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IV-Referendum- wie weiter? LKH-Schweiz News Interview mit ...

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101. Jahrgang<br />

Nr. 2 Februar 2007<br />

4<br />

9<br />

13<br />

17<br />

<strong>Schweiz</strong>. Verband für Gehörlosenund<br />

Hörgeschädigten-Organisationen<br />

Association Suisse pour organisations<br />

de sourds et malentendants<br />

Associazione Svizzera per organizzazioni<br />

a favore delle persone audiolese<br />

Aktuelles aus den Gehörlosenfachstellen<br />

<strong>IV</strong>-<strong>Referendum</strong>- <strong>wie</strong><br />

<strong>weiter</strong>?<br />

<strong>LKH</strong>-<strong>Schweiz</strong> <strong>News</strong><br />

<strong>Interview</strong> <strong>mit</strong><br />

Daniel Hadorn


INFORMATIONSBLATT<br />

Angebote der Sprachheilschule<br />

Die Sprachheilschule St.Gallen verfügt über nachstehende Angebote:<br />

Sprachheilkindergarten für Kinder <strong>mit</strong> schwerer Störung des Sprechvermögens<br />

Sprachheilabteilung für Kinder <strong>mit</strong> schwerer Störung des Sprech-, Lese- und<br />

Schreibvermögens (Unter- bis Oberstufe)<br />

Sprachheilschule Uznach (Sprachheilkindergarten und Sprachheilabteilung für die<br />

Unterstufe)<br />

Stationäre Angebote für Schwerhörige<br />

Gehörlosenabteilung (Kindergarten bis Oberstufe)<br />

Cochlea-Implantat-Centrum Sprachheilschule St.Gallen<br />

Erstberatungsstelle für Eltern und Fachleute<br />

Dienst für Hörhilfen (Hörgeräte-Akustiker und Cochlea-Implantat-Techniker)<br />

Abteilung für Stotterer<br />

Audiopädagogischer Dienst für Schwerhörige, Gehörlose und Kinder<br />

<strong>mit</strong> einem Cochlea-Implantat (CI) in der Volksschule (audiopädagogische Frühförderung,<br />

audiopädagogische Beratung und Förderung)<br />

Um noch effizienter <strong>mit</strong> den Kindern arbeiten zu können, besteht die Möglichkeit, vom sozialpädagogischen<br />

Angebot des Internates der Sprachheilschule Gebrauch zu machen.<br />

Sollten bei der Aufnahme jedoch keine freien Plätze vorhanden sein, ist die externe Schulung<br />

möglich. Letztere wird für die Kinder der Unterstufe durch einen gut organisierten Transportdienst<br />

erleichtert.<br />

Anmeldungen<br />

Für einen Platz an der Sprachheilschule St.Gallen können Kinder nur via Schulpsychologischen<br />

Dienst angemeldet werden.<br />

Aus organisatorischen und administrativen Gründen sind wir dankbar, wenn die Anmeldungen<br />

des Schulpsychologischen Dienstes der Kindergartenkinder so<strong>wie</strong> Schülerinnen und Schüler für<br />

das Schuljahr 2007/2008 bis zum 30. März 2007 bei uns eintreffen würden.<br />

Besuchsnach<strong>mit</strong>tage<br />

Die Besuchsnach<strong>mit</strong>tage finden an folgenden Donnerstagen (ab 14.00 Uhr) statt:<br />

St.Gallen 22. Februar, 8. März, 22. März, 26. April, 24. Mai 2007<br />

Uznach 22. Februar, 8. März, 22. März, 26. April 2007<br />

Anfragen<br />

Sprachheilschule St.Gallen, Höhenweg 64, 9000 St.Gallen<br />

Tel. 071 274 11 11 • Schreibtelefon: 071 274 11 24<br />

Fax 071 274 11 13<br />

info@sprachheilschule.ch<br />

www.sprachheilschule.ch


Liebe Leserin<br />

Lieber Leser<br />

In der <strong>Schweiz</strong> braucht es dringend berufliche<br />

Massnahmen für die Integration von<br />

erwerbslosen hörbehinderten - selbstverständlich<br />

von allen behinderten - Menschen.<br />

Dies ergibt sich klar aus dem<br />

Arbeitsalltag der Gehörlosenfachberatungsstellen,<br />

worüber wir in der aktuellen<br />

„sonos“-Ausgabe berichten. Auch Daniel<br />

Hadorn äussert sich in einem <strong>Interview</strong> entsprechend<br />

und bemängelt, dass die zurzeit<br />

zur Verfügung stehenden Integrationsmassnahmen<br />

zu wenig griffig seien, die<br />

Arbeitgeber nach <strong>wie</strong> vor in Bezug auf diese<br />

Thematik zu wenig Verantwortung übernehmen<br />

müssten und sie leider dazu auch<br />

nicht verpflichtet werden könnten. Marktwirtschaftlich<br />

orientierte Sozialfirmen<br />

könnten deshalb auch in der <strong>Schweiz</strong> einen<br />

möglichen und vielversprechenden<br />

Lösungsansatz für die Bewältigung der<br />

Langzeiterwerbslosigkeit darstellen. Die<br />

Chancen dafür stehen eigentlich recht gut.<br />

Denn hierzulande gibt es immer noch einen<br />

ausgeprägten Mittelstand, und es besteht<br />

eine grosse traditionelle Nähe zwischen<br />

der Wirtschaft und der öffentlichen Hand.<br />

Vor diesem Hintergrund ist festzuhalten,<br />

dass sich die Stossrichtung der 5. <strong>IV</strong>G-Revision<br />

eigentlich auf dem richtigen Weg<br />

befindet. Nun ist indes das <strong>Referendum</strong> <strong>mit</strong><br />

mehr als 67’000 eingereichten Unterschriften<br />

gegen diese zukunftsweisende Revisionsvorlage<br />

zu Stande gekommen. Es bleibt<br />

nun offen, <strong>wie</strong> lange es dauert, bis gesetzliche<br />

Grundlagen für die Umsetzung neuer<br />

Lösungsansätze für eine verstärkte Integration<br />

zur Verfügung stehen werden. Die 5.<br />

<strong>IV</strong>G-Revision nimmt zwar die Arbeitgeber<br />

leider nicht in die Pflicht, würde aber Voraussetzungen<br />

schaffen für die Gründung<br />

von marktwirtschaftlichen operierenden<br />

Sozialfirmen bzw. solche Bestrebungen<br />

sowohl rechtlich <strong>wie</strong> auch ideologisch<br />

unterstützen.<br />

Ob <strong>mit</strong> oder ohne <strong>Referendum</strong> zur 5. <strong>IV</strong>G-<br />

Revision bleibt die Tatsache bestehen, dass<br />

heute jeder vierzehnte Einwohner der<br />

<strong>Schweiz</strong> ein potenzieller Rentenbezüger ist<br />

und jeder vierte Versicherte als <strong>IV</strong>-Bezüger<br />

in den Ruhestand geht. Vor diesen düsteren,<br />

gerade erschreckenden Gegebenheiten,<br />

braucht es ein tiefgreifendes Umdenken<br />

sowohl seitens der Wirtschaft <strong>wie</strong> auch<br />

der Politik. Denn eines scheint sicher zu<br />

sein: Ohne nachhaltige positive Veränderung<br />

wird die Gangart gegenüber den RentenbezügerInnen<br />

noch mehr verschärft und<br />

das Leistungsangebot der Invalidenversicherung<br />

unter dem politischen Druck massiv<br />

gekürzt.<br />

Es ist deshalb unbedingt und vordringlich<br />

daraufhinzuwirken, dass die Arbeitgeber,<br />

d.h. die Wirtschaft und auch die öffentlichen<br />

Verwaltungen vermehrt in den (Integrations-)<br />

Prozess eingebunden werden.<br />

Der Erfolg von innovativen Lösungsansätzen<br />

hängt im Wesentlichen von der Akzeptanz<br />

unserer Gesellschaft so<strong>wie</strong> von der<br />

Realisierung eines wirtschaftlichen Mehrwertes<br />

ab. Auf dieser Basis können nachhaltig<br />

wirksame Lösungen entstehen und<br />

„win-win“-Situationen erarbeitet werden.<br />

Roger Ruggli<br />

Redaktor<br />

3<br />

Impressum<br />

Zeitschrift sonos<br />

Erscheint monatlich<br />

Herausgeber<br />

sonos<br />

<strong>Schweiz</strong>erischer Verband für Gehörlosen-<br />

und Hörgeschädigten-Organisationen<br />

Feldeggstrasse 69<br />

Postfach 1339<br />

8032 Zürich<br />

Telefon 044 421 40 10<br />

Fax 044 421 40 12<br />

E-Mail info@sonos-info.ch<br />

www.sonos-info.ch<br />

Redaktion<br />

Redaktion sonos<br />

Feldeggstrasse 69<br />

Postfach 1339<br />

8032 Zürich<br />

Natel 079 376 47 06<br />

Fax 044 421 40 12<br />

E-Mail info@sonos-info.ch<br />

www.sonos-info.ch<br />

Redaktionelle Mitarbeiter<br />

Paul Egger (gg)<br />

Inserate, Abonnentenverwaltung<br />

sonos<br />

Feldeggstrasse 69<br />

Postfach 1339<br />

8032 Zürich<br />

Telefon 044 421 40 10<br />

Schreibtelefon 044 421 40 11<br />

Fax 044 421 40 12<br />

Druck und Spedition<br />

Bartel Druck<br />

Bahnhofstrasse 15<br />

8750 Glarus<br />

sonos verwendet bei Personen zur<br />

Vereinfachung abwechslungsweise die<br />

weibliche oder männliche Form,<br />

angesprochen sind beide Geschlechter.<br />

Nachdruck nur <strong>mit</strong> Genehmigung der<br />

Redaktion, unter Hinweis auf die Quelle<br />

und <strong>mit</strong> Zustellung eines Belegexemplars.<br />

Die veröffentlichten Artikel von Gastautoren<br />

geben nicht in jedem Fall die Auffassung des<br />

Herausgebers <strong>wie</strong>der.<br />

Offizielles Organ der lautsprachlich kommunizierenden<br />

Hörgeschädigten <strong>Schweiz</strong> (<strong>LKH</strong> <strong>Schweiz</strong>)<br />

Die nächste Ausgabe erscheint<br />

am 1. März 2007<br />

Redaktionsschluss:<br />

15. Februar 2007


Aktualitäten aus den Gehörlosenfachstellen<br />

in der Ost- und Innerschweiz<br />

Das Team der Beratungsstelle St. Gallen:<br />

Von links nach rechts: Lilian Hausammann, Verena Gamper, Erna Hagen (gehörlos) und Judith Boscardin<br />

Wie geht es <strong>mit</strong> den St. Galler Treffs <strong>weiter</strong>?<br />

Der Arbeitsalltag der Fachstelle für<br />

Gehörlose St. Gallen wird von finanziellen<br />

Sorgen geprägt.<br />

Die Fachstelle St. Gallen ist zuständig für<br />

die Betreuung von hörbehinderten Menschen<br />

und ihren Angehörigen so<strong>wie</strong> <strong>weiter</strong>en<br />

Bezugspersonen in der Region Ostschweiz<br />

<strong>mit</strong> den Kantonen St. Gallen, Thurgau,<br />

den beiden Halbkantonen Appenzell,<br />

Glarus und Teilen von Graubünden. Die Mitarbeiterinnen<br />

der Fachstelle setzen sich für<br />

die Interessenwahrung der hörbehinderten<br />

Menschen <strong>wie</strong> z. B. in den Bereichen Ausbildung,<br />

Beruf, Wohnen, Freizeit und Finanzen<br />

ein. Das Beratungsteam rund um die<br />

Alters- und Pflegeheim<br />

Haus Vorderdorf in Trogen<br />

Fachstellenleiterin, Liliane Hausammann,<br />

besteht aus einer gehörlosen und zwei<br />

hörenden Mitarbeiterinnen, die für die sehr<br />

anspruchsvollen und vielfältigen Arbeiten<br />

bestens qualifiziert sind.<br />

Neue Dimension für den<br />

Begriff „Service Public“<br />

Der Begriff „Service Public“ ist allgegenwärtig.<br />

Alle Bewohnerinnen und Bewohner<br />

der <strong>Schweiz</strong> wollen von bestmöglichen und<br />

vor allem kundennahen Dienstleistungen<br />

der öffentlichen Verwaltung, der Post, der<br />

Schulen und vielen anderen Dienstleistungsanbietern<br />

profitieren und so einfach<br />

<strong>wie</strong> möglich Gebrauch machen und laufen<br />

Sturm, wenn der Schulweg vielleicht einmal<br />

etwas länger ausfällt oder der Gang in<br />

eine „Amtsstube“ <strong>mit</strong> einigen Minuten Wartezeit<br />

verlängert wird. Wie sieht aber die<br />

Situation bei den hörbehinderten Menschen<br />

in unserem Land aus? Liliane Hausammann<br />

berichtet: „Alle Beratungsgespräche<br />

finden ausschliesslich auf der<br />

Beratungsstelle in St. Gallen statt. Aus<br />

finanziellen Gründen wäre es undenkbar,<br />

dass wir bei den hilfesuchenden Menschen<br />

vor Ort unsere Dienstleistungen anbieten<br />

können. Die Kundinnen und Kunden müssen<br />

oftmals von sehr weit zu uns nach St.<br />

Gallen kommen. Eine Ausnahme gibt es.<br />

Viele hörbehinderte ältere Menschen leben<br />

im Alters- und Pflegeheim Haus Vorderdorf<br />

in Trogen. Dort besuchen wir unsere in diesem<br />

Heim wohnhaften Klientinnen und Klienten.<br />

Gerade bei den Seniorinnen und<br />

Senioren müssen oftmals aus vielfältigen<br />

Gründen vormundschaftliche Massnahmen,<br />

sogenannte Altersbeistandschaften,<br />

errichtet werden und so können wir unsere<br />

Dienstleistungen in Zusammenarbeit <strong>mit</strong><br />

den zuständigen vormundschaftlichen<br />

Behörden optimal einbringen. Die durch<br />

die Behörden angeordneten Massnahmen<br />

werden aber von uns nicht als Mandatsinhaberinnen<br />

selber wahrgenommen. Leider<br />

wird dieser wichtige Teil unserer Arbeit<br />

auch nicht finanziell abgegolten bzw. wir<br />

können unsere Dienstleistungen nicht <strong>weiter</strong><br />

verrechnen.“<br />

Angespannte finanzielle<br />

Situation<br />

Im Vorwort des 46. Jahresbericht 2005 der<br />

Fachstelle für Gehörlose Sozialberatung<br />

schreibt der Vorsitzende der Betriebskommission,<br />

Dr. Heinz Güttinger, dass im<br />

Berichtsjahr die Aufwendungen der Fachstelle,<br />

<strong>wie</strong> in den Vorjahren, nicht durch die<br />

gesetzlichen Beiträge des BSV (Bundesamt<br />

für Sozialversicherung) und durch die<br />

erhaltenen Spenden von Privatpersonen<br />

und Institutionen vollständig gedeckt werden,<br />

so dass erneut der Betriebsfonds zur<br />

Finanzierung der Kostenunterdeckung herangezogen<br />

werden musste. Dank einem<br />

strengen Sparregime und geschicktem Einsatz<br />

der verfügbaren Mittel konnte das


Defizit jedoch etwas reduziert werden. Die<br />

Betriebskommission ist sich des zukünftigen<br />

Finanzierungsproblems bewusst und<br />

sucht derzeit nach Lösungen.<br />

Liliane Hausammann erklärt: „Erfreulicherweise<br />

fällt das für das Jahr 2006 budgetierte<br />

Defizit von ca. Fr. 75’000.— (budgetierter<br />

Jahresaufwand von ca. Fr. 330’000.—)<br />

wesentlich geringer aus, als angenommen<br />

wurde. Für das laufende Jahr muss aber <strong>mit</strong><br />

einem nochmaligen und vor allem markanten<br />

Fehlbetrag gerechnet werden. Dies<br />

führt schlussendlich zu einem <strong>weiter</strong>en<br />

Kapitalverzehr des arg gebeutelten<br />

Betriebsfonds. Die Gründe für diese wirklich<br />

belastende Situation liegen primär<br />

darin, dass lediglich ca. 63% der anfallenden<br />

Gesamtkosten über Leistungen des<br />

BSV, basierend auf dem Art. 74 <strong>IV</strong>G, generiert<br />

bzw. beschafft werden können. Die<br />

ungedeckten Leistungen müssen so<strong>mit</strong><br />

über Spenden, Sammlungen, Legate oder<br />

anderen Zuwendungen abgedeckt bzw.<br />

beschafft werden. Vor diesem angespannten<br />

finanziellen Hintergrund soll nach der<br />

Pensionierung von Frau Erna Hagen das<br />

25%-ige Teilzeitpensum, gemäss Beschluss<br />

der Betriebskommission, welcher<br />

ohne Rücksprache <strong>mit</strong> mir gefällt wurde,<br />

ersatzlos gestrichen werden. Sollte dies<br />

tatsächlich in der Region Ostschweiz Realität<br />

werden, würde das so wichtige Dienstleistungsangebot<br />

<strong>mit</strong> einer gehörlosen<br />

Sozialbetreuerin <strong>mit</strong> einem Schlag wegfallen<br />

und könnte den betroffenen Menschen<br />

sodann nicht mehr angeboten werden. Zurzeit<br />

wird intensiv nach neuen Finanzierungsideen<br />

gesucht, da<strong>mit</strong> auch in Zukunft<br />

die bestehenden Dienstleistungen zur Verfügung<br />

stehen und angeboten werden können.“<br />

Beratungsgespräche sind sehr<br />

zeitintensiv<br />

Liliane Hausammann betont: „Beratungsgespräche<br />

<strong>mit</strong> gehörlosen oder hörbehinderten<br />

Menschen sind sehr Intensiv und<br />

dauern einfach viel länger als bei Hörenden.<br />

Gehörlose Menschen sind nicht einfach<br />

Menschen minus Gehör, es geht um<br />

viel mehr. Viele Defizite sind vorhanden<br />

und es liegt deshalb auf der Hand, dass der<br />

Beratungsaufwand enorm ist. Bei älteren<br />

Menschen braucht es noch viel mehr an<br />

zeitlichen Ressourcen um etwas für die<br />

Betroffenen zu erarbeiten. Aber auch bei<br />

den jüngeren Menschen, die sich zum Beispiel<br />

in einer problematischen Job-Situation<br />

befinden, brauchen wir heute sehr viel<br />

Zeit, um zusammen griffige Lösungen<br />

umzusetzen. Das eigentliche Hauptproblem<br />

in der täglichen Arbeit ist der<br />

erschwerte Zugang zur Kommunikation<br />

und das Fehlen von wichtigen<br />

(Lebens)Grundlagen, so dass der Aufwand<br />

sehr gross ist, bis von den Hilfesuchenden<br />

wirklich alles verstanden wird. Vor diesem<br />

Hintergrund ist es einfach sehr wichtig,<br />

dass auf der Fachstelle eine gehörlose Mitarbeiterin<br />

zur Verfügung steht, welche die<br />

Bedürfnisse der Betroffenen bzw. der<br />

Gehörlosengemeinschaft in der Ost-<br />

<strong>Schweiz</strong> bestens kennt.“<br />

Das Team der Fachstelle und<br />

ihre KlientInnen<br />

Auf der seit dem Jahr 1942 existierenden<br />

(ehemalige Beratungsstelle für Taube und<br />

Schwerhörige) und unter der heutigen Trägerschaft<br />

vom St. Gallischer Hilfsverein für<br />

gehör- und sprachgeschädigte Kinder und<br />

Erwachsene stehenden Fachstelle arbeiten<br />

aktuell 4 Mitarbeiterinnen.<br />

Liliane Hausammann, Stellenleiterin /<br />

dipl. Sozialarbeiterin FH - 100%<br />

Verena Gamper, dipl. Sozialarbeiterin FH -<br />

60%<br />

Judith Boscardin, Sekretärin - 50%<br />

Erna Hagen, gehörlos, Sozialbetreuerin für<br />

gehörlose SeniorInnen - 25%<br />

Im Jahr 2006 betreute das Team insgesamt<br />

124 Klientinnen und Klienten inklusive 21<br />

Schülerinnen und Schüler von der Sprachheilschule<br />

St. Gallen. Die Hauptaufgabenfelder<br />

in der Erwachsenenbetreuung<br />

umfassten im Wesentlichen Hilfestellungen<br />

bei der Stellensuche und der Problematik<br />

rund um die Arbeit im weitesten Sinne<br />

so<strong>wie</strong> während der Lehrlingsausbildung,<br />

Beratung in Zusammenhang <strong>mit</strong> der Errichtung<br />

von vormundschaftlichen Massnahmen<br />

ohne eigene Mandatsführung und Hilfestellungen<br />

bei den Betroffenen die von<br />

der Sozialhilfe unterstützt werden mussten.<br />

[rr]<br />

Wünsche für die Zukunft<br />

Liliane Hausammann meint: „Ja, ich habe<br />

Wünsche für die Zukunft.“ Sie möchte, dass<br />

sich bei ihr viele zuverlässige hörende und<br />

vor allem gehörlose Menschen melden, die<br />

bereit wären, sich in der Freiwilligenarbeit zu<br />

engagieren, da<strong>mit</strong> die Fachstelle auch <strong>weiter</strong>hin<br />

die wichtigen Anlässe „SeniorInnen-<br />

Nach<strong>mit</strong>tag“ und „gemeinsam statt einsam“<br />

anbieten kann. Sie unterstreicht: „Aber ganz<br />

wichtig ist mir, dass die zukünftige Finanzierung<br />

der Fachstelle langfristig sichergestellt<br />

werden kann, da<strong>mit</strong> die Betroffenen des<br />

grossen Einzugsgebiets der Region-Ost-<br />

<strong>Schweiz</strong> auch <strong>weiter</strong>hin optimal betreut werden<br />

