Bericht 8 - Nationalpark Bayerischer Wald
Bericht 8 - Nationalpark Bayerischer Wald
Bericht 8 - Nationalpark Bayerischer Wald
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<strong>Nationalpark</strong><br />
<strong>Bayerischer</strong> <strong>Wald</strong><br />
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />
Auswirkungen des Borkenkäferbefalls auf<br />
den Wasser- und Stoffhaushalt zweier<br />
Gewässereinzugsgebiete im <strong>Nationalpark</strong><br />
<strong>Bayerischer</strong> <strong>Wald</strong><br />
Beate Klöcking<br />
Robert Schwarze<br />
Burkhard Beudert<br />
Felicitas Suckow<br />
Petra Lasch<br />
Franz Badeck<br />
Bernd Pfützner<br />
Die vorliegende Arbeit entstand im Rahmen der High-Tech-Offensive Bayern<br />
an der Bayerischen Landesanstalt für <strong>Wald</strong> und Forstwirtschaft
Dr. Beate Klöcking<br />
Büro für Angewandte Hydrologie – München<br />
(Kapitel 1 – 4, 8 – 12, Anhang A-1, A-2, A-4)<br />
Dr. Robert Schwarze<br />
Technische Universität Dresden, Institut für Hydrologie und<br />
Meteorologie<br />
(Kapitel 6, 7, 12, Anhang A-3)<br />
Burkhard Beudert<br />
<strong>Nationalpark</strong>verwaltung <strong>Bayerischer</strong> <strong>Wald</strong><br />
(Kapitel 5)<br />
Dr. Felicitas Suckow, Petra Lasch, Dr. Franz Badeck<br />
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung<br />
(Kapitel 8, 9, 11, Anhang A-4)<br />
Bernd Pfützner<br />
Büro für Angewandte Hydrologie – Berlin<br />
(Kapitel 4.2)<br />
ISSN 0937-0056<br />
Herausgeber:<br />
<strong>Nationalpark</strong>verwaltung<br />
<strong>Bayerischer</strong> <strong>Wald</strong><br />
Bayerische Landesanstalt<br />
für <strong>Wald</strong> und Forstwirtschaft<br />
Bayerisches Landesamt<br />
für Wasserwirtschaft<br />
Lehrstuhl für Bioklimatologie<br />
und Immissionsforschung<br />
© 2005
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe I<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Vorwort ....................................................................................................................III<br />
Verzeichnis der Abbildungen ................................................................................ V<br />
Verzeichnis der Tabellen....................................................................................... XI<br />
1 Zielstellung..........................................................................................................1<br />
2 Methodik..............................................................................................................1<br />
3 Untersuchungsgebiete.......................................................................................2<br />
3.1 Gewässereinzugsgebiete im Bayerischen <strong>Wald</strong> ..........................................2<br />
3.2 Datenbasis (Raumdaten)..............................................................................3<br />
3.3 Das Einzugsgebiet der Großen Ohe.............................................................5<br />
3.4 Einzugsgebiet der TWT Frauenau..............................................................10<br />
4 Witterung im Untersuchungsgebiet ...............................................................15<br />
4.1 Messstandorte und -attribute ......................................................................15<br />
4.2 Verfahren zur Regionalisierung der Witterungsdaten.................................20<br />
4.3 Regionalisierung und Korrektur der Niederschlagsmesswerte...................23<br />
4.4 Gebietsniederschläge .................................................................................26<br />
4.5 Regionalisierung von Lufttemperatur und Luftfeuchte................................29<br />
4.6 Regionalisierung der Globalstrahlung.........................................................31<br />
4.7 Regionalisierung der Windgeschwindigkeit ................................................33<br />
5 Messprogramm „Deposition“ im EZG der Talsperre Frauenau...................34<br />
5.1 Standorte, Bestandescharakteristika und Methoden..................................34<br />
5.2 Ergebnisse und Diskussion ........................................................................36<br />
6 Ganglinienanalyse zur Quantifizierung des Einflusses der <strong>Wald</strong>schäden<br />
auf den Gebietswasserhaushalt......................................................................40<br />
6.1 Methodische Grundlagen............................................................................40<br />
6.2 Abflusskomponentenanalyse......................................................................44<br />
6.3 Trendanalyse ..............................................................................................52<br />
7 Isotopenhydrologische Analysen...................................................................59<br />
7.1 Verweilzeitdatierung....................................................................................59<br />
7.2 Analyse von Direktabflussanteilen..............................................................75<br />
8 Dynamische Modellierung des Wasser- und Stoffhaushaltes.....................82<br />
8.1 Das ökohydrologische Modell ArcEGMO-PSCN ........................................82<br />
8.2 Erstellung des GIS-Datenmodells für die Modellierung..............................85<br />
9 Modellvalidierung am Standort.......................................................................89<br />
9.1 Datengrundlage ..........................................................................................89<br />
9.2 Schneemodellierung ...................................................................................89<br />
9.3 Vegetationsentwicklung ..............................................................................91<br />
9.4 Bodenwasserdynamik.................................................................................93<br />
9.5 Bodenstickstoffdynamik ..............................................................................98<br />
10 Modellvalidierung anhand der Gebietsabflüsse............................................99<br />
10.1 Wasserhaushaltssimulation für das EZG der Großen Ohe ........................99<br />
10.2 Wasserhaushaltssimulation für das EZG der TWT Frauenau..................109<br />
10.2.1 EZG Hirschbach ......................................................................109<br />
10.2.2 EZG Kleiner Regen .................................................................111
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
II im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />
11 Szenariosimulationen zur Quantifizierung des Einflusses der<br />
<strong>Wald</strong>schäden auf den Gebietswasserhaushalt...........................................115<br />
11.1 Referenz- und Modellszenario..................................................................115<br />
11.2 Veränderungen des Wasserhaushalts und des Gebietsabflusses...........115<br />
11.3 N-Austrag in das Grundwasser ................................................................121<br />
12 Resümee..........................................................................................................123<br />
13 Danksagung....................................................................................................126<br />
14 Literatur ...........................................................................................................127<br />
Anhang<br />
A-1 Böden im NP <strong>Bayerischer</strong> <strong>Wald</strong> .......................................................... 135<br />
A-2 Initialisierung der <strong>Wald</strong>bestände ......................................................... 139<br />
A-3 Ergebnisse der DIFGA-Analyse ........................................................... 145<br />
A-4 Das ökohydrologische PSCN-Modul innerhalb des Flussgebietsmodells<br />
ArcEGMO......................................................................... 149
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe III<br />
Vorwort<br />
Zehn Jahre nach der Konferenz von Rio hat der Freistaat Bayern anlässlich des<br />
Weltgipfels für nachhaltige Entwicklung ein „10-Punkte-Programm Rio + 10“ aufgelegt.<br />
Grundgedanke für eine nachhaltige Entwicklung ist der schonende Umgang mit natürlichen<br />
Ressourcen. Dies ist jedoch nur dann möglich, wenn wir natürliche Prozesse<br />
und Kreisläufe erkennen und verstehen.<br />
Unter dem Motto „Mit High-Tech der Natur auf der Spur“ förderte die Regierung<br />
von Niederbayern im Rahmen der High-Tech-Offensive der Bayerischen Staatsregierung<br />
das Verbundprojekt „Forschung über <strong>Wald</strong>ökosysteme“. Im Auftrag des<br />
Bayerischen Staatsministeriums für Landwirtschaft und Forsten wurden die einzelnen<br />
Forschungsprojekte im Verbund von der <strong>Nationalpark</strong>verwaltung <strong>Bayerischer</strong><br />
<strong>Wald</strong> koordiniert. Mit dem hier vorliegenden Band „Wasser- und Stoffhaushalt einer<br />
sich verändernden Naturlandschaft im <strong>Nationalpark</strong> <strong>Bayerischer</strong> <strong>Wald</strong>“ werden die<br />
Ergebnisse der hydrologischen Forschung vorgestellt.<br />
Die starke Prägung der Ökosysteme des <strong>Nationalpark</strong>s <strong>Bayerischer</strong> <strong>Wald</strong> durch<br />
die rezente Borkenkäfermassenvermehrung stellte die Frage nach den Auswirkungen<br />
auf den Wasser- und Stickstoffhaushalt unterschiedlich belasteter Gewässereinzugsgebiete<br />
im Kerngebiet des <strong>Nationalpark</strong>s in den Vordergrund. Durch die<br />
Kombination der Anwendung beobachtungsorientierter Methoden und einem dynamischen<br />
ökohydrologischen Einzugsgebietsmodell konnten z.B. neue Erkenntnisse<br />
im Zusammenhang mit den Entstehungsräumen der einzelnen Wasserhaushaltskomponenten<br />
gewonnen werden. Unabdingbare Voraussetzung für die Anwendung<br />
moderner Methoden der hydrologischen Forschung sind dabei Monitoringdaten<br />
von hoher Qualität aus dem Einzugsgebiet der Großen Ohe, die seit<br />
mehr als 25 Jahren in einem verwaltungsübergreifenden Projekt erhoben werden.<br />
Dies muss und wird mit hohem Engagement fortgesetzt werden, damit auf künftige<br />
Fragestellungen immer aufs Neue die richtigen Antworten gefunden werden.<br />
Karl Friedrich Sinner<br />
Leiter der <strong>Nationalpark</strong>verwaltung <strong>Bayerischer</strong> <strong>Wald</strong>
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
IV im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe V<br />
Verzeichnis der Abbildungen<br />
Abb. 3-1: Gewässereinzugsgebiete, die Teile des <strong>Nationalpark</strong>gebietes<br />
umfassen, mit den Einzugsgebieten der TWT Frauenau und der<br />
Großen Ohe (Pegel Taferlruck) im Zentrum des <strong>Nationalpark</strong>s ...........2<br />
Abb. 3-2: Das Einzugsgebiet der Großen Ohe mit den Untersuchungsgebieten<br />
„EZG Markungsgraben“ und „EZG Forellenbach“.................................5<br />
Abb. 3-3: Jährliche Vergrößerung der Totholzflächen in den Einzugsgebieten<br />
der Großen Ohe, des Forellenbachs und des Markungsgrabens;<br />
Linien: Totholzanteil an der Einzugsgebietsfläche [%]; Säulen:<br />
Ausweitung der vom Borkenkäfer betroffenen Flächen in den<br />
Einzugsgebieten von Forellenbach und Markungsgraben [ha].............9<br />
Abb. 3-4: Vegetation, Landnutzung sowie geräumte und ungeräumte<br />
Totholzflächen (Stand 2003) im Einzugsgebiet der TWT Frauenau mit<br />
den Teileinzugsgebieten Hirschbach und Kleiner Regen ...................10<br />
Abb. 3-5: Jährliche Vergrößerung der Totholzflächen (TH) im Einzugsgebiet der<br />
TWT Frauenau und ihrer Pegel am Hirschbach und am Kleinen<br />
Regen; Linien: Anteil der TH an der Einzugsgebietsfläche [%]; Säulen:<br />
Ausweitung der vom Borkenkäfer betroffenen Flächen im EZG des<br />
Kleinen Regen (Pegel 1521460) mit Unterscheidung in geräumte und<br />
ungeräumte Flächen [ha] ....................................................................13<br />
Abb. 3-6: Beobachtete Gebietsabflüsse R als 30-tägige gleitende Mittel der<br />
beiden Teileinzugsgebiete der TWT Frauenau...................................14<br />
Abb. 4-1: Räumliche Verteilung der in die Wasserhaushaltssimulation<br />
einbezogenen Klima- und Niederschlagsstationen mit täglicher<br />
Auflösung im Bereich des NP <strong>Bayerischer</strong> <strong>Wald</strong> sowie der CHMI-<br />
Messstationen .....................................................................................15<br />
Abb. 4-2: Vergleich der aus der Sonnenscheindauer berechneten<br />
Globalstrahlung mit gemessenen Werten an der Hauptklimastation<br />
des DWD in Passau-Oberhaus...........................................................18<br />
Abb. 4-3: Lage aller Totalisatoren in den Einzugsgebieten des Kleinen Regens<br />
und der Großen Ohe bzw. in deren Umkreis ......................................19<br />
Abb. 4-4: Räumliche Verteilung des mittleren Jahresniederschlages im<br />
Untersuchungsgebiet (Zeitraum 1.1.1980-31.12.2004) ......................26<br />
Abb. 4-5: Räumliche Verteilung des mittleren Jahrestemperatur im<br />
Untersuchungsgebiet (Zeitraum 1.1.1980-31.12.2004) ......................30<br />
Abb. 4-6: Verlauf der für die Buchenfläche B1 berechneten<br />
Globalstrahlungswerte mit bzw. ohne Berücksichtigung des<br />
Messturms (MT) Schachtenau............................................................31<br />
Abb. 4-7: Räumliche Verteilung der mittleren Globalstrahlung im<br />
Untersuchungsgebiet (Zeitraum 1.1.1980-31.12.2004) ......................32<br />
Abb. 4-8: Räumliche Verteilung der mittleren Windgeschwindigkeit in 10 m<br />
Höhe im Untersuchungsgebiet (Zeitraum 1.1.1980-31.12.2004)........33<br />
Abb. 5-1: Depositions-Messstandorte im Einzugsgebiet des Kleinen Regen<br />
(TWT Frauenau)..................................................................................34<br />
Abb. 5-2: Mittlere Niederschlagssummen und Depositionsraten (hydrologische<br />
Jahre 2003 und 2004) im EZG TWT Frauenau (HTO Schachtenhaus)<br />
und im EZG Große Ohe; NH4-N, Ntot: Ausgefüllte Datenpunkte<br />
kennzeichnen durch Vogelkot beeinflusste Ergebnisse .....................37
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
VI im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />
Abb. 5-3: Mittlere Depositionsraten mit der Kronentraufe (hydrologische (Halb-<br />
)Jahre 2003 und 2004) unter Fichte und Buche in den EZG TWT<br />
Frauenau und Große Ohe...................................................................38<br />
Abb. 5-4: Mittlere N-Einträge mit der Kronentraufe (hydrologische (Halb-)Jahre<br />
2003 und 2004) unter Fichte und Buche in den EZG TWT Frauenau<br />
und Große Ohe (s. Tab. 5-2). .............................................................38<br />
Abb. 6-1: Schema des Differenzganglinienanalyseverfahrens DIFGA ..............40<br />
Abb. 6-2: Trockenwetterrückgang für den Mae Taeng River am Pegel Keang<br />
Kut mit Separation der Abflusskomponente QG2 (siehe auch<br />
SCHWARZE et al. 1999) ....................................................................42<br />
Abb. 6-3: Ganglinie für das Gebiet Forellenbach Schwarz: Grundwasserabfluss<br />
QG2, dunkelgrau: Schneller Grundwasserabfluss QG1, hell:<br />
Direktabfluss QD.................................................................................45<br />
Abb. 6-4: Ganglinie für das Gebiet Markungsgraben schwarz:<br />
Grundwasserabfluss QG2, dunkelgrau: Schneller Grundwasserabfluss<br />
QG1, hell: Direktabfluss QD................................................................46<br />
Abb. 6-5: Ergebnisse der Abflusskomponentenanalyse für das hydrologische<br />
Jahr 1992 ............................................................................................49<br />
Abb. 6-6: Ergebnisse der Abflusskomponentenanalyse für das hydrologische<br />
Jahr 1998 ............................................................................................50<br />
Abb. 6-7: Wasserhaushaltskomponenten im Markungsgraben..........................52<br />
Abb. 6-8: Wasserhaushaltskomponenten im Forellenbach................................52<br />
Abb. 6-9: Analyse des Niederschlagstrends im Einzugsgebiet des<br />
Markungsgrabens ...............................................................................53<br />
Ab. 6-10: Bereinigung des Niederschlagstrends in den Datenreihen des<br />
Markungsgrabens – Niederschlag, Abfluss, Verdunstung..................54<br />
Abb. 6-11: Bereinigung des Niederschlagstrends in den Datenreihen des<br />
Markungsgrabens – Abflusskomponenten ........................................55<br />
Abb. 6-12: Doppelsummenkurven ΣP zu ΣQ und ΣP zu ΣETR für den<br />
Markungsgraben 1.11.1988 bis 31.10.2003 .......................................55<br />
Abb. 6-13: Doppelsummenkurven ΣP zu ΣRD, ΣP zu ΣRG1, ΣP zu ΣRG2 und ΣP<br />
zu ΣETR für den Markungsgraben 1.11.1988 bis 31.10.2003............56<br />
Abb. 6-14: Trendanalyse für den Gebietsniederschlag im Forellenbach .............57<br />
Abb. 6-15: Doppelsummenkurven ΣP zu ΣQ und ΣP zu ΣETR Forellenbach<br />
1.11.1990 bis 31.10.2003 ...................................................................57<br />
Abb. 6-16: Doppelsummenkurven ΣP zu ΣRD, ΣP zu ΣRG1, ΣP zu ΣRG2 und ΣP<br />
zu ΣETR Forellenbach 1.11.1990 bis 31.10.2003 ..............................58<br />
Abb. 7-1: Prinzip der inversen Methode zur Bestimmung der mittleren<br />
Verweilzeit...........................................................................................59<br />
Abb. 7-2: Bestimmung der mittleren Verweilzeit der langsamen Komponente<br />
RG2.....................................................................................................60<br />
Abb. 7-3: Tritium im Niederschlag und in der GWN Markungsgraben<br />
„Bombenpeak“.....................................................................................61<br />
Abb. 7-4: Tritium im Niederschlag und in der GWN Markungsgraben<br />
Gesamtzeitraum..................................................................................61<br />
Abb. 7-5: Tritium im Niederschlag und in der GWN im Gebiet Große Ohe<br />
„Bombenpeak“.....................................................................................62
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe VII<br />
Abb. 7-6: Schematisierte, durch Lumped-Parameter-Modelle abgebildete<br />
Fließzustände in Grundwasserleitern; bei Beprobung im Vorfluter (a)<br />
und Fließverhalten nach Fall 1: Verweilzeitbestimmung mit<br />
Exponentialmodell oder im Fall 2: mit Linearmodell [nach<br />
MALOSZEWSKI & ZUBER (1982); überarbeitet] ......................................62<br />
Abb. 7-7: Beispiele für Verweilzeitverteilungsfunktionen (links) des<br />
Exponentialmodells und deren Summenkurven (rechts) ....................63<br />
Abb. 7-8: Berechnete Tritiumkonzentrationen im langsamen<br />
Grundwasserabfluss RG2 im Markungsgraben im Vergleich mit<br />
Messwerten.........................................................................................64<br />
Abb. 7-9: Berechnete Tritiumkonzentrationen (EM) im langsamen<br />
Grundwasserabfluss RG2 im Herbstriegel / Kleiner Regen im<br />
Vergleich mit Messwerten ...................................................................66<br />
Abb. 7-10: Berechnete Tritiumkonzentrationen (ELMp) im langsamen<br />
Grundwasserabfluss RG2 im Herbstriegel / Kleiner Regen im<br />
Vergleich mit Messwerten ...................................................................67<br />
Abb. 7-11: Berechnete Tritiumkonzentrationen (EM) im langsamen<br />
Grundwasserabfluss RG2 im Gebiet Rachelhütte / Kleinen Regen im<br />
Vergleich mit Messwerten im Grundwasserabfluss und der<br />
berechneten Tritiumkonzentration im GW-Input .................................68<br />
Abb. 7-12: Berechnete Tritiumkonzentrationen (ELMp) im langsamen<br />
Grundwasserabfluss RG2 im Gebiet Rachelhütte / Kleinen Regen im<br />
Vergleich mit Messwerten im Grundwasserabfluss und der<br />
berechneten Tritiumkonzentration im GW-Input .................................69<br />
Abb. 7-13: Berechnete Tritiumkonzentrationen (ELMp) im langsamen<br />
Grundwasserabfluss RG2 in der Großen Ohe Pegel Taferlruck im<br />
Vergleich mit Messwerten ...................................................................70<br />
Abb. 7-14: Berechnete Tritiumkonzentrationen (EM) im langsamen<br />
Grundwasserabfluss RG2 in der Großen Ohe Pegel Taferlruck im<br />
Vergleich mit Messwerten ...................................................................71<br />
Abb. 7-15: Berechnete Tritiumkonzentrationen (EM) im langsamen<br />
Grundwasserabfluss RG2 im Forellenbach im Vergleich mit<br />
Messwerten.........................................................................................72<br />
Abb. 7-16: Berechnete Tritiumkonzentrationen (ELMp) im langsamen<br />
Grundwasserabfluss RG2 im Forellenbach im Vergleich mit<br />
Messwerten.........................................................................................73<br />
Abb. 7-17: Vergleich der mittleren Verweilzeit des Grundwasserabflusses RG2<br />
von Einzugsgebieten im Bayerischen <strong>Wald</strong> und im Erzgebirge .........74<br />
Abb. 7-18: Prinzip der isotopenhydrologischen Direktabflussseparation .............75<br />
Abb. 7-19: Zusammenhang zwischen 18 O - Messwerten in der Ohe und im<br />
Markungsgraben bzw. Forellenbach...................................................76<br />
Abb. 7-20: Direktabflussseparation Markungsgraben HW 23.-25. September<br />
2004 ....................................................................................................77<br />
Abb. 7-21: Direktabflussseparation Forellenbach HW 23.-25. September 2004..77<br />
Abb. 7-22: Direktabflussseparation Große Ohe HW 23.-25. September 2004 ....78<br />
Abb. 7-23: Vergleich der Direktabflussseparation für die 3 untersuchten Gebiete<br />
für das HW vom 22.-28.9.04 ...............................................................79<br />
Abb. 7-24: Vergleich der Direktabflussspende in l/(s . km²) von Markungsgraben,<br />
Forellenbach und Großer Ohe für HW vom 22.-28.9.04.....................80
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
VIII im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />
Abb. 7-25: Vergleich der der Spenden des indirekten Abflusses in l/(s . km²) von<br />
Markungsgraben, Forellenbach und Großer Ohe für HW vom 22.-<br />
28.9.04 ................................................................................................80<br />
Abb. 8-1: Modellschema ArcEGMO-PSCN ........................................................82<br />
Abb. 8-2: Räumliches Aggregierungsschema von ArcEGMO............................83<br />
Abb. 8-3: Gliederung der Untersuchungsgebiete in Teileinzugsgebiete ............87<br />
Abb. 8-4: Ausschnitt des GIS-Datenmodells im Bereich der Intensivmessflächen<br />
im TG Forellenbach der Großen Ohe .................................................88<br />
Abb. 9-1: Vergleich der gemessen mit den nach zwei unterschiedlichen<br />
Verfahren simulierten Schneemengen auf einer Freifläche an der<br />
Klimastation <strong>Wald</strong>häuser ....................................................................90<br />
Abb. 9-2: Vergleich der nach zwei unterschiedlichen Verfahren simulierten<br />
Schmelzwassermengen auf einer Freifläche an der Klimastation<br />
<strong>Wald</strong>häuser.........................................................................................90<br />
Abb. 9-3: Vergleich der 4C-Simulation der Bestandesentwicklung mit den<br />
Messwerten auf der Buchenmessfläche B1 für die Baumart Buche ..92<br />
Abb. 9-4: Vergleich der 4C-Simulation der Bestandesentwicklung mit den<br />
Messwerten auf der Buchenmessfläche B1 für die Baumart Fichte...92<br />
Abb. 9-5: Vergleich der 4C-Simulation der Bestandesentwicklung mit den<br />
Messwerten auf der Fichtenmessfläche F1 für die Baumart Buche...93<br />
Abb. 9-6: Vergleich der 4C-Simulation der Bestandesentwicklung mit den<br />
Messwerten auf der Fichtenmessfläche F1 für die Baumart Fichte ...93<br />
Abb. 9-7: Vergleich der simulierten mit der gemessenen Bodenfeuchte auf der<br />
Buchenmessfläche B1 im EZG Forellenbach .....................................94<br />
Abb. 9-8: Vergleich der simulierten mit der gemessenen Bodenfeuchte auf der<br />
Buchenmessfläche B1 im EZG Forellenbach in 115 cm Tiefe ...........95<br />
Abb. 9-9: Gegenüberstellung des simulierten Bodenfeuchteverlaufs in 30 cm<br />
Tiefe bei Verwendung zweier unterschiedlicher Vegetationsmodelle,<br />
Messwerte: Kanal 2 und 12a ..............................................................96<br />
Abb. 9-10: Simulierte tägliche Sickerwasserbildung in 150 cm Tiefe bei<br />
Verwendung zweier unterschiedlicher Vegetationsmodelle ...............97<br />
Abb. 9-11: Simulierte anorganisch gebundene Bodenstickstoffgehalte im<br />
Oberboden (ohne Auflage) und im Gesamtprofil (NO3-N+NH4-N)<br />
sowie aus 1,5 m Tiefe ausgewaschenen Menge (NO3-N+NH4-N)<br />
unter dem Buchenbestand B1 ............................................................98<br />
Abb. 10-1: Gegenüberstellung von beobachteten und simulierten Durchflüssen<br />
am Pegel Racheldiensthütte (Markungsgraben) für die Periode 1997<br />
bis 2003...............................................................................................99<br />
Abb. 10-2: Gegenüberstellung von beobachteten und simulierten Durchflüssen<br />
am Pegel Schachtenau (Forellenbach) für die Periode 1997 bis 2003100<br />
Abb. 10-3: Übereinstimmung zwischen simulierten und gemessenen<br />
Durchflusswerten für den Markungsgraben 1.1.1991-31.10.2004,<br />
Darstellung als x-y-Diagramm und als Dauerlinie.............................100<br />
Abb. 10-4: Übereinstimmung zwischen simulierten und gemessenen<br />
Durchflusswerten für den Forellenbach 1.1.1991-31.10.2004,<br />
Darstellung als x-y-Diagramm und als Dauerlinie.............................101<br />
Abb. 10-5: Gegenüberstellung der simulierten Durchflusswerte für den<br />
Forellenbach bei Nutzung der beiden Vegetationsmodelle ..............101
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe IX<br />
Abb. 10-6: Simulation des Blattflächenindexes (LAI) mit den beiden<br />
Vegetationsmodellen in ArcEGMO-PSCN für das EZG<br />
Markungsgraben ...............................................................................102<br />
Abb. 10-7: Hydrotopklassifizierung entsprechend ihrer Abflussdominanz (RD -<br />
Direktabfluss, RG1 - schneller Grundwasserabfluss, RG2 - langsamer<br />
Grundwasserabfluss) ........................................................................103<br />
Abb. 10-8: Simulierte Abflusskomponenten des Markungsgrabens für die Periode<br />
1998-2003 .........................................................................................105<br />
Abb. 10-9: Simulierte Abflusskomponenten des Forellenbaches für die Periode<br />
1998-2003 .........................................................................................105<br />
Abb. 10-10: Veränderung der Verhältnisse zwischen den<br />
Wasserhaushaltskomponenten Niederschlag P, Verdunstung<br />
(potentiell: PET, real: AET) und Abflussspende R im EZG<br />
Markungsgraben ...............................................................................107<br />
Abb. 10-11: Veränderung der Verhältnisse zwischen den<br />
Wasserhaushaltskomponenten Niederschlag P, Verdunstung<br />
(potentiell: PET, real: AET) und Abflussspende R im EZG<br />
Forellenbach......................................................................................108<br />
Abb. 10-12: Gemessene und simulierte Durchflüsse Q am RHB Hirschbach......109<br />
Abb. 10-13: Abflussbeiwerte (Abflussfluss R/ Niederschlag P) der hydrologischen<br />
Jahre 1986 bis 2004 für das EZG Hirschbach auf der Basis simulierter<br />
Gebietsniederschläge und gemessener bzw. simulierter Durchflüsse<br />
am Pegel RHB Hirschbach ...............................................................109<br />
Abb. 10-14: Gemessene und simulierte Durchflüsse Q an der Vorsperre des<br />
Kleiner Regen....................................................................................111<br />
Abb. 10-15: Abflussbeiwerte (Abflussfluss R/ Niederschlag P) der hydrologischen<br />
Jahre 1986 bis 2004 für das EZG Kleiner Regen auf der Basis<br />
simulierter Gebietsniederschläge und gemessener bzw. simulierter<br />
Durchflüsse am Pegel RHB Kleiner Regen ......................................111<br />
Abb. 10-16: Abflussbeiwerte (Abflussfluss R/ Niederschlag P) der hydrologischen<br />
Jahre 1986 bis 2004 für die EZG des Verlorenen Schachtenbachs<br />
sowie des Quellgebietes des Kleinen Regens auf der Basis simulierter<br />
Gebietsniederschläge und gemessener bzw. simulierter Durchflüsse112<br />
Abb. 10-17: Beobachtete Gebietsabflüsse R [mm/d] im EZG Kleiner Regen als 30tägiges<br />
gleitendes Mittel....................................................................112<br />
Abb. 10-18: EZG Kleiner Regen mit den ausgewiesenen Teilregionen ...............113<br />
Abb. 11-1: Monatliche Veränderung der Wasserhaushaltskomponenten<br />
Sickerwasserrate (GWN), Interflow (Rint) und Verdunstung (AET) auf<br />
den Versuchsflächen B1 und F1 des ECE-IM, schwarzer Pfeil:<br />
entscheidende Bestandesveränderungen auf F1 (Fichten auf 40%<br />
bzw. 85% der Fläche abgestorben), Grauer Pfeil : Fichten auf 40%<br />
von B1 abgestorben ..........................................................................116<br />
Abb. 11-2: Vergleich der Veränderungen der wichtigsten Wasserhaushaltsgrößen<br />
durch die Borkenkäferkalamität (Differenz der Jahressummen<br />
berechnet mit Referenzsimulation und KB-Szenario).......................117<br />
Abb. 11-3: Vergleich der Veränderungen der wichtigsten Wasserhaushaltsgrößen<br />
durch die Borkenkäferkalamität (Differenz der Jahressummen<br />
berechnet mit Referenzsimulation und KB-Szenario); EZG<br />
Forellenbach......................................................................................117<br />
Abb. 11-4: Entstehungsorte und Mengen des simulierten<br />
Wasserhaushaltskomponenten PET (nach Penman), AET (links)
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
X im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />
sowie hypodermischer Abfluss und Perkolation aus der Bodenzone<br />
(rechts)..............................................................................................118<br />
Abb. 11-5: Zunahme der Sickerwassermengen und des Interflows im Vergleich<br />
zum KB-Szenario als Gebietsmittel ..................................................119<br />
Abb. 11-6: Zeitliche Verschiebung der Hochwasserspitzen durch den<br />
Borkenkäferbefall (kumulative Veränderung des Gebietsabflusses in<br />
täglicher Auflösung im Vergleich zum KB-Szenario); EZG<br />
Markungsgraben ...............................................................................119<br />
Abb. 11-7: Zeitliche Verschiebung der Hochwasserspitzen durch den<br />
Borkenkäferbefall (kumulative Veränderung des Gebietsabflusses in<br />
täglicher Auflösung); EZG Forellenbach...........................................120<br />
Abb. 11-8: Zunahme der Stickstoffausträge (NO3-N und NH4-N) aus der<br />
Bodenzone im Vergleich zum KB-Szenario als Gebietsmittel ..........121<br />
Abb. 11-9: Gemessene Nitrat-Konzentrationen im Grundwasser (LfW et al.,<br />
2004) .................................................................................................121<br />
Abb. 11-10: Jährliche Stickstoffauswaschung aus der Bodenzone (NO3-N und<br />
NH4-N) laut Referenzszenario mit den Entstehungsflächen ............122
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe XI<br />
Verzeichnis der Tabellen<br />
Tab. 3-1: Durchflusspegel an den Fließgewässern der Untersuchungsgebiete<br />
und deren Einzugsgebiete (EZG)..........................................................3<br />
Tab. 3-2: Verfügbare digitale Karten für das Untersuchungsgebiet und daraus<br />
abgeleitete Karten .................................................................................4<br />
Tab. 3-3: Charakterisierung des EZG der Große Ohe mit den<br />
Teileinzugsgebieten Markungsgraben und Forellenbach,<br />
Datenintervall Meteorologie: 1.1.1980-31.12.2004...............................6<br />
Tab. 3-4: Flächenanteile A [%] der acht Expositionsklassen und deren mittlere<br />
Neigung N [%] im EZG der Großen Ohe .............................................6<br />
Tab. 3-5: Bodentypen und ihre Flächenanteile im EZG der Großen Ohe............7<br />
Tab. 3-6: Vegetation und Landnutzung im EZG der Großen Ohe .......................8<br />
Tab. 3-7: Jährlicher Zugang der Totholzflächen im Einzugsgebiet der Großen<br />
Ohe (Pegel Taferlruck) und den zwei Teileinzugsgebiete Forellenbach<br />
und Markungsgraben ............................................................................8<br />
Tab. 3-8: Charakterisierung der Einzugsgebiete von Hirschbach und Kleinem<br />
Regen, Datenintervall Meteorologie: 1.1.1980-31.12.2004, Pegel laut<br />
Tab. 3-1 und Abb. 3-4) ........................................................................11<br />
Tab. 3-9: Flächenanteile A [%] der acht Expositionsklassen und deren mittlere<br />
Neigung N [%] im EZG der TWT Frauenau .......................................11<br />
Tab. 3-10: Vorkommende Bodentypen im EZG der TWT Frauenau....................12<br />
Tab. 3-11: Vegetation und Landnutzung im EZG der TWT Frauenau .................12<br />
Tab. 3-12: Jährlicher Zugang der Totholzflächen im Einzugsgebiet der TWT<br />
Frauenau und ihrer Zuflüsse Kleiner Regen und Hirschbach.............13<br />
Tab. 4-1: Alle berücksichtigten Messstationen (RR Niederschlag<br />
(Tagessumme), LT Lufttemperatur, RF Relative Luftfeuchte, W<br />
Windgeschwindigkeit, S Sonnenscheindauer, G Globalstrahlung, P<br />
Luftdruck) ............................................................................................16<br />
Tab. 4-2: Sämtliche Totalisatorstandorte im NP <strong>Bayerischer</strong> <strong>Wald</strong> ...................20<br />
Tab. 4-3: Vergleich der an Totalisatoren gemessenen Monatssummen mit<br />
gemessenen (MW) bzw. simulierten (Regio) Tagessummen des<br />
Niederschlags vor und nach der Korrektur (korW)..............................25<br />
Tab. 4-4: Regressionsparameter zum Schließen der Datenlücken der<br />
Totalisatoren: Monatsniederschlagssumme des Totalisators = b*<br />
Monatsniederschlagssumme des Referenzgerätes + a......................28<br />
Tab. 4-5: Gegenüberstellung der mit ArcEGMO ermittelten<br />
Gebietsniederschlägen auf Tagesbasis und den Werten auf<br />
Monatsbasis (GN) sowie deren prozentuale Abweichung D ..............29<br />
Tab. 5-1: Messstandorte für die Stoffdeposition im EZG TWT Frauenau ..........34<br />
Tab. 5-2: Charakteristika der Baumbestände auf den neu eingerichteten<br />
Depositionsmessflächen (2003) und den ECE-IM<br />
Untersuchungsflächen (2001), berechnet mit SILVA 2.2....................35<br />
Tab. 5-3: Messstationen für die Deposition auf Freiflächen im EZG TWT<br />
Frauenau und im EZG Große Ohe .....................................................36<br />
Tab. 6-1: Untersuchte Einzugsgebiete ...............................................................44<br />
Tab. 6-2: Wasserhaushaltsbilanz des Forellenbaches.......................................47
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
XII im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />
Tab. 6-3: Wasserhaushaltsbilanz des Markungsgrabens ..................................48<br />
Tab. 6-4: Vergleich der mittleren Anteile von Verdunstung und den<br />
Abflusskomponenten am Gebietsniederschlag im Zeitraum 1.11.1990<br />
- 31.10.1996 (Referenzperiode)..........................................................58<br />
Tab. 7-1: Ergebnisübersicht mittlere Verweilzeiten der langsamen GW-<br />
Komponente RG2 der EG Große Ohe und TS Frauenau ..................65<br />
Tab. 7-2: Anteile und mittlere Verweilzeiten der Komponente RG2 in der<br />
Untersuchungsregion..........................................................................74<br />
Tab. 7-3: Sauerstoff-18 Gehalte im Niederschlag im Zeitraum 22. bis 30.<br />
September 2004..................................................................................76<br />
Tab. 10-1: Anteil der einzelnen Abflusskomponenten am simulierten<br />
Gebietsabfluss von Markungsgraben und Forellenbach<br />
(Simulationszeitraum: 1.1.1991-31.12.2004)....................................102<br />
Tab. 10-2: Simulierte Wasserhaushaltskomponenten und gemessene Abflüsse<br />
RM im Einzugsgebiet des Markungsgrabens (1.11.1991–31.10.2004)<br />
in mm/a .............................................................................................104<br />
Tab. 10-3: Simulierte Wasserhaushaltskomponenten und gemessene Abflüsse<br />
RM im Einzugsgebiet des Forellenbachs (1.11.1991 – 31.10.2004).106<br />
Tab. 10-4: Simulierte Wasserhaushaltskomponenten für das EZG Hirschbach,<br />
Vergleich mit den gemessenen Gebietsabflüssen RM an der Vorsperre<br />
der TWT Frauenau............................................................................110<br />
Tab. 10-5: Simulierte Niederschläge P, Verdunstungsmengen AET und<br />
Verhältnisse AP zwischen realer und potentieller Verdunstung in den<br />
Teilregionen des EZG Kleiner Regen, Gegenüberstellung von<br />
simulierten und beobachteten Abflüssen an den Pegeln .................114
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 1<br />
1 Zielstellung<br />
Das Forschungsprojekt untersucht die Auswirkungen von Veränderungen in <strong>Wald</strong>ökosystemen<br />
auf Menge und Qualität des Wasserdargebots hydrologischer Einzugsgebiete<br />
des Bayerischen <strong>Wald</strong>es. Aufbauend auf bestehende hydrologische<br />
Untersuchungsprogramme im <strong>Nationalpark</strong>gebiet und den daraus abgeleiteten<br />
Ergebnissen zum Wasser- und Stoffhaushalt (z.B. NPV et al. 1999, Preuhsler et al.<br />
2001) wurden neue experimentelle und modelltechnische Methoden genutzt, um<br />
eine Regionalisierung hydrologischer und hydrochemischer Prozesse auf Landschaftsebene<br />
und damit Aussagen und Prognosen zu Wasserhaushalt und Wasserqualität<br />
für das gesamte <strong>Nationalpark</strong>gebiet zu ermöglichen.<br />
Die flächen- und zeitbezogenen Ergebnisse des Projektes sollten in ihrer Struktur<br />
mit denen anderer HTO-Projekte, insbesondere dem waldökologischen Geoinformationssystem<br />
(Geo-Datenserver) harmonisiert und dort eingebracht werden.<br />
2 Methodik<br />
Die Projektbearbeitung erfolgte mit drei unterschiedlichen Methoden der hydrologischen<br />
Forschung. Diese umfassen<br />
• die Messung von Eingangsgrößen des Gebietswasser- und Stoffhaushaltes<br />
(Deposition und Niederschlag) in bisher unbeobachteten Gebieten im Einzugsgebiet<br />
der Trinkwassertalsperre (TWT) Frauenau (Kapitel 5),<br />
• tracerhydrologische isotopenchemische Analysen der Verweildauer der Boden-<br />
und Grundwässer (Kapitel 7),<br />
• gekoppelt mit einer bilanzgestützten differenziellen Ganglinienseparationsanalyse<br />
(Kapitel 6) und<br />
• die Anwendung eines ökohydrologischen Einzugsgebietsmodells (Kapitel 8 -<br />
11) auf der Basis des bereits vorhandenen Datenfundus.<br />
Durch Verknüpfung von Beobachtung, Analyse und Simulation war eine Kontrolle<br />
und Interpretation der mit den einzelnen Methoden erzielten Aussagen anhand der<br />
Ergebnisse der anderen Verfahren möglich. Außerdem konnten durch die sich<br />
ergänzenden Untersuchungsverfahren Lücken in den Einzelmethoden geschlossen<br />
werden.<br />
Die Bearbeitung fand in enger institutioneller Kooperation statt. Die Beobachtungen<br />
und messtechnischen Analysen erfolgten durch die <strong>Nationalpark</strong>verwaltung<br />
<strong>Bayerischer</strong> <strong>Wald</strong> sowie das Bayerische Landesamt für Wasserwirtschaft (LfW),<br />
Messnetz Stoffeintrag-Grundwasser. Die isotopenchemischen Analysen und Ganglinienanalysen<br />
wurden an der TU Dresden durchgeführt. Durch die Zusammenarbeit<br />
der Modellentwickler des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) und<br />
des Büros für Angewandte Hydrologie (BAH) mit den forstlichen Fachwissenschaftlern<br />
an der Bayerischen Landesanstalt für <strong>Wald</strong> und Forstwirtschaft (LWF) und der<br />
<strong>Nationalpark</strong>verwaltung konnte das eingesetzte Einzugsgebietsmodell ArcEGMO-<br />
PSCN und das <strong>Wald</strong>wachstumsmodell 4C entsprechend der Aufgabenstellung<br />
weiter entwickelt werden.
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
2 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />
3 Untersuchungsgebiete<br />
3.1 Gewässereinzugsgebiete im Bayerischen <strong>Wald</strong><br />
Abb. 3-1 zeigt alle Gewässereinzugsgebiete, die Teile des <strong>Nationalpark</strong>gebietes<br />
umfassen. Der <strong>Nationalpark</strong> entwässert in den Großen und Kleinen Regen, die<br />
Große und Kleine Ohe und das Reschwasser. Das Sausswasser kann hinsichtlich<br />
seines sehr kleinen Gebietsanteils am <strong>Nationalpark</strong> vernachlässigt werden.<br />
Abb. 3-1: Gewässereinzugsgebiete, die Teile des <strong>Nationalpark</strong>gebietes umfassen, mit<br />
den Einzugsgebieten der TWT Frauenau und der Großen Ohe (Pegel Taferlruck)<br />
im Zentrum des <strong>Nationalpark</strong>s<br />
Die beiden benachbarten Quelleinzugsgebiete des Kleinen Regens (Einzugsgebiet<br />
der Trinkwassertalsperre (TWT) Frauenau, 30.4 km²) und der Großen Ohe (19 km²<br />
am Pegel Taferlruck) im Inneren Bayerischen <strong>Wald</strong> sind voll bewaldet und repräsentieren<br />
alle Höhenlagen des <strong>Nationalpark</strong>s in der Grobgliederung Talaue-<br />
Fichtenwald, Bergmischwald und Hochlagen-Fichtenwald. Das Einzugsgebiet der<br />
TWT Frauenau im Erweiterungsbereich des NP <strong>Bayerischer</strong> <strong>Wald</strong> versorgt seit<br />
1983 eine halbe Million Menschen in acht Landkreisen und in der Stadt Deggendorf<br />
mit Trinkwasser. Hier wird bis 2017 die weitere Ausbreitung des Borkenkäfers<br />
durch forstliche Maßnahmen bekämpft. Das in der Kernzone des <strong>Nationalpark</strong>s<br />
gelegene Einzugsgebiet der Großen Ohe wird seit 1979 in einem Forschungsverbund<br />
der <strong>Nationalpark</strong>verwaltung, der Landesanstalt für <strong>Wald</strong> und Forstwirtschaft,<br />
des Landesamtes für Wasserwirtschaft und der TU München intensiv untersucht.<br />
Hier erfolgt keine Bekämpfung des Borkenkäfers, so dass die Fichten in den Hochlagen<br />
vollständig abgestorben sind.
