IV-Referendum- wie weiter? LKH-Schweiz News Interview mit ...
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101. Jahrgang<br />
Nr. 2 Februar 2007<br />
4<br />
9<br />
13<br />
17<br />
<strong>Schweiz</strong>. Verband für Gehörlosenund<br />
Hörgeschädigten-Organisationen<br />
Association Suisse pour organisations<br />
de sourds et malentendants<br />
Associazione Svizzera per organizzazioni<br />
a favore delle persone audiolese<br />
Aktuelles aus den Gehörlosenfachstellen<br />
<strong>IV</strong>-<strong>Referendum</strong>- <strong>wie</strong><br />
<strong>weiter</strong>?<br />
<strong>LKH</strong>-<strong>Schweiz</strong> <strong>News</strong><br />
<strong>Interview</strong> <strong>mit</strong><br />
Daniel Hadorn
INFORMATIONSBLATT<br />
Angebote der Sprachheilschule<br />
Die Sprachheilschule St.Gallen verfügt über nachstehende Angebote:<br />
Sprachheilkindergarten für Kinder <strong>mit</strong> schwerer Störung des Sprechvermögens<br />
Sprachheilabteilung für Kinder <strong>mit</strong> schwerer Störung des Sprech-, Lese- und<br />
Schreibvermögens (Unter- bis Oberstufe)<br />
Sprachheilschule Uznach (Sprachheilkindergarten und Sprachheilabteilung für die<br />
Unterstufe)<br />
Stationäre Angebote für Schwerhörige<br />
Gehörlosenabteilung (Kindergarten bis Oberstufe)<br />
Cochlea-Implantat-Centrum Sprachheilschule St.Gallen<br />
Erstberatungsstelle für Eltern und Fachleute<br />
Dienst für Hörhilfen (Hörgeräte-Akustiker und Cochlea-Implantat-Techniker)<br />
Abteilung für Stotterer<br />
Audiopädagogischer Dienst für Schwerhörige, Gehörlose und Kinder<br />
<strong>mit</strong> einem Cochlea-Implantat (CI) in der Volksschule (audiopädagogische Frühförderung,<br />
audiopädagogische Beratung und Förderung)<br />
Um noch effizienter <strong>mit</strong> den Kindern arbeiten zu können, besteht die Möglichkeit, vom sozialpädagogischen<br />
Angebot des Internates der Sprachheilschule Gebrauch zu machen.<br />
Sollten bei der Aufnahme jedoch keine freien Plätze vorhanden sein, ist die externe Schulung<br />
möglich. Letztere wird für die Kinder der Unterstufe durch einen gut organisierten Transportdienst<br />
erleichtert.<br />
Anmeldungen<br />
Für einen Platz an der Sprachheilschule St.Gallen können Kinder nur via Schulpsychologischen<br />
Dienst angemeldet werden.<br />
Aus organisatorischen und administrativen Gründen sind wir dankbar, wenn die Anmeldungen<br />
des Schulpsychologischen Dienstes der Kindergartenkinder so<strong>wie</strong> Schülerinnen und Schüler für<br />
das Schuljahr 2007/2008 bis zum 30. März 2007 bei uns eintreffen würden.<br />
Besuchsnach<strong>mit</strong>tage<br />
Die Besuchsnach<strong>mit</strong>tage finden an folgenden Donnerstagen (ab 14.00 Uhr) statt:<br />
St.Gallen 22. Februar, 8. März, 22. März, 26. April, 24. Mai 2007<br />
Uznach 22. Februar, 8. März, 22. März, 26. April 2007<br />
Anfragen<br />
Sprachheilschule St.Gallen, Höhenweg 64, 9000 St.Gallen<br />
Tel. 071 274 11 11 • Schreibtelefon: 071 274 11 24<br />
Fax 071 274 11 13<br />
info@sprachheilschule.ch<br />
www.sprachheilschule.ch
Liebe Leserin<br />
Lieber Leser<br />
In der <strong>Schweiz</strong> braucht es dringend berufliche<br />
Massnahmen für die Integration von<br />
erwerbslosen hörbehinderten - selbstverständlich<br />
von allen behinderten - Menschen.<br />
Dies ergibt sich klar aus dem<br />
Arbeitsalltag der Gehörlosenfachberatungsstellen,<br />
worüber wir in der aktuellen<br />
„sonos“-Ausgabe berichten. Auch Daniel<br />
Hadorn äussert sich in einem <strong>Interview</strong> entsprechend<br />
und bemängelt, dass die zurzeit<br />
zur Verfügung stehenden Integrationsmassnahmen<br />
zu wenig griffig seien, die<br />
Arbeitgeber nach <strong>wie</strong> vor in Bezug auf diese<br />
Thematik zu wenig Verantwortung übernehmen<br />
müssten und sie leider dazu auch<br />
nicht verpflichtet werden könnten. Marktwirtschaftlich<br />
orientierte Sozialfirmen<br />
könnten deshalb auch in der <strong>Schweiz</strong> einen<br />
möglichen und vielversprechenden<br />
Lösungsansatz für die Bewältigung der<br />
Langzeiterwerbslosigkeit darstellen. Die<br />
Chancen dafür stehen eigentlich recht gut.<br />
Denn hierzulande gibt es immer noch einen<br />
ausgeprägten Mittelstand, und es besteht<br />
eine grosse traditionelle Nähe zwischen<br />
der Wirtschaft und der öffentlichen Hand.<br />
Vor diesem Hintergrund ist festzuhalten,<br />
dass sich die Stossrichtung der 5. <strong>IV</strong>G-Revision<br />
eigentlich auf dem richtigen Weg<br />
befindet. Nun ist indes das <strong>Referendum</strong> <strong>mit</strong><br />
mehr als 67’000 eingereichten Unterschriften<br />
gegen diese zukunftsweisende Revisionsvorlage<br />
zu Stande gekommen. Es bleibt<br />
nun offen, <strong>wie</strong> lange es dauert, bis gesetzliche<br />
Grundlagen für die Umsetzung neuer<br />
Lösungsansätze für eine verstärkte Integration<br />
zur Verfügung stehen werden. Die 5.<br />
<strong>IV</strong>G-Revision nimmt zwar die Arbeitgeber<br />
leider nicht in die Pflicht, würde aber Voraussetzungen<br />
schaffen für die Gründung<br />
von marktwirtschaftlichen operierenden<br />
Sozialfirmen bzw. solche Bestrebungen<br />
sowohl rechtlich <strong>wie</strong> auch ideologisch<br />
unterstützen.<br />
Ob <strong>mit</strong> oder ohne <strong>Referendum</strong> zur 5. <strong>IV</strong>G-<br />
Revision bleibt die Tatsache bestehen, dass<br />
heute jeder vierzehnte Einwohner der<br />
<strong>Schweiz</strong> ein potenzieller Rentenbezüger ist<br />
und jeder vierte Versicherte als <strong>IV</strong>-Bezüger<br />
in den Ruhestand geht. Vor diesen düsteren,<br />
gerade erschreckenden Gegebenheiten,<br />
braucht es ein tiefgreifendes Umdenken<br />
sowohl seitens der Wirtschaft <strong>wie</strong> auch<br />
der Politik. Denn eines scheint sicher zu<br />
sein: Ohne nachhaltige positive Veränderung<br />
wird die Gangart gegenüber den RentenbezügerInnen<br />
noch mehr verschärft und<br />
das Leistungsangebot der Invalidenversicherung<br />
unter dem politischen Druck massiv<br />
gekürzt.<br />
Es ist deshalb unbedingt und vordringlich<br />
daraufhinzuwirken, dass die Arbeitgeber,<br />
d.h. die Wirtschaft und auch die öffentlichen<br />
Verwaltungen vermehrt in den (Integrations-)<br />
Prozess eingebunden werden.<br />
Der Erfolg von innovativen Lösungsansätzen<br />
hängt im Wesentlichen von der Akzeptanz<br />
unserer Gesellschaft so<strong>wie</strong> von der<br />
Realisierung eines wirtschaftlichen Mehrwertes<br />
ab. Auf dieser Basis können nachhaltig<br />
wirksame Lösungen entstehen und<br />
„win-win“-Situationen erarbeitet werden.<br />
Roger Ruggli<br />
Redaktor<br />
3<br />
Impressum<br />
Zeitschrift sonos<br />
Erscheint monatlich<br />
Herausgeber<br />
sonos<br />
<strong>Schweiz</strong>erischer Verband für Gehörlosen-<br />
und Hörgeschädigten-Organisationen<br />
Feldeggstrasse 69<br />
Postfach 1339<br />
8032 Zürich<br />
Telefon 044 421 40 10<br />
Fax 044 421 40 12<br />
E-Mail info@sonos-info.ch<br />
www.sonos-info.ch<br />
Redaktion<br />
Redaktion sonos<br />
Feldeggstrasse 69<br />
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8032 Zürich<br />
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www.sonos-info.ch<br />
Redaktionelle Mitarbeiter<br />
Paul Egger (gg)<br />
Inserate, Abonnentenverwaltung<br />
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Druck und Spedition<br />
Bartel Druck<br />
Bahnhofstrasse 15<br />
8750 Glarus<br />
sonos verwendet bei Personen zur<br />
Vereinfachung abwechslungsweise die<br />
weibliche oder männliche Form,<br />
angesprochen sind beide Geschlechter.<br />
Nachdruck nur <strong>mit</strong> Genehmigung der<br />
Redaktion, unter Hinweis auf die Quelle<br />
und <strong>mit</strong> Zustellung eines Belegexemplars.<br />
Die veröffentlichten Artikel von Gastautoren<br />
geben nicht in jedem Fall die Auffassung des<br />
Herausgebers <strong>wie</strong>der.<br />
Offizielles Organ der lautsprachlich kommunizierenden<br />
Hörgeschädigten <strong>Schweiz</strong> (<strong>LKH</strong> <strong>Schweiz</strong>)<br />
Die nächste Ausgabe erscheint<br />
am 1. März 2007<br />
Redaktionsschluss:<br />
15. Februar 2007
Aktualitäten aus den Gehörlosenfachstellen<br />
in der Ost- und Innerschweiz<br />
Das Team der Beratungsstelle St. Gallen:<br />
Von links nach rechts: Lilian Hausammann, Verena Gamper, Erna Hagen (gehörlos) und Judith Boscardin<br />
Wie geht es <strong>mit</strong> den St. Galler Treffs <strong>weiter</strong>?<br />
Der Arbeitsalltag der Fachstelle für<br />
Gehörlose St. Gallen wird von finanziellen<br />
Sorgen geprägt.<br />
Die Fachstelle St. Gallen ist zuständig für<br />
die Betreuung von hörbehinderten Menschen<br />
und ihren Angehörigen so<strong>wie</strong> <strong>weiter</strong>en<br />
Bezugspersonen in der Region Ostschweiz<br />
<strong>mit</strong> den Kantonen St. Gallen, Thurgau,<br />
den beiden Halbkantonen Appenzell,<br />
Glarus und Teilen von Graubünden. Die Mitarbeiterinnen<br />
der Fachstelle setzen sich für<br />
die Interessenwahrung der hörbehinderten<br />
Menschen <strong>wie</strong> z. B. in den Bereichen Ausbildung,<br />
Beruf, Wohnen, Freizeit und Finanzen<br />
ein. Das Beratungsteam rund um die<br />
Alters- und Pflegeheim<br />
Haus Vorderdorf in Trogen<br />
Fachstellenleiterin, Liliane Hausammann,<br />
besteht aus einer gehörlosen und zwei<br />
hörenden Mitarbeiterinnen, die für die sehr<br />
anspruchsvollen und vielfältigen Arbeiten<br />
bestens qualifiziert sind.<br />
Neue Dimension für den<br />
Begriff „Service Public“<br />
Der Begriff „Service Public“ ist allgegenwärtig.<br />
Alle Bewohnerinnen und Bewohner<br />
der <strong>Schweiz</strong> wollen von bestmöglichen und<br />
vor allem kundennahen Dienstleistungen<br />
der öffentlichen Verwaltung, der Post, der<br />
Schulen und vielen anderen Dienstleistungsanbietern<br />
profitieren und so einfach<br />
<strong>wie</strong> möglich Gebrauch machen und laufen<br />
Sturm, wenn der Schulweg vielleicht einmal<br />
etwas länger ausfällt oder der Gang in<br />
eine „Amtsstube“ <strong>mit</strong> einigen Minuten Wartezeit<br />
verlängert wird. Wie sieht aber die<br />
Situation bei den hörbehinderten Menschen<br />
in unserem Land aus? Liliane Hausammann<br />
berichtet: „Alle Beratungsgespräche<br />
finden ausschliesslich auf der<br />
Beratungsstelle in St. Gallen statt. Aus<br />
finanziellen Gründen wäre es undenkbar,<br />
dass wir bei den hilfesuchenden Menschen<br />
vor Ort unsere Dienstleistungen anbieten<br />
können. Die Kundinnen und Kunden müssen<br />
oftmals von sehr weit zu uns nach St.<br />
Gallen kommen. Eine Ausnahme gibt es.<br />
Viele hörbehinderte ältere Menschen leben<br />
im Alters- und Pflegeheim Haus Vorderdorf<br />
in Trogen. Dort besuchen wir unsere in diesem<br />
Heim wohnhaften Klientinnen und Klienten.<br />
Gerade bei den Seniorinnen und<br />
Senioren müssen oftmals aus vielfältigen<br />
Gründen vormundschaftliche Massnahmen,<br />
sogenannte Altersbeistandschaften,<br />
errichtet werden und so können wir unsere<br />
Dienstleistungen in Zusammenarbeit <strong>mit</strong><br />
den zuständigen vormundschaftlichen<br />
Behörden optimal einbringen. Die durch<br />
die Behörden angeordneten Massnahmen<br />
werden aber von uns nicht als Mandatsinhaberinnen<br />
selber wahrgenommen. Leider<br />
wird dieser wichtige Teil unserer Arbeit<br />
auch nicht finanziell abgegolten bzw. wir<br />
können unsere Dienstleistungen nicht <strong>weiter</strong><br />
verrechnen.“<br />
Angespannte finanzielle<br />
Situation<br />
Im Vorwort des 46. Jahresbericht 2005 der<br />
Fachstelle für Gehörlose Sozialberatung<br />
schreibt der Vorsitzende der Betriebskommission,<br />
Dr. Heinz Güttinger, dass im<br />
Berichtsjahr die Aufwendungen der Fachstelle,<br />
<strong>wie</strong> in den Vorjahren, nicht durch die<br />
gesetzlichen Beiträge des BSV (Bundesamt<br />
für Sozialversicherung) und durch die<br />
erhaltenen Spenden von Privatpersonen<br />
und Institutionen vollständig gedeckt werden,<br />
so dass erneut der Betriebsfonds zur<br />
Finanzierung der Kostenunterdeckung herangezogen<br />
werden musste. Dank einem<br />
strengen Sparregime und geschicktem Einsatz<br />
der verfügbaren Mittel konnte das
Defizit jedoch etwas reduziert werden. Die<br />
Betriebskommission ist sich des zukünftigen<br />
Finanzierungsproblems bewusst und<br />
sucht derzeit nach Lösungen.<br />
Liliane Hausammann erklärt: „Erfreulicherweise<br />
fällt das für das Jahr 2006 budgetierte<br />
Defizit von ca. Fr. 75’000.— (budgetierter<br />
Jahresaufwand von ca. Fr. 330’000.—)<br />
wesentlich geringer aus, als angenommen<br />
wurde. Für das laufende Jahr muss aber <strong>mit</strong><br />
einem nochmaligen und vor allem markanten<br />
Fehlbetrag gerechnet werden. Dies<br />
führt schlussendlich zu einem <strong>weiter</strong>en<br />
Kapitalverzehr des arg gebeutelten<br />
Betriebsfonds. Die Gründe für diese wirklich<br />
belastende Situation liegen primär<br />
darin, dass lediglich ca. 63% der anfallenden<br />
Gesamtkosten über Leistungen des<br />
BSV, basierend auf dem Art. 74 <strong>IV</strong>G, generiert<br />
bzw. beschafft werden können. Die<br />
ungedeckten Leistungen müssen so<strong>mit</strong><br />
über Spenden, Sammlungen, Legate oder<br />
anderen Zuwendungen abgedeckt bzw.<br />
beschafft werden. Vor diesem angespannten<br />
finanziellen Hintergrund soll nach der<br />
Pensionierung von Frau Erna Hagen das<br />
25%-ige Teilzeitpensum, gemäss Beschluss<br />
der Betriebskommission, welcher<br />
ohne Rücksprache <strong>mit</strong> mir gefällt wurde,<br />
ersatzlos gestrichen werden. Sollte dies<br />
tatsächlich in der Region Ostschweiz Realität<br />
werden, würde das so wichtige Dienstleistungsangebot<br />
<strong>mit</strong> einer gehörlosen<br />
Sozialbetreuerin <strong>mit</strong> einem Schlag wegfallen<br />
und könnte den betroffenen Menschen<br />
sodann nicht mehr angeboten werden. Zurzeit<br />
wird intensiv nach neuen Finanzierungsideen<br />
gesucht, da<strong>mit</strong> auch in Zukunft<br />
die bestehenden Dienstleistungen zur Verfügung<br />
stehen und angeboten werden können.“<br />
Beratungsgespräche sind sehr<br />
zeitintensiv<br />
Liliane Hausammann betont: „Beratungsgespräche<br />
<strong>mit</strong> gehörlosen oder hörbehinderten<br />
Menschen sind sehr Intensiv und<br />
dauern einfach viel länger als bei Hörenden.<br />
Gehörlose Menschen sind nicht einfach<br />
Menschen minus Gehör, es geht um<br />
viel mehr. Viele Defizite sind vorhanden<br />
und es liegt deshalb auf der Hand, dass der<br />
Beratungsaufwand enorm ist. Bei älteren<br />
Menschen braucht es noch viel mehr an<br />
zeitlichen Ressourcen um etwas für die<br />
Betroffenen zu erarbeiten. Aber auch bei<br />
den jüngeren Menschen, die sich zum Beispiel<br />
in einer problematischen Job-Situation<br />
befinden, brauchen wir heute sehr viel<br />
Zeit, um zusammen griffige Lösungen<br />
umzusetzen. Das eigentliche Hauptproblem<br />
in der täglichen Arbeit ist der<br />
erschwerte Zugang zur Kommunikation<br />
und das Fehlen von wichtigen<br />
(Lebens)Grundlagen, so dass der Aufwand<br />
sehr gross ist, bis von den Hilfesuchenden<br />
wirklich alles verstanden wird. Vor diesem<br />
Hintergrund ist es einfach sehr wichtig,<br />
dass auf der Fachstelle eine gehörlose Mitarbeiterin<br />
zur Verfügung steht, welche die<br />
Bedürfnisse der Betroffenen bzw. der<br />
Gehörlosengemeinschaft in der Ost-<br />
<strong>Schweiz</strong> bestens kennt.“<br />
Das Team der Fachstelle und<br />
ihre KlientInnen<br />
Auf der seit dem Jahr 1942 existierenden<br />
(ehemalige Beratungsstelle für Taube und<br />
Schwerhörige) und unter der heutigen Trägerschaft<br />
vom St. Gallischer Hilfsverein für<br />
gehör- und sprachgeschädigte Kinder und<br />
Erwachsene stehenden Fachstelle arbeiten<br />
aktuell 4 Mitarbeiterinnen.<br />
Liliane Hausammann, Stellenleiterin /<br />
dipl. Sozialarbeiterin FH - 100%<br />
Verena Gamper, dipl. Sozialarbeiterin FH -<br />
60%<br />
Judith Boscardin, Sekretärin - 50%<br />
Erna Hagen, gehörlos, Sozialbetreuerin für<br />
gehörlose SeniorInnen - 25%<br />
Im Jahr 2006 betreute das Team insgesamt<br />
124 Klientinnen und Klienten inklusive 21<br />
Schülerinnen und Schüler von der Sprachheilschule<br />
St. Gallen. Die Hauptaufgabenfelder<br />
in der Erwachsenenbetreuung<br />
umfassten im Wesentlichen Hilfestellungen<br />
bei der Stellensuche und der Problematik<br />
rund um die Arbeit im weitesten Sinne<br />
so<strong>wie</strong> während der Lehrlingsausbildung,<br />
Beratung in Zusammenhang <strong>mit</strong> der Errichtung<br />
von vormundschaftlichen Massnahmen<br />
ohne eigene Mandatsführung und Hilfestellungen<br />
bei den Betroffenen die von<br />
der Sozialhilfe unterstützt werden mussten.<br />
[rr]<br />
Wünsche für die Zukunft<br />
Liliane Hausammann meint: „Ja, ich habe<br />
Wünsche für die Zukunft.“ Sie möchte, dass<br />
sich bei ihr viele zuverlässige hörende und<br />
vor allem gehörlose Menschen melden, die<br />
bereit wären, sich in der Freiwilligenarbeit zu<br />
