Die Gewissensdeformation in einer Diktatur - Mitteldeutsches ...
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<strong>Die</strong> <strong>Gewissensdeformation</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er <strong>Diktatur</strong><br />
von<br />
Esther Schulz-Goldste<strong>in</strong><br />
Vortrag 1 auf e<strong>in</strong>er Veranstaltung des <strong>Mitteldeutsches</strong> Institut für Psychoanalyse Halle e.V. und der Behörde des<br />
Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen<br />
im Stadthaus von Halle am 7. 12. 2012<br />
Liebe Kolleg<strong>in</strong>nen und Kollegen, sehr geehrte Damen und Herren.<br />
Bedenken sie, dass vieles zu verstehen ke<strong>in</strong> verzeihen e<strong>in</strong>schließen muss und gestatten Sie<br />
mir e<strong>in</strong>en historischen Rückgriff.<br />
Nach der Teilung Deutschlands entstanden zwei Staaten die, zur Abwehr des moralischen<br />
Desasters, unterschiedliche messianische Phantasmen entwickelten. <strong>Die</strong> Westdeutschen<br />
stürzten sich 1948 <strong>in</strong> ihr „Wirtschaftswunder“.<br />
<strong>Die</strong> Ideologen <strong>in</strong> Ostdeutschland erklärten ihre Bürger zu Antifaschisten. Damit deklarierte<br />
sich die DDR zum Nachfolger des Widerstandes aus den Konzentrationslagern.<br />
Doch mentale Abgründe verschw<strong>in</strong>den nicht per Dekret oder auf den Weg <strong>in</strong>s<br />
Schlaraffenland.<br />
Das "Böse" der Nazizeit nach dem Krieg, wurde im Osten auf den Klassenfe<strong>in</strong>d und im<br />
Westen <strong>in</strong> den Bolschewismus projiziert. <strong>Die</strong>se Projektionen entlasteten die jeweiligen<br />
Gewissen von ihren eigenen Schandtaten.<br />
<strong>Die</strong> Frage, was <strong>in</strong> den Gewissen der Menschen geschehen war, die Völkermord und Krieg<br />
mit all den daraus resultierenden Konsequenzen ermöglichten, stellte sich noch nicht e<strong>in</strong>mal<br />
auf e<strong>in</strong>er Tagung der Deutschen Psychoanalytischen Vere<strong>in</strong>igung <strong>in</strong> Bamberg 1980.<br />
Dort kam es unter den Psychoanalytikern zu e<strong>in</strong>em Selbsterfahrungsprozess h<strong>in</strong>sichtlich der<br />
wenig aufgearbeiteten Nazizeit <strong>in</strong> den eigenen Lehranalysen. Erst über die psychoanalytische<br />
Selbstreflexion und damit verbundene Selbsthistorisierung der Zunft wurde es möglich die<br />
Verheerungen <strong>in</strong> uns und bei unseren Patienten wahrzunehmen. Dadurch konnten wir sie <strong>in</strong><br />
unser Denken <strong>in</strong>tegrieren. 40 Jahre brauchte die Psychoanalyse <strong>in</strong> der alten Bundesrepublik<br />
um sich e<strong>in</strong>er so schmerzlichen und beschämenden Vergangenheit zu stellen. Das<br />
Mitteldeutsche Institut für Psychoanalyse <strong>in</strong> der Stadt ist sehr mutig, wenn es schon<br />
1 Ich möchte besonders me<strong>in</strong>en Kolleg<strong>in</strong>nen Frau Dr. Anja Burchardt, Westberl<strong>in</strong> und Frau Birgit Sanders Dresden und Gerold<br />
Hiebsch, Halle danken, die im mitlesen im Work of Progress mir Anregungen gaben.<br />
1
zweiundzwanzig Jahre nach der „Wende“ bereit ist, mit den Hallensern über die Deformation<br />
des Gewissens nachdenken und danach diskutieren zu lassen.<br />
<strong>Die</strong> E<strong>in</strong>ladung zu diesem Vortrag kam zustande, weil ich zwei Patienten <strong>in</strong> langen<br />
Psychoanalysen behandelte <strong>in</strong> deren Verlauf ans Tageslicht kam, dass sie seit ihrer Jugend bis<br />
zur Wende <strong>in</strong>formelle Mitarbeiter gewesen waren. Sie hatten e<strong>in</strong>e Odyssee durch die<br />
Schulmediz<strong>in</strong> h<strong>in</strong>ter sich. An Ihrem Ende wurde ihnen mitgeteilt, dass ihre Symptomatik am<br />
Bewegungsapparat „psychisch“ bed<strong>in</strong>gt sei.<br />
Ich habe nur zwei Patienten behandelt und deshalb kann me<strong>in</strong>e Theorie über die<br />
Deformation des Gewissens <strong>in</strong> der <strong>Diktatur</strong> bei den Informellen Mitarbeitern nur e<strong>in</strong>e<br />
vorläufige se<strong>in</strong>.<br />
Ihre Spitzeltätigkeit begann <strong>in</strong> der Zeit der FDJ und endete nach 20 Jahren durch die<br />
Wende.<br />
Auffallend bei beiden war, dass sie seit dem Zusammenbruch der DDR unter<br />
Schamgefühlen litten, wenn das Thema Denunziantentum auftauchte. Sie hatten jedoch<br />
ke<strong>in</strong>erlei Schuldgefühle.<br />
Doch was s<strong>in</strong>d Schamgefühle und was s<strong>in</strong>d Schuldgefühle?<br />
Schuldgefühle s<strong>in</strong>d das Resultat der Beurteilung eigenen Verhaltens <strong>in</strong> der Übertretung<br />
<strong>in</strong>ternalisierter gesellschaftlicher Normen. Schuldgefühle entstehen also durch das übertretene<br />
ver<strong>in</strong>nerlichte Gesetz. Es ist das Ne<strong>in</strong> und die Handlungsanweisung der Eltern und Erzieher.<br />
Schuldgefühle s<strong>in</strong>d die Antwort auf e<strong>in</strong> Urteil unseres Gewissens weil wir ihre<br />
<strong>in</strong>ternalisierten Normen übertreten haben.<br />
Scham jedoch gehört zu unserem Narzissmus.<br />
Wurmser geht von e<strong>in</strong>em grundlegenden narzisstischen‚ Doppel-Verlangen’ des K<strong>in</strong>des aus,<br />
das von frühester K<strong>in</strong>dheit an wirksam ist: "Das Verlangen zuzuschauen und zu beobachten,<br />
zu bewundern und sich fasz<strong>in</strong>ieren zu lassen" und zugleich "das Verlangen, sich<br />
auszudrücken und andere durch Selbstdarstellung zu fasz<strong>in</strong>ieren, sich ihnen zu zeigen und sie<br />
zu bee<strong>in</strong>drucken, mit dem anderen durch Kommunikation zu verschmelzen" 2 . Wenn diese<br />
Impulse im K<strong>in</strong>d frustriert werden, entsteht Scham. Scham ist also "die verhüllte Begleiter<strong>in</strong><br />
2 Ibid. S. 258<br />
2
e<strong>in</strong>es frustrierten Narzissmus" 3 . Für den Narzissmus nehme ich se<strong>in</strong>e älteste Def<strong>in</strong>ition:<br />
Liebe De<strong>in</strong>en Nächsten, er ist wie Du 4 .<br />
Scham ist e<strong>in</strong> Affekt, der <strong>in</strong> seltenen Fällen direkt sichtbar wird.<br />
Wenn man sich schämt, versucht man oft über die Scham h<strong>in</strong>wegzugehen, sie zu verdrängen<br />
oder durch e<strong>in</strong> anderes, weniger unangenehmes Gefühl zu ersetzen oder sich selbst und<br />
andere zu belügen. Scham ersche<strong>in</strong>t meistens <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Maskierung und Verhüllung. Scham<br />
kommt von skem, das die etymologische Wurzel von „Verschw<strong>in</strong>den“ ist 5 . Es zeigt die<br />
Hauptqualität des Schamgefühls: „Man möchte vor Scham im Erdboden vers<strong>in</strong>ken“, „die<br />
Erde möge sich öffnen und e<strong>in</strong>en verschlucken“. Wenn es me<strong>in</strong>en beiden Patienten gelungen<br />
wäre im Boden zu vers<strong>in</strong>ken, hätten sie sich ihre Wünsche nach e<strong>in</strong>er „Tarnkappe“ erfüllt.<br />
Schamgefühle entstanden <strong>in</strong> ihrer Psychoanalyse, wenn <strong>in</strong> ihren E<strong>in</strong>fällen die Opfer<br />
auftauchten. Scham war ihre psychische Antwort auf die Diskrepanz zwischen ihrer realen<br />
Charakterbildung und ihrer Vorstellung, wie sie se<strong>in</strong> müssten damit sie von mir respektiert<br />