können.“<br />

Aufruf:<br />

Freiwillige, die für gehörlose SeniorInnen<br />

Anlässe <strong>wie</strong> „SeniorInnenach<strong>mit</strong>tag“ bzw.<br />

„gemeinsam statt einsam“ durchführen<br />

möchten, melden sich bitte direkt bei Frau<br />

Liliane Hausammann, Oberer Graben 11,<br />

9000 St. Gallen.<br />

Telefon: 071 222 93 53<br />

Telefax: 071 222 05 01<br />

E-Mail:<br />

gehoerlosenfachstelle.st.gallen@bluewin.ch<br />

Situationsplan der Beratungsstelle:<br />

Oberer Graben 11 in St. Gallen


Porträt der Gehörlosenfachstelle Luzern<br />

Richtig heisst die Gehörlosenfachstelle<br />

Luzern Beratungsstelle für Hör- und<br />

Sprachbehinderte. Dies ist eine Dienstleistung<br />

des Heilpädagogischen Zentrums<br />

Hohenrain.<br />

Der Direktor des Zentrums Hohenrain,<br />

aktuell Bruno Bachmann, ist Präsident des<br />

Trägervereins Beratungsstellen Hohenrain<br />

und da<strong>mit</strong> Chef von Carlo Picenoni, dem<br />

Fachstellenleiter. Es würden ausschliesslich<br />

Gehörlose und Hörbehinderte die Fachstelle<br />

zu Beratungszwecken aufsuchen,<br />

erklärt Carlo Picenoni. Sprachbehinderte<br />

gehören deshalb eigentlich nicht zu den<br />

KlientInnen. Die Fachstelle Luzern wurde<br />

1968 von Hohenrain aus gegründet. Dies<br />

vor dem Hintergrund, dass die Invalidenversicherung<br />

an die private Behindertenhilfe<br />

Finanzbeiträge ausrichtet.<br />

Heute ist die Fachstelle Luzern <strong>mit</strong> 140 Stellenprozenten<br />

dotiert. Carlo Picenoni arbeitet<br />

zu 100 %. Eine Sekretärin ist zu 20 %<br />

angestellt und Gian Reto Janki ist als gehörloser<br />

Sozialarbeiter ebenfalls zu 20 % in<br />

den Bereichen Erwachsenenbildung, Animation<br />

und Öffentlichkeitsarbeit als Unterstützung<br />

von Carlo Picenoni tätig.<br />

Prozentuale Verteilung der einzelnen<br />

Arbeitsgebiete in der Fachstelle Luzern<br />

Sozialberatung 26 %<br />

Erwachsenenbildung/Animation 17 %<br />

Öffentlichkeitsarbeit 10 %<br />

Administration 37 %<br />

Der dynamisch wirkende Carlo Picenoni ist<br />

bereits seit 1998 Stellenleiter. Er ist ausgebildeter<br />

Sozialarbeiter und kann sich gut in<br />

der Gebärdensprache ausdrücken.<br />

Zurzeit werden etwa 50 KlientInnen von der<br />

Beratungsstelle Luzern betreut. Darunter<br />

befinden sich aktuell auch 6 bis 7 Arbeitslose.<br />

Das Thema Arbeit spielt indes bei<br />

rund 17 KlientInnen eine grosse Rolle bei<br />

den Beratungsgesprächen. So geht es beispielsweise<br />

oftmals um Fragen, <strong>wie</strong> der<br />

Arbeitsplatz bzw. das Arbeitsumfeld hörbehindertengerechter<br />

ausgestaltet werden<br />

könnte bzw. sollte. Auch geht es bei den<br />

mannigfaltigen Beratungsgesprächen, die<br />

Carlo Picenoni kompetent führt, auch um<br />

Themen, <strong>wie</strong> vorgegangen werden muss,<br />

um mehr Lohn zu erhalten. Einzelne hörbehinderte<br />

bzw. gehörlose Menschen fühlen<br />

sich an ihrem Arbeitsplatz unterfordert. Sie<br />

möchten gerne mehr Verantwortung übernehmen.<br />

Carlo Picenoni erarbeitet <strong>mit</strong><br />

ihnen Vorgehensweisen, <strong>wie</strong> dieses Ziel<br />

erreicht werden könnte. Auch die Weiterbildung<br />

steht vielfach im Zentrum von Fragestellungen<br />

rund um das breite Thema<br />

„Arbeit“. Hier geht es häufig darum, <strong>wie</strong><br />

Zusatzausbildungen finanziert werden<br />

könnten beispielsweise ein Kurs an der<br />

Gallaudet-Universität, eine Gebärdensprachlehrerausbildung<br />

etc. Begleitet werden<br />

in Luzern auch Gehörlose, die temporär<br />

arbeiten und sich um eine Festanstellung<br />

bemühen. Bei arbeitslosen hörbehinderten<br />

Menschen wird oft über die Beratungsstelle<br />

Luzern eine Unterstützungsmassnahme<br />

eingeleitet als Ergänzung zum RAV. Denn<br />

häufig haben die Mitarbeitenden des RAV<br />

aufgrund der hohen Fallzahlen bzw. der oftmals<br />

über 100 Dossiers, die ein Mitarbeiter<br />

dort zu bewältigen hat, nicht genügend<br />

Zeit, sich den Anliegen von Hörbehinderten<br />

effektiv annehmen zu können. So sucht<br />

Carlo Picenoni hier für geeignete bzw. hörbehindertengerechte<br />

Arbeitseinsatzplätze.<br />

Die Teilnahme an einem Arbeitseinsatzprogramm<br />

ist gerade für langzeitarbeitslose<br />

Menschen enorm wichtig. Dadurch erhalten<br />

sie <strong>wie</strong>der eine Tagesstruktur. Auch<br />

können sie wichtige Erfahrungen machen -<br />

<strong>wie</strong> Zusammenarbeit in einem Team,<br />

Bewältigung von Konflikten, Erzielen eines<br />

gemeinsamen Resultates etc. Dies ist für<br />

hörbehinderte Langzeitarbeitslose genau<br />

gleich wichtig <strong>wie</strong> für gut Hörende. Eine<br />

frühzeitige Integration von Langzeitarbeitslosen<br />

- dies gilt für langzeitarbeitslose Hörbehinderte<br />

genau gleich - erhöht nicht nur<br />

die beruflichen und sozialen Chancen der<br />

Betroffenen, sie hilft im Übrigen auch ganz<br />

massgeblich Kosten zu sparen, <strong>wie</strong> die<br />

Neue Zürcher Zeitung am 14. Dezember<br />

2006 feststellte.<br />

Ein grosses Problem beim Thema „Arbeit“<br />

erkennt Carlo Picenoni beim Ende der<br />

Lehre. Denn bis zu diesem Zeitpunkt würden<br />

hörbehinderte Menschen sehr viel Förderung<br />

und Spezialbetreuung und -begleitung<br />

erfahren. Nach dem Lehrabschluss<br />

seien sie indes häufig ganz sich selbst<br />

überlassen. Hier findet es Carlo Picenoni<br />

sehr wichtig, dass frühzeitig die Gehörlosenfachberatung<br />

einbezogen werde. So<br />

könnten rechtzeitig Anschlusslösungen<br />

„aufgegleist“ werden. Recht häufig kommt<br />

es auch vor, dass hörbehinderte junge<br />

Menschen nicht einverstanden seien <strong>mit</strong><br />

der <strong>IV</strong>-Berufsberatung bzw. eine Lehre<br />

angefangen hätten, die ihnen gar nicht<br />

zusage. In diesen sch<strong>wie</strong>rigen Situationen<br />

begleitet Carlo Picenoni dann <strong>weiter</strong>.<br />

Weitere Sch<strong>wie</strong>rigkeiten bestehen nach<br />

Ansicht von Carlo Picenoni auch in manchen<br />

Vorurteilen, die in der Arbeitswelt<br />

gegenüber Gehörlosen bestehen. So sei es<br />

Gehörlosen oftmals nicht möglich eine<br />

Kaderfunktion wahrzunehmen. Es bestehe<br />

im Quervergleich unter verschiedenen Firmen<br />

auch eher eine geringe Bereitschaft<br />

seitens der Arbeitgeber, einen gewissen<br />

Mehraufwand im Bereich Kommunikation<br />

auf sich zu nehmen, der <strong>mit</strong> der Anstellung<br />

einer hörbehinderten Person verbunden<br />

ist. Auch werde die Messlatte in Bezug auf<br />

die Leistungen Hörbehinderter sehr hoch<br />

angesetzt. Erbringe eine hörbehinderte<br />

Person über einen längeren Zeitpunkt nicht<br />

immer 100 %ige Leistung werde dies vergleichsweise<br />

viel rascher beanstandet als<br />

bei gut Hörenden. Gehörlose verfügten<br />

gegenüber Hörenden indes über wichtige<br />

Schlüsselqualifikationen <strong>wie</strong> beispielsweise<br />

hohe Konzentration bei der Arbeit, keine<br />

bzw. äusserst geringe Ablenkungsbereitschaft,<br />

was in Produktionsbetrieben sehr<br />

wertvoll sei. Gut Hörende würden gerade in<br />

diesem Segment häufig durch schwatzen<br />

etc. von der eigentlichen Arbeit abgelenkt.<br />

Dies sei bei Gehörlosen nicht der Fall.


Es gibt im Raum Luzern denn auch eine<br />

Anzahl von kleineren Betrieben <strong>wie</strong> beispielsweise<br />

die auf Küchenbau spezialisierte<br />

Firma Veriset in Gislikon, die sehr<br />

positiv auffallen und sich dafür einsetzen<br />

würden, dass gehörlose Mitarbeiter eine<br />

adäquate Beschäftigung finden würden.<br />

Carlo Picenoni nimmt diesbezüglich noch<br />

Bezug auf einen gehörlosen Schlosser, der<br />

seit über 20 Jahren im gleichen Unternehmen<br />

tätig sei. Auch in einer Druckerei arbeite<br />

ein Gehörloser, der dort von dessen<br />

Abteilungsleiter in vielen Lebensbereichen<br />

massgeblich unterstützt werde.<br />

Die Zusammenarbeit <strong>mit</strong> den Gemeindesozialdiensten<br />

bezeichnet Carlo Picenoni im<br />

Wesentlichen als gut. Gerade im vormundschaftlichen<br />

Bereich - einige Hörbehinderte<br />

seien verbeiständet, weil sich finanzielle<br />

Probleme ergeben hätten - bestehe ein<br />

sehr gutes Zusammenwirken zwischen der<br />

Fachstelle und den vormundschaftlichen<br />

Organen. Anders als etwa die Gehörlosenberatung<br />

Basel übernimmt Carlo Picenoni<br />

selbst keine Beistandschaften. Dies deshalb,<br />

weil er seine Funktion völlig neutral<br />

wahrnehmen und aus dieser Position heraus<br />

auch ver<strong>mit</strong>teln möchte.<br />

Das Hauptgewicht seiner sozialarbeiterischen<br />

Arbeit liege eindeutig beim Thema<br />

„Arbeit“. Aber auch Themen rund um die<br />

Finanzen würden im Beratungsalltag recht<br />

wesentlich ins Gewicht fallen. Hier gehe es<br />

um die Sanierung von Schulden, um das<br />

Erstellen von Budgets bzw. Sch<strong>wie</strong>rigkeiten<br />

zu bewältigen, die sich ergeben würden,<br />

weil jemand nicht <strong>mit</strong> Geld umgehen<br />

könne. Dies komme bei Hörbehinderten<br />

genau so vor, <strong>wie</strong> bei Hörenden. Aber auch<br />

bei Problemen in der Partnerschaft wird<br />

Carlo Picenoni immer <strong>wie</strong>der beigezogen.<br />

Hier gehe es um Fragen <strong>wie</strong>: Will das Paar<br />

die Scheidung oder nicht. Carlo Picenoni<br />

leistet auch Hilfestellungen bei der Einleitung<br />

des gerichtlichen Verfahrens und<br />

begleitet KlientInnen zu Gerichtsterminen.<br />

Ebenso ist er behilflich beim Wechsel von<br />

Krankenkassen, beim Ausfüllen der Steuererklärung<br />

und beim Abschluss einer Hausratversicherung.<br />

Erziehungsberatung ist Carlo Picenoni<br />

besonders wichtig. So hat der dreifache<br />

Vater diesbezüglich auch eine spezielle<br />

Zusatzausbildung in Triple P (positives<br />

Erziehungsprogramm) absolviert. Unter der<br />

Leitung von Carlo Picenoni wird in Luzern<br />

eine Elterngesprächsgruppe geführt.<br />

Gehörlose Eltern treffen sich sechs- bis<br />

achtmal jährlich und bringen die Probleme<br />

<strong>mit</strong> ihren Kindern zur Sprache. Daneben<br />

bietet Carlo Picenoni auch spezielle Beratungen<br />

an für hörende Eltern gehörloser<br />

Kinder. Letzteres findet in Form von Einzelgesprächen<br />

statt.<br />

Die Beratungsstelle Luzern wird insgesamt<br />

eher wenig von älteren KlientInnen aufgesucht.<br />

Dies vor allem wohl deshalb, weil<br />

alle drei Wochen in Luzern der sog. „Innerschwyzer<br />

Treff“ stattfindet, wo auch Carlo<br />

Picenoni jeweils anwesend ist. An diesen<br />

Treffen nehmen immer rund 15 ältere hörbehinderte<br />

Personen teil. 8 bis 10 der Teilnehmenden<br />

sind Stammkunden. Die älteren<br />

Hörbehinderten im Raum Luzern sind<br />

insgesamt gut eingebettet in ihre Familie.<br />

Häufig kümmern sich die Kinder sehr liebevoll<br />

um ihre betagten hörbehinderten<br />

Angehörigen.<br />

Was in Luzern gegenüber der Gehörlosenfachstelle<br />

Zürich bzw. Basel auffällt, ist,<br />

dass sehr wenig hörbehinderte AusländerInnen<br />

oder gehörlose DrogenkonsumentInnen<br />

die Beratung aufsuchen. Dies ist<br />

darauf zurückzuführen, dass es in der Zentralschweiz<br />

generell viel weniger AusländerInnen<br />

und DrogenkonsumentInnen gibt<br />

als in den städtischen Ballungsgebieten im<br />

Grossraum Zürich bzw. Basel.<br />

Nach Angaben von Carlo Picenoni gibt es<br />

wohl um die tausend Hörbehinderten im<br />

Einzugsgebiet der Beratungsstelle Luzern,<br />

d.h. in der Zentralschweiz.<br />

Das Team der Beratungsstelle Luzern:<br />

Edith Giger, Gian Reto Janki udn Carlo Picenoni-Hess<br />

7<br />

In den Beratungsstellen werden hörbehinderte<br />

Menschen in den mannigfachsten<br />

Bereichen unterstützt. Diese breite<br />

Palette von Dienstleistungen ist enorm<br />

wichtig. Durch Art. 74 des Invalidenversicherungsgesetzes<br />

wird diese Form privater<br />

Behindertenhilfe begrüssenswerterweise<br />

in massgeblichem Umfang<br />

finanziell abgegolten.<br />

Situationsplan der Beratungsstelle:<br />

Hirschmattstrasse 25 in Luzern


Zuletzt noch ein paar Worte über die Kurse,<br />

die in Luzern angeboten werden. Viele der<br />

Kurse dauern einen Abend. Ein paar wenige<br />

finden an mehreren Abenden statt. Häufig<br />

geht es um lebenspraktische Belange. Die<br />

Kurstitel lauten beispielsweise: „Wie<br />

wechsle ich die Krankenversicherung?“,<br />

„Was kostet mein Auto?“, „Umgang <strong>mit</strong><br />

Handies für Senioren“.<br />

Zurzeit weiss Carlo Picenoni von 4 KlientInnen,<br />

die Sozialhilfe beziehen. In der Regel<br />

suchen sie die Gehörlosenberatung nicht<br />

wegen finanzieller Probleme auf. So hat<br />

Carlo Picenoni eigentlich im allgemeinen<br />

gar keine Kenntnis davon, ob an seine KlientInnen<br />

Fürsorgegelder ausgerichtet werden<br />

oder nicht. Er erfährt allenfalls über<br />

kommunale Sozialdienste davon. Denn<br />

diese wenden sich gelegentlich an Carlo<br />

Picenoni, wenn es um Kann-Leistungen der<br />

SKOS-Richtlinien geht. Carlo Picenoni versucht<br />

dann durch Gesuche an Stiftungen<br />

Finanzierungen von beispielsweise Urlaub,<br />

Kursen und zum Teil auch Kinderbetreuung<br />

für bestimmte KlientInnen sicherstellen zu<br />

helfen.<br />

Wenn es Streit in einer Gruppe von Gehörlosen<br />

bzw. Hörbehinderten gibt, versucht<br />

Carlo Picenoni auch hier zu ver<strong>mit</strong>teln. Er<br />

ist Gehörlosengruppen zudem in verschiedenerlei<br />

Hinsicht behilflich - so beispielsweise<br />

durch die Organisation eines Raumes<br />

für einen Gruppenanlass.<br />

Auch die Öffentlichkeitsarbeit gehört ins<br />

Pflichtenheft der Beratungsstelle Luzern.<br />

So stellt Carlo Picenoni den Umgang <strong>mit</strong><br />

hörbehinderten Menschen beim Samariterverein,<br />

bei der Polizeischule, bei der Krankenpflegeschule,<br />

bei Bahnunternehmungen<br />

<strong>wie</strong> der Brünigbahn respektive Zentralbahn<br />

und natürlich auch in Schulklassen<br />

vor. Zudem bietet er Unterstützung bei der<br />

Abfassung von Diplomarbeiten an.<br />

[rr/lk]<br />

Leserbrief<br />

In Ihrem Editorial von November 2006 stecken Sie sich hohe Ziele und setzen auf „gegenseitiges<br />

Verstehen und sich Verstandenfühlen“, wünschen Synergien unter den Verbänden<br />

der Hörbehinderten zu nutzen und spielen auf der Klaviatur einer globalisierten<br />

Gesellschaft.<br />

In diesem Zusammenhang möchte ich gerne zu einigen Punkten Stellung nehmen, die Sie<br />

in Ihrem Beitrag aufgegriffen haben:<br />

Sagen Sie klar und deutlich, für welche hörbehinderten Gruppen Sie Synergien schaffen<br />

möchten und sprechen Sie nicht nur von Synergien zwischen Verbänden!<br />

Bedenken Sie:<br />

...dass man - entgegen Ihrer Meinung - an der Gallaudet Universität „als rein gebärdensprachlich<br />

kommunizierender Studierender“ keinen Hochschulabschluss schaffen kann<br />

und dass dort sehr wohl auch Kompetenzen der Sprachen <strong>mit</strong> oralem Modus gefordert<br />

werden, <strong>wie</strong> dies an andern Universitäten üblich ist;<br />

...dass es nicht nur für Lautsprachen, sondern auch für Gebärdensprachen Schriftsysteme<br />

gibt, die Ihrer Forderung nach Wissenschaftlichkeit der Kommunikationssysteme<br />

durchaus zu genügen vermögen;<br />

...dass an Ihrem Bildungsanspruch eines „absoluten Muss“ für die Lautsprache schon<br />

viele Hörbehindertenfachleute und Eltern gescheitert sind, weil sie zu einseitig auf die<br />

schwächste Ressource des gehörlosen Kindes - das Hören - setzten, die visuellen Bedürfnisse<br />

des Kindes zu wenig beachteten und so das Kind isolierten und in die gesellschaftliche<br />

Isolation trieben;<br />

...dass Sie <strong>mit</strong> Ihrem Anliegen „den Bedürfnissen und Interessen der von einer Hörbeeinträchtigung<br />

direkt Betroffenen ganzheitlich, adäquat und angemessen Rechnung tragen<br />

zu wollen“, eigentlich auch der Gebärdensprache, der stärksten kognitiven, sozialen und<br />

kulturellen Ressource gehörloser Menschen, Rechnung tragen müssten, weil gehörlose<br />

un<strong>mit</strong>telbar zur Gebärde greifen und diese Sprache auch lernen ohne jede pädagogische<br />

Einwirkung, vorausgesetzt, dass man sie nicht daran hindert, andere Gehörlose zu treffen;<br />

...dass das von Ihnen geforderte globale Denken Öffnung bedeutet, und dass ein globales<br />

Denken nur ein Denken sein kann, das sowohl der Laut- <strong>wie</strong> der Gebärdensprache und<br />

ihren Kulturen eine ebenbürtige und uneingeschränkte Aufmerksamkeit und Gleichwertigkeit<br />

zuerkennt;<br />

...dass globales Denken nicht nur Anpassung der Hörbehinderten an die hörende Gesellschaft<br />

darstellt und dass ein Fachdachverband in dieser Hinsicht Brückenfunktionen zu<br />

übernehmen hat, die ihn verpflichten sich ebenso ganzheitlich <strong>mit</strong> der Kultur Gehörloser<br />

und ihrer Gebärdensprache auseinander zu setzen, <strong>wie</strong> er dies von den Gehörlosen<br />

erwartet in Bezug auf ihre Integrationsbereitschaft in die hörende Welt.<br />

...dass auf Grund wissenschaftlicher Erkenntnisse Synergien zwischen verschiedenen<br />

Kulturen am besten geschaffen werden können, wenn man ganz persönlich den Schritt in<br />

die jeweils andere Kultur wagt, bevor man allzu viele Forderungen an die andersgeartete<br />