engagieren, da<strong>mit</strong> die Fachstelle auch <strong>weiter</strong>hin<br />
die wichtigen Anlässe „SeniorInnen-<br />
Nach<strong>mit</strong>tag“ und „gemeinsam statt einsam“<br />
anbieten kann. Sie unterstreicht: „Aber ganz<br />
wichtig ist mir, dass die zukünftige Finanzierung<br />
der Fachstelle langfristig sichergestellt<br />
werden kann, da<strong>mit</strong> die Betroffenen des<br />
grossen Einzugsgebiets der Region-Ost-<br />
<strong>Schweiz</strong> auch <strong>weiter</strong>hin optimal betreut werden<br />
können.“<br />
Aufruf:<br />
Freiwillige, die für gehörlose SeniorInnen<br />
Anlässe <strong>wie</strong> „SeniorInnenach<strong>mit</strong>tag“ bzw.<br />
„gemeinsam statt einsam“ durchführen<br />
möchten, melden sich bitte direkt bei Frau<br />
Liliane Hausammann, Oberer Graben 11,<br />
9000 St. Gallen.<br />
Telefon: 071 222 93 53<br />
Telefax: 071 222 05 01<br />
E-Mail:<br />
gehoerlosenfachstelle.st.gallen@bluewin.ch<br />
Situationsplan der Beratungsstelle:<br />
Oberer Graben 11 in St. Gallen
Porträt der Gehörlosenfachstelle Luzern<br />
Richtig heisst die Gehörlosenfachstelle<br />
Luzern Beratungsstelle für Hör- und<br />
Sprachbehinderte. Dies ist eine Dienstleistung<br />
des Heilpädagogischen Zentrums<br />
Hohenrain.<br />
Der Direktor des Zentrums Hohenrain,<br />
aktuell Bruno Bachmann, ist Präsident des<br />
Trägervereins Beratungsstellen Hohenrain<br />
und da<strong>mit</strong> Chef von Carlo Picenoni, dem<br />
Fachstellenleiter. Es würden ausschliesslich<br />
Gehörlose und Hörbehinderte die Fachstelle<br />
zu Beratungszwecken aufsuchen,<br />
erklärt Carlo Picenoni. Sprachbehinderte<br />
gehören deshalb eigentlich nicht zu den<br />
KlientInnen. Die Fachstelle Luzern wurde<br />
1968 von Hohenrain aus gegründet. Dies<br />
vor dem Hintergrund, dass die Invalidenversicherung<br />
an die private Behindertenhilfe<br />
Finanzbeiträge ausrichtet.<br />
Heute ist die Fachstelle Luzern <strong>mit</strong> 140 Stellenprozenten<br />
dotiert. Carlo Picenoni arbeitet<br />
zu 100 %. Eine Sekretärin ist zu 20 %<br />
angestellt und Gian Reto Janki ist als gehörloser<br />
Sozialarbeiter ebenfalls zu 20 % in<br />
den Bereichen Erwachsenenbildung, Animation<br />
und Öffentlichkeitsarbeit als Unterstützung<br />
von Carlo Picenoni tätig.<br />
Prozentuale Verteilung der einzelnen<br />
Arbeitsgebiete in der Fachstelle Luzern<br />
Sozialberatung 26 %<br />
Erwachsenenbildung/Animation 17 %<br />
Öffentlichkeitsarbeit 10 %<br />
Administration 37 %<br />
Der dynamisch wirkende Carlo Picenoni ist<br />
bereits seit 1998 Stellenleiter. Er ist ausgebildeter<br />
Sozialarbeiter und kann sich gut in<br />
der Gebärdensprache ausdrücken.<br />
Zurzeit werden etwa 50 KlientInnen von der<br />
Beratungsstelle Luzern betreut. Darunter<br />
befinden sich aktuell auch 6 bis 7 Arbeitslose.<br />
Das Thema Arbeit spielt indes bei<br />
rund 17 KlientInnen eine grosse Rolle bei<br />
den Beratungsgesprächen. So geht es beispielsweise<br />
oftmals um Fragen, <strong>wie</strong> der<br />
Arbeitsplatz bzw. das Arbeitsumfeld hörbehindertengerechter<br />
ausgestaltet werden<br />
könnte bzw. sollte. Auch geht es bei den<br />
mannigfaltigen Beratungsgesprächen, die<br />
Carlo Picenoni kompetent führt, auch um<br />
Themen, <strong>wie</strong> vorgegangen werden muss,<br />
um mehr Lohn zu erhalten. Einzelne hörbehinderte<br />
bzw. gehörlose Menschen fühlen<br />
sich an ihrem Arbeitsplatz unterfordert. Sie<br />
möchten gerne mehr Verantwortung übernehmen.<br />
Carlo Picenoni erarbeitet <strong>mit</strong><br />
ihnen Vorgehensweisen, <strong>wie</strong> dieses Ziel<br />
erreicht werden könnte. Auch die Weiterbildung<br />
steht vielfach im Zentrum von Fragestellungen<br />
rund um das breite Thema<br />
„Arbeit“. Hier geht es häufig darum, <strong>wie</strong><br />
Zusatzausbildungen finanziert werden<br />
könnten beispielsweise ein Kurs an der<br />
Gallaudet-Universität, eine Gebärdensprachlehrerausbildung<br />
etc. Begleitet werden<br />
in Luzern auch Gehörlose, die temporär<br />
arbeiten und sich um eine Festanstellung<br />
bemühen. Bei arbeitslosen hörbehinderten<br />
Menschen wird oft über die Beratungsstelle<br />
Luzern eine Unterstützungsmassnahme<br />
eingeleitet als Ergänzung zum RAV. Denn<br />
häufig haben die Mitarbeitenden des RAV<br />
aufgrund der hohen Fallzahlen bzw. der oftmals<br />
über 100 Dossiers, die ein Mitarbeiter<br />
dort zu bewältigen hat, nicht genügend<br />
Zeit, sich den Anliegen von Hörbehinderten<br />
effektiv annehmen zu können. So sucht<br />
Carlo Picenoni hier für geeignete bzw. hörbehindertengerechte<br />
Arbeitseinsatzplätze.<br />
Die Teilnahme an einem Arbeitseinsatzprogramm<br />
ist gerade für langzeitarbeitslose<br />
Menschen enorm wichtig. Dadurch erhalten<br />
sie <strong>wie</strong>der eine Tagesstruktur. Auch<br />
können sie wichtige Erfahrungen machen -<br />
<strong>wie</strong> Zusammenarbeit in einem Team,<br />
Bewältigung von Konflikten, Erzielen eines<br />
gemeinsamen Resultates etc. Dies ist für<br />
hörbehinderte Langzeitarbeitslose genau<br />
gleich wichtig <strong>wie</strong> für gut Hörende. Eine<br />
frühzeitige Integration von Langzeitarbeitslosen<br />
- dies gilt für langzeitarbeitslose Hörbehinderte<br />
genau gleich - erhöht nicht nur<br />
die beruflichen und sozialen Chancen der<br />
Betroffenen, sie hilft im Übrigen auch ganz<br />
massgeblich Kosten zu sparen, <strong>wie</strong> die<br />
Neue Zürcher Zeitung am 14. Dezember<br />
2006 feststellte.<br />
Ein grosses Problem beim Thema „Arbeit“<br />
erkennt Carlo Picenoni beim Ende der<br />
Lehre. Denn bis zu diesem Zeitpunkt würden<br />
hörbehinderte Menschen sehr viel Förderung<br />
und Spezialbetreuung und -begleitung<br />
erfahren. Nach dem Lehrabschluss<br />
seien sie indes häufig ganz sich selbst<br />
überlassen. Hier findet es Carlo Picenoni<br />
sehr wichtig, dass frühzeitig die Gehörlosenfachberatung<br />
einbezogen werde. So<br />
könnten rechtzeitig Anschlusslösungen<br />
„aufgegleist“ werden. Recht häufig kommt<br />
es auch vor, dass hörbehinderte junge<br />
Menschen nicht einverstanden seien <strong>mit</strong><br />
der <strong>IV</strong>-Berufsberatung bzw. eine Lehre<br />
angefangen hätten, die ihnen gar nicht<br />
zusage. In diesen sch<strong>wie</strong>rigen Situationen<br />
begleitet Carlo Picenoni dann <strong>weiter</strong>.<br />
Weitere Sch<strong>wie</strong>rigkeiten bestehen nach<br />
Ansicht von Carlo Picenoni auch in manchen<br />
Vorurteilen, die in der Arbeitswelt<br />
gegenüber Gehörlosen bestehen. So sei es<br />
Gehörlosen oftmals nicht möglich eine<br />
Kaderfunktion wahrzunehmen. Es bestehe<br />
im Quervergleich unter verschiedenen Firmen<br />
auch eher eine geringe Bereitschaft<br />
seitens der Arbeitgeber, einen gewissen<br />
Mehraufwand im Bereich Kommunikation<br />
auf sich zu nehmen, der <strong>mit</strong> der Anstellung<br />
einer hörbehinderten Person verbunden<br />
ist. Auch werde die Messlatte in Bezug auf<br />
die Leistungen Hörbehinderter sehr hoch<br />
angesetzt. Erbringe eine hörbehinderte<br />
Person über einen längeren Zeitpunkt nicht<br />
immer 100 %ige Leistung werde dies vergleichsweise<br />
viel rascher beanstandet als<br />
bei gut Hörenden. Gehörlose verfügten<br />
gegenüber Hörenden indes über wichtige<br />
Schlüsselqualifikationen <strong>wie</strong> beispielsweise<br />
hohe Konzentration bei der Arbeit, keine<br />
bzw. äusserst geringe Ablenkungsbereitschaft,<br />
was in Produktionsbetrieben sehr<br />
wertvoll sei. Gut Hörende würden gerade in<br />
diesem Segment häufig durch schwatzen<br />
etc. von der eigentlichen Arbeit abgelenkt.<br />
Dies sei bei Gehörlosen nicht der Fall.
Es gibt im Raum Luzern denn auch eine<br />
Anzahl von kleineren Betrieben <strong>wie</strong> beispielsweise<br />
die auf Küchenbau spezialisierte<br />
Firma Veriset in Gislikon, die sehr<br />
positiv auffallen und sich dafür einsetzen<br />
würden, dass gehörlose Mitarbeiter eine<br />
adäquate Beschäftigung finden würden.<br />
Carlo Picenoni nimmt diesbezüglich noch<br />
Bezug auf einen gehörlosen Schlosser, der<br />
seit über 20 Jahren im gleichen Unternehmen<br />
tätig sei. Auch in einer Druckerei arbeite<br />
ein Gehörloser, der dort von dessen<br />
Abteilungsleiter in vielen Lebensbereichen<br />
massgeblich unterstützt werde.<br />
Die Zusammenarbeit <strong>mit</strong> den Gemeindesozialdiensten<br />
bezeichnet Carlo Picenoni im<br />
Wesentlichen als gut. Gerade im vormundschaftlichen<br />
Bereich - einige Hörbehinderte<br />
seien verbeiständet, weil sich finanzielle<br />
Probleme ergeben hätten - bestehe ein<br />
sehr gutes Zusammenwirken zwischen der<br />
Fachstelle und den vormundschaftlichen<br />
Organen. Anders als etwa die Gehörlosenberatung<br />
Basel übernimmt Carlo Picenoni<br />
selbst keine Beistandschaften. Dies deshalb,<br />
weil er seine Funktion völlig neutral<br />
wahrnehmen und aus dieser Position heraus<br />
auch ver<strong>mit</strong>teln möchte.<br />
Das Hauptgewicht seiner sozialarbeiterischen<br />
Arbeit liege eindeutig beim Thema<br />
„Arbeit“. Aber auch Themen rund um die<br />
Finanzen würden im Beratungsalltag recht<br />
wesentlich ins Gewicht fallen. Hier gehe es<br />
um die Sanierung von Schulden, um das<br />
Erstellen von Budgets bzw. Sch<strong>wie</strong>rigkeiten<br />
zu bewältigen, die sich ergeben würden,<br />
weil jemand nicht <strong>mit</strong> Geld umgehen<br />
könne. Dies komme bei Hörbehinderten<br />
genau so vor, <strong>wie</strong> bei Hörenden. Aber auch<br />
bei Problemen in der Partnerschaft wird<br />
Carlo Picenoni immer <strong>wie</strong>der beigezogen.<br />
Hier gehe es um Fragen <strong>wie</strong>: Will das Paar<br />
die Scheidung oder nicht. Carlo Picenoni<br />
leistet auch Hilfestellungen bei der Einleitung<br />
des gerichtlichen Verfahrens und<br />
begleitet KlientInnen zu Gerichtsterminen.<br />
Ebenso ist er behilflich beim Wechsel von<br />
Krankenkassen, beim Ausfüllen der Steuererklärung<br />
und beim Abschluss einer Hausratversicherung.<br />
Erziehungsberatung ist Carlo Picenoni<br />
besonders wichtig. So hat der dreifache<br />
Vater diesbezüglich auch eine spezielle<br />
Zusatzausbildung in Triple P (positives<br />
Erziehungsprogramm) absolviert. Unter der<br />
Leitung von Carlo Picenoni wird in Luzern<br />
eine Elterngesprächsgruppe geführt.<br />
Gehörlose Eltern treffen sich sechs- bis<br />
achtmal jährlich und bringen die Probleme<br />
<strong>mit</strong> ihren Kindern zur Sprache. Daneben<br />
bietet Carlo Picenoni auch spezielle Beratungen<br />
an für hörende Eltern gehörloser<br />
Kinder. Letzteres findet in Form von Einzelgesprächen<br />
statt.<br />
Die Beratungsstelle Luzern wird insgesamt<br />
eher wenig von älteren KlientInnen aufgesucht.<br />
Dies vor allem wohl deshalb, weil<br />
alle drei Wochen in Luzern der sog. „Innerschwyzer<br />
Treff“ stattfindet, wo auch Carlo<br />
Picenoni jeweils anwesend ist. An diesen<br />
Treffen nehmen immer rund 15 ältere hörbehinderte<br />
Personen teil. 8 bis 10 der Teilnehmenden<br />
sind Stammkunden. Die älteren<br />
Hörbehinderten im Raum Luzern sind<br />
insgesamt gut eingebettet in ihre Familie.<br />
Häufig kümmern sich die Kinder sehr liebevoll<br />
um ihre betagten hörbehinderten<br />
Angehörigen.<br />
Was in Luzern gegenüber der Gehörlosenfachstelle<br />
Zürich bzw. Basel auffällt, ist,<br />
dass sehr wenig hörbehinderte AusländerInnen<br />
oder gehörlose DrogenkonsumentInnen<br />
die Beratung aufsuchen. Dies ist<br />
darauf zurückzuführen, dass es in der Zentralschweiz<br />
generell viel weniger AusländerInnen<br />
und DrogenkonsumentInnen gibt<br />
als in den städtischen Ballungsgebieten im<br />
Grossraum Zürich bzw. Basel.<br />
Nach Angaben von Carlo Picenoni gibt es<br />
wohl um die tausend Hörbehinderten im<br />
Einzugsgebiet der Beratungsstelle Luzern,<br />
d.h. in der Zentralschweiz.<br />
Das Team der Beratungsstelle Luzern:<br />
Edith Giger, Gian Reto Janki udn Carlo Picenoni-Hess<br />
7<br />
In den Beratungsstellen werden hörbehinderte<br />
Menschen in den mannigfachsten<br />
Bereichen unterstützt. Diese breite<br />
Palette von Dienstleistungen ist enorm<br />
wichtig. Durch Art. 74 des Invalidenversicherungsgesetzes<br />
wird diese Form privater<br />
Behindertenhilfe begrüssenswerterweise<br />
in massgeblichem Umfang<br />
finanziell abgegolten.<br />
Situationsplan der Beratungsstelle:<br />
Hirschmattstrasse 25 in Luzern
Zuletzt noch ein paar Worte über die Kurse,<br />
die in Luzern angeboten werden. Viele der<br />
Kurse dauern einen Abend. Ein paar wenige<br />
finden an mehreren Abenden statt. Häufig<br />
geht es um lebenspraktische Belange. Die<br />
Kurstitel lauten beispielsweise: „Wie<br />
wechsle ich die Krankenversicherung?“,<br />
„Was kostet mein Auto?“, „Umgang <strong>mit</strong><br />
Handies für Senioren“.<br />
Zurzeit weiss Carlo Picenoni von 4 KlientInnen,<br />
die Sozialhilfe beziehen. In der Regel<br />
suchen sie die Gehörlosenberatung nicht<br />
wegen finanzieller Probleme auf. So hat<br />
Carlo Picenoni eigentlich im allgemeinen<br />
gar keine Kenntnis davon, ob an seine KlientInnen<br />
Fürsorgegelder ausgerichtet werden<br />
oder nicht. Er erfährt allenfalls über<br />
kommunale Sozialdienste davon. Denn<br />
diese wenden sich gelegentlich an Carlo<br />
Picenoni, wenn es um Kann-Leistungen der<br />
SKOS-Richtlinien geht. Carlo Picenoni versucht<br />
dann durch Gesuche an Stiftungen<br />
Finanzierungen von beispielsweise Urlaub,<br />
Kursen und zum Teil auch Kinderbetreuung<br />
für bestimmte KlientInnen sicherstellen zu<br />
helfen.<br />
Wenn es Streit in einer Gruppe von Gehörlosen<br />
bzw. Hörbehinderten gibt, versucht<br />
Carlo Picenoni auch hier zu ver<strong>mit</strong>teln. Er<br />
ist Gehörlosengruppen zudem in verschiedenerlei<br />
Hinsicht behilflich - so beispielsweise<br />
durch die Organisation eines Raumes<br />
für einen Gruppenanlass.<br />
Auch die Öffentlichkeitsarbeit gehört ins<br />
Pflichtenheft der Beratungsstelle Luzern.<br />
So stellt Carlo Picenoni den Umgang <strong>mit</strong><br />
hörbehinderten Menschen beim Samariterverein,<br />
bei der Polizeischule, bei der Krankenpflegeschule,<br />
bei Bahnunternehmungen<br />
<strong>wie</strong> der Brünigbahn respektive Zentralbahn<br />
und natürlich auch in Schulklassen<br />
vor. Zudem bietet er Unterstützung bei der<br />
Abfassung von Diplomarbeiten an.<br />
[rr/lk]<br />
Leserbrief<br />
In Ihrem Editorial von November 2006 stecken Sie sich hohe Ziele und setzen auf „gegenseitiges<br />
Verstehen und sich Verstandenfühlen“, wünschen Synergien unter den Verbänden<br />
der Hörbehinderten zu nutzen und spielen auf der Klaviatur einer globalisierten<br />
Gesellschaft.<br />
In diesem Zusammenhang möchte ich gerne zu einigen Punkten Stellung nehmen, die Sie<br />
in Ihrem Beitrag aufgegriffen haben:<br />
Sagen Sie klar und deutlich, für welche hörbehinderten Gruppen Sie Synergien schaffen<br />
möchten und sprechen Sie nicht nur von Synergien zwischen Verbänden!<br />
Bedenken Sie:<br />
...dass man - entgegen Ihrer Meinung - an der Gallaudet Universität „als rein gebärdensprachlich<br />
kommunizierender Studierender“ keinen Hochschulabschluss schaffen kann<br />
und dass dort sehr wohl auch Kompetenzen der Sprachen <strong>mit</strong> oralem Modus gefordert<br />
werden, <strong>wie</strong> dies an andern Universitäten üblich ist;<br />
...dass es nicht nur für Lautsprachen, sondern auch für Gebärdensprachen Schriftsysteme<br />
gibt, die Ihrer Forderung nach Wissenschaftlichkeit der Kommunikationssysteme<br />
durchaus zu genügen vermögen;<br />
...dass an Ihrem Bildungsanspruch eines „absoluten Muss“ für die Lautsprache schon<br />
viele Hörbehindertenfachleute und Eltern gescheitert sind, weil sie zu einseitig auf die<br />
schwächste Ressource des gehörlosen Kindes - das Hören - setzten, die visuellen Bedürfnisse<br />
des Kindes zu wenig beachteten und so das Kind isolierten und in die gesellschaftliche<br />
Isolation trieben;<br />
...dass Sie <strong>mit</strong> Ihrem Anliegen „den Bedürfnissen und Interessen der von einer Hörbeeinträchtigung<br />
direkt Betroffenen ganzheitlich, adäquat und angemessen Rechnung tragen<br />
zu wollen“, eigentlich auch der Gebärdensprache, der stärksten kognitiven, sozialen und<br />
kulturellen Ressource gehörloser Menschen, Rechnung tragen müssten, weil gehörlose<br />
un<strong>mit</strong>telbar zur Gebärde greifen und diese Sprache auch lernen ohne jede pädagogische<br />
Einwirkung, vorausgesetzt, dass man sie nicht daran hindert, andere Gehörlose zu treffen;<br />
...dass das von Ihnen geforderte globale Denken Öffnung bedeutet, und dass ein globales<br />
Denken nur ein Denken sein kann, das sowohl der Laut- <strong>wie</strong> der Gebärdensprache und<br />
ihren Kulturen eine ebenbürtige und uneingeschränkte Aufmerksamkeit und Gleichwertigkeit<br />
zuerkennt;<br />
...dass globales Denken nicht nur Anpassung der Hörbehinderten an die hörende Gesellschaft<br />