und geachtet werden würden. Ihr Ich-Ideal evoziert blitzartige die Abwehr gegen die Panik<br />
„zur Salzsäule“ 6 erstarren zu müssen. Es verdrängte ihre Täterschaft <strong>in</strong> ihr Unbewusstes 7 zur<br />
Rettung ihrer Selbstliebe. Dann drehten die Herren Lot sich nicht mehr um und „vergaßen“<br />
ihre Vergangenheit als Informelle Mitarbeiter. <strong>Die</strong>se meldete sich nur noch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
schmerzhaften Muskelverspannung zu Wort.<br />
Schamerzeugende Er<strong>in</strong>nerungsarbeit <strong>in</strong> der Analyse mobilisierten Gefühle des Hasses. Sie<br />
hatten Angst von mir aus der Analyse geworfen zu werden. Sie malten sich <strong>in</strong> ihren<br />
schlimmsten Phantasien me<strong>in</strong>e Vernichtung 8 aus. Sie erschraken über sich selbst, weil sie<br />
mich mochten und deshalb konnte ich sie weiter behandeln.<br />
Schamgefühle und Kreativität<br />
Ihre Schamgefühle hatten ihren Ursprung, wie bei jedem Anderen auch <strong>in</strong> den Interaktionen<br />
mit ihrer Mutter als sie Säugl<strong>in</strong>ge waren. Sie waren die Antwort auf ihre existenzielle<br />
Abhängigkeit. <strong>Die</strong> Mütter konnte ohne ihre stillenden Söhnchen überleben, sie aber nicht<br />
3 Wurmser <strong>Die</strong> verborgene Dimension. Psychodynamik des Drogenzwangs, Vandenhoeck und Ruprecht, Gött<strong>in</strong>gen 1997, S. 24<br />
4 Lev 19,18. „An den K<strong>in</strong>dern de<strong>in</strong>es Volkes sollst du dich nicht rächen und ihnen nichts nachtragen. Du sollst de<strong>in</strong>en Nächsten<br />
lieben wie dich selbst. Ich b<strong>in</strong> JHWH.“<br />
5 Wurmser Leon: <strong>Die</strong> Maske der Scham <strong>Die</strong> Psychoanalyse von Schamaffekten und Schamkonflikten. 3. Auflage 2007Verlag<br />
<strong>Die</strong>tmar Klotz. S. 42<br />
6 Bibel: 1. Mos 19,26. Dudenredaktion (Hrsg.): Duden, Redewendungen. Wörterbuch der deutschen Idiomatik. In: Der Duden <strong>in</strong><br />
zwölf Bänden. 2. Auflage. Band 11, Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2002. „zur Salzsäule erstarren“, S. 641 f.<br />
7 Deshalb dom<strong>in</strong>ieren <strong>in</strong> der Me<strong>in</strong>ung von Insassen der Gefängnisse die Fehlurteile, die Tate<strong>in</strong>sicht und Therapiebereitschaft<br />
verh<strong>in</strong>dern.<br />
8 Vgl. Wurmser, L. (1981): a. a. O. S. 311<br />
3
ohne ihre Mutter. Sie fühlten die Kont<strong>in</strong>uität ihrer Existenz durch ihre Abwesenheit bedroht.<br />
<strong>Die</strong>se Asymmetrie <strong>in</strong> der dyadischen Beziehung und die Grenzverletzungen und<br />
Entwertungen durch ihre Eltern auf dem Weg <strong>in</strong>s Erwachsenwerden, erhielt e<strong>in</strong>e elementare<br />
Angst vor Verlust und ausgestoßen werden aufrecht.<br />
Gleichzeitig wurde ihre Verlustangst wie bei allen anderen auch, zum Motor der Bildung des<br />
Symbols des guten abwesenden und des bösen abwesenden anderen. Beide Symbole<br />
polsterten die von der Kirche angebotenen religiösen, Bilder. Himmel und Hölle oder<br />
personifizierter:„ Mutter Gottes“ oder Teufel und Beelzebub aus. Alles konnte zu Behältern<br />
für Gutes und Unerträgliches werden.<br />
<strong>Die</strong> Asymmetrie der dyadischen Beziehung ist leichter zu ertragen wenn das K<strong>in</strong>d die<br />
Möglichkeit hat e<strong>in</strong> Kuscheltier oder e<strong>in</strong>e Schmusedecke als Übergangsobjekt, zu besitzen.<br />
Mit Hilfe dieses Übergangsobjektes gel<strong>in</strong>gt es dem K<strong>in</strong>d den Übergang von der ersten Liebe<br />
zur Mutter zu immer reiferen Beziehungsformen zu f<strong>in</strong>den. <strong>Die</strong>ses Übergangsobjekt ist der<br />
Behälter für das projizierte Bild der guten Mutter.<br />
Jedoch wurde die Entwicklung dieses Übergangobjektes bei ihnen zu Hause nicht gestattet<br />
oder <strong>in</strong> der K<strong>in</strong>derkrippe zerstört. Ihr Wille etwas ganz eigenes zu besitzen g<strong>in</strong>g <strong>in</strong> der<br />
Dressur rund um den Topf an den Ordnungs- und Pünktlichkeitsvorstellungen der<br />
Erwachsenen unter.<br />
Wäre es gelungen, hätte die ihm <strong>in</strong>newohnende Mutter nie wieder verloren gehen können.<br />
Zusätzlich wäre das Übergangsobjekt zum Motor ihrer Subjektwerdung geworden und sie<br />
hätte angstfreier <strong>in</strong> ihrer Pubertät ankommen können. Allerspätestens <strong>in</strong> ihrer Internalisierung<br />
hätte das Übergangsobjekt an Bedeutung verloren. Es hätte dann ihre <strong>in</strong>nerpsychische<br />
Landkarte segmentiert. Denn die <strong>in</strong>nere Repräsentanz e<strong>in</strong>es „Erlösers der Welt“ gruppiert sich<br />
an die <strong>in</strong>nere Repräsentanz des Übergangsobjektes, da es die e<strong>in</strong>stmals von Bauchweh und<br />
Hunger erlösende Mutter <strong>in</strong> sich birgt.<br />
Beide Väter luden nicht zur Identifikation e<strong>in</strong>. Der e<strong>in</strong>e war e<strong>in</strong> alkoholkranker Traktorist,<br />
der nur noch die Ställe ausmistete, wenn er mal arbeitete, der andere war „jähzornig“ und<br />
gewalttätig. Er h<strong>in</strong>terließ <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Sohn nur Angst.<br />
Sie bildeten als K<strong>in</strong>der ke<strong>in</strong>e <strong>in</strong>neren Repräsentanzen von Mutter und Vater aus, weil die<br />
Trennung <strong>in</strong> der Wochen- K<strong>in</strong>derkrippe zulange gewesen war. Deshalb verschmolzen sie als<br />
Jugendliche und Erwachsene begeistert zuerst mit der FDJ und später mit der „Mutter der<br />
4
Massen“ 9 . Sie verschmolzen mit den Schwertträgern <strong>in</strong> der Staatssicherheit, die sie durch ihre<br />
Macht von ihren Ängsten erlösten.<br />
E<strong>in</strong>e gesunde Portion Selbstliebe und <strong>in</strong>neres Behagen, gespeist aus der Erfahrung der Zeit im<br />
Mutterleib, kann das Leben zweifellos leichter und das Lieben anderer erst möglich machen.<br />
Doch übergroße Selbstherrlichkeit tut nicht gut. Narzisstisch verstörte Menschen, und das<br />
waren me<strong>in</strong>e beiden Denunzianten, halten sich für e<strong>in</strong>zigartig, überschätzen sich und haben<br />
e<strong>in</strong> übergroßes Bedürfnis nach Bewunderung.<br />
Der Pakt des Informelle Mitarbeiters mit der Macht<br />
Das treffendste Bild für e<strong>in</strong>e Kollektivkultur ist: "Spargel und Menschen haben e<strong>in</strong><br />
geme<strong>in</strong>sames Schicksal: Sobald e<strong>in</strong>er den Kopf hochreckt, wird er abgestochen" 10 . <strong>Die</strong>s zu<br />
vermeiden wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kollektivkultur der Kopf meistens unten gelassen. Beide Patienten<br />
jedoch hoben den Kopf sehr hoch, wenn sie sich an das mächtige Objekt Staatssicherheit<br />
attachierten. Doch woher kam ihr Wunsch sich sowohl zu unterwerfen als auch zu<br />
attachieren?<br />
So paradox es kl<strong>in</strong>gt, sie erhöhten sich <strong>in</strong> ihrer Unterwerfung, weil sie mit der Allmacht der<br />
Staatssicherheit ihren gestörten Narzissmus im Treffen mit ihrem Führungsoffizier <strong>in</strong><br />
Omnipotenz verwandeln konnten. Doch wie war das möglich?<br />
Rekurs<br />
In der Übergabe k<strong>in</strong>dlicher Omnipotenzphantasien und der Platzierung des Symbols des guten<br />