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 3<br />
In beiden Gebieten, die vollständig im Gebiet des <strong>Nationalpark</strong>s liegen, stehen<br />
Durchfluss-Messreihen auch an kleineren Gewässern zur Verfügung (Tab. 3-1).<br />
Tab. 3-1: Durchflusspegel an den Fließgewässern der Untersuchungsgebiete und deren<br />
Einzugsgebiete (EZG)<br />
ME-Nr. Gewässer Name<br />
1521620<br />
Verlorener<br />
Schachtenbach<br />
Verlorener<br />
Schachten<br />
Übergeordnetes<br />
Gewässer<br />
EZG<br />
[km²]<br />
Messbeginn<br />
Quelle<br />
TWT Frauenau 0,8 Nov 78 LfW<br />
1521440 Kleiner Regen Rachelhütte TWT Frauenau 2,1 Nov 78 LfW<br />
1521460 Kleiner Regen Herbstriegel TWT Frauenau 11,3 Nov 77 LfW<br />
-<br />
WWA Deg-<br />
Kleiner Regen VS* Kleiner Regen TWT Frauenau 14,4 Okt 85<br />
gendorf<br />
1521700 Hirschbach Brendeschlag TWT Frauenau 8,7 Nov 77 LfW<br />
- Hirschbach VS* Hirschbach<br />
WWA Deg-<br />
TWT Frauenau 10,5 Okt 85<br />
gendorf<br />
1741300 Große Ohe Taferlruck Große Ohe 19,0 Dez 77 LfW<br />
1741800 Markungsgraben<br />
Racheldiensthütte Große Ohe 1,1 Nov 88 LfW<br />
1741900 Forellenbach Schachtenau Große Ohe 0,7 Nov 90 ICP-IM<br />
* Vorsperre<br />
Durchflussmessreihen sind in der Regel die maßgebliche Validierungsmöglichkeit<br />
hydrologischer Gebietsmodelle. Damit bieten sich diese beiden Gebiete sowohl<br />
hinsichtlich der naturräumlichen Gegebenheiten als auch der Überprüfungsmöglichkeiten<br />
der zu erzielenden Aussagen als Untersuchungsgebiete an.<br />
3.2 Datenbasis (Raumdaten)<br />
Als Eingangsdaten konnte das Referenz-GIS „<strong>Nationalpark</strong> <strong>Bayerischer</strong> <strong>Wald</strong>“<br />
(Huber, 2002) genutzt werden. Es enthält allgemeine raumbezogene Informationen<br />
zum <strong>Nationalpark</strong> <strong>Bayerischer</strong> <strong>Wald</strong> aus mehreren Datenquellen in Form von Vektor-,<br />
Raster- und Sachdaten. Eine Analyse der enthaltenen Rauminformationen<br />
zeigte jedoch, dass diese z.Z. noch nicht für eine flächenscharfe Simulation der<br />
hydrologischen Prozesse in den ausgewählten Einzugsgebieten ausreichen. Insbesondere<br />
im Erweiterungsgebiet des <strong>Nationalpark</strong>s mit dem Einzugsgebiet der<br />
TWT Frauenau war zu Beginn des Projektes die Verfügbarkeit digitaler Daten unzureichend.<br />
Hiervon sind vor allem die Bereiche des ehemaligen Nicht-<br />
Staatswaldes und die Gebietsteile in Tschechien betroffen. Demzufolge mussten<br />
weitere Karten recherchiert und Kompromisslösungen gefunden werden. Eine detaillierte<br />
Beschreibung dazu ist im Anhang enthalten (A-1: Böden im NP <strong>Bayerischer</strong><br />
<strong>Wald</strong> und A-2: Bestandescharakterisierung und Erfassung der Totholzflächen).<br />
Tab. 3-2 gibt einen Überblick über alle genutzten Karten und die daraus<br />
abgeleiteten Rauminformationen. In Hinblick auf zukünftige hydrologische Modellierungsarbeiten<br />
im NP <strong>Bayerischer</strong> <strong>Wald</strong> wurden alle Basiskarten in der Ausdehnung<br />
des <strong>Nationalpark</strong>s erstellt.<br />
Die Forstlichen Standortkartierungen (FSK) unterscheidet 20 Bodenformen der drei<br />
Klassen „Fels- und Blockböden“, „Sand- und Lehmböden“ und „Nassböden“ sowie<br />
der Moränenbereiche. Bei Berücksichtigung der Höhenlage der einzelnen Standorte<br />
wurden den Bodenformen Bodentypen auf der Grundlage der Höhenzonierung<br />
nach Elling et al. (1987) zugewiesen (s. Anlage A-1). Für das Untersuchungsgebiet
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
4 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />
konnten insgesamt 17 Bodentypen ausgewiesen werden. Dazu kommen noch<br />
Aufschüttungs- und Wasserflächen.<br />
Tab. 3-2: Verfügbare digitale Karten für das Untersuchungsgebiet und daraus abgeleitete<br />
Karten<br />
Datenart<br />
Topographie <br />
Einzugsgebiete <br />
Gewässernetz<br />
Quelle<br />
(Original)<br />
DHM Bayern<br />
(50 x 50m)<br />
BLVA (1997)<br />
Verfügbarkeit<br />
Punkt-Shape<br />
(LWF)<br />
LfW (2002) Polygon-<br />
Shape<br />
ATKIS DLM<br />
25/1<br />
BLVA (1998)<br />
Polygone und<br />
Linien<br />
Abgeleitete<br />
Basiskarten<br />
Bemerkung<br />
Höhenkarte 50 x 50m – Raster<br />
Hangneigung 50 x 50m – Raster<br />
Exposition 50 x 50m – Raster<br />
Hangneigungsklassen<br />
(50 x 50m – Raster)<br />
Expositionsklassen<br />
(50 x 50m – Raster) <br />
Teileinzugsgebietskarte<br />
TWT Frauenau und<br />
Große Ohe<br />
Fließgewässerkarte<br />
0-1%, 1–4%<br />
4-10%, 10-20%<br />
> 20%<br />
Nord, Nord-Ost, Ost,<br />
Süd-Ost, Süd, Süd-<br />
West, West, Nord-<br />
West<br />
Polygone<br />
Details in Kap.8.2<br />
Linien und Punkte<br />
Details in Kap.8.2<br />
Höhenstu- NPV BW Polygonfen<br />
Shape<br />
Boden FSK FA Zwiesel<br />
(1982)<br />
FSK NP BW<br />
(1971)<br />
FSK Prosinger<br />
(2003)<br />
Polygon-<br />
Shapes<br />
(1:10.000)<br />
LWF<br />
Bodentypenkartierung<br />
Polygone und<br />
20 x 20 m – Raster<br />
Details in A-1<br />
Vegetation, Inventurpunkte NPV BW Inventurpunktraster 200 x 200 m<br />
LandnutzungBestandesteilflächen<br />
(1998)<br />
ATKIS DLM<br />
25/1<br />
NPV BW<br />
Landnutzung und<br />
Vegetation<br />
Polygone und<br />
20 x 20 m - Raster<br />
Details in Kap.8.2<br />
Totholz-<br />
Kartierung<br />
NPV (1988-<br />
1993)<br />
LWF (1994-<br />
2000)<br />
NPV (2000-<br />
2003)<br />
NPV BW<br />
Vereinheitlichte<br />
Totholzkarte<br />
Zuordnung der<br />
Flächenanteile zum<br />
Inventurpunktraster<br />
Details in A-2<br />
Die Totholzerfassung im Altgebiet des <strong>Nationalpark</strong>s (Rachel-Lusen-Gebiet) erfolgt<br />
seit 1988 jährlich durch die Auswertung von Luftbildern. Da diese Luftbildauswertungen<br />
in der Vergangenheit in verschiedenen Einrichtungen und mit unterschiedlichen<br />
Auswerteverfahren durchgeführt wurden, unterscheiden sich die Karten z.T.<br />
beträchtlich. Gleiche Areale wurden bei der Auswertung späterer Befliegungen als<br />
Neubefallsflächen ausgewiesen. Die Erfassung der geräumten Flächen im Erweiterungsgebiet<br />
erfolgte erstmals 1998 und danach nur räumlich begrenzt. Im Rahmen<br />
der Projektbearbeitung wurde aus diesem heterogenen Kartenmaterial eine vereinheitlichte<br />
Totholzkarte als Basis für die dynamischen Modellierungen erstellt (s.<br />
Anlage A-2). Hierzu mussten für die einzelnen Kartierungsjahre Flächenkorrekturen<br />
vorgenommen werden. Dadurch weichen die folgenden Angaben zum Totholzanteil<br />
der Untersuchungsgebiete teilweise von bisher veröffentlichten Zahlen ab,<br />
da dort diese Inkonsistenz des Kartenmaterials nicht berücksichtigt wurde.
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 5<br />
3.3 Das Einzugsgebiet der Großen Ohe<br />
Das 19,1 km² große Quellgebiet der Große Ohe im Flussgebiet Ilz-Donau liegt im<br />
Zentralbereich des <strong>Nationalpark</strong>s <strong>Bayerischer</strong> <strong>Wald</strong> südöstlich des 1453 m hohen<br />
Großen Rachel. Hauptgewässer sind der Seebach, der die Westhälfte des Gebietes<br />
mit der Südostflanke des Großen Rachel entwässert, sowie der Vordere<br />
Schachtenbach mit dem Forellenbach als Nebengewässer und der Hintere<br />
Schachtenbach mit dem Markungsgraben als Nebengewässer (Abb. 3-2). Als Untersuchungsgebiet<br />
des Forschungsverbundes „Große Ohe“ mit den beiden Teileinzugsgebieten<br />
Markungsgraben und Forellenbach ist es schon mehrfach beschrieben<br />
worden, so dass an dieser Stelle auf eine ausführliche Beschreibung verzichtet<br />
wird. Stattdessen sollen hier die Gebietscharakteristika, wie sie sich aus dem<br />
erarbeiteten GIS-Modell (Kapitel 8.2, und Anlagen A-1, A-2) und den verwendeten<br />
meteorologischen Eingangszeitreihen (Kapitel 4) ergaben und so in die weiteren<br />
Untersuchungen eingingen, in tabellarischer Form dargestellt werden. Detaillierte<br />
Beschreibungen des Gesamtgebietes finden sich u.a. bei Gietl (1983) und Thums<br />
(1993). Eine Gebietsbeschreibung des EZG Markungsgraben wird im Rahmen des<br />
„Messnetzes Stoffeintrag-Grundwasser“ (LfW, 2004) gegeben. Das EZG Forellenbach,<br />
das seit 1990 im Rahmen des „UN/ECE-Integrated Monitoring Programm<br />
(ICP-IM)“ im Auftrag des Umweltbundesamtes hydrologisch, hydrochemisch und<br />
biometrisch untersucht wird, wird in Beudert et al. (1994) sowie in Beudert & Breit<br />
(2004) charakterisiert.<br />
Abb. 3-2: Das Einzugsgebiet der Großen Ohe mit den Untersuchungsgebieten „EZG<br />
Markungsgraben“ und „EZG Forellenbach“<br />
Das EZG des Markungsgraben repräsentiert die Hochlagen sowie die oberen<br />
Hanglagen des Gebietes, während das EZG des Forellenbachs sich primär in den<br />
Höhenstufen „Untere und Obere Hanglage“ befindet. Das spiegelt sich in den unterschiedlichen<br />
meteorologischen Bedingungen wider, die neben den morphologi-
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
6 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />
schen Eigenschaften zu sehr unterschiedlichen Abflusskennzahlen dieser benachbarten<br />
Gebiete führen.<br />
Tab. 3-3: Charakterisierung des EZG der Große Ohe mit den Teileinzugsgebieten Markungsgraben<br />
und Forellenbach, Datenintervall Meteorologie: 1.1.1980-<br />
31.12.2004<br />
EZG Große Ohe Markungsgraben Forellenbach<br />
Pegelname Taferlruck Racheldiensthütte Schachtenau<br />
Größe [km²] 19,1 1,1 0,7<br />
Mittlerer Abfluss [m 3 /s] 0,605 0,046 0,017<br />
Abflussbeiwert (1989-2004) 0,61 0,73 0,63 (ab 1991)<br />
Jahresmittel der<br />
Lufttemperatur [°C] 5,5 5,3 6,2<br />
Jahresniederschlag [mm] 1670 1800 1630<br />
Lithologie<br />
Biotitgranit; Corderit-Sillimanit-Gneis<br />
(CSG)<br />
Biotitgranit; CSG;<br />
Cordierit-Biotit-<br />
Paragneis<br />
Biotitgranit<br />
mittlere Hangneigung [°] 11,1 16,05 8,4<br />
EZG-Länge [km] 4,8 1,7 2,8<br />
Fließgewässerlänge [km] 47,5 1,7 2,2<br />
min. Geländehöhe<br />
[m ü. NN] 770 890 787<br />
mittl. Geländehöhe [m ü. NN] 982 1128 894<br />
max. Geländehöhe [m ü. NN] 1435 1355 1293<br />
Die in Tab. 3-3 angegebenen Werte der mittleren Hangneigung, die aus dem verwendeten<br />
Höhenmodell (Tab. 3-2) abgeleitetet wurden, entsprechen für das Gesamtgebiet<br />
der Großen Ohe den durch Teichmann (1984) angegebenen Werten.<br />
Sowohl für den Markungsgraben als auch für den Forellenbach liegen die abgeleiteten<br />
Hangneigungswerte mit 28,7% bzw. 14,7% etwas über den in den obigen<br />
Quellen angegebenen Werten (27% für den Markungsgraben laut LfW, 2004 und<br />
12% für den Forellenbach laut Beudert & Breit, 2004).<br />
Tab. 3-4: Flächenanteile A [%] der acht Expositionsklassen und deren mittlere Neigung N<br />
[%] im EZG der Großen Ohe<br />
Exposition Große Ohe Markungsgraben Forellenbach<br />
A [%] N [%] A [%] N [%] A [%] N [%]<br />
Nord 4,7 5,1 - - - -<br />
Nord-Ost 4,0 7,3 - - 0,8 2,1<br />
Ost 9,0 10,0 2,3 12,9 2,0 2,6<br />
Süd-Ost 17,7 9,9 14,1 17,1 3,5 3,0<br />
Süd 19,5 8,1 15,8 12,1 30,4 5,8<br />
Süd-West 30,4 10,5 51,7 14,4 61,4 7,6<br />
West 9,9 7,2 14,7 11,9 1,7 2,9<br />
Nord-West 4,6 5,0 1,4 7,9 0,1 2<br />
Der geologische Untergrund des Einzugsgebiets der Grossen Ohe besteht aus<br />
Granit und aus Gneis, der reich an Biotit ist. Während des Tertiärs waren die kristallinen<br />
Gesteine einer tiefgründigen Verwitterung ausgesetzt, so dass eine mäch-
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 7<br />
tige Vergrusungszone entstand, die als Wasserspeicher eine große Bedeutung<br />
hat. Die Granite sind meist tiefgründiger vergrust als die Gneise. Es finden sich<br />
Spuren pleistozäner Vergletscherung. So ist der Rachelsee ein typischer Karsee.<br />
Als charakteristisches pleistozänes Sediment prägt verfestigter Schutt („Firneisgrundschutt“)<br />
weite Flächen des Einzugsgebietes. Dieser Schutt kann im Sinne der<br />
für viele Mittelgebirge geltenden Hangschichtungen als Basisfolge angesprochen<br />
werden und ist Ergebnis von Solifluktionsvorgängen unter periglazialen Bedingungen.<br />
Die Mächtigkeit dieser Basisfolge nimmt mit zunehmender Gebietshöhe ab. In<br />
der Hochlage steht der verfestigte Schutt in 30 – 60 cm Tiefe an, in der Hanglage<br />
trifft man ihn in tieferen Schichten bis 100 cm an. Er wirkt durchwurzelungshemmend<br />
und wirkt bei hohen Sickerwasserraten stauend, was zu lateralem Flüssen in<br />
der Bodenzone führt.<br />
Bezüglich der Bodenformen sind Lehmböden bestimmend. Besonders an den steileren<br />
Hängen der Rachelflanke und im Markungsgrabengebiet erstrecken sich<br />
jedoch Fels- und Blockböden. Moore finden sich nur auf kleineren Arealen. In der<br />
Anhang A-1 ist die räumliche Verteilung der den Bodenformen zugeordneten Bodentypen<br />
dargestellt. Ihre Flächenanteile in den untersuchten Teileinzugsgebieten<br />
der Großen Ohe wird durch Tab. 3-5 wiedergegeben. Große Flächenanteile nehmen<br />
die Ranker und Braunerde-Ranker der Fels- und Blockböden sowie die<br />
Braunerden und Lockerbraunerden ein. Besonders im Einzugsgebiet des Forellenbachs<br />
sind auch Gleye anzutreffen.<br />
Tab. 3-5: Bodentypen und ihre Flächenanteile im EZG der Großen Ohe<br />
Bodentyp<br />
Große Ohe<br />
Flächenanteil [%]<br />
Markungsgraben Forellenbach<br />
Rohboden (Syrosem) 0,09 0,74 0,00<br />
Ranker, Braunerde-Ranker 13,24 37,57 12,44<br />
Lockerbraunerde,<br />
vereinzelt Podsol-Braunerde<br />
20,48 17,58 22,10<br />
(Locker)braunerde,<br />
vereinzelt Podsol-Braunerde<br />
2,34 2,70 -<br />
Hanggley-Braunerde 1,30 - 0,82<br />
(Hang)gley-Braunerde 0,44 - 0,50<br />
Braunerde,<br />
vereinzelt Podsol-Braunerde<br />
14,53 0,08 11,80<br />
Braunerde, Podsol-Braunerde 9,15 - 22,56<br />
Hochlagen-Braunerde,<br />
Podsol-Braunerde<br />
11,69 29,77 0,22<br />
Podsol 0,08 - -<br />
Gley und Anmoorgley, Moorgley 17,91 9,65 28,83<br />
flaches Niedermoor 2,37 1,43 0,73<br />
mittleres und tiefes Niedermoor 2,32 - -<br />
Übergangsmoor 0,47 - -<br />
Hochmoor 0,34 0,47 -<br />
Moränenbereich, Moränenwälle 2,61 - -<br />
Wasser 0,29 - -<br />
Abbau, Aufschüttung 0,34 - -<br />
Das Gebiet ist nahezu vollständig bewaldet. Reine Fichtenbestände finden sich<br />
überwiegend in den kalten Hochlagen sowie den Tälern mit Kaltluftstau. In den
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
8 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />
Hanglagen dominiert Bergmischwald (Fi-Ta-Bu). Der <strong>Wald</strong>zustand war in den 80er<br />
und 90er Jahren gekennzeichnet von hohen Schädigungsgraden.<br />
Tab. 3-6: Vegetation und Landnutzung im EZG der Großen Ohe<br />
Vegetation Flächenanteil [%]<br />
Landnutzung Große Ohe Markungsgraben Forellenbach<br />
Standgewässer 0,3 - -<br />
Fels, Geröll 0,1 0,7 -<br />
Grünland 0,6 0,1 -<br />
Fichten-Laub-Mischwald 73,6 51,8 81,5<br />
Fichtenreinbestände 22,8 46,7 16,4<br />
Moor 0,8 0,5 -<br />
Wege, Parkplätze, Gebäude 1,6 0,3 1,8<br />
Straßen 0,1 - 0,3<br />
Im Kerngebiet des <strong>Nationalpark</strong>s können die natürlichen Prozesse ungehindert<br />
ablaufen, so dass Mitte der 90er Jahre mehrere Tausend Hektar <strong>Wald</strong> einer Borkenkäfergradation<br />
zum Opfer fielen. Die seit 1988 durchgeführten Befliegungen zur<br />
Befallssituation ergaben die in Tab. 3-7 und Abb. 3-3 dargestellte Ausweitung der<br />
Totholzflächen in den Einzugsgebieten der Großen Ohe. Ihre räumliche Ausdehnung<br />
zeigt Abb. 3-2.<br />
Tab. 3-7: Jährlicher Zugang der Totholzflächen im Einzugsgebiet der Großen Ohe (Pegel<br />
Taferlruck) und den zwei Teileinzugsgebiete Forellenbach und Markungsgraben<br />
Große Ohe (Taferlruck) Forellenbach Markungsgraben<br />
Jahr Neuzugang<br />
[ha]<br />
Flächenanteil<br />
im EZG [%]<br />
Neuzugang<br />
[ha]<br />
Flächenanteil<br />
im EZG [%]<br />
Neuzugang<br />
[ha]<br />
1988 6,8 0,4 0,33 0,5 0,0<br />
1989 4,6 0,6 0,15 0,7 0,0<br />
1990 1,0 0,7 0,16 0,9 0,0<br />
1991 0,9 0,7 0,01 0,9 0,0<br />
1992 0,6 0,7 0,06 1,0 0,0<br />
Flächenanteil<br />
im EZG [%]<br />
1993 30,7 2,3 0,99 2,4 5,3 4,8<br />
1994 10,5 2,9 0,46 3,0 1,3 6,0<br />
1995 13,3 3,6 0,05 3,1 2,8 8,5<br />
1996 33,4 5,3 0,51 3,8 12,9 20,2<br />
1997 121,9 11,8 3,63 8,8 45,7 61,5<br />
1998 109,6 17,5 4,40 15,0 16,0 76,0<br />
1999 246,7 30,5 9,01 27,6 5,5 81,0<br />
2000 112,2 36,4 5,91 35,8 3,0 83,7<br />
2001 6,9 36,7 0,10 36,0 0,0 83,7<br />
2002 17,3 37,7 0,96 37,3 0,0 83,7<br />
Im Markungsgrabengebiet ist mit keiner Ausweitung der betroffenen Flächen zu<br />
rechnen, da die verbleibenden Bestände überwiegend aus Laubhölzern (Buche<br />
und Ahorn) bestehen. Borkenkäferschäden waren in den letzten Jahren vielmehr in<br />
den unteren Hang- und Tallagen zu beobachten. Derzeit wächst anstelle der zerstörten<br />
Bestände ein naturnaher Bergmischwald auf. Während in den relativ war-
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 9<br />
men Hanglagen die Verjüngung rasch vonstatten geht, verlangsamen ungünstige<br />
Standortsverhältnisse (niedrige Temperaturen, Reitgrasflur, hoher Skelettanteil)<br />
diese Entwicklung in der Hochlage.<br />
Flächenzuwachs [ha]<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
0.2<br />
jährlicher Totholzflächenzuwachs Forellenbach<br />
jährlicher Totholzflächenzuwachs Markungsgraben<br />
Flächenanteil Forellenbach<br />
Flächenanteil Markungsgraben<br />
Flächenanteil Große Ohe<br />
12.9<br />
45.7<br />
5.3<br />
2.8<br />
3.6<br />
4.4<br />
5.5 5.9<br />
3.0<br />
1.0 0.5<br />
1.3<br />
0.5<br />
0.1<br />
1.0<br />
1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002<br />
Abb. 3-3: Jährliche Vergrößerung der Totholzflächen in den Einzugsgebieten der Großen<br />
Ohe, des Forellenbachs und des Markungsgrabens; Linien: Totholzanteil an der<br />
Einzugsgebietsfläche [%]; Säulen: Ausweitung der vom Borkenkäfer betroffenen<br />
Flächen in den Einzugsgebieten von Forellenbach und Markungsgraben<br />
[ha]<br />
16.0<br />
9.0<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
Gebietsanteil [%]
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
10 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />
3.4 Einzugsgebiet der TWT Frauenau<br />
Das Einzugsgebiet der TWT Frauenau unterteilt sich in das Hirschbachgebiet (9,5<br />
km², Nordbereich) und das Einzugsgebiet des Kleinen Regens (15,25 km², Südbereich).<br />
Abb. 3-4: Vegetation, Landnutzung sowie geräumte und ungeräumte Totholzflächen<br />
(Stand 2003) im Einzugsgebiet der TWT Frauenau mit den Teileinzugsgebieten<br />
Hirschbach und Kleiner Regen<br />
Im Vergleich zum EZG der Großen Ohe und ihrer exemplarisch untersuchten Teileinzugsgebiete<br />
unterscheiden sich beide Gebiete wesentlich stärker sowohl hinsichtlich<br />
der Gebietsmorphologie als auch der Vegetation und der geologischen<br />
Situation. Wie Abb. 3-4 verdeutlicht, ist der Borkenkäferbefall beide Gebiete unterschiedlich.<br />
Durch die sofortige Bekämpfung entstanden im Hirschbachgebiet in der<br />
Mehrzahl nur kleinere ausgeräumte Flächen. Die Rachel-Nordflanke im Einzugsgebiet<br />
des Kleinen Regen, die zum Altgebiet des <strong>Nationalpark</strong>s gehört, ist demgegenüber<br />
großflächig betroffen. Die Veränderung der Befallssituation ist in Tab.<br />
3-12 und Abb. 3-5 dargestellt.<br />
In den beiden folgenden Tabellen sind die wesentlichen gebietsmorphologischen,<br />
hydrologischen und meteorologischen Eigenschaften dargestellt. Das EZG der<br />
TWT Frauenau umfasst auch Bereiche des Hochplateaus des Böhmerwaldes (vor<br />
allem die tschechischen Gebietsanteile). Da die Flächeninformationen dieser<br />
tschechischen Gebietsanteile anhand der topographischen Karte bzw. aus Nachbarschaftsbeziehungen<br />
abgeleitet wurden, sind in diesen Bereichen die räumlichen<br />
Informationen nicht mehr so kleinflächig wie im übrigen Gebiet. Im Vergleich zur<br />
Großen Ohe nehmen Moore einen wesentlich größeren Flächenanteil ein, wie Tab.<br />
3-11 und Tab. 3-10 verdeutlichen. Besonders in den Quellbereichen des Kleinen<br />
Regens (Verlorener Schachtenbach und EZG bis zum Pegel Rachelhütte) sind
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 11<br />
diese hydrologisch bedeutenden Vegetations- und Bodenformen zu finden. Durch<br />
den größeren Anteil an Hochplateauflächen kommt es auch zu einer anteiligen<br />
Verschiebung des Flächenanteils der Böden der Hochlagen (Hochlagen-Braunerde<br />
und Podsol-Braunerde) gegenüber den Lockerbraunerden der Hanglagen (Tab.<br />
3-10).<br />
Tab. 3-8: Charakterisierung der Einzugsgebiete von Hirschbach und Kleinem Regen,<br />
Datenintervall Meteorologie: 1.1.1980-31.12.2004, Pegel laut Tab. 3-1 und Abb.<br />
3-4)<br />
Kleiner<br />
Regen<br />
Kleiner Regen<br />
Herbstriegel<br />
Verl. Schachtenbach<br />
Kleiner Regen<br />
Rachelhütte<br />
Hirschbach<br />
Pegel VS Kl. Regen 1521460 1521620 1521440<br />
VS Hirschbach<br />
Größe [km²] 14,4 11,3 0,8 2,06 10,5<br />
Mittlerer Abfluss<br />
[m 3 /s]<br />
0,54 0,48 0,058 0,098 0,34<br />
Abflusskoeffizient<br />
Jahresmittel der<br />
0,64 0,65 1,23 (0,65)* 0,79 0,6<br />
Lufttemperatur 5,23 5,23 5,23 5,21 5,03<br />
[°C]<br />
Mittlerer Jahresniederschlag<br />
[mm]<br />
Lithologie<br />
1830 1858 1879 1958 1667<br />
Corderit-<br />
Sillimanit-<br />
Gneis (CSG)<br />
CSG,<br />
Biotitgranit<br />
CSG, Muscovitgranit,Cordierit-Biotit-<br />
Anatexit<br />
CSG,<br />
Muscovitgranit<br />
Biotitgranit,<br />
CSG;<br />
Glimmergneis<br />
mittl. Hangneigung<br />
[°]<br />
11,2 10,4 5,1 7,5 11,7<br />
EZG-Länge [km] 5 4,3 1,1 2,1 5,6<br />
Fließgewässerlänge<br />
[km]<br />
min. Geländehö-<br />
41,7 27,9 2,01 2,15 25,6<br />
he<br />
[m ü. NN]<br />
mittl. Gelände-<br />
769 812 1002 992 772<br />
höhe<br />
[m ü. NN]<br />
max. Gelände-<br />
1024 1045 1110 1125 1043<br />
höhe<br />
[m ü. NN]<br />
1441 1441 1153 1242 1302<br />
* Simulationswert<br />
Tab. 3-9: Flächenanteile A [%] der acht Expositionsklassen und deren mittlere Neigung N<br />
[%] im EZG der TWT Frauenau<br />
Exposition<br />
Kleiner Regen Kleiner Regen<br />
Herbstriegel<br />
Verlorener Kleiner Regen<br />
Schachtenbach Rachelhütte<br />
Hirschbach<br />
A [%] N [%] A [%] N [%] A [%] N [%] A [%] N [%] A [%] N [%]<br />
Nord 24,0 11,4 23,3 10,6 10,0 3,7 18,4 7,0 2,6 6,4<br />
Nord-Ost 12,9 13,9 8,9 12,9 1,4 3,2 1,3 5,2 1,7 7,1<br />
Ost 2,8 13,3 3,2 13,1 0,2 2,7 - - 7,5 14,0<br />
Süd-Ost 1,6 8,9 2,0 8,6 3,9 3,6 0,1 2,7 22,1 13,0<br />
Süd 6,1 9,6 8,0 9,4 20,9 9,3 2,4 3,3 20,3 10,2<br />
Süd-West 15,8 10,2 20,3 10,2 21,3 9,2 17,2 9,2 13,0 8,8<br />
West 16,9 9,6 20,6 9,6 21,4 8,0 30,4 7,3 23,2 11,4<br />
Nord-West 20,0 11,3 13,9 10,0 21,0 6,3 30,3 6,6 9,6 9,2
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
12 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />
Tab. 3-10: Vorkommende Bodentypen im EZG der TWT Frauenau<br />
Flächenanteil [%]<br />
Bodentyp Kleiner Kl. Regen Verl. Schach- Kl. Regen Hirschbach<br />
Regen Herbstriegel tenbach Rachelhütte<br />
Ranker, Braunerde-<br />
Ranker<br />
Lockerbraunerde,<br />
9,6 7,8 0,0 1,9 5,1<br />
vereinzelt Podsol-<br />
Braunerde<br />
(Locker)braunerde,<br />
17,3 17,0 8,3 0,1 26,0<br />
vereinzelt Podsol-<br />
Braunerde<br />
13,7 13,8 18,4 2,8 10,6<br />
Hanggley-Braunerde<br />
Braunerde,<br />
3,7 2,2 0,3 - 4,2<br />
vereinzelt Podsol-<br />
Braunerde<br />
8,4 4,7 - - 8,4<br />
Hochlagen-Braunerde,<br />
Podsol-Braunerde<br />
31,2 37,0 49,2 76,0 33,0<br />
Podsol 0,1 0,1 - - -<br />
Gley und Anmoorgley,<br />
Moorgley<br />
7,6 6,6 5,9 1,5 7,5<br />
flaches Niedermoor 2,0 2,4 5,8 - 2,8<br />
mittleres und tiefes<br />
Niedermoor<br />
0,8 1,0 - - 0,3<br />
Übergangsmoor 3,4 4,4 11,3 17,8 0,6<br />
Hochmoor 0,1 0,1 0,7 - 0,3<br />
Moränenbereich,<br />
Moränenwälle<br />
2,1 2,8 - - 1,2<br />
Wasser 0,1 0,0 - - 0,1<br />
Abbau, Aufschüttung - - - - 0,0<br />
Tab. 3-11: Vegetation und Landnutzung im EZG der TWT Frauenau<br />
Vegetation<br />
Landnutzung<br />
Kleiner<br />
Regen<br />
Kl. Regen<br />
Herbstriegel<br />
Flächenanteil [%]<br />
Verl. Schachtenbach<br />
Kl. Regen<br />
Rachelhütte<br />
Hirschbach<br />
Standgewässer 0,1 0,0 - - 0,1<br />
Fels, Geröll 0,1 0,1 - - 0,2<br />
Grünland 1,1 1,5 5,6 0,1 1,9<br />
Fichten-Laub-<br />
Mischwald<br />
43,8 48,3 58,1 28,8 56,2<br />
Fichtenreinbestände 49,8 44,3 23,7 53,2 39,1<br />
Moor 3,4 4,5 12,1 17,8 1,0<br />
Weg, Parkplatz 1,6 1,2 0,5 0,1 1,6<br />
Obwohl der Anteil der besonders stark vom Borkenkäfer bedrohten Fichtenreinbestände<br />
höher als im EZG der Großen Ohe ist, ist der Flächenanteil der vom Borkenkäfer<br />
zerstörten Bestände mit 14,6% wesentlich geringer als im benachbarten<br />
Gebiet. Der Grund hierfür ist die anhaltende Borkenkäferbekämpfung im Erweiterungsgebiet<br />
durch Entfernen der befallenen Bäume. Bei der Bewertung der in Tab.<br />
3-12 angegebenen Zahlen zur Ausweitung der geräumten und nicht geräumten<br />
Totholzflächen im EZG der TWT Frauenau muss beachtet werden, dass jährliche<br />
Auswertungen nur für die Gebietsteile am Nordhang des Rachels vorliegen. Insbesondere<br />
die Zunahme der geräumten Totholzflächen der Kartierungen 1998, 2000
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 13<br />
und 2003 sind deshalb als kumulative Werte der vorangegangenen Jahre anzusehen.<br />
Da zum genauen Befallszeitraum keine Angaben vorlagen, wurde der Flächenzuwachs<br />
dem Auswertungsjahr zugeordnet.<br />
Tab. 3-12: Jährlicher Zugang der Totholzflächen im Einzugsgebiet der TWT Frauenau und<br />
ihrer Zuflüsse Kleiner Regen und Hirschbach<br />
Jahr<br />
TWT Frauenau (gesamt) Kleiner Regen (1521460) Hirschbach (1521700)<br />
Flächenzuwachs<br />
Totholz [ha]<br />
ungeräumt<br />
geräumt<br />
1989 0,1 0,0<br />
Flächenzuwachs<br />
Totholz [ha]<br />
Flächenanteil<br />
[%] ungeräumt<br />
geräumt<br />
1990 0,0 0,0 0,0 0,0<br />
1992 0,1 0,0 0,1 0,0<br />
1993 6,7 0,2 6,5 0,6<br />
1994 6,8 0,5 5,6 1,1<br />
1995 2,5 0,5 1,8 1,2<br />
1996 15,7 1,1 14,3 2,5<br />
1997 38,6 2,3 34,4 5,5<br />
Flächenzuwachs<br />
Totholz [ha]<br />
Flächenanteil<br />
[%] ungeräumt<br />
geräumt <br />
Flächenanteil<br />
[%]<br />
1998 21,8 85,8 5,9 20,3 31,0 10,1 12,5 1,4<br />
1999 77,9 8,5 66,4 15,9 1,4<br />
2000 55,8 3,3 10,4 45,3 19,9 1,4<br />
2001 8,5 37,5 12,0 4,8 18,9 22,0 2,4 1,7<br />
2002 8,4 12,2 7,1 22,7 1,7<br />
2003 16,6 55,7 14,6 16,2 15,6 25,5 30,5 5,3<br />
Flächenzuwachs [ha]<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
jährlicher Zuwachs ausgeräumter Flächen Kleiner Regen<br />
jährlicher Totholzflächenzuwachs Kleiner Regen<br />
Flächenanteil TH Kleiner Regen<br />
Flächenanteil TH Hirschbach<br />
Flächenanteil TH EZG TWT<br />
1990 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003<br />
Abb. 3-5: Jährliche Vergrößerung der Totholzflächen (TH) im Einzugsgebiet der TWT<br />
Frauenau und ihrer Pegel am Hirschbach und am Kleinen Regen; Linien: Anteil<br />
der TH an der Einzugsgebietsfläche [%]; Säulen: Ausweitung der vom Borkenkäfer<br />
betroffenen Flächen im EZG des Kleinen Regen (Pegel 1521460) mit Unterscheidung<br />
in geräumte und ungeräumte Flächen [ha]<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
Gebietsanteil [%]
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
14 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />
14<br />
R<br />
[mm/d]<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
VS Kleiner Regen<br />
VS Hirschbach<br />
0<br />
01.11.1985 28.07.1988 24.04.1991 18.01.1994 14.10.1996 11.07.1999 06.04.2002 31.12.2004<br />
Abb. 3-6: Beobachtete Gebietsabflüsse R als 30-tägige gleitende Mittel der beiden Teileinzugsgebiete<br />
der TWT Frauenau<br />
Trotz der unterschiedlichen Gebietseigenschaften verhalten sich die beobachteten<br />
Durchflüsse an den beiden Zuflüssen der TWT Frauenau sehr ähnlich, wie Abb.<br />
3-6 verdeutlicht. Auffällig sind die deutlich höheren Abflussspitzen des Hirschbachs.<br />
Dieses Verhalten ist jedoch nur bis 1996 zu beobachten. Danach gleichen<br />
sich auch bei großen Hochwasser die Abflussspenden an. Als Ursache wird die zu<br />
diesem Zeitpunkt einsetzende Borkenkäferkalamität vermutet, die zu einem fast<br />
vollständigen Zusammenbruch der Bestände an der Nordflanke des Rachels führte<br />
(s. Abb. 3-4, Abb. 3-5 und Tab. 3-12).
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 15<br />
4 Witterung im Untersuchungsgebiet<br />
4.1 Messstandorte und -attribute<br />
Die möglichst genaue Widerspiegelung der meteorologischen Situation ist von<br />
entscheidender Bedeutung für die Simulation des Wasser- und Stoffhaushaltes.<br />
Um die Fehler, die durch die ungenaue Wiedergabe der meteorologischen Bedingungen<br />
verursacht werden, möglichst gering zu halten, wurden alle vorliegenden<br />
Messreihen an den Stationen des Deutschen Wetterdienstes (DWD), der NPV<br />
<strong>Bayerischer</strong> <strong>Wald</strong>, des LfW, dem WWA Deggendorf und der LWF im weiteren Umfeld<br />
des Untersuchungsgebietes in die Simulation einbezogen, auch wenn diese<br />
z.T. sehr lückenhaft sind oder nur für einen Teilzeitraum vorliegen. Abb. 4-1 gibt<br />
einen Überblick über die räumliche Verteilung der Stationen im Umkreis des Untersuchungsgebietes.<br />
Neben dem augenscheinlichen Fehlen von Stationen im Einzugsgebiet<br />
der TWT Frauenau muss beachtet werden, dass insbesondere in dem<br />
für das Projekt wichtigen Zeitraum ab 1990 nur wenige Messreihen vorliegen. Dabei<br />
werden die Mehrzahl der Niederschlagsmesser sowie alle Temperaturmessstationen<br />
nicht im Winter betrieben. Die Station Schachtendiensthütte im EZG der<br />
TWT Frauenau wurde z.B. erst im Juni 2004 durch Verlegung der Station an der<br />
Felsenkanzel eingerichtet. Tab. 4-1 gibt einen Überblick über Betreiber, Messzeiträume,<br />
Attribute und Höhenlagen der einzelnen Stationen. Hier sind jedoch nicht<br />
die in Abb. 4-1 grau dargestellten Hellmann-Niederschlagsmesser berücksichtigt,<br />
die 1989 abgebaut wurden.<br />
Abb. 4-1: Räumliche Verteilung der in die Wasserhaushaltssimulation einbezogenen<br />
Klima- und Niederschlagsstationen mit täglicher Auflösung im Bereich des NP<br />
<strong>Bayerischer</strong> <strong>Wald</strong> sowie der CHMI- Messstationen<br />
Daten von Stationen in Tschechien stehen bisher nicht zur Verfügung. Neben den<br />
Stationen in Verwaltung des Tschechischen Hydrometrologischen Institutes (CHMI<br />
Prag) sollten für spätere Untersuchungen auch weitere Messreihen im NP Sumava,<br />
wie z.B. für zwei Kleinsteinzugsgebiete im <strong>Nationalpark</strong> Sumava (Na Lizu und<br />
Spalenec) einbezogen werden.
