbetreuer.<br />

Abschied vom Ar<strong>bei</strong>tsleben<br />

Nach und nach schieden mehr Bewohner<br />

aus dem Ar<strong>bei</strong>tsleben aus und<br />

inzwischen gibt es in vier unserer Wohnheime<br />

Tagdienste, <strong>der</strong>en gewachsener Betreuerstamm<br />

sich fast ausschließlich um<br />

die Ruheständler kümmert. Die meisten<br />

Rentner leben im Wohnheim in <strong>der</strong> Hans-<br />

Böckler-Straße, dem ersten Haus dieser<br />

Art im <strong>Ostallgäu</strong>, dort haben die ersten<br />

behin<strong>der</strong>ten Menschen ein neues Zuhause<br />

gefunden. Fast alle „HaBö-Ruheständler“<br />

leben zusammen mit drei Noch-Berufstäti-<br />

„Alter spielt überhaupt keine Rolle,<br />

es sei denn, man ist ein Käse“.<br />

(Billie Burk)<br />

21<br />

gen in einer Wohngruppe, also fast schon<br />

in einer kompletten „Rentnertruppe“.<br />

Freie Zeit<br />

Immer mehr Bewohner gehen in den<br />

Ruhestand. Die meisten freuen sich auf<br />

ihre Rente: „Dann kann ich endlich ausschlafen“,<br />

„Dann muss ich nicht mehr in die<br />

Ar<strong>bei</strong>t“, „Dann kann ich zuhause bleiben“,<br />

„Dann fühle ich mich wohler“. Viele sind<br />

glückliche Rentner vom ersten Tag an und<br />

genießen ihre freie Zeit. Einige merken aber<br />

erst im Laufe <strong>der</strong> Zeit, dass sich dadurch<br />

sehr viel verän<strong>der</strong>t. Der Tagesablauf ist<br />

ein ganz an<strong>der</strong>er, sie verlieren Kontakte,<br />

können nicht mehr so viel unternehmen<br />

wie früher, ihr ganzer Lebensraum verkleinert<br />

sich.<br />

Unterschiedliches Alt<strong>werden</strong><br />

Alle Menschen altern unterschiedlich,<br />

<strong>der</strong> eine ist mit 70 noch aktiv und gut gelaunt<br />

und <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e mit 50 schon gebrechlich<br />

und unglücklich. Für den einen<br />

Bewohner ist <strong>der</strong> Ruhestand ein Geschenk,<br />

für den an<strong>der</strong>en eine Strafe. <strong>Älter</strong> zu <strong>werden</strong><br />

bedeutet aber nicht nur, nicht mehr in die<br />

Ar<strong>bei</strong>t gehen zu müssen, alt <strong>werden</strong> ist ein<br />

Prozess, <strong>der</strong> sich in <strong>der</strong> letzten Lebensphase<br />

eines Menschen vollzieht. Behin<strong>der</strong>te Menschen<br />

bedrücken da<strong>bei</strong> dieselben Ängste<br />

wie nicht behin<strong>der</strong>te: die Angst vor gravierenden<br />

Verän<strong>der</strong>ungen, vor physischen und<br />

psychosozialen Verlusten, die Angst davor<br />

Selbständigkeit und Selbstbestimmung zu<br />

verlieren, die Angst davor nutzlos zu sein.<br />

Das Gefühl, gebraucht zu <strong>werden</strong><br />

Darum ist es wichtig, dass sie auch im<br />

Alter ihrer Belastbarkeit entsprechende feste<br />

Aufgaben haben. Sie brauchen das Gefühl,<br />

für die Gemeinschaft wichtig zu sein, etwas<br />

leisten zu können. Einige suchen sich ihre<br />

Luag nei 57<br />

Aufgaben selbst, erledigen Ar<strong>bei</strong>ten rund<br />

ums Haus, machen Küchendienst o<strong>der</strong><br />

backen Kuchen. An<strong>der</strong>e brauchen mehr<br />

Unterstützung, um ihre freie Zeit sinnvoll<br />

nutzen zu können. Noch etwas zu können,<br />

schafft Selbstvertrauen und Sicherheit. Das<br />

kann für jeden Bewohner an<strong>der</strong>s aussehen,<br />

auch wenn er nur die Fische füttert o<strong>der</strong><br />

zur Unterhaltung für die an<strong>der</strong>en Kin<strong>der</strong>lie<strong>der</strong><br />

singt.<br />

Zeit und Zuwendung<br />

Das wichtigste aber im Umgang mit<br />

älteren behin<strong>der</strong>ten Menschen ist, Zeit<br />

für sie zu haben. <strong>Älter</strong> zu <strong>werden</strong> heißt<br />

auch in allem langsamer zu <strong>werden</strong> und<br />

pflegebedürftiger. Man braucht Zeit, ihnen<br />

zuzuhören, Zeit, sich ihre Sorgen und<br />

Wünsche anzuhören. Zeit, sie in Ruhe zu<br />

pflegen und nicht in Hektik. Zeit, sich ihre<br />

Geschichten von früher anzuhören; auch<br />

Behin<strong>der</strong>te blicken im Alter auf ihr Leben<br />

zurück. Sie brauchen Zeit alltägliche Dinge<br />

in ihrem eigenen Tempo erledigen zu können.<br />

Man könnte sagen, sie brauchen Zeit<br />

zum alt sein. Hört man älteren Menschen<br />

nicht zu und traut man ihnen nichts mehr<br />

zu, fühlen sie sich schnell so, wie sie sich<br />

nie fühlen sollten: wertlos.<br />

Harry Urling beschreibt mit folgenden<br />

Worten, was ihm im Umgang mit alten<br />

behin<strong>der</strong>ten Menschen am wichtigsten ist:<br />

„Versuchen zu verstehen und einzufühlen,<br />

respektvoll begegnen und akzeptieren,<br />

individuelle Bedürfnisse berücksichtigen,<br />

individuelle Persönlichkeit würdigen, Lebensgeschichte<br />

respektieren“. Da fehlt<br />

noch: dafür sorgen, dass sie sich wohl<br />

fühlen und dass sie so lange wie möglich<br />

glücklich leben können.<br />

Christine Jaksch


Wenn ich mal Stress habe, mach ich einfach eine Pause<br />

Wie geht es dir?<br />

Mir geht es im Moment ganz gut!<br />

Wie ist dein Alltag gestaltet?<br />

Ja, aufstehen, waschen und umziehen, dann gehe ich zum Frühstücken<br />

in unser Esszimmer. Danach erledige manchmal Hausmeisterar<strong>bei</strong>ten<br />

o<strong>der</strong> unterhalte mich draußen mit den Nachbarn.<br />

Mittags fahr ich mit meinem Fahrrad zu <strong>der</strong> Tagesstätte, um dort<br />

Mittag zu essen. Das Essen schmeckt echt gut! Mit dem Bernard<br />

unterhalte ich mich dann über Zeitungsartikel und fahre wie<strong>der</strong><br />

ins Wohnheim. Irgendwann kommen dann die an<strong>der</strong>en, wir trinken<br />

zusammen Kaffee, ratschen und erledigen unsere jeweiligen<br />

Aufgaben. Vor dem Abendessen mache ich gerne Rätsel o<strong>der</strong><br />

schau fern.<br />

Welche Aufgaben hast du im Wohnheim?<br />

Ja da hat je<strong>der</strong> seine eigenen, ich mache auch Hausmeisterar<strong>bei</strong>ten<br />

und bekomme etwas Geld dafür, oft erledige ich dies mit<br />

dem Markus (Betreuer) wie zum Beispiel Fahrrä<strong>der</strong>reparaturen.<br />

O<strong>der</strong> ich hab auch manchmal Küchendienst o<strong>der</strong> mache gerne<br />

„Das Alter hat zwei große Vorteile:<br />

die Zähne tun nicht mehr weh und<br />

man hört nicht mehr all das dumme<br />

Zeug, das ringsum gesagt wird“.<br />

(George Bernard Shaw)<br />

Franz K.<br />

22<br />

Luag nei 57<br />

den Botendienst, das heißt ich bringe Rezepte in die Apotheke<br />

und hole die Medikamente.<br />

Wie gefällt es dir hier in deinem Wohnheim?<br />

Mir gefällt es hier sehr gut. Vor allem, dass ich hier Rasenmähen<br />

kann und im Winter Schneeschaufeln.<br />

Wie kommst du mit deinen Mitbewohnern aus?<br />

Die sind alle sehr nett. Manchmal gibt es Diskussionen, aber die<br />

dauern nicht lang und das ist ja auch normal.<br />

Wie kommst du mit deinen<br />

Betreuern klar?<br />

Die sind auch alle sehr<br />

nett. Die sind auch eigentlich<br />

immer gut drauf!<br />

Wenn ich Hilfe brauche<br />

<strong>bei</strong> meinen Ar<strong>bei</strong>ten als<br />

Hausmeister, dann hilft<br />

mir immer <strong>der</strong>, wo gerade<br />

da ist, das ist schön!<br />

Rentneralltag i<br />

Fragen<br />

Aufgeschrieben von Mic<br />

Wie würdest du den Unterschied<br />

erklären, zur früheren Ar<strong>bei</strong>tszeit und <strong>der</strong> jetzigen Rente?<br />

Vorher hab ich viel Stress gehabt und manchmal Ar<strong>bei</strong>t, die mir<br />

nicht gefallen hat, aber die ich machen musste. Jetzt kann ich mir<br />

die Ar<strong>bei</strong>t selber aussuchen und einteilen, das ist toll. Die Ar<strong>bei</strong>t<br />

macht mir richtig Spaß und wenn ich mal Stress habe, mache<br />

ich einfach eine Pause und rauch eine Zigarette.<br />

Was machst du am liebsten?<br />

Ja, die Hausmeisterar<strong>bei</strong>t ums ganze Haus. Kaffee trinke ich sehr<br />

gerne und mit meiner Freundin Rita telefoniere ich ganz oft und<br />

gern. Die besuche ich auch oft am Wochenende aber das geht<br />

lei<strong>der</strong> immer so schnell vor<strong>bei</strong>.<br />

Was würdest du noch gerne machen wenn du dir etwas wünschen<br />

dürftest?<br />

Ich hätte gerne, dass immer Wochenende ist, damit ich immer <strong>bei</strong><br />

Rita sein kann. Und ich will mal wie<strong>der</strong> Schiff fahren, in Lindau<br />

über den Bodensee.


Ich habe jetzt Zeit<br />

Wie geht es dir?<br />

Mir geht es im Moment ganz gut!<br />

Wie ist dein Alltag gestaltet?<br />

Ja, aufstehen, waschen und umziehen, dann gehe ich zum Frühstücken<br />

in unser Esszimmer. Dort lese ich die Morgenzeitung<br />

und mache manchmal Kreuzworträtsel. Mittags gehe ich zu <strong>der</strong><br />

Tagesstätte zum Mittagessen. Das Essen schmeckt nicht immer gut.<br />

Zurück im Wohnheim gehe ich dann in mein Zimmer und schaue<br />

fern, mache Rätsel o<strong>der</strong><br />

kümmere mich um die<br />

Wäsche im Keller.<br />

m Wohnheim<br />

Welche Aufgaben hast<br />

du im Wohnheim?<br />

Ich hab manchmal Küchendienst<br />

o<strong>der</strong> nähe<br />

haela Schimmelpfennig<br />

für die Mitbewohner ihre<br />

Namen in ihre Kleidung.<br />

Das mache ich gerne,<br />

Freitag ist immer Zimmerputz<br />

angesagt, das mache ich nur manchmal gerne. Ich<br />

faste in <strong>der</strong> Fastenzeit und kurz vor Weihnachten und verzichte<br />

auf Schokolade, weil es da so viel gibt.<br />

- Antworten<br />

Wie gefällt es dir hier in deinem Wohnheim?<br />

Mir gefällt es hier sehr gut. Es ist auch immer jemand da, wenn<br />

ich Hilfe benötige.<br />

Wie kommst du mit deinen Mitbewohnern aus?<br />

Die sind alle sehr nett. Ich mag alle sehr gern.<br />

Wie kommst du mit deinen Betreuern klar?<br />

Die sind auch alle sehr nett und machen auch viel mit uns, das<br />

ist ganz gut!<br />

Wie würdest du den Unterschied erklären, zur früheren Ar<strong>bei</strong>tszeit<br />

und <strong>der</strong> jetzigen Rente?<br />

Vorher musste ich manchmal Ar<strong>bei</strong>t machen, die mir nicht gefallen<br />

hat. Aber jetzt kann ich viel Zeitung lesen, mit den Betreuern<br />

23<br />

Luag nei 57<br />

Marianne K.<br />

zum Einkaufen fahren, Rätsel machen und Schokolade naschen.<br />

Ich gehe jeden Sonntag in die Kirche, die ist nicht weit weg vom<br />

Wohnheim. Ich interessiere mich sehr für Kirchen und Schlösser<br />

und habe jetzt Zeit auch mal Besichtigungen zu machen. Das<br />

ist super.<br />

Was machst du am liebsten?<br />

Wäsche zusammenlegen, Bügeln, <strong>der</strong> Nähkurs, den ich besuche,<br />

macht mir echt Spaß, Einkaufen gehen, TV schauen. Aber mich<br />

auch gerne mit meinem Bru<strong>der</strong> treffen und verreisen.<br />

Was würdest du noch gerne machen, wenn du dir etwas wünschen<br />

dürftest?<br />

Ich würde gerne mal wie<strong>der</strong> in einen Urlaub mit einem Flugzeug<br />

fliegen, am liebsten irgendwo ans Meer. In die Berge, wo es<br />

Schlösser gibt und Seen, würde ich gerne mal wie<strong>der</strong> hin wollen.)<br />

„Fürchte nicht, dass <strong>der</strong> Körper, son<strong>der</strong>n<br />

nur die Seele alt wird“. (Chinesisches<br />

Sprichwort)


Immer was zu tun<br />

Tagdienst im Wohnheim Marktoberdorf<br />

Hier <strong>bei</strong> uns im Tagdienst Marktoberdorf sind momentan<br />

zwei Rentnerinnen, Eva (80 Jahre) und Lizzi (72 Jahre). Wenn<br />

von den an<strong>der</strong>en Bewohnern jemand krank ist o<strong>der</strong> Urlaub<br />

hat, wird unser Grüppchen halt etwas größer.<br />

Wie sieht <strong>der</strong> Tag <strong>bei</strong> uns aus?<br />

Den Rentnerinnen steht es natürlich zu, dass sie länger<br />

schlafen und später frühstücken. Nach dem Frühstück und<br />

<strong>der</strong> Dusche geht’s aber gewaltig an die Ar<strong>bei</strong>t! Lizzi hilft in<br />

<strong>der</strong> Waschküche mit, die Wäscheberge zu bewältigen, was<br />

beson<strong>der</strong>s unsere zwei Hauswirtschafterinnen Hannelore<br />

und Vefi freut. Wäsche sortieren, zusammenlegen – es gibt<br />

immer was zu tun.<br />

Eva macht sich <strong>der</strong>weil in <strong>der</strong> Küche nützlich: Spülmaschine<br />

ausräumen, Müll rausbringen – Eva ist immer hilfsbereit. Dann<br />

gibt es die schwierige Frage: Was kochen wir heute? Wenn es<br />

nach Eva ginge, gäbe es jeden Tag Eierkuchen. Aber sie kocht<br />

auch <strong>bei</strong> an<strong>der</strong>en Gerichten begeistert mit. Nach dem Mittagessen<br />

muss erst mal ein Mittagsschläfchen drin sein, damit<br />

wir gestärkt sind für unser Nachmittagsprogramm: Basteln,<br />

Spielen, Spazierengehen ... Oft fallen natürlich verschiedene<br />

Termine an: Arztbesuche, Einkaufen, Friedhofsbesuch – o<strong>der</strong><br />

wir marschieren in das benachbarte Seniorenheim, um dort<br />

<strong>bei</strong>m Singen und <strong>der</strong> Sitzgymnastik mitzumachen o<strong>der</strong> einfach<br />

nur die Meerschweinchen zu besuchen. Auch Kaffeetrinken im<br />

Pfarrheim und Krankengymnastik müssen bewältigt <strong>werden</strong>,<br />

man könnte fast schon von Rentnerstress reden, schließlich<br />

müssen wir uns auch noch ganz neben<strong>bei</strong> um unsere Hauskatze<br />

Molli kümmern.<br />

Die „drei Damen vom Tagdienst“<br />

Melanie Wirth, Maria Herb-Urlbauer, Regina Wegmann<br />

24<br />

Luag nei 57


Ich brauche eine Aufgabe<br />

Siegfried N. über seine Erfahrung mit <strong>der</strong> Teilzeittätigkeit<br />

25<br />

Luag nei 57<br />

Vor zwölf Jahren kam ich in die Neugablonzer Werkstatt. Heute<br />

bin ich 62 Jahre alt und hätte mit 60 Jahren in den Ruhestand<br />

gehen können, aber das wollte ich nicht, da ich eine Aufgabe<br />

brauche. Vor zwei Jahren wurde mir bewusst, dass ich körperlich<br />

nicht mehr ganztägig ar<strong>bei</strong>ten kann und so habe ich mich<br />

entschieden in Teilzeit weiter zu ar<strong>bei</strong>ten. Finanziell hat es außer<br />

dem etwas geringeren Werkstatteinkommen keinen Nachteil.<br />

Obwohl ich jetzt weniger ar<strong>bei</strong>te, <strong>werden</strong> die Beiträge in voller<br />