abwesenden anderen <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Pantheon, schufen die Menschen sich ihre Götter. Als Stal<strong>in</strong> nach<br />
dem vaterländischen Krieg im Pantheon auftaucht, zog er das <strong>in</strong> der jungen DDR<br />
freiflottierende Symbol vom guten abwesenden anderen auf sich. E<strong>in</strong>st hatte es Hitler <strong>in</strong> sich<br />
geborgen.<br />
Somit wurde Stal<strong>in</strong>s Charisma zum Behälter der das Symbol des guten abwesenden anderen.<br />
Nach Stal<strong>in</strong>s Sturz aus dem Olymp, ließ die Schamabwehr flüstern, damit der Klassenfe<strong>in</strong>d es<br />
nicht hörte, ke<strong>in</strong>e Fehlerdiskussion bis zum Sieg des Sozialismus. <strong>Die</strong>ser fehlende Diskurs <strong>in</strong><br />
der Partei ermöglichte ihr das Charisma Stal<strong>in</strong>s, auf sich zu ziehen. In ihrem Lied heißt es:<br />
9 Das Lied der Partei: Text und Musik: Louis Fürnberg, 1950<br />
10 Eugen Gerstenmaier (dt. Theologe u. Politiker, 1906-1986)<br />
5
Sie hat uns alles gegeben.<br />
Sonne und W<strong>in</strong>d und sie geizte nie.<br />
Wo sie war, war das Leben.<br />
Was wir s<strong>in</strong>d, s<strong>in</strong>d wir durch sie.<br />
Sie hat uns niemals verlassen.<br />
Fror auch die Welt, uns war warm.<br />
Uns schützt die Mutter der Massen.<br />
Uns trägt ihr mächtiger Arm. 11<br />
<strong>Die</strong>ses Lied charakterisierte die Partei als göttliches Objekt und offenbart sie als Behälter des<br />
Symbols des guten abwesenden anderen. Deshalb entstand im Interaktionsmodus beider<br />
Patienten mit ihrem Führungsoffizier e<strong>in</strong>e B<strong>in</strong>dung mit primärer Beziehungsqualität, also<br />
vergleichbar der B<strong>in</strong>dung an die Eltern. Deshalb mussten sie <strong>in</strong> ihrer Symbiose mit der Macht<br />
auf e<strong>in</strong>en Leben erhaltenden und zugleich totale Übere<strong>in</strong>stimmung erzw<strong>in</strong>genden Aggressor<br />
regredieren.<br />
Scham und Behälter<br />
Im Gelöbnis der Tschekisten hieß es: „Wir geloben..., standhaft und kompromisslos den<br />
Fe<strong>in</strong>d zu bekämpfen, se<strong>in</strong>e verbrecherischen Pläne, Absichten und Maßnahmen rechtzeitig zu<br />
erkunden und zu vereiteln“, 12 .<br />
<strong>Die</strong> zerstörerischen Verfe<strong>in</strong>dungsmodalitäten seitens der Staatssicherheit funktionierten auch<br />
über e<strong>in</strong>en Behälter 13 . Wenn die Staatssicherheit e<strong>in</strong>en „Fe<strong>in</strong>d“ 14 des Sozialismus ausmachte<br />
wurde er zu e<strong>in</strong>em Behälter die dem Informellen Mitarbeiter ermöglichte die eigenen<br />
Schattenseiten mit e<strong>in</strong>zulagern.<br />
Auf diese Weise wurden die Observierten projektiv aufgefüllt mit den Schattenseiten<br />
me<strong>in</strong>er beiden Patienten. Das bestärkte ihre Überzeugung vom Führungsoffizier anerkannt<br />
und wie e<strong>in</strong> Sohn geliebt zu se<strong>in</strong>, weil das eigene „Böse“ sich nunmehr im Observierten<br />
befand und sie selbst „auf der guten und richtigen Seite“.<br />
E<strong>in</strong>er von ihnen hatte große Angst wie se<strong>in</strong> Vater alkoholkrank zu se<strong>in</strong>, was sich zwar nicht<br />
bestätigte aber er beschrieb se<strong>in</strong>em Führungsoffizier jedes Glas We<strong>in</strong>, Bier und Schnaps das<br />
11 Das Lied der Partei von Fürnberg, Louis. - Leipzig : Lieder Songs Kantaten; Breitkopf-und-Härtel-Musikverlag, 1966 .<br />
12 Entnommen am 11. Juli 2012<br />
13 Vgl. Bion, Wilfried. R: Lernen durch Erfahrung (1962), Frankfurt/M 1990.<br />
14 Pechmann Roland / Vogel Jürgen Hrsg.: Abgesang der Stasi Das Jahr 1989 <strong>in</strong> Presseartikeln und Stasi-Dokumenten. 1991<br />
Braunschweig<br />
6
se<strong>in</strong> Opfer getrunken hatte. Er suggerierte ihm den Alkoholismus se<strong>in</strong>es Opfers. Se<strong>in</strong>e<br />
Ängste homosexuell zu se<strong>in</strong>, ließ ihn kontraphobisch mit se<strong>in</strong>en Opfer <strong>in</strong> Schwulenkneipen<br />
gehen, deren E<strong>in</strong>zelheiten er m<strong>in</strong>utiös berichtete. Der andere bezeichnete sich als<br />
„Hurenbock“. Er litt unter e<strong>in</strong>er „Sexsucht“. Er meldete jeden Seitensprung se<strong>in</strong>es<br />
Observierten dem Führungsoffizier. Me<strong>in</strong>e Annahme ist, dass die Auslagerung eigener<br />
Anteile, zum Motor ihres Denunziantentums wurde.<br />
Sie sehen also Schamgefühle können so unerträglich se<strong>in</strong>, dass die Psyche sich <strong>in</strong> vielen<br />
<strong>in</strong>neren Manövern -die wir als Schamabwehr bezeichnen Erleichterung verschafft, selbst<br />
wenn man <strong>in</strong> Kauf nehmen muss reale Schuld auf sich zu laden.<br />
<strong>Die</strong> Kollektivmentalität<br />
Ihre <strong>in</strong>fantilisierte vertrauensvolle Unterwerfung unter das sozialistische Weltbild, mündete<br />
wie bei jedem anderen auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Kollektivmentalität. Es gab nicht nur e<strong>in</strong>e äußere sondern<br />
auch e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>nere „Gleichschaltung“ 15 . Erleichtert wurde dies durch das Wesen des „Zoon<br />
Politicon“ -das wir alle <strong>in</strong> uns tragen. Wir können ohne e<strong>in</strong> soziales Umfeldes 16 ke<strong>in</strong>e<br />
Lebenserfüllung f<strong>in</strong>den. Als soziale Wesen verb<strong>in</strong>den wir uns mit unseren<br />
Beziehungsvalenzen und Beziehungserfahrung im Un- und Vorbewussten, sofort, „<strong>in</strong>tuitiv<br />
und qualifizierend“ 17 zum Kollektiv. <strong>Die</strong>ser unbewusst ablaufende Prozess, vergleichbar<br />
e<strong>in</strong>em Vogelschwarm, der wie auf Kommando hierh<strong>in</strong> und dorth<strong>in</strong> zieht, „obwohl es ke<strong>in</strong><br />
Kommando zu geben sche<strong>in</strong>t“ 18 macht die Menschen glücklich.<br />
<strong>Die</strong>se Lebenshaltung ist der Abwehr der Ohnmachtserfahrung aus der Asymmetrie unserer<br />
Dyade-Erfahrung. Bei me<strong>in</strong>en Patienten jedoch wurde sie verstärkt <strong>in</strong> ihrer problematischen<br />
Entwicklung im Elternhaus. Beide schämten sich ihrer Väter. <strong>Die</strong>se Schamgefühle<br />
verlebendigten sich <strong>in</strong> vielen gegenwärtigen Erfahrungen von Hilflosigkeit und führten zu<br />
e<strong>in</strong>er triebhaften Objektsuche und Objektbildung 19 . Das e<strong>in</strong>st mächtige Objekt ihrer frühen<br />
K<strong>in</strong>dheit, aufgehoben im Symbol vom guten abwesenden anderen, lagerten beide <strong>in</strong> der<br />
jungen Geme<strong>in</strong>de <strong>in</strong> das vom Pfarrer angebotene Gottesbild e<strong>in</strong>. <strong>Die</strong>ses Gottesbild<br />
repräsentierte nunmehr ihre frühk<strong>in</strong>dlichen Beziehungswünsche weil Gott allgegenwärtig zu<br />
se<strong>in</strong> sche<strong>in</strong>t. Deshalb sangen sie gern auf Beerdigungen das Lied:<br />
15 „verharmlosende Umschreibung für die faktische Unterwerfung aller Organe und relevanten Gruppen unter die NS-Herrschaft.<br />
Immanuel Geiss: Geschichte griffbereit – 4. Begriffe. Art. Gleichschaltung, Gütersloh 2002, S. 975<br />
16 Bion, Wilfried. R: Lernen durch Erfahrung (1962), Frankfurt/M 1990, S. 53. Vgl. Donald Meltzer: Studien zur erweiterten<br />
