Plasma statt Chemie - NanoCraft Coating GmbH
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INNOVATION OBERFLÄCHENTECHNIK<br />
1<br />
PLASMA<br />
STATT CHEMIE<br />
EINE UMWELTREVOLUTION BEIM COIL COATING VERSPRICHT DAS UNTERNEHMEN<br />
PLASMATREAT MIT SEINER ATMOSPHÄRENDRUCK-PLASMATECHNOLOGIE »OPENAIR«. ZUR<br />
VORBEHANDLUNG VON ALUMINIUMBANDWARE ERSETZT SIE DIE CHEMIE — VOLLSTÄNDIG.<br />
_ Unzählige Tonnen von Nasschemikalien,<br />
Millioneninvestitionen für die Abwasserentsorgung<br />
aufgrund der Vorreinigung<br />
von Aluminiumbändern — ist das bald<br />
Schnee von gestern? Der korrosive Angriff<br />
von Oberfl ächen, Restkontaminationen<br />
von Walzölen und die aus dieser Situation<br />
heraus bis heute angewandten umweltbelastenden<br />
und energieintensiven Vorbehandlungsverfahren<br />
stellen bei der Verarbeitung<br />
von Aluminium die häufigsten<br />
Probleme dar. Mit der atmosphärischen<br />
<strong>Plasma</strong>technologie »Openair« des System-<br />
54 5.2007 www.bbr.de<br />
entwicklers <strong>Plasma</strong>treat, Steinhagen, wurde<br />
zusammen mit der Griesser AG,<br />
Schweiz, und dem deutschen Forschungsinstitut<br />
Nanocraft erstmals ein Verfahren<br />
entwickelt und nun in Betrieb genommen,<br />
bei dessen Anwendung die benannten Probleme<br />
völlig eliminiert werden.<br />
Die Technik bewirkt die mikrofeine Reinigung<br />
von Aluminiumbandware vor dem<br />
Auftragen der Konversionsschicht (Chem-<br />
Coater) und ersetzt umweltbelastende,<br />
nasschemische Prozesse im Reinigungsprozess<br />
vollständig. Bahnbrechende Inno-<br />
vationen haben meist die Vision eines Einzelnen<br />
zum Ursprung: Branko Vasiljevic,<br />
Projektleiter Bandbeschichtung und langjähriger<br />
Mitarbeiter des größten Schweizer<br />
Aluminiumrolladen-Herstellers, der<br />
Griesser AG, Aadorf, träumte bereits vor<br />
fünf Jahren von dem Bau einer neuen, absolut<br />
umweltfreundlichen Lackierstraße,<br />
die zudem nicht nur schneller sein sollte<br />
als die alte, sondern auch die Reinigung<br />
der Aluminiumbänder inline ermöglichen<br />
und damit viel Platz ersparen würde. Vasiljevic<br />
ist von den Möglichkeiten der relativ
2<br />
1 _ Die neue 49 m lange Coil-<strong>Coating</strong>-Anlage<br />
der Griesser AG setzt mit Verzicht auf<br />
eine Reinigungsstraße einen Meilenstein in<br />
der Anlagentechnik. 2 _ Der elektrisch<br />
neutrale <strong>Plasma</strong>strahl ermöglicht die mikro-<br />
feine Reinigung, hohe Aktivierung und<br />
hauchdünne Beschichtung von Oberfl ächen.<br />
(Bilder: <strong>Plasma</strong>treat) 3 _ Mit der Verwirk-<br />
lichung seiner Vision einer umweltfreund-<br />
lichen Vorreinigung im Coil-<strong>Coating</strong>-Prozess<br />
landete Projektleiter Branko Vasiljevic<br />
einen Welterfolg. (Bild: Blue Rondo Interna-<br />
tional)<br />
jungen »Openair«-<strong>Plasma</strong>technologie be- Energieniveau. Der Energieeintrag erfolgt und erzeugen mithilfe eines in der Düse<br />
geistert. In Christian Buske, geschäftsfüh- über die Aggregatzustände fest, fl üssig gezündeten Lichtbogens und des Arbeitsrender<br />
Gesellschafter von <strong>Plasma</strong>treat, und gasförmig. Wird mittels elektrischer gases Luft ein <strong>Plasma</strong>, das potenzialfrei<br />
findet er einen ebenso engagierten Part- Entladung zusätzlich Energie in die gasför- auf das zu behandelnde Produkt strömt.<br />
ner, der bereit ist, neue Wege zu gehen mige Materie eingekoppelt, entstehen Es besitzt ausreichend angeregte Teil-<br />
und gemeinschaftlich die Integration der elektronisch angeregte Zustände. Dabei chen, um gezielte Effekte auf der Oberfl ä-<br />
<strong>Plasma</strong>-Vorbehandlung in die neue La- können Elektronen die Schale von Atomen che einzuleiten. Die Düsen werden mit<br />
ckierstraße von Griesser zu erproben. verlassen und es kommt zu Bindungsbrü- Luft, gegebenenfalls auch mit einem anchen.<br />
Dies führt zur Bildung von freien deren Prozessgas, sowie mit Hochspan-<br />
DER 4. AGGREGATZUSTAND<br />
Elektronen, Ionen und Molekülfragmenten. nung betrieben.<br />
Erst das von <strong>Plasma</strong>treat entwickelte und Als besonderes Merkmal ist der austre-<br />