Höhe in die Rentenversicherung einbezahlt.<br />

Nur den ganzen Tag im Bett o<strong>der</strong> auf <strong>der</strong> Couch liegen, das<br />

möchte nicht. Mir ist lieber, eine Aufgabe zu haben, morgens<br />

aufzustehen, einen Kaffee zu trinken, die Zigaretten zu drehen<br />

und dann in die Ar<strong>bei</strong>t zu gehen. Herr Marek, mein Gruppenleiter,<br />

gibt mir neben <strong>der</strong> Montage auch mal Tätigkeiten im<br />

Garten o<strong>der</strong> mit Holz, das gefällt mir gut und ich fühle mich<br />

gefor<strong>der</strong>t. Die tägliche Ar<strong>bei</strong>t und Bewegung in <strong>der</strong> Werkstatt<br />

hält mich fit. Nach dem Mittagessen kann ich nach Hause gehen<br />

und mir bleibt genug Freizeit und Energie, um durch die Stadt<br />

zu bummeln, Rad zu fahren, zu laufen und meinen alltäglichen<br />

Pflichten nachzukommen. So kann ich mich langsam an die Zeit<br />

ohne Ar<strong>bei</strong>t gewöhnen, mir bestimmte Hobbys aneignen, den<br />

Nachmittag selbständig gestalten und mich innerlich auf den<br />

Ruhestand vorbereiten.<br />

Aufgeschrieben von Michael Mutlu<br />

Text und Zeichnung: Dietmar Reinhard


Ein Jahr Tagdienst<br />

im Wohnheim Hans-Böckler-Straße<br />

Im Vor<strong>der</strong>grund<br />

stehen die Bewohner<br />

26<br />

Angefangen hat alles vor einem Jahr in<br />

<strong>der</strong> Hans-Böckler-Straße 35 in Kaufbeuren.<br />

Mit dem Bau <strong>der</strong> Wohnanlage in <strong>der</strong> Alten<br />

Poststrasse gab es viele Umstrukturierungen,<br />

Umbauten und Umzüge. Eine Neuerung ist <strong>der</strong><br />

eigenständige Tagdienst in <strong>der</strong> Hans-Böckler-<br />

Straße.<br />

Wir haben unseren Tagdienstraum erst<br />

mal farblich gestaltet und mit vorhandenen<br />

Möbeln gemütlich eingerichtet. Der Raum bietet<br />

ordentlich Platz für eine Vielzahl von Aktionen:<br />

Basteln, filzen, spielen (Tischspiele, Ballspiele, Schwungtuch, sogar Minikegeln), töpfern,<br />

Blumen ansäen und natürlich auch malen. Die ersten Gemeinschaftsbil<strong>der</strong> auf Leinwand<br />

entstanden, und viele an<strong>der</strong>e Bil<strong>der</strong> folgten. Ein Höhepunkt war dann im Juli 2010 die<br />

Teilnahme an <strong>der</strong> Ausstellung „farbenfroh“ in Webams in <strong>der</strong> Galerie von Menni Bachauer.<br />

Es wurden einige Bil<strong>der</strong> verkauft, sehr zur Freude <strong>der</strong> Künstler!<br />

Im Vor<strong>der</strong>grund unserer Angebote steht aber immer <strong>der</strong> zu betreuende Mensch mit<br />

seinen Wünschen, Bedürfnissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten. So stehen unsere Rentner<br />

z.B. zu unterschiedlichen Zeiten auf, kommen selbständig zum Frühstück o<strong>der</strong> <strong>werden</strong><br />

mit unserer Unterstützung „tagesfein“ gemacht. Auch die Teilnahme an unseren Beschäftigungsangeboten<br />

ist freiwillig und wir versuchen, auf Wünsche individuell einzugehen.<br />

Mittags essen wir dann alle zusammen und genießen das gesellige<br />

Beisammensein. Wer dann Ruhe braucht, legt sich hin, zwei Bewohner<br />

teilen sich den Küchendienst (freiwillig), und meistens finden sich<br />

noch ein paar zum „Menscherl“ spielen ein. Bei schönem Wetter<br />

gehen wir auch spazieren o<strong>der</strong> sitzen im Garten. Ein richtiges Ritual<br />

ist unser Nachmittagstee geworden: Zum Tagdienstausklang setzen<br />

wir uns alle <strong>bei</strong> einer Tasse Tee zusammen und es wird geratscht,<br />

gelacht und Pläne für den kommenden Tag gemacht.<br />

Gegen 15.30 Uhr machen sich dann alle Bewohner auf den Weg<br />

in ihre jeweilige Gruppe. Und wir Betreuer (Torsten, Moni, Ruth,<br />

Dominika und Mario) freuen uns auf einen neuen Tag mit unseren<br />

Leuten im Tagdienst<br />

Torsten Huber, Monika Herb-Nieberle<br />

Luag nei 57


Rentenversicherung<br />

für pflegende Angehörige<br />

Pflegepersonen, die einen pflegebedürftigen<br />

Menschen nicht erwerbsmäßig<br />

pflegen und dafür wenigstens 14 Stunden<br />

wöchentlich aufwenden, <strong>werden</strong> über die<br />

Pflegeversicherung rentenversichert. Weitere<br />

Voraussetzung ist, dass die Pflegeperson<br />

nicht mehr als 30 Stunden wöchentlich<br />

erwerbstätig ist.<br />

Umstritten war immer wie<strong>der</strong>, welche<br />

Tätigkeiten für die 14 Stunden angerechnet<br />

<strong>werden</strong> können. In einem Rechtsstreit über<br />

diese Frage hatte das Landessozialgericht<br />

Rheinland-Pfalz zunächst entschieden,<br />

dass nicht nur die Zeiten für die klassische<br />

Grundpflege angerechnet <strong>werden</strong> müssen<br />

(Ernährung, Körperpflege, Mobilität und<br />

hauswirtschaftliche Versorgung), son<strong>der</strong>n<br />

auch Zeiten für ergänzende Pflege. Dazu<br />

rechnete das Landessozialgericht Rheinland-Pfalz<br />

z. B. Hilfen <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Kommunikation<br />

und Betreuung.<br />

Das Bundessozialgericht als höchste<br />

Instanz hat dieses Urteil aufgehoben und<br />

bestimmt, dass nur solche Hilfeleistungen<br />

berücksichtigt <strong>werden</strong> können, die auch<br />

<strong>bei</strong> <strong>der</strong> Beurteilung des Grades <strong>der</strong> Pflegebedürftigkeit<br />

von Bedeutung seien. Damit<br />

gelten für die Bemessung <strong>der</strong> Rentenversicherung<br />

die gleichen Zeiten wie für die<br />

Einstufung in eine Pflegestufe.<br />

Diese Entscheidung ist zum Nachteil <strong>der</strong><br />

Pflegepersonen und dient sicherlich nicht<br />

dazu, die Pflegebereitschaft in <strong>der</strong> Bevölkerung<br />

zu för<strong>der</strong>n, wie dies vom Gesetzgeber<br />

eigentlich ursprünglich beabsichtigt war.<br />

Das gilt auch für an<strong>der</strong>e Probleme, die<br />

im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Rentenversicherung<br />

auftauchen. So versuchen z. B.<br />

einzelne Krankenkassen immer wie<strong>der</strong>, die<br />

Zeiten die ein behin<strong>der</strong>ter Mensch in einer<br />

Einrichtung verbringt (z. B. Schule o<strong>der</strong><br />

Werkstatt) von den Pflegezeiten abzuziehen.<br />

Es wird argumentiert, dass damit die<br />

Pflegezeit weniger als 14 Stunden betrage<br />

und kein Anspruch auf Rentenversicherung<br />

gegeben sei.<br />

Diese Argumentation ist rechtlich höchst<br />

fragwürdig. Sollten Sie davon betroffen<br />

sein, wenden Sie sich bitte unbedingt an<br />

unsere Beratungsstelle.<br />

27<br />

Auch Pflegepersonen die mehrere pflegebedürftige<br />

Menschen pflegen (z. B. zwei<br />

Kin<strong>der</strong>) sind vom geltenden Recht deutlich<br />

benachteiligt. Eine betroffene Mutter hat<br />

sich deswegen an den Petitionsausschuss<br />

des Bundestages gewandt. Sie pflegt zwei<br />

behin<strong>der</strong>te Kin<strong>der</strong> mit einem wöchentlichen<br />

Aufwand von jeweils 11 Stunden. Obwohl<br />

sie damit insgesamt weit über den 14 gefor<strong>der</strong>ten<br />

Stunden liegt und obwohl sie<br />

wegen dieser Pflege keiner Berufstätigkeit<br />

nachgehen kann, wird ihr die Rentenversicherung<br />

verweigert, mit dem Argument,<br />

dass <strong>bei</strong> keinem <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> die gefor<strong>der</strong>ten<br />

14 Stunden erreicht <strong>werden</strong>.<br />

Der Petitionsausschuss des Bundestages<br />

hat bereits geäußert, dass er diese Regelung<br />

nicht für angemessen hält. Er plädiert<br />

deshalb für eine Ausnahmeregelung.<br />

Der Unfallversicherungsschutz für<br />

Pflegepersonen hängt übrigens nicht von<br />

<strong>der</strong> Erfüllung einer Mindestpflegezeit ab.<br />

Versichert sind allerdings nur Tätigkeiten<br />

im Rahmen <strong>der</strong> Grundpflegehandlungen.<br />

Bitte wenden Sie sich <strong>bei</strong> weiteren Fragen<br />

an unsere Beratungsstelle.<br />

§<br />

Ausschreibungen <strong>bei</strong> <strong>der</strong><br />

Hilfsmittelversorgung<br />

Krankenkassen dürfen Hilfsmittel ausschreiben.<br />

Dies bedeutet, dass <strong>der</strong> günstigste<br />

Anbieter den Auftrag für das Hilfsmittel<br />

bekommen muss. Abweichungen<br />

davon sind nur <strong>bei</strong> einem sogenannten<br />

„berechtigten Interesse“ möglich.<br />

In einem aktuellen Rechtsstreit hat eine<br />

Krankenkasse Hilfen für die Inkontinenzversorgung<br />

ausgeschrieben. Die Pflegepersonen<br />

waren mit dem Gewinner nicht<br />

einverstanden, weil dieser nicht vor Ort<br />

ansässig war. In dem Verfahren hat das<br />

Sozialgericht Dresden entschieden, dass die<br />

Pflegepersonen den Anbieter akzeptieren<br />

müssen, <strong>der</strong> von <strong>der</strong> Krankenkasse ausgewählt<br />

wurde. Ein berechtigtes Interesse<br />

vom „Gewinner“ einer solchen Ausschreibung<br />

abzuweichen, liegt nach Ansicht des<br />

Gerichts nur dann vor, wenn das angebotene<br />

Hilfsmittel nicht dem tatsächlichen<br />

Luag nei 57<br />

recht<br />

&<br />

rat<br />

Türen - Treppen - Fenster<br />

Schreinermeister<br />

Josef Filser-Dietz<br />

Keltenstr. 5a<br />

86825 Bad Wörishofen-Schlingen<br />

Tel/Fax: 0 82 47 / 3 28 26<br />

Mobil: 0170 / 4 82 20 74<br />

Reparaturen<br />

Restaurationen<br />

Bedarf entspricht bzw. die Vertriebswege<br />

so aufwendig sind, dass sie nicht zugemutet<br />

<strong>werden</strong> können.<br />

Das bedeutet: Wenn Krankenkassen<br />

die Vergabe von Hilfsmitteln über ein Ausschreibungsverfahren<br />

regeln, müssen die<br />

Pflegepersonen dies in aller Regel akzeptieren.<br />

§<br />

Werkstattbeschäftigte müssen<br />

Beitragszuschlag für Kin<strong>der</strong>lose in<br />

<strong>der</strong> Pflegeversicherung bezahlen<br />

Ar<strong>bei</strong>tnehmer, die kin<strong>der</strong>los sind, müssen<br />

in <strong>der</strong> Pflegeversicherung 0,25 %<br />

mehr Beitrag bezahlen als Ar<strong>bei</strong>tnehmer<br />

mit Kin<strong>der</strong>n. In einem aktuellen Rechtsstreit<br />

ging es um die Frage, ob dieser<br />

erhöhte Beitrag auch von behin<strong>der</strong>ten<br />

Menschen in <strong>der</strong> Werkstatt bezahlt <strong>werden</strong><br />

muss.<br />

Das Bundessozialgericht hat entschieden,<br />

dass dies <strong>der</strong> Fall ist. Der erhöhte<br />

Beitrag muss auch von Beschäftigten<br />

<strong>der</strong> Werkstätten entrichtet <strong>werden</strong>. Ungeklärt<br />

blieb allerdings die Frage, ob<br />

dieser erhöhte Beitrag vom Sozialhilfeträger<br />

übernommen <strong>werden</strong> muss. Diesbezüglich<br />

läuft z. Zt. ein Verfahren <strong>bei</strong>m<br />

Sozialgericht Landshut. Nach Ansicht<br />

des Bundessozialgerichts besteht dieser<br />

Anspruch.


§<br />

Zuweisung an eine För<strong>der</strong>schule<br />

gegen den Willen <strong>der</strong> Eltern<br />

In Hessen hat <strong>der</strong> Verwaltungsgerichtshof<br />

ein behin<strong>der</strong>tes Kind gegen den Willen<br />

<strong>der</strong> Eltern an eine son<strong>der</strong>pädagogische<br />

För<strong>der</strong>schule verwiesen. Die Eltern hatten<br />

versucht, mit dem Hinweis auf die Behin<strong>der</strong>tenrechtskonvention<br />

die Aufnahme in<br />

eine Regelschule durchzusetzen.<br />

Der hessische Verwaltungsgerichtshof<br />

ist <strong>der</strong> Meinung, dass die Behin<strong>der</strong>tenrechtskonvention<br />

<strong>der</strong>zeit keine innerstaatliche<br />

Geltung besitze, soweit <strong>der</strong> Bereich<br />

des öffentlichen Schulwesens betroffen<br />

sei. Das Gericht stellt fest, dass die UN-<br />

Behin<strong>der</strong>tenrechtskommission zwar von <strong>der</strong><br />

Bundesrepublik Deutschland unterzeichnet<br />

worden sei, nicht aber vom Land Hessen.<br />

Die Schulgesetze <strong>werden</strong> von den Län<strong>der</strong>n<br />

gemacht und nicht vom Bund. Das Land<br />

Hessen sei vor <strong>der</strong> Ratifizierung nicht um<br />

sein verbindliches Einverständnis befragt<br />

worden. Damit gelte weiterhin das hessische<br />

Schulgesetz, nach dem das staatliche<br />

Schulamt die zuständige För<strong>der</strong>schule<br />

bestimmt. Das Land Hessen sei zudem<br />

nicht verpflichtet gewesen, das hessische<br />

Schulgesetz sofort nach <strong>der</strong> Ratifikation <strong>der</strong><br />

Behin<strong>der</strong>tenrechtskonvention zu än<strong>der</strong>n,<br />

son<strong>der</strong>n verfüge über einen gesetzgeberischen<br />

Handlungsspielraum von zwei<br />

Jahren nach Inkrafttreten des Übereinkommens.<br />

Die UN-Behin<strong>der</strong>tenrechtskonvention<br />

strebe zwar ein inklusives Bildungssystem<br />

an, es bleibe jedoch <strong>der</strong> Handlungsfreiheit<br />

<strong>der</strong> Vertragsstaaten überlassen, welche<br />

Maßnahmen sie zur Erreichung dieser Ziele<br />

ergreifen.<br />

Die juristische Abteilung des <strong>Lebenshilfe</strong><br />

Bundesverbandes ist <strong>der</strong> Ansicht, dass<br />

dieses Urteil nicht korrekt ist, und steht <strong>der</strong><br />

Urteilsbegründung sehr kritisch gegenüber.<br />

Vor <strong>der</strong> Ratifizierung <strong>der</strong> UN-Behin<strong>der</strong>tenrechtskonvention<br />

habe ein Gremium<br />

aus Län<strong>der</strong>vertretern getagt, an dem auch<br />

Hessen beteiligt gewesen sei. Dieses Gremium<br />

habe <strong>der</strong> Ratifizierung zugestimmt.<br />

Auch die 2-Jahresfrist zur Umsetzung lasse<br />

sich <strong>der</strong> Konvention nicht entnehmen. Es<br />

28<br />

gebe mittlerweile Rechtsgutachten, die<br />

klar aussagen, dass die Zuweisung eines<br />

Kindes aufgrund einer Behin<strong>der</strong>ung in ein<br />

separates För<strong>der</strong>system als Verstoß gegen<br />

die Konvention gewertet <strong>werden</strong> könne.<br />

Das Urteil des hessischen Verwaltungsgerichtshofes<br />

ist deshalb sicherlich noch<br />

nicht das letzte Wort in dieser Sache. Der<br />

<strong>Lebenshilfe</strong> Bundesverband rät allerdings<br />

Eltern zurzeit dazu, den Besuch einer Regelschule<br />

nur dann einzuklagen, wenn die<br />

Schule personell und räumlich tatsächlich<br />

für den individuellen För<strong>der</strong>bedarf des<br />

Kindes eingestellt ist. Lei<strong>der</strong> treffe das für<br />

die meisten Regelschulen in Deutschland<br />

bisher nicht zu. Deshalb müsse sich das<br />

ganze Schulwesen umstellen und „Schulen<br />

für alle“ anbieten.<br />

§<br />

Kin<strong>der</strong>geldgrenzbetrag<br />

für volljährige Kin<strong>der</strong> ist<br />

verfassungsgemäß<br />

Erwachsene Kin<strong>der</strong> erhalten nur dann<br />

Kin<strong>der</strong>geld, wenn sie jährlich weniger als<br />

<strong>der</strong> maßgebliche Grenzbetrag verdienen.<br />

Dieser liegt im Jahr 2010 <strong>bei</strong> 8.004 Euro.<br />

Ein Vater hatte geklagt, dessen Sohn 4<br />

Euro mehr als <strong>der</strong> Grenzbetrag verdiente<br />

(das war im Jahr 2005 – damals war <strong>der</strong><br />

Grenzbetrag <strong>bei</strong> 7.680 €). Das Verfahren<br />

ging bis zum Bundesverfassungsgericht,<br />

das jetzt entschieden hat, dass sowohl<br />

<strong>der</strong> Grenzbetrag verfassungsgemäß ist<br />

als auch die Ablehnung <strong>bei</strong> geringfügiger<br />

Überschreitung.<br />

Die Ablehnung hatte dazu geführt, dass<br />

<strong>der</strong> Vater wegen 4 Euro Überschreitung<br />

für das ganze Jahr kein Kin<strong>der</strong>geld mehr<br />

erhielt.<br />

§<br />

Bundesgerichtshof zur<br />

Präimplantationsdiagnostik (PID)<br />

Bei <strong>der</strong> Präimplantationsdiagnostik<br />

PID <strong>werden</strong> Embryonen im Rahmen einer<br />

künstlichen Befruchtung auf mögliche<br />

Luag nei 57<br />

Küche - Wohnzimmer<br />

Schreinermeister<br />

Josef Filser-Dietz<br />

Keltenstr. 5a<br />

86825 Bad Wörishofen-Schlingen<br />

Tel/Fax: 0 82 47 / 3 28 26<br />

Mobil: 0170 / 4 82 20 74<br />

Schlafzimmer - Bad<br />

Schädigungen untersucht, z. B. auf bestimmte<br />

Erbkrankheiten. Embryonen, die<br />

solche Erkrankungen erwarten lassen,<br />

<strong>werden</strong> vernichtet, ein gesun<strong>der</strong> Embryo<br />

wird schließlich <strong>der</strong> Mutter eingepflanzt.<br />

Dieses Verfahren war bisher verboten.<br />

Der Bundesgerichtshof hat nun in einem<br />

Grundsatzurteil dieses Verbot aufgehoben.<br />

Ein gesetzliches Verbot einer solchen<br />

Untersuchung lasse sich we<strong>der</strong> aus dem<br />

Embryonenschutzgesetz noch aus an<strong>der</strong>en<br />

Gesetzen ableiten. Der Gerichtshof betont<br />

allerdings in seinem Urteil, dass die PID nur<br />

zulässig ist, zur Untersuchung von Zellen<br />

auf schwerwiegende genetische Schäden.<br />

Eine Selektion nach bestimmten Merkmalen<br />

(männlich o<strong>der</strong> weiblich) bleibt weiter<br />

ausgeschlossen.<br />

Unklar bleibt aber weiterhin, welche<br />

Krankheiten o<strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>ungen so<br />