Metapsychologie. Bions Denken <strong>in</strong> der kl<strong>in</strong>ischen Praxis, Reihe Veröffentlichung. des Kle<strong>in</strong>-Sem<strong>in</strong>ars Salzburg, Bd. 13,<br />
Frankfurt am Ma<strong>in</strong>: Brandes & Apsel, 2009<br />
17 Ibid. S. 24.<br />
18 Ibid.<br />
19 Ibid.<br />
7
So nimm denn me<strong>in</strong>e Hände<br />
Und führe mich<br />
Bis an me<strong>in</strong> seliges Ende<br />
Und ewiglich!<br />
Ich mag alle<strong>in</strong> nicht gehen,<br />
Nicht e<strong>in</strong>en Schritt;<br />
Wo du wirst gehen und stehen,<br />
Da nimm mich mit.<br />
1. …<br />
Lass ruhn zu de<strong>in</strong>en Füßen<br />
de<strong>in</strong> armes K<strong>in</strong>d;<br />
es wird die Augen schließen<br />
und glauben bl<strong>in</strong>d. 20.<br />
.<br />
<strong>Die</strong>ses Lied benennt <strong>in</strong> totum: Abhängigkeit, Unterwerfung, Bedürftigkeit und<br />
Selbst<strong>in</strong>fantilisierung. Beide Patienten richteten ihre Augen auf e<strong>in</strong> Objekt, das durch se<strong>in</strong>e<br />
Gegenwärtigkeit ihre Beziehungswünsche erfüllt. <strong>Die</strong>smal <strong>in</strong> den Behälter Gottes projiziert,<br />
besänftigt es ihre Angst. In der Gewissheit der ewigen Anwesenheit des guten Objektes,<br />
sche<strong>in</strong>t es selbst dem Verlust des Lebens se<strong>in</strong>en Schrecken zu nehmen.<br />
<strong>Die</strong> Geistlichkeit der christlichen Religion -früherer identitärer Referenzrahmen beider<br />
Großelternpaare-, forderte Unterwerfung. Sie hatten die Asymmetrie aus der Dyade <strong>in</strong> die<br />
Gottesbeziehung e<strong>in</strong> gebunden hatte: „Der Herr ist me<strong>in</strong> Hirte“ 21 und unsere noch jungen<br />
Schafe 22 stießen <strong>in</strong> der FDJ auf diesseitige gute Hirten. Sie suchten sie, weil ihre realen Eltern<br />
zu frustrierend waren. Doch wie war das möglich?<br />
Rekurs<br />
Vielen Religionen ist die Verzauberung der Menschen durch e<strong>in</strong>en Erlöser geme<strong>in</strong>sam. Er<br />
soll das Schmerzarchiv der Menschheit e<strong>in</strong>schmelzen.<br />
Nach dem „Tod Gottes“ im 19. Jahrhundert übernahmen die messianischen Utopien der<br />
Arbeiterbewegung diese Aufgabe. Ihre Theoretiker wurden zu Erlösern und ihre Schriften zu<br />
20 Julie Hausmann (1826-1901 Melodie Friedrich Silcher<br />
21 Psalm 23<br />
22 Johannes 10, 4-23<br />
8
Bibeln. Sie wurden wie Fetische behandelt, die daraufh<strong>in</strong> den Geist ihrer Interpreten<br />
versteiften.<br />
Karl-Liebknecht und Rosa Luxemburg wurden zu Säulenheiligen.<br />
<strong>Die</strong> deutsche Führerseeligkeit begann schon mit Kaiser Wilhelm und se<strong>in</strong>em Steuermann<br />
Bismarck. In ihrer Abdankung erweckten beide die Sehnsucht nach e<strong>in</strong>em starken „ Erlöser<br />
der Zeit von f<strong>in</strong>steren Gewalten“ 23 . Sie ließ <strong>in</strong> der Weimarer Republik e<strong>in</strong>en Führer suchen,<br />
der im Nationalsozialismus den Staat eroberte. Das von ihm etablierte Führerpr<strong>in</strong>zip wurde<br />
von der „Mutter der Massen“ übernommen.<br />
<strong>Die</strong> Führer des Zentralkomitees verzauberten die <strong>in</strong>nere Welt der jungen Bürger, <strong>in</strong>dem sie<br />
<strong>in</strong> den Pool ihrer Abhängigkeitsgefühle manipulatorisch e<strong>in</strong>greifen ließen. <strong>Die</strong> Vorstufe ihrer<br />
Verzauberung geschah <strong>in</strong> der Initialisierung regressiver Stimmungen vergleichbar der jungen<br />
Geme<strong>in</strong>de beim Kurrenten s<strong>in</strong>gen, und dem politischen Lied <strong>in</strong> der FDJ.<br />
In den „Massenorganisationen“ verlebendigte sich ihre emotionale Welt aus der K<strong>in</strong>dheit<br />
mit ihrer Erlösungssehnsucht nach Vater- oder Mutter. <strong>Die</strong>se wurde umgeleitet auf die<br />
„Mutter der Massen“. In Fackelumzügen, im S<strong>in</strong>gen der Marschlieder wo ihre Körper mit der<br />
Kolonne verschmolzen, und auf Erntee<strong>in</strong>sätzen abends beim Gesang am Kartoffelkrautfeuer.<br />
Ke<strong>in</strong>er musste sich e<strong>in</strong>sam fühlen. Über die Lieder aus dem Oktoberklub stahlen sich ihre<br />
neuen Hirten <strong>in</strong> ihre Herzen.<br />
Ihre Verzauberung geschah durch Gefühle der Ergriffenheit, des Rausches, des<br />
überbordenden Glückes auf Weltfestspielen und mitreißenden Massenveranstaltungen wie des<br />
1. Mai.<br />
Scham und Schuldkultur<br />
Beide „Kulturen des Gewissens“ entstehen <strong>in</strong> unterschiedlichen Machtverteilungen.<br />
<strong>Die</strong> Begriffe der Scham- und Schuldkultur stammt vom Altphilologen Dodd 24 . Er untersuchte<br />
1951 die Ilias, den ältesten Text der antiken Griechen. Aufschlussreich für die Schamkultur ist<br />
se<strong>in</strong> Kapitel "<strong>Die</strong> Rechtfertigung des Agamemnon". Agamemnon argumentiert etwas verkürzt<br />
23 Spann Othmar, zitiert nach Wehler, Notizen zur deutschen Geschichte. Essays. In: Beck'sche Reihe. Band 1743, Beck, München<br />
2007, S. 88<br />
24 Dodd, E. R !<strong>Die</strong> Griechen und das Irrationale. Wissenschaftliche Buchgesellschaft: Darmstadt, 1970 [Orig. The Greeks and the<br />
Irrational. 1951,] dar<strong>in</strong> besonders: Von der Schamkultur zur Schuldkultur. S. 17-37. S. 17-37. Er untersuchte die Frage nach der<br />
Mentalität der alten Griechen und den Unterschieden zum Bewusstse<strong>in</strong> des modernen Menschen. Er beg<strong>in</strong>nt se<strong>in</strong>e Untersuchung<br />
mit dem ältesten uns zugänglichen Zeugnis der Griechen, der Ilias, und erarbeitet e<strong>in</strong>e psychologische Studie am Beispiel von<br />
Agamemnons Rechtfertigung.<br />
9
ausgedrückt, nicht er sei der eigentliche Verursacher des Krieges gegen Troja gewesen,<br />
sondern Zeus, der ihm se<strong>in</strong>en Verstand geraubt habe 25 .<br />
.<br />
<strong>Die</strong> Begriffe der Scham- und Schuldkultur wurde von der Völkerkunde 26 <strong>in</strong> ihre<br />
Mentalitätsforschung übernommen. Dabei machte sie auf die unterschiedlichen<br />
Gewissensstrukturen aufmerksam die beide Kulturen jeweils dom<strong>in</strong>ieren. So herrscht<br />
schematisch dargestellt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Schamkultur der Blick der anderen, -des Kollektivs- beim<br />
Erkennen e<strong>in</strong>es Regelbruchs vor. In e<strong>in</strong>er Schamkultur regiert deshalb auch der böse Blick,<br />
der abgewehrt werden muß.<br />
Das Gewaltmonopol <strong>in</strong> den Händen e<strong>in</strong>er Partei, die e<strong>in</strong>en Staat an sich riss, führte <strong>in</strong> die<br />
Schamkultur. Sie begründete das Kollektiv das die Tendenz zur Verantwortungslosigkeit <strong>in</strong><br />
sich trägt.<br />
<strong>Die</strong> Schamkultur gehört zu e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>fantilisierenden <strong>Diktatur</strong> unter der Dom<strong>in</strong>anz der<br />
Kollektive.<br />
In ihr herrschen Menschen über Menschen und wir sprechen von Fremdzwang. Ihm ist immer<br />
Willkür e<strong>in</strong>geschrieben. Deshalb werden Normen von außen und nicht vom eigenen Gewissen<br />
e<strong>in</strong>gefordert.<br />
Beide Patienten hätten bei ihrer Ver<strong>in</strong>nerlichung „Du sollst nicht Verrat üben“ im Namen<br />
