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25. <strong>Augsburg</strong>er K<strong>in</strong><strong>de</strong>rfi lmfest - 17.03. - 25.03.2007<br />

Lutz Gräfe zu „Me<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Bru<strong>de</strong>r“. Quelle: K<strong>in</strong><strong>de</strong>r- und Jugendfi<br />

lmkorrespon<strong>de</strong>nz 108 IV/06.<br />

Vor zwei Jahren machte mit „Station 4“ (s.<br />

Kritik <strong>in</strong> KJK Nr. 103) e<strong>in</strong> ziemlich <strong>in</strong>tensiver<br />

Film zum Themenkreis Krebs/Tod<br />

und wie Jugendliche damit umgehen die<br />

Run<strong>de</strong> auf diversen <strong>in</strong>ternationalen K<strong>in</strong><strong>de</strong>rfi<br />

lmfestivals. Lei<strong>de</strong>r gelangte <strong>de</strong>r Film<br />

– wenig überraschend – nie <strong>in</strong> unsere <strong>K<strong>in</strong>o</strong>s,<br />

dafür ersche<strong>in</strong>t er jetzt beim BJF auf<br />

DVD. Jetzt präsentierte Lim Tai-hyung<br />

beim diesjährigen LUCAS die koreanische<br />

Variante diese Themas. Nur, dass se<strong>in</strong> Film<br />

e<strong>in</strong>en noch mehr packt und berührt. Zum<br />

e<strong>in</strong>en, weil se<strong>in</strong>e Protagonisten e<strong>in</strong> ganzes<br />

Stück jünger s<strong>in</strong>d als bei se<strong>in</strong>em spanischen<br />

Kollegen, zum zweiten weil er sich<br />

mit se<strong>in</strong>em fulm<strong>in</strong>anten Debüt ganz <strong>in</strong><br />

<strong>de</strong>r Tradition <strong>de</strong>s koreanischen Melodrams<br />

bewegt.<br />

Der neunjährige Han-yi ist e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er<br />

Wirbelw<strong>in</strong>d und immer zu e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en<br />

Streich aufgelegt. Ganz an<strong>de</strong>rs se<strong>in</strong> eher<br />

besonnener 12-jähriger Bru<strong>de</strong>r Han-byul,<br />

<strong>de</strong>n <strong>in</strong> letzter Zeit jedoch immer öfter<br />

Kopfschmerzen plagen. Als er sich e<strong>in</strong>es<br />

Tages vor <strong>de</strong>n Augen se<strong>in</strong>er Mutter auf<br />

<strong>de</strong>n Wohnzimmerbo<strong>de</strong>n erbricht – nach<strong>de</strong>m<br />

diese ihn gera<strong>de</strong> ob se<strong>in</strong>er dauern<strong>de</strong>n<br />

Unpässlichkeit gescholten hat – br<strong>in</strong>gt sie<br />

ihn <strong>in</strong>s Krankenhaus. Die Diagnose ist nie<strong>de</strong>rschmetternd:<br />

Han-byul lei<strong>de</strong>t an e<strong>in</strong>em<br />

lebensbedrohen<strong>de</strong>n Hirntumor, <strong>de</strong>r sofort<br />

operiert wer<strong>de</strong>n muss. Dennoch verliert<br />

Han-yi nicht <strong>de</strong>n Mut und versucht alles,<br />

<strong>de</strong>n älteren Bru<strong>de</strong>r aufzumuntern, auch<br />

wenn er selbst auf so manches verzichten<br />

muss. Doch als Han-byul nach <strong>de</strong>n Schulferien<br />

erneut <strong>in</strong>s Krankenhaus muss – er<br />

hat sich während <strong>de</strong>r Chemotherapie <strong>in</strong>fi -<br />

ziert, woran Han-yi nicht ganz unschuldig<br />

war – lernt er dort <strong>de</strong>n jüngeren Wook-yi<br />

kennen und schließt mit ihm Freundschaft.<br />

Das und dass sich nunmehr alles<br />

nur noch um <strong>de</strong>n älteren Bru<strong>de</strong>r dreht,<br />

macht Han-yi eifersüchtig und <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />

