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Bericht 8 - Nationalpark Bayerischer Wald

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<strong>Nationalpark</strong><br />

<strong>Bayerischer</strong> <strong>Wald</strong><br />

Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />

Auswirkungen des Borkenkäferbefalls auf<br />

den Wasser- und Stoffhaushalt zweier<br />

Gewässereinzugsgebiete im <strong>Nationalpark</strong><br />

<strong>Bayerischer</strong> <strong>Wald</strong><br />

Beate Klöcking<br />

Robert Schwarze<br />

Burkhard Beudert<br />

Felicitas Suckow<br />

Petra Lasch<br />

Franz Badeck<br />

Bernd Pfützner<br />

Die vorliegende Arbeit entstand im Rahmen der High-Tech-Offensive Bayern<br />

an der Bayerischen Landesanstalt für <strong>Wald</strong> und Forstwirtschaft


Dr. Beate Klöcking<br />

Büro für Angewandte Hydrologie – München<br />

(Kapitel 1 – 4, 8 – 12, Anhang A-1, A-2, A-4)<br />

Dr. Robert Schwarze<br />

Technische Universität Dresden, Institut für Hydrologie und<br />

Meteorologie<br />

(Kapitel 6, 7, 12, Anhang A-3)<br />

Burkhard Beudert<br />

<strong>Nationalpark</strong>verwaltung <strong>Bayerischer</strong> <strong>Wald</strong><br />

(Kapitel 5)<br />

Dr. Felicitas Suckow, Petra Lasch, Dr. Franz Badeck<br />

Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung<br />

(Kapitel 8, 9, 11, Anhang A-4)<br />

Bernd Pfützner<br />

Büro für Angewandte Hydrologie – Berlin<br />

(Kapitel 4.2)<br />

ISSN 0937-0056<br />

Herausgeber:<br />

<strong>Nationalpark</strong>verwaltung<br />

<strong>Bayerischer</strong> <strong>Wald</strong><br />

Bayerische Landesanstalt<br />

für <strong>Wald</strong> und Forstwirtschaft<br />

Bayerisches Landesamt<br />

für Wasserwirtschaft<br />

Lehrstuhl für Bioklimatologie<br />

und Immissionsforschung<br />

© 2005


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe I<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Vorwort ....................................................................................................................III<br />

Verzeichnis der Abbildungen ................................................................................ V<br />

Verzeichnis der Tabellen....................................................................................... XI<br />

1 Zielstellung..........................................................................................................1<br />

2 Methodik..............................................................................................................1<br />

3 Untersuchungsgebiete.......................................................................................2<br />

3.1 Gewässereinzugsgebiete im Bayerischen <strong>Wald</strong> ..........................................2<br />

3.2 Datenbasis (Raumdaten)..............................................................................3<br />

3.3 Das Einzugsgebiet der Großen Ohe.............................................................5<br />

3.4 Einzugsgebiet der TWT Frauenau..............................................................10<br />

4 Witterung im Untersuchungsgebiet ...............................................................15<br />

4.1 Messstandorte und -attribute ......................................................................15<br />

4.2 Verfahren zur Regionalisierung der Witterungsdaten.................................20<br />

4.3 Regionalisierung und Korrektur der Niederschlagsmesswerte...................23<br />

4.4 Gebietsniederschläge .................................................................................26<br />

4.5 Regionalisierung von Lufttemperatur und Luftfeuchte................................29<br />

4.6 Regionalisierung der Globalstrahlung.........................................................31<br />

4.7 Regionalisierung der Windgeschwindigkeit ................................................33<br />

5 Messprogramm „Deposition“ im EZG der Talsperre Frauenau...................34<br />

5.1 Standorte, Bestandescharakteristika und Methoden..................................34<br />

5.2 Ergebnisse und Diskussion ........................................................................36<br />

6 Ganglinienanalyse zur Quantifizierung des Einflusses der <strong>Wald</strong>schäden<br />

auf den Gebietswasserhaushalt......................................................................40<br />

6.1 Methodische Grundlagen............................................................................40<br />

6.2 Abflusskomponentenanalyse......................................................................44<br />

6.3 Trendanalyse ..............................................................................................52<br />

7 Isotopenhydrologische Analysen...................................................................59<br />

7.1 Verweilzeitdatierung....................................................................................59<br />

7.2 Analyse von Direktabflussanteilen..............................................................75<br />

8 Dynamische Modellierung des Wasser- und Stoffhaushaltes.....................82<br />

8.1 Das ökohydrologische Modell ArcEGMO-PSCN ........................................82<br />

8.2 Erstellung des GIS-Datenmodells für die Modellierung..............................85<br />

9 Modellvalidierung am Standort.......................................................................89<br />

9.1 Datengrundlage ..........................................................................................89<br />

9.2 Schneemodellierung ...................................................................................89<br />

9.3 Vegetationsentwicklung ..............................................................................91<br />

9.4 Bodenwasserdynamik.................................................................................93<br />

9.5 Bodenstickstoffdynamik ..............................................................................98<br />

10 Modellvalidierung anhand der Gebietsabflüsse............................................99<br />

10.1 Wasserhaushaltssimulation für das EZG der Großen Ohe ........................99<br />

10.2 Wasserhaushaltssimulation für das EZG der TWT Frauenau..................109<br />

10.2.1 EZG Hirschbach ......................................................................109<br />

10.2.2 EZG Kleiner Regen .................................................................111


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

II im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />

11 Szenariosimulationen zur Quantifizierung des Einflusses der<br />

<strong>Wald</strong>schäden auf den Gebietswasserhaushalt...........................................115<br />

11.1 Referenz- und Modellszenario..................................................................115<br />

11.2 Veränderungen des Wasserhaushalts und des Gebietsabflusses...........115<br />

11.3 N-Austrag in das Grundwasser ................................................................121<br />

12 Resümee..........................................................................................................123<br />

13 Danksagung....................................................................................................126<br />

14 Literatur ...........................................................................................................127<br />

Anhang<br />

A-1 Böden im NP <strong>Bayerischer</strong> <strong>Wald</strong> .......................................................... 135<br />

A-2 Initialisierung der <strong>Wald</strong>bestände ......................................................... 139<br />

A-3 Ergebnisse der DIFGA-Analyse ........................................................... 145<br />

A-4 Das ökohydrologische PSCN-Modul innerhalb des Flussgebietsmodells<br />

ArcEGMO......................................................................... 149


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe III<br />

Vorwort<br />

Zehn Jahre nach der Konferenz von Rio hat der Freistaat Bayern anlässlich des<br />

Weltgipfels für nachhaltige Entwicklung ein „10-Punkte-Programm Rio + 10“ aufgelegt.<br />

Grundgedanke für eine nachhaltige Entwicklung ist der schonende Umgang mit natürlichen<br />

Ressourcen. Dies ist jedoch nur dann möglich, wenn wir natürliche Prozesse<br />

und Kreisläufe erkennen und verstehen.<br />

Unter dem Motto „Mit High-Tech der Natur auf der Spur“ förderte die Regierung<br />

von Niederbayern im Rahmen der High-Tech-Offensive der Bayerischen Staatsregierung<br />

das Verbundprojekt „Forschung über <strong>Wald</strong>ökosysteme“. Im Auftrag des<br />

Bayerischen Staatsministeriums für Landwirtschaft und Forsten wurden die einzelnen<br />

Forschungsprojekte im Verbund von der <strong>Nationalpark</strong>verwaltung <strong>Bayerischer</strong><br />

<strong>Wald</strong> koordiniert. Mit dem hier vorliegenden Band „Wasser- und Stoffhaushalt einer<br />

sich verändernden Naturlandschaft im <strong>Nationalpark</strong> <strong>Bayerischer</strong> <strong>Wald</strong>“ werden die<br />

Ergebnisse der hydrologischen Forschung vorgestellt.<br />

Die starke Prägung der Ökosysteme des <strong>Nationalpark</strong>s <strong>Bayerischer</strong> <strong>Wald</strong> durch<br />

die rezente Borkenkäfermassenvermehrung stellte die Frage nach den Auswirkungen<br />

auf den Wasser- und Stickstoffhaushalt unterschiedlich belasteter Gewässereinzugsgebiete<br />

im Kerngebiet des <strong>Nationalpark</strong>s in den Vordergrund. Durch die<br />

Kombination der Anwendung beobachtungsorientierter Methoden und einem dynamischen<br />

ökohydrologischen Einzugsgebietsmodell konnten z.B. neue Erkenntnisse<br />

im Zusammenhang mit den Entstehungsräumen der einzelnen Wasserhaushaltskomponenten<br />

gewonnen werden. Unabdingbare Voraussetzung für die Anwendung<br />

moderner Methoden der hydrologischen Forschung sind dabei Monitoringdaten<br />

von hoher Qualität aus dem Einzugsgebiet der Großen Ohe, die seit<br />

mehr als 25 Jahren in einem verwaltungsübergreifenden Projekt erhoben werden.<br />

Dies muss und wird mit hohem Engagement fortgesetzt werden, damit auf künftige<br />

Fragestellungen immer aufs Neue die richtigen Antworten gefunden werden.<br />

Karl Friedrich Sinner<br />

Leiter der <strong>Nationalpark</strong>verwaltung <strong>Bayerischer</strong> <strong>Wald</strong>


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

IV im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe V<br />

Verzeichnis der Abbildungen<br />

Abb. 3-1: Gewässereinzugsgebiete, die Teile des <strong>Nationalpark</strong>gebietes<br />

umfassen, mit den Einzugsgebieten der TWT Frauenau und der<br />

Großen Ohe (Pegel Taferlruck) im Zentrum des <strong>Nationalpark</strong>s ...........2<br />

Abb. 3-2: Das Einzugsgebiet der Großen Ohe mit den Untersuchungsgebieten<br />

„EZG Markungsgraben“ und „EZG Forellenbach“.................................5<br />

Abb. 3-3: Jährliche Vergrößerung der Totholzflächen in den Einzugsgebieten<br />

der Großen Ohe, des Forellenbachs und des Markungsgrabens;<br />

Linien: Totholzanteil an der Einzugsgebietsfläche [%]; Säulen:<br />

Ausweitung der vom Borkenkäfer betroffenen Flächen in den<br />

Einzugsgebieten von Forellenbach und Markungsgraben [ha].............9<br />

Abb. 3-4: Vegetation, Landnutzung sowie geräumte und ungeräumte<br />

Totholzflächen (Stand 2003) im Einzugsgebiet der TWT Frauenau mit<br />

den Teileinzugsgebieten Hirschbach und Kleiner Regen ...................10<br />

Abb. 3-5: Jährliche Vergrößerung der Totholzflächen (TH) im Einzugsgebiet der<br />

TWT Frauenau und ihrer Pegel am Hirschbach und am Kleinen<br />

Regen; Linien: Anteil der TH an der Einzugsgebietsfläche [%]; Säulen:<br />

Ausweitung der vom Borkenkäfer betroffenen Flächen im EZG des<br />

Kleinen Regen (Pegel 1521460) mit Unterscheidung in geräumte und<br />

ungeräumte Flächen [ha] ....................................................................13<br />

Abb. 3-6: Beobachtete Gebietsabflüsse R als 30-tägige gleitende Mittel der<br />

beiden Teileinzugsgebiete der TWT Frauenau...................................14<br />

Abb. 4-1: Räumliche Verteilung der in die Wasserhaushaltssimulation<br />

einbezogenen Klima- und Niederschlagsstationen mit täglicher<br />

Auflösung im Bereich des NP <strong>Bayerischer</strong> <strong>Wald</strong> sowie der CHMI-<br />

Messstationen .....................................................................................15<br />

Abb. 4-2: Vergleich der aus der Sonnenscheindauer berechneten<br />

Globalstrahlung mit gemessenen Werten an der Hauptklimastation<br />

des DWD in Passau-Oberhaus...........................................................18<br />

Abb. 4-3: Lage aller Totalisatoren in den Einzugsgebieten des Kleinen Regens<br />

und der Großen Ohe bzw. in deren Umkreis ......................................19<br />

Abb. 4-4: Räumliche Verteilung des mittleren Jahresniederschlages im<br />

Untersuchungsgebiet (Zeitraum 1.1.1980-31.12.2004) ......................26<br />

Abb. 4-5: Räumliche Verteilung des mittleren Jahrestemperatur im<br />

Untersuchungsgebiet (Zeitraum 1.1.1980-31.12.2004) ......................30<br />

Abb. 4-6: Verlauf der für die Buchenfläche B1 berechneten<br />

Globalstrahlungswerte mit bzw. ohne Berücksichtigung des<br />

Messturms (MT) Schachtenau............................................................31<br />

Abb. 4-7: Räumliche Verteilung der mittleren Globalstrahlung im<br />

Untersuchungsgebiet (Zeitraum 1.1.1980-31.12.2004) ......................32<br />

Abb. 4-8: Räumliche Verteilung der mittleren Windgeschwindigkeit in 10 m<br />

Höhe im Untersuchungsgebiet (Zeitraum 1.1.1980-31.12.2004)........33<br />

Abb. 5-1: Depositions-Messstandorte im Einzugsgebiet des Kleinen Regen<br />

(TWT Frauenau)..................................................................................34<br />

Abb. 5-2: Mittlere Niederschlagssummen und Depositionsraten (hydrologische<br />

Jahre 2003 und 2004) im EZG TWT Frauenau (HTO Schachtenhaus)<br />

und im EZG Große Ohe; NH4-N, Ntot: Ausgefüllte Datenpunkte<br />

kennzeichnen durch Vogelkot beeinflusste Ergebnisse .....................37


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

VI im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />

Abb. 5-3: Mittlere Depositionsraten mit der Kronentraufe (hydrologische (Halb-<br />

)Jahre 2003 und 2004) unter Fichte und Buche in den EZG TWT<br />

Frauenau und Große Ohe...................................................................38<br />

Abb. 5-4: Mittlere N-Einträge mit der Kronentraufe (hydrologische (Halb-)Jahre<br />

2003 und 2004) unter Fichte und Buche in den EZG TWT Frauenau<br />

und Große Ohe (s. Tab. 5-2). .............................................................38<br />

Abb. 6-1: Schema des Differenzganglinienanalyseverfahrens DIFGA ..............40<br />

Abb. 6-2: Trockenwetterrückgang für den Mae Taeng River am Pegel Keang<br />

Kut mit Separation der Abflusskomponente QG2 (siehe auch<br />

SCHWARZE et al. 1999) ....................................................................42<br />

Abb. 6-3: Ganglinie für das Gebiet Forellenbach Schwarz: Grundwasserabfluss<br />

QG2, dunkelgrau: Schneller Grundwasserabfluss QG1, hell:<br />

Direktabfluss QD.................................................................................45<br />

Abb. 6-4: Ganglinie für das Gebiet Markungsgraben schwarz:<br />

Grundwasserabfluss QG2, dunkelgrau: Schneller Grundwasserabfluss<br />

QG1, hell: Direktabfluss QD................................................................46<br />

Abb. 6-5: Ergebnisse der Abflusskomponentenanalyse für das hydrologische<br />

Jahr 1992 ............................................................................................49<br />

Abb. 6-6: Ergebnisse der Abflusskomponentenanalyse für das hydrologische<br />

Jahr 1998 ............................................................................................50<br />

Abb. 6-7: Wasserhaushaltskomponenten im Markungsgraben..........................52<br />

Abb. 6-8: Wasserhaushaltskomponenten im Forellenbach................................52<br />

Abb. 6-9: Analyse des Niederschlagstrends im Einzugsgebiet des<br />

Markungsgrabens ...............................................................................53<br />

Ab. 6-10: Bereinigung des Niederschlagstrends in den Datenreihen des<br />

Markungsgrabens – Niederschlag, Abfluss, Verdunstung..................54<br />

Abb. 6-11: Bereinigung des Niederschlagstrends in den Datenreihen des<br />

Markungsgrabens – Abflusskomponenten ........................................55<br />

Abb. 6-12: Doppelsummenkurven ΣP zu ΣQ und ΣP zu ΣETR für den<br />

Markungsgraben 1.11.1988 bis 31.10.2003 .......................................55<br />

Abb. 6-13: Doppelsummenkurven ΣP zu ΣRD, ΣP zu ΣRG1, ΣP zu ΣRG2 und ΣP<br />

zu ΣETR für den Markungsgraben 1.11.1988 bis 31.10.2003............56<br />

Abb. 6-14: Trendanalyse für den Gebietsniederschlag im Forellenbach .............57<br />

Abb. 6-15: Doppelsummenkurven ΣP zu ΣQ und ΣP zu ΣETR Forellenbach<br />

1.11.1990 bis 31.10.2003 ...................................................................57<br />

Abb. 6-16: Doppelsummenkurven ΣP zu ΣRD, ΣP zu ΣRG1, ΣP zu ΣRG2 und ΣP<br />

zu ΣETR Forellenbach 1.11.1990 bis 31.10.2003 ..............................58<br />

Abb. 7-1: Prinzip der inversen Methode zur Bestimmung der mittleren<br />

Verweilzeit...........................................................................................59<br />

Abb. 7-2: Bestimmung der mittleren Verweilzeit der langsamen Komponente<br />

RG2.....................................................................................................60<br />

Abb. 7-3: Tritium im Niederschlag und in der GWN Markungsgraben<br />

„Bombenpeak“.....................................................................................61<br />

Abb. 7-4: Tritium im Niederschlag und in der GWN Markungsgraben<br />

Gesamtzeitraum..................................................................................61<br />

Abb. 7-5: Tritium im Niederschlag und in der GWN im Gebiet Große Ohe<br />

„Bombenpeak“.....................................................................................62


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe VII<br />

Abb. 7-6: Schematisierte, durch Lumped-Parameter-Modelle abgebildete<br />

Fließzustände in Grundwasserleitern; bei Beprobung im Vorfluter (a)<br />

und Fließverhalten nach Fall 1: Verweilzeitbestimmung mit<br />

Exponentialmodell oder im Fall 2: mit Linearmodell [nach<br />

MALOSZEWSKI & ZUBER (1982); überarbeitet] ......................................62<br />

Abb. 7-7: Beispiele für Verweilzeitverteilungsfunktionen (links) des<br />

Exponentialmodells und deren Summenkurven (rechts) ....................63<br />

Abb. 7-8: Berechnete Tritiumkonzentrationen im langsamen<br />

Grundwasserabfluss RG2 im Markungsgraben im Vergleich mit<br />

Messwerten.........................................................................................64<br />

Abb. 7-9: Berechnete Tritiumkonzentrationen (EM) im langsamen<br />

Grundwasserabfluss RG2 im Herbstriegel / Kleiner Regen im<br />

Vergleich mit Messwerten ...................................................................66<br />

Abb. 7-10: Berechnete Tritiumkonzentrationen (ELMp) im langsamen<br />

Grundwasserabfluss RG2 im Herbstriegel / Kleiner Regen im<br />

Vergleich mit Messwerten ...................................................................67<br />

Abb. 7-11: Berechnete Tritiumkonzentrationen (EM) im langsamen<br />

Grundwasserabfluss RG2 im Gebiet Rachelhütte / Kleinen Regen im<br />

Vergleich mit Messwerten im Grundwasserabfluss und der<br />

berechneten Tritiumkonzentration im GW-Input .................................68<br />

Abb. 7-12: Berechnete Tritiumkonzentrationen (ELMp) im langsamen<br />

Grundwasserabfluss RG2 im Gebiet Rachelhütte / Kleinen Regen im<br />

Vergleich mit Messwerten im Grundwasserabfluss und der<br />

berechneten Tritiumkonzentration im GW-Input .................................69<br />

Abb. 7-13: Berechnete Tritiumkonzentrationen (ELMp) im langsamen<br />

Grundwasserabfluss RG2 in der Großen Ohe Pegel Taferlruck im<br />

Vergleich mit Messwerten ...................................................................70<br />

Abb. 7-14: Berechnete Tritiumkonzentrationen (EM) im langsamen<br />

Grundwasserabfluss RG2 in der Großen Ohe Pegel Taferlruck im<br />

Vergleich mit Messwerten ...................................................................71<br />

Abb. 7-15: Berechnete Tritiumkonzentrationen (EM) im langsamen<br />

Grundwasserabfluss RG2 im Forellenbach im Vergleich mit<br />

Messwerten.........................................................................................72<br />

Abb. 7-16: Berechnete Tritiumkonzentrationen (ELMp) im langsamen<br />

Grundwasserabfluss RG2 im Forellenbach im Vergleich mit<br />

Messwerten.........................................................................................73<br />

Abb. 7-17: Vergleich der mittleren Verweilzeit des Grundwasserabflusses RG2<br />

von Einzugsgebieten im Bayerischen <strong>Wald</strong> und im Erzgebirge .........74<br />

Abb. 7-18: Prinzip der isotopenhydrologischen Direktabflussseparation .............75<br />

Abb. 7-19: Zusammenhang zwischen 18 O - Messwerten in der Ohe und im<br />

Markungsgraben bzw. Forellenbach...................................................76<br />

Abb. 7-20: Direktabflussseparation Markungsgraben HW 23.-25. September<br />

2004 ....................................................................................................77<br />

Abb. 7-21: Direktabflussseparation Forellenbach HW 23.-25. September 2004..77<br />

Abb. 7-22: Direktabflussseparation Große Ohe HW 23.-25. September 2004 ....78<br />

Abb. 7-23: Vergleich der Direktabflussseparation für die 3 untersuchten Gebiete<br />

für das HW vom 22.-28.9.04 ...............................................................79<br />

Abb. 7-24: Vergleich der Direktabflussspende in l/(s . km²) von Markungsgraben,<br />

Forellenbach und Großer Ohe für HW vom 22.-28.9.04.....................80


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

VIII im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />

Abb. 7-25: Vergleich der der Spenden des indirekten Abflusses in l/(s . km²) von<br />

Markungsgraben, Forellenbach und Großer Ohe für HW vom 22.-<br />

28.9.04 ................................................................................................80<br />

Abb. 8-1: Modellschema ArcEGMO-PSCN ........................................................82<br />

Abb. 8-2: Räumliches Aggregierungsschema von ArcEGMO............................83<br />

Abb. 8-3: Gliederung der Untersuchungsgebiete in Teileinzugsgebiete ............87<br />

Abb. 8-4: Ausschnitt des GIS-Datenmodells im Bereich der Intensivmessflächen<br />

im TG Forellenbach der Großen Ohe .................................................88<br />

Abb. 9-1: Vergleich der gemessen mit den nach zwei unterschiedlichen<br />

Verfahren simulierten Schneemengen auf einer Freifläche an der<br />

Klimastation <strong>Wald</strong>häuser ....................................................................90<br />

Abb. 9-2: Vergleich der nach zwei unterschiedlichen Verfahren simulierten<br />

Schmelzwassermengen auf einer Freifläche an der Klimastation<br />

<strong>Wald</strong>häuser.........................................................................................90<br />

Abb. 9-3: Vergleich der 4C-Simulation der Bestandesentwicklung mit den<br />

Messwerten auf der Buchenmessfläche B1 für die Baumart Buche ..92<br />

Abb. 9-4: Vergleich der 4C-Simulation der Bestandesentwicklung mit den<br />

Messwerten auf der Buchenmessfläche B1 für die Baumart Fichte...92<br />

Abb. 9-5: Vergleich der 4C-Simulation der Bestandesentwicklung mit den<br />

Messwerten auf der Fichtenmessfläche F1 für die Baumart Buche...93<br />

Abb. 9-6: Vergleich der 4C-Simulation der Bestandesentwicklung mit den<br />

Messwerten auf der Fichtenmessfläche F1 für die Baumart Fichte ...93<br />

Abb. 9-7: Vergleich der simulierten mit der gemessenen Bodenfeuchte auf der<br />

Buchenmessfläche B1 im EZG Forellenbach .....................................94<br />

Abb. 9-8: Vergleich der simulierten mit der gemessenen Bodenfeuchte auf der<br />

Buchenmessfläche B1 im EZG Forellenbach in 115 cm Tiefe ...........95<br />

Abb. 9-9: Gegenüberstellung des simulierten Bodenfeuchteverlaufs in 30 cm<br />

Tiefe bei Verwendung zweier unterschiedlicher Vegetationsmodelle,<br />

Messwerte: Kanal 2 und 12a ..............................................................96<br />

Abb. 9-10: Simulierte tägliche Sickerwasserbildung in 150 cm Tiefe bei<br />

Verwendung zweier unterschiedlicher Vegetationsmodelle ...............97<br />

Abb. 9-11: Simulierte anorganisch gebundene Bodenstickstoffgehalte im<br />

Oberboden (ohne Auflage) und im Gesamtprofil (NO3-N+NH4-N)<br />

sowie aus 1,5 m Tiefe ausgewaschenen Menge (NO3-N+NH4-N)<br />

unter dem Buchenbestand B1 ............................................................98<br />

Abb. 10-1: Gegenüberstellung von beobachteten und simulierten Durchflüssen<br />

am Pegel Racheldiensthütte (Markungsgraben) für die Periode 1997<br />

bis 2003...............................................................................................99<br />

Abb. 10-2: Gegenüberstellung von beobachteten und simulierten Durchflüssen<br />

am Pegel Schachtenau (Forellenbach) für die Periode 1997 bis 2003100<br />

Abb. 10-3: Übereinstimmung zwischen simulierten und gemessenen<br />

Durchflusswerten für den Markungsgraben 1.1.1991-31.10.2004,<br />

Darstellung als x-y-Diagramm und als Dauerlinie.............................100<br />

Abb. 10-4: Übereinstimmung zwischen simulierten und gemessenen<br />

Durchflusswerten für den Forellenbach 1.1.1991-31.10.2004,<br />

Darstellung als x-y-Diagramm und als Dauerlinie.............................101<br />

Abb. 10-5: Gegenüberstellung der simulierten Durchflusswerte für den<br />

Forellenbach bei Nutzung der beiden Vegetationsmodelle ..............101


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe IX<br />

Abb. 10-6: Simulation des Blattflächenindexes (LAI) mit den beiden<br />

Vegetationsmodellen in ArcEGMO-PSCN für das EZG<br />

Markungsgraben ...............................................................................102<br />

Abb. 10-7: Hydrotopklassifizierung entsprechend ihrer Abflussdominanz (RD -<br />

Direktabfluss, RG1 - schneller Grundwasserabfluss, RG2 - langsamer<br />

Grundwasserabfluss) ........................................................................103<br />

Abb. 10-8: Simulierte Abflusskomponenten des Markungsgrabens für die Periode<br />

1998-2003 .........................................................................................105<br />

Abb. 10-9: Simulierte Abflusskomponenten des Forellenbaches für die Periode<br />

1998-2003 .........................................................................................105<br />

Abb. 10-10: Veränderung der Verhältnisse zwischen den<br />

Wasserhaushaltskomponenten Niederschlag P, Verdunstung<br />

(potentiell: PET, real: AET) und Abflussspende R im EZG<br />

Markungsgraben ...............................................................................107<br />

Abb. 10-11: Veränderung der Verhältnisse zwischen den<br />

Wasserhaushaltskomponenten Niederschlag P, Verdunstung<br />

(potentiell: PET, real: AET) und Abflussspende R im EZG<br />

Forellenbach......................................................................................108<br />

Abb. 10-12: Gemessene und simulierte Durchflüsse Q am RHB Hirschbach......109<br />

Abb. 10-13: Abflussbeiwerte (Abflussfluss R/ Niederschlag P) der hydrologischen<br />

Jahre 1986 bis 2004 für das EZG Hirschbach auf der Basis simulierter<br />

Gebietsniederschläge und gemessener bzw. simulierter Durchflüsse<br />

am Pegel RHB Hirschbach ...............................................................109<br />

Abb. 10-14: Gemessene und simulierte Durchflüsse Q an der Vorsperre des<br />

Kleiner Regen....................................................................................111<br />

Abb. 10-15: Abflussbeiwerte (Abflussfluss R/ Niederschlag P) der hydrologischen<br />

Jahre 1986 bis 2004 für das EZG Kleiner Regen auf der Basis<br />

simulierter Gebietsniederschläge und gemessener bzw. simulierter<br />

Durchflüsse am Pegel RHB Kleiner Regen ......................................111<br />

Abb. 10-16: Abflussbeiwerte (Abflussfluss R/ Niederschlag P) der hydrologischen<br />

Jahre 1986 bis 2004 für die EZG des Verlorenen Schachtenbachs<br />

sowie des Quellgebietes des Kleinen Regens auf der Basis simulierter<br />

Gebietsniederschläge und gemessener bzw. simulierter Durchflüsse112<br />

Abb. 10-17: Beobachtete Gebietsabflüsse R [mm/d] im EZG Kleiner Regen als 30tägiges<br />

gleitendes Mittel....................................................................112<br />

Abb. 10-18: EZG Kleiner Regen mit den ausgewiesenen Teilregionen ...............113<br />

Abb. 11-1: Monatliche Veränderung der Wasserhaushaltskomponenten<br />

Sickerwasserrate (GWN), Interflow (Rint) und Verdunstung (AET) auf<br />

den Versuchsflächen B1 und F1 des ECE-IM, schwarzer Pfeil:<br />

entscheidende Bestandesveränderungen auf F1 (Fichten auf 40%<br />

bzw. 85% der Fläche abgestorben), Grauer Pfeil : Fichten auf 40%<br />

von B1 abgestorben ..........................................................................116<br />

Abb. 11-2: Vergleich der Veränderungen der wichtigsten Wasserhaushaltsgrößen<br />

durch die Borkenkäferkalamität (Differenz der Jahressummen<br />

berechnet mit Referenzsimulation und KB-Szenario).......................117<br />

Abb. 11-3: Vergleich der Veränderungen der wichtigsten Wasserhaushaltsgrößen<br />

durch die Borkenkäferkalamität (Differenz der Jahressummen<br />

berechnet mit Referenzsimulation und KB-Szenario); EZG<br />

Forellenbach......................................................................................117<br />

Abb. 11-4: Entstehungsorte und Mengen des simulierten<br />

Wasserhaushaltskomponenten PET (nach Penman), AET (links)


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

X im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />

sowie hypodermischer Abfluss und Perkolation aus der Bodenzone<br />

(rechts)..............................................................................................118<br />

Abb. 11-5: Zunahme der Sickerwassermengen und des Interflows im Vergleich<br />

zum KB-Szenario als Gebietsmittel ..................................................119<br />

Abb. 11-6: Zeitliche Verschiebung der Hochwasserspitzen durch den<br />

Borkenkäferbefall (kumulative Veränderung des Gebietsabflusses in<br />

täglicher Auflösung im Vergleich zum KB-Szenario); EZG<br />

Markungsgraben ...............................................................................119<br />

Abb. 11-7: Zeitliche Verschiebung der Hochwasserspitzen durch den<br />

Borkenkäferbefall (kumulative Veränderung des Gebietsabflusses in<br />

täglicher Auflösung); EZG Forellenbach...........................................120<br />

Abb. 11-8: Zunahme der Stickstoffausträge (NO3-N und NH4-N) aus der<br />

Bodenzone im Vergleich zum KB-Szenario als Gebietsmittel ..........121<br />

Abb. 11-9: Gemessene Nitrat-Konzentrationen im Grundwasser (LfW et al.,<br />

2004) .................................................................................................121<br />

Abb. 11-10: Jährliche Stickstoffauswaschung aus der Bodenzone (NO3-N und<br />

NH4-N) laut Referenzszenario mit den Entstehungsflächen ............122


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe XI<br />

Verzeichnis der Tabellen<br />

Tab. 3-1: Durchflusspegel an den Fließgewässern der Untersuchungsgebiete<br />

und deren Einzugsgebiete (EZG)..........................................................3<br />

Tab. 3-2: Verfügbare digitale Karten für das Untersuchungsgebiet und daraus<br />

abgeleitete Karten .................................................................................4<br />

Tab. 3-3: Charakterisierung des EZG der Große Ohe mit den<br />

Teileinzugsgebieten Markungsgraben und Forellenbach,<br />

Datenintervall Meteorologie: 1.1.1980-31.12.2004...............................6<br />

Tab. 3-4: Flächenanteile A [%] der acht Expositionsklassen und deren mittlere<br />

Neigung N [%] im EZG der Großen Ohe .............................................6<br />

Tab. 3-5: Bodentypen und ihre Flächenanteile im EZG der Großen Ohe............7<br />

Tab. 3-6: Vegetation und Landnutzung im EZG der Großen Ohe .......................8<br />

Tab. 3-7: Jährlicher Zugang der Totholzflächen im Einzugsgebiet der Großen<br />

Ohe (Pegel Taferlruck) und den zwei Teileinzugsgebiete Forellenbach<br />

und Markungsgraben ............................................................................8<br />

Tab. 3-8: Charakterisierung der Einzugsgebiete von Hirschbach und Kleinem<br />

Regen, Datenintervall Meteorologie: 1.1.1980-31.12.2004, Pegel laut<br />

Tab. 3-1 und Abb. 3-4) ........................................................................11<br />

Tab. 3-9: Flächenanteile A [%] der acht Expositionsklassen und deren mittlere<br />

Neigung N [%] im EZG der TWT Frauenau .......................................11<br />

Tab. 3-10: Vorkommende Bodentypen im EZG der TWT Frauenau....................12<br />

Tab. 3-11: Vegetation und Landnutzung im EZG der TWT Frauenau .................12<br />

Tab. 3-12: Jährlicher Zugang der Totholzflächen im Einzugsgebiet der TWT<br />

Frauenau und ihrer Zuflüsse Kleiner Regen und Hirschbach.............13<br />

Tab. 4-1: Alle berücksichtigten Messstationen (RR Niederschlag<br />

(Tagessumme), LT Lufttemperatur, RF Relative Luftfeuchte, W<br />

Windgeschwindigkeit, S Sonnenscheindauer, G Globalstrahlung, P<br />

Luftdruck) ............................................................................................16<br />

Tab. 4-2: Sämtliche Totalisatorstandorte im NP <strong>Bayerischer</strong> <strong>Wald</strong> ...................20<br />

Tab. 4-3: Vergleich der an Totalisatoren gemessenen Monatssummen mit<br />

gemessenen (MW) bzw. simulierten (Regio) Tagessummen des<br />

Niederschlags vor und nach der Korrektur (korW)..............................25<br />

Tab. 4-4: Regressionsparameter zum Schließen der Datenlücken der<br />

Totalisatoren: Monatsniederschlagssumme des Totalisators = b*<br />

Monatsniederschlagssumme des Referenzgerätes + a......................28<br />

Tab. 4-5: Gegenüberstellung der mit ArcEGMO ermittelten<br />

Gebietsniederschlägen auf Tagesbasis und den Werten auf<br />

Monatsbasis (GN) sowie deren prozentuale Abweichung D ..............29<br />

Tab. 5-1: Messstandorte für die Stoffdeposition im EZG TWT Frauenau ..........34<br />

Tab. 5-2: Charakteristika der Baumbestände auf den neu eingerichteten<br />

Depositionsmessflächen (2003) und den ECE-IM<br />

Untersuchungsflächen (2001), berechnet mit SILVA 2.2....................35<br />

Tab. 5-3: Messstationen für die Deposition auf Freiflächen im EZG TWT<br />

Frauenau und im EZG Große Ohe .....................................................36<br />

Tab. 6-1: Untersuchte Einzugsgebiete ...............................................................44<br />

Tab. 6-2: Wasserhaushaltsbilanz des Forellenbaches.......................................47


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

XII im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />

Tab. 6-3: Wasserhaushaltsbilanz des Markungsgrabens ..................................48<br />

Tab. 6-4: Vergleich der mittleren Anteile von Verdunstung und den<br />

Abflusskomponenten am Gebietsniederschlag im Zeitraum 1.11.1990<br />

- 31.10.1996 (Referenzperiode)..........................................................58<br />

Tab. 7-1: Ergebnisübersicht mittlere Verweilzeiten der langsamen GW-<br />

Komponente RG2 der EG Große Ohe und TS Frauenau ..................65<br />

Tab. 7-2: Anteile und mittlere Verweilzeiten der Komponente RG2 in der<br />

Untersuchungsregion..........................................................................74<br />

Tab. 7-3: Sauerstoff-18 Gehalte im Niederschlag im Zeitraum 22. bis 30.<br />

September 2004..................................................................................76<br />

Tab. 10-1: Anteil der einzelnen Abflusskomponenten am simulierten<br />

Gebietsabfluss von Markungsgraben und Forellenbach<br />

(Simulationszeitraum: 1.1.1991-31.12.2004)....................................102<br />

Tab. 10-2: Simulierte Wasserhaushaltskomponenten und gemessene Abflüsse<br />

RM im Einzugsgebiet des Markungsgrabens (1.11.1991–31.10.2004)<br />

in mm/a .............................................................................................104<br />

Tab. 10-3: Simulierte Wasserhaushaltskomponenten und gemessene Abflüsse<br />

RM im Einzugsgebiet des Forellenbachs (1.11.1991 – 31.10.2004).106<br />

Tab. 10-4: Simulierte Wasserhaushaltskomponenten für das EZG Hirschbach,<br />

Vergleich mit den gemessenen Gebietsabflüssen RM an der Vorsperre<br />

der TWT Frauenau............................................................................110<br />

Tab. 10-5: Simulierte Niederschläge P, Verdunstungsmengen AET und<br />

Verhältnisse AP zwischen realer und potentieller Verdunstung in den<br />

Teilregionen des EZG Kleiner Regen, Gegenüberstellung von<br />

simulierten und beobachteten Abflüssen an den Pegeln .................114


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 1<br />

1 Zielstellung<br />

Das Forschungsprojekt untersucht die Auswirkungen von Veränderungen in <strong>Wald</strong>ökosystemen<br />

auf Menge und Qualität des Wasserdargebots hydrologischer Einzugsgebiete<br />

des Bayerischen <strong>Wald</strong>es. Aufbauend auf bestehende hydrologische<br />

Untersuchungsprogramme im <strong>Nationalpark</strong>gebiet und den daraus abgeleiteten<br />

Ergebnissen zum Wasser- und Stoffhaushalt (z.B. NPV et al. 1999, Preuhsler et al.<br />

2001) wurden neue experimentelle und modelltechnische Methoden genutzt, um<br />

eine Regionalisierung hydrologischer und hydrochemischer Prozesse auf Landschaftsebene<br />

und damit Aussagen und Prognosen zu Wasserhaushalt und Wasserqualität<br />

für das gesamte <strong>Nationalpark</strong>gebiet zu ermöglichen.<br />

Die flächen- und zeitbezogenen Ergebnisse des Projektes sollten in ihrer Struktur<br />

mit denen anderer HTO-Projekte, insbesondere dem waldökologischen Geoinformationssystem<br />

(Geo-Datenserver) harmonisiert und dort eingebracht werden.<br />

2 Methodik<br />

Die Projektbearbeitung erfolgte mit drei unterschiedlichen Methoden der hydrologischen<br />

Forschung. Diese umfassen<br />

• die Messung von Eingangsgrößen des Gebietswasser- und Stoffhaushaltes<br />

(Deposition und Niederschlag) in bisher unbeobachteten Gebieten im Einzugsgebiet<br />

der Trinkwassertalsperre (TWT) Frauenau (Kapitel 5),<br />

• tracerhydrologische isotopenchemische Analysen der Verweildauer der Boden-<br />

und Grundwässer (Kapitel 7),<br />

• gekoppelt mit einer bilanzgestützten differenziellen Ganglinienseparationsanalyse<br />

(Kapitel 6) und<br />

• die Anwendung eines ökohydrologischen Einzugsgebietsmodells (Kapitel 8 -<br />

11) auf der Basis des bereits vorhandenen Datenfundus.<br />

Durch Verknüpfung von Beobachtung, Analyse und Simulation war eine Kontrolle<br />

und Interpretation der mit den einzelnen Methoden erzielten Aussagen anhand der<br />

Ergebnisse der anderen Verfahren möglich. Außerdem konnten durch die sich<br />

ergänzenden Untersuchungsverfahren Lücken in den Einzelmethoden geschlossen<br />

werden.<br />

Die Bearbeitung fand in enger institutioneller Kooperation statt. Die Beobachtungen<br />

und messtechnischen Analysen erfolgten durch die <strong>Nationalpark</strong>verwaltung<br />

<strong>Bayerischer</strong> <strong>Wald</strong> sowie das Bayerische Landesamt für Wasserwirtschaft (LfW),<br />

Messnetz Stoffeintrag-Grundwasser. Die isotopenchemischen Analysen und Ganglinienanalysen<br />

wurden an der TU Dresden durchgeführt. Durch die Zusammenarbeit<br />

der Modellentwickler des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) und<br />

des Büros für Angewandte Hydrologie (BAH) mit den forstlichen Fachwissenschaftlern<br />

an der Bayerischen Landesanstalt für <strong>Wald</strong> und Forstwirtschaft (LWF) und der<br />

<strong>Nationalpark</strong>verwaltung konnte das eingesetzte Einzugsgebietsmodell ArcEGMO-<br />

PSCN und das <strong>Wald</strong>wachstumsmodell 4C entsprechend der Aufgabenstellung<br />

weiter entwickelt werden.


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

2 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />

3 Untersuchungsgebiete<br />

3.1 Gewässereinzugsgebiete im Bayerischen <strong>Wald</strong><br />

Abb. 3-1 zeigt alle Gewässereinzugsgebiete, die Teile des <strong>Nationalpark</strong>gebietes<br />

umfassen. Der <strong>Nationalpark</strong> entwässert in den Großen und Kleinen Regen, die<br />

Große und Kleine Ohe und das Reschwasser. Das Sausswasser kann hinsichtlich<br />

seines sehr kleinen Gebietsanteils am <strong>Nationalpark</strong> vernachlässigt werden.<br />

Abb. 3-1: Gewässereinzugsgebiete, die Teile des <strong>Nationalpark</strong>gebietes umfassen, mit<br />

den Einzugsgebieten der TWT Frauenau und der Großen Ohe (Pegel Taferlruck)<br />

im Zentrum des <strong>Nationalpark</strong>s<br />

Die beiden benachbarten Quelleinzugsgebiete des Kleinen Regens (Einzugsgebiet<br />

der Trinkwassertalsperre (TWT) Frauenau, 30.4 km²) und der Großen Ohe (19 km²<br />

am Pegel Taferlruck) im Inneren Bayerischen <strong>Wald</strong> sind voll bewaldet und repräsentieren<br />

alle Höhenlagen des <strong>Nationalpark</strong>s in der Grobgliederung Talaue-<br />

Fichtenwald, Bergmischwald und Hochlagen-Fichtenwald. Das Einzugsgebiet der<br />

TWT Frauenau im Erweiterungsbereich des NP <strong>Bayerischer</strong> <strong>Wald</strong> versorgt seit<br />

1983 eine halbe Million Menschen in acht Landkreisen und in der Stadt Deggendorf<br />

mit Trinkwasser. Hier wird bis 2017 die weitere Ausbreitung des Borkenkäfers<br />

durch forstliche Maßnahmen bekämpft. Das in der Kernzone des <strong>Nationalpark</strong>s<br />

gelegene Einzugsgebiet der Großen Ohe wird seit 1979 in einem Forschungsverbund<br />

der <strong>Nationalpark</strong>verwaltung, der Landesanstalt für <strong>Wald</strong> und Forstwirtschaft,<br />

des Landesamtes für Wasserwirtschaft und der TU München intensiv untersucht.<br />

Hier erfolgt keine Bekämpfung des Borkenkäfers, so dass die Fichten in den Hochlagen<br />

vollständig abgestorben sind.


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 3<br />

In beiden Gebieten, die vollständig im Gebiet des <strong>Nationalpark</strong>s liegen, stehen<br />

Durchfluss-Messreihen auch an kleineren Gewässern zur Verfügung (Tab. 3-1).<br />

Tab. 3-1: Durchflusspegel an den Fließgewässern der Untersuchungsgebiete und deren<br />

Einzugsgebiete (EZG)<br />

ME-Nr. Gewässer Name<br />

1521620<br />

Verlorener<br />

Schachtenbach<br />

Verlorener<br />

Schachten<br />

Übergeordnetes<br />

Gewässer<br />

EZG<br />

[km²]<br />

Messbeginn<br />

Quelle<br />

TWT Frauenau 0,8 Nov 78 LfW<br />

1521440 Kleiner Regen Rachelhütte TWT Frauenau 2,1 Nov 78 LfW<br />

1521460 Kleiner Regen Herbstriegel TWT Frauenau 11,3 Nov 77 LfW<br />

-<br />

WWA Deg-<br />

Kleiner Regen VS* Kleiner Regen TWT Frauenau 14,4 Okt 85<br />

gendorf<br />

1521700 Hirschbach Brendeschlag TWT Frauenau 8,7 Nov 77 LfW<br />

- Hirschbach VS* Hirschbach<br />

WWA Deg-<br />

TWT Frauenau 10,5 Okt 85<br />

gendorf<br />

1741300 Große Ohe Taferlruck Große Ohe 19,0 Dez 77 LfW<br />

1741800 Markungsgraben<br />

Racheldiensthütte Große Ohe 1,1 Nov 88 LfW<br />

1741900 Forellenbach Schachtenau Große Ohe 0,7 Nov 90 ICP-IM<br />

* Vorsperre<br />

Durchflussmessreihen sind in der Regel die maßgebliche Validierungsmöglichkeit<br />

hydrologischer Gebietsmodelle. Damit bieten sich diese beiden Gebiete sowohl<br />

hinsichtlich der naturräumlichen Gegebenheiten als auch der Überprüfungsmöglichkeiten<br />

der zu erzielenden Aussagen als Untersuchungsgebiete an.<br />

3.2 Datenbasis (Raumdaten)<br />

Als Eingangsdaten konnte das Referenz-GIS „<strong>Nationalpark</strong> <strong>Bayerischer</strong> <strong>Wald</strong>“<br />

(Huber, 2002) genutzt werden. Es enthält allgemeine raumbezogene Informationen<br />

zum <strong>Nationalpark</strong> <strong>Bayerischer</strong> <strong>Wald</strong> aus mehreren Datenquellen in Form von Vektor-,<br />

Raster- und Sachdaten. Eine Analyse der enthaltenen Rauminformationen<br />

zeigte jedoch, dass diese z.Z. noch nicht für eine flächenscharfe Simulation der<br />

hydrologischen Prozesse in den ausgewählten Einzugsgebieten ausreichen. Insbesondere<br />

im Erweiterungsgebiet des <strong>Nationalpark</strong>s mit dem Einzugsgebiet der<br />

TWT Frauenau war zu Beginn des Projektes die Verfügbarkeit digitaler Daten unzureichend.<br />

Hiervon sind vor allem die Bereiche des ehemaligen Nicht-<br />

Staatswaldes und die Gebietsteile in Tschechien betroffen. Demzufolge mussten<br />

weitere Karten recherchiert und Kompromisslösungen gefunden werden. Eine detaillierte<br />

Beschreibung dazu ist im Anhang enthalten (A-1: Böden im NP <strong>Bayerischer</strong><br />

<strong>Wald</strong> und A-2: Bestandescharakterisierung und Erfassung der Totholzflächen).<br />

Tab. 3-2 gibt einen Überblick über alle genutzten Karten und die daraus<br />

abgeleiteten Rauminformationen. In Hinblick auf zukünftige hydrologische Modellierungsarbeiten<br />

im NP <strong>Bayerischer</strong> <strong>Wald</strong> wurden alle Basiskarten in der Ausdehnung<br />

des <strong>Nationalpark</strong>s erstellt.<br />

Die Forstlichen Standortkartierungen (FSK) unterscheidet 20 Bodenformen der drei<br />

Klassen „Fels- und Blockböden“, „Sand- und Lehmböden“ und „Nassböden“ sowie<br />

der Moränenbereiche. Bei Berücksichtigung der Höhenlage der einzelnen Standorte<br />

wurden den Bodenformen Bodentypen auf der Grundlage der Höhenzonierung<br />

nach Elling et al. (1987) zugewiesen (s. Anlage A-1). Für das Untersuchungsgebiet


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

4 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />

konnten insgesamt 17 Bodentypen ausgewiesen werden. Dazu kommen noch<br />

Aufschüttungs- und Wasserflächen.<br />

Tab. 3-2: Verfügbare digitale Karten für das Untersuchungsgebiet und daraus abgeleitete<br />

Karten<br />

Datenart<br />

Topographie <br />

Einzugsgebiete <br />

Gewässernetz<br />

Quelle<br />

(Original)<br />

DHM Bayern<br />

(50 x 50m)<br />

BLVA (1997)<br />

Verfügbarkeit<br />

Punkt-Shape<br />

(LWF)<br />

LfW (2002) Polygon-<br />

Shape<br />

ATKIS DLM<br />

25/1<br />

BLVA (1998)<br />

Polygone und<br />

Linien<br />

Abgeleitete<br />

Basiskarten<br />

Bemerkung<br />

Höhenkarte 50 x 50m – Raster<br />

Hangneigung 50 x 50m – Raster<br />

Exposition 50 x 50m – Raster<br />

Hangneigungsklassen<br />

(50 x 50m – Raster)<br />

Expositionsklassen<br />

(50 x 50m – Raster) <br />

Teileinzugsgebietskarte<br />

TWT Frauenau und<br />

Große Ohe<br />

Fließgewässerkarte<br />

0-1%, 1–4%<br />

4-10%, 10-20%<br />

> 20%<br />

Nord, Nord-Ost, Ost,<br />

Süd-Ost, Süd, Süd-<br />

West, West, Nord-<br />

West<br />

Polygone<br />

Details in Kap.8.2<br />

Linien und Punkte<br />

Details in Kap.8.2<br />

Höhenstu- NPV BW Polygonfen<br />

Shape<br />

Boden FSK FA Zwiesel<br />

(1982)<br />

FSK NP BW<br />

(1971)<br />

FSK Prosinger<br />

(2003)<br />

Polygon-<br />

Shapes<br />

(1:10.000)<br />

LWF<br />

Bodentypenkartierung<br />

Polygone und<br />

20 x 20 m – Raster<br />

Details in A-1<br />

Vegetation, Inventurpunkte NPV BW Inventurpunktraster 200 x 200 m<br />

LandnutzungBestandesteilflächen<br />

(1998)<br />

ATKIS DLM<br />

25/1<br />

NPV BW<br />

Landnutzung und<br />

Vegetation<br />

Polygone und<br />

20 x 20 m - Raster<br />

Details in Kap.8.2<br />

Totholz-<br />

Kartierung<br />

NPV (1988-<br />

1993)<br />

LWF (1994-<br />

2000)<br />

NPV (2000-<br />

2003)<br />

NPV BW<br />

Vereinheitlichte<br />

Totholzkarte<br />

Zuordnung der<br />

Flächenanteile zum<br />

Inventurpunktraster<br />

Details in A-2<br />

Die Totholzerfassung im Altgebiet des <strong>Nationalpark</strong>s (Rachel-Lusen-Gebiet) erfolgt<br />

seit 1988 jährlich durch die Auswertung von Luftbildern. Da diese Luftbildauswertungen<br />

in der Vergangenheit in verschiedenen Einrichtungen und mit unterschiedlichen<br />

Auswerteverfahren durchgeführt wurden, unterscheiden sich die Karten z.T.<br />

beträchtlich. Gleiche Areale wurden bei der Auswertung späterer Befliegungen als<br />

Neubefallsflächen ausgewiesen. Die Erfassung der geräumten Flächen im Erweiterungsgebiet<br />

erfolgte erstmals 1998 und danach nur räumlich begrenzt. Im Rahmen<br />

der Projektbearbeitung wurde aus diesem heterogenen Kartenmaterial eine vereinheitlichte<br />

Totholzkarte als Basis für die dynamischen Modellierungen erstellt (s.<br />

Anlage A-2). Hierzu mussten für die einzelnen Kartierungsjahre Flächenkorrekturen<br />

vorgenommen werden. Dadurch weichen die folgenden Angaben zum Totholzanteil<br />

der Untersuchungsgebiete teilweise von bisher veröffentlichten Zahlen ab,<br />

da dort diese Inkonsistenz des Kartenmaterials nicht berücksichtigt wurde.