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
16 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />
Tab. 4-1: Alle berücksichtigten Messstationen (RR Niederschlag (Tagessumme), LT Lufttemperatur,<br />
RF Relative Luftfeuchte, W Windgeschwindigkeit, S Sonnenscheindauer,<br />
G Globalstrahlung, P Luftdruck)<br />
ID Name Höhe Quelle Attribut Beginn Ende Bemerkung<br />
91301 Bayerisch Eisenstein 710 DWD RR 198001 200412<br />
91312 Zwieselerwaldhaus 699 DWD RR 198001 200412<br />
91313 Lindberg-Scheuereck 770 DWD RR 198001 200112<br />
91315 Zwiesel-Rabenstein 690 DWD RR 198001 200412 verlegt?<br />
91323 Lindberg-Buchenau 740 DWD RR 198001 200412 Lücken 2004<br />
92266 Kirchdorf 693 DWD RR 198001 200004<br />
92267 Spiegelau-Klingenbrunn 823 DWD RR 194101 199312<br />
92273<br />
Neuschoenau-<br />
Altschönau<br />
730 DWD RR 198602 200412<br />
92274<br />
Sankt Oswald,<br />
Riedlhütte<br />
754 DWD RR 198001 200412 verlegt?<br />
92283 Mauth-Finsterau 1004 DWD RR 198001 200412<br />
92284 Mauth 811 DWD RR 198001 200412 verlegt?<br />
Hell_LfW Markungsgraben 970 LfW RR 198809 200410 Sommer<br />
LWF27 Racheldiensthütte 854 LWF RR 197911 200410 Sommer<br />
LWF48 Obere Steinbuchet 1240 LWF RR 199604 200411<br />
Sommer,<br />
Lücke 2002-2004<br />
LWF52 Bärenloch/Tiefer Tobel 1240 LWF RR 199604 200105 Sommer<br />
TWT_neu TWT Frauenau 695 WWAD RR, LT 1991 200412<br />
NPV_4<br />
NPV_1<br />
c_4493<br />
Spiegelau-<br />
Klingenbrunn, Bhf.<br />
(DWD 91317)<br />
<strong>Wald</strong>häuser (DWD<br />
4515)<br />
Zwieselberg<br />
759<br />
940<br />
NPV LT 198012 200412 L 5/2003-5/2004<br />
DWD RR 198012 200412<br />
NPV RR 200406 200412 Kachelmann<br />
RR,LT,RF,<br />
DWD,<br />
198001 200412<br />
W,P<br />
NPV ab<br />
S 198001 200311<br />
12/2003<br />
G 200312 200412<br />
RR 196101 200309<br />
615 DWD<br />
LT,RF,S,W 196101 200212<br />
Gerätwechsel<br />
12/2003<br />
c_4497<br />
Zwiesel<br />
612 DWD<br />
RR<br />
LT,RF,S,<br />
W,P<br />
199005 200412<br />
Lücken 2003/2004<br />
199005 200212<br />
RR 197911 200412 Hellmann<br />
RR 200206 200412 Ott-Waage<br />
NPV_14 Taferlruck (LWF8) 771 LWF<br />
RF<br />
LT<br />
200206 200412<br />
198102 200412<br />
Lücke 2001/2002<br />
Gerätwechsel<br />
G<br />
W<br />
199702 200412 6/2002 Gerätwechsel<br />
Lindseis<br />
199702 200412<br />
Thiess<br />
LWF RR 199604 200411 Sommer<br />
NPV_5 Felsenkanzel (LWF37) 1146 verlegt 6/2004 nach<br />
NPV LT, RF, W 199712 200406<br />
LWF56<br />
NPV_6<br />
<strong>Wald</strong>schmidthaus<br />
(LWF41)<br />
1350 LWF RR 199604 200411<br />
NPV LT, RF, W 199712 200412<br />
Sommer<br />
Lücken, Ausfall<br />
9/2002-6/2004<br />
LWF56 Schachtendiensthütte 871 NPV LT, RF 200406 200412<br />
NPV_12 Messturm Schachtenau 857<br />
LT, RF, W,<br />
NPV 199204 200412<br />
P<br />
Lücken<br />
G 199901 200412<br />
NPV LT, RF 199712 200412<br />
NPV_13 Lusen (Station 55) 1340 NPV W 200106 200412<br />
NPV_7 Gfeichtethöh 1165 NPV LT 1995 2002 Sommer<br />
NPV_8 Feistenhang 869 NPV LT 1995 2003 Sommer<br />
NPV_9 Hahnenfalz 752 NPV LT 1995 2003 Sommer<br />
NPV_10 Hochfallen 761 NPV LT 1995 2003 Sommer<br />
NPV_11 Schönort 901 NPV LT 1995 2003 Sommer
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 17<br />
Zusätzlich zu den in Tab. 4-1 aufgeführten Stationen konnte für die Regionalisierung<br />
des Niederschlags auf die für die Sommermonate vorhandenen täglichen<br />
Daten der Messkampagne 1979-1989 (Thums, 1993, Messreihen LWF1-41) und<br />
weitere DWD-Daten zurückgegriffen werden.<br />
Insgesamt war die Recherche und Aufbereitung der meteorologischen Daten, die<br />
nicht von DWD stammen bzw. nicht im Referenz-GIS enthalten sind, schwierig. So<br />
lagen die hochauflösenden Messdaten der von der LWF seit 1996 betriebenen<br />
Niederschlagswaagen in den Hochlagen des EZG Große Ohe bislang nur als unbearbeitete<br />
Rohdaten vor. Die von Thums (1993) genutzten Niederschlagsdaten<br />
waren auf Datenträgern archiviert, auf die mit moderner Soft- und Hardware nicht<br />
mehr zugegriffen werden konnte. Aber selbst die Daten im Referenz-GIS NP <strong>Bayerischer</strong><br />
<strong>Wald</strong> konnten nicht ungeprüft übernommen werden, da sie noch viele Fehler<br />
enthielten, und diese Datenbank seit 1999 nicht mehr gepflegt wird.<br />
Offensichtliche Messfehler wurden durch Plausibilitätstests (Niederschlag ≥ 0 mm,<br />
Luftfeuchte ≤ 100%, -50°C ≤ Lufttemperatur ≤ 50°C, 0 J/cm² ≤ Globalstrahlung ≤<br />
4000 J/cm²) und durch Vergleich der einzelnen Messreihen eliminiert. Letzterer<br />
war auch für die Bewertung von Messdaten in Grenzbereichen ausschlaggebend.<br />
So wurden z.B. Strahlungswerte von über 3000 J/cm² an der Station Taferlruck<br />
(gemessen am 6.5. und 16.7.2003) als Messfehler identifiziert. Probleme ergaben<br />
sich insbesondere durch zeitliche Verschiebungen der Messwerte um ein bis mehrere<br />
Tage in den einzelnen Datenquellen. Durch Nutzung der als geprüft vorausgesetzten<br />
Datenreihen des DWD als Referenz erfolgte die Homogenisierung der<br />
Messreihen.<br />
Inwieweit sich Stationsverlegungen im betrachteten Zeitraum auf die anhand dieser<br />
Stützstellen berechnete räumliche Verteilung der Witterungsgrößen auswirkt,<br />
sollte noch untersucht werden. Dazu sind aber weitere Informationen vom DWD<br />
über die Standortverlegung der betroffenen Stationen nötig.<br />
Liegen an einer Station nur die Messwerte zu Minimum und Maximum der Lufttemperatur<br />
vor, so wurde das Tagesmittel nach Engel (1991) wie folgt berechnet:<br />
LT = 0.<br />
6 ⋅ LT + 0.<br />
4 ⋅ LT<br />
mit<br />
max<br />
min<br />
LTmit - Tagesmittel der Lufttemperatur<br />
LTmin - Tagesminimum der Lufttemperatur<br />
LTmax - Tagesmaximum der Lufttemperatur<br />
(4-1)<br />
Globalstrahlungsmessungen liegen nur für wenige Stationen und zumeist erst für<br />
die letzten Jahren vor (WKS Mitterfels, MT Schachtenau ab 1999, Taferlruck ab<br />
2002 sowie an den DWD-Klimastationen Passau-Oberhaus bis 1996 und Fürstenzell<br />
ab 1997). Da die letzteren Stationen in unmittelbarer Nachbarschaft liegen,<br />
wurden beide Messreihen zusammengefügt und für die Simulation der Station<br />
Passau-Oberhaus (DWD 4517) zugeordnet. Für die Stationen, an denen die Sonnenscheindauer<br />
gemessen wird bzw. wurde, erfolgte eine Berechnung der theoretischen<br />
täglichen Globalstrahlung r [J/cm²] mit der Ǻnström-Formel (4-2) entsprechend<br />
DVWK (1996):
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
18 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />
⎛<br />
n ⎞<br />
r = ⎜a<br />
s + bs<br />
⎟re ⎝ N⎠<br />
mit<br />
n - aktuelle Sonnenscheindauer [h]<br />
N - astronomisch mögliche Sonnenscheindauer [h]<br />
- extraterrestrische Strahlung<br />
re<br />
(4-2)<br />
as - Teil der extraterrestrischen Strahlung, die die Erde an bedeckten Tagen erreicht (n=0)<br />
as+bs- Anteil der extraterrestrischen Strahlung, die die Erde an wolkenfreien Tagen erreicht<br />
(n=N)<br />
Laut DVWK (1996) gilt für das Territorium der BRD die Annahme: as = 0,19 und<br />
bs = 0,55. Die Berechnung der astronomisch möglichen Sonnenscheindauer erfolgt<br />
nach Gl. (4-3).<br />
⎛ ϕ − 51,<br />
0 ⎞<br />
N = 12,<br />
3 + sin( 0,<br />
0172 ⋅D<br />
−1,<br />
39)<br />
⋅ ⎜4,<br />
3 + ⎟<br />
⎝ 6 ⎠<br />
φ - Geographische Breite [Grad]<br />
D - Tag des Jahres (1, 365)<br />
Die extraterrestrische Strahlung eines Tages [J/cm²] wird wie folgt berechnet:<br />
r e<br />
⎡9,<br />
9 + 7,<br />
08 ⋅ sin( 0,<br />
0172 ⋅ D −1,<br />
39)<br />
⎤<br />
= 245 ⋅ ⎢<br />
⎥<br />
⎣+<br />
0,<br />
18 ⋅ ( ϕ − 5,<br />
1)(sin(<br />
0,<br />
0172 ⋅ D − 1,<br />
39)<br />
− 1)<br />
⎦<br />
(4-3)<br />
(4-4)<br />
Für die Klimastation Passau-Oberhaus lagen im Zeitraum 1979 bis 1996 sowohl<br />
Messwerte der Globalstrahlung als auch der Sonnenscheindauer vor. Somit konnte<br />
anhand dieser Messwerte die Güte des obigen Verfahrens geprüft werden.<br />
berechnet<br />
3500<br />
3000<br />
2500<br />
2000<br />
1500<br />
1000<br />
500<br />
Passau-Oberhaus (1.3.1979 - 31.12.1996)<br />
0<br />
0 500 1000 1500 2000 2500 3000 3500<br />
gemessen<br />
Globalstrahlung [J/cm²]<br />
1:1 Linie<br />
Abb. 4-2: Vergleich der aus der Sonnenscheindauer berechneten Globalstrahlung mit<br />
gemessenen Werten an der Hauptklimastation des DWD in Passau-Oberhaus
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 19<br />
Die mittlere relative Abweichung zwischen gemessener und berechneter Globalstrahlung<br />
liegt bei 26%. Größere Abweichungen sind besonders an Tagen geringer<br />
Globalstrahlung (r < 500 J/cm²) festzustellen. Schließt man diese Perioden vom<br />
Vergleich aus, so liegt der mittlere Fehler bei 10%. Diese Größenordnung ist für<br />
die Globalstrahlung als Modelleingangsgröße tolerierbar. Wie auch Abb. 4-2 verdeutlicht,<br />
kann durch das oben beschriebene einfache Verfahren die Größenordnung<br />
der aktuellen Strahlungsbedingungen anhand der Sonnenscheindauer abgeschätzt<br />
werden.<br />
Die Korrektur der gemessenen bzw. berechneten täglichen Niederschlagswerte an<br />
den jeweiligen Messpunkten erfolgte auf der Grundlage der monatlichen Niederschlagssummen<br />
an 23 Totalisatoren (Abb. 4-3, Tab. 4-2).<br />
Abb. 4-3: Lage aller Totalisatoren in den Einzugsgebieten des Kleinen Regens und der<br />
Großen Ohe bzw. in deren Umkreis<br />
Die Methodik ist ausführlich in Kapitel 4.3 beschrieben. Das LWF-Messnetz (T7 bis<br />
T56) wurde ursprünglich im Rahmen der Messkampagne 1979-1989 installiert und<br />
1990 auf die wichtigsten Standorte ausgedünnt. Das Gerät T52 wurde um etwa<br />
200 m nach Osten versetzt. Die baugleichen Messgeräte sind mit Nipher-<br />
Windschutzring, Gefrier- (CaCl2-Lösung) und Verdunstungsschutz (3 mm dicke<br />
Ölschicht) ausgestattet (Teichmann, 1984). Die NPV misst seit 1995 auf vier<br />
Windwurfflächen die sommerlichen Niederschläge (WW-T7 bis WW-T11). Bedingt<br />
durch aufwachsenden Jungwuchs mussten diese Geräte mehrfach um einige Meter<br />
versetzt werden. Die Messgeräte werden ebenfalls mit einer Ölschicht als Verdunstungsschutz<br />
betrieben, haben aber keinen Windschutzring.
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
20 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />
Tab. 4-2: Sämtliche Totalisatorstandorte im NP <strong>Bayerischer</strong> <strong>Wald</strong><br />
STAT_ID Name (Standort) Höhe Quelle Beginn Ende Nummer 78er*<br />
WW-T7 Gfeichtethöh 1165 NPV 1995 2003 V 33/2** -<br />
WW-T8 Feistenhäng 869 NPV 1995 2002 VI 4** -<br />
WW-T9 Hahnenfalz 752 NPV 1995 2003 VII 16b** -<br />
WW-T10 Hochfallen 761 NPV 1995 2003 VI 11** -<br />
WW-T11 Schönort 901 NPV 1995 2002 VI 2** -<br />
T7 Feistenberg 931 LWF: DB M13 199010 2005 1007 -<br />
T37 Felsenkanzel 1153 LWF: DB M13 199010 2005 1037 -<br />
T41 <strong>Wald</strong>schmidthaus 1350 LWF: DB M13 197807 2005 1041 42<br />
T42 Racheldiensthütte 875 LWF: DB M13 197805 2005 1042 43<br />
T43 Taferlruck 770 LWF: DB M13 197802 2005 1043 44<br />
T44 991 LWF: DB M13 197807 199009 45<br />
T45 1178 LWF: DB M13 197807 199009 46<br />
T46 1071 LWF: DB M13 197807 199009 47<br />
T47 1233 LWF: DB M13 197807 199010 48<br />
T48<br />
Obere Steinbuchet<br />
Seebuchet<br />
1240 LWF: DB M13 197808 2005 1048 49<br />
T49 953 LWF: DB M13 197808 199009 50<br />
T50 Steinschachten 1215 LWF: DB M13 197808 2005 1050 51<br />
T51 1295 LWF: DB M13 197808 199009 52<br />
T52<br />
Bärenloch<br />
Tiefer Tobel<br />
1170 LWF: DB M13 197808 2005 1052 53<br />
T54 Hochgfeichtet 1215 LWF: DB M13 198408 199010 -<br />
T55 Lusen 1340 LWF: DB M13 198407 2005 1055 -<br />
T56 Schachtendiensthütte 871 NPV, HTO 33 200212 2005 1056 -<br />
T57 <strong>Wald</strong>häuser 940 NPV 200401 2005 1057 -<br />
*: Originalnummerierung wie in Thums (1993)<br />
**: <strong>Wald</strong>abteilung nach <strong>Wald</strong>karte (1993)<br />
4.2 Verfahren zur Regionalisierung der Witterungsdaten<br />
Die Übertragung dieser Punktmesswerte auf das gesamte Untersuchungsgebiet<br />
erfolgte mit den im hydrologischen Modellierungssystems ArcEGMO integrierten<br />
geostatistischen Regionalisierungsverfahren. Diese Verfahren wurden primär für<br />
mesoskalige hydrologische Modellanwendungen entwickelt, für die in der Regel<br />
nur allgemein zugängliche Witterungsmessreihen (z.B. Daten des Deutschen Wetterdienstes<br />
DWD) genutzt werden können. Im Gegensatz zum Niederschlag, für<br />
den ein relativ dichtes Messnetz in Deutschland existiert, werden die anderen Witterungsgrößen<br />
nur an den Klima-Hauptstationen gemessen. Um dieser unterschiedlichen<br />
räumlichen Auflösung der einzelnen meteorologischen Messgrößen<br />
Rechnung zu tragen, wird bei der Regionalisierung zwischen Niederschlagsmesspunkten<br />
(Gesamtmenge aus Niederschlags- und Klimastationen) und Klima-<br />
Messpunkten (nur Klimastationen) unterschieden. An den Klima-Messpunkten<br />
werden Messreihen des Niederschlags, der Lufttemperatur, der Windgeschwindigkeit,<br />
der Luftfeuchte oder des Dampfdruckes sowie der Globalstrahlung bzw. der<br />
Sonnenscheindauer erwartet.<br />
Die räumliche Auflösung der Regionalisierung hängt vom speziellen Anwendungsfall<br />
ab. Je nach Bedarf können für jeden beliebigen Gebietspunkt (Hydrotop) flä-
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 21<br />
chendeckend die meteorologischen Eingangsgrößen berechnet oder aber auch<br />
Gebiets- oder Teilgebietsmittel bereitgestellt werden. Deshalb wird im folgenden<br />
der Begriff „Betrachtungsfläche“ genutzt, der entweder ein Hydrotop, ein Teileinzugsgebiet<br />
oder das Gesamtgebiet repräsentiert.<br />
Inverse Distanz-Wichtung (IDW):<br />
Bei diesem Verfahren werden die n der Betrachtungsfläche nächst gelegenen Stationen<br />
verwendet, wobei die Anzahl n der zu berücksichtigenden Stationen frei<br />
wählbar ist.<br />
Quadrantenverfahren:<br />
Hier wird ausgehend von der Betrachtungsfläche in jedem<br />
Quadranten die jeweils nächstliegende Station verwendet, also<br />
insgesamt genau vier Stationen, sofern in allen Quadranten<br />
Stationen liegen.<br />
1<br />
4<br />
r1<br />
r2<br />
r4 r3<br />
Verwendet wird in beiden Verfahren die Entfernung im Raum, also unter Berücksichtigung<br />
der Höhendifferenz zwischen Station und Fläche.<br />
Die an den i Stationen gemessenen meteorologischen Größen P werden nach Gl.<br />
(5) entfernungsgewichtet auf die Teilfläche übertragen, wobei die Summe aller<br />
Wichtungsfaktoren g Eins ist.<br />
4<br />
∑<br />
i=<br />
1<br />
P = gi<br />
Pi<br />
mit ∑ g<br />
i<br />
i<br />
= 1<br />
2<br />
3<br />
(4-5)<br />
Die Flächenübertragung erfolgt unter Berücksichtigung der Oberflächenmorphologie.<br />
Es ist bekannt, dass es enge Korrelationen zwischen der Geländehöhe auf der<br />
einen und dem Niederschlag, der Lufttemperatur, der relativen Feuchte/Dampfdruck<br />
und teilweise der Windgeschwindigkeit auf der anderen Seite gibt.<br />
Für diese vier Größen kann eine mittlere Änderung des Wertes pro Höhenmeter<br />
vorgegeben werden, wenn diese für das Untersuchungsgebiet bekannt ist. Alternativ<br />
kann durch das Programm diese Änderung im Rahmen einer Regressionsanalyse<br />
bestimmt werden. Die Berücksichtigung der Höhenabhängigkeit erfolgt dabei<br />
auf der Basis mittlerer Verhältnisse (Jahreswerte) bei Einbeziehung aller Messpunkte<br />
einer meteorologischen Größe. Die aus der linearen Regression zwischen<br />
Jahreswerten und Höhenlage der Station resultierenden Koeffizienten werden für<br />
die Korrektur von Tageswerten verwendet.<br />
Bei der Regionalisierung der Globalstrahlung werden Geländegefälle und Hangrichtung<br />
durch eine Neigungskorrektur berücksichtigt. Dabei wird davon ausgegangen,<br />
dass sich die Messstationen auf ebenen Flächen befinden. Dieser Korrekturwert<br />
entspricht dem Verhältnis des Strahlungsangebotes einer geneigten Fläche,<br />
charakterisiert über Gefälle und Hangrichtung, zum Strahlungsangebot an<br />
eine ebene Fläche. In die Berechnung gehen weiterhin die Tagesnummer zur Charakterisierung<br />
des jahreszeitlich variierenden Sonnenstandes und die geographische<br />
Breite ein.
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
22 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />
I = cos( i)<br />
× sin( E)<br />
+ sin( i)<br />
× cos( E)<br />
× cos( z − a)<br />
I - Einstrahlungsintensität (skaliert auf einen Bereich zwischen 0 und 1)<br />
I - die Neigung der Betrachtungsfläche<br />
A - Ausrichtung der Betrachtungsfläche bzw. der Aspekt<br />
E - Höhenwinkel der Sonne über dem Horizont<br />
Z - Azimut der Sonne<br />
(4-6)<br />
Zur Lösung obiger Gleichung wird ein Ansatz von Liebermann (1990) genutzt, der<br />
auf das Konzept der von Lee (1962) eingeführten „equivalent slope“ und die von<br />
Milankovich (1930) aufgestellten Gleichungen zur Ermittlung der Einstrahlung auf<br />
ebene Flächen zurückgreift.<br />
Insbesondere in großen oder morphologisch stark strukturierten Gebieten müssen<br />
sogenannte Wetterscheiden bei der Regionalisierung berücksichtigt werden. In<br />
diesem Fall sind die zu modellierenden Flächeneinheiten (Teilgebiete, Hydrotope)<br />
und die einzubeziehenden Niederschlags- und Klima-Messpunkte den einzelnen<br />
meteorologischen Regionen zuzuordnen. Im Ergebnis einer solchen regional differenzierten<br />
Flächenübertragung entstehen naturgemäß Bruchkanten bzw. Sprünge<br />
in den regionalisierten Klimagrößen an den Grenzen der Regionen.<br />
Derartige Sprünge entstehen aber auch als unrealistische Artefakte ohne Berücksichtigung<br />
von Klimaregionen, wenn die Stationsdichte zu gering ist, insbesondere<br />
an Grenzbereichen, in denen keine Messpunkte vorliegen. Detaillierte Untersuchungen<br />
dazu wurden von Lahmer et al. (2000) für das Einzugsgebiet der Stepenitz<br />
bei Nutzung unterschiedlicher geostatistischer Regionalisierungsverfahren<br />
(zwei Kriging-Verfahren, Quadrantenverfahren, „Next Neighbour Method“) durchgeführt.<br />
Die Ergebnisse des erweiterten Quadrantenverfahrens waren vergleichbar<br />
mit denen des sehr zeitaufwändigen Kriging-Verfahrens.<br />
Das beschriebene Verfahren zur Regionalisierung punktueller Messgrößen kann<br />
auch genutzt werden, um Lücken in den Messreihen aufzufüllen. Dabei wird jede<br />
Station wie eine Einzelfläche behandelt. Gemäß dem ausgewählten Verfahren zur<br />
Flächenübertragung und unter Nutzung der abgeleiteten Übertragungsregeln (Höhenabhängigkeit)<br />
werden aus den Messwerten der nächstgelegenen Stationen<br />
Füllwerte für die Lücken interpoliert.<br />
In der Verantwortung des Nutzers liegt es sicherzustellen, dass die Lücken klein<br />
sind gegenüber dem verfügbaren Datenfundus, da die lückenhaften Datenreihen<br />
auch in die Ermittlung der Übertragungsregeln (Regressionsanalyse) eingehen.<br />
Sind die Lücken zu groß bzw. die verfügbare Datenbasis zu gering, ist die Interpolation<br />
der Klimagrößen unsicher. Dieses nach objektiven Kriterien festzustellen, ist<br />
sehr schwierig. Deshalb wird darauf verzichtet, bei unsicherer Datenbasis die Datenregionalisierung<br />
schon vom Programm her abzulehnen.
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 23<br />
4.3 Regionalisierung und Korrektur der Niederschlagsmesswerte<br />
Niederschlag als wichtigste Eingangsgröße für den Gebietswasserhaushalt zeichnet<br />
sich durch eine hohe zeitliche und räumliche Variabilität aus. In topographisch<br />
stark gegliederten Gebirgsräumen wie dem Untersuchungsgebiet ist eine messtechnische<br />
Erfassung des Gebietsniederschlages auf der Basis von Punktmessungen<br />
sehr schwierig und erfordert eine sehr hohe Messnetzdichte. Wie Abb. 4-1<br />
veranschaulicht, ist diese Voraussetzung in den Einzugsgebieten der TWT Frauenau<br />
und der Großen Ohe nicht gegeben. Ebenfalls werden die Anforderungen hinsichtlich<br />
der Konsistenz der Datenreihen (Messfehler durch Gerätedefekte, Wechsel<br />
des Messgerätes oder des Messverfahrens, Standortverlegung, Veränderung<br />
der Umgebung des Messstandortes, etc.) und ihrer Homogenität nur bedingt erfüllt.<br />
Trotz Einbeziehung aller DWD-Messstationen im weiteren Umkreis des Untersuchungsgebietes<br />
stehen nur wenige lückenlose Datenreihen zur Verfügung (vgl.<br />
Tab. 4-1). Besonders kritisch ist die Datenbasis für die Hochlagen im Winter und<br />
für das gesamte Einzugsgebiet der TWT Frauenau, in dem keine einzige Niederschlagsmessstelle<br />
mit täglicher Auflösung existiert. Erschwert wird die Situation<br />
dadurch, dass keine tschechischen Daten genutzt werden konnten, und somit am<br />
gesamten nordöstlichen Gebietsrand keine Stützstellen für die Regionalisierung<br />
zur Verfügung stehen.<br />
Demzufolge sind Einbußen bzgl. der Güte der berechneten Niederschlagsmengen<br />
und ihrer Verteilung im Gebiet zu erwarten. Eine Möglichkeit, diese zu überprüfen,<br />
ist der Vergleich der Simulationsergebnisse mit den an den Totalisatoren gemessenen<br />
monatlichen Niederschlagssummen. Von diesen insgesamt 24 Messstellen<br />
liegen für sechs Standorte Daten kontinuierlich seit Ende 1978 vor (Tab. 4-2). Lange<br />
Datenreihen stehen ebenfalls für die Totalisatoren am Lusen (T55, seit 1984),<br />
am Feistenberg (T7, ab 1990) und an der Felsenkanzel (T37, ab 1990) zur Verfügung.<br />
Durch Ausrüstung der LWF-Messgeräte mit Wind-, Gefrier- und Verdunstungsschutz<br />
kann von geringen Messfehlern unter 10% ausgegangen werden<br />
(Teichmann, 1984). Problematisch sind z.T. die Wintermesswerte in den Hochlagen.<br />
Besonders in Monaten mit Schneeniederschlägen sind die Abweichungen von<br />
der Messung am Referenzpegel Taferlruck (T43) kaum noch mit dem Höhengradienten<br />
der Niederschlagsmengen zu erklären. Die fraglichen Messwerte wurden<br />
nicht in den Vergleich mit einbezogen und sind in den einzelnen Vergleichstabellen<br />
(Klöcking et al. 2005, Datei vergleich.xls) entsprechend gekennzeichnet.<br />
Neben den Regionalisierungsfehlern müssen die Messfehler der Punktmessungen<br />
berücksichtigt werden. Da im Untersuchungsgebiet und über den Untersuchungszeitraum<br />
hinweg sehr unterschiedliche Messverfahren genutzt wurden/werden,<br />
verbietet sich eine einheitliche Korrektur z.B. nach Richter (1995), wie sie sonst bei<br />
gebietshydrologischen Wasserhaushaltsbetrachtungen üblich ist. Zur Ableitung<br />
messspezifischer Korrekturfaktoren wurden Niederschlags-Messstandorte, an denen<br />
sowohl Monats- als auch höher auflösende Niederschlagssummen gemessen<br />
wurden/werden, herangezogen. Dabei wurde zwischen Winter- und Sommermonaten<br />
unterschieden. Die Zuordnung erfolgte über die minimale Tagesmitteltemperatur<br />
eines Monats. Lag diese unter 0°C, so wurde das Messintervall den Wintermonaten<br />
zugeordnet. Lücken der höher auflösenden Messreihen wurden mit dem<br />
oben beschriebenen Quadrantenverfahren gefüllt. Anhand der so interpolierten<br />
Werte wurde aus dem Vergleich mit den Totalisatormesswerten ein Korrekturfaktor
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
24 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />
für die regionalisierten Werte an diesem Standort abgeleitet. Die Ergebnisse des<br />
Vergleiches sowie die abgeleiteten Korrekturfaktoren enthält Tab. 4-3. Es sind<br />
immer das mittlere Verhältnis der Totalisatormesswerte zu den Monatssummen<br />
aus den Tagessummen über den gesamten Vergleichszeitraum und die auftretende<br />
mittlere Abweichung dargestellt. Bei der Bewertung dieser Ergebnisse ist zu<br />
beachten, dass nicht an allen Stationen kontinuierliche Messungen zur Lufttemperatur<br />
vorliegen. Wenn an deren Stelle regionalisierte Werte genutzt werden mussten,<br />
für die es keine Validierungsmöglichkeiten gibt, steigt die Unsicherheit entsprechend.<br />
Insgesamt zeigte der Vergleich eine recht gute Übereinstimmung zwischen ganz<br />
oder teilweise regionalisierten und korrigierten Niederschlagswerten und den Totalisatorwerten.<br />
Die Abweichungen liegen im Mittel unter 2% im Sommer und unter<br />
10% im Winter und damit im Bereich der Messunsicherheit. Betrachtet man die<br />
Einzelmonate (Klöcking et al, 2005: Datenanhang, Datei „vergleich.xls“) so liegen<br />
hier die Abweichungen teilweise beachtlich höher, da durch das gewählte Verfahren<br />
Konvektivereignisse, Inversionswetterlagen sowie Luv- und Leeeffekte bei der<br />
geringen Anzahl von Stützstellen nur ungenügend widergespiegelt werden. Um<br />
diesem Problem Rechnung zu tragen, wurden an allen Niederschlagsmessstandorten<br />
korrigierte tägliche Niederschlagsmessreihen erzeugt, auch wenn dort entweder<br />
nur Monatssummen gemessen werden oder der Messbetrieb mittlerweile eingestellt<br />
wurde (Hellmann-Standorte LWF1-41 der Messkampagne 1979-89). Konnten<br />
keine standortspezifischen Korrekturfaktoren anhand von Totalisatormessungen<br />
ermittelt werden, so erfolgte eine Korrektur entsprechend der für die jeweilige<br />
Höhenlage ermittelten Korrekturfaktoren. Als Grenztemperatur zwischen Regen<br />
und Schneefall wurde eine mittlere Lufttemperatur von 0,5 °C angenommen. Alle<br />
DWD-Stationen wurden unter der Annahme einer 5%igen Erhöhung bei Regen<br />
und 20%igen Erhöhung bei Schneefall korrigiert. Nach Korrektur und Auffüllung<br />
der Messdatenreihen ergab sich für das Zeitintervall 1.1.1980 bis 31.12.2004 für<br />
die einbezogenen 73 Niederschlagsstationen eine mittlere Zunahme der täglichen<br />
Niederschlagsmenge von 0,00176 mm pro Meter Geländehöhe.<br />
Abb. 4-4 zeigt die berechnete mittlere räumliche Niederschlagsverteilung im Untersuchungsgebiet<br />
im Zeitraum 1.1.1980 - 31.12.2004. Die mittleren Jahresniederschläge<br />
liegen zwischen 1380 und 1820 mm mit einem räumlichen Maximum an<br />
der Nord-/Nordostflanke des Großen Rachel. Der Bereich der Speicherzuflüsse<br />
des Hirschbachs und des Kleinen Regens gefolgt von der Südostspitze des Einzugsgebietes<br />
der Großen Ohe sind die trockensten Gebiete. Wie schon von<br />
Thums (1993) und Teichmann (1984) beobachtet, prägen sich auch bei dieser 24jährigen<br />
Niederschlagsreihe die für ihre Höhenlage verhältnismäßig trockenen<br />
Quellgebiete von Rachel- (Felsensturz) und Hochseignbach (Hochgfeichtet) im<br />
südöstlichen Niederschlagsschatten des Großen Rachel aus.
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 25<br />
Tab. 4-3: Vergleich der an Totalisatoren gemessenen Monatssummen mit gemessenen<br />
(MW) bzw. simulierten (Regio) Tagessummen des Niederschlags vor und nach<br />
der Korrektur (korW)
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
26 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />
Abb. 4-4: Räumliche Verteilung des mittleren Jahresniederschlages im Untersuchungsgebiet<br />
(Zeitraum 1.1.1980-31.12.2004)<br />
4.4 Gebietsniederschläge<br />
Eine zusätzliche Fragestellung innerhalb dieser Untersuchungen war die Vergleichbarkeit<br />
der hier ermittelten Niederschlagsverteilungen mit den im Forschungsverbund<br />
Große Ohe verwendeten Gebietsniederschlägen. Für das Einzugsgebiet<br />
der Großen Ohe (Pegel Taferlruck) wurden im Rahmen der Messkampagne<br />
1979-1990 Gebietsniederschläge aus den Messungen an 42 Hellmann-<br />
Regenmessern und 11 Totalisatoren mit der Thyssen-Polygon-Methode (Teichmann,<br />
1984) bestimmt. Nachdem 1990 das Niederschlagsmessnetz stark ausgedünnt<br />
worden war, erfolgte eine Zusammenfassung der ursprünglich 53 Polygone<br />
in fünf Teilgebiete, repräsentiert durch die Totalisatoren T41, T42, T43, T48, T50<br />
und T52 (Seegert et al., 2001). Als bestimmend für den Gebietsniederschlag der
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 27<br />
Großen Ohe (GNGO) werden die Messstandorte Racheldiensthütte (T42) und Taferlruck<br />
(T43) angesehen, deren Niederschläge mit einem Flächengewicht von<br />
45% bzw. 25% in die Berechnung eingehen. Der Gebietsniederschlag GNGO des<br />
Einzugsgebietes der Großen Ohe am Pegel Taferlruck wird wie folgt aus den monatlichen<br />
Niederschlagssummen der einbezogenen Totalisatoren berechnet:<br />
GNGO=0,453*T42 +0,247*T43 +0,098*T41 +0,095*T48 +0,0677*T50 +0,042*T52 (4-7)<br />
Die Aufteilung dieses monatlichen Niederschlags auf Tageswerte erfolgte anhand<br />
der Hellmann-Werte am Taferlruck, deren Fehlwerte durch Regression mit <strong>Wald</strong>häuser-Werten<br />
geschlossen wurden.<br />
In zwei Teileinzugsgebieten der Großen Ohe laufen die Langzeitprojekte „Messnetz<br />
Stoffeintrag-Grundwasser: Markungsgraben“ (LfW, 2004) und „ECE Integrated<br />
Monitoring Forellenbach“ (Beudert & Breit, 2004). Hierfür werden ebenfalls<br />
Gebietsniederschläge auf Monats- bzw. Jahresbasis benötigt. Als kontinuierliche<br />
Informationsquelle stehen neben den bereits erwähnten Niederschlagsmessungen<br />
14- bzw. 7-tägige Niederschlagsmesswerte der in beiden Gebieten vorhandenen<br />
Depositions-Bulksammler (s. Kapitel 5.1) zur Verfügung. Deren Einbeziehung führte<br />
nur für den Markungsgraben zu einer signifikanten Verbesserung der Abschätzung<br />
des Gebietsniederschlages.<br />
Auf der Basis der Niederschlagsmesswerte des Totalisators T50 und der Bulksammler<br />
ND0212 und ND0214 (Messung 1995 eingestellt) wird nach Moritz (2004)<br />
der Gebietsniederschlag des Einzugsgebietes des Markungsgrabens (GNMG) wie<br />
folgt berechnet:<br />
1989-1994: GNMG= 0,3282*ND0212 + 0,3948*T50 + 0,277*ND0214 (4-8)<br />
seit 1995: GNMG= 0,631*ND0212 + 0,3948*T50 (4-9)<br />
Das langgestreckte, durchgängig SSW-exponierte Forellenbachgebiet weist einen<br />
linearen Niederschlagsgradienten von etwa 100 mm je 100 Höhenmeter (Jahressumme)<br />
auf. Die Abschätzung des Gebietsniederschlages GNFB erfolgt nach Beudert<br />
& Breit (2004) durch Unterteilung des Gebietes in sechs Höhenstufen. Die<br />
Berechnung des Niederschlages pro Höhenstufe (GN1: 1200 m) erfolgt<br />
durch flächengewichtete Einbeziehung der Messwerte an den Totalisatoren T43,<br />
T42 und T50:<br />
GNFB= 0,1625 GN1 + 0,528 GN2 + 0,176 GN3 + 0,058 GN4 + 0,034 GN5 + 0,041 GN6 (4-10)<br />
mit GN1 = 0,24(T42-T43) + T43 GN3 = 0,51(T50-T42) + T42<br />
GN2 = 0,76(T42-T43) + T43 GN3 = 0,81(T50-T42) + T42<br />
GN3 = 0,22(T50-T42) + T42 GN3 = T50<br />
Die ausschließliche Verwendung der Totalisatoren zur Abschätzung des Gebietsniederschlages<br />
hat den Vorteil, dass eine rechnerische Korrektur der Messdaten<br />
verschiedener Gerätetypen nicht nötig ist.<br />
Voraussetzung für die Berechnung der Gebietsniederschläge nach den Gleichungen<br />
(7) – (10) ist das Vorhandensein lückenloser Messreihen an den Totalisatoren<br />
bzw. Bulksammlern. Da es in der Praxis jedoch immer wieder zu Geräteausfällen<br />
kommt, müssen Messlücken über Regressionen zum nächstgelegenen Totalisator<br />
geschlossen werden. Tab. 4-4 gibt die aus verschiedenen Quellen entnom-
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
28 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />
menen, bzw. anhand der Messreihe 1980-2004 gewonnenen linearen Regressionsparameter<br />
und die jeweiligen Bestimmtheitsmaße (R²) an.<br />
Tab. 4-4: Regressionsparameter zum Schließen der Datenlücken der Totalisatoren: Monatsniederschlagssumme<br />
des Totalisators = b* Monatsniederschlagssumme<br />
des Referenzgerätes + a<br />
Totalisator Referenz b a R² Quelle<br />
7 43 1,1135 0,93 Seegert et al, 2001<br />
37 50 0,9415 0,97 Seegert et al. 2001<br />
41 48 0,6501 35,136 0,92 Seegert et al. 2001<br />
42 7 0,9454 0,93 Seegert et al. 2001<br />
42 43 1,167 0,024 0,96 Beudert, 1999<br />
43 7 0,7944 14,024 0,93 Seegert et al. 2001<br />
43 42 0,824 4,350 0,96 Beudert, 1999<br />
48 43 1,3337 9,46 0,85 Messwerte 1/1980-12/2004<br />
50 42 1,218 -2,853 0,94 Beudert, 1999<br />
50 43 1,423 -3,096 0,90 Beudert, 1999<br />
52 42 1,207 -8,556 0,91 Beudert, 1999<br />
52 43 1,411 -9,003 0,87 Beudert, 1999<br />
52 50 0,989 -5,582 0,94 Beudert, 1999<br />
52 55 1,1311 10,817 0,77 Seegert et al. 2001<br />
55 52 0,6778 19,278 0,77 Seegert et al. 2001<br />
In Tab. 4-5 sind die nach den Gleichungen (4-7) – (4-10) berechneten Werte den<br />
mit ArcEGMO simulierten Gebietsniederschläge gegenübergestellt. Es zeigt sich<br />
insgesamt eine recht gute Übereinstimmung. Die mittleren Abweichungen liegen<br />
deutlich unter 5%. Die Differenz zu den modellierten Gebietsniederschlagssummen<br />
im Markungsgraben liegt etwas höher als in den beiden übrigen Gebieten. Als<br />
Hauptursache wird hierfür die schon eingangs erwähnte Unsicherheit der Niederschlagsmessungen<br />
in den Hochlagen vermutet. Hinzu kommt der Umstand, dass<br />
die für die Niederschlagskorrektur entscheidende Eingangsgröße der Lufttemperatur<br />
in diesem Gebiet ein reiner Simulationswert ist, der nicht durch Messwerte gestützt<br />
wird. Um diesen Umständen Rechnung zu tragen, wurden für den Standort<br />
des Totalisators T50 tägliche Niederschlagswerte simuliert und anhand der Niederschlagssummen<br />
am Totalisator auf Einzelmonatsbasis korrigiert. Hierbei konnten<br />
natürlich Messfehler des Totalisators (Schneeüberwehung etc.) nicht kompensiert<br />
werden.<br />
Die mit der von Seegert et al. (2001) angegebenen Gleichung (4-7) berechneten<br />
Gebietsniederschläge der Großen Ohe GNGO weichen etwas von den ebenfalls in<br />
dieser Quelle angegeben Jahreswerten ab. Ursachen können unterschiedliche<br />
Verfahren zur Bereinigung von Messfehlern bzw. bei der Interpolation der Messlücken<br />
sein. Die von Kennel (1998) angegebenen Gebietsniederschläge konnten mit<br />
dieser Datenbasis nicht reproduziert werden. Es wird trotzdem empfohlen, das<br />
obige Verfahren beizubehalten, da es mit verhältnismäßig geringem Aufwand<br />
plausible Monats- und Jahreswerte des Gebietsniederschlages liefert. Es sollte<br />
jedoch geprüft werden, die 1990 installierten Totalisatoren T7 und T37 in die Berechnung<br />
des Gebietsniederschlages der Großen Ohe einzubeziehen. Insbesondere<br />
T7 ist in einem verhältnismäßig trockenen Gebiet lokalisiert, dessen Anteil<br />
ansonsten unterrepräsentiert bleibt.