Eifersucht schlägt er Wook-yi e<strong>in</strong>e blutige<br />

Nase. Noch bevor se<strong>in</strong>e Mutter e<strong>in</strong>greifen<br />

kann, macht er sich zusammen mit Wookyi<br />

– mit <strong>de</strong>m er sich längst wie<strong>de</strong>r versöhnt<br />

hat - und <strong>de</strong>ssen Familie auf <strong>in</strong> die<br />

Prov<strong>in</strong>z. Dort will Wook-yi ihm unbed<strong>in</strong>gt<br />

„Tarzan“ zeigen , e<strong>in</strong>en geheimnisvollen<br />

E<strong>in</strong>siedler <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Bergwäl<strong>de</strong>rn se<strong>in</strong>er<br />

Heimat. Sie fi n<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n Mann, erschrecken<br />

sich doch so sehr, dass sie wegrennen,<br />

wobei Wook-yi <strong>in</strong> Ohnmacht fällt. Doch<br />

„Tarzan“ rettet sie und Han-yi glaubt, <strong>de</strong>r<br />

E<strong>in</strong>siedler sei im Besitz <strong>de</strong>s „Wassers <strong>de</strong>s<br />

Lebens“, das alles und je<strong>de</strong>n heilen kann.<br />

Kurze Zeit später muss Wook-yi erneut<br />

<strong>in</strong>s Krankenhaus und Han-yi gel<strong>in</strong>gt es<br />

während<strong>de</strong>ssen, <strong>de</strong>n Komiker Little Boy<br />

Ja<strong>de</strong>, <strong>de</strong>ssen größter Fan se<strong>in</strong> neuer Freund<br />

ist, zu e<strong>in</strong>em Auftritt im Krankenhaus zu<br />

überre<strong>de</strong>n.<br />

Doch das Lachen regiert nur kurz auf<br />

<strong>de</strong>r Krebsstation: Wook-yi ist <strong>de</strong>m To<strong>de</strong><br />

geweiht und auch Han-byuls Zustand hat<br />

sich so dramatisch verschlechtert, dass er<br />

erneut operiert wer<strong>de</strong>n muss. Im festen<br />

Glauben, „Tarzans“ Wasser könne bei<strong>de</strong><br />

retten, macht sich Han-yi mit e<strong>in</strong>em<br />

Freund auf <strong>in</strong> die Berge, doch „Tarzan“ ist<br />

verschwun<strong>de</strong>n; nur se<strong>in</strong>e Wasserfl asche ist<br />

noch da. In e<strong>in</strong>em dramatischen Wettlauf<br />

gegen die Zeit rasen sie zurück, <strong>de</strong>n Lim<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er mustergültigen Parallelmontage<br />

erzählt. Im Krankenhaus angekommen,<br />

ist es fast schon zu spät; zu<strong>de</strong>m wird <strong>de</strong>r<br />

Kle<strong>in</strong>e nicht <strong>in</strong>s Krankenzimmer vorgelassen.<br />

Die Flasche fällt auf <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n, <strong>in</strong><br />

diesem Moment erwacht Han-byul; <strong>de</strong>r<br />

kle<strong>in</strong>e Wook-yi sagt „Hallo, großer Bru<strong>de</strong>r<br />

und auf Wie<strong>de</strong>rsehen“ (das ist auch <strong>de</strong>r<br />

Orig<strong>in</strong>altitel <strong>de</strong>s Films) und stirbt. Hanbyul<br />

überlebt knapp, wenn auch erbl<strong>in</strong><strong>de</strong>t<br />

und das letzte Bild zeigt die bei<strong>de</strong>n Brü<strong>de</strong>r<br />

glücklich im W<strong>in</strong>terschnee.<br />

E<strong>in</strong> Film, <strong>in</strong>spiriert von wahren Ereignissen:<br />

Die Geschichte <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Brü<strong>de</strong>r hat<br />

sich so ähnlich unter <strong>in</strong> Kanada leben<strong>de</strong>n<br />

Koreanern zugetragen; die „Tarzan“-Figur


ist von Meldungen über e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>siedler<br />

<strong>in</strong> <strong>de</strong>n koreanischen Bergen <strong>in</strong>spiriert und<br />