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 5<br />

3.3 Das Einzugsgebiet der Großen Ohe<br />

Das 19,1 km² große Quellgebiet der Große Ohe im Flussgebiet Ilz-Donau liegt im<br />

Zentralbereich des <strong>Nationalpark</strong>s <strong>Bayerischer</strong> <strong>Wald</strong> südöstlich des 1453 m hohen<br />

Großen Rachel. Hauptgewässer sind der Seebach, der die Westhälfte des Gebietes<br />

mit der Südostflanke des Großen Rachel entwässert, sowie der Vordere<br />

Schachtenbach mit dem Forellenbach als Nebengewässer und der Hintere<br />

Schachtenbach mit dem Markungsgraben als Nebengewässer (Abb. 3-2). Als Untersuchungsgebiet<br />

des Forschungsverbundes „Große Ohe“ mit den beiden Teileinzugsgebieten<br />

Markungsgraben und Forellenbach ist es schon mehrfach beschrieben<br />

worden, so dass an dieser Stelle auf eine ausführliche Beschreibung verzichtet<br />

wird. Stattdessen sollen hier die Gebietscharakteristika, wie sie sich aus dem<br />

erarbeiteten GIS-Modell (Kapitel 8.2, und Anlagen A-1, A-2) und den verwendeten<br />

meteorologischen Eingangszeitreihen (Kapitel 4) ergaben und so in die weiteren<br />

Untersuchungen eingingen, in tabellarischer Form dargestellt werden. Detaillierte<br />

Beschreibungen des Gesamtgebietes finden sich u.a. bei Gietl (1983) und Thums<br />

(1993). Eine Gebietsbeschreibung des EZG Markungsgraben wird im Rahmen des<br />

„Messnetzes Stoffeintrag-Grundwasser“ (LfW, 2004) gegeben. Das EZG Forellenbach,<br />

das seit 1990 im Rahmen des „UN/ECE-Integrated Monitoring Programm<br />

(ICP-IM)“ im Auftrag des Umweltbundesamtes hydrologisch, hydrochemisch und<br />

biometrisch untersucht wird, wird in Beudert et al. (1994) sowie in Beudert & Breit<br />

(2004) charakterisiert.<br />

Abb. 3-2: Das Einzugsgebiet der Großen Ohe mit den Untersuchungsgebieten „EZG<br />

Markungsgraben“ und „EZG Forellenbach“<br />

Das EZG des Markungsgraben repräsentiert die Hochlagen sowie die oberen<br />

Hanglagen des Gebietes, während das EZG des Forellenbachs sich primär in den<br />

Höhenstufen „Untere und Obere Hanglage“ befindet. Das spiegelt sich in den unterschiedlichen<br />

meteorologischen Bedingungen wider, die neben den morphologi-


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

6 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />

schen Eigenschaften zu sehr unterschiedlichen Abflusskennzahlen dieser benachbarten<br />

Gebiete führen.<br />

Tab. 3-3: Charakterisierung des EZG der Große Ohe mit den Teileinzugsgebieten Markungsgraben<br />

und Forellenbach, Datenintervall Meteorologie: 1.1.1980-<br />

31.12.2004<br />

EZG Große Ohe Markungsgraben Forellenbach<br />

Pegelname Taferlruck Racheldiensthütte Schachtenau<br />

Größe [km²] 19,1 1,1 0,7<br />

Mittlerer Abfluss [m 3 /s] 0,605 0,046 0,017<br />

Abflussbeiwert (1989-2004) 0,61 0,73 0,63 (ab 1991)<br />

Jahresmittel der<br />

Lufttemperatur [°C] 5,5 5,3 6,2<br />

Jahresniederschlag [mm] 1670 1800 1630<br />

Lithologie<br />

Biotitgranit; Corderit-Sillimanit-Gneis<br />

(CSG)<br />

Biotitgranit; CSG;<br />

Cordierit-Biotit-<br />

Paragneis<br />

Biotitgranit<br />

mittlere Hangneigung [°] 11,1 16,05 8,4<br />

EZG-Länge [km] 4,8 1,7 2,8<br />

Fließgewässerlänge [km] 47,5 1,7 2,2<br />

min. Geländehöhe<br />

[m ü. NN] 770 890 787<br />

mittl. Geländehöhe [m ü. NN] 982 1128 894<br />

max. Geländehöhe [m ü. NN] 1435 1355 1293<br />

Die in Tab. 3-3 angegebenen Werte der mittleren Hangneigung, die aus dem verwendeten<br />

Höhenmodell (Tab. 3-2) abgeleitetet wurden, entsprechen für das Gesamtgebiet<br />

der Großen Ohe den durch Teichmann (1984) angegebenen Werten.<br />

Sowohl für den Markungsgraben als auch für den Forellenbach liegen die abgeleiteten<br />

Hangneigungswerte mit 28,7% bzw. 14,7% etwas über den in den obigen<br />

Quellen angegebenen Werten (27% für den Markungsgraben laut LfW, 2004 und<br />

12% für den Forellenbach laut Beudert & Breit, 2004).<br />

Tab. 3-4: Flächenanteile A [%] der acht Expositionsklassen und deren mittlere Neigung N<br />

[%] im EZG der Großen Ohe<br />

Exposition Große Ohe Markungsgraben Forellenbach<br />

A [%] N [%] A [%] N [%] A [%] N [%]<br />

Nord 4,7 5,1 - - - -<br />

Nord-Ost 4,0 7,3 - - 0,8 2,1<br />

Ost 9,0 10,0 2,3 12,9 2,0 2,6<br />

Süd-Ost 17,7 9,9 14,1 17,1 3,5 3,0<br />

Süd 19,5 8,1 15,8 12,1 30,4 5,8<br />

Süd-West 30,4 10,5 51,7 14,4 61,4 7,6<br />

West 9,9 7,2 14,7 11,9 1,7 2,9<br />

Nord-West 4,6 5,0 1,4 7,9 0,1 2<br />

Der geologische Untergrund des Einzugsgebiets der Grossen Ohe besteht aus<br />

Granit und aus Gneis, der reich an Biotit ist. Während des Tertiärs waren die kristallinen<br />

Gesteine einer tiefgründigen Verwitterung ausgesetzt, so dass eine mäch-


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 7<br />

tige Vergrusungszone entstand, die als Wasserspeicher eine große Bedeutung<br />

hat. Die Granite sind meist tiefgründiger vergrust als die Gneise. Es finden sich<br />

Spuren pleistozäner Vergletscherung. So ist der Rachelsee ein typischer Karsee.<br />

Als charakteristisches pleistozänes Sediment prägt verfestigter Schutt („Firneisgrundschutt“)<br />

weite Flächen des Einzugsgebietes. Dieser Schutt kann im Sinne der<br />

für viele Mittelgebirge geltenden Hangschichtungen als Basisfolge angesprochen<br />

werden und ist Ergebnis von Solifluktionsvorgängen unter periglazialen Bedingungen.<br />

Die Mächtigkeit dieser Basisfolge nimmt mit zunehmender Gebietshöhe ab. In<br />

der Hochlage steht der verfestigte Schutt in 30 – 60 cm Tiefe an, in der Hanglage<br />

trifft man ihn in tieferen Schichten bis 100 cm an. Er wirkt durchwurzelungshemmend<br />

und wirkt bei hohen Sickerwasserraten stauend, was zu lateralem Flüssen in<br />

der Bodenzone führt.<br />

Bezüglich der Bodenformen sind Lehmböden bestimmend. Besonders an den steileren<br />

Hängen der Rachelflanke und im Markungsgrabengebiet erstrecken sich<br />

jedoch Fels- und Blockböden. Moore finden sich nur auf kleineren Arealen. In der<br />

Anhang A-1 ist die räumliche Verteilung der den Bodenformen zugeordneten Bodentypen<br />

dargestellt. Ihre Flächenanteile in den untersuchten Teileinzugsgebieten<br />

der Großen Ohe wird durch Tab. 3-5 wiedergegeben. Große Flächenanteile nehmen<br />

die Ranker und Braunerde-Ranker der Fels- und Blockböden sowie die<br />

Braunerden und Lockerbraunerden ein. Besonders im Einzugsgebiet des Forellenbachs<br />

sind auch Gleye anzutreffen.<br />

Tab. 3-5: Bodentypen und ihre Flächenanteile im EZG der Großen Ohe<br />

Bodentyp<br />

Große Ohe<br />

Flächenanteil [%]<br />

Markungsgraben Forellenbach<br />

Rohboden (Syrosem) 0,09 0,74 0,00<br />

Ranker, Braunerde-Ranker 13,24 37,57 12,44<br />

Lockerbraunerde,<br />

vereinzelt Podsol-Braunerde<br />

20,48 17,58 22,10<br />

(Locker)braunerde,<br />

vereinzelt Podsol-Braunerde<br />

2,34 2,70 -<br />

Hanggley-Braunerde 1,30 - 0,82<br />

(Hang)gley-Braunerde 0,44 - 0,50<br />

Braunerde,<br />

vereinzelt Podsol-Braunerde<br />

14,53 0,08 11,80<br />

Braunerde, Podsol-Braunerde 9,15 - 22,56<br />

Hochlagen-Braunerde,<br />

Podsol-Braunerde<br />

11,69 29,77 0,22<br />

Podsol 0,08 - -<br />

Gley und Anmoorgley, Moorgley 17,91 9,65 28,83<br />

flaches Niedermoor 2,37 1,43 0,73<br />

mittleres und tiefes Niedermoor 2,32 - -<br />

Übergangsmoor 0,47 - -<br />

Hochmoor 0,34 0,47 -<br />

Moränenbereich, Moränenwälle 2,61 - -<br />

Wasser 0,29 - -<br />

Abbau, Aufschüttung 0,34 - -<br />

Das Gebiet ist nahezu vollständig bewaldet. Reine Fichtenbestände finden sich<br />

überwiegend in den kalten Hochlagen sowie den Tälern mit Kaltluftstau. In den


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

8 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />

Hanglagen dominiert Bergmischwald (Fi-Ta-Bu). Der <strong>Wald</strong>zustand war in den 80er<br />

und 90er Jahren gekennzeichnet von hohen Schädigungsgraden.<br />

Tab. 3-6: Vegetation und Landnutzung im EZG der Großen Ohe<br />

Vegetation Flächenanteil [%]<br />

Landnutzung Große Ohe Markungsgraben Forellenbach<br />

Standgewässer 0,3 - -<br />

Fels, Geröll 0,1 0,7 -<br />

Grünland 0,6 0,1 -<br />

Fichten-Laub-Mischwald 73,6 51,8 81,5<br />

Fichtenreinbestände 22,8 46,7 16,4<br />

Moor 0,8 0,5 -<br />

Wege, Parkplätze, Gebäude 1,6 0,3 1,8<br />

Straßen 0,1 - 0,3<br />

Im Kerngebiet des <strong>Nationalpark</strong>s können die natürlichen Prozesse ungehindert<br />

ablaufen, so dass Mitte der 90er Jahre mehrere Tausend Hektar <strong>Wald</strong> einer Borkenkäfergradation<br />

zum Opfer fielen. Die seit 1988 durchgeführten Befliegungen zur<br />

Befallssituation ergaben die in Tab. 3-7 und Abb. 3-3 dargestellte Ausweitung der<br />

Totholzflächen in den Einzugsgebieten der Großen Ohe. Ihre räumliche Ausdehnung<br />

zeigt Abb. 3-2.<br />

Tab. 3-7: Jährlicher Zugang der Totholzflächen im Einzugsgebiet der Großen Ohe (Pegel<br />

Taferlruck) und den zwei Teileinzugsgebiete Forellenbach und Markungsgraben<br />

Große Ohe (Taferlruck) Forellenbach Markungsgraben<br />

Jahr Neuzugang<br />

[ha]<br />

Flächenanteil<br />

im EZG [%]<br />

Neuzugang<br />

[ha]<br />

Flächenanteil<br />

im EZG [%]<br />

Neuzugang<br />

[ha]<br />

1988 6,8 0,4 0,33 0,5 0,0<br />

1989 4,6 0,6 0,15 0,7 0,0<br />

1990 1,0 0,7 0,16 0,9 0,0<br />

1991 0,9 0,7 0,01 0,9 0,0<br />

1992 0,6 0,7 0,06 1,0 0,0<br />

Flächenanteil<br />

im EZG [%]<br />

1993 30,7 2,3 0,99 2,4 5,3 4,8<br />

1994 10,5 2,9 0,46 3,0 1,3 6,0<br />

1995 13,3 3,6 0,05 3,1 2,8 8,5<br />

1996 33,4 5,3 0,51 3,8 12,9 20,2<br />

1997 121,9 11,8 3,63 8,8 45,7 61,5<br />

1998 109,6 17,5 4,40 15,0 16,0 76,0<br />

1999 246,7 30,5 9,01 27,6 5,5 81,0<br />

2000 112,2 36,4 5,91 35,8 3,0 83,7<br />

2001 6,9 36,7 0,10 36,0 0,0 83,7<br />

2002 17,3 37,7 0,96 37,3 0,0 83,7<br />

Im Markungsgrabengebiet ist mit keiner Ausweitung der betroffenen Flächen zu<br />

rechnen, da die verbleibenden Bestände überwiegend aus Laubhölzern (Buche<br />

und Ahorn) bestehen. Borkenkäferschäden waren in den letzten Jahren vielmehr in<br />

den unteren Hang- und Tallagen zu beobachten. Derzeit wächst anstelle der zerstörten<br />

Bestände ein naturnaher Bergmischwald auf. Während in den relativ war-


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 9<br />

men Hanglagen die Verjüngung rasch vonstatten geht, verlangsamen ungünstige<br />

Standortsverhältnisse (niedrige Temperaturen, Reitgrasflur, hoher Skelettanteil)<br />

diese Entwicklung in der Hochlage.<br />

Flächenzuwachs [ha]<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

0.2<br />

jährlicher Totholzflächenzuwachs Forellenbach<br />

jährlicher Totholzflächenzuwachs Markungsgraben<br />

Flächenanteil Forellenbach<br />

Flächenanteil Markungsgraben<br />

Flächenanteil Große Ohe<br />

12.9<br />

45.7<br />

5.3<br />

2.8<br />

3.6<br />

4.4<br />

5.5 5.9<br />

3.0<br />

1.0 0.5<br />

1.3<br />

0.5<br />

0.1<br />

1.0<br />

1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002<br />

Abb. 3-3: Jährliche Vergrößerung der Totholzflächen in den Einzugsgebieten der Großen<br />

Ohe, des Forellenbachs und des Markungsgrabens; Linien: Totholzanteil an der<br />

Einzugsgebietsfläche [%]; Säulen: Ausweitung der vom Borkenkäfer betroffenen<br />

Flächen in den Einzugsgebieten von Forellenbach und Markungsgraben<br />

[ha]<br />

16.0<br />

9.0<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Gebietsanteil [%]


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

10 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />

3.4 Einzugsgebiet der TWT Frauenau<br />

Das Einzugsgebiet der TWT Frauenau unterteilt sich in das Hirschbachgebiet (9,5<br />

km², Nordbereich) und das Einzugsgebiet des Kleinen Regens (15,25 km², Südbereich).<br />

Abb. 3-4: Vegetation, Landnutzung sowie geräumte und ungeräumte Totholzflächen<br />

(Stand 2003) im Einzugsgebiet der TWT Frauenau mit den Teileinzugsgebieten<br />

Hirschbach und Kleiner Regen<br />

Im Vergleich zum EZG der Großen Ohe und ihrer exemplarisch untersuchten Teileinzugsgebiete<br />

unterscheiden sich beide Gebiete wesentlich stärker sowohl hinsichtlich<br />

der Gebietsmorphologie als auch der Vegetation und der geologischen<br />

Situation. Wie Abb. 3-4 verdeutlicht, ist der Borkenkäferbefall beide Gebiete unterschiedlich.<br />

Durch die sofortige Bekämpfung entstanden im Hirschbachgebiet in der<br />

Mehrzahl nur kleinere ausgeräumte Flächen. Die Rachel-Nordflanke im Einzugsgebiet<br />

des Kleinen Regen, die zum Altgebiet des <strong>Nationalpark</strong>s gehört, ist demgegenüber<br />

großflächig betroffen. Die Veränderung der Befallssituation ist in Tab.<br />

3-12 und Abb. 3-5 dargestellt.<br />

In den beiden folgenden Tabellen sind die wesentlichen gebietsmorphologischen,<br />

hydrologischen und meteorologischen Eigenschaften dargestellt. Das EZG der<br />

TWT Frauenau umfasst auch Bereiche des Hochplateaus des Böhmerwaldes (vor<br />

allem die tschechischen Gebietsanteile). Da die Flächeninformationen dieser<br />

tschechischen Gebietsanteile anhand der topographischen Karte bzw. aus Nachbarschaftsbeziehungen<br />

abgeleitet wurden, sind in diesen Bereichen die räumlichen<br />

Informationen nicht mehr so kleinflächig wie im übrigen Gebiet. Im Vergleich zur<br />

Großen Ohe nehmen Moore einen wesentlich größeren Flächenanteil ein, wie Tab.<br />

3-11 und Tab. 3-10 verdeutlichen. Besonders in den Quellbereichen des Kleinen<br />

Regens (Verlorener Schachtenbach und EZG bis zum Pegel Rachelhütte) sind


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 11<br />

diese hydrologisch bedeutenden Vegetations- und Bodenformen zu finden. Durch<br />

den größeren Anteil an Hochplateauflächen kommt es auch zu einer anteiligen<br />

Verschiebung des Flächenanteils der Böden der Hochlagen (Hochlagen-Braunerde<br />

und Podsol-Braunerde) gegenüber den Lockerbraunerden der Hanglagen (Tab.<br />

3-10).<br />

Tab. 3-8: Charakterisierung der Einzugsgebiete von Hirschbach und Kleinem Regen,<br />

Datenintervall Meteorologie: 1.1.1980-31.12.2004, Pegel laut Tab. 3-1 und Abb.<br />

3-4)<br />

Kleiner<br />

Regen<br />

Kleiner Regen<br />

Herbstriegel<br />

Verl. Schachtenbach<br />

Kleiner Regen<br />

Rachelhütte<br />

Hirschbach<br />

Pegel VS Kl. Regen 1521460 1521620 1521440<br />

VS Hirschbach<br />

Größe [km²] 14,4 11,3 0,8 2,06 10,5<br />

Mittlerer Abfluss<br />

[m 3 /s]<br />

0,54 0,48 0,058 0,098 0,34<br />

Abflusskoeffizient<br />

Jahresmittel der<br />

0,64 0,65 1,23 (0,65)* 0,79 0,6<br />

Lufttemperatur 5,23 5,23 5,23 5,21 5,03<br />

[°C]<br />

Mittlerer Jahresniederschlag<br />

[mm]<br />

Lithologie<br />

1830 1858 1879 1958 1667<br />

Corderit-<br />

Sillimanit-<br />

Gneis (CSG)<br />

CSG,<br />

Biotitgranit<br />

CSG, Muscovitgranit,Cordierit-Biotit-<br />

Anatexit<br />

CSG,<br />

Muscovitgranit<br />

Biotitgranit,<br />

CSG;<br />

Glimmergneis<br />

mittl. Hangneigung<br />

[°]<br />

11,2 10,4 5,1 7,5 11,7<br />

EZG-Länge [km] 5 4,3 1,1 2,1 5,6<br />

Fließgewässerlänge<br />

[km]<br />

min. Geländehö-<br />

41,7 27,9 2,01 2,15 25,6<br />

he<br />

[m ü. NN]<br />

mittl. Gelände-<br />

769 812 1002 992 772<br />

höhe<br />

[m ü. NN]<br />

max. Gelände-<br />

1024 1045 1110 1125 1043<br />

höhe<br />

[m ü. NN]<br />

1441 1441 1153 1242 1302<br />

* Simulationswert<br />

Tab. 3-9: Flächenanteile A [%] der acht Expositionsklassen und deren mittlere Neigung N<br />

[%] im EZG der TWT Frauenau<br />

Exposition<br />

Kleiner Regen Kleiner Regen<br />

Herbstriegel<br />

Verlorener Kleiner Regen<br />

Schachtenbach Rachelhütte<br />

Hirschbach<br />

A [%] N [%] A [%] N [%] A [%] N [%] A [%] N [%] A [%] N [%]<br />

Nord 24,0 11,4 23,3 10,6 10,0 3,7 18,4 7,0 2,6 6,4<br />

Nord-Ost 12,9 13,9 8,9 12,9 1,4 3,2 1,3 5,2 1,7 7,1<br />

Ost 2,8 13,3 3,2 13,1 0,2 2,7 - - 7,5 14,0<br />

Süd-Ost 1,6 8,9 2,0 8,6 3,9 3,6 0,1 2,7 22,1 13,0<br />

Süd 6,1 9,6 8,0 9,4 20,9 9,3 2,4 3,3 20,3 10,2<br />

Süd-West 15,8 10,2 20,3 10,2 21,3 9,2 17,2 9,2 13,0 8,8<br />

West 16,9 9,6 20,6 9,6 21,4 8,0 30,4 7,3 23,2 11,4<br />

Nord-West 20,0 11,3 13,9 10,0 21,0 6,3 30,3 6,6 9,6 9,2


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

12 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />

Tab. 3-10: Vorkommende Bodentypen im EZG der TWT Frauenau<br />

Flächenanteil [%]<br />

Bodentyp Kleiner Kl. Regen Verl. Schach- Kl. Regen Hirschbach<br />

Regen Herbstriegel tenbach Rachelhütte<br />

Ranker, Braunerde-<br />

Ranker<br />

Lockerbraunerde,<br />

9,6 7,8 0,0 1,9 5,1<br />

vereinzelt Podsol-<br />

Braunerde<br />

(Locker)braunerde,<br />

17,3 17,0 8,3 0,1 26,0<br />

vereinzelt Podsol-<br />

Braunerde<br />

13,7 13,8 18,4 2,8 10,6<br />

Hanggley-Braunerde<br />

Braunerde,<br />

3,7 2,2 0,3 - 4,2<br />

vereinzelt Podsol-<br />

Braunerde<br />

8,4 4,7 - - 8,4<br />

Hochlagen-Braunerde,<br />

Podsol-Braunerde<br />

31,2 37,0 49,2 76,0 33,0<br />

Podsol 0,1 0,1 - - -<br />

Gley und Anmoorgley,<br />

Moorgley<br />

7,6 6,6 5,9 1,5 7,5<br />

flaches Niedermoor 2,0 2,4 5,8 - 2,8<br />

mittleres und tiefes<br />

Niedermoor<br />

0,8 1,0 - - 0,3<br />

Übergangsmoor 3,4 4,4 11,3 17,8 0,6<br />

Hochmoor 0,1 0,1 0,7 - 0,3<br />

Moränenbereich,<br />

Moränenwälle<br />

2,1 2,8 - - 1,2<br />

Wasser 0,1 0,0 - - 0,1<br />

Abbau, Aufschüttung - - - - 0,0<br />

Tab. 3-11: Vegetation und Landnutzung im EZG der TWT Frauenau<br />

Vegetation<br />

Landnutzung<br />

Kleiner<br />

Regen<br />

Kl. Regen<br />

Herbstriegel<br />

Flächenanteil [%]<br />

Verl. Schachtenbach<br />

Kl. Regen<br />

Rachelhütte<br />

Hirschbach<br />

Standgewässer 0,1 0,0 - - 0,1<br />

Fels, Geröll 0,1 0,1 - - 0,2<br />

Grünland 1,1 1,5 5,6 0,1 1,9<br />

Fichten-Laub-<br />

Mischwald<br />

43,8 48,3 58,1 28,8 56,2<br />

Fichtenreinbestände 49,8 44,3 23,7 53,2 39,1<br />

Moor 3,4 4,5 12,1 17,8 1,0<br />

Weg, Parkplatz 1,6 1,2 0,5 0,1 1,6<br />

Obwohl der Anteil der besonders stark vom Borkenkäfer bedrohten Fichtenreinbestände<br />

höher als im EZG der Großen Ohe ist, ist der Flächenanteil der vom Borkenkäfer<br />

zerstörten Bestände mit 14,6% wesentlich geringer als im benachbarten<br />

Gebiet. Der Grund hierfür ist die anhaltende Borkenkäferbekämpfung im Erweiterungsgebiet<br />

durch Entfernen der befallenen Bäume. Bei der Bewertung der in Tab.<br />

3-12 angegebenen Zahlen zur Ausweitung der geräumten und nicht geräumten<br />

Totholzflächen im EZG der TWT Frauenau muss beachtet werden, dass jährliche<br />

Auswertungen nur für die Gebietsteile am Nordhang des Rachels vorliegen. Insbesondere<br />

die Zunahme der geräumten Totholzflächen der Kartierungen 1998, 2000


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 13<br />

und 2003 sind deshalb als kumulative Werte der vorangegangenen Jahre anzusehen.<br />

Da zum genauen Befallszeitraum keine Angaben vorlagen, wurde der Flächenzuwachs<br />

dem Auswertungsjahr zugeordnet.<br />

Tab. 3-12: Jährlicher Zugang der Totholzflächen im Einzugsgebiet der TWT Frauenau und<br />

ihrer Zuflüsse Kleiner Regen und Hirschbach<br />

Jahr<br />

TWT Frauenau (gesamt) Kleiner Regen (1521460) Hirschbach (1521700)<br />

Flächenzuwachs<br />

Totholz [ha]<br />

ungeräumt<br />

geräumt<br />

1989 0,1 0,0<br />

Flächenzuwachs<br />

Totholz [ha]<br />

Flächenanteil<br />

[%] ungeräumt<br />

geräumt<br />

1990 0,0 0,0 0,0 0,0<br />

1992 0,1 0,0 0,1 0,0<br />

1993 6,7 0,2 6,5 0,6<br />

1994 6,8 0,5 5,6 1,1<br />

1995 2,5 0,5 1,8 1,2<br />

1996 15,7 1,1 14,3 2,5<br />

1997 38,6 2,3 34,4 5,5<br />

Flächenzuwachs<br />

Totholz [ha]<br />

Flächenanteil<br />

[%] ungeräumt<br />

geräumt <br />

Flächenanteil<br />

[%]<br />

1998 21,8 85,8 5,9 20,3 31,0 10,1 12,5 1,4<br />

1999 77,9 8,5 66,4 15,9 1,4<br />

2000 55,8 3,3 10,4 45,3 19,9 1,4<br />

2001 8,5 37,5 12,0 4,8 18,9 22,0 2,4 1,7<br />

2002 8,4 12,2 7,1 22,7 1,7<br />

2003 16,6 55,7 14,6 16,2 15,6 25,5 30,5 5,3<br />

Flächenzuwachs [ha]<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

jährlicher Zuwachs ausgeräumter Flächen Kleiner Regen<br />

jährlicher Totholzflächenzuwachs Kleiner Regen<br />

Flächenanteil TH Kleiner Regen<br />

Flächenanteil TH Hirschbach<br />

Flächenanteil TH EZG TWT<br />

1990 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003<br />

Abb. 3-5: Jährliche Vergrößerung der Totholzflächen (TH) im Einzugsgebiet der TWT<br />

Frauenau und ihrer Pegel am Hirschbach und am Kleinen Regen; Linien: Anteil<br />

der TH an der Einzugsgebietsfläche [%]; Säulen: Ausweitung der vom Borkenkäfer<br />

betroffenen Flächen im EZG des Kleinen Regen (Pegel 1521460) mit Unterscheidung<br />

in geräumte und ungeräumte Flächen [ha]<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Gebietsanteil [%]


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

14 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />

14<br />

R<br />

[mm/d]<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

VS Kleiner Regen<br />

VS Hirschbach<br />

0<br />

01.11.1985 28.07.1988 24.04.1991 18.01.1994 14.10.1996 11.07.1999 06.04.2002 31.12.2004<br />

Abb. 3-6: Beobachtete Gebietsabflüsse R als 30-tägige gleitende Mittel der beiden Teileinzugsgebiete<br />

der TWT Frauenau<br />

Trotz der unterschiedlichen Gebietseigenschaften verhalten sich die beobachteten<br />

Durchflüsse an den beiden Zuflüssen der TWT Frauenau sehr ähnlich, wie Abb.<br />

3-6 verdeutlicht. Auffällig sind die deutlich höheren Abflussspitzen des Hirschbachs.<br />

Dieses Verhalten ist jedoch nur bis 1996 zu beobachten. Danach gleichen<br />

sich auch bei großen Hochwasser die Abflussspenden an. Als Ursache wird die zu<br />

diesem Zeitpunkt einsetzende Borkenkäferkalamität vermutet, die zu einem fast<br />

vollständigen Zusammenbruch der Bestände an der Nordflanke des Rachels führte<br />

(s. Abb. 3-4, Abb. 3-5 und Tab. 3-12).


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 15<br />

4 Witterung im Untersuchungsgebiet<br />

4.1 Messstandorte und -attribute<br />

Die möglichst genaue Widerspiegelung der meteorologischen Situation ist von<br />

entscheidender Bedeutung für die Simulation des Wasser- und Stoffhaushaltes.<br />

Um die Fehler, die durch die ungenaue Wiedergabe der meteorologischen Bedingungen<br />

verursacht werden, möglichst gering zu halten, wurden alle vorliegenden<br />

Messreihen an den Stationen des Deutschen Wetterdienstes (DWD), der NPV<br />

<strong>Bayerischer</strong> <strong>Wald</strong>, des LfW, dem WWA Deggendorf und der LWF im weiteren Umfeld<br />

des Untersuchungsgebietes in die Simulation einbezogen, auch wenn diese<br />

z.T. sehr lückenhaft sind oder nur für einen Teilzeitraum vorliegen. Abb. 4-1 gibt<br />

einen Überblick über die räumliche Verteilung der Stationen im Umkreis des Untersuchungsgebietes.<br />

Neben dem augenscheinlichen Fehlen von Stationen im Einzugsgebiet<br />

der TWT Frauenau muss beachtet werden, dass insbesondere in dem<br />

für das Projekt wichtigen Zeitraum ab 1990 nur wenige Messreihen vorliegen. Dabei<br />

werden die Mehrzahl der Niederschlagsmesser sowie alle Temperaturmessstationen<br />

nicht im Winter betrieben. Die Station Schachtendiensthütte im EZG der<br />

TWT Frauenau wurde z.B. erst im Juni 2004 durch Verlegung der Station an der<br />

Felsenkanzel eingerichtet. Tab. 4-1 gibt einen Überblick über Betreiber, Messzeiträume,<br />

Attribute und Höhenlagen der einzelnen Stationen. Hier sind jedoch nicht<br />

die in Abb. 4-1 grau dargestellten Hellmann-Niederschlagsmesser berücksichtigt,<br />

die 1989 abgebaut wurden.<br />

Abb. 4-1: Räumliche Verteilung der in die Wasserhaushaltssimulation einbezogenen<br />

Klima- und Niederschlagsstationen mit täglicher Auflösung im Bereich des NP<br />

<strong>Bayerischer</strong> <strong>Wald</strong> sowie der CHMI- Messstationen<br />

Daten von Stationen in Tschechien stehen bisher nicht zur Verfügung. Neben den<br />

Stationen in Verwaltung des Tschechischen Hydrometrologischen Institutes (CHMI<br />

Prag) sollten für spätere Untersuchungen auch weitere Messreihen im NP Sumava,<br />

wie z.B. für zwei Kleinsteinzugsgebiete im <strong>Nationalpark</strong> Sumava (Na Lizu und<br />

Spalenec) einbezogen werden.


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

16 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />

Tab. 4-1: Alle berücksichtigten Messstationen (RR Niederschlag (Tagessumme), LT Lufttemperatur,<br />

RF Relative Luftfeuchte, W Windgeschwindigkeit, S Sonnenscheindauer,<br />

G Globalstrahlung, P Luftdruck)<br />

ID Name Höhe Quelle Attribut Beginn Ende Bemerkung<br />

91301 Bayerisch Eisenstein 710 DWD RR 198001 200412<br />

91312 Zwieselerwaldhaus 699 DWD RR 198001 200412<br />

91313 Lindberg-Scheuereck 770 DWD RR 198001 200112<br />

91315 Zwiesel-Rabenstein 690 DWD RR 198001 200412 verlegt?<br />

91323 Lindberg-Buchenau 740 DWD RR 198001 200412 Lücken 2004<br />

92266 Kirchdorf 693 DWD RR 198001 200004<br />

92267 Spiegelau-Klingenbrunn 823 DWD RR 194101 199312<br />

92273<br />

Neuschoenau-<br />

Altschönau<br />

730 DWD RR 198602 200412<br />

92274<br />

Sankt Oswald,<br />

Riedlhütte<br />

754 DWD RR 198001 200412 verlegt?<br />

92283 Mauth-Finsterau 1004 DWD RR 198001 200412<br />

92284 Mauth 811 DWD RR 198001 200412 verlegt?<br />

Hell_LfW Markungsgraben 970 LfW RR 198809 200410 Sommer<br />

LWF27 Racheldiensthütte 854 LWF RR 197911 200410 Sommer<br />

LWF48 Obere Steinbuchet 1240 LWF RR 199604 200411<br />

Sommer,<br />

Lücke 2002-2004<br />

LWF52 Bärenloch/Tiefer Tobel 1240 LWF RR 199604 200105 Sommer<br />

TWT_neu TWT Frauenau 695 WWAD RR, LT 1991 200412<br />

NPV_4<br />

NPV_1<br />

c_4493<br />

Spiegelau-<br />

Klingenbrunn, Bhf.<br />

(DWD 91317)<br />

<strong>Wald</strong>häuser (DWD<br />

4515)<br />

Zwieselberg<br />

759<br />

940<br />

NPV LT 198012 200412 L 5/2003-5/2004<br />

DWD RR 198012 200412<br />

NPV RR 200406 200412 Kachelmann<br />

RR,LT,RF,<br />

DWD,<br />

198001 200412<br />

W,P<br />

NPV ab<br />

S 198001 200311<br />

12/2003<br />

G 200312 200412<br />

RR 196101 200309<br />

615 DWD<br />

LT,RF,S,W 196101 200212<br />

Gerätwechsel<br />

12/2003<br />

c_4497<br />

Zwiesel<br />

612 DWD<br />

RR<br />

LT,RF,S,<br />

W,P<br />

199005 200412<br />

Lücken 2003/2004<br />

199005 200212<br />

RR 197911 200412 Hellmann<br />

RR 200206 200412 Ott-Waage<br />

NPV_14 Taferlruck (LWF8) 771 LWF<br />

RF<br />

LT<br />

200206 200412<br />

198102 200412<br />

Lücke 2001/2002<br />

Gerätwechsel<br />

G<br />

W<br />

199702 200412 6/2002 Gerätwechsel<br />

Lindseis<br />

199702 200412<br />

Thiess<br />

LWF RR 199604 200411 Sommer<br />

NPV_5 Felsenkanzel (LWF37) 1146 verlegt 6/2004 nach<br />

NPV LT, RF, W 199712 200406<br />

LWF56<br />

NPV_6<br />

<strong>Wald</strong>schmidthaus<br />

(LWF41)<br />

1350 LWF RR 199604 200411<br />

NPV LT, RF, W 199712 200412<br />

Sommer<br />

Lücken, Ausfall<br />

9/2002-6/2004<br />

LWF56 Schachtendiensthütte 871 NPV LT, RF 200406 200412<br />

NPV_12 Messturm Schachtenau 857<br />

LT, RF, W,<br />

NPV 199204 200412<br />

P<br />

Lücken<br />

G 199901 200412<br />

NPV LT, RF 199712 200412<br />

NPV_13 Lusen (Station 55) 1340 NPV W 200106 200412<br />

NPV_7 Gfeichtethöh 1165 NPV LT 1995 2002 Sommer<br />

NPV_8 Feistenhang 869 NPV LT 1995 2003 Sommer<br />

NPV_9 Hahnenfalz 752 NPV LT 1995 2003 Sommer<br />

NPV_10 Hochfallen 761 NPV LT 1995 2003 Sommer<br />

NPV_11 Schönort 901 NPV LT 1995 2003 Sommer


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 17<br />

Zusätzlich zu den in Tab. 4-1 aufgeführten Stationen konnte für die Regionalisierung<br />

des Niederschlags auf die für die Sommermonate vorhandenen täglichen<br />

Daten der Messkampagne 1979-1989 (Thums, 1993, Messreihen LWF1-41) und<br />

weitere DWD-Daten zurückgegriffen werden.<br />

Insgesamt war die Recherche und Aufbereitung der meteorologischen Daten, die<br />

nicht von DWD stammen bzw. nicht im Referenz-GIS enthalten sind, schwierig. So<br />

lagen die hochauflösenden Messdaten der von der LWF seit 1996 betriebenen<br />

Niederschlagswaagen in den Hochlagen des EZG Große Ohe bislang nur als unbearbeitete<br />

Rohdaten vor. Die von Thums (1993) genutzten Niederschlagsdaten<br />

waren auf Datenträgern archiviert, auf die mit moderner Soft- und Hardware nicht<br />

mehr zugegriffen werden konnte. Aber selbst die Daten im Referenz-GIS NP <strong>Bayerischer</strong><br />

<strong>Wald</strong> konnten nicht ungeprüft übernommen werden, da sie noch viele Fehler<br />

enthielten, und diese Datenbank seit 1999 nicht mehr gepflegt wird.<br />

Offensichtliche Messfehler wurden durch Plausibilitätstests (Niederschlag ≥ 0 mm,<br />

Luftfeuchte ≤ 100%, -50°C ≤ Lufttemperatur ≤ 50°C, 0 J/cm² ≤ Globalstrahlung ≤<br />

4000 J/cm²) und durch Vergleich der einzelnen Messreihen eliminiert. Letzterer<br />

war auch für die Bewertung von Messdaten in Grenzbereichen ausschlaggebend.<br />

So wurden z.B. Strahlungswerte von über 3000 J/cm² an der Station Taferlruck<br />

(gemessen am 6.5. und 16.7.2003) als Messfehler identifiziert. Probleme ergaben<br />

sich insbesondere durch zeitliche Verschiebungen der Messwerte um ein bis mehrere<br />

Tage in den einzelnen Datenquellen. Durch Nutzung der als geprüft vorausgesetzten<br />

Datenreihen des DWD als Referenz erfolgte die Homogenisierung der<br />

Messreihen.<br />

Inwieweit sich Stationsverlegungen im betrachteten Zeitraum auf die anhand dieser<br />

Stützstellen berechnete räumliche Verteilung der Witterungsgrößen auswirkt,<br />

sollte noch untersucht werden. Dazu sind aber weitere Informationen vom DWD<br />

über die Standortverlegung der betroffenen Stationen nötig.<br />

Liegen an einer Station nur die Messwerte zu Minimum und Maximum der Lufttemperatur<br />

vor, so wurde das Tagesmittel nach Engel (1991) wie folgt berechnet:<br />

LT = 0.<br />

6 ⋅ LT + 0.<br />

4 ⋅ LT<br />

mit<br />

max<br />

min<br />

LTmit - Tagesmittel der Lufttemperatur<br />

LTmin - Tagesminimum der Lufttemperatur<br />

LTmax - Tagesmaximum der Lufttemperatur<br />

(4-1)<br />

Globalstrahlungsmessungen liegen nur für wenige Stationen und zumeist erst für<br />

die letzten Jahren vor (WKS Mitterfels, MT Schachtenau ab 1999, Taferlruck ab<br />

2002 sowie an den DWD-Klimastationen Passau-Oberhaus bis 1996 und Fürstenzell<br />

ab 1997). Da die letzteren Stationen in unmittelbarer Nachbarschaft liegen,<br />

wurden beide Messreihen zusammengefügt und für die Simulation der Station<br />

Passau-Oberhaus (DWD 4517) zugeordnet. Für die Stationen, an denen die Sonnenscheindauer<br />

gemessen wird bzw. wurde, erfolgte eine Berechnung der theoretischen<br />

täglichen Globalstrahlung r [J/cm²] mit der Ǻnström-Formel (4-2) entsprechend<br />

DVWK (1996):


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

18 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />

⎛<br />

n ⎞<br />

r = ⎜a<br />

s + bs<br />

⎟re ⎝ N⎠<br />

mit<br />

n - aktuelle Sonnenscheindauer [h]<br />

N - astronomisch mögliche Sonnenscheindauer [h]<br />

- extraterrestrische Strahlung<br />

re<br />

(4-2)<br />

as - Teil der extraterrestrischen Strahlung, die die Erde an bedeckten Tagen erreicht (n=0)<br />

as+bs- Anteil der extraterrestrischen Strahlung, die die Erde an wolkenfreien Tagen erreicht<br />

(n=N)<br />

Laut DVWK (1996) gilt für das Territorium der BRD die Annahme: as = 0,19 und<br />

bs = 0,55. Die Berechnung der astronomisch möglichen Sonnenscheindauer erfolgt<br />

nach Gl. (4-3).<br />

⎛ ϕ − 51,<br />

0 ⎞<br />

N = 12,<br />

3 + sin( 0,<br />

0172 ⋅D<br />

−1,<br />

39)<br />

⋅ ⎜4,<br />

3 + ⎟<br />

⎝ 6 ⎠<br />

φ - Geographische Breite [Grad]<br />

D - Tag des Jahres (1, 365)<br />

Die extraterrestrische Strahlung eines Tages [J/cm²] wird wie folgt berechnet:<br />

r e<br />

⎡9,<br />

9 + 7,<br />

08 ⋅ sin( 0,<br />

0172 ⋅ D −1,<br />

39)<br />

⎤<br />

= 245 ⋅ ⎢<br />

⎥<br />

⎣+<br />

0,<br />

18 ⋅ ( ϕ − 5,<br />

1)(sin(<br />

0,<br />

0172 ⋅ D − 1,<br />

39)<br />

− 1)<br />

⎦<br />

(4-3)<br />

(4-4)<br />

Für die Klimastation Passau-Oberhaus lagen im Zeitraum 1979 bis 1996 sowohl<br />

Messwerte der Globalstrahlung als auch der Sonnenscheindauer vor. Somit konnte<br />

anhand dieser Messwerte die Güte des obigen Verfahrens geprüft werden.<br />

berechnet<br />

3500<br />

3000<br />

2500<br />

2000<br />

1500<br />

1000<br />

500<br />

Passau-Oberhaus (1.3.1979 - 31.12.1996)<br />

0<br />

0 500 1000 1500 2000 2500 3000 3500<br />

gemessen<br />

Globalstrahlung [J/cm²]<br />

1:1 Linie<br />

Abb. 4-2: Vergleich der aus der Sonnenscheindauer berechneten Globalstrahlung mit<br />

gemessenen Werten an der Hauptklimastation des DWD in Passau-Oberhaus


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 19<br />

Die mittlere relative Abweichung zwischen gemessener und berechneter Globalstrahlung<br />

liegt bei 26%. Größere Abweichungen sind besonders an Tagen geringer<br />

Globalstrahlung (r < 500 J/cm²) festzustellen. Schließt man diese Perioden vom<br />

Vergleich aus, so liegt der mittlere Fehler bei 10%. Diese Größenordnung ist für<br />

die Globalstrahlung als Modelleingangsgröße tolerierbar. Wie auch Abb. 4-2 verdeutlicht,<br />

kann durch das oben beschriebene einfache Verfahren die Größenordnung<br />

der aktuellen Strahlungsbedingungen anhand der Sonnenscheindauer abgeschätzt<br />

werden.<br />

Die Korrektur der gemessenen bzw. berechneten täglichen Niederschlagswerte an<br />

den jeweiligen Messpunkten erfolgte auf der Grundlage der monatlichen Niederschlagssummen<br />

an 23 Totalisatoren (Abb. 4-3, Tab. 4-2).<br />

Abb. 4-3: Lage aller Totalisatoren in den Einzugsgebieten des Kleinen Regens und der<br />

Großen Ohe bzw. in deren Umkreis<br />

Die Methodik ist ausführlich in Kapitel 4.3 beschrieben. Das LWF-Messnetz (T7 bis<br />

T56) wurde ursprünglich im Rahmen der Messkampagne 1979-1989 installiert und<br />

1990 auf die wichtigsten Standorte ausgedünnt. Das Gerät T52 wurde um etwa<br />

200 m nach Osten versetzt. Die baugleichen Messgeräte sind mit Nipher-<br />

Windschutzring, Gefrier- (CaCl2-Lösung) und Verdunstungsschutz (3 mm dicke<br />

Ölschicht) ausgestattet (Teichmann, 1984). Die NPV misst seit 1995 auf vier<br />

Windwurfflächen die sommerlichen Niederschläge (WW-T7 bis WW-T11). Bedingt<br />

durch aufwachsenden Jungwuchs mussten diese Geräte mehrfach um einige Meter<br />

versetzt werden. Die Messgeräte werden ebenfalls mit einer Ölschicht als Verdunstungsschutz<br />

betrieben, haben aber keinen Windschutzring.


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

20 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />

Tab. 4-2: Sämtliche Totalisatorstandorte im NP <strong>Bayerischer</strong> <strong>Wald</strong><br />

STAT_ID Name (Standort) Höhe Quelle Beginn Ende Nummer 78er*<br />

WW-T7 Gfeichtethöh 1165 NPV 1995 2003 V 33/2** -<br />

WW-T8 Feistenhäng 869 NPV 1995 2002 VI 4** -<br />

WW-T9 Hahnenfalz 752 NPV 1995 2003 VII 16b** -<br />

WW-T10 Hochfallen 761 NPV 1995 2003 VI 11** -<br />

WW-T11 Schönort 901 NPV 1995 2002 VI 2** -<br />

T7 Feistenberg 931 LWF: DB M13 199010 2005 1007 -<br />

T37 Felsenkanzel 1153 LWF: DB M13 199010 2005 1037 -<br />

T41 <strong>Wald</strong>schmidthaus 1350 LWF: DB M13 197807 2005 1041 42<br />

T42 Racheldiensthütte 875 LWF: DB M13 197805 2005 1042 43<br />

T43 Taferlruck 770 LWF: DB M13 197802 2005 1043 44<br />

T44 991 LWF: DB M13 197807 199009 45<br />

T45 1178 LWF: DB M13 197807 199009 46<br />

T46 1071 LWF: DB M13 197807 199009 47<br />

T47 1233 LWF: DB M13 197807 199010 48<br />

T48<br />

Obere Steinbuchet<br />

Seebuchet<br />

1240 LWF: DB M13 197808 2005 1048 49<br />

T49 953 LWF: DB M13 197808 199009 50<br />

T50 Steinschachten 1215 LWF: DB M13 197808 2005 1050 51<br />

T51 1295 LWF: DB M13 197808 199009 52<br />

T52<br />

Bärenloch<br />

Tiefer Tobel<br />

1170 LWF: DB M13 197808 2005 1052 53<br />

T54 Hochgfeichtet 1215 LWF: DB M13 198408 199010 -<br />

T55 Lusen 1340 LWF: DB M13 198407 2005 1055 -<br />

T56 Schachtendiensthütte 871 NPV, HTO 33 200212 2005 1056 -<br />

T57 <strong>Wald</strong>häuser 940 NPV 200401 2005 1057 -<br />

*: Originalnummerierung wie in Thums (1993)<br />

**: <strong>Wald</strong>abteilung nach <strong>Wald</strong>karte (1993)<br />

4.2 Verfahren zur Regionalisierung der Witterungsdaten<br />

Die Übertragung dieser Punktmesswerte auf das gesamte Untersuchungsgebiet<br />

erfolgte mit den im hydrologischen Modellierungssystems ArcEGMO integrierten<br />

geostatistischen Regionalisierungsverfahren. Diese Verfahren wurden primär für<br />

mesoskalige hydrologische Modellanwendungen entwickelt, für die in der Regel<br />

nur allgemein zugängliche Witterungsmessreihen (z.B. Daten des Deutschen Wetterdienstes<br />

DWD) genutzt werden können. Im Gegensatz zum Niederschlag, für<br />

den ein relativ dichtes Messnetz in Deutschland existiert, werden die anderen Witterungsgrößen<br />

nur an den Klima-Hauptstationen gemessen. Um dieser unterschiedlichen<br />

räumlichen Auflösung der einzelnen meteorologischen Messgrößen<br />

Rechnung zu tragen, wird bei der Regionalisierung zwischen Niederschlagsmesspunkten<br />

(Gesamtmenge aus Niederschlags- und Klimastationen) und Klima-<br />

Messpunkten (nur Klimastationen) unterschieden. An den Klima-Messpunkten<br />

werden Messreihen des Niederschlags, der Lufttemperatur, der Windgeschwindigkeit,<br />

der Luftfeuchte oder des Dampfdruckes sowie der Globalstrahlung bzw. der<br />

Sonnenscheindauer erwartet.<br />

Die räumliche Auflösung der Regionalisierung hängt vom speziellen Anwendungsfall<br />

ab. Je nach Bedarf können für jeden beliebigen Gebietspunkt (Hydrotop) flä-


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 21<br />

chendeckend die meteorologischen Eingangsgrößen berechnet oder aber auch<br />

Gebiets- oder Teilgebietsmittel bereitgestellt werden. Deshalb wird im folgenden<br />

der Begriff „Betrachtungsfläche“ genutzt, der entweder ein Hydrotop, ein Teileinzugsgebiet<br />

oder das Gesamtgebiet repräsentiert.<br />

Inverse Distanz-Wichtung (IDW):<br />

Bei diesem Verfahren werden die n der Betrachtungsfläche nächst gelegenen Stationen<br />

verwendet, wobei die Anzahl n der zu berücksichtigenden Stationen frei<br />

wählbar ist.<br />

Quadrantenverfahren:<br />

Hier wird ausgehend von der Betrachtungsfläche in jedem<br />

Quadranten die jeweils nächstliegende Station verwendet, also<br />

insgesamt genau vier Stationen, sofern in allen Quadranten<br />

Stationen liegen.<br />

1<br />

4<br />

r1<br />

r2<br />

r4 r3<br />

Verwendet wird in beiden Verfahren die Entfernung im Raum, also unter Berücksichtigung<br />

der Höhendifferenz zwischen Station und Fläche.<br />

Die an den i Stationen gemessenen meteorologischen Größen P werden nach Gl.<br />

(5) entfernungsgewichtet auf die Teilfläche übertragen, wobei die Summe aller<br />

Wichtungsfaktoren g Eins ist.<br />

4<br />

∑<br />

i=<br />

1<br />

P = gi<br />

Pi<br />

mit ∑ g<br />

i<br />

i<br />

= 1<br />

2<br />

3<br />

(4-5)<br />

Die Flächenübertragung erfolgt unter Berücksichtigung der Oberflächenmorphologie.<br />

Es ist bekannt, dass es enge Korrelationen zwischen der Geländehöhe auf der<br />

einen und dem Niederschlag, der Lufttemperatur, der relativen Feuchte/Dampfdruck<br />

und teilweise der Windgeschwindigkeit auf der anderen Seite gibt.<br />

Für diese vier Größen kann eine mittlere Änderung des Wertes pro Höhenmeter<br />

vorgegeben werden, wenn diese für das Untersuchungsgebiet bekannt ist. Alternativ<br />

kann durch das Programm diese Änderung im Rahmen einer Regressionsanalyse<br />

bestimmt werden. Die Berücksichtigung der Höhenabhängigkeit erfolgt dabei<br />

auf der Basis mittlerer Verhältnisse (Jahreswerte) bei Einbeziehung aller Messpunkte<br />

einer meteorologischen Größe. Die aus der linearen Regression zwischen<br />

Jahreswerten und Höhenlage der Station resultierenden Koeffizienten werden für<br />

die Korrektur von Tageswerten verwendet.<br />

Bei der Regionalisierung der Globalstrahlung werden Geländegefälle und Hangrichtung<br />

durch eine Neigungskorrektur berücksichtigt. Dabei wird davon ausgegangen,<br />

dass sich die Messstationen auf ebenen Flächen befinden. Dieser Korrekturwert<br />

entspricht dem Verhältnis des Strahlungsangebotes einer geneigten Fläche,<br />

charakterisiert über Gefälle und Hangrichtung, zum Strahlungsangebot an<br />

eine ebene Fläche. In die Berechnung gehen weiterhin die Tagesnummer zur Charakterisierung<br />

des jahreszeitlich variierenden Sonnenstandes und die geographische<br />

Breite ein.


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

22 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />

I = cos( i)<br />

× sin( E)<br />

+ sin( i)<br />

× cos( E)<br />

× cos( z − a)<br />

I - Einstrahlungsintensität (skaliert auf einen Bereich zwischen 0 und 1)<br />

I - die Neigung der Betrachtungsfläche<br />

A - Ausrichtung der Betrachtungsfläche bzw. der Aspekt<br />

E - Höhenwinkel der Sonne über dem Horizont<br />

Z - Azimut der Sonne<br />

(4-6)<br />

Zur Lösung obiger Gleichung wird ein Ansatz von Liebermann (1990) genutzt, der<br />

auf das Konzept der von Lee (1962) eingeführten „equivalent slope“ und die von<br />

Milankovich (1930) aufgestellten Gleichungen zur Ermittlung der Einstrahlung auf<br />

ebene Flächen zurückgreift.<br />

Insbesondere in großen oder morphologisch stark strukturierten Gebieten müssen<br />

sogenannte Wetterscheiden bei der Regionalisierung berücksichtigt werden. In<br />

diesem Fall sind die zu modellierenden Flächeneinheiten (Teilgebiete, Hydrotope)<br />

und die einzubeziehenden Niederschlags- und Klima-Messpunkte den einzelnen<br />

meteorologischen Regionen zuzuordnen. Im Ergebnis einer solchen regional differenzierten<br />

Flächenübertragung entstehen naturgemäß Bruchkanten bzw. Sprünge<br />

in den regionalisierten Klimagrößen an den Grenzen der Regionen.<br />

Derartige Sprünge entstehen aber auch als unrealistische Artefakte ohne Berücksichtigung<br />

von Klimaregionen, wenn die Stationsdichte zu gering ist, insbesondere<br />

an Grenzbereichen, in denen keine Messpunkte vorliegen. Detaillierte Untersuchungen<br />

dazu wurden von Lahmer et al. (2000) für das Einzugsgebiet der Stepenitz<br />

bei Nutzung unterschiedlicher geostatistischer Regionalisierungsverfahren<br />

(zwei Kriging-Verfahren, Quadrantenverfahren, „Next Neighbour Method“) durchgeführt.<br />

Die Ergebnisse des erweiterten Quadrantenverfahrens waren vergleichbar<br />

mit denen des sehr zeitaufwändigen Kriging-Verfahrens.<br />

Das beschriebene Verfahren zur Regionalisierung punktueller Messgrößen kann<br />

auch genutzt werden, um Lücken in den Messreihen aufzufüllen. Dabei wird jede<br />

Station wie eine Einzelfläche behandelt. Gemäß dem ausgewählten Verfahren zur<br />

Flächenübertragung und unter Nutzung der abgeleiteten Übertragungsregeln (Höhenabhängigkeit)<br />

werden aus den Messwerten der nächstgelegenen Stationen<br />

Füllwerte für die Lücken interpoliert.<br />

In der Verantwortung des Nutzers liegt es sicherzustellen, dass die Lücken klein<br />

sind gegenüber dem verfügbaren Datenfundus, da die lückenhaften Datenreihen<br />

auch in die Ermittlung der Übertragungsregeln (Regressionsanalyse) eingehen.<br />

Sind die Lücken zu groß bzw. die verfügbare Datenbasis zu gering, ist die Interpolation<br />

der Klimagrößen unsicher. Dieses nach objektiven Kriterien festzustellen, ist<br />

sehr schwierig. Deshalb wird darauf verzichtet, bei unsicherer Datenbasis die Datenregionalisierung<br />

schon vom Programm her abzulehnen.


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 23<br />

4.3 Regionalisierung und Korrektur der Niederschlagsmesswerte<br />

Niederschlag als wichtigste Eingangsgröße für den Gebietswasserhaushalt zeichnet<br />

sich durch eine hohe zeitliche und räumliche Variabilität aus. In topographisch<br />

stark gegliederten Gebirgsräumen wie dem Untersuchungsgebiet ist eine messtechnische<br />

Erfassung des Gebietsniederschlages auf der Basis von Punktmessungen<br />

sehr schwierig und erfordert eine sehr hohe Messnetzdichte. Wie Abb. 4-1<br />

veranschaulicht, ist diese Voraussetzung in den Einzugsgebieten der TWT Frauenau<br />

und der Großen Ohe nicht gegeben. Ebenfalls werden die Anforderungen hinsichtlich<br />

der Konsistenz der Datenreihen (Messfehler durch Gerätedefekte, Wechsel<br />

des Messgerätes oder des Messverfahrens, Standortverlegung, Veränderung<br />

der Umgebung des Messstandortes, etc.) und ihrer Homogenität nur bedingt erfüllt.<br />

Trotz Einbeziehung aller DWD-Messstationen im weiteren Umkreis des Untersuchungsgebietes<br />

stehen nur wenige lückenlose Datenreihen zur Verfügung (vgl.<br />

Tab. 4-1). Besonders kritisch ist die Datenbasis für die Hochlagen im Winter und<br />

für das gesamte Einzugsgebiet der TWT Frauenau, in dem keine einzige Niederschlagsmessstelle<br />

mit täglicher Auflösung existiert. Erschwert wird die Situation<br />

dadurch, dass keine tschechischen Daten genutzt werden konnten, und somit am<br />

gesamten nordöstlichen Gebietsrand keine Stützstellen für die Regionalisierung<br />

zur Verfügung stehen.<br />

Demzufolge sind Einbußen bzgl. der Güte der berechneten Niederschlagsmengen<br />

und ihrer Verteilung im Gebiet zu erwarten. Eine Möglichkeit, diese zu überprüfen,<br />

ist der Vergleich der Simulationsergebnisse mit den an den Totalisatoren gemessenen<br />

monatlichen Niederschlagssummen. Von diesen insgesamt 24 Messstellen<br />

liegen für sechs Standorte Daten kontinuierlich seit Ende 1978 vor (Tab. 4-2). Lange<br />

Datenreihen stehen ebenfalls für die Totalisatoren am Lusen (T55, seit 1984),<br />

am Feistenberg (T7, ab 1990) und an der Felsenkanzel (T37, ab 1990) zur Verfügung.<br />

Durch Ausrüstung der LWF-Messgeräte mit Wind-, Gefrier- und Verdunstungsschutz<br />

kann von geringen Messfehlern unter 10% ausgegangen werden<br />

(Teichmann, 1984). Problematisch sind z.T. die Wintermesswerte in den Hochlagen.<br />

Besonders in Monaten mit Schneeniederschlägen sind die Abweichungen von<br />

der Messung am Referenzpegel Taferlruck (T43) kaum noch mit dem Höhengradienten<br />

der Niederschlagsmengen zu erklären. Die fraglichen Messwerte wurden<br />

nicht in den Vergleich mit einbezogen und sind in den einzelnen Vergleichstabellen<br />

(Klöcking et al. 2005, Datei vergleich.xls) entsprechend gekennzeichnet.<br />

Neben den Regionalisierungsfehlern müssen die Messfehler der Punktmessungen<br />

berücksichtigt werden. Da im Untersuchungsgebiet und über den Untersuchungszeitraum<br />

hinweg sehr unterschiedliche Messverfahren genutzt wurden/werden,<br />

verbietet sich eine einheitliche Korrektur z.B. nach Richter (1995), wie sie sonst bei<br />

gebietshydrologischen Wasserhaushaltsbetrachtungen üblich ist. Zur Ableitung<br />

messspezifischer Korrekturfaktoren wurden Niederschlags-Messstandorte, an denen<br />

sowohl Monats- als auch höher auflösende Niederschlagssummen gemessen<br />

wurden/werden, herangezogen. Dabei wurde zwischen Winter- und Sommermonaten<br />

unterschieden. Die Zuordnung erfolgte über die minimale Tagesmitteltemperatur<br />

eines Monats. Lag diese unter 0°C, so wurde das Messintervall den Wintermonaten<br />

zugeordnet. Lücken der höher auflösenden Messreihen wurden mit dem<br />

oben beschriebenen Quadrantenverfahren gefüllt. Anhand der so interpolierten<br />

Werte wurde aus dem Vergleich mit den Totalisatormesswerten ein Korrekturfaktor


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

24 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />

für die regionalisierten Werte an diesem Standort abgeleitet. Die Ergebnisse des<br />

Vergleiches sowie die abgeleiteten Korrekturfaktoren enthält Tab. 4-3. Es sind<br />

immer das mittlere Verhältnis der Totalisatormesswerte zu den Monatssummen<br />

aus den Tagessummen über den gesamten Vergleichszeitraum und die auftretende<br />

mittlere Abweichung dargestellt. Bei der Bewertung dieser Ergebnisse ist zu<br />

beachten, dass nicht an allen Stationen kontinuierliche Messungen zur Lufttemperatur<br />

vorliegen. Wenn an deren Stelle regionalisierte Werte genutzt werden mussten,<br />

für die es keine Validierungsmöglichkeiten gibt, steigt die Unsicherheit entsprechend.<br />

Insgesamt zeigte der Vergleich eine recht gute Übereinstimmung zwischen ganz<br />

oder teilweise regionalisierten und korrigierten Niederschlagswerten und den Totalisatorwerten.<br />

Die Abweichungen liegen im Mittel unter 2% im Sommer und unter<br />

10% im Winter und damit im Bereich der Messunsicherheit. Betrachtet man die<br />

Einzelmonate (Klöcking et al, 2005: Datenanhang, Datei „vergleich.xls“) so liegen<br />

hier die Abweichungen teilweise beachtlich höher, da durch das gewählte Verfahren<br />

Konvektivereignisse, Inversionswetterlagen sowie Luv- und Leeeffekte bei der<br />

geringen Anzahl von Stützstellen nur ungenügend widergespiegelt werden. Um<br />

diesem Problem Rechnung zu tragen, wurden an allen Niederschlagsmessstandorten<br />

korrigierte tägliche Niederschlagsmessreihen erzeugt, auch wenn dort entweder<br />

nur Monatssummen gemessen werden oder der Messbetrieb mittlerweile eingestellt<br />

wurde (Hellmann-Standorte LWF1-41 der Messkampagne 1979-89). Konnten<br />

keine standortspezifischen Korrekturfaktoren anhand von Totalisatormessungen<br />

ermittelt werden, so erfolgte eine Korrektur entsprechend der für die jeweilige<br />

Höhenlage ermittelten Korrekturfaktoren. Als Grenztemperatur zwischen Regen<br />

und Schneefall wurde eine mittlere Lufttemperatur von 0,5 °C angenommen. Alle<br />

DWD-Stationen wurden unter der Annahme einer 5%igen Erhöhung bei Regen<br />

und 20%igen Erhöhung bei Schneefall korrigiert. Nach Korrektur und Auffüllung<br />

der Messdatenreihen ergab sich für das Zeitintervall 1.1.1980 bis 31.12.2004 für<br />

die einbezogenen 73 Niederschlagsstationen eine mittlere Zunahme der täglichen<br />

Niederschlagsmenge von 0,00176 mm pro Meter Geländehöhe.<br />

Abb. 4-4 zeigt die berechnete mittlere räumliche Niederschlagsverteilung im Untersuchungsgebiet<br />

im Zeitraum 1.1.1980 - 31.12.2004. Die mittleren Jahresniederschläge<br />

liegen zwischen 1380 und 1820 mm mit einem räumlichen Maximum an<br />

der Nord-/Nordostflanke des Großen Rachel. Der Bereich der Speicherzuflüsse<br />

des Hirschbachs und des Kleinen Regens gefolgt von der Südostspitze des Einzugsgebietes<br />

der Großen Ohe sind die trockensten Gebiete. Wie schon von<br />

Thums (1993) und Teichmann (1984) beobachtet, prägen sich auch bei dieser 24jährigen<br />

Niederschlagsreihe die für ihre Höhenlage verhältnismäßig trockenen<br />

Quellgebiete von Rachel- (Felsensturz) und Hochseignbach (Hochgfeichtet) im<br />

südöstlichen Niederschlagsschatten des Großen Rachel aus.


