Die Lizenz zum Sparen - Märkische Kliniken GmbH
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KLINIKUM LÜDENSCHEID<br />
Zufrieden mit dem Verlauf des Beschaffungsprojektes: Wolfgang Foest von GÖK-Consulting, Geschäftsführer<br />
Dr. Bernhard Schwilk, Prokurist Tim Schröder und Einkaufsleiter Andreas Dobrowolski.<br />
<strong>Die</strong> <strong>Lizenz</strong> <strong>zum</strong> <strong>Sparen</strong><br />
Beschaffungsprojekt<br />
bewirkte eine<br />
Kosteneinsparung<br />
für den medizinischen<br />
Sachbedarf von<br />
über 3 Millionen Euro<br />
Jede zehnte deutsche Klinik arbeitet laut<br />
einer aktuellen Studie des Rheinisch-<br />
Westfälischen Instituts für Wirtschaftsförderung<br />
so defizitär, dass ihre Existenz akut<br />
gefährdet ist. Schuld an der Finanzmisere<br />
seien der steigende Kostendruck, der<br />
teure medizinisch-technische Fortschritt,<br />
der demografische Wandel und fehlende<br />
öffentliche Mittel für Investitionen.<br />
In dieser dramatisch anmutenden Lage<br />
befinden sich die <strong>Märkische</strong>n <strong>Kliniken</strong> dank<br />
ihrer weitsichtigen Investitionspolitik bis<br />
heute nicht. Was aber nicht heißt, dass nicht<br />
auch in den drei <strong>zum</strong> Unternehmensverbund<br />
gehörenden Häusern in Lüdenscheid,<br />
Iserlohn-Letmathe und Werdohl der Gürtel<br />
bereits vor fünf Jahren enger geschnallt<br />
werden musste. <strong>Die</strong> Herausforderung<br />
lautete, die Leistung bei sinkenden Kosten<br />
zu steigern, noch wirtschaftlicher und effizienter<br />
zu arbeiten. Neben ökonomischen<br />
Effekten hatte das 2006 aufgelegte Reorganisationsprogramm<br />
auch die medizinische<br />
Qualität im Fokus: Medizinische Leitlinien<br />
und Standards wurden optimiert, einzelne<br />
Leistungssegmente sowie die Zentren zertifiziert.<br />
Weitere deutliche Kostenreduktionen<br />
konnten beispielsweise durch die Zentrali-<br />
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sierung der Intensivmedizin, der Aufgabe<br />
des externen Standortes der Kinderklinik<br />
und Einbindung ins Lüdenscheider Haupthaus,<br />
der Anpassung der (Personal-) Kapazitäten<br />
an Jahres- und Wochenzyklen oder<br />
das Etablieren mehrerer Kurzliegerstationen<br />
erreicht werden.<br />
„Etappensieg“: 2008 konnten die <strong>Märkische</strong>n<br />
<strong>Kliniken</strong> nach vielen Jahren erstmals<br />
wieder ein positives Betriebsergebnis<br />
erreichen, bis 2010 war der größte Teil der<br />
facettenreichen Reorganisationsprojekte<br />
mit großem Erfolg abgeschlossen und hat<br />
weiter zu einer deutlichen Verbesserung<br />
des Betriebsergebnisses beigetragen.<br />
Ein dicker Wehmutstropfen blieb allerdings:<br />
Es war nicht gelungen, die Kosten<br />
für den medizinischen Bedarf zur Sanierung<br />
der wirtschaftlichen Verhältnisse zu<br />
senken. Im Gegenteil: 2006 bis 2008 waren<br />
diese Kosten markant angestiegen; allein<br />
in der Klinik für Kardiologie und Angiologie<br />
am Klinikum Lüdenscheid um mehr als 20<br />
Prozent. <strong>Die</strong> Klinik hatte mit Abstand die<br />
höchsten Kosten im medizinischen Sachbedarf<br />
verursacht - mit einem Kostenanteil<br />
von 35% der Gesamtkosten für medizinischen<br />
Bedarf am Klinikum. Hier bestand<br />
also dringender Handlungsbedarf.<br />
So wurde ein Reorganisationsprojekt unter<br />
Mitwirkung von Einkauf und Medizin-Controlling<br />
in Kooperation mit einem externen<br />
Consulting-Unternehmen mit dem Ziel<br />
aufgesetzt, Kostensenkungen für den medizinischen<br />
Sachbedarf zu erreichen. Wichtig<br />
war es der Geschäftsführung, die Anwender,<br />
also die Ärzte und die Pflege, mit ins Boot<br />
zu nehmen, um die Strategieplanung und<br />
die Abstimmungsprozesse gemeinsam zu<br />
entwickeln. Das zu schnürende Bedarfspaket<br />
der Kardiologie und Angiologie sollte<br />
gleichzeitig auch Produkte der Radiologen,<br />
Neurochirurgen, Chirurgen, Nephrologen<br />
und Internisten enthalten, soweit diese<br />
in das fokussierte Sortiment passten. Im<br />
gesamten Bedarfspaket standen sodann<br />
Produkte mit einem Verbrauchswert von<br />
jährlich ca. 6 Millionen Euro und ca. 2.000<br />
Einzelpositionen zur Disposition.<br />
Dass hier niemand seinen persönlichen<br />