darstellt und dass ein Fachdachverband in dieser Hinsicht Brückenfunktionen zu<br />
übernehmen hat, die ihn verpflichten sich ebenso ganzheitlich <strong>mit</strong> der Kultur Gehörloser<br />
und ihrer Gebärdensprache auseinander zu setzen, <strong>wie</strong> er dies von den Gehörlosen<br />
erwartet in Bezug auf ihre Integrationsbereitschaft in die hörende Welt.<br />
...dass auf Grund wissenschaftlicher Erkenntnisse Synergien zwischen verschiedenen<br />
Kulturen am besten geschaffen werden können, wenn man ganz persönlich den Schritt in<br />
die jeweils andere Kultur wagt, bevor man allzu viele Forderungen an die andersgeartete<br />
Kultur stellt.<br />
Dr. Benno Caramore<br />
Wallisellen
<strong>IV</strong>-<strong>Referendum</strong> zustande gekommen<br />
- Wie geht es <strong>weiter</strong>?<br />
Das <strong>Referendum</strong> gegen die 5. <strong>IV</strong>-Revision<br />
ist zustande gekommen. Wie wir in<br />
«sonos» schon mehrmals berichtet haben,<br />
steht es um die Finanzen der Invalidenversicherung<br />
gar nicht gut. Jedes Jahr schreibt<br />
sie rund 1,5 Milliarden Franken Verlust.<br />
Dass das Sozialwerk neue Geldquellen<br />
braucht, ist denn auch eigentlich unbestritten.<br />
Tatsache bildet indes, dass die Bürgerlichen<br />
die Suche nach Mehreinnahmen seit<br />
langem verzögern. Nun aber raffen sich<br />
CVP und FDP zu neuen Taten auf. Sie wollen,<br />
dass die zuständige Kommission des<br />
Nationalrates in ganz naher Zukunft einen<br />
Vorschlag vorlegt, <strong>wie</strong> die <strong>IV</strong>-Finanzen zu<br />
sanieren sind. Ganz freiwillig geschieht<br />
dies nicht: Die beiden Parteien stehen<br />
unter dem Druck der grossen Behindertenorganisationen.<br />
Diese haben das <strong>Referendum</strong><br />
gegen die <strong>IV</strong>-Revision, das voraussichtlich<br />
am 17. Juni 2007 an die Urne<br />
kommt, bisher nicht unterstützt. Dies<br />
könne sich nun aber ändern. Thomas Bickel<br />
von der Dachorganisation der Behindertenorganisationen<br />
(DOK) erklärte gegenüber<br />
dem Tages-Anzeiger, es bilde eine Provokation,<br />
wenn die Mitteparteien erneut keinen<br />
klaren Finanzierungsvorschlag machen<br />
würden. Wenn das Parlament jetzt vorwärts<br />
mache, würde sich die DOK <strong>weiter</strong>hin ruhig<br />
verhalten. Bei FDP-Fraktionschef Felix<br />
Gutzwiller ist diese Botschaft angekommen.<br />
„Wir müssen jetzt zeigen, <strong>wie</strong> wir bei<br />
einem Ja zur <strong>IV</strong>-Revision für höhere Einnahmen<br />
sorgen wollen. Sonst stimmen viele<br />
Nein, weil sie nicht an eine zusätzliche<br />
Finanzierung glauben“, meinte er gegenüber<br />
der Tagespresse. Gutzwiller weiss auch,<br />
<strong>wie</strong> er das Defizit decken will: <strong>mit</strong> einer<br />
höheren Mehrwertsteuer. Gleiches plant<br />
auch die CVP. Effektiv sieht es zwischenzeitlich<br />
so aus, dass sich die Mehrwertsteuer<br />
durchsetzen wird - nachdem<br />
sich noch im letzten Herbst eine Mehrheit<br />
aus SP und SVP für mehr Lohnprozente<br />
stark gemacht haben. Jetzt sitzt die SVP<br />
offenbar nicht mehr <strong>mit</strong> im Boot. „Bevor wir<br />
neuen Einnahmen zustimmen, darf die<br />
Invalidenversicherung keine Verluste mehr<br />
schreiben“, sagte der Zürcher SVP-Nationalrat<br />
Toni Bortoluzzi gegenüber dem<br />
Tages-Anzeiger. Seine Partei will sich deshalb<br />
der Stimme enthalten. Dies scheint<br />
auch auf Druck von aussen zu geschehen.<br />
Die Wirtschaft sei klar gegen mehr Lohnprozente,<br />
gab Hans Rudolf Schuppisser,<br />
Vizedirektor des Arbeitgeberverbandes zu<br />
bedenken. Die SP will die Erhöhung der<br />
Mehrwertsteuer <strong>mit</strong>tragen, sofern diese<br />
Lösung mehrheitsfähig ist. Für Peter Wehrli<br />
vom Zentrum für Selbstbestimmtes Leben,<br />
welches das <strong>Referendum</strong> gegen die <strong>IV</strong>-Revision<br />
lanciert hat, ändert sich hingegen auch<br />
<strong>mit</strong> einer Zusatzfinanzierung nichts. „Das<br />
wäre zwar erfreulich, am <strong>Referendum</strong> würden<br />
wir aber trotzdem festhalten“, äusserte<br />
er gegenüber der Tagespresse.<br />
Leider beinhaltet die 5. <strong>IV</strong>-Revision keine<br />
Arbeitgeberverpflichtung von einer <strong>IV</strong>-<br />
Abklärung betroffene Arbeitnehmende <strong>weiter</strong>zubeschäftigen.<br />
So ist zu befürchten,<br />
dass die <strong>mit</strong> der Revision beabsichtigte Eingliederung<br />
nicht umgesetzt werden kann,<br />
denn die Stellen, welche die <strong>IV</strong> ver<strong>mit</strong>teln<br />
sollte, gibt es (noch) gar nicht. Es wäre<br />
daher Aufgabe des Bundesgesetzgebers,<br />
Probleme des Arbeitsmarktes auch im Rahmen<br />
der Arbeitslosigkeit zu regeln. Es sollte<br />
von der Abschiebepolitik zu Lasten der Kantone<br />
Abstand genommen werden. Denn<br />
dadurch wird keine Verbesserung der Situation<br />
der Betroffenen bewirkt. Die Arbeitgeberverantwortung<br />
sollte gesetzlich griffig<br />
umschrieben werden.<br />
Arbeitslosenquote verharrt auf<br />
tiefem Niveau<br />
Im Kanton Zürich ist die Arbeitslosenquote<br />
innert Jahresfrist von 3,9 auf 3,0 Prozent<br />
gesunken. Die im schweizerischen Vergleich<br />
überdurchschnittlich rasche Entspannung<br />
hat die Regionalen Arbeitsver<strong>mit</strong>tlungszentren<br />
entlastet. Diese verstärken ihre Zusammenarbeit<br />
<strong>mit</strong> den sozialen Institutionen,<br />
um Kündigungen im Einzelfall abzuwenden.<br />
Im Kanton Zürich gibt es rund 6600 weniger<br />
Arbeitslose als vor einem Jahr. Trotz einer<br />
leichten Zunahme innert Monatsfrist stagnierte<br />
die Arbeitslosenquote Ende November<br />
bei 3 Prozent, was 22013 gemeldeten Personen<br />
entspricht. Bei einer solchen Quote<br />
spricht die EU von einem funktionierenden<br />
Arbeitsmarkt, <strong>wie</strong> Bruno Sauter, Chef des<br />
Amtes für Wirtschaft und Arbeit (AWA), vor<br />
den Medien festhielt. Dass die Zahl der<br />
Arbeitslosen im Kanton Zürich im schweizerischen<br />
Vergleich überdurchschnittlich schnell<br />
gesunken ist, begründet Sauter <strong>mit</strong> dem im<br />
Raum Zürich starken Dienstleistungssektor.<br />
Dieser reagiere rasch auf konjunkturelle<br />
Schwankungen.<br />
Erfreut zeigte sich Sauter über die bereits in<br />
den beiden Vormonaten beobachtete Entspannung<br />
bei der Jugendarbeitslosigkeit. So<br />
hat sich insbesondere die Situation der 15bis<br />
19-Jährigen verbessert: Ende November<br />
waren 194 weniger als arbeitslos registriert<br />
als Ende Oktober. Für das Jahr 2007 geht das<br />
AWA von einer 2,9 bis 3 Prozent stagnierenden<br />
Quote aus. Laut Sauter wird auch künftig<br />
die Nachfrage nach Hochschulabsolventen<br />
steigen. Seit der Oeffnung des Arbeitsmarktes<br />
hätten vor allem hochqualifizierte Arbeitnehmer<br />
aus Deutschland in der <strong>Schweiz</strong> sehr<br />
gute Chancen. Gleichzeitig sei es eine Realität,<br />
dass ältere Arbeitnehmer eher <strong>mit</strong> Langzeitarbeitslosigkeit<br />
konfrontiert sind. - Die<br />
abnehmende Zahl der Arbeitslosen hat bei<br />
den Regionalen Arbeitsver<strong>mit</strong>tlungszentren<br />
(RAV) zu einem Rückgang der Beratungen<br />
geführt. Die Zahl der Dossiers pro RAV-Mitarbeiter<br />
ist <strong>mit</strong>tlerweile auf unter 100 gesunken.<br />
Mit natürlichen Fluktuationen reagiert<br />
das AWA auf die da<strong>mit</strong> verbundenen Auswirkungen<br />
auf den Personalbestand. Wie Sauter<br />
<strong>weiter</strong> ausführte, haben 30 bis 50 Prozent der<br />
Stellensuchenden einen Qualifikationsbedarf,<br />
insbesondere bei der Sprache. Jährlich<br />
werden im Kanton Zürich 100 Millionen Franken<br />
für Kurse und Beschäftigungsprogramme<br />
zur Verfügung gestellt. Seit den öffentlichen<br />
Ausschreibungen des Angebots nach WTO<br />
sind die Kurspreise um rund 20 Prozent<br />
gesunken. Laut Sauter erhalten die Zürcher<br />
9<br />
Soziales<br />
und<br />
Politik
RAV vom Bund nicht nur dank den besseren<br />
Rahmenbedingungen gute Noten. Dazu<br />
beigetragen hätten etwa auch der steigende<br />
Anteil von präventiven Gesprächen<br />
während der Kündigungsfrist oder die<br />
Intensivierung der Kontakte zu den Arbeitgebern.<br />
Einen Verbesserungsbedarf stellt<br />
Sauter insbesondere bei der Beratung von<br />
hochqualifizierten Arbeitslosen fest. Mit<br />
entsprechenden Schulungen sollen die<br />
RAV-Mitarbeitenden dazu befähigt werden.<br />
Wie Sauter schliesslich bekanntgab, wird<br />
die interinstitutionelle Zusammenarbeit<br />
zwischen den RAV, der Invalidenversicherung<br />
(<strong>IV</strong>), der Berufsberatung, der Sozialhilfe<br />
und den Arbeitgebern auf die Städte<br />
Zürich und Winterthur ausgedehnt. Ein entsprechendes<br />
Pilotprojekt in Uster hat trotz<br />
der zeitlichen Intensität und den teilweise<br />
unklaren Kompetenzen der Beteiligten<br />
offenbar zu einer insgesamt positiven Leistungsbilanz<br />
geführt und erste Hinweise<br />
auf Einsparungen bei Sozial- und Beratungsleistungen<br />
ergeben. Die interinstitutionelle<br />
Zusammenarbeit verfolgt das Ziel<br />
der Früherkennung und raschen Wiedereingliederung<br />
von Arbeitnehmern <strong>mit</strong> Verdacht<br />
auf Mehrfachbelastungen. Denn wer<br />
zum Beispiel wegen Eheproblemen,<br />
gesundheitlichen Einschränkungen und<br />
finanzieller Sch<strong>wie</strong>rigkeiten häufig der<br />
Arbeit fernbleibt, dem wird früher oder später<br />
gekündigt. Ist er einmal so weit, führt<br />
der Weg schnell in die Sozialhilfe und später<br />
zur <strong>IV</strong>, von deren Rente oft Personen<br />
leben, die teilzeitlich erwerbstätig sein<br />
könnten. Wird dies rechtzeitig erkannt und<br />
werden Massnahmen getroffen, um auch<br />
nicht zu hundert Prozent leistungsfähige<br />
Arbeitnehmer im Arbeitsmarkt zu behalten,<br />
sinkt die Zahl der Fälle, die das Sozialversicherungssystem<br />
belasten.<br />
Im Unterschied zur gängigen Praxis treffen<br />
in Uster die verschiedenen Versicherungen<br />
nicht mehr nacheinander ihre spezifischen<br />
Abklärungen, die sich über Jahre hinziehen<br />
können. Vielmehr nehmen Vertreter des<br />
RAV, der <strong>IV</strong>, der Berufsberatung und der<br />
Sozialhilfe im Einzelfall eine gemeinsame<br />
Lagebeurteilung vor und fragen nach der<br />
optimalen Intervention. Einbezogen werden<br />
auch die Arbeitgeber. Eine Institution<br />
übernimmt sodann den Fall und leitet rasch<br />
Massnahmen ein, um eine Kündigung<br />
abzuwenden.<br />
Grosse Arbeitslosenquote bei<br />
jungen Erwachsenen<br />
Trotz guter Wirtschaftslage sind junge<br />
Erwachsene häufig auf die Fürsorge ange-<br />
<strong>wie</strong>sen. Die Sozialhilfequote der 18- bis 25jährigen<br />
Frauen und Männer liegt bei knapp<br />
vier Prozent - in Städten und Agglomerationen<br />
muss sogar einer von 15 Jugendlichen<br />
unterstützt werden. Auf den Sozialämtern<br />
von Basel-Stadt beispielsweise macht diese<br />
Alterskategorie 16 Prozent aller Neuanmeldungen<br />
aus. Hinter solchen Zahlen zeigten<br />
sich die Sch<strong>wie</strong>rigkeiten dieser sozialen<br />
Gruppe, im Arbeitsmarkt Fuss zu fassen und<br />
auf Dauer ein existenzsicherndes Einkommen<br />
zu erzielen“, gibt Carlo Knöpfel von<br />
Caritas <strong>Schweiz</strong> im neuen Sozialalmanach<br />
zur sozialen Lage der <strong>Schweiz</strong> zu bedenken.<br />
Auch die <strong>Schweiz</strong>erische Konferenz für<br />
Sozialhilfe (SKOS) ist alarmiert. „Das strukturelle<br />
Armutsrisiko der jungen Erwachsenen<br />
ist sozialpolitisch gravierend“, sagte<br />
SKOS-Präsident Walter Schmid an einer<br />
Medienorientierung in Bern. Die Anzahl<br />
Jugendlicher und junger Erwachsener, die<br />
von der Sozialhilfe abhängig seien, wachse.<br />
3,9 Prozent der 18-bis 25-Jährigen beziehen<br />
Leistungen der Sozialhilfe. Da<strong>mit</strong> liegt die<br />
Sozialhilfe-Quote dieser Gruppe über derjenigen<br />
der Gesamtbevölkerung (3,0 Prozent).<br />
„Das können wir nicht <strong>mit</strong> einem Achselzucken<br />
hinnehmen.“ Die gesellschaftlichen<br />
Folgekosten der chronischen Abhängigkeit<br />
beliefen sich in extremen Fällen auf ein bis<br />
zwei Millionen Franken.<br />
Wenn die Sozialhilfe eingeschaltet werde,<br />
sei es oft zu spät, stellt Schmid fest. „Dann<br />
haben viele Jugendliche bereits den Sozialparcours<br />
hinter sich.“ Die SKOS fordert deshalb<br />
eine umfassende Strategie gegen die<br />
Armut. Sie soll im Vorschulalter <strong>mit</strong> Elternarbeit<br />
beginnen - insbesondere bei Kindern<br />
von Sozialhilfebeziehenden. Hilfreich sei,<br />
dass der Ständerat in der Wintersession die<br />
Motion für eine gesamtschweizerische<br />
Armutsbekämpfung an den Bundesrat über<strong>wie</strong>sen<br />
habe. Denn Bund und Kantone müssten<br />
sich stärker engagieren. Das gelte auch<br />
für den Lehrstellenmarkt, wo die öffentliche<br />
Hand ergänzend eingreifen müsse. „Da<strong>mit</strong><br />
jene Jugendlichen, die trotz 100 Bewerbungen<br />
keine Stelle finden, nicht auf der<br />
Strecke bleiben“, so Walter Schmid gegenüber<br />
der Tagespresse. Wenn marktwirtschaftliche<br />
Mechanismen nicht genügten<br />
und steuerliche Impulse abgelehnt würden,<br />
müsse der Staat eingreifen können. Den<br />
Jugendlichen, die sich heute in einer sch<strong>wie</strong>rigen<br />
Situation befänden, nütze der Hinweis,<br />
dass die Demographie das Problem der<br />
Jugendarbeitslosigkeit löse, nichts, sagte<br />
Schmid. Nötig seien auch Lehrstellen für leistungsschwache<br />
Schulabgänger. Jugendliche<br />
ohne jede Ausbildung sind nämlich am stärksten<br />
gefährdet: zwei Drittel der Sozialhilfebeziehenden<br />
im Alter von 18 bis 25 Jahren sind<br />
ohne Berufsbildung. Auch für diese Jugendlichen<br />
bedürfe es entsprechender Ausbildungsstellen,<br />
da<strong>mit</strong> sie nicht von Überbrückungsangebot<br />
zu Überbrückungsangebot <strong>weiter</strong>gereicht<br />
würden. Die SKOS schlägt beispielsweise<br />
Zertifikatslehren vor. Hier sollte ebenfalls<br />
die öffentliche Hand investieren - und nicht<br />
erst bei Beschäftigungs- und Qualifikationsprogrammen<br />
der Sozialwerke oder Sozialhilfe.<br />
SKOS-Präsident Schmid schlägt daher vor, das<br />
neunjährige Schulobligatorium durch eine<br />
Ausbildungspflicht bis zur Volljährigkeit zu<br />
ergänzen. „Denn wir können die Jugendlichen<br />
nach der Schule nicht einfach sich selber überlassen.“<br />
Oft würden in diesem Lebensabschnitt<br />
die Weichen für Fehlentwicklungen<br />
gestellt, ohne dass es jemand merke. Es gehe<br />
aber nicht darum, einfach die Schulzeit zu verlängern.<br />
Wie das in der Praxis aussehen könnte, erprobt<br />
derzeit der Kanton Basel-Stadt. Dort interveniert<br />
die Sozialhilfe bereits bei 16-Jährigen,<br />
da<strong>mit</strong> sie nach der Schule nicht abtauchen und<br />
Jahre später bei der Fürsorge landen. „Es gibt<br />
keinen Abschluss ohne Anschluss“, erklärte<br />
Vorsteher Rolf Maegli gegenüber der Tagespresse.<br />
Wer keine Berufsausbildung beginnt,<br />
wird zu Hause besucht und beraten. Pro Jahrgang<br />
sind das in Basel 60 bis 80 Personen.<br />
Zugleich werden seit Oktober Arbeitsplätze im<br />
Teillohnmodell angeboten, das heisst: Der<br />
Arbeitgeber entlöhnt nur nach Leistung.<br />
Jugendliche, die sich verweigern, müssen <strong>mit</strong><br />
Sanktionen rechnen. Die Sozialhilfe kann<br />
dabei aufs Existenzminimum von 400 Franken<br />
gekürzt werden.<br />
Schmid sieht derzeit gute Chancen, dass die<br />
von der SKOS vorgeschlagene Strategie Früchte<br />
tragen könnte. Nicht nur sei die wirtschaftliche<br />
Lage günstig, auch die Bereitschaft sei vorhanden,<br />
sich des Problems anzunehmen. Ein<br />
Zeichen dafür sei die Ende 2006 vom Parlament<br />
über<strong>wie</strong>sene Motion zur Armutsbekämpfung.<br />
Wichtig sei nun, auch die Unternehmungen<br />
und Gewerbebetriebe für die Umsetzung<br />
zu gewinnen. Einige Städte - <strong>wie</strong> etwa Basel-<br />
Stadt und Zürich - zeigen, dass eine Zusammenarbeit<br />
von Wirtschaft und Staat in diesem<br />
Bereich durchaus möglich ist. [lk/rr]
Aspekte der <strong>IV</strong>-Revision<br />
Invalidität als Armutsfalle<br />
Junge Leute, die invalid werden, essen ihr<br />
Leben lang ein hartes Brot, weil die Versicherungsdeckung<br />
vielfach völlig ungenügend<br />
ist.<br />
Text: Hansruedi Berger<br />
in: <strong>Schweiz</strong>er Versicherung, Januar 2007<br />
Die Gefahr, während des Erwerbslebens<br />
invalid zu werden, wird hierzulande zu<br />
einem zunehmend hohen Risiko. Von den<br />
7,5 Millionen EinwohnerInnen haben<br />
430’000 im Jahr 2005 eine <strong>IV</strong>-Leistung<br />
bezogen. Gemäss Bundesamt für Sozialversicherung<br />
(BSV) ist heute jeder 14. Einwohner<br />
ein potenzieller Rentenbezüger; 1992<br />
war es jeder einunddreissigste!<br />
Noch eindrücklicher wirkt die Statistik im<br />
Langzeitvergleich. 1960 wurden gerade mal<br />
25’600 Invaliditätsrenten ausbezahlt;<br />
heute sind es rund zwölfmal mehr und<br />