schwerwiegend sein können, dass ihr Befund<br />

über die PID zulässig sein könnte.<br />

Hier bedarf es einer gesetzgeberischen<br />

Klarstellung.<br />

Die zu erwartende Diskussion darüber,<br />

was unter einem schwerwiegenden genetischen<br />

Schaden zu verstehen ist, wird sehr<br />

schwierig <strong>werden</strong>. Eine Unterscheidung zwischen<br />

Behin<strong>der</strong>ungen, die dem betroffenen<br />

Kind und seinen Eltern zugemutet <strong>werden</strong><br />

können und solchen, die dem Kind und seinen<br />

Eltern nicht zugemutet <strong>werden</strong> können,<br />

führt zu einer hoch problematischen Diskussion<br />

über lebenswertes und lebensunwertes<br />

Leben. Menschen mit chronischen Krank-


heiten o<strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>ungen könnten sich<br />

hierdurch in ihrer eigenen Existenz infrage<br />

gestellt und diskriminiert fühlen.<br />

Schließlich könnte eine solche Diskussion<br />

verbunden mit <strong>der</strong> Vorstellung, alle<br />

Behin<strong>der</strong>ungen seien vorgeburtlich erkennbar<br />

und also auch vermeidbar, dazu<br />

führen, dass die gesellschaftliche Solidarität<br />

mit chronisch Kranken und behin<strong>der</strong>ten<br />

Menschen gefährdet wird.<br />

Neben den ethischen Fragestellungen<br />

haben die Erfahrungen im Ausland, wo die<br />

PID bereits zulässig ist, gezeigt, dass die<br />

Begrenzung <strong>der</strong> PID auf einen fest umrissenen<br />

Anwendungsbereich langfristig nicht<br />

gelungen ist.<br />

§<br />

Kin<strong>der</strong>geldabzweigung <strong>bei</strong> Bezug<br />

von Grundsicherung<br />

Die bayerischen Sozialhilfeträger beginnen<br />

zurzeit, ein Urteil des Bundesfinanzhofs<br />

flächendeckend umzusetzen. Das betrifft<br />

alle Eltern von erwachsenen Kin<strong>der</strong>n, die<br />

Grundsicherung beziehen. Die Eltern<br />

<strong>werden</strong> angeschrieben mit <strong>der</strong> Bitte um<br />

Auskunft, ob und gegebenenfalls welche<br />

Unterhalts<strong>bei</strong>träge für das grundsicherungsberechtigte<br />

Kind geleistet <strong>werden</strong>. Sollten<br />

keine ausreichenden Unterhalts<strong>bei</strong>träge<br />

geleistet <strong>werden</strong> (z.B. durch mietfreies Wohnen<br />

zu Hause), wird <strong>der</strong> Sozialhilfeträger<br />

einen sogenannten Abzweigungsantrag <strong>bei</strong><br />

<strong>der</strong> zuständigen Familienkasse stellen. Die<br />

Eltern erhalten in aller Regel eine Frist von<br />

2 – 3 Wochen, um sich vorab gegenüber<br />

dem Sozialhilfeträger zu äußern.<br />

Wenn <strong>der</strong> Sozialhilfeträger einen Abzweigungsantrag<br />

stellt, hört die Familienkasse<br />

wie<strong>der</strong>um die Eltern an und gibt<br />

Gelegenheit zu entsprechen<strong>der</strong> Stellungnahme.<br />

Dafür wird eine oft sehr kurze<br />

Frist (2 Wochen) gesetzt. Wenn auch die<br />

Familienkasse keinen ausreichenden Unterhalts<strong>bei</strong>trag<br />

sieht, wird das Kin<strong>der</strong>geld<br />

ganz o<strong>der</strong> teilweise an den Sozialhilfeträger<br />

abgezweigt. Dagegen können sich die Kin<strong>der</strong>geldberechtigten<br />

durch Einspruch und<br />

Klage <strong>bei</strong>m Finanzgericht wehren.<br />

Nach <strong>der</strong> neuesten Rechtsprechung<br />

29<br />

sind die Abzweigungsanträge <strong>der</strong> Grundsicherungsträger<br />

grundsätzlich legitim.<br />

Nachdem Eltern bisher allerdings keinerlei<br />

Veranlassung hatten, Belege für die Aufwendungen<br />

zu sammeln, sollte im Rahmen<br />

<strong>der</strong> Anhörungen auf diesen Umstand hingewiesen<br />

<strong>werden</strong> und versucht <strong>werden</strong>, die<br />

Aufwendungen durch schlüssiges Erläutern<br />

und Darlegen glaubhaft zu machen.<br />

Ggf. sollte auch um eine Verlängerung <strong>der</strong><br />

kurzen Anhörungsfrist gebeten <strong>werden</strong>.<br />

Unterhaltsaufwendungen können z.B. sein:<br />

- Medikamente, Hilfsmittel, Zahnersatz,<br />

Therapiekosten, Kosten für Freizeiten,<br />

Urlaube, außergewöhnliche Einrichtungsgegenstände,<br />

Fahrtkosten und<br />

Ähnliches, jeweils soweit sie nicht von<br />

den Krankenkassen o<strong>der</strong> von an<strong>der</strong>en<br />

Trägern übernommen <strong>werden</strong>;<br />

- Mietfreies Wohnen<br />

- Unterhalts<strong>bei</strong>träge, die bereits im<br />

Rahmen <strong>der</strong> Einglie<strong>der</strong>ungshilfe an<br />

den Sozialhilfeträger bezahlt <strong>werden</strong><br />

(23,90 € bzw. 31,06 € bzw. 54,96 €);<br />

Aufwendungen für die Ernährung o<strong>der</strong><br />

Kleidung können nur geltend gemacht<br />

<strong>werden</strong>, wenn ein außergewöhnlicher Bedarf<br />

besteht. Allgemeine Betreuung des<br />

grundsicherungsberechtigten Kindes kann<br />

aufgrund <strong>der</strong> Rechtsprechung lei<strong>der</strong> nicht<br />

mehr als Aufwendung berücksichtigt <strong>werden</strong>.<br />

Wenn ärztlich festgestellt wird, dass<br />

das Kind <strong>der</strong> dauernden Beaufsichtigung<br />

bzw. Pflege bedarf und diese überwiegend<br />

durch die Eltern sichergestellt wird, könnte<br />

dafür ev. ein bestimmter Stundensatz angerechnet<br />

<strong>werden</strong>.<br />

Die Abzweigung von Kin<strong>der</strong>geld hat<br />

keine Auswirkungen auf an<strong>der</strong>e steuerliche<br />

Vergünstigungen wie zum Beispiel<br />

den Behin<strong>der</strong>tenpauschbetrag. Für diese<br />

Vergünstigungen ist entscheidend, dass ein<br />

Kin<strong>der</strong>geldanspruch dem Grunde nach<br />

besteht<br />

Die Frage, ob und in welcher Höhe das<br />

Kin<strong>der</strong>geld abgezweigt wird, ist letztlich<br />

eine individuelle Einzelfallentscheidung,<br />

für die die Familienkassen zuständig sind.<br />

Wolfgang Neumayer<br />

Luag nei 57<br />

Fortbildung 2011<br />

<strong>Lebenshilfe</strong> Bayern<br />

▼<br />

Was Sie schon immer über den<br />

Umgang mit Menschen mit<br />

Behin<strong>der</strong>ung wissen wollten!<br />

Ein Einführungskurs in die pädagogische Ar<strong>bei</strong>t<br />

mit Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung im Wohnbereich<br />

Für neue Mitar<strong>bei</strong>ter/innen aus dem Bereich<br />

Wohnen für Menschen mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung<br />

und Mitar<strong>bei</strong>ter/innen ohne pädagogische<br />

Ausbildung<br />

08.02. bis 09.02.2011, Erlangen<br />

▼<br />

Rentner <strong>werden</strong> ist nicht schwer?!<br />

Bedürfnisorientierte Alltags- und Lebensgestaltung<br />

von älteren Menschen mit geistiger<br />

Behin<strong>der</strong>ung<br />

Für Mitar<strong>bei</strong>ter/innen, die mit älteren Menschen<br />

in Wohnheimen, Werkstätten, Tageseinrichtungen,<br />

Fachdiensten ar<strong>bei</strong>ten<br />

04.04. bis 05.04.2011, Erlangen<br />

▼<br />

Einmischen, mitmischen,<br />

Entscheidungen treffen<br />

In den letzten Jahren hat sich vieles verän<strong>der</strong>t.<br />

Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung gestalten ihr Leben<br />

und ihre Zukunft mit. So wird es selbstverständlicher,<br />

dass Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung auch in<br />

Ausschüsse o<strong>der</strong> in Vorstände <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong><br />

o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>er Verbände einbezogen <strong>werden</strong>.<br />

Eine solche Ar<strong>bei</strong>t macht Spaß und ist interessant.<br />

Sie muss aber auch gelernt sein.<br />

Für Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung, die bereits<br />

in Gremien o<strong>der</strong> im Vorstand ar<strong>bei</strong>ten o<strong>der</strong><br />

ar<strong>bei</strong>ten wollen<br />

06.05. bis 08.05.2011, Erlangen<br />

▼<br />

Mein eigener Haushalt<br />

Einen eigenen Haushalt zu führen ist nicht immer<br />

leicht. Viele Aufgaben sind manchmal anstrengend<br />

und schwierig. Wir üben diese Ar<strong>bei</strong>ten und<br />

zeigen, wie sie leichter zu bewältigen sind.<br />

Für Erwachsene Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung,<br />

die im Ambulant Unterstützten Wohnen o<strong>der</strong> in<br />

Außenwohngruppen leben<br />

14.05. bis 15.05.2011, Erlangen<br />

▼<br />

Lust und Liebe!<br />

Was ich mal fragen wollte ...<br />

Wir wenden uns den Themen und Fragen zu, die<br />

uns als Frauen zu unserem Körper, zur Sexualität<br />

und zur Liebe beschäftigen. Da<strong>bei</strong> geht es um<br />

Informationen, um Erfahrungen, um Wünsche<br />

und um Grenzen.<br />

Für Frauen mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung<br />

20.05. bis 21.05.2011, Erlangen<br />

▼<br />

Das Gesamtprogramm 2011 anfor<strong>der</strong>n!<br />

Information und Anmeldung:<br />

<strong>Lebenshilfe</strong> - Landesverband Bayern e.V.<br />

Fortbildungsinstitut, Kitzinger Str. 6, 91056 Erlangen<br />

Telefon: 0 91 31 / 754 61-0<br />

E-Mail: fortbildung@lebenshilfe-bayern.de


&<br />

Es wird gebaut<br />

Endlich ist es soweit! Das neue Haus<br />

<strong>der</strong> Frühför<strong>der</strong>stelle Marktoberdorf ist<br />

am Wachsen. Der Spatenstich hat bereits<br />

stattgefunden, <strong>der</strong> Keller ist betoniert.<br />

Lei<strong>der</strong> gab es im Vorfeld <strong>bei</strong>m Genehmigungsverfahren<br />

einige Schwierigkeiten.<br />

Die <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Ostallgäu</strong> wollte möglichst<br />

kostensparend und ökonomisch bauen,<br />

deshalb sollte auf einen Aufzug verzichtet<br />

<strong>werden</strong>, weil dieser nach unserer Erfahrung<br />

in einer Frühför<strong>der</strong>stelle nicht unbedingt<br />

erfor<strong>der</strong>lich ist. Ein komplett barrierefreies<br />

Erdgeschoss war vorgesehen und wäre<br />

ausreichend gewesen. Die Stadt Marktoberdorf<br />

hat aber auf dem Einbau eines<br />

Aufzuges bestanden, was die Baukosten um<br />

ca. 80.000 Euro erhöht und <strong>bei</strong>nahe zum<br />

Stopp des ganzen Vorhabens geführt hat.<br />

Verschärfend kam noch die Tatsache hinzu,<br />

dass die allgemeinen Baupreise wegen <strong>der</strong><br />

hohen Auslastung <strong>der</strong> Bauunternehmen<br />

erheblich angezogen haben.<br />

Die Aufgabe lautet nun: jeden Euro<br />

dreimal umzudrehen und auf alles, was<br />

nicht unbedingt notwendig ist, zu verzichten.<br />

Trotzdem <strong>werden</strong> wir ein funktionelles und<br />

schönes neues Frühför<strong>der</strong>haus bekommen,<br />

das dem Team ein vernünftiges Ar<strong>bei</strong>ten<br />

ermöglichen wird.<br />

Wir hoffen jetzt auf einen milden Winter,<br />

damit wir möglichst bald im nächsten Jahr<br />

einziehen können. Wer Lust hat sich den<br />

Baufortschritt anzusehen, kann dies gerne<br />

in Marktoberdorf in <strong>der</strong> Märzstraße 12 tun.<br />

Und wegen <strong>der</strong> schwierigen Finanzierungslage<br />

freuen wir uns ganz beson<strong>der</strong>s über<br />

Spenden für unser neues Frühför<strong>der</strong>haus.<br />

Beim Spatenstich in Marktoberdorf von links:<br />

Yvonne Schur (<strong>Lebenshilfe</strong>vorsitzende), Johann Fleschhut<br />

(Landrat), Walter Schilhansl (2. Bürgermeister Marktoberdorf)<br />

30<br />

&<br />

Erfolgreiche Schützen<br />

Bei <strong>der</strong> Kaufbeurer Stadtolympiade, die<br />

in diesem Jahr bereits zum 32. Mal stattfand,<br />

nahmen auch wie<strong>der</strong> Mitar<strong>bei</strong>ter und<br />

Beschäftigte <strong>der</strong> Wertachtal-Werkstätten<br />

teil. Zwei Mannschaften traten zum Wettbewerb<br />

Schießen Luftgewehr an. Da<strong>bei</strong><br />

belegte Wertachtal 1 mit Bernert Erich,<br />

Meichelböck Johann und Schmid Stefanie<br />

den ersten Platz. Aber auch Wertachtal 2<br />

mit Winkler Stefanie, Bicking Andreas und<br />

Nowotny Nadine konnte sich auf einen<br />

hervorragenden 7. Platz unter 18 teilnehmenden<br />

Mannschaften platzieren.<br />

Gratulation!<br />

Die Tagesstätte sucht<br />

Einweckgläser<br />

möglichst mit Deckel<br />

&<br />

Graue, verwitterte<br />

Holzbretter<br />

Tel.: 08341 / 9003-12<br />

Luag nei 57<br />

kurz &<br />

knapp<br />

&<br />

Daucus carota spiralis<br />

Zwei außergewöhnliche Karotten landeten<br />

in <strong>der</strong> Küche <strong>der</strong> Wertachtal-Werkstätten.<br />

Sie waren spiralförmig zusammengewachsen,<br />

ca. 30 cm lang und knapp 400<br />

Gramm schwer.<br />

&<br />

Meine Welt<br />

Das Autismus Zentrum Schwaben hat im<br />

August die erste Ausgabe von „Meine Welt“<br />

herausgegeben. Mit dieser Zeitschrift will<br />

das Zentrum Informationen rund um das<br />

Thema Autismus weitergeben und über die<br />

Tätigkeit des Autismuszentrums berichten.<br />

Kontakt: Autismus Zentrum Schwaben,<br />

Schwalbenweg 61, 87439 Kempten (Allgäu)<br />

Telefon: 0831-59110-851<br />

www.autismus-schwaben.de


&<br />

Luftballonwettfliegen<br />

Die Gewinner <strong>bei</strong>m Luftballonwettfliegen<br />

am Sommerfest 2010 sind Michael<br />

Huber, Franziska Stöckl, Markus Knab,<br />

Sophia Strobel-Schmidt, Team Christian<br />

und Thomas und Johannes Markert.<br />

&<br />

So hätten wir es gern<br />

In einer überar<strong>bei</strong>tetenNeuauflage<br />

erschien jetzt<br />

die Broschüre des<br />

Behin<strong>der</strong>ten<strong>bei</strong>rats<br />

Kaufbeuren<br />

„So hätten wir<br />

es gern“. In dem<br />

Heft <strong>werden</strong> verschiedeneBehin<strong>der</strong>ungsartenvorgestellt<br />

und Tipps<br />

für den richtigen Umgang mit behin<strong>der</strong>ten<br />

Menschen gegeben.<br />

Erhältlich ist die Broschüre <strong>bei</strong>m Behin<strong>der</strong>ten<strong>bei</strong>rat<br />

Kaufbeuren, Espachstr. 16,<br />

87600 Kaufbeuren<br />

&<br />

Neue Laufjacken<br />

Mit neuen Jacken ausgestattet wurde<br />

das Laufteam <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Ostallgäu</strong>.<br />

Ermöglicht hat dies das Telekommunikationsunternehmen<br />

M-net Bayern, die damit<br />

nun auch den Behin<strong>der</strong>tensport unterstützen.<br />

Das Laufteam war bisher sehr erfolgreich,<br />

konnte es doch jüngst <strong>bei</strong> den Special<br />

Olympics in Bremen (wir berichteten) neben<br />

sehr guten Platzierungen drei Gold-, eine<br />

Silber-, und eine Bronzemedaille erringen.<br />

Auch im nächsten Jahr sind neben <strong>der</strong> Teilnahme<br />

<strong>bei</strong> den Special Olympics Bayern<br />

diverse weitere Wettkämpfe geplant.<br />

31<br />

&<br />

För<strong>der</strong>schulen öffnen<br />

„Wir sind nicht bereit, Sinnvolles und<br />

Wirksames unhinterfragt aufzugeben“, betonte<br />

die Vorsitzende <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> Bayern,<br />

