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Aufklärungsbogen und Einverständniserklärung zur Radiojodtherapie

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<strong>Aufklärungsbogen</strong> <strong>und</strong> <strong>Einverständniserklärung</strong> <strong>zur</strong> <strong>Radiojodtherapie</strong> beim Schilddrüsenkarzinom<br />

Wir haben für Sie einen Termin <strong>zur</strong> <strong>Radiojodtherapie</strong> vereinbart. Die Aufnahme erfolgt am………….………………….<br />

Sie müssen Ihr Schilddrüsenhormon ab dem ……………...…….…………...………………………………..… absetzen.<br />

Alle anderen Medikamente nehmen Sie bitte wie gewohnt weiter <strong>und</strong> bringen sie <strong>zur</strong> <strong>Radiojodtherapie</strong> mit.<br />

Behandlungsziele <strong>und</strong> Prinzip der <strong>Radiojodtherapie</strong> beim Schilddrüsenkarzinom<br />

Bei Ihnen soll wegen eines Schilddrüsenkarzinoms eine <strong>Radiojodtherapie</strong> durchgeführt werden. Zunächst möchten wir<br />

Ihnen erklären, warum diese Behandlung erforderlich ist. Danach erklären wir, wie sie durchgeführt wird.<br />

Zur <strong>Radiojodtherapie</strong> nutzt man die Tatsache aus, dass Schilddrüsenzellen Jod aufnehmen. Sie tun dies, um ihre<br />

Aufgabe im Körper zu erfüllen: die Produktion von jodhaltigen Schilddrüsenhormonen. Dank dieser Eigenschaft, kann ein<br />

Schilddrüsenkarzinom mit radioaktivem Jod behandelt werden. Die Tumorzellen nehmen nämlich einen Teil des Jods auf, das<br />

dann durch seine Strahlung die Tumorzellen zerstört.<br />

Wir hoffen natürlich, dass bei Ihrer Operation bereits alle bösartigen Zellen entfernt wurden, sodass die<br />

Radiojodbehandlung eigentlich nicht notwendig wäre. Mit Sicherheit kann man dies aber nicht sagen, weil der Chirurg<br />

einzelne Tumorzellen mit bloßem Auge gar nicht sehen kann. Wir gehen deshalb – zu Ihrer Sicherheit – immer davon aus, dass<br />

doch noch Tumorzellen vorhanden sein könnten, <strong>und</strong> tun alles, damit auch diese letzten Zellen mit größtmöglicher Sicherheit<br />

zerstört werden. Deshalb empfehlen wir Ihnen die Radiojodbehandlung.<br />

Schilddrüsenkarzinomzellen nehmen sehr viel weniger Jod auf, als gutartige Schilddrüsenzellen. Bevor der Tumor mit<br />

Radiojod zerstört werden kann, muss also zunächst einmal die ges<strong>und</strong>e Schilddrüse eliminiert werden, damit der Tumor von<br />

dem Radiojod, das wir Ihnen geben, überhaupt etwas abbekommt. Der wichtigste Schritt dazu ist bei Ihnen bereits getan: die<br />

Operation. Der nächste Schritt ist die <strong>Radiojodtherapie</strong>. Sie zerstört also zunächst das verbliebene gutartige<br />

Schilddrüsengewebe <strong>und</strong> später dann auch bösartige Zellen. Deshalb ist es erforderlich, mehrere <strong>Radiojodtherapie</strong>n<br />

durchzuführen. Normalerweise zwei in einem Abstand von vier Monaten. Falls bei dieser zweiten Therapie aber immer noch<br />

Jod speicherndes Gewebe nachgewiesen wird, muss sogar noch eine dritte Therapie erfolgen. Abhängig von dem<br />

Tumorstadium kann es auch sinnvoll sein, einige Jahre später noch einmal mit einer geringen Radiojoddosis eine sogenannte<br />

Radiojodkontrolle durchzuführen. Ob das auch bei Ihnen der Fall ist, wird während Ihres stationären Aufenthaltes geklärt<br />

werden.<br />

Durchführung der <strong>Radiojodtherapie</strong><br />

Zur <strong>Radiojodtherapie</strong> müssen Sie für 48 St<strong>und</strong>en auf unserer Station aufgenommen werden. Am Aufnahmetag werden<br />

zunächst noch einige Untersuchungen durchgeführt, dann bekommen Sie vom Stationsarzt die Kapsel mit dem Radiojod. Sie<br />

ist ungefähr so groß, wie ein Antibiotikum, <strong>und</strong> wird auch genauso geschluckt. Das radioaktive Jod wird in Schilddrüsenzellen<br />

angereichert, strahlt dort <strong>und</strong> zerstört die Zellen.<br />

An den Folgetagen wird die Radiojodmenge, die sich noch in Ihrem Körper befindet, mit einer speziellen Sonde<br />

gemessen. Außerdem werden Aufnahmen der Jodverteilung in Ihrem Körper mit einer speziellen Kamera durchgeführt.<br />