jeder vierte Versicherte geht heut als <strong>IV</strong>-<br />
Bezüger in den Ruhestand. Erschreckend<br />
ist insbesondere die Zunahme der psychisch<br />
Kranken. Diese machen zum Beispiel<br />
bei der Zürich Versicherung zurzeit<br />
rund einen Drittel aller neuen Fälle von<br />
Erwerbsunfähigkeit aus.<br />
Kümmerliche Leistungen<br />
Unerträglich wird eine Invalidität dann,<br />
wenn zur Hilflosigkeit die Armut kommt.<br />
Versicherungsdeckung<br />
Miserabel versichert: Beispiel eines 21-jährigen<br />
Von diesem harten Schicksal betroffen werden<br />
immer <strong>wie</strong>der junge Leute, weil die Versicherungsdeckung<br />
in dieser Altergruppe<br />
unzureichend ist. Zwar ist die Altergruppe<br />
„Jugendliche bis 25“ in der <strong>IV</strong>-Statistik<br />
unterdurchschnittlich vertreten. Was hingegen<br />
ins Auge springt, ist die Zunahme von<br />
<strong>IV</strong>-Fällen um das Zweieinhalbfache seit<br />
1995.<br />
Vorab die psychischen Leiden schlagen zu<br />
Buche. Vor allem die Pensionskasse<br />
erbringt in diesem Alter gar keine oder<br />
kümmerliche Leistungen. In der Tabelle<br />
„Miserabel versichert“ wird diese Situation<br />
anhand von drei Fallstudien dargestellt. In<br />
allen drei Fällen handelt es sich um 21jährige,<br />
jedoch <strong>mit</strong> verschieden hohen Einkommen<br />
und verschiedener Versicherungsdeckung.<br />
Der 21-jährige Erich Schläpfer (Name geändert)<br />
erkrankte im 4. Semester seines Jurastudiums<br />
an multipler Sklerose. Seit der<br />
Maturität hatte er sich auf sein Studium<br />
konzentriert und von der Unterstützung<br />
seiner Eltern gelebt. Da er während dieser<br />
Zeit kein Einkommen erzielt hatte, wird er<br />
von der Invalidenversicherung 1’473 Franken<br />
erhalten, worin der Zuschuss von 33<br />
1/3 Prozent oder 368 Franken für Versichter<br />
unter 25 (<strong>IV</strong>G Art. 37 Abs. 2) bereits enthal-<br />
ten ist. Auf eine BVG-Rente hat der Student<br />
keinen Anspruch, da er nicht erwerbstätig<br />
und deshalb keiner Pensionskasse oder<br />
Sammelstiftung angeschlossen ist.<br />
Verheiratete erhalten mehr<br />
Grundsätzlich liegt die Latte für einen Pensionskassenanspruch<br />
sehr hoch. Hätte<br />
Erich Schläpfer zum Beispiel durch eine<br />
Nebenbeschäftigung 20’000 Franken jährlich<br />
erzielt, so würde gemäss BVG nur gerade<br />
eine Monatsrente von 96 Franken anfallen.<br />
Besser käme hingegen ein junger<br />
Berufsmann <strong>mit</strong> einem angenommenen<br />
Jahreseinkommen von 48’100 Franken weg.<br />
11<br />
Hohes Risiko:<br />
Jeder 14. Einwohner in der<br />
<strong>Schweiz</strong> ist heute ein potentieller<br />
Rentenbezüger<br />
<strong>IV</strong>- (Invalidenversicherung) Pensionskasse<br />
durchschnittliches ordentliche Neurentner Karriere- Zwischen BVG-Mini- Total aller Hilflosen-<br />
Jahreseinkommen Rente bis Alter zuschlag 1) Total 3) malleistung Renten entschädi-<br />
25 1) Jahre gung 2)<br />
kein Einkommen 1’105 368 keiner 1’473 keine 1’473 553 / 884<br />
20’000 Fr. 1’277 (368) 437 1’714 96 1’810 553 / 884<br />
48’100 Fr. 1’821 (368) 389 2’210 752 2’962 553 / 884<br />
Zahlen gültig ab 1. Januar 2007<br />
1) Ausgerichtet wird entweder der Alterzuschlag von 358 Franken (nur bis 25) oder der Karrierezuschlag (berücksichtigt wird der höhere Betrag); letzterer<br />
beginnt bei 100 Prozent zwischen 18 und 22 und nimmt bis Alter 45 kontinuierlich ab (letzte Stufe 39-45: 5 Prozent). Die 11. AHV-Revision sieht eine Streichung<br />
dieses Zuschlags vor.<br />
2) Einkommens- und vermögensunabhängig (553 = <strong>mit</strong>tlerer Grad; 884 = schwerer Grad).<br />
3) Maximalrente 1. Säule<br />
Quelle: AHV-Ausgl.-Kasse Kt.ZH; Grano-Sammelstiftung, Winterthur
Die <strong>IV</strong>-Versicherung des <strong>mit</strong> eingerechneten<br />
Karrierezuschlags, die Maximalrente<br />
von monatlich 2’210 Franken, und die Leistung<br />
der Pensionskasse wäre <strong>mit</strong> 752<br />
Franken wesentlich höher.<br />
Dennoch, die Gesamtleistung von 2’962<br />
Franken bleibt ungenügend - Verheiratete<br />
erhalten mehr. So würde der Handwerker in<br />
unserem Beispiel von der <strong>IV</strong> eine Kinderrente<br />
von je 728 Franken (Pensionskasse<br />
150 Franken) erhalten; dazu käme der Karrierezuschlag<br />
von 33 Prozent (siehe Tabelle<br />
„Miserabel versichert, Anmerkung 1).<br />
Prämien enorm gestiegen<br />
Das Armutsrisiko junger Leute <strong>mit</strong> ungenügender<br />
Versicherungsdeckung lässt sich<br />
durch den Abschluss einer Erwerbsunfähigkeitsrente<br />
bei einer privaten Lebensversicherung<br />
weitgehend lindern. Allerdings<br />
sind die Prämien in den letzten Jahren<br />
enorm angestiegen, <strong>wie</strong> folgendes Beispiel<br />
der Pax Leben zeigt: Vor zwölf Jahren kostete<br />
dort eine Jahresrente von 24’000 Franken<br />
einen 21-Jährigen jährlich 216 Franken.<br />
Heute muss er dafür mehr als das Fünffache,<br />
nämlich 1’105 Franken, hinlegen.<br />
Mit dieser Prämie schneidet die Pax im<br />
Konkurrenzvergleich zwar immer noch sehr<br />
gut ab. Gleichwohl ist ihre Offerte wegen<br />
der langen Wartefrist von 24 Monaten für<br />
einen Studenten kaum geeignet. Wegen<br />
des fehlenden Einkommens kann er nämlich<br />
die wegen der langen Wartefrist entstehende<br />
Durststrecke auch nicht durch eine<br />
Taggeldversicherung bei einer Krankenkasse<br />
decken.<br />
„Unsere Taggeldversicherung ist eine Schadenversicherung“<br />
schreibt zum Beispiel die<br />
Helsana. Oder andersherum: Wo kein Einkommen<br />
fliesst, kann auch keine Einbusse<br />
entstehen. Andere Krankenkassen argumentieren<br />
in der Regel ähnlich. In Tat und<br />
Wahrheit geht es ihnen um die Vermeidung<br />
des sogenannten Faulenzerrisikos, will<br />
heissen: Man will sich nicht <strong>mit</strong> Leuten<br />
belasten, die sich <strong>mit</strong> Hilfe eines gefälligen<br />
Arztes und aus Kosten der Kasse ein paar<br />
arbeitsfreie Monate gönnen wollen.<br />
Hohe Prämiendifferenzen<br />
Ein Ausweg ist der Abschluss einer<br />
Erwerbsunfähigkeitsrente <strong>mit</strong> kurzer Wartezeit.<br />
Viele Lebensversicherer bieten Produkte<br />
<strong>mit</strong> nur 90-tägigem Aufschub an. Aufgrund<br />
der teilweise hohen Prämiendifferenzen<br />
empfiehlt es sich, vor dem Abschluss<br />
mehrere Offerten einzuholen. So wäre zum<br />
Beispiel eine Studentin schlecht beraten,<br />
bei der Winterthur Versicherung abzuschliessen,<br />
weil ein- und dieselbe Leistung bei<br />
der Swiss Life wesentlich billiger zu haben<br />
ist.<br />
Das günstigste Angebot macht die Mobiliar<br />
<strong>mit</strong> ihrem Jugendtarif. Negativ ist die Wartezeit<br />
von 12 Monaten, zumal die Police nur<br />
bis 26 abgeschlossen werden kann. Gleichwohl<br />
sind 862 respektive 718 Franken für<br />
junge Leute <strong>mit</strong> knappen Mitteln ein<br />
verlockendes Angebot.<br />
Das Armutsrisiko lässt sich<br />
<strong>mit</strong> einer Erwerbsunfähigkeitsrente<br />
lindern<br />
«In Kürze»<br />
Neuer Vorsteher der Sprachheilschule<br />
Münchenbuchsee<br />
Christian Trepp wird ab August 2007 der<br />
neue Vorsteher der Kantonalen Sprachheilschule.<br />
Der bernische Regierungsrat hat<br />
den 52-Jährigen zum Nachfolger von Alfred<br />
Pauli gewählt, der nach 16 Jahren in den<br />
Ruhestand tritt.<br />
Rollstuhlgängige ÖV-Angebote im Internet<br />
Die rollstuhlgängigen Angebote aller<br />
schweizerischen Bus-, Tram- und Bahnlinien<br />
sind neu für das Fahrplanjahr 2007 online<br />
abrufbar auf der Internetseite www.fahrplanfelder.ch.<br />
Die Angebote finden sich in<br />
der Rubrik „Rollstuhl“, aufgeteilt nach städtischen<br />
und lokalen Verkehrsbetrieben, Bus<br />
und Postauto so<strong>wie</strong> Schienenverkehr.<br />
Arbeitslosigkeit auf Spitzenplatz im Sorgenbarometer<br />
Die Arbeitslosigkeit, das Gesundheitswesen<br />
und die Altersvorsorge sind nach <strong>wie</strong> vor die<br />
meistgenannten Sorgen der <strong>Schweiz</strong>er. Mit<br />
einem Jahresdurchschnitt von 130’000<br />
Arbeitslosen liegt die Arbeitslosenquote für<br />
2006 bei 3,3 Prozent. Für 2007 wird aufgrund<br />
der neusten Entwicklungen ein Jahresdurchschnitt<br />
von 110’000 Arbeitslosen<br />
erwartet.<br />
Krankenkassenprämien werden für Kinder<br />
verbilligt<br />
Ab Anfang Jahr müssen die Kantone Krankenkassenprämien<br />
für Kinder aus Familien<br />
<strong>mit</strong> tiefem bis <strong>mit</strong>tlerem Einkommen um<br />
mindestens 50 Prozent subventionieren.<br />
Eingeschlossen sind junge Erwachsene in<br />
Ausbildung. Die Umsetzung der Revision<br />
des Krankenversicherungsgesetzes erfolgt<br />
in unterschiedlicher Weise, besonders auch<br />
was die Information über die Ansprüche<br />
betrifft. Der Kanton Luzern beispielsweise<br />
verbilligt alle Kinderprämien, allerdings nur<br />
auf Gesuch.
Roboter macht hör- und sprachbehinderte<br />
Schüler fit für Ausbildung<br />
und Beruf<br />
Landessstiftung Baden-Württemberg fördert<br />
Paulinenpflege-Schulprojekt „EDUBOT“<br />
Wenn man die Metallwerkstatt im Berufsvorbereitungsjahr<br />
(BVJ) der Paulinenpflege<br />
Winnenden e.V. betritt, ist er nicht zu übersehen:<br />
In voller Pracht erstrahlt <strong>mit</strong>ten im<br />
Raum ein ganz besonderer Roboter, der<br />
einige Zentimeter größer als die Lehrer der<br />
Heimsonderschule ist. Sein Name „EDU-<br />
BOT“, sein Körper: Metall, sein Innenleben:<br />
Ein kompletter PC, seine Schöpfer: Hörund<br />
sprachbehinderte Schüler der Paulinenpflege<br />
Winnenden.<br />
Die Initialzündung für dieses außergewöhnliche<br />
Schülerprojekt war die Ausschreibung<br />
der Landesstiftung Baden-<br />
Liebe Leserinnen und Leser<br />
Wer weiss? Vielleicht blicken Sie,<br />
währenddem Sie die neueste <strong>LKH</strong>-<strong>News</strong> in<br />
den Händen halten, zum Fenster in eine<br />
tief verschneite Landschaft hinaus? Es<br />
wäre nach diesem rekordverdächtig frühlingshaften<br />
Januar eine angenehme winterliche<br />
Abwechslung.<br />
Abwechslungsreich sind auch die Themen<br />
in der Februar-Ausgabe gestaltet:<br />
Die Paulinenpflege Winnenden, ein Bildungswerk<br />
für Gehörlose, Schwerhörige<br />
und Sprachbehinderte stellte zusammen<br />
<strong>mit</strong> ihren Schülern ein grossartiges Projekt<br />
auf die Beine, das von der Landesstiftung<br />
Baden-Württemberg vollständig bezahlt<br />
wurde. Lesen Sie, <strong>wie</strong> hörbeeinträchtigte<br />
Schüler in beispielloser Zusammenarbeit<br />
dies zustande brachten.<br />
Aber auch andere Presse<strong>mit</strong>teilungen sind<br />
beachtenswert. Haben Sie sich auch schon<br />
überlegt, <strong>wie</strong> man bei einem neugeborenen<br />
Kind herausfinden kann, ob es eine<br />
Hörbeeinträchtigung hat? Dirk Olbertz von<br />
der Rostocker Südstadtklinik weiss die<br />
Antwort. Oder wussten Sie, dass in<br />
Deutschland die Krankenkassen auch teu-<br />
Württemberg „X2 – Fit für Ausbildung und<br />
Beruf“, bei der innovative Aktionen finanziell<br />
unterstützt werden, die das Selbstvertrauen,<br />
die Motivation und dadurch die<br />
Ausbildungsreife von BVJ-Schülern unterstützen.<br />
Schnell waren sich Technischer<br />
Lehrer Hartmut Schwald und Theorielehrer<br />
Thomas Geiger einig: „Endlich haben wir<br />
die Möglichkeit, die von uns selbst entwickelten<br />
Lernprogramme im Berufsfeld<br />
Metall in ansprechender Form zu präsentieren<br />
und <strong>mit</strong> den Fähigkeiten unserer behinderten<br />
Schüler zu repräsentieren. Da<br />
machen wir <strong>mit</strong> unserer Klasse <strong>mit</strong>!“<br />
Gesagt, getan – es wurde gemeinsam <strong>mit</strong><br />
acht Schülern ein Zeitplan erstellt, Fachbücher<br />
studiert, überlegt, skizziert und<br />
rere Hörgeräte vollständig bezahlen müssen?<br />
Und <strong>wie</strong> ist das wohl, wenn man einmal<br />
gar nichts hört als Hörender? Im<br />
Rendsburger Provianthaus kann man sich<br />
<strong>mit</strong> diesem Zustand auseinander setzen.<br />
Dann können Sie sich bestimmt auch vorstellen,<br />
<strong>wie</strong> sch<strong>wie</strong>rig es sein kann, als<br />
Hörbeeinträchtigter eine Arbeitsstelle zu<br />
suchen!<br />
Übrigens: Auch wir von <strong>LKH</strong> <strong>Schweiz</strong> organisieren<br />
Führungen für Gehörlose und<br />
erleichtern <strong>mit</strong> speziellen Hilfs<strong>mit</strong>teln das<br />
Verständnis. Reservieren Sie sich darum<br />
heute schon den Freitag, 16. März 2007<br />
für die neueste Führung durch die Kunstsammlung<br />
Rosengart in Luzern.<br />
Apropos gehörlose Menschen. Gibt es<br />
eigentlich viele bekannte und berühmte<br />
Gehörlose? Ihnen fällt da sicherlich<br />
Beethoven ein, der <strong>mit</strong> 28 Jahren zu ertauben<br />
begann. Doch er ist nicht der einzige<br />
berühmte Gehörlose. Ich möchte im März<br />
<strong>mit</strong> einem gehörlosen Astronomen eine<br />
Serie beginnen, in der bekannte und<br />
berühmte Persönlichkeiten vorgestellt<br />
werden und die dann teils von ihnen <strong>weiter</strong><br />
geführt wird.<br />
Kennen Sie auch eine solche bekannte und<br />
berühmte gehörlose oder schwerhörige<br />
Persönlichkeit? Dann würde ich mich sehr<br />
freuen, wenn Sie mir diese Persönlichkeit<br />
in einem kurzen Text (eine halbe bis eine<br />
ganze A4-Seite) vorstellen würden. Falls<br />
Sie noch Bildmaterial auftreiben könnten,<br />
wäre das eine schöne Bereicherung dazu.<br />
Kontaktadresse ist per e-Mail<br />
matthias.gratwohl@lkh.ch, per Fax 061 601<br />
13 87.<br />
Ich wünsche Ihnen allen einen schönen<br />
Februar und bis im März <strong>wie</strong>der!<br />
Matthias Gratwohl, <strong>LKH</strong>-<strong>News</strong><br />
13 L K H
konstruiert; danach gesägt, geschnitten,<br />
gefeilt, geschweißt und das Grundgerüst<br />
des Roboters fertig gestellt.<br />
Die Lehrer staunten nicht schlecht, <strong>wie</strong><br />
motiviert die Schüler an die im normalen<br />
Schulalltag nicht üblichen Aufgaben und<br />
Herausforderungen rangingen. Hartmut<br />
Schwald begeistert: „Unsere Schüler<br />
waren teilweise nicht <strong>wie</strong>der zu erkennen.<br />
Sie haben über ihre Unterrichtszeit hinaus<br />
am Roboter gearbeitet, aus innerem<br />
Antrieb in ihrer Freizeit nach immer besseren<br />
Lösungen gesucht und sind so zu einem<br />
echten Team zusammen gewachsen.“ Für<br />
Thomas Geiger war auch die Verzahnung<br />
zwischen Theorie und Praxis sehr spannend:<br />
„Durch dieses Projekt bilden Theorie<br />
und Praxis noch mehr als bisher eine Einheit.<br />
Was wir im Unterricht z.B. in den<br />
Fächern Fachzeichnen oder in Mathe erar-<br />
Wann findet der nächste Regiotreff<br />
Lozärn statt?<br />
Freitag 02. Februar 2007<br />
Freitag 02. März 2007<br />
Freitag 06. April 2007<br />
Wann findet der nächste Regiotreff Bern<br />
statt?<br />
Freitag 09. Februar 2007<br />
Freitag 09. März 2007<br />
Freitag 13. April 2007<br />
Wann findet der nächste Regiotreff Züri<br />
statt?<br />
Freitag 16. Februar 2007<br />
Freitag 16. März 2007<br />
Freitag 20. April 2007<br />
beitet haben, wurde dann sofort in der Praxis<br />
am Roboter umgesetzt. So<strong>mit</strong> haben<br />
unsere Schüler <strong>mit</strong> eigenen Augen den Sinn<br />
des oft verschmähten Theorieunterrichts<br />
un<strong>mit</strong>telbar erfahren können“.<br />
Und so ging es nach der Fertigstellung des<br />
Außenkörpers des Roboters an die Innereien<br />
– ein passender PC musste gefunden<br />
und bestellt werden. Auch hier waren die<br />
Schüler äußerst engagiert und haben die<br />
einzelnen Computer-Komponenten im<br />
Internet und Katalogen zusammengesucht,<br />
Preise und Rabattkonditionen verglichen<br />
und schließlich vom Fachhändler nach<br />
ihren Vorstellungen zusammen bauen lassen.<br />
Inzwischen ist alles von Kopf bis Fuß<br />
installiert und verstaut – der Roboter lebt<br />
und die Schüler sind mehr als stolz!<br />
Die Kosten in Höhe von 2500.- Euro wurden<br />
von der Landesstiftung Baden-Württemberg<br />
vollständig übernommen, da der EDU-<br />
BOT von der Pädagogischen Hochschule<br />
Ludwigsburg aus für förderungswürdig<br />
befunden wurde – die Voraussetzungen für<br />
„X2 – Fit für Ausbildung und Beruf“ waren<br />
nach Ansicht der Juroren voll und ganz<br />
erfüllt. Dazu BVJ-Abteilungsleiter Hans-<br />
Christoph Beutter: „Dank der großzügigen<br />
finanziellen Unterstützung der Landesstiftung<br />
hatten wir die Möglichkeit ein größeres<br />
Projekt unter nicht schulüblichen<br />
Bedingungen durch zu führen, und so unseren<br />
Schülern die Notwendigkeit des Vorhandenseins<br />
der von Handwerk und Industrie<br />
permanent geforderten Tugenden <strong>wie</strong><br />
Teamfähigkeit, Fach- und Sachkompetenz<br />
anschaulich ver<strong>mit</strong>telt werden konnte.“<br />
17.1.2007, www.n24.de<br />
Presse<strong>mit</strong>teilungen <strong>mit</strong> dem Hintergrund<br />
Hörbeeinträchtigung bei www.taubenschlag.de<br />
Kasse muss Hilfs<strong>mit</strong>tel voll<br />
bezahlen<br />
Ein schwerhöriges Schulkind, das dem<br />