Little Boy Ja<strong>de</strong> ist e<strong>in</strong> <strong>in</strong> Korea höchst<br />

erfolgreicher Komiker, <strong>de</strong>r sich hier selbst<br />

spielt. Doch Lim verließ sich nicht - wie<br />

zu viele se<strong>in</strong>er Hollywoodkollegen - auf<br />

„based on true events“, er schuf aus <strong>de</strong>m<br />

Tatsachenmaterial e<strong>in</strong>en bewegen<strong>de</strong>n Film<br />

über K<strong>in</strong><strong>de</strong>r <strong>in</strong> Extremsituationen, <strong>de</strong>r<br />

nieman<strong>de</strong>n unberührt lässt.<br />

Dabei lebt er vor allen von se<strong>in</strong>en Darstellern;<br />

allen voran von <strong>de</strong>m <strong>de</strong>s kle<strong>in</strong>en<br />

Han-yi, die mit e<strong>in</strong>er natürlichen<br />

Lebendigkeit agieren, als hätten sie nie<br />

etwas an<strong>de</strong>res getan. In e<strong>in</strong>er gelungenen<br />

Mischung aus Realismus, Fantasy und<br />

Humor, verbun<strong>de</strong>n mit e<strong>in</strong> wenig koreanischer<br />

Naturmystik entstand e<strong>in</strong> Film über<br />

die Kraft <strong>de</strong>s Lebens im Angesicht <strong>de</strong>s To<strong>de</strong>s.<br />

E<strong>in</strong> Film, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Zuschauer nichts<br />

erspart, wenn er auch nie die Grenzen<br />

<strong>de</strong>s Zumutbaren überschreitet und <strong>in</strong> <strong>de</strong>r<br />

dramatischen Parallelmontage gegen En<strong>de</strong><br />

ungeme<strong>in</strong> spannend wird. Und <strong>de</strong>r se<strong>in</strong>er<br />

Hauptfi gur, <strong>de</strong>m kle<strong>in</strong>en Han-yi, auch gelegentlich<br />

unsympathische Züge verleiht,<br />

<strong>de</strong>nn schließlich ist er noch e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d und<br />

kann nicht immer angemessen reagieren;<br />

und manchmal muss se<strong>in</strong> ganzer Frust,<br />

se<strong>in</strong>e Wut über das ungerechte Schicksal<br />

eben raus; auch wenn es dann genau <strong>de</strong>n<br />

Falschen trifft.<br />

E<strong>in</strong> Melodram voll emotionaler Kraft,<br />

<strong>de</strong>ssen Wirkung man sich kaum entziehen<br />

kann, so nah geht <strong>de</strong>r Filmemacher an<br />

das Leid <strong>de</strong>r K<strong>in</strong><strong>de</strong>r und ihrer Eltern, die<br />

am Schicksal ihrer geliebten K<strong>in</strong><strong>de</strong>r zu<br />

zerbrechen drohen. Untermalt von – gelegentlich<br />

fast zu – dramatischer Musik<br />

entstand e<strong>in</strong> Film, <strong>de</strong>r ungleich stärker<br />

wirkt als se<strong>in</strong> spanischer Verwandter und<br />

<strong>de</strong>m vermutlich genau <strong>de</strong>shalb dasselbe<br />

Schicksal beschie<strong>de</strong>n se<strong>in</strong> wird. Wie<strong>de</strong>r<br />

wird e<strong>in</strong> <strong>in</strong>tensiver Film ke<strong>in</strong>en <strong>de</strong>utschen<br />

Verleih fi n<strong>de</strong>n und bestenfalls beim BJF <strong>in</strong><br />

25. <strong>Augsburg</strong>er K<strong>in</strong><strong>de</strong>rfi lmfest - 17.03. - 25.03.2007<br />

<strong>de</strong>ssen beachtenswerter DVD-Edition ersche<strong>in</strong>en.<br />

Vielleicht wird ihm – <strong>de</strong>r mehr<br />

als verdiente - 1. Preis <strong>de</strong>r LUCAS-Jury<br />

doch zu e<strong>in</strong>em Verleih verhelfen können.<br />

Lutz Gräfe


25. <strong>Augsburg</strong>er K<strong>in</strong><strong>de</strong>rfi lmfest - 17.03. - 25.03.2007<br />