dieser Gewissens<strong>in</strong>stanz Verzicht leisten müssen. Sie wollten nicht verzichten auf die<br />
Vergünstigungen die die Stasi ihnen bot. Ihnen fehlte das Sich-Loslösen von ihrer Gier und<br />
die Emanzipation von Gesetzgebern 27 ihrer K<strong>in</strong>dheit, nach dem Motto, „solange Du de<strong>in</strong>e<br />
Be<strong>in</strong>e unter me<strong>in</strong>en Tisch stellst, wird gemacht was ich sage“.<br />
Psychoanalytisch betrachtet wurden beide durch die Stasi an ihre K<strong>in</strong>dheit fixiert. Sie<br />
konnten sie nicht aufgeben, weil sie davon überzeugt waren, dass die Rechnung, die sie ihrer<br />
Umwelt ausstellten, nur von der Stasi beglichen werden könnte. Freud me<strong>in</strong>te, dass die<br />
Wünsche nach e<strong>in</strong>er solchen Rechnungslegung dann entstehen, wenn schwere Erfahrungen <strong>in</strong><br />
der frühen K<strong>in</strong>dheit gemacht werden mussten und der unberechtigte Entzug von Schutz und<br />
Geborgenheit zu Entschädigungsansprüchen führt. Freud wählte als Beispiel für diesen<br />
Entschädigungsanspruch den körperlich beh<strong>in</strong>derten Richard den III. von Shakespeare. In<br />
se<strong>in</strong>er Paraphrasierung hört sich das so an. „<strong>Die</strong> Natur hat e<strong>in</strong> schweres Unrecht an mir<br />
begangen, <strong>in</strong>dem sie mir die Wohlgestalt versagte, welche die Liebe der Menschen gew<strong>in</strong>nt.<br />
25 Il.19,78ff.).<br />
26 Vgl. Käser, L: E<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> die Ethnologie. Erlangen, 1998. S. 129-167.<br />
27 Wurmser, L. (1987) Flucht vor dem Gewissen Analyse von über-Ich Abwehr bei schweren Neurosen. Berl<strong>in</strong>, Heidelberg,<br />
Spr<strong>in</strong>ger Verlag.<br />
10
Das Leben ist mir e<strong>in</strong>e Entschädigung schuldig, die ich mir holen werde. Ich habe den<br />
Anspruch darauf e<strong>in</strong>e Ausnahme zu se<strong>in</strong>… 28 . <strong>Die</strong> Stasi bediente bei beiden diese<br />
Anspruchshaltung mit ihrem Entlohnungspr<strong>in</strong>zip weil sie Wünsche erfüllen konnte, die<br />
anderen versagt blieben. Das reparierte ihren im Elternhaus frustrierten Narzissmus und hob<br />
sie aus ihrem Kollektiv heraus. Das vom Führungsoffizier bestätigte Phantasma „e<strong>in</strong>e<br />
Ausnahme zu se<strong>in</strong>“ nobilitierte sie. <strong>Die</strong>s verhüllte alle profanen Gründe ihres Verrats, vor<br />
allen vor ihnen selbst.<br />
Ihre Schamdynamik entstand wie bei jedem anderen auch <strong>in</strong> der Familie, weil sie als K<strong>in</strong>der<br />
und Heranwachsende erst <strong>in</strong> der Enkulturation während der Pubertät das gesellschaftliche<br />
Wertesystem und die Kulturmuster <strong>in</strong>ternalisierten. In der Enkulturation kam neben dem<br />
ödipalisierenden Gesetz ihrer Väter 29 , der kulturelle ethische Referenzrahmen der <strong>Diktatur</strong><br />
h<strong>in</strong>zu. In dem e<strong>in</strong>en war im S<strong>in</strong>ne der Staatsmacht ihre „Informationsweitergabe“ e<strong>in</strong>e gute<br />
Tat, während nach dem „Gesetz ihrer Väter“ nur e<strong>in</strong> Spitzel übrig blieb 30 . Jedoch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Schuldkultur herrscht Recht und Gesetz über den Menschen. Der Mensch herrscht über sich<br />
selbst, weil er unter dem von ihm <strong>in</strong>ternalisierten „Gesetz des Vaters“ steht. E<strong>in</strong> solcher<br />
Mensch übt Selbstzwang aus um Schuldgefühlen zu entgehen und reale Schuld zu vermeiden.<br />
<strong>Die</strong> demokratische Gewaltenteilung <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er Staatsstruktur führt zur Schuldkultur. Sie<br />
ist determ<strong>in</strong>iert durch den Vorlauf der Selbstbefragung <strong>in</strong> der eigenen „Sündhaftigkeit“, die<br />
die Kirche def<strong>in</strong>ierte. Sie ist e<strong>in</strong> Vorläufer unserer Individuation und führte mit <strong>in</strong> die<br />
Selbstverantwortung. In der Schuldkultur sollte die Verantwortung für das Geme<strong>in</strong>wesen<br />
vorhanden se<strong>in</strong>. Individuationsziele s<strong>in</strong>d idealita 31<br />
28 Freud S. E<strong>in</strong>ige Charaktertypen aus der analytischen Arbeit.. 1916, Ges. W. X: S. 364-391.<br />
29 Der Träger des ödipalen Ne<strong>in</strong>s und des Gesetzes muss nicht zwangsläufig der reale Vater se<strong>in</strong>, es handelt sich hier vielmehr um<br />
die väterliche Funktion, um den symbolischen Vater, dessen struktureller Platz auch von anderen Personen (Mutter, Geschwister,<br />
Erzieher) oder Institutionen e<strong>in</strong>genommen wird (Lehrer, Richter, Polizisten, Priester, politische und religiöse Führer,<br />
Psychoanalytiker, Gott, aber auch allgeme<strong>in</strong>er: soziale Normen, der große Andere<br />
30 Jedoch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Schuldkultur herrscht Recht und Gesetz über den Menschen. Der Mensch herrscht über sich selbst,<br />
weil er unter dem von ihm <strong>in</strong>ternalisierten „Gesetz des Vaters“ steht. E<strong>in</strong> solcher Mensch übt Selbstzwang aus um<br />
Schuldgefühlen zu entgehen und reale Schuld zu vermeiden. <strong>Die</strong> demokratische Gewaltenteilung <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er<br />
Staatsstruktur führt zur Schuldkultur. Sie ist determ<strong>in</strong>iert durch den Vorlauf der Selbstbefragung <strong>in</strong> der eigenen<br />
„Sündhaftigkeit“, die die Kirche def<strong>in</strong>ierte. Sie ist e<strong>in</strong> Vorläufer unserer Individuation und führte mit <strong>in</strong> die<br />
Selbstverantwortung. In der Schuldkultur sollte die Verantwortung für das Geme<strong>in</strong>wesen vorhanden se<strong>in</strong>.<br />
Individuationsziele s<strong>in</strong>d idealita 30 : Autonomie und damit Verantwortung für sich und e<strong>in</strong>e Verpflichtung dem<br />
Realitätspr<strong>in</strong>zip gegenüber. Um nicht nur verstanden zu werden sondern auch verstehen zu können, muss die<br />
Neugier erhalten bleiben. Sie ermöglicht, das Wissen der Welt anzueignen. Was e<strong>in</strong> reifes Gewissen für<br />
diktatorische Systeme so gefährlich werden lässt, ist se<strong>in</strong>e Unabhängigkeit vom Urteil der Macht, weil es nicht auf<br />
Übere<strong>in</strong>stimmung mit ihr angelegt ist. Es erwächst aus Trennung und Loslösung aus k<strong>in</strong>dlicher Abhängigkeit und<br />
verhilft zu größerer Unabhängigkeit und Autonomie. Daraus erwächst e<strong>in</strong>e unabhängige Gewissensstruktur, die auf<br />
Emanzipation vom herrschenden Weltbild baut und Wegweiser <strong>in</strong> die Zukunft se<strong>in</strong> könnte.<br />
E<strong>in</strong>e solche Gewissensstruktur ermöglichte auch der Staatssicherheit zu widerstehen.<br />
31 Wie wenig e<strong>in</strong> reifes Über-Ich <strong>in</strong> der Bundesrepublik sich etabliert hat, zeigt sich im Rücktritt des deutschen Bundespräsidenten<br />
im Jahre 2012. Er spiegelte unverhohlen der Deutschen Gier und Schnäppchenmentalität.Im Umgang mit dem Konflikt zeigte er,<br />
ke<strong>in</strong>e Über-Ich-Eigenschaft wie Anstand und Moral sondern <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Bedienung der Regeln des Rechtsstaats, spiegelte er den<br />