Unterricht nicht ausreichend folgen kann,<br />
hat Anspruch auf ein notwendiges Hörgerät.<br />
Die Krankenkasse des betroffenen<br />
Kindes kann sich nicht da<strong>mit</strong> herausreden,<br />
dass das Hilfs<strong>mit</strong>tel zu teuer sei. Auf ein<br />
entsprechendes Urteil des Sozialgerichts<br />
Lübeck macht die Arbeitsgemeinschaft<br />
Sozialrecht im Deutschen Anwaltverein in<br />
Berlin aufmerksam. (AZ: S 3 KR 201/05)<br />
Im konkreten Fall verordnete ein Arzt einer<br />
zehn Jahre alten, hochgradig schwerhörigen<br />
Schülerin ein Hörgerät zum Preis von<br />
4640 Euro. Der Krankenkasse des<br />
Mädchens war das zu teuer: Sie wollte<br />
lediglich Kosten in Höhe von 2760 Euro<br />
übernehmen. Für diesen Betrag habe das<br />
Kind eine dem Stand der Technik entsprechende<br />
Hörhilfe bekommen.<br />
Hilfs<strong>mit</strong>tel muss Schaden ausgleichen<br />
Das Gericht widersprach der Argumentation<br />
der Kasse. Es sei zwar im Grundsatz<br />
richtig, wenn sie Hilfs<strong>mit</strong>tel nur bis zur<br />
Höhe des Festpreises zahle. Das gelte<br />
jedoch nur dann, wenn ein solches Gerät<br />
den Hörschaden auch tatsächlich ausgleiche.<br />
Die Schülerin benötigte jedoch eine besonders<br />
leistungsfähige Hörhilfe, die auch den<br />
Anforderungen des schulischen Alltags<br />
standhalte. Da<strong>mit</strong> der Betroffenen keine<br />
Nachteile in ihrer Entwicklung entstehen,<br />
müsse die Krankenkasse die Gesamtkosten<br />
übernehmen, entschied das Gericht.<br />
16.1.2007, www.rundschau-online.de
Mittelstand lässt oft Behinderte<br />
außen vor<br />
Für Schwerbehinderte hält die Wirtschaft<br />
nicht genug Stellen bereit, bemängeln<br />
Fachleute.<br />
KÖLN. Andrea Westphal sorgt dafür, dass<br />
sich die Gäste in einem Kölner Hotel wohlfühlen.<br />
Die 47-Jährige bezieht die Betten,<br />
füllt die Mini-Bar und legt ein Betthupferl<br />
aufs Kopfkissen. Seit zwei Jahren arbeitet<br />
sie dort. Der Inhaber des Hotels war der<br />
erste, der ihr nach Jahren der Arbeitslosigkeit<br />
eine Chance gab. Denn Frau Westphal<br />
ist hörgeschädigt und sprachbehindert -<br />
<strong>mit</strong> einem Grad der Behinderung von 100<br />
Prozent galt sie als schwer ver<strong>mit</strong>telbar.<br />
Rund 165 000 Menschen <strong>mit</strong> einer<br />
Schwerstbehinderung von mehr als 50 Prozent<br />
waren nach Zahlen der Bundesagentur<br />
für Arbeit im Dezember 2006 arbeitslos<br />
gemeldet, etwa 0,8 Prozent mehr als im<br />
Vorjahr. Doch <strong>wie</strong> sieht deren Zukunft aus?<br />
Nicht allzu rosig, schätzen verschiedene<br />
Behinderten-Organisationen. „Es wird eher<br />
noch schwerer werden für Menschen <strong>mit</strong><br />
einem Handikap, eine Stelle zu bekommen“,<br />
sagt Elke Baltz, Vorsitzende des<br />
Forums selbstbestimmter Assistenz behinderter<br />
Menschen. Dieser Meinung ist auch<br />
Michael Müller, Vorstand des Vereins „Kein<br />
Handicap“: „Gerade der Mittelstand tut<br />
sich seit Jahren schwer da<strong>mit</strong>, Menschen<br />
<strong>mit</strong> Behinderungen zu beschäftigen.“ Denn<br />
während in großen Konzernen langsam ein<br />
Umdenken erfolge, scheue sich der in<br />
Deutschland als Arbeitgeber mächtige Mittelstand<br />
- auch aus Angst, über den besonderen<br />
Kündigungsschutz auf ewig an den<br />
Mitarbeiter <strong>mit</strong> Behinderungen geknebelt<br />
sein. Dabei dürften diese - <strong>wie</strong> gesunde<br />
Mitarbeiter auch - beispielsweise in der<br />
Probezeit gekündigt werden.<br />
In den letzten Jahren seien die Rechte der<br />
Arbeitgeber verstärkt worden, erklärt Müller.<br />
Er spricht von einem noch unerschlossenen<br />
Arbeitsmarkt <strong>mit</strong> viel Potenzial. An<br />
dieser Stellen kommen die Integrationsämter<br />
ins Spiel. In der Kölner Region ist es<br />
beim Landschaftsverband Rheinland (LVR)<br />
angesiedelt. „Wir motivieren und unterstützen“,<br />
sagt Martina Krause vom LVR.<br />
Und helfen - auch finanziell - Arbeitgebern,<br />
eine Stelle passend zu machen. Denn eine<br />
Behinderung von mehr als 50 Prozent<br />
könne vieles bedeuten: ein Leben im Rollstuhl,<br />
Blindheit, oder auch eine überstandene<br />
Krebserkrankung. „Dies heißt jedoch<br />
nicht, dass die Menschen nicht leistungsfähig<br />
sind“, so Krause.<br />
Genaue Zahlen über einen Arbeitsmarkt für<br />
Behinderte zu bekommen, gestaltet sich<br />
sch<strong>wie</strong>rig. Denn nur Unternehmen <strong>mit</strong><br />
mehr als 20 Mitarbeitern sind verpflichtet,<br />
fünf Prozent ihrer Stellen an Gehandikapte<br />
zu vergeben - oder einen Ausgleich zu<br />
bezahlen. Dieser lag 2004 bei insgesamt<br />
75,2 Millionen Euro. Eine Summe, die Bund<br />
und Länder in die Förderung stecken, <strong>wie</strong> in<br />
das im Januar gestartete Projekt „Job<br />
4000“, das 1000 neue Stellen und 500<br />
neue Ausbildungsplätze für Behinderte<br />
schaffen soll.<br />
15.1.2007, http://de.news.yahoo.com<br />
Hörtest bei schlafenden Babys<br />
Nur wenige Babys kommen schwerhörig<br />
auf die Welt. Früher war es oft dem Zufall<br />
oder aufmerksamen Eltern zu verdanken,<br />
dass die eingeschränkte Hörfähigkeit oder<br />
gar Taubheit des Neugeborenen entdeckt<br />
wurde. Oft vergingen Jahre, bis die Eltern<br />
die Gewissheit hatten. Das Zeitfenster für<br />
eine erfolgreiche Behandlung sei jedoch<br />
nur sehr klein, sagt der Chefarzt der Frühgeborenenstation<br />
an der Rostocker Südstadtklinik,<br />
Dirk Olbertz. In Mecklenburg-<br />
Vorpommern werden daher seit vier Jahren<br />
alle Neugeborenen <strong>mit</strong> einer speziellen<br />
Testmethode untersucht.<br />
Im Schlaf «verrät» das Baby den Ärzten,<br />
<strong>wie</strong> es um seine Ohren bestellt ist. Die<br />
Innenohrschwerhörigkeit - daran leiden<br />
rund 96 Prozent der Hörbehinderten - wird<br />
<strong>mit</strong> einem Testton er<strong>mit</strong>telt. Das standardisierte<br />
Signal wird ins Innenohr geleitet,<br />
über Schwingungen <strong>weiter</strong> transportiert<br />
und schließlich reflektiert. Dieses akustische<br />
Signal wird <strong>wie</strong>derum gemessen. Der<br />
Hörtest wird seit 2002 an allen Geburtskliniken<br />
im Land durchgeführt. Rund 95 Prozent<br />
der Neugeborenen werden so automatisch<br />
erfasst. Mecklenburg-Vorpommern ist<br />
das einzige Bundesland, in dem es diese<br />
Untersuchung flächendeckend gibt.<br />
Zwar seien <strong>mit</strong> etwa 0,1 Prozent der Neugeborenen<br />
nur wenige Kinder von Geburt an<br />
tatsächlich schwerhörig oder taub, sagt<br />
Olbertz. «Aber die Behinderung ist gravierend.»<br />
Wird die Erkrankung früh erkannt,<br />
könne das Kind trotz der Beeinträchtigung<br />
<strong>mit</strong> Hilfe von Hörgeräten optimal die Muttersprache<br />
erlernen. Nur so könne man die<br />
geistige Entwicklung der Kinder sicherstel-<br />
len, sagt der Mediziner. Jedoch sei dafür<br />
nicht viel Zeit. Bis maximal zum vierten<br />
Lebensjahr könnten Ärzte und Eltern die<br />
Entwicklung beeinflussen.<br />
Nahezu alle Eltern seien deshalb <strong>mit</strong> der<br />
Untersuchung einverstanden, sagt der<br />
Rostocker Arzt. 2005 wurden 11 223 Neugeborene<br />
untersucht, nur 610 Babys nicht,<br />
weil sie beispielsweise zu Hause zur Welt<br />
kamen. Von den Untersuchten zeigten 715<br />
Kinder Auffälligkeiten, die <strong>weiter</strong>e Kontrollen<br />
erforderlich machten. Die Rate von<br />
sechs Prozent sei üblich, erläutert Olbertz.<br />
Aber die wenigsten davon seien taub.<br />
Die Daten der Untersuchungen werden an<br />
die Screening-Zentrale der Greifswalder<br />
Universität gemeldet. Gibt es einen Verdacht<br />
auf Hörschädigung, werden <strong>weiter</strong>e<br />
Untersuchungen empfohlen. Was bislang<br />
fehlt, ist eine automatische Benachrichtigung<br />
der Geburtsklinik, wenn diese Untersuchung<br />
nicht erfolgt. «Diese Benachrichtigung»,<br />
so glaubt Olbertz, «würde helfen,<br />
die Quote der Nachuntersuchungen zu<br />
erhöhen.» Denn diese ist noch steigerungsfähig.<br />
Aber dafür fehlt bislang das Geld und<br />
das Personal.<br />
Kinderärzte, Gynäkologen und Hals-Nasen-<br />
Ohren-Ärzte planen daher, das Screening<br />
für Stoffwechsel, der durch Blutabnahme<br />
beim Neugeborenen untersucht werden<br />
kann, und den Hörtest zusammenzulegen.<br />
Sobald die entsprechende Software verfügbar<br />
und die Finanzierung gesichert sei,<br />
könne dies starten, sagt der Leiter der<br />
Screening-Zentrale, Tadeus Nawka. Der<br />
Hals-Nasen-Ohren-Arzt hält es für dringend<br />
erforderlich, dass diese Untersuchung als<br />
Kinderuntersuchung gesetzlich eingeführt<br />
wird.<br />
Da<strong>mit</strong> wäre auch das Problem der Finanzierung<br />
vom Tisch. Die Krankenkassen verweigern<br />
bislang die Kostenübernahme. Dabei<br />
sei die Wirksamkeit der Methode durch<br />
Pilotprojekte ausreichend belegt, klagt<br />
Olbertz. Der entsprechende Bundesausschuss<br />
prüfe noch, ob die Krankenkassen<br />
die Kosten übernehmen. Die Erfassungsbögen<br />
würden vom Land finanziert, alle anderen<br />
Kosten verblieben bei den Kliniken. Pro<br />
Untersuchung müssen die Kliniken rund 18<br />
Euro berappen. So bezahlt alleine das<br />
Rostocker Südstadtklinikum jährlich rund<br />
56 000 Euro für die Hörtests.<br />
15<br />
L K H
Impressum<br />
<strong>LKH</strong>-<strong>News</strong><br />
Vereinszeitschrift für<br />
Lautsprachlich<br />
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Philipp Keller<br />
Lindenstrasse 2, 6005 Luzern<br />
Telefon/Fax 041 310 00 90<br />
E-Mail: philipp.keller@lkh.ch<br />
Redaktion / Inserate /<br />
Adressänderungen<br />
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Fax 044 710 16 73<br />
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Was haben Picasso und<br />
MyLink gemeinsam?<br />
Rosengart Luzern, Freitag, 23. März 2007<br />
Erstmals wird der <strong>LKH</strong> <strong>Schweiz</strong> in einer<br />
Führung eine FM-Anlage für Gruppen einsetzen:<br />
den so genannten MyLink. Er ist kompatibel<br />
<strong>mit</strong> allen Hörsystemen, inklusive Im-Ohr-<br />
Systeme, die über eine T-Spule verfügen. Da<br />
der <strong>LKH</strong> sich für ein optimales Verstehen<br />
während der Führung einsetzt, leihen wir<br />
diese Anlage während der Führung allen<br />
Betroffenen kostenlos aus!<br />
Spätwerke von Picasso, eine umfassende Paul<br />
Klee-Sammlung so<strong>wie</strong> <strong>weiter</strong>e Bilder von 21<br />
Künstlern der klassischen Moderne so<strong>wie</strong> des<br />
Impressionismus sind in der Sammlung Rosengart<br />
zu sehen. Die Sammlung fand ihre Beherbergung<br />
in dem ursprünglich für die <strong>Schweiz</strong>er<br />
Nationalbank erbauten Gebäude. Im Umbau<br />
entstand eine vollkommene Symbiose zwischen<br />
Räumen und privater Sammlung, die<br />
geprägt ist von den persönlichen Vorlieben der<br />
beiden Kunsthändler S. Rosengart und seiner<br />
Tochter. Die Führung von Dr. Martina Kral geht<br />
daher nicht nur auf die Kunstwerke ein, sondern<br />
auch auf die persönlichen Beziehungen<br />
der beiden Kunsthändlern zu den Bildern und<br />
Künstlern.<br />
Frau Dr. Martina Kral bietet für alle Hörgeschädigten<br />
eine Führung an, welche ausschliesslich<br />
in lautsprachlicher Kommunikation geführt<br />
wird. Wir sind während der Führung die einzigen<br />
Gäste in der Ausstellung. So<strong>mit</strong> sind im<br />
Hintergrund keine störenden Nebengeräusche<br />
zu erwarten.<br />
A N M E L D U N G<br />
Anrede<br />
Vorname Name<br />
Strasse<br />
PLZ Ort<br />
Telefon<br />
Fax<br />
E-Mail<br />
SMS<br />
Anzahl Leute<br />
Programmablauf und Treffpunkt<br />
17.15 Uhr Besammlung vor dem<br />
Haupteingang des Hauses<br />
(siehe Lageplan)<br />
17.30 -<br />
18.30 Uhr Führung<br />
Die Führung kostet:<br />
<strong>LKH</strong>-Mitglieder Fr. 15.-<br />
Nicht-Mitglieder Fr. 20.-<br />
Mehr Informationen über die Sammlung Rosengart<br />
finden Sie auf dieser Linkadresse:<br />
www.rosengart.ch<br />
Wir freuen uns jetzt schon, Sie an der Führung<br />
begrüssen zu dürfen! Selbstverständlich dürfen Sie<br />
auch Ihre FreundInnen und KollegInnen <strong>mit</strong>nehmen!<br />
An der Führung können maximal 20 Personen teilnehmen.<br />
Melden Sie sich bitte möglichst früh an.<br />
Die Anmeldungen werden nach Datumseingang<br />
berücksichtigt.<br />
Karte Luzerner Innenstadt<br />
Anreise <strong>mit</strong> öffentlichem Verkehr<br />
Vom Bahnhof Luzern ist es ein ca. 10-minütiger Spaziergang zur<br />
Sammlung Rosengart. Siehe auch Karte.<br />
Private Anreise (www.map24.ch)<br />
Anmeldung bis spätestens Freitag, den 16. März 2007!<br />
an <strong>LKH</strong> <strong>Schweiz</strong>, Maja Brumm, Feldweg 21, 8134 Adliswil oder Fax 044 710 16 73<br />
oder auf unserer Webseite unter folgender URL: http://www.lkh.ch/veranstaltung/rosengart.html
<strong>Interview</strong> <strong>mit</strong><br />
Daniel Hadorn<br />
Ein ausge<strong>wie</strong>sener engagierter Fachmann<br />
in der Gehörlosen- und Hörbehindertenthematik<br />
beantwortet aktuelle zeitkritische<br />
Fragen. Am Montag, 8. Januar 2007,<br />
trafen sich Daniel Hadorn und Roger Ruggli<br />
im Bahnhof-Buffet in Luzern zu dem vereinbarten<br />
<strong>Interview</strong>-Termin.<br />
Daniel Hadorn - eine aussergewöhnliche<br />
Persönlichkeit. Unkompliziert und auf äusserst<br />
sympathische Art und Weise ging<br />
Daniel Hadorn spontan, kompetent und <strong>mit</strong><br />
spürbarem Sach- und Fachverstand auf die<br />
gestellten Fragen ein. In<strong>mit</strong>ten von zahlreichen<br />
Restaurantbesuchern entstand ein<br />
interessanter Dialog, und die Zeit verging<br />
<strong>wie</strong> im Flug.<br />
Wenn das <strong>Referendum</strong> gegen die 5. <strong>IV</strong>G-<br />
Revision zustande kommt, wo liegen aus<br />
Ihrer Sicht die Chancen für die Anliegen<br />
der Hörbehinderten?<br />
Ich möchte betonen, dass die Stossrichtung<br />
der 5. <strong>IV</strong>G-Revision <strong>mit</strong> dem klaren<br />
Fokus auf die „beruflichen Massnahmen“<br />
im Ansatz richtig ist. Es ist höchste Zeit,<br />
dass die Weichen neu gestellt werden: Mit<br />
Früherfassung und Frühintervention sollen<br />
Probleme am Arbeitsplatz rechtzeitig<br />
erkannt, <strong>mit</strong> Integrationsmassnahmen die<br />
Arbeitsmarktfähigkeit für schwächere<br />
ArbeitnehmerInnen verbessert werden.<br />
Meine ganz grosse Sorge bzw. Befürchtung<br />
besteht aber darin, dass <strong>mit</strong> der 5. <strong>IV</strong>G-<br />
Revision die Arbeitgeber zu gar nichts verpflichtet<br />
werden. Die gewählten gesetzlichen<br />
Formulierungen sind derart schwammig<br />
gewählt, <strong>wie</strong> zum Beispiel; „…der<br />
Arbeitgeber wirkt…“ oder „im Rahmen des<br />
Zumutbaren…“, dass ich einfach kein Vertrauen<br />
in die 5. <strong>IV</strong>G-Revision habe. Ohne<br />
klare verbindliche Verpflichtungen der<br />
Arbeitgeberseite wird sich hierzulande einfach<br />
nichts ändern und die angestrebten<br />
Ziele können nicht erreicht werden. Die<br />
benachteiligten Menschen werden <strong>mit</strong> der<br />
5. <strong>IV</strong>G-Revision noch mehr auf der Strecke<br />
bleiben.<br />
Sind Sie ein <strong>Referendum</strong>sbefürworter oder<br />
ein <strong>Referendum</strong>sgegner? Wieso?<br />
Ich wäre sehr glücklich, wenn das <strong>Referendum</strong><br />
zu Stande kommen würde. Geschieht<br />
dies, so wären die behinderten Menschen<br />
<strong>mit</strong> einem Schlag landesweit im Gespräch.<br />
Die Politikerinnen und Politiker kämen dann<br />
wohl nicht darum herum, sich im Abstimmungskampf<br />
seriöser <strong>mit</strong> der Sache auseinanderzusetzen.<br />
Was müssten die Hörbehindertenverbände<br />
tun, um den Anliegen der Hörbehinderten in<br />
der Politik generell mehr Gewicht zukommen<br />
zu lassen?<br />
Es braucht dringend eine verbesserte<br />
Zusammenarbeit und ein eigentliches<br />
Zusammenspannen unter den verschiedenen<br />
Hörbehindertenverbänden. Da<strong>mit</strong> dies<br />
aber erreicht werden kann, müssen wir<br />
bereit sein, auch über unseren eigenen<br />
Schatten zu springen. Gemäss einer Aussage<br />
des SGB-Präsidenten in visuell plus war<br />
bei sonos, pro audito und beim SGB-FSS in<br />
der Frage des <strong>Referendum</strong>s zur 5. <strong>IV</strong>G-Revision<br />
keine gemeinsame Absprache möglich,<br />
und schlussendlich sprach sich nur der SGB-<br />
FSS für das <strong>Referendum</strong> aus. Falls dies<br />
stimmt, finde ich es sehr schade. Diese Vorgehensweise<br />
zeugt nicht von Stärke und Einheit<br />
und ist <strong>mit</strong> Bestimmtheit hinderlich für<br />
das Durchsetzen von Anliegen für die betroffenen<br />
Menschen.<br />
Welche Anliegen der Hörbehinderten sind<br />
aus Ihrer Sicht vordringlich zu behandeln?<br />
Vorab müsste die schulische Ausbildung der<br />
hörbehinderten Kinder markant verbessert<br />
werden. Zudem muss <strong>mit</strong> Nachdruck daraufhin<br />
gewirkt werden, dass die Gebärdensprache<br />
als vollwertige Unterrichtssprache<br />