<strong>Plasma</strong>treat hält ein Patent auf das Ver- patentierte potenzialfreie Atmosphärentende <strong>Plasma</strong>strahl elektrisch neutral, wofahren,<br />
bei dem die üblichen kostenintendruckplasma-Verfahren Openair machte durch sich die Anwendbarkeit stark erweisiven<br />
chemischen Reinigungsprozesse, um die Nutzung dieses 4. Aggregatzustandes tert und vereinfacht. Seine Intensität ist<br />
das Material von Ölen und Fetten zu be- vor rund 10 Jahren industriell nutzbar: so hoch, dass Bearbeitungsgeschwindigfreien<br />
und somit eine gute Haftung der Durch die Entwicklung und den Einsatz keiten von mehreren 100 m/min erreicht<br />
Beschichtungen zu gewährleisten, entfal- von <strong>Plasma</strong>düsen gelang es, den bis dahin werden können. Das Openair-System ist<br />
len. Die Blechbahnen werden damit nicht industriell kaum genutzten Aggregatzu- durch eine dreifache Wirkung gekenn-<br />
nur umweltfreundlich, sondern auch sehr stand erstmals in Produktionsprozessen zeichnet: Es aktiviert die Oberfl äche durch<br />
wirtschaftlich gereinigt. Benötigt werden auch inline einzusetzen.<br />
gezielte Oxidationsprozesse, entlädt ers-<br />
allein Luft und Strom. <strong>Plasma</strong> kennzeich- Die auf einem Düsenprinzip basierenden tere gleichzeitig und bewirkt eine mikronet<br />
eine Materie auf hohem instabilen Systeme arbeiten bei Atmosphärendruck feine Reinigung und hohe Aktivierung ➔<br />
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INNOVATION OBERFLÄCHENTECHNIK<br />
der Oberflächen von Metallen, Kunststoffen<br />
und Glas. Der wirtschaftliche Aspekt:<br />
Die verwendeten Düsensysteme können<br />
vom Anwender immer inline, also direkt in<br />
die neue oder auch bereits bestehende<br />
Fertigungslinie, integriert werden.<br />
DIE FORSCHUNG<br />
Das von Griesser beschlossene Unterfangen<br />
erfordert jedoch noch einiges an Forschungsarbeit.<br />
So muss lange am Verfahren<br />
entwickelt und gefeilt werden, bevor<br />
die <strong>Plasma</strong>reinigung ebenso effektiv funktioniert<br />
wie das zuvor eingesetzte chemische<br />
Reinigungsverfahren. Gleiches gilt<br />
für eine zuverlässige Haftung für die nachfolgenden<br />
Beschichtungen. Da die ersten<br />
Feldversuche keine akzeptablen und auch<br />
wenig viel versprechende Ergebnisse liefern,<br />
entschließt sich Vasiljevic, das deutsche<br />
Unternehmen Nanocraft aus Engen<br />
mit einer Studie zum Thema »plasmabehandelte<br />
Aluminiumbleche« zu beauftragen.<br />
Als Ableger des Max-Planck-Institutes<br />
und unabhängiger Forschungsdienstleister<br />
ist Nanocraft mit aufwendig entwickelten<br />
Methoden aus der Rastersondenmik-<br />
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roskopie in der Lage, Oberfl ächen sowohl<br />
konventionell, d.h. topografi sch elastisch,<br />
als auch chemisch sensitiv bis zur molekularen<br />
Auflösung abzubilden. Nanocraft<br />
führt die Prüfung der von <strong>Plasma</strong>treat entwickelten<br />
Systeme für die Reinigung und<br />
Aufbereitung der Aluminiumbahnen bei<br />
Griesser aus.<br />
EIN ÜBERZEUGENDES ERGEBNIS<br />
Unter Federführung von Nanocraft-Geschäftsführer<br />
Dr. Sabri Akari wird die Anwendbarkeit<br />
von Atmosphären-<strong>Plasma</strong> in<br />
der Serienfertigung sowie seine Wirksamkeit<br />
bei der Vorbehandlung, d.h. der Reinigung<br />
und Aktivierung von zu lackierenden<br />
Oberflächen wie beim Coil <strong>Coating</strong>, nachgewiesen.<br />
Bei den Versuchen wird die konventionelle<br />
chemische Vorbehandlung als<br />
Referenzsystem genutzt. Unter Berücksichtigung<br />
der zu optimierenden Material-<br />
<strong>Plasma</strong>parameter (<strong>Plasma</strong>fokus, Intensität/Energieeintrag)<br />
kann eine deutliche<br />
Überlegenheit gegenüber konventionellen<br />
Vorbehandlungsmethoden aufgezeigt<br />
werden: Die <strong>Plasma</strong>-Vorbehandlung erzielt<br />
dabei in allen Bereichen deutlich bessere<br />
4 und 5 _ Die 2 m lange Openair-<strong>Plasma</strong>anlage mit 48 <strong>Plasma</strong>düsen sorgt für die beidseitige<br />
mikrofeine Bandreinigung. 6 _ Bei einer Geschwindigkeit von 40 m/min lenken Einzeldüsen<br />
den intensiven <strong>Plasma</strong>strahl auf das Band. (Bilder: <strong>Plasma</strong>treat) 7 _ Durch das Openair-<br />
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