Blach Report - Achtung
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Stefanie Lemmermann: Wir kaufen günstig ein<br />
und schließen entsprechende Volumenverträge<br />
mit unseren Lieferanten, um Kostenvorteile zu<br />
erzielen. Die geben wir dann an unsere Auftraggeber<br />
weiter. Im Zitat geht es aber wohl um etwas<br />
anderes, da werden Äpfel mit Birnen verglichen.<br />
Eine große Kampagne im Klassikbereich<br />
kostet ebenso wie ein großer Event vergleichsweise<br />
viel Geld. Wenn man das dann auf einzelne<br />
Kontakte runterrechnet und die Kontaktqualität<br />
berücksichtigt, sieht das ganz anders aus.<br />
Wir sollten da eher über Effizienz sprechen.<br />
Michael Leroudier: Also, ich sehe da mehrere<br />
Dinge. Einerseits haben teilweise Unternehmen<br />
ihre Budgets gekürzt, weil sie ein rückläufiges<br />
Geschäft haben oder um sich auf die Auswirkungen<br />
der Finanzkrise vorzubereiten. Das sind<br />
Entwicklungen, wie wir sie ja schon mehrfach<br />
verzeichnen konnten. Andererseits gibt es diesen<br />
vielzitierten Vorsatz mancher Unternehmenslenker,<br />
dass sie jetzt ‚auf Sicht fahren’. Das<br />
bedeutet eine Verkürzung der Entscheidungszeiten<br />
für eine größere Flexibilität bei höherem<br />
organisatorischem Aufwand für die Unternehmen.<br />
Sowie sich die Gewitterwolken verziehen,<br />
greifen dann schnell entsprechende Strukturen<br />
und Regelmechanismen, die wir dann auch im<br />
Marketing spüren beziehungsweise über die<br />
Freigaben von bisher blockierten Budgets für<br />
eine höheren Auftragseingang bei den Leistungspartnern<br />
sorgen. Soviel zur Entwicklung.<br />
Bei der Frage nach der Vergleichbarkeit der Aufwendungen<br />
sehe ich ebenfalls die Notwendigkeit,<br />
Kosten und Effizienz jeweils im Detail zu<br />
betrachten. Sonst funktioniert das nicht.<br />
Michael Vagedes: Vielleicht könnte man an<br />
dieser Stelle auf den vielzitierten Tausender-<br />
Kontakt-Preis verweisen . . .<br />
Thorsten Wilhelm: Eine einzelne Bespaßungsaktion<br />
kann durchaus für kleines Geld funktionieren,<br />
das hat aber mit Livekommunikation<br />
nichts zu tun. Eine strategische Maßnahme<br />
BLACHREPORT 18/09<br />
Thorsten Wilhelm, Evelyn Hosang (Foto: <strong>Blach</strong><strong>Report</strong>)<br />
zur Erreichung eines definierten Marketingziels<br />
kostet dagegen entsprechend mehr – unabhängig<br />
davon, welcher Weg gewählt wurde.<br />
Evelyn Hosang: Das mag alles richtig sein,<br />
dennoch gibt es bei den Auftraggebern immer<br />
noch eine Wertigkeit der Maßnahmen.<br />
Den strategischen Ansatz und die Beratungsqualität<br />
erwarten sie immer noch von der PR-<br />
Agentur oder den Werbern. Man kann das<br />
nicht wegdiskutieren.<br />
Peter Cramer: Der Meinung würde ich mich anschließen.<br />
Viele Eventagenturen sind mit dieser<br />
Rolle sogar zufrieden. Oft spielt dabei aber<br />
der Entscheider im Unternehmen eine entsprechende<br />
Rolle. Er plant vielleicht seine Aktivitäten<br />
im Klassikbereich durch und setzt dann<br />
zum Schluss noch ein paar Highlights in den<br />
Marketingplan, die die anderen Maßnahmen<br />
lediglich ergänzen sollen. Viele Marketingleiter<br />
haben eine entsprechende Ausbildung mit<br />
Fokus auf die Klassik. Das dauert noch, bis<br />