„Wunschzettel“ abgeben konnte, war für<br />
alle Beteiligten selbstverständlich. Auf der<br />
anderen Seite sollte die durch Werbebotschaften<br />
viel beschworene „Geiz ist geil -<br />
Mentalität“ ebenso ausgeschlossen werden.<br />
„Nicht das billigste, sondern das bestmögliche<br />
Produkt zu kaufen, mit dem unsere<br />
Patienten klinisch gut behandelt werden<br />
können, das war die Herausforderung“, so<br />
Geschäftsführer Dr. Bernhard Schwilk.<br />
Am Beispiel der Beschaffung von Herzschrittmachern<br />
kann dieses verdeutlicht<br />
werden. Als Grundprinzip galt, nicht das<br />
konkrete Produkt eines bestimmten Lieferanten<br />
zu fordern, sondern die jeweils<br />
erforderliche Funktionalität. Kernfragen<br />
Entwicklung von Sachkosten und Casemix in der Kardiologie seit 2005<br />
SK med. = med. Sachbedarf ohne Arzneimittel
waren hier: Welche Gerätefunktionalität<br />
ist erforderlich? Welche Produktlösung<br />
ist wo sinnvoll? Zudem musste ein transparentes<br />
Leistungsportfolio, bei dem die<br />
Spannbreite der Fallkomplexitäten realitätsnah<br />
abgebildet ist, erarbeitet werden.<br />
Weiterhin galt es, die Produktpalette<br />
zu standardisieren und attraktive Preise<br />
sowie Konditionen bei den Lieferanten<br />
zu erwirken. Auch sollte den Ärzten noch<br />
gewisse Freiheiten bei der Produktauswahl<br />
für zukunftsfähige Innovationen und die<br />
Behandlung komplexe Fälle eingeräumt<br />
werden, denn die Teilnahme an anspruchsvollen<br />
wissenschaftlichen Studien sollte<br />
explizit weiterhin möglich sein.<br />
In Abstimmung der Geschäftsführung,<br />
Einkauf und Medizin-Controlling mit<br />
Chefärzten, Pflege und anderen Anwendergruppen<br />
wurde letztlich eine klare und<br />
differenzierte Beschaffungsstrategie festgelegt<br />
sowie Verträge mit entsprechenden<br />
Lieferanten geschlossen. Als Ergebnis<br />
dieses kooperativen Beratungsprozesses<br />
ist in den <strong>Märkische</strong>n <strong>Kliniken</strong> allein in<br />
der Kardiologie eine Systematik entstanden,<br />
die eine nachhaltige Senkung der<br />
Sachkosten bereits ab 2009 von mehr als<br />
2 Mio. Euro jährlich bewirkte. Dabei fand<br />
die Vorgehensweise bei den Kardiologen,<br />
Radiologen und den weiteren einbezogenen<br />
Klinikern hohe Akzeptanz, da die<br />
nun verfügbaren Produkte qualitativ und<br />
funktional allen Anforderungen entsprechen.<br />
<strong>Die</strong> Nachhaltigkeit dieses Prozesses<br />
zeigt sich darin, dass in 2010 gegenüber<br />
2009 die Sachkosten nochmals sanken übrigens<br />
nicht nur in der Kardiologie, sondern<br />
auch im gesamten medizinischen Sachbedarf.<br />
Der Anteil der Kardiologie-Kosten<br />
an den Gesamtkosten für medizinischen<br />
Sachbedarf ging um knapp ein Drittel auf<br />
25% zurück.<br />
Analog <strong>zum</strong> beschriebenen Vorgehen<br />
wurden weitere medizinische Sachkostensegmente<br />
bearbeitet, gleichfalls mit<br />
sehr guten Ergebnissen. <strong>Die</strong>s betrifft u.<br />
a. die Segmente Verbandmaterial, Wundverschluss,<br />
Endoprothetik, Traumatologie,<br />
Intensivbedarf und OP Abdecksets.<br />
<strong>Die</strong> wirtschaftliche Auswirkung des Projektes<br />
auf das Gesamtergebnis der <strong>Märkische</strong>n<br />
<strong>Kliniken</strong> hat bis 2010 einen jährlichen Wertschöpfungseffekt<br />
von gut 3,6 Mio. Euro erreicht.<br />
Weitere Kosteneinsparungen werden<br />
2011 durch weitere strategische Maßnahmen<br />
avisiert. Ziel ist es dabei, die Produktauswahl<br />
noch stärker an den klinischen Bedürfnissen<br />
zu orientieren und so künftig nicht nur den<br />
Verbrauch weiter zu senken, sondern auch<br />
die Qualität der medizinischen und pflegerischen<br />
Prozesse zu steigern.<br />
KLINIKUM LÜDENSCHEID<br />
Andreas Dobrowolski,Einkaufsleiter<br />
der <strong>Märkische</strong>n<br />
<strong>Kliniken</strong>, stellte bei der<br />
Jahreskonferenz für modernes Einkaufsmanagement<br />
in Krankenhäusern<br />
ein Einkaufsprojekt der <strong>Märkische</strong>n<br />
<strong>Kliniken</strong> vor und konnte dabei über<br />
beeindruckende Ergebnisse und<br />
Einsparpotentiale von rund 3 Mio.<br />
Euro berichten (siehe auch Bericht<br />
auf Seite 14).<br />
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