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 25<br />

Tab. 4-3: Vergleich der an Totalisatoren gemessenen Monatssummen mit gemessenen<br />

(MW) bzw. simulierten (Regio) Tagessummen des Niederschlags vor und nach<br />

der Korrektur (korW)


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

26 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />

Abb. 4-4: Räumliche Verteilung des mittleren Jahresniederschlages im Untersuchungsgebiet<br />

(Zeitraum 1.1.1980-31.12.2004)<br />

4.4 Gebietsniederschläge<br />

Eine zusätzliche Fragestellung innerhalb dieser Untersuchungen war die Vergleichbarkeit<br />

der hier ermittelten Niederschlagsverteilungen mit den im Forschungsverbund<br />

Große Ohe verwendeten Gebietsniederschlägen. Für das Einzugsgebiet<br />

der Großen Ohe (Pegel Taferlruck) wurden im Rahmen der Messkampagne<br />

1979-1990 Gebietsniederschläge aus den Messungen an 42 Hellmann-<br />

Regenmessern und 11 Totalisatoren mit der Thyssen-Polygon-Methode (Teichmann,<br />

1984) bestimmt. Nachdem 1990 das Niederschlagsmessnetz stark ausgedünnt<br />

worden war, erfolgte eine Zusammenfassung der ursprünglich 53 Polygone<br />

in fünf Teilgebiete, repräsentiert durch die Totalisatoren T41, T42, T43, T48, T50<br />

und T52 (Seegert et al., 2001). Als bestimmend für den Gebietsniederschlag der


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 27<br />

Großen Ohe (GNGO) werden die Messstandorte Racheldiensthütte (T42) und Taferlruck<br />

(T43) angesehen, deren Niederschläge mit einem Flächengewicht von<br />

45% bzw. 25% in die Berechnung eingehen. Der Gebietsniederschlag GNGO des<br />

Einzugsgebietes der Großen Ohe am Pegel Taferlruck wird wie folgt aus den monatlichen<br />

Niederschlagssummen der einbezogenen Totalisatoren berechnet:<br />

GNGO=0,453*T42 +0,247*T43 +0,098*T41 +0,095*T48 +0,0677*T50 +0,042*T52 (4-7)<br />

Die Aufteilung dieses monatlichen Niederschlags auf Tageswerte erfolgte anhand<br />

der Hellmann-Werte am Taferlruck, deren Fehlwerte durch Regression mit <strong>Wald</strong>häuser-Werten<br />

geschlossen wurden.<br />

In zwei Teileinzugsgebieten der Großen Ohe laufen die Langzeitprojekte „Messnetz<br />

Stoffeintrag-Grundwasser: Markungsgraben“ (LfW, 2004) und „ECE Integrated<br />

Monitoring Forellenbach“ (Beudert & Breit, 2004). Hierfür werden ebenfalls<br />

Gebietsniederschläge auf Monats- bzw. Jahresbasis benötigt. Als kontinuierliche<br />

Informationsquelle stehen neben den bereits erwähnten Niederschlagsmessungen<br />

14- bzw. 7-tägige Niederschlagsmesswerte der in beiden Gebieten vorhandenen<br />

Depositions-Bulksammler (s. Kapitel 5.1) zur Verfügung. Deren Einbeziehung führte<br />

nur für den Markungsgraben zu einer signifikanten Verbesserung der Abschätzung<br />

des Gebietsniederschlages.<br />

Auf der Basis der Niederschlagsmesswerte des Totalisators T50 und der Bulksammler<br />

ND0212 und ND0214 (Messung 1995 eingestellt) wird nach Moritz (2004)<br />

der Gebietsniederschlag des Einzugsgebietes des Markungsgrabens (GNMG) wie<br />

folgt berechnet:<br />

1989-1994: GNMG= 0,3282*ND0212 + 0,3948*T50 + 0,277*ND0214 (4-8)<br />

seit 1995: GNMG= 0,631*ND0212 + 0,3948*T50 (4-9)<br />

Das langgestreckte, durchgängig SSW-exponierte Forellenbachgebiet weist einen<br />

linearen Niederschlagsgradienten von etwa 100 mm je 100 Höhenmeter (Jahressumme)<br />

auf. Die Abschätzung des Gebietsniederschlages GNFB erfolgt nach Beudert<br />

& Breit (2004) durch Unterteilung des Gebietes in sechs Höhenstufen. Die<br />

Berechnung des Niederschlages pro Höhenstufe (GN1: 1200 m) erfolgt<br />

durch flächengewichtete Einbeziehung der Messwerte an den Totalisatoren T43,<br />

T42 und T50:<br />

GNFB= 0,1625 GN1 + 0,528 GN2 + 0,176 GN3 + 0,058 GN4 + 0,034 GN5 + 0,041 GN6 (4-10)<br />

mit GN1 = 0,24(T42-T43) + T43 GN3 = 0,51(T50-T42) + T42<br />

GN2 = 0,76(T42-T43) + T43 GN3 = 0,81(T50-T42) + T42<br />

GN3 = 0,22(T50-T42) + T42 GN3 = T50<br />

Die ausschließliche Verwendung der Totalisatoren zur Abschätzung des Gebietsniederschlages<br />

hat den Vorteil, dass eine rechnerische Korrektur der Messdaten<br />

verschiedener Gerätetypen nicht nötig ist.<br />

Voraussetzung für die Berechnung der Gebietsniederschläge nach den Gleichungen<br />

(7) – (10) ist das Vorhandensein lückenloser Messreihen an den Totalisatoren<br />

bzw. Bulksammlern. Da es in der Praxis jedoch immer wieder zu Geräteausfällen<br />

kommt, müssen Messlücken über Regressionen zum nächstgelegenen Totalisator<br />

geschlossen werden. Tab. 4-4 gibt die aus verschiedenen Quellen entnom-


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

28 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />

menen, bzw. anhand der Messreihe 1980-2004 gewonnenen linearen Regressionsparameter<br />

und die jeweiligen Bestimmtheitsmaße (R²) an.<br />

Tab. 4-4: Regressionsparameter zum Schließen der Datenlücken der Totalisatoren: Monatsniederschlagssumme<br />

des Totalisators = b* Monatsniederschlagssumme<br />

des Referenzgerätes + a<br />

Totalisator Referenz b a R² Quelle<br />

7 43 1,1135 0,93 Seegert et al, 2001<br />

37 50 0,9415 0,97 Seegert et al. 2001<br />

41 48 0,6501 35,136 0,92 Seegert et al. 2001<br />

42 7 0,9454 0,93 Seegert et al. 2001<br />

42 43 1,167 0,024 0,96 Beudert, 1999<br />

43 7 0,7944 14,024 0,93 Seegert et al. 2001<br />

43 42 0,824 4,350 0,96 Beudert, 1999<br />

48 43 1,3337 9,46 0,85 Messwerte 1/1980-12/2004<br />

50 42 1,218 -2,853 0,94 Beudert, 1999<br />

50 43 1,423 -3,096 0,90 Beudert, 1999<br />

52 42 1,207 -8,556 0,91 Beudert, 1999<br />

52 43 1,411 -9,003 0,87 Beudert, 1999<br />

52 50 0,989 -5,582 0,94 Beudert, 1999<br />

52 55 1,1311 10,817 0,77 Seegert et al. 2001<br />

55 52 0,6778 19,278 0,77 Seegert et al. 2001<br />

In Tab. 4-5 sind die nach den Gleichungen (4-7) – (4-10) berechneten Werte den<br />

mit ArcEGMO simulierten Gebietsniederschläge gegenübergestellt. Es zeigt sich<br />

insgesamt eine recht gute Übereinstimmung. Die mittleren Abweichungen liegen<br />

deutlich unter 5%. Die Differenz zu den modellierten Gebietsniederschlagssummen<br />

im Markungsgraben liegt etwas höher als in den beiden übrigen Gebieten. Als<br />

Hauptursache wird hierfür die schon eingangs erwähnte Unsicherheit der Niederschlagsmessungen<br />

in den Hochlagen vermutet. Hinzu kommt der Umstand, dass<br />

die für die Niederschlagskorrektur entscheidende Eingangsgröße der Lufttemperatur<br />

in diesem Gebiet ein reiner Simulationswert ist, der nicht durch Messwerte gestützt<br />

wird. Um diesen Umständen Rechnung zu tragen, wurden für den Standort<br />

des Totalisators T50 tägliche Niederschlagswerte simuliert und anhand der Niederschlagssummen<br />

am Totalisator auf Einzelmonatsbasis korrigiert. Hierbei konnten<br />

natürlich Messfehler des Totalisators (Schneeüberwehung etc.) nicht kompensiert<br />

werden.<br />

Die mit der von Seegert et al. (2001) angegebenen Gleichung (4-7) berechneten<br />

Gebietsniederschläge der Großen Ohe GNGO weichen etwas von den ebenfalls in<br />

dieser Quelle angegeben Jahreswerten ab. Ursachen können unterschiedliche<br />

Verfahren zur Bereinigung von Messfehlern bzw. bei der Interpolation der Messlücken<br />

sein. Die von Kennel (1998) angegebenen Gebietsniederschläge konnten mit<br />

dieser Datenbasis nicht reproduziert werden. Es wird trotzdem empfohlen, das<br />

obige Verfahren beizubehalten, da es mit verhältnismäßig geringem Aufwand<br />

plausible Monats- und Jahreswerte des Gebietsniederschlages liefert. Es sollte<br />

jedoch geprüft werden, die 1990 installierten Totalisatoren T7 und T37 in die Berechnung<br />

des Gebietsniederschlages der Großen Ohe einzubeziehen. Insbesondere<br />

T7 ist in einem verhältnismäßig trockenen Gebiet lokalisiert, dessen Anteil<br />

ansonsten unterrepräsentiert bleibt.


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 29<br />

Tab. 4-5: Gegenüberstellung der mit ArcEGMO ermittelten Gebietsniederschlägen auf<br />

Tagesbasis und den Werten auf Monatsbasis (GN) sowie deren prozentuale<br />

Abweichung D<br />

Gebietsniederschlag [mm]<br />

hydr.<br />

EZG Pegel Taferlruck Markungsgraben Forellenbach<br />

Jahr<br />

GNGO ArcEGMO D [%] GNMG ArcEGMO D [%] GNFB ArcEGMO D [%]<br />

1981 2011 1828 -10 1973 1762<br />

1982 1510 1491 -1 1607 1449<br />

1983 1669 1674 0 1790 1626<br />

1984 1507 1539 2 1681 1501<br />

1985 1250 1275 2 1359 1231<br />

1986 1556 1593 2 1684 1514<br />

1987 1844 1832 -1 1939 1782<br />

1988 1870 1898 1 2038 1839<br />

1989 1551 1627 5 1604 1721 7 1582<br />

1990 1303 1312 1 1396 1391 0 1297<br />

1991 1247 1187 -5 1436 1281 -12 1227 1147 -7<br />

1992 1549 1550 0 1675 1658 -1 1482 1526 3<br />

1993 1585 1601 1 1775 1700 -4 1553 1557 0<br />

1994 1626 1583 -3 1831 1732 -6 1593 1557 -2<br />

1995 2025 1985 -2 2245 2204 -2 1997 1977 -1<br />

1996 1334 1349 1 1513 1470 -3 1317 1326 1<br />

1997 1476 1436 -3 1512 1556 3 1431 1408 -2<br />

1998 1593 1668 5 1725 1901 9 1563 1646 5<br />

1999 1629 1552 -5 1764 1688 -5 1556 1505 -3<br />

2000 1907 1893 -1 1971 2039 3 1835 1873 2<br />

2001 1556 1578 1 1707 1664 -3 1529 1530 0<br />

2002 2270 2237 -1 2315 2333 1 2209 2214 0<br />

2003 1285 1321 3 1413 1448 2 1270 1304 3<br />

2004 1429 1367 -5 1521 1470 -3 1391 1337 -4<br />

Ø 1608 1599 -1 1713 1704 -1 1568 1565 0<br />

4.5 Regionalisierung von Lufttemperatur und Luftfeuchte<br />

Für die Flächenübertragung der weiteren meteorologischen Modelleingangsgrößen<br />

standen wesentlich weniger Messreihen als für den Niederschlag zur Verfügung.<br />

Nach Prüfung aller Lufttemperaturmessreihen mussten die Messwerte am Standort<br />

Racheldiensthütte verworfen werden, so dass nur noch 17 Messstandorte (vgl.<br />

Tab. 4-1) für die Regionalisierung der Lufttemperatur übrig blieben. Für die Flächenübertragung<br />

der Luftfeuchte standen insgesamt neun Messstandorte zur Verfügung.<br />

Obwohl das verwendete geostatistische Verfahren für diese beiden Größen<br />

nur die Geländehöhe als zusätzlich bestimmende Eigenschaft („external drift“)<br />

berücksichtigt, ergab sich für beide Größen eine plausible räumliche Verteilung,<br />

wie beispielhaft in Abb. 4-5 für das Jahresmittel der Lufttemperatur im Bezugszeitraum<br />

dargestellt ist. Nach Korrektur und Auffüllung der Messdatenreihen ergab<br />

sich für das Zeitintervall 1.1.1980 bis 31.12.2004 für die einbezogenen Stationen<br />

eine mittlere Abnahme der täglichen Lufttemperatur von 0,00289 K sowie des<br />

Dampfdrucks um 0,00188 hPa pro Meter Geländehöhe. Das Verfahren erlaubt<br />

jedoch nicht die Widerspiegelung des von Elling et al. (1987) beschriebenen Kaltluftstaus<br />

in den Tallagen. Das kann teilweise durch die höhere Stationsdichte im<br />

Gebiet der Großen Ohe kompensiert werden. So liegt die Station NPV_14 (Taferlruck)<br />

in einer Kaltluftstaulage. Für das Einzugsgebiet der TWT Frauenau jedoch, in


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

30 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />

dem keine Messstelle bis Mitte 2004 existierte, wird durch die alleinige Berücksichtigung<br />

des Temperaturgradienten mit der Geländehöhe die Temperaturverteilung<br />

verfälscht wiedergegeben.<br />

Abb. 4-5: Räumliche Verteilung des mittleren Jahrestemperatur im Untersuchungsgebiet<br />

(Zeitraum 1.1.1980-31.12.2004)


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 31<br />

4.6 Regionalisierung der Globalstrahlung<br />

Die Flächenübertragung der Strahlungsverhältnisse erfolgte anhand von fünf<br />

Messstandorten, an denen entweder die Sonnenscheindauer oder die Globalstrahlung<br />

gemessen wird. Dabei wurden neben der Geländehöhe auch Hangneigung<br />

sowie Hangausrichtung als zusätzlich bestimmende Geländeeigenschaften berücksichtigt.<br />

Auch für diese wichtige meteorologische Modelleingangsgröße ergaben<br />

sich Probleme durch die Inkonsistenz der einbezogenen Messreihen. Für die<br />

erste Periode standen nur die Messwerte der Sonnenscheindauer an den drei vom<br />

DWD betriebenen Stationen <strong>Wald</strong>häuser, Zwiesel und Zwieselberg zur Verfügung.<br />

Die daraus mit der Ǻnström-Formel (2) berechneten täglichen Globalstrahlungswerte<br />

liegen im Betreich zwischen 190 und 2700 J/cm. Die ab 1997 beginnenden<br />

Messungen der Globalstrahlung an den Stationen im Untersuchungsgebiet belegen<br />

deutlich niedrigere Strahlungswerte im Winter. Die im Sommer gemessenen<br />

täglichen Strahlungmengen sind jedoch mit den aus der Sonnenscheindauer berechneten<br />

Werten vergleichbar. Eine Sonderstellung nimmt der Messturm (MT)<br />

Schachtenau ein. Hier werden in 50 m Höhe deutlich höhere Strahlungswerte gemessen.<br />

Bei unkorrigierter Einbeziehung dieser Werte in die Regionalisierung ergibt<br />

sich ein deutlicher Sprung im simulierten Strahlungsverlauf über den Simulationszeitraum,<br />

wie durch Abb. 4-6 für den Buchenstandort B1 im Einzugsgebiet des<br />

Forellenbachs verdeutlicht wird.<br />

3500<br />

3000<br />

2500<br />

2000<br />

1500<br />

1000<br />

500<br />

0<br />

Jan<br />

1990<br />

Jan<br />

1991<br />

Globalstrahlung [J/cm²] B1<br />

Globalstrahlung [J/cm²] B1 (ohne MT Schachtenau)<br />

Jan<br />

1992<br />

Jan<br />

1993<br />

Jan<br />

1994<br />

Jan<br />

1995<br />

Jan<br />

1996<br />

Jan<br />

1997<br />

Abb. 4-6: Verlauf der für die Buchenfläche B1 berechneten Globalstrahlungswerte mit<br />

bzw. ohne Berücksichtigung des Messturms (MT) Schachtenau<br />

Das Simulationsmodell ArcEGMO-PSCN ist hoch sensitiv gegenüber dieser Eingangsgröße.<br />

Eine Veränderung ihrer innerjährlichen Dynamik und Größenordnung<br />

ab 1999 würde die gleichzeitig auftretenden Effekte durch den Borkenkäferbefall<br />

spürbar überprägen. Deshalb wurde vorerst darauf verzichtet, die Strahlungsmesswerte<br />

am MT Schachtenau in die Regionalisierung mit einzubeziehen. Die mit<br />

dem LINSEIS-System im Zeitraum 2/1997 bis 6/2002 an der Klimastation Taferlruck<br />

gemessene Strahlung konnten ebenfalls nicht einbezogen werden, da die<br />

Mess-Rohdaten erst zum Ende des Projektes ungeprüft zur Verfügung standen.<br />

Jan<br />

1998<br />

Jan<br />

1999<br />

Jan<br />

2000<br />

Jan<br />

2001<br />

Jan<br />

2002<br />

Jan<br />

2003<br />

Jan<br />

2004<br />

Jan<br />

2005


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

32 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />

Insgesamt wurde mittels des angewandten geostatistischen Regionalisierungsverfahrens<br />

eine plausible Strahlungsverteilung im Untersuchungsgebiet simuliert.<br />

Deutlich treten die unterschiedlichen Strahlungsbedingungen in den einzelnen<br />

Untersuchungsgebieten hervor. So herrschen im Einzugsgebiet des Kleinen Regens<br />

an der Nordflanke des Großen Rachel deutlich ungünstigere Strahlungsbedingungen<br />

als im Einzugsgebiet der Großen Ohe oder im Hirschbachgebiet.<br />

Abb. 4-7: Räumliche Verteilung der mittleren Globalstrahlung im Untersuchungsgebiet<br />

(Zeitraum 1.1.1980-31.12.2004)


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 33<br />

4.7 Regionalisierung der Windgeschwindigkeit<br />

Wie Abb. 4-8 verdeutlicht, ist das Ergebnis der Flächenübertragung der Windverhältnisse<br />

unbefriedigend. Die Stationsdichte ist nicht ausreichend, um die an sich<br />

schon sehr heterogenen Messwerte der einzelnen Stationen (siehe Tab. 4-1) mit<br />

den zur Verfügung stehenden Verfahren und Zusatzinformationen zu regionalisieren.<br />

Abb. 4-8: Räumliche Verteilung der mittleren Windgeschwindigkeit in 10 m<br />

Höhe im Untersuchungsgebiet (Zeitraum 1.1.1980-31.12.2004)


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

34 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />

5 Messprogramm „Deposition“ im EZG der Talsperre<br />

Frauenau<br />

5.1 Standorte, Bestandescharakteristika und Methoden<br />

Zur Ergänzung der im EZG der TWT Frauenau vorhandenen experimentellen Ausstattung<br />

(Durchflussmesspegel und Wasserqualitätsmessstellen der Wasserwirtschaftsverwaltung:<br />

LfW und WWA Deggendorf) wurden im Projektzeitraum drei<br />

Messstellen zur Erfassung von Niederschlagsmenge und Deposition auf der Freifläche<br />

und mit der Kronentraufe in jeweils einem Fichten- und Buchenbestand<br />

ausgewählt (Tab. 5-1, Abb. 5-1). Mit diesem Messprogramm sollte geklärt werden,<br />

ob und inwieweit sich die Stoffeinträge aus der Atmosphäre in diesem EZG bei<br />

gleicher Höhenlage von den Stoffeinträgen im EZG der Großen Ohe unterscheiden.<br />

Dementsprechend wurden die Untersuchungen hinsichtlich des Versuchsdesigns<br />

(ECE-IM, Beudert et al., 1994), der Probenahme und –aufbereitung (Pegelwarte<br />

der NPV) und der Analytik (LfW, 2004) in die laufenden Programme im EZG<br />

der Großen Ohe integriert.<br />

Tab. 5-1: Messstandorte für die Stoffdeposition im EZG TWT Frauenau<br />

Messstelle<br />

Bezeichnung Rechtswert Hochwert<br />

Höhe<br />

[m ü. NN]<br />

Anzahl<br />

Sammler<br />

Messbeginn<br />

205100 HTO Fichte 4599817 5431003 800 9 27.10.02<br />

206100 HTO Buche 4599796 5430613 830 10 28.04.03<br />

215310 HTO Freiland 4601307 5430630 870 2 27.10.02<br />

Abb. 5-1: Depositions-Messstandorte im Einzugsgebiet des Kleinen Regen (TWT Frauenau)<br />

Der Messbeginn im Freiland und im Fichtenbestand erfolgte am 27.10.2002, so<br />

dass der Messzeitraum zwei hydrologische Jahre vollständig umfasst. Die Messungen<br />

im Buchenbestand decken dagegen zwei hydrologische Sommerhalbjahre


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 35<br />

ab (Messbeginn 28.4.2003), weil der Messplatz im Winterhalbjahr nicht zugänglich<br />

ist. Als Sammelgefäße wurden im Sommerhalbjahr LWF-Sammler (Eigenbau LWF)<br />

aus Polyethylen verwendet, die dem Typ LÖLF (Block, 1983) in der Auffangfläche<br />

(321 cm²) gleichen, jedoch konstruktive Verbesserungen aufweisen. Im Winterhalbjahr<br />

wurden sie gegen Sammler vom Typ LÖLF ausgetauscht, da der enge<br />

Trichterablauf im LWF-Sammler, der im Sommerhalbjahr Verdunstungsverluste<br />

minimiert, zufriert. Die Höhe der Auffangfläche ist bei allen Sammlern 1,25 m über<br />

Grund.<br />

Die Sammler in den Baumbeständen sind im Rechtecksverbund (Fichtenbestand 3<br />

x 3, Buchenbestand 5 x 2) aufgestellt; der Abstand zwischen und in den Sammlerreihen<br />

beträgt jeweils fünf Meter. Die Probenahme erfolgte an alle Messstandorten<br />

in 14-tägigen Intervallen, wobei die Einzelproben eines Standorts zu einer Sammelprobe<br />

vereinigt wurden. Nach der gravimetrischen Bestimmung der Niederschlagsmenge<br />

und vor der Aufbereitung für die Analyse wurden pH-Werte und<br />

elektrische Leitfähigkeiten mit Handgeräten bestimmt.<br />

Die Auswahl der Untersuchungsbestände orientierte sich an Alter und Höhenlage<br />

der Vergleichsbestände im Forellenbachgebiet, wobei aus Gründen der Erreichbarkeit<br />

Kompromisslösungen gefunden werden mussten. Die waldwachstumskundlichen<br />

Erhebungen erfolgten im Frühjahr 2003 vor dem Laubaustrieb: Position<br />

der Bäume mit Brusthöhendurchmesser > 7 cm tachymetrisch von den verpflockten<br />

Flächeneckpunkten aus, Brusthöhendurchmesser mit Umfangmessband und<br />

Baumhöhe sowie Kronenansatzhöhe mit dem VERTEX III. Die ertragskundlichen<br />

Bestandeskennwerte wurden mit SILVA 2.2 (Biber et al., 2000) des Lehrstuhls für<br />

<strong>Wald</strong>wachstumskunde der TU München berechnet.<br />

Aufgrund der Zugehörigkeit zu verschiedenen forstlichen Organisationseinheiten<br />

(Forstämter) und dem Nutzungsverzicht im <strong>Nationalpark</strong> seit mindestens 25 Jahren<br />

unterscheiden sich die Bestände im EZG der TWT Frauenau insbesondere durch<br />

ihre deutlich geringeren Stammzahlen von den Beständen im Forellenbachgebiet<br />

(Tab. 5-2), die größere mittlere Stammdimensionen (dg, hg) ermöglichten. Die<br />

Wuchsleistung des HTO Buchenbestands ist bei niedrigerem Durchschnittsalter<br />

deutlich größer als im Bestand B1; dies deutet bei gleicher Höhenlage auf Unterschiede<br />

im Standortspotential, insbesondere im Nährstoffangebot des Bodens hin.<br />

Die Fichtenbestände hingegen weisen gleiche Bonitäten (41) nach Assmann und<br />

Franz (1972) auf. Die unterschiedlichen Derbholzvorräte resultieren überwiegend<br />

aus den voneinander abweichenden Bestockungsgraden.<br />

Tab. 5-2: Charakteristika der Baumbestände auf den neu eingerichteten Depositionsmessflächen<br />

(2003) und den ECE-IM Untersuchungsflächen (2001), berechnet<br />

mit SILVA 2.2.<br />

Bestand<br />

Fläche<br />

[ha]<br />

Alter N/ha hg [m] dg [cm]<br />

G<br />

[m 2 /ha]<br />

V<br />

[VfmD/ha]<br />

HTO Buche 0,16 70 - 90 381 28,4 29,9 26,8 391<br />

ECE-IM Buche B1<br />

(820 m ü. NN)<br />

0,15 90 - 100 507 24,2 26,5 28,0 344<br />

HTO Fichte 0,10 60 - 80 380 31,5 43,0 58,2 793<br />

ECE-IM Fichte F4<br />

(800 m ü. NN)<br />

0,04 60 - 80 675 29,5 35,5 66,7 919


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

36 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />

Als Vergleichsstandorte für die Niederschlagsdeposition auf der Freifläche an der<br />

Schachtendiensthütte (HTO Schachtenhaus) wurden die in Tab. 5-3 aufgeführten<br />

Messstationen im Gebiet der Großen Ohe verwendet. Während die Messstationen<br />

im Gebiet der Großen Ohe nur auf überwiegend kleinen Lichtungen errichtet werden<br />

konnten, bietet die große Freifläche an der Schachtendiensthütte (Wiese, ehemaliger<br />

Holzlagerplatz) günstige Messbedingungen zur Erfassung der Niederschlagsdeposition;<br />

sie entspricht den Kriterien von WMO (1981) und DVWK<br />

(1984) bezüglich der Horizontalabstände zwischen Sammlern und Hindernissen<br />

(<strong>Wald</strong>rand) weitgehend.<br />

Tab. 5-3: Messstationen für die Deposition auf Freiflächen im EZG TWT Frauenau und im<br />

EZG Große Ohe<br />

Messstelle Bezeichnung Rechtswert Hochwert Höhe [m ü. NN]<br />

215310 HTO Schachtenhaus 4601307 5430630 870<br />

DC3 ECE-IM Taferlruck 4603625 5423130 770<br />

DC1 ECE-IM Weitau 4604591 5424185 810<br />

212310 MSGW Forellenbuchet 4604933 5425606 980<br />

5.2 Ergebnisse und Diskussion<br />

Für die Ermittlung der Stofffrachten wurden die Stoffkonzentrationen in den Wässern<br />

der 14-tägigen Sammelperioden mit den Niederschlagssummen dieser Zeiträume<br />

multipliziert und zu Jahreswerten aggregiert. Die Ergebnisse der Einzeljahre<br />

sind in Klöcking et al. (2005), Datei „Depositionsvergleich.xls" im Datenanhang,<br />

dargestellt. Für die folgende Darstellung der Stofffrachten im EZG TWT Frauenau<br />

und ihren Vergleich mit der Situation im EZG Große Ohe wurden die Ergebnisse<br />

der hydrologischen (Halb-)Jahre 2003 und 2004 gemittelt.<br />

Die jährliche Niederschlagssumme an der Station Schachtendiensthütte lag mit<br />

1137 mm/a auf dem Niveau der 60 Höhenmeter tiefer gelegenen Station Weitau im<br />

Forellenbachgebiet (Abb. 5-2). Aus dem Vergleich mit der identisch verlaufenden<br />

Kurve der Cl-Frachten lässt sich schließen, dass die Mengenunterschiede real sind<br />

und nicht auf höhere Verdunstungsverluste während der doppelt so langen Sammelperiode<br />

zurückzuführen sind. Das wird auch durch die Niederschlagsmessungen<br />

an den Totalisatoren T56 (Schachtendiensthütte) und T42 (Racheldiensthütte)<br />

bestätigt. Zusammen mit den in gleicher Weise mit der Niederschlagsmenge ansteigenden<br />

Frachten von SO4-S und NO3-N lässt sich daher feststellen, dass in der<br />

chemischen Beschaffenheit des Niederschlags keine Unterschiede zwischen den<br />

beiden EZG vorliegen und die Höhe der Stoffdeposition von der Niederschlagsmenge<br />

abhängig ist. Dies bedeutet auch, dass Emissionen im Nahbereich der<br />

beiden Einzugsgebiete nicht differenzierend wirken bzw. von untergeordneter Bedeutung<br />

sind.<br />

Die auffällig hohen Einträge an NH4-N an der Schachtendiensthütte (Abb. 5-2), die<br />

sich, anders als die NO3-N-Einträge, nicht in den Gradienten im EZG Große Ohe<br />

einfügen und auch keine Entsprechung in den Untersuchungsbeständen finden (s.<br />

u.), resultierten aus Verschmutzungen der Niederschlagssammler mit Vogelkot in<br />

den Monaten Mai und Juni. Die tatsächlichen Einträge dürften, wie die NO3-N-<br />

Einträge im Bereich der interpolierten Werte liegen.


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 37<br />

Analog zum Befund an der Freilandstation, sind auch die Bestandesniederschläge<br />

unter Buche und Fichte im EZG TWT Frauenau um etwa 50 – 70 mm/a niedriger<br />

als auf vergleichbarer Höhe im EZG Große Ohe, wobei die Interzeptionsverluste<br />

der Fichtenbestände im Mittel bei etwa 300 mm/a lagen. Insofern bestätigt dies, da<br />

Verdunstungsverluste unter dem Kronenschirm kleiner sein müssten als im Freiland,<br />

die o.a. Befunde.<br />

(kg ha -1 a -1 )<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

SO4-S<br />

CL<br />

Niederschlag<br />

700 750 800 850 900 950 1000<br />

1400<br />

1200<br />

1000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

(mm)<br />

(kg ha -1 a -1 )<br />

16<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

NH4-N<br />

NO3-N<br />

Ntot<br />

700 750 800 850 900 950 1000<br />

Abb. 5-2: Mittlere Niederschlagssummen und Depositionsraten (hydrologische Jahre<br />

2003 und 2004) im EZG TWT Frauenau (HTO Schachtenhaus) und im EZG<br />

Große Ohe; NH4-N, Ntot: Ausgefüllte Datenpunkte kennzeichnen durch Vogelkot<br />

beeinflusste Ergebnisse<br />

Die Anreicherung von SO4-S in der Kronentraufe (Abb. 5-3) gegenüber der nassen<br />

Deposition ist nur noch gering. Die Interzeption von SO2, die noch in der ersten<br />

Hälfte der 1990er Jahre erhebliche und mit der Höhenlage ansteigende Anteile an<br />

der Gesamtbelastung einnahm (Beudert & Breit 2004), hat aufgrund der effektiven<br />

Luftreinhaltemaßnahmen weitgehend an Bedeutung verloren. Der Eintrag im EZG<br />

TWT Frauenau ist sowohl unter Fichte als auch unter Buche etwa 40% höher als<br />

im EZG Große Ohe (Abb. 5-2). Daher sind auch die Frachten an Kationen höher,<br />

die bei der Säurepufferung im Kronenraum aus den Assimilationsorganen freigesetzt<br />

werden. Kalium ist bei diesem Prozess das quantitativ bedeutsamste Kation:<br />

die Frachten im Bestand sind im EZG TWT Frauenau achtmal und im EZG Große<br />

Ohe sechsmal gegenüber dem Eintrag im Freiland erhöht.<br />

Auffällig sind die in beiden Fichtenbeständen identischen Cl-Einträge, die im Mittel<br />

und in beiden Jahren etwa doppelt so hoch wie im Freiland (und in den Buchenbeständen)<br />

waren. Die Quellen hierfür sind nicht zweifelsfrei identifizierbar, jedoch<br />

dürften Leachingverluste aus den Assimilationsorganen die größte Rolle spielen.<br />

Auch der Eintrag von Stickstoffverbindungen ist in den Untersuchungsbeständen<br />

der EZG TWT Frauenau gegenüber den Vergleichsbeständen erhöht (Abb. 5-4),<br />

wenn auch weniger stark als der Eintrag von SO4-S.


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

38 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />

(kg ha -1 a -1 )<br />

20<br />

16<br />

12<br />

8<br />

4<br />

0<br />

HTO Fichte<br />

ECE-IM F4<br />

CL SO4-S CA K MG<br />

(kg ha -1 a -1 )<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

HTO Buche<br />

ECE-IM B1<br />

CL SO4-S CA K MG<br />

Abb. 5-3: Mittlere Depositionsraten mit der Kronentraufe (hydrologische (Halb-)Jahre<br />

2003 und 2004) unter Fichte und Buche in den EZG TWT Frauenau und Große<br />

Ohe<br />

(kg ha -1 a -1 )<br />

16<br />

12<br />

8<br />

4<br />

0<br />

NORG<br />

NH4-N<br />

NO3-N<br />

HTO Fichte ECE-IM F4<br />

(kg ha -1 a -1 )<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

NORG<br />

NH4-N<br />

NO3-N<br />

HTO Buche ECE-IM B1<br />

Abb. 5-4: Mittlere N-Einträge mit der Kronentraufe (hydrologische (Halb-)Jahre 2003 und<br />

2004) unter Fichte und Buche in den EZG TWT Frauenau und Große Ohe (s.<br />

Tab. 5-2).<br />

Daneben weichen in den Einzugsgebieten die Anteile der einzelnen Komponenten<br />

voneinander ab; insbesondere der Beitrag des NH4-N am Gesamtstickstoffeintrag<br />

ist im EZG TWT Frauenau zu Lasten der organischen Komponente (Norg) unter<br />

beiden Baumarten deutlich höher als im EZG Große Ohe. Offenbar findet hier während<br />

der doppelt so langen Exposition des Niederschlagswassers in den Sammelbehältern<br />

eine stärkere Ammonifizierung statt.<br />

Abweichend vom Befund gleicher Niederschlagsdepositionen im Freiland, sind die<br />

Einträge von versauernden und eutrophierenden Stoffen in die Baumbestände des<br />

EZG TWT Frauenau etwas höher als im EZG Große Ohe in vergleichbarer Höhenlage.<br />

Demnach müssen größere Beiträge über die Interzeptionsdeposition in diese<br />

Bestände gelangen. Dies kann auf die Rezeptoreigenschaften der Bestände selbst<br />

und/oder auf die Exposition der Einzugsgebiete bzw. ihrer Bestände gegenüber<br />

anströmenden Luftmassen zurückgeführt werden.<br />

Folgt man dem von Hammel und Kennel (2001) vorgestellten Schätzverfahren für<br />

den Blattflächenindex, der die Rezeptoreigenschaften von Baumbeständen für<br />

Aerosole und damit die Stoffdeposition maßgeblich bestimmt, dürften die Blattflä-


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 39<br />

chenindizes der Bestände beider Einzugsgebiete gleich sein: in den Buchenbeständen,<br />

weil sie im Alter zwischen 60 und 100 Jahren weitgehend unabhängig<br />

von der Bonität sind und in den Fichtenbeständen, weil sie im Alter zwischen 60<br />

und 100 Jahren eine Funktion der Bonität sind, die in beiden Beständen gleich ist<br />

(41 nach Assmann und Franz, 1972, vgl. Tab. 5-2).<br />

Die Messstationen im EZG Große Ohe sind durchwegs nach Süden und Südwesten<br />

exponiert und liegen wegen ihrer vergleichsweise geringen Höhenlage im Lee<br />

des Rachelmassivs bei Luftströmungen aus Nordwest bis Nordost, welche die<br />

höchsten Konzentrationen säurebildender Gase mit sich tragen (Beudert et al.,<br />

1994). Die Messstationen im EZG TWT Frauenau dagegen liegen im und am Ost-<br />

West verlaufenden Talgrund auf der Nordseite des Rachelmassivs und sind Luftmassen<br />

mit höheren Schadgaskonzentrationen stärker ausgesetzt.<br />

Ungeachtet der Gleichheit der Stoffdeposition im Freiland und der relativ kleinen<br />

Unterschiede in den bearbeiteten Beständen, ist auch weiterhin mit steigenden<br />

Stofffrachten bei zunehmender Höhenlage in beiden EZG zu rechnen. Da dies<br />

insbesondere Fichtenbestände betrifft (Beudert & Breit, 2004), dürfte der flächenbezogene<br />

Eintrag an versauernden und eutrophierenden Stoffen im EZG TWT<br />

Frauenau so lange deutlich größer sein als im EZG Große Ohe, bis sich auf den<br />

großflächigen Totholzflächen der Hochlagen neue Bestände etabliert haben.<br />

Mit den Ergebnissen der bislang zweijährigen Messungen im EZG TWT Frauenau<br />

konnte gezeigt werden, dass sich die derzeitige Stoffdeposition in die dortigen<br />

<strong>Wald</strong>ökosysteme durch die Ergebnisse der Monitoringprogramme im EZG Große<br />

Ohe beschreiben lässt. Dies dürfte um so mehr für die Stoffdeposition der vergangenen<br />

Jahrzehnte gelten, weil bis Mitte der 1990er Jahre nur geringe Unterschiede<br />

in der Bestockung vorgelegen haben.<br />

Insofern konnte dieses Messprogramm im EZG TWT Frauenau mit Ablauf des<br />

hydrologischen Jahres 2005 beendet werden, ohne die Möglichkeiten zur Anwendung<br />

GIS-basierter Simulationsmodelle zu beschneiden.


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

40 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />

6 Ganglinienanalyse zur Quantifizierung des Einflusses<br />

der <strong>Wald</strong>schäden auf den Gebietswasserhaushalt<br />

6.1 Methodische Grundlagen<br />

Verwendet wurde das im Institut für Hydrologie und Meteorologie der Technischen<br />

Universität Dresden entwickelte Differenzganglinienanalyseverfahren DIFGA<br />

(SCHWARZE 1985, 1991, 1999). Nachfolgend sollen zunächst die Grundgedanken<br />

von DIFGA dargestellt werden.<br />

Mit Hilfe von DIFGA kann der Gebietsabfluss eines Einzugsgebietes in mehrere<br />

Komponenten aufgeteilt werden. Außerdem erfolgt eine Zuordnung der einzelnen<br />

Komponenten zu unterschiedlichen Herkunftsräumen. Abb. 6-1 veranschaulicht<br />

das Prinzip von DIFGA.<br />

Abb. 6-1: Schema des Differenzganglinienanalyseverfahrens DIFGA<br />

Vier Abflusskomponenten werden unterschieden:<br />

schneller Direktabfluss RD1, QD1<br />

verzögerter Direktabfluss RD2, QD2<br />

kurzfristiger Grundwasserabfluss RG1, QG1<br />

langfristiger Grundwasserabfluss RG2, QG2.<br />

Mit R werden dabei die Zuflüsse zum Gebietsspeicher (Abflussbildung) und mit Q<br />

die Abgaben aus dem Speicher in das Gewässernetz (Abflusskonzentration) bezeichnet.<br />

Die beiden ersten Komponenten sind schnelle Abflusskomponenten und<br />

die beiden letzten Abflüsse sind langsame Abflusskomponenten.


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 41<br />

Als Grundlage zur Beschreibung des Prozesses dient die Modellvorstellung des<br />

Einzellinearspeichers ELS. Demnach lässt sich der Abfluss in einem Einzugsgebiet<br />

als Summe des Auslaufes von n parallel geschalteten ELS beschreiben.<br />

Der Auslauf eines ELS lässt sich nach Gleichung (6-1) ermitteln:<br />

(6-1) Q(t) = Q(t0) •<br />

−<br />

−<br />

Wird (6-1) logarithmiert, so ergibt sich bei der Darstellung des Rückganges in<br />

semilogarithmischer Darstellung eine Gerade mit dem Anstieg (–1/K) (Gleichung<br />

(6-2)).<br />

(6-2) ln Q(t) = ln Q(t0) – −<br />

Für jede Abflusskomponente wird eine Speicherkonstante (Rückgangskonstante)<br />

K i angenommen. Demnach setzt sich der Rückgang des Gesamtabflusses aus<br />

mehreren parallel geschalteten ELS nach Gleichung (6-3) bzw. (6-4) zusammen:<br />

(6-3) Q(t) = ∑ =<br />

(6-4) ln Q(t) = ln ∑ =<br />

= ∑ =<br />

= ln ∑ =<br />

−<br />

Aus langjährigen Beobachtungsreihen des Durchflusses ( t = 1d) werden mit einer<br />

Separationsvorschrift die Abflusskomponenten kontinuierlich abgetrennt. Dazu<br />

werden die Ganglinien speziellen Glättungsroutinen unterworfen, um die periodischen<br />

jahreszeitlichen Schwingungen und die lokalen Minima und Maxima der<br />

Durchflussganglinie zu bestimmen. Über Trendanalysen unter Nutzung der Gleichung<br />

(6-2) werden die Rückgangskonstanten bestimmt, welche in DIFGA mit CG2<br />

bzw. CG1 bezeichnet werden. Für die Bestimmung der Rückgangskonstanten<br />

erfolgt die Berücksichtigung der hydrogeologischen Eigenschaften des Gebietes<br />

über das Lithofazieskonzept. Anschließend passt DIFGA an alle lokalen Rückgänge<br />

der Ganglinie, welche im Rahmen der Trend- und Schwingungsanalyse ermittelt<br />

wurden, Rückgangslinien in Form unterer Umhüllender an. Durch eine Verbindung<br />

dieser Rückgänge miteinander in Phasen generellen Anstiegs der Ganglinie wird<br />

letztlich eine kontinuierliche Ganglinie für eine Abflusskomponente erhalten. Dieses<br />

Verfahren benötigt lange Datenreihen von mindestens 10 - jähriger Dauer, da<br />

die Rezessionskonstanten der langsamsten Komponente im Bereich zwischen 150<br />

und 1000 Tagen liegt und nur an anhaltenden Niedrigwasserperioden extremer<br />

Trockenjahre bestimmt werden kann.<br />

Bei der Separation des Durchflusses wird mit der stabilsten, am wenigsten<br />

schwankenden Abflusskomponente QG2, begonnen. Anschließend wird eine Differenzganglinie<br />

DGL1 (ln Q – ln QG2) ermittelt und die Komponente QG1 von der<br />

DGL1 abgetrennt. Demnach setzt sich der Gesamtabfluss Q zum Zeitpunkt t aus<br />

den drei Komponenten QD, QG1 und QG2 wie folgt zusammen:<br />

(6-5) Q(t) = QD(t) + QG1(t) + QG2(t)<br />


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

42 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />

QD(t) ist dabei eine Mischkomponente, welche als Rest nach der Abtrennung von<br />

QG2 und QG1 noch verbleibt. QD umfasst den Oberflächenabfluss sowie schnelle<br />

bodeninnere Abflüsse (Interflow, Makroporenabfluss). QG1 lässt sich in Festgesteinseinzugsgebieten<br />

relativ schnell entwässerbaren Teilsystemen (Zersatz am<br />

Übergang Boden zu Anstehendem, Zerrüttungszonen, Karst etc.) zuordnen. QG2<br />

ist in Trockenperioden die einzige noch vorhandene Komponente und entstammt<br />

dem Kluft- und / oder Porengrundwasserleiter des Einzugsgebietes.<br />

Das der ELS als Modell zur Beschreibung des Grundwasserabflusses aus einem<br />

Gebiet geeignet ist, lässt sich an Durchflussganglinien aus Einzugsgebieten in<br />

Klimaregionen mit mehrmonatigen niederschlagsfreien Perioden besonders gut<br />

demonstrieren. Der Pegel Keang Kut am Mae Taeng River in Thailand ist ein solches<br />

Beispiel. Dieses Gebiet liegt im Bereich des Südwestmonsuns mit einer Regenzeit<br />

von Mai bis Oktober. Der Gebietsuntergrund ist Kalkstein. Abb. 6-2 zeigt<br />

einen Ausschnitt aus der Ganglinie für den Zeitraum 1977 bis 1980 mit der separierten<br />

Ganglinie von QG2. Es ist zu erkennen, dass bereits 14 Tage nach dem<br />

Ende der Regenzeit die schnelleren Abflussanteile versiegen und nur noch der<br />

langsame Grundwasserabfluss QG2 den Pegeldurchfluss speist. In der semilogarithmischen<br />

Darstellung geht der Durchfluss linear zurück, was für die Anwendbarkeit<br />

von Gleichung (6-2) spricht. Die Speicherkonstante CG2 des langsamen<br />

Grundwasserabflusses beträgt in diesem Fall 170 Tage, was auch unter mitteleuropäischen<br />

Verhältnissen ein für Kalkstein typischer Wert ist.<br />

Abb. 6-2: Trockenwetterrückgang für den Mae Taeng River am Pegel Keang Kut mit<br />

Separation der Abflusskomponente QG2 (siehe auch SCHWARZE et al. 1999)<br />

Die Separationsroutine von DIFGA benötigt nur den Durchfluss und den Nieder-<br />

schlag als Eingangsdaten (∆t = 1d). Neben der Komponentenseparation kann mit<br />

DIFGA eine komplette Wasserhaushaltsbilanz im Monatszeitschritt berechnet werden.<br />

Gleichzeitig wird damit die automatisch erfolgte Separation in jedem Monat<br />

auf Bilanzreinheit geprüft.


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 43<br />

Folgende Größen in mm/Monat gehen in die Bilanz ein (vgl. Abb. 6-1):<br />

• Niederschlagssumme Pi (korrigierter flüssiger Niederschlag bzw. Wasserabgabe<br />

aus der Schneedecke, Gebietsmittel), Beobachtungswerte korrigiert nach<br />

Richter (1995)<br />

• Abflussbildung des langfristigen Grundwasserabflusses RG2i<br />

• Abflussbildung des kurzfristigen Grundwasserabflusses RG1i<br />

• Durchflusssumme Qi Beobachtungswerte<br />

• Summe des langfristigen Grundwasserabflusses QG2i<br />

• Summe des kurzfristigen Grundwasserabflusses QG1i<br />

• Direktabflusssumme QDi bzw. RDi<br />

• Restglied, bestehend aus realer Verdunstung und Füllung eines nur durch<br />

Verdunstung ausschöpfbaren Speichers (REST = ETRi + Wi).<br />

Für einen Zeitschritt i von einem Monat sieht die Bilanzgleichung in allgemeiner<br />

Form folgendermaßen aus:<br />

(6-6) Pi – RG2i – RG1i – RDi – RESTi ≥ 0<br />

Die Bilanz wird nach jeder vorgenommenen Separation neu gerechnet. Zunächst<br />

werden nur Kontrollbilanzen gerechnet, da erst nach vollständiger Separation die<br />

komplette Wasserhaushaltsbilanz möglich ist. Nach erfolgter erster Separation hat<br />

die Gleichung (6-6) folgendes Aussehen:<br />

(6-7) P i – RG2i ≥ 0<br />

Erst nach der Abtrennung des QG1 kann auch RG1i und RDi ermittelt werden und<br />

die Bilanz nach Gleichung (6-7) berechnet werden:<br />

(6-8) Pi – RG2i – RG1i – RDi ≥ 0<br />

Die Abflussbildung des langfristigen Grundwasserabflusses RG2 für einen Monat i<br />

wird nach Gleichung (6-9) ermittelt:<br />

(6-9) RG2i = CG2 • ∆QG2i •<br />

86,<br />

4<br />

Die Größen haben folgende Einheiten bzw. Bedeutungen: RG2 in mm, CG2 in d,<br />

∆QG2 Anstieg von QG2 in m³/s bzw. l/s und AE Einzugsgebietsfläche in km². Analog<br />

lässt sich auch die Abflussbildung des kurzfristigen Grundwasserabflusses<br />

RG1 pro Monat i berechnen:<br />

(6-10) RG1i = CG1 • QG1i •<br />

AE<br />

86,<br />

4<br />

Die Summe des Direktabflusses RD im Monat wird nach Gleichung (6-11) bestimmt.<br />

AE


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

44 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />

(6-11) RD(t) = QD(t) = Q(t) – QG2(t) – QG1(t)<br />

Die Summe der lang- und kurzfristigen Grundwasserabflüsse QG2 und QG1 ergibt<br />

sich als Fläche unter den jeweiligen Ganglinien durch Integration über die Monatsdauer.<br />

Abschließend werden für jeden Monat aktuelle Bilanzen bzw. für Monate, Halbjahre<br />

und Jahre mittlere Bilanzen berechnet. Folgende Bilanzgleichungen werden<br />

bestimmt:<br />

(6-12) P - RG2 – RG1 – RD = (W + ETR)<br />

(6-13) Q b e o b = QG2 + QG1 + QD<br />

Aktuelle Wasserhaushaltsbilanzen für Jahre sowie die langjährigen Mittelwerte der<br />

Abflusskomponenten und ihre prozentualen Anteile am Niederschlag P bzw. am<br />

Gesamtabfluss Qbeob können mit DIFGA bestimmt werden.<br />

6.2 Abflusskomponentenanalyse<br />

Mit DIFGA wurden von den in der Tab. 3-1 genannten nur die in Tab. 6-1 enthaltenen<br />

Gebiete im <strong>Nationalpark</strong> <strong>Bayerischer</strong> <strong>Wald</strong> untersucht. Zur Lage der Gebiete<br />

siehe Abb. 3-2 und Abb. 3-4.<br />

Tab. 6-1: Untersuchte Einzugsgebiete<br />

Bereich Große Ohe<br />

Pegel 1741800 Markungsgraben<br />

Pegel 1741900 Forellenbach<br />

Hauptpegel Taferlruck 1741300 Große Ohe<br />

Bereich der TS Frauenau<br />

Pegel 152162002 Verlorener Schachten Verlorener Schachtenbach<br />

Pegel 15214604 Herbstriegel Kleiner Regen<br />

Pegel 15214400 Rachelhütte Kleiner Regen<br />

Das Einzugsgebiet des Verlorenen Schachtenbaches musste nach einer Primärprüfung<br />

der zur Verfügung stehenden Daten von der weiteren Bearbeitung ausgeschlossen<br />

werden. Die Abflussspende des Schachtenbaches beträgt im Durchschnitt<br />

1.51 bis 2.83 mal mehr als die der restlichen Gebiete, und der Gebietsabfluss<br />

übersteigt im Mittel den Gebietsniederschlag. Die Ursachenforschung bleibt<br />

weiteren Arbeiten vorbehalten.<br />

Mit den Ergebnissen der mit DIFGA durchgeführten Abflusskomponentenanalyse<br />

und Wasserhaushaltsbilanz erfolgt eine Bewertung des Einflusses der borkenkäferinduzierten<br />

<strong>Wald</strong>schäden auf den Gebietswasserhaushalt. Exemplarisch werden<br />

nachfolgend zunächst die Ergebnisse für die Gebiete Markungsgraben und<br />

Forellenbach dargestellt. Beide Bäche sind unmittelbar benachbart, weisen aber<br />

trotzdem einen unterschiedlichen Grad im Befall mit dem Borkenkäfer auf. In Abb.<br />

3-2 ist das Ausmaß der Schäden mit Stand 2002 zu sehen. In der Tab. 3-7 ist die<br />

Entwicklung des Anteils der Totholzflächen zusammengefasst.


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 45<br />

Untersucht wurden die folgenden Zeiträume:<br />

Forellenbach 1.11.1990 bis 31.10.2003<br />

Markungsgraben 1.11.1988 bis 31.10.2003<br />

Für den Niederschlag lagen Gebietsmittel für beide Gebiete vor, welche auf der<br />

Basis der Stationen Taferlruck, Racheldiensthütte, und <strong>Wald</strong>häuser berechnet<br />

wurden. Für feste Niederschläge wurde mit einer Messfehlerkorrektur von +20%<br />

gearbeitet. Flüssige Niederschläge wurden nicht korrigiert. Aus festen Niederschlägen<br />

wurde mit dem Programm SSNOW (TU Dresden IHM, Tagesgradverfahren)<br />

der Aufbau einer Schneedecke und die Wasserabgaben aus der Schneedecke<br />

berechnet. Zur Überprüfung dieser Werte konnte für einige Jahre auf Messungen<br />

der Schneehöhe an der Station <strong>Wald</strong>häuser zugegriffen werden.<br />

Mit dem Programm DIFGA wurde der Wasserhaushalt und das Abflusskomponentenregime<br />

untersucht. Das Programm arbeitet im Tagesschritt. Ergebnisse liegen<br />

für aktuelle Tage, aktuelle Monate, aktuelle Jahre sowie als Monat-, Halbjahres-<br />

und Jahresmittelwerte vor. Tab. 6-2 und Tab. 6-3 zeigen die Ergebnisse für den<br />

mittleren Wasserhaushalt. Die Abb. 6-3 und Abb. 6-4 zeigen Ausschnitte aus den<br />

separierten Ganglinien.<br />

Um einen einfachen Überblick zu den Auswirkungen des Borkenkäferbefalls auf<br />

den Wasserhaushalt zu erlangen, wurden die Bilanzen einzelner Jahre für die Gebiete<br />

Markungsgraben, Forellenbach und Große Ohe miteinander verglichen. Als<br />

weitgehend schadfreies Referenzjahr wurde das hydrologische Jahr 1992 herangezogen.<br />

Als Jahr mit dem Schadenshöhepunkt wurde 1998 ausgewählt. Danach<br />

nahmen die Schäden nur noch sehr langsam weiter zu. 1998 wurde auch deshalb<br />

verwendet, da die Herausbildung einer Alternativvegetation zum abgestorbenen<br />

Fichtenbestand noch in den Anfängen stand. Die Abb. 6-5 und Abb. 6-6 zeigen die<br />

Berechnungsergebnisse im Vergleich.<br />

Abb. 6-3: Ganglinie für das Gebiet Forellenbach Schwarz: Grundwasserabfluss QG2,<br />

dunkelgrau: Schneller Grundwasserabfluss QG1, hell: Direktabfluss QD


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

46 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />

Abb. 6-4: Ganglinie für das Gebiet Markungsgraben schwarz: Grundwasserabfluss QG2,<br />

dunkelgrau: Schneller Grundwasserabfluss QG1, hell: Direktabfluss QD


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 47<br />

Tab. 6-2: Wasserhaushaltsbilanz des Forellenbaches


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

48 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />

Tab. 6-3: Wasserhaushaltsbilanz des Markungsgrabens<br />

Die DIFGA - Ergebnisse für die weiteren Gebiete sind im Anhang A-3<br />

zusammengestellt.