hier Veränderungen im Denkschema greifen.<br />
Auf Agenturseite ist die Kenntnis über andere<br />
Kommunikationsdisziplinen daher sehr wichtig,<br />
weil nur dann entsprechende Beratungskompetenz<br />
eingebracht werden kann, wie sich<br />
der Event in das Gesamtkonzept sinnvoll integriert.<br />
<strong>Blach</strong><strong>Report</strong>: Befinden sich die Eventagenturen<br />
derzeit in der Krise?<br />
Birgit Lukidis-Halama: Das Wort ‚Krise’ wird ja<br />
derzeit gern benutzt – vielleicht auch, um über<br />
unterschiedlichste Defizite hinwegzutäuschen.<br />
Tatsache ist, dass es bereits im vierten Quartal<br />
2008 zu Etatkürzungen und -verschiebungen<br />
bei den Auftraggebern gekommen ist. Davon<br />
wurde jetzt manches aktiviert, was speziell in<br />
unserer Agentur gerade für sehr viel Arbeit<br />
sorgt. Das mag aber eine individuelle Entwicklung<br />
sein. Grundsätzlich bin ich der Ansicht,<br />
dass sich viele Eventagenturen zu breit aufge-<br />
BLACHREPORT ROUNDTABLE _07<br />
<strong>Blach</strong><strong>Report</strong> Dialog in Südfrankreich (Foto: <strong>Blach</strong><strong>Report</strong>) Peter Cramer von achtung! erlebnis (Foto: <strong>Blach</strong><strong>Report</strong>)<br />
stellt haben. Ich erwarte künftig mehr Fokussierung<br />
auf den jeweiligen USP – das könnte<br />
sowohl die Beratung sein als auch die Fokussierung<br />
auf Leistungen oder Branchen.<br />
Aimé Sans: Wir haben bei uns intern einen<br />
neuen Begriff geprägt: ‚Management bei Verschiebung’.<br />
Ich sehe viel Ahnungslosigkeit und<br />
Hilflosigkeit im Management vieler Unternehmen,<br />
was sich dann auf die Leistungspartner<br />
im Marketing auswirkt. Von einem strategischen<br />
Marketing kann man häufig nicht<br />
mehr sprechen, nur der Grundbedarf wird<br />
noch abgearbeitet. Deswegen: Krise ja, vorrangig<br />
in den Köpfen, obwohl die Zahlen bei<br />
vielen Unternehmen nicht schlecht sind und<br />
die Budgets zur Verfügung stehen.<br />
<strong>Blach</strong><strong>Report</strong>: Die Stichworte Beratungskompetenz<br />
und inhaltliche Ausrichtung sind gerade<br />
gefallen. Zur Ergänzung ein weiteres Zitat aus<br />
der Studie ‚Eventklima’: 76% der Befragten der<br />
geben an, dass Event-Marketing nur dann erfolgreich<br />
ist, wenn es nachhaltig und langfristig<br />
in der Marketingkommunikation eingesetzt<br />
wird. Dies steht allerdings im Gegensatz zu der<br />
Entscheidung von über 90% aller befragten Unternehmen,<br />
Events nur projektweise an Eventagenturen<br />
zu vergeben. In diesem Fall verzichten<br />
die Unternehmen auf die Beratungskompetenz<br />
der Agenturen. Frage: Können Eventagenturen<br />
Beratungskompetenz bieten?<br />
Ralf Specht: Das können und müssen sie auch,<br />
wenn es um den Bereich der Livekommunikation<br />
und die Schnittstellen zu anderen Kommunikationswegen<br />
geht. Ob eine Agentur darüber<br />
hinaus Beratungskompetenz bieten kann, ist<br />
abhängig davon, wie sie personell und von den<br />
Kompetenzen her aufgestellt ist und gilt sicherlich<br />
nicht für jeden Anbieter – das ist aber in der<br />
PR oder in der Classic auch nicht anders.<br />
Jürgen Hörner: Wir halten das für wichtig und<br />
sehen das als Schwerpunkt für unsere weitere