Deutschen ihre Gewissenlosigkeit die sie beschämte sodass sie ihn nicht mehr unterstützen konnten.<br />
11
: Autonomie und damit Verantwortung für sich und e<strong>in</strong>e Verpflichtung dem Realitätspr<strong>in</strong>zip<br />
gegenüber. Um nicht nur verstanden zu werden sondern auch verstehen zu können, muss die<br />
Neugier erhalten bleiben. Sie ermöglicht, das Wissen der Welt anzueignen. Was e<strong>in</strong> reifes<br />
Gewissen für diktatorische Systeme so gefährlich werden lässt, ist se<strong>in</strong>e Unabhängigkeit vom<br />
Urteil der Macht, weil es nicht auf Übere<strong>in</strong>stimmung mit ihr angelegt ist. Es erwächst aus<br />
Trennung und Loslösung aus k<strong>in</strong>dlicher Abhängigkeit und verhilft zu größerer<br />
Unabhängigkeit und Autonomie. Daraus erwächst e<strong>in</strong>e unabhängige Gewissensstruktur, die<br />
auf Emanzipation vom herrschenden Weltbild baut und Wegweiser <strong>in</strong> die Zukunft se<strong>in</strong><br />
könnte.<br />
E<strong>in</strong>e solche Gewissensstruktur ermöglichte auch der Staatssicherheit zu widerstehen.<br />
Loyalität<br />
Weil ihr familiäres Wertesystem mit dem staatlichen Wertesystem kollidierte, musste ihre<br />
Loyalität dem „väterliche Gesetz“ gegenüber -mit se<strong>in</strong>em Verratsverbot- untergehen. Mit<br />
dieser Verdrängung entg<strong>in</strong>gen sie e<strong>in</strong>er antizipierten Beschämung <strong>in</strong> ihrer Ursprungsfamilie.<br />
<strong>Die</strong> so entstandene Leerstelle füllte sich mit Pragmatismus. Er determ<strong>in</strong>ierte ihre Gewissens-<br />
Strukturen, die alle Forderungen ihres Führungsoffiziers billigten.<br />
Ihre auf diese Weise entstandene pragmatische Unterwerfung vor ihrem Führungsoffizier<br />
wurde von Beiden als Loyalität missverstanden. Weil sie die Loyalität zum väterlichen<br />
Normenbewußtse<strong>in</strong> verdrängen mussten, konnten sie auch ke<strong>in</strong>e Loyalität zu ihren neuen<br />
väterlichen Stellvertretern -die Führungsoffiziere- aufbr<strong>in</strong>gen. Deshalb traf auf beide<br />
Patienten das Sprichwort zu „Wenn die Katze das Haus verlässt, tanzen die Mäuse auf dem<br />
Tisch“, wenn wir <strong>in</strong> unserem Fall die Katze als Symbol des Führungsoffiziers verstehen. Ihr<br />
Ausspruch, „dass man alles machen kann, sich nur nicht erwischen lassen darf“,<br />
veranschaulicht diesen Zusammenhang. Doch wie entstand e<strong>in</strong>e solche Haltung?<br />
<strong>Die</strong> Enkulturation <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Schamkultur<br />
Als die Staatsgründer die messianischen Utopien <strong>in</strong> Politik umzusetzen begannen 32 zeigte<br />
sich, dass der Urkommunismus der Bergpredigt nach dem „Tod Gottes“ als Ideologie<br />
überlebte hatte. Jedoch die dort enthaltene zentrale „goldene Regel“ 33 „was Du nicht willst,<br />
32 Bibel Mat 5–7; Lukas 6,17-49<br />
33 vgl. Mayer Re<strong>in</strong>hold, Der babylonische Talmud, Goldmann München 1963, Schabbat 31a; S. 227 „Wiederum geschah es, dass<br />
e<strong>in</strong>er aus den [heidnischen] Völkern vor Schammai kam und zu ihm sagte: Mache mich zum Proselyten unter der Bed<strong>in</strong>gung, dass<br />
du mich die ganze Thora lehrst, während ich auf e<strong>in</strong>em Be<strong>in</strong> stehe. Da jagte Schammai ihn mit dem Maurermeßbrett davon, dass<br />
er gerade zur Hand hatte. Als er mit dem gleichen Anliegen zu Hillel kam, sagte dieser zu ihm: Was dir selbst zuwider ist, das tue<br />
12
das man Dir tu, das füg auch ke<strong>in</strong>en anderen zu“ 34 als „sittliche Grundformel der<br />
Menschheit“ im Normenkatalog der „Mutter der Massen“ ke<strong>in</strong>en Platz fand. Deshalb fehlte <strong>in</strong><br />
ihrem ethischen Referenzrahmen e<strong>in</strong> verb<strong>in</strong>dliches Normenbewußtse<strong>in</strong> und der Zweck begann<br />
ihre Mittel zu heiligen.<br />
In der Enkulturation beider Patienten zu Kämpfern für den Sozialismus begannen sie an das<br />
„Recht des Stärkeren“ zu glauben, was jedoch das größte Unrecht ist.<br />
<strong>Die</strong>ses „Recht des Stärkeren“ aus der Infantilphase der Menschheit bestimmte die<br />
Gerechtigkeitskultur der <strong>Diktatur</strong> des Proletariats. E<strong>in</strong> aus ihr ableitbarer<br />
Gerechtigkeitsbegriff - auf jedem Schulhof hörbar- wiederspiegelt der Satz: „Wenn me<strong>in</strong><br />
großer Bruder kommt, wird er Dich verhauen“. Der große Bruder Sowjetunion stand seit dem<br />
17. Juni, seit Ungarnaufstand und dem „Prag Frühl<strong>in</strong>g“ immer als Drohung im Raum <strong>in</strong><br />
se<strong>in</strong>em Recht des Stärkeren.<br />
<strong>Die</strong> realen Sozialisten übernahmen nahtlos die Rituale und Massenveranstaltungen der<br />
Nazis, sowie deren gesellschaftliches Organisationskonzept: die „Gleichschaltung“.<br />
Auf diese Weise verlängerten sie die von den Nazis schon etablierte Kollektivkultur. In ihr<br />
werden Subjektivität und Individuation verh<strong>in</strong>dert und damit auch ihr Motor -das<br />
Übergangsobjekt-.<br />
Ist ke<strong>in</strong> Übergangsobjekrepräsentanz vorhanden, das die <strong>in</strong>nerseelische Landschaft<br />
segmentiert, wird die ganze Ich-Struktur <strong>in</strong> der Internalisierung des sozialistischen Weltbildes<br />
erfasst.<br />
Deshalb entstand <strong>in</strong> beiden jugendlichen Informellen Mitarbeitern <strong>in</strong> ihrer Enkulturation<br />
ke<strong>in</strong>e Teilidentität als Kommunist, sondern ihre gesamte Identität wurde kommunistisch.<br />
Damit versanken sie im Kollektiv der Partei und konnten, selbst wenn sie die Partei heftig<br />
kritisierten, ke<strong>in</strong> Infrage stellen ihrer Ideologie entwickeln. Sie konnte nicht mehr realisieren,<br />
dass der Kaiser nackt war, weil sie ihn sofort mit den Kleidern ihrer <strong>in</strong>ternalisierten Ideologie<br />
ausstaffierten.<br />
Durch die Kollektivierung ihrer K<strong>in</strong>dheit und Pubertät <strong>in</strong> den Pionieren und <strong>in</strong> der FDJ<br />
konnten sie letztendlich ke<strong>in</strong>e die Erwachsenwelt <strong>in</strong>frage stellende Haltung entwickeln. Auf<br />
diese Weise wurde die „Mutter der Massen“ zur eigenen Mutter.<br />
E<strong>in</strong>e solche K<strong>in</strong>dheit und Adoleszenz verh<strong>in</strong>derte ihre Enkulturation auf der Basis<br />
unbewusster Identifikationsprozesse. Sie war immer <strong>in</strong>tentionale Erziehung, die das Denken<br />
de<strong>in</strong>em Nächsten nicht an. Das ist die Thora ganz und gar, alles andere ist ihre Auslegung. Geh und lerne das. Vgl. Re<strong>in</strong>er: <strong>Die</strong><br />
„Goldene Regel“. <strong>Die</strong> Bedeutung e<strong>in</strong>er sittlichen Grundformel der Menschheit. In: Zeitschrift für philosophische Forschung (3)<br />
1948, S. 74-105.<br />
34 Math.. 7 Vers 12. Alles, was ihr also von anderen erwartet, das tut auch ihnen! Dar<strong>in</strong> bestehen das Gesetz und die Propheten.<br />
13
eider Patienten formte. Ihr Denken formende Indoktr<strong>in</strong>ation steuerte ihren gesamten<br />
Sozialisationsprozess mit dem Ziel der Übere<strong>in</strong>stimmung mit der Macht. Sie forderte<br />
Denunziation.<br />
Deshalb konnten beide Patienten ke<strong>in</strong>e geistige Unabhängigkeit vom sozialistischen<br />