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 49<br />

1000<br />

q in l/(s·km²)<br />

1<br />

1000<br />

q in l/(s·km²)<br />

100<br />

10<br />

1<br />

1000<br />

q in l/(s·km²)<br />

100<br />

10<br />

100<br />

10<br />

Forellenbach<br />

Dez. 91 Jan. 92 Feb. 92 Mrz. 92 Apr. 92 Mai. 92 Jun. 92 Jul. 92 Aug. 92 Sep. 92 Okt. 92<br />

Markungsgraben<br />

Forellenbach<br />

P = RG2 + RG1 + RD + ETR<br />

1526 = 290 + 335 + 143 + 758 mm/a<br />

100 = 19 + 22 + 9,4 + 50 % von P<br />

Min = 8,5 Max = 144 l/(s . km²)<br />

Markungsgraben<br />

P = RG2 + RG1 + RD + ETR<br />

1675 = 292 + 504 + 207 + 672 mm/a<br />

100 = 17 + 30 + 12 + 40 % von P<br />

Min = 8,3 Max = 308 l/(s . km²)<br />

Große Ohe Tafelruck<br />

P = RG2 + RG1 + RD + ETR<br />

1550 = 198 + 440 + 157 + 755 mm/a<br />

100 = 13 + 28 + 10 + 49 % von P<br />

Min = 6 Max = 209 l/(s . km²)<br />

Abb. 6-5: Ergebnisse der Abflusskomponentenanalyse für das hydrologische Jahr 1992<br />

QD<br />

QG1<br />

QG2<br />

P<br />

Dez. 91 Jan. 92 Feb. 92 Mrz. 92 Apr. 92 Mai. 92 Jun. 92 Jul. 92 Aug. 92 Sep. 92 Okt. 92<br />

Große Ohe Tafelruck<br />

1<br />

Nov. 91 Dez. 91 Jan. 92 Feb. 92 Mrz. 92 Apr. 92 Mai. 92 Jun. 92 Jul. 92 Aug. 92 Sep. 92 Okt. 92<br />

QD<br />

QG1<br />

QG2<br />

P<br />

QD<br />

QG1<br />

QG2<br />

P<br />

0<br />

25<br />

50<br />

75<br />

100<br />

125<br />

150<br />

175<br />

200<br />

0<br />

25<br />

50<br />

75<br />

100<br />

125<br />

150<br />

175<br />

200<br />

0<br />

25<br />

50<br />

75<br />

100<br />

125<br />

150<br />

175<br />

200<br />

Pin mm/d<br />

P in mm/d<br />

P in mm/d


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

50 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />

q in l/(s.km²)<br />

1<br />

1000<br />

q in l/(s.km²)<br />

1000<br />

100<br />

10<br />

1<br />

1000<br />

q in l/(s.km²)<br />

100<br />

10<br />

100<br />

10<br />

Forellenbach<br />

Dez. 97 Jan. 98 Feb. 98 Mrz. 98 Apr. 98 Mai. 98 Jun. 98 Jul. 98 Aug. 98 Sep. 98 Okt. 98<br />

Markungsgraben<br />

Forellenbach<br />

P = RG2 + RG1 + RD + ETR<br />

1646 = 413 + 313 + 199 + 721 mm/a<br />

100 = 25 + 19 + 12 + 44 % von P<br />

Min = 12 Max = 267 l/(s . km²)<br />

Markungsgraben<br />

P = RG2 + RG1 + RD + ETR<br />

1901 = 589 + 590 + 444 + 278 mm/a<br />

100 = 31 + 31 + 23 + 15 % von P<br />

Min = 13 Max = 638 l/(s . km²)<br />

Große Ohe Tafelruck<br />

P = RG2 + RG1 + RD + ETR<br />

1668 = 222 + 404 + 243 + 799 mm/a<br />

100 = 13 + 24 + 15 + 48 % von P<br />

Min = 8,7 Max = 390 l/(s . km²)<br />

Abb. 6-6: Ergebnisse der Abflusskomponentenanalyse für das hydrologische Jahr 1998<br />

QD<br />

QG1<br />

QG2<br />

P<br />

Dez. 97 Jan. 98 Feb. 98 Mrz. 98 Apr. 98 Mai. 98 Jun. 98 Jul. 98 Aug. 98 Sep. 98 Okt. 98<br />

Große Ohe Tafelruck<br />

1<br />

Nov. 97 Dez. 97 Jan. 98 Feb. 98 Mrz. 98 Apr. 98 Mai. 98 Jun. 98 Jul. 98 Aug. 98 Sep. 98 Okt. 98<br />

QD<br />

QG1<br />

QG2<br />

P<br />

QD<br />

QG1<br />

QG2<br />

P<br />

0<br />

25<br />

50<br />

75<br />

100<br />

125<br />

150<br />

175<br />

200<br />

0<br />

25<br />

50<br />

75<br />

100<br />

125<br />

150<br />

175<br />

200<br />

0<br />

25<br />

50<br />

75<br />

100<br />

125<br />

150<br />

175<br />

200<br />

P in mm/d<br />

P in mm/d<br />

P in mm/d


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 51<br />

Zur Interpretation der Bilanzen für 1992 bzw. 1998 sei zunächst nochmals auf Abb.<br />

6-1 verwiesen. Bei den Bilanzergebnissen in Abb. 6-5 bzw. Abb. 6-6 handelt es<br />

sich um die Aufteilung des Gebietsniederschlags auf die abflusswirksamen und die<br />

verdunstungswirksamen Gebietsspeicher (linke Seite in Abb. 6-1 bzw. Gleichung<br />

(6-12). Die Summe (RG2 + RG1 + RD) ist dabei für ein einzelnes Jahr i.d.R. nicht<br />

identisch mit dem beobachteten Durchfluss am Pegel d.h. mit der Summe<br />

(QG2 + QG1 + QD) (rechte Seite von Abb. 6-1 bzw. Gleichung (6-13)). Der Spei-<br />

cherzufluss ΣR kann nur mit der Summe aus Speicherausfluss ΣQ plus Speicher-<br />

inhaltsänderung Σ ∆S verglichen werden. Analog gilt für die Verdunstung, dass<br />

gemäß Gleichung (6-12) für ein aktuelles Jahr nicht die tatsächliche reale Verdunstung<br />

ETa, sondern die Summe aus realer Verdunstung ETR plus einer Änderung<br />

der verdunstungswirksamen Gebietsspeicherung ± W (z.B. Differenz in der Bodenfeuchte<br />

zu Bilanzanfang und –ende) erhalten wird.<br />

Für das Jahr 1992 sind aus den Bilanzen keine Besonderheiten ableitbar. Die geringere<br />

Verdunstung im Markungsgraben dürfte auf die deutlich höhere Lage des<br />

Gebietes im Kammbereich zurückzuführen sein.<br />

Im Jahr 1998 haben sich die Verhältnisse im Markungsgraben deutlich geändert.<br />

Während in den beiden anderen Gebieten der prozentuale Anteil der Verdunstung<br />

am Niederschlag gegenüber 1992 nur leicht gesunken ist, weist im Markungsgraben<br />

die Verdunstung 1998 nur noch 36% des Wertes von 1992 auf. Gleichzeitig<br />

hat sich der Anteil des Direktabflusses gegenüber 1992 fast verdoppelt und ist<br />

damit 2,23-mal so groß wie im Forellenbach bzw. 1,83-mal so groß wie im Gesamtgebiet<br />

der Großen Ohe. Diese Veränderungen deuten auf einen signifikanten<br />

Einfluss der <strong>Wald</strong>schäden auf den Gebietswasserhaushalt hin.<br />

Ausgehend von den Berechnungsergebnissen für aktuelle Monate erfolgte im<br />

nächsten Schritt eine Trendanalyse zur Abschätzung des Einflusses der <strong>Wald</strong>schäden<br />

auf den Wasserhaushalt.


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

52 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />

6.3 Trendanalyse<br />

In den Abb. 6-7 und Abb. 6-8 sind die Anteile der verschiedenen Wasserhaushaltskomponenten<br />

in Prozent vom Gebietsniederschlag dargestellt. Bei den Abflusskomponenten<br />

handelt es sich um die Abflussbildung im aktuellen Monat. Bei<br />

der Komponente ETR handelt es sich um den verdunstungswirksamen Niederschlagsanteil.<br />

Anteil 120in<br />

% von P<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

11/1988<br />

11/1989<br />

11/1990<br />

11/1991<br />

11/1992<br />

ETR<br />

RD<br />

RG1<br />

RG2<br />

P<br />

Abb. 6-7: Wasserhaushaltskomponenten im Markungsgraben<br />

120<br />

Anteil in<br />

% von P<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

11/1990<br />

11/1991<br />

11/1992<br />

11/1993<br />

11/1994<br />

11/1993<br />

11/1994<br />

11/1995<br />

11/1995<br />

ETR<br />

RD<br />

RG1<br />

RG2<br />

P<br />

Abb. 6-8: Wasserhaushaltskomponenten im Forellenbach<br />

11/1996<br />

11/1996<br />

11/1997<br />

11/1997<br />

11/1998<br />

11/1998<br />

11/1999<br />

11/1999<br />

11/2000<br />

11/2000<br />

11/2001<br />

11/2001<br />

11/2002<br />

11/2002<br />

0<br />

P in<br />

mm/mon<br />

500<br />

1000<br />

1500<br />

2000<br />

2500<br />

3000<br />

0<br />

P in<br />

mm/mon<br />

Aus der Visualisierung der Wasserhaushaltskomponenten ist zunächst nur zu entnehmen,<br />

dass im Markungsgraben seit 1994 der Anteil der Verdunstung deutlich<br />

abgenommen hat und viel geringer als im Forellenbach ist.<br />

500<br />

1000<br />

1500<br />

2000<br />

2500<br />

3000


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 53<br />

Deshalb wurde eine Trendanalyse unter Verwendung der DIFGA - Ergebnisse<br />

angeschlossen mit dem Ziel des Nachweises des Borkenkäfer-Einflusses.<br />

Methode: Doppelsummenanalysen zwischen Niederschlag und Wasserhaushaltskomponenten<br />

Es wird davon ausgegangen, dass der Niederschlag nicht vom Borkenkäfer beeinflusst<br />

ist. Für Zusammenhangsanalysen muss der Niederschlag selbst trendfrei<br />

sein<br />

Die zeitliche Entwicklung der Borkenkäferschäden in den Gebieten der Großen<br />

Ohe zeigt Abb. 3-3. Der enorme Zuwachs an borkenkäferinduzierten Totholzflächen<br />

insbesondere ab Mitte der 1990er Jahre lässt eine trendhafte Veränderung<br />

wesentlicher Wasserhaushaltskomponenten erwarten. Um den Einfluss des<br />

Borkenkäfers hierbei zu quantifizieren, muss sichergestellt sein, dass die<br />

Inputgröße Niederschlag selbst trendfrei ist. Da später mit der<br />

Doppelsummenanalyse gearbeitet werden soll, wurde zunächst für den<br />

Untersuchungszeitraum die fortlaufende Summe der Tagesniederschläge<br />

berechnet und auf Trendfreiheit getestet. Abb. 6-9 zeigt das Ergebnis für den<br />

Markungsgraben.<br />

Summe P in mm<br />

30000<br />

25000<br />

20000<br />

15000<br />

10000<br />

5000<br />

0<br />

Trendanalyse Niederschlag Markungsgraben<br />

1.11.1988 bis 31.10.2003<br />

Niederschlagszunahme um 0,83 mm/d ab 1994<br />

Klimaveränderung?<br />

P = 4,5191 . t<br />

R 2 = 0,9961<br />

P = 5,3479 . t<br />

R2 = 0,9961<br />

Daten in den Nullpunkt verschoben<br />

P = 5,3842 . t - 1384<br />

R 2 = 0,9962<br />

April 1994<br />

Summe P trendbeeinflusste Periode<br />

Summe P trendbereinigt mm<br />

Summe P Referenzperiode<br />

Totholzflächen durch Borkenkäfer<br />

P = 4,5191 . t<br />

R 2 = 0,9946<br />

Linear (Summe P trendbeeinflusste Periode)<br />

Linear (Summe P trendbereinigt mm)<br />

Linear (Summe P Referenzperiode)<br />

0 1000 2000 3000<br />

Zeit t in Tagen<br />

4000 5000<br />

0<br />

6000<br />

Abb. 6-9: Analyse des Niederschlagstrends im Einzugsgebiet des Markungsgrabens<br />

Der Niederschlag im Zeitraum 1988 bis 2003 ist nicht trendfrei. Er zeigt ab dem<br />

April 1994 einen signifikanten linearen Trend von + 0,83 mm/d gegenüber der Referenzperiode<br />

1988 bis 1993. Der Knickpunkt liegt im Zeitraum beginnender massiver<br />

Borkenkäferschäden. Der Schadensverlauf wird in Abb. 6-9 durch den zeitlichen<br />

Verlauf des Anteils der Totholzflächen repräsentiert. Diese Information liegt<br />

zunächst nur einmal jährlich (Befliegung) vor. Da die Doppelsummenanalyse im<br />

Tagesschritt arbeitet, wurde ein „synthetischer, taggenauer Gang“ für die Entwicklung<br />

der Totholzflächen berechnet. Dieser geht davon aus, dass die Borkenkäferaktivität<br />

primär im Zeitraum April/Mai (Erstbefall) bis September/Oktober (Ausflug<br />

letzte Generation) liegt. Die für einzelnen Jahre ausgewiesenen Zuwächse an<br />

Totholzflächen wurden deshalb gleichmäßig auf die Tage im Aktivitätszeitraum der<br />

Käfer aufgeteilt, während für Tage außerhalb dieses Zeitraumes von keiner Zunahme<br />

der Totholzflächen ausgegangen wurde. Es ist indes kaum davon auszu-<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

Anteil der Totholzflächen in %


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

54 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />

gehen, dass der Borkenkäferbefall eine regionale Erhöhung der Niederschläge zur<br />

Folge hat. Ob hier eine Auswirkung von Klimaveränderungen sichtbar wird, kann<br />

auf Grund der Kürze der verwendeten Zeitreihe gleichfalls nicht sicher geschlussfolgert<br />

werden. Es könnte sich auch um einen falschpositiven Trend handeln, hinter<br />

dem sich tatsächlich eine der typischen langfristigen Schwingungen im Niederschlag<br />

verbirgt.<br />

Da in der Untersuchung der Einfluss des Borkenkäfers eruiert werden soll, wurde<br />

zunächst die Summe P trendbereinigt. Dafür wurde für den Zeitraum ab April 1994<br />

eine Trendgerade bestimmt. Die Abweichungen der Summe P von dieser Trendlinie<br />

wurden für jeden Zeitschritt berechnet. Anschließend wurde die Trendgerade<br />

aus dem Zeitraum vor 1994 verlängert und die zuvor ermittelten Abweichungen<br />

aufaddiert, was eine trendfreie Niederschlagssummenlinie ergibt. Das Ergebnis<br />

zeigt gleichfalls die Abb. 6-9.<br />

Die Bereinigung des Niederschlagstrends musste auch in den weiteren Datenreihen<br />

(Abfluss, Verdunstung) des Markungsgrabens erfolgen. Die mittlere Aufteilung<br />

des Niederschlages im Zeitraum 1988 bis 1993 beträgt im Markungsgraben 35%<br />

ETR und 65% R. Unter dieser Annahme berechnet sich eine Trendbereinigung<br />

z.B. für den Abfluss für jeden Zeitschritt ab April 1994 wie folgt:<br />

(6-14) ΣRP − Tend bereinigt = ΣRbeob − 0, 65⋅<br />

( ΣPbeob − ΣPtrendfrei<br />

)<br />

Es wird also davon ausgegangen, dass die Abweichung zwischen dem beobachteten<br />

Niederschlag und dem trendfreien Niederschlag immer im Verhältnis von 0,35<br />

zu 0,65 auf Verdunstung und Abfluss durchschlägt. Die auf diese Weise um den P-<br />

Trend bereinigten Summenlinien von R und ETR zeigt die Ab. 6-10. Analog erfolgte<br />

auch für die mit DIFGA berechneten Abflusskomponenten eine Bereinigung des<br />

vom P-Trend ausgehenden Einflusses. Der Gewichtsfaktor 0,65 für den<br />

Gesamtabfluss R teilt sich dabei gemäß der DIFGA - Ergebnisse für die Jahre<br />

1988 bis 1993 in 0,13 für den Direktabfluss RD, 0,32 für den schnellen<br />

Grundwasserabfluss RG1 und 0,2 für den langsamen Grundwasserabfluss RG2<br />

auf (siehe Abb. 6-11).<br />

Summe in mm<br />

30000<br />

25000<br />

20000<br />

15000<br />

10000<br />

5000<br />

0<br />

Summe P beobachtet<br />

Summe P trendbereinigt<br />

Summe R beobachtet<br />

Summe R um P-Trend bereinigt<br />

Summe ETR beobachtet<br />

Summe ETR um P-Trend bereinigt<br />

R und ETR sind auch nach Bereinigung des<br />

P-Trendes noch trendbehaftet<br />

andere Ursachen z.B. Borkenkäfer<br />

∆P = ∆R + ∆ETR<br />

ΣP = 4,5191 . t<br />

trendfrei<br />

0 1000 2000 3000 4000 5000 Zeit in Tagen 6000<br />

Ab. 6-10: Bereinigung des Niederschlagstrends in den Datenreihen des Markungsgrabens<br />

– Niederschlag, Abfluss, Verdunstung<br />

∆P<br />

∆R<br />

∆ETR


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 55<br />

Summe in mm<br />

20000<br />

18000<br />

16000<br />

14000<br />

12000<br />

10000<br />

8000<br />

6000<br />

4000<br />

2000<br />

0<br />

Summe R beobachtet<br />

Summe R um P-Trend bereinigt<br />

Summe RG1 beobachtet<br />

Summe RG1 um P-Trend bereinigt<br />

Summe RG2 beobachtet<br />

Summe RG2 um P-Trend bereinigt<br />

Summe RD beobachtet<br />

Summe RD um P-Trend bereinigt<br />

a<br />

b<br />

c<br />

d<br />

a = b + c + d<br />

0 1000 2000 3000 4000 5000 Zeit in Tagen 6000<br />

Abb. 6-11: Bereinigung des Niederschlagstrends in den Datenreihen des Markungsgrabens<br />

– Abflusskomponenten<br />

Wie Ab. 6-10 und Abb. 6-11 zeigen, sind die Summenlinien von R, RD, RG1 und<br />

RG2 auch nach der Bereinigung des Niederschlagstrends aus allen Reihen nicht<br />

trendfrei. Da nunmehr aber eine trendfreie P-Reihe erzeugt wurde, konnten die<br />

weiteren Untersuchungen mit einer Doppelsummenanalyse (DSA) zwischen Niederschlag<br />

und den weiteren Wasserhaushaltskomponenten fortgesetzt werden.<br />

Das Ergebnis der DSA P φ R und P φ ETR zeigt die Abb. 6-12. In der Abb. 6-13<br />

sind die Ergebnisse der DSA für einzelne Abflusskomponenten dargestellt.<br />

Summe Q und ETR P-Trend bereinigt in mm<br />

18000<br />

15000<br />

12000<br />

9000<br />

6000<br />

3000<br />

0<br />

Summe Q um P-Trend bereinigt in mm<br />

Summe ETR um P-Trend bereinigt in mm<br />

Totholzflächen durch Borkenkäfer<br />

Phase 1 Fichtenphase<br />

hydrologisches Regime<br />

vor dem Borkenkäfer<br />

Übergang 1.11.1996<br />

ΣQ = 0,6385 . ΣP<br />

R 2 = 0,9987<br />

ΣETR = 0,3615 . ΣP<br />

R 2 = 0,9946<br />

ΣQ = 0,8546 . ΣP - 2987,5<br />

R 2 = 0,9981<br />

Phase 2 Schockphase<br />

Absterben der Fichten<br />

ΣETR = 0,1454 . ΣP + 2837,5<br />

R 2 = 0,9433<br />

ΣQ = 0,6901 . ΣP + 220,32<br />

R 2 = 0,9974<br />

Übergang 1.11.2000<br />

Phase 3<br />

Erholungsphase<br />

Alternativvegetation<br />

ΣETR = 0,3099 . ΣP - 246,95<br />

R 2 = 0,9765<br />

0 2500 5000 7500 10000 12500 15000 17500 20000 22500<br />

0<br />

25000<br />

Summe P trendbereinigt in mm<br />

Abb. 6-12: Doppelsummenkurven ΣP zu ΣQ und ΣP zu ΣETR für den Markungsgraben<br />

1.11.1988 bis 31.10.2003<br />

a<br />

b<br />

c<br />

d<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

Anteil Totholzflächen in %


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

56 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />

Summe in mm<br />

8000<br />

7000<br />

6000<br />

5000<br />

4000<br />

3000<br />

2000<br />

1000<br />

Summe ETR um P-Trend bereinigt<br />

Summe RD um P-Trend bereinigt<br />

Summe RG1 um P-Trend bereinigt<br />

Summe RG2 um P-Trend bereinigt<br />

Totholzflächen durch Borkenkäfer<br />

Phase 1<br />

ETR = 36 % von P<br />

RD = 13 % von P<br />

RG1 = 32 % von P<br />

RG2 = 19 % von P<br />

ETR<br />

RG1<br />

Todholzfläche<br />

n<br />

0<br />

0<br />

0 2500 5000 7500 10000 12500 15000 17500 20000 22500 25000<br />

Summe P trendbereinigt in mm<br />

Phase 2<br />

ETR = 14 % von P<br />

RD = 21 % von P<br />

RG1 = 40 % von P<br />

RG2 = 25 % von P<br />

Phase 3<br />

ETR = 28 % von P<br />

RD = 22 % von P<br />

RG1 = 24 % von P<br />

RG2 = 26 % von P<br />

Abb. 6-13: Doppelsummenkurven ΣP zu ΣRD, ΣP zu ΣRG1, ΣP zu ΣRG2 und ΣP zu ΣETR<br />

für den Markungsgraben 1.11.1988 bis 31.10.2003<br />

Aus den in Abb. 6-12 bzw. Abb. 6-13 dargestellten Ergebnissen lassen sich die<br />

nachfolgenden Thesen über die Auswirkungen des Borkenkäferbefalls auf den<br />

Wasserhaushalt im Markungsgraben formulieren:<br />

• Ein Einfluss ist erst ab 20% Anteil Schadflächen in zusammenhängenden Arealen<br />

signifikant nachweisbar!<br />

• Einfluss verläuft in drei Phasen:<br />

o Phase 1 unbeeinflusst (Referenzwerte) bis 1996<br />

o Phase 2 Schock schnelles Absterben großer Areale (wenige Jahre)<br />

o Phase 3 Alternativvegetation ab 2001<br />

• In Phase 2 (Anstieg Schadflächen von 20 auf 80%)<br />

o ETR verringert sich auf 39% des Referenzwertes<br />

o R steigt auf 135% des Referenzwertes an<br />

o Abfluss beschleunigt sich, da Anteil RD überproportional steigt<br />

o RD steigt auf 162% des Referenzwertes<br />

o RG1 steigt auf 125% des Referenzwertes<br />

o RG2 steigt auf 132% des Referenzwertes<br />

• In Phase 3 (Anstieg Schadflächen nur noch sehr langsam auf 85%)<br />

o ETR steigt wieder auf 78% des Referenzwertes an<br />

o R sinkt auf 112% des Referenzwertes ab<br />

o Aber: Abflussbeschleunigung bleibt!<br />

o RD steigt noch leicht weiter auf 170% des Referenzwertes<br />

o (RG1 + RG2) haben zusammen wieder Ausgangsniveau aber RG1 fällt auf<br />

74% zurück und RG2 steigt noch leicht weiter auf 136%<br />

Das Absterben des Fichtenbestandes erzeugt offensichtlich eine nicht nur kurzfristige<br />

Veränderung im Bodenwasserhaushalt und im Abflusskomponentenregime.<br />

RG2<br />

RD<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

Anteil Totholzflächen am Einzugsgebiet in %


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 57<br />

Der Zeitraum der Phase 3 ist insgesamt relativ kurz, so dass eine Beurteilung des<br />

sich nach dem Fichtensterben einstellenden mittleren Wasserhaushalt noch unsicher<br />

ist. Für die Phase 3 sollten die Datenreihen bei weiterführenden Untersuchungen<br />

noch um mindestens drei bis fünf Jahre verlängert werden, um die Aussagen<br />

der Trendanalyse zu stabilisieren.<br />

Als nächstes Gebiet wurde der Forellenbach einer Trendanalyse unterzogen. Der<br />

Gebietsniederschlag zeigt erwartungsgemäß ein mit dem Markungsgraben vergleichbaren<br />

Trend, welcher gleichfalls bereinigt wurde.<br />

Summe P in mm<br />

25000<br />

20000<br />

15000<br />

10000<br />

5000<br />

0<br />

Summe P trendbeeinflusste Periode<br />

Summe P trendbereinigt mm<br />

Summe P Referenzperiode<br />

Totholzflächen durch Borkenkäfer<br />

Linear (Summe P trendbeeinflusste Periode)<br />

Linear (Summe P trendbereinigt mm)<br />

Linear (Summe P Referenzperiode)<br />

P = 4,053 . t<br />

R 2 = 0,993<br />

Trendanalyse Niederschlag Forellenbach<br />

1.11.1990 bis 31.10.2003<br />

P = 4,872 . t - 1060,4<br />

R 2 = 0,9944<br />

P = 4,053 . t<br />

R 2 = 0,9919<br />

0 500 1000 1500 2000 2500<br />

Zeit in Tagen<br />

3000 3500 4000 4500<br />

0<br />

5000<br />

Abb. 6-14: Trendanalyse für den Gebietsniederschlag im Forellenbach<br />

Summe Q und ETR um P-Trend bereinigt<br />

12000<br />

9000<br />

6000<br />

3000<br />

0<br />

Summe Q um P-Trend bereinigt in mm<br />

Summe ETR um P-Trend bereinigt in mm<br />

Totholzflächen durch Borkenkäfer<br />

Kein signifikanter Trend bei Abfluss<br />

und Verdunstung nachweisbar<br />

ΣQ = 0,5746 . ΣP<br />

R 2 = 0,9993<br />

ΣETR = 0,4241 . ΣP<br />

R 2 = 0,9988<br />

0 2500 5000 7500 10000 12500<br />

Summe P trendbereinigt<br />

15000 17500<br />

0<br />

20000<br />

Abb. 6-15: Doppelsummenkurven ΣP zu ΣQ und ΣP zu ΣETR Forellenbach 1.11.1990 bis<br />

31.10.2003<br />

Wie die Abb. 6-15 und Abb. 6-16 zeigen, ist im Forellenbach ein signifikanter Trend<br />

nicht nachweisbar. Der insgesamt deutlich geringere Anteil an Totholzflächen und<br />

das im Gegensatz zum Markungsgraben, wie Abb. 3-2 zeigt, Fehlen großer zusammenhängender<br />

Areale mit abgestorbenen Fichten, führt trotz Schädigung von<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

Anteil der Totholzflächen in %<br />

Anteil Totholzflächen in %


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

58 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />

annähernd 40% der Fläche offensichtlich nicht zu einem verändertem Gebietswasserhaushalt.<br />

Summe in mm<br />

9000<br />

8000<br />

7000<br />

6000<br />

5000<br />

4000<br />

3000<br />

2000<br />

1000<br />

Summe QG2 um P-Trend bereinigt in mm<br />

Summe QG1 um P-Trend bereinigt in mm<br />

Summe QD um P-Trend bereinigt in mm<br />

Summe ETR um P-Trend bereinigt in mm<br />

Totholzflächen durch Borkenkäfer<br />

Kein signifikanter Trend<br />

nachweisbar<br />

ΣETR = 0,4241 . ΣP<br />

R 2 = 0,9988<br />

ΣRG2 = 0,2443 . ΣP<br />

R 2 = 0,9961<br />

ΣRG1 = 0,2025 . ΣP<br />

R 2 = 0,9956<br />

ΣRD = 0,1285 . ΣP<br />

R 2 = 0,9986<br />

0<br />

0<br />

0 2500 5000 7500 10000 12500 15000 17500 20000<br />

Summe P trendbereinigt in mm<br />

Abb. 6-16: Doppelsummenkurven ΣP zu ΣRD, ΣP zu ΣRG1, ΣP zu ΣRG2 und ΣP zu ΣETR<br />

Forellenbach 1.11.1990 bis 31.10.2003<br />

Tab. 6-4: Vergleich der mittleren Anteile von Verdunstung und den Abflusskomponenten<br />

am Gebietsniederschlag im Zeitraum 1.11.1990 - 31.10.1996 (Referenzperiode)<br />

Phase 1<br />

Forellenbach<br />

ETR = 44 % von P<br />

RD = 12 % von P<br />

RG1 = 22 % von P<br />

RG2 = 22 % von P<br />

Fazit:<br />

Phase 1<br />

Markungsgraben<br />

ETR = 36 % von P<br />

RD = 13 % von P<br />

RG1 = 32 % von P<br />

RG2 = 19 % von P<br />

Es lassen sich deutliche Unterschiede im Wasserhaushalt eines gering und eines<br />

stark vom Borkenkäfer befallenen Gebietes feststellen und quantifizieren.<br />

Ob eine Beeinflussung erkennbar ist, hängt offenbar von der Überschreitung eines<br />

Mindestflächenanteils zusammenhängender Totholzflächen ab.<br />

Wie Tab. 6-4 zeigt, ist auch in der Referenzperiode der Wasserhaushalt zwischen<br />

Forellenbach und Markungsgraben deutlich verschieden.<br />

Im Markungsgraben ist der Anteil der Verdunstung geringer (Höhenlage).<br />

Der Anteil schnellerer Komponenten (RD und RG1) ist im Markungsgraben mit<br />

zusammen 45% von P deutlich höher als im Forellenbach mit 34% von P. Da die<br />

Geologie beider Gebiete sehr ähnlich ist, dürften hierfür primär morphologische<br />

Effekte eine Rolle spielen. Das Gefälle ist im Markungsgraben deutlich höher als<br />

im Forellenbach. Die Gebietsform beider Gebiete unterscheidet sich stark (Markungsgraben<br />

nahezu rund, Forellenbach extrem schmal und langgezogen).<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

Anteil Totholzflächen am Einzugsgebiet in %


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 59<br />

7 Isotopenhydrologische Analysen<br />

7.1 Verweilzeitdatierung<br />

Insgesamt lagen zur Verweilzeitdatierung des langsamen Grundwasserabflusses<br />

RG2 38 Altproben aus den Jahren 1990 und 1991 vor sowie 50 Proben aus der<br />

Bearbeitungsphase des Vorhabens von 2002 bis 2004. Weiterhin wurden 25<br />

Messwerte von GW-Proben verwendet.<br />

Die Bestimmung der mittleren Verweilzeit erfolgte unter Nutzung des Umweltisotops<br />

Tritium. Dafür wurden in Trockenwetterabflüssen, bei denen davon ausgegangen<br />

werden kann, dass der Abfluss Qout(t) nur noch aus RG2 besteht, und die<br />

gemessenen Tritiumkonzentration cout(t) der Tritiumkonzentration des GW-<br />

Speichers SG2 entspricht. Als Inputkonzentration cin(t) muss der Tritiumgehalt im<br />

Systeminput Qin(t) (z.B. Niederschlag oder Grundwasserneubildung) gemessen<br />

werden. Aus den bekannten In- und Outputdaten kann dann mittels einer inversen<br />

Methode als Impulsantwort die Verweilzeitverteilungsfunktion berechnet werden,<br />

aus deren Schwerpunkt dann die mittlere Verweilzeit tM berechnet werden kann.<br />

Das prinzipielle Vorgehen zeigt Abb. 7-1 bzw. Abb. 7-2.<br />

System: GWL<br />

Q Qin(t) in(t) in(t) C Cin(t) in(t) in(t)<br />

Wasservolumen V<br />

Austauschrate Q<br />

Mittlere Verweilzeit t M<br />

Tracerhydrologische<br />

Systemanalyse<br />

Mittlere Verweilzeiten - Grundlagen<br />

0.6<br />

0.5<br />

0.4<br />

0.3<br />

0.2<br />

0.1<br />

0.0<br />

Q = Q = Q<br />

mit<br />

in out<br />

g(τ)<br />

Q Qout(t) out(t) out(t)<br />

C Cout(t) out(t) out(t)<br />

V<br />

t M =<br />

Q<br />

Inverse Bestimmung:<br />

Impulsantwort des<br />

Systems<br />

= Verweilzeitverteilungsfunktion<br />

g(τ) eines<br />

mathematischen<br />

Fließmodells<br />

Schwerpunkt S = t M<br />

Kein Alter, keine Abstandsgeschwindigkeit<br />

!<br />

DM Dispersionsmodell tquer = 6 a t M = 6a<br />

EM Exponentialmodell tquer = 6 a t M = 6a<br />

0 5 10 15 Verweilzeit τ 20<br />

Abb. 7-1: Prinzip der inversen Methode zur Bestimmung der mittleren Verweilzeit


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

60 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />

Bestimmung mittlerer Verweilzeiten des langsamsten Abflussanteils<br />

Methode Wasser- und Isotopentransport<br />

ungesättigte Zone (AKWA-M / ISOFLOW)<br />

Tracerhydrologische<br />

Systemanalyse<br />

auf Basis von<br />

Tritium ( 3 H)<br />

Bsp.:<br />

Exponential-<br />

Impulsantwort<br />

( ) ⎟ 1 ⎛ τ ⎞<br />

g(<br />

τ ) = ⋅exp<br />

⎜<br />

⎜−<br />

tM<br />

⎝ t<br />

⎟<br />

M ⎠<br />

⎟<br />

1 ⎛ τ ⎞<br />

g τ = ⋅exp<br />

⎜<br />

⎜−<br />

tM<br />

⎝ tM<br />

⎠<br />

C P (t)<br />

C in<br />

( t )<br />

Inverse Bestimmung von Gebietseigenschaften, z.B. t M<br />

( t)<br />

= ∫C ( t −τ<br />

) ⋅g(<br />

τ ) ⋅ ( − λ ⋅τ<br />

) dτ<br />

∞<br />

( t)<br />

= ∫C ( t −τ<br />

) ⋅g(<br />

τ ) ⋅exp(<br />

− λ ⋅τ<br />

) dτ<br />

∞<br />

exp<br />

C out<br />

in<br />

0<br />

Abb. 7-2: Bestimmung der mittleren Verweilzeit der langsamen Komponente RG2<br />

C out<br />

Für die Berechnung der mittleren Verweilzeit der Komponente RG2 ist die Bestimmung<br />

einer Tritiuminputfunktion cin(t) notwendig. Ausgangspunkt sind die im Niederschlag<br />

gemessenen Tritiumkonzentrationen cp(t) seit 1953. Als Niederschlags-<br />

Inputfunktion wurde ein gewichtetes Mittel von Freiberg (70%) und Regensburg<br />

(30%) verwendet, welches den Tritiuminput in der Untersuchungsregion ausgehend<br />

von der mittleren räumlichen Verteilung der Tritiumkonzentrationen im Niederschlag<br />

über Europa sehr gut abbildet. Da dieses Niederschlagswasser nicht<br />

unmittelbar in den Grundwasserbereich gelangen kann, muss mittels geeigneter<br />

Modelle der Bodenwasserhaushalt berechnet werden. Dafür wurde das an der TU<br />

Dresden entwickelte Modell AKWA-M (MÜNCH 1994) in Kombination mit dem<br />

Isotopentransportmodell ISOFLOW (HEIDENREICH, 1997) verwendet. Bei der<br />

Passage des Niederschlagswassers durch den Bodens wird die Tritiumkonzentration<br />

aufgrund der Speicherprozesse verändert. Der Austrag aus der Bodenzone<br />

wird als GWN aufgefasst, wobei diese nicht mehr in allen Monaten auftritt und somit<br />

die Tritium-Inputfunktion in das Grundwasser Lücken aufweist. Die Tritium –<br />

Inputfunktion zur Altersdatierung der Grundwasserkomponente RG2 liegt für alle<br />

Untersuchungsgebiete vor. Wie die Abb. 7-3 bzw. Abb. 7-4 für den Markungsgraben<br />

bzw. Abb. 7-5 für die Große Ohe zeigen, ist der Tritiumeintrag in das Grundwasser<br />

zum Zeitpunkt des „Bombenpeaks“ infolge der dämpfenden Wirkung des<br />

Bodens und wegen der relativ trockenen Jahre 1962 bis 1963 mit vielen Monaten<br />

ohne GWN bei weiten nicht so hoch wie im Niederschlag. Würde diese Tatsache<br />

nicht berücksichtigt, entstünden falsche Verweilzeitdatierungen.<br />

( t )


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 61<br />

Tritiumgehalt in TU<br />

6000<br />

5000<br />

4000<br />

3000<br />

2000<br />

1000<br />

0<br />

Grundwasserneubildung GWN in mm<br />

Tritium im Niederschlag<br />

Tritium in der GWN<br />

Feb. 60<br />

Jun. 60<br />

Nov. 60<br />

Apr. 61<br />

Aug. 61<br />

Jan. 62<br />

Jun. 62<br />

Nov. 62<br />

Mrz. 63<br />

Aug. 63<br />

Jan. 64<br />

Jun. 64<br />

Okt. 64<br />

Mrz. 65<br />

Aug. 65<br />

Dez. 65<br />

Mai. 66<br />

Okt. 66<br />

Mrz. 67<br />

Jul. 67<br />

Dez. 67<br />

Mai. 68<br />

Okt. 68<br />

Feb. 69<br />

Jul. 69<br />

Dez. 69<br />

Mai. 70<br />

Sep. 70<br />

Feb. 71<br />

Jul. 71<br />

Nov. 71<br />

Apr. 72<br />

Sep. 72<br />

Feb. 73<br />

Jun. 73<br />

Nov. 73<br />

Apr. 74<br />

Sep. 74<br />

Abb. 7-3: Tritium im Niederschlag und in der GWN Markungsgraben „Bombenpeak“<br />

Abb. 7-4: Tritium im Niederschlag und in der GWN Markungsgraben Gesamtzeitraum<br />

0<br />

20<br />

40<br />

60<br />

80<br />

100<br />

120<br />

140<br />

160<br />

180<br />

200<br />

Grundwasserneubildung in mm


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

62 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />

Tritiumkonz. [T.U.]<br />

6000<br />

5000<br />

4000<br />

3000<br />

2000<br />

1000<br />

0<br />

Abb. 7-5: Tritium im Niederschlag und in der GWN im Gebiet Große Ohe „Bombenpeak“<br />

Wenn alle Inputfunktionen berechnet sind, wird mittels der inversen Methodik die<br />

Verweilzeitbestimmung mit Lumped-Parameter-Modellen, welche z.B. mit MULTIS<br />

(RICHTER & SZYMCZAK, 1995) berechnet werden können, vorgenommen. Vorteil<br />

der Lumped-Parameter-Modelle ist, dass der natürliche Grundwasserleiter (GWL)<br />

mit meist nur aufwendig bestimmbaren Parametern durch einen Modell-GWL mit<br />

definierten Eigenschaften und wenigen Modellparametern ersetzt wird. Um der<br />

Vielfalt der hydrogeologischen Verhältnisse gerecht zu werden, steht eine Reihe<br />

von verschiedenen Lumped-Parameter-Modellen zur Auswahl. Genannt seien hier<br />

nur zwei der Grundmodelle: Exponential- und Linearmodell, die für natürliche<br />

Flusseinzugsgebiete häufig in Frage kommen. Abb. 7-6 zeigt schematisch die<br />

Strömungsverhältnisse von 2 Grundwasserleitern, die den genannten Fließmodellen<br />

entsprechen.<br />

GWN<br />

6002<br />

6006<br />

6010<br />

6102<br />

6107<br />

6111<br />

6203<br />

6207<br />

6211<br />

6304<br />

6308<br />

6312<br />

6404<br />

6409<br />

6501<br />

6505<br />

6509<br />

6602<br />

6606<br />

6610<br />

6702<br />

6707<br />

6711<br />

6803<br />

6807<br />

6811<br />

6904<br />

6908<br />

6912<br />

7004<br />

7009<br />

7101<br />

7105<br />

7109<br />

7202<br />

7206<br />

7210<br />

7302<br />

7307<br />

7311<br />

7403<br />

7407<br />

Fall 1<br />

GWN in mm<br />

Tritium in der GWN<br />

GWN<br />

Tritium im in der Nieder- GWN<br />

schlag<br />

GWN in mm<br />

Tritium im Niederschlag<br />

Zeit [JJMM)<br />

Fall 2<br />

Abb. 7-6: Schematisierte, durch Lumped-Parameter-Modelle abgebildete Fließzustände<br />

in Grundwasserleitern; bei Beprobung im Vorfluter (a) und Fließverhalten nach<br />

Fall 1: Verweilzeitbestimmung mit Exponentialmodell oder im Fall 2: mit Linearmodell<br />

[nach MALOSZEWSKI & ZUBER (1982); überarbeitet]<br />

Als Verweilzeitverteilungsfunktion ergab in allen Fällen das Exponentialmodell eine<br />

plausible Anpassung. In einigen Fällen konnte diese Anpassung noch verbessert<br />

werden mit einer Parallelschaltung ELMp von einem Exponentialmodell EM mit<br />

einem Linearmodell LM. Für das Linearmodell wurde eine mittlere Verweilzeit von<br />

0,1a festgelegt. Der in der Tab. 7-1 genannte % - Wert gibt den Anteil des LM am<br />

Gesamtumsatz an. Die mittlere Verweilzeit dieses kombinierten Modells ergibt sich<br />

als gewichtetes Mittel (Beispiel Große Ohe: 0,1a * 15% + 21a * 85% = 17,9a). Bei<br />

0<br />

20<br />

40<br />

60<br />

80<br />

100<br />

120<br />

140<br />

160<br />

180<br />

200<br />

GWN [mm]


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 63<br />

der Tritiummethode ist es typisch, dass wenn nur Messwerte für den Output im<br />

Bereich um das Jahr 2000 vorliegen, die inverse Methode mehrere gleichgut angepasste<br />

Lösungen anbietet. Ursache ist, dass sich Outputganglinien sowohl relativ<br />

kurzer als auch relativ langer Verweilzeiten in den 90-ziger Jahren schneiden.<br />

Tab. 7-1 beinhaltet deshalb meist alternativ die zwei besten von MULTIS berechneten<br />

Lösungen. Hier ist dann durch den Bearbeiter zu bewerten, welche Lösung<br />

realistisch ist. Betrachten wir dazu den Markungsgraben, welcher mit Messwerten<br />

von 1990 – 1991 die beste Datenbasis besitzt. Das EM weist eine Verweilzeit von<br />

8 bzw. 50 Jahren aus (siehe Abb. 7-8). Bei einem mittleren jährlichen Grundwasserabfluss<br />

RG2 von ca. 500 mm müsste das Gebiet einen Umsatzraum von entweder<br />

4.000 oder 25.000 mm aufweisen. Bei einer drainablen Porosität von geschätzt<br />

2 bis 3% im anstehendem Festgestein würde der Herkunftsraum von RG2<br />

ca. 190 bzw. 1000 m Mächtigkeit aufweisen. Ersteres ist vorstellbar, das Zweite ist<br />

hydrologisch nicht plausibel. In der Tab. 7-1 sind die ausgewählten Varianten hellgrau<br />

hervorgehoben.<br />

Die berechnete mittlere Verweilzeit von 8 Jahren für die langsamste Grundwasserabflusskomponente<br />

im Markungsgraben liegt etwas über dem Wert von ca. 4 Jahren,<br />

welcher für die Retention von Nitrat im Grundwasser dieses Gebietes genannt<br />

wird (LfW et al., 2004). Nitrat ist kein konservativer Tracer, da es im Grundwasser<br />

ggf. auch einem Abbau unterliegen kann. Deshalb ist ein Vergleich derartiger Werte<br />

nicht unproblematisch. Zum besseren Verständnis, sei an dieser Stelle die berechnete<br />

mittlere Verweilzeit etwas näher interpretiert. Die in der Abb. 7-8 dargestellten<br />

Tritium-Messwerte im Grundwasserabfluss weisen einen Messfehler von<br />

ca. ± 0,7 TU auf. Die Verweilzeit beträgt unter Berücksichtigung dieses Fehlers 8<br />

Jahre ± 1 Jahr. Mittlere Verweilzeiten im Bereich von 4 Jahren lassen sich auf<br />

Basis der gemessenen Tritiumgehalten mit keinem Verweilzeitverteilungsmodell<br />

berechnen.<br />

Der Fehler bei einer Verweilzeitberechnung auf Nitrat-Basis dürfte deutlich größer<br />

sein, da die Bestimmung des Nitrateintrags in den Grundwasserkörper aufgrund<br />

des sehr komplexen Stickstoffumsatzprozesses in der Bodenzone wesentlich<br />

schwieriger ist als die Berechnung des Tritiumeintrags.<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,1<br />

EM 4 a<br />

EM 8 a<br />

EM 50 a<br />

Verweilzeit in a<br />

0<br />

0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

Summe EM 4a<br />

Summe EM 8a<br />

Summe EM 50a<br />

10%<br />

Verweilzeit in a<br />

0%<br />

0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20<br />

Abb. 7-7: Beispiele für Verweilzeitverteilungsfunktionen (links) des Exponentialmodells<br />

und deren Summenkurven (rechts)


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

64 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />

Allein die mittlere Verweilzeit anzugeben, reicht für praktische Belange meist nicht<br />

aus. Anwenderfreundlicher ist dagegen die Darstellung der Verweilzeitverteilungsfunktion<br />

und ihrer Summenlinie. Während erstere (Abb. 7-7 linkes Bild) die Antwort<br />

des Exponentialmodells auf ein normiertes Eingangssignal zeigt, lässt sich aus der<br />

Summenlinie (Abb. 7-7 rechtes Bild) direkt erkennen, welcher kumulative Anteil<br />

des Eingangssignals welche Verweilzeit hat bzw. nach welcher Zeit das System<br />

verlässt. Beim Beispiel mit der mittleren Verweilzeit von 4 Jahren haben demnach<br />

nach 10 Jahren ca. 80% von RG2 das Einzugsgebiet verlassen bzw. sind durch<br />

jüngeres Wasser ersetzt worden. Bei einer mittleren Verweilzeit von 8 Jahren wären<br />

analog dazu nach 10 Jahren ca. 70% erneuert. Dieser Unterschied ist nicht<br />

sehr groß. Die Abb. 7-7 zeigt auch sehr schön, dass eine mittlere Verweilzeit von<br />

50 Jahren, welche die Tritiummethode als zweite Lösungsmöglichkeit anbietet (vgl.<br />

Tab. 7-1) nicht plausibel ist. Nach 10 Jahren sind noch nicht einmal 20% des<br />

Grundwassers ausgetauscht. D.h. sowohl die Anreicherung als auch der Rückgang<br />

von Nitrat im Grundwasser infolge des <strong>Wald</strong>sterbens würden deutlich langsamer<br />

als in der Realität verlaufen.<br />

Tritiumgehalt in TU<br />

1000<br />

100<br />

10<br />

1<br />

Jan 53<br />

Jan 56<br />

Jan 59<br />

Jan 62<br />

Jan 65<br />

Jan 68<br />

Markungsgraben<br />

Jan 71<br />

50a<br />

EM 8a<br />

Output_meas<br />

EM 50a<br />

Jan 74<br />

Abb. 7-8: Berechnete Tritiumkonzentrationen im langsamen Grundwasserabfluss RG2 im<br />

Markungsgraben im Vergleich mit Messwerten<br />

Jan 77<br />

Jan 80<br />

8a<br />

Jan 83<br />

Jan 86<br />

Jan 89<br />

Jan 92<br />

Jan 95<br />

Jan 98<br />

Jan 01<br />

Jan 04


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 65<br />

Tab. 7-1: Ergebnisübersicht mittlere Verweilzeiten der langsamen GW-Komponente RG2<br />

der EG Große Ohe und TS Frauenau


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

66 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />

Im Herbstriegel / Kleiner Regen zeigt das EM keine sehr gute Nachbildung der<br />

Messwerte (Abb. 7-9). An dieser Stelle ist anzumerken, dass die Messwerte sehr<br />

eng beieinander liegen und ggf. wegen des sehr niederschlagsreichen Klimas der<br />

Untersuchungsregion nicht bei jeder Probe Gewissheit herrscht, dass es sich wirklich<br />

nur um Grundwasserabfluss ohne Beimischung jüngerer schneller Abflusskomponenten<br />

handelt. Mehrmonatige Perioden ohne GWN, wie sie für viele Regionen<br />

in Mitteleuropa an sich typisch sind treten, wie die DIFGA - Analysen zeigen,<br />

in der Untersuchungsregion nicht auf. Vor diesem Hintergrund wurde mit dem<br />

ELMp gerechnet. Für ein Modell mit 35% sehr jungem Wasser (tM = 0,1a) und 65%<br />

Wasser mit (tM = 15,5 a) ergibt sich, wie die Abb. 7-10 zeigt, eine wesentlich bessere<br />

Anpassung an die Messwerte. Die mittlere Verweilzeit für diesen Ansatz beträgt<br />

dann 10,1a und liegt in der gleichen Größenordnung wie bei der Anwendung eines<br />

reinen EM (9,5 a).<br />

Die Ergebnisse für die weiteren Gebiet zeigen die Abbildungen Abb. 7-11 bis Abb.<br />

7-16. Die dargestellten Messwerte bzw. Ganglinien der Tritiumkonzentration sind<br />

stets in der Maßeinheit TU.<br />

1000<br />

100<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

10<br />

1<br />

Jan 97<br />

Jan 53<br />

Jan 56<br />

Jul 97<br />

Jan 59<br />

Jan 98<br />

Jan 62<br />

Jul 98<br />

Jan 65<br />

Jan 99<br />

Herbstriegel/Kleiner Regen<br />

Jan 68<br />

Jan 71<br />

Jul 99<br />

Jan 74<br />

Jan 00<br />

Jan 77<br />

Jul 00<br />

Jan 80<br />

Jan 01<br />

Jan 83<br />

Jul 01<br />

Jan 86<br />

Jan 89<br />

Jan 02<br />

Jan 92<br />

Output_meas<br />

EM 9.5a<br />

EM 73a<br />

Jan 95<br />

Jan 98<br />

Output_meas<br />

EM 9.5a<br />

EM 73a<br />

Abb. 7-9: Berechnete Tritiumkonzentrationen (EM) im langsamen Grundwasserabfluss<br />

RG2 im Herbstriegel / Kleiner Regen im Vergleich mit Messwerten<br />

Jul 02<br />

Jan 03<br />

Jul 03<br />

Jan 01<br />

Jan 04<br />

Jan 04


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 67<br />

10000<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

1000<br />

5<br />

100<br />

10<br />

1<br />

Jan 97<br />

Jan 53<br />

Jul 97<br />

Jan 56<br />

Jan 59<br />

Jan 98<br />

Jan 62<br />

Jul 98<br />

Jan 65<br />

Jan 99<br />

Herbstriegel/Kleiner Regen<br />

Jan 68<br />

Jul 99<br />

Jan 71<br />

Jan 74<br />

Jan 00<br />

Jan 77<br />

Jul 00<br />

Jan 80<br />

Jan 01<br />

Jan 83<br />

Jul 01<br />

Output_meas<br />

ELMp_15.5a/0.1a,35%<br />

ELMp_48a/0.1a, 35%<br />

Jan 86<br />

Jan 89<br />

Jan 92<br />

Jan 95<br />

Output_meas<br />

Jan 02<br />

Jul 02<br />

Jan 03<br />

Jan 98<br />

Jul 03<br />

Jan 01<br />

ELMp_15.5a/0.1a,35%<br />

ELMp_48a/0.1a, 35%<br />

Abb. 7-10: Berechnete Tritiumkonzentrationen (ELMp) im langsamen Grundwasserabfluss<br />

RG2 im Herbstriegel / Kleiner Regen im Vergleich mit Messwerten<br />

Jan 04<br />

Jan 04


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

68 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />

1000<br />

100<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

10<br />

1<br />

Jan 98<br />

Jan 53<br />

Jan 56<br />

Jul 98<br />

Jan 59<br />

Jan 99<br />

Jan 62<br />

Jul 99<br />

Jan 65<br />

Rachelhütte / Keiner Regen<br />

Jan 68<br />

GW-Input<br />

Jan 71<br />

Output_meas<br />

EM 6.5a<br />

Jan 00<br />

Jul 00<br />

Jan 74<br />

Jan 01<br />

Jan 77<br />

Jan 80<br />

Jan 83<br />

Jan 86<br />

Jan 89<br />

Jan 92<br />

GW-Input<br />

Output_meas<br />

EM 6.5a<br />

Abb. 7-11: Berechnete Tritiumkonzentrationen (EM) im langsamen Grundwasserabfluss<br />

RG2 im Gebiet Rachelhütte / Kleinen Regen im Vergleich mit Messwerten im<br />

Grundwasserabfluss und der berechneten Tritiumkonzentration im GW-Input<br />

Jul 01<br />

Jan 02<br />

Jul 02<br />

Jan 03<br />

Jul 03<br />

Jan 95<br />

Jan 98<br />

Jan 04<br />

Jan 01<br />

Jul 04<br />

Jan 04


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 69<br />

1000<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

100<br />

5<br />

0<br />

10<br />

1<br />

Jan 98<br />

Ja<br />

n<br />

53<br />

Ja<br />

n<br />

56<br />

Jul 98<br />

Ja<br />

n<br />

59<br />

Jan 99<br />

Ja<br />

n<br />

62<br />

Jul 99<br />

Ja<br />

n<br />

65<br />

Rachelhütte Kleiner<br />

Regen<br />

Ja<br />

n<br />

68<br />

GW-Input<br />

Ja<br />

n<br />

71<br />

Output_meas<br />

Ja<br />

n<br />

74<br />

Ja<br />

n<br />

77<br />

ELMp 7.5a/0.1a, 8%<br />

Jan 00<br />

Jul 00<br />

Jan 01<br />

Ja<br />

n<br />

80<br />

Ja<br />

n<br />

83<br />

Ja<br />

n<br />

86<br />

Ja<br />

n<br />

89<br />

GW-<br />

Input Output_me<br />

as ELMp 7.5a/0.1a,<br />

8%<br />

Abb. 7-12: Berechnete Tritiumkonzentrationen (ELMp) im langsamen Grundwasserabfluss<br />

RG2 im Gebiet Rachelhütte / Kleinen Regen im Vergleich mit Messwerten im<br />

Grundwasserabfluss und der berechneten Tritiumkonzentration im GW-Input<br />

Jul 01<br />

Jan 02<br />

Jul 02<br />

Jan 03<br />

Ja<br />

n<br />

92<br />

Jul 03<br />

Ja<br />

n<br />

95<br />

Ja<br />

n<br />

98<br />

Jan 04<br />

Ja<br />

n<br />

01<br />

Jul 04<br />

Ja<br />

n<br />

04


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

70 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />

1000<br />

100<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

10<br />

1<br />

Jan 98<br />

Jan 53<br />

Jan 56<br />

Jul 98<br />

Jan 59<br />

Jan 99<br />

Jan 62<br />

Jan 65<br />

Jan 68<br />

GW-Input<br />

Output_meas<br />

Jan 71<br />

Jan 74<br />

Große Ohe<br />

Jan 77<br />

ELMp-03 17a/0.1a 10%<br />

Jul 99<br />

Jan 00<br />

Jul 00<br />

Jan 01<br />

Jan 80<br />

Jan 83<br />

Jan 86<br />

GW-Input<br />

Output_meas<br />

ELMp-03 17a/0.1a 10%<br />

Abb. 7-13: Berechnete Tritiumkonzentrationen (ELMp) im langsamen Grundwasserabfluss<br />

RG2 in der Großen Ohe Pegel Taferlruck im Vergleich mit Messwerten<br />

Jul 01<br />

Jan 02<br />

Jul 02<br />

Jan 89<br />

Jan 03<br />

Jan 92<br />

Jul 03<br />

Jan 95<br />

Jan 98<br />

Jan 04<br />

Jan 01<br />

Jul 04<br />

Jan 04


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 71<br />

1000<br />

100<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

10<br />

1<br />

Jan 98<br />

Jan 53<br />

Jan 56<br />

Jul 98<br />

Jan 59<br />

Jan 99<br />

Jan 62<br />

Jul 99<br />

Jan 65<br />

Jan 68<br />

Jan 71<br />

GW-Input<br />

Jan 74<br />

Output_meas<br />

EM -03 14.5a<br />

Jan 00<br />

Jul 00<br />

Große Ohe<br />

Jan 01<br />

Jan 77<br />

Jan 80<br />

Jan 83<br />

Jan 86<br />

Jan 89<br />

GW-Input<br />

Output_meas<br />

EM -03 14.5a<br />

Abb. 7-14: Berechnete Tritiumkonzentrationen (EM) im langsamen Grundwasserabfluss<br />

RG2 in der Großen Ohe Pegel Taferlruck im Vergleich mit Messwerten<br />

Jul 01<br />

Jan 02<br />

Jul 02<br />

Jan 03<br />

Jan 92<br />

Jul 03<br />

Jan 95<br />

Jan 98<br />

Jan 04<br />

Jan 01<br />

Jul 04<br />

Jan 04


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

72 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />

1000<br />

100<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

10<br />

1<br />

Jan 98<br />

Jan 53<br />

Mai 98<br />

Jan 56<br />

Sep 98<br />

Jan 59<br />

Jan 99<br />

Jan 62<br />

Mai 99<br />

Jan 65<br />

Sep 99<br />

Jan 68<br />

Jan 00<br />

Output_meas<br />

EM_15a<br />

Mai 00<br />

Jan 71<br />

Sep 00<br />

Forellenbach<br />

Jan 74<br />

Jan 77<br />

Jan 80<br />

Jan 83<br />

Output_meas<br />

EM_15a<br />

Jan 01<br />

Mai 01<br />

Abb. 7-15: Berechnete Tritiumkonzentrationen (EM) im langsamen Grundwasserabfluss<br />

RG2 im Forellenbach im Vergleich mit Messwerten<br />

Sep 01<br />

Jan 02<br />

Jan 86<br />

Mai 02<br />

Sep 02<br />

Jan 89<br />

Jan 03<br />

Jan 92<br />

Mai 03<br />

Jan 95<br />

Sep 03<br />

Jan 98<br />

Jan 04<br />

Jan 01<br />

Mai 04<br />

Jan 04<br />

Sep 04


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 73<br />

1000<br />

100<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

10<br />

1<br />

Jan 98<br />

Jan 53<br />

Mai 98<br />

Jan 56<br />

Sep 98<br />

Jan 59<br />

Jan 99<br />

Jan 62<br />

Mai 99<br />

Jan 65<br />

Jan 68<br />

Output_meas<br />

Jan 71<br />

Forellenbach<br />

ELMp_17a/0.1a 9%<br />

Jan 74<br />

Output_meas<br />

Jan 77<br />

ELMp_17a/0.1a 9%<br />

Sep 99<br />

Jan 00<br />

Mai 00<br />

Sep 00<br />

Jan 01<br />

Mai 01<br />

Abb. 7-16: Berechnete Tritiumkonzentrationen (ELMp) im langsamen Grundwasserabfluss<br />

RG2 im Forellenbach im Vergleich mit Messwerten<br />

In SCHWARZE 1995, 2004 wurden in der Erzgebirgsregion mehr als 50 Einzugsgebiete<br />

mit der Tritium-Verweilzeitanalyse untersucht. Es zeigte sich ein enger<br />

Zusammenhang zwischen Verweilzeit und mittlerer Jahresniederschlagssumme,<br />

wenn die Ergebnisse nach der im Einzugsgebiet vorherrschenden Lithofazieseinheit<br />

gruppiert wurden. Grundsätzlich nimmt die mittlere Verweilzeit bei ansteigender<br />

P-Summe ab (höhere Austauschrate). Der Zusammenhang ist in der Abb. 7-17<br />

dargestellt. Die berechneten mittleren Verweilzeiten wurden den langjährigen mittleren<br />

Jahresniederschlagssummen 1980 – 2004 (vgl. Tab. 4-5) gegenübergestellt.<br />

Diese Niederschläge weichen von den in den Ergebnisstabellen der DIFGA -<br />

Analysen (z.B. Tab. 6-2 und Tab. 6-3) genannten Werten ab, da bei der Ganglinienanalyse<br />

der Analysezeitraum nicht mit dem Zeitraum 1980 – 2004 deckungsgleich<br />

war. Für die in der Untersuchungsregion im Bayerischen <strong>Wald</strong> vorkommenden<br />

Niederschlagssummen und für die dortige hydrogeologische Situation (Gneis,<br />

Granit) waren demnach mittlere Verweilzeiten zwischen 6 und 12 Jahren zu erwar-<br />