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 29<br />
Tab. 4-5: Gegenüberstellung der mit ArcEGMO ermittelten Gebietsniederschlägen auf<br />
Tagesbasis und den Werten auf Monatsbasis (GN) sowie deren prozentuale<br />
Abweichung D<br />
Gebietsniederschlag [mm]<br />
hydr.<br />
EZG Pegel Taferlruck Markungsgraben Forellenbach<br />
Jahr<br />
GNGO ArcEGMO D [%] GNMG ArcEGMO D [%] GNFB ArcEGMO D [%]<br />
1981 2011 1828 -10 1973 1762<br />
1982 1510 1491 -1 1607 1449<br />
1983 1669 1674 0 1790 1626<br />
1984 1507 1539 2 1681 1501<br />
1985 1250 1275 2 1359 1231<br />
1986 1556 1593 2 1684 1514<br />
1987 1844 1832 -1 1939 1782<br />
1988 1870 1898 1 2038 1839<br />
1989 1551 1627 5 1604 1721 7 1582<br />
1990 1303 1312 1 1396 1391 0 1297<br />
1991 1247 1187 -5 1436 1281 -12 1227 1147 -7<br />
1992 1549 1550 0 1675 1658 -1 1482 1526 3<br />
1993 1585 1601 1 1775 1700 -4 1553 1557 0<br />
1994 1626 1583 -3 1831 1732 -6 1593 1557 -2<br />
1995 2025 1985 -2 2245 2204 -2 1997 1977 -1<br />
1996 1334 1349 1 1513 1470 -3 1317 1326 1<br />
1997 1476 1436 -3 1512 1556 3 1431 1408 -2<br />
1998 1593 1668 5 1725 1901 9 1563 1646 5<br />
1999 1629 1552 -5 1764 1688 -5 1556 1505 -3<br />
2000 1907 1893 -1 1971 2039 3 1835 1873 2<br />
2001 1556 1578 1 1707 1664 -3 1529 1530 0<br />
2002 2270 2237 -1 2315 2333 1 2209 2214 0<br />
2003 1285 1321 3 1413 1448 2 1270 1304 3<br />
2004 1429 1367 -5 1521 1470 -3 1391 1337 -4<br />
Ø 1608 1599 -1 1713 1704 -1 1568 1565 0<br />
4.5 Regionalisierung von Lufttemperatur und Luftfeuchte<br />
Für die Flächenübertragung der weiteren meteorologischen Modelleingangsgrößen<br />
standen wesentlich weniger Messreihen als für den Niederschlag zur Verfügung.<br />
Nach Prüfung aller Lufttemperaturmessreihen mussten die Messwerte am Standort<br />
Racheldiensthütte verworfen werden, so dass nur noch 17 Messstandorte (vgl.<br />
Tab. 4-1) für die Regionalisierung der Lufttemperatur übrig blieben. Für die Flächenübertragung<br />
der Luftfeuchte standen insgesamt neun Messstandorte zur Verfügung.<br />
Obwohl das verwendete geostatistische Verfahren für diese beiden Größen<br />
nur die Geländehöhe als zusätzlich bestimmende Eigenschaft („external drift“)<br />
berücksichtigt, ergab sich für beide Größen eine plausible räumliche Verteilung,<br />
wie beispielhaft in Abb. 4-5 für das Jahresmittel der Lufttemperatur im Bezugszeitraum<br />
dargestellt ist. Nach Korrektur und Auffüllung der Messdatenreihen ergab<br />
sich für das Zeitintervall 1.1.1980 bis 31.12.2004 für die einbezogenen Stationen<br />
eine mittlere Abnahme der täglichen Lufttemperatur von 0,00289 K sowie des<br />
Dampfdrucks um 0,00188 hPa pro Meter Geländehöhe. Das Verfahren erlaubt<br />
jedoch nicht die Widerspiegelung des von Elling et al. (1987) beschriebenen Kaltluftstaus<br />
in den Tallagen. Das kann teilweise durch die höhere Stationsdichte im<br />
Gebiet der Großen Ohe kompensiert werden. So liegt die Station NPV_14 (Taferlruck)<br />
in einer Kaltluftstaulage. Für das Einzugsgebiet der TWT Frauenau jedoch, in
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
30 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />
dem keine Messstelle bis Mitte 2004 existierte, wird durch die alleinige Berücksichtigung<br />
des Temperaturgradienten mit der Geländehöhe die Temperaturverteilung<br />
verfälscht wiedergegeben.<br />
Abb. 4-5: Räumliche Verteilung des mittleren Jahrestemperatur im Untersuchungsgebiet<br />
(Zeitraum 1.1.1980-31.12.2004)
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 31<br />
4.6 Regionalisierung der Globalstrahlung<br />
Die Flächenübertragung der Strahlungsverhältnisse erfolgte anhand von fünf<br />
Messstandorten, an denen entweder die Sonnenscheindauer oder die Globalstrahlung<br />
gemessen wird. Dabei wurden neben der Geländehöhe auch Hangneigung<br />
sowie Hangausrichtung als zusätzlich bestimmende Geländeeigenschaften berücksichtigt.<br />
Auch für diese wichtige meteorologische Modelleingangsgröße ergaben<br />
sich Probleme durch die Inkonsistenz der einbezogenen Messreihen. Für die<br />
erste Periode standen nur die Messwerte der Sonnenscheindauer an den drei vom<br />
DWD betriebenen Stationen <strong>Wald</strong>häuser, Zwiesel und Zwieselberg zur Verfügung.<br />
Die daraus mit der Ǻnström-Formel (2) berechneten täglichen Globalstrahlungswerte<br />
liegen im Betreich zwischen 190 und 2700 J/cm. Die ab 1997 beginnenden<br />
Messungen der Globalstrahlung an den Stationen im Untersuchungsgebiet belegen<br />
deutlich niedrigere Strahlungswerte im Winter. Die im Sommer gemessenen<br />
täglichen Strahlungmengen sind jedoch mit den aus der Sonnenscheindauer berechneten<br />
Werten vergleichbar. Eine Sonderstellung nimmt der Messturm (MT)<br />
Schachtenau ein. Hier werden in 50 m Höhe deutlich höhere Strahlungswerte gemessen.<br />
Bei unkorrigierter Einbeziehung dieser Werte in die Regionalisierung ergibt<br />
sich ein deutlicher Sprung im simulierten Strahlungsverlauf über den Simulationszeitraum,<br />
wie durch Abb. 4-6 für den Buchenstandort B1 im Einzugsgebiet des<br />
Forellenbachs verdeutlicht wird.<br />
3500<br />
3000<br />
2500<br />
2000<br />
1500<br />
1000<br />
500<br />
0<br />
Jan<br />
1990<br />
Jan<br />
1991<br />
Globalstrahlung [J/cm²] B1<br />
Globalstrahlung [J/cm²] B1 (ohne MT Schachtenau)<br />
Jan<br />
1992<br />
Jan<br />
1993<br />
Jan<br />
1994<br />
Jan<br />
1995<br />
Jan<br />
1996<br />
Jan<br />
1997<br />
Abb. 4-6: Verlauf der für die Buchenfläche B1 berechneten Globalstrahlungswerte mit<br />
bzw. ohne Berücksichtigung des Messturms (MT) Schachtenau<br />
Das Simulationsmodell ArcEGMO-PSCN ist hoch sensitiv gegenüber dieser Eingangsgröße.<br />
Eine Veränderung ihrer innerjährlichen Dynamik und Größenordnung<br />
ab 1999 würde die gleichzeitig auftretenden Effekte durch den Borkenkäferbefall<br />
spürbar überprägen. Deshalb wurde vorerst darauf verzichtet, die Strahlungsmesswerte<br />
am MT Schachtenau in die Regionalisierung mit einzubeziehen. Die mit<br />
dem LINSEIS-System im Zeitraum 2/1997 bis 6/2002 an der Klimastation Taferlruck<br />
gemessene Strahlung konnten ebenfalls nicht einbezogen werden, da die<br />
Mess-Rohdaten erst zum Ende des Projektes ungeprüft zur Verfügung standen.<br />
Jan<br />
1998<br />
Jan<br />
1999<br />
Jan<br />
2000<br />
Jan<br />
2001<br />
Jan<br />
2002<br />
Jan<br />
2003<br />
Jan<br />
2004<br />
Jan<br />
2005
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
32 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />
Insgesamt wurde mittels des angewandten geostatistischen Regionalisierungsverfahrens<br />
eine plausible Strahlungsverteilung im Untersuchungsgebiet simuliert.<br />
Deutlich treten die unterschiedlichen Strahlungsbedingungen in den einzelnen<br />
Untersuchungsgebieten hervor. So herrschen im Einzugsgebiet des Kleinen Regens<br />
an der Nordflanke des Großen Rachel deutlich ungünstigere Strahlungsbedingungen<br />
als im Einzugsgebiet der Großen Ohe oder im Hirschbachgebiet.<br />
Abb. 4-7: Räumliche Verteilung der mittleren Globalstrahlung im Untersuchungsgebiet<br />
(Zeitraum 1.1.1980-31.12.2004)
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 33<br />
4.7 Regionalisierung der Windgeschwindigkeit<br />
Wie Abb. 4-8 verdeutlicht, ist das Ergebnis der Flächenübertragung der Windverhältnisse<br />
unbefriedigend. Die Stationsdichte ist nicht ausreichend, um die an sich<br />
schon sehr heterogenen Messwerte der einzelnen Stationen (siehe Tab. 4-1) mit<br />
den zur Verfügung stehenden Verfahren und Zusatzinformationen zu regionalisieren.<br />
Abb. 4-8: Räumliche Verteilung der mittleren Windgeschwindigkeit in 10 m<br />
Höhe im Untersuchungsgebiet (Zeitraum 1.1.1980-31.12.2004)
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
34 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />
5 Messprogramm „Deposition“ im EZG der Talsperre<br />
Frauenau<br />
5.1 Standorte, Bestandescharakteristika und Methoden<br />
Zur Ergänzung der im EZG der TWT Frauenau vorhandenen experimentellen Ausstattung<br />
(Durchflussmesspegel und Wasserqualitätsmessstellen der Wasserwirtschaftsverwaltung:<br />
LfW und WWA Deggendorf) wurden im Projektzeitraum drei<br />
Messstellen zur Erfassung von Niederschlagsmenge und Deposition auf der Freifläche<br />
und mit der Kronentraufe in jeweils einem Fichten- und Buchenbestand<br />
ausgewählt (Tab. 5-1, Abb. 5-1). Mit diesem Messprogramm sollte geklärt werden,<br />
ob und inwieweit sich die Stoffeinträge aus der Atmosphäre in diesem EZG bei<br />
gleicher Höhenlage von den Stoffeinträgen im EZG der Großen Ohe unterscheiden.<br />
Dementsprechend wurden die Untersuchungen hinsichtlich des Versuchsdesigns<br />
(ECE-IM, Beudert et al., 1994), der Probenahme und –aufbereitung (Pegelwarte<br />
der NPV) und der Analytik (LfW, 2004) in die laufenden Programme im EZG<br />
der Großen Ohe integriert.<br />
Tab. 5-1: Messstandorte für die Stoffdeposition im EZG TWT Frauenau<br />
Messstelle<br />
Bezeichnung Rechtswert Hochwert<br />
Höhe<br />
[m ü. NN]<br />
Anzahl<br />
Sammler<br />
Messbeginn<br />
205100 HTO Fichte 4599817 5431003 800 9 27.10.02<br />
206100 HTO Buche 4599796 5430613 830 10 28.04.03<br />
215310 HTO Freiland 4601307 5430630 870 2 27.10.02<br />
Abb. 5-1: Depositions-Messstandorte im Einzugsgebiet des Kleinen Regen (TWT Frauenau)<br />
Der Messbeginn im Freiland und im Fichtenbestand erfolgte am 27.10.2002, so<br />
dass der Messzeitraum zwei hydrologische Jahre vollständig umfasst. Die Messungen<br />
im Buchenbestand decken dagegen zwei hydrologische Sommerhalbjahre
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 35<br />
ab (Messbeginn 28.4.2003), weil der Messplatz im Winterhalbjahr nicht zugänglich<br />
ist. Als Sammelgefäße wurden im Sommerhalbjahr LWF-Sammler (Eigenbau LWF)<br />
aus Polyethylen verwendet, die dem Typ LÖLF (Block, 1983) in der Auffangfläche<br />
(321 cm²) gleichen, jedoch konstruktive Verbesserungen aufweisen. Im Winterhalbjahr<br />
wurden sie gegen Sammler vom Typ LÖLF ausgetauscht, da der enge<br />
Trichterablauf im LWF-Sammler, der im Sommerhalbjahr Verdunstungsverluste<br />
minimiert, zufriert. Die Höhe der Auffangfläche ist bei allen Sammlern 1,25 m über<br />
Grund.<br />
Die Sammler in den Baumbeständen sind im Rechtecksverbund (Fichtenbestand 3<br />
x 3, Buchenbestand 5 x 2) aufgestellt; der Abstand zwischen und in den Sammlerreihen<br />
beträgt jeweils fünf Meter. Die Probenahme erfolgte an alle Messstandorten<br />
in 14-tägigen Intervallen, wobei die Einzelproben eines Standorts zu einer Sammelprobe<br />
vereinigt wurden. Nach der gravimetrischen Bestimmung der Niederschlagsmenge<br />
und vor der Aufbereitung für die Analyse wurden pH-Werte und<br />
elektrische Leitfähigkeiten mit Handgeräten bestimmt.<br />
Die Auswahl der Untersuchungsbestände orientierte sich an Alter und Höhenlage<br />
der Vergleichsbestände im Forellenbachgebiet, wobei aus Gründen der Erreichbarkeit<br />
Kompromisslösungen gefunden werden mussten. Die waldwachstumskundlichen<br />
Erhebungen erfolgten im Frühjahr 2003 vor dem Laubaustrieb: Position<br />
der Bäume mit Brusthöhendurchmesser > 7 cm tachymetrisch von den verpflockten<br />
Flächeneckpunkten aus, Brusthöhendurchmesser mit Umfangmessband und<br />
Baumhöhe sowie Kronenansatzhöhe mit dem VERTEX III. Die ertragskundlichen<br />
Bestandeskennwerte wurden mit SILVA 2.2 (Biber et al., 2000) des Lehrstuhls für<br />
<strong>Wald</strong>wachstumskunde der TU München berechnet.<br />
Aufgrund der Zugehörigkeit zu verschiedenen forstlichen Organisationseinheiten<br />
(Forstämter) und dem Nutzungsverzicht im <strong>Nationalpark</strong> seit mindestens 25 Jahren<br />
unterscheiden sich die Bestände im EZG der TWT Frauenau insbesondere durch<br />
ihre deutlich geringeren Stammzahlen von den Beständen im Forellenbachgebiet<br />
(Tab. 5-2), die größere mittlere Stammdimensionen (dg, hg) ermöglichten. Die<br />
Wuchsleistung des HTO Buchenbestands ist bei niedrigerem Durchschnittsalter<br />
deutlich größer als im Bestand B1; dies deutet bei gleicher Höhenlage auf Unterschiede<br />
im Standortspotential, insbesondere im Nährstoffangebot des Bodens hin.<br />
Die Fichtenbestände hingegen weisen gleiche Bonitäten (41) nach Assmann und<br />
Franz (1972) auf. Die unterschiedlichen Derbholzvorräte resultieren überwiegend<br />
aus den voneinander abweichenden Bestockungsgraden.<br />
Tab. 5-2: Charakteristika der Baumbestände auf den neu eingerichteten Depositionsmessflächen<br />
(2003) und den ECE-IM Untersuchungsflächen (2001), berechnet<br />
mit SILVA 2.2.<br />
Bestand<br />
Fläche<br />
[ha]<br />
Alter N/ha hg [m] dg [cm]<br />
G<br />
[m 2 /ha]<br />
V<br />
[VfmD/ha]<br />
HTO Buche 0,16 70 - 90 381 28,4 29,9 26,8 391<br />
ECE-IM Buche B1<br />
(820 m ü. NN)<br />
0,15 90 - 100 507 24,2 26,5 28,0 344<br />
HTO Fichte 0,10 60 - 80 380 31,5 43,0 58,2 793<br />
ECE-IM Fichte F4<br />
(800 m ü. NN)<br />
0,04 60 - 80 675 29,5 35,5 66,7 919
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
36 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />
Als Vergleichsstandorte für die Niederschlagsdeposition auf der Freifläche an der<br />
Schachtendiensthütte (HTO Schachtenhaus) wurden die in Tab. 5-3 aufgeführten<br />
Messstationen im Gebiet der Großen Ohe verwendet. Während die Messstationen<br />
im Gebiet der Großen Ohe nur auf überwiegend kleinen Lichtungen errichtet werden<br />
konnten, bietet die große Freifläche an der Schachtendiensthütte (Wiese, ehemaliger<br />
Holzlagerplatz) günstige Messbedingungen zur Erfassung der Niederschlagsdeposition;<br />
sie entspricht den Kriterien von WMO (1981) und DVWK<br />
(1984) bezüglich der Horizontalabstände zwischen Sammlern und Hindernissen<br />
(<strong>Wald</strong>rand) weitgehend.<br />
Tab. 5-3: Messstationen für die Deposition auf Freiflächen im EZG TWT Frauenau und im<br />
EZG Große Ohe<br />
Messstelle Bezeichnung Rechtswert Hochwert Höhe [m ü. NN]<br />
215310 HTO Schachtenhaus 4601307 5430630 870<br />
DC3 ECE-IM Taferlruck 4603625 5423130 770<br />
DC1 ECE-IM Weitau 4604591 5424185 810<br />
212310 MSGW Forellenbuchet 4604933 5425606 980<br />
5.2 Ergebnisse und Diskussion<br />
Für die Ermittlung der Stofffrachten wurden die Stoffkonzentrationen in den Wässern<br />
der 14-tägigen Sammelperioden mit den Niederschlagssummen dieser Zeiträume<br />
multipliziert und zu Jahreswerten aggregiert. Die Ergebnisse der Einzeljahre<br />
sind in Klöcking et al. (2005), Datei „Depositionsvergleich.xls" im Datenanhang,<br />
dargestellt. Für die folgende Darstellung der Stofffrachten im EZG TWT Frauenau<br />
und ihren Vergleich mit der Situation im EZG Große Ohe wurden die Ergebnisse<br />
der hydrologischen (Halb-)Jahre 2003 und 2004 gemittelt.<br />
Die jährliche Niederschlagssumme an der Station Schachtendiensthütte lag mit<br />
1137 mm/a auf dem Niveau der 60 Höhenmeter tiefer gelegenen Station Weitau im<br />
Forellenbachgebiet (Abb. 5-2). Aus dem Vergleich mit der identisch verlaufenden<br />
Kurve der Cl-Frachten lässt sich schließen, dass die Mengenunterschiede real sind<br />
und nicht auf höhere Verdunstungsverluste während der doppelt so langen Sammelperiode<br />
zurückzuführen sind. Das wird auch durch die Niederschlagsmessungen<br />
an den Totalisatoren T56 (Schachtendiensthütte) und T42 (Racheldiensthütte)<br />
bestätigt. Zusammen mit den in gleicher Weise mit der Niederschlagsmenge ansteigenden<br />
Frachten von SO4-S und NO3-N lässt sich daher feststellen, dass in der<br />
chemischen Beschaffenheit des Niederschlags keine Unterschiede zwischen den<br />
beiden EZG vorliegen und die Höhe der Stoffdeposition von der Niederschlagsmenge<br />
abhängig ist. Dies bedeutet auch, dass Emissionen im Nahbereich der<br />
beiden Einzugsgebiete nicht differenzierend wirken bzw. von untergeordneter Bedeutung<br />
sind.<br />
Die auffällig hohen Einträge an NH4-N an der Schachtendiensthütte (Abb. 5-2), die<br />
sich, anders als die NO3-N-Einträge, nicht in den Gradienten im EZG Große Ohe<br />
einfügen und auch keine Entsprechung in den Untersuchungsbeständen finden (s.<br />
u.), resultierten aus Verschmutzungen der Niederschlagssammler mit Vogelkot in<br />
den Monaten Mai und Juni. Die tatsächlichen Einträge dürften, wie die NO3-N-<br />
Einträge im Bereich der interpolierten Werte liegen.
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 37<br />
Analog zum Befund an der Freilandstation, sind auch die Bestandesniederschläge<br />
unter Buche und Fichte im EZG TWT Frauenau um etwa 50 – 70 mm/a niedriger<br />
als auf vergleichbarer Höhe im EZG Große Ohe, wobei die Interzeptionsverluste<br />
der Fichtenbestände im Mittel bei etwa 300 mm/a lagen. Insofern bestätigt dies, da<br />
Verdunstungsverluste unter dem Kronenschirm kleiner sein müssten als im Freiland,<br />
die o.a. Befunde.<br />
(kg ha -1 a -1 )<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
SO4-S<br />
CL<br />
Niederschlag<br />
700 750 800 850 900 950 1000<br />
1400<br />
1200<br />
1000<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
0<br />
(mm)<br />
(kg ha -1 a -1 )<br />
16<br />
14<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
NH4-N<br />
NO3-N<br />
Ntot<br />
700 750 800 850 900 950 1000<br />
Abb. 5-2: Mittlere Niederschlagssummen und Depositionsraten (hydrologische Jahre<br />
2003 und 2004) im EZG TWT Frauenau (HTO Schachtenhaus) und im EZG<br />
Große Ohe; NH4-N, Ntot: Ausgefüllte Datenpunkte kennzeichnen durch Vogelkot<br />
beeinflusste Ergebnisse<br />
Die Anreicherung von SO4-S in der Kronentraufe (Abb. 5-3) gegenüber der nassen<br />
Deposition ist nur noch gering. Die Interzeption von SO2, die noch in der ersten<br />
Hälfte der 1990er Jahre erhebliche und mit der Höhenlage ansteigende Anteile an<br />
der Gesamtbelastung einnahm (Beudert & Breit 2004), hat aufgrund der effektiven<br />
Luftreinhaltemaßnahmen weitgehend an Bedeutung verloren. Der Eintrag im EZG<br />
TWT Frauenau ist sowohl unter Fichte als auch unter Buche etwa 40% höher als<br />
im EZG Große Ohe (Abb. 5-2). Daher sind auch die Frachten an Kationen höher,<br />
die bei der Säurepufferung im Kronenraum aus den Assimilationsorganen freigesetzt<br />
werden. Kalium ist bei diesem Prozess das quantitativ bedeutsamste Kation:<br />
die Frachten im Bestand sind im EZG TWT Frauenau achtmal und im EZG Große<br />
Ohe sechsmal gegenüber dem Eintrag im Freiland erhöht.<br />
Auffällig sind die in beiden Fichtenbeständen identischen Cl-Einträge, die im Mittel<br />
und in beiden Jahren etwa doppelt so hoch wie im Freiland (und in den Buchenbeständen)<br />
waren. Die Quellen hierfür sind nicht zweifelsfrei identifizierbar, jedoch<br />
dürften Leachingverluste aus den Assimilationsorganen die größte Rolle spielen.<br />
Auch der Eintrag von Stickstoffverbindungen ist in den Untersuchungsbeständen<br />
der EZG TWT Frauenau gegenüber den Vergleichsbeständen erhöht (Abb. 5-4),<br />
wenn auch weniger stark als der Eintrag von SO4-S.
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
38 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />
(kg ha -1 a -1 )<br />
20<br />
16<br />
12<br />
8<br />
4<br />
0<br />
HTO Fichte<br />
ECE-IM F4<br />
CL SO4-S CA K MG<br />
(kg ha -1 a -1 )<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
HTO Buche<br />
ECE-IM B1<br />
CL SO4-S CA K MG<br />
Abb. 5-3: Mittlere Depositionsraten mit der Kronentraufe (hydrologische (Halb-)Jahre<br />
2003 und 2004) unter Fichte und Buche in den EZG TWT Frauenau und Große<br />
Ohe<br />
(kg ha -1 a -1 )<br />
16<br />
12<br />
8<br />
4<br />
0<br />
NORG<br />
NH4-N<br />
NO3-N<br />
HTO Fichte ECE-IM F4<br />
(kg ha -1 a -1 )<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
NORG<br />
NH4-N<br />
NO3-N<br />
HTO Buche ECE-IM B1<br />
Abb. 5-4: Mittlere N-Einträge mit der Kronentraufe (hydrologische (Halb-)Jahre 2003 und<br />
2004) unter Fichte und Buche in den EZG TWT Frauenau und Große Ohe (s.<br />
Tab. 5-2).<br />
Daneben weichen in den Einzugsgebieten die Anteile der einzelnen Komponenten<br />
voneinander ab; insbesondere der Beitrag des NH4-N am Gesamtstickstoffeintrag<br />
ist im EZG TWT Frauenau zu Lasten der organischen Komponente (Norg) unter<br />
beiden Baumarten deutlich höher als im EZG Große Ohe. Offenbar findet hier während<br />
der doppelt so langen Exposition des Niederschlagswassers in den Sammelbehältern<br />
eine stärkere Ammonifizierung statt.<br />
Abweichend vom Befund gleicher Niederschlagsdepositionen im Freiland, sind die<br />
Einträge von versauernden und eutrophierenden Stoffen in die Baumbestände des<br />
EZG TWT Frauenau etwas höher als im EZG Große Ohe in vergleichbarer Höhenlage.<br />
Demnach müssen größere Beiträge über die Interzeptionsdeposition in diese<br />
Bestände gelangen. Dies kann auf die Rezeptoreigenschaften der Bestände selbst<br />
und/oder auf die Exposition der Einzugsgebiete bzw. ihrer Bestände gegenüber<br />
anströmenden Luftmassen zurückgeführt werden.<br />
Folgt man dem von Hammel und Kennel (2001) vorgestellten Schätzverfahren für<br />
den Blattflächenindex, der die Rezeptoreigenschaften von Baumbeständen für<br />
Aerosole und damit die Stoffdeposition maßgeblich bestimmt, dürften die Blattflä-
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 39<br />
chenindizes der Bestände beider Einzugsgebiete gleich sein: in den Buchenbeständen,<br />
weil sie im Alter zwischen 60 und 100 Jahren weitgehend unabhängig<br />
von der Bonität sind und in den Fichtenbeständen, weil sie im Alter zwischen 60<br />
und 100 Jahren eine Funktion der Bonität sind, die in beiden Beständen gleich ist<br />
(41 nach Assmann und Franz, 1972, vgl. Tab. 5-2).<br />
Die Messstationen im EZG Große Ohe sind durchwegs nach Süden und Südwesten<br />
exponiert und liegen wegen ihrer vergleichsweise geringen Höhenlage im Lee<br />
des Rachelmassivs bei Luftströmungen aus Nordwest bis Nordost, welche die<br />
höchsten Konzentrationen säurebildender Gase mit sich tragen (Beudert et al.,<br />
1994). Die Messstationen im EZG TWT Frauenau dagegen liegen im und am Ost-<br />
West verlaufenden Talgrund auf der Nordseite des Rachelmassivs und sind Luftmassen<br />
mit höheren Schadgaskonzentrationen stärker ausgesetzt.<br />
Ungeachtet der Gleichheit der Stoffdeposition im Freiland und der relativ kleinen<br />
Unterschiede in den bearbeiteten Beständen, ist auch weiterhin mit steigenden<br />
Stofffrachten bei zunehmender Höhenlage in beiden EZG zu rechnen. Da dies<br />
insbesondere Fichtenbestände betrifft (Beudert & Breit, 2004), dürfte der flächenbezogene<br />
Eintrag an versauernden und eutrophierenden Stoffen im EZG TWT<br />
Frauenau so lange deutlich größer sein als im EZG Große Ohe, bis sich auf den<br />
großflächigen Totholzflächen der Hochlagen neue Bestände etabliert haben.<br />
Mit den Ergebnissen der bislang zweijährigen Messungen im EZG TWT Frauenau<br />
konnte gezeigt werden, dass sich die derzeitige Stoffdeposition in die dortigen<br />
<strong>Wald</strong>ökosysteme durch die Ergebnisse der Monitoringprogramme im EZG Große<br />
Ohe beschreiben lässt. Dies dürfte um so mehr für die Stoffdeposition der vergangenen<br />
Jahrzehnte gelten, weil bis Mitte der 1990er Jahre nur geringe Unterschiede<br />
in der Bestockung vorgelegen haben.<br />
Insofern konnte dieses Messprogramm im EZG TWT Frauenau mit Ablauf des<br />
hydrologischen Jahres 2005 beendet werden, ohne die Möglichkeiten zur Anwendung<br />
GIS-basierter Simulationsmodelle zu beschneiden.
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
40 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />
6 Ganglinienanalyse zur Quantifizierung des Einflusses<br />
der <strong>Wald</strong>schäden auf den Gebietswasserhaushalt<br />
6.1 Methodische Grundlagen<br />
Verwendet wurde das im Institut für Hydrologie und Meteorologie der Technischen<br />
Universität Dresden entwickelte Differenzganglinienanalyseverfahren DIFGA<br />
(SCHWARZE 1985, 1991, 1999). Nachfolgend sollen zunächst die Grundgedanken<br />
von DIFGA dargestellt werden.<br />
Mit Hilfe von DIFGA kann der Gebietsabfluss eines Einzugsgebietes in mehrere<br />
Komponenten aufgeteilt werden. Außerdem erfolgt eine Zuordnung der einzelnen<br />
Komponenten zu unterschiedlichen Herkunftsräumen. Abb. 6-1 veranschaulicht<br />
das Prinzip von DIFGA.<br />
Abb. 6-1: Schema des Differenzganglinienanalyseverfahrens DIFGA<br />
Vier Abflusskomponenten werden unterschieden:<br />
schneller Direktabfluss RD1, QD1<br />
verzögerter Direktabfluss RD2, QD2<br />
kurzfristiger Grundwasserabfluss RG1, QG1<br />
langfristiger Grundwasserabfluss RG2, QG2.<br />
Mit R werden dabei die Zuflüsse zum Gebietsspeicher (Abflussbildung) und mit Q<br />
die Abgaben aus dem Speicher in das Gewässernetz (Abflusskonzentration) bezeichnet.<br />
Die beiden ersten Komponenten sind schnelle Abflusskomponenten und<br />
die beiden letzten Abflüsse sind langsame Abflusskomponenten.
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 41<br />
Als Grundlage zur Beschreibung des Prozesses dient die Modellvorstellung des<br />
Einzellinearspeichers ELS. Demnach lässt sich der Abfluss in einem Einzugsgebiet<br />
als Summe des Auslaufes von n parallel geschalteten ELS beschreiben.<br />
Der Auslauf eines ELS lässt sich nach Gleichung (6-1) ermitteln:<br />
(6-1) Q(t) = Q(t0) •<br />
−<br />
−<br />
Wird (6-1) logarithmiert, so ergibt sich bei der Darstellung des Rückganges in<br />
semilogarithmischer Darstellung eine Gerade mit dem Anstieg (–1/K) (Gleichung<br />
(6-2)).<br />
(6-2) ln Q(t) = ln Q(t0) – −<br />
Für jede Abflusskomponente wird eine Speicherkonstante (Rückgangskonstante)<br />
K i angenommen. Demnach setzt sich der Rückgang des Gesamtabflusses aus<br />
mehreren parallel geschalteten ELS nach Gleichung (6-3) bzw. (6-4) zusammen:<br />
(6-3) Q(t) = ∑ =<br />
(6-4) ln Q(t) = ln ∑ =<br />
= ∑ =<br />
= ln ∑ =<br />
−<br />
Aus langjährigen Beobachtungsreihen des Durchflusses ( t = 1d) werden mit einer<br />
Separationsvorschrift die Abflusskomponenten kontinuierlich abgetrennt. Dazu<br />
werden die Ganglinien speziellen Glättungsroutinen unterworfen, um die periodischen<br />
jahreszeitlichen Schwingungen und die lokalen Minima und Maxima der<br />
Durchflussganglinie zu bestimmen. Über Trendanalysen unter Nutzung der Gleichung<br />
(6-2) werden die Rückgangskonstanten bestimmt, welche in DIFGA mit CG2<br />
bzw. CG1 bezeichnet werden. Für die Bestimmung der Rückgangskonstanten<br />
erfolgt die Berücksichtigung der hydrogeologischen Eigenschaften des Gebietes<br />
über das Lithofazieskonzept. Anschließend passt DIFGA an alle lokalen Rückgänge<br />
der Ganglinie, welche im Rahmen der Trend- und Schwingungsanalyse ermittelt<br />
wurden, Rückgangslinien in Form unterer Umhüllender an. Durch eine Verbindung<br />
dieser Rückgänge miteinander in Phasen generellen Anstiegs der Ganglinie wird<br />
letztlich eine kontinuierliche Ganglinie für eine Abflusskomponente erhalten. Dieses<br />
Verfahren benötigt lange Datenreihen von mindestens 10 - jähriger Dauer, da<br />
die Rezessionskonstanten der langsamsten Komponente im Bereich zwischen 150<br />
und 1000 Tagen liegt und nur an anhaltenden Niedrigwasserperioden extremer<br />
Trockenjahre bestimmt werden kann.<br />
Bei der Separation des Durchflusses wird mit der stabilsten, am wenigsten<br />
schwankenden Abflusskomponente QG2, begonnen. Anschließend wird eine Differenzganglinie<br />
DGL1 (ln Q – ln QG2) ermittelt und die Komponente QG1 von der<br />
DGL1 abgetrennt. Demnach setzt sich der Gesamtabfluss Q zum Zeitpunkt t aus<br />
den drei Komponenten QD, QG1 und QG2 wie folgt zusammen:<br />
(6-5) Q(t) = QD(t) + QG1(t) + QG2(t)<br />
−
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
42 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />
QD(t) ist dabei eine Mischkomponente, welche als Rest nach der Abtrennung von<br />
QG2 und QG1 noch verbleibt. QD umfasst den Oberflächenabfluss sowie schnelle<br />
bodeninnere Abflüsse (Interflow, Makroporenabfluss). QG1 lässt sich in Festgesteinseinzugsgebieten<br />
relativ schnell entwässerbaren Teilsystemen (Zersatz am<br />
Übergang Boden zu Anstehendem, Zerrüttungszonen, Karst etc.) zuordnen. QG2<br />
ist in Trockenperioden die einzige noch vorhandene Komponente und entstammt<br />
dem Kluft- und / oder Porengrundwasserleiter des Einzugsgebietes.<br />
Das der ELS als Modell zur Beschreibung des Grundwasserabflusses aus einem<br />
Gebiet geeignet ist, lässt sich an Durchflussganglinien aus Einzugsgebieten in<br />
Klimaregionen mit mehrmonatigen niederschlagsfreien Perioden besonders gut<br />
demonstrieren. Der Pegel Keang Kut am Mae Taeng River in Thailand ist ein solches<br />
Beispiel. Dieses Gebiet liegt im Bereich des Südwestmonsuns mit einer Regenzeit<br />
von Mai bis Oktober. Der Gebietsuntergrund ist Kalkstein. Abb. 6-2 zeigt<br />
einen Ausschnitt aus der Ganglinie für den Zeitraum 1977 bis 1980 mit der separierten<br />
Ganglinie von QG2. Es ist zu erkennen, dass bereits 14 Tage nach dem<br />
Ende der Regenzeit die schnelleren Abflussanteile versiegen und nur noch der<br />
langsame Grundwasserabfluss QG2 den Pegeldurchfluss speist. In der semilogarithmischen<br />
Darstellung geht der Durchfluss linear zurück, was für die Anwendbarkeit<br />
von Gleichung (6-2) spricht. Die Speicherkonstante CG2 des langsamen<br />
Grundwasserabflusses beträgt in diesem Fall 170 Tage, was auch unter mitteleuropäischen<br />
Verhältnissen ein für Kalkstein typischer Wert ist.<br />
Abb. 6-2: Trockenwetterrückgang für den Mae Taeng River am Pegel Keang Kut mit<br />
Separation der Abflusskomponente QG2 (siehe auch SCHWARZE et al. 1999)<br />
Die Separationsroutine von DIFGA benötigt nur den Durchfluss und den Nieder-<br />
schlag als Eingangsdaten (∆t = 1d). Neben der Komponentenseparation kann mit<br />
DIFGA eine komplette Wasserhaushaltsbilanz im Monatszeitschritt berechnet werden.<br />
Gleichzeitig wird damit die automatisch erfolgte Separation in jedem Monat<br />
auf Bilanzreinheit geprüft.
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 43<br />
Folgende Größen in mm/Monat gehen in die Bilanz ein (vgl. Abb. 6-1):<br />
• Niederschlagssumme Pi (korrigierter flüssiger Niederschlag bzw. Wasserabgabe<br />
aus der Schneedecke, Gebietsmittel), Beobachtungswerte korrigiert nach<br />
Richter (1995)<br />
• Abflussbildung des langfristigen Grundwasserabflusses RG2i<br />
• Abflussbildung des kurzfristigen Grundwasserabflusses RG1i<br />
• Durchflusssumme Qi Beobachtungswerte<br />
• Summe des langfristigen Grundwasserabflusses QG2i<br />
• Summe des kurzfristigen Grundwasserabflusses QG1i<br />
• Direktabflusssumme QDi bzw. RDi<br />
• Restglied, bestehend aus realer Verdunstung und Füllung eines nur durch<br />
Verdunstung ausschöpfbaren Speichers (REST = ETRi + Wi).<br />
Für einen Zeitschritt i von einem Monat sieht die Bilanzgleichung in allgemeiner<br />
Form folgendermaßen aus:<br />
(6-6) Pi – RG2i – RG1i – RDi – RESTi ≥ 0<br />
Die Bilanz wird nach jeder vorgenommenen Separation neu gerechnet. Zunächst<br />
werden nur Kontrollbilanzen gerechnet, da erst nach vollständiger Separation die<br />
komplette Wasserhaushaltsbilanz möglich ist. Nach erfolgter erster Separation hat<br />
die Gleichung (6-6) folgendes Aussehen:<br />
(6-7) P i – RG2i ≥ 0<br />
Erst nach der Abtrennung des QG1 kann auch RG1i und RDi ermittelt werden und<br />
die Bilanz nach Gleichung (6-7) berechnet werden:<br />
(6-8) Pi – RG2i – RG1i – RDi ≥ 0<br />
Die Abflussbildung des langfristigen Grundwasserabflusses RG2 für einen Monat i<br />
wird nach Gleichung (6-9) ermittelt:<br />
(6-9) RG2i = CG2 • ∆QG2i •<br />
86,<br />
4<br />
Die Größen haben folgende Einheiten bzw. Bedeutungen: RG2 in mm, CG2 in d,<br />
∆QG2 Anstieg von QG2 in m³/s bzw. l/s und AE Einzugsgebietsfläche in km². Analog<br />
lässt sich auch die Abflussbildung des kurzfristigen Grundwasserabflusses<br />
RG1 pro Monat i berechnen:<br />
(6-10) RG1i = CG1 • QG1i •<br />
AE<br />
86,<br />
4<br />
Die Summe des Direktabflusses RD im Monat wird nach Gleichung (6-11) bestimmt.<br />
AE
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
44 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />
(6-11) RD(t) = QD(t) = Q(t) – QG2(t) – QG1(t)<br />
Die Summe der lang- und kurzfristigen Grundwasserabflüsse QG2 und QG1 ergibt<br />
sich als Fläche unter den jeweiligen Ganglinien durch Integration über die Monatsdauer.<br />
Abschließend werden für jeden Monat aktuelle Bilanzen bzw. für Monate, Halbjahre<br />
und Jahre mittlere Bilanzen berechnet. Folgende Bilanzgleichungen werden<br />
bestimmt:<br />
(6-12) P - RG2 – RG1 – RD = (W + ETR)<br />
(6-13) Q b e o b = QG2 + QG1 + QD<br />
Aktuelle Wasserhaushaltsbilanzen für Jahre sowie die langjährigen Mittelwerte der<br />
Abflusskomponenten und ihre prozentualen Anteile am Niederschlag P bzw. am<br />
Gesamtabfluss Qbeob können mit DIFGA bestimmt werden.<br />
6.2 Abflusskomponentenanalyse<br />
Mit DIFGA wurden von den in der Tab. 3-1 genannten nur die in Tab. 6-1 enthaltenen<br />
Gebiete im <strong>Nationalpark</strong> <strong>Bayerischer</strong> <strong>Wald</strong> untersucht. Zur Lage der Gebiete<br />
siehe Abb. 3-2 und Abb. 3-4.<br />
Tab. 6-1: Untersuchte Einzugsgebiete<br />
Bereich Große Ohe<br />
Pegel 1741800 Markungsgraben<br />
Pegel 1741900 Forellenbach<br />
Hauptpegel Taferlruck 1741300 Große Ohe<br />
Bereich der TS Frauenau<br />
Pegel 152162002 Verlorener Schachten Verlorener Schachtenbach<br />
Pegel 15214604 Herbstriegel Kleiner Regen<br />
Pegel 15214400 Rachelhütte Kleiner Regen<br />
Das Einzugsgebiet des Verlorenen Schachtenbaches musste nach einer Primärprüfung<br />
der zur Verfügung stehenden Daten von der weiteren Bearbeitung ausgeschlossen<br />
werden. Die Abflussspende des Schachtenbaches beträgt im Durchschnitt<br />
1.51 bis 2.83 mal mehr als die der restlichen Gebiete, und der Gebietsabfluss<br />
übersteigt im Mittel den Gebietsniederschlag. Die Ursachenforschung bleibt<br />
weiteren Arbeiten vorbehalten.<br />
Mit den Ergebnissen der mit DIFGA durchgeführten Abflusskomponentenanalyse<br />
und Wasserhaushaltsbilanz erfolgt eine Bewertung des Einflusses der borkenkäferinduzierten<br />
<strong>Wald</strong>schäden auf den Gebietswasserhaushalt. Exemplarisch werden<br />
nachfolgend zunächst die Ergebnisse für die Gebiete Markungsgraben und<br />
Forellenbach dargestellt. Beide Bäche sind unmittelbar benachbart, weisen aber<br />
trotzdem einen unterschiedlichen Grad im Befall mit dem Borkenkäfer auf. In Abb.<br />
3-2 ist das Ausmaß der Schäden mit Stand 2002 zu sehen. In der Tab. 3-7 ist die<br />
Entwicklung des Anteils der Totholzflächen zusammengefasst.
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 45<br />
Untersucht wurden die folgenden Zeiträume:<br />
Forellenbach 1.11.1990 bis 31.10.2003<br />
Markungsgraben 1.11.1988 bis 31.10.2003<br />
Für den Niederschlag lagen Gebietsmittel für beide Gebiete vor, welche auf der<br />
Basis der Stationen Taferlruck, Racheldiensthütte, und <strong>Wald</strong>häuser berechnet<br />
wurden. Für feste Niederschläge wurde mit einer Messfehlerkorrektur von +20%<br />
gearbeitet. Flüssige Niederschläge wurden nicht korrigiert. Aus festen Niederschlägen<br />
wurde mit dem Programm SSNOW (TU Dresden IHM, Tagesgradverfahren)<br />
der Aufbau einer Schneedecke und die Wasserabgaben aus der Schneedecke<br />
berechnet. Zur Überprüfung dieser Werte konnte für einige Jahre auf Messungen<br />
der Schneehöhe an der Station <strong>Wald</strong>häuser zugegriffen werden.<br />
Mit dem Programm DIFGA wurde der Wasserhaushalt und das Abflusskomponentenregime<br />
untersucht. Das Programm arbeitet im Tagesschritt. Ergebnisse liegen<br />
für aktuelle Tage, aktuelle Monate, aktuelle Jahre sowie als Monat-, Halbjahres-<br />
und Jahresmittelwerte vor. Tab. 6-2 und Tab. 6-3 zeigen die Ergebnisse für den<br />
mittleren Wasserhaushalt. Die Abb. 6-3 und Abb. 6-4 zeigen Ausschnitte aus den<br />
separierten Ganglinien.<br />
Um einen einfachen Überblick zu den Auswirkungen des Borkenkäferbefalls auf<br />
den Wasserhaushalt zu erlangen, wurden die Bilanzen einzelner Jahre für die Gebiete<br />
Markungsgraben, Forellenbach und Große Ohe miteinander verglichen. Als<br />
weitgehend schadfreies Referenzjahr wurde das hydrologische Jahr 1992 herangezogen.<br />
Als Jahr mit dem Schadenshöhepunkt wurde 1998 ausgewählt. Danach<br />
nahmen die Schäden nur noch sehr langsam weiter zu. 1998 wurde auch deshalb<br />
verwendet, da die Herausbildung einer Alternativvegetation zum abgestorbenen<br />
Fichtenbestand noch in den Anfängen stand. Die Abb. 6-5 und Abb. 6-6 zeigen die<br />
Berechnungsergebnisse im Vergleich.<br />
Abb. 6-3: Ganglinie für das Gebiet Forellenbach Schwarz: Grundwasserabfluss QG2,<br />
dunkelgrau: Schneller Grundwasserabfluss QG1, hell: Direktabfluss QD
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
46 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />
Abb. 6-4: Ganglinie für das Gebiet Markungsgraben schwarz: Grundwasserabfluss QG2,<br />
dunkelgrau: Schneller Grundwasserabfluss QG1, hell: Direktabfluss QD
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 47<br />
Tab. 6-2: Wasserhaushaltsbilanz des Forellenbaches
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
48 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />
Tab. 6-3: Wasserhaushaltsbilanz des Markungsgrabens<br />
Die DIFGA - Ergebnisse für die weiteren Gebiete sind im Anhang A-3<br />
zusammengestellt.
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 49<br />
1000<br />
q in l/(s·km²)<br />
1<br />
1000<br />
q in l/(s·km²)<br />
100<br />
10<br />
1<br />
1000<br />
q in l/(s·km²)<br />
100<br />
10<br />
100<br />
10<br />
Forellenbach<br />
Dez. 91 Jan. 92 Feb. 92 Mrz. 92 Apr. 92 Mai. 92 Jun. 92 Jul. 92 Aug. 92 Sep. 92 Okt. 92<br />
Markungsgraben<br />
Forellenbach<br />
P = RG2 + RG1 + RD + ETR<br />
1526 = 290 + 335 + 143 + 758 mm/a<br />
100 = 19 + 22 + 9,4 + 50 % von P<br />
Min = 8,5 Max = 144 l/(s . km²)<br />
Markungsgraben<br />
P = RG2 + RG1 + RD + ETR<br />
1675 = 292 + 504 + 207 + 672 mm/a<br />
100 = 17 + 30 + 12 + 40 % von P<br />
Min = 8,3 Max = 308 l/(s . km²)<br />
Große Ohe Tafelruck<br />
P = RG2 + RG1 + RD + ETR<br />
1550 = 198 + 440 + 157 + 755 mm/a<br />
100 = 13 + 28 + 10 + 49 % von P<br />
Min = 6 Max = 209 l/(s . km²)<br />
Abb. 6-5: Ergebnisse der Abflusskomponentenanalyse für das hydrologische Jahr 1992<br />
QD<br />
QG1<br />
QG2<br />
P<br />
Dez. 91 Jan. 92 Feb. 92 Mrz. 92 Apr. 92 Mai. 92 Jun. 92 Jul. 92 Aug. 92 Sep. 92 Okt. 92<br />
Große Ohe Tafelruck<br />
1<br />
Nov. 91 Dez. 91 Jan. 92 Feb. 92 Mrz. 92 Apr. 92 Mai. 92 Jun. 92 Jul. 92 Aug. 92 Sep. 92 Okt. 92<br />
QD<br />
QG1<br />
QG2<br />
P<br />
QD<br />
QG1<br />
QG2<br />
P<br />
0<br />
25<br />
50<br />
75<br />
100<br />
125<br />
150<br />
175<br />
200<br />
0<br />
25<br />
50<br />
75<br />
100<br />
125<br />
150<br />
175<br />
200<br />
0<br />
25<br />
50<br />
75<br />
100<br />
125<br />
150<br />
175<br />
200<br />
Pin mm/d<br />
P in mm/d<br />
P in mm/d
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
50 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />
q in l/(s.km²)<br />
1<br />
1000<br />
q in l/(s.km²)<br />
1000<br />
100<br />
10<br />
1<br />
1000<br />
q in l/(s.km²)<br />
100<br />
10<br />
100<br />
10<br />
Forellenbach<br />
Dez. 97 Jan. 98 Feb. 98 Mrz. 98 Apr. 98 Mai. 98 Jun. 98 Jul. 98 Aug. 98 Sep. 98 Okt. 98<br />
Markungsgraben<br />
Forellenbach<br />
P = RG2 + RG1 + RD + ETR<br />
1646 = 413 + 313 + 199 + 721 mm/a<br />
100 = 25 + 19 + 12 + 44 % von P<br />
Min = 12 Max = 267 l/(s . km²)<br />
Markungsgraben<br />
P = RG2 + RG1 + RD + ETR<br />
1901 = 589 + 590 + 444 + 278 mm/a<br />
100 = 31 + 31 + 23 + 15 % von P<br />
Min = 13 Max = 638 l/(s . km²)<br />
Große Ohe Tafelruck<br />
P = RG2 + RG1 + RD + ETR<br />
1668 = 222 + 404 + 243 + 799 mm/a<br />
100 = 13 + 24 + 15 + 48 % von P<br />
Min = 8,7 Max = 390 l/(s . km²)<br />
Abb. 6-6: Ergebnisse der Abflusskomponentenanalyse für das hydrologische Jahr 1998<br />
QD<br />
QG1<br />
QG2<br />
P<br />
Dez. 97 Jan. 98 Feb. 98 Mrz. 98 Apr. 98 Mai. 98 Jun. 98 Jul. 98 Aug. 98 Sep. 98 Okt. 98<br />
Große Ohe Tafelruck<br />
1<br />
Nov. 97 Dez. 97 Jan. 98 Feb. 98 Mrz. 98 Apr. 98 Mai. 98 Jun. 98 Jul. 98 Aug. 98 Sep. 98 Okt. 98<br />
QD<br />
QG1<br />
QG2<br />
P<br />
QD<br />
QG1<br />
QG2<br />
P<br />
0<br />
25<br />
50<br />
75<br />
100<br />
125<br />
150<br />
175<br />
200<br />
0<br />
25<br />
50<br />
75<br />
100<br />
125<br />
150<br />
175<br />
200<br />
0<br />
25<br />
50<br />
75<br />
100<br />
125<br />
150<br />
175<br />
200<br />
P in mm/d<br />
P in mm/d<br />
P in mm/d
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 51<br />
Zur Interpretation der Bilanzen für 1992 bzw. 1998 sei zunächst nochmals auf Abb.<br />
6-1 verwiesen. Bei den Bilanzergebnissen in Abb. 6-5 bzw. Abb. 6-6 handelt es<br />
sich um die Aufteilung des Gebietsniederschlags auf die abflusswirksamen und die<br />
verdunstungswirksamen Gebietsspeicher (linke Seite in Abb. 6-1 bzw. Gleichung<br />
(6-12). Die Summe (RG2 + RG1 + RD) ist dabei für ein einzelnes Jahr i.d.R. nicht<br />
identisch mit dem beobachteten Durchfluss am Pegel d.h. mit der Summe<br />
(QG2 + QG1 + QD) (rechte Seite von Abb. 6-1 bzw. Gleichung (6-13)). Der Spei-<br />
cherzufluss ΣR kann nur mit der Summe aus Speicherausfluss ΣQ plus Speicher-<br />
inhaltsänderung Σ ∆S verglichen werden. Analog gilt für die Verdunstung, dass<br />
gemäß Gleichung (6-12) für ein aktuelles Jahr nicht die tatsächliche reale Verdunstung<br />
ETa, sondern die Summe aus realer Verdunstung ETR plus einer Änderung<br />
der verdunstungswirksamen Gebietsspeicherung ± W (z.B. Differenz in der Bodenfeuchte<br />
zu Bilanzanfang und –ende) erhalten wird.<br />
Für das Jahr 1992 sind aus den Bilanzen keine Besonderheiten ableitbar. Die geringere<br />
Verdunstung im Markungsgraben dürfte auf die deutlich höhere Lage des<br />
Gebietes im Kammbereich zurückzuführen sein.<br />
Im Jahr 1998 haben sich die Verhältnisse im Markungsgraben deutlich geändert.<br />
Während in den beiden anderen Gebieten der prozentuale Anteil der Verdunstung<br />
am Niederschlag gegenüber 1992 nur leicht gesunken ist, weist im Markungsgraben<br />
die Verdunstung 1998 nur noch 36% des Wertes von 1992 auf. Gleichzeitig<br />
hat sich der Anteil des Direktabflusses gegenüber 1992 fast verdoppelt und ist<br />
damit 2,23-mal so groß wie im Forellenbach bzw. 1,83-mal so groß wie im Gesamtgebiet<br />
der Großen Ohe. Diese Veränderungen deuten auf einen signifikanten<br />
Einfluss der <strong>Wald</strong>schäden auf den Gebietswasserhaushalt hin.<br />
Ausgehend von den Berechnungsergebnissen für aktuelle Monate erfolgte im<br />
nächsten Schritt eine Trendanalyse zur Abschätzung des Einflusses der <strong>Wald</strong>schäden<br />
auf den Wasserhaushalt.