Landtagspräsidentin Barbara Stamm,<br />

anlässlich <strong>der</strong> aktuellen Debatte über Inklusion<br />

von Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung. Vor<br />

rund 100 Delegierten <strong>der</strong> Mitgliedsorganisationen<br />

des <strong>Lebenshilfe</strong>-Landesverbandes<br />

Bayern unterstrich die Vorsitzende auf <strong>der</strong><br />

diesjährigen Mitglie<strong>der</strong>versammlung in<br />

Erlangen, dass För<strong>der</strong>einrichtungen auch<br />

weiterhin ihre Existenzberechtigung hätten.<br />

Bevor diese aufgegeben <strong>werden</strong>, müssen<br />

sich inklusive Bildung, inklusive Beschäftigungsmöglichkeiten<br />

und inklusives Wohnen<br />

mindestens am jetzt erreichten heilpädagogischen<br />

und therapeutischen Standard<br />

messen lassen, so Stamm in ihrer Rede. Im<br />

Hinblick auf die För<strong>der</strong>schulen for<strong>der</strong>te sie,<br />

diese auch für nicht behin<strong>der</strong>te Kin<strong>der</strong> zu<br />

öffnen und damit zukunftssicher zu machen.<br />

Grundsätzlich warnte Stamm davor, dass<br />

die Inklusion „von einigen Akteuren <strong>der</strong><br />

Sozialpolitik vor allem deshalb favorisiert<br />

wird, weil sich damit angeblich Kosten sparen<br />

lassen“.<br />

<strong>Lebenshilfe</strong>-Landesverband, Erlangen, 25. 9. 2010<br />

Luag nei 57<br />

&<br />

Fußball für die Stiftung<br />

Das Fußballturnier für Hobby- und Betriebsmannschaften,<br />

das im September von<br />

den <strong>Lebenshilfe</strong> Kickers in Lechbruck organisiert<br />

worden war, sorgte neben Spaß <strong>bei</strong><br />

den beteiligten Sportlern und Zuschauern<br />

auch, dank zahlreicher Sponsoren, für eine<br />

respektable Geldsumme für einen guten<br />

Zweck. Den Erlös in Höhe von 1500 Euro<br />

übergaben jetzt die Initiatoren des Turniers<br />

an die stellvertretende Vorsitzende des Stiftungsrates<br />

<strong>der</strong> Stiftung <strong>Lebenshilfe</strong>, Yvonne<br />

Schur. Die Stiftung <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Ostallgäu</strong>-<br />

Kaufbeuren unterstützt Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung<br />

in <strong>der</strong> Region und die Ar<strong>bei</strong>t <strong>der</strong><br />

<strong>Lebenshilfe</strong>einrichtungen.<br />

Von links: Yvonne Schur für die Stiftung <strong>Lebenshilfe</strong>,<br />

Roland Haag, Franz Thurnes und Christian Gröschl<br />

von den <strong>Lebenshilfe</strong> Kickers


Ganz neu ist dieses Jahr in <strong>der</strong> SVE das ICH-Buch. Die ursprüngliche Idee stammt<br />

vom so genannten „Portfolio“, das in vielen Kin<strong>der</strong>gärten bereits durchgeführt wird.<br />

Portfolio ist lateinisch und bedeutet, mit einfachen Worten erklärt: Verschiedene Blätter<br />

<strong>werden</strong> zusammengetragen und gesammelt aufbewahrt.<br />

Wir machen das mit Hilfe eines kleinen Ordners für jedes Kind. Die Farbe durfte<br />

sich jede/r selbst aussuchen und genannt wird er, wie bereits schon verraten: ICH-Buch.<br />

Die Inhalte <strong>werden</strong> für jedes Kind ganz individuell und persönlich gestaltet. Hier ein<br />

paar Beispiele, was in so einem Buch alles zu finden ist:<br />

• in regelmäßigen Abständen gemachte Fotos<br />

• individuelle Fingerspiele, Lie<strong>der</strong> o<strong>der</strong> Rezepte, die das jeweilige Kind beson<strong>der</strong>s<br />

gerne mag<br />

• Hand- und Fußabdrücke<br />

• kleine Steckbriefe, die Angaben über Größe, Gewicht, Lieblingsspiele, Freunde<br />

usw. machen<br />

• selbst gemalte Bil<strong>der</strong><br />

• Fotos von Erfolgen o<strong>der</strong> von kleinen Misserfolgen, die das Kind im Laufe <strong>der</strong><br />

SVE-Zeit macht o<strong>der</strong> bewältigen kann.<br />

• Fotos von zu Hause (Mama, Papa, Geschwister, Lieblingsspiel, Haustier...) Diese<br />

können dem Kind helfen und Trost spenden, wenn es einmal traurig ist und<br />

vielleicht ein bisschen Sehnsucht nach zu Hause hat.<br />

• und noch vieles mehr, was sich im Laufe <strong>der</strong> SVE-Zeit ereignet<br />

Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt und zusammen mit dem Kind wird das ganze<br />

Jahr über am ICH-Buch gear<strong>bei</strong>tet. So gibt es einen Überblick über die Entwicklung<br />

und das Wachsen des Kindes. Es ist für die Kin<strong>der</strong> je<strong>der</strong>zeit zugänglich, sie dürfen es<br />

alleine o<strong>der</strong> gemeinsam mit Freunden, Betreuerinnen o<strong>der</strong> Therapeuten anschauen.<br />

Die in <strong>der</strong> SVE erlebten Situationen und Aktionen finden mehr Wertschätzung und<br />

können dem Kind noch lange Zeit <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Erinnerung an schöne Momente helfen. Am<br />

Ende <strong>der</strong> SVE-Zeit, wenn die Kin<strong>der</strong> groß sind und sich schon auf die Schule freuen,<br />

bekommen sie das ICH-Buch als Andenken und Erinnerung mit nach Hause. So besteht<br />

auch für die Eltern die Möglichkeit, Lieblingslie<strong>der</strong>, Fingerspiele und vieles mehr zu<br />

Hause weiterzuführen. Als zusätzlichen Vorteil wird die Ar<strong>bei</strong>t in <strong>der</strong> SVE transparenter<br />

gemacht und die Eltern können besser nachvollziehen, was das Kind in dieser Zeit alles<br />

erfahren und erlebt hat.<br />

Julia Hörmiller<br />

ICH-Buch<br />

Das Buch über mich!<br />

32<br />

Luag nei 57<br />

Teilstationäre<br />

Einrichtungen<br />

Sie pflegen einen behin<strong>der</strong>ten<br />

Familienangehörigen?<br />

Sie möchten mal ausspannen<br />

und etwas für sich tun?<br />

Sie haben niemanden,<br />

<strong>der</strong> Ihnen die Pflege abnimmt?<br />

Schon mal an den<br />

FED<br />

gedacht?<br />

Der Familienentlastende Dienst<br />

<strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Ostallgäu</strong><br />

versorgt Ihren Angehörigen<br />

(auch Geschwisterkin<strong>der</strong>) zuverlässig<br />

von ein paar Stunden bis ein paar Tage.<br />

Wir klären auch die Finanzierung.<br />

(Meist zahlt die Pflegekasse.)<br />

Neugierig geworden?<br />

Dann klären Sie alles weitere mit<br />

Herrn Wolfgang Neumayer<br />

Tel.: 0 83 41 / 90 03-11


Echt<br />

starke<br />

Mädchen<br />

33<br />

Luag nei 57<br />

Unter dem Motto “Jung - weiblich - behin<strong>der</strong>t:<br />

Echt starke Mädchen! trafen sich im<br />

Oktober 2010 Mädchen und junge Frauen<br />

aus ganz Deutschland zur 7. Mädchenkonferenz<br />

in Altdorf <strong>bei</strong> Nürnberg. Insgesamt<br />

nahmen rund 400 Personen an dem Treffen<br />

teil und wir waren mit da<strong>bei</strong>!<br />

Bereits im Juni haben wir in <strong>der</strong> Mädchengruppe<br />

<strong>der</strong> Tagesstätte die Einladung<br />

studiert und uns blitzschnell mit 7 Personen<br />

angemeldet. Als dann im August die Zusage<br />

kam, war die Aufregung groß. Schließlich<br />

ging es ans Tasche packen und dann ab<br />

nach Altdorf. Dort angekommen, erwartete<br />

uns ein freudiges „Hallo“ und ein Tagesstättenraum,<br />

in dem wir für zwei Nächte<br />

unser Nachtlager aufschlagen konnten.<br />

Die Mädchenkonferenz findet alle 2<br />

Jahre statt und bietet in zahlreichen Workshops<br />

die Möglichkeit, viel auszuprobieren.<br />

Themen wie „Singen macht stark“, Klettern,<br />

Pferden begegnen, Meine eigene Fotoshow,<br />

Hundeführerschein, Selbstbehauptung und<br />

-verteidigung, Trommeln, Zukunftsplanung<br />

und vieles mehr standen an diesem Wochenende<br />

auf dem Programm.<br />

Außerdem gab es den Auftritt einer<br />

Mädchen-Band, eine Disco, die Möglichkeit<br />

Mädchen und Frauen aus an<strong>der</strong>en<br />

Gegenden Deutschlands kennenzulernen<br />

und jede Menge Spaß.<br />

Am Sonntagvormittag wurden zum Abschluss<br />

in <strong>der</strong> Stadthalle die Ergebnisse aus<br />

den Workshops vorgestellt. Rundherum<br />

war es ein ereignisreiches Wochenende,<br />

welches wir mit vielen neuen Eindrücken<br />

und netten Begegnungen verlassen haben.<br />

Manuela Fuchs


Aktion Rollentausch<br />

MdB als Praktikant<br />

Am Mittwoch, 28.Juli, kurz vor unseren<br />

großen Ferien ar<strong>bei</strong>tete Herr Stracke in <strong>der</strong><br />

Rolle eines Praktikanten hier <strong>bei</strong> uns in <strong>der</strong><br />

Tagesstätte. Herr Stefan Stracke ist CSU-<br />

Bundestagsabgeordneter im Deutschen<br />

Bundestag! Hm… so etwas Beson<strong>der</strong>es! Er<br />

wurde von Frau Kell begleitet. Vormittags<br />

diskutierten die Erwachsenen: Herr Heim,<br />

<strong>der</strong> Schulleiter <strong>der</strong> Ludwig-Reinhard-Schule,<br />

Herr Geißler, <strong>der</strong> Leiter unserer Tagesstätte<br />

und Manuela Fuchs unsere stellvertretende<br />

Tagesstättenleiterin mit Herrn Stracke über<br />

wichtige Themen z.B. Integration und Inklusion.<br />

Unser herzlich aufgenommener<br />

Praktikantengast spielte und bastelte zuerst<br />

mit Kin<strong>der</strong>n aus <strong>der</strong> SVE. Sie hörten die<br />

Geschichte vom Frosch, <strong>der</strong> eine dicke,<br />

fette Fliege fangen wollte. Nach einem<br />

Spaziergang half er selbst gebastelte Bil<strong>der</strong>rahmen<br />

zu verzieren. Bei den Großen<br />

Martinsfeier<br />

Die HS-Gruppen haben sich auch<br />

dieses Jahr wie<strong>der</strong> zu einer St. Martinsfeier<br />

34<br />

<strong>der</strong> BS-Gruppe von Gisela Heiligensetzer<br />

genossen unsere Gäste das leckere Mittagessen<br />

und erfuhren, dass einige Schüler<br />

im Herbst in den Wertachtal-Werkstätten<br />

zu ar<strong>bei</strong>ten beginnen, nachdem sie dort<br />

auch schon Praktika absolviert haben.<br />

Als Tagespraktikant half Herr Stracke natürlich<br />

die Tische abzuräumen und abzuputzen.<br />

Den restlichen Nachmittag verbrachte<br />

Herr Stracke in unserer Gruppe <strong>der</strong> 7b. Er<br />

hörte uns <strong>bei</strong>m Eintreten in unser Gruppenzimmer<br />

das Lied „ Eine Hand voll Erde“<br />

singen. Während wir eine kurze Ruhepause<br />

wünschten, hatte <strong>der</strong> hohe Prakti-Besuch<br />

Zeit, einiges über unseren Tagesablauf zu<br />

erfahren. Gemeinsam hatten wir viel Spaß,<br />

Herrn Stracke <strong>bei</strong>m Memoryspiel „Schnipp-<br />

Schnapp“ abzuzocken. Beim Sprachspiel<br />

„Ich hab etwas in meiner Hand“ konnten<br />

wir schon ganz viel erraten. Es ist ganz toll,<br />

getroffen. Zur Vorbereitung waren fleißige<br />

Bäcker <strong>der</strong> 5a/8a am Werk, die uns mit<br />

feinen Martinsgänsen überraschten. Der<br />

Gruppenraum <strong>der</strong> 7b war mit vielen bunten<br />

Lichtern dekoriert, die zu einer schönen<br />

Atmosphäre führten und uns alle auf die<br />

Feier einstimmten.<br />

Bei <strong>der</strong> Geschichte über den heiligen<br />

St. Martin erfuhren die Kin<strong>der</strong> und Jugendlichen,<br />

wie er damals seinen Mantel<br />

teilte und somit dem armen Bettler in <strong>der</strong><br />

klirrenden Kälte half. Bei Gesang, den<br />

leckeren Gänsen und Punsch ließen wir<br />

die Feier gemeinsam ausklingen.<br />

Claudia Resch<br />

Luag nei 57<br />

wenn wir mit männlichen Praktikanten spielen<br />

und lernen können.<br />

Herr Stracke konnte als Fazit mit nach<br />

Hause nehmen, wie Herr Geißler betonte:“<br />

So eine Aktion Rollentausch ist wichtig,<br />

denn selbst da<strong>bei</strong> zu sein ist ein an<strong>der</strong>er<br />

Eindruck als einen Bericht zu lesen.“ Lieber<br />

Herr Stracke! Vielen Dank, dass Sie <strong>bei</strong> uns<br />

waren und wenn Sie Lust haben, können<br />

Sie ja wie<strong>der</strong> mal vor<strong>bei</strong>schauen und als<br />

Schnupperpraktikant in eine an<strong>der</strong>e Rolle<br />

schlüpfen. Ihre SVE und Tagesstättenkin<strong>der</strong>.<br />

Sonja Gräßel<br />

Stiftung <strong>Lebenshilfe</strong><br />

Eine gesicherte Zukunft<br />

für<br />

behin<strong>der</strong>te Menschen<br />

Spenden unter dem Stichwort<br />

„Zustiftung“<br />

Sparkasse Kaufbeuren<br />

KtoNr. 201 111<br />

Blz. 734 500 00<br />

Stiftung <strong>Lebenshilfe</strong>


Mit vollem Programm sind<br />

die Großen aus <strong>der</strong> Tagesstätte<br />

wie<strong>der</strong> ins neue Schuljahr<br />

gestartet. Kaum hatten<br />

wir den Alltag wie<strong>der</strong> „intus“,<br />

waren schon die Himbeeren<br />

reif und einige aus den Gruppen machten sich auf zum<br />

Sammeln. Eifrig wurde gepflückt und schnell waren die<br />

kleinen Eimer und Körbchen gefüllt. Obwohl viel genascht<br />

wurde, hatten wir doch zweimal <strong>bei</strong> den gemeinsamen<br />

Geburtstagsfeiern Eis mit heißen Himbeeren (für jeweils ca. 40<br />

Personen). Der Herbst lockte uns aber auch mit an<strong>der</strong>en Früchten.<br />

Wir haben im Garten <strong>der</strong> Tagesstätte einen großen Apfelbaum<br />

stehen und das Fallobst stach uns immer wie<strong>der</strong> ins Auge.<br />

So haben wir daraus kurzentschlossen Apfelbrot gebacken<br />

und uns dies an einem Nachmittag schmecken lassen.<br />

Aber nicht nur Kulinarisches ist <strong>bei</strong> uns geboten. Wir<br />

hören natürlich sehr gerne Musik und tanzen dazu. Neben<br />

Disconachmittagen wird <strong>bei</strong> uns auch einfach so<br />

des Öfteren mal <strong>bei</strong> lauter Musik „abgetanzt“. Ein ganz<br />

beson<strong>der</strong>er Nachmittag war, als die Kleinen aus <strong>der</strong> 3.<br />

Klasse uns besuchten, um gemeinsam zu tanzen. Auf den Hit<br />

„Waka Waka“ sollten wir uns die Bewegungs- und Schrittabläufe<br />

überlegen. Wir Großen steckten die Köpfe zusammen, überlegten,<br />

verwarfen und planten, und dann ging’s los. Je<strong>der</strong> von uns, ob groß<br />

o<strong>der</strong> klein nahm sich zwei Chiffontücher, dann stellten wir uns jeweils im<br />

Halbkreis gegenüber auf und ab ging’s mit lauter Musik. Alle hatten so viel<br />

Spaß und Freude da<strong>bei</strong>, dass immer, wenn die Kleinen riefen „Nochmal“<br />

wir Großen sofort und gerne bereit waren. Nach mehreren Durchgängen,<br />

viel Schweiß und Konzentration saßen wir noch eine Weile auf dem Boden,<br />

ratschten, lachten und einigten uns darauf, dies öfter zu wie<strong>der</strong>holen. Den<br />

nächsten gemeinsamen Tanznachmittag hatten wir dann <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Halloween-<br />

Disco, und gegenseitige Besuche gibt es ganz spontan immer wie<strong>der</strong>.<br />

Natürlich gab es auch viele „ganz normale Nachmittage“ mit Hausaufgaben,<br />

die zu machen sind, Diskussionen, Beziehungs- und Konfliktgesprächen,<br />

Kicker, UNO o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Spielen, Spaziergängen,<br />

Fußballspielen, Klettern, etc. In den letzten Wochen sind<br />

wir alle begeistert <strong>bei</strong>m Filzen. Für verschiedene Gelegenheiten<br />

und Verkaufsstände haben wir kleine Kürbisse<br />

gefilzt, nun ist allerdings die Zeit Schneemänner zu machen.<br />

Die Kugeln <strong>werden</strong> nass gefilzt, Gesicht, Hut und<br />

Knöpfe dann mit Nadelfilzen fertiggestellt. Beim Nassfilzen<br />

geht es manchmal sehr lustig zu, denn wenn einer mal viel<br />

Seife auf den Händen hat, kann es schon sein, dass die <strong>bei</strong>m<br />