Jan 80<br />

Sep 01<br />

Jan 83<br />

Jan 02<br />

Jan 86<br />

Mai 02<br />

Sep 02<br />

Jan 89<br />

Jan 03<br />

Jan 92<br />

Mai 03<br />

Jan 95<br />

Sep 03<br />

Jan 98<br />

Jan 04<br />

Jan 01<br />

Mai 04<br />

Jan 04<br />

Sep 04


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

74 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />

ten. Die Einzugsgebiete Herbstriegel / Kleiner Regen, Rachelhütte / Kleiner Regen<br />

und Markungsgraben liegen in diesem Bereich. Die Große Ohe und der Forellebach<br />

weisen mit Verweilzeiten bei 15 Jahren leicht höhere Werte als erwartet auf.<br />

Ursachen für dieses Phänomen konnten zunächst nicht gefunden werden. Die<br />

Tab. 7-2 stellt wesentliche Ergebnisse der kombinierten Anwendung von DIFGA<br />

und tritiumbasierter Verweilzeitdatierung zusammen.<br />

t M in a<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

Gebiete im Erzgebirge<br />

0<br />

400 600 800 1000 1200 1400 1600 1800 2000 2200<br />

P in mm/a<br />

Glimmerschiefer/Phyllit<br />

Gneis/Magmatisches Ergussgestein<br />

Löß<br />

Forellenbach<br />

Magmatisches Tiefengestein<br />

Molasse Rotliegendes<br />

Gebiete im Bayerischen <strong>Wald</strong><br />

Große Ohe<br />

Herbstriegel /<br />

Kleiner Regen<br />

Markungsgraben<br />

Gneis<br />

Rachelhütte /<br />

Kleiner Regen<br />

Abb. 7-17: Vergleich der mittleren Verweilzeit des Grundwasserabflusses RG2 von Einzugsgebieten<br />

im Bayerischen <strong>Wald</strong> und im Erzgebirge<br />

Tab. 7-2: Anteile und mittlere Verweilzeiten der Komponente RG2 in der Untersuchungsregion<br />

Gebiet<br />

Herbstriegel /<br />

Kleiner Regen<br />

Rachelhütte /<br />

Kleiner Regen<br />

P in mm/a<br />

1980-2004<br />

P in mm/a<br />

DIFGA<br />

RG2 in<br />

mm/a<br />

RG2 in<br />

% von P DIFGA<br />

Granit<br />

TM in a<br />

1858 1622 380 23 9,5<br />

1958 2054 376 18 6,5<br />

Große Ohe 1670 1665 296 18 14,5<br />

Markungsgraben 1800 1867 398 21 8,0<br />

Forellenbach 1630 1710 419 25 15,0


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 75<br />

7.2 Analyse von Direktabflussanteilen<br />

Neben der Anteilsbestimmung und der Verweilzeitanalyse für die langsamste Abflusskomponente<br />

RG2 wurden im Markungsgraben und im Forellenbach für ein<br />

Hochwasserereignis eine isotopenhydrologische Direktabflussseparation vorgenommen.<br />

Der Abfluss im Hochwasserfall wird dabei in die zwei Anteile Ereigniswasser<br />

(direkt abfließendes Niederschlagswasser) QQD mit der Tracerkonzentration<br />

des Niederschlagswassers Cp und Vorereigniswasser QQG mit der Tracerkonzentration<br />

CQG unterschieden. Der Wert für CQG ist identisch mit der Konzentration<br />

des betrachteten Tracers im Bachwasser vor Ereignisbeginn. Das Prinzip ist in<br />

Abb. 7-18 ersichtlich.<br />

Beprobung von<br />

N-A-Ereignissen<br />

auf 18 O<br />

2-Komponenten-<br />

Mischungsmodell<br />

zur<br />

Direktabfluss-<br />

bestimmung<br />

Bestimmung des schnellsten Abflussanteils<br />

Input: Hochaufgelöste Messwerte von Niederschlag P<br />

Durchfluss Q sowie Tracerkonzentration C Q und C P<br />

Arbeitssschritt Ergebnis Nutzung<br />

Definition:<br />

• C QD = C P<br />

Aufteilung in<br />

• C Anteil<br />

QG = C CQ(Vor-Ereignis) Q(Vor-Ereignis)<br />

unbelastete<br />

• C CNiederschlags P und C CQG QG während des Ereignisses konstant<br />

und potentiell<br />

wasser<br />

salinar belastete<br />

Bedingungen: an<br />

Abflussanteile<br />

• C P PHW-Ereignis und C Q unterscheiden sich deutlich<br />

(„Ereignis-<br />

Parameter<br />

wasser“) Q = Q QD + Q QG Durchflusskontinuität<br />

Salzlaststeuermodell<br />

Q • C Q = Q QD • C P + Q QG • C QG Stoffkontinuität<br />

(Abstoß Stapelbecken)<br />

QD Er C Q − C QG =<br />

Q C − C<br />

P<br />

QG<br />

Abb. 7-18: Prinzip der isotopenhydrologischen Direktabflussseparation<br />

Für die Direktabflussseparation konnte in den Einzugsgebieten Markungsgraben,<br />

Forellenbach und Große Ohe eine Hochwasserganglinie im Zeitraum 22.9. bis<br />

30.9.2004 beprobt werden. Gemessen wurde das Isotop Sauerstoff -18. Der<br />

hochwasserauslösende Niederschlag fiel primär im Zeitraum 22.9.04 10:00 Uhr bis<br />

23.9.04 5:00 Uhr. In diesem Zeitraum fielen ca. 65 mm Niederschlag mit zwei Intensitätsmaxima<br />

und erzeugten eine zweigipflige Durchflussganglinie. Die Konzentration<br />

im Niederschlag ist in der Tab. 7-3 als Abweichung vom Standard<br />

VSMOW zusammengestellt. Die Konzentration im Grundwasser bei Ereignisbeginn<br />

lag an der GW-Messstelle Schachtenebene bei Delta 18 O = –11,25 VSMOW<br />

und an der GW-Messstelle Forellenbuchet bei Delta 18 O = -10,83 VSMOW. Die<br />

Konzentration im Grundwasser hat sich während des Ereignisses nicht verändert.<br />

Die Konzentration im Bachwasser lag vor Ereignisbeginn mit Delta 18 O = -10,99<br />

VSMOW genau im Bereich der GW-Messungen, d.h. es kann davon ausgegangen


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

76 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />

werden, dass vor Niederschlagsbeginn am 22.9.04 der Oberflächenabfluss primär<br />

aus Grundwasser gespeist wurde. Infolge der Mischung von direkt abfließenden<br />

Niederschlagswasser mit bereits im Gebiet vorhandenem Wasser im Verlaufe der<br />

HW-Welle stieg im Oberflächenwasser der Sauerstoff-18 Gehalt je nach Einzugs-<br />

gebiet auf Delta 18 O -8,5 bis –8,1 VSMOW im Bereich des Scheitels an. Im<br />

Rückgang der Welle wurde die Beprobung fast bis zum Erreichen des Ausgangsniveaus<br />

fortgesetzt. Im Forellenbach konnte mittels automatischer Beprobung ein<br />

Probenabstand von einer Stunde und im Markungsgraben durch volumenproportionale<br />

Beprobung eine Probenahme pro 400m³ Durchflussmenge erreicht werden.<br />

Für die Große Ohe existieren nur 6 Einzelproben etwa in einem Abstand von 24<br />

Stunden. Diese Proben reichten aber aus, um einen stabilen Zusammenhang zwischen<br />

den zeitgleichen Messwerten in der Ohe als auch im Markungsgraben und<br />

Forellenbach zu erstellen (siehe Abb. 7-19), mit dessen Hilfe zwischen den Terminmessungen<br />

bei der Ohe die Ganglinie des 18 O-Gehalts im Abfluss interpoliert<br />

werden konnte.<br />

Tab. 7-3: Sauerstoff-18 Gehalte im Niederschlag im Zeitraum 22. bis 30. September 2004<br />

Zeitraum<br />

22.9. 10:00<br />

–<br />

23.9. 10:00<br />

23.9. 10:10<br />

–<br />

24.9. 9:30<br />

24.9. 9:40<br />

–<br />

26.9. 9:50<br />

26.9. 10:00<br />

–<br />

30.9. 24:00<br />

18 O Große Ohe<br />

P Taferlruck<br />

in<br />

mm<br />

P <strong>Wald</strong>häuser<br />

in mm<br />

Cp Taferlruck in<br />

Delta 18 O<br />

in VSMOW<br />

35,1 33,9 -6,87<br />

Cp Eschenhäng in<br />

Delta 18 O<br />

in VSMOW<br />

29,8 28,3 -7,19 -7,38<br />

8,1 7,4 -6,72 -7,88<br />

9,1 9,9 -7,48 - 7,54<br />

-10,50 -10,00 -9,50 -9,00 -8,50<br />

18 O Markungsgraben bzw.<br />

Forellenbach<br />

-8,80<br />

-9,00<br />

-9,20<br />

-9,40<br />

-9,60<br />

-9,80<br />

-10,00<br />

y = 0,8592x - 1,0892<br />

R 2 = 0,9636<br />

Markungsgraben<br />

Forellenbach<br />

y = 0,6493x - 3,2548<br />

R 2 = 0,9992<br />

Abb. 7-19: Zusammenhang zwischen 18 O - Messwerten in der Ohe und im Markungsgraben<br />

bzw. Forellenbach


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 77<br />

Q in m³/s<br />

0,40<br />

0,35<br />

0,30<br />

0,25<br />

0,20<br />

0,15<br />

0,10<br />

0,05<br />

0,00<br />

22. Sep 04 23. Sep 04 24. Sep 04 25. Sep 04 26. Sep 04 27. Sep 04 28. Sep 04 29. Sep 04 30. Sep 04 1. Okt 04<br />

indirekter Abfluss direkter Abfluss<br />

Niederschlag in mm/10min d18O im Durchfluss<br />

d18O im Niederschlag Tafelruck d18O im Niederschlag Eschenhäng<br />

d18O im Grundwasser Schachtenebene d18O im Grundwasser Forellenbuchet<br />

Abb. 7-20: Direktabflussseparation Markungsgraben HW 23.-25. September 2004<br />

Q in l/s<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

22. Sep 04 23. Sep 04 24. Sep 04 25. Sep 04 26. Sep 04 27. Sep 04 28. Sep 04 29. Sep 04 30. Sep 04 1. Okt 04<br />

direkter Abfluss indirekter Abfluss<br />

Niederschlag in mm/10min d18O im Durchfluss<br />

d18O im Niederschlag Tafelruck d18O im Niederschlag Eschenhäng<br />

d18O im Grundwasser Schachtenebene d18O im Grundwasser Forellenbuchet<br />

Abb. 7-21: Direktabflussseparation Forellenbach HW 23.-25. September 2004<br />

-15<br />

-13<br />

-11<br />

-9<br />

-7<br />

-5<br />

-3<br />

-1<br />

Delta 18 O in °/ 00 VSMOW<br />

-15<br />

-13<br />

-11<br />

-9<br />

-7<br />

-5<br />

-3<br />

-1<br />

Delta 18 O in °/ 00 VSMOW


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

78 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />

Q in m³/s<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

22. Sep 04 23. Sep 04 24. Sep 04 25. Sep 04 26. Sep 04 27. Sep 04 28. Sep 04 29. Sep 04 30. Sep 04 1. Okt 04<br />

direkter Abfluss indirekter Abfluss<br />

Niederschlag in mm/10min d18O im Niederschlag Tafelruck<br />

d18O im Niederschlag Eschenhäng d18O im Grundwasser Schachtenebene<br />

d18O im Grundwasser Forellenbuchet d18O im Durchfluss Große Ohe interpoliert<br />

Abb. 7-22: Direktabflussseparation Große Ohe HW 23.-25. September 2004<br />

Die Ganglinien der drei untersuchten Gebiete zeigen die Abbildungen Abb. 7-20<br />

bis Abb. 7-22. Die separierten Direktabflussanteile enthält Abb. 7-23. Zum besseren<br />

Vergleich wurden die Durchflüsse in Spenden umgerechnet. Es ist deutlich zu<br />

erkennen, dass im Markungsgraben sowohl die Fülle der Ganglinie als auch die<br />

Scheitelabflussspende über der des Forellenbaches liegt. Wie die Abb. 7-24 bzw.<br />

Abb. 7-25 dokumentiert, ist die Abflussspende in dem stark geschädigten Markungsgraben<br />

im Scheitel mehr als doppelt so hoch wie in den anderen Gebieten.<br />

-15<br />

-13<br />

-11<br />

-9<br />

-7<br />

-5<br />

-3<br />

-1<br />

Delta 18 O in °/ 00 VSMOW


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 79<br />

q in l/(s . km²)<br />

q in l/(s . km²)<br />

q in l/(s . km²)<br />

400<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

Markungsgraben<br />

22. Sep. 04 23. Sep. 04 24. Sep. 04 25. Sep. 04 26. Sep. 04 27. Sep. 04 28. Sep. 04<br />

400<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

Forellenbach<br />

0<br />

22. Sep. 04 23. Sep. 04 24. Sep. 04 25. Sep. 04 26. Sep. 04 27. Sep. 04 28. Sep. 04<br />

400<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

Große Ohe Pegel Tafelruck<br />

direkter Abfluss<br />

indirekter Abfluss<br />

0<br />

22. Sep. 04 23. Sep. 04 24. Sep. 04 25. Sep. 04 26. Sep. 04 27. Sep. 04 28. Sep. 04<br />

Abb. 7-23: Vergleich der Direktabflussseparation für die 3 untersuchten Gebiete für das<br />

HW vom 22.-28.9.04


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

80 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

2,3 fach höhere Abflussspende<br />

direkter Abfluss Markungsgraben in l/(skm²)<br />

direkter Abfluss Forellenbach in l/(skm²)<br />

direkter Abfluss Große Ohe in l/skm²<br />

0<br />

10<br />

22.9.04 10:00 23.9.04 10:00 24.9.04 10:00 25.9.04 10:00 26.9.04 10:00 27.9.04 10:00 28.9.04 10:00<br />

Abb. 7-24: Vergleich der Direktabflussspende in l/(s . km²) von Markungsgraben, Forellenbach<br />

und Großer Ohe für HW vom 22.-28.9.04<br />

q in l/(s . km²)<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

2,2 fach höhere Abflussspende<br />

indirekter Abfluss Markungsgraben in l/(skm²)<br />

indirekter Abfluss Forellenbach in l/(skm²)<br />

indirekter Abfluss Große Ohe in l/skm²<br />

0<br />

10<br />

22.9.04 10:00 23.9.04 10:00 24.9.04 10:00 25.9.04 10:00 26.9.04 10:00 27.9.04 10:00 28.9.04 10:00<br />

Abb. 7-25: Vergleich der der Spenden des indirekten Abflusses in l/(s . km²) von Markungsgraben,<br />

Forellenbach und Großer Ohe für HW vom 22.-28.9.04<br />

Am Pegel Taferlruck / Große Ohe handelt es sich bei dem untersuchten Ereignis<br />

um ein HQ(T=3a). Die Ganglinien in der Abb. 7-23 zeigen, dass am Beginn eines<br />

Hochwassers die Ganglinie überwiegend aus Vorereigniswasser besteht. Erst im<br />

Bereich des Scheitels und im rückgehenden Ast der Ganglinie fließen dann nennenswerte<br />

Mengen Ereigniswasser ab.<br />

0<br />

2<br />

4<br />

6<br />

8<br />

0<br />

2<br />

4<br />

6<br />

8<br />

P in mm/10min


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 81<br />

Nachfolgend sollen einige Kennwerte des analysierten Hochwasserereignisses<br />

miteinander verglichen werden. Für die Berechnung des Gebietsniederschlags<br />

standen die Stationen <strong>Wald</strong>häuser (945 mü.NN) und Taferlruck (770 mü.NN) in<br />

zehnminütiger Auflösung zur Verfügung. Die Überregnung des Gebiets dauerte<br />

vom 22. bis 28.9.04 insgesamt 147 h (mit Unterbrechungen). In diesem Zeitraum<br />

fielen an der Station <strong>Wald</strong>häuser 79,5 mm Regen und an der Station Taferlruck<br />

82,1 mm in nahezu deckungsgleicher zeitlicher Verteilung. Im Hauptregen vom<br />

22.-23.9.2004 fielen innerhalb 34 Stunden an den <strong>Wald</strong>häusern 69,6 mm und am<br />

Taferlruck 71,6 mm Niederschlag. Aus beiden Datenreihen wurde durch einfache<br />

Mittelung das Gebietsmittel des hochwasserauslösenden Niederschlag zu<br />

P = 70,6 mm in 34 h berechnet.<br />

Daraus entstand ein Hochwasser mit folgenden Kennzahlen:<br />

Forellenbach<br />

Gesamtabfluss R 11,9 mm 16,9% von P<br />

Direkter Abfluss 1,4 mm 2,0% von P<br />

Indirekter Abfluss 10,5 mm 14,9% von P<br />

Mittlerer Direktabflussanteil an R 9,6%<br />

Maximaler Direktabflussanteil an R 14,9%<br />

Markungsgraben<br />

Gesamtabfluss R 30,4 mm 43,1% von P<br />

Direkter Abfluss 3,6 mm 5,1% von P<br />

Indirekter Abfluss 26,8 mm 38,0% von P<br />

Mittlerer Direktabflussanteil an R 9,7%<br />

Maximaler Direktabflussanteil an R 14,4%<br />

Große Ohe<br />

Gesamtabfluss R 18,0 mm 25,5% von P<br />

Direkter Abfluss 1,8 mm 2,5% von P<br />

Indirekter Abfluss 16,2 mm 23,0% von P<br />

Mittlerer Direktabflussanteil an R 7,8%<br />

Maximaler Direktabflussanteil an R 12,2%<br />

Aus der isotopenhydrologischen Analyse lassen sich die folgenden Thesen über<br />

die Auswirkungen des Borkenkäferbefalls im Hochwasserfall ableiten:<br />

• Die Abflusssumme ist im extrem geschädigten Markungsgraben 2,6-mal so<br />

hoch wie im Forellenbach<br />

• Die Scheitelabflussspende ist im Markungsgraben 2,2-mal höher als im Forellenbach<br />

• Aber: direkte und indirekte Abflussanteile sind in beiden Gebieten gleich<br />

• Ereigniswasser bildet nur ca. 10% der Hochwasserwelle, im Gesamtgebiet der<br />

Ohe sogar nur 8%<br />

• Vorereigniswasser formiert ca. 90% des Wassers in der Ganglinie<br />

• Die Wasserhaushaltsuntersuchungen ergeben insgesamt eine Erhöhung des<br />

Hochwasserabflussanteils auf 170% für den Markungsgraben (Phase 3)<br />

• Ob die Verdopplung der Scheitelabflussspende verallgemeinert werden kann<br />

und ob sie auch für Extremereignisse gilt, kann aus diesem einzelnen Ereignis<br />

nicht sicher abgeleitet werden.


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

82 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />

8 Dynamische Modellierung des Wasser- und Stoffhaushaltes<br />

8.1 Das ökohydrologische Modell ArcEGMO-PSCN<br />

Die in den vorangegangenen Kapiteln dargestellten Beobachtungs- und Analyseverfahren<br />

sind entweder auf Teilbereiche des komplexen Wasser- und Stoffhaushaltes<br />

von Einzugsgebieten oder auf die Analyse des Gebietsabflusses als hochintegrative<br />

Größe begrenzt. Das Zusammenspiel der einzelnen Prozesse und die<br />

Beschreibung der Wirkungsketten kann nur durch die Verknüpfung dieser Methoden<br />

mit deterministischen Modellansätzen erreicht werden. Diese Modelle müssen<br />

eine räumliche und zeitliche Übertragbarkeit ihrer Ergebnisse gewährleisten (Prognosefähigkeit)<br />

und die Einbeziehung von Zukunftsszenarien erlauben (Szenariofähigkeit).<br />

Nur so kann z. B. die Nachhaltigkeit von Bewirtschaftungsmaßnahmen<br />

nachgewiesen werden, was u.a. die Prüfung beinhaltet, wie robust das System auf<br />

Klimaveränderungen sowie anthropogene und/oder natürlicher Störungen reagiert.<br />

Für derartige Fragestellungen bietet sich der Einsatz deterministischer ökohydrologischer<br />

Flussgebietsmodelle an. Das hier angewendete Modell ArcEGMO-PSCN<br />

simuliert neben der Wasserdynamik auch den Kohlenstoff/Stickstoffhaushalt (Abb.<br />

8-1). Es entstand durch die Kopplung des GIS-gekoppelten hydrologischen Modells<br />

ArcEGMO (Pfützner, 2002, Becker et al. 2002) mit komplexen Wachstumsmodellen<br />

für <strong>Wald</strong>- und landwirtschaftliche Flächen und einem detaillierten Bodenmodell.<br />

Durch die Implementierung eines Fruchtfolgengenerators kann die<br />

landwirtschaftliche Anbaustruktur einer Region genau wiedergegeben werden.<br />

Regionalisierung der<br />

Wetterdaten<br />

tote Biomasse<br />

Nährstoffe<br />

Grundwasser<br />

H 2 O Energie<br />

PSCN Landnutzung PSCN<br />

Vegetation<br />

Nettoprimärproduktion<br />

Populationsdynamik<br />

Wachstum/Tod<br />

Boden<br />

C/N-<br />

Dynamik<br />

Wärme-<br />

Dynamik<br />

H 2 O<br />

Schnee<br />

Nährstoffe H 2 O<br />

Wasser-<br />

Dynamik<br />

Abb. 8-1: Modellschema ArcEGMO-PSCN<br />

H 2 O<br />

Fruchtfolge, Düngung, Ernte<br />

Wassernutzung<br />

Entnahmen, Einleitung, Speicherung<br />

Oberflächenabfluss<br />

Zwischenabfluss<br />

Gewässer<br />

Das Modellsystem ArcEGMO ist als hydrologische Toolbox konzipiert. Je nach<br />

Aufgabenstellung und Eingangsdatenbasis können über geeignete Kombinationen


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 83<br />

unterschiedlich detaillierter Teilprozessmodelle verschiedene Formen von Flusseinzugsgebietsmodellen<br />

erstellt werden. Die Zeitschrittweite der Simulation kann<br />

der Problemstellung angepasst werden, wobei im Standard mit einer täglichen<br />

Auflösung modelliert wird. Durch die direkte Kopplung an das GIS ArcInfo/ArcView<br />

können Flächen bestimmter Eigenschaften ausgewiesen werden und somit flächengenau<br />

die einzelnen hydrologischen Teilprozesse simuliert werden. Variable<br />

räumliche Aggregierungsansätze erlauben die Modellierung auf der Basis von<br />

Raumeinheiten unterschiedlicher Größe und Heterogenität. So erfolgt eine unterschiedliche<br />

Flächendifferenzierung bei der Simulation der vertikalen und der lateralen<br />

Prozesse. Somit ist eine Anwendung auf unterschiedlichsten Skalenebenen<br />

möglich, vom Kleinsteinzugsgebiet mit ca. 1 km² über mesoskalige Einzugsgebiete<br />

bis hin zu makroskaligen Einzugsgebieten (z.B. Saale mit 24.000 km²).<br />

Die räumliche Auflösung der Simulationen in den Untersuchungsgebieten im <strong>Nationalpark</strong><br />

<strong>Bayerischer</strong> <strong>Wald</strong> erfolgt entsprechend des Aggregationsschemas von<br />

ArcEGMO auf Hydrotopebene (s. Abb. 8-2). Jedes Hydrotop ist durch eine bestimmte<br />

Landnutzung und einen Bodentyp charakterisiert und hat einen festen<br />

Raumbezug innerhalb des Untersuchungsgebietes. Als treibende klimatische Größen<br />

werden mindestens Lufttemperatur, Niederschlag, Luftfeuchte und Globalstrahlung<br />

in täglicher Auflösung benötigt, die durch die in ArcEGMO integrierten<br />

Regionalisierungsverfahren (Kap. 4.2) für jedes simulierte Raumelement bereitgestellt<br />

werden.<br />

Räumliches Aggregationsschema von ArcEGMO<br />

Überlagerung der Landoberflächeneigenschaften (GIS)<br />

Hydrotope<br />

(1 m² .... 50 km²)<br />

DHM:<br />

Höhe, Neigung,<br />

N/S-Ausrichtung<br />

Landnutzung<br />

Vegetation<br />

Bodentypem<br />

Grundwassertiefe<br />

Gewässernetz, ober- und<br />

unterirdische Teileinzugsgebiete,<br />

Speicher, Einleitungs-/Entnahmestellen<br />

Abb. 8-2: Räumliches Aggregierungsschema von ArcEGMO<br />

Vorteile dieser prozessbeschreibenden, räumlich und zeitlich hochauflösenden<br />

Modellierung gegenüber von messwertorientierten Analyseverfahren und konzeptionellen<br />

Bilanzierungsansätzen wie z.B. MONERIS (Behrendt et al. 2002) werden<br />

vor allem hinsichtlich folgender Aspekte gesehen:<br />

• Die Simulation der Prozesse auf der Basis räumlich determinierter Hydrotope<br />

ermöglicht die flächenscharfe Ausweisung von Risikoflächen hinsichtlich


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

84 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />

- der Stoffausträge mit dem Oberflächen-, dem Drainage- bzw. dem<br />

hypodermischen Abfluss,<br />

- der Stoffeinträge in den Grundwasserkörper,<br />

- des land- und forstwirtschaftlichen Ertragsrisikos bedingt durch<br />

Wassermangel.<br />

• Die deterministische Abbildung der Vegetationsentwicklung land- und forstwirtschaftlicher<br />

Kulturen und Bestände erlaubt die Abbildung der inner- und mehrjährigen<br />

Dynamik der untersuchten Zustandsgrößen des Gebietswasser- und<br />

Stoffhaushaltes.<br />

• Das Modell ist szenariotauglich hinsichtlich kurz- und langjähriger Veränderungen<br />

des Klimas und der Landnutzung.<br />

Im Rahmen dieses Projektes erfolgte die Modellierung der Abflussbildungsprozesse<br />

und der Nährstoffflüsse im System Vegetation-Boden mit dem Modul PSCN<br />

(Plant-Soil-Carbon-Nitrogen-Modul of ArcEGMO, Abb. 8-1). Dieses Modul umfasst<br />

acht Submodule:<br />

• Potenzielle Evapotranspiration (wahlweiser Aufruf der Verfahren nach<br />

Turc/Ivanov, Haude oder Penman (DVWK, 1996)); Auf Grund der unsicheren<br />

Datenlage der Windgeschwindigkeit im Untersuchungsgebiet (s. Kapitel 4.7)<br />

wurde der Ansatz nach Turc/Ivanov genutzt, der als Eingangsdaten nur Lufttemperatur,<br />

Luftfeuchte und Globalstrahlung verlangt;<br />

• Interzeption / Interzeptionsverdunstung (Speicheransatz analog EGMO) auf<br />

der Basis der durch die Vegetationsmodelle berechneten dynamischen Interzeptionskapazitäten,<br />

• Vegetationsdynamik (je nach Landnutzung wird das <strong>Wald</strong>wachstumsmodell<br />

4C, ein Wachstumsmodell analog SWAT2000 für Wiesen, Acker- oder unspezifizierte<br />

Forstflächen (VEGEN), ein Zeitfunktionsansatz oder ein statischer Ansatz<br />

analog EGMO aufgerufen),<br />

• Schneedynamik (entweder „Tag-Grad-Verfahren“ nach Weise & Wendling<br />

(1974) oder Energiebilanzmodell nach Koitzsch & Günther (1990),<br />

• Infiltration, Muldenspeicherung und Generierung von oberirdischem Abfluss,<br />

• vertikale und laterale Bodenwasserdynamik (Koitzsch/Glugla-Verfahren<br />

(Koitzsch, 1977) mit Erweiterung um Makroporenfluss, hypodermischen und<br />

Drainageabfluss),<br />

• Bodentemperaturdynamik (Suckow, 1985, Klöcking, 1991),<br />

• C/N-Dynamik im Boden (Aufruf des Boden-C/N-Modells aus 4C).<br />

Die Simulation des <strong>Wald</strong>wachstums erfolgt primär mit dem <strong>Wald</strong>wachstumsmodell<br />

4C (FORESEE - FORESt Ecosystems in a changing Environment, Schaber et al.,<br />

1999). Nur bei fehlenden Informationen zur Initialisierung des Modells wird das<br />

allgemeine Wachstumsmodell VEGEN in Anlehnung an SWAT2000 (Neitsch et al.,<br />

2001) genutzt. Alle übrigen Landnutzungsformen (s. Tab. 3-6 und Tab. 3-11) wurden<br />

mittels eines statischen Ansatzes ohne Berücksichtigung der C/N-Dynamik<br />

simuliert. Eine ausführliche Beschreibung der Teilprozessmodelle des ArcEGMO-<br />

Abflussbildungsmoduls PSCN findet sich im Anhang A-4.<br />

Die Simulation der primär lateral gerichteten Prozesse in den Untersuchungsgebieten<br />

(„Lateral-Domäne“ in Abb. 8-1) untergliedert sich in die Modellierung der Kon-


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 85<br />

zentration des Oberflächenabflusses, der Grundwasserdynamik sowie der Konzentration<br />

des Abflusses in den oberirdischen Gewässern. Diese drei Prozesse werden<br />

durch einen kinematischen Wellenansatz bzw. Einzellinearspeicheransätze<br />

auf Teileinzugsgebietsbasis beschrieben. Eine ausführliche Beschreibung der hier<br />

nicht weiter erläuterten Teilmodelle gibt Pfützner (2002).<br />

8.2 Erstellung des GIS-Datenmodells für die Modellierung<br />

Das ökohydrologische Modell ArcEGMO-PSCN liest direkt digitale Karten (ArcInfo,<br />

ArcView) ein. Durch die Verschneidung von Boden-, Vegetations-, hydrogeologischen<br />

und topographischen Karten werden quasihomogene Flächen (Hydrotope,<br />

linker Teil der Abb. 8-2) erzeugt, auf welchen die vertikal gerichteten Prozesse wie<br />

Abflussbildung, Bestandesdynamik und C/N-Dynamik („Vertikaldomäne“, linker Teil<br />

der Abb. 8-1) simuliert werden. Voraussetzung dafür ist, dass die verwendeten<br />

Karten mit detaillierten Informationen zu den einzelnen Vegetations- bzw. Bodenformen<br />

verknüpft sind. Die Simulation der lateral gerichteten Prozesse der ober-<br />

und unterirdischen Abflusskonzentration sowie des Transportes und der Retention<br />

im Gewässernetz („Lateraldomäne“, rechter Teil von Abb. 8-1) erfolgt auf der Basis<br />

der Untergliederung des Untersuchungsgebietes in Teilgewässerabschnitte und<br />

den ihnen zugeordneten ober- und unterirdischen Einzugsgebieten. Durch die Zuordnung<br />

jedes einzelnen Hydrotops zu einem Raumelement der Lateraldomäne<br />

erfolgt die Verknüpfung der vertikal mit den lateral gerichteten Prozessen des Gebietswasserhaushaltes.<br />

Die Aufbereitung der in Kapitel 3.2 beschriebenen Raumdaten als Eingangsdaten<br />

für die Modellierung mit ArcEGMO-PSCN umfasste im Einzelnen:<br />

1. Aufbau eines digitalen hierarchisierten Gewässernetzes (Unterlieger-<br />

Oberlieger-Zuordnung, Festlegung der Berechnungsreihenfolge),<br />

2. Ausweisung der Einzugsgebietsgrenzen und Gebietsgliederung in Teileinzugsgebiete,<br />

3. Zuweisung der Teileinzugsgebiete zu den Gewässerabschnitten,<br />

4. Erstellung einheitlicher Basiskarten „Boden“ (s. Anlage A1), „Vegetation“,<br />

„Forstinventur“ (s. Anlage A2), „Totholzkarte“ (s. Anlage A2), „DHM“, „Hangneigung“<br />

und „Hangausrichtung“ (Exposition) in den Grenzen des Untersuchungsgebietes,<br />

5. Verknüpfung der Basiskarten mit weiteren vegetations- und bodenspezifischen<br />

Eingangsdaten (Leitbodenprofile, Bestandesinitialisierung, Totholzkartierung),<br />

6. Verschneidung der Basiskarten und der Teileinzugsgebiete zu Hydrotopen.<br />

Problematisch für die Erstellung des GIS-Modells auf der Basis des in Tab. 3-2<br />

aufgelisteten Datenmaterials waren vor allem zwei Aspekte:<br />

Für die in Tschechien liegenden Teile des Einzugsgebietes der TWT Frauenau<br />

liegen bislang keine Daten zu den Böden und der Vegetation vor. Auch das genutzte<br />

DHM deckt die Gebiete nicht vollständig ab. Zur Lösung dieses Problems<br />

wurden fehlende Flächeninformationen anhand von Nachbarschaftsbeziehungen<br />

und den in den Topographischen Karten TK25 enthaltenen Informationen ergänzt.


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

86 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />

Die einzelnen Originalkarten stammen aus unterschiedlichen Quellen und unterschiedlichen<br />

Aufnahmezeiten und –verfahren. Dadurch kommt es zu Lücken an<br />

den Blattschnitten, Lageverschiebungen und allgemeinen Inkonsistenzen.<br />

Bei Verschneidung dieser Karten würde sich eine Vielzahl von Kleinstflächen ergeben,<br />

die allein durch die Lageverschiebungen der einzelnen Kartenblätter zustande<br />

kommen. Deshalb wurden die einzelnen Karten mit einer Gitterweite von<br />

20m x 20m gerastert, um sie zu vereinheitlichen, Kleinstflächen zu eliminieren und<br />

kleinere Lücken zu schließen. Diese Gitterweite wurde nach folgenden Gesichtspunkten<br />

gewählt. Zum einen sollen die einzelnen Raster die räumliche Heterogenität<br />

der Basisinformation genügend genau wiedergeben. Zum anderen empfiehlt es<br />

sich für die Kombination der einzelnen Basiskarten, dass diese in der gleichen<br />

Raumauflösung vorliegen. Die größte Gitterweite sollte also immer ein Vielfaches<br />

der kleinsten Gitterweite sein. Das Inventurpunktraster mit der Gitterweite von<br />

200m x 200m stellt das gröbste Raster dar. Die Forstliche Standortkartierung ist<br />

vergleichsweise hochauflösend. Es zeigte sich, das hier maximal mit einer Gitterweite<br />

von 20 m gearbeitet werden kann, um die kartierten Konturen noch abbilden<br />

zu können.<br />

Aus dem Digitalen Höhenmodell (DHM) wurde eine Gefälle- und eine Expositionskarte<br />

abgeleitet. Da Hangneigung und Hangausrichtung hydrologisch bedeutsam<br />

sind, wurden diese Informationen neben der Landnutzung und der Bodencharakterisierung<br />

zur Erstellung der Hydrotopkarte genutzt. Dazu erfolgte eine Klassifizierung<br />

der Hangneigung in 4 Gefälleklassen (0-1%, 1-4%, 4-10%, 10-20%, > 20%)<br />

und eine Unterteilung bzgl. der Exposition in Nord-, Nord-Ost-, Ost-, Süd-Ost-,<br />

Süd-, Süd-West-, West- und Nord-West-Hänge.<br />

Die Basiskarte zur Vegetation und Landnutzung wurde durch Verknüpfung der<br />

Informationen zu Nichtwaldflächen aus der Bestandesteilflächenkartierung sowie<br />

zur Vegetation/Landnutzung aus den ATKIS-Daten erzeugt. Sie enthält 12 im Untersuchungsgebiet<br />

ökohydrologisch relevante Typen: Gewässer, Fels, Geröllflächen,<br />

Grünland/Wiese, Mischwald, Laubwald, Nadelwald, Moor, Ackerland, teilversiegelte<br />

Verkehrs- und Siedlungsflächen, versiegelte Verkehrs- und Siedlungsflächen.<br />

Zur Berücksichtigung der Wege und Straßen im EZG der TWT Frauenau<br />

wurden die im ATKIS vorhandenen Linien „gebuffert“ und somit in Flächen umgewandelt.<br />

Wesentlich für die Simulation des Wasserhaushaltes eines Flusseinzugsgebietes<br />

mit ArcEGMO ist ein digital vorliegendes, hierarchisiertes Gewässernetz, das die<br />

realen Gegebenheiten hinreichend genau wiedergibt. Das umfasst neben der Verknüpfung<br />

des Gewässersystems mit den jeweiligen Teileinzugsgebieten auch die<br />

Berücksichtigung besonderer Gewässerpunkte (Gewässerbauwerke, Seen, etc.)<br />

und die Charakterisierung der einzelnen Gewässerabschnitte durch eine entsprechende<br />

Attributierung („Kanal“, „Bach“, „verrohrt“, „Abteilungsgrenze“, etc.). Jeder<br />

Gewässerabschnitt wird durch eine Linie mit dem entsprechenden Anfangs- und<br />

Endpunkt beschrieben. Eine Beschreibung eines Abschnittes durch Gewässerrandlinien<br />

wie z.T. im ATKIS kann durch das hydrologische Modell nicht verarbeitet<br />

werden. Für die Bearbeitung des Gewässernetzes im Untersuchungsgebiet wurde<br />

die ArcView-Extension „RiverTools“ (Koschitzki & Pfützner, 2001) genutzt. Die<br />

Ausweisung der Teileinzugsgebiete, ihre Anpassung und Verknüpfung mit den<br />

jeweiligen Fließgewässerabschnitten erfolgte unter Nutzung der ArcView-<br />

Erweiterungen „GridTools“ (Ströbl, 2001) und „Hydro-Tools“ (Koschitzki & Pfützner,


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 87<br />

2001). Die dabei z.T. erforderlichen Neudigitalisierungen erfolgten auf der Grundlage<br />

der Topographischen Karten 1 : 25 000, Blätter 6946 und 7046.<br />

Insgesamt wurden für das 19,1 km² große Einzugsgebiet der Großen Ohe (Pegel<br />

Taferlruck) 18 Teileinzugsgebiete für 223 Fließgewässerabschnitte (s. Abb. 8-3)<br />

sowie 5114 Hydrotope ausgewiesen. Die Größe dieser quasihomogenen Flächen<br />

liegt zwischen 256 und 40.000 m².<br />

Das Einzugsgebiet der TWT Frauenau wurde in den Nordteil „EZG<br />

TWT/Hirschbach“ (9,5 km²) und den Südteil „EZG TWT/Kleiner Regen“ mit<br />

15,25 km² Einzugsgebietsgröße der Pegel an den jeweiligen Talsperrenzuflüssen<br />

unterteilt (s. Abb. 8-3). Das EZG Hirschbach umfasst acht Teileinzugsgebiete und<br />

insgesamt 2891 Hydrotope. Sein 25,6 km langes Gewässernetz wurde in<br />

106 Abschnitte unterteilt. Das EZG Kleiner Regen besteht aus<br />

15 Teileinzugsgebieten und insgesamt 4434 Hydrotopen. Das 41,7 km lange Gewässernetz<br />

des Kleinen Regen bis zur Vorsperre wurde in 190 Abschnitte unterteilt.<br />

Abb. 8-3: Gliederung der Untersuchungsgebiete in Teileinzugsgebiete


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

88 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />

Den durch Kombination der Basisraster (Bodentypen, Vegetation und Landnutzung,<br />

Inventurpunktraster, Gefälleklassen, Expositionsklassen, Teileinzugsgebiete)<br />

erzeugten Hydrotopen wurde zum Abschluss die jeweilige Höhe über NN, die<br />

Hangneigung und die Exposition zugewiesen, nachdem sie wieder in ein Polygon-<br />

Shape transformiert wurden. Da keine Informationen zu den mittleren Grundwasserflurabständen<br />

im Untersuchungsgebiet vorliegen, erfolgte die Zuordnung der<br />

Hydrotope zu Grundwasserflurabstandsklassen entsprechend der Informationen<br />

der Forstlichen Standortkartierung. Es wurde zwischen folgenden Klassen unterschieden:<br />

• stark durch Grundwasser beeinflusst (GWFA ≤ 1m)<br />

• bedingt durch Grundwasser beeinflusst (1 m < GWFA ≤ 3 m)<br />

• nicht durch Grundwasser beeinflusst (GWFA > 3 m)<br />

Im Einzugsgebiet der Großen Ohe (TG Markungsgraben und TG Forellenbach)<br />

gibt es seit 1988 drei Grundwassermessstellen im Bereich der Intensivmessflächen<br />

der Monitoring-Programme ECE/IM (UBA) und „Messnetz Stoffeintrag-<br />

Grundwasser“ (LfW). Den benachbarten Hydrotopen wurden diese Messwerte zur<br />

Tiefe der Grundwasseroberfläche als Zeitreihen zugeordnet.<br />

Abb. 8-4 veranschaulicht anhand des Gebietsausschnittes TG Forellenbach/ECE-<br />

IM die räumliche Untergliederung des Untersuchungsgebietes in die Hydrotope<br />

und ihrer Zuordnung zu den Teileinzugsgebieten.<br />

Abb. 8-4: Ausschnitt des GIS-Datenmodells im Bereich der Intensivmessflächen im TG<br />

Forellenbach der Großen Ohe


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 89<br />

9 Modellvalidierung am Standort<br />

9.1 Datengrundlage<br />

Eine Voraussetzung für simulationsgestützte Impaktanalysen ist der Nachweis der<br />

Eignung des verwendeten Modells zur Lösung der Fragestellung. Die Validierung<br />

räumlich verteilter Einzugsgebietsmodelle ist aufgrund ihrer Komplexität sehr<br />

schwierig. An Messreihen stehen zumeist nur Durchfluss- und Wasserqualitätswerte<br />

der Oberflächengewässer zu Verfügung, die selbst wiederum integrative Größen<br />

sind. Als Alternative bieten sich die Überprüfung der Ergebnisse der simulierten<br />

Teilprozesse an, wie z.B. der Bestandesentwicklung, der Bodenfeuchtedynamik<br />

oder der Schneedeckendynamik.<br />

Durch den Forschungsverbund „Große Ohe“ liegen im EZG der Großen Ohe hervorragende<br />

Daten zu Teilelementen des Wasser- und Stoffhaushaltes vor, die<br />

neben den Gewässermesswerten für die Modellvalidierung genutzt werden können.<br />

Insbesondere eignen sich hierfür die Messreihen auf den Intensivmessflächen<br />

des Landesamtes für Wasserwirtschaft im EZG des Markungsgraben („Messnetz<br />

Stoffeintrag-Grundwasser“, LfW, 2004) und die ECE-IM-Messflächen im Forellenbachgebiet<br />

(Beudert & Breit, 2004). Ihre Lage im Untersuchungsgebiet ist in Abb.<br />

3-2, Seite 5 enthalten. Hier liegen neben bodenchemischen und bodenphysikalischen<br />

Untersuchungen auch Daten zur Bestandesentwicklung vor, so dass sowohl<br />

die Simulationsergebnisse des Boden- als auch des Vegetationsmodells überprüft<br />

werden können.<br />

9.2 Schneemodellierung<br />

Ergebnisse der Schneemodellierung können entweder räumlich-qualitativ durch<br />

den Einsatz von Fernerkundungsdaten zur Ausdehnung und Dauer der Schneebedeckung<br />

oder punktuell-quantitativ anhand von Standortmessungen zur Schneehöhe,<br />

Schneedichte bzw. der in der Schneedecke gespeicherten Wassermenge<br />

überprüft werden. Die Anwendung von Fernerkundungsmethoden in bewaldeten<br />

bergigen Gebieten wird nach wie vor als kritisch angesehen, außerdem standen<br />

sie im Rahmen dieses Projektes für das Untersuchungsgebiet nicht zur Verfügung.<br />

Standortmessungen des Wasseräquivalents der Schneedecke liegen an den Klimastationen<br />

Taferlruck und <strong>Wald</strong>häuser sowie an der Racheldiensthütte vor.<br />

Daneben stehen Messdaten zur Schneehöhe und -menge der Klimadatenbank<br />

„Große Ohe M13“ (LWF, Gietl & Seegert, 2003) an weiteren 12 Standorten zur<br />

Verfügung.<br />

Exemplarisch erfolgte die Überprüfung der Simulationsgüte des Schneemodells<br />

anhand der Freiflächendaten an der Klimastation <strong>Wald</strong>häuser. Diese östlich neben<br />

dem Untersuchungsgebiet gelegene Station bietet sich zur Validierung insbesondere<br />

deshalb an, da hier neben Messwerten zur Schneedeckendynamik auch lückenlose<br />

Messreihen aller für die Schneesimulation benötigten Eingangsdaten<br />

vorliegen.<br />

Die Schneedynamik wird in der Mehrzahl der hydrologischen und ökohydrologischen<br />

Modelle nach sogenannten Taggradverfahren berechnet, in die primär die<br />

Lufttemperatur eingeht. Vergleicht man die Ergebnisse des Taggradverfahrens


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

90 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />

nach Weise & Wendling (1974) mit den Ergebnissen des Schneemodells nach<br />

Koitzsch & Günther (1990) auf der Basis des konvektiven Wärmeübergangs an<br />

Grenzflächen, so ergeben sich deutliche Unterschiede.<br />

500<br />

[mm]<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

Schneemenge (Wasseräquivalent)<br />

Simulation Taggradverfahren<br />

Simulation mit Strahlungsbilanz<br />

Messwert<br />

0<br />

10.90 10.91 10.92 10.93 10.94 10.95 10.96 10.97 10.98 10.99 10.00 10.01 10.02<br />

Abb. 9-1: Vergleich der gemessen mit den nach zwei unterschiedlichen Verfahren simulierten<br />

Schneemengen auf einer Freifläche an der Klimastation <strong>Wald</strong>häuser<br />

50<br />

[mm]<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Schneeschmelze [mm]<br />

Simulation mit Strahlungsbilanz<br />

Simulation Taggradverfahren<br />

01.11.1998 01.05.1999 01.11.1999 01.05.2000 01.11.2000 01.05.2001 01.11.2001 01.05.2002<br />

Abb. 9-2: Vergleich der nach zwei unterschiedlichen Verfahren simulierten Schmelzwassermengen<br />

auf einer Freifläche an der Klimastation <strong>Wald</strong>häuser<br />

Wie Abb. 9-1 veranschaulicht, wird durch das Taggradverfahren sowohl die<br />

Schneemenge, als auch die Dauer der Schneeauflage in der Mehrzahl der beobachteten<br />

Winterperioden überschätzt. Hauptursache ist dafür die Vernachlässigung<br />

des Strahlungsterms, der besonders in kühlen, aber sonnenexponierten Lagen<br />

großen Einfluss auf die Schneedynamik hat. Deren Einfluss auf den Gebietswasserhaushalt<br />

wird klar, wenn man die in Abb. 9-2 dargestellten Schmelzwasser-


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 91<br />

mengen vergleicht. Durch das Taggradverfahren wird ein deutlich verzögertes<br />

Abschmelzen der Schneedecke um bis zu 3 Wochen simuliert, was in schmelzwasserdominierten<br />

Gebirgsgebieten zu einer eklatanten Fehleinschätzung der<br />

Hochwassergefährdung führen kann.<br />

Ein direkter Vergleich von simulierten und gemessenen Schneewerten im Bestand<br />

erfolgte in diesem Projekt nicht. Ursache war die unzureichende Eingangsdatenbasis<br />

an den Standorten der Schneesonden im EZG der Großen Ohe. Die Güte<br />

der Schneemodellierung konnte hier nur indirekt über den Vergleich der simulierten<br />

und gemessenen Gebietsabflüsse erfolgen (vgl. Kap. 10).<br />

9.3 Vegetationsentwicklung<br />

Im Rahmen des ECE-IM-Programms wurden 1990 und 1994 durch Beudert et al.<br />

(1994) im Bereich der unteren Hanglagen des Forellenbachgebietes (Schachtenau)<br />

zehn Dauerbeobachtungsflächen eingerichtet. Die Buchen-Dauerbeobachtungsfläche<br />

B1 liegt in einem 16,7 ha großen, 61-121 Jahre alten Fichten-<br />

Buchen-Baumholz (Mischungsanteil 65/35) auf Lehm in einem Bereich, in dem der<br />

Buchenanteil horst- bzw. kleinbestandweise stark dominiert. Die Fichten-Dauerbeobachtungsfläche<br />

F1 liegt in einem 11,3 ha großen Fichten-Buchen-Baumholz<br />

(85/14) mit eingestreutem Bergahorn auf Lehm im Alter von 85-112 Jahren. Im<br />

Juni 1996 kam es zum Borkenkäferbefall der Fichtenflächen, was zu einem Totalausfall<br />

der Fichten im Herbst 1997 führte. Detaillierte Angaben zu den Flächen<br />

sind in Beudert & Breit (2004) enthalten.<br />

Ziel der Untersuchungen war die Überprüfung der Güte der Bestandessimulation<br />

durch das <strong>Wald</strong>wachstumsmodell 4C im Rahmen des Gesamtmodells ArcEGMO-<br />

PSCN. Dieses Modell wurde bislang noch nie unter vergleichbaren Bedingungen<br />

(Bergmischwald ohne kommerzielle Nutzung, Borkenkäferkalamität, Klima) getestet.<br />

Die Initialisierung der Bestandesdaten erfolgte auf der Basis der Zustandserhebung<br />

von 1990. Die Simulation wurde für den Zeitraum 1990 bis 2004 durchgeführt.<br />

Für diese Periode stehen die Ergebnisse zweier weiterer Zustandserhebungen<br />

1995 und 2001 sowie kontinuierliche Bodenfeuchtemessungen seit 2002 (vgl.<br />

Kap. 9.4) für die Modellvalidierung des Vegetationsmodells zur Verfügung.<br />

Wie die folgenden Abbildungen verdeutlichen, konnte insgesamt eine<br />

zufriedenstellende Abbildung der Bestandesentwicklung auf beiden Versuchsflächen<br />

durch das Modell erreicht werden. Bei der Entwicklung der Stammzahlen<br />

sowie des Derbholzvolumens der Baumarten Fichte und Buche gibt es eine gute<br />

Übereinstimmung zwischen beobachteten und simulierten Werten. Die Übereinstimmung<br />

der abgeleiteten mittleren Oberhöhe und der Stammdurchmesser ist<br />

insbesondere für die Fichten auch gut. Letzterer Parameter wird für die Buchen<br />

jedoch noch unbefriedigend durch das Modell 4C simuliert, wie Abb. 9-3 veranschaulicht.<br />

Da der Stammdurchmesser ohne Auswirkungen auf die Simulation des<br />

Wasser- und Nährstoffbedarfs ist, kann diese Modellunsicherheit im Rahmen des<br />

Forschungsprojektes toleriert werden.


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

92 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />

Dg [cm] und h100 [m]<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

B1: Buchen<br />

Grundflächenm ittel-Stam m durchm esser Dg<br />

Oberhöhe h100<br />

Derbholzvolum en V<br />

Dg M esswert Dg Simulation<br />

h100 M esswert h100 Simulation<br />

V M esswert V Simulation<br />

20<br />

0<br />

1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004<br />

Abb. 9-3: Vergleich der 4C-Simulation der Bestandesentwicklung mit den Messwerten auf<br />

der Buchenmessfläche B1 für die Baumart Buche<br />

Dg [cm] und h100 [m]<br />

50<br />

45<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

B1: Fichten<br />

Grundflächenm ittel-Stam m durchm esser Dg<br />

Derbholzvolum en V<br />

Oberhöhe h100<br />

Dg Messwert Dg Simulation<br />

h100 Messwert h100 Simulation<br />

V Messwert V Simulation<br />

20<br />

0<br />

1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004<br />

Abb. 9-4: Vergleich der 4C-Simulation der Bestandesentwicklung mit den Messwerten auf<br />

der Buchenmessfläche B1 für die Baumart Fichte<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

V [VfmD/ha]<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

V [VfmD/ha]


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 93<br />

h100 [m]<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

F1: Buche<br />

Oberhöhe h100<br />

Derbholzvolum en V<br />

Stam m zahl n<br />

h100 Messwert h100 Simulation<br />

V Messwert V Simulation<br />

n Messwert n Simulation<br />

0<br />

0<br />

1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004<br />

Abb. 9-5: Vergleich der 4C-Simulation der Bestandesentwicklung mit den Messwerten auf<br />

der Fichtenmessfläche F1 für die Baumart Buche<br />

Dg [cm] und h100 [m]<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

F1: Fichten<br />

Oberhöhe h100<br />

Stam m zahl n<br />

Derbholzvolum en V<br />

Grundflächenm ittel-<br />

Stam m durchm esser Dg<br />

Dg Messwert<br />

Dg Simulation<br />

h100 Messwert<br />

h100 Simulation<br />

V Messwert<br />

V Simulation<br />

n Messwert<br />

n Simulation<br />

0<br />

0<br />

1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004<br />

Abb. 9-6: Vergleich der 4C-Simulation der Bestandesentwicklung mit den Messwerten auf<br />

der Fichtenmessfläche F1 für die Baumart Fichte<br />

9.4 Bodenwasserdynamik<br />

Die Bodenwasserdynamik wird an jeweils einem Standort im Markungsgrabengebiet<br />

und Forellenbachgebiet durch die Messung der Bodenfeuchte beobachtet. Seit<br />

Oktober 2001 liegen hierzu Tensiometer-Messwerte in zwei Tiefen (50 und<br />

200 cm) für die MSGW-Messfläche im Markungsgraben vor. Für die Buchenfläche<br />

B1 im EZG Forellenbach gibt es eine Tensiometer-Messreihe für das hydrologische<br />

Jahr 1995 in 20, 40, 70 und 100 cm Tiefe. Da es immer wieder zu Ausfällen<br />

der Tensiometer kam, wurde November 2001 eine TRACE-Anlage installiert, so<br />

dass seit dem 1.1.2002 TDR-Messwerte in 5 Tiefen (10, 30, 55, 85, 115 cm) mit je<br />

4 Wiederholungen vorliegen. Für den Zwischenzeitraum liegen nur sehr lückenhaft<br />

Daten vor, die nicht in den Vergleich einbezogen wurden.<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

1200<br />

1000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

V [VfmD/ha] und n<br />

V [VfmD/ha] und n


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

94 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />

Im Folgenden werden die Ergebnisse der Bodenfeuchtesimulation für die Buchenmessfläche<br />

im EZG Forellenbach diskutiert. Die Anpassungsgüte für die Messfläche<br />

des LfW in den Hochlagen des Markungsgrabens ist vergleichbar.<br />

6 0<br />

5 0<br />

4 0<br />

3 0<br />

2 0<br />

1 0<br />

B o d e n f e u c h t e in 1 0 c m T ie f e [ V o l% ]<br />

K a n a l 1 a K a n a l 6 a K a n a l 1 1 a<br />

K a n a l 1 6 a K a n a l 2 1 a S im u la t io n<br />

0<br />

1 0 . 1 1 . 2 0 0 1 2 9 . 0 5 . 2 0 0 2 1 5 . 1 2 . 2 0 0 2 0 3 . 0 7 . 2 0 0 3 1 9 . 0 1 . 2 0 0 4 0 6 . 0 8 . 2 0 0 4<br />

6 0<br />

5 0<br />

4 0<br />

3 0<br />

2 0<br />

1 0<br />

B o d e n f e u c h t e in 3 0 c m T ie f e [ V o l% ]<br />

K a n a l 2 K a n a l 7 a K a n a l 1 2 a<br />

K a n a l 2 2 a K a n a l 1 7 a S im u la t io n<br />

0<br />

1 0 . 1 1 . 2 0 0 1 2 9 . 0 5 . 2 0 0 2 1 5 . 1 2 . 2 0 0 2 0 3 . 0 7 . 2 0 0 3 1 9 . 0 1 . 2 0 0 4 0 6 . 0 8 . 2 0 0 4<br />

6 0<br />

5 0<br />

4 0<br />

3 0<br />

2 0<br />

1 0<br />

W C i n 5 5 c m T i e f e [ V o l % ]<br />

K a n a l 3 a K a n a l 8 a K a n a l 1 3 a<br />

K a n a l 1 8 a K a n a l 2 3 a S im u la t io n<br />

0<br />

1 0 . 1 1 . 2 0 0 1 2 9 . 0 5 . 2 0 0 2 1 5 . 1 2 . 2 0 0 2 0 3 . 0 7 . 2 0 0 3 1 9 . 0 1 . 2 0 0 4 0 6 . 0 8 . 2 0 0 4<br />

6 0<br />

5 0<br />

4 0<br />

3 0<br />

2 0<br />

1 0<br />

B o d e n f e u c h t e i n 8 5 c m T i e f e [ V o l % ]<br />

K a n a l 4 a K a n a l 9 K a n a l 1 4<br />

K a n a l 1 9 K a n a l 2 4 S im u la t io n<br />

0<br />

1 0 . 1 1 . 2 0 0 1 2 9 . 0 5 . 2 0 0 2 1 5 . 1 2 . 2 0 0 2 0 3 . 0 7 . 2 0 0 3 1 9 . 0 1 . 2 0 0 4 0 6 . 0 8 . 2 0 0 4<br />

Abb. 9-7: Vergleich der simulierten mit der gemessenen Bodenfeuchte auf der Buchenmessfläche<br />

B1 im EZG Forellenbach


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 95<br />

6 0<br />

5 0<br />

4 0<br />

3 0<br />

2 0<br />

1 0<br />

B o d e n f e u c h t e i n 1 1 5 c m T i e f e [ V o l % ]<br />

K a n a l 5 K a n a l 1 0 K a n a l 1 5<br />

K a n a l 2 0 K a n a l 2 5 S im u la t io n<br />

0<br />

1 0 . 1 1 . 2 0 0 1 2 9 . 0 5 . 2 0 0 2 1 5 . 1 2 . 2 0 0 2 0 3 . 0 7 . 2 0 0 3 1 9 . 0 1 . 2 0 0 4 0 6 . 0 8 . 2 0 0 4<br />

Abb. 9-8: Vergleich der simulierten mit der gemessenen Bodenfeuchte auf der Buchenmessfläche<br />

B1 im EZG Forellenbach in 115 cm Tiefe<br />

In die Darstellung der Bodenfeuchteentwicklung in den fünf Messtiefen (Abb. 9-7,<br />

Abb. 9-8) wurden alle Einzelmessungen (Kanal 1 bis 25) mit einbezogen. Hierdurch<br />

wird klar, wie schwierig die Beobachtung der Bodenfeuchtedynamik und ein<br />

Vergleich mit simulierten Werten ist. Obwohl die einzelnen TDR-Antennen (Kanäle)<br />

auf einer Fläche von nur 50 m² mit einem mittleren Abstand von 2 m zwischen<br />

jeweils zwei Sonden angeordnet sind, unterscheiden sich die Einzelmesswerte pro<br />

Bodentiefen sowohl im Niveau der gemessenen Bodenfeuchte um bis zu 20 Vol.%<br />

als auch hinsichtlich der beobachteten Dynamik. Insbesondere in den Austrocknungsperioden<br />

werden an den einzelnen Messpunkten unterschiedliche Bodenfeuchteverläufe<br />

beobachtet, was auf ein deutlich heterogenes Muster des Entzuges<br />

durch Transpiration schon auf kleinster Fläche hinweist. Besonders große<br />

Differenzen zwischen den einzelnen Messpunkten werden im Oberboden (10 cm<br />

Tiefe) und ab einer Tiefe von mehr als 80 cm beobachtet.<br />

Aus diesen Gründen verbietet sich die Anwendung von statistischen Verfahren zur<br />

Berechnung der Effizienz. Die Abschätzung der Simulationsgüte muss allein visuell<br />

hinsichtlich der Widerspiegelung des Feuchteniveaus und der Dynamik erfolgen.<br />

Insgesamt ist die Übereinstimmung zwischen simulierten und gemessenen Bodenfeuchtewerten<br />

zufriedenstellend. Die Dynamik wird durch das Modell gut wiedergegeben,<br />

auch wenn der Pflanzenentzug im Oberboden etwas über- und in größerer<br />

Tiefe unterschätzt wird.<br />

Durch die Berücksichtigung des Makroporenflusses bei der Bodenfeuchtesimulation<br />

konnte auch der schnelle Durchbruch von Feuchtefronten im trockenen Boden<br />

abgebildet werden. Wie die Messwerte in den einzelnen Tiefen zeigen, kommen<br />

jedoch solche Feuchtedurchbrüche nach Starkregenereignissen schon ab einer<br />

Tiefe von 85 cm nicht mehr zum Tragen. Deshalb wird davon ausgegangen, dass<br />

diese Prozesse den Gebietswasserhaushalt nur bedingt beeinflussen, obwohl sie<br />

von Relevanz für die Feuchte des Oberbodens sind. Einschränkend muss jedoch<br />

an dieser Stelle darauf hingewiesen werden, dass die alleinige Nutzung von Bodenfeuchtemessungen<br />

zur Abschätzung des Bodenwasserhaushaltes als problematisch<br />

angesehen werden muss. Das betrifft besonders die Abflussbildungsperioden,<br />

wenn die Bodenfeuchte oberhalb der Feldkapazität liegt. So zeigten Simulationsexperimente<br />

unter Variation der horizontalen hydraulischen Leitfähigkeit, die<br />

entscheidend für den hypodermischen Abfluss (Interflow) ist, keine großen Auswirkungen<br />

auf die simulierten Bodenfeuchtereihen bei Anstieg des Interflows um ein<br />

Vielfaches.