Kultur stellt.<br />

Dr. Benno Caramore<br />

Wallisellen


<strong>IV</strong>-<strong>Referendum</strong> zustande gekommen<br />

- Wie geht es <strong>weiter</strong>?<br />

Das <strong>Referendum</strong> gegen die 5. <strong>IV</strong>-Revision<br />

ist zustande gekommen. Wie wir in<br />

«sonos» schon mehrmals berichtet haben,<br />

steht es um die Finanzen der Invalidenversicherung<br />

gar nicht gut. Jedes Jahr schreibt<br />

sie rund 1,5 Milliarden Franken Verlust.<br />

Dass das Sozialwerk neue Geldquellen<br />

braucht, ist denn auch eigentlich unbestritten.<br />

Tatsache bildet indes, dass die Bürgerlichen<br />

die Suche nach Mehreinnahmen seit<br />

langem verzögern. Nun aber raffen sich<br />

CVP und FDP zu neuen Taten auf. Sie wollen,<br />

dass die zuständige Kommission des<br />

Nationalrates in ganz naher Zukunft einen<br />

Vorschlag vorlegt, <strong>wie</strong> die <strong>IV</strong>-Finanzen zu<br />

sanieren sind. Ganz freiwillig geschieht<br />

dies nicht: Die beiden Parteien stehen<br />

unter dem Druck der grossen Behindertenorganisationen.<br />

Diese haben das <strong>Referendum</strong><br />

gegen die <strong>IV</strong>-Revision, das voraussichtlich<br />

am 17. Juni 2007 an die Urne<br />

kommt, bisher nicht unterstützt. Dies<br />

könne sich nun aber ändern. Thomas Bickel<br />

von der Dachorganisation der Behindertenorganisationen<br />

(DOK) erklärte gegenüber<br />

dem Tages-Anzeiger, es bilde eine Provokation,<br />

wenn die Mitteparteien erneut keinen<br />

klaren Finanzierungsvorschlag machen<br />

würden. Wenn das Parlament jetzt vorwärts<br />

mache, würde sich die DOK <strong>weiter</strong>hin ruhig<br />

verhalten. Bei FDP-Fraktionschef Felix<br />

Gutzwiller ist diese Botschaft angekommen.<br />

„Wir müssen jetzt zeigen, <strong>wie</strong> wir bei<br />

einem Ja zur <strong>IV</strong>-Revision für höhere Einnahmen<br />

sorgen wollen. Sonst stimmen viele<br />

Nein, weil sie nicht an eine zusätzliche<br />

Finanzierung glauben“, meinte er gegenüber<br />

der Tagespresse. Gutzwiller weiss auch,<br />

<strong>wie</strong> er das Defizit decken will: <strong>mit</strong> einer<br />

höheren Mehrwertsteuer. Gleiches plant<br />

auch die CVP. Effektiv sieht es zwischenzeitlich<br />

so aus, dass sich die Mehrwertsteuer<br />

durchsetzen wird - nachdem<br />

sich noch im letzten Herbst eine Mehrheit<br />

aus SP und SVP für mehr Lohnprozente<br />

stark gemacht haben. Jetzt sitzt die SVP<br />

offenbar nicht mehr <strong>mit</strong> im Boot. „Bevor wir<br />

neuen Einnahmen zustimmen, darf die<br />

Invalidenversicherung keine Verluste mehr<br />

schreiben“, sagte der Zürcher SVP-Nationalrat<br />

Toni Bortoluzzi gegenüber dem<br />

Tages-Anzeiger. Seine Partei will sich deshalb<br />

der Stimme enthalten. Dies scheint<br />

auch auf Druck von aussen zu geschehen.<br />

Die Wirtschaft sei klar gegen mehr Lohnprozente,<br />

gab Hans Rudolf Schuppisser,<br />

Vizedirektor des Arbeitgeberverbandes zu<br />

bedenken. Die SP will die Erhöhung der<br />

Mehrwertsteuer <strong>mit</strong>tragen, sofern diese<br />

Lösung mehrheitsfähig ist. Für Peter Wehrli<br />

vom Zentrum für Selbstbestimmtes Leben,<br />

welches das <strong>Referendum</strong> gegen die <strong>IV</strong>-Revision<br />

lanciert hat, ändert sich hingegen auch<br />

<strong>mit</strong> einer Zusatzfinanzierung nichts. „Das<br />

wäre zwar erfreulich, am <strong>Referendum</strong> würden<br />

wir aber trotzdem festhalten“, äusserte<br />

er gegenüber der Tagespresse.<br />

Leider beinhaltet die 5. <strong>IV</strong>-Revision keine<br />

Arbeitgeberverpflichtung von einer <strong>IV</strong>-<br />

Abklärung betroffene Arbeitnehmende <strong>weiter</strong>zubeschäftigen.<br />

So ist zu befürchten,<br />

dass die <strong>mit</strong> der Revision beabsichtigte Eingliederung<br />

nicht umgesetzt werden kann,<br />

denn die Stellen, welche die <strong>IV</strong> ver<strong>mit</strong>teln<br />

sollte, gibt es (noch) gar nicht. Es wäre<br />

daher Aufgabe des Bundesgesetzgebers,<br />

Probleme des Arbeitsmarktes auch im Rahmen<br />

der Arbeitslosigkeit zu regeln. Es sollte<br />

von der Abschiebepolitik zu Lasten der Kantone<br />

Abstand genommen werden. Denn<br />

dadurch wird keine Verbesserung der Situation<br />

der Betroffenen bewirkt. Die Arbeitgeberverantwortung<br />

sollte gesetzlich griffig<br />

umschrieben werden.<br />

Arbeitslosenquote verharrt auf<br />

tiefem Niveau<br />

Im Kanton Zürich ist die Arbeitslosenquote<br />

innert Jahresfrist von 3,9 auf 3,0 Prozent<br />

gesunken. Die im schweizerischen Vergleich<br />

überdurchschnittlich rasche Entspannung<br />

hat die Regionalen Arbeitsver<strong>mit</strong>tlungszentren<br />

entlastet. Diese verstärken ihre Zusammenarbeit<br />

<strong>mit</strong> den sozialen Institutionen,<br />

um Kündigungen im Einzelfall abzuwenden.<br />

Im Kanton Zürich gibt es rund 6600 weniger<br />

Arbeitslose als vor einem Jahr. Trotz einer<br />

leichten Zunahme innert Monatsfrist stagnierte<br />

die Arbeitslosenquote Ende November<br />

bei 3 Prozent, was 22013 gemeldeten Personen<br />

entspricht. Bei einer solchen Quote<br />

spricht die EU von einem funktionierenden<br />

Arbeitsmarkt, <strong>wie</strong> Bruno Sauter, Chef des<br />

Amtes für Wirtschaft und Arbeit (AWA), vor<br />

den Medien festhielt. Dass die Zahl der<br />

Arbeitslosen im Kanton Zürich im schweizerischen<br />

Vergleich überdurchschnittlich schnell<br />

gesunken ist, begründet Sauter <strong>mit</strong> dem im<br />

Raum Zürich starken Dienstleistungssektor.<br />

Dieser reagiere rasch auf konjunkturelle<br />

Schwankungen.<br />

Erfreut zeigte sich Sauter über die bereits in<br />

den beiden Vormonaten beobachtete Entspannung<br />

bei der Jugendarbeitslosigkeit. So<br />

hat sich insbesondere die Situation der 15bis<br />

19-Jährigen verbessert: Ende November<br />

waren 194 weniger als arbeitslos registriert<br />

als Ende Oktober. Für das Jahr 2007 geht das<br />

AWA von einer 2,9 bis 3 Prozent stagnierenden<br />

Quote aus. Laut Sauter wird auch künftig<br />

die Nachfrage nach Hochschulabsolventen<br />

steigen. Seit der Oeffnung des Arbeitsmarktes<br />

hätten vor allem hochqualifizierte Arbeitnehmer<br />

aus Deutschland in der <strong>Schweiz</strong> sehr<br />

gute Chancen. Gleichzeitig sei es eine Realität,<br />

dass ältere Arbeitnehmer eher <strong>mit</strong> Langzeitarbeitslosigkeit<br />

konfrontiert sind. - Die<br />

abnehmende Zahl der Arbeitslosen hat bei<br />

den Regionalen Arbeitsver<strong>mit</strong>tlungszentren<br />

(RAV) zu einem Rückgang der Beratungen<br />

geführt. Die Zahl der Dossiers pro RAV-Mitarbeiter<br />

ist <strong>mit</strong>tlerweile auf unter 100 gesunken.<br />

Mit natürlichen Fluktuationen reagiert<br />

das AWA auf die da<strong>mit</strong> verbundenen Auswirkungen<br />

auf den Personalbestand. Wie Sauter<br />

<strong>weiter</strong> ausführte, haben 30 bis 50 Prozent der<br />

Stellensuchenden einen Qualifikationsbedarf,<br />

insbesondere bei der Sprache. Jährlich<br />

werden im Kanton Zürich 100 Millionen Franken<br />

für Kurse und Beschäftigungsprogramme<br />

zur Verfügung gestellt. Seit den öffentlichen<br />

Ausschreibungen des Angebots nach WTO<br />

sind die Kurspreise um rund 20 Prozent<br />

gesunken. Laut Sauter erhalten die Zürcher<br />

9<br />

Soziales<br />

und<br />

Politik


RAV vom Bund nicht nur dank den besseren<br />

Rahmenbedingungen gute Noten. Dazu<br />

beigetragen hätten etwa auch der steigende<br />

Anteil von präventiven Gesprächen<br />

während der Kündigungsfrist oder die<br />

Intensivierung der Kontakte zu den Arbeitgebern.<br />

Einen Verbesserungsbedarf stellt<br />

Sauter insbesondere bei der Beratung von<br />

hochqualifizierten Arbeitslosen fest. Mit<br />

entsprechenden Schulungen sollen die<br />

RAV-Mitarbeitenden dazu befähigt werden.<br />

Wie Sauter schliesslich bekanntgab, wird<br />

die interinstitutionelle Zusammenarbeit<br />

zwischen den RAV, der Invalidenversicherung<br />

(<strong>IV</strong>), der Berufsberatung, der Sozialhilfe<br />

und den Arbeitgebern auf die Städte<br />

Zürich und Winterthur ausgedehnt. Ein entsprechendes<br />

Pilotprojekt in Uster hat trotz<br />

der zeitlichen Intensität und den teilweise<br />

unklaren Kompetenzen der Beteiligten<br />

offenbar zu einer insgesamt positiven Leistungsbilanz<br />

geführt und erste Hinweise<br />

auf Einsparungen bei Sozial- und Beratungsleistungen<br />

ergeben. Die interinstitutionelle<br />

Zusammenarbeit verfolgt das Ziel<br />

der Früherkennung und raschen Wiedereingliederung<br />

von Arbeitnehmern <strong>mit</strong> Verdacht<br />

auf Mehrfachbelastungen. Denn wer<br />

zum Beispiel wegen Eheproblemen,<br />

gesundheitlichen Einschränkungen und<br />

finanzieller Sch<strong>wie</strong>rigkeiten häufig der<br />

Arbeit fernbleibt, dem wird früher oder später<br />

gekündigt. Ist er einmal so weit, führt<br />

der Weg schnell in die Sozialhilfe und später<br />

zur <strong>IV</strong>, von deren Rente oft Personen<br />

leben, die teilzeitlich erwerbstätig sein<br />

könnten. Wird dies rechtzeitig erkannt und<br />

werden Massnahmen getroffen, um auch<br />

nicht zu hundert Prozent leistungsfähige<br />

Arbeitnehmer im Arbeitsmarkt zu behalten,<br />

sinkt die Zahl der Fälle, die das Sozialversicherungssystem<br />

belasten.<br />

Im Unterschied zur gängigen Praxis treffen<br />

in Uster die verschiedenen Versicherungen<br />

nicht mehr nacheinander ihre spezifischen<br />

Abklärungen, die sich über Jahre hinziehen<br />

können. Vielmehr nehmen Vertreter des<br />

RAV, der <strong>IV</strong>, der Berufsberatung und der<br />

Sozialhilfe im Einzelfall eine gemeinsame<br />

Lagebeurteilung vor und fragen nach der<br />

optimalen Intervention. Einbezogen werden<br />

auch die Arbeitgeber. Eine Institution<br />

übernimmt sodann den Fall und leitet rasch<br />

Massnahmen ein, um eine Kündigung<br />

abzuwenden.<br />

Grosse Arbeitslosenquote bei<br />

jungen Erwachsenen<br />

Trotz guter Wirtschaftslage sind junge<br />

Erwachsene häufig auf die Fürsorge ange-<br />

<strong>wie</strong>sen. Die Sozialhilfequote der 18- bis 25jährigen<br />

Frauen und Männer liegt bei knapp<br />

vier Prozent - in Städten und Agglomerationen<br />

muss sogar einer von 15 Jugendlichen<br />

unterstützt werden. Auf den Sozialämtern<br />

von Basel-Stadt beispielsweise macht diese<br />

Alterskategorie 16 Prozent aller Neuanmeldungen<br />

aus. Hinter solchen Zahlen zeigten<br />

sich die Sch<strong>wie</strong>rigkeiten dieser sozialen<br />

Gruppe, im Arbeitsmarkt Fuss zu fassen und<br />

auf Dauer ein existenzsicherndes Einkommen<br />

zu erzielen“, gibt Carlo Knöpfel von<br />

Caritas <strong>Schweiz</strong> im neuen Sozialalmanach<br />

zur sozialen Lage der <strong>Schweiz</strong> zu bedenken.<br />

Auch die <strong>Schweiz</strong>erische Konferenz für<br />

Sozialhilfe (SKOS) ist alarmiert. „Das strukturelle<br />

Armutsrisiko der jungen Erwachsenen<br />

ist sozialpolitisch gravierend“, sagte<br />

SKOS-Präsident Walter Schmid an einer<br />

Medienorientierung in Bern. Die Anzahl<br />

Jugendlicher und junger Erwachsener, die<br />

von der Sozialhilfe abhängig seien, wachse.<br />

3,9 Prozent der 18-bis 25-Jährigen beziehen<br />

Leistungen der Sozialhilfe. Da<strong>mit</strong> liegt die<br />

Sozialhilfe-Quote dieser Gruppe über derjenigen<br />

der Gesamtbevölkerung (3,0 Prozent).<br />

„Das können wir nicht <strong>mit</strong> einem Achselzucken<br />

hinnehmen.“ Die gesellschaftlichen<br />

Folgekosten der chronischen Abhängigkeit<br />

beliefen sich in extremen Fällen auf ein bis<br />

zwei Millionen Franken.<br />

Wenn die Sozialhilfe eingeschaltet werde,<br />

sei es oft zu spät, stellt Schmid fest. „Dann<br />

haben viele Jugendliche bereits den Sozialparcours<br />

hinter sich.“ Die SKOS fordert deshalb<br />

eine umfassende Strategie gegen die<br />

Armut. Sie soll im Vorschulalter <strong>mit</strong> Elternarbeit<br />

beginnen - insbesondere bei Kindern<br />

von Sozialhilfebeziehenden. Hilfreich sei,<br />

dass der Ständerat in der Wintersession die<br />

Motion für eine gesamtschweizerische<br />

Armutsbekämpfung an den Bundesrat über<strong>wie</strong>sen<br />

habe. Denn Bund und Kantone müssten<br />

sich stärker engagieren. Das gelte auch<br />

für den Lehrstellenmarkt, wo die öffentliche<br />

Hand ergänzend eingreifen müsse. „Da<strong>mit</strong><br />

jene Jugendlichen, die trotz 100 Bewerbungen<br />

keine Stelle finden, nicht auf der<br />

Strecke bleiben“, so Walter Schmid gegenüber<br />

der Tagespresse. Wenn marktwirtschaftliche<br />

Mechanismen nicht genügten<br />

und steuerliche Impulse abgelehnt würden,<br />

müsse der Staat eingreifen können. Den<br />

Jugendlichen, die sich heute in einer sch<strong>wie</strong>rigen<br />

Situation befänden, nütze der Hinweis,<br />

dass die Demographie das Problem der<br />

Jugendarbeitslosigkeit löse, nichts, sagte<br />

Schmid. Nötig seien auch Lehrstellen für leistungsschwache<br />

Schulabgänger. Jugendliche<br />

ohne jede Ausbildung sind nämlich am stärksten<br />

gefährdet: zwei Drittel der Sozialhilfebeziehenden<br />

im Alter von 18 bis 25 Jahren sind<br />

ohne Berufsbildung. Auch für diese Jugendlichen<br />

bedürfe es entsprechender Ausbildungsstellen,<br />

da<strong>mit</strong> sie nicht von Überbrückungsangebot<br />

zu Überbrückungsangebot <strong>weiter</strong>gereicht<br />

würden. Die SKOS schlägt beispielsweise<br />

Zertifikatslehren vor. Hier sollte ebenfalls<br />

die öffentliche Hand investieren - und nicht<br />

erst bei Beschäftigungs- und Qualifikationsprogrammen<br />

der Sozialwerke oder Sozialhilfe.<br />

SKOS-Präsident Schmid schlägt daher vor, das<br />

neunjährige Schulobligatorium durch eine<br />

Ausbildungspflicht bis zur Volljährigkeit zu<br />

ergänzen. „Denn wir können die Jugendlichen<br />

nach der Schule nicht einfach sich selber überlassen.“<br />

Oft würden in diesem Lebensabschnitt<br />

die Weichen für Fehlentwicklungen<br />

gestellt, ohne dass es jemand merke. Es gehe<br />

aber nicht darum, einfach die Schulzeit zu verlängern.<br />

Wie das in der Praxis aussehen könnte, erprobt<br />

derzeit der Kanton Basel-Stadt. Dort interveniert<br />

die Sozialhilfe bereits bei 16-Jährigen,<br />

da<strong>mit</strong> sie nach der Schule nicht abtauchen und<br />

Jahre später bei der Fürsorge landen. „Es gibt<br />

keinen Abschluss ohne Anschluss“, erklärte<br />

Vorsteher Rolf Maegli gegenüber der Tagespresse.<br />

Wer keine Berufsausbildung beginnt,<br />

wird zu Hause besucht und beraten. Pro Jahrgang<br />

sind das in Basel 60 bis 80 Personen.<br />

Zugleich werden seit Oktober Arbeitsplätze im<br />

Teillohnmodell angeboten, das heisst: Der<br />

Arbeitgeber entlöhnt nur nach Leistung.<br />

Jugendliche, die sich verweigern, müssen <strong>mit</strong><br />

Sanktionen rechnen. Die Sozialhilfe kann<br />

dabei aufs Existenzminimum von 400 Franken<br />

gekürzt werden.<br />

Schmid sieht derzeit gute Chancen, dass die<br />

von der SKOS vorgeschlagene Strategie Früchte<br />

tragen könnte. Nicht nur sei die wirtschaftliche<br />

Lage günstig, auch die Bereitschaft sei vorhanden,<br />

sich des Problems anzunehmen. Ein<br />

Zeichen dafür sei die Ende 2006 vom Parlament<br />

über<strong>wie</strong>sene Motion zur Armutsbekämpfung.<br />

Wichtig sei nun, auch die Unternehmungen<br />

und Gewerbebetriebe für die Umsetzung<br />

zu gewinnen. Einige Städte - <strong>wie</strong> etwa Basel-<br />

Stadt und Zürich - zeigen, dass eine Zusammenarbeit<br />

von Wirtschaft und Staat in diesem<br />

Bereich durchaus möglich ist. [lk/rr]


Aspekte der <strong>IV</strong>-Revision<br />

Invalidität als Armutsfalle<br />

Junge Leute, die invalid werden, essen ihr<br />

Leben lang ein hartes Brot, weil die Versicherungsdeckung<br />

vielfach völlig ungenügend<br />

ist.<br />

Text: Hansruedi Berger<br />

in: <strong>Schweiz</strong>er Versicherung, Januar 2007<br />

Die Gefahr, während des Erwerbslebens<br />

invalid zu werden, wird hierzulande zu<br />

einem zunehmend hohen Risiko. Von den<br />

7,5 Millionen EinwohnerInnen haben<br />

430’000 im Jahr 2005 eine <strong>IV</strong>-Leistung<br />

bezogen. Gemäss Bundesamt für Sozialversicherung<br />

(BSV) ist heute jeder 14. Einwohner<br />

ein potenzieller Rentenbezüger; 1992<br />

war es jeder einunddreissigste!<br />

Noch eindrücklicher wirkt die Statistik im<br />

Langzeitvergleich. 1960 wurden gerade mal<br />

25’600 Invaliditätsrenten ausbezahlt;<br />

heute sind es rund zwölfmal mehr und<br />

jeder vierte Versicherte geht heut als <strong>IV</strong>-<br />

Bezüger in den Ruhestand. Erschreckend<br />

ist insbesondere die Zunahme der psychisch<br />

Kranken. Diese machen zum Beispiel<br />

bei der Zürich Versicherung zurzeit<br />

rund einen Drittel aller neuen Fälle von<br />

Erwerbsunfähigkeit aus.<br />

Kümmerliche Leistungen<br />

Unerträglich wird eine Invalidität dann,<br />

wenn zur Hilflosigkeit die Armut kommt.<br />

Versicherungsdeckung<br />

Miserabel versichert: Beispiel eines 21-jährigen<br />

Von diesem harten Schicksal betroffen werden<br />

immer <strong>wie</strong>der junge Leute, weil die Versicherungsdeckung<br />

in dieser Altergruppe<br />

unzureichend ist. Zwar ist die Altergruppe<br />

„Jugendliche bis 25“ in der <strong>IV</strong>-Statistik<br />

unterdurchschnittlich vertreten. Was hingegen<br />

ins Auge springt, ist die Zunahme von<br />

<strong>IV</strong>-Fällen um das Zweieinhalbfache seit<br />

1995.<br />

Vorab die psychischen Leiden schlagen zu<br />

Buche. Vor allem die Pensionskasse<br />

erbringt in diesem Alter gar keine oder<br />

kümmerliche Leistungen. In der Tabelle<br />

„Miserabel versichert“ wird diese Situation<br />

anhand von drei Fallstudien dargestellt. In<br />

allen drei Fällen handelt es sich um 21jährige,<br />

jedoch <strong>mit</strong> verschieden hohen Einkommen<br />

und verschiedener Versicherungsdeckung.<br />

Der 21-jährige Erich Schläpfer (Name geändert)<br />

erkrankte im 4. Semester seines Jurastudiums<br />

an multipler Sklerose. Seit der<br />

Maturität hatte er sich auf sein Studium<br />

konzentriert und von der Unterstützung<br />

seiner Eltern gelebt. Da er während dieser<br />

Zeit kein Einkommen erzielt hatte, wird er<br />

von der Invalidenversicherung 1’473 Franken<br />

erhalten, worin der Zuschuss von 33<br />

1/3 Prozent oder 368 Franken für Versichter<br />

unter 25 (<strong>IV</strong>G Art. 37 Abs. 2) bereits enthal-<br />

ten ist. Auf eine BVG-Rente hat der Student<br />

keinen Anspruch, da er nicht erwerbstätig<br />

und deshalb keiner Pensionskasse oder<br />

Sammelstiftung angeschlossen ist.<br />

Verheiratete erhalten mehr<br />

Grundsätzlich liegt die Latte für einen Pensionskassenanspruch<br />

sehr hoch. Hätte<br />

Erich Schläpfer zum Beispiel durch eine<br />

Nebenbeschäftigung 20’000 Franken jährlich<br />

erzielt, so würde gemäss BVG nur gerade<br />

eine Monatsrente von 96 Franken anfallen.<br />

Besser käme hingegen ein junger<br />

Berufsmann <strong>mit</strong> einem angenommenen<br />

Jahreseinkommen von 48’100 Franken weg.<br />

11<br />

Hohes Risiko:<br />

Jeder 14. Einwohner in der<br />

<strong>Schweiz</strong> ist heute ein potentieller<br />

Rentenbezüger<br />

<strong>IV</strong>- (Invalidenversicherung) Pensionskasse<br />

durchschnittliches ordentliche Neurentner Karriere- Zwischen BVG-Mini- Total aller Hilflosen-<br />