während der obligatorischen Schulzeit eingeführt<br />
bzw. unterrichtet wird. Betrüblich ist<br />
zudem, dass das schulische Niveau an den<br />
Gehörlosenschulen auf einem sehr niedrigen<br />
Stand ist und hier dringender Handlungsbedarf<br />
angezeigt ist. Eine verbesserte<br />
schulische Ausbildung bedeutet schlussendlich,<br />
dass bessere berufliche Chancen<br />
bestehen. Sie ist so<strong>mit</strong> Garantin für die<br />
bessere soziale und berufliche Integration<br />
in unserer Gesellschaft. Wichtig ist zudem,<br />
dass wir die Arbeitgeber bzw. die Arbeitgeberverbände<br />
proaktiv <strong>mit</strong>tels einer offensiven<br />
Öffentlichkeitsarbeit auf unsere Anliegen<br />
und Forderungen aufmerksam machen<br />
und wir uns für den wichtigen und unabdingbaren<br />
Informationsaustausch engagieren.<br />
Im Weiteren müssen wir unsere<br />
Bemühungen verstärken, dass wichtige<br />
Kader-Stellen insbesondere <strong>mit</strong> Führungsverantwortung<br />
verbundene Stellen von<br />
Organisationen des Gehörlosenwesens,<br />
aber auch z.B. von <strong>IV</strong>-Stellen, in Zukunft<br />
vermehrt von gehörlosen oder hörbehinderten<br />
ArbeitnehmerInnen besetzt werden<br />
können. Da<strong>mit</strong> dieses ambitiöse Ziel überhaupt<br />
erreicht werden kann, müssen wir als<br />
selbstverständliche Grundvoraussetzung<br />
über eine gute Lautsprachkompetenz verfügen.<br />
Der Zugang zu beruflich anspruchsvoller<br />
Arbeit sollte allen gehörlosen und<br />
hörbehinderten Menschen zur Verfügung<br />
stehen.<br />
Unter Hörbehinderten ist die Arbeitslosenrate<br />
mindestens doppelt so hoch <strong>wie</strong> unter<br />
Hörenden. Was müsste aus Ihrer Sicht<br />
getan werden, da<strong>mit</strong> die Arbeitslosenquote<br />
unter den Hörbehinderten niedriger<br />
wird?<br />
Wie bereits erwähnt, müssten die Gehörlosen-Verbände<br />
die Arbeitgeberverbände<br />
konsequent bearbeiten und sie gezielter<br />
über die Bedürfnisse, Anliegen und Forderungen<br />
hörbehinderter ArbeitnehmerInnen<br />
informieren.<br />
Wegen der oftmals ungenügenden Ausbildung<br />
und den mangelhaften Sprachkompetenzen<br />
ist es für Gehörlose und Hörbehin-<br />
17
derte schwer <strong>mit</strong> den heute geltenden<br />
beruflichen Anforderungen zu bestehen.<br />
Deshalb muss dringend daraufhin gearbeitet<br />
werden, dass in genügender Zahl spezifische<br />
hörbehindertengerechte (Nischen-)<br />
Arbeitsplätze durch die Wirtschaft zur Verfügung<br />
gestellt werden.<br />
Sie haben als Gehörloser Jura studiert, das<br />
Anwaltspatent erworben und Sie arbeiten<br />
heute als Gerichtsschreiber am Bundesgericht<br />
in Luzern (vormals Eidg. Versicherungsgericht).<br />
Sie haben eine „steile Karriere“<br />
gemacht. Welche Faktoren in Ihrem<br />
Leben haben dies ermöglicht? Auf was<br />
kommt es an, da<strong>mit</strong> auch andere Hörbehinderte<br />
und Gehörlose beruflich so vorankommen<br />
<strong>wie</strong> Sie?<br />
Ein wesentlicher Faktor ist sicher, dass ich<br />
nicht als Geburtsgehörloser zur Welt kam.<br />
Ich ertaubte an den Folgen einer Hirnhautentzündung<br />
im Alter von 5 1/2 Jahren. Bis<br />
zu meiner Ertaubung konnte ich die Mundartsprache<br />
erwerben und verfügte zudem<br />
über eine gute und richtige sprachliche<br />
Artikulation. Dank meiner differenzierten<br />
sprachlichen Ausdrucksweise wurde ich<br />
von den anderen immer sehr gut verstanden.<br />
Während meiner Schulzeit an den<br />
öffentlichen Schulen hatte ich das Glück,<br />
dass ich meistens von einer verständnisvollen<br />
Lehrerschaft betreut wurde. Diese für<br />
mich sehr wichtige und wertvolle Unterstützung<br />
fiel während meiner Studien an<br />
der Universität gänzlich weg. In dieser Zeit<br />
erfuhr ich in keiner Art und Weise eine<br />
Unterstützung seitens der Uni. Ich war völlig<br />
auf mich selbst gestellt. Dies führte<br />
dann auch dazu, dass ich während meines<br />
ganzen Studiums nur zwei Mal an der Universität<br />
war, nämlich an der Zwischenprüfung<br />
und an der Schlussprüfung.<br />
Meinen ersten Job hatte ich bei der <strong>Schweiz</strong>erischen<br />
Ausgleichskasse in Genf, wo ich<br />
fünf Jahre lang arbeitete. Anschliessend<br />
wechselte ich an das Eidg. Versicherungsgericht,<br />
seit dem 1. Januar 2007 Bundesgericht,<br />
in Luzern als Gerichtsschreiber in der<br />
1. Sozialversicherungsrechtlichen Abteilung.<br />
Da<strong>mit</strong> dieser schulische und berufliche<br />
Werdegang möglich wird, braucht es sicher<br />
eiserne Disziplin und einen ausgeprägten<br />
Durchhaltewillen.<br />
Unsere LeserInnen interessieren sich<br />
bestimmt für Ihre Biografie. Können Sie<br />
ganz generell etwas sagen, <strong>wie</strong> Sie aufgewachsen<br />
sind und <strong>wie</strong> Ihre Lebenssituation<br />
heute aussieht?<br />
Geboren: 1961<br />
Zivilstand: verheiratet, keine Kinder<br />
Ertaubung: im Alter von 5 1/2 Jahren an den<br />
Folgen einer Hirnhautentzündung<br />
Schulen: 4 Jahre Sprachheilschule in<br />
Münchenbuchsee<br />
Öffentliche Sekundarschule in Zollikofen<br />
Gymnasium in Bern<br />
Studium als Fürsprecher an der Universität<br />
in Bern<br />
Hobbies: Schachspielen (war 1988 Weltmeister<br />
im Gehörlosen-Schach)<br />
Sie waren lange Zeit Vorstands<strong>mit</strong>glied<br />
beim SGB-FSS. Heute nicht mehr. Betätigen<br />
Sie sich heute immer noch politisch<br />
und wenn ja, in welchem Gremium, und<br />
was beschäftigt Sie in Ihrer aktuellen politischen<br />
Arbeit am meisten?<br />
Als Gleichstellungsrats-Mitglied der Organisation<br />
AGILE überwache ich bzw. bin ich<br />
dafür besorgt, dass das Behindertengleichstellungsgesetz<br />
im Sinne der Betroffenen<br />
korrekt angewandt wird.<br />
Im Weiteren halte ich - u.a auch auf Einladung<br />
einiger sonos angeschlossener<br />
Gehörlosenfachstellen - vor den eidgenös-<br />
sischen Abstimmungen regelmässig Vorträge<br />
zu den Abstimmungsvorlagen.<br />
Ab und zu übernehme ich spontan ganz<br />
verschiedene zeitlich begrenzte Aufträge.<br />
Haben Sie einen Wunsch?<br />
Mir persönlich wäre es wichtig, wenn<br />
eine bessere Zusammenarbeit aller Hörbehinderten-Organisationen<br />
in der<br />
<strong>Schweiz</strong> erreicht werden könnte.<br />
Lieber Herr Hadorn, vielen herzlichen<br />
Dank für das offene und interessante<br />
Gespräch.<br />
für die sonos Redaktion<br />
Roger Ruggli<br />
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Auskunft:<br />
Frau Verena Hess verlangen<br />
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Belgiens Gehörlose<br />
und die Monarchie<br />
Paul Egger<br />
Belgien ist ein Königreich, das heisst aber<br />
nicht, dass der gegenwärtige Monarch,<br />
Albert II., allein regiert. Es handelt sich seit<br />
1831 um eine Parlamentarische Monarchie<br />
<strong>mit</strong> zwei Kammern, einer 150 Mitglieder<br />
umfassenden Volkskammer und einem 71<br />
Vertreter aufweisenden Senat. Drei Regionen,<br />
Flandern, Wallonien und die Hauptstadt<br />
Brüssel, unterstehen einer Verwaltung<br />
<strong>mit</strong> Parlamenten, ausserdem gibt es<br />
noch je einen Rat der französisch- und<br />
deutschsprachigen Gemeinschaft. Auch<br />
das Gehörlosenwesen scheint ziemlich<br />
kompliziert. Gegenwärtig erschüttert ein<br />
Prozess das Vertrauen in die Monarchie.<br />
Wir müssen auf das kleine Land im Norden<br />
Europas nochmals zurückkommen. Belgien<br />
ist ein junger Staat, kein Vergleich <strong>mit</strong> der<br />
über sieben Jahrhunderte alten Eidgenossenschaft.<br />
Und Belgien ist keine Republik.<br />
Des Königs Konterfei hängt in allen Amtsstuben,<br />
Wirtshäusern und Wartsälen, in<br />
Büros und Boutiquen. Aber die Belgier<br />
haben zum Königshaus ein gespaltenes<br />
Verhältnis. Wegen des schwarzen Schafes<br />
namens Laurent. Der 43jährige Prinz brachte<br />
den Palast gleich zu Beginn des Jahres<br />
2007 ins Zittern, diesmal wegen einer<br />
Unterschlagungsaffäre öffentlicher Gelder<br />
durch die belgische Marine. 14 Offiziere<br />
so<strong>wie</strong> einheimische Unternehmer sind<br />
angeklagt, zwischen 1998 und 2000 unberechtigte<br />
zwei Millionen Euro eingestrichen<br />
zu haben. 175’000 davon sollen der Villa<br />
Clémentine, Residenz des Prinzen, zugute<br />
gekommen sein. Sie wurde sozusagen auf<br />
Staatskosten renoviert. Die Höhe gefälschter<br />
Rechnungen wird <strong>mit</strong> 400’000 Euro<br />
beziffert! Das ist Wasser auf die Mühlen der<br />
Opposition. Die flämischen Nationalisten<br />
rufen lautstark nach einer Reform des<br />
Königtums. Den Blaublütigen seien nur<br />
noch Repräsentationspflichten zuzuweisen,<br />
und sie hätten sonst <strong>wie</strong> jedermann zu<br />
arbeiten, <strong>wie</strong> das in Schweden und Norwegen<br />
der Fall sei, wo Prinzen und Prinzessinnen<br />
einem Verdienst nachgehen.<br />
Wiener Kongress<br />
Belgiens Monarchie geht auf den Wiener<br />
Kongress von 1815 zurück. Nach dem Sturz<br />
Napoleons berieten unter der Leitung von<br />
Klemens Fürst von Metternich Vertreter<br />
aller europäischen Staaten die Neuordnung<br />
Europas. Metternich trat für ein föderatives<br />
Mitteleuropa unter der Führung Österreichs<br />
ein. Auch der Vertreter Grossbritanniens<br />
strebte ein Gleichgewicht der Mächte<br />
an. Aus diesem Grunde lehnten sein Land<br />
und Österreich die Forderung von Zar Alexander<br />
I. nach Annexion Polens durch Russland<br />
und Annexion Sachsens durch Preussen<br />
ab. Talleyrand, der Vertreter Frankreichs,<br />
wusste durch geschicktes Taktieren<br />
das Beste für die Bourbonen herauszuschlagen.<br />
Bewegte Geschichte<br />
Geschichtlich unterscheiden die Historiker<br />
fünf Perioden: Im 14. bis 16. Jahrhundert<br />
die burgundische, von 1566 bis 1713 die<br />
spanische, von 1719 bis 1794 die österreichische,<br />
von 1795 bis 1815 die französische<br />
und von 1815 bis 1830 die holländische<br />
Periode. Nach einem Aufstand in Brüssel<br />
gegen die Bevormundung durch die<br />
Niederlande proklamiert 1830 das katholisch-liberale<br />
belgische Bürgertum die<br />
Unabhängigkeit Belgiens. Jede der Herrschaften<br />
hinterliess Spuren, die sich bis auf<br />
den heutigen Tag verfolgen lassen. Unter<br />
Albert I. wurde Belgien 1908 durch die<br />
Inbesitznahme Kongos (Kinshasa) Kolonialmacht,<br />
<strong>mit</strong> einem siebzigmal grösseren<br />
Territorium als das Mutterland.<br />
Mancherlei Auswirkungen<br />
Der erwähnte Kongress hatte nebenbei<br />
bemerkt auch Auswirkungen auf unser<br />
Land, anerkannte er doch den schweizerischen<br />
Staatenbund aus 22 Kantonen und<br />
garantierte seine Neutralität. Weniger<br />
glücklich war der Entscheid, Belgien und<br />
Holland zum Königreich der Vereinigten<br />
Niederlande zusammenzuschliessen. Das<br />
passte weder den Belgiern noch den<br />
Holländern. 1830 kam es zur Revolution,<br />
die Belgier siegten über die Holländer und<br />
riefen die Unabhängigkeit aus. Leopold von<br />
Sachsen-Koburg wurde 1831 ihr Herrscher.<br />
Übrigens besteht eine Beziehung zwischen<br />
der Monarchie und der Gehörlosengemeinschaft.<br />
Die einheimische Gehörlosenvereinigung<br />
LBS (Ligue Belge de la Surdité)<br />
steht unter dem Patronat Ihrer Königlichen<br />
Hoheit, der Prinzessin Mathilde. Es handelt<br />
sich aber nicht um die offizielle Vereinigung,<br />
die FFSB (Fédération Francophone<br />
des Sourds de Belgique) heisst; sie ist ihr<br />
nur zugehörig. Wieso das so ist, konnte uns<br />
niemand genau erklären, und auch auf die<br />
Frage, ob es <strong>weiter</strong>e Vereinigungen im belgischen<br />
Gehörlosenwesen gibt, blieb die<br />
Antwort aus. Die drei Amtssprachen Niederländisch,<br />
Französisch und Deutsch<br />
machen die Dinge nicht einfacher. Der Zug<br />
scheint auf verschiedenen Schienen zu laufen.<br />
Gehörlose organisieren sich<br />
Die Gründung der LBS geht auf das Jahr<br />
1934 zurück. Damals war sie eher ein<br />
Freundeskreis als ein Verein. 13 Jahre später<br />
werden im Provinzialinstitut für Taubstumme<br />
von Berchem Sankt Agathe die<br />
ersten Sprachkurse organisiert, denen Professor<br />
Raymond Saussus vom genannten<br />
Institut vorstand. Diese Kurse erfuhren in<br />
19<br />
Brüssel: Das alte Königshaus an der Grand Place
der Folge eine Ausweitung in alle frankophonen<br />
Provinzen Belgiens. Die Schwerhörigen<br />
wurden <strong>mit</strong>einbezogen. Vor fünf<br />
Jahren erfolgte die Aufnahme in die oben<br />
erwähnte nationale Dachorganisation<br />
FFSB. Im Jahr 2009 wird die Liga 75 Jahre<br />
ihrer Existenz feiern.<br />
Mobbing am Arbeitsplatz<br />
<strong>mit</strong> Institut für Psychologie<br />
und Kommunikation ipk,<br />
Zürich<br />
Samstag, 10. März 2007<br />
Kubanische Tänze - Merengue<br />
<strong>mit</strong> Ibis Hernandez<br />
Samstag, 31.März bis Sonntag,<br />
1. April 2007<br />
Orientalisch Kochen<br />
<strong>mit</strong> Vera-Lynn Niklaus<br />
Samstag, 14. bis Sonntag,<br />
15.April 2007<br />
Klare Ziele<br />
Die LBS sieht sich als Verband von Gehörlosen<br />
und Schwerhörigen so<strong>wie</strong> von Fachleuten<br />
des Gehörlosenwesens <strong>mit</strong> dem Zweck,<br />
zu informieren, zu sensibilisieren und Hilfe<br />
zu leisten. Sie ver<strong>mit</strong>telt Gehörlosen und<br />
Schwerhörigen Kenntnisse, besser <strong>mit</strong><br />
ihrer Behinderung zurechtzukommen, sie<br />
Wiener Kongress.<br />
Kupferstich von Jean Godefroy<br />
Bildungsstätte Fontana Passugg<br />
aus der Isolation zu lösen und die Eingliederung<br />
ins familiäre, soziale und berufliche<br />
Netz zu erleichtern. Das Ablesen und der<br />
Gebrauch der Gebärdensprache gehören zu<br />
den wichtigsten Anliegen. Die Liga macht<br />
ihre Mitglieder auch <strong>mit</strong> den technischen<br />
Fortschritten vertraut und vertritt als<br />
Sprachrohr ihre Interessen. Sie klärt die<br />
Öffentlichkeit über die Natur der Gehörlosigkeit<br />
und Schwerhörigkeit auf und versucht,<br />
Frustration <strong>wie</strong> Missbehagen, welche<br />
zwischen Hörgeschädigten und Hörenden<br />
entstehen können, vorzubeugen. Um<br />
die Verbindung untereinander aufrechtzuerhalten,<br />
erscheint vierteljährlich ein Bulletin,<br />
zudem sind monatlich Zusammenkünfte<br />
vorgesehen, und ein Sekretariat in Hoeilaart<br />
bietet Hilfe an im komplizierten Verkehr<br />
<strong>mit</strong> den amtlichen Stellen. Der Jahresbeitrag<br />
liegt bei 50 Euro.<br />
Neues Kursprogramm für Hörbehinderte<br />
Unter dem Motto „Kurse für alle Sinne“ ist das neue Kursprogramm 2007 der Bildungsstätte<br />
für Gehörlose, Schwerhörige und Ertaubte Fontana in Passugg erschienen. Dies ist<br />
bereits das 10. Jahr eigener Bildungsangebote für Hörbehinderte und Gehörlose. Unzählige<br />
Kursideen <strong>mit</strong> innovativen, verständnisvollen Leiterinnen und Leitern wurden seither<br />
ausprobiert, <strong>weiter</strong>entwickelt, <strong>wie</strong>der aufgegeben, durch Neues ersetzt. Dabei konnte Fontana<br />
Passugg auch seine besondere Stärke herausbilden: Kurse für Menschen <strong>mit</strong> unterschiedlichen<br />
Hörbehinderungen so<strong>wie</strong> für Hörende gemeinsam zu entwickeln, Brücken zu<br />
bauen und diese einmalige Bereicherung erlebbar zu machen.<br />
Ein bunter Strauss von Kursangeboten steht den Interessierten offen. Ganzheitliches Lernen<br />
wird möglich, denn es sind Kurse für alle Sinne dabei. Teamgeist prägt die Lernatmosphäre,<br />
sei es in der traditionellen Ferienwoche, in der Humor und Heiterkeit nicht zu kurz<br />
kommen. Oder im Computerkurs für jung gebliebene Ältere oder erst recht im Gedächtnistraining.<br />
Im April lernen Sie lustvoll orientalisch zu kochen - Gaumenfreuden sind angesagt<br />
- das Essen wird zu einem Fest für alle Sinne. In den Fotokursen können Sie Ihre Kreativität<br />
entwickeln, sich bei kubanischem Tanz oder Trommeln entspannen und neue Lebensfreude<br />
entdecken. Da<strong>mit</strong> können Sie den Ansprüchen des Alltags <strong>wie</strong>der<br />
<strong>mit</strong> mehr Lust und Leichtigkeit begegnen.<br />
Bestellung und Informationen: Bildungsstätte für Gehörlose,<br />
Schwerhörige und Ertaubte, 7062 Passugg-Araschgen,<br />
Tel. 081 250 50 55, Fax 081 250 50 57, oder über die Homepage:<br />
www.bildungsstaette.ch<br />
Gisela Riegert, Bildungsbeauftragte
Brennpunkt Pflegefamilie<br />
Alles zum Wohl des Kindes?<br />
Nach der Geburt wurde das Kind von hörbehinderten<br />
Eltern bei einer evangelikalen<br />
Pflegefamilie untergebracht. Für eine<br />
Umplatzierung kämpften sie vergebens.<br />
Text: Edith Lier, BEOBACHTER 24/2006<br />
Der Entschluss, ihren dreijährigen Sohn<br />
Martin zur Adoption freizugeben, wird den<br />
Eltern Keller (Namen der Betroffenen geändert)<br />
ein Leben lang auf der Seele liegen.<br />
«Nach dem zermürbenden Kampf <strong>mit</strong><br />
Ämtern und Gerichten sind wir psychisch<br />
am Ende und sehen keine andere Möglichkeit»,<br />
liessen sie die Vormundschaftsbehörde<br />
schriftlich wissen. Es hätte ihnen<br />