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
52 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />
6.3 Trendanalyse<br />
In den Abb. 6-7 und Abb. 6-8 sind die Anteile der verschiedenen Wasserhaushaltskomponenten<br />
in Prozent vom Gebietsniederschlag dargestellt. Bei den Abflusskomponenten<br />
handelt es sich um die Abflussbildung im aktuellen Monat. Bei<br />
der Komponente ETR handelt es sich um den verdunstungswirksamen Niederschlagsanteil.<br />
Anteil 120in<br />
% von P<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
11/1988<br />
11/1989<br />
11/1990<br />
11/1991<br />
11/1992<br />
ETR<br />
RD<br />
RG1<br />
RG2<br />
P<br />
Abb. 6-7: Wasserhaushaltskomponenten im Markungsgraben<br />
120<br />
Anteil in<br />
% von P<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
11/1990<br />
11/1991<br />
11/1992<br />
11/1993<br />
11/1994<br />
11/1993<br />
11/1994<br />
11/1995<br />
11/1995<br />
ETR<br />
RD<br />
RG1<br />
RG2<br />
P<br />
Abb. 6-8: Wasserhaushaltskomponenten im Forellenbach<br />
11/1996<br />
11/1996<br />
11/1997<br />
11/1997<br />
11/1998<br />
11/1998<br />
11/1999<br />
11/1999<br />
11/2000<br />
11/2000<br />
11/2001<br />
11/2001<br />
11/2002<br />
11/2002<br />
0<br />
P in<br />
mm/mon<br />
500<br />
1000<br />
1500<br />
2000<br />
2500<br />
3000<br />
0<br />
P in<br />
mm/mon<br />
Aus der Visualisierung der Wasserhaushaltskomponenten ist zunächst nur zu entnehmen,<br />
dass im Markungsgraben seit 1994 der Anteil der Verdunstung deutlich<br />
abgenommen hat und viel geringer als im Forellenbach ist.<br />
500<br />
1000<br />
1500<br />
2000<br />
2500<br />
3000
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 53<br />
Deshalb wurde eine Trendanalyse unter Verwendung der DIFGA - Ergebnisse<br />
angeschlossen mit dem Ziel des Nachweises des Borkenkäfer-Einflusses.<br />
Methode: Doppelsummenanalysen zwischen Niederschlag und Wasserhaushaltskomponenten<br />
Es wird davon ausgegangen, dass der Niederschlag nicht vom Borkenkäfer beeinflusst<br />
ist. Für Zusammenhangsanalysen muss der Niederschlag selbst trendfrei<br />
sein<br />
Die zeitliche Entwicklung der Borkenkäferschäden in den Gebieten der Großen<br />
Ohe zeigt Abb. 3-3. Der enorme Zuwachs an borkenkäferinduzierten Totholzflächen<br />
insbesondere ab Mitte der 1990er Jahre lässt eine trendhafte Veränderung<br />
wesentlicher Wasserhaushaltskomponenten erwarten. Um den Einfluss des<br />
Borkenkäfers hierbei zu quantifizieren, muss sichergestellt sein, dass die<br />
Inputgröße Niederschlag selbst trendfrei ist. Da später mit der<br />
Doppelsummenanalyse gearbeitet werden soll, wurde zunächst für den<br />
Untersuchungszeitraum die fortlaufende Summe der Tagesniederschläge<br />
berechnet und auf Trendfreiheit getestet. Abb. 6-9 zeigt das Ergebnis für den<br />
Markungsgraben.<br />
Summe P in mm<br />
30000<br />
25000<br />
20000<br />
15000<br />
10000<br />
5000<br />
0<br />
Trendanalyse Niederschlag Markungsgraben<br />
1.11.1988 bis 31.10.2003<br />
Niederschlagszunahme um 0,83 mm/d ab 1994<br />
Klimaveränderung?<br />
P = 4,5191 . t<br />
R 2 = 0,9961<br />
P = 5,3479 . t<br />
R2 = 0,9961<br />
Daten in den Nullpunkt verschoben<br />
P = 5,3842 . t - 1384<br />
R 2 = 0,9962<br />
April 1994<br />
Summe P trendbeeinflusste Periode<br />
Summe P trendbereinigt mm<br />
Summe P Referenzperiode<br />
Totholzflächen durch Borkenkäfer<br />
P = 4,5191 . t<br />
R 2 = 0,9946<br />
Linear (Summe P trendbeeinflusste Periode)<br />
Linear (Summe P trendbereinigt mm)<br />
Linear (Summe P Referenzperiode)<br />
0 1000 2000 3000<br />
Zeit t in Tagen<br />
4000 5000<br />
0<br />
6000<br />
Abb. 6-9: Analyse des Niederschlagstrends im Einzugsgebiet des Markungsgrabens<br />
Der Niederschlag im Zeitraum 1988 bis 2003 ist nicht trendfrei. Er zeigt ab dem<br />
April 1994 einen signifikanten linearen Trend von + 0,83 mm/d gegenüber der Referenzperiode<br />
1988 bis 1993. Der Knickpunkt liegt im Zeitraum beginnender massiver<br />
Borkenkäferschäden. Der Schadensverlauf wird in Abb. 6-9 durch den zeitlichen<br />
Verlauf des Anteils der Totholzflächen repräsentiert. Diese Information liegt<br />
zunächst nur einmal jährlich (Befliegung) vor. Da die Doppelsummenanalyse im<br />
Tagesschritt arbeitet, wurde ein „synthetischer, taggenauer Gang“ für die Entwicklung<br />
der Totholzflächen berechnet. Dieser geht davon aus, dass die Borkenkäferaktivität<br />
primär im Zeitraum April/Mai (Erstbefall) bis September/Oktober (Ausflug<br />
letzte Generation) liegt. Die für einzelnen Jahre ausgewiesenen Zuwächse an<br />
Totholzflächen wurden deshalb gleichmäßig auf die Tage im Aktivitätszeitraum der<br />
Käfer aufgeteilt, während für Tage außerhalb dieses Zeitraumes von keiner Zunahme<br />
der Totholzflächen ausgegangen wurde. Es ist indes kaum davon auszu-<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
Anteil der Totholzflächen in %
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
54 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />
gehen, dass der Borkenkäferbefall eine regionale Erhöhung der Niederschläge zur<br />
Folge hat. Ob hier eine Auswirkung von Klimaveränderungen sichtbar wird, kann<br />
auf Grund der Kürze der verwendeten Zeitreihe gleichfalls nicht sicher geschlussfolgert<br />
werden. Es könnte sich auch um einen falschpositiven Trend handeln, hinter<br />
dem sich tatsächlich eine der typischen langfristigen Schwingungen im Niederschlag<br />
verbirgt.<br />
Da in der Untersuchung der Einfluss des Borkenkäfers eruiert werden soll, wurde<br />
zunächst die Summe P trendbereinigt. Dafür wurde für den Zeitraum ab April 1994<br />
eine Trendgerade bestimmt. Die Abweichungen der Summe P von dieser Trendlinie<br />
wurden für jeden Zeitschritt berechnet. Anschließend wurde die Trendgerade<br />
aus dem Zeitraum vor 1994 verlängert und die zuvor ermittelten Abweichungen<br />
aufaddiert, was eine trendfreie Niederschlagssummenlinie ergibt. Das Ergebnis<br />
zeigt gleichfalls die Abb. 6-9.<br />
Die Bereinigung des Niederschlagstrends musste auch in den weiteren Datenreihen<br />
(Abfluss, Verdunstung) des Markungsgrabens erfolgen. Die mittlere Aufteilung<br />
des Niederschlages im Zeitraum 1988 bis 1993 beträgt im Markungsgraben 35%<br />
ETR und 65% R. Unter dieser Annahme berechnet sich eine Trendbereinigung<br />
z.B. für den Abfluss für jeden Zeitschritt ab April 1994 wie folgt:<br />
(6-14) ΣRP − Tend bereinigt = ΣRbeob − 0, 65⋅<br />
( ΣPbeob − ΣPtrendfrei<br />
)<br />
Es wird also davon ausgegangen, dass die Abweichung zwischen dem beobachteten<br />
Niederschlag und dem trendfreien Niederschlag immer im Verhältnis von 0,35<br />
zu 0,65 auf Verdunstung und Abfluss durchschlägt. Die auf diese Weise um den P-<br />
Trend bereinigten Summenlinien von R und ETR zeigt die Ab. 6-10. Analog erfolgte<br />
auch für die mit DIFGA berechneten Abflusskomponenten eine Bereinigung des<br />
vom P-Trend ausgehenden Einflusses. Der Gewichtsfaktor 0,65 für den<br />
Gesamtabfluss R teilt sich dabei gemäß der DIFGA - Ergebnisse für die Jahre<br />
1988 bis 1993 in 0,13 für den Direktabfluss RD, 0,32 für den schnellen<br />
Grundwasserabfluss RG1 und 0,2 für den langsamen Grundwasserabfluss RG2<br />
auf (siehe Abb. 6-11).<br />
Summe in mm<br />
30000<br />
25000<br />
20000<br />
15000<br />
10000<br />
5000<br />
0<br />
Summe P beobachtet<br />
Summe P trendbereinigt<br />
Summe R beobachtet<br />
Summe R um P-Trend bereinigt<br />
Summe ETR beobachtet<br />
Summe ETR um P-Trend bereinigt<br />
R und ETR sind auch nach Bereinigung des<br />
P-Trendes noch trendbehaftet<br />
andere Ursachen z.B. Borkenkäfer<br />
∆P = ∆R + ∆ETR<br />
ΣP = 4,5191 . t<br />
trendfrei<br />
0 1000 2000 3000 4000 5000 Zeit in Tagen 6000<br />
Ab. 6-10: Bereinigung des Niederschlagstrends in den Datenreihen des Markungsgrabens<br />
– Niederschlag, Abfluss, Verdunstung<br />
∆P<br />
∆R<br />
∆ETR
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 55<br />
Summe in mm<br />
20000<br />
18000<br />
16000<br />
14000<br />
12000<br />
10000<br />
8000<br />
6000<br />
4000<br />
2000<br />
0<br />
Summe R beobachtet<br />
Summe R um P-Trend bereinigt<br />
Summe RG1 beobachtet<br />
Summe RG1 um P-Trend bereinigt<br />
Summe RG2 beobachtet<br />
Summe RG2 um P-Trend bereinigt<br />
Summe RD beobachtet<br />
Summe RD um P-Trend bereinigt<br />
a<br />
b<br />
c<br />
d<br />
a = b + c + d<br />
0 1000 2000 3000 4000 5000 Zeit in Tagen 6000<br />
Abb. 6-11: Bereinigung des Niederschlagstrends in den Datenreihen des Markungsgrabens<br />
– Abflusskomponenten<br />
Wie Ab. 6-10 und Abb. 6-11 zeigen, sind die Summenlinien von R, RD, RG1 und<br />
RG2 auch nach der Bereinigung des Niederschlagstrends aus allen Reihen nicht<br />
trendfrei. Da nunmehr aber eine trendfreie P-Reihe erzeugt wurde, konnten die<br />
weiteren Untersuchungen mit einer Doppelsummenanalyse (DSA) zwischen Niederschlag<br />
und den weiteren Wasserhaushaltskomponenten fortgesetzt werden.<br />
Das Ergebnis der DSA P φ R und P φ ETR zeigt die Abb. 6-12. In der Abb. 6-13<br />
sind die Ergebnisse der DSA für einzelne Abflusskomponenten dargestellt.<br />
Summe Q und ETR P-Trend bereinigt in mm<br />
18000<br />
15000<br />
12000<br />
9000<br />
6000<br />
3000<br />
0<br />
Summe Q um P-Trend bereinigt in mm<br />
Summe ETR um P-Trend bereinigt in mm<br />
Totholzflächen durch Borkenkäfer<br />
Phase 1 Fichtenphase<br />
hydrologisches Regime<br />
vor dem Borkenkäfer<br />
Übergang 1.11.1996<br />
ΣQ = 0,6385 . ΣP<br />
R 2 = 0,9987<br />
ΣETR = 0,3615 . ΣP<br />
R 2 = 0,9946<br />
ΣQ = 0,8546 . ΣP - 2987,5<br />
R 2 = 0,9981<br />
Phase 2 Schockphase<br />
Absterben der Fichten<br />
ΣETR = 0,1454 . ΣP + 2837,5<br />
R 2 = 0,9433<br />
ΣQ = 0,6901 . ΣP + 220,32<br />
R 2 = 0,9974<br />
Übergang 1.11.2000<br />
Phase 3<br />
Erholungsphase<br />
Alternativvegetation<br />
ΣETR = 0,3099 . ΣP - 246,95<br />
R 2 = 0,9765<br />
0 2500 5000 7500 10000 12500 15000 17500 20000 22500<br />
0<br />
25000<br />
Summe P trendbereinigt in mm<br />
Abb. 6-12: Doppelsummenkurven ΣP zu ΣQ und ΣP zu ΣETR für den Markungsgraben<br />
1.11.1988 bis 31.10.2003<br />
a<br />
b<br />
c<br />
d<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
Anteil Totholzflächen in %
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
56 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />
Summe in mm<br />
8000<br />
7000<br />
6000<br />
5000<br />
4000<br />
3000<br />
2000<br />
1000<br />
Summe ETR um P-Trend bereinigt<br />
Summe RD um P-Trend bereinigt<br />
Summe RG1 um P-Trend bereinigt<br />
Summe RG2 um P-Trend bereinigt<br />
Totholzflächen durch Borkenkäfer<br />
Phase 1<br />
ETR = 36 % von P<br />
RD = 13 % von P<br />
RG1 = 32 % von P<br />
RG2 = 19 % von P<br />
ETR<br />
RG1<br />
Todholzfläche<br />
n<br />
0<br />
0<br />
0 2500 5000 7500 10000 12500 15000 17500 20000 22500 25000<br />
Summe P trendbereinigt in mm<br />
Phase 2<br />
ETR = 14 % von P<br />
RD = 21 % von P<br />
RG1 = 40 % von P<br />
RG2 = 25 % von P<br />
Phase 3<br />
ETR = 28 % von P<br />
RD = 22 % von P<br />
RG1 = 24 % von P<br />
RG2 = 26 % von P<br />
Abb. 6-13: Doppelsummenkurven ΣP zu ΣRD, ΣP zu ΣRG1, ΣP zu ΣRG2 und ΣP zu ΣETR<br />
für den Markungsgraben 1.11.1988 bis 31.10.2003<br />
Aus den in Abb. 6-12 bzw. Abb. 6-13 dargestellten Ergebnissen lassen sich die<br />
nachfolgenden Thesen über die Auswirkungen des Borkenkäferbefalls auf den<br />
Wasserhaushalt im Markungsgraben formulieren:<br />
• Ein Einfluss ist erst ab 20% Anteil Schadflächen in zusammenhängenden Arealen<br />
signifikant nachweisbar!<br />
• Einfluss verläuft in drei Phasen:<br />
o Phase 1 unbeeinflusst (Referenzwerte) bis 1996<br />
o Phase 2 Schock schnelles Absterben großer Areale (wenige Jahre)<br />
o Phase 3 Alternativvegetation ab 2001<br />
• In Phase 2 (Anstieg Schadflächen von 20 auf 80%)<br />
o ETR verringert sich auf 39% des Referenzwertes<br />
o R steigt auf 135% des Referenzwertes an<br />
o Abfluss beschleunigt sich, da Anteil RD überproportional steigt<br />
o RD steigt auf 162% des Referenzwertes<br />
o RG1 steigt auf 125% des Referenzwertes<br />
o RG2 steigt auf 132% des Referenzwertes<br />
• In Phase 3 (Anstieg Schadflächen nur noch sehr langsam auf 85%)<br />
o ETR steigt wieder auf 78% des Referenzwertes an<br />
o R sinkt auf 112% des Referenzwertes ab<br />
o Aber: Abflussbeschleunigung bleibt!<br />
o RD steigt noch leicht weiter auf 170% des Referenzwertes<br />
o (RG1 + RG2) haben zusammen wieder Ausgangsniveau aber RG1 fällt auf<br />
74% zurück und RG2 steigt noch leicht weiter auf 136%<br />
Das Absterben des Fichtenbestandes erzeugt offensichtlich eine nicht nur kurzfristige<br />
Veränderung im Bodenwasserhaushalt und im Abflusskomponentenregime.<br />
RG2<br />
RD<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
Anteil Totholzflächen am Einzugsgebiet in %
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 57<br />
Der Zeitraum der Phase 3 ist insgesamt relativ kurz, so dass eine Beurteilung des<br />
sich nach dem Fichtensterben einstellenden mittleren Wasserhaushalt noch unsicher<br />
ist. Für die Phase 3 sollten die Datenreihen bei weiterführenden Untersuchungen<br />
noch um mindestens drei bis fünf Jahre verlängert werden, um die Aussagen<br />
der Trendanalyse zu stabilisieren.<br />
Als nächstes Gebiet wurde der Forellenbach einer Trendanalyse unterzogen. Der<br />
Gebietsniederschlag zeigt erwartungsgemäß ein mit dem Markungsgraben vergleichbaren<br />
Trend, welcher gleichfalls bereinigt wurde.<br />
Summe P in mm<br />
25000<br />
20000<br />
15000<br />
10000<br />
5000<br />
0<br />
Summe P trendbeeinflusste Periode<br />
Summe P trendbereinigt mm<br />
Summe P Referenzperiode<br />
Totholzflächen durch Borkenkäfer<br />
Linear (Summe P trendbeeinflusste Periode)<br />
Linear (Summe P trendbereinigt mm)<br />
Linear (Summe P Referenzperiode)<br />
P = 4,053 . t<br />
R 2 = 0,993<br />
Trendanalyse Niederschlag Forellenbach<br />
1.11.1990 bis 31.10.2003<br />
P = 4,872 . t - 1060,4<br />
R 2 = 0,9944<br />
P = 4,053 . t<br />
R 2 = 0,9919<br />
0 500 1000 1500 2000 2500<br />
Zeit in Tagen<br />
3000 3500 4000 4500<br />
0<br />
5000<br />
Abb. 6-14: Trendanalyse für den Gebietsniederschlag im Forellenbach<br />
Summe Q und ETR um P-Trend bereinigt<br />
12000<br />
9000<br />
6000<br />
3000<br />
0<br />
Summe Q um P-Trend bereinigt in mm<br />
Summe ETR um P-Trend bereinigt in mm<br />
Totholzflächen durch Borkenkäfer<br />
Kein signifikanter Trend bei Abfluss<br />
und Verdunstung nachweisbar<br />
ΣQ = 0,5746 . ΣP<br />
R 2 = 0,9993<br />
ΣETR = 0,4241 . ΣP<br />
R 2 = 0,9988<br />
0 2500 5000 7500 10000 12500<br />
Summe P trendbereinigt<br />
15000 17500<br />
0<br />
20000<br />
Abb. 6-15: Doppelsummenkurven ΣP zu ΣQ und ΣP zu ΣETR Forellenbach 1.11.1990 bis<br />
31.10.2003<br />
Wie die Abb. 6-15 und Abb. 6-16 zeigen, ist im Forellenbach ein signifikanter Trend<br />
nicht nachweisbar. Der insgesamt deutlich geringere Anteil an Totholzflächen und<br />
das im Gegensatz zum Markungsgraben, wie Abb. 3-2 zeigt, Fehlen großer zusammenhängender<br />
Areale mit abgestorbenen Fichten, führt trotz Schädigung von<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
Anteil der Totholzflächen in %<br />
Anteil Totholzflächen in %
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
58 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />
annähernd 40% der Fläche offensichtlich nicht zu einem verändertem Gebietswasserhaushalt.<br />
Summe in mm<br />
9000<br />
8000<br />
7000<br />
6000<br />
5000<br />
4000<br />
3000<br />
2000<br />
1000<br />
Summe QG2 um P-Trend bereinigt in mm<br />
Summe QG1 um P-Trend bereinigt in mm<br />
Summe QD um P-Trend bereinigt in mm<br />
Summe ETR um P-Trend bereinigt in mm<br />
Totholzflächen durch Borkenkäfer<br />
Kein signifikanter Trend<br />
nachweisbar<br />
ΣETR = 0,4241 . ΣP<br />
R 2 = 0,9988<br />
ΣRG2 = 0,2443 . ΣP<br />
R 2 = 0,9961<br />
ΣRG1 = 0,2025 . ΣP<br />
R 2 = 0,9956<br />
ΣRD = 0,1285 . ΣP<br />
R 2 = 0,9986<br />
0<br />
0<br />
0 2500 5000 7500 10000 12500 15000 17500 20000<br />
Summe P trendbereinigt in mm<br />
Abb. 6-16: Doppelsummenkurven ΣP zu ΣRD, ΣP zu ΣRG1, ΣP zu ΣRG2 und ΣP zu ΣETR<br />
Forellenbach 1.11.1990 bis 31.10.2003<br />
Tab. 6-4: Vergleich der mittleren Anteile von Verdunstung und den Abflusskomponenten<br />
am Gebietsniederschlag im Zeitraum 1.11.1990 - 31.10.1996 (Referenzperiode)<br />
Phase 1<br />
Forellenbach<br />
ETR = 44 % von P<br />
RD = 12 % von P<br />
RG1 = 22 % von P<br />
RG2 = 22 % von P<br />
Fazit:<br />
Phase 1<br />
Markungsgraben<br />
ETR = 36 % von P<br />
RD = 13 % von P<br />
RG1 = 32 % von P<br />
RG2 = 19 % von P<br />
Es lassen sich deutliche Unterschiede im Wasserhaushalt eines gering und eines<br />
stark vom Borkenkäfer befallenen Gebietes feststellen und quantifizieren.<br />
Ob eine Beeinflussung erkennbar ist, hängt offenbar von der Überschreitung eines<br />
Mindestflächenanteils zusammenhängender Totholzflächen ab.<br />
Wie Tab. 6-4 zeigt, ist auch in der Referenzperiode der Wasserhaushalt zwischen<br />
Forellenbach und Markungsgraben deutlich verschieden.<br />
Im Markungsgraben ist der Anteil der Verdunstung geringer (Höhenlage).<br />
Der Anteil schnellerer Komponenten (RD und RG1) ist im Markungsgraben mit<br />
zusammen 45% von P deutlich höher als im Forellenbach mit 34% von P. Da die<br />
Geologie beider Gebiete sehr ähnlich ist, dürften hierfür primär morphologische<br />
Effekte eine Rolle spielen. Das Gefälle ist im Markungsgraben deutlich höher als<br />
im Forellenbach. Die Gebietsform beider Gebiete unterscheidet sich stark (Markungsgraben<br />
nahezu rund, Forellenbach extrem schmal und langgezogen).<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
Anteil Totholzflächen am Einzugsgebiet in %
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 59<br />
7 Isotopenhydrologische Analysen<br />
7.1 Verweilzeitdatierung<br />
Insgesamt lagen zur Verweilzeitdatierung des langsamen Grundwasserabflusses<br />
RG2 38 Altproben aus den Jahren 1990 und 1991 vor sowie 50 Proben aus der<br />
Bearbeitungsphase des Vorhabens von 2002 bis 2004. Weiterhin wurden 25<br />
Messwerte von GW-Proben verwendet.<br />
Die Bestimmung der mittleren Verweilzeit erfolgte unter Nutzung des Umweltisotops<br />
Tritium. Dafür wurden in Trockenwetterabflüssen, bei denen davon ausgegangen<br />
werden kann, dass der Abfluss Qout(t) nur noch aus RG2 besteht, und die<br />
gemessenen Tritiumkonzentration cout(t) der Tritiumkonzentration des GW-<br />
Speichers SG2 entspricht. Als Inputkonzentration cin(t) muss der Tritiumgehalt im<br />
Systeminput Qin(t) (z.B. Niederschlag oder Grundwasserneubildung) gemessen<br />
werden. Aus den bekannten In- und Outputdaten kann dann mittels einer inversen<br />
Methode als Impulsantwort die Verweilzeitverteilungsfunktion berechnet werden,<br />
aus deren Schwerpunkt dann die mittlere Verweilzeit tM berechnet werden kann.<br />
Das prinzipielle Vorgehen zeigt Abb. 7-1 bzw. Abb. 7-2.<br />
System: GWL<br />
Q Qin(t) in(t) in(t) C Cin(t) in(t) in(t)<br />
Wasservolumen V<br />
Austauschrate Q<br />
Mittlere Verweilzeit t M<br />
Tracerhydrologische<br />
Systemanalyse<br />
Mittlere Verweilzeiten - Grundlagen<br />
0.6<br />
0.5<br />
0.4<br />
0.3<br />
0.2<br />
0.1<br />
0.0<br />
Q = Q = Q<br />
mit<br />
in out<br />
g(τ)<br />
Q Qout(t) out(t) out(t)<br />
C Cout(t) out(t) out(t)<br />
V<br />
t M =<br />
Q<br />
Inverse Bestimmung:<br />
Impulsantwort des<br />
Systems<br />
= Verweilzeitverteilungsfunktion<br />
g(τ) eines<br />
mathematischen<br />
Fließmodells<br />
Schwerpunkt S = t M<br />
Kein Alter, keine Abstandsgeschwindigkeit<br />
!<br />
DM Dispersionsmodell tquer = 6 a t M = 6a<br />
EM Exponentialmodell tquer = 6 a t M = 6a<br />
0 5 10 15 Verweilzeit τ 20<br />
Abb. 7-1: Prinzip der inversen Methode zur Bestimmung der mittleren Verweilzeit
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
60 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />
Bestimmung mittlerer Verweilzeiten des langsamsten Abflussanteils<br />
Methode Wasser- und Isotopentransport<br />
ungesättigte Zone (AKWA-M / ISOFLOW)<br />
Tracerhydrologische<br />
Systemanalyse<br />
auf Basis von<br />
Tritium ( 3 H)<br />
Bsp.:<br />
Exponential-<br />
Impulsantwort<br />
( ) ⎟ 1 ⎛ τ ⎞<br />
g(<br />
τ ) = ⋅exp<br />
⎜<br />
⎜−<br />
tM<br />
⎝ t<br />
⎟<br />
M ⎠<br />
⎟<br />
1 ⎛ τ ⎞<br />
g τ = ⋅exp<br />
⎜<br />
⎜−<br />
tM<br />
⎝ tM<br />
⎠<br />
C P (t)<br />
C in<br />
( t )<br />
Inverse Bestimmung von Gebietseigenschaften, z.B. t M<br />
( t)<br />
= ∫C ( t −τ<br />
) ⋅g(<br />
τ ) ⋅ ( − λ ⋅τ<br />
) dτ<br />
∞<br />
( t)<br />
= ∫C ( t −τ<br />
) ⋅g(<br />
τ ) ⋅exp(<br />
− λ ⋅τ<br />
) dτ<br />
∞<br />
exp<br />
C out<br />
in<br />
0<br />
Abb. 7-2: Bestimmung der mittleren Verweilzeit der langsamen Komponente RG2<br />
C out<br />
Für die Berechnung der mittleren Verweilzeit der Komponente RG2 ist die Bestimmung<br />
einer Tritiuminputfunktion cin(t) notwendig. Ausgangspunkt sind die im Niederschlag<br />
gemessenen Tritiumkonzentrationen cp(t) seit 1953. Als Niederschlags-<br />
Inputfunktion wurde ein gewichtetes Mittel von Freiberg (70%) und Regensburg<br />
(30%) verwendet, welches den Tritiuminput in der Untersuchungsregion ausgehend<br />
von der mittleren räumlichen Verteilung der Tritiumkonzentrationen im Niederschlag<br />
über Europa sehr gut abbildet. Da dieses Niederschlagswasser nicht<br />
unmittelbar in den Grundwasserbereich gelangen kann, muss mittels geeigneter<br />
Modelle der Bodenwasserhaushalt berechnet werden. Dafür wurde das an der TU<br />
Dresden entwickelte Modell AKWA-M (MÜNCH 1994) in Kombination mit dem<br />
Isotopentransportmodell ISOFLOW (HEIDENREICH, 1997) verwendet. Bei der<br />
Passage des Niederschlagswassers durch den Bodens wird die Tritiumkonzentration<br />
aufgrund der Speicherprozesse verändert. Der Austrag aus der Bodenzone<br />
wird als GWN aufgefasst, wobei diese nicht mehr in allen Monaten auftritt und somit<br />
die Tritium-Inputfunktion in das Grundwasser Lücken aufweist. Die Tritium –<br />
Inputfunktion zur Altersdatierung der Grundwasserkomponente RG2 liegt für alle<br />
Untersuchungsgebiete vor. Wie die Abb. 7-3 bzw. Abb. 7-4 für den Markungsgraben<br />
bzw. Abb. 7-5 für die Große Ohe zeigen, ist der Tritiumeintrag in das Grundwasser<br />
zum Zeitpunkt des „Bombenpeaks“ infolge der dämpfenden Wirkung des<br />
Bodens und wegen der relativ trockenen Jahre 1962 bis 1963 mit vielen Monaten<br />
ohne GWN bei weiten nicht so hoch wie im Niederschlag. Würde diese Tatsache<br />
nicht berücksichtigt, entstünden falsche Verweilzeitdatierungen.<br />
( t )
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 61<br />
Tritiumgehalt in TU<br />
6000<br />
5000<br />
4000<br />
3000<br />
2000<br />
1000<br />
0<br />
Grundwasserneubildung GWN in mm<br />
Tritium im Niederschlag<br />
Tritium in der GWN<br />
Feb. 60<br />
Jun. 60<br />
Nov. 60<br />
Apr. 61<br />
Aug. 61<br />
Jan. 62<br />
Jun. 62<br />
Nov. 62<br />
Mrz. 63<br />
Aug. 63<br />
Jan. 64<br />
Jun. 64<br />
Okt. 64<br />
Mrz. 65<br />
Aug. 65<br />
Dez. 65<br />
Mai. 66<br />
Okt. 66<br />
Mrz. 67<br />
Jul. 67<br />
Dez. 67<br />
Mai. 68<br />
Okt. 68<br />
Feb. 69<br />
Jul. 69<br />
Dez. 69<br />
Mai. 70<br />
Sep. 70<br />
Feb. 71<br />
Jul. 71<br />
Nov. 71<br />
Apr. 72<br />
Sep. 72<br />
Feb. 73<br />
Jun. 73<br />
Nov. 73<br />
Apr. 74<br />
Sep. 74<br />
Abb. 7-3: Tritium im Niederschlag und in der GWN Markungsgraben „Bombenpeak“<br />
Abb. 7-4: Tritium im Niederschlag und in der GWN Markungsgraben Gesamtzeitraum<br />
0<br />
20<br />
40<br />
60<br />
80<br />
100<br />
120<br />
140<br />
160<br />
180<br />
200<br />
Grundwasserneubildung in mm
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
62 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />
Tritiumkonz. [T.U.]<br />
6000<br />
5000<br />
4000<br />
3000<br />
2000<br />
1000<br />
0<br />
Abb. 7-5: Tritium im Niederschlag und in der GWN im Gebiet Große Ohe „Bombenpeak“<br />
Wenn alle Inputfunktionen berechnet sind, wird mittels der inversen Methodik die<br />
Verweilzeitbestimmung mit Lumped-Parameter-Modellen, welche z.B. mit MULTIS<br />
(RICHTER & SZYMCZAK, 1995) berechnet werden können, vorgenommen. Vorteil<br />
der Lumped-Parameter-Modelle ist, dass der natürliche Grundwasserleiter (GWL)<br />
mit meist nur aufwendig bestimmbaren Parametern durch einen Modell-GWL mit<br />
definierten Eigenschaften und wenigen Modellparametern ersetzt wird. Um der<br />
Vielfalt der hydrogeologischen Verhältnisse gerecht zu werden, steht eine Reihe<br />
von verschiedenen Lumped-Parameter-Modellen zur Auswahl. Genannt seien hier<br />
nur zwei der Grundmodelle: Exponential- und Linearmodell, die für natürliche<br />
Flusseinzugsgebiete häufig in Frage kommen. Abb. 7-6 zeigt schematisch die<br />
Strömungsverhältnisse von 2 Grundwasserleitern, die den genannten Fließmodellen<br />
entsprechen.<br />
GWN<br />
6002<br />
6006<br />
6010<br />
6102<br />
6107<br />
6111<br />
6203<br />
6207<br />
6211<br />
6304<br />
6308<br />
6312<br />
6404<br />
6409<br />
6501<br />
6505<br />
6509<br />
6602<br />
6606<br />
6610<br />
6702<br />
6707<br />
6711<br />
6803<br />
6807<br />
6811<br />
6904<br />
6908<br />
6912<br />
7004<br />
7009<br />
7101<br />
7105<br />
7109<br />
7202<br />
7206<br />
7210<br />
7302<br />
7307<br />
7311<br />
7403<br />
7407<br />
Fall 1<br />
GWN in mm<br />
Tritium in der GWN<br />
GWN<br />
Tritium im in der Nieder- GWN<br />
schlag<br />
GWN in mm<br />
Tritium im Niederschlag<br />
Zeit [JJMM)<br />
Fall 2<br />
Abb. 7-6: Schematisierte, durch Lumped-Parameter-Modelle abgebildete Fließzustände<br />
in Grundwasserleitern; bei Beprobung im Vorfluter (a) und Fließverhalten nach<br />
Fall 1: Verweilzeitbestimmung mit Exponentialmodell oder im Fall 2: mit Linearmodell<br />
[nach MALOSZEWSKI & ZUBER (1982); überarbeitet]<br />
Als Verweilzeitverteilungsfunktion ergab in allen Fällen das Exponentialmodell eine<br />
plausible Anpassung. In einigen Fällen konnte diese Anpassung noch verbessert<br />
werden mit einer Parallelschaltung ELMp von einem Exponentialmodell EM mit<br />
einem Linearmodell LM. Für das Linearmodell wurde eine mittlere Verweilzeit von<br />
0,1a festgelegt. Der in der Tab. 7-1 genannte % - Wert gibt den Anteil des LM am<br />
Gesamtumsatz an. Die mittlere Verweilzeit dieses kombinierten Modells ergibt sich<br />
als gewichtetes Mittel (Beispiel Große Ohe: 0,1a * 15% + 21a * 85% = 17,9a). Bei<br />
0<br />
20<br />
40<br />
60<br />
80<br />
100<br />
120<br />
140<br />
160<br />
180<br />
200<br />
GWN [mm]
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 63<br />
der Tritiummethode ist es typisch, dass wenn nur Messwerte für den Output im<br />
Bereich um das Jahr 2000 vorliegen, die inverse Methode mehrere gleichgut angepasste<br />
Lösungen anbietet. Ursache ist, dass sich Outputganglinien sowohl relativ<br />
kurzer als auch relativ langer Verweilzeiten in den 90-ziger Jahren schneiden.<br />
Tab. 7-1 beinhaltet deshalb meist alternativ die zwei besten von MULTIS berechneten<br />
Lösungen. Hier ist dann durch den Bearbeiter zu bewerten, welche Lösung<br />
realistisch ist. Betrachten wir dazu den Markungsgraben, welcher mit Messwerten<br />
von 1990 – 1991 die beste Datenbasis besitzt. Das EM weist eine Verweilzeit von<br />
8 bzw. 50 Jahren aus (siehe Abb. 7-8). Bei einem mittleren jährlichen Grundwasserabfluss<br />
RG2 von ca. 500 mm müsste das Gebiet einen Umsatzraum von entweder<br />
4.000 oder 25.000 mm aufweisen. Bei einer drainablen Porosität von geschätzt<br />
2 bis 3% im anstehendem Festgestein würde der Herkunftsraum von RG2<br />
ca. 190 bzw. 1000 m Mächtigkeit aufweisen. Ersteres ist vorstellbar, das Zweite ist<br />
hydrologisch nicht plausibel. In der Tab. 7-1 sind die ausgewählten Varianten hellgrau<br />
hervorgehoben.<br />
Die berechnete mittlere Verweilzeit von 8 Jahren für die langsamste Grundwasserabflusskomponente<br />
im Markungsgraben liegt etwas über dem Wert von ca. 4 Jahren,<br />
welcher für die Retention von Nitrat im Grundwasser dieses Gebietes genannt<br />
wird (LfW et al., 2004). Nitrat ist kein konservativer Tracer, da es im Grundwasser<br />
ggf. auch einem Abbau unterliegen kann. Deshalb ist ein Vergleich derartiger Werte<br />
nicht unproblematisch. Zum besseren Verständnis, sei an dieser Stelle die berechnete<br />
mittlere Verweilzeit etwas näher interpretiert. Die in der Abb. 7-8 dargestellten<br />
Tritium-Messwerte im Grundwasserabfluss weisen einen Messfehler von<br />
ca. ± 0,7 TU auf. Die Verweilzeit beträgt unter Berücksichtigung dieses Fehlers 8<br />
Jahre ± 1 Jahr. Mittlere Verweilzeiten im Bereich von 4 Jahren lassen sich auf<br />
Basis der gemessenen Tritiumgehalten mit keinem Verweilzeitverteilungsmodell<br />
berechnen.<br />
Der Fehler bei einer Verweilzeitberechnung auf Nitrat-Basis dürfte deutlich größer<br />
sein, da die Bestimmung des Nitrateintrags in den Grundwasserkörper aufgrund<br />
des sehr komplexen Stickstoffumsatzprozesses in der Bodenzone wesentlich<br />
schwieriger ist als die Berechnung des Tritiumeintrags.<br />
0,3<br />
0,2<br />
0,1<br />
EM 4 a<br />
EM 8 a<br />
EM 50 a<br />
Verweilzeit in a<br />
0<br />
0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20<br />
100%<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
Summe EM 4a<br />
Summe EM 8a<br />
Summe EM 50a<br />
10%<br />
Verweilzeit in a<br />
0%<br />
0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20<br />
Abb. 7-7: Beispiele für Verweilzeitverteilungsfunktionen (links) des Exponentialmodells<br />
und deren Summenkurven (rechts)
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
64 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />
Allein die mittlere Verweilzeit anzugeben, reicht für praktische Belange meist nicht<br />
aus. Anwenderfreundlicher ist dagegen die Darstellung der Verweilzeitverteilungsfunktion<br />
und ihrer Summenlinie. Während erstere (Abb. 7-7 linkes Bild) die Antwort<br />
des Exponentialmodells auf ein normiertes Eingangssignal zeigt, lässt sich aus der<br />
Summenlinie (Abb. 7-7 rechtes Bild) direkt erkennen, welcher kumulative Anteil<br />
des Eingangssignals welche Verweilzeit hat bzw. nach welcher Zeit das System<br />
verlässt. Beim Beispiel mit der mittleren Verweilzeit von 4 Jahren haben demnach<br />
nach 10 Jahren ca. 80% von RG2 das Einzugsgebiet verlassen bzw. sind durch<br />
jüngeres Wasser ersetzt worden. Bei einer mittleren Verweilzeit von 8 Jahren wären<br />
analog dazu nach 10 Jahren ca. 70% erneuert. Dieser Unterschied ist nicht<br />
sehr groß. Die Abb. 7-7 zeigt auch sehr schön, dass eine mittlere Verweilzeit von<br />
50 Jahren, welche die Tritiummethode als zweite Lösungsmöglichkeit anbietet (vgl.<br />
Tab. 7-1) nicht plausibel ist. Nach 10 Jahren sind noch nicht einmal 20% des<br />
Grundwassers ausgetauscht. D.h. sowohl die Anreicherung als auch der Rückgang<br />
von Nitrat im Grundwasser infolge des <strong>Wald</strong>sterbens würden deutlich langsamer<br />
als in der Realität verlaufen.<br />
Tritiumgehalt in TU<br />
1000<br />
100<br />
10<br />
1<br />
Jan 53<br />
Jan 56<br />
Jan 59<br />
Jan 62<br />
Jan 65<br />
Jan 68<br />
Markungsgraben<br />
Jan 71<br />
50a<br />
EM 8a<br />
Output_meas<br />
EM 50a<br />
Jan 74<br />
Abb. 7-8: Berechnete Tritiumkonzentrationen im langsamen Grundwasserabfluss RG2 im<br />
Markungsgraben im Vergleich mit Messwerten<br />
Jan 77<br />
Jan 80<br />
8a<br />
Jan 83<br />
Jan 86<br />
Jan 89<br />
Jan 92<br />
Jan 95<br />
Jan 98<br />
Jan 01<br />
Jan 04
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 65<br />
Tab. 7-1: Ergebnisübersicht mittlere Verweilzeiten der langsamen GW-Komponente RG2<br />
der EG Große Ohe und TS Frauenau
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
66 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />
Im Herbstriegel / Kleiner Regen zeigt das EM keine sehr gute Nachbildung der<br />
Messwerte (Abb. 7-9). An dieser Stelle ist anzumerken, dass die Messwerte sehr<br />
eng beieinander liegen und ggf. wegen des sehr niederschlagsreichen Klimas der<br />
Untersuchungsregion nicht bei jeder Probe Gewissheit herrscht, dass es sich wirklich<br />
nur um Grundwasserabfluss ohne Beimischung jüngerer schneller Abflusskomponenten<br />
handelt. Mehrmonatige Perioden ohne GWN, wie sie für viele Regionen<br />
in Mitteleuropa an sich typisch sind treten, wie die DIFGA - Analysen zeigen,<br />
in der Untersuchungsregion nicht auf. Vor diesem Hintergrund wurde mit dem<br />
ELMp gerechnet. Für ein Modell mit 35% sehr jungem Wasser (tM = 0,1a) und 65%<br />
Wasser mit (tM = 15,5 a) ergibt sich, wie die Abb. 7-10 zeigt, eine wesentlich bessere<br />
Anpassung an die Messwerte. Die mittlere Verweilzeit für diesen Ansatz beträgt<br />
dann 10,1a und liegt in der gleichen Größenordnung wie bei der Anwendung eines<br />
reinen EM (9,5 a).<br />
Die Ergebnisse für die weiteren Gebiet zeigen die Abbildungen Abb. 7-11 bis Abb.<br />
7-16. Die dargestellten Messwerte bzw. Ganglinien der Tritiumkonzentration sind<br />
stets in der Maßeinheit TU.<br />
1000<br />
100<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
10<br />
1<br />
Jan 97<br />
Jan 53<br />
Jan 56<br />
Jul 97<br />
Jan 59<br />
Jan 98<br />
Jan 62<br />
Jul 98<br />
Jan 65<br />
Jan 99<br />
Herbstriegel/Kleiner Regen<br />
Jan 68<br />
Jan 71<br />
Jul 99<br />
Jan 74<br />
Jan 00<br />
Jan 77<br />
Jul 00<br />
Jan 80<br />
Jan 01<br />
Jan 83<br />
Jul 01<br />
Jan 86<br />
Jan 89<br />
Jan 02<br />
Jan 92<br />
Output_meas<br />
EM 9.5a<br />
EM 73a<br />
Jan 95<br />
Jan 98<br />
Output_meas<br />
EM 9.5a<br />
EM 73a<br />
Abb. 7-9: Berechnete Tritiumkonzentrationen (EM) im langsamen Grundwasserabfluss<br />
RG2 im Herbstriegel / Kleiner Regen im Vergleich mit Messwerten<br />
Jul 02<br />
Jan 03<br />
Jul 03<br />
Jan 01<br />
Jan 04<br />
Jan 04
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 67<br />