Aufgr<strong>und</strong> dieser Aufnahmen können wir Ihnen sagen, ob <strong>und</strong> – wenn ja – wo sich noch Jod speicherndes Schilddrüsengewebe<br />

befindet <strong>und</strong> was das für Sie bedeutet.<br />

Der stationäre Aufenthalt<br />

Wir haben auf unserer Station Zweibettzimmer. Alle Patientenzimmer sind im Parterre des Krankenhauses gelegen,<br />

haben ein großes Fenster <strong>und</strong> ein eigenes Bad. Es gibt außerdem Kabelfernsehen, Radio <strong>und</strong> ein Telefon, wofür der<br />

Krankenhausträger aber eine Gebühr verlangt. Das Pflegepersonal der Station versorgt Sie, wie es auf jeder anderen Station<br />

auch üblich ist. Außerdem kommt täglich eine ärztliche Visite. Sowohl die Schwestern als auch die Ärzte der Station wollen,<br />

dass Sie sich bei uns wohl fühlen, <strong>und</strong> beantworten gerne alle Ihre Fragen.<br />

Es gibt aber auch einige Einschränkungen für Sie, die uns die Aufsichtsbehörde vorgibt: Erstens dürfen wir auf der<br />

Radiojodstation keine Besucher zulassen. Ihre Angehörigen können aber gerne alle Dinge, die Sie benötigen, bei den<br />

Schwestern abgeben. Zweitens dürfen Sie selber Ihr Zimmer nur verlassen, wenn Ärzte oder Pflegepersonal sie dazu<br />

auffordern. Drittens müssen wir auf der Therapiestation sparsam mit Wasser umgehen, denn das Abwasser darf nicht einfach<br />

in das öffentliche Kanalisationssystem abgegeben werden. Deshalb können Sie zum Beispiel nicht täglich duschen. Außerdem<br />

ist das Rauchen in den Krankenhäusern von NRW seit Anfang 2008 verboten. Das gilt auch für unsere Station.<br />

Jod <strong>und</strong> Speicheldrüsen<br />

Neben der Schilddrüse wird Jod in geringen Mengen auch in den Speicheldrüsen gespeichert. Es ist deshalb sehr<br />

wichtig, dass Sie an den ersten beiden Tagen bei uns den Speichelfluss anregen. Das geht am besten mit sauren Drops oder mit<br />

Kaubonbons mit Fruchtgeschmack (am besten Zitrone oder Orange). Wenn Sie kein Prothesenträger sind, empfehlen wir<br />

Ihnen, sich mit ausreichenden Mengen an Kaubonbons (Maoam oder Mamba) <strong>und</strong> anderen Dingen zum Kauen (z. B.<br />

Gummibärchen, Haribo, Lakritz, Kaugummi) einzudecken <strong>und</strong> sie mitzubringen. Rechnen Sie mit mindestens sechs Tüten<br />

Süßigkeiten. Saure Drops oder Fruchtbonbons sind auch für Prothesenträger gut geeignet. Diabetiker sollten sich zuckerfreien


Kaugummi <strong>und</strong> Raucher Nikotinkaugummi mitbringen. Versuchen Sie bitte, die zwei Tage nach der Kapselgabe zumindest<br />

tagsüber ständig etwas im M<strong>und</strong> zu haben. Ansonsten besteht die Gefahr, dass Sie Ihr ganzes Leben unter M<strong>und</strong>trockenheit<br />

leiden!<br />

Kleidung<br />

Überschüssiges Jod wird über die Nieren in den Harn ausgeschieden. Auch Körperschweiß enthält Jod. Deshalb finden<br />

sich in der Regel geringe Mengen an radioaktivem Jod nach einer <strong>Radiojodtherapie</strong> in der Unterwäsche des Patienten.<br />

Normalerweise bewahren wir deshalb die von Ihnen getragene Unterwäsche einige Wochen bei uns auf, bis die Radioaktivität<br />

abgeklungen ist. Wenn Sie es wünschen, können Sie auch Einmalunterwäsche von uns bekommen. Ihre sonstige Kleidung ist<br />

davon nicht betroffen. Auch andere Sachen nicht, die Sie mitgebracht haben. Sie sollten sich also alles mitbringen, was Ihnen<br />

hilft, die Zeit während des stationären Aufenthaltes zu vertreiben – Bücher, Strickzeug, Spiele, Bastelutensilien. Alles ist uns<br />

recht. Bringen Sie auf jeden Fall bequeme Kleidung mit, die Sie zuhause auch tragen würden. Allerdings haben Sie nur einen<br />

kleinen Schrank, in dem Sie ihre Sachen unterbringen können. Nehmen Sie also nichts mit, was Sie vermutlich nicht benötigen.<br />