Jahreseinkommen Rente bis Alter zuschlag 1) Total 3) malleistung Renten entschädi-<br />

25 1) Jahre gung 2)<br />

kein Einkommen 1’105 368 keiner 1’473 keine 1’473 553 / 884<br />

20’000 Fr. 1’277 (368) 437 1’714 96 1’810 553 / 884<br />

48’100 Fr. 1’821 (368) 389 2’210 752 2’962 553 / 884<br />

Zahlen gültig ab 1. Januar 2007<br />

1) Ausgerichtet wird entweder der Alterzuschlag von 358 Franken (nur bis 25) oder der Karrierezuschlag (berücksichtigt wird der höhere Betrag); letzterer<br />

beginnt bei 100 Prozent zwischen 18 und 22 und nimmt bis Alter 45 kontinuierlich ab (letzte Stufe 39-45: 5 Prozent). Die 11. AHV-Revision sieht eine Streichung<br />

dieses Zuschlags vor.<br />

2) Einkommens- und vermögensunabhängig (553 = <strong>mit</strong>tlerer Grad; 884 = schwerer Grad).<br />

3) Maximalrente 1. Säule<br />

Quelle: AHV-Ausgl.-Kasse Kt.ZH; Grano-Sammelstiftung, Winterthur


Die <strong>IV</strong>-Versicherung des <strong>mit</strong> eingerechneten<br />

Karrierezuschlags, die Maximalrente<br />

von monatlich 2’210 Franken, und die Leistung<br />

der Pensionskasse wäre <strong>mit</strong> 752<br />

Franken wesentlich höher.<br />

Dennoch, die Gesamtleistung von 2’962<br />

Franken bleibt ungenügend - Verheiratete<br />

erhalten mehr. So würde der Handwerker in<br />

unserem Beispiel von der <strong>IV</strong> eine Kinderrente<br />

von je 728 Franken (Pensionskasse<br />

150 Franken) erhalten; dazu käme der Karrierezuschlag<br />

von 33 Prozent (siehe Tabelle<br />

„Miserabel versichert, Anmerkung 1).<br />

Prämien enorm gestiegen<br />

Das Armutsrisiko junger Leute <strong>mit</strong> ungenügender<br />

Versicherungsdeckung lässt sich<br />

durch den Abschluss einer Erwerbsunfähigkeitsrente<br />

bei einer privaten Lebensversicherung<br />

weitgehend lindern. Allerdings<br />

sind die Prämien in den letzten Jahren<br />

enorm angestiegen, <strong>wie</strong> folgendes Beispiel<br />

der Pax Leben zeigt: Vor zwölf Jahren kostete<br />

dort eine Jahresrente von 24’000 Franken<br />

einen 21-Jährigen jährlich 216 Franken.<br />

Heute muss er dafür mehr als das Fünffache,<br />

nämlich 1’105 Franken, hinlegen.<br />

Mit dieser Prämie schneidet die Pax im<br />

Konkurrenzvergleich zwar immer noch sehr<br />

gut ab. Gleichwohl ist ihre Offerte wegen<br />

der langen Wartefrist von 24 Monaten für<br />

einen Studenten kaum geeignet. Wegen<br />

des fehlenden Einkommens kann er nämlich<br />

die wegen der langen Wartefrist entstehende<br />

Durststrecke auch nicht durch eine<br />

Taggeldversicherung bei einer Krankenkasse<br />

decken.<br />

„Unsere Taggeldversicherung ist eine Schadenversicherung“<br />

schreibt zum Beispiel die<br />

Helsana. Oder andersherum: Wo kein Einkommen<br />

fliesst, kann auch keine Einbusse<br />

entstehen. Andere Krankenkassen argumentieren<br />

in der Regel ähnlich. In Tat und<br />

Wahrheit geht es ihnen um die Vermeidung<br />

des sogenannten Faulenzerrisikos, will<br />

heissen: Man will sich nicht <strong>mit</strong> Leuten<br />

belasten, die sich <strong>mit</strong> Hilfe eines gefälligen<br />

Arztes und aus Kosten der Kasse ein paar<br />

arbeitsfreie Monate gönnen wollen.<br />

Hohe Prämiendifferenzen<br />

Ein Ausweg ist der Abschluss einer<br />

Erwerbsunfähigkeitsrente <strong>mit</strong> kurzer Wartezeit.<br />

Viele Lebensversicherer bieten Produkte<br />

<strong>mit</strong> nur 90-tägigem Aufschub an. Aufgrund<br />

der teilweise hohen Prämiendifferenzen<br />

empfiehlt es sich, vor dem Abschluss<br />

mehrere Offerten einzuholen. So wäre zum<br />

Beispiel eine Studentin schlecht beraten,<br />

bei der Winterthur Versicherung abzuschliessen,<br />

weil ein- und dieselbe Leistung bei<br />

der Swiss Life wesentlich billiger zu haben<br />

ist.<br />

Das günstigste Angebot macht die Mobiliar<br />

<strong>mit</strong> ihrem Jugendtarif. Negativ ist die Wartezeit<br />

von 12 Monaten, zumal die Police nur<br />

bis 26 abgeschlossen werden kann. Gleichwohl<br />

sind 862 respektive 718 Franken für<br />

junge Leute <strong>mit</strong> knappen Mitteln ein<br />

verlockendes Angebot.<br />

Das Armutsrisiko lässt sich<br />

<strong>mit</strong> einer Erwerbsunfähigkeitsrente<br />

lindern<br />

«In Kürze»<br />

Neuer Vorsteher der Sprachheilschule<br />

Münchenbuchsee<br />

Christian Trepp wird ab August 2007 der<br />

neue Vorsteher der Kantonalen Sprachheilschule.<br />

Der bernische Regierungsrat hat<br />

den 52-Jährigen zum Nachfolger von Alfred<br />

Pauli gewählt, der nach 16 Jahren in den<br />

Ruhestand tritt.<br />

Rollstuhlgängige ÖV-Angebote im Internet<br />

Die rollstuhlgängigen Angebote aller<br />

schweizerischen Bus-, Tram- und Bahnlinien<br />

sind neu für das Fahrplanjahr 2007 online<br />

abrufbar auf der Internetseite www.fahrplanfelder.ch.<br />

Die Angebote finden sich in<br />

der Rubrik „Rollstuhl“, aufgeteilt nach städtischen<br />

und lokalen Verkehrsbetrieben, Bus<br />

und Postauto so<strong>wie</strong> Schienenverkehr.<br />

Arbeitslosigkeit auf Spitzenplatz im Sorgenbarometer<br />

Die Arbeitslosigkeit, das Gesundheitswesen<br />

und die Altersvorsorge sind nach <strong>wie</strong> vor die<br />

meistgenannten Sorgen der <strong>Schweiz</strong>er. Mit<br />

einem Jahresdurchschnitt von 130’000<br />

Arbeitslosen liegt die Arbeitslosenquote für<br />

2006 bei 3,3 Prozent. Für 2007 wird aufgrund<br />

der neusten Entwicklungen ein Jahresdurchschnitt<br />

von 110’000 Arbeitslosen<br />

erwartet.<br />

Krankenkassenprämien werden für Kinder<br />

verbilligt<br />

Ab Anfang Jahr müssen die Kantone Krankenkassenprämien<br />

für Kinder aus Familien<br />

<strong>mit</strong> tiefem bis <strong>mit</strong>tlerem Einkommen um<br />

mindestens 50 Prozent subventionieren.<br />

Eingeschlossen sind junge Erwachsene in<br />

Ausbildung. Die Umsetzung der Revision<br />

des Krankenversicherungsgesetzes erfolgt<br />

in unterschiedlicher Weise, besonders auch<br />

was die Information über die Ansprüche<br />

betrifft. Der Kanton Luzern beispielsweise<br />

verbilligt alle Kinderprämien, allerdings nur<br />

auf Gesuch.


Roboter macht hör- und sprachbehinderte<br />

Schüler fit für Ausbildung<br />

und Beruf<br />

Landessstiftung Baden-Württemberg fördert<br />

Paulinenpflege-Schulprojekt „EDUBOT“<br />

Wenn man die Metallwerkstatt im Berufsvorbereitungsjahr<br />

(BVJ) der Paulinenpflege<br />

Winnenden e.V. betritt, ist er nicht zu übersehen:<br />

In voller Pracht erstrahlt <strong>mit</strong>ten im<br />

Raum ein ganz besonderer Roboter, der<br />

einige Zentimeter größer als die Lehrer der<br />

Heimsonderschule ist. Sein Name „EDU-<br />

BOT“, sein Körper: Metall, sein Innenleben:<br />

Ein kompletter PC, seine Schöpfer: Hörund<br />

sprachbehinderte Schüler der Paulinenpflege<br />

Winnenden.<br />

Die Initialzündung für dieses außergewöhnliche<br />

Schülerprojekt war die Ausschreibung<br />

der Landesstiftung Baden-<br />

Liebe Leserinnen und Leser<br />

Wer weiss? Vielleicht blicken Sie,<br />

währenddem Sie die neueste <strong>LKH</strong>-<strong>News</strong> in<br />

den Händen halten, zum Fenster in eine<br />

tief verschneite Landschaft hinaus? Es<br />

wäre nach diesem rekordverdächtig frühlingshaften<br />

Januar eine angenehme winterliche<br />

Abwechslung.<br />

Abwechslungsreich sind auch die Themen<br />

in der Februar-Ausgabe gestaltet:<br />

Die Paulinenpflege Winnenden, ein Bildungswerk<br />

für Gehörlose, Schwerhörige<br />

und Sprachbehinderte stellte zusammen<br />

<strong>mit</strong> ihren Schülern ein grossartiges Projekt<br />

auf die Beine, das von der Landesstiftung<br />

Baden-Württemberg vollständig bezahlt<br />

wurde. Lesen Sie, <strong>wie</strong> hörbeeinträchtigte<br />

Schüler in beispielloser Zusammenarbeit<br />

dies zustande brachten.<br />

Aber auch andere Presse<strong>mit</strong>teilungen sind<br />

beachtenswert. Haben Sie sich auch schon<br />

überlegt, <strong>wie</strong> man bei einem neugeborenen<br />

Kind herausfinden kann, ob es eine<br />

Hörbeeinträchtigung hat? Dirk Olbertz von<br />

der Rostocker Südstadtklinik weiss die<br />

Antwort. Oder wussten Sie, dass in<br />

Deutschland die Krankenkassen auch teu-<br />

Württemberg „X2 – Fit für Ausbildung und<br />

Beruf“, bei der innovative Aktionen finanziell<br />

unterstützt werden, die das Selbstvertrauen,<br />

die Motivation und dadurch die<br />

Ausbildungsreife von BVJ-Schülern unterstützen.<br />

Schnell waren sich Technischer<br />

Lehrer Hartmut Schwald und Theorielehrer<br />

Thomas Geiger einig: „Endlich haben wir<br />

die Möglichkeit, die von uns selbst entwickelten<br />

Lernprogramme im Berufsfeld<br />

Metall in ansprechender Form zu präsentieren<br />

und <strong>mit</strong> den Fähigkeiten unserer behinderten<br />

Schüler zu repräsentieren. Da<br />

machen wir <strong>mit</strong> unserer Klasse <strong>mit</strong>!“<br />

Gesagt, getan – es wurde gemeinsam <strong>mit</strong><br />

acht Schülern ein Zeitplan erstellt, Fachbücher<br />

studiert, überlegt, skizziert und<br />

rere Hörgeräte vollständig bezahlen müssen?<br />

Und <strong>wie</strong> ist das wohl, wenn man einmal<br />

gar nichts hört als Hörender? Im<br />

Rendsburger Provianthaus kann man sich<br />

<strong>mit</strong> diesem Zustand auseinander setzen.<br />

Dann können Sie sich bestimmt auch vorstellen,<br />

<strong>wie</strong> sch<strong>wie</strong>rig es sein kann, als<br />

Hörbeeinträchtigter eine Arbeitsstelle zu<br />

suchen!<br />

Übrigens: Auch wir von <strong>LKH</strong> <strong>Schweiz</strong> organisieren<br />

Führungen für Gehörlose und<br />

erleichtern <strong>mit</strong> speziellen Hilfs<strong>mit</strong>teln das<br />