10000<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
1000<br />
5<br />
100<br />
10<br />
1<br />
Jan 97<br />
Jan 53<br />
Jul 97<br />
Jan 56<br />
Jan 59<br />
Jan 98<br />
Jan 62<br />
Jul 98<br />
Jan 65<br />
Jan 99<br />
Herbstriegel/Kleiner Regen<br />
Jan 68<br />
Jul 99<br />
Jan 71<br />
Jan 74<br />
Jan 00<br />
Jan 77<br />
Jul 00<br />
Jan 80<br />
Jan 01<br />
Jan 83<br />
Jul 01<br />
Output_meas<br />
ELMp_15.5a/0.1a,35%<br />
ELMp_48a/0.1a, 35%<br />
Jan 86<br />
Jan 89<br />
Jan 92<br />
Jan 95<br />
Output_meas<br />
Jan 02<br />
Jul 02<br />
Jan 03<br />
Jan 98<br />
Jul 03<br />
Jan 01<br />
ELMp_15.5a/0.1a,35%<br />
ELMp_48a/0.1a, 35%<br />
Abb. 7-10: Berechnete Tritiumkonzentrationen (ELMp) im langsamen Grundwasserabfluss<br />
RG2 im Herbstriegel / Kleiner Regen im Vergleich mit Messwerten<br />
Jan 04<br />
Jan 04
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
68 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />
1000<br />
100<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
10<br />
1<br />
Jan 98<br />
Jan 53<br />
Jan 56<br />
Jul 98<br />
Jan 59<br />
Jan 99<br />
Jan 62<br />
Jul 99<br />
Jan 65<br />
Rachelhütte / Keiner Regen<br />
Jan 68<br />
GW-Input<br />
Jan 71<br />
Output_meas<br />
EM 6.5a<br />
Jan 00<br />
Jul 00<br />
Jan 74<br />
Jan 01<br />
Jan 77<br />
Jan 80<br />
Jan 83<br />
Jan 86<br />
Jan 89<br />
Jan 92<br />
GW-Input<br />
Output_meas<br />
EM 6.5a<br />
Abb. 7-11: Berechnete Tritiumkonzentrationen (EM) im langsamen Grundwasserabfluss<br />
RG2 im Gebiet Rachelhütte / Kleinen Regen im Vergleich mit Messwerten im<br />
Grundwasserabfluss und der berechneten Tritiumkonzentration im GW-Input<br />
Jul 01<br />
Jan 02<br />
Jul 02<br />
Jan 03<br />
Jul 03<br />
Jan 95<br />
Jan 98<br />
Jan 04<br />
Jan 01<br />
Jul 04<br />
Jan 04
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 69<br />
1000<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
100<br />
5<br />
0<br />
10<br />
1<br />
Jan 98<br />
Ja<br />
n<br />
53<br />
Ja<br />
n<br />
56<br />
Jul 98<br />
Ja<br />
n<br />
59<br />
Jan 99<br />
Ja<br />
n<br />
62<br />
Jul 99<br />
Ja<br />
n<br />
65<br />
Rachelhütte Kleiner<br />
Regen<br />
Ja<br />
n<br />
68<br />
GW-Input<br />
Ja<br />
n<br />
71<br />
Output_meas<br />
Ja<br />
n<br />
74<br />
Ja<br />
n<br />
77<br />
ELMp 7.5a/0.1a, 8%<br />
Jan 00<br />
Jul 00<br />
Jan 01<br />
Ja<br />
n<br />
80<br />
Ja<br />
n<br />
83<br />
Ja<br />
n<br />
86<br />
Ja<br />
n<br />
89<br />
GW-<br />
Input Output_me<br />
as ELMp 7.5a/0.1a,<br />
8%<br />
Abb. 7-12: Berechnete Tritiumkonzentrationen (ELMp) im langsamen Grundwasserabfluss<br />
RG2 im Gebiet Rachelhütte / Kleinen Regen im Vergleich mit Messwerten im<br />
Grundwasserabfluss und der berechneten Tritiumkonzentration im GW-Input<br />
Jul 01<br />
Jan 02<br />
Jul 02<br />
Jan 03<br />
Ja<br />
n<br />
92<br />
Jul 03<br />
Ja<br />
n<br />
95<br />
Ja<br />
n<br />
98<br />
Jan 04<br />
Ja<br />
n<br />
01<br />
Jul 04<br />
Ja<br />
n<br />
04
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
70 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />
1000<br />
100<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
10<br />
1<br />
Jan 98<br />
Jan 53<br />
Jan 56<br />
Jul 98<br />
Jan 59<br />
Jan 99<br />
Jan 62<br />
Jan 65<br />
Jan 68<br />
GW-Input<br />
Output_meas<br />
Jan 71<br />
Jan 74<br />
Große Ohe<br />
Jan 77<br />
ELMp-03 17a/0.1a 10%<br />
Jul 99<br />
Jan 00<br />
Jul 00<br />
Jan 01<br />
Jan 80<br />
Jan 83<br />
Jan 86<br />
GW-Input<br />
Output_meas<br />
ELMp-03 17a/0.1a 10%<br />
Abb. 7-13: Berechnete Tritiumkonzentrationen (ELMp) im langsamen Grundwasserabfluss<br />
RG2 in der Großen Ohe Pegel Taferlruck im Vergleich mit Messwerten<br />
Jul 01<br />
Jan 02<br />
Jul 02<br />
Jan 89<br />
Jan 03<br />
Jan 92<br />
Jul 03<br />
Jan 95<br />
Jan 98<br />
Jan 04<br />
Jan 01<br />
Jul 04<br />
Jan 04
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 71<br />
1000<br />
100<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
10<br />
1<br />
Jan 98<br />
Jan 53<br />
Jan 56<br />
Jul 98<br />
Jan 59<br />
Jan 99<br />
Jan 62<br />
Jul 99<br />
Jan 65<br />
Jan 68<br />
Jan 71<br />
GW-Input<br />
Jan 74<br />
Output_meas<br />
EM -03 14.5a<br />
Jan 00<br />
Jul 00<br />
Große Ohe<br />
Jan 01<br />
Jan 77<br />
Jan 80<br />
Jan 83<br />
Jan 86<br />
Jan 89<br />
GW-Input<br />
Output_meas<br />
EM -03 14.5a<br />
Abb. 7-14: Berechnete Tritiumkonzentrationen (EM) im langsamen Grundwasserabfluss<br />
RG2 in der Großen Ohe Pegel Taferlruck im Vergleich mit Messwerten<br />
Jul 01<br />
Jan 02<br />
Jul 02<br />
Jan 03<br />
Jan 92<br />
Jul 03<br />
Jan 95<br />
Jan 98<br />
Jan 04<br />
Jan 01<br />
Jul 04<br />
Jan 04
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
72 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />
1000<br />
100<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
10<br />
1<br />
Jan 98<br />
Jan 53<br />
Mai 98<br />
Jan 56<br />
Sep 98<br />
Jan 59<br />
Jan 99<br />
Jan 62<br />
Mai 99<br />
Jan 65<br />
Sep 99<br />
Jan 68<br />
Jan 00<br />
Output_meas<br />
EM_15a<br />
Mai 00<br />
Jan 71<br />
Sep 00<br />
Forellenbach<br />
Jan 74<br />
Jan 77<br />
Jan 80<br />
Jan 83<br />
Output_meas<br />
EM_15a<br />
Jan 01<br />
Mai 01<br />
Abb. 7-15: Berechnete Tritiumkonzentrationen (EM) im langsamen Grundwasserabfluss<br />
RG2 im Forellenbach im Vergleich mit Messwerten<br />
Sep 01<br />
Jan 02<br />
Jan 86<br />
Mai 02<br />
Sep 02<br />
Jan 89<br />
Jan 03<br />
Jan 92<br />
Mai 03<br />
Jan 95<br />
Sep 03<br />
Jan 98<br />
Jan 04<br />
Jan 01<br />
Mai 04<br />
Jan 04<br />
Sep 04
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 73<br />
1000<br />
100<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
10<br />
1<br />
Jan 98<br />
Jan 53<br />
Mai 98<br />
Jan 56<br />
Sep 98<br />
Jan 59<br />
Jan 99<br />
Jan 62<br />
Mai 99<br />
Jan 65<br />
Jan 68<br />
Output_meas<br />
Jan 71<br />
Forellenbach<br />
ELMp_17a/0.1a 9%<br />
Jan 74<br />
Output_meas<br />
Jan 77<br />
ELMp_17a/0.1a 9%<br />
Sep 99<br />
Jan 00<br />
Mai 00<br />
Sep 00<br />
Jan 01<br />
Mai 01<br />
Abb. 7-16: Berechnete Tritiumkonzentrationen (ELMp) im langsamen Grundwasserabfluss<br />
RG2 im Forellenbach im Vergleich mit Messwerten<br />
In SCHWARZE 1995, 2004 wurden in der Erzgebirgsregion mehr als 50 Einzugsgebiete<br />
mit der Tritium-Verweilzeitanalyse untersucht. Es zeigte sich ein enger<br />
Zusammenhang zwischen Verweilzeit und mittlerer Jahresniederschlagssumme,<br />
wenn die Ergebnisse nach der im Einzugsgebiet vorherrschenden Lithofazieseinheit<br />
gruppiert wurden. Grundsätzlich nimmt die mittlere Verweilzeit bei ansteigender<br />
P-Summe ab (höhere Austauschrate). Der Zusammenhang ist in der Abb. 7-17<br />
dargestellt. Die berechneten mittleren Verweilzeiten wurden den langjährigen mittleren<br />
Jahresniederschlagssummen 1980 – 2004 (vgl. Tab. 4-5) gegenübergestellt.<br />
Diese Niederschläge weichen von den in den Ergebnisstabellen der DIFGA -<br />
Analysen (z.B. Tab. 6-2 und Tab. 6-3) genannten Werten ab, da bei der Ganglinienanalyse<br />
der Analysezeitraum nicht mit dem Zeitraum 1980 – 2004 deckungsgleich<br />
war. Für die in der Untersuchungsregion im Bayerischen <strong>Wald</strong> vorkommenden<br />
Niederschlagssummen und für die dortige hydrogeologische Situation (Gneis,<br />
Granit) waren demnach mittlere Verweilzeiten zwischen 6 und 12 Jahren zu erwar-<br />
Jan 80<br />
Sep 01<br />
Jan 83<br />
Jan 02<br />
Jan 86<br />
Mai 02<br />
Sep 02<br />
Jan 89<br />
Jan 03<br />
Jan 92<br />
Mai 03<br />
Jan 95<br />
Sep 03<br />
Jan 98<br />
Jan 04<br />
Jan 01<br />
Mai 04<br />
Jan 04<br />
Sep 04
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
74 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />
ten. Die Einzugsgebiete Herbstriegel / Kleiner Regen, Rachelhütte / Kleiner Regen<br />
und Markungsgraben liegen in diesem Bereich. Die Große Ohe und der Forellebach<br />
weisen mit Verweilzeiten bei 15 Jahren leicht höhere Werte als erwartet auf.<br />
Ursachen für dieses Phänomen konnten zunächst nicht gefunden werden. Die<br />
Tab. 7-2 stellt wesentliche Ergebnisse der kombinierten Anwendung von DIFGA<br />
und tritiumbasierter Verweilzeitdatierung zusammen.<br />
t M in a<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
Gebiete im Erzgebirge<br />
0<br />
400 600 800 1000 1200 1400 1600 1800 2000 2200<br />
P in mm/a<br />
Glimmerschiefer/Phyllit<br />
Gneis/Magmatisches Ergussgestein<br />
Löß<br />
Forellenbach<br />
Magmatisches Tiefengestein<br />
Molasse Rotliegendes<br />
Gebiete im Bayerischen <strong>Wald</strong><br />
Große Ohe<br />
Herbstriegel /<br />
Kleiner Regen<br />
Markungsgraben<br />
Gneis<br />
Rachelhütte /<br />
Kleiner Regen<br />
Abb. 7-17: Vergleich der mittleren Verweilzeit des Grundwasserabflusses RG2 von Einzugsgebieten<br />
im Bayerischen <strong>Wald</strong> und im Erzgebirge<br />
Tab. 7-2: Anteile und mittlere Verweilzeiten der Komponente RG2 in der Untersuchungsregion<br />
Gebiet<br />
Herbstriegel /<br />
Kleiner Regen<br />
Rachelhütte /<br />
Kleiner Regen<br />
P in mm/a<br />
1980-2004<br />
P in mm/a<br />
DIFGA<br />
RG2 in<br />
mm/a<br />
RG2 in<br />
% von P DIFGA<br />
Granit<br />
TM in a<br />
1858 1622 380 23 9,5<br />
1958 2054 376 18 6,5<br />
Große Ohe 1670 1665 296 18 14,5<br />
Markungsgraben 1800 1867 398 21 8,0<br />
Forellenbach 1630 1710 419 25 15,0
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 75<br />
7.2 Analyse von Direktabflussanteilen<br />
Neben der Anteilsbestimmung und der Verweilzeitanalyse für die langsamste Abflusskomponente<br />
RG2 wurden im Markungsgraben und im Forellenbach für ein<br />
Hochwasserereignis eine isotopenhydrologische Direktabflussseparation vorgenommen.<br />
Der Abfluss im Hochwasserfall wird dabei in die zwei Anteile Ereigniswasser<br />
(direkt abfließendes Niederschlagswasser) QQD mit der Tracerkonzentration<br />
des Niederschlagswassers Cp und Vorereigniswasser QQG mit der Tracerkonzentration<br />
CQG unterschieden. Der Wert für CQG ist identisch mit der Konzentration<br />
des betrachteten Tracers im Bachwasser vor Ereignisbeginn. Das Prinzip ist in<br />
Abb. 7-18 ersichtlich.<br />
Beprobung von<br />
N-A-Ereignissen<br />
auf 18 O<br />
2-Komponenten-<br />
Mischungsmodell<br />
zur<br />
Direktabfluss-<br />
bestimmung<br />
Bestimmung des schnellsten Abflussanteils<br />
Input: Hochaufgelöste Messwerte von Niederschlag P<br />
Durchfluss Q sowie Tracerkonzentration C Q und C P<br />
Arbeitssschritt Ergebnis Nutzung<br />
Definition:<br />
• C QD = C P<br />
Aufteilung in<br />
• C Anteil<br />
QG = C CQ(Vor-Ereignis) Q(Vor-Ereignis)<br />
unbelastete<br />
• C CNiederschlags P und C CQG QG während des Ereignisses konstant<br />
und potentiell<br />
wasser<br />
salinar belastete<br />
Bedingungen: an<br />
Abflussanteile<br />
• C P PHW-Ereignis und C Q unterscheiden sich deutlich<br />
(„Ereignis-<br />
Parameter<br />
wasser“) Q = Q QD + Q QG Durchflusskontinuität<br />
Salzlaststeuermodell<br />
Q • C Q = Q QD • C P + Q QG • C QG Stoffkontinuität<br />
(Abstoß Stapelbecken)<br />
QD Er C Q − C QG =<br />
Q C − C<br />
P<br />
QG<br />
Abb. 7-18: Prinzip der isotopenhydrologischen Direktabflussseparation<br />
Für die Direktabflussseparation konnte in den Einzugsgebieten Markungsgraben,<br />
Forellenbach und Große Ohe eine Hochwasserganglinie im Zeitraum 22.9. bis<br />
30.9.2004 beprobt werden. Gemessen wurde das Isotop Sauerstoff -18. Der<br />
hochwasserauslösende Niederschlag fiel primär im Zeitraum 22.9.04 10:00 Uhr bis<br />
23.9.04 5:00 Uhr. In diesem Zeitraum fielen ca. 65 mm Niederschlag mit zwei Intensitätsmaxima<br />
und erzeugten eine zweigipflige Durchflussganglinie. Die Konzentration<br />
im Niederschlag ist in der Tab. 7-3 als Abweichung vom Standard<br />
VSMOW zusammengestellt. Die Konzentration im Grundwasser bei Ereignisbeginn<br />
lag an der GW-Messstelle Schachtenebene bei Delta 18 O = –11,25 VSMOW<br />
und an der GW-Messstelle Forellenbuchet bei Delta 18 O = -10,83 VSMOW. Die<br />
Konzentration im Grundwasser hat sich während des Ereignisses nicht verändert.<br />
Die Konzentration im Bachwasser lag vor Ereignisbeginn mit Delta 18 O = -10,99<br />
VSMOW genau im Bereich der GW-Messungen, d.h. es kann davon ausgegangen
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
76 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />
werden, dass vor Niederschlagsbeginn am 22.9.04 der Oberflächenabfluss primär<br />
aus Grundwasser gespeist wurde. Infolge der Mischung von direkt abfließenden<br />
Niederschlagswasser mit bereits im Gebiet vorhandenem Wasser im Verlaufe der<br />
HW-Welle stieg im Oberflächenwasser der Sauerstoff-18 Gehalt je nach Einzugs-<br />
gebiet auf Delta 18 O -8,5 bis –8,1 VSMOW im Bereich des Scheitels an. Im<br />
Rückgang der Welle wurde die Beprobung fast bis zum Erreichen des Ausgangsniveaus<br />
fortgesetzt. Im Forellenbach konnte mittels automatischer Beprobung ein<br />
Probenabstand von einer Stunde und im Markungsgraben durch volumenproportionale<br />
Beprobung eine Probenahme pro 400m³ Durchflussmenge erreicht werden.<br />
Für die Große Ohe existieren nur 6 Einzelproben etwa in einem Abstand von 24<br />
Stunden. Diese Proben reichten aber aus, um einen stabilen Zusammenhang zwischen<br />
den zeitgleichen Messwerten in der Ohe als auch im Markungsgraben und<br />
Forellenbach zu erstellen (siehe Abb. 7-19), mit dessen Hilfe zwischen den Terminmessungen<br />
bei der Ohe die Ganglinie des 18 O-Gehalts im Abfluss interpoliert<br />
werden konnte.<br />
Tab. 7-3: Sauerstoff-18 Gehalte im Niederschlag im Zeitraum 22. bis 30. September 2004<br />
Zeitraum<br />
22.9. 10:00<br />
–<br />
23.9. 10:00<br />
23.9. 10:10<br />
–<br />
24.9. 9:30<br />
24.9. 9:40<br />
–<br />
26.9. 9:50<br />
26.9. 10:00<br />
–<br />
30.9. 24:00<br />
18 O Große Ohe<br />
P Taferlruck<br />
in<br />
mm<br />
P <strong>Wald</strong>häuser<br />
in mm<br />
Cp Taferlruck in<br />
Delta 18 O<br />
in VSMOW<br />
35,1 33,9 -6,87<br />
Cp Eschenhäng in<br />
Delta 18 O<br />
in VSMOW<br />
29,8 28,3 -7,19 -7,38<br />
8,1 7,4 -6,72 -7,88<br />
9,1 9,9 -7,48 - 7,54<br />
-10,50 -10,00 -9,50 -9,00 -8,50<br />
18 O Markungsgraben bzw.<br />
Forellenbach<br />
-8,80<br />
-9,00<br />
-9,20<br />
-9,40<br />
-9,60<br />
-9,80<br />
-10,00<br />
y = 0,8592x - 1,0892<br />
R 2 = 0,9636<br />
Markungsgraben<br />
Forellenbach<br />
y = 0,6493x - 3,2548<br />
R 2 = 0,9992<br />
Abb. 7-19: Zusammenhang zwischen 18 O - Messwerten in der Ohe und im Markungsgraben<br />
bzw. Forellenbach
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 77<br />
Q in m³/s<br />
0,40<br />
0,35<br />
0,30<br />
0,25<br />
0,20<br />
0,15<br />
0,10<br />
0,05<br />
0,00<br />
22. Sep 04 23. Sep 04 24. Sep 04 25. Sep 04 26. Sep 04 27. Sep 04 28. Sep 04 29. Sep 04 30. Sep 04 1. Okt 04<br />
indirekter Abfluss direkter Abfluss<br />
Niederschlag in mm/10min d18O im Durchfluss<br />
d18O im Niederschlag Tafelruck d18O im Niederschlag Eschenhäng<br />
d18O im Grundwasser Schachtenebene d18O im Grundwasser Forellenbuchet<br />
Abb. 7-20: Direktabflussseparation Markungsgraben HW 23.-25. September 2004<br />
Q in l/s<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
22. Sep 04 23. Sep 04 24. Sep 04 25. Sep 04 26. Sep 04 27. Sep 04 28. Sep 04 29. Sep 04 30. Sep 04 1. Okt 04<br />
direkter Abfluss indirekter Abfluss<br />
Niederschlag in mm/10min d18O im Durchfluss<br />
d18O im Niederschlag Tafelruck d18O im Niederschlag Eschenhäng<br />
d18O im Grundwasser Schachtenebene d18O im Grundwasser Forellenbuchet<br />
Abb. 7-21: Direktabflussseparation Forellenbach HW 23.-25. September 2004<br />
-15<br />
-13<br />
-11<br />
-9<br />
-7<br />
-5<br />
-3<br />
-1<br />
Delta 18 O in °/ 00 VSMOW<br />
-15<br />
-13<br />
-11<br />
-9<br />
-7<br />
-5<br />
-3<br />
-1<br />
Delta 18 O in °/ 00 VSMOW
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
78 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />
Q in m³/s<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
22. Sep 04 23. Sep 04 24. Sep 04 25. Sep 04 26. Sep 04 27. Sep 04 28. Sep 04 29. Sep 04 30. Sep 04 1. Okt 04<br />
direkter Abfluss indirekter Abfluss<br />
Niederschlag in mm/10min d18O im Niederschlag Tafelruck<br />
d18O im Niederschlag Eschenhäng d18O im Grundwasser Schachtenebene<br />
d18O im Grundwasser Forellenbuchet d18O im Durchfluss Große Ohe interpoliert<br />
Abb. 7-22: Direktabflussseparation Große Ohe HW 23.-25. September 2004<br />
Die Ganglinien der drei untersuchten Gebiete zeigen die Abbildungen Abb. 7-20<br />
bis Abb. 7-22. Die separierten Direktabflussanteile enthält Abb. 7-23. Zum besseren<br />
Vergleich wurden die Durchflüsse in Spenden umgerechnet. Es ist deutlich zu<br />
erkennen, dass im Markungsgraben sowohl die Fülle der Ganglinie als auch die<br />
Scheitelabflussspende über der des Forellenbaches liegt. Wie die Abb. 7-24 bzw.<br />
Abb. 7-25 dokumentiert, ist die Abflussspende in dem stark geschädigten Markungsgraben<br />
im Scheitel mehr als doppelt so hoch wie in den anderen Gebieten.<br />
-15<br />
-13<br />
-11<br />
-9<br />
-7<br />
-5<br />
-3<br />
-1<br />
Delta 18 O in °/ 00 VSMOW
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 79<br />
q in l/(s . km²)<br />
q in l/(s . km²)<br />
q in l/(s . km²)<br />
400<br />
350<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
Markungsgraben<br />
22. Sep. 04 23. Sep. 04 24. Sep. 04 25. Sep. 04 26. Sep. 04 27. Sep. 04 28. Sep. 04<br />
400<br />
350<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
Forellenbach<br />
0<br />
22. Sep. 04 23. Sep. 04 24. Sep. 04 25. Sep. 04 26. Sep. 04 27. Sep. 04 28. Sep. 04<br />
400<br />
350<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
Große Ohe Pegel Tafelruck<br />
direkter Abfluss<br />
indirekter Abfluss<br />
0<br />
22. Sep. 04 23. Sep. 04 24. Sep. 04 25. Sep. 04 26. Sep. 04 27. Sep. 04 28. Sep. 04<br />
Abb. 7-23: Vergleich der Direktabflussseparation für die 3 untersuchten Gebiete für das<br />
HW vom 22.-28.9.04
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
80 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
2,3 fach höhere Abflussspende<br />
direkter Abfluss Markungsgraben in l/(skm²)<br />
direkter Abfluss Forellenbach in l/(skm²)<br />
direkter Abfluss Große Ohe in l/skm²<br />
0<br />
10<br />
22.9.04 10:00 23.9.04 10:00 24.9.04 10:00 25.9.04 10:00 26.9.04 10:00 27.9.04 10:00 28.9.04 10:00<br />
Abb. 7-24: Vergleich der Direktabflussspende in l/(s . km²) von Markungsgraben, Forellenbach<br />
und Großer Ohe für HW vom 22.-28.9.04<br />
q in l/(s . km²)<br />
350<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
2,2 fach höhere Abflussspende<br />
indirekter Abfluss Markungsgraben in l/(skm²)<br />
indirekter Abfluss Forellenbach in l/(skm²)<br />
indirekter Abfluss Große Ohe in l/skm²<br />
0<br />
10<br />
22.9.04 10:00 23.9.04 10:00 24.9.04 10:00 25.9.04 10:00 26.9.04 10:00 27.9.04 10:00 28.9.04 10:00<br />
Abb. 7-25: Vergleich der der Spenden des indirekten Abflusses in l/(s . km²) von Markungsgraben,<br />
Forellenbach und Großer Ohe für HW vom 22.-28.9.04<br />
Am Pegel Taferlruck / Große Ohe handelt es sich bei dem untersuchten Ereignis<br />
um ein HQ(T=3a). Die Ganglinien in der Abb. 7-23 zeigen, dass am Beginn eines<br />
Hochwassers die Ganglinie überwiegend aus Vorereigniswasser besteht. Erst im<br />
Bereich des Scheitels und im rückgehenden Ast der Ganglinie fließen dann nennenswerte<br />
Mengen Ereigniswasser ab.<br />
0<br />
2<br />
4<br />
6<br />
8<br />
0<br />
2<br />
4<br />
6<br />
8<br />
P in mm/10min
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 81<br />
Nachfolgend sollen einige Kennwerte des analysierten Hochwasserereignisses<br />
miteinander verglichen werden. Für die Berechnung des Gebietsniederschlags<br />
standen die Stationen <strong>Wald</strong>häuser (945 mü.NN) und Taferlruck (770 mü.NN) in<br />
zehnminütiger Auflösung zur Verfügung. Die Überregnung des Gebiets dauerte<br />
vom 22. bis 28.9.04 insgesamt 147 h (mit Unterbrechungen). In diesem Zeitraum<br />
fielen an der Station <strong>Wald</strong>häuser 79,5 mm Regen und an der Station Taferlruck<br />
82,1 mm in nahezu deckungsgleicher zeitlicher Verteilung. Im Hauptregen vom<br />
22.-23.9.2004 fielen innerhalb 34 Stunden an den <strong>Wald</strong>häusern 69,6 mm und am<br />
Taferlruck 71,6 mm Niederschlag. Aus beiden Datenreihen wurde durch einfache<br />
Mittelung das Gebietsmittel des hochwasserauslösenden Niederschlag zu<br />
P = 70,6 mm in 34 h berechnet.<br />
Daraus entstand ein Hochwasser mit folgenden Kennzahlen:<br />
Forellenbach<br />
Gesamtabfluss R 11,9 mm 16,9% von P<br />
Direkter Abfluss 1,4 mm 2,0% von P<br />
Indirekter Abfluss 10,5 mm 14,9% von P<br />
Mittlerer Direktabflussanteil an R 9,6%<br />
Maximaler Direktabflussanteil an R 14,9%<br />
Markungsgraben<br />
Gesamtabfluss R 30,4 mm 43,1% von P<br />
Direkter Abfluss 3,6 mm 5,1% von P<br />
Indirekter Abfluss 26,8 mm 38,0% von P<br />
Mittlerer Direktabflussanteil an R 9,7%<br />
Maximaler Direktabflussanteil an R 14,4%<br />
Große Ohe<br />
Gesamtabfluss R 18,0 mm 25,5% von P<br />
Direkter Abfluss 1,8 mm 2,5% von P<br />
Indirekter Abfluss 16,2 mm 23,0% von P<br />
Mittlerer Direktabflussanteil an R 7,8%<br />
Maximaler Direktabflussanteil an R 12,2%<br />
Aus der isotopenhydrologischen Analyse lassen sich die folgenden Thesen über<br />
die Auswirkungen des Borkenkäferbefalls im Hochwasserfall ableiten:<br />
• Die Abflusssumme ist im extrem geschädigten Markungsgraben 2,6-mal so<br />
hoch wie im Forellenbach<br />
• Die Scheitelabflussspende ist im Markungsgraben 2,2-mal höher als im Forellenbach<br />
• Aber: direkte und indirekte Abflussanteile sind in beiden Gebieten gleich<br />
• Ereigniswasser bildet nur ca. 10% der Hochwasserwelle, im Gesamtgebiet der<br />
Ohe sogar nur 8%<br />
• Vorereigniswasser formiert ca. 90% des Wassers in der Ganglinie<br />
• Die Wasserhaushaltsuntersuchungen ergeben insgesamt eine Erhöhung des<br />
Hochwasserabflussanteils auf 170% für den Markungsgraben (Phase 3)<br />
• Ob die Verdopplung der Scheitelabflussspende verallgemeinert werden kann<br />
und ob sie auch für Extremereignisse gilt, kann aus diesem einzelnen Ereignis<br />
nicht sicher abgeleitet werden.
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
82 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />
8 Dynamische Modellierung des Wasser- und Stoffhaushaltes<br />
8.1 Das ökohydrologische Modell ArcEGMO-PSCN<br />
Die in den vorangegangenen Kapiteln dargestellten Beobachtungs- und Analyseverfahren<br />
sind entweder auf Teilbereiche des komplexen Wasser- und Stoffhaushaltes<br />
von Einzugsgebieten oder auf die Analyse des Gebietsabflusses als hochintegrative<br />
Größe begrenzt. Das Zusammenspiel der einzelnen Prozesse und die<br />
Beschreibung der Wirkungsketten kann nur durch die Verknüpfung dieser Methoden<br />
mit deterministischen Modellansätzen erreicht werden. Diese Modelle müssen<br />
eine räumliche und zeitliche Übertragbarkeit ihrer Ergebnisse gewährleisten (Prognosefähigkeit)<br />
und die Einbeziehung von Zukunftsszenarien erlauben (Szenariofähigkeit).<br />
Nur so kann z. B. die Nachhaltigkeit von Bewirtschaftungsmaßnahmen<br />
nachgewiesen werden, was u.a. die Prüfung beinhaltet, wie robust das System auf<br />
Klimaveränderungen sowie anthropogene und/oder natürlicher Störungen reagiert.<br />
Für derartige Fragestellungen bietet sich der Einsatz deterministischer ökohydrologischer<br />
Flussgebietsmodelle an. Das hier angewendete Modell ArcEGMO-PSCN<br />
simuliert neben der Wasserdynamik auch den Kohlenstoff/Stickstoffhaushalt (Abb.<br />
8-1). Es entstand durch die Kopplung des GIS-gekoppelten hydrologischen Modells<br />
ArcEGMO (Pfützner, 2002, Becker et al. 2002) mit komplexen Wachstumsmodellen<br />
für <strong>Wald</strong>- und landwirtschaftliche Flächen und einem detaillierten Bodenmodell.<br />
Durch die Implementierung eines Fruchtfolgengenerators kann die<br />
landwirtschaftliche Anbaustruktur einer Region genau wiedergegeben werden.<br />
Regionalisierung der<br />
Wetterdaten<br />
tote Biomasse<br />
Nährstoffe<br />
Grundwasser<br />
H 2 O Energie<br />
PSCN Landnutzung PSCN<br />
Vegetation<br />
Nettoprimärproduktion<br />
Populationsdynamik<br />
Wachstum/Tod<br />
Boden<br />
C/N-<br />
Dynamik<br />
Wärme-<br />
Dynamik<br />
H 2 O<br />
Schnee<br />
Nährstoffe H 2 O<br />
Wasser-<br />
Dynamik<br />
Abb. 8-1: Modellschema ArcEGMO-PSCN<br />
H 2 O<br />
Fruchtfolge, Düngung, Ernte<br />
Wassernutzung<br />
Entnahmen, Einleitung, Speicherung<br />
Oberflächenabfluss<br />
Zwischenabfluss<br />
Gewässer<br />
Das Modellsystem ArcEGMO ist als hydrologische Toolbox konzipiert. Je nach<br />
Aufgabenstellung und Eingangsdatenbasis können über geeignete Kombinationen
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 83<br />
unterschiedlich detaillierter Teilprozessmodelle verschiedene Formen von Flusseinzugsgebietsmodellen<br />
erstellt werden. Die Zeitschrittweite der Simulation kann<br />
der Problemstellung angepasst werden, wobei im Standard mit einer täglichen<br />
Auflösung modelliert wird. Durch die direkte Kopplung an das GIS ArcInfo/ArcView<br />
können Flächen bestimmter Eigenschaften ausgewiesen werden und somit flächengenau<br />
die einzelnen hydrologischen Teilprozesse simuliert werden. Variable<br />
räumliche Aggregierungsansätze erlauben die Modellierung auf der Basis von<br />
Raumeinheiten unterschiedlicher Größe und Heterogenität. So erfolgt eine unterschiedliche<br />
Flächendifferenzierung bei der Simulation der vertikalen und der lateralen<br />
Prozesse. Somit ist eine Anwendung auf unterschiedlichsten Skalenebenen<br />
möglich, vom Kleinsteinzugsgebiet mit ca. 1 km² über mesoskalige Einzugsgebiete<br />
bis hin zu makroskaligen Einzugsgebieten (z.B. Saale mit 24.000 km²).<br />
Die räumliche Auflösung der Simulationen in den Untersuchungsgebieten im <strong>Nationalpark</strong><br />
<strong>Bayerischer</strong> <strong>Wald</strong> erfolgt entsprechend des Aggregationsschemas von<br />
ArcEGMO auf Hydrotopebene (s. Abb. 8-2). Jedes Hydrotop ist durch eine bestimmte<br />
Landnutzung und einen Bodentyp charakterisiert und hat einen festen<br />
Raumbezug innerhalb des Untersuchungsgebietes. Als treibende klimatische Größen<br />
werden mindestens Lufttemperatur, Niederschlag, Luftfeuchte und Globalstrahlung<br />
in täglicher Auflösung benötigt, die durch die in ArcEGMO integrierten<br />
Regionalisierungsverfahren (Kap. 4.2) für jedes simulierte Raumelement bereitgestellt<br />
werden.<br />
Räumliches Aggregationsschema von ArcEGMO<br />
Überlagerung der Landoberflächeneigenschaften (GIS)<br />
Hydrotope<br />
(1 m² .... 50 km²)<br />
DHM:<br />
Höhe, Neigung,<br />
N/S-Ausrichtung<br />
Landnutzung<br />
Vegetation<br />
Bodentypem<br />
Grundwassertiefe<br />
Gewässernetz, ober- und<br />
unterirdische Teileinzugsgebiete,<br />
Speicher, Einleitungs-/Entnahmestellen<br />
Abb. 8-2: Räumliches Aggregierungsschema von ArcEGMO<br />
Vorteile dieser prozessbeschreibenden, räumlich und zeitlich hochauflösenden<br />
Modellierung gegenüber von messwertorientierten Analyseverfahren und konzeptionellen<br />
Bilanzierungsansätzen wie z.B. MONERIS (Behrendt et al. 2002) werden<br />
vor allem hinsichtlich folgender Aspekte gesehen:<br />
• Die Simulation der Prozesse auf der Basis räumlich determinierter Hydrotope<br />
ermöglicht die flächenscharfe Ausweisung von Risikoflächen hinsichtlich
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
84 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />
- der Stoffausträge mit dem Oberflächen-, dem Drainage- bzw. dem<br />
hypodermischen Abfluss,<br />
- der Stoffeinträge in den Grundwasserkörper,<br />
- des land- und forstwirtschaftlichen Ertragsrisikos bedingt durch<br />
Wassermangel.<br />
• Die deterministische Abbildung der Vegetationsentwicklung land- und forstwirtschaftlicher<br />
Kulturen und Bestände erlaubt die Abbildung der inner- und mehrjährigen<br />
Dynamik der untersuchten Zustandsgrößen des Gebietswasser- und<br />
Stoffhaushaltes.<br />
• Das Modell ist szenariotauglich hinsichtlich kurz- und langjähriger Veränderungen<br />
des Klimas und der Landnutzung.<br />
Im Rahmen dieses Projektes erfolgte die Modellierung der Abflussbildungsprozesse<br />
und der Nährstoffflüsse im System Vegetation-Boden mit dem Modul PSCN<br />
(Plant-Soil-Carbon-Nitrogen-Modul of ArcEGMO, Abb. 8-1). Dieses Modul umfasst<br />
acht Submodule:<br />
• Potenzielle Evapotranspiration (wahlweiser Aufruf der Verfahren nach<br />
Turc/Ivanov, Haude oder Penman (DVWK, 1996)); Auf Grund der unsicheren<br />
Datenlage der Windgeschwindigkeit im Untersuchungsgebiet (s. Kapitel 4.7)<br />
wurde der Ansatz nach Turc/Ivanov genutzt, der als Eingangsdaten nur Lufttemperatur,<br />
Luftfeuchte und Globalstrahlung verlangt;<br />
• Interzeption / Interzeptionsverdunstung (Speicheransatz analog EGMO) auf<br />
der Basis der durch die Vegetationsmodelle berechneten dynamischen Interzeptionskapazitäten,<br />
• Vegetationsdynamik (je nach Landnutzung wird das <strong>Wald</strong>wachstumsmodell<br />
4C, ein Wachstumsmodell analog SWAT2000 für Wiesen, Acker- oder unspezifizierte<br />
Forstflächen (VEGEN), ein Zeitfunktionsansatz oder ein statischer Ansatz<br />
analog EGMO aufgerufen),<br />
• Schneedynamik (entweder „Tag-Grad-Verfahren“ nach Weise & Wendling<br />
(1974) oder Energiebilanzmodell nach Koitzsch & Günther (1990),<br />
• Infiltration, Muldenspeicherung und Generierung von oberirdischem Abfluss,<br />
• vertikale und laterale Bodenwasserdynamik (Koitzsch/Glugla-Verfahren<br />
(Koitzsch, 1977) mit Erweiterung um Makroporenfluss, hypodermischen und<br />
Drainageabfluss),<br />
• Bodentemperaturdynamik (Suckow, 1985, Klöcking, 1991),<br />
• C/N-Dynamik im Boden (Aufruf des Boden-C/N-Modells aus 4C).<br />
Die Simulation des <strong>Wald</strong>wachstums erfolgt primär mit dem <strong>Wald</strong>wachstumsmodell<br />
4C (FORESEE - FORESt Ecosystems in a changing Environment, Schaber et al.,<br />
1999). Nur bei fehlenden Informationen zur Initialisierung des Modells wird das<br />
allgemeine Wachstumsmodell VEGEN in Anlehnung an SWAT2000 (Neitsch et al.,<br />
2001) genutzt. Alle übrigen Landnutzungsformen (s. Tab. 3-6 und Tab. 3-11) wurden<br />
mittels eines statischen Ansatzes ohne Berücksichtigung der C/N-Dynamik<br />
simuliert. Eine ausführliche Beschreibung der Teilprozessmodelle des ArcEGMO-<br />
Abflussbildungsmoduls PSCN findet sich im Anhang A-4.<br />
Die Simulation der primär lateral gerichteten Prozesse in den Untersuchungsgebieten<br />
(„Lateral-Domäne“ in Abb. 8-1) untergliedert sich in die Modellierung der Kon-
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 85<br />
zentration des Oberflächenabflusses, der Grundwasserdynamik sowie der Konzentration<br />
des Abflusses in den oberirdischen Gewässern. Diese drei Prozesse werden<br />
durch einen kinematischen Wellenansatz bzw. Einzellinearspeicheransätze<br />
auf Teileinzugsgebietsbasis beschrieben. Eine ausführliche Beschreibung der hier<br />
nicht weiter erläuterten Teilmodelle gibt Pfützner (2002).<br />
8.2 Erstellung des GIS-Datenmodells für die Modellierung<br />
Das ökohydrologische Modell ArcEGMO-PSCN liest direkt digitale Karten (ArcInfo,<br />
ArcView) ein. Durch die Verschneidung von Boden-, Vegetations-, hydrogeologischen<br />
und topographischen Karten werden quasihomogene Flächen (Hydrotope,<br />
linker Teil der Abb. 8-2) erzeugt, auf welchen die vertikal gerichteten Prozesse wie<br />
Abflussbildung, Bestandesdynamik und C/N-Dynamik („Vertikaldomäne“, linker Teil<br />
der Abb. 8-1) simuliert werden. Voraussetzung dafür ist, dass die verwendeten<br />
Karten mit detaillierten Informationen zu den einzelnen Vegetations- bzw. Bodenformen<br />
verknüpft sind. Die Simulation der lateral gerichteten Prozesse der ober-<br />
und unterirdischen Abflusskonzentration sowie des Transportes und der Retention<br />
im Gewässernetz („Lateraldomäne“, rechter Teil von Abb. 8-1) erfolgt auf der Basis<br />
der Untergliederung des Untersuchungsgebietes in Teilgewässerabschnitte und<br />
den ihnen zugeordneten ober- und unterirdischen Einzugsgebieten. Durch die Zuordnung<br />
jedes einzelnen Hydrotops zu einem Raumelement der Lateraldomäne<br />
erfolgt die Verknüpfung der vertikal mit den lateral gerichteten Prozessen des Gebietswasserhaushaltes.<br />
Die Aufbereitung der in Kapitel 3.2 beschriebenen Raumdaten als Eingangsdaten<br />
für die Modellierung mit ArcEGMO-PSCN umfasste im Einzelnen:<br />
1. Aufbau eines digitalen hierarchisierten Gewässernetzes (Unterlieger-<br />
Oberlieger-Zuordnung, Festlegung der Berechnungsreihenfolge),<br />
2. Ausweisung der Einzugsgebietsgrenzen und Gebietsgliederung in Teileinzugsgebiete,<br />
3. Zuweisung der Teileinzugsgebiete zu den Gewässerabschnitten,<br />
4. Erstellung einheitlicher Basiskarten „Boden“ (s. Anlage A1), „Vegetation“,<br />
„Forstinventur“ (s. Anlage A2), „Totholzkarte“ (s. Anlage A2), „DHM“, „Hangneigung“<br />
und „Hangausrichtung“ (Exposition) in den Grenzen des Untersuchungsgebietes,<br />
5. Verknüpfung der Basiskarten mit weiteren vegetations- und bodenspezifischen<br />
Eingangsdaten (Leitbodenprofile, Bestandesinitialisierung, Totholzkartierung),<br />
6. Verschneidung der Basiskarten und der Teileinzugsgebiete zu Hydrotopen.<br />
Problematisch für die Erstellung des GIS-Modells auf der Basis des in Tab. 3-2<br />
aufgelisteten Datenmaterials waren vor allem zwei Aspekte:<br />
Für die in Tschechien liegenden Teile des Einzugsgebietes der TWT Frauenau<br />
liegen bislang keine Daten zu den Böden und der Vegetation vor. Auch das genutzte<br />
DHM deckt die Gebiete nicht vollständig ab. Zur Lösung dieses Problems<br />
wurden fehlende Flächeninformationen anhand von Nachbarschaftsbeziehungen<br />
und den in den Topographischen Karten TK25 enthaltenen Informationen ergänzt.