Sitznachbarn auf dem Arm o<strong>der</strong> gar auf <strong>der</strong> Nase landet.<br />

Dies geschieht natürlich ganz aus Versehen - o<strong>der</strong> haben Sie,<br />

liebe Leser, was an<strong>der</strong>es vermutet?<br />

Die nächsten Wochen sind wir mit Vorbereitungen<br />

und Proben auf unsere Jahresabschlussfeier beschäftigt.<br />

Dann ist schon wie<strong>der</strong> Advent, und wenn wir ehrlich<br />

sind gefällt es uns ganz gut, wenn wir <strong>bei</strong> Kerzenschein so manche<br />

Geschichte vorgelesen bekommen. Wir <strong>werden</strong> Duftkugeln herstellen<br />

(Orangen mit Nelken besteckt), Kekse backen für das große<br />

Plätzchenbuffet <strong>bei</strong> uns im Haus, <strong>der</strong> Nikolaus wird uns besuchen,<br />

für unsere Eltern <strong>werden</strong> wir Weihnachtsgeschenke vorbereiten und<br />

dann auch jeden Tag ein Türchen am Adventskalen<strong>der</strong> öffnen. Für<br />

gegenseitige Besuche und Freundschaften bleibt auch genügend<br />

Raum und Zeit, und zusammen mit den Kleinen <strong>werden</strong> wir wie<strong>der</strong><br />

manchen Nachmittag verbringen.<br />

Rosi Haser-Neumayer<br />

35<br />

Luag nei 57<br />

Bei den Jugendlichen<br />

aus den Berufsschulstufen<br />

ist nachmittags<br />

immer was los


1Am ersten Tag besuchten wir das Schloss Trauttmansdorff in<br />

Meran. In diesem beson<strong>der</strong>en Museum gab es eine Son<strong>der</strong>ausstellung<br />

die sich „Engelsduft & Höllengestank“ nannte. Dieses<br />

„Duft“-Erlebnis <strong>werden</strong> wir so schnell nicht mehr aus <strong>der</strong> Nase<br />

bekommen.<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

Schon Wochen vorher fieberte die gesamte Gruppe auf den<br />

Urlaub hin. Und dann, endlich, es ist Sonntag, <strong>der</strong> 26. Oktober<br />

2010 – Urlaubszeit.<br />

Nach einem ausgiebigen Frühstück im Wohnheim Hans-Böckler-<br />

Straße ging es los in die lang ersehnten Ferien nach Bruneck in<br />

Südtirol. Im Hotel Martha angekommen ging es erstmal daran<br />

die Zimmer zu verteilen, alle Koffer auszupacken und sich für die<br />

Woche einzurichten.<br />

Den zweiten Tag verbrachten wir im Volkskundemuseum Dietenheim.<br />

Dort konnte man alte Bauernhäuser besichtigen. Außerdem<br />

bekamen wir einen Eindruck davon, wie die Menschen früher<br />

lebten und ar<strong>bei</strong>teten.<br />

Am dritten Urlaubstag wan<strong>der</strong>ten wir auf die Burg <strong>bei</strong> Sand<br />

in Taufers. Zur Verwun<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Betreuer liefen alle wie die<br />

Weltmeister und hatten sichtlich Spaß da<strong>bei</strong>.<br />

Den vierten Tag des Urlaubs verbrachten wir in Bruneck <strong>bei</strong>m<br />

Einkaufen. Wir suchten nach kleinen Mitbringseln in den Geschäften.<br />

Anschließend ließen wir es uns <strong>bei</strong> Kaffee und Kuchen<br />

gut gehen, ehe wir den Fußmarsch zurück zur Pension antraten.<br />

Am letzten Tag vor <strong>der</strong> Abreise besuchten wir ein Jagd & Fischereimuseum.<br />

Es gab viele alte Waffen, Angeln und Tiere zu sehen.<br />

Im dortigen Kellergewölbe jaulten wir wie die Wölfe und ordneten<br />

Vögel ihrem Gesang zu.<br />

Nach einer schönen Woche in Südtirol freuten wir uns aber doch<br />

wie<strong>der</strong> auf zu Hause. Gemeinsam hatten wir viel Spaß und können<br />

den nächsten Urlaub kaum erwarten.<br />

Anna Hefele<br />

36<br />

Luag nei 57<br />

Jung & Wild<br />

in Italien<br />

Der erste gemeinsame Urlaub


Jetzt geht‘s aufs Rad<br />

Beim 20. Mindelheimer Altstadtradrennen<br />

Am 26.09.2010 nahmen vier Sportler<br />

<strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Ostallgäu</strong> am Mindelheimer<br />

Altstadtrennen teil. Seit 20 Jahren gibt es<br />

dieses Radrennen schon. Seit zwei Jahren<br />

nun gibt es ein extra Rennen für Menschen<br />

mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung.<br />

Da wir den Organisator, Herr Schuster,<br />

in Bremen <strong>bei</strong> den nationalen Special<br />

Olympics kennengelernt hatten, und er uns<br />

zu diesem Rennen eingeladen hatte, war<br />

für uns gleich klar, dass wir daran teilnehmen<br />

würden. Mit drei Therapieradfahrern<br />

meldeten wir uns an. Sven Helfer, Fidan<br />

Yesil und Christian Waldmann. Natürlich<br />

O’zapft hamma!<br />

Wie heißt das noch mal: „Wenn <strong>der</strong><br />

Berg nicht zum Propheten kommt, muss<br />

<strong>der</strong> Prophet zum Berg kommen“. Das bedeutet,<br />

man muss sich nach den Gegebenheiten<br />

richten. Im Wohnheim in <strong>der</strong><br />

Hans-Böckler-Straße auf <strong>der</strong> Gruppe 1<br />

37<br />

trainierten wir die Wochen vor dem Rennen<br />

regelmäßig und so waren wir mindestens<br />

zweimal pro Woche mit unseren Radeln<br />

unterwegs. Nach einigen platten Reifen<br />

und schmerzenden Muskelkatern kam <strong>der</strong><br />

Tag des Rennens immer näher.<br />

Es war gar nicht so leicht, drei Therapierä<strong>der</strong><br />

nach Mindelheim zu bekommen.<br />

Freundlicherweise halfen uns die Hausmeister<br />

mit einem großen Lieferwagen aus und<br />

so konnten wir zu unserem aufregenden<br />

Abenteuer starten.<br />

Vor Ort in Mindelheim trafen wir dann<br />

zu unserer Überraschung Sven Schwarzer.<br />

Er hatte sich privat für das Rennen angemeldet<br />

und war mit seinen Eltern angereist.<br />

Somit waren wir schon vier Starter von<br />

<strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Ostallgäu</strong> Kaufbeuren.<br />

Insgesamt hatten sich ca. 45 behin<strong>der</strong>te<br />

Radrennsportler aus ganz Deutschland<br />

angemeldet. Bis aus Thüringen und dem<br />

Schwarzwald kamen sie angereist, um in<br />

Mindelheim zu starten.<br />

Mit dem Startschuss ging ein flottes<br />

Rennen los. Die Therapieradler mussten<br />

zwar nur eine kurze Strecke von 1,1 Kilometer<br />

bewältigen, waren aber so schnell<br />

unterwegs, dass sie gar nicht aufhören<br />

wollten. So drehte je<strong>der</strong> von uns noch ein<br />

paar Ehrenrunden, um den Jubel und die<br />

heißt das: Wenn man nicht aufs Oktoberfest<br />

fahren kann, dann bringt man das<br />

Oktoberfest ins Wohnheim. So hamma<br />

des g’macht. Mir drei fesche Madln ham<br />

uns ins richtige Outfit bzw. in unsre Dirndl<br />

g’schmissen und ham mit unsre Leit `s Oktoberfescht<br />

g’feiert. Mit allem Drum und<br />

Luag nei 57<br />

Anfeuerungsrufe noch voll auszukosten.<br />

Gleich nach dem Rennen gab es die Siegerehrung.<br />

Sven Helfer bekam als Erster im<br />

Ziel einen großen Pokal, Christian Waldmann<br />

wurde Zweiter und Fidan Yesil wurde<br />

Dritte. Sven Schwarzer war 9,9 Kilometer<br />

unterwegs und wurde insgesamt Sechster.<br />

Wir durften in Mindelheim ein sehr<br />

gut organisiertes Rennen erleben und so<br />

war allen gleich klar, dass wir nächstes<br />

Jahr wie<strong>der</strong> starten <strong>werden</strong>. Es würde uns<br />

freuen, wenn auch Ihr das nächste Mal<br />

da<strong>bei</strong> wärt.<br />

Markus Reichart<br />

Dran: Weißwurscht, Brezga, Weißwurschtsämpf,<br />

Bier und Woiza (natürlich alkoholfrei)<br />

und zümpftiger Musi. „Im Wohnheim<br />

is’ Oktoberfescht – oans zwoa g’suffa …“.<br />

Schee war’s!<br />

Karina, Julia und Anna<br />

Wohnen


Dem Himmel so nah<br />

Die Gruppe 3 <strong>der</strong> HaBö stellt sich vor<br />

Im Wohnheim<br />

in <strong>der</strong> Hans-Böckler-Straße, ganz oben<br />

im zweiten Stock - fast schon im Himmel - da wohnen neun Engel<br />

und sieben Bengel. Wir sieben „Bengel“ sind natürlich keine, wir<br />

sind die Betreuer: Steffi Menk, unsere Gruppenleiterin, Erna Velde<br />

und Eva Schuster sind Erzieherinnen, Susanna Greiter ist eine<br />

Heilerziehungspflegerin, Torsten Huber ein Krankenpfleger, und<br />

Dani Götz und Tatjana Leitner sind HEP-Schülerinnen. Zusammen<br />

kümmern wir uns um unsere neun Engel:<br />

Engel Nr.1: Hallo, ich heiße Walter. Ich bin 47 Jahre alt und wohne<br />

seit 26 Jahren im Wohnheim. Am liebsten sitze ich mit Rolf, mit dem<br />

ich mir auch ein Doppelzimmer teile, gemeinsam<br />

auf <strong>der</strong> Couch und blättere in Fernsehzeitungen<br />

herum. Manchmal liegen drei Zeitungen nebeneinan<strong>der</strong><br />

und ich stöbere in allen herum.<br />

Nachts bin ich auch manchmal aktiv und<br />

lese in meinen Zeitungen. Dies hält Rolf<br />

dann schon mal auf Trab, aber er ist mir<br />

nicht böse deswegen. Bei Ausflügen und<br />

verschiedenen Aktivitäten mit <strong>der</strong> Gruppe<br />

bin ich immer sofort mit da<strong>bei</strong>.<br />

Engel Nr.2: Hallo, ich heiße Rolf. Ich bin 55<br />

Jahre alt und wohne seit 24 Jahren im Wohnheim.<br />

Mein allerliebstes Hobby ist, Cappuccino zu trinken,<br />

auch ein Bier darf es gerne mal sein. Täglich<br />

vertiefe ich mich in meine Allgäuer Zeitung<br />

und vergesse da<strong>bei</strong> die Welt um<br />

mich herum. Sport mag ich nicht so<br />

gerne. Dennoch schwinge ich gerne<br />

mein Tanz<strong>bei</strong>n auf verschiedenen<br />

Tanzveranstaltungen. Da bin ich<br />

dann nicht mehr zu halten und tanze,<br />

bis die Sohlen heiß laufen. Jeden<br />

Mittwoch mache ich <strong>bei</strong>m Nordic<br />

Walking mit.<br />

Engel Nr. 3: Hallo, ich heiße Susanne. Ich<br />

bin 33 Jahre alt und wohne seit<br />

7 Jahren im Wohnheim. Ich bin eine <strong>der</strong> zwei<br />

Mädels aus unserer Gruppe. Sehr gerne male<br />

ich mit Mariola aus <strong>der</strong> Gruppe 4 auf großen<br />

Leinwänden. Da kann ich meiner Kreativität<br />

freien Lauf lassen. Was ich nicht so gerne<br />

mag ist, wenn ich längere Zeit ruhig sitzen<br />

muss. Ich brauche viel Bewegung und<br />

Aktion, sonst wird mir schnell langweilig.<br />

Deswegen mache ich seit Mai 2010 <strong>bei</strong><br />

unserer Sportgruppe mit.<br />

38<br />

Luag nei 57<br />

Engel Nr. 4: Hallo, ich heiße Hannes.<br />

Ich bin 57 Jahre alt und wohne seit 15<br />

Jahren im Wohnheim. Im November<br />

2009 bin ich in die Gruppe 3 gezogen.<br />

Mir gefällt es hier sehr gut. Es<br />

ist immer etwas los. Wenn ich etwas<br />

Ruhe brauche, mache ich gerne Entspannungsbä<strong>der</strong>,<br />

höre Musik o<strong>der</strong><br />

gehe spazieren. Wenn wir Ausflüge<br />

machen, bin ich sofort mit von <strong>der</strong> Partie<br />

und es macht mir sehr viel Spaß, mit <strong>der</strong><br />

Gruppe etwas zu unternehmen.<br />

Engel Nr. 5: Hallo, ich heiße Andrea. Ich<br />

bin 39 Jahre alt und wohne seit 6 Jahren<br />

im Wohnheim. Ich bin das zweite<br />

Mädel und <strong>der</strong> Ruhepol <strong>der</strong> Gruppe.<br />

Am liebsten male ich in meinen<br />

Malbüchern. Davon habe ich eine<br />

ganze Menge. Ich bin sehr offen<br />

für neue Sachen und probiere auch<br />

mal an<strong>der</strong>e Dinge aus, wie z.B. <strong>bei</strong>m<br />

Kochen helfen. Ich bin sehr hilfsbereit.<br />

Seit Mai 2010 mache ich <strong>bei</strong> unserer<br />

Sportgruppe mit. Dort bewegen wir uns<br />

mit Spaß und Spiel. Das macht mir viel Freude.<br />

Engel Nr. 6: Hallo, ich heiße Franz. Ich bin<br />

59 Jahre alt und wohne seit Dezember<br />

2009 in <strong>der</strong> Gruppe 3. Vorher habe ich<br />

mit meinem Bru<strong>der</strong> alleine in einem<br />

Haus gewohnt. Mir gefällt es sehr gut<br />

im Wohnheim. Ich rauche sehr gerne<br />

Pfeife und Zigarillos und trinke ab<br />

und zu auch gern mal ein Bierchen.<br />

Ich erledige gerne kleinere Aufgaben,<br />

wie z.B. Getränkekisten in den Keller<br />

bringen o<strong>der</strong> im Winter auf dem Hof<br />

Schnee zu schippen. Schließlich bin ich<br />

stark und habe Kraft. Ich habe mich sehr gut<br />

in <strong>der</strong> Gruppe eingelebt und es macht mir Spaß, dort zu wohnen.<br />

Mir wird es nie langweilig, denn es ist immer etwas los <strong>bei</strong> uns.<br />

Engel Nr. 7: Hallo, ich heiße Helmut. Ich bin<br />

32 Jahre alt und wohne seit Oktober 2009<br />

in <strong>der</strong> Gruppe 3. Ich bin <strong>der</strong> Musiker <strong>der</strong><br />

Gruppe. Meine Hobbys sind Flöte<br />

und Fee-Harfe spielen. Dies kann<br />

ich sehr gut und die Gruppe hört<br />

mir gern <strong>bei</strong>m Musizieren zu. Darauf<br />

bin ich stolz. Ich wohne gern<br />

im Wohnheim. Die Leute sind nett<br />

und wir machen viele Ausflüge o<strong>der</strong><br />

ähnliches. Außerdem helfe ich sehr<br />

gern <strong>bei</strong>m Kochen mit, d.h. ich schneide<br />

gern Obst und Gemüse klein. Ich<br />

ar<strong>bei</strong>te sehr gerne in <strong>der</strong> WfB. Die Ar<strong>bei</strong>t<br />

macht mir Spaß und meine Kollegen sind auch<br />

sehr nett zu mir. Seit Mai 2010 mache ich <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Sportgruppe<br />

mit, denn ich bewege mich mit Freude in <strong>der</strong> Natur.