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

96 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />

60<br />

[Vol%]<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

Bodenfeuchte in 30 cm Tiefe [Vol%]<br />

Kanal 2 Kanal 12a<br />

Simulation mit 4C Simulation mit VEGEN<br />

0<br />

01.11.01 20.05.02 06.12.02 24.06.03 10.01.04 28.07.04<br />

Abb. 9-9: Gegenüberstellung des simulierten Bodenfeuchteverlaufs in 30 cm Tiefe bei<br />

Verwendung zweier unterschiedlicher Vegetationsmodelle, Messwerte: Kanal 2<br />

und 12a<br />

Demgegenüber sind in Ausschöpfungsperioden die Messwerte geeignet, die Güte<br />

des simulierten Bodenwasserentzugs durch die Vegetation zu überprüfen. Wie<br />

Abb. 9-9 am Beispiel der in ArcEGMO-PSCN integrierten Modelle 4C und VEGEN<br />

verdeutlicht, wird durch beide Modelle eine unterschiedliche Entzugsverteilung<br />

über die Tiefe und die Zeit simuliert, obwohl die Summe des berechneten Transpirationsentzugs<br />

in beiden Modellen vergleichbar ist.<br />

Da über die Prozesse der Stoff- und Wasseraufnahme durch die Vegetation immer<br />

noch zu wenig bekannt ist, werden Wurzel- bzw. Entzugsverteilungen mit der Tiefe<br />

in den Simulationsmodellen zumeist durch empirische Ansätze beschrieben. Auf<br />

eine Eichung dieser Ansätze anhand der beobachteten Bodenfeuchteverläufe wurde<br />

hier bewusst verzichtet, da die Messungen an sich schon eine große Heterogenität<br />

in der Fläche zeigen.<br />

Beide Modelle simulieren jedoch einen zu schnellen Anstieg des Transpirationsentzuges<br />

im Frühjahr. Der auf der Basis der simulierten phänologischen Entwicklung<br />

berechnete Bedarf im Mai übersteigt die gemessene Absenkung der Feuchte.<br />

Der simulierte Abfall der Bodenfeuchte setzt zu schnell ein und ist zu steil.<br />

Die durch die einzelnen Vegetationsmodelle unterschiedlich simulierte Entzugsdynamik<br />

ist von Einfluss auf die modellierten Gebietsabflüsse, wie Abb. 9-10 anhand<br />

der simulierten Sickerwasserraten in 1,50 m Bodentiefe verdeutlicht. Beide Simulationsergebnisse<br />

sind jedoch nicht grundsätzlich unterschiedlich. Deshalb erscheint<br />

eine Nutzung des VEGEN-Modells als Ersatzmodell für Bestände, an denen 4C<br />

nicht initialisiert werden konnte, gerechtfertigt.


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 97<br />

30<br />

GWn<br />

[mm]<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

Simulation mit 4C<br />

Simulation mit VEGEN<br />

0<br />

01.11.01 01.05.02 01.11.02 01.05.03 01.11.03 01.05.04 01.11.04<br />

Abb. 9-10: Simulierte tägliche Sickerwasserbildung in 150 cm Tiefe bei Verwendung zweier<br />

unterschiedlicher Vegetationsmodelle<br />

Nach der Austrocknung des Bodens im Hitzesommer 2003 zeigt der gemessene<br />

Bodenfeuchteverlauf eine deutliche Absenkung des Feldkapazitätsniveaus in der<br />

darauf folgenden Auffüllungsperiode. Erst Ende 2004 pendelte sich die Bodenfeuchte<br />

bei Sättigung wieder auf den ursprünglichen Wert ein. Das gleiche Phänomen<br />

wurde auch an anderen TDR-Messstandorten in Deutschland und der<br />

Schweiz beobachtet (Raspe et al., 2004; Gurtz, 2005, Holts, 2005) und muss noch<br />

weiter untersucht werden. In der Simulation wird abweichend von den Beobachtungen<br />

ein Bodenfeuchteniveau auf der ursprünglichen Höhe der Feldkapazität<br />

bereits im Oktober 2003 wieder erreicht.


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

98 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />

9.5 Bodenstickstoffdynamik<br />

Das Modell ArcEGMO-PSCN simuliert die Kohlenstoff- und Stickstoffvorräte im<br />

Bestand sowie die Bodenvorräte, unterteilt in einzelne Fraktionen. Mineralischer<br />

Stickstoff wird in den Bindungsformen Nitrat (NO3-N) und Ammonium (NH4-N) als<br />

vollständig gelöst betrachtet. Berechnet werden die in den einzelnen Bodenhorizonten<br />

enthaltenen Mengen beider Komponenten in kg N/ha sowie die mit dem<br />

Sickerwasser ausgewaschene Gesamtfracht [kg N/ha]. In Abb. 9-11 sind für die<br />

Periode 1999 bis 2004 diese simulierten Größen dargestellt.<br />

N-Gehalt [kg/ha]<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

N-Auswaschung N03-N in oberen 40 cm NH4-N in oberen 40 cm min. N in Bodensäule<br />

0<br />

01.01.99 01.07.99 01.01.00 01.07.00 01.01.01 01.07.01 01.01.02 01.07.02 01.01.03 01.07.03 01.01.04 01.07.04<br />

Abb. 9-11: Simulierte anorganisch gebundene Bodenstickstoffgehalte im Oberboden (ohne<br />

Auflage) und im Gesamtprofil (NO3-N+NH4-N) sowie aus 1,5 m Tiefe ausgewaschenen<br />

Menge (NO3-N+NH4-N) unter dem Buchenbestand B1<br />

Deutlich zeichnen sich Immobilisierungsphasen nach dem Laubfall, Entzüge während<br />

der Vegetationsperioden sowie Auswaschungsperioden ab. Ein direkter Vergleich<br />

dieser Simulationsergebnisse mit Messwerten war jedoch im Rahmen des<br />

Projektes nicht möglich, da hier nicht die gleichen Zustandsvariablen gemessen<br />

werden.<br />

0<br />

2<br />

4<br />

6<br />

8<br />

10<br />

12<br />

N-Auswaschung [kg/ha]


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 99<br />

10 Modellvalidierung anhand der Gebietsabflüsse<br />

10.1 Wasserhaushaltssimulation für das EZG der Großen Ohe<br />

In der Hydrologie wird häufig zum Vergleich der simulierten mit den beobachteten<br />

Durchflusswerten das Gütekriterium E nach Nash und Sutcliffe (1979) benutzt:<br />

∑<br />

sim<br />

[ Qi<br />

m 2<br />

− Qi<br />

]<br />

E = 1 − i<br />

m<br />

[ Q<br />

m 2<br />

− Q ]<br />

(10-1)<br />

∑<br />

i<br />

i<br />

Der theoretisch möglich Fall E gleich Eins tritt ein, wenn die simulierten Werte<br />

identisch mit den beobachteten Werten sind. Für den Markungsgraben (Pegel<br />

1741800 mit 5053 Werten) ergab sich ein Wert E=0,68. Die Anpassungsgüte für<br />

den Forellenbach lag mit E=0,683 (0,68 mit VEGEN) noch etwas darüber. Die Anpassung<br />

für den Große Ohe, Pegel Taferlruck, ist mit 0,63 vergleichbar. Wie die<br />

folgenden Abbildungen für Markungsgraben und Forellenbach verdeutlichen, wurde<br />

eine sehr gute Anpassung im Niedrig- und Mittelwasserbereich erreicht. Problematisch<br />

erwies sich die Wiedergabe der extrem hohen Abflussspitzen. Am Markungsgraben<br />

werden Durchflüsse von über 1 m³/s beobachtet. Die höchsten simulierten<br />

Werte liegen demgegenüber nur bei 0,5 m³/s (Abb. 10-3). Beim Forellenbach<br />

ist diese Diskrepanz zwar nicht mehr so extrem, aber immer noch vorhanden<br />

(Abb. 10-4). Als Ursache werden bislang noch unbekannte, extrem schnell reagierende<br />

Fließwege vor allem in den Hochlagen vermutet, die noch nicht durch das<br />

Modell erfasst werden. Außerdem wirkt sich hier die unsichere Parametrisierung<br />

der Böden der Hochlagen, wie vor allem der mit einem Flächenanteil von 38% im<br />

Markungsgraben vorkommende Ranker negativ auf die Simulationsergebnisse<br />

aus. Die Perkolation aus den gekappten Böden der Hochlagen wird vermutlich<br />

wesentlich zeitiger abflusswirksam, als es bisher im Modell durch Verortung der<br />

„Grundwasser“-Bildungsräume (s. Abb. 10-7) berücksichtigt ist.<br />

1.0<br />

Q [m³/s]<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

Markungsgraben<br />

Messwerte<br />

Simulation<br />

0.0<br />

Jan 1997 Jan 1998 Jan 1999 Jan 2000 Jan 2001 Jan 2002 Jan 2003 Jan 2004<br />

Abb. 10-1: Gegenüberstellung von beobachteten und simulierten Durchflüssen am Pegel<br />

Racheldiensthütte (Markungsgraben) für die Periode 1997 bis 2003


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

100 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />

0.30<br />

Q [m³/s]<br />

0.20<br />

0.10<br />

0.00<br />

Forellenbach<br />

Messwerte<br />

Simulation<br />

Jan 1997 Jan 1998 Jan 1999 Jan 2000 Jan 2001 Jan 2002 Jan 2003 Jan 2004<br />

Abb. 10-2: Gegenüberstellung von beobachteten und simulierten Durchflüssen am Pegel<br />

Schachtenau (Forellenbach) für die Periode 1997 bis 2003<br />

1.2<br />

Q<br />

[m³/s]<br />

1.0<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

0.0<br />

Simulation Q [m³/s]<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

0.0<br />

1:1 Linie<br />

Simulation mit 4C<br />

0.0 0.2 0.4 0.6 0.8<br />

Messwert Q [m³/s]<br />

Messwerte<br />

Simulation mit 4C<br />

0 72 145 217 289 361<br />

Unterschreitungstage<br />

Abb. 10-3: Übereinstimmung zwischen simulierten und gemessenen Durchflusswerten für<br />

den Markungsgraben 1.1.1991-31.10.2004, Darstellung als x-y-Diagramm und<br />

als Dauerlinie<br />

Andere Abweichungen zwischen simulierten und gemessenen Ganglinien lassen<br />

sich mit dem unsicheren meteorologischen Input erklären. Wie bereits im Kap. 4<br />

angesprochen, ist die Ausgangssituation sowohl für die Niederschläge in den<br />

Hochlagen als auch bzgl. der Lufttemperatur (Tageswerte und ihre räumliche Verteilung<br />

im Gesamtgebiet) schwierig. Dadurch wird in einigen Jahren die Schneedeckendynamik<br />

falsch eingeschätzt, was sich beim Vergleich der als schmelzwasserinduziert<br />

angenommenen innerjährlichen Abflussmaxima im Frühjahr zeigt. Zumeist<br />

wird ein verzögertes Schmelzen simuliert, da vorhergehende Abschmelzperioden<br />

auf Grund der regionalisierten Witterungsverhältnisse durch die Simulation<br />

nicht erfasst werden konnten.


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 101<br />

0.3<br />

0.2<br />

0.1<br />

0.0<br />

Simulation Q [m³/s]<br />

0.3<br />

0.2<br />

0.1<br />

1:1 Reihe<br />

Simulation mit 4C<br />

0.0<br />

0.0 0.1 0.2 0.3<br />

Messwerte Q [m³/s]<br />

Messwerte<br />

Simulation mit 4C<br />

Simulation mit VEGEN<br />

0 72 145 217 289 361<br />

Unterschreitungstage<br />

Abb. 10-4: Übereinstimmung zwischen simulierten und gemessenen Durchflusswerten für<br />

den Forellenbach 1.1.1991-31.10.2004, Darstellung als x-y-Diagramm und als<br />

Dauerlinie<br />

Wie schon bei den Untersuchungen für die Einzelstandorte deutlich wurde (Kap.<br />

9.4), ist der Einfluss unterschiedlicher Modellansätze zur Beschreibung der Vegetation<br />

und der Potentiellen Evaporation innerhalb der Simulation nicht mehr so<br />

gravierend. Diese kommen eher in Niedrigwasserperioden zum Tragen, wie Abb.<br />

10-5 verdeutlicht. Scheinbar wird durch das <strong>Wald</strong>wachstumsmodell die Verdunstung<br />

etwas unterschätzt. Damit wird der Bodenwasservorrat in der Vegetationsperiode<br />

nicht so weit aufgezehrt, was zu höheren Direktabflüssen durch Interflow in<br />

der darauffolgenden Perkolationsperiode führt.<br />

0.20<br />

0.15<br />

0.10<br />

0.05<br />

Messwerte<br />

Simulation mit 4C<br />

Simulation mit VEGEN<br />

0.00<br />

Jan 1999 Jul 1999 Jan 2000 Jul 2000 Jan 2001<br />

Abb. 10-5: Gegenüberstellung der simulierten Durchflusswerte für den Forellenbach bei<br />

Nutzung der beiden Vegetationsmodelle


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

102 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />

In Abb. 10-6 ist die Entwicklung des Blattflächenindexes LAI, wie er mit den beiden<br />

Vegetationsmodellen simuliert wird, als Gebietsmittel für das EZG des Markungsgrabens<br />

dargestellt. Dieser ökohydrologisch wichtige Parameter beeinflusst die<br />

Mengenverhältnisse der einzelnen Verdunstungskomponenten wie auch die den<br />

Erdboden erreichenden Niederschlags- und Strahlungsanteile. Beide Modelle geben<br />

die Beeinflussung durch den Borkenkäferbefall vergleichbar wieder, obwohl<br />

innerjährliche Dynamik und die absoluten Beträge unterschiedlich sind. Es ist somit<br />

zulässig, beide Modelle gleichzeitig in einem Gebiet bei den Szenariosimulationen<br />

anzuwenden, wenn die Simulation nicht für alle Bestände mit dem <strong>Wald</strong>wachstumsmodell<br />

4C möglich ist. Der nur durch das Modell 4C simulierte Abfall des LAI<br />

in den ersten drei Jahren ist nicht borkenkäferinduziert. Hier simuliert das Modell<br />

ein Absterben nicht konkurrenzfähiger Bäume (Initialisierungsproblem).<br />

9<br />

LAI 8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

Jul 91<br />

Jul 92<br />

Markungsgraben<br />

Jul 93<br />

Jul 94<br />

Jul 95<br />

Jul 96<br />

Jul 97<br />

Jul 98<br />

Jul 99<br />

Jul 00<br />

Vegetationsmodell 4C<br />

Vegetationsmodell VEGEN<br />

Abb. 10-6: Simulation des Blattflächenindexes (LAI) mit den beiden Vegetationsmodellen<br />

in ArcEGMO-PSCN für das EZG Markungsgraben<br />

Unterteilung des Gebietsabflusses in einzelne Abflusskomponenten:<br />

ArcEGMO-PSCN unterteilt den simulierten Gebietsabfluss in die Abflusskomponenten<br />

Oberflächenabfluss, hypodermischer Direktabfluss (Interflow aus der Bodenzone),<br />

schneller und langsamer Grundwasserabfluss. Es wird dabei zwischen<br />

der Abflussbildung R auf den einzelnen Hydrotopen und den Abflussanteilen QR<br />

am Gewässerdurchfluss (Abflusskonzentration) unterschieden. Deren Mengenanteile<br />

als Mittel über den Simulationszeitraum gibt Tab. 10-1 wieder.<br />

Tab. 10-1: Anteil der einzelnen Abflusskomponenten am simulierten Gebietsabfluss von<br />

Markungsgraben und Forellenbach (Simulationszeitraum: 1.1.1991-31.12.2004)<br />

Abflusskomponente [%] Markungsgraben Forellenbach<br />

Oberflächenabfluss QRd 0,7 1,1<br />

Hypodermischer Direktabfluss QRint 39,8 38,1<br />

Schneller Grundwasserabfluss QRG1 29,6 9,0<br />

Grundwasserabfluss QRG2 29,8 51,7<br />

Jul 01<br />

Jul 02<br />

Jul 03<br />

Jul 04


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 103<br />

Die in einem Hydrotop gebildeten Anteile am Oberflächenabfluss RD und am hypodermischen<br />

Abfluss Rint hängen direkt von der Hangneigung und der hydraulischen<br />

Leitfähigkeit der einzelnen Bodenhorizonte ab. Insbesondere auf teilversiegelten<br />

oder vegetationsarmen Flächen steigt der Anteil des Oberflächenabflusses im Vergleich<br />

zu den übrigen, auf dieser Fläche gebildeten Abflusskomponenten. Diese<br />

Hydrotope sind in Abb. 10-7 als RD-dominierte Areale hervorgehoben.<br />

Da für das Untersuchungsgebiet kein Grundwasserströmungsmodell vorhanden<br />

ist, wurde die Grundwasserdynamik durch ein Einzellinearspeicherkonzept nachgebildet.<br />

Jedem dieser Speicher sind Hydrotope mit entsprechenden Eigenschaften<br />

zugeordnet. Die einzelnen Speisungsflächen für die Grundwasserkomponenten<br />

RG1 und RG2 sind in Abb. 10-7 dargestellt. Bei der Ausweisung wurde davon ausgegangen,<br />

dass nur ein geringer Anteil der aus den gekappten Böden der Hochlagen<br />

perkolierenden Bodenlösung in das Kluftsystem des anstehenden Gesteins<br />

einsickern kann. Der überwiegende Teil wird an der Grenze Boden-Festgestein<br />

sehr schnell talabwärts fließen. Eine Sonderstellung innerhalb der Grundwasserspeisungsflächen<br />

nehmen die grundwasserbeeinflussten Feuchtflächen (Auenbereiche,<br />

Nieder- und Übergangsmoore) ein, da sie in verdunstungsintensiven Perioden<br />

als Grundwasser-Zehrflächen wirken. Details zum Einzellinearspeicherkonzept<br />

zur Abbildung der Grundwasserdynamik in ArcEGMO werden in Becker et al.<br />

(2002) gegeben.<br />

Abb. 10-7: Hydrotopklassifizierung entsprechend ihrer Abflussdominanz (RD - Direktabfluss,<br />

RG1 - schneller Grundwasserabfluss, RG2 - langsamer Grundwasserabfluss)<br />

Bei der Bewertung der simulierten Abflusskomponenten muss jedoch die Unterschätzung<br />

der hohen Abflussspitzen insbesondere in den Hochlagen beachtet


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

104 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />

werden. Diese räumlich begrenzte, extrem schnelle Abflusskomponente könnte<br />

eventuell bei Reduzierung der Grundwasserkomponenten dem hypodermischen<br />

Direktabfluss (lateraler Abfluss aus wassergesättigten Bodenschichten) zugeordnet<br />

werden. Diese Vermutung wird auch von den Tritiumanalysen zur Quantifizierung<br />

des Basisabflusses RG2 im Markungsgrabengebiet (Kap. 7.1, Tab. 7-2) und den<br />

Ganglinienanalysen (Kap. 6.2) gestützt. So werden für dieses EZG mit ArcEGMO-<br />

PSCN für die langsame Grundwasserkomponente mittlere Abflussbeiträge von<br />

392 mm/a berechnet, die sehr gut mit den Ergebnissen der Tritiumanalyse<br />

(398 mm/a) übereinstimmen. Der mit DIFGA berechnete 31% Anteil von QG2 am<br />

Gesamtabfluss (Tab. 6-3) liegt ebenfalls in der gleichen Größenordnung wie die<br />

Modellergebnisse (Tab. 10-1).<br />

Die gute Übereinstimung der Ergebnisse der unterschiedlichen Methoden für das<br />

EZG des Markungsgrabens wird weiterhin durch die Übereinstimmung von simuliertem<br />

(1347 mm/a) und beobachtetem Gebietsabfluss (1371 mm/a) im jährlichen<br />

Mittel von 1992 bis 2004 bestätigt (s. Tab. 10-2). Hier sind neben den simulierten<br />

Abflusskomponenten auch der als Input verwendete korrigierte Niederschlag P, die<br />

berechnete potentielle und reale Verdunstung (PET und AET) als Gebietsmittel<br />

sowie die Modellbilanz (P-AET-R) und der simulierte und gemessene Abflussbeiwert<br />

R/P angeführt. Positive Bilanzwerte bedeuten, dass Niederschläge aus dem<br />

aktuellen hydrologischen Jahr erst im darauffolgenden hydrologischen Jahr abflusswirksam<br />

werden und dann dort überhöhte Abflussbeiwerte suggerieren (z.B.<br />

Übergang 1998/1999), die aber allein witterungsbedingt sind.<br />

Tab. 10-2: Simulierte Wasserhaushaltskomponenten und gemessene Abflüsse RM im<br />

Einzugsgebiet des Markungsgrabens (1.11.1991–31.10.2004) in mm/a<br />

hydr.<br />

Jahr<br />

P PET AET AET<br />

PET<br />

R QRd QRint QRG1 QRG2 Bilanz R/P RM RM<br />

GNMG<br />

1992 1658 521 435 0.83 1079 9 436 292 342 144 0.65 1022 0.61<br />

1993 1700 547 503 0.92 1289 10 549 359 371 -92 0.76 1188 0.67<br />

1994 1732 530 474 0.89 1275 10 498 377 390 -17 0.74 1107 0.60<br />

1995 2205 465 409 0.88 1797 13 719 646 418 -2 0.82 1724 0.77<br />

1996 1470 485 432 0.89 1019 8 421 212 377 19 0.69 942 0.62<br />

1997 1556 522 468 0.90 1137 9 469 296 364 -49 0.73 1331 0.88<br />

1998 1902 489 418 0.86 1296 10 546 381 359 187 0.68 1400 0.81<br />

1999 1688 457 360 0.79 1515 10 564 509 432 -187 0.90 1798 1.02<br />

2000 2039 492 374 0.76 1642 12 622 583 425 23 0.81 1717 0.87<br />

2001 1664 496 372 0.75 1295 9 515 369 401 -3 0.78 1416 0.83<br />

2002 2333 479 373 0.78 1879 14 733 695 437 81 0.81 1731 0.75<br />

2003 1448 558 373 0.67 1155 8 444 295 407 -79 0.80 1043 0.74<br />

2004 1470 437 345 0.79 1139 8 455 304 370 -13 0.77 1398 0.92<br />

Ø 1759 498 410 0.82 1347 10 536 409 392 1 0.76 1371 0.78<br />

In Abb. 10-8 sind die simulierten Abflusskomponenten den gemessenen Durchflüssen<br />

gegenübergestellt. Die simulierte Abflusszusammensetzung erscheint abgesehen<br />

von der Unterschätzung der Direktabflussanteile bei Hochwasserereignissen<br />

plausibel.


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 105<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

Oberflächenabfluss<br />

hypodermischer Direktabfluss<br />

schnelles Grundwasser<br />

Grundwasser<br />

Messwerte<br />

0.0<br />

1.1.98 1.7.98 1.1.99 1.7.99 1.1.00 1.7.00 1.1.01 1.7.01 1.1.02 1.7.02 1.1.03 1.7.03 1.1.04<br />

Abb. 10-8: Simulierte Abflusskomponenten des Markungsgrabens für die Periode 1998-<br />

2003<br />

Leider ergibt sich für das Forellenbachgebiet keine so schlüssige Übereinstimmung<br />

zwischen Beobachtungen, Analyse- und Simulationsergebnissen. Obwohl auch<br />

hier scheinbar eine plausible Unterteilung des Gebietsabflusses in seine einzelnen<br />

Komponenten simuliert wurde (Abb. 10-9), treten große Abweichungen der Modellergebnisse<br />

zu den Ergebnissen der Tritium- und Ganglinienanalysen und der<br />

beobachteten Abflussspende R auf. Kontinuierlich wird R durch das Modell mit<br />

durchschnittlich 135 mm/a überschätzt (s. Tab. 10-3 und Abb. 10-11). Dieses<br />

schlechte Ergebnis verdeutlicht noch einmal, wie unsicher eine Simulationsbewertung<br />

allein anhand des Effizienzkriteriums nach Nash/Sutcliff (Gleichung 11) ist.<br />

0.3<br />

0.2<br />

0.1<br />

Oberflächenabfluss<br />

hypodermischer Direktabfluss<br />

schnelles Grundwasser<br />

Grundwasser<br />

Messwerte<br />

0.0<br />

1.1.98 1.7.98 1.1.99 1.7.99 1.1.00 1.7.00 1.1.01 1.7.01 1.1.02 1.7.02 1.1.03 1.7.03 1.1.04<br />

Abb. 10-9: Simulierte Abflusskomponenten des Forellenbaches für die Periode 1998-2003


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

106 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />

Tab. 10-3: Simulierte Wasserhaushaltskomponenten und gemessene Abflüsse RM im<br />

Einzugsgebiet des Forellenbachs (1.11.1991 – 31.10.2004)<br />

hydr.<br />

Jahr<br />

P PET AET AET<br />

PET<br />

R QRd QRint QRG1 QRG2 Bilanz R/P RM RM<br />

GNFB<br />

1992 1526 537 482 0.90 901 13 372 21 494 144 0.59 822 0.55<br />

1993 1557 555 524 0.95 1070 12 451 20 587 -38 0.69 932 0.60<br />

1994 1557 540 507 0.94 1142 13 405 103 621 -92 0.73 968 0.61<br />

1995 1977 503 461 0.92 1453 18 602 199 634 63 0.74 1232 0.62<br />

1996 1326 515 479 0.93 908 11 334 4 560 -61 0.68 747 0.57<br />

1997 1408 548 516 0.94 971 11 387 21 551 -79 0.69 892 0.62<br />

1998 1646 542 505 0.93 923 12 401 28 481 219 0.56 855 0.55<br />

1999 1505 494 447 0.91 1372 13 446 264 648 -315 0.91 1171 0.75<br />

2000 1873 530 457 0.86 1360 17 517 248 578 56 0.73 1244 0.68<br />

2001 1530 531 455 0.86 1064 12 425 31 596 11 0.70 1022 0.67<br />

2002 2214 523 451 0.86 1656 21 623 332 680 107 0.75 1434 0.65<br />

2003 1304 593 459 0.77 1085 10 351 109 613 -240 0.83 892 0.70<br />

2004 1337 480 397 0.83 940 11 372 18 538 -1 0.70 869 0.62<br />

Ø 1597 530 472 0.89 1142 13 437 108 583 -17 0.72 1006 0.63<br />

Der mit ArcEGMO berechneten langsamen Basisabfluss QRG2= 580 mm/a (37%<br />

des Gebietsniederschlages) liegt durchschnittlich um 160 mm/a über den Resultaten<br />

der Ganglinien- und Isotopenanalysen, die beide den identischen Wert von<br />

419 mm/a erbrachten (Tab. 6-2, Tab. 7-2). Die Folge davon sind zu hoch simulierte<br />

Niedrigwasserabflüsse (s. Abb. 10-4).<br />

Mögliche Ursachen für diese Abweichungen können u. a. eine Überschätzung des<br />

Gebietsniederschlages oder eine Unterschätzung der Gebietsverdunstung sein. Da<br />

die simulierten Gebietsniederschläge sehr gut mit den messwertgestützten Angaben<br />

in Tab. 4-5 übereinstimmen, kann wohl die erste Annahme ausgeklammert<br />

werden.<br />

Das Ganglinien-Separationsverfahren DIFGA weist für das Forellenbachgebiet<br />

eine mittlere Verdunstung von 739 mm/a aus. Dieser Wert ergibt sich, wie in<br />

Kap. 6.1 erläutert, aus der Auswertung der gemessenen Durchflüsse und der korrigierten<br />

Niederschläge, die jedoch mit 1710 mm/a um etwa 100 mm/a zu hoch<br />

angesetzt sind. Das heißt, im langjährigen Mittel ist die dort ausgewiesene Verdunstung<br />

gleich der Differenz zwischen beobachtetem Niederschlag und Durchfluss.<br />

Obwohl davon ausgegangen werden muss, dass die Transpiration in ArcEGMO<br />

durch das Vegetationsmodell etwas unterschätzt wurde, erscheinen die<br />

DIFGA-Verdunstungsmengen unrealistisch. Selbst bei Nutzung anderer Verfahren<br />

(z.B. Penman-Methode unter Einbeziehung der Windverhältnisse) lag die berechnete<br />

potenzielle Verdunstung (PET) mit im Mittel 600 mm/a unter diesen Werten<br />

(s. Abb. 11-4 links oben). Diese Unstimmigkeiten der Ergebnisse der einzelnen<br />

Methoden zeigen, dass für das EZG des Forellenbachs noch weiterer Forschungsbedarf<br />

zum Gebietswasserhaushalt besteht.<br />

Der in Tab. 10-1 auffällig höhere Oberflächenabflussanteil im Vergleich zum Markungsgraben<br />

wird durch den höheren Flächenanteil von Wegen im EZG des Forellenbachs<br />

(Tab. 3-6 und Abb. 10-7) erklärt. Der hypodermische Abflussanteil Rint<br />

wird allein in der Bodenzone in temporär wassergesättigten Schichten gebildet (s.<br />

Modellbeschreibung im Anhang A-4). Der für das EZG Forellenbach simulierte<br />

Anteil liegt nur geringfügig unter dem Wert für das Markungsgrabengebiet (Tab.


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 107<br />

10-1). Ursache dieses erstaunlichen Ergebnisses sind die tiefgründigeren Böden<br />

der mittleren Hanglagen im Vergleich zu den gekappten Böden der Hochlagen. So<br />

kann trotz geringerer Hangneigung (8,4° gegenüber 16° im EZG Markungsgraben)<br />

mehr Niederschlag über diesen Pfad abflusswirksam werden.<br />

Da der Wasserhaushalt stark von den meteorologischen Bedingungen auch im<br />

Vorjahr bestimmt wird, müssen immer längere Perioden und möglichst relativierte<br />

Größen betrachtet werden, um Borkenkäfer-induzierten Effekte zu erkennen. In<br />

den folgenden Abbildungen wurden deshalb die Veränderungen der berechneten<br />

Abflussbeiwerte und der Verhältnisse zwischen realer und potentieller Verdunstung<br />

über den gesamten Simulationszeitraum dargestellt.<br />

AET/ PET und R/P<br />

1.2<br />

1.1<br />

1.0<br />

0.9<br />

0.8<br />

0.7<br />

0.6<br />

0.5<br />

0.4<br />

Markungsgraben:<br />

AET/PET R/P R/P Messung P<br />

1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004<br />

hydrologisches Jahr<br />

Abb. 10-10: Veränderung der Verhältnisse zwischen den Wasserhaushaltskomponenten<br />

Niederschlag P, Verdunstung (potentiell: PET, real: AET) und Abflussspende R<br />

im EZG Markungsgraben<br />

Es zeigt sich, dass in beiden Gebieten erst ab dem hydrologischen Jahr 1999 eine<br />

deutliche Veränderung beider Größen zu verzeichnen ist. Dieses Simulationsergebnis<br />

wird durch die beobachteten Abflussbeiwerte (R/P Messung in Abb.<br />

10-10 und Abb. 10-11) gestützt. Die dabei schon 1997 aufgetretene Erhöhung von<br />

R/P im Markungsgrabengebiet (hellgraue Säule in Abb. 10-10: Quotient aus GNMG<br />

aus Tab. 4-5 und RM) kann nicht eindeutig auf die einsetzende Ausweitung der<br />

Totholzflächen zurückgeführt werden.<br />

0<br />

1000<br />

2000<br />

3000<br />

4000<br />

5000<br />

6000<br />

7000<br />

8000<br />

P [mm]


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

108 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />

AET/ PET und R/P<br />

1.2<br />

1.1<br />

1.0<br />

0.9<br />

0.8<br />

0.7<br />

0.6<br />

0.5<br />

0.4<br />

Forellenbach:<br />

AET/PET R/P R/P Messung P<br />

1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004<br />

hydrologisches Jahr<br />

Abb. 10-11: Veränderung der Verhältnisse zwischen den Wasserhaushaltskomponenten<br />

Niederschlag P, Verdunstung (potentiell: PET, real: AET) und Abflussspende R<br />

im EZG Forellenbach<br />

0<br />

1000<br />

2000<br />

3000<br />

4000<br />

5000<br />

6000<br />

7000<br />

8000<br />

P [mm]


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 109<br />

10.2 Wasserhaushaltssimulation für das EZG der TWT Frauenau<br />

10.2.1 EZG Hirschbach<br />

Die erreichte Anpassungsgüte für die beiden Zuflüsse der TWT Frauenau ist aufgrund<br />

der schlechteren Eingangsdatenbasis geringer als für das EZG der Großen<br />

Ohe und ihrer beobachteten Teileinzugsgebiete. Wie der Nash/Sutcliffe-Wert (Gl.<br />

10-1) von E=0,55 und die in Abb. 10-12 dargestellten Ganglinien am RHB Hirschbach<br />

verdeutlichen, ist die Übereinstimmung zwischen Beobachtungen und Simulation<br />

befriedigend. Obwohl auch hier wieder die Hochwasserspitzen deutlich durch<br />

das Modell unterschätzt werden, werden im Mittel die richtigen Gebietsabflussmengen<br />

simuliert (Vergleich Simulationswert R zu beobachteten Wert RM in Tab.<br />

10-4). Das wird auch durch die in Abb. 10-13 gegenübergestellte Dynamik der<br />

Abflussbeiwerte belegt.<br />

6<br />

Q<br />

[m³/s]<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

Messwert RHB Hirschbach<br />

Simulation<br />

0<br />

Jan 1997 Jan 1998 Jan 1999 Jan 2000 Jan 2001 Jan 2002 Jan 2003 Jan 2004 Jan 2005<br />

Abb. 10-12: Gemessene und simulierte Durchflüsse Q am RHB Hirschbach<br />

0.8<br />

R/P<br />

0.7<br />

0.6<br />

0.5<br />

0.4<br />

0.3<br />

R H B H irsch bach<br />

M essw erte R<br />

Simulation mit 4C<br />

y = 0.0014x + 0.6161<br />

R 2 = 0.015<br />

y = 0.0033x + 0.5731<br />

R 2 = 0.0737<br />

Simulation mit VEG EN<br />

Linear (M essw erte R)<br />

Linear (Simulation mit 4C)<br />

1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004<br />

Abb. 10-13: Abflussbeiwerte (Abflussfluss R/ Niederschlag P) der hydrologischen Jahre<br />

1986 bis 2004 für das EZG Hirschbach auf der Basis simulierter Gebietsniederschläge<br />

und gemessener bzw. simulierter Durchflüsse am Pegel RHB Hirschbach


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

110 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />

Bei den in Tab. 10-4 aufgeführten Abflussanteilen handelt es sich um die auf den<br />

einzelnen Hydrotopen gebildeten Jahressummen. Da in den simulierten Gebietsabfluss<br />

Rsim auch die Gebietsretention mit einfließt, kann es in einzelnen Jahren zu<br />

größeren Abweichungen zwischen diesen Mengen und dem eigentlich durchflusswirksamen<br />

Gebietsabfluss kommen.<br />

Tab. 10-4: Simulierte Wasserhaushaltskomponenten für das EZG Hirschbach, Vergleich<br />

mit den gemessenen Gebietsabflüssen RM an der Vorsperre der TWT Frauenau<br />

HydJahr P PET AET<br />

AET<br />

PET<br />

RO Rint RG Rsim RM<br />

1986 1711 488 491 1,01 13 888 300 800 971<br />

1987 1961 418 437 1,05 15 1185 360 1401 1329<br />

1988 1906 471 489 1,04 15 1045 342 1287 823<br />

1989 1700 467 478 1,02 13 888 278 1073 932<br />

1990 1397 528 510 0,97 10 682 190 838 763<br />

1991 1331 478 480 1,00 9 700 198 825 849<br />

1992 1610 527 526 1,00 12 695 250 864 808<br />

1993 1607 536 567 1,06 11 842 252 982 946<br />

1994 1648 538 541 1,01 12 816 256 1007 977<br />

1995 2054 480 493 1,03 16 1165 373 1365 1434<br />

1996 1372 463 483 1,04 10 661 203 808 778<br />

1997 1476 508 509 1,00 10 756 218 908 890<br />

1998 1694 489 496 1,02 12 841 242 922 875<br />

1999 1716 479 487 1,02 13 981 345 1294 1301<br />

2000 1965 510 546 1,07 15 1017 376 1255 1145<br />

2001 1604 517 539 1,04 12 783 244 940 970<br />

2002 2210 469 486 1,04 17 1254 418 1471 1526<br />

2003 1340 588 540 0,92 9 636 183 871 876<br />

2004 1378 485 487 1,00 10 655 200 772 825<br />

Ø 1667 497 505 1,02 12 868 275 1036 1001<br />

Obwohl Abb. 10-13 einen leichten Anstieg sowohl der gemessenen als auch der<br />

simulierten Abflussbeiwerte im Beobachtungszeitraum zeigt, verdeutlichen die in<br />

Tab. 10-4 enthaltenen Wasserhaushaltskomponenten, dass es sich hier nicht um<br />

eine signifikant durch den Borkenkäfer verursachte Veränderung handelt. Voraussetzung<br />

dafür wäre, dass gleichzeitig das Verhältnis zwischen realer (AET) und<br />

potentieller Verdunstung (PET) abnehmen müsste. Bis auf die beiden warmen<br />

Trockenjahre 1990 und 2003 übersteigen jedoch die realen Verdunstungsmengen<br />

die PET, was auf ein relativ ungestörtes <strong>Wald</strong>ökosystem schließen läst. Der Anteil<br />

von 5,3% der ausgeräumten Borkenkäfernester an der Gesamteinzugsgebietsfläche<br />

ist demnach zu klein, um nachweisbare Auswirkungen auf den Wasserhaushalt<br />

zu haben.


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 111<br />

10.2.2 EZG Kleiner Regen<br />

Obwohl das Verfahren nach Nash/Sutcliffe mit E=0,51 keine wesentlich schlechtere<br />

Effizienz an der Vorsperre des Kleinen Regens zur TWT Frauenau ergibt, und<br />

die Dynamik von simulierter und beobachteter Ganglinie sich visuell nicht wesentlich<br />

unterscheidet (Abb. 10-14), ist die Modellierung hier als kritisch einzuschätzen.<br />

8<br />

Q<br />

[m³/s]<br />

6<br />

4<br />

2<br />

RHB Kleiner Regen<br />

Messung<br />

Simulation<br />

0<br />

Jan 1997 Jan 1998 Jan 1999 Jan 2000 Jan 2001 Jan 2002<br />

Abb. 10-14: Gemessene und simulierte Durchflüsse Q an der Vorsperre des Kleiner Regen<br />

1.0<br />

R/P<br />

0.9<br />

0.8<br />

0.7<br />

0.6<br />

0.5<br />

0.4<br />

0.3<br />

0.2<br />

VS Kleiner Regen<br />

y = 0.0029x + 0.7403<br />

R 2 = 0.0478<br />

y = 0.0057x + 0.5916<br />

R 2 = 0.2175<br />

R(Messung)/P(Sim ulation)<br />

Sim ulation m it 4C<br />

Sim ulation m it VEGEN<br />

Linear (R(Messung)/P(Sim ulation))<br />

Linear (Sim ulation m it VEGEN)<br />

1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004<br />

Abb. 10-15: Abflussbeiwerte (Abflussfluss R/ Niederschlag P) der hydrologischen Jahre<br />

1986 bis 2004 für das EZG Kleiner Regen auf der Basis simulierter Gebietsniederschläge<br />

und gemessener bzw. simulierter Durchflüsse am Pegel RHB Kleiner<br />

Regen<br />

Abb. 10-15 zeigt, dass mit ArcEGMO-PSCN deutlich höhere Abflussbeiwerte bestimmt<br />

wurden, als sich aus Division der gemessenen Durchflüsse mit den modellierten<br />

Gebietsniederschlägen ergeben (s. Tab. 10-5). Das Bild gestaltet sich für<br />

die zwei Quelleinzugsgebiete des Kleinen Regens genau umgekehrt. Für beide<br />

wird ein mittlerer Abflussbeiwert von 0,76 berechnet, während die Quotienten aus<br />

gemessenen Abflüssen und simulierten Gebietsniederschlägen wesentlich höher<br />

sind. Legt man für das EZG des Verlorenen Schachtenbachs eine Gebietsgröße


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

112 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />

von 0,8 km² zugrunde, so ergeben sich bis auf 1998 und 2000 Abflussbeiwerte von<br />

über Eins. Aber auch die Quelle des Kleinen Regen erreicht diese unrealistischen<br />

Werte, wenn mit einer Gebietsgröße von 2,06 km² gerechnet wird.<br />

1.8<br />

R/P 1.6<br />

1.4<br />

1.2<br />

1.0<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

0.0<br />

Simulation Verlorener Schachtenbach<br />

Simulation Quelle Kleiner Regen<br />

Messwert Verlorener Schachtenbach<br />

Messwert Quelle Kleiner Regen<br />

1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004<br />

Abb. 10-16: Abflussbeiwerte (Abflussfluss R/ Niederschlag P) der hydrologischen Jahre<br />

1986 bis 2004 für die EZG des Verlorenen Schachtenbachs sowie des Quellgebietes<br />

des Kleinen Regens auf der Basis simulierter Gebietsniederschläge und<br />

gemessener bzw. simulierter Durchflüsse<br />

25<br />

R [mm/d]<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

VS Kleiner Regen Herbstriegel Rachelhütte Verlorener Schachtenbach<br />

0<br />

01.11.1985 01.11.1987 31.10.1989 31.10.1991 30.10.1993 30.10.1995 29.10.1997 29.10.1999 28.10.2001 28.10.2003<br />

Abb. 10-17: Beobachtete Gebietsabflüsse R [mm/d] im EZG Kleiner Regen als 30-tägiges<br />

gleitendes Mittel<br />

Über Ursachen kann mangels verfügbarer meteorologischer und räumlicher Daten<br />

nur spekuliert werden. Vergleicht man die beobachteten Teilgebietsabflüsse untereinander,<br />

so werden schon hier Unstimmigkeiten deutlich. Die Abflüsse des EZG<br />

Verlorener Schachtenbachs liegen deutlich über denen der anderen Gebiete. Nur<br />

im Zeitraum 1995 bis 2000 ist eine Annäherung zu beobachten.


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 113<br />

Wie Eingangs erwähnt, liegen die Einzugsgebiete des Verlorenen Schachtenbachs<br />

und der Quellbereich des Kleinen Regen bis zur Rachelhütte großteils auf tschechischem<br />

Gebiet (s. Abb. 10-18). Hierfür standen keine genauen Raumdaten (inklusive<br />

Totholzkartierungen) zur Verfügung. Beide Gebiete im Hochplateaubereich<br />

weisen große Moorareale auf. Inwieweit die Gebietsgrößen richtig bestimmt wurden,<br />

und welche nassflächenspezifische Prozesse hier zum Tragen kommen,<br />

konnte im Rahmen dieses Projektes nicht geklärt werden.<br />

Abb. 10-18: EZG Kleiner Regen mit den ausgewiesenen Teilregionen<br />

Werden die simulierten Wasserhaushaltsgrößen räumlich auf Teilregionsebene (s.<br />

Abb. 10-18) und zeitlich für die hydrologischen Jahre aggregiert, so ergibt sich die<br />

in Tab. 10-5 dargestellte Entwicklung. Der in Abb. 10-15 erkennbare Aufwärtstrend<br />

der Abflussbeiwerte wird allein durch die Entwicklung in den Regionen 1 und 5<br />

(Nordflanke Rachel und Kleiner Rachel) bewirkt, die wesentlich stärker als Region<br />

2 vom Borkenkäfer betroffen ist. Bei linearer Regression des simulierten Verhältnisses<br />

zwischen realer und potentieller Verdunstung ergeben sich hier Koeffizienten<br />

von –0,0027 (Region 1) bzw. –0,0035 (Region 5). Im übrigen Gebiet wird keine<br />

Änderung simuliert. Besonders für das Gebiet des Schachtenbachs ist das jedoch<br />

anzuzweifeln, da hier der Anteil der betroffenen <strong>Wald</strong>flächen bestimmt unterschätzt<br />

wurde. Ursachen für die oben angesprochene Unterschätzung der Abflüsse in den<br />

südwestlichen Bereichen bei gleichzeitiger Überschätzung des Gebietsabflusses<br />

könnten die zu hoch simulierten Gebietsniederschläge und eine Unterschätzung<br />

des Retentionsvermögens der Region 1 sein.<br />

Die unbefriedigenden Ergebnisse der Modellvalidierung für das EZG des Kleinen<br />

Regens erlauben keine Szenariosimulationen auf der Basis des gegenwärtig erstellten<br />

Gebietsmodells.


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

114 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />

Tab. 10-5: Simulierte Niederschläge P, Verdunstungsmengen AET und Verhältnisse AP<br />

zwischen realer und potentieller Verdunstung in den Teilregionen des EZG<br />

Kleiner Regen, Gegenüberstellung von simulierten und beobachteten Abflüssen<br />

an den Pegeln


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 115<br />

11 Szenariosimulationen zur Quantifizierung des Einflusses<br />

der <strong>Wald</strong>schäden auf den Gebietswasserhaushalt<br />

11.1 Referenz- und Modellszenario<br />

Nachdem durch ausführliche Modellvalidierungen die prinzipielle Eignung des Simulationsmodells<br />

für die Untersuchung des Einflusses des Borkenkäferbefalls auf<br />

den Gebietswasserhaushalt der Großen Ohe nachgewiesen worden ist, wurden im<br />

Folgenden Simulationsexperimente zur Untersuchung dieser Fragestellung durchgeführt.<br />

Grundgedanke war, den Einfluss aller übrigen Einflussgrößen auf den<br />

Gebietswasser- und Stoffhaushalt zu eliminieren. Die Überprägung der Wirkungen<br />

des Borkenkäferbefalls insbesondere durch Witterungsereignisse erschwert die<br />

Interpretation von beobachteten Effekten, wie in den vorangegangenen Kapiteln<br />

deutlich wurde.<br />

Die validierten Simulationen des Ist-Zustandes, der durch Folgewirkungen des<br />

Fichtensterbens geprägt ist, dienen als Referenzszenario. Diesem wurde ein Szenario<br />

ohne Borkenkäfermassenentwicklung, aber ansonsten identischen Standortbedingungen<br />

gegenübergestellt. Es wird im Folgenden als Szenario „Kein<br />

Borkenkäfer“ (KB-Szenario) bezeichnet. Die Unterschiede zwischen Referenz- und<br />

KB-Szenario werden als primär durch den Borkenkäferbefall verursachte<br />

Veränderungen interpretiert. Dabei muss jedoch beachtet werden, dass<br />

hydrologische Einzugsgebiete keine linearen Systeme sind. Eine Störung im<br />

System kann unterschiedliche Reaktionen in Abhängigkeit von den konkreten<br />

Standortbedingungen auslösen. In Mischbeständen kann z.B. ein Absterben der<br />

schwächeren Bäume im Unterstand allein durch den Konkurrenzdruck simuliert<br />

werden. Beim Referenzszenario würden diese Bäume überleben, da die<br />

dominierenden Fichten dem Borkenkäfer zum Opfer fallen. In beiden Fällen sind<br />

Auswirkungen sowohl auf den Wasser- als auch auf den Stickstoffhaushalt des<br />

Gebietes zu erwarten.<br />

11.2 Veränderungen des Wasserhaushalts und des Gebietsabflusses<br />

Vor Beginn der Untersuchungen auf Einzugsgebietsebene erfolgte die Anwendung<br />

des Simulationsexperimentes auf die beiden Intensivmessflächen im Forellenbachgebiet<br />

(vgl. Kapitel 9). In Abb. 11-1 sind die Veränderungen in den Monatssummen<br />

der Grundwasserneubildung GWN, des hypodermischen Abflusses aus<br />

der Bodenzone Rint und der realisierten Verdunstung dargestellt. Entsprechend des<br />

Schädigungsgrades und der Bestandeszusammensetzung ist die Wirkung des<br />

Borkenkäferbefalls unterschiedlich. Auf beiden Flächen wird übereinstimmend eine<br />

Abnahme der Verdunstung und eine Zunahme der Abflüsse (GWN und Rint) simuliert;<br />

die Veränderungen sind jedoch auf der Buchen-Fichten-Fläche B1 nicht gravierend.<br />

Hier reagieren die gutwüchsigen Buchen fast sofort mit gesteigerten<br />

Wuchs- und Transpirationsleistungen auf den wegfallenden Konkurrenzdruck der<br />

Fichten, so dass die Veränderungen der Wasserhaushaltskomponenten moderat<br />

bleiben. Im Fichtenbestand kommt es dagegen zu einer Erhöhung des Abflusses<br />

(Sickerwasserrate GWN + hypodermischer Abfluss Rint) um bis zu 65 mm/Monat.


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

116 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />

Abb. 11-1: Monatliche Veränderung der Wasserhaushaltskomponenten Sickerwasserrate<br />

(GWN), Interflow (Rint) und Verdunstung (AET) auf den Versuchsflächen B1 und<br />

F1 des ECE-IM, schwarzer Pfeil: entscheidende Bestandesveränderungen auf<br />

F1 (Fichten auf 40% bzw. 85% der Fläche abgestorben), Grauer Pfeil : Fichten<br />

auf 40% von B1 abgestorben<br />

Dieses Phänomen spiegelt sich auch in den Einzugsgebieten wider. Die Simulationsexperimente<br />

bestätigen, dass der Einfluss der Totholzflächen auf den Gebietsabfluss<br />

um so größer ist, je höher der Anteil der Fichten in der herrschenden<br />

Schicht der Bestände ist.<br />

Exemplarisch werden im folgenden die Ergebnisse der Szenariountersuchungen<br />

für die Einzugsgebiete des Markungsgrabens und des Forellenbachs dargestellt.<br />

Abb. 11-2 und Abb. 11-3 zeigen die Differenzen zwischen den mit beiden Szenarios<br />

berechneten Jahressummen der wichtigsten Wasserhaushaltskomponenten<br />

und deren Veränderungen im Simulationszeitraum. Mit Beginn des Borkenkäferbefalls<br />

wird in beiden Gebieten eine sofortige Abnahme der Interzeptionsverdunstung<br />

simuliert. Diese hat jedoch noch keine Auswirkungen auf den Gebietswasserhaushalt,<br />

da gleichzeitig alle übrigen Verdunstungskomponenten geringfügig ansteigen.<br />

Wie schon für den Buchen-Fichten-Bestand B1 simuliert wurde, kommt es sogar<br />

zu einem kleinen Anstieg der Transpiration, bis diese nach Erreichen eines bestimmten<br />

Gebietsanteils an Totholzflächen spürbar abnimmt. Erst dann wird<br />

gleichzeitig ein Anstieg des Gebietsabflusses simuliert. Dieser Schwellenwert ist<br />

für beide Gebiete unterschiedlich. Er liegt im Markungsgrabengebiet bei etwa 50%,


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 117<br />

im Forellenbach jedoch schon bei 20% Totholzflächenanteil. Mögliche Ursache ist<br />

die unterschiedliche Form beider Einzugsgebiete.<br />

100<br />

%<br />

50<br />

0<br />

150<br />

mm/a 100<br />

50<br />

0<br />

-50<br />

-100<br />

-150<br />

-200<br />

Flächenanteil Totholz Markungsgraben<br />

1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004<br />

Interzeptionsverdunstung<br />

Schnee- und Muldenspeicherverdunstung<br />

Bodenevaporation<br />

Transpiration<br />

Abfluss<br />

1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004<br />

Abb. 11-2: Vergleich der Veränderungen der wichtigsten Wasserhaushaltsgrößen durch<br />

die Borkenkäferkalamität (Differenz der Jahressummen berechnet mit Referenzsimulation<br />

und KB-Szenario)<br />

100<br />

%<br />

50<br />

0<br />

80<br />

mm/a<br />

40<br />

0<br />

-40<br />

-80<br />

-120<br />

Flächenanteil Totholz Forellenbach<br />

1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004<br />

Interzeptionsverdunstung<br />

Schnee- und Muldenspeicherverdunstung<br />

Bodenevaporation<br />

Transpiration<br />

Abfluss<br />

1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004<br />

Abb. 11-3: Vergleich der Veränderungen der wichtigsten Wasserhaushaltsgrößen durch<br />

die Borkenkäferkalamität (Differenz der Jahressummen berechnet mit Referenzsimulation<br />

und KB-Szenario); EZG Forellenbach


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

118 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />

Die Hauptursache wird aber in den unterschiedlichen und vegetationsunabhängigen<br />

hydrologischen Bedingungen in beiden Gebieten liegen. Schon im ungestörten<br />

Zustand unterscheiden sich Verdunstungspotential und realisierte Verdunstung<br />

beider Teilgebiete beachtlich (s. Abb. 11-4, links). Neben den ungünstigen meteorologischen<br />

Bedingungen beeinflusst die geringe Wasserspeicherkapazität der<br />

geringmächtigen (ca. 30 cm) und extrem skelettreichen Böden in den Hochlagen<br />

(Ranker und Hochlagen-Braunerde) die Verdunstungssituation im Markungsgrabengebiet<br />

negativ. Demzufolge sind hier die absoluten Veränderungen bodenwasserbeeinflusster<br />

Verdunstungskomponenten wie die Transpiration geringer als es<br />

normalerweise beim Totalzusammenbruch der Bestände zu vermuten wäre.<br />

Abb. 11-4: Entstehungsorte und Mengen des simulierten Wasserhaushaltskomponenten<br />

PET (nach Penman), AET (links) sowie hypodermischer Abfluss und Perkolation<br />

aus der Bodenzone (rechts)<br />

In beiden Gebieten tritt nach einer steilen Phase der Abnahme von Transpiration<br />

und Interzeptionsverdunstung eine Beruhigung mit abnehmendem Flächenzuwachs<br />

der Totholzareale ein. Dies erscheint durch die mittlerweile beginnende<br />

Sukzession und den beobachteten Vegetationszuwachs an den verbliebenen<br />

Bäumen plausibel. Gleichzeitig ist in beiden Gebieten eine Stabilisierung der Abflüsse<br />

auf dem erhöhten Niveau zu erkennen, was auch durch die beobachtete<br />

Entwicklung der Abflussbeiwerte (Abb. 10-10, Abb. 10-11) gestützt wird. Hinsichtlich<br />

der Gebietsmittel der Wasserhaushaltskomponenten Interflow und Perkolation<br />

aus der Bodensäule scheint auch langsam eine Beruhigung einzutreten.