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
86 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />
Die einzelnen Originalkarten stammen aus unterschiedlichen Quellen und unterschiedlichen<br />
Aufnahmezeiten und –verfahren. Dadurch kommt es zu Lücken an<br />
den Blattschnitten, Lageverschiebungen und allgemeinen Inkonsistenzen.<br />
Bei Verschneidung dieser Karten würde sich eine Vielzahl von Kleinstflächen ergeben,<br />
die allein durch die Lageverschiebungen der einzelnen Kartenblätter zustande<br />
kommen. Deshalb wurden die einzelnen Karten mit einer Gitterweite von<br />
20m x 20m gerastert, um sie zu vereinheitlichen, Kleinstflächen zu eliminieren und<br />
kleinere Lücken zu schließen. Diese Gitterweite wurde nach folgenden Gesichtspunkten<br />
gewählt. Zum einen sollen die einzelnen Raster die räumliche Heterogenität<br />
der Basisinformation genügend genau wiedergeben. Zum anderen empfiehlt es<br />
sich für die Kombination der einzelnen Basiskarten, dass diese in der gleichen<br />
Raumauflösung vorliegen. Die größte Gitterweite sollte also immer ein Vielfaches<br />
der kleinsten Gitterweite sein. Das Inventurpunktraster mit der Gitterweite von<br />
200m x 200m stellt das gröbste Raster dar. Die Forstliche Standortkartierung ist<br />
vergleichsweise hochauflösend. Es zeigte sich, das hier maximal mit einer Gitterweite<br />
von 20 m gearbeitet werden kann, um die kartierten Konturen noch abbilden<br />
zu können.<br />
Aus dem Digitalen Höhenmodell (DHM) wurde eine Gefälle- und eine Expositionskarte<br />
abgeleitet. Da Hangneigung und Hangausrichtung hydrologisch bedeutsam<br />
sind, wurden diese Informationen neben der Landnutzung und der Bodencharakterisierung<br />
zur Erstellung der Hydrotopkarte genutzt. Dazu erfolgte eine Klassifizierung<br />
der Hangneigung in 4 Gefälleklassen (0-1%, 1-4%, 4-10%, 10-20%, > 20%)<br />
und eine Unterteilung bzgl. der Exposition in Nord-, Nord-Ost-, Ost-, Süd-Ost-,<br />
Süd-, Süd-West-, West- und Nord-West-Hänge.<br />
Die Basiskarte zur Vegetation und Landnutzung wurde durch Verknüpfung der<br />
Informationen zu Nichtwaldflächen aus der Bestandesteilflächenkartierung sowie<br />
zur Vegetation/Landnutzung aus den ATKIS-Daten erzeugt. Sie enthält 12 im Untersuchungsgebiet<br />
ökohydrologisch relevante Typen: Gewässer, Fels, Geröllflächen,<br />
Grünland/Wiese, Mischwald, Laubwald, Nadelwald, Moor, Ackerland, teilversiegelte<br />
Verkehrs- und Siedlungsflächen, versiegelte Verkehrs- und Siedlungsflächen.<br />
Zur Berücksichtigung der Wege und Straßen im EZG der TWT Frauenau<br />
wurden die im ATKIS vorhandenen Linien „gebuffert“ und somit in Flächen umgewandelt.<br />
Wesentlich für die Simulation des Wasserhaushaltes eines Flusseinzugsgebietes<br />
mit ArcEGMO ist ein digital vorliegendes, hierarchisiertes Gewässernetz, das die<br />
realen Gegebenheiten hinreichend genau wiedergibt. Das umfasst neben der Verknüpfung<br />
des Gewässersystems mit den jeweiligen Teileinzugsgebieten auch die<br />
Berücksichtigung besonderer Gewässerpunkte (Gewässerbauwerke, Seen, etc.)<br />
und die Charakterisierung der einzelnen Gewässerabschnitte durch eine entsprechende<br />
Attributierung („Kanal“, „Bach“, „verrohrt“, „Abteilungsgrenze“, etc.). Jeder<br />
Gewässerabschnitt wird durch eine Linie mit dem entsprechenden Anfangs- und<br />
Endpunkt beschrieben. Eine Beschreibung eines Abschnittes durch Gewässerrandlinien<br />
wie z.T. im ATKIS kann durch das hydrologische Modell nicht verarbeitet<br />
werden. Für die Bearbeitung des Gewässernetzes im Untersuchungsgebiet wurde<br />
die ArcView-Extension „RiverTools“ (Koschitzki & Pfützner, 2001) genutzt. Die<br />
Ausweisung der Teileinzugsgebiete, ihre Anpassung und Verknüpfung mit den<br />
jeweiligen Fließgewässerabschnitten erfolgte unter Nutzung der ArcView-<br />
Erweiterungen „GridTools“ (Ströbl, 2001) und „Hydro-Tools“ (Koschitzki & Pfützner,
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 87<br />
2001). Die dabei z.T. erforderlichen Neudigitalisierungen erfolgten auf der Grundlage<br />
der Topographischen Karten 1 : 25 000, Blätter 6946 und 7046.<br />
Insgesamt wurden für das 19,1 km² große Einzugsgebiet der Großen Ohe (Pegel<br />
Taferlruck) 18 Teileinzugsgebiete für 223 Fließgewässerabschnitte (s. Abb. 8-3)<br />
sowie 5114 Hydrotope ausgewiesen. Die Größe dieser quasihomogenen Flächen<br />
liegt zwischen 256 und 40.000 m².<br />
Das Einzugsgebiet der TWT Frauenau wurde in den Nordteil „EZG<br />
TWT/Hirschbach“ (9,5 km²) und den Südteil „EZG TWT/Kleiner Regen“ mit<br />
15,25 km² Einzugsgebietsgröße der Pegel an den jeweiligen Talsperrenzuflüssen<br />
unterteilt (s. Abb. 8-3). Das EZG Hirschbach umfasst acht Teileinzugsgebiete und<br />
insgesamt 2891 Hydrotope. Sein 25,6 km langes Gewässernetz wurde in<br />
106 Abschnitte unterteilt. Das EZG Kleiner Regen besteht aus<br />
15 Teileinzugsgebieten und insgesamt 4434 Hydrotopen. Das 41,7 km lange Gewässernetz<br />
des Kleinen Regen bis zur Vorsperre wurde in 190 Abschnitte unterteilt.<br />
Abb. 8-3: Gliederung der Untersuchungsgebiete in Teileinzugsgebiete
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
88 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />
Den durch Kombination der Basisraster (Bodentypen, Vegetation und Landnutzung,<br />
Inventurpunktraster, Gefälleklassen, Expositionsklassen, Teileinzugsgebiete)<br />
erzeugten Hydrotopen wurde zum Abschluss die jeweilige Höhe über NN, die<br />
Hangneigung und die Exposition zugewiesen, nachdem sie wieder in ein Polygon-<br />
Shape transformiert wurden. Da keine Informationen zu den mittleren Grundwasserflurabständen<br />
im Untersuchungsgebiet vorliegen, erfolgte die Zuordnung der<br />
Hydrotope zu Grundwasserflurabstandsklassen entsprechend der Informationen<br />
der Forstlichen Standortkartierung. Es wurde zwischen folgenden Klassen unterschieden:<br />
• stark durch Grundwasser beeinflusst (GWFA ≤ 1m)<br />
• bedingt durch Grundwasser beeinflusst (1 m < GWFA ≤ 3 m)<br />
• nicht durch Grundwasser beeinflusst (GWFA > 3 m)<br />
Im Einzugsgebiet der Großen Ohe (TG Markungsgraben und TG Forellenbach)<br />
gibt es seit 1988 drei Grundwassermessstellen im Bereich der Intensivmessflächen<br />
der Monitoring-Programme ECE/IM (UBA) und „Messnetz Stoffeintrag-<br />
Grundwasser“ (LfW). Den benachbarten Hydrotopen wurden diese Messwerte zur<br />
Tiefe der Grundwasseroberfläche als Zeitreihen zugeordnet.<br />
Abb. 8-4 veranschaulicht anhand des Gebietsausschnittes TG Forellenbach/ECE-<br />
IM die räumliche Untergliederung des Untersuchungsgebietes in die Hydrotope<br />
und ihrer Zuordnung zu den Teileinzugsgebieten.<br />
Abb. 8-4: Ausschnitt des GIS-Datenmodells im Bereich der Intensivmessflächen im TG<br />
Forellenbach der Großen Ohe
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 89<br />
9 Modellvalidierung am Standort<br />
9.1 Datengrundlage<br />
Eine Voraussetzung für simulationsgestützte Impaktanalysen ist der Nachweis der<br />
Eignung des verwendeten Modells zur Lösung der Fragestellung. Die Validierung<br />
räumlich verteilter Einzugsgebietsmodelle ist aufgrund ihrer Komplexität sehr<br />
schwierig. An Messreihen stehen zumeist nur Durchfluss- und Wasserqualitätswerte<br />
der Oberflächengewässer zu Verfügung, die selbst wiederum integrative Größen<br />
sind. Als Alternative bieten sich die Überprüfung der Ergebnisse der simulierten<br />
Teilprozesse an, wie z.B. der Bestandesentwicklung, der Bodenfeuchtedynamik<br />
oder der Schneedeckendynamik.<br />
Durch den Forschungsverbund „Große Ohe“ liegen im EZG der Großen Ohe hervorragende<br />
Daten zu Teilelementen des Wasser- und Stoffhaushaltes vor, die<br />
neben den Gewässermesswerten für die Modellvalidierung genutzt werden können.<br />
Insbesondere eignen sich hierfür die Messreihen auf den Intensivmessflächen<br />
des Landesamtes für Wasserwirtschaft im EZG des Markungsgraben („Messnetz<br />
Stoffeintrag-Grundwasser“, LfW, 2004) und die ECE-IM-Messflächen im Forellenbachgebiet<br />
(Beudert & Breit, 2004). Ihre Lage im Untersuchungsgebiet ist in Abb.<br />
3-2, Seite 5 enthalten. Hier liegen neben bodenchemischen und bodenphysikalischen<br />
Untersuchungen auch Daten zur Bestandesentwicklung vor, so dass sowohl<br />
die Simulationsergebnisse des Boden- als auch des Vegetationsmodells überprüft<br />
werden können.<br />
9.2 Schneemodellierung<br />
Ergebnisse der Schneemodellierung können entweder räumlich-qualitativ durch<br />
den Einsatz von Fernerkundungsdaten zur Ausdehnung und Dauer der Schneebedeckung<br />
oder punktuell-quantitativ anhand von Standortmessungen zur Schneehöhe,<br />
Schneedichte bzw. der in der Schneedecke gespeicherten Wassermenge<br />
überprüft werden. Die Anwendung von Fernerkundungsmethoden in bewaldeten<br />
bergigen Gebieten wird nach wie vor als kritisch angesehen, außerdem standen<br />
sie im Rahmen dieses Projektes für das Untersuchungsgebiet nicht zur Verfügung.<br />
Standortmessungen des Wasseräquivalents der Schneedecke liegen an den Klimastationen<br />
Taferlruck und <strong>Wald</strong>häuser sowie an der Racheldiensthütte vor.<br />
Daneben stehen Messdaten zur Schneehöhe und -menge der Klimadatenbank<br />
„Große Ohe M13“ (LWF, Gietl & Seegert, 2003) an weiteren 12 Standorten zur<br />
Verfügung.<br />
Exemplarisch erfolgte die Überprüfung der Simulationsgüte des Schneemodells<br />
anhand der Freiflächendaten an der Klimastation <strong>Wald</strong>häuser. Diese östlich neben<br />
dem Untersuchungsgebiet gelegene Station bietet sich zur Validierung insbesondere<br />
deshalb an, da hier neben Messwerten zur Schneedeckendynamik auch lückenlose<br />
Messreihen aller für die Schneesimulation benötigten Eingangsdaten<br />
vorliegen.<br />
Die Schneedynamik wird in der Mehrzahl der hydrologischen und ökohydrologischen<br />
Modelle nach sogenannten Taggradverfahren berechnet, in die primär die<br />
Lufttemperatur eingeht. Vergleicht man die Ergebnisse des Taggradverfahrens
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
90 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />
nach Weise & Wendling (1974) mit den Ergebnissen des Schneemodells nach<br />
Koitzsch & Günther (1990) auf der Basis des konvektiven Wärmeübergangs an<br />
Grenzflächen, so ergeben sich deutliche Unterschiede.<br />
500<br />
[mm]<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
Schneemenge (Wasseräquivalent)<br />
Simulation Taggradverfahren<br />
Simulation mit Strahlungsbilanz<br />
Messwert<br />
0<br />
10.90 10.91 10.92 10.93 10.94 10.95 10.96 10.97 10.98 10.99 10.00 10.01 10.02<br />
Abb. 9-1: Vergleich der gemessen mit den nach zwei unterschiedlichen Verfahren simulierten<br />
Schneemengen auf einer Freifläche an der Klimastation <strong>Wald</strong>häuser<br />
50<br />
[mm]<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Schneeschmelze [mm]<br />
Simulation mit Strahlungsbilanz<br />
Simulation Taggradverfahren<br />
01.11.1998 01.05.1999 01.11.1999 01.05.2000 01.11.2000 01.05.2001 01.11.2001 01.05.2002<br />
Abb. 9-2: Vergleich der nach zwei unterschiedlichen Verfahren simulierten Schmelzwassermengen<br />
auf einer Freifläche an der Klimastation <strong>Wald</strong>häuser<br />
Wie Abb. 9-1 veranschaulicht, wird durch das Taggradverfahren sowohl die<br />
Schneemenge, als auch die Dauer der Schneeauflage in der Mehrzahl der beobachteten<br />
Winterperioden überschätzt. Hauptursache ist dafür die Vernachlässigung<br />
des Strahlungsterms, der besonders in kühlen, aber sonnenexponierten Lagen<br />
großen Einfluss auf die Schneedynamik hat. Deren Einfluss auf den Gebietswasserhaushalt<br />
wird klar, wenn man die in Abb. 9-2 dargestellten Schmelzwasser-
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 91<br />
mengen vergleicht. Durch das Taggradverfahren wird ein deutlich verzögertes<br />
Abschmelzen der Schneedecke um bis zu 3 Wochen simuliert, was in schmelzwasserdominierten<br />
Gebirgsgebieten zu einer eklatanten Fehleinschätzung der<br />
Hochwassergefährdung führen kann.<br />
Ein direkter Vergleich von simulierten und gemessenen Schneewerten im Bestand<br />
erfolgte in diesem Projekt nicht. Ursache war die unzureichende Eingangsdatenbasis<br />
an den Standorten der Schneesonden im EZG der Großen Ohe. Die Güte<br />
der Schneemodellierung konnte hier nur indirekt über den Vergleich der simulierten<br />
und gemessenen Gebietsabflüsse erfolgen (vgl. Kap. 10).<br />
9.3 Vegetationsentwicklung<br />
Im Rahmen des ECE-IM-Programms wurden 1990 und 1994 durch Beudert et al.<br />
(1994) im Bereich der unteren Hanglagen des Forellenbachgebietes (Schachtenau)<br />
zehn Dauerbeobachtungsflächen eingerichtet. Die Buchen-Dauerbeobachtungsfläche<br />
B1 liegt in einem 16,7 ha großen, 61-121 Jahre alten Fichten-<br />
Buchen-Baumholz (Mischungsanteil 65/35) auf Lehm in einem Bereich, in dem der<br />
Buchenanteil horst- bzw. kleinbestandweise stark dominiert. Die Fichten-Dauerbeobachtungsfläche<br />
F1 liegt in einem 11,3 ha großen Fichten-Buchen-Baumholz<br />
(85/14) mit eingestreutem Bergahorn auf Lehm im Alter von 85-112 Jahren. Im<br />
Juni 1996 kam es zum Borkenkäferbefall der Fichtenflächen, was zu einem Totalausfall<br />
der Fichten im Herbst 1997 führte. Detaillierte Angaben zu den Flächen<br />
sind in Beudert & Breit (2004) enthalten.<br />
Ziel der Untersuchungen war die Überprüfung der Güte der Bestandessimulation<br />
durch das <strong>Wald</strong>wachstumsmodell 4C im Rahmen des Gesamtmodells ArcEGMO-<br />
PSCN. Dieses Modell wurde bislang noch nie unter vergleichbaren Bedingungen<br />
(Bergmischwald ohne kommerzielle Nutzung, Borkenkäferkalamität, Klima) getestet.<br />
Die Initialisierung der Bestandesdaten erfolgte auf der Basis der Zustandserhebung<br />
von 1990. Die Simulation wurde für den Zeitraum 1990 bis 2004 durchgeführt.<br />
Für diese Periode stehen die Ergebnisse zweier weiterer Zustandserhebungen<br />
1995 und 2001 sowie kontinuierliche Bodenfeuchtemessungen seit 2002 (vgl.<br />
Kap. 9.4) für die Modellvalidierung des Vegetationsmodells zur Verfügung.<br />
Wie die folgenden Abbildungen verdeutlichen, konnte insgesamt eine<br />
zufriedenstellende Abbildung der Bestandesentwicklung auf beiden Versuchsflächen<br />
durch das Modell erreicht werden. Bei der Entwicklung der Stammzahlen<br />
sowie des Derbholzvolumens der Baumarten Fichte und Buche gibt es eine gute<br />
Übereinstimmung zwischen beobachteten und simulierten Werten. Die Übereinstimmung<br />
der abgeleiteten mittleren Oberhöhe und der Stammdurchmesser ist<br />
insbesondere für die Fichten auch gut. Letzterer Parameter wird für die Buchen<br />
jedoch noch unbefriedigend durch das Modell 4C simuliert, wie Abb. 9-3 veranschaulicht.<br />
Da der Stammdurchmesser ohne Auswirkungen auf die Simulation des<br />
Wasser- und Nährstoffbedarfs ist, kann diese Modellunsicherheit im Rahmen des<br />
Forschungsprojektes toleriert werden.
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
92 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />
Dg [cm] und h100 [m]<br />
40<br />
35<br />
30<br />
25<br />
B1: Buchen<br />
Grundflächenm ittel-Stam m durchm esser Dg<br />
Oberhöhe h100<br />
Derbholzvolum en V<br />
Dg M esswert Dg Simulation<br />
h100 M esswert h100 Simulation<br />
V M esswert V Simulation<br />
20<br />
0<br />
1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004<br />
Abb. 9-3: Vergleich der 4C-Simulation der Bestandesentwicklung mit den Messwerten auf<br />
der Buchenmessfläche B1 für die Baumart Buche<br />
Dg [cm] und h100 [m]<br />
50<br />
45<br />
40<br />
35<br />
30<br />
25<br />
B1: Fichten<br />
Grundflächenm ittel-Stam m durchm esser Dg<br />
Derbholzvolum en V<br />
Oberhöhe h100<br />
Dg Messwert Dg Simulation<br />
h100 Messwert h100 Simulation<br />
V Messwert V Simulation<br />
20<br />
0<br />
1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004<br />
Abb. 9-4: Vergleich der 4C-Simulation der Bestandesentwicklung mit den Messwerten auf<br />
der Buchenmessfläche B1 für die Baumart Fichte<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
V [VfmD/ha]<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
V [VfmD/ha]
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 93<br />
h100 [m]<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
F1: Buche<br />
Oberhöhe h100<br />
Derbholzvolum en V<br />
Stam m zahl n<br />
h100 Messwert h100 Simulation<br />
V Messwert V Simulation<br />
n Messwert n Simulation<br />
0<br />
0<br />
1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004<br />
Abb. 9-5: Vergleich der 4C-Simulation der Bestandesentwicklung mit den Messwerten auf<br />
der Fichtenmessfläche F1 für die Baumart Buche<br />
Dg [cm] und h100 [m]<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
F1: Fichten<br />
Oberhöhe h100<br />
Stam m zahl n<br />
Derbholzvolum en V<br />
Grundflächenm ittel-<br />
Stam m durchm esser Dg<br />
Dg Messwert<br />
Dg Simulation<br />
h100 Messwert<br />
h100 Simulation<br />
V Messwert<br />
V Simulation<br />
n Messwert<br />
n Simulation<br />
0<br />
0<br />
1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004<br />
Abb. 9-6: Vergleich der 4C-Simulation der Bestandesentwicklung mit den Messwerten auf<br />
der Fichtenmessfläche F1 für die Baumart Fichte<br />
9.4 Bodenwasserdynamik<br />
Die Bodenwasserdynamik wird an jeweils einem Standort im Markungsgrabengebiet<br />
und Forellenbachgebiet durch die Messung der Bodenfeuchte beobachtet. Seit<br />
Oktober 2001 liegen hierzu Tensiometer-Messwerte in zwei Tiefen (50 und<br />
200 cm) für die MSGW-Messfläche im Markungsgraben vor. Für die Buchenfläche<br />
B1 im EZG Forellenbach gibt es eine Tensiometer-Messreihe für das hydrologische<br />
Jahr 1995 in 20, 40, 70 und 100 cm Tiefe. Da es immer wieder zu Ausfällen<br />
der Tensiometer kam, wurde November 2001 eine TRACE-Anlage installiert, so<br />
dass seit dem 1.1.2002 TDR-Messwerte in 5 Tiefen (10, 30, 55, 85, 115 cm) mit je<br />
4 Wiederholungen vorliegen. Für den Zwischenzeitraum liegen nur sehr lückenhaft<br />
Daten vor, die nicht in den Vergleich einbezogen wurden.<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
1200<br />
1000<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
V [VfmD/ha] und n<br />
V [VfmD/ha] und n
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
94 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />
Im Folgenden werden die Ergebnisse der Bodenfeuchtesimulation für die Buchenmessfläche<br />
im EZG Forellenbach diskutiert. Die Anpassungsgüte für die Messfläche<br />
des LfW in den Hochlagen des Markungsgrabens ist vergleichbar.<br />
6 0<br />
5 0<br />
4 0<br />
3 0<br />
2 0<br />
1 0<br />
B o d e n f e u c h t e in 1 0 c m T ie f e [ V o l% ]<br />
K a n a l 1 a K a n a l 6 a K a n a l 1 1 a<br />
K a n a l 1 6 a K a n a l 2 1 a S im u la t io n<br />
0<br />
1 0 . 1 1 . 2 0 0 1 2 9 . 0 5 . 2 0 0 2 1 5 . 1 2 . 2 0 0 2 0 3 . 0 7 . 2 0 0 3 1 9 . 0 1 . 2 0 0 4 0 6 . 0 8 . 2 0 0 4<br />
6 0<br />
5 0<br />
4 0<br />
3 0<br />
2 0<br />
1 0<br />
B o d e n f e u c h t e in 3 0 c m T ie f e [ V o l% ]<br />
K a n a l 2 K a n a l 7 a K a n a l 1 2 a<br />
K a n a l 2 2 a K a n a l 1 7 a S im u la t io n<br />
0<br />
1 0 . 1 1 . 2 0 0 1 2 9 . 0 5 . 2 0 0 2 1 5 . 1 2 . 2 0 0 2 0 3 . 0 7 . 2 0 0 3 1 9 . 0 1 . 2 0 0 4 0 6 . 0 8 . 2 0 0 4<br />
6 0<br />
5 0<br />
4 0<br />
3 0<br />
2 0<br />
1 0<br />
W C i n 5 5 c m T i e f e [ V o l % ]<br />
K a n a l 3 a K a n a l 8 a K a n a l 1 3 a<br />
K a n a l 1 8 a K a n a l 2 3 a S im u la t io n<br />
0<br />
1 0 . 1 1 . 2 0 0 1 2 9 . 0 5 . 2 0 0 2 1 5 . 1 2 . 2 0 0 2 0 3 . 0 7 . 2 0 0 3 1 9 . 0 1 . 2 0 0 4 0 6 . 0 8 . 2 0 0 4<br />
6 0<br />
5 0<br />
4 0<br />
3 0<br />
2 0<br />
1 0<br />
B o d e n f e u c h t e i n 8 5 c m T i e f e [ V o l % ]<br />
K a n a l 4 a K a n a l 9 K a n a l 1 4<br />
K a n a l 1 9 K a n a l 2 4 S im u la t io n<br />
0<br />
1 0 . 1 1 . 2 0 0 1 2 9 . 0 5 . 2 0 0 2 1 5 . 1 2 . 2 0 0 2 0 3 . 0 7 . 2 0 0 3 1 9 . 0 1 . 2 0 0 4 0 6 . 0 8 . 2 0 0 4<br />
Abb. 9-7: Vergleich der simulierten mit der gemessenen Bodenfeuchte auf der Buchenmessfläche<br />
B1 im EZG Forellenbach
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 95<br />
6 0<br />
5 0<br />
4 0<br />
3 0<br />
2 0<br />
1 0<br />
B o d e n f e u c h t e i n 1 1 5 c m T i e f e [ V o l % ]<br />
K a n a l 5 K a n a l 1 0 K a n a l 1 5<br />
K a n a l 2 0 K a n a l 2 5 S im u la t io n<br />
0<br />
1 0 . 1 1 . 2 0 0 1 2 9 . 0 5 . 2 0 0 2 1 5 . 1 2 . 2 0 0 2 0 3 . 0 7 . 2 0 0 3 1 9 . 0 1 . 2 0 0 4 0 6 . 0 8 . 2 0 0 4<br />
Abb. 9-8: Vergleich der simulierten mit der gemessenen Bodenfeuchte auf der Buchenmessfläche<br />
B1 im EZG Forellenbach in 115 cm Tiefe<br />
In die Darstellung der Bodenfeuchteentwicklung in den fünf Messtiefen (Abb. 9-7,<br />
Abb. 9-8) wurden alle Einzelmessungen (Kanal 1 bis 25) mit einbezogen. Hierdurch<br />
wird klar, wie schwierig die Beobachtung der Bodenfeuchtedynamik und ein<br />
Vergleich mit simulierten Werten ist. Obwohl die einzelnen TDR-Antennen (Kanäle)<br />
auf einer Fläche von nur 50 m² mit einem mittleren Abstand von 2 m zwischen<br />
jeweils zwei Sonden angeordnet sind, unterscheiden sich die Einzelmesswerte pro<br />
Bodentiefen sowohl im Niveau der gemessenen Bodenfeuchte um bis zu 20 Vol.%<br />
als auch hinsichtlich der beobachteten Dynamik. Insbesondere in den Austrocknungsperioden<br />
werden an den einzelnen Messpunkten unterschiedliche Bodenfeuchteverläufe<br />
beobachtet, was auf ein deutlich heterogenes Muster des Entzuges<br />
durch Transpiration schon auf kleinster Fläche hinweist. Besonders große<br />
Differenzen zwischen den einzelnen Messpunkten werden im Oberboden (10 cm<br />
Tiefe) und ab einer Tiefe von mehr als 80 cm beobachtet.<br />
Aus diesen Gründen verbietet sich die Anwendung von statistischen Verfahren zur<br />
Berechnung der Effizienz. Die Abschätzung der Simulationsgüte muss allein visuell<br />
hinsichtlich der Widerspiegelung des Feuchteniveaus und der Dynamik erfolgen.<br />
Insgesamt ist die Übereinstimmung zwischen simulierten und gemessenen Bodenfeuchtewerten<br />
zufriedenstellend. Die Dynamik wird durch das Modell gut wiedergegeben,<br />
auch wenn der Pflanzenentzug im Oberboden etwas über- und in größerer<br />
Tiefe unterschätzt wird.<br />
Durch die Berücksichtigung des Makroporenflusses bei der Bodenfeuchtesimulation<br />
konnte auch der schnelle Durchbruch von Feuchtefronten im trockenen Boden<br />
abgebildet werden. Wie die Messwerte in den einzelnen Tiefen zeigen, kommen<br />
jedoch solche Feuchtedurchbrüche nach Starkregenereignissen schon ab einer<br />
Tiefe von 85 cm nicht mehr zum Tragen. Deshalb wird davon ausgegangen, dass<br />
diese Prozesse den Gebietswasserhaushalt nur bedingt beeinflussen, obwohl sie<br />
von Relevanz für die Feuchte des Oberbodens sind. Einschränkend muss jedoch<br />
an dieser Stelle darauf hingewiesen werden, dass die alleinige Nutzung von Bodenfeuchtemessungen<br />
zur Abschätzung des Bodenwasserhaushaltes als problematisch<br />
angesehen werden muss. Das betrifft besonders die Abflussbildungsperioden,<br />
wenn die Bodenfeuchte oberhalb der Feldkapazität liegt. So zeigten Simulationsexperimente<br />
unter Variation der horizontalen hydraulischen Leitfähigkeit, die<br />
entscheidend für den hypodermischen Abfluss (Interflow) ist, keine großen Auswirkungen<br />
auf die simulierten Bodenfeuchtereihen bei Anstieg des Interflows um ein<br />
Vielfaches.
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
96 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />
60<br />
[Vol%]<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
Bodenfeuchte in 30 cm Tiefe [Vol%]<br />
Kanal 2 Kanal 12a<br />
Simulation mit 4C Simulation mit VEGEN<br />
0<br />
01.11.01 20.05.02 06.12.02 24.06.03 10.01.04 28.07.04<br />
Abb. 9-9: Gegenüberstellung des simulierten Bodenfeuchteverlaufs in 30 cm Tiefe bei<br />
Verwendung zweier unterschiedlicher Vegetationsmodelle, Messwerte: Kanal 2<br />
und 12a<br />
Demgegenüber sind in Ausschöpfungsperioden die Messwerte geeignet, die Güte<br />
des simulierten Bodenwasserentzugs durch die Vegetation zu überprüfen. Wie<br />
Abb. 9-9 am Beispiel der in ArcEGMO-PSCN integrierten Modelle 4C und VEGEN<br />
verdeutlicht, wird durch beide Modelle eine unterschiedliche Entzugsverteilung<br />
über die Tiefe und die Zeit simuliert, obwohl die Summe des berechneten Transpirationsentzugs<br />
in beiden Modellen vergleichbar ist.<br />
Da über die Prozesse der Stoff- und Wasseraufnahme durch die Vegetation immer<br />
noch zu wenig bekannt ist, werden Wurzel- bzw. Entzugsverteilungen mit der Tiefe<br />
in den Simulationsmodellen zumeist durch empirische Ansätze beschrieben. Auf<br />
eine Eichung dieser Ansätze anhand der beobachteten Bodenfeuchteverläufe wurde<br />
hier bewusst verzichtet, da die Messungen an sich schon eine große Heterogenität<br />
in der Fläche zeigen.<br />
Beide Modelle simulieren jedoch einen zu schnellen Anstieg des Transpirationsentzuges<br />
im Frühjahr. Der auf der Basis der simulierten phänologischen Entwicklung<br />
berechnete Bedarf im Mai übersteigt die gemessene Absenkung der Feuchte.<br />
Der simulierte Abfall der Bodenfeuchte setzt zu schnell ein und ist zu steil.<br />
Die durch die einzelnen Vegetationsmodelle unterschiedlich simulierte Entzugsdynamik<br />
ist von Einfluss auf die modellierten Gebietsabflüsse, wie Abb. 9-10 anhand<br />
der simulierten Sickerwasserraten in 1,50 m Bodentiefe verdeutlicht. Beide Simulationsergebnisse<br />
sind jedoch nicht grundsätzlich unterschiedlich. Deshalb erscheint<br />
eine Nutzung des VEGEN-Modells als Ersatzmodell für Bestände, an denen 4C<br />
nicht initialisiert werden konnte, gerechtfertigt.
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 97<br />
30<br />
GWn<br />
[mm]<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
Simulation mit 4C<br />
Simulation mit VEGEN<br />
0<br />
01.11.01 01.05.02 01.11.02 01.05.03 01.11.03 01.05.04 01.11.04<br />
Abb. 9-10: Simulierte tägliche Sickerwasserbildung in 150 cm Tiefe bei Verwendung zweier<br />
unterschiedlicher Vegetationsmodelle<br />
Nach der Austrocknung des Bodens im Hitzesommer 2003 zeigt der gemessene<br />
Bodenfeuchteverlauf eine deutliche Absenkung des Feldkapazitätsniveaus in der<br />
darauf folgenden Auffüllungsperiode. Erst Ende 2004 pendelte sich die Bodenfeuchte<br />
bei Sättigung wieder auf den ursprünglichen Wert ein. Das gleiche Phänomen<br />
wurde auch an anderen TDR-Messstandorten in Deutschland und der<br />
Schweiz beobachtet (Raspe et al., 2004; Gurtz, 2005, Holts, 2005) und muss noch<br />
weiter untersucht werden. In der Simulation wird abweichend von den Beobachtungen<br />
ein Bodenfeuchteniveau auf der ursprünglichen Höhe der Feldkapazität<br />
bereits im Oktober 2003 wieder erreicht.
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
98 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />
9.5 Bodenstickstoffdynamik<br />
Das Modell ArcEGMO-PSCN simuliert die Kohlenstoff- und Stickstoffvorräte im<br />
Bestand sowie die Bodenvorräte, unterteilt in einzelne Fraktionen. Mineralischer<br />
Stickstoff wird in den Bindungsformen Nitrat (NO3-N) und Ammonium (NH4-N) als<br />
vollständig gelöst betrachtet. Berechnet werden die in den einzelnen Bodenhorizonten<br />
enthaltenen Mengen beider Komponenten in kg N/ha sowie die mit dem<br />
Sickerwasser ausgewaschene Gesamtfracht [kg N/ha]. In Abb. 9-11 sind für die<br />
Periode 1999 bis 2004 diese simulierten Größen dargestellt.<br />
N-Gehalt [kg/ha]<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
N-Auswaschung N03-N in oberen 40 cm NH4-N in oberen 40 cm min. N in Bodensäule<br />
0<br />
01.01.99 01.07.99 01.01.00 01.07.00 01.01.01 01.07.01 01.01.02 01.07.02 01.01.03 01.07.03 01.01.04 01.07.04<br />
Abb. 9-11: Simulierte anorganisch gebundene Bodenstickstoffgehalte im Oberboden (ohne<br />
Auflage) und im Gesamtprofil (NO3-N+NH4-N) sowie aus 1,5 m Tiefe ausgewaschenen<br />
Menge (NO3-N+NH4-N) unter dem Buchenbestand B1<br />
Deutlich zeichnen sich Immobilisierungsphasen nach dem Laubfall, Entzüge während<br />
der Vegetationsperioden sowie Auswaschungsperioden ab. Ein direkter Vergleich<br />
dieser Simulationsergebnisse mit Messwerten war jedoch im Rahmen des<br />
Projektes nicht möglich, da hier nicht die gleichen Zustandsvariablen gemessen<br />
werden.<br />
0<br />
2<br />
4<br />
6<br />
8<br />
10<br />
12<br />
N-Auswaschung [kg/ha]
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 99<br />
10 Modellvalidierung anhand der Gebietsabflüsse<br />
10.1 Wasserhaushaltssimulation für das EZG der Großen Ohe<br />
In der Hydrologie wird häufig zum Vergleich der simulierten mit den beobachteten<br />
Durchflusswerten das Gütekriterium E nach Nash und Sutcliffe (1979) benutzt:<br />
∑<br />
sim<br />
[ Qi<br />
m 2<br />
− Qi<br />
]<br />
E = 1 − i<br />
m<br />
[ Q<br />
m 2<br />
− Q ]<br />
(10-1)<br />
∑<br />
i<br />
i<br />
Der theoretisch möglich Fall E gleich Eins tritt ein, wenn die simulierten Werte<br />
identisch mit den beobachteten Werten sind. Für den Markungsgraben (Pegel<br />
1741800 mit 5053 Werten) ergab sich ein Wert E=0,68. Die Anpassungsgüte für<br />
den Forellenbach lag mit E=0,683 (0,68 mit VEGEN) noch etwas darüber. Die Anpassung<br />
für den Große Ohe, Pegel Taferlruck, ist mit 0,63 vergleichbar. Wie die<br />
folgenden Abbildungen für Markungsgraben und Forellenbach verdeutlichen, wurde<br />
eine sehr gute Anpassung im Niedrig- und Mittelwasserbereich erreicht. Problematisch<br />
erwies sich die Wiedergabe der extrem hohen Abflussspitzen. Am Markungsgraben<br />
werden Durchflüsse von über 1 m³/s beobachtet. Die höchsten simulierten<br />
Werte liegen demgegenüber nur bei 0,5 m³/s (Abb. 10-3). Beim Forellenbach<br />
ist diese Diskrepanz zwar nicht mehr so extrem, aber immer noch vorhanden<br />
(Abb. 10-4). Als Ursache werden bislang noch unbekannte, extrem schnell reagierende<br />
Fließwege vor allem in den Hochlagen vermutet, die noch nicht durch das<br />
Modell erfasst werden. Außerdem wirkt sich hier die unsichere Parametrisierung<br />
der Böden der Hochlagen, wie vor allem der mit einem Flächenanteil von 38% im<br />
Markungsgraben vorkommende Ranker negativ auf die Simulationsergebnisse<br />
aus. Die Perkolation aus den gekappten Böden der Hochlagen wird vermutlich<br />
wesentlich zeitiger abflusswirksam, als es bisher im Modell durch Verortung der<br />
„Grundwasser“-Bildungsräume (s. Abb. 10-7) berücksichtigt ist.<br />
1.0<br />
Q [m³/s]<br />
0.8<br />
0.6<br />
0.4<br />
0.2<br />
Markungsgraben<br />
Messwerte<br />
Simulation<br />
0.0<br />
Jan 1997 Jan 1998 Jan 1999 Jan 2000 Jan 2001 Jan 2002 Jan 2003 Jan 2004<br />
Abb. 10-1: Gegenüberstellung von beobachteten und simulierten Durchflüssen am Pegel<br />
Racheldiensthütte (Markungsgraben) für die Periode 1997 bis 2003
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
100 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />
0.30<br />
Q [m³/s]<br />
0.20<br />
0.10<br />
0.00<br />
Forellenbach<br />
Messwerte<br />
Simulation<br />
Jan 1997 Jan 1998 Jan 1999 Jan 2000 Jan 2001 Jan 2002 Jan 2003 Jan 2004<br />
Abb. 10-2: Gegenüberstellung von beobachteten und simulierten Durchflüssen am Pegel<br />
Schachtenau (Forellenbach) für die Periode 1997 bis 2003<br />
1.2<br />
Q<br />
[m³/s]<br />
1.0<br />
0.8<br />
0.6<br />
0.4<br />
0.2<br />
0.0<br />
Simulation Q [m³/s]<br />
0.8<br />
0.6<br />
0.4<br />
0.2<br />
0.0<br />
1:1 Linie<br />
Simulation mit 4C<br />
0.0 0.2 0.4 0.6 0.8<br />
Messwert Q [m³/s]<br />
Messwerte<br />
Simulation mit 4C<br />
0 72 145 217 289 361<br />
Unterschreitungstage<br />
Abb. 10-3: Übereinstimmung zwischen simulierten und gemessenen Durchflusswerten für<br />
den Markungsgraben 1.1.1991-31.10.2004, Darstellung als x-y-Diagramm und<br />
als Dauerlinie<br />
Andere Abweichungen zwischen simulierten und gemessenen Ganglinien lassen<br />
sich mit dem unsicheren meteorologischen Input erklären. Wie bereits im Kap. 4<br />
angesprochen, ist die Ausgangssituation sowohl für die Niederschläge in den<br />
Hochlagen als auch bzgl. der Lufttemperatur (Tageswerte und ihre räumliche Verteilung<br />
im Gesamtgebiet) schwierig. Dadurch wird in einigen Jahren die Schneedeckendynamik<br />
falsch eingeschätzt, was sich beim Vergleich der als schmelzwasserinduziert<br />
angenommenen innerjährlichen Abflussmaxima im Frühjahr zeigt. Zumeist<br />
wird ein verzögertes Schmelzen simuliert, da vorhergehende Abschmelzperioden<br />
auf Grund der regionalisierten Witterungsverhältnisse durch die Simulation<br />
nicht erfasst werden konnten.
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 101<br />
0.3<br />
0.2<br />
0.1<br />
0.0<br />
Simulation Q [m³/s]<br />
0.3<br />
0.2<br />
0.1<br />
1:1 Reihe<br />
Simulation mit 4C<br />
0.0<br />
0.0 0.1 0.2 0.3<br />
Messwerte Q [m³/s]<br />
Messwerte<br />
Simulation mit 4C<br />
Simulation mit VEGEN<br />
0 72 145 217 289 361<br />
Unterschreitungstage<br />
Abb. 10-4: Übereinstimmung zwischen simulierten und gemessenen Durchflusswerten für<br />
den Forellenbach 1.1.1991-31.10.2004, Darstellung als x-y-Diagramm und als<br />
Dauerlinie<br />
Wie schon bei den Untersuchungen für die Einzelstandorte deutlich wurde (Kap.<br />
9.4), ist der Einfluss unterschiedlicher Modellansätze zur Beschreibung der Vegetation<br />
und der Potentiellen Evaporation innerhalb der Simulation nicht mehr so<br />
gravierend. Diese kommen eher in Niedrigwasserperioden zum Tragen, wie Abb.<br />
10-5 verdeutlicht. Scheinbar wird durch das <strong>Wald</strong>wachstumsmodell die Verdunstung<br />
etwas unterschätzt. Damit wird der Bodenwasservorrat in der Vegetationsperiode<br />
nicht so weit aufgezehrt, was zu höheren Direktabflüssen durch Interflow in<br />
der darauffolgenden Perkolationsperiode führt.<br />
0.20<br />
0.15<br />
0.10<br />
0.05<br />
Messwerte<br />
Simulation mit 4C<br />
Simulation mit VEGEN<br />
0.00<br />
Jan 1999 Jul 1999 Jan 2000 Jul 2000 Jan 2001<br />
Abb. 10-5: Gegenüberstellung der simulierten Durchflusswerte für den Forellenbach bei<br />
Nutzung der beiden Vegetationsmodelle
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
102 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />
In Abb. 10-6 ist die Entwicklung des Blattflächenindexes LAI, wie er mit den beiden<br />
Vegetationsmodellen simuliert wird, als Gebietsmittel für das EZG des Markungsgrabens<br />
dargestellt. Dieser ökohydrologisch wichtige Parameter beeinflusst die<br />
Mengenverhältnisse der einzelnen Verdunstungskomponenten wie auch die den<br />
Erdboden erreichenden Niederschlags- und Strahlungsanteile. Beide Modelle geben<br />
die Beeinflussung durch den Borkenkäferbefall vergleichbar wieder, obwohl<br />
innerjährliche Dynamik und die absoluten Beträge unterschiedlich sind. Es ist somit<br />
zulässig, beide Modelle gleichzeitig in einem Gebiet bei den Szenariosimulationen<br />
anzuwenden, wenn die Simulation nicht für alle Bestände mit dem <strong>Wald</strong>wachstumsmodell<br />
4C möglich ist. Der nur durch das Modell 4C simulierte Abfall des LAI<br />
in den ersten drei Jahren ist nicht borkenkäferinduziert. Hier simuliert das Modell<br />
ein Absterben nicht konkurrenzfähiger Bäume (Initialisierungsproblem).<br />
9<br />
LAI 8<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
Jul 91<br />
Jul 92<br />
Markungsgraben<br />
Jul 93<br />
Jul 94<br />
Jul 95<br />
Jul 96<br />
Jul 97<br />
Jul 98<br />
Jul 99<br />
Jul 00<br />
Vegetationsmodell 4C<br />
Vegetationsmodell VEGEN<br />
Abb. 10-6: Simulation des Blattflächenindexes (LAI) mit den beiden Vegetationsmodellen<br />
in ArcEGMO-PSCN für das EZG Markungsgraben<br />
Unterteilung des Gebietsabflusses in einzelne Abflusskomponenten:<br />
ArcEGMO-PSCN unterteilt den simulierten Gebietsabfluss in die Abflusskomponenten<br />
Oberflächenabfluss, hypodermischer Direktabfluss (Interflow aus der Bodenzone),<br />
schneller und langsamer Grundwasserabfluss. Es wird dabei zwischen<br />
der Abflussbildung R auf den einzelnen Hydrotopen und den Abflussanteilen QR<br />
am Gewässerdurchfluss (Abflusskonzentration) unterschieden. Deren Mengenanteile<br />
als Mittel über den Simulationszeitraum gibt Tab. 10-1 wieder.<br />
Tab. 10-1: Anteil der einzelnen Abflusskomponenten am simulierten Gebietsabfluss von<br />
Markungsgraben und Forellenbach (Simulationszeitraum: 1.1.1991-31.12.2004)<br />
Abflusskomponente [%] Markungsgraben Forellenbach<br />
Oberflächenabfluss QRd 0,7 1,1<br />
Hypodermischer Direktabfluss QRint 39,8 38,1<br />
Schneller Grundwasserabfluss QRG1 29,6 9,0<br />
Grundwasserabfluss QRG2 29,8 51,7<br />
Jul 01<br />
Jul 02<br />
Jul 03<br />
Jul 04
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 103<br />
Die in einem Hydrotop gebildeten Anteile am Oberflächenabfluss RD und am hypodermischen<br />
Abfluss Rint hängen direkt von der Hangneigung und der hydraulischen<br />
Leitfähigkeit der einzelnen Bodenhorizonte ab. Insbesondere auf teilversiegelten<br />
oder vegetationsarmen Flächen steigt der Anteil des Oberflächenabflusses im Vergleich<br />
zu den übrigen, auf dieser Fläche gebildeten Abflusskomponenten. Diese<br />
Hydrotope sind in Abb. 10-7 als RD-dominierte Areale hervorgehoben.<br />
Da für das Untersuchungsgebiet kein Grundwasserströmungsmodell vorhanden<br />
ist, wurde die Grundwasserdynamik durch ein Einzellinearspeicherkonzept nachgebildet.<br />
Jedem dieser Speicher sind Hydrotope mit entsprechenden Eigenschaften<br />
zugeordnet. Die einzelnen Speisungsflächen für die Grundwasserkomponenten<br />
RG1 und RG2 sind in Abb. 10-7 dargestellt. Bei der Ausweisung wurde davon ausgegangen,<br />
dass nur ein geringer Anteil der aus den gekappten Böden der Hochlagen<br />
perkolierenden Bodenlösung in das Kluftsystem des anstehenden Gesteins<br />
einsickern kann. Der überwiegende Teil wird an der Grenze Boden-Festgestein<br />
sehr schnell talabwärts fließen. Eine Sonderstellung innerhalb der Grundwasserspeisungsflächen<br />
nehmen die grundwasserbeeinflussten Feuchtflächen (Auenbereiche,<br />
Nieder- und Übergangsmoore) ein, da sie in verdunstungsintensiven Perioden<br />
als Grundwasser-Zehrflächen wirken. Details zum Einzellinearspeicherkonzept<br />
zur Abbildung der Grundwasserdynamik in ArcEGMO werden in Becker et al.<br />
(2002) gegeben.<br />
Abb. 10-7: Hydrotopklassifizierung entsprechend ihrer Abflussdominanz (RD - Direktabfluss,<br />
RG1 - schneller Grundwasserabfluss, RG2 - langsamer Grundwasserabfluss)<br />
Bei der Bewertung der simulierten Abflusskomponenten muss jedoch die Unterschätzung<br />
der hohen Abflussspitzen insbesondere in den Hochlagen beachtet
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
104 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />
werden. Diese räumlich begrenzte, extrem schnelle Abflusskomponente könnte<br />
eventuell bei Reduzierung der Grundwasserkomponenten dem hypodermischen<br />
Direktabfluss (lateraler Abfluss aus wassergesättigten Bodenschichten) zugeordnet<br />
werden. Diese Vermutung wird auch von den Tritiumanalysen zur Quantifizierung<br />
des Basisabflusses RG2 im Markungsgrabengebiet (Kap. 7.1, Tab. 7-2) und den<br />
Ganglinienanalysen (Kap. 6.2) gestützt. So werden für dieses EZG mit ArcEGMO-<br />
PSCN für die langsame Grundwasserkomponente mittlere Abflussbeiträge von<br />
392 mm/a berechnet, die sehr gut mit den Ergebnissen der Tritiumanalyse<br />
(398 mm/a) übereinstimmen. Der mit DIFGA berechnete 31% Anteil von QG2 am<br />
Gesamtabfluss (Tab. 6-3) liegt ebenfalls in der gleichen Größenordnung wie die<br />
Modellergebnisse (Tab. 10-1).<br />
Die gute Übereinstimung der Ergebnisse der unterschiedlichen Methoden für das<br />
EZG des Markungsgrabens wird weiterhin durch die Übereinstimmung von simuliertem<br />
(1347 mm/a) und beobachtetem Gebietsabfluss (1371 mm/a) im jährlichen<br />
Mittel von 1992 bis 2004 bestätigt (s. Tab. 10-2). Hier sind neben den simulierten<br />
Abflusskomponenten auch der als Input verwendete korrigierte Niederschlag P, die<br />
berechnete potentielle und reale Verdunstung (PET und AET) als Gebietsmittel<br />
sowie die Modellbilanz (P-AET-R) und der simulierte und gemessene Abflussbeiwert<br />
R/P angeführt. Positive Bilanzwerte bedeuten, dass Niederschläge aus dem<br />
aktuellen hydrologischen Jahr erst im darauffolgenden hydrologischen Jahr abflusswirksam<br />
werden und dann dort überhöhte Abflussbeiwerte suggerieren (z.B.<br />
Übergang 1998/1999), die aber allein witterungsbedingt sind.<br />
Tab. 10-2: Simulierte Wasserhaushaltskomponenten und gemessene Abflüsse RM im<br />
Einzugsgebiet des Markungsgrabens (1.11.1991–31.10.2004) in mm/a<br />
hydr.<br />
Jahr<br />
P PET AET AET<br />
PET<br />
R QRd QRint QRG1 QRG2 Bilanz R/P RM RM<br />
GNMG<br />
1992 1658 521 435 0.83 1079 9 436 292 342 144 0.65 1022 0.61<br />
1993 1700 547 503 0.92 1289 10 549 359 371 -92 0.76 1188 0.67<br />
1994 1732 530 474 0.89 1275 10 498 377 390 -17 0.74 1107 0.60<br />
1995 2205 465 409 0.88 1797 13 719 646 418 -2 0.82 1724 0.77<br />
1996 1470 485 432 0.89 1019 8 421 212 377 19 0.69 942 0.62<br />
1997 1556 522 468 0.90 1137 9 469 296 364 -49 0.73 1331 0.88<br />
1998 1902 489 418 0.86 1296 10 546 381 359 187 0.68 1400 0.81<br />
1999 1688 457 360 0.79 1515 10 564 509 432 -187 0.90 1798 1.02<br />
2000 2039 492 374 0.76 1642 12 622 583 425 23 0.81 1717 0.87<br />
2001 1664 496 372 0.75 1295 9 515 369 401 -3 0.78 1416 0.83<br />
2002 2333 479 373 0.78 1879 14 733 695 437 81 0.81 1731 0.75<br />
2003 1448 558 373 0.67 1155 8 444 295 407 -79 0.80 1043 0.74<br />
2004 1470 437 345 0.79 1139 8 455 304 370 -13 0.77 1398 0.92<br />
Ø 1759 498 410 0.82 1347 10 536 409 392 1 0.76 1371 0.78<br />
In Abb. 10-8 sind die simulierten Abflusskomponenten den gemessenen Durchflüssen<br />
gegenübergestellt. Die simulierte Abflusszusammensetzung erscheint abgesehen<br />
von der Unterschätzung der Direktabflussanteile bei Hochwasserereignissen<br />
plausibel.