Verhalten vor <strong>und</strong> nach der Entlassung<br />

Wenn Sie <strong>zur</strong> stationären Aufnahme kommen, haben Sie eine Schilddrüsenunterfunktion. Viele Menschen haben in<br />

diesem Zustand Konzentrations- <strong>und</strong> Aufmerksamkeitsstörungen. Sie sollten deshalb auf keinen Fall Auto fahren, damit Sie<br />

nicht aufgr<strong>und</strong> von Fahruntüchtigkeit einen Unfall verursachen. Lassen Sie sich besser bringen <strong>und</strong> später auch wieder<br />

abholen. Wenn Sie von unserer Station entlassen werden, bekommen Sie von uns Schilddrüsenhormone verschrieben, die die<br />

fehlende Funktion Ihrer Schilddrüse ersetzen. Ziel ist es, eine normale Schilddrüsenfunktion zu erreichen, was in aller Regel<br />

einige Wochen dauert. Schonen Sie sich deshalb besser noch mindestens eine Woche lang zuhause, <strong>und</strong> fangen Sie nicht gleich<br />

an zu arbeiten oder anstrengende Reisen zu unternehmen. Außerdem müssen vier Wochen nach Entlassung die<br />

Schilddrüsenhormone im Blut kontrolliert werden.<br />

Bei Entlassung sind Sie nach deutschem Strahlenschutzgesetz für niemanden mehr gefährlich. Und das deutsche<br />

Strahlenschutzgesetz ist das strengste der Welt! Sie dürfen also nach der <strong>Radiojodtherapie</strong> alles tun, was Sie vorher auch getan<br />

haben. Wir möchten Ihnen aber zwei gutgemeinte ärztliche Ratschläge mit auf den Weg geben. Erstens sollten Sie für eine<br />

Woche mindestens 50 cm Abstand von Kindern unter zwei Jahren <strong>und</strong> schwangeren Frauen halten. Nehmen Sie also keine<br />

Neugeborenen auf den Arm <strong>und</strong> umarmen Sie keine Schwangeren. Für andere Personen sind Sie nicht gefährlich. Auch für<br />

Schwangere sind Sie nicht gefährlich, wenn Sie sich nicht auf weniger als einen halben Meter nähern. Zweitens sollten Frauen<br />

im gebärfähigen Alter in dem halben Jahr nach der <strong>Radiojodtherapie</strong> nicht schwanger werden.<br />

Ges<strong>und</strong>heitliche Schäden durch radioaktive Strahlung<br />

Vielleicht sind Sie der Meinung, dass Radioaktivität gr<strong>und</strong>sätzlich nicht ges<strong>und</strong> ist <strong>und</strong> Ihrem Körper schaden könnte.<br />

Dies können wir aber mit großer Sicherheit ausschließen, weil es mittlerweile mehr als 50 Jahre Erfahrung mit der<br />

<strong>Radiojodtherapie</strong> gibt. In Deutschland wurde die erste <strong>Radiojodtherapie</strong> bereits 1953 durchgeführt. Viele Patienten wurden<br />

seitdem für wissenschaftliche Studien über Jahrzehnte hinweg untersucht. Dabei konnte gezeigt werden, dass diese Patienten<br />

nach der <strong>Radiojodtherapie</strong> kein erhöhtes Risiko für andere Erkrankungen haben. Eine Studie aus dem Jahre 2008 hat außerdem<br />

gezeigt, dass selbst Kinder nach einer hochdosierten <strong>Radiojodtherapie</strong> keine Schädigungen des Erbgutes zu befürchten haben.<br />

Deshalb weiß man heute sehr genau, dass auch langfristig nach einer <strong>Radiojodtherapie</strong> keine Folgekrankheiten – insbesondere<br />

keine Tumoren – auftreten, die auf die Behandlung <strong>zur</strong>ückzuführen wären.<br />

Zum Schluss noch etwas Positives: es hat sich herausgestellt, dass die Lebenserwartung von Patienten mit<br />

Schilddrüsenkarzinomen nicht schlechter ist, als diejenige nicht betroffener Personen. Voraussetzung ist aber die<br />

<strong>Radiojodtherapie</strong> <strong>und</strong> eine konsequente Nachbehandlung durch erfahrene Ärzte. Was das für Sie bedeutet, werden wir während<br />

Ihres stationären Aufenthaltes bei uns besprechen.<br />

<strong>Einverständniserklärung</strong><br />

Bitte unterschreiben Sie dieses Formblatt an der dafür vorgesehenen Stelle. Sie dokumentieren damit, dass Sie es<br />

gelesen haben, dass Sie über die Durchführung <strong>und</strong> die Wirkungen der <strong>Radiojodtherapie</strong> aufgeklärt wurden, <strong>und</strong> dass sie<br />

einverstanden sind. Falls Sie noch Fragen haben, rufen Sie bitte unsere Therapiestation unter der Nummer 02351-463321 an.<br />

Sie können dann direkt mit dem Pflegepersonal sprechen. Selbstverständlich können Sie auf unserer Station auch mit einem<br />

Arzt sprechen, bevor die <strong>Radiojodtherapie</strong> durchgeführt wird. Das unterschriebene Formblatt müssen Sie <strong>zur</strong> stationären<br />

Aufnahme mitbringen.<br />

Ort, Datum Unterschrift des Patienten<br />

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