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 119<br />

Änderung [mm/a]<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

-10<br />

Zunahme Sickerwasser im EZG Markungsgraben<br />

Zunahme Sickerwasser im EZG Forellenbach<br />

Zunahme Interflow im EZG Markungsgraben<br />

Zunahme Interflow im EZG Forellenbach<br />

1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004<br />

Abb. 11-5: Zunahme der Sickerwassermengen und des Interflows im Vergleich zum KB-<br />

Szenario als Gebietsmittel<br />

Eine weitere Auswirkung der Borkenkäferkalamität ist die Veränderung der Abflussdynamik<br />

(Abb. 11-6 und Abb. 11-7). Ursache hierfür sind insbesondere die<br />

Veränderung der Schneedeckendynamik durch veränderte Strahlungsverhältnisse<br />

an der Bodenoberfläche sowie die höheren Bestandesniederschläge. Diese Veränderungen<br />

wirken sich vor allem in dem ehemals durch Fichtenreinbestände dominierten<br />

Markungsbachgebiet aus (Abb. 11-6). Hier wird das Auftreten von<br />

schmelzwasserinduzierten Hochwasserspitzen ca. 2 Wochen eher als unter ungestörten<br />

Beständen simuliert.<br />

100<br />

[%]<br />

50<br />

0<br />

400<br />

[mm]<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

Flächenanteil Totholz Markungsgraben<br />

1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004<br />

Abfluss<br />

-100<br />

Jan. 93 Jan. 94 Jan. 95 Jan. 96 Jan. 97 Jan. 98 Jan. 99 Jan. 00 Jan. 01 Jan. 02 Jan. 03 Jan. 04<br />

Abb. 11-6: Zeitliche Verschiebung der Hochwasserspitzen durch den Borkenkäferbefall<br />

(kumulative Veränderung des Gebietsabflusses in täglicher Auflösung im Vergleich<br />

zum KB-Szenario); EZG Markungsgraben


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

120 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />

Im EZG des Forellenbachs sind diese Veränderungen nicht so gravierend (Abb.<br />

11-7). Ursachen sind sowohl die ursprüngliche Bestandesmischung (Buchen-<br />

Fichten-Mischwald dominierend) als auch der geringere Gebietsanteil der<br />

Totholzflächen.<br />

100<br />

[%] Flächenanteil Totholz Forellenbach<br />

50<br />

0<br />

150<br />

[mm]<br />

100<br />

50<br />

0<br />

1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004<br />

Abfluss<br />

-50<br />

Jan. 93 Jan. 94 Jan. 95 Jan. 96 Jan. 97 Jan. 98 Jan. 99 Jan. 00 Jan. 01 Jan. 02 Jan. 03 Jan. 04<br />

Abb. 11-7: Zeitliche Verschiebung der Hochwasserspitzen durch den Borkenkäferbefall<br />

(kumulative Veränderung des Gebietsabflusses in täglicher Auflösung); EZG<br />

Forellenbach


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 121<br />

11.3 N-Austrag in das Grundwasser<br />

Analog zur Veränderung der Wasserhaushaltsgrößen ist auch bei den simulierten<br />

Stickstoffausträgen aus der Bodenzone ein vom Borkenkäfer induzierter Anstieg<br />

ab 1998 festzustellen (Abb. 11-8). Dabei wurde nach Zusammenbruch der Bestände<br />

im EZG Markungsgraben zunächst eine Verringerung der Auswaschung simuliert.<br />

Ursache dafür sind Immobilisationsprozesse im Boden bei einem Überangebot<br />

von frischer organischer Substanz.<br />

Zusätzlicher N-Austrag [kg-N/ha Monat]<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

-5<br />

"01.1993"<br />

"07.1993"<br />

"01.1994"<br />

Markungsgraben<br />

Forellenbach<br />

Flächenanteil Totholz Markungsgraben<br />

Flächenanteil Totholz Forellenbach<br />

"07.1994"<br />

"01.1995"<br />

"07.1995"<br />

"01.1996"<br />

"07.1996"<br />

"01.1997"<br />

"07.1997"<br />

"01.1998"<br />

"07.1998"<br />

"01.1999"<br />

Abb. 11-8: Zunahme der Stickstoffausträge (NO3-N und NH4-N) aus der Bodenzone im<br />

Vergleich zum KB-Szenario als Gebietsmittel<br />

Nitrat [mg/l]<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

Grundwasser<br />

Markungsgraben<br />

"07.1999"<br />

"01.2000"<br />

"07.2000"<br />

"01.2001"<br />

"07.2001"<br />

"01.2002"<br />

"07.2002"<br />

"01.2003"<br />

Grundwasser<br />

Forellenbach<br />

0<br />

87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04<br />

Abb. 11-9: Gemessene Nitrat-Konzentrationen im Grundwasser (LfW et al., 2004)<br />

Dieses Simulationsergebnis wird durch die gemessenen Nitratkonzentrationen im<br />

Grundwasser (Abb. 11-9) bestätigt. Jedoch zeigen die Messwerte, dass fast zeitgleich<br />

mit dem Einsetzen der Stickstoffauswaschung aus der Bodenzone des EZG<br />

"07.2003"<br />

"01.2004"<br />

"07.2004"<br />

400<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

Totholzflächenanteil [%]


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

122 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />

Markungsgraben auch ein Anstieg der Nitratkonzentrationen an der Grundwassermessstelle<br />

im Forellenbachgebiet stattfindet. Die Stickstoffauswaschung aus<br />

der Bodenzone des EZG Forellenbach setzt aber entsprechend des Borkenkäferbefalls<br />

erst 2000 in größerem Umfang ein und erreicht auch dank der Bestandeszusammensetzung<br />

und des insgesamt mächtigeren Bodenspeichers lange nicht so<br />

hohe Werte wie im Markungsgrabengebiet (s. auch Abb. 11-10). Hier müssen zusätzliche<br />

laterale Fließwege existieren, die bislang nicht berücksichtigt wurden.<br />

Abb. 11-10: Jährliche Stickstoffauswaschung aus der Bodenzone (NO3-N und NH4-N) laut<br />

Referenzszenario mit den Entstehungsflächen<br />

Obwohl auf den meisten Flächen im Markungsgraben die jährlich ausgewaschenen<br />

Frachten langsam wieder zurückgehen, wird insgesamt noch keine Beruhigung<br />

der Situation simuliert.


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 123<br />

12 Resümee<br />

Ziel der vorliegenden Arbeit war die Untersuchung der Auswirkungen der Borkenkäferkalamität<br />

auf den Wasser- und Stickstoffhaushalt unterschiedlich belasteter<br />

Gewässereinzugsgebiete im <strong>Nationalpark</strong> (NP) <strong>Bayerischer</strong> <strong>Wald</strong>. Der Schwerpunkt<br />

wurde dabei auf die Wirkungsanalyse bezüglich der Komponenten des Wasserhaushaltes<br />

gelegt. Durch die gleichzeitige Anwendung unterschiedlicher Methoden<br />

der hydrologischen Forschung sollten die einzelnen Ergebnisse so weit wie<br />

möglich wissenschaftlich abgesichert werden. Neben den beobachtungsorientierten<br />

Methoden der Ganglinienanalyse und isotopenhydrologischen Untersuchungen<br />

kam dabei auch ein dynamisches ökohydrologisches Einzugsgebietsmodell (ArcEGMO-PSCN)<br />

mit hoher räumlicher und zeitlicher Auflösung zum Einsatz. Im<br />

Gegensatz zu vorhergehenden Studien im Einzugsgebiet (EZG) der Großen Ohe<br />

konnten damit die Entstehungsräume der einzelnen Wasserhaushaltskomponenten<br />

besser untersucht werden. Erstmalig wurde dabei ein deterministisches <strong>Wald</strong>entwicklungsmodell<br />

(FORESEE) auf Bestandesbasis im Rahmen der<br />

gebietshydrologischen Untersuchungen angewandt.<br />

Die ausgewählten Einzugsgebiete von Großer Ohe, Kleiner Regen und Hirschbach<br />

sind unmittelbar benachbart und daher trotz kleinräumiger Unterschiede (z.B. Gebietsanteil<br />

von Mooren) hinsichtlich der naturräumlichen Ausstattung grundsätzlich<br />

vergleichbar. Ausschlaggebend für die Wahl der Gebiete war primär der unterschiedliche<br />

Befall ihrer <strong>Wald</strong>bestände durch den Borkenkäfer.<br />

Es zeigte sich, dass die Eingangsdatenbasis, insbesondere die Witterungsdaten<br />

und die z.T. als kritisch zu bewertenden Durchflussmessdaten, nur eine eingeschränkte<br />

Analyse der beiden Teileinzugsgebiete der Trinkwassertalsperre Frauenau<br />

(EZG Hirschbach und Kleiner Regen) erlaubten. Hier sollte in Zukunft die<br />

messtechnische Erfassung verbessert werden. Als ein erster Schritt wurde die<br />

Umverlegung einer Klimastation (nur Niederschlag und Luftfeuchte) von der Felsenkanzel<br />

(EZG Große Ohe) zur Schachtendiensthütte (EZG Kleiner Regen) sowie<br />

die Errichtung eines Totalisators an dieser Stelle initiiert. Die Probleme bei der<br />

Analyse und der Simulation der hydrologischen Prozesse in den Quellgebieten des<br />

Kleinen Regens können nur durch eine engere Kooperation mit den Kollegen des<br />

NP Sumava gelöst werden. Erste diesbezügliche Kontakte wurden im Rahmen des<br />

Projektes zwar aufgebaut, konnten aber durch fehlende Finanzierungsmöglichkeiten<br />

nicht weiter ausgebaut werden.<br />

Die Basis flächendifferenzierter gebietshydrologischer Untersuchungen sind ausreichende<br />

Standortinformationen zur Topographie, zu Landnutzung und Vegetation,<br />

zu den Böden, zur Hydrogeologie und zur Witterung. Deshalb wurden durch<br />

Zusammenführung von Basisinformationen aus unterschiedlichsten Quellen flächendeckende<br />

und (soweit wie möglich) parametrisierte Karten erstellt, welche die<br />

gesamte Fläche des NP <strong>Bayerischer</strong> <strong>Wald</strong> abdecken. Die in Form von ArcView-<br />

Shapes vorliegenden Karten stehen für eine breite Anwendung zur Verfügung. So<br />

wird die vereinheitlichte Totholzkarte bereits im Rahmen des NATURA-2000-<br />

Projektes eingesetzt. Im Rahmen des Projektes wurde für die EZG eine geprüfte<br />

und soweit erforderlich korrigierte meteorologische Datenbasis für den Zeitraum<br />

1.1.1980- 31.12.2004 erstellt. Die Daten der einzelnen Messstationen liegen in<br />

täglicher Auflösung als ASCII-Dateien vor, die problemlos in die unterschiedlichs-


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

124 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />

ten Datenbanksysteme implementiert werden können. Hydrogeologische Rauminformationen<br />

zum Untersuchungsgebiet liegen nicht in der erforderlichen Auflösung<br />

vor. Dadurch wurde die Ausweisung der Bildungs- und Retentionsräume der unterirdischen<br />

Abflusskomponenten erschwert.<br />

Sowohl die Abflussanalysen als auch die Simulationen mit dem ökohydrologischen<br />

Modell ArcEGMO-PSCN erbrachten vergleichbare Ergebnisse bzgl. der Auswirkungen<br />

des Borkenkäferbefalls:<br />

• Der Befall lässt sich in drei Phasen untergliedern:<br />

o Phase 1 unbeeinflusst, d.h. intakte <strong>Wald</strong>bestände ohne großflächige<br />

Borkenkäferschäden,<br />

o Phase 2 Schock, schnelles Absterben der Fichten auf großen Arealen führt<br />

zur raschen Veränderung der Wasser- und Stoffhaushaltskomponenten,<br />

o Phase 3 Abklingen, mit Aufwachsen einer Alternativvegetation gehen die<br />

Veränderungen langsam zurück; Einstellung eines neuen hydrologischen<br />

Fließgleichgewichtes.<br />

Seit 2003 ist im EZG der Großen Ohe der Übergang von Phase 2 in die Abklingphase<br />

3 zu vermuten.<br />

• Das Absterben des Fichtenbestandes erzeugt eine nicht nur kurzfristige<br />

Veränderung im Bodenwasserhaushalt und im Abflusskomponentenregime.<br />

Diese Veränderung ist insbesondere in der Phase 2 durch eine drastische<br />

Verringerung der mittleren jährlichen Gebietsverdunstung auf unter 40% des<br />

Ausgangswertes gekennzeichnet. Als Folge steigt der Abfluss auf über 135%<br />

des Ausgangsniveaus an. Dabei erhöhen sich die Anteile schneller<br />

Abflusskomponenten am Gesamtabfluss überproportional stark. So steigt der<br />

Direktabfluss im Jahresmittel auf 162% des Referenzwertes an. Dieses<br />

Resultat aus der DIFGA - Wasserhaushaltsbilanz wird durch isotopenhydrologische<br />

Beobachtungen für ein typisches Einzelereignis bestätigt. Bei<br />

einem relativ kleinen Hochwasser (Wiederkehrintervall ca. 3 Jahre) war die<br />

Abflusssumme im extrem geschädigten EZG Markungsgraben fast dreimal so<br />

hoch wie im EZG Forellenbach. Die Scheitelabflussspende im Markungsgraben<br />

lag 2,2-mal höher als im Forellenbach. Auch wenn diese Relationen nicht<br />

verabsolutiert werden dürfen (der Einfluss der Gebietsform etc. ist nicht<br />

herausgerechnet, nur ein Ereignis), so zeigen sie doch eine Verschärfung der<br />

Hochwasserabflusssituation. In der Phase drei nimmt die Gebietsverdunstung<br />

zwar wieder zu und nähert sich allmählich den Werten der unbeeinflussten<br />

Phase an, aber die Abflussbeschleunigung bleibt! Der Direktabfluss liegt in<br />

Phase drei unverändert auf einem Niveau von ca. 170% des Referenzwertes.<br />

• Signifikante Auswirkungen des Borkenkäferbefalls auf das hydrologische Regime<br />

sind erst ab der Überschreitung eines Mindestanteils an Schadflächen<br />

(ca. 20% in zusammenhängenden Arealen) mit den zur Verfügung stehenden<br />

„Werkzeugen“ nachweisbar. Dabei haben Bestandeszusammensetzung und<br />

Standorteigenschaften, insbesondere die Bodeneigenschaften, großen Einfluss<br />

auf die absoluten Veränderungen sowohl der Wasserhaushaltskomponenten,<br />

als auch der einsetzenden Stickstoffflüsse. Borkenkäferinduzierte Veränderungen<br />

wurden daher nur im Gebiet der Großen Ohe und in Teilgebieten des Kleinen<br />

Regens erkannt, jedoch nicht am Hirschbach. Das gilt entsprechend für die<br />

Veränderung der Stickstoffflüsse.<br />

Für die Abflussanalyse war die zur Verfügung stehende Datenreihe relativ kurz.<br />

Insbesondere für die Phase 3 wäre eine längere Beobachtungsreihe nötig. Das<br />

relativ dichte meteorologisch-hydrologische Monitoring sollte deshalb auch zukünftig<br />

fortgesetzt werden.


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 125<br />

Hauptproblem der Analysemethoden ist, dass der Gebietsabfluss als integrative<br />

Größe durch viele Einflussfaktoren bestimmt wird, die schwierig zu separieren<br />

sind. Bei den Szenariosimulationen mit dem Einzugsgebietsmodell konnten klimatische<br />

Einflüsse ausgeblendet und so der direkte Einfluss des Borkenkäferbefalls<br />

untersucht werden. Es wurden jedoch auch die derzeitigen Grenzen dieser deterministischen<br />

Simulationsmethode deutlich. Neben dem hohen Bedarf an Eingangsdaten,<br />

die zum Teil nicht in der erforderlichen Güte zur Verfügung standen,<br />

besteht auch weiterhin noch Entwicklungsbedarf hinsichtlich der im Modell berücksichtigten<br />

Prozesse. Unsicherheiten ergaben sich bei der Abbildung der extremen<br />

Hochwasserspitzen, aber auch bei der Simulation der Entwicklung von Mischbeständen<br />

unter den schwierigen Wachstumsbedingungen des Bayerischen <strong>Wald</strong>es.<br />

Ein besonderer Schwerpunkt war der Vergleich der atmosphärischen Deposition in<br />

den Untersuchungsgebieten. Dazu wurden in Ergänzung zu den Routinemessprogrammen<br />

an der Großen Ohe im EZG der Talsperre Niederschlagsmessstellen<br />

im Freiland und in 2 <strong>Wald</strong>beständen eingerichtet. Abweichend vom Befund gleicher<br />

Freilanddepositionen sind die Einträge von versauernden und eutrophierenden<br />

Stoffen in die Baumbestände des EZG der Talsperre Frauenau etwas höher<br />

als im EZG Große Ohe in vergleichbarer Höhenlage. Als Ursache wird die Exposition<br />

der Messstationen im EZG der Talsperre auf der Nordseite des Rachelmassivs<br />

angesehen, wo sie stärker den anströmenden Luftmassen und mitgeführten<br />

Schadgaskonzentrationen ausgesetzt sind. In beiden EZG ist weiterhin mit steigenden<br />

Stofffrachten bei zunehmender Höhenlage zu rechnen. Da dies insbesondere<br />

Fichtenbestände betrifft, dürfte der flächenbezogene Eintrag an versauernden<br />

und eutrophierenden Stoffen im EZG TWT Frauenau so lange deutlich größer sein<br />

als im EZG Große Ohe, bis sich auf den großflächigen Totholzflächen der Hochlagen<br />

neue Bestände etabliert haben. Mit den Ergebnissen der bislang zweijährigen<br />

Messungen im EZG TWT Frauenau konnte gezeigt werden, dass sich die derzeitige<br />

Stoffdeposition in die dortigen <strong>Wald</strong>ökosysteme durch die Ergebnisse der Monitoringprogramme<br />

im EZG Große Ohe beschreiben lässt. Deshalb kann das Messprogramm<br />

im EZG TWT Frauenau mit Ablauf des hydrologischen Jahres 2005<br />

beendet werden.


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

126 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />

13 Danksagung<br />

Die Forschungsarbeiten erfolgten im Rahmen des Verbundprojektes „Forschung<br />

über <strong>Wald</strong>ökosysteme“, Projekt HTO 33-7: Wasser- und Stoffhaushalt einer sich<br />

verändernden Naturlandschaft im <strong>Nationalpark</strong> <strong>Bayerischer</strong> <strong>Wald</strong>. Dieses Projekt<br />

wurde vom ehemaligen Leiter des Sachgebietes „Standort und Umwelt“ an der<br />

Bayerischen Landesanstalt für <strong>Wald</strong> und Forstwirtschaft, Herrn Prof. Dr. Teja<br />

Preuhsler, und seinem Stellvertreter Dr. Martin Kennel initiiert und in der Anfangsphase<br />

hilfreich begleitet. Die Arbeiten wurden durch das Regionalkonzept der Regierung<br />

von Niederbayern im Rahmen der High-Tech-Offensive der Bayerischen<br />

Staatsregierung gefördert.<br />

Die Durchführung war nur durch eine enge Kooperation mit der <strong>Nationalpark</strong>verwaltung<br />

<strong>Bayerischer</strong> <strong>Wald</strong> und dem Landesamt für Wasserwirtschaft möglich. Ohne<br />

die zuverlässige, inzwischen über Jahrzehnte reichende Arbeit der <strong>Nationalpark</strong>mitarbeiter<br />

bei Probenahme und Gerätewartung hätte diese Arbeit nicht erstellt<br />

werden können. Das rechtfertigt einen besonderen Dank an dieser Stelle, insbesondere<br />

mit Hinblick auf die naturgemäß saisonal extremen Witterungsbedingungen<br />

im <strong>Nationalpark</strong> <strong>Bayerischer</strong> <strong>Wald</strong>. Stellvertretend für die beteiligten Mitarbeiter<br />

des Landesamtes für Wasserwirtschaft sei hier Klaus Moritz gedankt, der durch<br />

die Bereitstellung von Messdaten aus dem „Messnetz Stoffeintrag-Grundwasser“<br />

und seiner Fachexpertise wesentlich zum Gelingen des Projektes beitrug.<br />

Einen besonderen Dank möchten wir außerdem den Kollegen vom Wasserwirtschaftsamt<br />

Deggendorf aussprechen, die uns problemlos hydrologische und meteorologische<br />

Messdaten aus dem EZG der TWT Frauenau sowie Bodenprofildaten<br />

aus dem Projekt „Wissenschaftliche Grundlagen für den Vollzug des Bodenschutzgesetzes“<br />

zur Verfügung stellten.


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 127<br />

14 Literatur<br />

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Konzeptkarte 1:50.000.; hergestellt auf der Grundlage der bodengeologischen<br />

Manuskriptkarten 1:25.000 zur Bodengeologischen Übersichtskarte<br />

1:100.000 (Rau, D., H. Schramm und H. Pantel, 1969-1974).<br />

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Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 131<br />

WWA (Wasserwirtschaftsamt) Deggendorf, 2005. Profil-Datenbank des Projektes<br />

„Wissenschaftliche Grundlagen für den Vollzug des Bodenschutzgesetzes“ in<br />

Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Geologischen Landesamt


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

132 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 133<br />

Anhang<br />

A-1 Böden im NP <strong>Bayerischer</strong> <strong>Wald</strong>.................................................................135<br />

A-2 Initialisierung der <strong>Wald</strong>bestände ...............................................................139<br />

A-2.1 Verarbeitung der Forstinventurdaten .................................................139<br />

A-2.2 Berücksichtigung der Borkenkäferschäden .......................................141<br />

A-3 Ergebnisse der DIFGA – Analyse ..............................................................145<br />

A-4 Das ökohydrologische PSCN-Modul innerhalb des<br />

Flussgebietsmodells ArcEGMO.................................................................149<br />

A-4.1 Überblick ............................................................................................149<br />

A-4.2 Verdunstung.......................................................................................151<br />

A-4.3 Schneedynamik..................................................................................152<br />

A-4.4 Vegetationsdynamik...........................................................................153<br />

A-4.4.1 Das <strong>Wald</strong>wachstumsmodell 4C...........................................153<br />

A-4.4.2 Das Modell für land- und forstwirtschaftliche Kulturen<br />

VEGEN ................................................................................157<br />

A-4.4.3 Dynamischer Ansatz auf der Basis von<br />

Tabellenfunktionen ..............................................................158<br />

A-4.4.4 Statisches Landnutzungsmodell..........................................158<br />

A-4.5 Simulation der Bodenprozesse ..........................................................159<br />

A-4.5.1 Bodenwasserdynamik .........................................................159<br />

A-4.5.2 Bodenwärmedynamik..........................................................161<br />

A-4.5.3 Kohlenstoff-/Stickstoffdynamik im Boden............................163<br />

A-4.5.4 Eingangsdaten für das Bodenmodell ..................................167<br />

A-4.6 Programmtechnische Umsetzung......................................................167<br />

A-4.7 Literatur ..............................................................................................168


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

134 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 135<br />

A-1 Böden im NP <strong>Bayerischer</strong> <strong>Wald</strong><br />

Als digitale Bodenkarten liegen die Forstlichen Standortkartierungen (1:10.000) für<br />

das ehemalige Forstamt Zwiesel (1982) und für das Altgebiet des <strong>Nationalpark</strong>s<br />

(1971) durch Elling et al. (1987) vor, die im Referenz-GIS „<strong>Nationalpark</strong> <strong>Bayerischer</strong><br />

<strong>Wald</strong>“ enthalten sind. Zusätzlich kam im März 2003 die Kartierung der Bodenformen<br />

der Gebietsanteile in Privatbesitz (EZG TWT/Kleiner Regen) hinzu.<br />

Diese Kartierung unterscheidet 20 Bodenformen der drei Klassen<br />

• Fels- und Blockböden,<br />

• Sand- und Lehmböden,<br />

• Nassböden.<br />

Bei Berücksichtigung der Höhenlage der einzelnen Standorte wurde diesen Bodenformen<br />

ein Bodentyp auf der Grundlage der Höhenzonierung nach Elling et al.<br />

(1987) zugewiesen. Elling unterscheidet vier Höhenstufen, die neben der Höhe<br />

über Normal Null (NN) vor allem durch die vorherrschenden Bodentypen determiniert<br />

sind (s. Tab. A1).<br />

Tab. A1: Definition der Höhenstufen im Bayerischen <strong>Wald</strong><br />

Höhenstufe Höhenlage [m über NN]<br />

Vorherrschende Bodentypen<br />

Tallage < 800 Braunerden<br />

Untere Hanglage 800 - 900 Braunerden<br />

Obere Hanglage 900 - 1150 Lockerbraunerden<br />

Hochlage > 1150 Podsol-Braunerden<br />

Für das Untersuchungsgebiet wurden insgesamt 17 Bodentypen ausgewiesen.<br />

Dazu kommen noch Aufschüttungs- und Wasserflächen, sowie Gebiete, für die<br />

keine Bodeninformationen vorliegen (tschechische Gebietsanteile). Da die vier<br />

Basiskarten (drei Standortkartierungen und die Höhenstufen des NP <strong>Bayerischer</strong><br />

<strong>Wald</strong>) nicht exakt passfähig sind, entstanden bei der Verschneidung dieser Karten<br />

an den Randbereichen Splitterpolygone. Zur Entfernung dieser inhaltlich nicht begründeten<br />

Splitterflächen und zur Vereinfachung der Modellierung wurden nach<br />

der Zuweisung der Bodentypen, Kleinststrukturen mit Flächen unter 2000 m² eliminiert.<br />

Für Bodentypen, denen kein Leitbodenprofil zugeordnet werden kann (Aufschüttungen,<br />

undefinierte Bereiche) wurde dieser Schwellenwert auf 5000 m² erhöht.<br />

Ausgenommen sind lediglich Wasser- und Moorflächen, da diese auch bei<br />

geringer räumlicher Ausdehnung eine wichtige Rolle innerhalb des Gebietswasserhaushaltes<br />

spielen.


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

136 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />

Tab. A2: Zuordnung von Bodentypen zu den Bodenformen in Abhängigkeit von der<br />

Höhenlage


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 137<br />

Da keine Leitbodenprofile für diese Bodentypen vorliegen, erfolgte im Rahmen des<br />

Projektes eine Parametrisierung (Horizontierung, bodenphysikalische und bodenchemische<br />

Eigenschaften) auf der Basis vorhandener Profilinformationen für den<br />

Bayerischen <strong>Wald</strong> (Elling et al. 1987, Immler 1992, Beudert & Breit 2004, Profildatenbanken<br />

der LWF und des WWA Deggendorf, 2005) sowie der Ergebnisse der<br />

Humusuntersuchungen des Projektes HTO 33-6. Von großem Wert waren dabei<br />

die Bodenuntersuchungen an den Dauerbeobachtungsflächen im Einzugsgebiet<br />

der Großen Ohe (Markungsgraben und Forellenbach, Abb. A1-1). Fehlende Profilinformationen<br />

wurden anhand von Leitbodenprofilen ähnlicher Böden, wie sie von<br />

der BÜK 1000 (BGR, 1995) und TLUG (1996) angegeben werden bzw. entsprechend<br />

der Bodenkundlichen Kartieranleitung (AG Boden, 1994), abgeschätzt. Die<br />

in die Modellierung eingehende Horizontabfolge sowie die chemischen und physikalischen<br />

Bodenparameter der einzelnen Horizonte sind in Klöcking et al. (2005) in<br />

der EXCEL-Tabelle „Bodentyp_Standort.xls“ im Datenanhang beschrieben.<br />

Neben der so erstellten Bodentypskarte für den NP <strong>Bayerischer</strong> <strong>Wald</strong> (ArcInfo-<br />

Coverage: Bodentyp) wurden die nicht aggregierten Zwischenstufen, die neben<br />

dem Bodentyp auch die Bodenform und die Höhenstufe enthalten (Privatwaldgebiet:<br />

plo_h1, <strong>Nationalpark</strong> ohne Privatwald: stkf-hoehen als ArcInfo-Coverages im<br />

Datenanhang von Klöcking et al., 2005), archiviert, um die Vergleichbarkeit mit der<br />

Standortkartierung (Kölling, 2003) zu gewährleisten.<br />

Abb. A1-1: Bodentypen im zentralen Gebiet des NP <strong>Bayerischer</strong> <strong>Wald</strong> mit den<br />

Einzugsgebieten der Großen Ohe und der TWT Frauenau und den<br />

Dauerbeobachtungsflächen im Markungsgraben (LfW) und im Forellenbach<br />

(ECE-IM)<br />

Die hier zitierte Literatur findet sich in Kapitel 14 des Haupdokumentes.


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

138 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 139<br />

A-2 Initialisierung der <strong>Wald</strong>bestände<br />

A-2.1 Verarbeitung der Forstinventurdaten<br />

Aussagen zur <strong>Wald</strong>zusammensetzung im Untersuchungsgebiet können aus Inventurdaten<br />

abgeleitet werden. Hierzu liegen in der Datenbank des Bayerischen<br />

Staatsministeriums für Landwirtschaft und Forsten und in der Sachdatenbank des<br />

„Referenz-GIS“ die Daten der Forsteinrichtungen 215, 339, 383 und 1086 des ehemaligen<br />

Forstamtes Zwiesel und des <strong>Nationalpark</strong>s <strong>Bayerischer</strong> <strong>Wald</strong> vor. Eine<br />

Zuordnung der Forsteinrichtungskreise zu den Bestandesteilflächen des Altgebietes<br />

des NP <strong>Bayerischer</strong> <strong>Wald</strong> und des Forstamtes Zwiesel existiert ebenfalls im<br />

Referenz-GIS. Diese liegt jedoch nicht für alle Bestände sowie auch noch nicht für<br />

die aktuelle Inventur 2002 vor. Außerdem gab es Probleme mit der Vermessung<br />

der Lage der Inventurkreise bei den Erstinventuren. Zur Zeit wird im <strong>Nationalpark</strong><br />

an der Korrektur der Koordinaten gearbeitet. Die Abweichungen können im Einzelnen<br />

mehr als 100 m betragen. Aus diesen Gründen wurde auf eine geostatistische<br />

Übertragung der Inventurinformationen auf Teilbestände verzichtet. Stattdessen<br />

erfolgt die <strong>Wald</strong>wachstums-Modellierung auf der Basis des Inventurpunktrasters.<br />

Dazu wurde mit ArcInfo auf der Basis der Koordinaten der Inventurkreise ein Raster<br />

mit der Gitterweite von 200 m erzeugt. Beim Vergleich dieses ebenmäßigen<br />

Gitters mit den einzelnen Inventurkreisen wird eine deutliche Verschiebung ihrer<br />

Lage vom eigentlich vorgesehenen 200 m Raster der Erhebung sichtbar. Insbesondere<br />

an den Rändern zwischen Alt- und Neugebiet und den Zukaufflächen<br />

kommt es zu Abweichungen. Trotzdem konnte durch entsprechende räumliche<br />

Ausrichtung des Gitters erreicht werden, dass in jeder Gitterzelle genau ein Inventurkreis<br />

liegt. Abb. A2-1 veranschaulicht, dass auch nach der zu erwartenden Lagekorrektur<br />

einzelner Punkte diese Inventurkreise noch durch die momentan zugeordnete<br />

Rasterzelle wiedergegeben werden.<br />

Abb. A2-1: Inventurraster (200m x 200m) und Lage der Inventurpunkte laut Referenz-GIS<br />

bzw. nach Lagekorrektur durch die NPV in einem Gebietsausschnitt


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

140 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />

Es wurde im Folgenden angenommen, dass jede Rasterzelle genau einen Bestand<br />

repräsentiert, der durch den zugeordneten Inventurkreis beschrieben wird.<br />

Artenzusammensetzung und Bestandesstruktur zur Initialisierung des <strong>Wald</strong>wachstumsmodells<br />

4C wurden anhand folgender Kennwerte der einzelnen Inventurpunktkreise<br />

abgeleitet:<br />

• Kennnummer,<br />

• Informationen zu Bestandesschicht,<br />

• Baumart,<br />

• Alter,<br />

• mittlerer Brusthöhendurchmesser (dG),<br />

• Höhe,<br />

• Grundfläche und Volumen.<br />

Die Kohorten wurden entsprechend der gemessenen Verteilungen von Brusthöhendurchmesser<br />

und, soweit gemessen, Baumhöhe und Kronenansatzhöhe definiert.<br />

Eine Verteilung der Bäume auf Durchmesserklassen wird mit Hilfe der Weibull-Verteilung<br />

vorgenommen, wobei der maximale Durchmesser nach einer<br />

Schätzfunktion von Gerold (1990) und der minimale Durchmesser auf 10% des<br />

Durchmessers des Grundflächenmittelstamms festgesetzt wird. Die Weibull-Verteilung<br />

wird abschnittsweise über Klassenbreiten = 1/20 des dG integriert. Kontrollgröße<br />

für dieses Verfahren ist die Bedingung, dass die Summe der Stamm-<br />

Querschnittsflächen auf Brusthöhe gleich der Grundfläche sein muss. Wird die<br />

Bedingung nicht erfüllt, werden minimaler Durchmesser und Formparameter der<br />

Weibull-Verteilung modifiziert. Den Durchmessern der Bäume in den Durchmesserklassen<br />

werden Höhen nach den Einheitshöhenfunktionen von Weimann (1980)<br />

zugeordnet. Die Kronenansatzhöhe wird mit einer Funktion von Nagel (1995) ergänzt.<br />

Für Überhälter und Zeilen mit weniger als 30 Bäumen pro Hektar wird keine<br />

Aufteilung in Durchmesserklassen vorgenommen, sondern eine der Baumanzahl<br />

entsprechende Zahl gleicher Individuen in einer Kohorte initialisiert.<br />

In der weiteren Initialisierung werden verschiedene Durchmesser, Biomasse-<br />

Kompartimente und die Fraktion des Splintholzes bestimmt. Für Baumhöhen kleiner<br />

2 m wird eine spezielle Initialisierungsroutine für Jungwuchs entwickelt, die<br />

Kohorten nach baumartenspezifischen Verteilungen der Pflanzhöhen generiert und<br />

für die weiteren Berechnungen experimentell abgeleitete allometrische Beziehungen<br />

nutzt. Ist auch die Baumzahl nicht in der Inventur erfasst, wird die Fläche mit<br />

einer artspezifischen Dichte bepflanzt.<br />

<strong>Wald</strong>flächen, in denen keine Inventur durchgeführt wurde, bzw. die erhobenen<br />

Daten nicht zur Initialisierung des Modells 4C ausreichen, müssen mit dem allgemeinen<br />

Vegetationsmodell VEGEN beschrieben werden. Dafür ist eine Unterscheidung<br />

in <strong>Wald</strong>typen, wie z.B. Fichtenreinbestand, Fichten-Buchen-Mischbestand,<br />

Laubwald, erforderlich. Eine vereinfachende Zuordnung erfolgte auf der<br />

Basis der Höhenstufen in Anlehnung an Elling et al. (1987). Fichtenreinbestände<br />

wurden in Höhenlagen unter 890 m ü. NN sowie über 1050 m ü. NN (nur N-, NO-<br />

und NW-Lagen) bzw. 1180 m ü. NN angenommen. Fichten-Laub-Mischbestände<br />

wurden im Übergangshöhenbereich vorausgesetzt.<br />

98,8% der <strong>Wald</strong>flächen im EZG der Großen Ohe konnten anhand der Forstinventurdaten<br />

für das <strong>Wald</strong>wachstumsmodell 4C initialisiert werden. Auf 1,2% der <strong>Wald</strong>flächen<br />

musste das generelle Pflanzenmodell VEGEN angewandt werden. Für die


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 141<br />

EZG von Markungsgraben und Forellenbach konnte 4C vollständig initialisiert werden.<br />

Im EZG der TWT Frauenau konnten bedeutend weniger <strong>Wald</strong>flächen anhand der<br />

Forstinventurdaten für das <strong>Wald</strong>wachstumsmodell 4C initialisiert werden. Das betrifft<br />

vor allem die ehemaligen Privatwaldflächen im EZG des Kleinen Regen und<br />

die tschechischen Gebietsanteile in den Hochlagen. Im Hirschbach-EZG sind das<br />

40% und im EZG des Kleinen Regen sogar 47% der <strong>Wald</strong>flächen, für die die Vegetationsentwicklung<br />

mit dem wesentlich einfacheren Modell VEGEN simuliert werden<br />

musste.<br />

A-2.2 Berücksichtigung der Borkenkäferschäden<br />

Die jährliche Totholzerfassung im Altgebiet des <strong>Nationalpark</strong>s (Rachel-Lusen-<br />

Gebiet) erfolgte ab 1988 durch die Auswertung von Luftbildern. Die daraus entstandenen<br />

ArcView-Karten unterscheiden zwischen den drei Kategorien „Totholz“,<br />

„Totholzgruppe“ und „Totholz geräumt“. Da diese Luftbildauswertung in der Vergangenheit<br />

an unterschiedlichen Einrichtungen durchgeführt wurden, unterscheiden<br />

sich die Karten z.T. beträchtlich. Deshalb wurde auch auf die Einbeziehung<br />

der Totholzgruppen verzichtet, da sich die ausgewiesenen Flächen teilweise mit<br />

denen der Totholzkartierung überschneiden, und ihr Flächenanteil insgesamt nicht<br />

sehr groß ist. Tab. A3 enthält die Übersicht über die für die weitere Bearbeitung<br />

genutzten aggregierten Karten, die durch Verknüpfung der Karten der jährlichen<br />

Veränderung entstanden.<br />

Tab. A3: Verfügbare Kartierungen der geräumten und ungeräumten Totholzflächen<br />

Ungeräumte Flächen Geräumte Flächen<br />

Karte (Shape) Quelle<br />

Totholz 198809-<br />

199305.shp<br />

Totholz 199305-<br />

200009.shp<br />

Totholz 20009-<br />

200108.shp<br />

Totholz 20009-<br />

200108.shp<br />

Totholz 200108-<br />

200210.shp<br />

NPV, Referenz-GIS<br />

(Altgebiet)<br />

LWF, Referenz-GIS<br />

(Altgebiet)<br />

NPV(Altgebiet),<br />

Referenz-GIS<br />

NPV (Erweiterungsgebiet)<br />

NPV<br />

Karte (ArcView-<br />

Shape)<br />

Totholz ausgeräumt<br />

198809-199305.shp<br />

Totholz ausgeräumt<br />

199305-200009.shp<br />

Geräumte flächen.shp<br />

Totholz ausgeräumt<br />

200009-200108.shp<br />

Totholz ausgeräumt<br />

200009-200108.shp<br />

Totholz ausgeräumt<br />

200108-200210.shp<br />

Freiflächen Frauenau<br />

2003.shp<br />

Quelle<br />

NPV, Referenz-GIS<br />

(Altgebiet)<br />

LWF, Referenz-GIS<br />

(Altgebiet)<br />

LWF, 7/1998,<br />

Erweiterungsgebiet<br />

NPV (Altgebiet),<br />

Referenz-GIS<br />

NPV<br />

(Erweiterungsgebiet)<br />

NPV (Altgebiet)<br />

NPV (EZG TWT<br />

Frauenau)<br />

Als problematisch sind die Totholzerfassungen 8/1988, 10/1989, 6/1990, 7/1991,<br />

7/1992 und 5/1993 einzuschätzen. Vergleicht man die hier erfassten Flächen mit<br />

den späteren Inventuren, so scheint das Ausmaß des Flächenbefalls insbesondere


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

142 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />

zwischen 1988 und 1992 überschätzt worden zu sein. Gleiche Flächen wurden bei<br />

der Auswertung späterer Befliegungen sowohl von der LWF als auch der NPV als<br />

Neubefallsflächen ausgewiesen. Deutlich spiegelt sich auch der wiederholte<br />

Wechsel im Auswerteverfahren mit der Inventur 8/2001 im Kartenmaterial wider.<br />

Auch jetzt passen die neu kartierten Flächen nicht zu den bereits erfassten<br />

Totholzflächen.<br />

Zur Vereinheitlichung dieses heterogenen Kartenmaterials wurden folgende Annahmen<br />

getroffen:<br />

• Als Basiskarten wurden die Karten „Totholz 199305-200009.shp“ und „Totholz<br />

ausgeräumt 199305-200009.shp“ gewählt<br />

• Für alle Flächen, die sowohl in den Jahren 1988-1992 ausgewiesenen, als<br />

auch in einer späteren Aufnahme als Neubefallsflächen kartiert wurden, wurde<br />

dieses spätere Inventurjahr als Befallsjahr angenommen<br />

• Nur die Flächen der Karten „Totholz 198809-199305.shp“ und „Totholz ausgeräumt<br />

198809-199305.shp“, die außerhalb der Basiskarten (1993-2000) liegen,<br />

wurden als Totholzzuwachsflächen der frühen Befallsjahre berücksichtigt.<br />

• Neuzugangsflächen der Inventur 8/2001, die in bereits erfassten Arealen liegen,<br />

wurden nicht erfasst, sondern nur die Neuzugangsflächen, die von den<br />

vorhergehenden Inventuren als „nicht befallen“ ausgewiesen wurden.<br />

Ein weiteres Problem stellt die Erfassung der geräumten Flächen im Erweiterungsgebiet<br />

dar. Hier wurden mittlerweile zwei Kartierungen (LWF: 7/1998 und NPV<br />

8/2001, vgl. Tab. A3) gefunden, die sich jedoch stark unterscheiden. So sind in der<br />

Kartierung NPV 8/2001 viele der in der LWF-Kartierung erfassten Flächen nicht<br />

enthalten (vgl. Abb. A2-2). Im Frühjahr 2004 wurde eine Neukartierung der Freiflächen<br />

im Einzugsgebiet der TWT Frauenau auf der Grundlage der 2003er Befliegung<br />

durch die NPV durchgeführt. Bei dieser Kartierung wurde einerseits ein neues<br />

Verfahren zur Auswertung der Luftbilder verwendet und andererseits hochauflösender<br />

als bisher gearbeitet, so dass es wieder gravierende Unterschiede zu den<br />

vorhergehenden Kartierungen gibt. Dazu kommt, dass die mittlerweile vorhandene<br />

Naturverjüngung zu einer Unterschätzung der Totholz-Areale geführt haben kann.<br />

Diesmal wurden jedoch auch wieder die Flächen kartiert, die schon 1998 durch die<br />

LWF ausgewiesen, jedoch in der Kartierung 2001 durch die NPV nicht erfasst wurden.<br />

Folgende Annahmen wurden zur Erstellung der Karte der geräumten und nichtgeräumten<br />

Totholzflächen im Erweiterungsgebiet getroffen:<br />

• Als Basiskarten für das Erweiterungsgebiet wurden die Karten „Geräumte<br />

flächen.shp“ und „Freiflächen Frauenau 2003.shp“ gewählt<br />

• Für alle 1998 und 2001 ausgewiesenen Neubefallsflächen, die durch die<br />

2004er Neukartierung als Freiflächen kartiert wurden, wurde das Erst-<br />

Inventurjahr als Befallsjahr angenommen.<br />

• Als Flächengröße wurde hierbei die ursprünglich ausgewiesene Fläche<br />

angenommen, auch wenn die 2004 ausgewiesene Fläche deutlich kleiner ist<br />

(Fall (a) in Abb. A2-2/Abb. A2-3).<br />

• Geht die neukartierte Fläche geringfügig über die schon kartierte Fläche hinaus,<br />

so wird das vernachlässigt.


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 143<br />

• Liegt eindeutig eine Verschiebung der Flächen vor, so wird die 2004 ausgewiesene<br />

Lage als richtig angenommen (Fall (b) in Abb. A2-2/Abb. A2-3).<br />

Abb. A2-2: Ausgeräumte Totholz-Areale<br />

im EZG der TWT Frauenau<br />

laut Inventur 7/98 (lila), Inventur<br />

8/2001 (gelb) bzw. Inventur<br />

2003 (grau)<br />

Abb. A2-3: Totholz-Areale im EZG der<br />

TWT Frauenau (ausgeräumt<br />

und nichtausgeräumt)<br />

entsprechend der Totholzkarte<br />

th_tha8803.shp<br />

Insgesamt wird damit eine um ca. 5% größere Totholzfläche für das Einzugsgebiet<br />

der TWT Frauenau angenommen, als die Freiflächeninventur 2004 angibt. Da jedoch<br />

auf ein einheitliches Vorgehen für das Gesamtgebiet des <strong>Nationalpark</strong>s Wert<br />

gelegt wurde, muss diese Unsicherheit in Kauf genommen werden, solange keine<br />

Neuauswertung der vorhandenen Luftbilder mit einer einheitlichen Methodik vorliegt.<br />

Mit der erzeugten Totholzkarte „Th_tha8803.shp“ liegt somit flächendeckend<br />

für den <strong>Nationalpark</strong> eine vereinheitlichte Kartierung vor, welche die Zunahme der<br />

ungeräumten und geräumten Totholzflächen ab 1988 bis 2002 (2003 nur TWT<br />

Frauenau) enthält und als Basiskarte für viele Anwendungen dienen kann. Eine<br />

erste Nutzung erfolgt bereits im EU-Projekt „Natura 2000“ zur Lebensraumtypenkartierung,<br />

zur Bewertung der Lebensraumtypen sowie zur Erstellung von Habitatkarten.<br />

Die anhand der Totholzkarte „Th_tha8803.shp“ ermittelten Flächenzunahmen<br />

stimmen sehr gut mit den am NPV vorliegenden Angaben für das Einzugsgebiet<br />

der Großen Ohe überein (vgl. Beudert & Breit, 2004). Aus den oben erwähnten<br />

Gründen liegen die Werte für das Einzugsgebiet der TWT Frauenau jedoch deutlich<br />

über den in LfW et al. (2004) angegebenen Werten, die auf der Kartierung<br />

2004 beruhen.<br />

Die Zuordnung der Totholzflächen zu den einzelnen Inventurpunktrasterflächen<br />

erfolgte durch Verschneidung des Inventurpunktrasters (Abb. A2-1) und der<br />

Totholzkarte „Th_tha8803.shp“. So konnte jeder Inventurpunktrasterzelle pro Jahr<br />

der Flächenanteil an ausgeräumter bzw. belassener Totholzfläche zugewiesen<br />

werden.<br />

Die hier zitierte Literatur findet sich in Kapitel 14 des Haupdokumentes.


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

144 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 145<br />

A-3 Ergebnisse der DIFGA – Analyse<br />

Abb. A3-1: Mittlere Wasserhaushaltsbilanz für das Gebiet Rachelhütte / Kleiner<br />

Regen für den Zeitraum 11/1978 bis 12/2002, Abkürzungen wie in<br />

Kap. 6.1


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

146 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />

Abb. A3-2: Mittlere Wasserhaushaltsbilanz für das Gebiet Herbstriegel / Kleiner<br />

Regen für den Zeitraum 11/1977 bis 12/2002, Abkürzungen wie in<br />

Kap. 6.1


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 147<br />

Abb. A3-3: Mittlere Wasserhaushaltsbilanz für das Gebiet Taferlruck / Große Ohe<br />

für den Zeitraum 11/1977 bis 10/2002, Abkürzungen wie in Kap. 6.1


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

148 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 149<br />

A-4 Das ökohydrologische PSCN-Modul innerhalb<br />

des Flussgebietsmodells ArcEGMO<br />

A-4.1 Überblick<br />

Die moderne Flussgebietsbewirtschaftung erfordert neben der Betrachtung der<br />

Wasserflüsse auch die Berücksichtigung von Wasserinhaltsstoffen, wie z.B. gelöste<br />

Stickstoffkomponenten. Dazu wurde im Rahmen von ArcEGMO (Pfützner, 2002;<br />

Becker et al., 2002) ein neues Abflussbildungsmodul entwickelt, welches neben<br />

der Wasserdynamik im System Vegetation-Boden auch den Kohlenstoff- und<br />

Stickstoffhaushalt simuliert (Abb. 1). Dieses sogenannte PSCN-Modul (Plant-Soil-<br />

Carbon-Nitrogen Model) entstand durch die Kopplung komplexer Wachstumsmodelle<br />

für <strong>Wald</strong>- und landwirtschaftliche Flächen mit einem detaillierten Bodenmodell.<br />

Durch die Implementierung eines Fruchtfolgengenerators kann die landwirtschaftliche<br />

Anbaustruktur einer Region genau wiedergegeben werden. Einsatzbereich<br />

ist die mittelmaßstäbige (1 bis 1000 km²) Simulation des Wasser- und Kohlenstoff-/Stickstoffhaushaltes<br />

einer Region bei Berücksichtigung der Vegetations-<br />

und Ertragsentwicklung.<br />

Als treibende klimatische Größen werden Lufttemperatur, Niederschlag, Luftfeuchte<br />

und Globalstrahlung in täglicher Auflösung benötigt, die durch ArcEGMO für<br />

jedes simulierte Raumelement bereitgestellt werden. Die räumliche Auflösung erfolgt<br />

entsprechend des Aggregationsschemas von ArcEGMO (Becker et al., 2002;<br />

Pfützner, 2002) auf Hydrotopebene (Elementarfläche). Jedes Hydrotop ist durch<br />

eine bestimmte Landnutzung und einen Bodentyp charakterisiert und hat einen<br />

festen Raumbezug innerhalb des Untersuchungsgebietes.<br />

Vorteile dieser prozessbeschreibenden, räumlich und zeitlich hochauflösenden<br />

Modellierung gegenüber konzeptionellen Bilanzierungsansätzen wie z.B. MONE-<br />

RIS (Behrendt et al. 2002) werden vor allem hinsichtlich folgender Aspekte gesehen:<br />

a. Die Simulation der Prozesse auf der Basis räumlich determinierter Hydrotope<br />

ermöglicht die Ausweisung von Risikoflächen hinsichtlich<br />

• der Stoffausträge mit dem Oberflächen-, dem Drainage- bzw. dem hypodermischen<br />

Abfluss<br />

• der Stoffeinträge in den Grundwasserkörper<br />

• des landwirtschaftlichen Ertragsrisikos bedingt durch Wassermangel.<br />

b. Die deterministische Abbildung der Vegetationsentwicklung land- und forstwirtschaftlicher<br />

Kulturen und Bestände erlaubt die Abbildung der inner- und mehrjährigen<br />

Dynamik der untersuchten Zustandsgrößen des Gebietswasser- und<br />

Stoffhaushaltes.<br />

c. Das Modell ist Szenariotauglich hinsichtlich kurz- und langjähriger Veränderungen<br />

des Klimas und der Landnutzung.<br />

Wie Abb. A4-1 verdeutlicht, lässt sich das PSCN-Modul in die drei Hauptkomponenten<br />

Bodenmodell, Vegetationsmodell und Schneemodell untergliedern. Das<br />

Vegetationsmodell (Kap. A-4.4) enthält Wachstumsmodelle für <strong>Wald</strong>- und landwirtschaftliche<br />

Flächen. Das Bodenmodell besteht aus einem Kohlenstoff-<br />

/Stickstoffmodell (Kap. A-4.5.3), einem Bodenwärmemodell (Kap. A-4.5.2) und<br />

einem Bodenfeuchtemodell (Kap. A-4.5.1). Die einzelnen Teilmodelle sind streng


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

150 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />

gekapselt. Der Datenaustausch zwischen ihnen erfolgt über spezifische Schnittstellen.<br />

Somit ist es möglich, einzelne Teilmodelle auszutauschen bzw. auf verteilten<br />

Systemen zu führen. Diese können dabei in unterschiedlichen Sprachen programmiert<br />

sein.<br />

Abb. A4-1: Das PSCN-Modul im Rahmen des hydrologischen Einzugsgebietsmodells<br />

ArcEGMO – Überblick über die simulierten Teilprozesse<br />

Die Vegetationsdynamik wird in Abhängigkeit von der Landnutzung in den einzelnen<br />

Hydrotopen simuliert. Die Modellierung der Bodenprozesse erfolgt unter Berücksichtigung<br />

der horizontalen Schichtung des Bodens bis hinunter zum Ausgangssubstrat.<br />

Dabei werden bei grundwasserbeeinflussten Standorten auch temporär<br />

gesättigte Bodenschichten einbezogen.<br />

Je nach Zielstellung der Simulation und der vorhandenen Eingangsdatenbasis<br />

kann auch mit einem vereinfachenden Landnutzungsmodell ohne Berücksichtigung<br />

der C/N-Dynamik im Boden und im Bestand gerechnet werden.<br />

Neben den Zustandsgrößen zur Beschreibung der Vegetationsdynamik und der<br />

Bodenprozesse werden für jedes Raumelement folgende Wasserhaushaltsgrößen<br />

in täglicher Auflösung berechnet und zur Weiterverarbeitung an die Lateraldomäne<br />

von ArcEGMO übergeben:<br />

• Aktuelle Verdunstung,<br />

• Oberflächenabflussbildung,<br />

• Hypodermischer Abfluss,<br />

• Perkolation aus der Wurzelzone bzw. Pflanzenentzug aus der gesättigten<br />

Zone bei grundwasserbeeinflussten Standorten.<br />

Zusätzlich zu den üblichen Eingabegrößen für ArcEGMO werden Eingaben für die<br />

einzelnen Teilmodelle benötigt, die in den folgenden Kapiteln beschrieben sind.


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 151<br />

A-4.2 Verdunstung<br />

Die Verdunstung wird als Summe aus Interzeptionsverdunstung, Sublimation der<br />

Schneedecke, Verdunstung des Oberflächenwassers und des unbedeckten Bodens<br />

sowie der Transpiration der Vegetation auf der Basis der potenziellen Evapotranspiration<br />

berechnet. Die einzelnen Verdunstungsanteile sind Bestandteil der<br />

Schnittstelle zu den spezifischen Teilmodellen Schneemodell, Interzeptionsmodell,<br />

Vegetationsmodell, Bodenfeuchtemodell.<br />

Die potenzielle Evapotranspiration EP kann je nach Verfügbarkeit der notwendigen<br />

Eingangsdaten nach verschiedenen Verfahren der Standardbibliothek von ArcEG-<br />

MO ermittelt werden. Standard im PSCN-Modul ist das Verfahren nach<br />

Turc/Ivanov (DVWK, 1996):<br />

⎧ a Ω (ra<br />

(t) + b) T(t) / (T(t) + 15)<br />

(t) = ⎨<br />

⎩0.000036<br />

(25 + T(t)) (100 - U(t))<br />

Ep 2<br />

⇔ T(t) ≥ 5 ° C<br />

⇔ T(t) < 5 ° C<br />

ra - Globalstrahlung [J/(cm 2 *d)]<br />

a, b - Parameter; a = 0.0031 und b = 209.4 für ∆t = 1 d<br />

Ω - monatsabhängiges Korrekturglied nach Glugla (1989)<br />

U - relative Luftfeuchte [%]<br />

T - Tagesmittel der Lufttemperatur [°C]<br />

Auf der Basis der potenziellen Evapotranspiration wird die potenzielle Evaporation<br />

des unbedeckten Bodens Esp(t) in Abhängigkeit von dem aktuellen Entwicklungszustand<br />

der Vegetation, charakterisiert durch den Blattflächenindex, nach Belmans<br />

et al. (1983) berechnet:<br />

Esp(t) = Ep(t) exp(-0.6 LAI(t)) (2)<br />

LAI - Blattflächenindex<br />

Die Interzeption wird mittels eines abflusslosen Einzelspeichers mit Überlauf abgebildet.<br />

Der Interzeptionsspeicher fängt entsprechend seiner aktuellen Speicherkapazität<br />

einen Teil des Niederschlages ab und wird im gleichen Zeitschritt durch<br />

Interzeptionsverdunstung geleert. Die Kapazität des Interzeptionsspeichers hängt<br />

vom aktuellen Vegetationszustand ab und wird deshalb innerhalb des Vegetationsmodells<br />

berechnet. Die nicht innerhalb des Berechnungszeitschrittes interzeptierte<br />

Niederschlagsmenge erreicht die Bodenoberfläche als Niederschlagsdargebot.<br />

(1)


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

152 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />

A-4.3 Schneedynamik<br />

Die Modellierung der Schneedynamik kann alternativ mit einem empirischen<br />

Schneemodell oder mit dem Ansatz nach Koitzsch/Günther (1990) auf der Basis<br />

der Energiebilanzgleichung erfolgen. Beide Ansätze unterscheiden zwischen Akkumulations-<br />

und Schmelzperioden in Abhängigkeit von der Lufttemperatur.<br />

Bei Lufttemperaturen unter einem Grenzwert Tm (Standard: Tm = 0.2 °C) ergibt sich<br />

die aktuelle Schneebedeckung (in Form des Wasseräquivalents) aus der Summe<br />

von Altschneemenge und dem Niederschlagsdargebot PO(t) abzüglich der aktuellen<br />

Sublimation.<br />

s(t) = max[0, s(t-∆t) + PO(t) – (Esp(t)- EI(t))] (3)<br />

s - Schneemenge [mm Wasseräquivalent]<br />

PO - den Boden erreichende Niederschlagsmenge [mm]<br />

Esp - potenzielle Evaporation [mm]<br />

EI - Interzeptionsverdunstung [mm]<br />

Überschreitet die Tagesmitteltemperatur der Luft den Grenzwert Tm, erfolgt ein<br />

Abschmelzen der Schneedecke. Bei Nutzung des empirischen Ansatzes nach<br />

Weise/Wendling (1974) wird die Schmelzrate allein in Abhängigkeit von der aktuellen<br />

Lufttemperatur simuliert:<br />

sm(t) = min[s(t), 0.45 T(t) + 0.1 T(t) 2 ] (4)<br />

sm - Schmelzwassermenge [mm]<br />

s - Schneemenge [mm Wasseräquivalent]<br />

T - Tagesmittel der Lufttemperatur [°C]<br />

Der Ansatz nach Koitzsch/Günther (1990) berechnet neben der Schmelzrate auch<br />

die Sublimation und die Kondensation auf der Basis des konvektiven Wärmeübergangs<br />

an Grenzflächen mit der Wärmeübergangszahl 10 W(m²K) -1 (Hoffmayer-<br />

Zlotnik et al., 1981). Die Strahlungsbilanz der Schneeoberfläche wird aus der<br />

kurzwelliger Komponente mit einer Albedo von 0.5 für Altschnee und der langwelligen<br />

Komponente bei wolkenlosem Himmel (Brutsaert, 1975) berechnet. Vernachlässigt<br />

wird die Wärmezufuhr aus dem Boden an die Schneedecke und die Speicherung<br />

des Schmelzwassers in der Restschneedecke.<br />

Die resultierende Schmelzwassermenge erhöht das Niederschlagsdargebot an der<br />

Bodenoberfläche.