Verständnis. Reservieren Sie sich darum<br />

heute schon den Freitag, 16. März 2007<br />

für die neueste Führung durch die Kunstsammlung<br />

Rosengart in Luzern.<br />

Apropos gehörlose Menschen. Gibt es<br />

eigentlich viele bekannte und berühmte<br />

Gehörlose? Ihnen fällt da sicherlich<br />

Beethoven ein, der <strong>mit</strong> 28 Jahren zu ertauben<br />

begann. Doch er ist nicht der einzige<br />

berühmte Gehörlose. Ich möchte im März<br />

<strong>mit</strong> einem gehörlosen Astronomen eine<br />

Serie beginnen, in der bekannte und<br />

berühmte Persönlichkeiten vorgestellt<br />

werden und die dann teils von ihnen <strong>weiter</strong><br />

geführt wird.<br />

Kennen Sie auch eine solche bekannte und<br />

berühmte gehörlose oder schwerhörige<br />

Persönlichkeit? Dann würde ich mich sehr<br />

freuen, wenn Sie mir diese Persönlichkeit<br />

in einem kurzen Text (eine halbe bis eine<br />

ganze A4-Seite) vorstellen würden. Falls<br />

Sie noch Bildmaterial auftreiben könnten,<br />

wäre das eine schöne Bereicherung dazu.<br />

Kontaktadresse ist per e-Mail<br />

matthias.gratwohl@lkh.ch, per Fax 061 601<br />

13 87.<br />

Ich wünsche Ihnen allen einen schönen<br />

Februar und bis im März <strong>wie</strong>der!<br />

Matthias Gratwohl, <strong>LKH</strong>-<strong>News</strong><br />

13 L K H


konstruiert; danach gesägt, geschnitten,<br />

gefeilt, geschweißt und das Grundgerüst<br />

des Roboters fertig gestellt.<br />

Die Lehrer staunten nicht schlecht, <strong>wie</strong><br />

motiviert die Schüler an die im normalen<br />

Schulalltag nicht üblichen Aufgaben und<br />

Herausforderungen rangingen. Hartmut<br />

Schwald begeistert: „Unsere Schüler<br />

waren teilweise nicht <strong>wie</strong>der zu erkennen.<br />

Sie haben über ihre Unterrichtszeit hinaus<br />

am Roboter gearbeitet, aus innerem<br />

Antrieb in ihrer Freizeit nach immer besseren<br />

Lösungen gesucht und sind so zu einem<br />

echten Team zusammen gewachsen.“ Für<br />

Thomas Geiger war auch die Verzahnung<br />

zwischen Theorie und Praxis sehr spannend:<br />

„Durch dieses Projekt bilden Theorie<br />

und Praxis noch mehr als bisher eine Einheit.<br />

Was wir im Unterricht z.B. in den<br />

Fächern Fachzeichnen oder in Mathe erar-<br />

Wann findet der nächste Regiotreff<br />

Lozärn statt?<br />

Freitag 02. Februar 2007<br />

Freitag 02. März 2007<br />

Freitag 06. April 2007<br />

Wann findet der nächste Regiotreff Bern<br />

statt?<br />

Freitag 09. Februar 2007<br />

Freitag 09. März 2007<br />

Freitag 13. April 2007<br />

Wann findet der nächste Regiotreff Züri<br />

statt?<br />

Freitag 16. Februar 2007<br />

Freitag 16. März 2007<br />

Freitag 20. April 2007<br />

beitet haben, wurde dann sofort in der Praxis<br />

am Roboter umgesetzt. So<strong>mit</strong> haben<br />

unsere Schüler <strong>mit</strong> eigenen Augen den Sinn<br />

des oft verschmähten Theorieunterrichts<br />

un<strong>mit</strong>telbar erfahren können“.<br />

Und so ging es nach der Fertigstellung des<br />

Außenkörpers des Roboters an die Innereien<br />

– ein passender PC musste gefunden<br />

und bestellt werden. Auch hier waren die<br />

Schüler äußerst engagiert und haben die<br />

einzelnen Computer-Komponenten im<br />

Internet und Katalogen zusammengesucht,<br />

Preise und Rabattkonditionen verglichen<br />

und schließlich vom Fachhändler nach<br />

ihren Vorstellungen zusammen bauen lassen.<br />

Inzwischen ist alles von Kopf bis Fuß<br />

installiert und verstaut – der Roboter lebt<br />

und die Schüler sind mehr als stolz!<br />

Die Kosten in Höhe von 2500.- Euro wurden<br />

von der Landesstiftung Baden-Württemberg<br />

vollständig übernommen, da der EDU-<br />

BOT von der Pädagogischen Hochschule<br />

Ludwigsburg aus für förderungswürdig<br />

befunden wurde – die Voraussetzungen für<br />

„X2 – Fit für Ausbildung und Beruf“ waren<br />

nach Ansicht der Juroren voll und ganz<br />

erfüllt. Dazu BVJ-Abteilungsleiter Hans-<br />

Christoph Beutter: „Dank der großzügigen<br />

finanziellen Unterstützung der Landesstiftung<br />

hatten wir die Möglichkeit ein größeres<br />

Projekt unter nicht schulüblichen<br />

Bedingungen durch zu führen, und so unseren<br />

Schülern die Notwendigkeit des Vorhandenseins<br />

der von Handwerk und Industrie<br />

permanent geforderten Tugenden <strong>wie</strong><br />

Teamfähigkeit, Fach- und Sachkompetenz<br />

anschaulich ver<strong>mit</strong>telt werden konnte.“<br />

17.1.2007, www.n24.de<br />

Presse<strong>mit</strong>teilungen <strong>mit</strong> dem Hintergrund<br />

Hörbeeinträchtigung bei www.taubenschlag.de<br />

Kasse muss Hilfs<strong>mit</strong>tel voll<br />

bezahlen<br />

Ein schwerhöriges Schulkind, das dem<br />

Unterricht nicht ausreichend folgen kann,<br />

hat Anspruch auf ein notwendiges Hörgerät.<br />

Die Krankenkasse des betroffenen<br />

Kindes kann sich nicht da<strong>mit</strong> herausreden,<br />

dass das Hilfs<strong>mit</strong>tel zu teuer sei. Auf ein<br />

entsprechendes Urteil des Sozialgerichts<br />

Lübeck macht die Arbeitsgemeinschaft<br />

Sozialrecht im Deutschen Anwaltverein in<br />

Berlin aufmerksam. (AZ: S 3 KR 201/05)<br />

Im konkreten Fall verordnete ein Arzt einer<br />

zehn Jahre alten, hochgradig schwerhörigen<br />

Schülerin ein Hörgerät zum Preis von<br />

4640 Euro. Der Krankenkasse des<br />

Mädchens war das zu teuer: Sie wollte<br />

lediglich Kosten in Höhe von 2760 Euro<br />

übernehmen. Für diesen Betrag habe das<br />

Kind eine dem Stand der Technik entsprechende<br />

Hörhilfe bekommen.<br />

Hilfs<strong>mit</strong>tel muss Schaden ausgleichen<br />

Das Gericht widersprach der Argumentation<br />

der Kasse. Es sei zwar im Grundsatz<br />

richtig, wenn sie Hilfs<strong>mit</strong>tel nur bis zur<br />

Höhe des Festpreises zahle. Das gelte<br />

jedoch nur dann, wenn ein solches Gerät<br />

den Hörschaden auch tatsächlich ausgleiche.<br />

Die Schülerin benötigte jedoch eine besonders<br />

leistungsfähige Hörhilfe, die auch den<br />

Anforderungen des schulischen Alltags<br />

standhalte. Da<strong>mit</strong> der Betroffenen keine<br />

Nachteile in ihrer Entwicklung entstehen,<br />

müsse die Krankenkasse die Gesamtkosten<br />

übernehmen, entschied das Gericht.<br />

16.1.2007, www.rundschau-online.de


Mittelstand lässt oft Behinderte<br />

außen vor<br />

Für Schwerbehinderte hält die Wirtschaft<br />

nicht genug Stellen bereit, bemängeln<br />

Fachleute.<br />

KÖLN. Andrea Westphal sorgt dafür, dass<br />

sich die Gäste in einem Kölner Hotel wohlfühlen.<br />

Die 47-Jährige bezieht die Betten,<br />

füllt die Mini-Bar und legt ein Betthupferl<br />

aufs Kopfkissen. Seit zwei Jahren arbeitet<br />

sie dort. Der Inhaber des Hotels war der<br />

erste, der ihr nach Jahren der Arbeitslosigkeit<br />

eine Chance gab. Denn Frau Westphal<br />

ist hörgeschädigt und sprachbehindert -<br />

<strong>mit</strong> einem Grad der Behinderung von 100<br />

Prozent galt sie als schwer ver<strong>mit</strong>telbar.<br />

Rund 165 000 Menschen <strong>mit</strong> einer<br />

Schwerstbehinderung von mehr als 50 Prozent<br />

waren nach Zahlen der Bundesagentur<br />

für Arbeit im Dezember 2006 arbeitslos<br />

gemeldet, etwa 0,8 Prozent mehr als im<br />

Vorjahr. Doch <strong>wie</strong> sieht deren Zukunft aus?<br />

Nicht allzu rosig, schätzen verschiedene<br />

Behinderten-Organisationen. „Es wird eher<br />

noch schwerer werden für Menschen <strong>mit</strong><br />

einem Handikap, eine Stelle zu bekommen“,<br />

sagt Elke Baltz, Vorsitzende des<br />

Forums selbstbestimmter Assistenz behinderter<br />

Menschen. Dieser Meinung ist auch<br />

Michael Müller, Vorstand des Vereins „Kein<br />

Handicap“: „Gerade der Mittelstand tut<br />

sich seit Jahren schwer da<strong>mit</strong>, Menschen<br />

<strong>mit</strong> Behinderungen zu beschäftigen.“ Denn<br />

während in großen Konzernen langsam ein<br />

Umdenken erfolge, scheue sich der in<br />

Deutschland als Arbeitgeber mächtige Mittelstand<br />

- auch aus Angst, über den besonderen<br />

Kündigungsschutz auf ewig an den<br />

Mitarbeiter <strong>mit</strong> Behinderungen geknebelt<br />

sein. Dabei dürften diese - <strong>wie</strong> gesunde<br />

Mitarbeiter auch - beispielsweise in der<br />

Probezeit gekündigt werden.<br />

In den letzten Jahren seien die Rechte der<br />

Arbeitgeber verstärkt worden, erklärt Müller.<br />

Er spricht von einem noch unerschlossenen<br />

Arbeitsmarkt <strong>mit</strong> viel Potenzial. An<br />

dieser Stellen kommen die Integrationsämter<br />

ins Spiel. In der Kölner Region ist es<br />

beim Landschaftsverband Rheinland (LVR)<br />

angesiedelt. „Wir motivieren und unterstützen“,<br />

sagt Martina Krause vom LVR.<br />

Und helfen - auch finanziell - Arbeitgebern,<br />

eine Stelle passend zu machen. Denn eine<br />

Behinderung von mehr als 50 Prozent<br />

könne vieles bedeuten: ein Leben im Rollstuhl,<br />

Blindheit, oder auch eine überstandene<br />

Krebserkrankung. „Dies heißt jedoch<br />

nicht, dass die Menschen nicht leistungsfähig<br />

sind“, so Krause.<br />

Genaue Zahlen über einen Arbeitsmarkt für<br />

Behinderte zu bekommen, gestaltet sich<br />

sch<strong>wie</strong>rig. Denn nur Unternehmen <strong>mit</strong><br />

mehr als 20 Mitarbeitern sind verpflichtet,<br />

fünf Prozent ihrer Stellen an Gehandikapte<br />

zu vergeben - oder einen Ausgleich zu<br />

bezahlen. Dieser lag 2004 bei insgesamt<br />

75,2 Millionen Euro. Eine Summe, die Bund<br />

und Länder in die Förderung stecken, <strong>wie</strong> in<br />

das im Januar gestartete Projekt „Job<br />

4000“, das 1000 neue Stellen und 500<br />

neue Ausbildungsplätze für Behinderte<br />

schaffen soll.<br />

15.1.2007, http://de.news.yahoo.com<br />

Hörtest bei schlafenden Babys<br />

Nur wenige Babys kommen schwerhörig<br />

auf die Welt. Früher war es oft dem Zufall<br />

oder aufmerksamen Eltern zu verdanken,<br />

dass die eingeschränkte Hörfähigkeit oder<br />

gar Taubheit des Neugeborenen entdeckt<br />

wurde. Oft vergingen Jahre, bis die Eltern<br />

die Gewissheit hatten. Das Zeitfenster für<br />

eine erfolgreiche Behandlung sei jedoch<br />

nur sehr klein, sagt der Chefarzt der Frühgeborenenstation<br />

an der Rostocker Südstadtklinik,<br />

Dirk Olbertz. In Mecklenburg-<br />

Vorpommern werden daher seit vier Jahren<br />

alle Neugeborenen <strong>mit</strong> einer speziellen<br />

Testmethode untersucht.<br />

Im Schlaf «verrät» das Baby den Ärzten,<br />

<strong>wie</strong> es um seine Ohren bestellt ist. Die<br />

Innenohrschwerhörigkeit - daran leiden<br />

rund 96 Prozent der Hörbehinderten - wird<br />

<strong>mit</strong> einem Testton er<strong>mit</strong>telt. Das standardisierte<br />

Signal wird ins Innenohr geleitet,<br />

über Schwingungen <strong>weiter</strong> transportiert<br />

und schließlich reflektiert. Dieses akustische<br />

Signal wird <strong>wie</strong>derum gemessen. Der<br />

Hörtest wird seit 2002 an allen Geburtskliniken<br />

im Land durchgeführt. Rund 95 Prozent<br />

der Neugeborenen werden so automatisch<br />

erfasst. Mecklenburg-Vorpommern ist<br />

das einzige Bundesland, in dem es diese<br />

Untersuchung flächendeckend gibt.<br />

Zwar seien <strong>mit</strong> etwa 0,1 Prozent der Neugeborenen<br />

nur wenige Kinder von Geburt an<br />

tatsächlich schwerhörig oder taub, sagt<br />

Olbertz. «Aber die Behinderung ist gravierend.»<br />

Wird die Erkrankung früh erkannt,<br />

könne das Kind trotz der Beeinträchtigung<br />

<strong>mit</strong> Hilfe von Hörgeräten optimal die Muttersprache<br />

erlernen. Nur so könne man die<br />

geistige Entwicklung der Kinder sicherstel-<br />

len, sagt der Mediziner. Jedoch sei dafür<br />

nicht viel Zeit. Bis maximal zum vierten<br />

Lebensjahr könnten Ärzte und Eltern die<br />

Entwicklung beeinflussen.<br />

Nahezu alle Eltern seien deshalb <strong>mit</strong> der<br />

Untersuchung einverstanden, sagt der<br />

Rostocker Arzt. 2005 wurden 11 223 Neugeborene<br />

untersucht, nur 610 Babys nicht,<br />

weil sie beispielsweise zu Hause zur Welt<br />

kamen. Von den Untersuchten zeigten 715<br />

Kinder Auffälligkeiten, die <strong>weiter</strong>e Kontrollen<br />

erforderlich machten. Die Rate von<br />

sechs Prozent sei üblich, erläutert Olbertz.<br />

Aber die wenigsten davon seien taub.<br />

Die Daten der Untersuchungen werden an<br />

die Screening-Zentrale der Greifswalder<br />

Universität gemeldet. Gibt es einen Verdacht<br />

auf Hörschädigung, werden <strong>weiter</strong>e<br />

Untersuchungen empfohlen. Was bislang<br />

fehlt, ist eine automatische Benachrichtigung<br />

der Geburtsklinik, wenn diese Untersuchung<br />

nicht erfolgt. «Diese Benachrichtigung»,<br />

so glaubt Olbertz, «würde helfen,<br />

die Quote der Nachuntersuchungen zu<br />

erhöhen.» Denn diese ist noch steigerungsfähig.<br />

Aber dafür fehlt bislang das Geld und<br />

das Personal.<br />

Kinderärzte, Gynäkologen und Hals-Nasen-<br />

Ohren-Ärzte planen daher, das Screening<br />

für Stoffwechsel, der durch Blutabnahme<br />

beim Neugeborenen untersucht werden<br />

kann, und den Hörtest zusammenzulegen.<br />

Sobald die entsprechende Software verfügbar<br />

und die Finanzierung gesichert sei,<br />

könne dies starten, sagt der Leiter der<br />

Screening-Zentrale, Tadeus Nawka. Der<br />

Hals-Nasen-Ohren-Arzt hält es für dringend<br />

erforderlich, dass diese Untersuchung als<br />

Kinderuntersuchung gesetzlich eingeführt<br />

wird.<br />

Da<strong>mit</strong> wäre auch das Problem der Finanzierung<br />

vom Tisch. Die Krankenkassen verweigern<br />

bislang die Kostenübernahme. Dabei<br />

sei die Wirksamkeit der Methode durch<br />

Pilotprojekte ausreichend belegt, klagt<br />

Olbertz. Der entsprechende Bundesausschuss<br />

prüfe noch, ob die Krankenkassen<br />

die Kosten übernehmen. Die Erfassungsbögen<br />

würden vom Land finanziert, alle anderen<br />

Kosten verblieben bei den Kliniken. Pro<br />

Untersuchung müssen die Kliniken rund 18<br />

Euro berappen. So bezahlt alleine das<br />

Rostocker Südstadtklinikum jährlich rund<br />

56 000 Euro für die Hörtests.<br />

15<br />

L K H


Impressum<br />

<strong>LKH</strong>-<strong>News</strong><br />

Vereinszeitschrift für<br />

Lautsprachlich<br />

Kommunizierende Hörgeschädigte<br />

Präsident<br />

Philipp Keller<br />

Lindenstrasse 2, 6005 Luzern<br />

Telefon/Fax 041 310 00 90<br />

E-Mail: philipp.keller@lkh.ch<br />

Redaktion / Inserate /<br />

Adressänderungen<br />

Matthias Gratwohl, Redaktion <strong>LKH</strong>-<strong>News</strong><br />

Hirzbrunnenschanze 81, 4058 Basel<br />

Telescrit/Fax 061 601 13 87<br />

E-Mail: matthias.gratwohl@lkh.ch<br />

Sekretariat<br />

<strong>LKH</strong>-Sekretariat<br />

Lautsprachlich Kommunizierende<br />

Hörgeschädigte<br />

6000 Luzern<br />

Homepage:<br />

www.lkh.ch<br />

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Wissenswerte - besuchen Sie uns!<br />

Adressen der <strong>weiter</strong>en<br />

Vorstands<strong>mit</strong>glieder:<br />

Vizepräsident<br />

Patrick Röösli<br />

Falkenweg 14, 6340 Baar<br />

Telefon 041 760 61 58<br />

Fax 041 760 61 25<br />

E-Mail: patrick.roeoesli@lkh.ch<br />

Finanzen<br />

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Bodenackerweg 18<br />

3053 Münchenbuchsee<br />

Fax 031 869 32 34<br />

E-Mail: dalia.casucci@lkh.ch<br />

Oeffentlichkeitsarbeit<br />

Kay Ramon Sauter<br />

in den Linden 25, 8153 Rümlang<br />

Telefon 044 817 26 78<br />

Fax 044 817 26 32<br />

E-Mail: kay.sauter@lkh.ch<br />

Veranstaltungen/Fachaktivitäten<br />

Maja Brumm<br />

Feldweg 21, 8134 Adliswil<br />

Telefon 044 710 16 73<br />

Fax 044 710 16 73<br />

E-Mail: maja.brumm@lkh.ch<br />

Was haben Picasso und<br />

MyLink gemeinsam?<br />

Rosengart Luzern, Freitag, 23. März 2007<br />

Erstmals wird der <strong>LKH</strong> <strong>Schweiz</strong> in einer<br />

Führung eine FM-Anlage für Gruppen einsetzen:<br />

den so genannten MyLink. Er ist kompatibel<br />

<strong>mit</strong> allen Hörsystemen, inklusive Im-Ohr-<br />

Systeme, die über eine T-Spule verfügen. Da<br />

der <strong>LKH</strong> sich für ein optimales Verstehen<br />

während der Führung einsetzt, leihen wir<br />

diese Anlage während der Führung allen<br />

Betroffenen kostenlos aus!<br />

Spätwerke von Picasso, eine umfassende Paul<br />

Klee-Sammlung so<strong>wie</strong> <strong>weiter</strong>e Bilder von 21<br />

Künstlern der klassischen Moderne so<strong>wie</strong> des<br />

Impressionismus sind in der Sammlung Rosengart<br />

zu sehen. Die Sammlung fand ihre Beherbergung<br />

in dem ursprünglich für die <strong>Schweiz</strong>er<br />

Nationalbank erbauten Gebäude. Im Umbau<br />

entstand eine vollkommene Symbiose zwischen<br />

Räumen und privater Sammlung, die<br />

geprägt ist von den persönlichen Vorlieben der<br />

beiden Kunsthändler S. Rosengart und seiner<br />

Tochter. Die Führung von Dr. Martina Kral geht<br />

daher nicht nur auf die Kunstwerke ein, sondern<br />

auch auf die persönlichen Beziehungen<br />

der beiden Kunsthändlern zu den Bildern und<br />

Künstlern.<br />

Frau Dr. Martina Kral bietet für alle Hörgeschädigten<br />

eine Führung an, welche ausschliesslich<br />

in lautsprachlicher Kommunikation geführt<br />

wird. Wir sind während der Führung die einzigen<br />

Gäste in der Ausstellung. So<strong>mit</strong> sind im<br />

Hintergrund keine störenden Nebengeräusche<br />

zu erwarten.<br />

A N M E L D U N G<br />

Anrede<br />

Vorname Name<br />

Strasse<br />

PLZ Ort<br />

Telefon<br />

Fax<br />

E-Mail<br />

SMS<br />

Anzahl Leute<br />

Programmablauf und Treffpunkt<br />

17.15 Uhr Besammlung vor dem<br />

Haupteingang des Hauses<br />

(siehe Lageplan)<br />

17.30 -<br />

18.30 Uhr Führung<br />

Die Führung kostet:<br />

<strong>LKH</strong>-Mitglieder Fr. 15.-<br />

Nicht-Mitglieder Fr. 20.-<br />

Mehr Informationen über die Sammlung Rosengart<br />

finden Sie auf dieser Linkadresse:<br />

www.rosengart.ch<br />

Wir freuen uns jetzt schon, Sie an der Führung<br />

begrüssen zu dürfen! Selbstverständlich dürfen Sie<br />

auch Ihre FreundInnen und KollegInnen <strong>mit</strong>nehmen!<br />

An der Führung können maximal 20 Personen teilnehmen.<br />

Melden Sie sich bitte möglichst früh an.<br />

Die Anmeldungen werden nach Datumseingang<br />

berücksichtigt.<br />

Karte Luzerner Innenstadt<br />

Anreise <strong>mit</strong> öffentlichem Verkehr<br />

Vom Bahnhof Luzern ist es ein ca. 10-minütiger Spaziergang zur<br />

Sammlung Rosengart. Siehe auch Karte.<br />

Private Anreise (www.map24.ch)<br />

Anmeldung bis spätestens Freitag, den 16. März 2007!<br />

an <strong>LKH</strong> <strong>Schweiz</strong>, Maja Brumm, Feldweg 21, 8134 Adliswil oder Fax 044 710 16 73<br />

oder auf unserer Webseite unter folgender URL: http://www.lkh.ch/veranstaltung/rosengart.html


<strong>Interview</strong> <strong>mit</strong><br />

Daniel Hadorn<br />

Ein ausge<strong>wie</strong>sener engagierter Fachmann<br />

in der Gehörlosen- und Hörbehindertenthematik<br />

beantwortet aktuelle zeitkritische<br />

Fragen. Am Montag, 8. Januar 2007,<br />

trafen sich Daniel Hadorn und Roger Ruggli<br />

im Bahnhof-Buffet in Luzern zu dem vereinbarten<br />

<strong>Interview</strong>-Termin.<br />

Daniel Hadorn - eine aussergewöhnliche<br />

Persönlichkeit. Unkompliziert und auf äusserst<br />

sympathische Art und Weise ging<br />

Daniel Hadorn spontan, kompetent und <strong>mit</strong><br />

spürbarem Sach- und Fachverstand auf die<br />

gestellten Fragen ein. In<strong>mit</strong>ten von zahlreichen<br />

Restaurantbesuchern entstand ein<br />

interessanter Dialog, und die Zeit verging<br />

<strong>wie</strong> im Flug.<br />

Wenn das <strong>Referendum</strong> gegen die 5. <strong>IV</strong>G-<br />

Revision zustande kommt, wo liegen aus<br />

Ihrer Sicht die Chancen für die Anliegen<br />

der Hörbehinderten?<br />

Ich möchte betonen, dass die Stossrichtung<br />

der 5. <strong>IV</strong>G-Revision <strong>mit</strong> dem klaren<br />

Fokus auf die „beruflichen Massnahmen“<br />

im Ansatz richtig ist. Es ist höchste Zeit,<br />

dass die Weichen neu gestellt werden: Mit<br />

Früherfassung und Frühintervention sollen<br />

Probleme am Arbeitsplatz rechtzeitig<br />

erkannt, <strong>mit</strong> Integrationsmassnahmen die<br />

Arbeitsmarktfähigkeit für schwächere<br />

ArbeitnehmerInnen verbessert werden.<br />

Meine ganz grosse Sorge bzw. Befürchtung<br />

besteht aber darin, dass <strong>mit</strong> der 5. <strong>IV</strong>G-<br />

Revision die Arbeitgeber zu gar nichts verpflichtet<br />

werden. Die gewählten gesetzlichen<br />

Formulierungen sind derart schwammig<br />

gewählt, <strong>wie</strong> zum Beispiel; „…der<br />

Arbeitgeber wirkt…“ oder „im Rahmen des<br />

Zumutbaren…“, dass ich einfach kein Vertrauen<br />

in die 5. <strong>IV</strong>G-Revision habe. Ohne<br />

klare verbindliche Verpflichtungen der<br />

Arbeitgeberseite wird sich hierzulande einfach<br />

nichts ändern und die angestrebten<br />

Ziele können nicht erreicht werden. Die<br />

benachteiligten Menschen werden <strong>mit</strong> der<br />

5. <strong>IV</strong>G-Revision noch mehr auf der Strecke<br />

bleiben.<br />

Sind Sie ein <strong>Referendum</strong>sbefürworter oder<br />

ein <strong>Referendum</strong>sgegner? Wieso?<br />

Ich wäre sehr glücklich, wenn das <strong>Referendum</strong><br />

zu Stande kommen würde. Geschieht<br />

dies, so wären die behinderten Menschen<br />

<strong>mit</strong> einem Schlag landesweit im Gespräch.<br />

Die Politikerinnen und Politiker kämen dann<br />

wohl nicht darum herum, sich im Abstimmungskampf<br />

seriöser <strong>mit</strong> der Sache auseinanderzusetzen.<br />

Was müssten die Hörbehindertenverbände<br />

tun, um den Anliegen der Hörbehinderten in<br />

der Politik generell mehr Gewicht zukommen<br />

zu lassen?<br />

Es braucht dringend eine verbesserte<br />

Zusammenarbeit und ein eigentliches<br />

Zusammenspannen unter den verschiedenen<br />

Hörbehindertenverbänden. Da<strong>mit</strong> dies<br />

aber erreicht werden kann, müssen wir<br />

bereit sein, auch über unseren eigenen<br />

Schatten zu springen. Gemäss einer Aussage<br />

des SGB-Präsidenten in visuell plus war<br />

bei sonos, pro audito und beim SGB-FSS in<br />

der Frage des <strong>Referendum</strong>s zur 5. <strong>IV</strong>G-Revision<br />