Am Samstag und Sonntag, 10. und 11.Juli 2010,<br />

war es endlich soweit. Bewohner <strong>der</strong> Wohnheime <strong>der</strong><br />

<strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Ostallgäu</strong> stellten ihre selbst gemalten<br />

Bil<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Galerie Webams aus. In den Monaten<br />

zuvor war dafür sehr viel Vorbereitungsar<strong>bei</strong>t notwendig.<br />

Vorausgegangen war folgendes:<br />

Mariola Komraus, Gruppenleiterin in <strong>der</strong> Hans-<br />

Böckler-Straße bietet schon lange Einzelnen o<strong>der</strong><br />

auch in Kleingruppen das Malen an. So entstanden schon einige<br />

wun<strong>der</strong>schöne Werke. Im Sommer 2008 <strong>bei</strong>m Jubiläumsfest im<br />

Wohnheim in <strong>der</strong> Hans-Böckler-Straße stellten wir zum ersten Mal<br />

die Werke <strong>der</strong> Bewohner und Bewohnerinnen aus. Viele waren<br />

begeistert und so wagten wir den Schritt, die Bil<strong>der</strong> <strong>der</strong> breiten<br />

Öffentlichkeit zu zeigen.<br />

Wir konnten den Künstler Menni Bachauer gewinnen, uns seine<br />

Galerie in Webams zur Verfügung zu stellen. Menni Bachauer und<br />

seine Frau Carmen halfen uns <strong>bei</strong> <strong>der</strong> professionellen Darbietung<br />

<strong>der</strong> einzelnen Bil<strong>der</strong>, sodass in diesen Räumlichkeiten die durchaus<br />

sehr aussagekräftigen Bil<strong>der</strong> auch gut zur Geltung kamen.<br />

Die Eröffnungsrede übernahm Wolfgang Kimmig und Mariola<br />

Komraus erklärte den Besuchern die Entstehung <strong>der</strong> Bil<strong>der</strong>.<br />

Die Begeisterung <strong>der</strong> Künstler und <strong>der</strong> Stolz war den Künstlern<br />

anzusehen. Musikalisch umrahmt wurde die Eröffnung von einer<br />

Saxophongruppe und für das leibliche Wohl war auch Bestens<br />

gesorgt.<br />

An den zwei Tagen mit strahlendem Sonnenschein und sehr<br />

vielen Ausstellungsbesuchern kamen gute Gespräche zustande<br />

und es herrschte eine tolle Atmosphäre. Voller Stolz zeigten die<br />

Künstler ihre Bil<strong>der</strong> und erklärten auch, wie sie die Bil<strong>der</strong> gemalt<br />

hatten. Alle Bil<strong>der</strong> hatten einen Titel, <strong>der</strong> zum Teil auch von den<br />

Malern selbst ausgesucht wurde.<br />

Engel Nr. 8: Hallo, ich heiße Max. Ich bin 47 Jahre alt und wohne<br />

seit 27 Jahren im Wohnheim. Im November 2009 bin ich in die<br />

Gruppe 3 gezogen. Dort habe ich mich sofort<br />

wohl und heimisch gefühlt. Ich gehe gerne<br />

auf Ausflüge mit, schaue im Zimmer fern,<br />

höre Musik o<strong>der</strong> gehe mit <strong>der</strong> Gruppe zum<br />

Essen. Die Allgäuer Zeitung lese ich auch<br />

sehr gern und da<strong>bei</strong> hebe ich sie lange<br />

in meinem Zimmer auf. Was ich nicht so<br />

mag ist, spazieren gehen und einfach<br />

nur rumhocken. Jeden Dienstag gehe<br />

ich in <strong>der</strong> WfB in den VHS-Kurs. Dort<br />

üben wir lesen, schreiben und rechnen.<br />

Das finde ich super.<br />

Engel Nr. 9: Hallo, ich heiße Christian. Ich bin<br />

37 Jahre alt und wohne seit Dezember 2009 in <strong>der</strong> Gruppe 3.<br />

Meine Hobbys sind fernsehen, am liebsten „Gute Tage“ (Gute<br />

39<br />

Luag nei 57<br />

An diesem Wochenende wurden viele Bil<strong>der</strong> verkauft (vor<br />

allen Dingen sehr zur Freude <strong>der</strong> Künstler) und vom Erlös wurden<br />

wie<strong>der</strong> Farben, Rahmen und sonstige Utensilien, die für das Bil<strong>der</strong><br />

Gestalten notwendig sind, gekauft.<br />

Es war ein rundum gelungenes Wochenende. Die Mitar<strong>bei</strong>ter<br />

und Mitar<strong>bei</strong>terinnen <strong>der</strong> Hans-Böckler-Straße organisierten,<br />

bauten auf, halfen, stellten ein großartiges Buffet auf die Beine,<br />

backten Kuchen, kochten Kaffee und und und… und dies alles<br />

mit sichtlicher Begeisterung.<br />

An dieser Stelle noch ein recht herzliches Dankeschön an alle<br />

Helfer und Helferinnen und natürlich an Menni und Carmen,<br />

ganz wun<strong>der</strong>volle Menschen, die uns dies erst ermöglichten, und<br />

weil es so schön war – wir dürfen wie<strong>der</strong>kommen! Für das Jahr<br />

2012 ist die nächste Ausstellung <strong>der</strong> Wohnheime in <strong>der</strong> Galerie<br />

Webams geplant.<br />

Ursula Langowski<br />

f a r b e n f r o h<br />

Bil<strong>der</strong>ausstellung von Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung<br />

Fotos von <strong>der</strong> Ausstellung siehe Umschlagrückseite<br />

Zeiten, Schlechte Zeiten), mit meinen Stofftieren<br />

spielen, malen und Musik hören. Was ich<br />

nicht leiden kann, ist das frühe Aufstehen,<br />

wenn ich in die Ar<strong>bei</strong>t muss. Ich schlafe<br />

lieber lange und ausgiebig aus. Ich<br />

wohne gerne im Wohnheim. Dennoch<br />

bin ich am Wochenende sehr gerne zu<br />

Hause <strong>bei</strong> meiner Mama und meinen<br />

Tieren. Seit Mai 2010 mache ich <strong>bei</strong> <strong>der</strong><br />

Sportgruppe mit, denn ich bin gern an <strong>der</strong><br />

frischen Luft. Außerdem bin ich sehr sportlich.<br />

Ich kann Liegestützen machen und auch ein bisschen<br />

Breakdance.<br />

So, jetzt haben wir uns alle vorgestellt. Wie schon gesagt, findet<br />

ihr uns in <strong>der</strong> HaBö ganz oben, dem Himmel ganz nah.<br />

Dani Götz und Eva Schuster


Schnell verging das erste Jahr für den neuen Werkstattrat<br />

<strong>der</strong> Wertachtal-Werkstätten. Die 7 Werkstatträte hatten da<strong>bei</strong><br />

interessante Aufgaben zu bewältigen.<br />

Wir hatten ja bereits in <strong>der</strong> Juli-Ausgabe <strong>der</strong> Luag nei informiert,<br />

dass ein Werkstattrat die Interessen und Anliegen <strong>der</strong><br />

Menschen mit Handicap in <strong>der</strong> Werkstatt vertritt. Dies sind immerhin<br />

bald 500 Personen in Marktoberdorf, Neugablonz und<br />

Kaufbeuren. Und da wir in allen wichtigen Entscheidungen und<br />

Planungen ein Mitwirkungsrecht haben, kam da einiges zusammen,<br />

<strong>bei</strong> dem die Mitar<strong>bei</strong>t des Werkstattrates gefragt war. Natürlich<br />

Das erste spannende Jahr des Werkstattrates<br />

Ein Jahr <strong>der</strong> vielen Ereignisse<br />

können wir nicht von allen Gesprächen und Einsätzen berichten,<br />

doch heute nehmen wir es zum Anlass, einen kleinen Überblick<br />

über die große Vielfalt <strong>der</strong> Themen zu zeigen.<br />

Um mehr Kenntnis von den Mitwirkungsmöglichkeiten zu erfahren<br />

und Sicherheit durch praktische Übungen wie Rollenspiele<br />

zu erlangen, nahmen die drei neu gewählten Werkstatträte, Herr<br />

Knab, Herr Finsterbusch, Frau Geiger an mehreren Fortbildungen<br />

teil.<br />

Monatliche Sitzungen<br />

In monatlichen Sitzungen des Werkstattrates besprechen<br />

wir die Problematiken und überlegen zusammen mit unserer<br />

Vertrauensperson, Herr Krätschmer, wie unseren Anliegen am<br />

besten Gehör verliehen <strong>werden</strong> kann. Es gilt da<strong>bei</strong> konstruktive<br />

Strategien zu entwickeln, gute Sachargumente zu sammeln, und<br />

eine angemessene Vorgehensweise zu finden. Oftmals formulieren<br />

wir unsere Anliegen schriftlich mit <strong>der</strong> Bitte um Antwort.<br />

In regelmäßigen Gesprächen mit <strong>der</strong> Werkstattleitung o<strong>der</strong><br />

Geschäftsführung <strong>werden</strong> wir zu aktuellen Themen und Vorhaben<br />

befragt wie z. B. <strong>der</strong> Betrieburlaubsregelung, Prämienzahlung,<br />

baulichen Vorhaben, Sicherheitsfragen o<strong>der</strong> sonstigen Neuerungen<br />

in <strong>der</strong> Werkstatt. Diese Gespräche sind sehr sinnvoll,<br />

weil wir damit ins aktuelle Geschehen eingebunden sind. Allerdings<br />

muss man sehr da<strong>bei</strong> aufpassen, was man <strong>bei</strong> diesen<br />

Gesprächen sagt. Lei<strong>der</strong> fallen die Gespräche manchmal aus<br />

terminlichen Gründen des Geschäftsführers aus, ohne dass wir<br />

informiert <strong>werden</strong>. Hier<strong>bei</strong> hoffen wir noch auf Besserung seitens<br />

des Geschäftsführers.<br />

Im Februar dieses Jahres hatten wir die Werkstatträte aus<br />

Kempten, Mindelheim, Memmingen und Lindenberg zum Regionaltreffen<br />

in die Wertachtal-Werkstätten eingeladen. Thema war<br />

unter an<strong>der</strong>em ein Info- und Erfahrungsaustausch über den Umgang<br />

und die Unterstützungsmöglichkeiten für die Beschäftigten,<br />

die aufgrund von Alter o<strong>der</strong> gesundheitlichen Problemen einem<br />

40<br />

Luag nei 57<br />

Wertachtal<br />

Werkstätten<br />

Leistungsabbau unterliegen.Solche Austauschtreffen sind recht<br />

interessant, da wir von den Vorgehensweisen und Regelungen<br />

aus an<strong>der</strong>en Werkstätten erfahren wie z. B. über Lohnsysteme,<br />

För<strong>der</strong>angebote, Teilzeitmöglichkeiten usw.<br />

Interessante Themen<br />

Interessante Themen, <strong>bei</strong> denen sich <strong>der</strong> Werkstattrat im letzten<br />

Jahr für Verbesserungen in den Wertachtal-Werkstätten mit Erfolg<br />

eingesetzt hatte, waren unter an<strong>der</strong>em auch die viel Ärgernis<br />

hervorgerufenen neuen Toilettenpapierhalterungen.<br />

Hier<strong>bei</strong> wurden vom Personal nochmals Erleichterungen<br />

für uns durch eine Informationsveranstaltung bewirkt.<br />

Bei einer Betriebsbegehung wurden Mängel <strong>bei</strong><br />

<strong>der</strong> Essenssituation in <strong>der</strong> P-Werkstatt Marktoberdorf<br />

festgestellt, wonach uns hinsichtlich <strong>der</strong> Warmhaltung<br />

<strong>der</strong> Speisen und <strong>der</strong> Essensausgabe schriftlich Verbesserungen<br />

zugesagt wurden.<br />

Eine große Verbesserung für Menschen mit starker Gehbeeinträchtigung<br />

o<strong>der</strong> Rolli-Benutzern wird die Installation<br />

von automatischen Türöffnern <strong>bei</strong> den schweren Brandschutztüren<br />

zu Gruppenräumen o<strong>der</strong> <strong>bei</strong> Verbindungstüren sowohl<br />

in Marktoberdorf als auch in <strong>der</strong> Porschestraße 30 darstellen.<br />

Für diese Erleichterung des Ar<strong>bei</strong>tsalltages durch bedienbare<br />

Türen für Menschen mit Körperbehin<strong>der</strong>ung hatte sich <strong>der</strong> Werkstattrat<br />

mit Erfolg stark gemacht. Somit hoffen wir auf baldige<br />

Umsetzung <strong>der</strong> schriftlich zugesicherten Verbesserungen durch<br />

die Geschäftsführung.<br />

Ihr seht also, <strong>der</strong> Werkstattrat hat Mitwirkungsmöglichkeiten.<br />

Und berechtigte Anliegen <strong>werden</strong> Ernst genommen, diskutiert<br />

und nach Verbesserungen wird gesucht. Wichtig ist da<strong>bei</strong> immer,<br />

sachliche Argumente vorzubringen, den richtigen Stil und die richtigen<br />

Worte zu wählen, wie es sich einfach in <strong>der</strong> Zusammenar<strong>bei</strong>t<br />

unter Menschen gehört. Wir danken hier<strong>bei</strong> für die Unterstützung<br />

durch unsere Vertrauensperson sowie den Werkstattleitern und <strong>der</strong><br />

Geschäftsführung die unsere Anliegen ernst genommen haben.<br />

Werkstattrat <strong>der</strong> Wertachtal-Werkstätten


29. <strong>Ostallgäu</strong>er Behin<strong>der</strong>ten-Schwimmfest<br />

Erfolgreiche Teilnehmer<br />

Wie<strong>der</strong> einmal waren die Teilnehmer <strong>der</strong> Wertachtal-Werkstätten<br />

sehr erfolgreich. Beim überregionalen Schwimmfest mit nahezu<br />

100 Teilnehmern aus Werkstätten und Behin<strong>der</strong>tensportverbänden<br />

am 13.11.10 im Hallenbad Kaufbeuren waren wir erneut die teilnehmerstärkste<br />

Mannschaft. Dafür gab es einen schönen Pokal.<br />

Erfolgreichste Einzel-Starter waren Guido Lüdecke mit einem 1.<br />

Platz über 25 m Brust, Robert Frei mit einem 2.Platz über 50 m<br />

Brust und unser jüngster Teilnehmer Christian Rauner mit einem 3.<br />

Platz über 50 m Brust. Unsere <strong>bei</strong>den Staffeln erzielten ebenfalls<br />

ausgezeichnete Ergebnisse. Die Staffel Wertach-Racer erreichte<br />

den 3. Platz und die „Burondelfine“ wurden siebte.<br />

Alle Teilnehmer <strong>der</strong> Wertachtal-Werkstätten konnten ihre<br />

bisherigen persönlichen Bestleistungen steigern und erreichten<br />

hervorragende Platzierungen im vor<strong>der</strong>en Teilnehmerfeld. Die<br />

Mannschaft setzte sich diesmal zusammen aus Silvio Finsterbusch,<br />

Robert Frei, Björn Fuchs, Andreas Glaß, Georg Haug, Heike John,<br />

Tobias Keil, Markus Knab, Guido Lüdecke, Manfred Memmel,<br />

Daniel Mittelmeier, Oliver Raabe, Christian Rauner, Lilija Riss<br />

und Norbert Waldmann. Etwa die Hälfte <strong>der</strong> Teilnehmer hatte<br />

Gelegenheit, sich im Rahmen des Projektes „Schwimmtraining“<br />

gezielt auf diesen Wettkampf vorzubereiten. In <strong>der</strong> Vorbereitung<br />

Menschen mit Handicap aus ganz<br />

Bayern, gleich ob geistig, seelisch o<strong>der</strong><br />

körperlich bedingt, die in irgendeiner Form<br />

noch einer WfBM zugehörig sind (Außenar<strong>bei</strong>tsplatz,<br />

Vermittlungsphase, Inklusionsprojekt<br />

o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Einrichtung selbst),<br />

treffen sich alljährlich zu landesweit organisierten<br />

Tischtennisturnieren. Sie kommen<br />

da<strong>bei</strong> überwiegend aus Einrichtungen <strong>der</strong><br />

<strong>Lebenshilfe</strong>, jedoch auch von Werkstätten<br />

<strong>der</strong> Caritas, Diakonie, Regens-Wagner usw.<br />

Gleich welches Handicap o<strong>der</strong> von welcher<br />

Einrichtung, sie alle verbindet das Interesse<br />

am Tischtennisspiel. So nehmen jedes<br />

41<br />

Luag nei 57<br />

auf den Jubiläumswettkampf nächstes Jahr sollte dieses Training<br />

daher nicht fehlen und eventuell sogar bereichsübergreifend<br />

angeboten <strong>werden</strong>. Auf alle Fälle freuen wir uns schon auf das<br />

Schwimmfest im nächsten Jahr.<br />

Petra Böhm<br />

Bayerischer Vizemeister im Tischtennis<br />

2. Mannschaft von links: Thomas Martsch, Hans Peter<br />

Mayr, Günter Thomas, Franz Lepschy<br />

Jahr aus ganz Bayern ca. 50 Herrenmannschaften<br />

am Wettbewerb zur Süd- o<strong>der</strong><br />

Nordbayerischen Meisterschaft teil, die<br />

in je 6 Leistungsklassen organisiert sind.<br />

Die jeweils besten 2 Mannschaften aus<br />

den Nord- und Südligen treffen sich im<br />

Herbst zur Ausspielung <strong>der</strong> Bayerischen<br />

Meisterschaft in <strong>der</strong> jeweiligen Liga.<br />

Nach dem Gewinn <strong>der</strong> Südbayerischen<br />

Meisterschaft durch die 1. Herrenmannschaft<br />

in <strong>der</strong> höchsten Spielliga und dem<br />

Titel des Südbayerischen Vizemeisters<br />

für die 2. Herrenmannschaft in <strong>der</strong> dritthöchsten<br />

Liga im Frühjahr diesen Jahres,<br />

hatten sich <strong>bei</strong>de Mannschaften für<br />

das bayernweite Finale am 9. Oktober<br />

in Höchstädt an <strong>der</strong> Donau qualifiziert.<br />

Die 2. Mannschaft mit Günter Thomas,<br />

Thomas Martsch, Franz Lepschy und Hans<br />

Peter Mayer konnte ihr bis dahin bestes Ergebnis<br />

mit einem 3. Platz in <strong>der</strong> Landesliga<br />

(vor<strong>der</strong>es Mittelfeld) erzielen.<br />

Steffen Walther, Christian Schelchshorn,<br />

Silvio Finsterbusch und Willibald Köhler,<br />

holten durch eindrucksvolle Spielweise und<br />

geschlossen gute Mannschaftsleistung den<br />

Titel des Bayerischen Vizemeisters in <strong>der</strong><br />

höchsten Spielliga, und sind damit zweitbeste<br />

Mannschaft in Bayern <strong>bei</strong> diesem<br />

Turnier.<br />

Der Erfolg war das Sahnehäubchen<br />

und hat zum exzellenten Genuss geführt.<br />

Der Boden des Erfolgs war jedoch die Kameradschaft<br />

über das jeweilige Handicap<br />

hinaus und über die Grenzen <strong>der</strong> verschiedenen<br />

Betriebsstätten hinweg. Das Interesse<br />

und <strong>der</strong> Einsatz für ein gemeinsames Ziel<br />

standen <strong>bei</strong> den Vorbereitungen und <strong>bei</strong>m<br />

Wettbewerb im Vor<strong>der</strong>grund.<br />

Diese Verbundenheit über Begrenzungen<br />

hinweg ist <strong>bei</strong>spielhaft und allein<br />

für sich bereits ein großer Erfolg.<br />

Martin Krätschmer<br />

1. Mannschaft von links: Willibald Köhler, Christian<br />

Schelchshorn, Silvio Finsterbusch, Steffen Walther


07.08.2011 bis 14.08.2011<br />

Reiseleiterin: Gisela Dollinger und Team<br />

(2 bis 3 Begleiter)<br />

WfbM Beschäftigte 12 bis 14 Personen<br />

Jugendherberge / Mehrbettzimmer<br />

Vollpension<br />

max. 2 Personen<br />

mit Kleinbussen ab/bis Kaufbeuren, Porschestr. 30<br />

€ 380,- (Fahrt, Unterkunft, Verpflegung, Eintritte, Aus-<br />

€ landskrankenversicherung) €<br />

ca. € 100,- (Assistenz, Begleitung, Personalkosten für<br />

Selbstzahler) Bei Anspruch auf Verhin<strong>der</strong>ungspflege<br />

wird über die Pflegekasse abgerechnet.<br />

Allgemeine Bestimmungen<br />

42<br />

Luag nei 57<br />

06.08.2011 bis 13.08.2011<br />

Reiseleiter: Stefan Gerlach und Team<br />

(2 bis 3 Begleiter)<br />

WfbM Beschäftigte 12 bis 14 Personen<br />

Hotel / Mehrbettzimmer<br />

Vollpension<br />

max. 2 Personen<br />

mit Kleinbussen ab/bis Marktoberdorf, WfbM<br />

€ 410,- (Fahrt, Unterkunft, Verpflegung, Eintritte, Auslandskrankenversicherung)<br />

ca. € 100,- (Assistenz, Begleitung, Personalkosten für<br />

Selbstzahler) Bei Anspruch auf Verhin<strong>der</strong>ungspflege<br />

wird über die Pflegekasse abgerechnet.<br />

Eine Teilnahme ist für Werkstattbeschäftigte alle zwei Jahre möglich. Die schriftliche Anmeldung ist ab 11.01.2011 bis zum 21.01.2011<br />

in <strong>der</strong> WfbM z. Hd. Frau Dollinger bzw. Herrn Gerlach einzureichen.<br />

- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -<br />

Anmeldung<br />

Ich melde mich verbindlich für folgende Reise an:<br />

Reiseziel:________________________________<br />

Name / Vorname: _____________________________________ Geburtsdatum: ______________________<br />

Adresse: ___________________________________________ Telefon: __________________________<br />

Rollstuhlfahrer: ( ) ja ( ) nein Verhin<strong>der</strong>ungspflege ( ) ja ( ) nein<br />

_______________________________<br />

Unterschrift Teilnehmer / ges. Betreuer<br />

Ferienfreizeiten 2011<br />

<strong>der</strong> Wertachtal-Werkstätten GmbM Kaufbeuren – Marktoberdorf<br />

Für Beschäftigte <strong>der</strong> Wertachtal-Werkstätten, die nicht im Wohnheim wohnen<br />

Sommerurlaub in <strong>der</strong> traumhaften Berglandschaft BRIXENS<br />

Ferien in Brixen – das heißt Erholung inmitten <strong>der</strong> Bergwelt Südtirols.<br />

Dies garantiert eine Abwechslung zwischen Kultur-, Aktiv-<br />

und Entspannungsurlaub.<br />

Wir wohnen im Ortszentrum Brixens, <strong>der</strong> drittgrößten Stadt Südtirols.<br />

Von dort aus haben wir einen idealen Ausgangspunkt um<br />

am regen Stadtleben, den bunten Wochenmärkten und Laubengeschäften,<br />

dem Baden in Naturseen, <strong>der</strong> Besichtigung eines<br />

Weingutes teilzunehmen und das Erleben <strong>der</strong> Bergwelt inmitten<br />

einer einzigartigen Landschaftskulisse zu genießen.<br />

Sommerurlaub am Kalterer See in den Weinbergen TRAMINS<br />

Ebenfalls in <strong>der</strong> schönen Südtiroler Bergwelt liegt das Rechtenthal-Haus,<br />

ca. 3 km vom Kalterer See entfernt, inmitten <strong>der</strong><br />

Weinberge Tramins.<br />

Die Sonnenterasse und das Schwimmbad des Hotels laden ein<br />

zum Entspannen und <strong>der</strong> Besitzer <strong>der</strong> Pension führt uns durch<br />

die eigenen Weingärten.<br />

Eine Fahrt mit <strong>der</strong> Mendelbahn auf den Mendelpass ist ebenso<br />

geplant wie Ausflüge nach Kaltern und Meran.


Unsere wun<strong>der</strong>schöne Ferienfreizeit<br />

in Altenmarkt im Pongau!<br />

Ende August bin ich, gemeinsam mit<br />

Frau Böhm, Herrn Rau, Frau Schmid sowie<br />

Sebastian, Norbert, Josef, Martin, Hermann,<br />

Marcus, Robert, Oliver, Elisabeth<br />

und Heike nach Altenmarkt im Pongau im<br />

wun<strong>der</strong>schönen Österreich gefahren. Da<br />

auf <strong>der</strong> A8 nach München eine Baustelle<br />

gemeldet war, sind wir quasi quer durch die<br />

Pampa, also über Marktoberdorf, Schongau<br />

und Bad Tölz, zum Chiemsee und dort<br />

sind wir auf <strong>der</strong> A8 weitergefahren. Was<br />

nicht schlecht war, denn so sind wir mitten<br />

durch das Herz Oberbayerns mit unseren<br />

Bussen gefahren, und die Landschaft ist<br />

dort einfach herrlich! Die Fahrt war sehr<br />

lustig, was auch daran lag, dass Josef einen<br />

so komischen Humor hat.<br />

Kaum in Altenmarkt in unserem Jugendhotel<br />

angekommen, bezogen wir schon<br />

unsere Zimmer und Betten. Ich schlief gemeinsam<br />

in einem Zimmer mit Sebastian,<br />

Norbert sowie Hermann und Martin. Wir<br />

hatten einen Pool, in dem man schwimmen<br />

konnte, auch einen Internetzugang, an dem<br />

man gut kleben konnte, wenn man das<br />

Internet heiß und innig liebt, sowie einen<br />

Discoraum, und natürlich - einen Kicker<br />

und Tischtennisraum, in dem wir uns auch<br />

häufig aufhielten. Frühstück und Abendessen<br />

gab es immer vom Büffet, das köstlich<br />

war. Aber nun zu unseren Ausflügen: Wir<br />

fuhren auf das bekannte Gestüt „Gut Ai<strong>der</strong>bichl“,<br />

auf dem Tiere leben, die man quasi<br />

43<br />

vor dem Schlimmsten gerettet<br />

hat, die aber auch<br />

Krankheiten haben, und<br />

die wahrscheinlich je<strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>e hätte einschläfern<br />

lassen. Das Gestüt ist sehr schön, ich war<br />

sogar insgesamt dreimal schon dort, aber<br />

<strong>bei</strong> unserem Besuch habe ich es noch genauer<br />

kennengelernt. Es gibt dort Pferde,<br />

Esel, Kühe, Hunde und Katzen, Hühner,<br />

sowie Hasen. Ich sagte sogar, das wäre<br />

eine mo<strong>der</strong>ne Arche Noah.<br />

Wir sind auch mal wan<strong>der</strong>n gegangen,<br />

auf eine Hütte. Ihr könnt euch gar nicht<br />

vorstellen, wie zauberhaft es ist, wenn man<br />

in den Bergen wan<strong>der</strong>t und man sieht den<br />

Enzian, das Fingerkraut, all diese Blumen<br />

blühen! Auf <strong>der</strong> Hütte war sogar ein Gipfelkreuz,<br />

wo wir auch Rast machten. Ich habe,<br />

als wir weitergegangen sind, mit Sebastian<br />

geratscht, wir haben sehr viel miteinan<strong>der</strong><br />

geredet. Wir waren auch mal in dem Salzbergwerk<br />

in <strong>der</strong> Nähe von Salzburg, das<br />

war ganz lustig und interessant, vor allem<br />

weil wir da mit einem Bergzug in den Tunnel<br />

fuhren. Aber was das Beste war, war<br />

die Führung. Uns wurde alles erklärt, wie<br />

dieses Bergwerk entstand.<br />

Diese Knochenar<strong>bei</strong>t kann<br />

man sich heutzutage nicht<br />

mehr vorstellen.<br />

Am Zauchensee waren<br />

wir natürlich auch,<br />

wir fuhren sogar mit dem<br />

Boot. Das Faszinierende<br />

an dem See ist: Er ist so<br />

klar, dass man alle Forellen<br />

gut sehen konnte, egal<br />

wie tief o<strong>der</strong> hoch sie im<br />

Wasser schwammen, und<br />

die Kulisse um uns herum<br />

war einfach unbeschreiblich.<br />

Wir in unseren Booten<br />

mitten auf dem See und<br />

um uns herum die Berge mit grasenden<br />

Kühen auf <strong>der</strong> Wiese. Wir sind sogar an<br />

die Ursprungsquelle des Sees gewan<strong>der</strong>t,<br />

also nicht ganz den Berg hinauf, aber<br />

trotzdem, dies war ein Highlight! Und<br />

es ist wirklich Wahnsinn was da so alles<br />

Luag nei 57<br />

blüht, Vom Fingerkraut, bis zu allen möglichen<br />

Bergblumen. Hinterher waren wir<br />

in einem Ausflugskaffee am Zauchensee,<br />

wo sich fast alle das Eis „Heiße Liebe“ bestellt<br />

haben. Und wir hatten sogar eine<br />

Fußballmannschaft im Hotel, die echte<br />

„Preußen“(Spaß) waren: Der FC Husum,<br />

aus Nordeutschland. „Preußen“ habe ich<br />

deswegen hingeschrieben, da sie von uns<br />

ein paar bayerische Wörter auf Hochdeutsch<br />

übersetzt wissen wollten. Sie haben sogar<br />

gegen die Mannschaft des TSV Altenmarkt<br />

gespielt und gewonnen.<br />

Und in Altenmarkt waren wir. Wir haben<br />

uns dort die Kirche angesehen, und waren<br />

in einem Zeitungsladen, wo ich eine „Süddeutsche“<br />

kaufte. Und abends im Hotel,<br />

da hatten wir unser eigenes Programm,<br />

da konnte ein je<strong>der</strong> tun, was er wollte. Ich<br />

hab zum Beispiel einmal sogar mit den<br />

Husumern „Soko Leipzig“ angesehen, was<br />

mich somit zum Fan <strong>der</strong> Serie machte. Gott<br />

sei dank sind wir aber trotzdem nicht so viel<br />

zum Fernsehen gekommen, eigentlich gar<br />

nicht. Außer noch <strong>bei</strong>m Franz Beckenbauer-<br />

Abschiedsspiel, aber das waren aus unser<br />

Gruppe nur Nope, ich und Basti. Und es<br />

gab sogar ein Restaurant in <strong>der</strong> Ortschaft,<br />

das „Arche Noah“ hieß. Einmal sind wir<br />

dort eingekehrt. Man kann dort italienische,<br />

deutsche und österreichische Spezialitäten<br />

essen, war total cool! Am letzten Abend,<br />

haben wir mit einer Gruppe <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong><br />

Starnberg einen Disco-Abend gemacht, anlässlich<br />

eines Geburtstages. Tja, dann hieß<br />

es Sachen packen und: Servus Österreich.<br />

Lei<strong>der</strong> hatte es am Abreisetag geregnet.<br />

In Huglfing haben wir dann zu Mittag gegessen,<br />

ich habe mir ein Lüngerl bestellt,<br />

das hervorragend schmeckte! Wir kamen<br />

am Nachmittag gut und wohlbehalten in<br />

Kaufbeuren an.<br />

Fazit: Gerne würden wir dort wie<strong>der</strong> hin!<br />

Johannes Eberhardt


Herbstausflug des Eltern<strong>bei</strong>rats<br />

Am 3. Oktober jährte sich zum 20.<br />

Male die Wie<strong>der</strong>vereinigung <strong>der</strong> <strong>bei</strong>den<br />

deutschen Staaten. Dass dies ein glücklicher<br />

Tag für uns Deutsche war, braucht<br />

wohl nicht beson<strong>der</strong>s erwähnt zu <strong>werden</strong>.<br />

Und dass die Wie<strong>der</strong>vereinigung so problemlos<br />

und ohne Gewalt über die Bühne<br />

ging, war ein Glücksfall. Wir hätten vor<br />

Jahren nicht für möglich gehalten, dass dies<br />

sobald Wirklichkeit <strong>werden</strong> könnte. Und in<br />

dankbarer Erinnerung daran haben sich<br />

alle Ausflugteilnehmer in <strong>der</strong> Gaststätte<br />

von ihren Plätzen erhoben und spontan<br />

unsere Nationalhymne gesungen und das<br />

mit einer Begeisterung, die einmalig war.<br />

Unser heuriger Herbstausflug führte<br />

uns in den Norden des Landkreises und<br />

zwar nach Waal. Wir versammelten uns<br />

im Gasthof zur Post und spazierten dann<br />

gemeinsam zum Waaler Passions-Festspielhaus.<br />

Dort bekamen wir eine Führung<br />

44<br />

durchs Haus und einen sehr interessanten<br />

und lehrreichen Vortrag über die Waaler<br />

Spieltradition, die bis ins Jahr 1791 lückenlos<br />

nachgewiesen <strong>werden</strong> kann. Waal ist<br />

die kleine Konkurrenz zu den Festspielen<br />

in Oberammergau, die eine halbe Million<br />

Zuschauer aus <strong>der</strong> ganzen Welt anlockten.<br />

Die nächsten Passionsspiele in Oberammergau<br />

sind erst wie<strong>der</strong> 2020, in Waal<br />

bereits im Jahr 2012.<br />

Nach dem Theaterbesuch ging es zu<br />

Fuß durch den Ort wie<strong>der</strong> zurück in den<br />

Saal vom Gasthof zur Post, wo unser Hausmusiker<br />

Manfred schon auf uns wartete.<br />

Nach einer kurzen Begrüßung <strong>der</strong> Gäste<br />

ging es dann auch gleich richtig los und<br />

Herr Weikert eröffnete die Veranstaltung<br />

mit den Oktoberfest-Worten des Münchner<br />

Oberbürgermeisters mit einem kräftigen<br />

„O’zapft is!“. Es folgte dann die schon<br />

traditionelle Polonaise, die uns richtig in<br />

Luag nei 57<br />

Stimmung brachte.<br />

Kaffee und Torte unterbrachen dann<br />

das Treiben auf <strong>der</strong> Tanzfläche und als<br />

endlich alle mal ihre Plätze eingenommen<br />

hatten, konnte durchgezählt <strong>werden</strong>. Wir<br />

waren 82 Personen und <strong>der</strong> Saal war bis<br />

auf den letzten Platz belegt. Die Stimmung<br />

war großartig, es wurde viel getanzt, nur<br />

unterbrochen durch die schon zur Genüge<br />

bekannte „Reise nach Jerusalem“. Den<br />

ersten Platz machte eine junge Dame, die<br />

eine Perlenkette überreicht bekam.<br />

Lei<strong>der</strong> war das Interesse <strong>der</strong> Eltern unserer<br />

Kin<strong>der</strong> an dem Ausflug wie<strong>der</strong> sehr<br />

gering. Ich weiß nicht, was man bieten<br />

muss, damit mehr Erwachsene kommen.<br />

Die Zeit verging wie im Flug und die<br />

ersten Gäste verabschiedeten sich. Es war<br />

ein sehr schöner Nachmittag.<br />

Heinz Weikert


Bürogruppe<br />

macht Urlaub<br />

in <strong>der</strong> Heimat<br />

Nach langen Vorüberlegungen ging<br />

es am Montag, 04.10.10, <strong>bei</strong> strahlendem<br />

Sonnenschein endlich los. Um 9.00 Uhr<br />

machten wir uns auf den Weg in die Freizeitmaßnahme<br />

nach Pfaffenhausen. Nach<br />

einer halben Stunde Fahrt machten wir<br />

einen Zwischenstopp in Mindelheim. Dort<br />

schauten wir uns die Mindelburg an. Nach<br />

<strong>der</strong> Burgbesichtigung ging es um die Mittagszeit<br />

in die Stadt zum Pizzaessen und<br />

danach zum Kaffeetrinken. Am Nachmittag<br />

machten wir noch einen Stadtrundgang<br />

durch Mindelheim. Am späten Nachmittag<br />

kamen wir auf dem Hertle-Hof an. Nach<br />

<strong>der</strong> Zimmeraufteilung packten wir unsere<br />

Koffer aus. Um 18.00 Uhr gab es dann<br />

für uns Abendessen. Danach schaute sich<br />

ein Teil unserer Gruppe das Fußballspiel<br />

Hertha BSC Berlin gegen Aachen im Fernsehen<br />

an. Um 23.00 Uhr sind wir dann alle<br />

in unsere Betten gegangen.<br />

Am Dienstag sind wir alle um 8.30 Uhr<br />

aufgestanden, um 9.00 Uhr gab es dann<br />

für uns Frühstück. Nach dem Frühstück<br />

sind wir nach Buxheim gefahren, dort<br />

schauten wir uns die Kartause an. Das ist<br />

eine Klosterkirche. Diese Kirche kommt<br />

auch im Allgäukrimiroman und jetzt auch<br />

Fernsehkrimi „Erntedank“ mit Kommissar<br />

Kluftinger vor. Dort sahen wir, wie die<br />

Mönche früher in diesem Kloster gelebt<br />

haben. In <strong>der</strong> Kirche sahen wir auch die<br />

Figuren, die auch im Film zu sehen waren.<br />

Diese Figuren haben Kluftinger zu Hinweisen<br />

geführt. Nach <strong>der</strong> Klosterbesichtigung<br />

gingen wir zum Mittagessen in den nahe<br />

gelegenen Gasthof. Am Nachmittag sind<br />

wir noch nach Memmingen gefahren, dort<br />

teilten wir uns auf. Ein Teil ging zum Kaffeetrinken,<br />

<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Teil machte einen<br />

Stadtbummel. Ca. 16.00 Uhr waren wir<br />

wie<strong>der</strong> auf dem Hertle-Hof. Ca 18. 00<br />

Uhr gab es für uns wie<strong>der</strong> Abendessen.<br />

Nach dem Abendessen trafen wir uns zum<br />

gemeinsamen Spielabend. Um 22.00 Uhr<br />

sind wir alle ins Bett gegangen.<br />

Am Mittwoch sind wir nach dem Frühstück<br />

zuerst nach Ottobeuren gefahren.<br />

Dort wollten wir uns die Basilika anschauen,<br />

doch lei<strong>der</strong> war die Kirche wegen Renovierungsar<strong>bei</strong>ten<br />

geschlossen. Nur <strong>der</strong><br />

Kaisersaal war zugänglich. Wir haben dann<br />

beschlossen, dass wir uns aufteilen, ein Teil<br />

ging zum Eisessen in die nahegelegene<br />

Eisdiele am Marktplatz, <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Teil<br />