Weltbild entwickeln. Denn sie wollte zur „besten aller Welten“ gehören, die ihre ans<br />
„Schicksal“ ausgestellten Rechnungen beglich.<br />
In ihrer Enkulturation mussten sie deshalb gegen die goldene Regel „was Du nicht willst, das<br />
man Dir tu, das füg auch ke<strong>in</strong>en anderen zu“ verstoßen, weil die utilitaristische Ethik des<br />
Staates sie nicht kannte und das „Gesetz des Vaters“ <strong>in</strong> ihrem Unbewussten ruhte.<br />
Das Führerpr<strong>in</strong>zip<br />
„Wir, Mitarbeiter des M<strong>in</strong>isteriums für Staatssicherheit, s<strong>in</strong>d jederzeit bereit, … die<br />
unsterblichen Ideen von Marx, Engels und Len<strong>in</strong> revolutionäre Wirklichkeit (werden zu lassen<br />
Eschgol und), mit unserer ganzen Person, bis zum E<strong>in</strong>satz des eigenen Lebens, entschlossen<br />
(sie Eschgol) zu verteidigen 35 .<br />
Im Schwur, und unsterblicher Ideen die der „heiligen Sphäre“ zugeordnet s<strong>in</strong>d,<br />
positionierten sich die Tschekisten als Teil e<strong>in</strong>er göttlichen Macht.<br />
<strong>Die</strong> Symbiose mit dieser Macht im „Führerpr<strong>in</strong>zip der Partei“ war Vorbed<strong>in</strong>gung der <strong>Diktatur</strong><br />
des Proletariats.<br />
Demgemäß mobilisierte das Führerpr<strong>in</strong>zip die Übertragungsbereitschaft k<strong>in</strong>dlicher Wünsche<br />
me<strong>in</strong>er Patienten e<strong>in</strong>en guten Vater haben zu wollen. Sie sammelte der Abgesandte der<br />
göttlichen Sphäre - der Führungsoffizier-nur noch e<strong>in</strong>.<br />
Im geheimen Pakt mit der Macht denunzierte sie ihr Kollektiv. Mit ihm lebten beide <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Wir-Gefühl. <strong>Die</strong>se Quadratur des Kreises spaltete ihr Gewissen. Sie wurde am Leben erhalten<br />
durch das ethische Referenzsystem der „Mutter der Massen“. Es gestattete jedoch Menschen<br />
aus dem Solidarverband auszustoßen.<br />
<strong>Die</strong>se Ausstoßungsdrohungen ließ beide an ihrem Führungsoffizier festhalten, denn sie<br />
glaubten er garantiere ihnen ihre Unversehrtheit. Dazu kommt folgendes:<br />
1. Durch das Führerpr<strong>in</strong>zip waren die Normen <strong>in</strong> das Gewissen der Kader <strong>in</strong> den<br />
Hierarchien e<strong>in</strong>gelagert. Sie erreichte nicht die Gewissensstrukturen des e<strong>in</strong>fachen<br />
Bürgers. Das heißt: das marxistische Wertesystem wurde <strong>in</strong> die vom Führerpr<strong>in</strong>zip<br />
35 Tschekistenschwur<br />
14
errichteten Hierarchien gepfropft das nur die Verantwortungsträger <strong>in</strong>ternalisierten.<br />
Somit waren nur sie Träger dieses Wertesystems. In der Abwesenheit der Kader aber<br />
tanzten die gut angepassten Untergebenen der Nischengesellschaft fröhlich auf den<br />
Tischen e<strong>in</strong>er comoden <strong>Diktatur</strong>.<br />
2. Das schamgesteuerte Gewissen ermöglichte beiden Patienten die Unterwerfung unter<br />
die Regeln, die der Führungsoffizier aufstellte.<br />
3. Beide Patienten nahmen <strong>in</strong> ihrem verratenen Kollektiv Platz als Mitarbeiter, Beistand<br />
und Nutznießer. Sie versanken <strong>in</strong> der Psychologie ihres Kollektivs, die ihre Sehnsucht<br />
nach E<strong>in</strong>zigartigkeit konterkarierten. Ihr geheimer Pakt mit der Staatssicherheit<br />
nobilitierte sie jedoch ohne dass das Kollektiv dies ahnte und vermittelte ihnen das<br />
Gefühl allen überlegen zu se<strong>in</strong>.<br />
<strong>Die</strong> Schamabwehr der Mitwisser<br />
Mit der e<strong>in</strong>zigen gelungenen deutschen Revolution, blieben von den „ aufrechten Patrioten“<br />
nur noch zwei Spitzel zurück.<br />
Sie jedoch behaupteten „was damals Recht war, kann heute ke<strong>in</strong> Unrecht se<strong>in</strong>“.<br />
Trotzdem wurde ihnen durch den Diskurs <strong>in</strong> den Medien ihre Tat als Schwäche,<br />
Vorteilsnahme und moralisches Versagen gespiegelt. Doch das ist die Moral des<br />
Klassenfe<strong>in</strong>des die sie nicht berühren konnte, weil er doch nicht wissen kann wie die<br />
Verhältnisse <strong>in</strong> der DDR waren.<br />
In ihrer Analyse jedoch machten beide mich zur Vertreter<strong>in</strong> der familiären Spitzelthese und<br />
deshalb schämten sie sich.<br />
Wir wissen dass die „sittliche Grundformel der Menschheit“ nicht der Moral entstammt,<br />
sondern der mitleidigen Vernunft gegenüber Hilflosigkeit. <strong>Die</strong>se Vernunft verhalf der Gattung<br />
Mensch zu überleben. Sowohl <strong>in</strong> der wechselseitigen Sorge für e<strong>in</strong>ander als auch <strong>in</strong> der vor<br />
Verlust schützenden E<strong>in</strong>fühlung <strong>in</strong> die Bedürfnisse der anderen.<br />
Das heißt die „sittliche Grundformel der Menschheit“ leitet sich ab aus unserem<br />
Lebenstrieb. Deshalb sorgen wir füre<strong>in</strong>ander. <strong>Die</strong> Voraussetzung dafür ist jedoch, dass wir<br />
15
uns mit Hilflosigkeit identifizieren können. <strong>Die</strong>se Identifikation mit der Hilflosigkeit ist<br />
immer wieder bedroht, weil gefürchtet wird, hilflos zu werden. Sie ist doppelt bedroht, wenn<br />
es sich um „gegen den Strom Schwimmende“ handelt, die von den Mächtigen ausgestoßen<br />
werden könnten und man selbst gleich mit.<br />
Erst recht <strong>in</strong> der Internalisierung des Ideals e<strong>in</strong>es Kämpfers für den Sozialismus, die, die<br />
Identifikation mit Hilflosigkeit verunmöglicht. Bei me<strong>in</strong>en beiden Patienten war die<br />
Übernahme des Ideals e<strong>in</strong>es Kämpfers die seelische Reaktion auf die erlebte E<strong>in</strong>samkeit <strong>in</strong><br />
den Krippen <strong>in</strong> denen sie nicht <strong>in</strong> der Lage waren Beziehung herzustellen. Beim anderen war<br />
es e<strong>in</strong>e Mutter, deren B<strong>in</strong>dungsfähigkeit an ihren Sohn immer wieder zerbrach. <strong>Die</strong>se daraus<br />
resultierende E<strong>in</strong>samkeit mochten sie nicht von ihrem Opfer gespiegelt bekommen und im<br />
Akt der Denunziation zerschlugen sie diese Spiegel.<br />
<strong>Die</strong> Mitwisser des Verrats und ihre Unfähigkeit Stellung zu<br />
beziehen prolongiert das Trauma der Opfer<br />
Das soziale Umfeld beider Patienten wusste seit der Offenlegung der Stasiunterlagen vom<br />
Verrat. Es konfrontierte sie nicht mit der „sittlichen Grundformel“: „Warum hast Du nicht<br />
jedermann so behandelt, „wie du selbst an se<strong>in</strong>er Stelle wünschtest behandelt zu werden“. 36<br />
In ihrer Fixierung an die Regression der Kollektivkultur vermute ich, dass sie sich fragten:<br />
„was hätte ich an se<strong>in</strong>er Stelle gemacht“.<br />
Denn glücklich gewesen zu se<strong>in</strong>, Karriere gemacht durch „die Mutter der Massen“ die<br />
Vorteile der DDR voll mitgenommen zu haben und ihr Unrecht verleugnet, mobilisiert Scham<br />
und vielleicht auch Schuldgefühle.<br />
Deshalb verleugnen sie, dass beider Verrat zu schwerer Traumatisierung durch die<br />
„Zersetzungsaktionen“ der Stasi führte.<br />
<strong>Die</strong> Traumatisierung des Opfers hat jedoch „e<strong>in</strong>e amorphe Präsenz, die nicht durch Raum,<br />
Zeit und Handlungsfähigkeit e<strong>in</strong>gegrenzt ist. Ohne Anfang, Mitte und Ende zieht sie sich<br />