keine gemeinsame Absprache möglich,<br />

und schlussendlich sprach sich nur der SGB-<br />

FSS für das <strong>Referendum</strong> aus. Falls dies<br />

stimmt, finde ich es sehr schade. Diese Vorgehensweise<br />

zeugt nicht von Stärke und Einheit<br />

und ist <strong>mit</strong> Bestimmtheit hinderlich für<br />

das Durchsetzen von Anliegen für die betroffenen<br />

Menschen.<br />

Welche Anliegen der Hörbehinderten sind<br />

aus Ihrer Sicht vordringlich zu behandeln?<br />

Vorab müsste die schulische Ausbildung der<br />

hörbehinderten Kinder markant verbessert<br />

werden. Zudem muss <strong>mit</strong> Nachdruck daraufhin<br />

gewirkt werden, dass die Gebärdensprache<br />

als vollwertige Unterrichtssprache<br />

während der obligatorischen Schulzeit eingeführt<br />

bzw. unterrichtet wird. Betrüblich ist<br />

zudem, dass das schulische Niveau an den<br />

Gehörlosenschulen auf einem sehr niedrigen<br />

Stand ist und hier dringender Handlungsbedarf<br />

angezeigt ist. Eine verbesserte<br />

schulische Ausbildung bedeutet schlussendlich,<br />

dass bessere berufliche Chancen<br />

bestehen. Sie ist so<strong>mit</strong> Garantin für die<br />

bessere soziale und berufliche Integration<br />

in unserer Gesellschaft. Wichtig ist zudem,<br />

dass wir die Arbeitgeber bzw. die Arbeitgeberverbände<br />

proaktiv <strong>mit</strong>tels einer offensiven<br />

Öffentlichkeitsarbeit auf unsere Anliegen<br />

und Forderungen aufmerksam machen<br />

und wir uns für den wichtigen und unabdingbaren<br />

Informationsaustausch engagieren.<br />

Im Weiteren müssen wir unsere<br />

Bemühungen verstärken, dass wichtige<br />

Kader-Stellen insbesondere <strong>mit</strong> Führungsverantwortung<br />

verbundene Stellen von<br />

Organisationen des Gehörlosenwesens,<br />

aber auch z.B. von <strong>IV</strong>-Stellen, in Zukunft<br />

vermehrt von gehörlosen oder hörbehinderten<br />

ArbeitnehmerInnen besetzt werden<br />

können. Da<strong>mit</strong> dieses ambitiöse Ziel überhaupt<br />

erreicht werden kann, müssen wir als<br />

selbstverständliche Grundvoraussetzung<br />

über eine gute Lautsprachkompetenz verfügen.<br />

Der Zugang zu beruflich anspruchsvoller<br />

Arbeit sollte allen gehörlosen und<br />

hörbehinderten Menschen zur Verfügung<br />

stehen.<br />

Unter Hörbehinderten ist die Arbeitslosenrate<br />

mindestens doppelt so hoch <strong>wie</strong> unter<br />

Hörenden. Was müsste aus Ihrer Sicht<br />

getan werden, da<strong>mit</strong> die Arbeitslosenquote<br />

unter den Hörbehinderten niedriger<br />

wird?<br />

Wie bereits erwähnt, müssten die Gehörlosen-Verbände<br />

die Arbeitgeberverbände<br />

konsequent bearbeiten und sie gezielter<br />

über die Bedürfnisse, Anliegen und Forderungen<br />

hörbehinderter ArbeitnehmerInnen<br />

informieren.<br />

Wegen der oftmals ungenügenden Ausbildung<br />

und den mangelhaften Sprachkompetenzen<br />

ist es für Gehörlose und Hörbehin-<br />

17


derte schwer <strong>mit</strong> den heute geltenden<br />

beruflichen Anforderungen zu bestehen.<br />

Deshalb muss dringend daraufhin gearbeitet<br />

werden, dass in genügender Zahl spezifische<br />

hörbehindertengerechte (Nischen-)<br />

Arbeitsplätze durch die Wirtschaft zur Verfügung<br />

gestellt werden.<br />

Sie haben als Gehörloser Jura studiert, das<br />

Anwaltspatent erworben und Sie arbeiten<br />

heute als Gerichtsschreiber am Bundesgericht<br />

in Luzern (vormals Eidg. Versicherungsgericht).<br />

Sie haben eine „steile Karriere“<br />

gemacht. Welche Faktoren in Ihrem<br />

Leben haben dies ermöglicht? Auf was<br />

kommt es an, da<strong>mit</strong> auch andere Hörbehinderte<br />

und Gehörlose beruflich so vorankommen<br />

<strong>wie</strong> Sie?<br />

Ein wesentlicher Faktor ist sicher, dass ich<br />

nicht als Geburtsgehörloser zur Welt kam.<br />

Ich ertaubte an den Folgen einer Hirnhautentzündung<br />

im Alter von 5 1/2 Jahren. Bis<br />

zu meiner Ertaubung konnte ich die Mundartsprache<br />

erwerben und verfügte zudem<br />

über eine gute und richtige sprachliche<br />

Artikulation. Dank meiner differenzierten<br />

sprachlichen Ausdrucksweise wurde ich<br />

von den anderen immer sehr gut verstanden.<br />

Während meiner Schulzeit an den<br />

öffentlichen Schulen hatte ich das Glück,<br />

dass ich meistens von einer verständnisvollen<br />

Lehrerschaft betreut wurde. Diese für<br />

mich sehr wichtige und wertvolle Unterstützung<br />

fiel während meiner Studien an<br />

der Universität gänzlich weg. In dieser Zeit<br />

erfuhr ich in keiner Art und Weise eine<br />

Unterstützung seitens der Uni. Ich war völlig<br />

auf mich selbst gestellt. Dies führte<br />

dann auch dazu, dass ich während meines<br />

ganzen Studiums nur zwei Mal an der Universität<br />

war, nämlich an der Zwischenprüfung<br />

und an der Schlussprüfung.<br />

Meinen ersten Job hatte ich bei der <strong>Schweiz</strong>erischen<br />

Ausgleichskasse in Genf, wo ich<br />

fünf Jahre lang arbeitete. Anschliessend<br />

wechselte ich an das Eidg. Versicherungsgericht,<br />

seit dem 1. Januar 2007 Bundesgericht,<br />

in Luzern als Gerichtsschreiber in der<br />

1. Sozialversicherungsrechtlichen Abteilung.<br />

Da<strong>mit</strong> dieser schulische und berufliche<br />

Werdegang möglich wird, braucht es sicher<br />

eiserne Disziplin und einen ausgeprägten<br />

Durchhaltewillen.<br />

Unsere LeserInnen interessieren sich<br />

bestimmt für Ihre Biografie. Können Sie<br />

ganz generell etwas sagen, <strong>wie</strong> Sie aufgewachsen<br />

sind und <strong>wie</strong> Ihre Lebenssituation<br />

heute aussieht?<br />

Geboren: 1961<br />

Zivilstand: verheiratet, keine Kinder<br />

Ertaubung: im Alter von 5 1/2 Jahren an den<br />

Folgen einer Hirnhautentzündung<br />

Schulen: 4 Jahre Sprachheilschule in<br />

Münchenbuchsee<br />

Öffentliche Sekundarschule in Zollikofen<br />

Gymnasium in Bern<br />

Studium als Fürsprecher an der Universität<br />

in Bern<br />

Hobbies: Schachspielen (war 1988 Weltmeister<br />

im Gehörlosen-Schach)<br />

Sie waren lange Zeit Vorstands<strong>mit</strong>glied<br />

beim SGB-FSS. Heute nicht mehr. Betätigen<br />

Sie sich heute immer noch politisch<br />

und wenn ja, in welchem Gremium, und<br />

was beschäftigt Sie in Ihrer aktuellen politischen<br />

Arbeit am meisten?<br />

Als Gleichstellungsrats-Mitglied der Organisation<br />

AGILE überwache ich bzw. bin ich<br />

dafür besorgt, dass das Behindertengleichstellungsgesetz<br />

im Sinne der Betroffenen<br />

korrekt angewandt wird.<br />

Im Weiteren halte ich - u.a auch auf Einladung<br />

einiger sonos angeschlossener<br />

Gehörlosenfachstellen - vor den eidgenös-<br />

sischen Abstimmungen regelmässig Vorträge<br />

zu den Abstimmungsvorlagen.<br />

Ab und zu übernehme ich spontan ganz<br />

verschiedene zeitlich begrenzte Aufträge.<br />

Haben Sie einen Wunsch?<br />

Mir persönlich wäre es wichtig, wenn<br />

eine bessere Zusammenarbeit aller Hörbehinderten-Organisationen<br />

in der<br />

<strong>Schweiz</strong> erreicht werden könnte.<br />

Lieber Herr Hadorn, vielen herzlichen<br />

Dank für das offene und interessante<br />

Gespräch.<br />

für die sonos Redaktion<br />

Roger Ruggli<br />

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Stäfa am Zürichsee heimelige 3-Zimmer-Altbauwohnung<br />

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Belgiens Gehörlose<br />

und die Monarchie<br />

Paul Egger<br />

Belgien ist ein Königreich, das heisst aber<br />

nicht, dass der gegenwärtige Monarch,<br />

Albert II., allein regiert. Es handelt sich seit<br />

1831 um eine Parlamentarische Monarchie<br />

<strong>mit</strong> zwei Kammern, einer 150 Mitglieder<br />

umfassenden Volkskammer und einem 71<br />

Vertreter aufweisenden Senat. Drei Regionen,<br />

Flandern, Wallonien und die Hauptstadt<br />

Brüssel, unterstehen einer Verwaltung<br />

<strong>mit</strong> Parlamenten, ausserdem gibt es<br />

noch je einen Rat der französisch- und<br />

deutschsprachigen Gemeinschaft. Auch<br />

das Gehörlosenwesen scheint ziemlich<br />

kompliziert. Gegenwärtig erschüttert ein<br />

Prozess das Vertrauen in die Monarchie.<br />

Wir müssen auf das kleine Land im Norden<br />

Europas nochmals zurückkommen. Belgien<br />

ist ein junger Staat, kein Vergleich <strong>mit</strong> der<br />

über sieben Jahrhunderte alten Eidgenossenschaft.<br />

Und Belgien ist keine Republik.<br />

Des Königs Konterfei hängt in allen Amtsstuben,<br />

Wirtshäusern und Wartsälen, in<br />

Büros und Boutiquen. Aber die Belgier<br />

haben zum Königshaus ein gespaltenes<br />

Verhältnis. Wegen des schwarzen Schafes<br />

namens Laurent. Der 43jährige Prinz brachte<br />

den Palast gleich zu Beginn des Jahres<br />

2007 ins Zittern, diesmal wegen einer<br />

Unterschlagungsaffäre öffentlicher Gelder<br />

durch die belgische Marine. 14 Offiziere<br />

so<strong>wie</strong> einheimische Unternehmer sind<br />

angeklagt, zwischen 1998 und 2000 unberechtigte<br />

zwei Millionen Euro eingestrichen<br />

zu haben. 175’000 davon sollen der Villa<br />

Clémentine, Residenz des Prinzen, zugute<br />

gekommen sein. Sie wurde sozusagen auf<br />

Staatskosten renoviert. Die Höhe gefälschter<br />

Rechnungen wird <strong>mit</strong> 400’000 Euro<br />

beziffert! Das ist Wasser auf die Mühlen der<br />

Opposition. Die flämischen Nationalisten<br />

rufen lautstark nach einer Reform des<br />

Königtums. Den Blaublütigen seien nur<br />

noch Repräsentationspflichten zuzuweisen,<br />

und sie hätten sonst <strong>wie</strong> jedermann zu<br />

arbeiten, <strong>wie</strong> das in Schweden und Norwegen<br />

der Fall sei, wo Prinzen und Prinzessinnen<br />

einem Verdienst nachgehen.<br />

Wiener Kongress<br />

Belgiens Monarchie geht auf den Wiener<br />

Kongress von 1815 zurück. Nach dem Sturz<br />

Napoleons berieten unter der Leitung von<br />

Klemens Fürst von Metternich Vertreter<br />

aller europäischen Staaten die Neuordnung<br />

Europas. Metternich trat für ein föderatives<br />

Mitteleuropa unter der Führung Österreichs<br />

ein. Auch der Vertreter Grossbritanniens<br />

strebte ein Gleichgewicht der Mächte<br />

an. Aus diesem Grunde lehnten sein Land<br />

und Österreich die Forderung von Zar Alexander<br />

I. nach Annexion Polens durch Russland<br />

und Annexion Sachsens durch Preussen<br />

ab. Talleyrand, der Vertreter Frankreichs,<br />

wusste durch geschicktes Taktieren<br />

das Beste für die Bourbonen herauszuschlagen.<br />

Bewegte Geschichte<br />

Geschichtlich unterscheiden die Historiker<br />

fünf Perioden: Im 14. bis 16. Jahrhundert<br />

die burgundische, von 1566 bis 1713 die<br />

spanische, von 1719 bis 1794 die österreichische,<br />

von 1795 bis 1815 die französische<br />

und von 1815 bis 1830 die holländische<br />

Periode. Nach einem Aufstand in Brüssel<br />

gegen die Bevormundung durch die<br />

Niederlande proklamiert 1830 das katholisch-liberale<br />

belgische Bürgertum die<br />

Unabhängigkeit Belgiens. Jede der Herrschaften<br />

hinterliess Spuren, die sich bis auf<br />

den heutigen Tag verfolgen lassen. Unter<br />

Albert I. wurde Belgien 1908 durch die<br />

Inbesitznahme Kongos (Kinshasa) Kolonialmacht,<br />

<strong>mit</strong> einem siebzigmal grösseren<br />

Territorium als das Mutterland.<br />

Mancherlei Auswirkungen<br />

Der erwähnte Kongress hatte nebenbei<br />

bemerkt auch Auswirkungen auf unser<br />

Land, anerkannte er doch den schweizerischen<br />

Staatenbund aus 22 Kantonen und<br />

garantierte seine Neutralität. Weniger<br />

glücklich war der Entscheid, Belgien und<br />

Holland zum Königreich der Vereinigten<br />

Niederlande zusammenzuschliessen. Das<br />

passte weder den Belgiern noch den<br />

Holländern. 1830 kam es zur Revolution,<br />

die Belgier siegten über die Holländer und<br />

riefen die Unabhängigkeit aus. Leopold von<br />

Sachsen-Koburg wurde 1831 ihr Herrscher.<br />

Übrigens besteht eine Beziehung zwischen<br />

der Monarchie und der Gehörlosengemeinschaft.<br />

Die einheimische Gehörlosenvereinigung<br />

LBS (Ligue Belge de la Surdité)<br />

steht unter dem Patronat Ihrer Königlichen<br />

Hoheit, der Prinzessin Mathilde. Es handelt<br />

sich aber nicht um die offizielle Vereinigung,<br />

die FFSB (Fédération Francophone<br />

des Sourds de Belgique) heisst; sie ist ihr<br />

nur zugehörig. Wieso das so ist, konnte uns<br />

niemand genau erklären, und auch auf die<br />

Frage, ob es <strong>weiter</strong>e Vereinigungen im belgischen<br />

Gehörlosenwesen gibt, blieb die<br />

Antwort aus. Die drei Amtssprachen Niederländisch,<br />

Französisch und Deutsch<br />

machen die Dinge nicht einfacher. Der Zug<br />

scheint auf verschiedenen Schienen zu laufen.<br />

Gehörlose organisieren sich<br />

Die Gründung der LBS geht auf das Jahr<br />

1934 zurück. Damals war sie eher ein<br />

Freundeskreis als ein Verein. 13 Jahre später<br />

werden im Provinzialinstitut für Taubstumme<br />

von Berchem Sankt Agathe die<br />

ersten Sprachkurse organisiert, denen Professor<br />

Raymond Saussus vom genannten<br />

Institut vorstand. Diese Kurse erfuhren in<br />

19<br />

Brüssel: Das alte Königshaus an der Grand Place


der Folge eine Ausweitung in alle frankophonen<br />

Provinzen Belgiens. Die Schwerhörigen<br />

wurden <strong>mit</strong>einbezogen. Vor fünf<br />

Jahren erfolgte die Aufnahme in die oben<br />

erwähnte nationale Dachorganisation<br />

FFSB. Im Jahr 2009 wird die Liga 75 Jahre<br />

ihrer Existenz feiern.<br />

Mobbing am Arbeitsplatz<br />

<strong>mit</strong> Institut für Psychologie<br />

und Kommunikation ipk,<br />

Zürich<br />

Samstag, 10. März 2007<br />

Kubanische Tänze - Merengue<br />

<strong>mit</strong> Ibis Hernandez<br />

Samstag, 31.März bis Sonntag,<br />

1. April 2007<br />

Orientalisch Kochen<br />

<strong>mit</strong> Vera-Lynn Niklaus<br />

Samstag, 14. bis Sonntag,<br />

15.April 2007<br />

Klare Ziele<br />

Die LBS sieht sich als Verband von Gehörlosen<br />

und Schwerhörigen so<strong>wie</strong> von Fachleuten<br />

des Gehörlosenwesens <strong>mit</strong> dem Zweck,<br />

zu informieren, zu sensibilisieren und Hilfe<br />

zu leisten. Sie ver<strong>mit</strong>telt Gehörlosen und<br />

Schwerhörigen Kenntnisse, besser <strong>mit</strong><br />

ihrer Behinderung zurechtzukommen, sie<br />

Wiener Kongress.<br />

Kupferstich von Jean Godefroy<br />

Bildungsstätte Fontana Passugg<br />

aus der Isolation zu lösen und die Eingliederung<br />

ins familiäre, soziale und berufliche<br />

Netz zu erleichtern. Das Ablesen und der<br />

Gebrauch der Gebärdensprache gehören zu<br />

den wichtigsten Anliegen. Die Liga macht<br />

ihre Mitglieder auch <strong>mit</strong> den technischen<br />

Fortschritten vertraut und vertritt als<br />

Sprachrohr ihre Interessen. Sie klärt die<br />

Öffentlichkeit über die Natur der Gehörlosigkeit<br />

und Schwerhörigkeit auf und versucht,<br />

Frustration <strong>wie</strong> Missbehagen, welche<br />

zwischen Hörgeschädigten und Hörenden<br />

entstehen können, vorzubeugen. Um<br />

die Verbindung untereinander aufrechtzuerhalten,<br />

erscheint vierteljährlich ein Bulletin,<br />

zudem sind monatlich Zusammenkünfte<br />

vorgesehen, und ein Sekretariat in Hoeilaart<br />

bietet Hilfe an im komplizierten Verkehr<br />

<strong>mit</strong> den amtlichen Stellen. Der Jahresbeitrag<br />

liegt bei 50 Euro.<br />

Neues Kursprogramm für Hörbehinderte<br />

Unter dem Motto „Kurse für alle Sinne“ ist das neue Kursprogramm 2007 der Bildungsstätte<br />

für Gehörlose, Schwerhörige und Ertaubte Fontana in Passugg erschienen. Dies ist<br />

bereits das 10. Jahr eigener Bildungsangebote für Hörbehinderte und Gehörlose. Unzählige<br />

Kursideen <strong>mit</strong> innovativen, verständnisvollen Leiterinnen und Leitern wurden seither<br />

ausprobiert, <strong>weiter</strong>entwickelt, <strong>wie</strong>der aufgegeben, durch Neues ersetzt. Dabei konnte Fontana<br />

Passugg auch seine besondere Stärke herausbilden: Kurse für Menschen <strong>mit</strong> unterschiedlichen<br />

Hörbehinderungen so<strong>wie</strong> für Hörende gemeinsam zu entwickeln, Brücken zu<br />

bauen und diese einmalige Bereicherung erlebbar zu machen.<br />

Ein bunter Strauss von Kursangeboten steht den Interessierten offen. Ganzheitliches Lernen<br />

wird möglich, denn es sind Kurse für alle Sinne dabei. Teamgeist prägt die Lernatmosphäre,<br />

sei es in der traditionellen Ferienwoche, in der Humor und Heiterkeit nicht zu kurz<br />

kommen. Oder im Computerkurs für jung gebliebene Ältere oder erst recht im Gedächtnistraining.<br />

Im April lernen Sie lustvoll orientalisch zu kochen - Gaumenfreuden sind angesagt<br />

- das Essen wird zu einem Fest für alle Sinne. In den Fotokursen können Sie Ihre Kreativität<br />

entwickeln, sich bei kubanischem Tanz oder Trommeln entspannen und neue Lebensfreude<br />

entdecken. Da<strong>mit</strong> können Sie den Ansprüchen des Alltags <strong>wie</strong>der<br />

<strong>mit</strong> mehr Lust und Leichtigkeit begegnen.<br />

Bestellung und Informationen: Bildungsstätte für Gehörlose,<br />

Schwerhörige und Ertaubte, 7062 Passugg-Araschgen,<br />

Tel. 081 250 50 55, Fax 081 250 50 57, oder über die Homepage:<br />

www.bildungsstaette.ch<br />

Gisela Riegert, Bildungsbeauftragte


Brennpunkt Pflegefamilie<br />

Alles zum Wohl des Kindes?<br />

Nach der Geburt wurde das Kind von hörbehinderten<br />

Eltern bei einer evangelikalen<br />

Pflegefamilie untergebracht. Für eine<br />

Umplatzierung kämpften sie vergebens.<br />

Text: Edith Lier, BEOBACHTER 24/2006<br />

Der Entschluss, ihren dreijährigen Sohn<br />

Martin zur Adoption freizugeben, wird den<br />

Eltern Keller (Namen der Betroffenen geändert)<br />

ein Leben lang auf der Seele liegen.<br />

«Nach dem zermürbenden Kampf <strong>mit</strong><br />

Ämtern und Gerichten sind wir psychisch<br />

am Ende und sehen keine andere Möglichkeit»,<br />

liessen sie die Vormundschaftsbehörde<br />

schriftlich wissen. Es hätte ihnen<br />

das Herz gebrochen, Martin <strong>weiter</strong>hin nur<br />

besuchsweise in der religiös ausgerichteten<br />

Pflegefamilie aufwachsen zu sehen,<br />

ohne auf die Erziehung Einfluss nehmen zu<br />

können. Beide Elternteile sind hörbehindert.<br />

Die heute 36-jährige Mutter<br />

beherrscht die Gebärdensprache.<br />

Der drei Jahre jüngere Vater<br />

artikuliert sich dank der Erziehung<br />

im Elternhaus ausserdem<br />

brockenweise auf Hochdeutsch<br />

und arbeitet als Informatiker<br />

beim Bund.<br />

Nach der Geburt ihres Sohnes<br />

vor drei Jahren waren die jungen<br />

Eltern doppelt glücklich: Martin<br />

hatte keine Hörbehinderung.<br />

Doch schon auf der Säuglingsstation<br />

kam es zwischen der<br />

Mutter und dem Betreuungsteam<br />

zu Verständigungssch<strong>wie</strong>rigkeiten<br />

und Meinungsverschiedenheiten. Insbesondere<br />

sorgten die Eltern für Irritation, als<br />

sie sich kurzfristig für einige Tage zur Erholung<br />

abmeldeten und das Kind, eine Frühgeburt,<br />

so lange im Spital in Pflege liessen.<br />

Die Fachstelle für Kindesschutz und Opferhilfeberatung<br />

informierte umgehend die<br />

Vormundschaftsbehörde. Der Grund: Bei<br />

der täglichen Pflege des Säuglings im Spital<br />

habe sich gezeigt, dass die Mutter nicht<br />

in der Lage sei, ihr Kind selbstständig zu<br />

betreuen, und auch jegliche Hilfe ablehne.<br />

Daraufhin wurde ihr die Obhut entzogen,<br />

und die Vormundschaftsbehörde Winterthur<br />

ernannte eine Beiständin.<br />

Als die Eltern nach ihren Ferientagen den<br />

Säugling nach Hause holen wollten, verweigerte<br />

das Spital die Rückgabe. Wenig<br />

später wurde das Kind in eine sozialpädagogische<br />

Pflegefamilie im Kanton<br />

Thurgau platziert - für Kellers ein Schock.<br />

Die Reise von Winterthur in den Hinterthurgau<br />

war <strong>mit</strong> den öffentlichen Verkehrs<strong>mit</strong>teln<br />

umständlich. Zudem fühlte sich die<br />

hörbehinderte Mutter von Anfang an von<br />

den Pflegeeltern unverstanden. Diese <strong>wie</strong>derum<br />

warfen ihr eine abweisende Haltung<br />

vor. So verzichtete die Mutter ganz auf die<br />

Kontakte und überliess sie dem Vater.<br />

Die Welt nicht mehr verstanden<br />

Weil die Besuche immer auf einen Nach<strong>mit</strong>tag<br />

unter der Woche festgelegt waren, musste<br />

der Vater bei seinem Arbeitgeber ein<br />

Gesuch stellen - auf Kosten des Ferienguthabens.<br />

Seine Mutter begleitete ihn jeweils<br />

und freute sich über die Entwicklung ihres<br />

Nur die Spielsachen blieben bei der Grossmutter. Am Ende gab Familie Keller<br />