45<br />

Mittwoch 6.l0.2010<br />

Wir fuhren am Mittwoch 6.l0.2010 um<br />

12.30 Uhr fuhren wir nach Ottobeuren<br />

zur Basilika. Für einen Teil gab es ein<br />

Orgelkonzert. Der an<strong>der</strong>e Teil traf sich<br />

<strong>bei</strong>m Eisessen. Gemeinsam ging es15 Uhr<br />

nach Illerbeuren ins Bauernhofsmuseum.<br />

Wir schauten alte Bauernhäuser, Traktoren,<br />

Mähdrescher und schauten uns eine<br />

Töpferei an. Nach dem wir alles angeschaut<br />

haben sind wir in eine Gaststube<br />

gegangen. Gegen 17.00 Uhr sind wir zum<br />

Hertle-Hof Zurückgekehrt. Um 18.00 Uhr<br />

gab es Abendessen. Um 19.00 hat ein Teil<br />

gemeinsam Dart gespielt. Um 21.15 ging<br />

es ins Bett.<br />

Geschrieben von Christian Vater<br />

ging in den Kaisersaal <strong>der</strong> Basilika. Bevor<br />

wir in den Kaisersaal reingegangen sind,<br />

haben wir den Organisten dieser Kirche<br />

getroffen, er hat uns die Orgel, die in <strong>der</strong><br />

Kirche auf <strong>der</strong> Empore steht, gezeigt und<br />

erklärt, dass <strong>bei</strong> dieser Orgel noch nie was<br />

defekt war. Zum Schluss durften wir noch<br />

hören wie die Orgel klingt. Gegen Mittag<br />

sind wir weitergefahren nach Illerbeuren<br />

Luag nei 57<br />

ins Bauernhofmuseum. Dort haben wir<br />

gesehen, wie die Bauern früher gelebt und<br />

gear<strong>bei</strong>tet haben. In <strong>der</strong> Dorfwirtschaft,<br />

die zum Museum dazugehört, haben wir<br />

am Nachmittag noch Brotzeit gemacht.<br />

Ca. 17.15 Uhr waren wir wie<strong>der</strong> auf dem<br />

Hertle-Hof, wo es um ca. 18.00 Uhr für<br />

uns wie<strong>der</strong> Abendessen gab. Der Abend<br />

stand für uns zur freien Verfügung mit Dartspielen.<br />

Um 22.00 Uhr sind wir alle ins<br />

Bett gegangen.<br />

Am Donnerstag lief <strong>der</strong> Tag ein wenig<br />

an<strong>der</strong>s ab als sonst, wir blieben vormittags<br />

in unserem Haus. Ca. 12.30 Uhr gab es<br />

für uns Mittagessen auf dem Hertle-Hof.<br />

Am Nachmittag sind wir nach Türkheim<br />

gefahren. Dort sind wir zuerst spazieren<br />

gegangen. Wir kamen am Golfplatz von<br />

Türkheim vor<strong>bei</strong>. Danach sind wir zum<br />

Herbstmarkt gefahren. Dort gab es eine<br />

große Apfelsaftpressmaschine zu sehen.<br />

Danach sind wir nach Mindelheim<br />

weitergefahren. Dort sind wir zuerst zum<br />

Eisessen gegangen, nach dem Eisessen<br />

haben wir uns zum Stadtbummel aufgeteilt.<br />

Unseren letzten Abend genossen wir mit<br />

einem Abendessen und schlossen diesen<br />

mit einem Besuch in <strong>der</strong> Cocktailbar ab.<br />

Ca. 22.30 Uhr waren wir wie<strong>der</strong> auf dem<br />

Hertle-Hof. Ca. 23.15 sind wir ins Bett<br />

gegangen.<br />

Am Freitag sind wir wie<strong>der</strong> ca. 8.30<br />

Uhr aufgestanden, und so schnell war er<br />

da <strong>der</strong> Tag <strong>der</strong> Abreise. Um 9.00 Uhr gab<br />

es noch mal für uns Frühstück. Dann hieß<br />

es für uns Koffer packen. Danach haben<br />

wir uns noch von unserem Gastwirt verabschiedet.<br />

Um 10.45 Uhr sind wir wie<strong>der</strong><br />

nach Kaufbeuren zurückgefahren. Ankunft<br />

in <strong>der</strong> Werkstatt war ca. 11.30 Uhr. Es war<br />

eine schöne Freizeit.<br />

Florian Ki<strong>der</strong>le


Unter diesem, etwas ungewöhnlichen Titel fand in diesem<br />

Jahr die Jahresabschlussfeier von Kin<strong>der</strong>garten, SVE und Tagesstätte<br />

<strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> statt. Viele Eltern, Familienangehörige<br />

und Freunde kamen zu diesem gemütlichen Nachmittag vor dem<br />

ersten Advent und wurden von Birgit Dausacker, Mitglied des<br />

<strong>Lebenshilfe</strong>vorstands, recht herzlich begrüßt. Zur Einstimmung<br />

spielte die hauseigene Band, und <strong>bei</strong> Kaffee, Punsch und Leckereien<br />

trafen sich viele Altbekannte. Höhepunkt des Nachmittages<br />

war das Theaterstück, das ca. 60 Kin<strong>der</strong> und Jugendliche auf<br />

<strong>der</strong> Bühne präsentierten.<br />

Die Biene Mona und ihr Freund Flip bekamen von <strong>der</strong> Bienenkönigin<br />

den Auftrag, all die Tiere in ihrem Umfeld zu <strong>der</strong> großen<br />

Frühling-Sommer-Herbst-Abschiedsparty einzuladen. Unterwegs<br />

erlebten sie viele spannende, aufregende und lustige Dinge und<br />

dachten sogar daran, die Fliege in <strong>der</strong> Kaffeetasse ebenso einzuladen<br />

wie die gefährliche Spinne, <strong>der</strong> sie knapp entkommen<br />

konnten. Kurz vor <strong>der</strong> Party fielen dann schon die ersten Flocken<br />

und so wurd’s allerhöchste Zeit für das Fest. Die Bienenkönigin<br />

wachte über allem und schickte die Tiere dann rechtzeitig in den<br />

Winterschlaf.<br />

Am großen Verkaufsstand im Foyer wurden vielfältige Artikel<br />

angeboten: Socken, Kuschelkissen, Schirme, Kin<strong>der</strong>schürzen,<br />

Spiele, Elche, Schafe, Katzen, Häuser, Sterne, Wichtel aus Holz,<br />

von den Eltern selbstgebackene Plätzchen, Krippenfiguren, Gefilztes<br />

und vieles, vieles mehr. Mancher fand hier was Schönes<br />

für sich o<strong>der</strong> nahm schon die ersten Geschenke mit.<br />

Die Rückmeldungen <strong>der</strong> Eltern waren eindeutig: Es war ein<br />

gelungener Nachmittag im vollbesetzen BKH-Saal.<br />

Rosi Haser-Neumayer<br />

46<br />

Klement Lin<strong>der</strong> <br />

Die <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Ostallgäu</strong> trauert um sein langjähriges Vorstandsmitglied<br />

Klement Lin<strong>der</strong>. Herr Lin<strong>der</strong> war Mitglied <strong>der</strong><br />

<strong>Lebenshilfe</strong> seit 1971. Im Jahr 1977 wurde er in den Vorstand<br />

gewählt, wo er von 1983 bis 1992 den Posten des 2.<br />

Vorsitzenden bekleidete. Im Jahr 1998 schied er aus dem<br />

Vorstand aus. In dieser Zeit war er viele Jahre Vorsitzen<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Personalausschusses und dadurch an allen wichtigen<br />

Personalentscheidungen beteiligt. Er hatte auch maßgeblichen<br />

Anteil an <strong>der</strong> Weiterentwicklung <strong>der</strong> Einrichtungen <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong>. Sein Weitblick<br />

und sein Mut zu Entscheidungen, aber vor allem seine menschliche Art zeichnete<br />

ihn aus. Selbst gehandicapt durch eine Kriegsverletzung galt sein Tun und Handeln<br />

immer dem Wohle an<strong>der</strong>er. Nach Gründung <strong>der</strong> Stiftung <strong>Lebenshilfe</strong> fand auch<br />

diese große Unterstützung durch ihn.<br />

Unsere ganze Anteilnahme gilt seiner Familie. Wir <strong>werden</strong> ihn immer in dankbarer<br />

Erinnerung behalten.<br />

Yvonne Schur, 1. Vorsitzende <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Ostallgäu</strong> e.V.<br />

Luag nei 57<br />

Jahresabschlussfeier<br />

Na dann, guat Nacht!<br />

Luag nei 58<br />

erscheint im<br />

April 2011<br />

Redaktionsschluss: 1.3.2011


47<br />

Die <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Ostallgäu</strong> e.V.<br />

Vorstand<br />

1. Vorsitzende: Yvonne Schur, Rechtsanwältin, Klosterwald 4, 87600 Kaufbeuren, Tel. (0 83 41) 9 53 20<br />

2. Vorsitzende: Hans Raabe, Schwabenstr. 53, 86825 Dorschhausen, Tel. (0 82 47) 9 04 74<br />

Schriftführerin: Renate Leitner, Untere Bleiche 3, 87600 Kaufbeuren, Tel. (0 83 41) 8 18 03<br />

Beisitzer: Birgit Dausacker, Kemptener Str. 9, 87634 Obergünzburg, Tel. (0 83 72) 82 22 / Guido Deifel, Heinzelmannstr. 4, 87600 Kaufbeuren, Tel. (0 83 41) 9 61 80 84 Roger<br />

Häutle, Edelweißstr. 4, 87616 Marktoberdorf, Tel. (0 83 42) 55 85 / Egon Kubelka, Angerweg 3, 86833 Ettringen, Tel. (0 82 49) 4 98<br />

Geschäftsstelle und Verwaltung<br />

Am Sonneneck 55, 87600 Kaufbeuren, Tel. (0 83 41) 90 03-0, Fax (0 83 41) 90 03-99, E-Mail: info@lebenshilfe-ostallgaeu.de<br />

Geschäftsleitung: Wilfried Negele<br />

Offene Hilfen<br />

Am Sonneneck 47, 87600 Kaufbeuren, Tel. (0 83 41) 90 03-11, Fax (0 83 41) 90 03-42, E-Mail: offenehilfen@lebenshilfe-ostallgaeu.de<br />

Geschäftsleitung: Wolfgang Neumayer<br />

Interdisziplinäre Frühför<strong>der</strong>stelle<br />

Kaufbeuren<br />

Marktoberdorf<br />

Buchloe<br />

Füssen<br />

Pädagogischer Fachdienst<br />

für Kin<strong>der</strong>tagesstätten „PFIFF“<br />

Irseer Str. 1, 87600 Kaufbeuren<br />

Wehrstr. 5, 87616 Marktoberdorf<br />

Bahnhofstr. 32, 86807 Buchloe<br />

Feistlestr. 10, 87629 Füssen<br />

Irseer Str. 1, 87600 Kaufbeuren<br />

Luag nei 57<br />

Leitung: Karin Bruckmeier<br />

fruehfoer<strong>der</strong>ungkf@lebenshilfe-ostallgaeu.de<br />

Leitung: Sigrun Bögle<br />

fruehfoer<strong>der</strong>ungmod@lebenshilfe-ostallgaeu.de<br />

PFIFF-Süd Christine Monzner-Marxer<br />

PFIFF-Nord Felicitas Serafin<br />

pfiff@lebenshilfe-ostallgaeu.de<br />

(0 83 41) 90 03-367<br />

Fax (0 83 41) 90 03 44<br />

(0 83 42) 4 24 57<br />

Fax: (0 83 42) 89 81 08<br />

(0 82 41) 9 18 42 34<br />

(0 83 62) 92 24 06<br />

(0 83 41) 90 03-51<br />

Beratungsstelle Am Sonneneck 47, 87600 Kaufbeuren (0 83 41) 90 03-11<br />

Familienentlasten<strong>der</strong> Dienst Am Sonneneck 47, 87600 Kaufbeuren Claudia Albrecht (01 74) 6 57 24 48) (0 83 41) 90 03-11<br />

Assistenzdienst ADI Am Sonneneck 47, 87600 Kaufbeuren (0 83 41) 90 03-11<br />

Freizeitclub Am Sonneneck 47, 87600 Kaufbeuren freizeitclub@lebenshilfe-ostallgaeu.de (0 83 41) 90 03-22<br />

Ausschuss Öffentlichkeitsar<strong>bei</strong>t Am Sonneneck 55, 87600 Kaufbeuren f.keiditsch@lebenshilfe-ostallgaeu.de (0 83 41) 90 03-76<br />

Elternför<strong>der</strong>kreis-Süd Kontakt: Petra Schimbera Tel. 0 83 67/7 73 u. Anita Thurnes Tel. 0 88 62/88 64<br />

Teilstationäre Einrichtungen<br />

Am Sonneneck 47, 87600 Kaufbeuren, Tel. (0 83 41) 90 03-12, Fax (0 83 41) 90 03-42, E-Mail: ch.geissler@lebenshilfe-ostallgaeu.de<br />

Geschäftsleitung: Christoph Geissler<br />

Schulvorbereitende Einrichtung<br />

För<strong>der</strong>schwerpunkt geistige Entwicklung<br />

Am Sonneneck 47, 87600 Kaufbeuren (0 83 41) 90 03-12<br />

Montessori Kin<strong>der</strong>garten Am Sonneneck 47, 87600 Kaufbeuren (0 83 41) 90 03-12<br />

Tagesstätte<br />

För<strong>der</strong>schwerpunkt geistige Entwicklung<br />

Am Sonneneck 47, 87600 Kaufbeuren (0 83 41) 90 03-12<br />

Heilpädagogische Tagesstätte Am Sonneneck 8, 87600 Kaufbeuren Leitung: Waltraud Schnei<strong>der</strong>-Maurer (0 83 41) 90 03-60<br />

Therapieabteilung Am Sonneneck 47, 87600 Kaufbeuren (0 83 41) 90 03-12<br />

Wohnen<br />

Alte Poststraße 11, 87600 Kaufbeuren, Tel. (0 83 41) 9 99 77-0, Fax (0 83 41) 9 99 77-99, E-Mail: wohnen@lebenshilfe-ostallgaeu.de<br />

Geschäftsleitung: Wolfgang Kimmig<br />

Haus 1 Kaufbeuren Alte Poststraße Leitung: Ruth Kimmig (0 83 41) 9 99 77-0<br />

Haus 2 Kaufbeuren Hans-Böckler-Str. 35, 87600 Kaufbeuren Leitung: Ursula Langowski (0 83 41) 96 67 36-0<br />

Haus 3 Kaufbeuren Am Webereck 7, 87600 Kaufbeuren Leitung: Wolfgang Kimmig (0 83 41) 9 99 30 94<br />

Haus 4 Neugablonz Luxdorfer Weg 1, 87600 Kaufbeuren Leitung: Melanie Strnad (0 83 41) 97 71-20<br />

Haus 5 Marktoberdorf Mühlsteig 31, 87616 Marktoberdorf Leitung: Claudia Kintrup (0 83 42) 96 68-0<br />

Ambulant begleitetes Wohnen Alte Poststraße 11, 87600 Kaufbeuren Leitung: Martina Lutsch (0 83 41) 9 99 77-17<br />

Wertachtal Werkstätten GmbH<br />

Porschestr. 30, 87600 Kaufbeuren, Tel. (0 83 41) 90 07-0, Fax (0 83 41) 90 07-199, E-Mail : info@wertachtal.de<br />

Geschäftsführung: Volker Holata<br />

Werkstatt Kaufbeuren Porschestr. 30, 87600 Kaufbeuren<br />

Werkstatt für psychisch behin<strong>der</strong>te<br />

Menschen Neugablonz<br />

Werkstatt für psychisch behin<strong>der</strong>te<br />

Menschen Marktoberdorf<br />

Darrestr. 7, 87600 Kaufbeuren<br />

Dieselstr. 7, 87616 Marktoberdorf<br />

Werkstattleitung:<br />

Psycholog. Dienst:<br />

Sozialdienst:<br />

Werkstattleitung:<br />

Psychol. Dienst:<br />

Sozialdienst:<br />

Werkstattleitung:<br />

Psychol. Dienst:<br />

Sozialdienst:<br />

Werkstattleitung:<br />

Psychol. Dienst:<br />

Sozialdienst:<br />

Jürgen Chmiel<br />

Roland Haag<br />

Petra Böhm<br />

Gisela Dollinger<br />

Martin Krätschmer<br />

Uwe Sedlacek<br />

Ruth Münzhuber<br />

Michael Mutlu<br />

Uwe Sedlacek<br />

Gabriele Thurner<br />

Dagmar Rothemund<br />

Xaver Moser<br />

(0 83 41) 90 07-131<br />

(0 83 41) 90 07-124<br />

(0 83 41) 90 07-127<br />

(0 83 41) 90 07-122<br />

(0 83 41) 90 07-123<br />

(0 83 41) 96 45-0<br />

(0 83 41) 96 45-53<br />

(0 83 41) 96 45-50<br />

(0 83 41) 96 45-54<br />

(0 83 42) 96 08-81<br />

(0 83 42) 96 08-51<br />

(0 83 42) 96 08-50<br />

(0 83 42) 96 08-50<br />

(0 83 42) 96 08-10<br />

(0 83 42) 96 08-81<br />

(0 83 42) 96 08-20<br />

Werkstatt Marktoberdorf J.-G.-Fendt-Str. 24d, 87616 Marktoberdorf<br />

För<strong>der</strong>stätte Hans-Böckler-Str. 70, 87600 Kaufbeuren Leitung:<br />

Stefan Gerlach<br />

Inge Lechner (0 83 41) 90 84 95-0<br />

Wäscherei Wertachtal Gablonzer Ring 10, 87600 Kfb-Neugablonz<br />

Wäscherei Wertachtal Dieselstr. 7, 87616 Marktoberdorf<br />

Hildegard Naturkostversand Gablonzer Ring 10, 87600 Kfb-Neugablonz<br />

Küche Mahlzeit<br />

Porschestr. 18, 87600 Kaufbeuren<br />

E-Mail: info@hildegard-naturprodukte.de<br />

www.hildegard-naturprodukte.de<br />

E-Mail: kueche@mahlzeit-catering.info<br />

www.mahlzeit-catering.info<br />

(0 83 41) 9 99 73-21<br />

Fax: (0 83 41) 9 60 08-64<br />

(0 83 42) 96 08-63<br />

Fax: (0 83 42) 96 08-99<br />

(0 83 41) 9 99 73-21<br />

Fax: (0 83 41) 9 60 08-64<br />

(0 83 41) 96 62 19-0<br />

Fax: (0 83 41) 96 62 19 30


48<br />

f a r b e n f r o h<br />

Bil<strong>der</strong>ausstellung von Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung<br />

Luag nei 57<br />

10./11. Juli 2010 Galerie Webams<br />

f a r b e n f r o h<br />

DEUTSCHE POST AG<br />

ENTGELT BEZAHLT<br />

87600 KAUFBEUREN 1

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