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 153<br />

A-4.4 Vegetationsdynamik<br />

In das PSCN-Modul wurden bisher vier unterschiedliche Pflanzenmodelle integriert:<br />

• <strong>Wald</strong>wachstumsmodell 4C,<br />

• dynamisches Vegetationsmodell VEGEN nach SWAT2000 (Neitsch et al.,<br />

2001) auf der Basis eines sortenspezifischen Temperatursummenansatzes,<br />

• allgemeines dynamisches Pflanzenmodell auf der Basis von Tabellenfunktionen<br />

(ohne C/N-Dynamik),<br />

• allgemeines statisches Modell (nur Wasserhaushalt ohne C/N-Dynamik).<br />

Fruchtartenspezifische Modelle, wie z.B. für Grünland, Winterweizen, Mais oder<br />

Kartoffeln, sollen im weiteren Entwicklungsverlauf dazu kommen. Die Komplexität<br />

(und damit auch der Anspruch an die Eingangsdaten) nimmt vom ersten bis hin<br />

zum letzten Modell ab. Sind die verfügbaren Eingangsdaten für eine Simulation mit<br />

dem gewählten Pflanzenmodell nicht ausreichend, so wird modellintern automatisch<br />

das nächsteinfachere Modell aktiviert. Prinzipiell werden die beiden allgemeinen<br />

Vegetationsansätze für alle Flächen initialisiert, so dass auch bei fehlenden<br />

Eingangsdaten für die Wachstumsmodelle 4C und VEGEN eine flächendeckende<br />

Simulation des Gebietswasserhaushaltes ohne detaillierte Vegetationsmodellierung<br />

erfolgen kann.<br />

A-4.4.1 Das <strong>Wald</strong>wachstumsmodell 4C<br />

A-4.4.1.1 Grundlagen<br />

Das <strong>Wald</strong>wachstumsmodell 4C (FORESEE - FORESt Ecosystems in a changing<br />

Environment) beschreibt die Sukzessionsdynamik von <strong>Wald</strong>beständen, die entweder<br />

auf Basis von simulierter natürlicher Regeneration oder ausgehend von einem<br />

durch eine Forstinventur definierten Anfangszustand aufwachsen (Schaber et al.,<br />

1999, Suckow et al., 2001). Die Baumindividuen einer Art, die gleiches Alter und<br />

identische Baumdimensionen besitzen, sind in Kohorten zusammengefasst. Produktion<br />

und Wachstum werden für jede Kohorte berechnet. Die Konkurrenz der<br />

Kohorten um Licht, Wasser und Nährstoffe beeinflusst ihr Wachstum, ihre Mortalität<br />

und die Verjüngung im Bestand. Die Positionen der Individuen der Kohorten im<br />

Bestand sind nicht bekannt; es wird angenommen, dass die Bäume gleichmäßig<br />

auf der Bestandesfläche verteilt sind. Es werden keine Unterschiede in den<br />

Wachstumsbedingungen einzelner Individuen derselben Kohorte berücksichtigt.<br />

Der Kronenraum des Bestandes ist in 0.5 m hohe Schichten eingeteilt. Das Blattwerk<br />

ist auf die Kronenschichten zwischen Kronenansatzhöhe und Baumhöhe<br />

verteilt.<br />

Abb. A4-2 beschreibt das prinzipielle Zusammenwirken der Teilmodelle zur Vegetations-<br />

und Bodendynamik in 4C.


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

154 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />

Abb. A4-2: Modellschema 4C<br />

A-4.4.1.2 Wasser- und Nährstoffbilanzierung<br />

Das Wasser- und Nährstoffangebot (Stickstoff, Kohlenstoff) wird in Abhängigkeit<br />

von Boden, Bestand und Wetter bilanziert (Einzelmodell 4C: Grote et al., 1999; 4C<br />

im Modellverbund ArcEGMO-PSCN: Kap. A-4.5). 4C berechnet zunächst für jede<br />

Kohorte einen aktuellen Transpirationsentzug in Abhängigkeit von der durch die<br />

Interzeptionsverdunstung reduzierten potentiellen Evapotranspiration und der aktuellen<br />

Bodenfeuchte der durchwurzelten Schichten, der als Wasserentzug pro<br />

Schicht an das Bodenwassermodell übergeben wird.<br />

Durch den täglichen Entzug von Wasser und Nährstoffen einerseits sowie die jährliche<br />

Bilanzierung des Streufalls und die Zufuhr zum Bodenkompartiment andererseits<br />

wird der Nährstoffkreislauf im System Pflanze – Boden geschlossen. Zusätzlichen<br />

Eintrag erhält das System durch Deposition, Verluste treten durch Auswaschung<br />

auf.<br />

A-4.4.1.3 Assimilation und Allokation<br />

Die photosynthetische Nettoassimilationsleistung wird nach einem Ansatz von<br />

Haxeltine & Prentice (1996) als Funktion von absorbierter photosynthetisch aktiver<br />

Strahlung, Lufttemperatur sowie Bodenwasser- und Nährstoffverfügbarkeit berechnet.<br />

Die Produktion der einzelnen Kohorten ist artenspezifisch und abhängig vom<br />

Anteil der Kohorte an der vom Bestand absorbierten Strahlung. Aus der jährlichen<br />

Bruttoassimilationsleistung wird nach Abzug der Respiration das Wachstum der<br />

Kompartimente Feinwurzeln, Stamm, Blattwerk, sowie Äste und Grobwurzeln berechnet.<br />

Die Allokationskoeffizienten für die einzelnen Kompartimente werden dabei<br />

so bestimmt, dass sie einem vorgeschriebenen Verhältnis des Querschnitts der<br />

leitenden Gewebe im Holz zu den zu versorgenden Blattmassen und einer ausgewogenen<br />

Leistung des Aufnahmevermögens der Feinwurzeln und der Produktionskapazität<br />

der Blätter entsprechen (functional balance und pipe model theory,<br />

siehe z.B. Mäkelä, 1986). Zusätzlich gehen in die Bestimmung der Allokationskoeffizienten<br />

eine Höhenwachstumsfunktion ein, die vom relativen Lichtgenuss und


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 155<br />

dem Blattmassenzuwachs abhängig ist, sowie die zu ersetzenden Streuproduktionsflüsse.<br />

Die Kronenansatzhöhe wächst, wenn die Nettoproduktion der untersten<br />

Kronenschicht negativ wird. Damit sind die Baumdimensionen Höhe, Brusthöhendurchmesser<br />

und Kronenansatzhöhe im Modell berechenbar.<br />

A-4.4.1.4 Phänologie<br />

Das Modell enthält ein Modul zur Simulation des Blattaustriebstags der Buche, das<br />

mit dem phänologischen Datensatz des Deutschen Wetterdienstes parametrisiert<br />

wurde (Schaber & Badeck 2003). Bei der Berechnung des Blattaustriebs wird davon<br />

ausgegangen, dass die Regulation der ontogenetischen Entwicklung durch die<br />

Interaktion von wachstumsfördernden (Promotoren) und wachstumshemmenden<br />

(Inhibitoren) Verbindungen (Phytohormone) erfolgt und die Balance zwischen<br />

Promotoren und Inhibitoren den physiologischen Entwicklungszustand der Pflanze<br />

und ihre Reaktion auf externe Bedingungen bestimmt (Schaber, 2002). Wesentliche<br />

Einflussfaktoren sind dabei die Lufttemperatur und die Tageslänge.<br />

Der Blattwurf wird anhand eines festen durchschnittlichen Datums bestimmt. Für<br />

die Laubbaumarten wurden die erforderlichen Parameter an Daten des DWD angepasst.<br />

Für die immergrünen Baumarten werden gegenwärtig im Modell noch<br />

keine phänologischen Stadien unterschieden.<br />

A-4.4.1.5 Mortalität<br />

Die Mortalität der Individuen innerhalb der Kohorten wird aus der Kohlenstoffbilanz<br />

bestimmt (stressbedingte Mortalität) oder nach einer vorgegebenen altersbedingten<br />

Mortalitätsrate. Beide Ansätze können auch kombiniert werden. Stressbedingte<br />

Mortalität tritt auf, wenn die Kohlenstoffbilanz über einen bestimmten Zeitraum<br />

negativ wird und daher z.B. die Blattmasse der Individuen einer Kohorte eines<br />

Jahres geringer ist als die des Vorjahres. Sie führt damit zur Verringerung der Individuenzahl<br />

bzw. zum vollständigen Absterben der Kohorte. Die intrinsische artenspezifische<br />

Mortalität wird über ein maximales Alter der Baumart definiert (Botkin &<br />

Nisbet, 1992).<br />

A-4.4.1.6 Regeneration und Management<br />

Auf Bestandesebene können Verjüngungs- und Bewirtschaftungsmaßnahmen<br />

simuliert werden. Die Verjüngung beschreibt das Aufwachsen von gepflanzten<br />

Setzlingen oder von Sämlingen, die jährlich in Abhängigkeit von Umweltbedingungen<br />

im Bestand aufkeimen können, in die Baumschicht.<br />

Das Modell erlaubt die Simulation einer Vielzahl von Bewirtschaftungsvarianten,<br />

die durch die Kombination verschiedener implementierter Methoden möglich sind.<br />

Ein Bewirtschaftungsplan steuert die verschiedenen Eingriffe. In Abhängigkeit von<br />

der Bestandeshöhe werden Jungwuchspflege, Läuterung und Jungbestandespflege<br />

simuliert. Für die anschließenden Bestandeseingriffe kann Hoch– oder Niederdurchforstung<br />

gewählt werden. Die Durchforstung wird durch Durchforstungsstärke<br />

und Durchforstungsintervall beschrieben. Zur Ernte des Bestandes, gesteuert über<br />

die Umtriebszeit, ermöglicht das Modell den Kahlschlag mit anschließender Neuanpflanzung<br />

oder natürlicher Verjüngung oder einen Schirmschlag, ebenfalls kombiniert<br />

mit einer Unterpflanzung. Für die Pflanzung kann eine Artenspezifikation<br />

und Pflanzdichte vorgegeben werden. Die Generierung von Mischbeständen ist


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

156 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />

möglich. Der Bewirtschaftungsplan erlaubt damit auch langfristige Simulationen<br />

über mehrere Umtriebszeiten.<br />

A-4.4.1.7 Störungen<br />

Störungen wie Windwurf oder Borkenkäferbefall im Bestand können im Modell<br />

durch Verarbeitung einer Störungszeitreihe simuliert werden. Diese Störungen<br />

wirken insbesondere durch eine zusätzliche Mortalität in den Baumkohorten auf die<br />

Bestandesdynamik:<br />

Die Störungsdynamik durch Borkenkäferbefall wird durch eine Zeitreihe der Störungsereignisse<br />

mit Information über befallene Fläche (Koordinaten), Störungstyp,<br />

Störungsjahr, Anteil der befallenen Fläche an der Gesamtfläche des Bestandes<br />

und Typ des Bestandes (bewirtschaftet oder unbewirtschaftet) beschrieben. Im Fall<br />

von Borkenkäferbefall wird Mortalität der Fichten, die älter als 50 sind, angenommen.<br />

Bei den bewirtschafteten Beständen werden alle befallenen und damit gestorbenen<br />

Fichten vollständig geerntet, Wurzeln und Benadlung verbleiben im Ökosystem.<br />

Bei den unbewirtschafteten Beständen werden diese Bäume komplett in<br />

die Zersetzungspools des Bodens überführt, für die Stämme, wird eine verzögerte<br />

Überführung in den Zersetzungspool für Stammholz angenommen, da die toten<br />

Bäume noch einige Jahre im Bestand stehen.<br />

Sowohl im bewirtschafteten als auch im unbewirtschafteten Fall, wird bei einem<br />

Anteil der Störungsfläche, akkumuliert über mehrer aneinanderfolgende Störungsjahre,<br />

von über 30% der Bestandesfläche, eine natürliche Verjüngung der vorkommenden<br />

Baumarten simuliert.<br />

A-4.4.1.8 Zeitregime<br />

Die Berechnung der Flüsse und die Änderung der Zustandsvariablen erfolgt prozessabhängig<br />

mit unterschiedlichen zeitlichen Schrittweiten. Die Wasser- und<br />

Nährstoffflüsse sowie die Phänologie werden im Tagestakt berechnet, die photosynthetische<br />

Produktion mit Schrittweiten zwischen wahlweise einem Tag bis zu<br />

einer Woche, während Allokation, Wachstum, Mortalität und Regeneration im Jahrestakt<br />

berechnet werden.<br />

A-4.4.1.9 Parameter, Initialisierung und Triebkräfte<br />

Die Artenzusammensetzung und die Bestandesstruktur können auf der Basis von<br />

Inventurdaten initialisiert werden. Die Kohorten werden dann entsprechend der<br />

gemessenen Verteilungen von Brusthöhendurchmesser sowie, falls vorhanden,<br />

Baumhöhe und Kronenansatzhöhe definiert.<br />

Als treibende klimatische Größen werden Tagesmittel bzw. -summen der Temperatur,<br />

des Niederschlags, der Luftfeuchte und der Strahlung benötigt, die wahlweise<br />

aus Messreihen eingelesen oder aus Monatswerten mit Hilfe eines Wettergenerators<br />

hergeleitet werden können. Außerdem wird eine Zeitreihen der atmosphärischen<br />

CO2-Konzentration und der Stickstoff-Deposition vorgegeben.


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 157<br />

A-4.4.1.10 Validierung und Anwendung<br />

Das Modell liegt in einer ersten, hier umrissenen Ausbaustufe vor und wird an langen<br />

Zeitreihen von Dauerbeobachtungsflächen hinsichtlich der Bestandesdynamik<br />

getestet (Schaber, Badeck et al. 1999; Mäkelä et al. 2000). Es ist gegenwärtig für<br />

die Baumarten Buche (Fagus sylvatica L.), Fichte (Picea abies L.), Kiefer (Pinus<br />

sylvestris L.), Eiche (Quercus robur L.) und Birke (Betula pendula Roth) parametrisiert.<br />

Einzelne Komponenten des <strong>Wald</strong>wachstumsmodells 4C wurden für mehrere<br />

Baumarten an verschiedenen Standorten (v.a. an Level II Standorten in Brandenburg,<br />

Sachsen und Thüringen) validiert.<br />

Im Rahmen des BMBF-Projektes „Wälder und Forstwirtschaft im Globalen Wandel:<br />

Strategien für eine integrierte Wirkungsanalyse und –bewertung“ (LK9528-9533)<br />

und des EU-Projektes Projektes SilviStrat“: Silvicultural Response Strategies to<br />

Climatic Change in Management of European Forests” (EVK2-2000-00723) wurde<br />

das Modell für Analysen eingesetzt (Lasch et al. 2002; Lasch et al. 2005).<br />

A-4.4.2 Das Modell für land- und forstwirtschaftliche Kulturen<br />

VEGEN<br />

Für die Simulation des Wachstums und der Ertragsbildung landwirtschaftlicher<br />

Kulturen wurde das in SWAT2000 (Neitsch et al., 2001) enthaltene Pflanzenmodell<br />

mit geringen Modifikationen übernommen. Dieses Modell ist eine vereinfachte Version<br />

des EPIC-Wachstumsmodells (Williams et al., 1984; Engel et al., 1993), basierend<br />

auf dem Temperatursummenansatz zur Beschreibung der phänologischen<br />

Entwicklung der Pflanze. Durch den breiten weltweiten Einsatz dieses Vegetationsmodells<br />

stehen für fast alle Kulturarten geprüfte pflanzenspezifische Parametersätze<br />

zur Verfügung.<br />

Insgesamt wird zwischen sieben Pflanzentypen unterschieden:<br />

• einjährige Sommer- und Winterfrüchte,<br />

• einjährige Sommer- und Winterleguminosen,<br />

• Dauerfruchtarten (Dauergrünland etc.),<br />

• Dauerleguminosen,<br />

• Bäume<br />

Wurzelwachstum wird nur für die einjährigen Fruchtarten simuliert. Bei allen anderen<br />

wird als Wurzeltiefe die maximal mögliche pflanzen- und bodenspezifische<br />

Tiefe angenommen. Für Leguminosen wird die Stickstoffbindung modelliert. Bei<br />

den mehrjährigen bzw. den Winterfruchtarten erfolgt außerdem die Berücksichtigung<br />

der Vegetationspause im Winter bei Unterschreitung einer minimalen Tageslänge.<br />

Neben fruchtartspezifischen Parametern entsprechend Neitsch et al. (2001) benötigt<br />

das Modell Informationen zur Fruchtfolge auf den einzelnen Ackerflächen. Dazu<br />

wurde ein Fruchtfolgengenerator entwickelt, den Klöcking et al. (2003) detailliert<br />

beschreiben.


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

158 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />

A-4.4.3 Dynamischer Ansatz auf der Basis von Tabellenfunktionen<br />

Grundprinzip dieses Ansatzes ist die Verarbeitung von Zeitfunktion zur Beschreibung<br />

der innerjährlichen bzw. mehrjährigen Dynamik der beiden, für den Gebietswasserhaushalt<br />

wichtigen, vegetationsspezifischen Parameter Wurzeltiefe und<br />

Blattflächenindex. Diese Funktionen werden für die einzelnen Vegetationstypen<br />

entweder über äqui- bzw. nicht äquidistante Stützstellen oder als Jahres- bzw.<br />

Monatsmittelwerte eingelesen. Bei der Vorgabe von Stützstellen werden die benötigten<br />

Tageswerte über eine lineare Interpolation ermittelt. Die Landnutzungskennwerte<br />

Versiegelungsgrad und Oberflächenrauhigkeit werden wie im statischen<br />

Ansatz (Kap.A-4.4.4) betrachtet.<br />

Die potenzielle Transpiration ergibt sich aus der potenziellen Evapotranspiration<br />

Ep(t) nach Abzug von Interzeptionsverdunstung, Sublimation und Muldenspeicherverdunstung.<br />

Sie steuert den täglichen Transpirationsentzug bis zur aktuellen<br />

Durchwurzelungstiefe, der in Abhängigkeit von der aktuellen Bodenfeuchte der<br />

durchwurzelten Bodenschichten berechnet und an das Bodenwassermodell übergeben<br />

wird.<br />

A-4.4.4 Statisches Landnutzungsmodell<br />

Dieser Ansatz dient insbesondere zur Beschreibung von Flächen, die nicht primär<br />

durch ihre Vegetation bestimmt sind, wie z.B. Siedlungen, Gewerbegebiete, Halden,<br />

Brachflächen.<br />

Für die jeweiligen Landnutzungen werden mittlere Kennwerte wie Versiegelungsgrad,<br />

Interzeptionsspeicherkapazität, Bedeckungsgrad, Albedo und Oberflächenrauhigkeit<br />

(Strickler-Wert nach Bollrich & Preissler, 1992) mit Angabe eines Toleranzbereiches<br />

(zur Unterstützung von Sensitivitätsstudien) eingelesen. Die Zuordnung<br />

erfolgt anhand von Erfahrungswerten und Literaturangaben.<br />

Die innerjährliche Dynamik der Wurzeltiefe r(t) wird bei Angabe des jährlichen Minimums<br />

und Maximums mittels einer trigonometrischen Funktion wie folgt beschrieben.<br />

⎧<br />

r(<br />

t)<br />

= ⎨<br />

⎩r<br />

min<br />

− cos( d π / 182.<br />

5)(<br />

r<br />

s<br />

max<br />

− r<br />

min<br />

s - Dicke der ungesättigten Bodenzone<br />

d - Tag im Jahr (1, 366)<br />

)<br />

⇔ r(<br />

t)<br />

≥ s<br />

⇔ r(<br />

t)<br />

< s<br />

Wird dieses Landnutzungsmodell angewendet, so erfolgt bei der Abbildung der<br />

Oberflächen- und Bodenwasserdynamik keine Unterscheidung in Evaporation und<br />

Transpiration. Die aktuelle Evapotranspiration ergibt sich aus der potenziellen Evapotranspiration<br />

nach Abzug von Interzeptionsverdunstung, Sublimation und Muldenspeicherverdunstung<br />

und limitiert durch das pflanzenverfügbare Wasser in den<br />

durchwurzelten Bodenschichten.<br />

(5)


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 159<br />

A-4.5 Simulation der Bodenprozesse<br />

A-4.5.1 Bodenwasserdynamik<br />

Die Modellierung der Bodenwasserdynamik erfolgt mit einem Mehrschicht-<br />

Kapazitätsmodell nach Koitzsch (1977) und Glugla (1969), welches die Bodenwasserdynamik<br />

mittels abgeleiteter bodenspezifischer Kennwerte wie Feldkapazität<br />

und Permanenter Welkepunkt zur Charakterisierung der Wasserspeicherung unter<br />

bestimmten Spannungsverhältnissen beschreibt. Das Originalmodell wurde jedoch<br />

insbesondere hinsichtlich der Terme zur Abbildung der Verdunstungsintensität<br />

überarbeitet, da im Rahmen des PSCN-Moduls der aktuelle Transpirationsbedarf<br />

durch vegetationsspezifische Pflanzenmodelle berechnet wird. Außerdem wurde<br />

das Modell um einen Ansatz zur Beschreibung der hypodermischen Abflussbildung<br />

und ein Makroporenflussmodell erweitert.<br />

Grundannahme des empirischen Makroporenflussmodells ist, dass die Bildung von<br />

Makroporen von den Bodeneigenschaften, der Landnutzung und der aktuellen<br />

Bodenfeuchte beeinflusst wird. Hinsichtlich der Bodeneigenschaften werden Skelett-<br />

und Tonanteil berücksichtigt. Bezüglich der Landnutzung wird vorausgesetzt,<br />

dass Makroporen vor allem unter <strong>Wald</strong>, unter Wiesen und bei konservierender<br />

Bodenbearbeitung auftreten.<br />

Für jede Bodenschicht zj wird eine Makroporosität MP (0 ≤ MP ≤ 1) wie folgt berechnet:<br />

⎡<br />

⎛ z ⎤<br />

max − z ⎞<br />

( z j , t)<br />

= rθ<br />

( z j , t)<br />

⎢k<br />

sSkelett<br />

( z j ) + ktTon<br />

( z j ) + k<br />

⎜<br />

⎟<br />

⎟⎥<br />

⎢⎣<br />

⎝ zmax<br />

⎠⎥⎦<br />

MP v<br />

mit<br />

⎧⎛<br />

θ FK ( z j ) −θ<br />

( z j , t)<br />

⎞<br />

⎪⎜1<br />

+<br />

⎟ ⇔<br />

rθ<br />

( z j , t)<br />

= ⎨⎜<br />

⎟<br />

⎝ θWP<br />

( z j )<br />

⎠<br />

⎪<br />

⎩<br />

1<br />

⇔<br />

θ ( z , t)<br />

< θ ( z )<br />

j<br />

θ ( z , t)<br />

≥ θ ( z )<br />

zmax - maximale Tiefe der landnutzungsgebundenen Makroporen [mm]<br />

z - aktuelle Tiefe [mm]<br />

t - Zeit<br />

θ - Wassergehalt [mm]<br />

θWP - Wassergehalt am Permanentwelkepunkt [mm]<br />

θFK - Wassergehalt bei Feldkapazität [mm]<br />

ks,kt,kv - Parameter (kv=0, wenn z>zmax)<br />

In der obersten Bodenschicht ist MP der Anteil des infiltrierenden Niederschlags,<br />

der sofort in die darunter liegende Schicht weitergeleitet wird. Je nach Makroporosität<br />

der weiteren Schichten wird dieser weiter geleitet, bzw. kann anteilig in die<br />

Bodenmatrix infiltrieren.<br />

Dem Mehrschicht-Kapazitätsmodell zur Beschreibung der Feuchtedynamik in der<br />

Bodenmatrix liegt die Annahme zugrunde, dass es erst nach Überschreiten der<br />

Feldkapazität zu einem Abfluss (vertikal und horizontal) aus der betrachteten Bodenschicht<br />

kommt. Anstelle der Kenntnis der hydraulischen Eigenschaften des<br />

Bodens wird nur noch der von der Bodenart abhängige Leitfähigkeitsparameter<br />

benötigt.<br />

j<br />

FK<br />

FK<br />

j<br />

j<br />

(6)<br />

(7)


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

160 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />

Die Änderung des Wassergehaltes θ(zj,t) der Schicht zj in der Zeit t ergibt sich zu:<br />

∆θ ( z j , t ) ∆θ<br />

w ( z j , t )<br />

=<br />

=<br />

∆t<br />

∆t<br />

P ( z<br />

j-1<br />

, t ) - E ( z<br />

Nebenbedingungen: θWP(zj) ≤ θ(zj,t) ≤ V(zj)<br />

P(zj-1,t) = I(t)<br />

Anfangswerte: θ(zj,0) = θFK(zj)<br />

j<br />

, t ) - P ( z<br />

θ - Wassergehalt [mm]<br />

P - Perkolationsrate [mm/d]<br />

P h - horizontaler (hypodermischer) Abfluss [mm/d]<br />

E - Entzugsrate [mm/d]<br />

θWP - Wassergehalt am Permanentwelkepunkt [mm]<br />

V - Porenvolumen [mm]<br />

I - Infiltrationsmenge<br />

θFK - Wassergehalt bei Feldkapazität [mm]<br />

j<br />

h<br />

, t ) − P ( z , t)<br />

Der aktuelle Entzug E(t) setzt sich aus dem Bodenevaporations- Es und dem<br />

Transpirationsanteil Etr zusammen.<br />

E(t) = Es<br />

(t) + E tr (t)<br />

Wenn der potentielle Evaporationsbedarf Ep(t) noch nicht durch die Interzeptions-<br />

und Muldenspeicherverdunstung gedeckt ist, kann aus den unversiegelten Flächen<br />

des Hydrotops ein Evaporationsentzug aus dem Boden bis zu einer bodenspezifischen<br />

Tiefe zE erfolgen:<br />

E (t) = E ( t)<br />

⋅ R<br />

s<br />

Sp<br />

SE<br />

z<br />

i<br />

∫ f(x) dx<br />

z i−1<br />

⋅<br />

z E<br />

∫ f(x) dx<br />

Esp - potentielle Bodenevaporation[mm]<br />

f(x) - Entzugsdichtefunktion<br />

RSE - Reduktionsfunktion<br />

0<br />

Die Entzugsdichtefunktion f(x) wird nach Gl. 9 beschrieben.<br />

f(x) =<br />

z<br />

E<br />

⋅ ( p<br />

S<br />

⋅ z<br />

E<br />

+ x) ⋅<br />

z<br />

− x<br />

E<br />

−1<br />

( (1 + p ) ⋅ ln(<br />

1+<br />

p ) −1)<br />

S<br />

S<br />

j<br />

(8)<br />

(9)<br />

(10)<br />

(11)<br />

Diese ursprünglich durch Koitzsch (1977) für äquidistante Schichten entwickelte<br />

Funktion wurde mittels des Parameters pS = 0.05 auch für Schichten optionaler<br />

Dicke angepasst. Die evaporierte Wassermenge aus allen Schichten zj oberhalb<br />

der maximalen Tiefe zE wird durch das Minimum aus dem verbleibenden Evaporationsbedarf<br />

und dem verfügbaren Bodenwasser oberhalb des Welkepunktes limitiert.<br />

Letzteres wird durch die Reduktionsfunktion RSE(z) realisiert:


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 161<br />

⎧1<br />

⎪<br />

( θ ) = ⎨(<br />

θ −θ<br />

⎪<br />

⎩0<br />

⇔θ<br />

≥ θ<br />

FK<br />

R SE<br />

WP ) /( θ FK −θWP<br />

) ⇔θ<br />

WP<br />

⇔θ<br />

< θ<br />

≤ θ < θ<br />

θ - Wassergehalt [mm]<br />

θWP - Wassergehalt am Permanentwelkepunkt[mm]<br />

θFK - Wassergehalt bei Feldkapazität [mm]<br />

WP<br />

FK<br />

(12)<br />

Der Transpirationsanteil Etr(t) wird in seiner Menge und vertikalen Verteilung durch<br />

das Vegetationsmodell in Abhängigkeit vom pflanzenverfügbaren Wasser berechnet.<br />

Die aktuelle Versickerung P(zj,t) aus der Schicht zj ergibt sich zu:<br />

⎧<br />

0<br />

P(<br />

z j , t)<br />

= ⎨<br />

⎩λ(max(<br />

0,<br />

θ ( z j , t)<br />

− θ FK ( z j ))²<br />

B(zj,t) - Bodentemperatur der Schicht zj [mm]<br />

⇔ θ ( z , t)<br />

≤ θ ( z ) ∨ B(<br />

z , t)<br />

< 0°<br />

C<br />

j<br />

⇔ θ ( z , t)<br />

> θ ( z ) ∨ B(<br />

z , t)<br />

≥ 0°<br />

C<br />

j<br />

FK<br />

FK<br />

j<br />

j<br />

j<br />

j<br />

(13)<br />

Liegt der aktuelle Bodenwassergehalt nach Realisierung von Entzug und Perkolation<br />

immer noch oberhalb der Feldkapazität, so kann auch ein horizontal gerichteter<br />

Abfluss in Abhängigkeit von der Schichtneigung erfolgen.<br />

⎧<br />

0<br />

h<br />

P ( z j,<br />

t)<br />

= ⎨<br />

⎩sin(arctanα)<br />

λ(max(<br />

0,<br />

θ(<br />

z j,<br />

t)<br />

− θ<br />

α – Neigung der Bodenschicht<br />

A-4.5.2 Bodenwärmedynamik<br />

FK<br />

( z ))²<br />

j<br />

⇔ θ(<br />

z , t)<br />

≤ θ<br />

j<br />

⇔ θ(<br />

z , t)<br />

> θ<br />

j<br />

FK<br />

FK<br />

( z ) ∨ B(<br />

z , t)<br />

< 0°<br />

C<br />

j<br />

( z ) ∨ B(<br />

z , t)<br />

≥ 0°<br />

C<br />

j<br />

j<br />

j<br />

(14)<br />

Die Simulation der Wärmedynamik basiert auf dem Modell von Suckow (1986). Die<br />

Bodenwärmeänderung wird dabei mittels der vereinfachten eindimensionalen<br />

Wärmeleitungsgleichung<br />

∂ T (z , t ) ∂ ⎡ ∂ T (z , t ) ⎤<br />

Ch (z , t ) =<br />

∂ ∂ ⎢λ<br />

h (z , t )<br />

t z<br />

⎥<br />

⎣<br />

∂ z ⎦<br />

(15)<br />

mit der Zeit t ∈ (0, te) und der Tiefe z ∈ (0, ∞) für veränderliche Wärmekapazität<br />

Ch(z,t) und Wärmeleitfähigkeit λh(z,t) beschrieben. Die Lösung der Gl. 13 erfolgt<br />

numerisch (Suckow, 1986). Der Beitrag des Bodeneises an der Wärmeleitung und<br />

der Phasenübergang der Bodenflüssigkeit werden nicht betrachtet.<br />

Die Wärmekapazität des Bodens Ch(z,t) wird als Summe der Wärmekapazitäten<br />

der festen Bodenbestandteile und des Bodenwassers beschrieben:<br />

Ch(z,t) = ρs cs θs(z) + ρwcwθw(z,t) (16)<br />

ρs Dichte der festen Bestandteile<br />

θs Volumenanteil der festen Bestandteile<br />

cw spezifische Wärmekapazität des Wassers<br />

ρs Dichte des Wassers<br />

θs volumetrischer Wassergehalt<br />

cs spezifische Wärmekapazität der Festsubstanz


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

162 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />

Die Wärmeleitfähigkeit wird nach einem Ansatz von Neusypina (1979) berechnet:<br />

(3 ρ t - 1.7 ) 10<br />

λh<br />

=<br />

1 + (11.5 - 5 ρ ) exp (-50 [ θ / ρ ]<br />

t<br />

-3<br />

λh Wärmeleitfähigkeit [kJcm-1s-1K-1]<br />

ρt Trockenrohdichte [g/cm³]<br />

θ volumetrische Feuchte [Vol.%]<br />

t<br />

1.5<br />

)<br />

(17)<br />

Die obere Randbedingung für die Lösung der Wärmeleitgleichung (13) ist durch die<br />

Bodenoberflächentemperatur gegeben. Für deren Berechnung werden zwei konzeptionelle<br />

Algorithmen angeboten, die für eine Simulation auf Tageszeitschrittbasis<br />

entwickelt und kalibriert wurden.<br />

Der Williams-Algorithmus wurde im Rahmen der Entwicklungsarbeiten am “Erosion-Productivity<br />

Impact Calculator” (EPIC) durch Williams et al. (1984) erarbeitet.<br />

Dieses Bodentemperatur-Modell fand in Original- oder bearbeiteter Form Eingang<br />

in weitere Bestandesmodelle und Gebietsmodelle wie z.B. CERES (Jones et al.,<br />

1986) und SPASS (Wang, 1997). Die tägliche Bodenoberflächentemperatur B0<br />

wird als Funktion der Globalstrahlung ra [MJ/m²], der Albedo A und der minimalen<br />

bzw. maximalen Lufttemperatur (Tmin, Tmax) eines Tages berechnet:<br />

B0(t) = (1-al(t)) [Tmin(t) + (Tmax(t)–Tmin(t))( 0.03ra(t)) 0.5 ]+ A(t) B0(t-∆t) (18)<br />

Die Albedo als Kombination aus Boden- und Pflanzenalbedo wird unter der Annahme,<br />

dass die Pflanzenalbedo im Mittel 0.25 beträgt, und der mittlere Extinktionskoeffizient<br />

der Pflanzenbedeckung für kurzwellige Strahlung 0.5 ist, mittels Gl.<br />

17 berechnet.<br />

A(t) = Asoil exp(-0.5 LAI(t)) + 0.25 [1-exp(-0.5) LAI(t))] (19)<br />

Asoil - Bodenalbedo<br />

LAI - Blattflächenindex<br />

Alternativ dazu kann die Bodenoberflächentemperatur mittels eines empirischen<br />

Ansatzes durch näherungsweise Berechnung des Faltungsintegrals über die Lufttemperatur<br />

T der letzten drei Tage (Suckow, 1989) berechnet werden.<br />

0<br />

2<br />

( ) ( )<br />

∑<br />

B (t) = a + b⋅ K(t) F(i) ⋅T(t − i ⋅∆t<br />

i= 0<br />

K - mittlerer Korrekturfaktor<br />

F(i) - Faltungskoeffizient<br />

a,b - Bestandeskoeffizienten (Brache: a=0, b=1)<br />

(20)


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 163<br />

Bei Vorhandensein einer Schneedecke wird die Bodenoberflächentemperatur mit<br />

einem empirischen Ansatz, der die Schneemenge berücksichtigt (Klöcking, 1991),<br />

berechnet:<br />

B0(t) = l B1(t-∆t) + α T(t) / (β + γ s(t)) (21)<br />

B1 - Temperatur der obersten Bodenschicht<br />

s - Schneemenge [mm Wasseräquivalent]<br />

T - Tagesmittel der Lufttemperatur [°C]<br />

α,β,γ - Parameter<br />

A-4.5.3 Kohlenstoff-/Stickstoffdynamik im Boden<br />

A-4.5.3.1 Das C/N-Modell im Überblick<br />

Die Simulation der Kohlenstoff-/Stickstoffdynamik des Bodens umfasst den biochemischen<br />

Umsatz im Boden und die Verlagerung der löslichen Komponenten mit<br />

der Bodenlösung. Sie ist eng an die Vegetationsmodellierung (Kap. A-4.4) gekoppelt,<br />

welche die Stickstoffaufnahme und die Nachlieferungen toter organischer<br />

Substanz durch die Vegetation simuliert.<br />

Im PSCN-Modul wird hierfür das ursprünglich für <strong>Wald</strong>standorte entwickelte und in<br />

4C implementierte Bodenmodell des Kohlenstoff- und Stickstoffhaushalts (Suckow<br />

et al. 2001) aufgerufen, wobei sowohl auf Seiten des Vegetationsmodells für landwirtschaftliche<br />

Kulturen (VEGEN, Kap. A-4.4.2) als auch auf Seiten des Bodenmodells<br />

entsprechende Anpassungen vorgenommen werden mussten, um dieses<br />

C/N-Modell auch für Nichtwaldflächen nutzen zu können.<br />

Im Modell wird zwischen primärer organischer Substanz (POM) in mehreren Fraktionen,<br />

dem Humus (aktive organische Substanz AOM) und dem mineralisierten<br />

Stickstoff in Form von Ammonium und Nitrat unterschieden. Mineralisierung, Nitrifizierung,<br />

Pflanzenaufnahme und Transport werden für jede einzelne Bodenschicht<br />

in Abhängigkeit von Bodenfeuchte, Bodentemperatur, pH-Wert und den Entzugsansprüchen<br />

durch die Vegetation berechnet (s. Abb. A4-3).<br />

Abb. A4-3: Modellierung des Stickstoffkreislaufes innerhalb des Bodenmodells


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

164 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />

A-4.5.3.2 Kohlenstoff- und Stickstoffeintrag<br />

Die in den Ernteresten und der Streu (Nadeln, Blätter, Zweige) enthaltenen Kohlenstoff-<br />

und Stickstoffmengen werden den jeweiligen NPOM and CPOM-Pools der<br />

ersten Bodenschicht zugeordnet. In der gleichen Weise werden die in den abgestorbenen<br />

Feinwurzeln enthaltenen C/N-Mengen den POM-Pools der jeweiligen<br />

Bodenschicht hinzugefügt.<br />

Als atmosphärischer Eintrag wird die Nassdeposition von Nitrat und Ammonium<br />

berücksichtigt, die zu einer Erhöhung der mineralischen Pools NNH4 and NNO3 führt.<br />

A-4.5.3.3 Kohlenstoff- und Stickstoffumsatz<br />

Der Umsatz zwischen den einzelnen C/N-Bindungsformen (Abb. 3) wird durch eine<br />

Kinetik erster Ordnung beschrieben (Chertov and Komarov, 1997; Franko, 1990;<br />

Parton et al., 1987). Die Umsatzgeschwindigkeit wird durch reaktionsspezifische<br />

Umsatzkoeffizienten bestimmt.<br />

Abb. A4-4: Modell des Kohlenstoff-Stickstoff-Umsatzes mit den Reaktionskoeffizienten<br />

k1+k2 = k*1+k*2 = kPOM für die Primärsubstanz, kAOM für die aktive<br />

organische Substanz, den entsprechenden C/N-Verhältnissen QPOM<br />

bzw. QAOM und der Nitrifikationskonstante knit<br />

Der dominante Prozess ist die C-Mineralisierung, welcher die Energie für den gesamten<br />

Umsatz der organischen Substanz liefert. Entsprechend des obigen Konzeptes<br />

ergibt sich die Änderung der Kohlenstoffmenge in der organischen Primärsubstanz<br />

POM wie folgt:<br />

d<br />

C<br />

dt<br />

C in toter<br />

Biomasse<br />

N in toter<br />

Biomasse<br />

POM<br />

(t)<br />

QPOM<br />

= −kPOM<br />

⋅ R<br />

min<br />

(t) ⋅ C<br />

k *<br />

2<br />

C im<br />

Humus<br />

Q AOM<br />

k k 1 AOM knit<br />

N im<br />

NH4 Humus<br />

k 2<br />

POM<br />

(t)<br />

k AOM<br />

mineralisiertes<br />

C<br />

(22)<br />

mit dem Reaktionskoeffizienten kPOM = k1+k2 (s. Abb. A4-4). Die Reduktionsfunktion<br />

Rmin repräsentiert den Einfluss von Wassergehalt, Bodentemperatur und pH-<br />

Wert auf den Mineralisierungsprozess (Franko, 1990; Kartschall et al., 1990).<br />

Die Transformation der organischen Primärsubstanz CPOM(z,t) in aktive organische<br />

Substanz CAOM(z,t) wird durch den Reaktionskoeffizienten k1 = ksyn ⋅ kpom beschrieben,<br />

der als Produkt aus dem substratabhängigen Humussynthesekoeffizienten<br />

ksyn und dem Zersetzungskoeffizienten der POM berechnet wird. Der Übergang<br />

NO3


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 165<br />

von Kohlenstoff in aktive organische Substanz wird bestimmt vom neu synthetisierten<br />

Anteil und der Menge, die zur Mineralisierung benötigt wird:<br />

d<br />

C<br />

dt<br />

AOM<br />

(t) = ksyn<br />

⋅ kPOM<br />

⋅ R min (t) ⋅ CAR POM (t) − kAOM<br />

⋅ R<br />

min<br />

(t) ⋅ C<br />

AOM<br />

(t)<br />

(23)<br />

Wieviel Stickstoff in die aktive organische Substanz eingelagert wird, und wieviel<br />

mineralisiert wird, hängt vom C/N-Verhältnis der beiden organischen Fraktionen<br />

und dem Kohlenstoffbedarf der Humussynthese ab. Die Nettomineralisierung von<br />

Stickstoff aus der organischen Primärsubstanz ist analog zu Gl. (20). Der Stickstoffumsatz<br />

in der aktiven organische Substanz verläuft ähnlich wie der Kohlenstoffumsatz,<br />

wobei das C/N-Verhältnis beider organischen Fraktionen QPOM and<br />

QAOM den Synthesekoeffizient ksyn zu k *<br />

syn modifiziert (Kartschall et al., 1990).<br />

* Q<br />

ksyn = ksyn<br />

⋅<br />

Q<br />

POM<br />

AOM<br />

(24)<br />

Außerdem wird die Veränderung des Ammonium- (NNH4) und Nitrat-Stickstoffs<br />

(NNO3) betrachtet. Somit wird der Stickstoff-Nettoumsatz durch das folgende System<br />

von Differentialgleichungen (Klöcking, 1991) für jede Bodenschicht beschrieben.<br />

d<br />

dt<br />

d<br />

dt<br />

N<br />

N<br />

d<br />

N<br />

dt<br />

d<br />

dt<br />

N<br />

POM<br />

AOM<br />

NH4<br />

NO3<br />

(t) = −kPOM<br />

⋅R<br />

min<br />

(t) ⋅N<br />

POM<br />

(t)<br />

*<br />

(t) = k syn ⋅ kPOM<br />

⋅ R min (t) ⋅ N POM (t) − k AOM ⋅ R<br />

min<br />

(t) ⋅ N<br />

AOM<br />

*<br />

(t) = ( 1−<br />

k syn ) ⋅kPOM<br />

⋅R<br />

min (t) ⋅N<br />

POM (t) + k AOM ⋅R<br />

min (t) ⋅N<br />

AOM (t) −k<br />

nit ⋅ R<br />

(t)<br />

= knit<br />

⋅ R<br />

nit<br />

(t) ⋅ N<br />

NH4<br />

(t)<br />

(t)<br />

nit<br />

(t) ⋅ N<br />

NH4<br />

(t)<br />

(25)<br />

(26)<br />

(27)<br />

(28)<br />

Das Differentialgleichungssystem (23)-(26), mit den entsprechenden Anfangswerten<br />

wird mittels der Laplace Transformation gelöst. Die optimalen Reaktionskoeffizienten<br />

dieser Prozesse können durch spezielle Untersuchungen oder aus der<br />

Literatur bestimmt werden.<br />

Analog zum Kohlenstoffumsatz erfolgt auch hier eine Reduktion der Mineralisierung<br />

und Nitrifizierung durch die Reduktionsfunktionen Rmin(z,t) bzw. Rnit(z,t). Durch<br />

sie wird der Einfluss von Umweltbedingungen (Feuchte, Temperatur, pH-Wert) auf<br />

die Mineralisierung und die Nitrifizierung (Franko, 1990; Kartschall et al., 1990)<br />

beschrieben. Jede Einflusskomponente wird durch eine Einzelfunktion beschrieben,<br />

deren Produkt die gesamte Reduktionsfunktion ergibt. Die Mineralisation wird<br />

verzögert, wenn die Bodenfeuchte Werte von weniger als der Hälfte des Wassergehaltes<br />

bei Feldkapazität annimmt, der Einfluss der Bodentemperatur auf die<br />

Mineralisierung wird durch das van't Hoff-Gesetz beschrieben, außerdem wird die<br />

Mineralisierung durch ein saures Bodenmilieu (pH < 5) gehemmt. Die Reduzierung<br />

der Nitrifizierung durch Trockenheit erfolgt ähnlich wie für die Mineralisierung, wobei<br />

jedoch auch eine Verminderung bei hohen Wassergehalten durch Sauerstoffmangel<br />

berücksichtigt wird.


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

166 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />

Die Temperaturabhängigkeit der Nitrifizierung wird analog zur Mineralisierung beschrieben<br />

mit einem Optimum bei 25°C. Der pH-Wert wirkt sich noch stärker als<br />

bei der Mineralisierung aus. Unterhalb eines pH-Wertes von 3 kommt die Nitrifizierung<br />

zum Erliegen. Optimale Nitrifizierungsbedingen werden oberhalb eines pH-<br />

Wertes von 7 angenommen.<br />

A-4.5.3.4 Stickstofftransport<br />

Der Transport und die Pflanzenaufnahme UN von löslichen chemischen Substanzen<br />

erfolgt gekoppelt an die Bodenwasserbewegung und wird für jede Bodenschicht<br />

betrachtet. Der Transport von organischen Verbindungen wird nicht berücksichtigt,<br />

da ihr Flux vernachlässigbar klein im Vergleich zu ihrer Gesamtmenge<br />

im Boden ist. Da Ammonium und Nitrat z.T. eng an die Bodenmatrix gebunden<br />

sind, wird nicht die gesamte Menge als frei beweglich angesehen. Die Menge des<br />

verlagerten gelösten Ammoniums bzw. Nitrats NPi ist proportional zum Anteil der<br />

perkolierenden Wassermenge P.<br />

N = F ⋅ N<br />

Pi Ni i<br />

P<br />

θ + P + Eχ ,<br />

i = NH4, NO3<br />

FNi - Fraktion des löslichen Ammoniums bzw. Nitrats<br />

P - perkolierende Wassermenge<br />

Eχ - Entzugsrate [mm/d]<br />

θ - Wassergehalt<br />

A-4.5.3.5 Stickstoffaufnahme<br />

(29)<br />

Ähnlich wie beim Stickstofftransport ist die Stickstoffaufnahme an den Wasserstrom<br />

gekoppelt. Im Gegensatz zum Transport steht aber der gesamte, als Ammonium<br />

oder Nitrat vorliegende Stickstoff zur Verfügung, da die Pflanzen auch den an<br />

die Bodenmatrix gebundenen Stickstoff aktiv aufnehmen können. Es wird angenommen,<br />

dass keine der Verbindungen bevorzugt durch die Pflanzen aufgenommen<br />

wird. Die Stickstoffaufnahme UN wird wie folgt berechnet:<br />

E<br />

U N χ<br />

=<br />

Ni i<br />

θ , i = NH4, NO3 (30)<br />

Der gesamte Entzug ist die Summe über alle Fraktionen in allen durchwurzelten<br />

Schichten.


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 167<br />

A-4.5.4 Eingangsdaten für das Bodenmodell<br />

Die Modellierung der Bodenprozesse (Wasser-, Wärme- und C/N-Dynamik) erfolgt<br />

unter Berücksichtigung der horizontalen Schichtung des Bodens bis hinunter zum<br />

Ausgangssubstrat. Dabei werden bei grundwasserbeeinflussten Standorten auch<br />

temporär gesättigte Bodenschichten einbezogen. Als Eingangsdaten werden für<br />

jeden Horizont folgende Parameter benötigt:<br />

• Horizontmächtigkeit,<br />

• Porenvolumen,<br />

• Lagerungsdichte,<br />

• Skelettgehalt,<br />

• Tongehalt,<br />

• gesättigte hydraulische Leitfähigkeit,<br />

• Feldkapazität und Welkepunkt,<br />

• Gehalt an organischem Stick- und Kohlenstoff,<br />

• pH-Wert.<br />

A-4.6 Programmtechnische Umsetzung<br />

Wie das Gesamtsystem ArcEGMO ist das PSCN-Modul in C (Microsoft Visual<br />

C/C++) programmiert. Die Teilmodelle, die aus dem <strong>Wald</strong>wachstumsmodell 4C<br />

stammen (Bodenwärme, Boden-C/N-Haushalt und <strong>Wald</strong>wachstumsmodell), sind in<br />

FORTRAN 90 geschrieben. Das Modell wurde bislang auf dem PC (Betriebssystem<br />

Windows98, 2000, NT und XP) getestet.<br />

Der Aufruf der Teilmodelle des PSCN-Moduls erfolgt über prozessspezifischen<br />

Schnittstellen. Somit ist auch die Einbindung von externen Modellen direkt bzw.<br />

über Bibliotheken möglich.


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

168 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />

A-4.7 Literatur<br />

Becker, A., Klöcking, B., Lahmer, W., Pfützner , , B., 2002. The Hydrological Modelling<br />

System ArcEGMO. In: Mathematical Models of Large Watershed Hydrology<br />

(Eds.: Singh, V.P. and Frevert, D.K.). Water Resources Publications, Littleton/Colorado,<br />

321-384. ISBN 1-887201-34.<br />

Behrendt, H., Huber, P., Kornmilch, M., Opitz, D., Schmoll, O., Scholz, G., Uebe,<br />

R., 2002. Estimation of the nutrient inputs to river basins – experiences from<br />

German rivers. Regional Environmental Chances, 3, 107-117<br />

Belmans, C., Wesseling, J.G., and Feddes, R.A., 1983. Simulation of the water<br />

balance of a cropped soil: SWATRE. Journal of Hydrology, 63:217-286.<br />

Bollrich, G., Preißler, G. 1992. Technische Hydromechanik. Bd.1: Grundlagen. 3.<br />

Auflage. Berlin: Verlag für Bauwesen.<br />

Botkin, D.B., Nisbet, R.A., 1992. Forest response to climatic change: effects of<br />

parameter estimation and choice of weather pattern on the reliability of projections.<br />

Climatic Change, 20, 87-111.<br />

Brutsaert, W., 1975. On a derivable formula for long wave radiation from clear<br />

skies. Water Resources Research, 11, 742-744.<br />

Chertov, O.G., Komarov, A.S., 1997. SOMM: A model of soil organic matter dynamics.<br />

Ecological Modelling, 94, 177-189.<br />

DVWK, 1996. Ermittlung der Verdunstung von Land- und Wasserflächen. DVWK<br />

Merkblätter zur Wasserwirtschaft 238.<br />

Engel, T., Klöcking, B., Priesack, E., Schaaf, T., 1993. Simulationsmodelle zur<br />

Stickstoffdynamik - Analyse und Vergleich. Agrarinformatik, Bd. 25, Ulmer Verlag,<br />

Stuttgart, 484 S.<br />

Franko, U., 1990. C- und N-Dynamik beim Umsatz organischer Substanz im Boden.<br />

Dissertation B Thesis, Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der<br />

DDR, Berlin.<br />

Glugla, G., 1969. Berechnungsverfahren zur Ermittlung des aktuellen Wassergehaltes<br />

und Gravitationswasserabflusses im Boden. Albrecht-Thaer-Archiv, 13,<br />

371-376.<br />

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water balances in pine stands under changing air pollution and deposition. In:<br />

R.F. Hüttl and K. Bellmann (Editors), Changes of Atmospheric Chemistry and<br />

Effects on Forest Ecosystems. A Roof Experiment Without Roof. Nutrients in<br />

Ecosystems. Kluwer, Dordrecht, 251-281<br />

Haxeltine, A., Prentice, I.C., 1996. BIOME3: An equilibrium terrestrial biosphere<br />

model based on ecophysiological constraints, resource availability and competition<br />

among plant functional types. Global Biogeochemical Cycles, 10(4), 693-<br />

709<br />

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in Durchflussvorhersagemodellen. Zeitschrift für Meteorologie, 31/2, 107-116.<br />

Jones, C.A., Kiniry, J.R., 1986. CERES-Maize - A simulation model of maize<br />

growth and development. Texas A&M University Press.<br />

Kartschall, T., Döring, P., Suckow, F., 1990. Simulation of Nitrogen, Water and<br />

Temperature Dynamics in Soil. Syst. Anal. Model. Simul., 7(6), 33-40.<br />

Klöcking, B., 1991. Ein Modell zur Beschreibung des Wasser-, Wärme- und Stickstoffhaushaltes<br />

im Boden unter besonderer Berücksichtigung des Winterzeitraumes.<br />

Dissertation, TU Dresden, 135 S.


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 169<br />

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Boden- und Pflanzenparametern mit einem Mehrschichtenmodell. Zeitschrift für<br />

Meteorologie, 27/5, 302-306.<br />

Koitzsch, R., Günther, R., 1990. Modell zur ganzjährigen Simulation der Verdunstung<br />

und der Bodenfeuchte landwirtschaftlicher Nutzflächen mit und ohne Bewuchs.<br />

Archiv für Acker- und Pflanzenbau und Bodenkunde, 34/12, 803-810.<br />

Lasch, P., Lindner, M., Erhard, M., Suckow, F. Wenzel, A., 2002. Regional impact<br />

assessment on forest structure and functions under climate change - the<br />

Brandenburg case study. Forest Ecology and Management 162(1): 73-86.<br />

Lasch, P., Badeck, F. W., Suckow, F., Lindner, M., Mohr, P., 2005. Model-based<br />

analysis of management alternatives at stand and regional level in Brandenburg<br />

(Germany). Forest Ecology And Management 207(1-2): 59.<br />

Mäkelä, A., 1986. Implications of the pipe model theory on dry matter partitioning<br />

and height growth trees. Journal of Theoretical Biology, 123, 103-120<br />

Mäkelä, A., Sievänen, R., Lindner, M., Lasch, P., 2000. Application of volume<br />

growth and survival graphs in the evaluation of four process-based forest<br />

growth models. Tree Physiology, 20, 347-355<br />

Neitsch, S.L., Arnold, J.G., Kiniry, J.R., Williams, J.R., 2001. Soil and water assessment<br />

tool – Theoretical documentation Version 2000<br />

(http://www.brc.tamus.edu/swat/). United States Department of Agriculture, Agricultural<br />

Research Service, Temple.<br />

Parton, W.J., Schimel, D.S., Cole, C.V., Ojima, D.S., 1987. Analysis of factors controlling<br />

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und Informatik. 11. Jahrestagung und Internationale biometrische Gesellschaft.<br />

Deutsche Region. Arbeitsgruppe Ökologie, Herbstkolloquium (ed. D. R. Pelz, O.<br />

Rau and J. Saborowski), 212-217<br />

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tree species in Germany. International Journal of Biometeorology, 47, 193-201<br />

Suckow, F.; Badeck, F-W.; Lasch, P.; Schaber, J. 2001. Nutzung von Level-II-<br />

Beobachtungen für Test und Anwendungen des Sukzessionsmodells FORE-<br />

SEE. Beitr. Forstwirtschaft u. Landschaftsökologie, 35, 84-87.<br />

Wang, E. 1997. Development of a Generic Process-Oriented Model for Simulation<br />

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meteorologischen und bodenphysikalischen Größen. Archiv für Acker- und<br />

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Temple.


Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />

170 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />

Bisher sind in der Schriftenreihe „Wasserhaushalt und Stoffbilanzen im naturnahem<br />

Einzugsgebiet der Großen Ohe“ (ISSN 0937 – 0056) erschienen:<br />

Heft 1: Teichmann, U. (1984): Die Ermittlung des Gebietsniederschlages<br />

zur Lösung hydrologischer Bilanzen<br />

Heft 2: Bosse, M. (1987): Säure- und Stoffeinträge mit dem Niederschlag<br />

im Einzugsgebiet “Große Ohe” unter<br />

Berücksichtigung von Jahreszeiten und<br />

Witterungseinflüssen<br />

Heft 3: Kennel, M. (1987): Validierung, Anpassung und Modifikation<br />

des forsthydrologischen Modells BROOK<br />

zur Simulation des Wasserhaushaltes im<br />

Einzugsgebiet “Große Ohe”<br />

Heft 4: Stang, A. (1988): Die Entwicklung der Schneedecke im Einzugsgebiet<br />

“Große Ohe” in den Wintern<br />

1981/82 und 1982/83 unter besonderer<br />

Berücksichtigung der Baumart und der<br />

Geländeausformung<br />

Heft 5: Thums, S. (1991): Niederschlags- und Abflussauswertung der<br />

10jährigen Messreihe 1980 – 1989 für das<br />

Einzugsgebiet der Großen Ohe im <strong>Nationalpark</strong><br />

<strong>Bayerischer</strong> <strong>Wald</strong> in Anlehnung an<br />

die Auswerteempfehlungen des Deutschen<br />

IHP/OHP – Nationalkomitees<br />

Heft 6: Haag, I. (1997): Hydrochemische Dynamik und Versauerungsmechanismen<br />

im Quellgebiet der<br />

Großen Ohe<br />

Heft 7: Symposiumsbericht (1999): Einzugsgebiet Große Ohe – 20 Jahre hydrologische<br />

Forschung im <strong>Nationalpark</strong> <strong>Bayerischer</strong><br />

<strong>Wald</strong><br />

Das Einzugsgebiet „Große Ohe“ ist dokumentiert in:<br />

IHP/OHP – Sekretariat (Hrsg.) (1983): Hydrologische Untersuchungsgebiete in der<br />

Bundesrepublik Deutschland, Koblenz

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