(Name geändert) den Kampf um ihren Sohn auf.<br />

Enkels. Sie setzte sich immer <strong>wie</strong>der dafür<br />

ein, dass Martin wenigstens jedes zweite<br />

Wochenende zu Hause verbringen sollte,<br />

und erklärte sich stets bereit, bei der<br />

Betreuung <strong>mit</strong>zuhelfen.<br />

Die Freude war gross, als Martin im Herbst<br />

2005, <strong>mit</strong>tlerweile zweijährig, sein erstes<br />

Wochenende zu den Eltern durfte. Umso<br />

grösser war die Enttäuschung, als die Beiständin<br />

Trudi Epp <strong>weiter</strong>e Besuche strich.<br />

Sie berief sich auf einen ärztlichen Bericht,<br />

laut dem bei den Eltern höchstwahrscheinlich<br />

etwas passiert sei, «das Martin psychisch<br />

sehr stark belaste». Die Grossmutter<br />

verstand die Welt nicht mehr. «Alles verlief<br />

harmonisch», erklärte sie. Man habe den<br />

Eltern gar keine Chance geben wollen,<br />

ihren Sohn selbstständig zu betreuen: «Hörbehinderte<br />

werden schnell einmal als geistig<br />

zurückgeblieben eingestuft.» Dem hält die Vormundschaftsbehörde<br />

Winterthur entgegen,<br />

oberstes Prinzip sei stets gewesen, «eine<br />

Gefährdung des Kindeswohls auszuschliessen».<br />

Ganz aus der Luft gegriffen ist die Vermutung<br />

von Grossmutter Keller allerdings nicht. Die<br />

Pflegefamilie führt in ihrem therapeutischen<br />

Konzept nämlich aus, es gehe in der «Elternarbeit»<br />

aufgrund des langzeitlichen Charakters<br />

der Platzierungen «nicht primär um Rückführungsfragen».<br />

Deshalb seien maximal zwei<br />

Besuche im Monat vorgesehen, «in der Regel<br />

bis zum Erwachsenwerden».<br />

Martin lebte schon zwei Jahre von Amts wegen<br />

im Thurgau, als sein Vater im Internet zufällig<br />

aufs Betriebskonzept der sozialpädagogischen<br />

Pflegefamilie stiess: «Wir orientieren uns an<br />

vielfältigen fachlichen Grundlagen und an dem<br />

Evangelium von Jesus Christus»,<br />

stand hier zu lesen. Tisch- und Abendgebete<br />

so<strong>wie</strong> Gottesdienst- und<br />

Sonntagsschulbesuche gehören zur<br />

Tagesordnung. Jetzt war für die Eltern<br />

auch klar, warum Martin alle christlichen<br />

Festtage <strong>wie</strong> Weihnachten oder<br />

Ostern nie bei ihnen zu Hause feiern<br />

durfte.<br />

Der Vater fühlte sich hintergangen.<br />

«Man hat uns Eltern nicht über diese<br />

religiöse Ausrichtung informiert,<br />

geschweige denn dazu unsere Meinung<br />

eingeholt», empört er sich. Er selber ist<br />

konfessionslos, Martin nicht getauft. Im letzten<br />

Frühling gelangte er ans Zürcher Obergericht<br />

<strong>mit</strong> der Forderung, sein Sohn sei in eine andere,<br />

leichter erreichbare und jedenfalls religiös neutrale<br />

Pflegefamilie zu verbringen und Trudi Epp<br />

als Beiständin abzusetzen.<br />

Was erst während der Gerichtsverhandlung ans<br />

Licht kam, verbitterte die Eltern zusätzlich:<br />

Ohne ihr Wissen verbrachte Martin jedes zweite<br />

Wochenende bei einer Familie im Zürcher Oberland,<br />

die der Evangelischen Brüdergemeinde<br />

angehört. Und der Pflegevater wählte als externen<br />

Fachberater und Supervisor ein Mitglied<br />

der Freien Evangelischen Gemeinde in Wetzikon.<br />

21


«Ein ausgesprochener Glücksfall»<br />

Immerhin rügte das Zürcher Obergericht,<br />

«eine staatliche Behörde, die Fremdplatzierungen<br />

in einer derart religiös geprägten<br />

Familie vornehmen will, müsste wohl langfristig<br />

auf eine neutrale Supervision drängen».<br />

Es forderte «Sicherungsmöglichkeiten»,<br />

die gewährleisten, dass sich die Pflegefamilie<br />

nicht die Kompetenzen der Eltern<br />

anmasst und die religiöse Erziehung des<br />

Kindes für sich beansprucht. Die Beiständin<br />

habe dafür zu sorgen, dass auch in der<br />

Ersatzfamilie «keine unzulässigen religiösen<br />

Einflussnahmen stattfinden». Entsprechend<br />

sei ihr Pflichtenheft zu ergänzen.<br />

Epp selber gab zu bedenken, für Martin<br />

liessen sich kaum andere Unterbringungsmöglichkeiten<br />

finden. Die jetzige sei «ein<br />

ausgesprochener Glücksfall», weil der Pflegevater<br />

die Gebärdensprache «einigermassen<br />

beherrsche» und sich so <strong>mit</strong> dem<br />

Kindsvater unterhalten könne.<br />

Der Gerichtsbeschluss ist nun hinfällig<br />

geworden, das Argument der Gebärdensprache<br />

ohne Belang. Die Eltern Keller<br />

waren des Kampfes endgültig müde. Sie<br />

liessen nach der ersten Zustimmung zur<br />

Adoption auch die Bedenkfrist verstreichen<br />

und gaben alle Spielsachen ihres Sohnes<br />

weg. Aus den Augen, aus dem Sinn. Aber<br />

für immer im Herzen.<br />

Anmerkungen der sonos-Redaktion:<br />

Belastende und erdrückende Lebenssituationen<br />

- ohne das langersehnte Licht am<br />

Ende des Tunnels zu sehen - bekommt man<br />

vielleicht ohne fremde Hilfe und Unterstützung<br />

nicht in den Griff.<br />

Viele Organisationen, Institutionen und<br />

Fachpersonen sind <strong>mit</strong> ihren Dienstleistungen<br />

für in Not geratene Menschen da, um zu<br />

helfen.<br />

Die sonos-Geschäftsstelle berät in Sorge<br />

geratene Menschen gerne. Zögern Sie nicht<br />

und melden Sie sich.<br />

Absolute Diskretion ist garantiert.<br />

sonos<br />

Geschäftsführerin lic. iur. Léonie Kaiser<br />

Telefon 044 421 40 15<br />

Fax 044 421 40 12<br />

E-Mail: lk@sonos-info.ch<br />

Gehörloser als Pantomime engagiert<br />

Schon 15 Mal den Josef gespielt<br />

Weihnachten sind vorbei, für den gehörlosen<br />

Dieter Spörri bleiben sie auch im Alltag<br />

präsent. Im Züricher Mimenchor (ZMC)<br />

der Gehörlosen spielt er regelmässig den<br />

Josef, der für ihn ein Vorbild ist.<br />

Text: Viviane Schwizer, Zürichsee-Zeitung<br />

linkes Ufer, Freitag, 29. Dezember 2006<br />

Für Dieter Spörri ist der biblische Josef<br />

nicht irgendeine Figur. Er spielte ihn in diesem<br />

Jahr schon zum 15. Mal im so genannten<br />

Zürcher Mimenchor (ZMC). Die pantomimische<br />

auftretende Truppe von ausschliesslich<br />

gehörlosen Menschen setzt<br />

sich zum Ziel, Menschen die ganze<br />

Geschichte rund um Weihnachten zu<br />

erzählen. Nicht nur die Herbergssuche und<br />

die Krippenszene sind dabei wichtig, sondern<br />

auch der Kontakt <strong>mit</strong> den drei Königen<br />

und die Flucht nach Ägypten. „Mimenchor“<br />

heisst die Gruppe, weil Gehörlosenpfarrer<br />

Eduard Kolb, der die pantomimische Gruppe<br />

im Jahr 1954 ins Leben rief, im Mimenchor<br />

das Pendant zum traditionellen Kirchenchor<br />

sah.<br />

Über den wohl bekanntesten Zimmermann<br />

philosophiert der hobbymässige Pantomime:<br />

„José ist ein verantwortungsbewusster<br />

Schaffer gewesen. Er begriff diese himmlische<br />

Schwangerschaft nicht. Trotzdem<br />

sorgte er für sein Verlobte, ging beherzt von<br />

Tür zu Tür und fragte nach einer Herberge<br />

für seine Partnerin.“ Entscheidungen, nicht<br />

Emotionen, seien auch damals gefragt<br />

gewesen. Josef drückte sich nicht davor. Er<br />

habe die Verantwortung ohne Wenn und<br />

Aber übernommen, sagt Dieter Spörri.<br />

Darum sei Josef für ihn ein Vorbild.<br />

Gebärden- und Lautsprache<br />

Im zivilen Leben ist Dieter Spörri, ein<br />

gelernter Uhrmacher, heute als Bankangestellter<br />

im Bereich IT-Support in einer<br />

Grossbank tätig. Seit einer Mittelohrentzündung<br />

im Alter von zwei Jahren ist er<br />

hochgradig schwerhörig. Er hört nur zu 15<br />

Prozent. Mit zwei starken Hörgeräten ist es<br />

ihm jedoch möglich, <strong>mit</strong> Hörenden die<br />

gesprochene Sprache zu verstehen und<br />

normal zu telefonieren. Er fühlt sich aber<br />

nach <strong>wie</strong> vor der Randgruppe der Gehörlosen<br />

zugehörig. Mit seiner ebenfalls gehörlosen<br />

Lebenspartnerin, einer diplomierten<br />

Gebärdensprachlehrerin, lebt er in Horgen/Käpfnach.<br />

Mit seiner Behinderung hat der 47-jährige<br />

Dieter Spörri umzugehen gelernt. Er kommuniziert<br />

als Gehörloser quasi in zwei<br />

Sprachen. Dazu meint er: „Privat spreche<br />

ich <strong>mit</strong> meiner gehörlosen Lebenspartnerin<br />

in Gebärdensprache, beruflich aber in normaler<br />

Lautsprache.“<br />

Fotokurs für Gehörlose<br />

Dieter Spörri ist seit über 27 Jahren im<br />

Mimenchor engagiert. Es fasziniert ihn, vor<br />

Publikum auf der Bühne aufzutreten. Seine<br />

Gestik und Mimik sind sehr ausgeprägt. Er<br />

erzählt schmunzelnd, dass er im Mimenchor<br />

einmal den Herodes gespielt habe.<br />

Aber da habe er sich zu sehr ins Zeug<br />

gelegt. Die Leute hätten wegen seiner<br />

wilden Gestik und den bedrohlichen Gebärden<br />

fast Angst gekriegt. Darum spiele er<br />

nun <strong>wie</strong>der den Josef.<br />

Im Übrigen freut sich der Horgner am Fotografieren.<br />

„Das Schauen ersetzt hörbehinderten<br />

Menschen teilweise das Hören“,<br />

erklärt er. Er liebt die Fotoreportage und<br />

gab auch Fotokurse für Gehörlose.<br />

Dieter Spörri weiss, dass in Horgen rund<br />

zehn gehörlose Menschen leben. Gerne<br />

würde er aber auch <strong>mit</strong> hörenden Leuten an<br />

seinem Wohnort kommunizieren. Er sagt:<br />

„Es wäre schön, wenn die Bewohner aus<br />

Horgen und Umgebung <strong>mit</strong> uns Gehörlosen<br />

in Gebärdensprache kommunizieren würden.<br />

Denn die Gebärdensprache ist eine<br />

Sprache des Herzens. Wenn dies gelänge,<br />

würde Horgen lebendiger werden.“


<strong>Schweiz</strong>erische CAB, <strong>Schweiz</strong>erische Caritasaktion der Blinden, der Zürich Blinden, Zürich<br />

für Menschen <strong>mit</strong> einer Hör- und Sehbehinderung<br />

Gottesdienst und Tag der Begegnung<br />

Für Menschen <strong>mit</strong> einer Hör- und Sehbehinderung<br />

Gemeindehaus der Pfarrei „Peter und Paul“<br />

Herzliche Einladung im Jahr 2007<br />

Bekannte dazu ein.<br />

Im Gemeindehaus der Pfarrei „Peter und Paul“<br />

Laurenzenvorstadt 80, 5000 Aarau<br />

ab Im 09:30 Jahr h 2007 laden Eintreffen wir <strong>wie</strong>der an drei Sonntagen zu Begegnungen<br />

bis 10:00 h gibt es Getränke (Kaffee, Tee, Saft, Wasser) und Gipfeli<br />

10:15 und h einer Feier Gottesdienst der Eucharistie in den Räumen der Pfarrei „Peter<br />

und Paul“ in Aarau ein.<br />

Bitte merkt euch die Daten vor und ladet Freunde und Bekannte<br />

14:40 h Fortsetzung bei Kaffee/Tee und Kuchen<br />

dazu ein.<br />

Daten:<br />

Sonntag Thema<br />

29. April 2007 Frieden<br />

24. Juni 2007 Mut<br />

Gottesdienst und Tag der Begegnung<br />

Herzliche Einladung im Jahr 2007<br />

11. Nov. 2007 Barmherzigkeit<br />

Programm<br />

Elisabeth Gimpert und Johannes Heinrich Koller, Taubblindenarbeiter CAB<br />

ab 09:30 h Eintreffen Mit Küchenchefin, Helferinnen und Helfer<br />

bis 10:00 h gibt es Getränke (Kaffe, Tee, Saft, Wasser) und<br />

Höranlage und Gebärdensprache:<br />

Gipfeli<br />

10:15 h Gottesdienst denDolmetscherin engagieren.<br />

11:30 h Pause<br />

Anmeldung:<br />

12:15 h Mittagessen und Mittagspause – anschliessend,<br />

13:45 h Gemeinschaft und Austausch<br />

14:40 h<br />

15:20 h<br />

Fortsetzung CAB, <strong>Schweiz</strong>. bei Kaffe/Tee Caritasaktion und der Blinden Kuchen<br />

Schrennengasse 26, 8003 Zürich<br />

Schlusssegen<br />

Alle Gäste sollten ihre Züge für die Rückreise rechtzeitig erreichen.<br />

Ort:<br />

Laurenzenvorstadt 80, 5000 Aarau<br />

Im Jahr 2007 laden wir <strong>wie</strong>der an drei Sonntagen zu Begegnungen und einer Feier der Eucharistie in den<br />

Räumen der Pfarrei „Peter und Paul“ in Aarau ein. Bitte merkt euch die Daten vor und ladet Freunde und<br />

29. April 2007 / Thema Frieden; 24. Juni 2007 / Thema Mut; 11. Nov. 2007 / Thema Barmherzigkeit<br />

Programm:<br />

11:30 h Pause<br />

12:15 h Mittagessen und Mittagspause<br />

13:45 h Gemeinschaft und Austausch<br />

15:20 h Schlusssegen<br />

Alle Gäste sollten ihre Züge für die Rückreise rechtzeitig erreichen.<br />

Begleitung:<br />

Wer Hilfe bei der Suche für eine Begleitung braucht oder den Fahrplan wissen möchte, meldet sich bitte bei<br />

der Adresse am Schluss dieser Einladung.<br />

Das Gemeindehaus der Pfarrei „Peter und Paul“ befindet sich auf dem Weg vom Bahnhof, vorbei an der Post<br />

durch die Poststrasse, und vorbei an der Kirche „Peter und Paul“ rechts. Für den Fussweg vom Bahnhof<br />

benötigt man etwa 7 Minuten.<br />

Die Mitarbeiter freuen sich auf Ihr Kommen.<br />

Gestaltet werden die Gottesdienste von<br />

Christoph Albrecht, Priester<br />

Für den Gottesdienst kommt nicht nur eine gute Höranlage zum Einsatz, wir werden auch <strong>wie</strong>der eine Gebär-<br />

Für die Planung sind wir dankbar, wenn Sie sich anmelden bis zum Mittwoch vor dem Termin am Sonntag.<br />

Name, Vorname und Ort reichen aus. Sie können dies schriftlich tun, <strong>mit</strong> dem Telefon, Fax oder per E-Mail.<br />

Ressort Taubblinde, Johannes Heinrich Koller<br />

Tel 044 466 50 68<br />

Fax 044 462 13 04<br />

E-Mail j.koller@cab-org.ch<br />

C:\Dokumente und Einstellungen\All Users\Dokumente\sonos febr07\TBGD Einladung 2007.doc<br />