Lutz Gräfe im Interview mit LIM Tai-hyung, <strong>de</strong>m Regisseur von „Me<strong>in</strong><br />

kle<strong>in</strong>er Bru<strong>de</strong>r“. Quelle: K<strong>in</strong><strong>de</strong>r- und Jugendfi lmkorrespon<strong>de</strong>nz<br />

108 IV/06.<br />

Lutz Gräfe: Warum machen Sie Filme?<br />

LIM Tai-hyung: Seit<strong>de</strong>m ich 14 Jahre alt<br />

war, habe ich nie an etwas gedacht, als daran<br />

Filme zu machen. So ist die Frage für<br />

mich falsch gestellt. Sie sollte eher lauten:<br />

Warum machen Sie ke<strong>in</strong>e Filme?<br />

Lutz Gräfe: Warum haben Sie für Ihr<br />

Regie<strong>de</strong>büt e<strong>in</strong>e so „heftige“ Geschichte<br />

ausgesucht?<br />

LIM Tai-hyung: Eigentlich war es genau<br />

an<strong>de</strong>rsrum. Nicht ich habe mir das Thema<br />

ausgesucht, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Film hat mich<br />

ausgewählt. Als bekannt wur<strong>de</strong>, dass ich<br />

diesen Film drehen wer<strong>de</strong>, hat das me<strong>in</strong>e<br />

Freun<strong>de</strong> und Bekannten überrascht. Weil<br />

die, die mich vom Studium und me<strong>in</strong>en<br />

Kurzfi lmen her kannten, eher vermutet<br />

hätten, dass ich e<strong>in</strong>en Thriller o<strong>de</strong>r<br />

Actionfi lm drehen wer<strong>de</strong>. Das hatte ich<br />

eigentlich auch gedacht, aber e<strong>in</strong>es Tages<br />

ist dieses Drehbuch zu mir gekommen.<br />

Und je länger ich es gelesen habe, <strong>de</strong>sto<br />

stärker hat es mich berührt. Zu<strong>de</strong>m<br />

kannte ich die beteiligte Familie. Dennoch<br />

waren mir die Schwierigkeiten am Anfang<br />

nicht bewusst. Erst als ich mit <strong>de</strong>m Projekt<br />

begann, wur<strong>de</strong> mir klar, wie groß die<br />

Schwierigkeiten se<strong>in</strong> wer<strong>de</strong>n und welche<br />

H<strong>in</strong><strong>de</strong>rnisse ich überw<strong>in</strong><strong>de</strong>n muss.<br />

Lutz Gräfe: Welcher Art waren diese<br />

Schwierigkeiten und H<strong>in</strong><strong>de</strong>rnisse <strong>de</strong>nn?<br />

LIM Tai-hyung: Die Probleme waren vor<br />

allem emotionaler Art. Ich hatte gedacht,<br />

wenn ich K<strong>in</strong><strong>de</strong>r liebe und diese Geschichte<br />

erzählen will, ist <strong>de</strong>r eigentliche<br />

Dreh nicht das große Problem. Doch so<br />

war es lei<strong>de</strong>r nicht. Me<strong>in</strong>e Hoffnung ist<br />

<strong>de</strong>nnoch, dass <strong>de</strong>r Film auch im Ausland<br />

– und er wur<strong>de</strong> ja <strong>in</strong>zwischen auf vielen<br />

Festivals im Ausland gezeigt – diese emotionale<br />

Ebene von Mitleid und Gefühl für<br />

die K<strong>in</strong><strong>de</strong>r auf das Publikum überträgt.<br />

Lutz Gräfe: Gegen En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Films gibt es<br />

e<strong>in</strong>e für e<strong>in</strong>en K<strong>in</strong><strong>de</strong>rfi lm doch recht explizite<br />