das Herz gebrochen, Martin <strong>weiter</strong>hin nur<br />
besuchsweise in der religiös ausgerichteten<br />
Pflegefamilie aufwachsen zu sehen,<br />
ohne auf die Erziehung Einfluss nehmen zu<br />
können. Beide Elternteile sind hörbehindert.<br />
Die heute 36-jährige Mutter<br />
beherrscht die Gebärdensprache.<br />
Der drei Jahre jüngere Vater<br />
artikuliert sich dank der Erziehung<br />
im Elternhaus ausserdem<br />
brockenweise auf Hochdeutsch<br />
und arbeitet als Informatiker<br />
beim Bund.<br />
Nach der Geburt ihres Sohnes<br />
vor drei Jahren waren die jungen<br />
Eltern doppelt glücklich: Martin<br />
hatte keine Hörbehinderung.<br />
Doch schon auf der Säuglingsstation<br />
kam es zwischen der<br />
Mutter und dem Betreuungsteam<br />
zu Verständigungssch<strong>wie</strong>rigkeiten<br />
und Meinungsverschiedenheiten. Insbesondere<br />
sorgten die Eltern für Irritation, als<br />
sie sich kurzfristig für einige Tage zur Erholung<br />
abmeldeten und das Kind, eine Frühgeburt,<br />
so lange im Spital in Pflege liessen.<br />
Die Fachstelle für Kindesschutz und Opferhilfeberatung<br />
informierte umgehend die<br />
Vormundschaftsbehörde. Der Grund: Bei<br />
der täglichen Pflege des Säuglings im Spital<br />
habe sich gezeigt, dass die Mutter nicht<br />
in der Lage sei, ihr Kind selbstständig zu<br />
betreuen, und auch jegliche Hilfe ablehne.<br />
Daraufhin wurde ihr die Obhut entzogen,<br />
und die Vormundschaftsbehörde Winterthur<br />
ernannte eine Beiständin.<br />
Als die Eltern nach ihren Ferientagen den<br />
Säugling nach Hause holen wollten, verweigerte<br />
das Spital die Rückgabe. Wenig<br />
später wurde das Kind in eine sozialpädagogische<br />
Pflegefamilie im Kanton<br />
Thurgau platziert - für Kellers ein Schock.<br />
Die Reise von Winterthur in den Hinterthurgau<br />
war <strong>mit</strong> den öffentlichen Verkehrs<strong>mit</strong>teln<br />
umständlich. Zudem fühlte sich die<br />
hörbehinderte Mutter von Anfang an von<br />
den Pflegeeltern unverstanden. Diese <strong>wie</strong>derum<br />
warfen ihr eine abweisende Haltung<br />
vor. So verzichtete die Mutter ganz auf die<br />
Kontakte und überliess sie dem Vater.<br />
Die Welt nicht mehr verstanden<br />
Weil die Besuche immer auf einen Nach<strong>mit</strong>tag<br />
unter der Woche festgelegt waren, musste<br />
der Vater bei seinem Arbeitgeber ein<br />
Gesuch stellen - auf Kosten des Ferienguthabens.<br />
Seine Mutter begleitete ihn jeweils<br />
und freute sich über die Entwicklung ihres<br />
Nur die Spielsachen blieben bei der Grossmutter. Am Ende gab Familie Keller<br />
(Name geändert) den Kampf um ihren Sohn auf.<br />
Enkels. Sie setzte sich immer <strong>wie</strong>der dafür<br />
ein, dass Martin wenigstens jedes zweite<br />
Wochenende zu Hause verbringen sollte,<br />
und erklärte sich stets bereit, bei der<br />
Betreuung <strong>mit</strong>zuhelfen.<br />
Die Freude war gross, als Martin im Herbst<br />
2005, <strong>mit</strong>tlerweile zweijährig, sein erstes<br />
Wochenende zu den Eltern durfte. Umso<br />
grösser war die Enttäuschung, als die Beiständin<br />
Trudi Epp <strong>weiter</strong>e Besuche strich.<br />
Sie berief sich auf einen ärztlichen Bericht,<br />
laut dem bei den Eltern höchstwahrscheinlich<br />
etwas passiert sei, «das Martin psychisch<br />
sehr stark belaste». Die Grossmutter<br />
verstand die Welt nicht mehr. «Alles verlief<br />
harmonisch», erklärte sie. Man habe den<br />
Eltern gar keine Chance geben wollen,<br />
ihren Sohn selbstständig zu betreuen: «Hörbehinderte<br />
werden schnell einmal als geistig<br />
zurückgeblieben eingestuft.» Dem hält die Vormundschaftsbehörde<br />
Winterthur entgegen,<br />
oberstes Prinzip sei stets gewesen, «eine<br />
Gefährdung des Kindeswohls auszuschliessen».<br />
Ganz aus der Luft gegriffen ist die Vermutung<br />
von Grossmutter Keller allerdings nicht. Die<br />
Pflegefamilie führt in ihrem therapeutischen<br />
Konzept nämlich aus, es gehe in der «Elternarbeit»<br />
aufgrund des langzeitlichen Charakters<br />
der Platzierungen «nicht primär um Rückführungsfragen».<br />
Deshalb seien maximal zwei<br />
Besuche im Monat vorgesehen, «in der Regel<br />
bis zum Erwachsenwerden».<br />
Martin lebte schon zwei Jahre von Amts wegen<br />
im Thurgau, als sein Vater im Internet zufällig<br />
aufs Betriebskonzept der sozialpädagogischen<br />
Pflegefamilie stiess: «Wir orientieren uns an<br />
vielfältigen fachlichen Grundlagen und an dem<br />
Evangelium von Jesus Christus»,<br />
stand hier zu lesen. Tisch- und Abendgebete<br />
so<strong>wie</strong> Gottesdienst- und<br />
Sonntagsschulbesuche gehören zur<br />
Tagesordnung. Jetzt war für die Eltern<br />
auch klar, warum Martin alle christlichen<br />
Festtage <strong>wie</strong> Weihnachten oder<br />
Ostern nie bei ihnen zu Hause feiern<br />
durfte.<br />
Der Vater fühlte sich hintergangen.<br />
«Man hat uns Eltern nicht über diese<br />
religiöse Ausrichtung informiert,<br />
geschweige denn dazu unsere Meinung<br />
eingeholt», empört er sich. Er selber ist<br />
konfessionslos, Martin nicht getauft. Im letzten<br />
Frühling gelangte er ans Zürcher Obergericht<br />
<strong>mit</strong> der Forderung, sein Sohn sei in eine andere,<br />
leichter erreichbare und jedenfalls religiös neutrale<br />
Pflegefamilie zu verbringen und Trudi Epp<br />
als Beiständin abzusetzen.<br />
Was erst während der Gerichtsverhandlung ans<br />
Licht kam, verbitterte die Eltern zusätzlich:<br />
Ohne ihr Wissen verbrachte Martin jedes zweite<br />
Wochenende bei einer Familie im Zürcher Oberland,<br />
die der Evangelischen Brüdergemeinde<br />
angehört. Und der Pflegevater wählte als externen<br />
Fachberater und Supervisor ein Mitglied<br />
der Freien Evangelischen Gemeinde in Wetzikon.<br />
21
«Ein ausgesprochener Glücksfall»<br />
Immerhin rügte das Zürcher Obergericht,<br />
«eine staatliche Behörde, die Fremdplatzierungen<br />
in einer derart religiös geprägten<br />
Familie vornehmen will, müsste wohl langfristig<br />
auf eine neutrale Supervision drängen».<br />
Es forderte «Sicherungsmöglichkeiten»,<br />
die gewährleisten, dass sich die Pflegefamilie<br />
nicht die Kompetenzen der Eltern<br />
anmasst und die religiöse Erziehung des<br />
Kindes für sich beansprucht. Die Beiständin<br />
habe dafür zu sorgen, dass auch in der<br />
Ersatzfamilie «keine unzulässigen religiösen<br />
Einflussnahmen stattfinden». Entsprechend<br />
sei ihr Pflichtenheft zu ergänzen.<br />
Epp selber gab zu bedenken, für Martin<br />
liessen sich kaum andere Unterbringungsmöglichkeiten<br />
finden. Die jetzige sei «ein<br />
ausgesprochener Glücksfall», weil der Pflegevater<br />
die Gebärdensprache «einigermassen<br />
beherrsche» und sich so <strong>mit</strong> dem<br />
Kindsvater unterhalten könne.<br />
Der Gerichtsbeschluss ist nun hinfällig<br />
geworden, das Argument der Gebärdensprache<br />
ohne Belang. Die Eltern Keller<br />
waren des Kampfes endgültig müde. Sie<br />
liessen nach der ersten Zustimmung zur<br />
Adoption auch die Bedenkfrist verstreichen<br />
und gaben alle Spielsachen ihres Sohnes<br />
weg. Aus den Augen, aus dem Sinn. Aber<br />
für immer im Herzen.<br />
Anmerkungen der sonos-Redaktion:<br />
Belastende und erdrückende Lebenssituationen<br />
- ohne das langersehnte Licht am<br />
Ende des Tunnels zu sehen - bekommt man<br />
vielleicht ohne fremde Hilfe und Unterstützung<br />
nicht in den Griff.<br />
Viele Organisationen, Institutionen und<br />
Fachpersonen sind <strong>mit</strong> ihren Dienstleistungen<br />
für in Not geratene Menschen da, um zu<br />
helfen.<br />
Die sonos-Geschäftsstelle berät in Sorge<br />
geratene Menschen gerne. Zögern Sie nicht<br />
und melden Sie sich.<br />
Absolute Diskretion ist garantiert.<br />
sonos<br />
Geschäftsführerin lic. iur. Léonie Kaiser<br />
Telefon 044 421 40 15<br />
Fax 044 421 40 12<br />
E-Mail: lk@sonos-info.ch<br />
Gehörloser als Pantomime engagiert<br />
Schon 15 Mal den Josef gespielt<br />
Weihnachten sind vorbei, für den gehörlosen<br />
Dieter Spörri bleiben sie auch im Alltag<br />
präsent. Im Züricher Mimenchor (ZMC)<br />
der Gehörlosen spielt er regelmässig den<br />
Josef, der für ihn ein Vorbild ist.<br />
Text: Viviane Schwizer, Zürichsee-Zeitung<br />
linkes Ufer, Freitag, 29. Dezember 2006<br />
Für Dieter Spörri ist der biblische Josef<br />
nicht irgendeine Figur. Er spielte ihn in diesem<br />
Jahr schon zum 15. Mal im so genannten<br />
Zürcher Mimenchor (ZMC). Die pantomimische<br />
auftretende Truppe von ausschliesslich<br />
gehörlosen Menschen setzt<br />
sich zum Ziel, Menschen die ganze<br />
Geschichte rund um Weihnachten zu<br />
erzählen. Nicht nur die Herbergssuche und<br />
die Krippenszene sind dabei wichtig, sondern<br />
auch der Kontakt <strong>mit</strong> den drei Königen<br />
und die Flucht nach Ägypten. „Mimenchor“<br />
heisst die Gruppe, weil Gehörlosenpfarrer<br />
Eduard Kolb, der die pantomimische Gruppe<br />
im Jahr 1954 ins Leben rief, im Mimenchor<br />
das Pendant zum traditionellen Kirchenchor<br />
sah.<br />
Über den wohl bekanntesten Zimmermann<br />
philosophiert der hobbymässige Pantomime:<br />
„José ist ein verantwortungsbewusster<br />
Schaffer gewesen. Er begriff diese himmlische<br />
Schwangerschaft nicht. Trotzdem<br />
sorgte er für sein Verlobte, ging beherzt von<br />
Tür zu Tür und fragte nach einer Herberge<br />
für seine Partnerin.“ Entscheidungen, nicht<br />
Emotionen, seien auch damals gefragt<br />
gewesen. Josef drückte sich nicht davor. Er<br />
habe die Verantwortung ohne Wenn und<br />
Aber übernommen, sagt Dieter Spörri.<br />
Darum sei Josef für ihn ein Vorbild.<br />
Gebärden- und Lautsprache<br />
Im zivilen Leben ist Dieter Spörri, ein<br />
gelernter Uhrmacher, heute als Bankangestellter<br />
im Bereich IT-Support in einer<br />
Grossbank tätig. Seit einer Mittelohrentzündung<br />
im Alter von zwei Jahren ist er<br />
hochgradig schwerhörig. Er hört nur zu 15<br />
Prozent. Mit zwei starken Hörgeräten ist es<br />
ihm jedoch möglich, <strong>mit</strong> Hörenden die<br />
gesprochene Sprache zu verstehen und<br />
normal zu telefonieren. Er fühlt sich aber<br />
nach <strong>wie</strong> vor der Randgruppe der Gehörlosen<br />
zugehörig. Mit seiner ebenfalls gehörlosen<br />
Lebenspartnerin, einer diplomierten<br />
Gebärdensprachlehrerin, lebt er in Horgen/Käpfnach.<br />
Mit seiner Behinderung hat der 47-jährige<br />
Dieter Spörri umzugehen gelernt. Er kommuniziert<br />
als Gehörloser quasi in zwei<br />
Sprachen. Dazu meint er: „Privat spreche<br />
ich <strong>mit</strong> meiner gehörlosen Lebenspartnerin<br />
in Gebärdensprache, beruflich aber in normaler<br />
Lautsprache.“<br />
Fotokurs für Gehörlose<br />
Dieter Spörri ist seit über 27 Jahren im<br />
Mimenchor engagiert. Es fasziniert ihn, vor<br />
Publikum auf der Bühne aufzutreten. Seine<br />
Gestik und Mimik sind sehr ausgeprägt. Er<br />
erzählt schmunzelnd, dass er im Mimenchor<br />
einmal den Herodes gespielt habe.<br />
Aber da habe er sich zu sehr ins Zeug<br />
gelegt. Die Leute hätten wegen seiner<br />
wilden Gestik und den bedrohlichen Gebärden<br />
fast Angst gekriegt. Darum spiele er<br />
nun <strong>wie</strong>der den Josef.<br />
Im Übrigen freut sich der Horgner am Fotografieren.<br />
„Das Schauen ersetzt hörbehinderten<br />
Menschen teilweise das Hören“,<br />
erklärt er. Er liebt die Fotoreportage und<br />
gab auch Fotokurse für Gehörlose.<br />
Dieter Spörri weiss, dass in Horgen rund<br />
zehn gehörlose Menschen leben. Gerne<br />
würde er aber auch <strong>mit</strong> hörenden Leuten an<br />
seinem Wohnort kommunizieren. Er sagt:<br />
„Es wäre schön, wenn die Bewohner aus<br />
Horgen und Umgebung <strong>mit</strong> uns Gehörlosen<br />
in Gebärdensprache kommunizieren würden.<br />
Denn die Gebärdensprache ist eine<br />
Sprache des Herzens. Wenn dies gelänge,<br />
würde Horgen lebendiger werden.“
<strong>Schweiz</strong>erische CAB, <strong>Schweiz</strong>erische Caritasaktion der Blinden, der Zürich Blinden, Zürich<br />
für Menschen <strong>mit</strong> einer Hör- und Sehbehinderung<br />
Gottesdienst und Tag der Begegnung<br />
Für Menschen <strong>mit</strong> einer Hör- und Sehbehinderung<br />
Gemeindehaus der Pfarrei „Peter und Paul“<br />
Herzliche Einladung im Jahr 2007<br />
Bekannte dazu ein.<br />
Im Gemeindehaus der Pfarrei „Peter und Paul“<br />
Laurenzenvorstadt 80, 5000 Aarau<br />
ab Im 09:30 Jahr h 2007 laden Eintreffen wir <strong>wie</strong>der an drei Sonntagen zu Begegnungen<br />
bis 10:00 h gibt es Getränke (Kaffee, Tee, Saft, Wasser) und Gipfeli<br />
10:15 und h einer Feier Gottesdienst der Eucharistie in den Räumen der Pfarrei „Peter<br />
und Paul“ in Aarau ein.<br />
Bitte merkt euch die Daten vor und ladet Freunde und Bekannte<br />
14:40 h Fortsetzung bei Kaffee/Tee und Kuchen<br />
dazu ein.<br />
Daten:<br />
Sonntag Thema<br />
29. April 2007 Frieden<br />
24. Juni 2007 Mut<br />
Gottesdienst und Tag der Begegnung<br />
Herzliche Einladung im Jahr 2007<br />
11. Nov. 2007 Barmherzigkeit<br />
Programm<br />
Elisabeth Gimpert und Johannes Heinrich Koller, Taubblindenarbeiter CAB<br />
ab 09:30 h Eintreffen Mit Küchenchefin, Helferinnen und Helfer<br />
bis 10:00 h gibt es Getränke (Kaffe, Tee, Saft, Wasser) und<br />
Höranlage und Gebärdensprache:<br />
Gipfeli<br />
10:15 h Gottesdienst denDolmetscherin engagieren.<br />
11:30 h Pause<br />
Anmeldung:<br />
12:15 h Mittagessen und Mittagspause – anschliessend,<br />
13:45 h Gemeinschaft und Austausch<br />
14:40 h<br />
15:20 h<br />
Fortsetzung CAB, <strong>Schweiz</strong>. bei Kaffe/Tee Caritasaktion und der Blinden Kuchen<br />
Schrennengasse 26, 8003 Zürich<br />
Schlusssegen<br />
Alle Gäste sollten ihre Züge für die Rückreise rechtzeitig erreichen.<br />
Ort:<br />
Laurenzenvorstadt 80, 5000 Aarau<br />
Im Jahr 2007 laden wir <strong>wie</strong>der an drei Sonntagen zu Begegnungen und einer Feier der Eucharistie in den<br />
Räumen der Pfarrei „Peter und Paul“ in Aarau ein. Bitte merkt euch die Daten vor und ladet Freunde und<br />
29. April 2007 / Thema Frieden; 24. Juni 2007 / Thema Mut; 11. Nov. 2007 / Thema Barmherzigkeit<br />
Programm:<br />
11:30 h Pause<br />
12:15 h Mittagessen und Mittagspause<br />
13:45 h Gemeinschaft und Austausch<br />
15:20 h Schlusssegen<br />
Alle Gäste sollten ihre Züge für die Rückreise rechtzeitig erreichen.<br />
Begleitung:<br />
Wer Hilfe bei der Suche für eine Begleitung braucht oder den Fahrplan wissen möchte, meldet sich bitte bei<br />
der Adresse am Schluss dieser Einladung.<br />
Das Gemeindehaus der Pfarrei „Peter und Paul“ befindet sich auf dem Weg vom Bahnhof, vorbei an der Post<br />
durch die Poststrasse, und vorbei an der Kirche „Peter und Paul“ rechts. Für den Fussweg vom Bahnhof<br />
benötigt man etwa 7 Minuten.<br />
Die Mitarbeiter freuen sich auf Ihr Kommen.<br />
Gestaltet werden die Gottesdienste von<br />
Christoph Albrecht, Priester<br />
Für den Gottesdienst kommt nicht nur eine gute Höranlage zum Einsatz, wir werden auch <strong>wie</strong>der eine Gebär-<br />
Für die Planung sind wir dankbar, wenn Sie sich anmelden bis zum Mittwoch vor dem Termin am Sonntag.<br />
Name, Vorname und Ort reichen aus. Sie können dies schriftlich tun, <strong>mit</strong> dem Telefon, Fax oder per E-Mail.<br />
Ressort Taubblinde, Johannes Heinrich Koller<br />
Tel 044 466 50 68<br />
Fax 044 462 13 04<br />
E-Mail j.koller@cab-org.ch<br />
C:\Dokumente und Einstellungen\All Users\Dokumente\sonos febr07\TBGD Einladung 2007.doc<br />
23
Rubrik: Porträt<br />
Blinder Hotelfachmann<br />
Für Jean Baldo war es ein Sprung ins kalte<br />
Wasser, als er vor neun Jahren ins Engadin<br />
fuhr, um sich im Hotel Waldhaus in Sils für<br />
ein Praktikum vorzustellen. Die Reise hat<br />
sich gelohnt, denn heute ist Baldo im Fünfsternhotel<br />
fest angestellt. In der Sommerund<br />
der Wintersaison arbeitet er als<br />
Receptionist an der Loge; in den Zwischensaisons<br />
ist er im Restaurant Blinde<br />
Kuh in Zürich im Service beschäftigt. All<br />
das ist keine Selbstverständlichkeit, denn<br />
der 31-jährige Ostschweizer ist blind. Er<br />
hat als erster Blinder die Zürcher Hotelfachschule<br />
absolviert.<br />
Aus NZZ vom 6. Dezember 2006<br />
„Ich kam acht Wochen zu früh zur Welt,<br />
wurde nach der Geburt <strong>mit</strong> Sauerstoff versorgt,<br />
und eine zu hohe Sauerstoffzufuhr<br />
führte zur Erblindung“, sagt er. Die Eltern<br />
seien einige Monate später <strong>mit</strong> der Diagnose<br />
konfrontiert worden, als ihnen aufgefallen<br />
war, dass <strong>mit</strong> ihrem Kind etwas nicht<br />
stimmte. Die Mutter meldete sich beim<br />
behandelnden Arzt und redete ihm ins<br />
Gewissen – rechtliche Konsequenzen hatte<br />
der Fall jedoch nicht. Jean Baldo hat nach<br />
seinen eigenen Worten gelernt, <strong>mit</strong> der<br />
Behinderung zu leben. „Ich bin da<strong>mit</strong> aufgewachsen<br />
und gebe mir Mühe, das Beste<br />
daraus zu machen.“ Dazu lässt er nichts<br />
unversucht. Er besuchte eine Primar- und<br />
Sekundarschule für Blinde, schloss eine<br />