durch die Er<strong>in</strong>nerung mehrerer Generationen“ 37 . Das Trauma im Unbewussten ist immer<br />
ahistorisch und wenn nicht bearbeitbar, pflanzt es sich über Generationen fort.<br />
<strong>Die</strong> Tatsache dass die Überwachten jahrelang <strong>in</strong> die Schablone des paranoiden<br />
Menschenbildes der Stasi gepresst wurden, wird im Nachh<strong>in</strong>e<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>er ungeheuerlichen<br />
36 Hoche: <strong>Die</strong> Goldene Regel. Neue Aspekte e<strong>in</strong>es alten Moralpr<strong>in</strong>zips. In: Zeitschrift für philosophische Forschung (32) 1978, S.<br />
358<br />
37 Laub Dori and Lee Susanna "Thanatos and Massive Psychic Trauma“, Journal of the American Psychoanalytic Association, No. 2,<br />
2003, S. 999<br />
16
Kränkung und Vertrauensverlust gegenüber Menschen All dies wurde durch die<br />
Schamabwehr me<strong>in</strong>er Patienten und ihren im Nachh<strong>in</strong>e<strong>in</strong> Mitwissern verleugnet.<br />
Deshalb wird <strong>in</strong> den folgenden Generationen e<strong>in</strong> Symbol des Verrats zum Stimulus e<strong>in</strong>es<br />
Flashbacks des Traumas werden. E<strong>in</strong>es Traumas dass <strong>in</strong> der elterlichen oder großelterlichen<br />
Generation stattgefunden hat, ohne dass die II. III. oder IV. Generation überhaupt begreifen<br />
wird, was <strong>in</strong> ihnen geschieht.<br />
Was hätte geschehen müssen?<br />
E<strong>in</strong>e Chance dieser Weitergabe zu entkommen wäre die Anerkennung des Verrats gegenüber<br />
den Opfern gewesen.<br />
<strong>Die</strong>se Anerkennung hätte <strong>in</strong> mehreren Schritten erfolgen müssen, <strong>in</strong> denen die Nachreifung<br />
des Gewissens me<strong>in</strong>er Patienten hätte stattf<strong>in</strong>den können 38 .<br />
Sie hätten als erstes <strong>in</strong> sich selbst anerkennen müssen, etwas Falsches getan zu haben und<br />
nicht ihr Führungsoffizier. <strong>Die</strong>se Anerkennung wäre der erste Schritt gewesen, die<br />
Verantwortung für den angerichteten Schaden zu übernehmen.<br />
Sie hätten jedoch nicht nur vor sich selbst Verantwortung zu übernehmen, sondern ihren<br />
Verrat öffentlich bekennen müssen 39 um ihren Opfern das Gefühl der Stigmatisierung zu<br />
nehmen.<br />
<strong>Die</strong>ser Prozess hätte das „Gesetz des Vaters“ <strong>in</strong> ihnen errichtet.<br />
Es wäre die Anerkennung ihres angerichteten Unrechts 40 gewesen. Damit hätten sie ihren<br />
Opfern die Genugtuung gegeben Unrecht erlitten zu haben.<br />
Der nächste Schritt wäre ihre Reue gewesen. Reue ist die Trauer darüber, dass sie im Leben<br />
zu kurz gekommene waren und deshalb so geworden s<strong>in</strong>d, wie sie s<strong>in</strong>d. Sie wäre die<br />
Voraussetzung für den weiteren Schritt mit der Bitte um Entschuldigung gewesen, die sie aber<br />
gegenüber ihrem Opfer nicht formulieren dürfen.<br />
<strong>Die</strong>se e<strong>in</strong>zelnen Schritte werden <strong>in</strong> jedem Täter - Opfer -Ausgleich gemacht.<br />
<strong>Die</strong> Täterorientierung der deutschen Gesellschaft<br />
38 Vgl: Moses Rafael, Rena Moses-Hrushovski: E<strong>in</strong>ige psychoanalytische Gedanken über die Anerkennung e<strong>in</strong>es Unrechtes und den<br />
Anspruch auf Vorrechte-beim Individuum und <strong>in</strong> der Kollektivität. Aus: Was ist aus dem Über-Ich geworden? Frühjahrstagung<br />
der DPV, Freiburg, 2001<br />
39 Ibid.<br />
40 Ibid.<br />
17
Jedoch ihr Unrecht, konnte <strong>in</strong> dem von mir beschriebenen Prozess nicht anerkannt werden,<br />
weil unsere Gesellschaft Täter- und nicht Opferorientiert ist.<br />
<strong>Die</strong>s zeigt sich auch <strong>in</strong> der für Außenstehenden verblüffenden Diskussion, ob die DDR e<strong>in</strong><br />
Unrechtsstaat gewesen sei. <strong>Die</strong>ser Diskurs ist e<strong>in</strong> Oberflächenphänomen der Schamabwehr.<br />
Sie will das Unrecht ungeschehen machen, <strong>in</strong> dem die DDR zu e<strong>in</strong>em Rechtsstaat umgedeutet<br />
wird.<br />
E<strong>in</strong>ige halten dem Begriff des Unrechtsstaates entgegen, dass es Rechtsbereiche gab, <strong>in</strong> denen<br />
formal korrektes Recht gesprochen wurde. <strong>Die</strong>s geschah jedoch auch im H<strong>in</strong>blick auf das<br />
bürgerliche Recht während der nationalsozialistischen Zeit.<br />
E<strong>in</strong> Unrechtsstaat beg<strong>in</strong>nt nicht mit der Barbarei <strong>in</strong> den Konzentrationslagern oder mit der<br />
Menschenvernichtung <strong>in</strong> Polen und der Sowjetunion. Er beg<strong>in</strong>nt mit der Willkür <strong>in</strong> der<br />
Vorenthaltung von Menschen-, Bürger- und Persönlichkeitsrechten, mit der Aufhebung der<br />
Gewaltenteilung, der Abschaffung e<strong>in</strong>er unabhängigen Justiz und der Unmöglichkeit<br />
Regierende <strong>in</strong> freien Wahlen abzulösen.<br />
<strong>Die</strong>se vorenthaltenen Rechte waren e<strong>in</strong>stmals der legalistische Ausdruck des Gewissens der<br />
Ständevertreter oder auch Parlamentarier, die den Schutz der Bürger als Maßstab ihres<br />
Handelns begriffen.<br />
Jedoch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er 60 Jahre währenden Schamkultur verloren diese Rechte der Menschen ihre<br />
Verteidiger, weil sie weder im Normenbewußtse<strong>in</strong> des Nationalsozialismus oder des realen<br />
Sozialismus der DDR enthalten waren. Deshalb entstanden nach der Wende ke<strong>in</strong>e Wahrheits-<br />
und Versöhnungskommissionen. In ihnen hätte <strong>in</strong> ritualisierter Weise hergestellt werden<br />
können, sowohl das Recht des Opfers auf öffentliche Anerkennung, als auch das der Patienten<br />
-sich zu entschulden-. Erst dann hätten ihr soziales Umfeld ihnen verzeihen dürfen.<br />
Ich danke ihnen für ihre Geduld.<br />
18
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/ Ma<strong>in</strong>, 1969 – 1975, Bd. 3, S. 213 – 272<br />
Freud, S. Das Unbewusste. In Studienausgabe Hrsg.: Alexander Mitscherlich u.a. Frankfurt a. M.:<br />
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Hoche Hans Ulrich : <strong>Die</strong> Goldene Regel. Neue Aspekte e<strong>in</strong>es alten Moralpr<strong>in</strong>zips. In: Zeitschrift für philosophische<br />
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Laub Dori and Lee Susanna "Thanatos and Massive Psychic Trauma," Journal of the American<br />
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407-443<br />
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Miller, Alice: Am Anfang war Erziehung. Suhrkamp, Frankfurt am Ma<strong>in</strong> 1983<br />
Morrison, S. B. Shame. The Underside of Narcissism. Hillsdale 1989<br />
Moses Rafael, Rena Moses-Hrushovski: E<strong>in</strong>ige psychoanalytische Gedanken über die Anerkennung e<strong>in</strong>es<br />
Unrechtes und den Anspruch auf Vorrechte-beim Individuum und <strong>in</strong> der Kollektivität. Aus:<br />
Was ist aus dem Über-Ich geworden? Frühjahrstagung der DPV, Freiburg, 2001<br />
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Pechmann Roland / Vogel Jürgen Hrsg: Abgesang der Stasi. Das Jahr 1989 <strong>in</strong> Presseartikeln und Stasi-<br />
Dokumenten. 1991 Braunschweig.<br />
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19
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