Operationsszene. Warum ist die so explizit<br />

da dr<strong>in</strong>?<br />

LIM Tai-hyung: Ich empfi n<strong>de</strong> diese Szene<br />

gar nicht so hart; vielleicht auch weil ich<br />

mir selbst zwei solche Operationen angesehen<br />

habe. Erst danach ist mir aufgefallen,<br />

dass ich eigentlich gar nichts darüber<br />

wusste. Erst als ich bei diesen Operationen<br />

gesehen habe, wie <strong>de</strong>r Tumor tatsächlich<br />

herausoperiert wird, habe ich mir gedacht:<br />

So ist das also; das ist die Wirklichkeit.<br />

Hätte es diese Operationsszene so nicht<br />

gegeben, wäre sie etwa nur ange<strong>de</strong>utet<br />

wor<strong>de</strong>n, und man hätte nur gesehen wie<br />

Han-yi wegläuft, um das Wasser zu holen,<br />

dann hätte man als Zuschauer Han-yis<br />

tiefe Gefühle nicht richtig nachvollziehen<br />

können.<br />

Lutz Gräfe: Der Orig<strong>in</strong>altitel be<strong>de</strong>utet ja<br />

wörtlich übersetzt: „Hallo, großer Bru<strong>de</strong>r<br />

und auf Wie<strong>de</strong>rsehen“ und hat auch e<strong>in</strong>e<br />

Be<strong>de</strong>utung im Film. Der <strong>in</strong>ternationale Titel<br />

„My little brother“ nimmt diese Be<strong>de</strong>utung<br />

raus. S<strong>in</strong>d Sie damit zufrie<strong>de</strong>n?<br />

LIM Tai-hyung: Also das fi n<strong>de</strong> ich nicht so<br />

schlimm, <strong>de</strong>nn beim Sehen <strong>de</strong>s Films hat<br />

es überhaupt ke<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fl uss. Hatten Sie<br />

<strong>de</strong>nn e<strong>in</strong>e bestimmte Vorstellung bei <strong>de</strong>m<br />

Titel „Me<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Bru<strong>de</strong>r“ (er sagt <strong>de</strong>n<br />

Titel auf <strong>de</strong>utsch).<br />

Lutz Gräfe: Ne<strong>in</strong> eigentlich nicht, eben<br />

weil er so unbestimmt ist. Er hätte alles se<strong>in</strong><br />

können. Krimi, Action, sogar e<strong>in</strong> Film über<br />

die ch<strong>in</strong>esischen Tria<strong>de</strong>n.<br />

LIM Tai-hyung: Dann ist <strong>de</strong>r Titel wohl<br />

doch nicht so gut. (allgeme<strong>in</strong>es Gelächter)<br />

Lutz Gräfe: Ich habe zwar nicht so viele koreanische<br />

Filme gesehen, aber gera<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>n<br />

K<strong>in</strong><strong>de</strong>rfi lmen (etwa „Jibeuro“ o<strong>de</strong>r „Ferien <strong>in</strong><br />

Boriwool“) gibt es als e<strong>in</strong> großes Thema die


Rückkehr auf das Land. Gibt es <strong>in</strong> Korea<br />

so e<strong>in</strong>e starke Naturmystik wie etwa bei <strong>de</strong>n<br />

Japanern? Ich weiß zu wenig von Korea,<br />

darum frage ich das jetzt mal so.<br />

LIM Tai-hyung: Sehnsucht nach <strong>de</strong>r Natur<br />

trifft es eher, <strong>de</strong>nn ich b<strong>in</strong> ja selbst auf<br />