Handelsschule und eine kaufmännische<br />
Ausbildung ab, bildete sich zum Telefonisten<br />
<strong>weiter</strong> und wurde schliesslich als<br />
Praktikant im „Waldhaus“ in Sils angestellt.<br />
An das Vorstellungsgespräch kann er<br />
sich lebhaft erinnern. Während es ihm<br />
keine Mühe bereitete, den Direktor und<br />
dessen Familie von sich zu überzeugen, war<br />
es ein hartes Stück Arbeit, die Unterstützung<br />
des damaligen Concierge zu gewinnen.<br />
Dieser war bereits dreissig Jahre lang<br />
im Betrieb tätig und brachte dem blinden<br />
Bewerber gewisse Vorbehalte entgegen.<br />
Erst als der Concierge gesehen habe, <strong>wie</strong><br />
der Neue arbeitete und <strong>mit</strong> den Gästen<br />
umging, sei das Eis geschmolzen, erzählt<br />
Baldo.<br />
An der Hotellerie fasziniert ihn der Umgang<br />
<strong>mit</strong> den Gästen, die Möglichkeit, diese zu<br />
verwöhnen und ein Klima des Vertrauens<br />
zu schaffen. In einem Fünfsternhotel haben<br />
die Gäste gewisse Erwartungen, die er auch<br />
als Blinder erfüllen muss. „Das kostet mich<br />
manchmal mehr Energie als einen Sehenden“,<br />
räumt er ein. „Wenn ich ihre<br />
Ansprüche erfüllen kann, sind die meisten<br />
Gäste dafür umso dankbarer.“ Ist er in der<br />
Zwischensaison in der „Blinden Kuh“,<br />
einem komplett verdunkelten Lokal, als<br />
Kellner tätig, fühlt er sich ein bisschen <strong>wie</strong><br />
in einer anderen Welt: Im Hotel musste er<br />
sich am Anfang beweisen, bis seine Leistungen<br />
von den Gästen anerkannt wurden.<br />
In der „Blinden Kuh“ dagegen seien es nun<br />
die Gäste, die sich anstrengen müssten.<br />
„Weil sie im Dunkeln sitzen und nichts<br />
sehen, bin für einmal ich in der Rolle des<br />
Helfenden.“ Dieser Rollentausch sei für ihn<br />
eine willkommene Abwechslung.<br />
Jean Baldo hadert nicht <strong>mit</strong> seinem Schicksal,<br />
sondern denkt optimistisch an die<br />
Zukunft. „Immer dann, wenn Routine aufkommt,<br />
ist es für mich Zeit, etwas Neues zu<br />
lernen.“ Demnächst schliesst er einen Kurs<br />
als diplomierter Erwachsenenbildner ab,<br />
und über Weihnachten und Neujahr reist er<br />
zurück ins Hotel Waldhaus im Engadin. In<br />
der Freizeit fährt er Ski in Begleitung eines<br />
Privatskilehrers, im Sommer wandert er<br />
gerne <strong>mit</strong> Kollegen oder fährt Tandem.<br />
Musikhören gehört ebenfalls zu seinen<br />
Hobbies, genauso <strong>wie</strong> Lesen, gutes Essen<br />
und Kinobesuche. Ein Blinder geht ins<br />
Kino? Für Baldo keine Frage. „Ich mag gute<br />
Spielfilme; am liebsten solche, deren<br />
Geschichte von Dialogen und Geräuschen<br />
lebt.“ Aber auch der neuste „James Bond“-<br />
Film wäre für ihn kein Problem. Lautlose<br />
Sequenzen oder Actionszenen, die ausschliesslich<br />
<strong>mit</strong> Musik unterlegt sind, lässt<br />
er sich von seiner Begleitung beschreiben.<br />
Liebe Leserin und lieber Leser<br />
Es ist uns absolut bewusst, dass der<br />
obstehende Bericht über die Karriere von<br />
Jean Baldo in keiner Weise darüber hinwegtäuschen<br />
vermag, dass es heute<br />
immer noch vor allem viele Behinderte -<br />
unter ihnen zweifelsohne auch manch<br />
Hörbehinderte - gibt, die ihr Leben lang<br />
immer <strong>wie</strong>der <strong>mit</strong> Diskriminierung und<br />
Misserfolg etc. konfrontiert sind. sonos<br />
will gerade auch solchen Menschen eine<br />
Stimme geben bzw. über solche Menschen<br />
schreiben und auf Missstände aufmerksam<br />
machen. Vielleicht kennen Sie<br />
eine/n Hörbehinderte/n, den „sonos“<br />
unter der neuen Rubrik „Porträt“ vorstellen<br />
könnte.<br />
Wir freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme<br />
bzw. Ihr Feedback unter E-Mail:<br />
info@sonos-info.ch<br />
respektive Tel. 044 421 40 10
Gehörloser Lokalpolitiker in der<br />
Westschweiz<br />
Pierre Auger-Micou ist seit Geburt gehörlos.<br />
Er wohnt in Mathod, einer kleinen<br />
Gemeinde im Kanton Waadt. Er ist <strong>mit</strong><br />
einer ertaubten Frau verheiratet und Vater<br />
von zwei hörenden Kindern im Alter von 13<br />
und 11 Jahren.<br />
Aus 24 heures Région Nord Vaudois vom<br />
10. Oktober 2006 [Übersetzung lk]<br />
Im Sommer 2006 wurde er in Mathod in<br />
den Gemeinderat gewählt. Da<strong>mit</strong> ist er –<br />
leider – eine löbliche Ausnahme: Denn<br />
noch immer sind Menschen <strong>mit</strong> Behinderung<br />
in politischen Ämtern, gemessen an<br />
ihrem Anteil an der Bevölkerung, krass<br />
untervertreten. Zur Erinnerung: Im Eidgenössischen<br />
Parlament <strong>mit</strong> seinen 246<br />
Sitzen findet sich zurzeit genau ein (sichtbar)<br />
behinderter Abgeordneter.<br />
Pierre Auger-Micou lebt seit dem Jahr 2000<br />
in Mathod. Die Teilhabe als Gehörloser im<br />
Gemeinderat ist gerade in Mathod eigentlich<br />
eine logische Konsequenz, denn auf<br />
die rund fünfhundert Einwohner und Einwohnerinnen<br />
von Mathod fallen genau drei<br />
Gehörlose.<br />
Erst vor recht kurzer Zeit hat der zweiundvierzigjährige<br />
Familienvater Pierre Auger-<br />
Micou, der in seiner Freizeit begeistert Rad<br />
fährt, seine Lust, sich für Belange der Allgemeinheit<br />
und des Gemeinwohls zu engagieren,<br />
entdeckt. Er sei sich klar darüber<br />
geworden, <strong>wie</strong> wichtig die aktive politische<br />
Auseinandersetzung für behinderte Menschen<br />
sei. Wenn man sich vergegenwärtige,<br />
dass Hörende ständig eingetaucht würden<br />
in ein Vollbad von Informationen, sei es einfach<br />
zu verstehen, dass dies auf Gehörlose<br />
eben ganz und gar nicht zutreffe. Pierre<br />
Auger-Micou gibt gleich ein Beispiel ab,<br />
indem er darauf hinweist, dass nur gerade<br />
6 % der Fernsehsendungen untertitelt würden.<br />
Auch müsse man wissen, dass das<br />
Lesen von Zeitungen für gehörlose Menschen<br />
recht sch<strong>wie</strong>rig sei, denn die<br />
geschriebene Sprache stelle für gehörlose<br />
Menschen eine Fremdsprache dar, und die<br />
Texte in den Zeitungen seien oftmals recht<br />
kompliziert. Die wahre Muttersprache von<br />
Gehörlosen sei die Gebärdensprache. Um<br />
den Ausführungen im Gemeinderat, dem er<br />
angehört, folgen zu können, benötigt Pierre<br />
Auger-Micou eine Gebärdendolmetscherin,<br />
welche ab 2007 von der Gemeinde<br />
berappt werden soll. Die Dolmetscherin,<br />
Nathalie Trolliet, steht während der ganzen<br />
Ratsdebatte neben der Vorsitzenden des<br />
Gemeinderates und übersetzt alle Voten<br />
und die Diskussion, die manchmal<br />
annähernd zwei Stunden dauern, vollständig.<br />
Pierre Auger-Micout erklärt: „Die Dolmetscherin<br />
verfolgt die Debatte sehr genau<br />
und übersetzt alles präzise. Auch macht sie<br />
mir Angaben zum Klima und zur Umgebung.<br />
Wenn jemand eine humorvolle<br />
Bemerkung macht, Zorn oder Frustration<br />
zum Ausdruck bringt in seinem Votum,<br />
lässt Nathalie Trolliet mich dies wissen.<br />
Dies ist Bestandteil ihrer Berufspflicht, <strong>wie</strong><br />
auch ihrer Vertraulichkeit und Neutralität,<br />
die sie einhalten muss.“ Umgekehrt übersetzt<br />
die Dolmetscherin die Wortmeldungen<br />
von Pierre Auger-Micou dem Plenum.<br />
Wie hat der politisch aktive Neuling seinen<br />
ersten Einsatz erlebt? „Ich habe den Abend<br />
sehr interessant gefunden“, legt Pierre<br />
Auger-Micou dar. In seinem tiefsten Innern<br />
habe er sich indes schon ein bisschen unsicher<br />
gefühlt. Dies sei wohl in einer solchen<br />
Situation normal. Beim zweiten Mal in seiner<br />
neuen Funktion als Parlamentarier in<br />
Mathod habe er sich dann schon viel besser<br />
gefühlt.<br />
In kleinen Dörfern <strong>wie</strong> der 500 Seelengemeinde<br />
Mathod hat es im Allgemeinen<br />
keine politischen Parteien. Dies bildet<br />
indes überhaupt kein Hindernis, dass auch<br />
dort Gemeinderäte ganz moderne und<br />
„farbige“ Ideen haben. Pierre Auger-Micou<br />
fühlt sich der Linken bzw. den Sozialisten<br />
näher als der Rechten, gesteht er ein. Denn<br />
die Linke setze sich stärker als die Rechte<br />
für die Gleichbehandlung von AusländerInnen<br />
<strong>wie</strong> auch von Behinderten ein. Ohne<br />
Umschweife erklärt er sodann, dass er<br />
effektiv keinerlei Sympathie für Christoph<br />
Blocher und Pascal Couchepin empfinde.<br />
Gibt es für den gehörlosen Lokalpolitiker<br />
Modelle oder politische Persönlichkeiten,<br />
die ihn inspirieren? Er finde den Standpunkt<br />
von Pierre-Yves Maillard interessant<br />
und wirklich schätzen würde er SP-Nationalrätin<br />
Pascale Bruderer. Die Aargauer<br />
Nationalrätin habe selbst Angehörige, die<br />
gehörlos seien und setze sich stark für die<br />
Belange Hörbehinderter ein. „Aber kein<br />
Hörbehinderter ist Mitglied der vereinigten<br />
Bundesversammlung“, bemängelt Pierre<br />
Auger-Micou. So wünscht er sich denn auch<br />
stark, dass sich gerade hörbehinderte<br />
Menschen vermehrt in der Politik engagieren.<br />
Am Schluss meint er: „Mein Traum ist,<br />
dass ein Hörbehinderter Regierungs- oder<br />
Bundesrat wird, denn nach meinem Wissen<br />
hat es das in der <strong>Schweiz</strong> bisher noch nie<br />
gegeben!“<br />
25
Kirchliche Veranstaltungen<br />
Katholische Gehörlosengemeinden<br />
REGION AARGAU<br />
Kath. Gehörlosenseelsorge<br />
im Kt. Aargau<br />
Schönaustr. 21, Kanti Foyer, 5400 Baden<br />
Peter Sch<strong>mit</strong>z- Hübsch<br />
Gehörlosenseelsorger<br />
Gian Reto Janki<br />
Gehörlosen-Jugendarbeiter<br />
Tel. 056 222 30 86<br />
Fax 056 222 30 57<br />
E-Mail kath.gl-seelsorge.aa@bluewin.ch<br />
www.ag.kath.ch<br />
Oekumenische Gehörlosen-Jugendarbeit<br />
Zürich und Aargau<br />
Gian-Reto Janki, Jugendarbeiter, gehörlos,<br />
Auf der Mauer 13, 8001 Zürich<br />
Telescrit 044 252 51 56<br />
Fax 044 252 51 55<br />
E-Mail jugend.gehoerlos@kirchen.ch<br />
Sonntag, 11. Februar 07, 14.15 Uhr<br />
Ökumenischer Gottesdienst<br />
Kirche Herz Jesu, Lenzburg<br />
Region Zürich<br />
Katholische Gehörlosenseelsorge Zürich<br />
Beckenhofstrasse 16, 8006 Zürich<br />
Briefadresse: PF 407, 8035 Zürich<br />
Telescrit 044 360 51 53<br />
Telefon 044 360 51 51<br />
Fax 044 360 51 52<br />
Mail info@gehoerlosenseelsorgezh.ch<br />
www.gehoerlosenseelsorgezh.ch<br />
Sonntag, 4. Februar 2007, 10.30 Uhr<br />
Ökumenischer Gottesdienst<br />
Gehörlosendorf Turbenthal<br />
<strong>mit</strong> gem. Mittagessen<br />
Herzliche Einladung<br />
Sonntag, 25.Februar 2007, 14.30 Uhr<br />
Gottesdienst<br />
Ref. Stadtkirche Winterthur<br />
<strong>mit</strong> Imbiss<br />
Herzliche Einladung<br />
REGION BASEL<br />
Katholische Hörbehindertenseelsorge KHS<br />
Basel, Häslirain 31, 447 Aesch BL<br />
Telefon 061 751 35 00<br />
Fax 061 751 35 02<br />
E-Mail khs.rk@bl uewin.ch<br />
Kein Gottesdienst im Februar 2007.<br />
Samstag, 10. März 2007, 17.00 Uhr<br />
im Pfarreizentrum Riehen; Vorbereitung auf<br />
die Osterzeit. Wir halten eine Bussfeier und<br />
sitzen bei Mehlsuppe zusammen.<br />
GEHÖRLOSENGEMEINDEN<br />
KANTON SOLOTHURN<br />
H. Beglinger, Socinstrasse 13, 4051 Basel<br />
Fax 061 261 05 48<br />
E-Mail heinrich.beglinger@erk-bs.ch<br />
Sr. Martina Lorenz, Rigistrasse 7,<br />
6010 Kriens Fax 041 319 40 31<br />
Sonntag, 11. Februar 2007, 10.00 Uhr<br />
Gottesdienst zum neuen Jahr im Gemeindehaus<br />
der Pauluskirche in Olten, Calvinstube,<br />
<strong>mit</strong> Heinrich Beglinger. Anschliessend<br />
Zusammensein beim Kaffee.<br />
Sonntag, 25. Februar, 10.00 Uhr<br />
Gottesdienst im Gemeindehaus der Zwinglikirche,<br />
Berchtold Haller-Stube, Grenchen,<br />
<strong>mit</strong> Schwester Martina Lorenz. Anschliessend<br />
Kaffee und Zusammensein.<br />
REGION ST.GALLEN<br />
Katholische Gehörlosenseelsorge<br />
des Bistums St.Gallen<br />
Klosterhof 6b<br />
9001 St.Gallen<br />
Dorothee Buschor Brunner<br />
Gehörlosenseelsorgerin<br />
Tel 071 227 34 61<br />
Fax 071 227 33 41<br />
E-Mail<br />
gehoerlosenseelsorge@bistum-stgallen.ch<br />
Sonntag, 4. Februar 2007, 9.30 Uhr<br />
Schutzengelkapelle, anschliessend Kaffee<br />
im Klosterhof<br />
Sonntag, 25. Februar 2007, 9.30 Uhr<br />
Schutzengelkapelle, anschliessend Kaffee<br />
im Klosterhof<br />
Evangelische Gehörlosengemeinden<br />
REGION AARGAU<br />
Reformierte Gehörlosenseelsorge<br />
im Kanton Aargau<br />
Pfrn. Annegret Behr<br />
Spalenvorstadt 18, 4051 Basel<br />
Telefon 061 262 28 02<br />
Fax 061 262 28 02<br />
E-Mail anna.behr@graviton.ch<br />
www.ref-ag.ch<br />
Sonntag, 11. Februar 2007, 14.15 Uhr<br />
Ökumenischer Gottesdienst<br />
in Lenzburg, Kath. Kirche Herz Jesu<br />
Sonntag, 3. März 2007, 12.00 Uhr<br />
Weltgebetstag in Zürich-Oerlikon<br />
Gehörlosenkirche<br />
<strong>mit</strong> Suppenz<strong>mit</strong>tag<br />
Sonntag, 11. März 2007, 14.30 Uhr<br />
Gottesdienstfeier im Bullingerhaus Aarau,<br />
Jurastrasse 13<br />
REGION ZüRICH<br />
Kant. Pfarramt für Gehörlose Zürich,<br />
Oerlikonerstr. 98, 8057 Zürich<br />
Ref. Gehörlosengemeinde des<br />
Kantons Zürich<br />
Fax 044 311 90 89<br />
E-Mail gehoerlosenpfarramt.zh@ref.ch<br />
Sonntag, 04. Februar 07, 10.30 Uhr<br />
Ökumenischer Gottesdienst im Gehörlosendorf<br />
in Turbenthal <strong>mit</strong> anschliessendem<br />
Mittagessen, <strong>mit</strong> Anmeldung<br />
EVANG. GEHÖERLOSENGEMEINDE<br />
St.Gallen - Appenzell - Glarus -<br />
Thurgau - Graubünden - Schaffhausen<br />
Pfarrer Achim Menges, oberer Graben 31,<br />
9000 St.Gallen<br />
Telefon 071 227 05 70<br />
Fax 071 227 05 79<br />
Telescrit 071 227 05 78<br />
E-Mail gehoerlosenseelsorge@ref-sg.ch<br />
www.gehoerlosenseelsorge.ch<br />
Sonntag, 4. Februar 2007, 14.30 Uhr<br />
Gottesdienst im Gehörlosenzentrum<br />
St. Gallen, Burggraben 26<br />
anschliessend Imbiss<br />
A. Menges<br />
Sonntag, 11. Februar 2007, 14.30 Uhr<br />
Gottesdienst im Altersheim Risi in Wattwil<br />
anschliessend Imbiss<br />
A. Menges<br />
Dienstag, 13. Februar 2007, 16.00 Uhr<br />
Gottesdienst im Haus Vorderdorf in Trogen<br />
A. Menges<br />
Sonntag, 18. Februar 2007, 14.30 Uhr<br />
Gottesdienst im Kirchgemeindehaus Ochsenschür,<br />
anschliessend Hotel Kronenhof<br />
A. Menges<br />
Dienstag, 27. Februar 2007, 16.00 Uhr<br />
Gottesdienst im Haus Vorderdorf, Trogen<br />
J. Manser<br />
Sonntag, 4. März 2007, 14.15 Uhr<br />
Gottesdienst in der Regulakirche in Chur<br />
anschliessend Hotel Stern<br />
A. Menges
Freitag, 9. März 2007, 8.30 und 9.00 Uhr<br />
Jugendgottesdienst für die Sprachheilschule<br />
in der Evangelischen Kirche Rotmonten,<br />
St. Gallen<br />
A. Menges<br />
Sonntag, 11. März 2007, 10.00 Uhr<br />
Gottesdienst für Gehörlose und Hörende<br />
in der Kirche St. Laurenzen in St. Gallen<br />
A. Menges und H. Felix<br />
Dienstag, 13. März 2007, 16.00 Uhr<br />
Gottesdienst im Haus Vorderdorf in Trogen<br />
A. Menges<br />
Sonntag, 25. März 2007, 14.30 Uhr<br />
Gottesdienst in der Evang. Kirche in Wil <strong>mit</strong><br />
der Tanzgruppe Berg<br />
A. Menges<br />
Dienstag, 27. März 2007, 16.00 Uhr<br />
Gottesdienst im Haus Vorderdorf in Trogen<br />
J. Manser<br />
REFORMIERTE GEHÖRLOSENGEMEIN-<br />
DEN BASEL - BASELLAND<br />
Auskünfte:<br />
H. Beglinger, Socinstrasse 13, 4051 Basel<br />
Fax 061 261 05 48<br />
E-Mail heinrich.beglinger@erk-bs.ch<br />
Sonntag, 25. Februar, 14.30 Uhr<br />
Gottesdienst im Spittlerhaus,<br />
Sosinstrasse 13.<br />
Anschliessend Zusammensein beim Kaffee<br />
und einem <strong>weiter</strong>en Programm.<br />
Sonntag, 4. Februar, 14.30 Uhr<br />
Gottesdienst der Baselbieter Gemeinde im<br />
Kirchgemeindehaus Martinshof, Rosengasse<br />
1 in Liestal.<br />
REGION BERN, JURA<br />
Reformierte Kirchen Bern- Jura<br />
Ref.-Kirchen Bern-Jura-Solothurn<br />
Bereich Sozial-Diakonie<br />
Schwarztorstrasse 20<br />
Postfach 5461<br />
3001 Bern<br />
Tel. 031 385 17 17<br />
E-Mail isabelle.strauss@refbejuso.ch<br />
www.refbejuso.ch<br />
Montag, 5. Februar 2007, 20.00 Uhr<br />
Stiftung Uetendorfberg<br />
Diakon Andreas Fankhauser<br />
Dienstag, 6. Februar 2007, 14.30 Uhr<br />
Belp, Wohnheim<br />
Diakon Andreas Fankhauser<br />
Sonntag, 11. Februar 2007, 17.00 Uhr<br />
Bern, Treff G 33, Gutenbergstrasse 33<br />
Diakon Andreas Fankhauser<br />
Sonntag, 18. Februar 2007, 14.00 Uhr<br />
<strong>mit</strong> Abendmahl<br />
Burgdorf, Kirchgemeindehaus<br />
Pfarrerin Franziska Bracher<br />
Mittwoch, 28. Februar 2007, 15.00 Uhr<br />
<strong>mit</strong> Abendmahl<br />
Bärau, Kirchli<br />
Pfarrerin Franziska Bracher<br />
Freitag, 2. März 2007, 18.00 Uhr<br />
Gottesdienst zum Weltgebetstag<br />
Bern, Münster<br />
Pfarrerin Susanne Bieler und Vorbereitungsteam<br />
Montag, 5. März 2007, 20.00 Uhr<br />
Stiftung Uetendorfberg<br />
Pfarrerin Susanne Bieler<br />
Dienstag, 6. März 2007, 14.30 Uhr<br />
Belp, Wohnheim<br />
Pfarrerin Susanne Bieler<br />
Sonntag, 11. März 2007, 14.00 Uhr<br />
Interlaken, Schlosskapelle<br />
Diakon Andreas Fankhauser<br />
Sonntag, 25. März 2007, 10.00 Uhr<br />
Bern, Antonierkirche<br />
Gemeinsamer Gottesdient <strong>mit</strong> den<br />
Lutheraner<br />
Pfarrerin Susanne Bieler<br />
27
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