23


Rubrik: Porträt<br />

Blinder Hotelfachmann<br />

Für Jean Baldo war es ein Sprung ins kalte<br />

Wasser, als er vor neun Jahren ins Engadin<br />

fuhr, um sich im Hotel Waldhaus in Sils für<br />

ein Praktikum vorzustellen. Die Reise hat<br />

sich gelohnt, denn heute ist Baldo im Fünfsternhotel<br />

fest angestellt. In der Sommerund<br />

der Wintersaison arbeitet er als<br />

Receptionist an der Loge; in den Zwischensaisons<br />

ist er im Restaurant Blinde<br />

Kuh in Zürich im Service beschäftigt. All<br />

das ist keine Selbstverständlichkeit, denn<br />

der 31-jährige Ostschweizer ist blind. Er<br />

hat als erster Blinder die Zürcher Hotelfachschule<br />

absolviert.<br />

Aus NZZ vom 6. Dezember 2006<br />

„Ich kam acht Wochen zu früh zur Welt,<br />

wurde nach der Geburt <strong>mit</strong> Sauerstoff versorgt,<br />

und eine zu hohe Sauerstoffzufuhr<br />

führte zur Erblindung“, sagt er. Die Eltern<br />

seien einige Monate später <strong>mit</strong> der Diagnose<br />

konfrontiert worden, als ihnen aufgefallen<br />

war, dass <strong>mit</strong> ihrem Kind etwas nicht<br />

stimmte. Die Mutter meldete sich beim<br />

behandelnden Arzt und redete ihm ins<br />

Gewissen – rechtliche Konsequenzen hatte<br />

der Fall jedoch nicht. Jean Baldo hat nach<br />

seinen eigenen Worten gelernt, <strong>mit</strong> der<br />

Behinderung zu leben. „Ich bin da<strong>mit</strong> aufgewachsen<br />

und gebe mir Mühe, das Beste<br />

daraus zu machen.“ Dazu lässt er nichts<br />

unversucht. Er besuchte eine Primar- und<br />

Sekundarschule für Blinde, schloss eine<br />

Handelsschule und eine kaufmännische<br />

Ausbildung ab, bildete sich zum Telefonisten<br />

<strong>weiter</strong> und wurde schliesslich als<br />

Praktikant im „Waldhaus“ in Sils angestellt.<br />

An das Vorstellungsgespräch kann er<br />

sich lebhaft erinnern. Während es ihm<br />

keine Mühe bereitete, den Direktor und<br />

dessen Familie von sich zu überzeugen, war<br />

es ein hartes Stück Arbeit, die Unterstützung<br />

des damaligen Concierge zu gewinnen.<br />

Dieser war bereits dreissig Jahre lang<br />

im Betrieb tätig und brachte dem blinden<br />

Bewerber gewisse Vorbehalte entgegen.<br />

Erst als der Concierge gesehen habe, <strong>wie</strong><br />

der Neue arbeitete und <strong>mit</strong> den Gästen<br />

umging, sei das Eis geschmolzen, erzählt<br />

Baldo.<br />

An der Hotellerie fasziniert ihn der Umgang<br />

<strong>mit</strong> den Gästen, die Möglichkeit, diese zu<br />

verwöhnen und ein Klima des Vertrauens<br />

zu schaffen. In einem Fünfsternhotel haben<br />

die Gäste gewisse Erwartungen, die er auch<br />

als Blinder erfüllen muss. „Das kostet mich<br />

manchmal mehr Energie als einen Sehenden“,<br />

räumt er ein. „Wenn ich ihre<br />

Ansprüche erfüllen kann, sind die meisten<br />

Gäste dafür umso dankbarer.“ Ist er in der<br />

Zwischensaison in der „Blinden Kuh“,<br />

einem komplett verdunkelten Lokal, als<br />

Kellner tätig, fühlt er sich ein bisschen <strong>wie</strong><br />

in einer anderen Welt: Im Hotel musste er<br />

sich am Anfang beweisen, bis seine Leistungen<br />

von den Gästen anerkannt wurden.<br />

In der „Blinden Kuh“ dagegen seien es nun<br />

die Gäste, die sich anstrengen müssten.<br />

„Weil sie im Dunkeln sitzen und nichts<br />

sehen, bin für einmal ich in der Rolle des<br />

Helfenden.“ Dieser Rollentausch sei für ihn<br />

eine willkommene Abwechslung.<br />

Jean Baldo hadert nicht <strong>mit</strong> seinem Schicksal,<br />

sondern denkt optimistisch an die<br />

Zukunft. „Immer dann, wenn Routine aufkommt,<br />

ist es für mich Zeit, etwas Neues zu<br />

lernen.“ Demnächst schliesst er einen Kurs<br />

als diplomierter Erwachsenenbildner ab,<br />

und über Weihnachten und Neujahr reist er<br />

zurück ins Hotel Waldhaus im Engadin. In<br />

der Freizeit fährt er Ski in Begleitung eines<br />

Privatskilehrers, im Sommer wandert er<br />

gerne <strong>mit</strong> Kollegen oder fährt Tandem.<br />

Musikhören gehört ebenfalls zu seinen<br />

Hobbies, genauso <strong>wie</strong> Lesen, gutes Essen<br />

und Kinobesuche. Ein Blinder geht ins<br />

Kino? Für Baldo keine Frage. „Ich mag gute<br />

Spielfilme; am liebsten solche, deren<br />

Geschichte von Dialogen und Geräuschen<br />

lebt.“ Aber auch der neuste „James Bond“-<br />

Film wäre für ihn kein Problem. Lautlose<br />

Sequenzen oder Actionszenen, die ausschliesslich<br />

<strong>mit</strong> Musik unterlegt sind, lässt<br />

er sich von seiner Begleitung beschreiben.<br />

Liebe Leserin und lieber Leser<br />

Es ist uns absolut bewusst, dass der<br />

obstehende Bericht über die Karriere von<br />

Jean Baldo in keiner Weise darüber hinwegtäuschen<br />

vermag, dass es heute<br />

immer noch vor allem viele Behinderte -<br />

unter ihnen zweifelsohne auch manch<br />

Hörbehinderte - gibt, die ihr Leben lang<br />

immer <strong>wie</strong>der <strong>mit</strong> Diskriminierung und<br />

Misserfolg etc. konfrontiert sind. sonos<br />

will gerade auch solchen Menschen eine<br />

Stimme geben bzw. über solche Menschen<br />

schreiben und auf Missstände aufmerksam<br />

machen. Vielleicht kennen Sie<br />

eine/n Hörbehinderte/n, den „sonos“<br />

unter der neuen Rubrik „Porträt“ vorstellen<br />

könnte.<br />

Wir freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme<br />

bzw. Ihr Feedback unter E-Mail:<br />

info@sonos-info.ch<br />

respektive Tel. 044 421 40 10


Gehörloser Lokalpolitiker in der<br />

Westschweiz<br />

Pierre Auger-Micou ist seit Geburt gehörlos.<br />

Er wohnt in Mathod, einer kleinen<br />

Gemeinde im Kanton Waadt. Er ist <strong>mit</strong><br />

einer ertaubten Frau verheiratet und Vater<br />

von zwei hörenden Kindern im Alter von 13<br />

und 11 Jahren.<br />

Aus 24 heures Région Nord Vaudois vom<br />

10. Oktober 2006 [Übersetzung lk]<br />

Im Sommer 2006 wurde er in Mathod in<br />

den Gemeinderat gewählt. Da<strong>mit</strong> ist er –<br />

leider – eine löbliche Ausnahme: Denn<br />

noch immer sind Menschen <strong>mit</strong> Behinderung<br />

in politischen Ämtern, gemessen an<br />

ihrem Anteil an der Bevölkerung, krass<br />

untervertreten. Zur Erinnerung: Im Eidgenössischen<br />

Parlament <strong>mit</strong> seinen 246<br />

Sitzen findet sich zurzeit genau ein (sichtbar)<br />

behinderter Abgeordneter.<br />

Pierre Auger-Micou lebt seit dem Jahr 2000<br />

in Mathod. Die Teilhabe als Gehörloser im<br />

Gemeinderat ist gerade in Mathod eigentlich<br />

eine logische Konsequenz, denn auf<br />

die rund fünfhundert Einwohner und Einwohnerinnen<br />

von Mathod fallen genau drei<br />

Gehörlose.<br />

Erst vor recht kurzer Zeit hat der zweiundvierzigjährige<br />

Familienvater Pierre Auger-<br />

Micou, der in seiner Freizeit begeistert Rad<br />

fährt, seine Lust, sich für Belange der Allgemeinheit<br />

und des Gemeinwohls zu engagieren,<br />

entdeckt. Er sei sich klar darüber<br />

geworden, <strong>wie</strong> wichtig die aktive politische<br />

Auseinandersetzung für behinderte Menschen<br />

sei. Wenn man sich vergegenwärtige,<br />

dass Hörende ständig eingetaucht würden<br />

in ein Vollbad von Informationen, sei es einfach<br />

zu verstehen, dass dies auf Gehörlose<br />

eben ganz und gar nicht zutreffe. Pierre<br />

Auger-Micou gibt gleich ein Beispiel ab,<br />

indem er darauf hinweist, dass nur gerade<br />

6 % der Fernsehsendungen untertitelt würden.<br />

Auch müsse man wissen, dass das<br />

Lesen von Zeitungen für gehörlose Menschen<br />

recht sch<strong>wie</strong>rig sei, denn die<br />

geschriebene Sprache stelle für gehörlose<br />

Menschen eine Fremdsprache dar, und die<br />

Texte in den Zeitungen seien oftmals recht<br />

kompliziert. Die wahre Muttersprache von<br />

Gehörlosen sei die Gebärdensprache. Um<br />

den Ausführungen im Gemeinderat, dem er<br />

angehört, folgen zu können, benötigt Pierre<br />

Auger-Micou eine Gebärdendolmetscherin,<br />

welche ab 2007 von der Gemeinde<br />

berappt werden soll. Die Dolmetscherin,<br />

Nathalie Trolliet, steht während der ganzen<br />

Ratsdebatte neben der Vorsitzenden des<br />

Gemeinderates und übersetzt alle Voten<br />

und die Diskussion, die manchmal<br />

annähernd zwei Stunden dauern, vollständig.<br />

Pierre Auger-Micout erklärt: „Die Dolmetscherin<br />

verfolgt die Debatte sehr genau<br />

und übersetzt alles präzise. Auch macht sie<br />

mir Angaben zum Klima und zur Umgebung.<br />

Wenn jemand eine humorvolle<br />

Bemerkung macht, Zorn oder Frustration<br />

zum Ausdruck bringt in seinem Votum,<br />

lässt Nathalie Trolliet mich dies wissen.<br />

Dies ist Bestandteil ihrer Berufspflicht, <strong>wie</strong><br />

auch ihrer Vertraulichkeit und Neutralität,<br />

die sie einhalten muss.“ Umgekehrt übersetzt<br />

die Dolmetscherin die Wortmeldungen<br />

von Pierre Auger-Micou dem Plenum.<br />

Wie hat der politisch aktive Neuling seinen<br />

ersten Einsatz erlebt? „Ich habe den Abend<br />

sehr interessant gefunden“, legt Pierre<br />

Auger-Micou dar. In seinem tiefsten Innern<br />

habe er sich indes schon ein bisschen unsicher<br />

gefühlt. Dies sei wohl in einer solchen<br />

Situation normal. Beim zweiten Mal in seiner<br />

neuen Funktion als Parlamentarier in<br />

Mathod habe er sich dann schon viel besser<br />

gefühlt.<br />

In kleinen Dörfern <strong>wie</strong> der 500 Seelengemeinde<br />

Mathod hat es im Allgemeinen<br />

keine politischen Parteien. Dies bildet<br />

indes überhaupt kein Hindernis, dass auch<br />

dort Gemeinderäte ganz moderne und<br />

„farbige“ Ideen haben. Pierre Auger-Micou<br />

fühlt sich der Linken bzw. den Sozialisten<br />

näher als der Rechten, gesteht er ein. Denn<br />

die Linke setze sich stärker als die Rechte<br />

für die Gleichbehandlung von AusländerInnen<br />

<strong>wie</strong> auch von Behinderten ein. Ohne<br />

Umschweife erklärt er sodann, dass er<br />

effektiv keinerlei Sympathie für Christoph<br />

Blocher und Pascal Couchepin empfinde.<br />

Gibt es für den gehörlosen Lokalpolitiker<br />

Modelle oder politische Persönlichkeiten,<br />

die ihn inspirieren? Er finde den Standpunkt<br />

von Pierre-Yves Maillard interessant<br />

und wirklich schätzen würde er SP-Nationalrätin<br />

Pascale Bruderer. Die Aargauer<br />

Nationalrätin habe selbst Angehörige, die<br />

gehörlos seien und setze sich stark für die<br />

Belange Hörbehinderter ein. „Aber kein<br />

Hörbehinderter ist Mitglied der vereinigten<br />

Bundesversammlung“, bemängelt Pierre<br />

Auger-Micou. So wünscht er sich denn auch<br />

stark, dass sich gerade hörbehinderte<br />

Menschen vermehrt in der Politik engagieren.<br />

Am Schluss meint er: „Mein Traum ist,<br />

dass ein Hörbehinderter Regierungs- oder<br />

Bundesrat wird, denn nach meinem Wissen<br />

hat es das in der <strong>Schweiz</strong> bisher noch nie<br />

gegeben!“<br />

25


Kirchliche Veranstaltungen<br />

Katholische Gehörlosengemeinden<br />

REGION AARGAU<br />

Kath. Gehörlosenseelsorge<br />

im Kt. Aargau<br />

Schönaustr. 21, Kanti Foyer, 5400 Baden<br />

Peter Sch<strong>mit</strong>z- Hübsch<br />

Gehörlosenseelsorger<br />

Gian Reto Janki<br />

Gehörlosen-Jugendarbeiter<br />

Tel. 056 222 30 86<br />

Fax 056 222 30 57<br />

E-Mail kath.gl-seelsorge.aa@bluewin.ch<br />

www.ag.kath.ch<br />

Oekumenische Gehörlosen-Jugendarbeit<br />

Zürich und Aargau<br />

Gian-Reto Janki, Jugendarbeiter, gehörlos,<br />

Auf der Mauer 13, 8001 Zürich<br />

Telescrit 044 252 51 56<br />

Fax 044 252 51 55<br />

E-Mail jugend.gehoerlos@kirchen.ch<br />

Sonntag, 11. Februar 07, 14.15 Uhr<br />

Ökumenischer Gottesdienst<br />

Kirche Herz Jesu, Lenzburg<br />

Region Zürich<br />

Katholische Gehörlosenseelsorge Zürich<br />

Beckenhofstrasse 16, 8006 Zürich<br />

Briefadresse: PF 407, 8035 Zürich<br />

Telescrit 044 360 51 53<br />

Telefon 044 360 51 51<br />

Fax 044 360 51 52<br />

Mail info@gehoerlosenseelsorgezh.ch<br />

www.gehoerlosenseelsorgezh.ch<br />

Sonntag, 4. Februar 2007, 10.30 Uhr<br />

Ökumenischer Gottesdienst<br />

Gehörlosendorf Turbenthal<br />

<strong>mit</strong> gem. Mittagessen<br />

Herzliche Einladung<br />

Sonntag, 25.Februar 2007, 14.30 Uhr<br />

Gottesdienst<br />

Ref. Stadtkirche Winterthur<br />

<strong>mit</strong> Imbiss<br />

Herzliche Einladung<br />

REGION BASEL<br />

Katholische Hörbehindertenseelsorge KHS<br />

Basel, Häslirain 31, 447 Aesch BL<br />

Telefon 061 751 35 00<br />

Fax 061 751 35 02<br />

E-Mail khs.rk@bl uewin.ch<br />

Kein Gottesdienst im Februar 2007.<br />

Samstag, 10. März 2007, 17.00 Uhr<br />

im Pfarreizentrum Riehen; Vorbereitung auf<br />

die Osterzeit. Wir halten eine Bussfeier und<br />

sitzen bei Mehlsuppe zusammen.<br />

GEHÖRLOSENGEMEINDEN<br />

KANTON SOLOTHURN<br />

H. Beglinger, Socinstrasse 13, 4051 Basel<br />

Fax 061 261 05 48<br />

E-Mail heinrich.beglinger@erk-bs.ch<br />

Sr. Martina Lorenz, Rigistrasse 7,<br />

6010 Kriens Fax 041 319 40 31<br />

Sonntag, 11. Februar 2007, 10.00 Uhr<br />

Gottesdienst zum neuen Jahr im Gemeindehaus<br />

der Pauluskirche in Olten, Calvinstube,<br />

<strong>mit</strong> Heinrich Beglinger. Anschliessend<br />

Zusammensein beim Kaffee.<br />

Sonntag, 25. Februar, 10.00 Uhr<br />

Gottesdienst im Gemeindehaus der Zwinglikirche,<br />

Berchtold Haller-Stube, Grenchen,<br />

<strong>mit</strong> Schwester Martina Lorenz. Anschliessend<br />

Kaffee und Zusammensein.<br />

REGION ST.GALLEN<br />

Katholische Gehörlosenseelsorge<br />

des Bistums St.Gallen<br />

Klosterhof 6b<br />

9001 St.Gallen<br />

Dorothee Buschor Brunner<br />

Gehörlosenseelsorgerin<br />

Tel 071 227 34 61<br />

Fax 071 227 33 41<br />

E-Mail<br />

gehoerlosenseelsorge@bistum-stgallen.ch<br />

Sonntag, 4. Februar 2007, 9.30 Uhr<br />

Schutzengelkapelle, anschliessend Kaffee<br />

im Klosterhof<br />

Sonntag, 25. Februar 2007, 9.30 Uhr<br />

Schutzengelkapelle, anschliessend Kaffee<br />

im Klosterhof<br />

Evangelische Gehörlosengemeinden<br />

REGION AARGAU<br />

Reformierte Gehörlosenseelsorge<br />

im Kanton Aargau<br />

Pfrn. Annegret Behr<br />

Spalenvorstadt 18, 4051 Basel<br />

Telefon 061 262 28 02<br />

Fax 061 262 28 02<br />

E-Mail anna.behr@graviton.ch<br />

www.ref-ag.ch<br />

Sonntag, 11. Februar 2007, 14.15 Uhr<br />

Ökumenischer Gottesdienst<br />

in Lenzburg, Kath. Kirche Herz Jesu<br />

Sonntag, 3. März 2007, 12.00 Uhr<br />

Weltgebetstag in Zürich-Oerlikon<br />

Gehörlosenkirche<br />

<strong>mit</strong> Suppenz<strong>mit</strong>tag<br />

Sonntag, 11. März 2007, 14.30 Uhr<br />

Gottesdienstfeier im Bullingerhaus Aarau,<br />

Jurastrasse 13<br />

REGION ZüRICH<br />

Kant. Pfarramt für Gehörlose Zürich,<br />

Oerlikonerstr. 98, 8057 Zürich<br />

Ref. Gehörlosengemeinde des<br />

Kantons Zürich<br />

Fax 044 311 90 89<br />

E-Mail gehoerlosenpfarramt.zh@ref.ch<br />

Sonntag, 04. Februar 07, 10.30 Uhr<br />

Ökumenischer Gottesdienst im Gehörlosendorf<br />

in Turbenthal <strong>mit</strong> anschliessendem<br />

Mittagessen, <strong>mit</strong> Anmeldung<br />

EVANG. GEHÖERLOSENGEMEINDE<br />

St.Gallen - Appenzell - Glarus -<br />

Thurgau - Graubünden - Schaffhausen<br />

Pfarrer Achim Menges, oberer Graben 31,<br />

9000 St.Gallen<br />

Telefon 071 227 05 70<br />

Fax 071 227 05 79<br />

Telescrit 071 227 05 78<br />

E-Mail gehoerlosenseelsorge@ref-sg.ch<br />

www.gehoerlosenseelsorge.ch<br />

Sonntag, 4. Februar 2007, 14.30 Uhr<br />

Gottesdienst im Gehörlosenzentrum<br />

St. Gallen, Burggraben 26<br />

anschliessend Imbiss<br />

A. Menges<br />

Sonntag, 11. Februar 2007, 14.30 Uhr<br />

Gottesdienst im Altersheim Risi in Wattwil<br />

anschliessend Imbiss<br />

A. Menges<br />

Dienstag, 13. Februar 2007, 16.00 Uhr<br />

Gottesdienst im Haus Vorderdorf in Trogen<br />

A. Menges<br />

Sonntag, 18. Februar 2007, 14.30 Uhr<br />

Gottesdienst im Kirchgemeindehaus Ochsenschür,<br />

anschliessend Hotel Kronenhof<br />

A. Menges<br />

Dienstag, 27. Februar 2007, 16.00 Uhr<br />

Gottesdienst im Haus Vorderdorf, Trogen<br />

J. Manser<br />

Sonntag, 4. März 2007, 14.15 Uhr<br />

Gottesdienst in der Regulakirche in Chur<br />

anschliessend Hotel Stern<br />

A. Menges


Freitag, 9. März 2007, 8.30 und 9.00 Uhr<br />

Jugendgottesdienst für die Sprachheilschule<br />

in der Evangelischen Kirche Rotmonten,<br />

St. Gallen<br />

A. Menges<br />

Sonntag, 11. März 2007, 10.00 Uhr<br />

Gottesdienst für Gehörlose und Hörende<br />

in der Kirche St. Laurenzen in St. Gallen<br />

A. Menges und H. Felix<br />

Dienstag, 13. März 2007, 16.00 Uhr<br />

Gottesdienst im Haus Vorderdorf in Trogen<br />

A. Menges<br />

Sonntag, 25. März 2007, 14.30 Uhr<br />

Gottesdienst in der Evang. Kirche in Wil <strong>mit</strong><br />

der Tanzgruppe Berg<br />

A. Menges<br />

Dienstag, 27. März 2007, 16.00 Uhr<br />

Gottesdienst im Haus Vorderdorf in Trogen<br />

J. Manser<br />

REFORMIERTE GEHÖRLOSENGEMEIN-<br />

DEN BASEL - BASELLAND<br />

Auskünfte:<br />

H. Beglinger, Socinstrasse 13, 4051 Basel<br />

Fax 061 261 05 48<br />

E-Mail heinrich.beglinger@erk-bs.ch<br />

Sonntag, 25. Februar, 14.30 Uhr<br />

Gottesdienst im Spittlerhaus,<br />

Sosinstrasse 13.<br />

Anschliessend Zusammensein beim Kaffee<br />

und einem <strong>weiter</strong>en Programm.<br />

Sonntag, 4. Februar, 14.30 Uhr<br />

Gottesdienst der Baselbieter Gemeinde im<br />

Kirchgemeindehaus Martinshof, Rosengasse<br />

1 in Liestal.<br />

REGION BERN, JURA<br />

Reformierte Kirchen Bern- Jura<br />

Ref.-Kirchen Bern-Jura-Solothurn<br />

Bereich Sozial-Diakonie<br />

Schwarztorstrasse 20<br />

Postfach 5461<br />

3001 Bern<br />

Tel. 031 385 17 17<br />

E-Mail isabelle.strauss@refbejuso.ch<br />

www.refbejuso.ch<br />

Montag, 5. Februar 2007, 20.00 Uhr<br />

Stiftung Uetendorfberg<br />

Diakon Andreas Fankhauser<br />

Dienstag, 6. Februar 2007, 14.30 Uhr<br />

Belp, Wohnheim<br />

Diakon Andreas Fankhauser<br />

Sonntag, 11. Februar 2007, 17.00 Uhr<br />

Bern, Treff G 33, Gutenbergstrasse 33<br />

Diakon Andreas Fankhauser<br />

Sonntag, 18. Februar 2007, 14.00 Uhr<br />

<strong>mit</strong> Abendmahl<br />

Burgdorf, Kirchgemeindehaus<br />

Pfarrerin Franziska Bracher<br />

Mittwoch, 28. Februar 2007, 15.00 Uhr<br />

<strong>mit</strong> Abendmahl<br />

Bärau, Kirchli<br />

Pfarrerin Franziska Bracher<br />

Freitag, 2. März 2007, 18.00 Uhr<br />

Gottesdienst zum Weltgebetstag<br />

Bern, Münster<br />

Pfarrerin Susanne Bieler und Vorbereitungsteam<br />

Montag, 5. März 2007, 20.00 Uhr<br />

Stiftung Uetendorfberg<br />

Pfarrerin Susanne Bieler<br />

Dienstag, 6. März 2007, 14.30 Uhr<br />

Belp, Wohnheim<br />

Pfarrerin Susanne Bieler<br />

Sonntag, 11. März 2007, 14.00 Uhr<br />

Interlaken, Schlosskapelle<br />

Diakon Andreas Fankhauser<br />

Sonntag, 25. März 2007, 10.00 Uhr<br />

Bern, Antonierkirche<br />

Gemeinsamer Gottesdient <strong>mit</strong> den<br />

Lutheraner<br />

Pfarrerin Susanne Bieler<br />

27


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Feldeggstr. 69<br />

Postfach 1332<br />

8032 Zürich<br />

Tel. 044 421 40 10<br />

Fax 044 421 40 12<br />

E-Mail info@sonos-info.ch

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