<strong>de</strong>m Land aufgewachsen. Das hat viel mit<br />

<strong>de</strong>r Sehnsucht <strong>de</strong>r meisten Koreaner nach<br />

<strong>de</strong>r Heimat zu tun. Denn die Entwicklung<br />

zum Industrie- und Hochtechnologieland<br />

ist ja noch nicht so lange her;<br />

also wohnen die meisten Menschen zwar<br />

<strong>in</strong>zwischen <strong>in</strong> Städten wie Seoul, kommen<br />

aber vom Land. Darum haben viele<br />

Menschen bei uns e<strong>in</strong>e starke Sehnsucht<br />

nach <strong>de</strong>r Heimat, die eben von <strong>de</strong>r Natur<br />

verkörpert wird. Das hat natürlich auch<br />

etwas Nostalgisches. Gera<strong>de</strong> weil ich viele<br />

K<strong>in</strong>dheitser<strong>in</strong>nerungen für diesen Film<br />

verwen<strong>de</strong>t habe.<br />

Lutz Gräfe: Mir ist aufgefallen, dass <strong>de</strong>r<br />

Wald <strong>in</strong> sehr warmen, fast idyllischen Farben<br />

fotografi ert ist und sich damit <strong>de</strong>utlich<br />

von <strong>de</strong>n Stadtsequenzen abhebt.<br />

LIM Tai-hyung: Das war auch genauso<br />

gedacht. Wenn Sie das Thema Naturmystik<br />

ansprechen, dann fällt mir e<strong>in</strong>, dass<br />

ich während <strong>de</strong>r Dreharbeiten religiös<br />

gewor<strong>de</strong>n b<strong>in</strong> und zum Christentum konvertierte.<br />

Vorher war ich eigentlich nicht<br />

religiös. Aber während <strong>de</strong>r Dreharbeiten<br />

habe ich viel über Glauben und Religion<br />

nachgedacht. Das hatte auch E<strong>in</strong>fl uss auf<br />

die Figur <strong>de</strong>s „Tarzan“ im Film; e<strong>in</strong>er Figur,<br />

bei <strong>de</strong>r offen bleibt, ob er real ist o<strong>de</strong>r nur<br />

<strong>de</strong>r E<strong>in</strong>bildung <strong>de</strong>r K<strong>in</strong><strong>de</strong>r entspr<strong>in</strong>gt. Ich<br />

könnte mir sogar vorstellen, dass er Jesus<br />

ist und je<strong>de</strong>r kann sich da se<strong>in</strong> Teil <strong>de</strong>nken:<br />

Wir können glauben, dass Jesus lebt<br />

o<strong>de</strong>r dass er tot ist.<br />

25. <strong>Augsburg</strong>er K<strong>in</strong><strong>de</strong>rfi lmfest - 17.03. - 25.03.2007<br />

Lutz Gräfe: Haben Sie schon e<strong>in</strong> neues<br />

Projekt?<br />

LIM Tai-hyung: Gute Frage; nächste Frage.<br />

(allgeme<strong>in</strong>es Gelächter) Ja doch, es hat sogar<br />

schon e<strong>in</strong>en Arbeitstitel: „Bronze“. Das<br />

wird e<strong>in</strong>e Liebesgeschichte zwischen e<strong>in</strong>er<br />

Frau und e<strong>in</strong>er Skulptur. Das wird e<strong>in</strong> Melodram<br />

mit phantastischen Elementen.<br />

Lutz Gräfe: Haben Sie Traumprojekt?<br />

LIM Tai-hyung: E<strong>in</strong> Charakterzug von mir<br />

ist, dass ich meistens doch mit <strong>de</strong>r Gegenwart<br />

zufrie<strong>de</strong>n b<strong>in</strong>. Also <strong>de</strong>nke ich nicht<br />

so viel über die Zukunft nach.<br />

Lutz Gräfe: Habe ich noch e<strong>in</strong>e wichtige<br />

Frage vergessen?<br />

LIM Tai-hyung: Während und nach<br />

Abschluss <strong>de</strong>r Dreharbeiten hatte ich<br />

vor allem e<strong>in</strong>en Wunsch: Der Zuschauer<br />

sollte we<strong>in</strong>en, aber nicht aus Trauer o<strong>de</strong>r<br />

Mitleid son<strong>de</strong>rn als Katharsis. Das Wort<br />

trifft es nicht ganz genau (kle<strong>in</strong>e Debatte<br />

zwischen ihm und <strong>de</strong>r Übersetzer<strong>in</strong>) Ich<br />

me<strong>in</strong>e e<strong>in</strong> We<strong>in</strong>en, das befreit, aber auch<br />

Kraft gibt.<br />

Herr Lim, ich danke Ihnen für das Gespräch<br />

und ich danke Ihnen Frau Park<br />

Kon-yon für die Übersetzung, ohne die dieses<br />

Interview nicht möglich gewesen wäre.

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