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 105<br />
0.8<br />
0.6<br />
0.4<br />
0.2<br />
Oberflächenabfluss<br />
hypodermischer Direktabfluss<br />
schnelles Grundwasser<br />
Grundwasser<br />
Messwerte<br />
0.0<br />
1.1.98 1.7.98 1.1.99 1.7.99 1.1.00 1.7.00 1.1.01 1.7.01 1.1.02 1.7.02 1.1.03 1.7.03 1.1.04<br />
Abb. 10-8: Simulierte Abflusskomponenten des Markungsgrabens für die Periode 1998-<br />
2003<br />
Leider ergibt sich für das Forellenbachgebiet keine so schlüssige Übereinstimmung<br />
zwischen Beobachtungen, Analyse- und Simulationsergebnissen. Obwohl auch<br />
hier scheinbar eine plausible Unterteilung des Gebietsabflusses in seine einzelnen<br />
Komponenten simuliert wurde (Abb. 10-9), treten große Abweichungen der Modellergebnisse<br />
zu den Ergebnissen der Tritium- und Ganglinienanalysen und der<br />
beobachteten Abflussspende R auf. Kontinuierlich wird R durch das Modell mit<br />
durchschnittlich 135 mm/a überschätzt (s. Tab. 10-3 und Abb. 10-11). Dieses<br />
schlechte Ergebnis verdeutlicht noch einmal, wie unsicher eine Simulationsbewertung<br />
allein anhand des Effizienzkriteriums nach Nash/Sutcliff (Gleichung 11) ist.<br />
0.3<br />
0.2<br />
0.1<br />
Oberflächenabfluss<br />
hypodermischer Direktabfluss<br />
schnelles Grundwasser<br />
Grundwasser<br />
Messwerte<br />
0.0<br />
1.1.98 1.7.98 1.1.99 1.7.99 1.1.00 1.7.00 1.1.01 1.7.01 1.1.02 1.7.02 1.1.03 1.7.03 1.1.04<br />
Abb. 10-9: Simulierte Abflusskomponenten des Forellenbaches für die Periode 1998-2003
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
106 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />
Tab. 10-3: Simulierte Wasserhaushaltskomponenten und gemessene Abflüsse RM im<br />
Einzugsgebiet des Forellenbachs (1.11.1991 – 31.10.2004)<br />
hydr.<br />
Jahr<br />
P PET AET AET<br />
PET<br />
R QRd QRint QRG1 QRG2 Bilanz R/P RM RM<br />
GNFB<br />
1992 1526 537 482 0.90 901 13 372 21 494 144 0.59 822 0.55<br />
1993 1557 555 524 0.95 1070 12 451 20 587 -38 0.69 932 0.60<br />
1994 1557 540 507 0.94 1142 13 405 103 621 -92 0.73 968 0.61<br />
1995 1977 503 461 0.92 1453 18 602 199 634 63 0.74 1232 0.62<br />
1996 1326 515 479 0.93 908 11 334 4 560 -61 0.68 747 0.57<br />
1997 1408 548 516 0.94 971 11 387 21 551 -79 0.69 892 0.62<br />
1998 1646 542 505 0.93 923 12 401 28 481 219 0.56 855 0.55<br />
1999 1505 494 447 0.91 1372 13 446 264 648 -315 0.91 1171 0.75<br />
2000 1873 530 457 0.86 1360 17 517 248 578 56 0.73 1244 0.68<br />
2001 1530 531 455 0.86 1064 12 425 31 596 11 0.70 1022 0.67<br />
2002 2214 523 451 0.86 1656 21 623 332 680 107 0.75 1434 0.65<br />
2003 1304 593 459 0.77 1085 10 351 109 613 -240 0.83 892 0.70<br />
2004 1337 480 397 0.83 940 11 372 18 538 -1 0.70 869 0.62<br />
Ø 1597 530 472 0.89 1142 13 437 108 583 -17 0.72 1006 0.63<br />
Der mit ArcEGMO berechneten langsamen Basisabfluss QRG2= 580 mm/a (37%<br />
des Gebietsniederschlages) liegt durchschnittlich um 160 mm/a über den Resultaten<br />
der Ganglinien- und Isotopenanalysen, die beide den identischen Wert von<br />
419 mm/a erbrachten (Tab. 6-2, Tab. 7-2). Die Folge davon sind zu hoch simulierte<br />
Niedrigwasserabflüsse (s. Abb. 10-4).<br />
Mögliche Ursachen für diese Abweichungen können u. a. eine Überschätzung des<br />
Gebietsniederschlages oder eine Unterschätzung der Gebietsverdunstung sein. Da<br />
die simulierten Gebietsniederschläge sehr gut mit den messwertgestützten Angaben<br />
in Tab. 4-5 übereinstimmen, kann wohl die erste Annahme ausgeklammert<br />
werden.<br />
Das Ganglinien-Separationsverfahren DIFGA weist für das Forellenbachgebiet<br />
eine mittlere Verdunstung von 739 mm/a aus. Dieser Wert ergibt sich, wie in<br />
Kap. 6.1 erläutert, aus der Auswertung der gemessenen Durchflüsse und der korrigierten<br />
Niederschläge, die jedoch mit 1710 mm/a um etwa 100 mm/a zu hoch<br />
angesetzt sind. Das heißt, im langjährigen Mittel ist die dort ausgewiesene Verdunstung<br />
gleich der Differenz zwischen beobachtetem Niederschlag und Durchfluss.<br />
Obwohl davon ausgegangen werden muss, dass die Transpiration in ArcEGMO<br />
durch das Vegetationsmodell etwas unterschätzt wurde, erscheinen die<br />
DIFGA-Verdunstungsmengen unrealistisch. Selbst bei Nutzung anderer Verfahren<br />
(z.B. Penman-Methode unter Einbeziehung der Windverhältnisse) lag die berechnete<br />
potenzielle Verdunstung (PET) mit im Mittel 600 mm/a unter diesen Werten<br />
(s. Abb. 11-4 links oben). Diese Unstimmigkeiten der Ergebnisse der einzelnen<br />
Methoden zeigen, dass für das EZG des Forellenbachs noch weiterer Forschungsbedarf<br />
zum Gebietswasserhaushalt besteht.<br />
Der in Tab. 10-1 auffällig höhere Oberflächenabflussanteil im Vergleich zum Markungsgraben<br />
wird durch den höheren Flächenanteil von Wegen im EZG des Forellenbachs<br />
(Tab. 3-6 und Abb. 10-7) erklärt. Der hypodermische Abflussanteil Rint<br />
wird allein in der Bodenzone in temporär wassergesättigten Schichten gebildet (s.<br />
Modellbeschreibung im Anhang A-4). Der für das EZG Forellenbach simulierte<br />
Anteil liegt nur geringfügig unter dem Wert für das Markungsgrabengebiet (Tab.
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 107<br />
10-1). Ursache dieses erstaunlichen Ergebnisses sind die tiefgründigeren Böden<br />
der mittleren Hanglagen im Vergleich zu den gekappten Böden der Hochlagen. So<br />
kann trotz geringerer Hangneigung (8,4° gegenüber 16° im EZG Markungsgraben)<br />
mehr Niederschlag über diesen Pfad abflusswirksam werden.<br />
Da der Wasserhaushalt stark von den meteorologischen Bedingungen auch im<br />
Vorjahr bestimmt wird, müssen immer längere Perioden und möglichst relativierte<br />
Größen betrachtet werden, um Borkenkäfer-induzierten Effekte zu erkennen. In<br />
den folgenden Abbildungen wurden deshalb die Veränderungen der berechneten<br />
Abflussbeiwerte und der Verhältnisse zwischen realer und potentieller Verdunstung<br />
über den gesamten Simulationszeitraum dargestellt.<br />
AET/ PET und R/P<br />
1.2<br />
1.1<br />
1.0<br />
0.9<br />
0.8<br />
0.7<br />
0.6<br />
0.5<br />
0.4<br />
Markungsgraben:<br />
AET/PET R/P R/P Messung P<br />
1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004<br />
hydrologisches Jahr<br />
Abb. 10-10: Veränderung der Verhältnisse zwischen den Wasserhaushaltskomponenten<br />
Niederschlag P, Verdunstung (potentiell: PET, real: AET) und Abflussspende R<br />
im EZG Markungsgraben<br />
Es zeigt sich, dass in beiden Gebieten erst ab dem hydrologischen Jahr 1999 eine<br />
deutliche Veränderung beider Größen zu verzeichnen ist. Dieses Simulationsergebnis<br />
wird durch die beobachteten Abflussbeiwerte (R/P Messung in Abb.<br />
10-10 und Abb. 10-11) gestützt. Die dabei schon 1997 aufgetretene Erhöhung von<br />
R/P im Markungsgrabengebiet (hellgraue Säule in Abb. 10-10: Quotient aus GNMG<br />
aus Tab. 4-5 und RM) kann nicht eindeutig auf die einsetzende Ausweitung der<br />
Totholzflächen zurückgeführt werden.<br />
0<br />
1000<br />
2000<br />
3000<br />
4000<br />
5000<br />
6000<br />
7000<br />
8000<br />
P [mm]
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
108 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />
AET/ PET und R/P<br />
1.2<br />
1.1<br />
1.0<br />
0.9<br />
0.8<br />
0.7<br />
0.6<br />
0.5<br />
0.4<br />
Forellenbach:<br />
AET/PET R/P R/P Messung P<br />
1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004<br />
hydrologisches Jahr<br />
Abb. 10-11: Veränderung der Verhältnisse zwischen den Wasserhaushaltskomponenten<br />
Niederschlag P, Verdunstung (potentiell: PET, real: AET) und Abflussspende R<br />
im EZG Forellenbach<br />
0<br />
1000<br />
2000<br />
3000<br />
4000<br />
5000<br />
6000<br />
7000<br />
8000<br />
P [mm]
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 109<br />
10.2 Wasserhaushaltssimulation für das EZG der TWT Frauenau<br />
10.2.1 EZG Hirschbach<br />
Die erreichte Anpassungsgüte für die beiden Zuflüsse der TWT Frauenau ist aufgrund<br />
der schlechteren Eingangsdatenbasis geringer als für das EZG der Großen<br />
Ohe und ihrer beobachteten Teileinzugsgebiete. Wie der Nash/Sutcliffe-Wert (Gl.<br />
10-1) von E=0,55 und die in Abb. 10-12 dargestellten Ganglinien am RHB Hirschbach<br />
verdeutlichen, ist die Übereinstimmung zwischen Beobachtungen und Simulation<br />
befriedigend. Obwohl auch hier wieder die Hochwasserspitzen deutlich durch<br />
das Modell unterschätzt werden, werden im Mittel die richtigen Gebietsabflussmengen<br />
simuliert (Vergleich Simulationswert R zu beobachteten Wert RM in Tab.<br />
10-4). Das wird auch durch die in Abb. 10-13 gegenübergestellte Dynamik der<br />
Abflussbeiwerte belegt.<br />
6<br />
Q<br />
[m³/s]<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
Messwert RHB Hirschbach<br />
Simulation<br />
0<br />
Jan 1997 Jan 1998 Jan 1999 Jan 2000 Jan 2001 Jan 2002 Jan 2003 Jan 2004 Jan 2005<br />
Abb. 10-12: Gemessene und simulierte Durchflüsse Q am RHB Hirschbach<br />
0.8<br />
R/P<br />
0.7<br />
0.6<br />
0.5<br />
0.4<br />
0.3<br />
R H B H irsch bach<br />
M essw erte R<br />
Simulation mit 4C<br />
y = 0.0014x + 0.6161<br />
R 2 = 0.015<br />
y = 0.0033x + 0.5731<br />
R 2 = 0.0737<br />
Simulation mit VEG EN<br />
Linear (M essw erte R)<br />
Linear (Simulation mit 4C)<br />
1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004<br />
Abb. 10-13: Abflussbeiwerte (Abflussfluss R/ Niederschlag P) der hydrologischen Jahre<br />
1986 bis 2004 für das EZG Hirschbach auf der Basis simulierter Gebietsniederschläge<br />
und gemessener bzw. simulierter Durchflüsse am Pegel RHB Hirschbach
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
110 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />
Bei den in Tab. 10-4 aufgeführten Abflussanteilen handelt es sich um die auf den<br />
einzelnen Hydrotopen gebildeten Jahressummen. Da in den simulierten Gebietsabfluss<br />
Rsim auch die Gebietsretention mit einfließt, kann es in einzelnen Jahren zu<br />
größeren Abweichungen zwischen diesen Mengen und dem eigentlich durchflusswirksamen<br />
Gebietsabfluss kommen.<br />
Tab. 10-4: Simulierte Wasserhaushaltskomponenten für das EZG Hirschbach, Vergleich<br />
mit den gemessenen Gebietsabflüssen RM an der Vorsperre der TWT Frauenau<br />
HydJahr P PET AET<br />
AET<br />
PET<br />
RO Rint RG Rsim RM<br />
1986 1711 488 491 1,01 13 888 300 800 971<br />
1987 1961 418 437 1,05 15 1185 360 1401 1329<br />
1988 1906 471 489 1,04 15 1045 342 1287 823<br />
1989 1700 467 478 1,02 13 888 278 1073 932<br />
1990 1397 528 510 0,97 10 682 190 838 763<br />
1991 1331 478 480 1,00 9 700 198 825 849<br />
1992 1610 527 526 1,00 12 695 250 864 808<br />
1993 1607 536 567 1,06 11 842 252 982 946<br />
1994 1648 538 541 1,01 12 816 256 1007 977<br />
1995 2054 480 493 1,03 16 1165 373 1365 1434<br />
1996 1372 463 483 1,04 10 661 203 808 778<br />
1997 1476 508 509 1,00 10 756 218 908 890<br />
1998 1694 489 496 1,02 12 841 242 922 875<br />
1999 1716 479 487 1,02 13 981 345 1294 1301<br />
2000 1965 510 546 1,07 15 1017 376 1255 1145<br />
2001 1604 517 539 1,04 12 783 244 940 970<br />
2002 2210 469 486 1,04 17 1254 418 1471 1526<br />
2003 1340 588 540 0,92 9 636 183 871 876<br />
2004 1378 485 487 1,00 10 655 200 772 825<br />
Ø 1667 497 505 1,02 12 868 275 1036 1001<br />
Obwohl Abb. 10-13 einen leichten Anstieg sowohl der gemessenen als auch der<br />
simulierten Abflussbeiwerte im Beobachtungszeitraum zeigt, verdeutlichen die in<br />
Tab. 10-4 enthaltenen Wasserhaushaltskomponenten, dass es sich hier nicht um<br />
eine signifikant durch den Borkenkäfer verursachte Veränderung handelt. Voraussetzung<br />
dafür wäre, dass gleichzeitig das Verhältnis zwischen realer (AET) und<br />
potentieller Verdunstung (PET) abnehmen müsste. Bis auf die beiden warmen<br />
Trockenjahre 1990 und 2003 übersteigen jedoch die realen Verdunstungsmengen<br />
die PET, was auf ein relativ ungestörtes <strong>Wald</strong>ökosystem schließen läst. Der Anteil<br />
von 5,3% der ausgeräumten Borkenkäfernester an der Gesamteinzugsgebietsfläche<br />
ist demnach zu klein, um nachweisbare Auswirkungen auf den Wasserhaushalt<br />
zu haben.
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 111<br />
10.2.2 EZG Kleiner Regen<br />
Obwohl das Verfahren nach Nash/Sutcliffe mit E=0,51 keine wesentlich schlechtere<br />
Effizienz an der Vorsperre des Kleinen Regens zur TWT Frauenau ergibt, und<br />
die Dynamik von simulierter und beobachteter Ganglinie sich visuell nicht wesentlich<br />
unterscheidet (Abb. 10-14), ist die Modellierung hier als kritisch einzuschätzen.<br />
8<br />
Q<br />
[m³/s]<br />
6<br />
4<br />
2<br />
RHB Kleiner Regen<br />
Messung<br />
Simulation<br />
0<br />
Jan 1997 Jan 1998 Jan 1999 Jan 2000 Jan 2001 Jan 2002<br />
Abb. 10-14: Gemessene und simulierte Durchflüsse Q an der Vorsperre des Kleiner Regen<br />
1.0<br />
R/P<br />
0.9<br />
0.8<br />
0.7<br />
0.6<br />
0.5<br />
0.4<br />
0.3<br />
0.2<br />
VS Kleiner Regen<br />
y = 0.0029x + 0.7403<br />
R 2 = 0.0478<br />
y = 0.0057x + 0.5916<br />
R 2 = 0.2175<br />
R(Messung)/P(Sim ulation)<br />
Sim ulation m it 4C<br />
Sim ulation m it VEGEN<br />
Linear (R(Messung)/P(Sim ulation))<br />
Linear (Sim ulation m it VEGEN)<br />
1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004<br />
Abb. 10-15: Abflussbeiwerte (Abflussfluss R/ Niederschlag P) der hydrologischen Jahre<br />
1986 bis 2004 für das EZG Kleiner Regen auf der Basis simulierter Gebietsniederschläge<br />
und gemessener bzw. simulierter Durchflüsse am Pegel RHB Kleiner<br />
Regen<br />
Abb. 10-15 zeigt, dass mit ArcEGMO-PSCN deutlich höhere Abflussbeiwerte bestimmt<br />
wurden, als sich aus Division der gemessenen Durchflüsse mit den modellierten<br />
Gebietsniederschlägen ergeben (s. Tab. 10-5). Das Bild gestaltet sich für<br />
die zwei Quelleinzugsgebiete des Kleinen Regens genau umgekehrt. Für beide<br />
wird ein mittlerer Abflussbeiwert von 0,76 berechnet, während die Quotienten aus<br />
gemessenen Abflüssen und simulierten Gebietsniederschlägen wesentlich höher<br />
sind. Legt man für das EZG des Verlorenen Schachtenbachs eine Gebietsgröße
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
112 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />
von 0,8 km² zugrunde, so ergeben sich bis auf 1998 und 2000 Abflussbeiwerte von<br />
über Eins. Aber auch die Quelle des Kleinen Regen erreicht diese unrealistischen<br />
Werte, wenn mit einer Gebietsgröße von 2,06 km² gerechnet wird.<br />
1.8<br />
R/P 1.6<br />
1.4<br />
1.2<br />
1.0<br />
0.8<br />
0.6<br />
0.4<br />
0.2<br />
0.0<br />
Simulation Verlorener Schachtenbach<br />
Simulation Quelle Kleiner Regen<br />
Messwert Verlorener Schachtenbach<br />
Messwert Quelle Kleiner Regen<br />
1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004<br />
Abb. 10-16: Abflussbeiwerte (Abflussfluss R/ Niederschlag P) der hydrologischen Jahre<br />
1986 bis 2004 für die EZG des Verlorenen Schachtenbachs sowie des Quellgebietes<br />
des Kleinen Regens auf der Basis simulierter Gebietsniederschläge und<br />
gemessener bzw. simulierter Durchflüsse<br />
25<br />
R [mm/d]<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
VS Kleiner Regen Herbstriegel Rachelhütte Verlorener Schachtenbach<br />
0<br />
01.11.1985 01.11.1987 31.10.1989 31.10.1991 30.10.1993 30.10.1995 29.10.1997 29.10.1999 28.10.2001 28.10.2003<br />
Abb. 10-17: Beobachtete Gebietsabflüsse R [mm/d] im EZG Kleiner Regen als 30-tägiges<br />
gleitendes Mittel<br />
Über Ursachen kann mangels verfügbarer meteorologischer und räumlicher Daten<br />
nur spekuliert werden. Vergleicht man die beobachteten Teilgebietsabflüsse untereinander,<br />
so werden schon hier Unstimmigkeiten deutlich. Die Abflüsse des EZG<br />
Verlorener Schachtenbachs liegen deutlich über denen der anderen Gebiete. Nur<br />
im Zeitraum 1995 bis 2000 ist eine Annäherung zu beobachten.
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 113<br />
Wie Eingangs erwähnt, liegen die Einzugsgebiete des Verlorenen Schachtenbachs<br />
und der Quellbereich des Kleinen Regen bis zur Rachelhütte großteils auf tschechischem<br />
Gebiet (s. Abb. 10-18). Hierfür standen keine genauen Raumdaten (inklusive<br />
Totholzkartierungen) zur Verfügung. Beide Gebiete im Hochplateaubereich<br />
weisen große Moorareale auf. Inwieweit die Gebietsgrößen richtig bestimmt wurden,<br />
und welche nassflächenspezifische Prozesse hier zum Tragen kommen,<br />
konnte im Rahmen dieses Projektes nicht geklärt werden.<br />
Abb. 10-18: EZG Kleiner Regen mit den ausgewiesenen Teilregionen<br />
Werden die simulierten Wasserhaushaltsgrößen räumlich auf Teilregionsebene (s.<br />
Abb. 10-18) und zeitlich für die hydrologischen Jahre aggregiert, so ergibt sich die<br />
in Tab. 10-5 dargestellte Entwicklung. Der in Abb. 10-15 erkennbare Aufwärtstrend<br />
der Abflussbeiwerte wird allein durch die Entwicklung in den Regionen 1 und 5<br />
(Nordflanke Rachel und Kleiner Rachel) bewirkt, die wesentlich stärker als Region<br />
2 vom Borkenkäfer betroffen ist. Bei linearer Regression des simulierten Verhältnisses<br />
zwischen realer und potentieller Verdunstung ergeben sich hier Koeffizienten<br />
von –0,0027 (Region 1) bzw. –0,0035 (Region 5). Im übrigen Gebiet wird keine<br />
Änderung simuliert. Besonders für das Gebiet des Schachtenbachs ist das jedoch<br />
anzuzweifeln, da hier der Anteil der betroffenen <strong>Wald</strong>flächen bestimmt unterschätzt<br />
wurde. Ursachen für die oben angesprochene Unterschätzung der Abflüsse in den<br />
südwestlichen Bereichen bei gleichzeitiger Überschätzung des Gebietsabflusses<br />
könnten die zu hoch simulierten Gebietsniederschläge und eine Unterschätzung<br />
des Retentionsvermögens der Region 1 sein.<br />
Die unbefriedigenden Ergebnisse der Modellvalidierung für das EZG des Kleinen<br />
Regens erlauben keine Szenariosimulationen auf der Basis des gegenwärtig erstellten<br />
Gebietsmodells.
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
114 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />
Tab. 10-5: Simulierte Niederschläge P, Verdunstungsmengen AET und Verhältnisse AP<br />
zwischen realer und potentieller Verdunstung in den Teilregionen des EZG<br />
Kleiner Regen, Gegenüberstellung von simulierten und beobachteten Abflüssen<br />
an den Pegeln
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 115<br />
11 Szenariosimulationen zur Quantifizierung des Einflusses<br />
der <strong>Wald</strong>schäden auf den Gebietswasserhaushalt<br />
11.1 Referenz- und Modellszenario<br />
Nachdem durch ausführliche Modellvalidierungen die prinzipielle Eignung des Simulationsmodells<br />
für die Untersuchung des Einflusses des Borkenkäferbefalls auf<br />
den Gebietswasserhaushalt der Großen Ohe nachgewiesen worden ist, wurden im<br />
Folgenden Simulationsexperimente zur Untersuchung dieser Fragestellung durchgeführt.<br />
Grundgedanke war, den Einfluss aller übrigen Einflussgrößen auf den<br />
Gebietswasser- und Stoffhaushalt zu eliminieren. Die Überprägung der Wirkungen<br />
des Borkenkäferbefalls insbesondere durch Witterungsereignisse erschwert die<br />
Interpretation von beobachteten Effekten, wie in den vorangegangenen Kapiteln<br />
deutlich wurde.<br />
Die validierten Simulationen des Ist-Zustandes, der durch Folgewirkungen des<br />
Fichtensterbens geprägt ist, dienen als Referenzszenario. Diesem wurde ein Szenario<br />
ohne Borkenkäfermassenentwicklung, aber ansonsten identischen Standortbedingungen<br />
gegenübergestellt. Es wird im Folgenden als Szenario „Kein<br />
Borkenkäfer“ (KB-Szenario) bezeichnet. Die Unterschiede zwischen Referenz- und<br />
KB-Szenario werden als primär durch den Borkenkäferbefall verursachte<br />
Veränderungen interpretiert. Dabei muss jedoch beachtet werden, dass<br />
hydrologische Einzugsgebiete keine linearen Systeme sind. Eine Störung im<br />
System kann unterschiedliche Reaktionen in Abhängigkeit von den konkreten<br />
Standortbedingungen auslösen. In Mischbeständen kann z.B. ein Absterben der<br />
schwächeren Bäume im Unterstand allein durch den Konkurrenzdruck simuliert<br />
werden. Beim Referenzszenario würden diese Bäume überleben, da die<br />
dominierenden Fichten dem Borkenkäfer zum Opfer fallen. In beiden Fällen sind<br />
Auswirkungen sowohl auf den Wasser- als auch auf den Stickstoffhaushalt des<br />
Gebietes zu erwarten.<br />
11.2 Veränderungen des Wasserhaushalts und des Gebietsabflusses<br />
Vor Beginn der Untersuchungen auf Einzugsgebietsebene erfolgte die Anwendung<br />
des Simulationsexperimentes auf die beiden Intensivmessflächen im Forellenbachgebiet<br />
(vgl. Kapitel 9). In Abb. 11-1 sind die Veränderungen in den Monatssummen<br />
der Grundwasserneubildung GWN, des hypodermischen Abflusses aus<br />
der Bodenzone Rint und der realisierten Verdunstung dargestellt. Entsprechend des<br />
Schädigungsgrades und der Bestandeszusammensetzung ist die Wirkung des<br />
Borkenkäferbefalls unterschiedlich. Auf beiden Flächen wird übereinstimmend eine<br />
Abnahme der Verdunstung und eine Zunahme der Abflüsse (GWN und Rint) simuliert;<br />
die Veränderungen sind jedoch auf der Buchen-Fichten-Fläche B1 nicht gravierend.<br />
Hier reagieren die gutwüchsigen Buchen fast sofort mit gesteigerten<br />
Wuchs- und Transpirationsleistungen auf den wegfallenden Konkurrenzdruck der<br />
Fichten, so dass die Veränderungen der Wasserhaushaltskomponenten moderat<br />
bleiben. Im Fichtenbestand kommt es dagegen zu einer Erhöhung des Abflusses<br />
(Sickerwasserrate GWN + hypodermischer Abfluss Rint) um bis zu 65 mm/Monat.
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
116 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />
Abb. 11-1: Monatliche Veränderung der Wasserhaushaltskomponenten Sickerwasserrate<br />
(GWN), Interflow (Rint) und Verdunstung (AET) auf den Versuchsflächen B1 und<br />
F1 des ECE-IM, schwarzer Pfeil: entscheidende Bestandesveränderungen auf<br />
F1 (Fichten auf 40% bzw. 85% der Fläche abgestorben), Grauer Pfeil : Fichten<br />
auf 40% von B1 abgestorben<br />
Dieses Phänomen spiegelt sich auch in den Einzugsgebieten wider. Die Simulationsexperimente<br />
bestätigen, dass der Einfluss der Totholzflächen auf den Gebietsabfluss<br />
um so größer ist, je höher der Anteil der Fichten in der herrschenden<br />
Schicht der Bestände ist.<br />
Exemplarisch werden im folgenden die Ergebnisse der Szenariountersuchungen<br />
für die Einzugsgebiete des Markungsgrabens und des Forellenbachs dargestellt.<br />
Abb. 11-2 und Abb. 11-3 zeigen die Differenzen zwischen den mit beiden Szenarios<br />
berechneten Jahressummen der wichtigsten Wasserhaushaltskomponenten<br />
und deren Veränderungen im Simulationszeitraum. Mit Beginn des Borkenkäferbefalls<br />
wird in beiden Gebieten eine sofortige Abnahme der Interzeptionsverdunstung<br />
simuliert. Diese hat jedoch noch keine Auswirkungen auf den Gebietswasserhaushalt,<br />
da gleichzeitig alle übrigen Verdunstungskomponenten geringfügig ansteigen.<br />
Wie schon für den Buchen-Fichten-Bestand B1 simuliert wurde, kommt es sogar<br />
zu einem kleinen Anstieg der Transpiration, bis diese nach Erreichen eines bestimmten<br />
Gebietsanteils an Totholzflächen spürbar abnimmt. Erst dann wird<br />
gleichzeitig ein Anstieg des Gebietsabflusses simuliert. Dieser Schwellenwert ist<br />
für beide Gebiete unterschiedlich. Er liegt im Markungsgrabengebiet bei etwa 50%,
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 117<br />
im Forellenbach jedoch schon bei 20% Totholzflächenanteil. Mögliche Ursache ist<br />
die unterschiedliche Form beider Einzugsgebiete.<br />
100<br />
%<br />
50<br />
0<br />
150<br />
mm/a 100<br />
50<br />
0<br />
-50<br />
-100<br />
-150<br />
-200<br />
Flächenanteil Totholz Markungsgraben<br />
1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004<br />
Interzeptionsverdunstung<br />
Schnee- und Muldenspeicherverdunstung<br />
Bodenevaporation<br />
Transpiration<br />
Abfluss<br />
1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004<br />
Abb. 11-2: Vergleich der Veränderungen der wichtigsten Wasserhaushaltsgrößen durch<br />
die Borkenkäferkalamität (Differenz der Jahressummen berechnet mit Referenzsimulation<br />
und KB-Szenario)<br />
100<br />
%<br />
50<br />
0<br />
80<br />
mm/a<br />
40<br />
0<br />
-40<br />
-80<br />
-120<br />
Flächenanteil Totholz Forellenbach<br />
1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004<br />
Interzeptionsverdunstung<br />
Schnee- und Muldenspeicherverdunstung<br />
Bodenevaporation<br />
Transpiration<br />
Abfluss<br />
1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004<br />
Abb. 11-3: Vergleich der Veränderungen der wichtigsten Wasserhaushaltsgrößen durch<br />
die Borkenkäferkalamität (Differenz der Jahressummen berechnet mit Referenzsimulation<br />
und KB-Szenario); EZG Forellenbach
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
118 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />
Die Hauptursache wird aber in den unterschiedlichen und vegetationsunabhängigen<br />
hydrologischen Bedingungen in beiden Gebieten liegen. Schon im ungestörten<br />
Zustand unterscheiden sich Verdunstungspotential und realisierte Verdunstung<br />
beider Teilgebiete beachtlich (s. Abb. 11-4, links). Neben den ungünstigen meteorologischen<br />
Bedingungen beeinflusst die geringe Wasserspeicherkapazität der<br />
geringmächtigen (ca. 30 cm) und extrem skelettreichen Böden in den Hochlagen<br />
(Ranker und Hochlagen-Braunerde) die Verdunstungssituation im Markungsgrabengebiet<br />
negativ. Demzufolge sind hier die absoluten Veränderungen bodenwasserbeeinflusster<br />
Verdunstungskomponenten wie die Transpiration geringer als es<br />
normalerweise beim Totalzusammenbruch der Bestände zu vermuten wäre.<br />
Abb. 11-4: Entstehungsorte und Mengen des simulierten Wasserhaushaltskomponenten<br />
PET (nach Penman), AET (links) sowie hypodermischer Abfluss und Perkolation<br />
aus der Bodenzone (rechts)<br />
In beiden Gebieten tritt nach einer steilen Phase der Abnahme von Transpiration<br />
und Interzeptionsverdunstung eine Beruhigung mit abnehmendem Flächenzuwachs<br />
der Totholzareale ein. Dies erscheint durch die mittlerweile beginnende<br />
Sukzession und den beobachteten Vegetationszuwachs an den verbliebenen<br />
Bäumen plausibel. Gleichzeitig ist in beiden Gebieten eine Stabilisierung der Abflüsse<br />
auf dem erhöhten Niveau zu erkennen, was auch durch die beobachtete<br />
Entwicklung der Abflussbeiwerte (Abb. 10-10, Abb. 10-11) gestützt wird. Hinsichtlich<br />
der Gebietsmittel der Wasserhaushaltskomponenten Interflow und Perkolation<br />
aus der Bodensäule scheint auch langsam eine Beruhigung einzutreten.
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 119<br />
Änderung [mm/a]<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
-10<br />
Zunahme Sickerwasser im EZG Markungsgraben<br />
Zunahme Sickerwasser im EZG Forellenbach<br />
Zunahme Interflow im EZG Markungsgraben<br />
Zunahme Interflow im EZG Forellenbach<br />
1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004<br />
Abb. 11-5: Zunahme der Sickerwassermengen und des Interflows im Vergleich zum KB-<br />
Szenario als Gebietsmittel<br />
Eine weitere Auswirkung der Borkenkäferkalamität ist die Veränderung der Abflussdynamik<br />
(Abb. 11-6 und Abb. 11-7). Ursache hierfür sind insbesondere die<br />
Veränderung der Schneedeckendynamik durch veränderte Strahlungsverhältnisse<br />
an der Bodenoberfläche sowie die höheren Bestandesniederschläge. Diese Veränderungen<br />
wirken sich vor allem in dem ehemals durch Fichtenreinbestände dominierten<br />
Markungsbachgebiet aus (Abb. 11-6). Hier wird das Auftreten von<br />
schmelzwasserinduzierten Hochwasserspitzen ca. 2 Wochen eher als unter ungestörten<br />
Beständen simuliert.<br />
100<br />
[%]<br />
50<br />
0<br />
400<br />
[mm]<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
Flächenanteil Totholz Markungsgraben<br />
1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004<br />
Abfluss<br />
-100<br />
Jan. 93 Jan. 94 Jan. 95 Jan. 96 Jan. 97 Jan. 98 Jan. 99 Jan. 00 Jan. 01 Jan. 02 Jan. 03 Jan. 04<br />
Abb. 11-6: Zeitliche Verschiebung der Hochwasserspitzen durch den Borkenkäferbefall<br />
(kumulative Veränderung des Gebietsabflusses in täglicher Auflösung im Vergleich<br />
zum KB-Szenario); EZG Markungsgraben
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
120 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />
Im EZG des Forellenbachs sind diese Veränderungen nicht so gravierend (Abb.<br />
11-7). Ursachen sind sowohl die ursprüngliche Bestandesmischung (Buchen-<br />
Fichten-Mischwald dominierend) als auch der geringere Gebietsanteil der<br />
Totholzflächen.<br />
100<br />
[%] Flächenanteil Totholz Forellenbach<br />
50<br />
0<br />
150<br />
[mm]<br />
100<br />
50<br />
0<br />
1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004<br />
Abfluss<br />
-50<br />
Jan. 93 Jan. 94 Jan. 95 Jan. 96 Jan. 97 Jan. 98 Jan. 99 Jan. 00 Jan. 01 Jan. 02 Jan. 03 Jan. 04<br />
Abb. 11-7: Zeitliche Verschiebung der Hochwasserspitzen durch den Borkenkäferbefall<br />
(kumulative Veränderung des Gebietsabflusses in täglicher Auflösung); EZG<br />
Forellenbach
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 121<br />
11.3 N-Austrag in das Grundwasser<br />
Analog zur Veränderung der Wasserhaushaltsgrößen ist auch bei den simulierten<br />
Stickstoffausträgen aus der Bodenzone ein vom Borkenkäfer induzierter Anstieg<br />
ab 1998 festzustellen (Abb. 11-8). Dabei wurde nach Zusammenbruch der Bestände<br />
im EZG Markungsgraben zunächst eine Verringerung der Auswaschung simuliert.<br />
Ursache dafür sind Immobilisationsprozesse im Boden bei einem Überangebot<br />
von frischer organischer Substanz.<br />
Zusätzlicher N-Austrag [kg-N/ha Monat]<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
-5<br />
"01.1993"<br />
"07.1993"<br />
"01.1994"<br />
Markungsgraben<br />
Forellenbach<br />
Flächenanteil Totholz Markungsgraben<br />
Flächenanteil Totholz Forellenbach<br />
"07.1994"<br />
"01.1995"<br />
"07.1995"<br />
"01.1996"<br />
"07.1996"<br />
"01.1997"<br />
"07.1997"<br />
"01.1998"<br />
"07.1998"<br />
"01.1999"<br />
Abb. 11-8: Zunahme der Stickstoffausträge (NO3-N und NH4-N) aus der Bodenzone im<br />
Vergleich zum KB-Szenario als Gebietsmittel<br />
Nitrat [mg/l]<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
Grundwasser<br />
Markungsgraben<br />
"07.1999"<br />
"01.2000"<br />
"07.2000"<br />
"01.2001"<br />
"07.2001"<br />
"01.2002"<br />
"07.2002"<br />
"01.2003"<br />
Grundwasser<br />
Forellenbach<br />
0<br />
87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04<br />
Abb. 11-9: Gemessene Nitrat-Konzentrationen im Grundwasser (LfW et al., 2004)<br />
Dieses Simulationsergebnis wird durch die gemessenen Nitratkonzentrationen im<br />
Grundwasser (Abb. 11-9) bestätigt. Jedoch zeigen die Messwerte, dass fast zeitgleich<br />
mit dem Einsetzen der Stickstoffauswaschung aus der Bodenzone des EZG<br />
"07.2003"<br />
"01.2004"<br />
"07.2004"<br />
400<br />
350<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
Totholzflächenanteil [%]
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
122 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />
Markungsgraben auch ein Anstieg der Nitratkonzentrationen an der Grundwassermessstelle<br />
im Forellenbachgebiet stattfindet. Die Stickstoffauswaschung aus<br />
der Bodenzone des EZG Forellenbach setzt aber entsprechend des Borkenkäferbefalls<br />
erst 2000 in größerem Umfang ein und erreicht auch dank der Bestandeszusammensetzung<br />
und des insgesamt mächtigeren Bodenspeichers lange nicht so<br />
hohe Werte wie im Markungsgrabengebiet (s. auch Abb. 11-10). Hier müssen zusätzliche<br />
laterale Fließwege existieren, die bislang nicht berücksichtigt wurden.<br />
Abb. 11-10: Jährliche Stickstoffauswaschung aus der Bodenzone (NO3-N und NH4-N) laut<br />
Referenzszenario mit den Entstehungsflächen<br />
Obwohl auf den meisten Flächen im Markungsgraben die jährlich ausgewaschenen<br />
Frachten langsam wieder zurückgehen, wird insgesamt noch keine Beruhigung<br />
der Situation simuliert.
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 123<br />
12 Resümee<br />
Ziel der vorliegenden Arbeit war die Untersuchung der Auswirkungen der Borkenkäferkalamität<br />
auf den Wasser- und Stickstoffhaushalt unterschiedlich belasteter<br />
Gewässereinzugsgebiete im <strong>Nationalpark</strong> (NP) <strong>Bayerischer</strong> <strong>Wald</strong>. Der Schwerpunkt<br />
wurde dabei auf die Wirkungsanalyse bezüglich der Komponenten des Wasserhaushaltes<br />
gelegt. Durch die gleichzeitige Anwendung unterschiedlicher Methoden<br />
der hydrologischen Forschung sollten die einzelnen Ergebnisse so weit wie<br />
möglich wissenschaftlich abgesichert werden. Neben den beobachtungsorientierten<br />
Methoden der Ganglinienanalyse und isotopenhydrologischen Untersuchungen<br />
kam dabei auch ein dynamisches ökohydrologisches Einzugsgebietsmodell (ArcEGMO-PSCN)<br />
mit hoher räumlicher und zeitlicher Auflösung zum Einsatz. Im<br />
Gegensatz zu vorhergehenden Studien im Einzugsgebiet (EZG) der Großen Ohe<br />
konnten damit die Entstehungsräume der einzelnen Wasserhaushaltskomponenten<br />
besser untersucht werden. Erstmalig wurde dabei ein deterministisches <strong>Wald</strong>entwicklungsmodell<br />
(FORESEE) auf Bestandesbasis im Rahmen der<br />
gebietshydrologischen Untersuchungen angewandt.<br />
Die ausgewählten Einzugsgebiete von Großer Ohe, Kleiner Regen und Hirschbach<br />
sind unmittelbar benachbart und daher trotz kleinräumiger Unterschiede (z.B. Gebietsanteil<br />
von Mooren) hinsichtlich der naturräumlichen Ausstattung grundsätzlich<br />
vergleichbar. Ausschlaggebend für die Wahl der Gebiete war primär der unterschiedliche<br />
Befall ihrer <strong>Wald</strong>bestände durch den Borkenkäfer.<br />
Es zeigte sich, dass die Eingangsdatenbasis, insbesondere die Witterungsdaten<br />
und die z.T. als kritisch zu bewertenden Durchflussmessdaten, nur eine eingeschränkte<br />
Analyse der beiden Teileinzugsgebiete der Trinkwassertalsperre Frauenau<br />
(EZG Hirschbach und Kleiner Regen) erlaubten. Hier sollte in Zukunft die<br />
messtechnische Erfassung verbessert werden. Als ein erster Schritt wurde die<br />
Umverlegung einer Klimastation (nur Niederschlag und Luftfeuchte) von der Felsenkanzel<br />
(EZG Große Ohe) zur Schachtendiensthütte (EZG Kleiner Regen) sowie<br />
die Errichtung eines Totalisators an dieser Stelle initiiert. Die Probleme bei der<br />
Analyse und der Simulation der hydrologischen Prozesse in den Quellgebieten des<br />
Kleinen Regens können nur durch eine engere Kooperation mit den Kollegen des<br />
NP Sumava gelöst werden. Erste diesbezügliche Kontakte wurden im Rahmen des<br />
Projektes zwar aufgebaut, konnten aber durch fehlende Finanzierungsmöglichkeiten<br />
nicht weiter ausgebaut werden.<br />
Die Basis flächendifferenzierter gebietshydrologischer Untersuchungen sind ausreichende<br />
Standortinformationen zur Topographie, zu Landnutzung und Vegetation,<br />
zu den Böden, zur Hydrogeologie und zur Witterung. Deshalb wurden durch<br />
Zusammenführung von Basisinformationen aus unterschiedlichsten Quellen flächendeckende<br />
und (soweit wie möglich) parametrisierte Karten erstellt, welche die<br />
gesamte Fläche des NP <strong>Bayerischer</strong> <strong>Wald</strong> abdecken. Die in Form von ArcView-<br />
Shapes vorliegenden Karten stehen für eine breite Anwendung zur Verfügung. So<br />
wird die vereinheitlichte Totholzkarte bereits im Rahmen des NATURA-2000-<br />
Projektes eingesetzt. Im Rahmen des Projektes wurde für die EZG eine geprüfte<br />
und soweit erforderlich korrigierte meteorologische Datenbasis für den Zeitraum<br />
1.1.1980- 31.12.2004 erstellt. Die Daten der einzelnen Messstationen liegen in<br />
täglicher Auflösung als ASCII-Dateien vor, die problemlos in die unterschiedlichs-
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
124 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />
ten Datenbanksysteme implementiert werden können. Hydrogeologische Rauminformationen<br />
zum Untersuchungsgebiet liegen nicht in der erforderlichen Auflösung<br />
vor. Dadurch wurde die Ausweisung der Bildungs- und Retentionsräume der unterirdischen<br />
Abflusskomponenten erschwert.<br />
Sowohl die Abflussanalysen als auch die Simulationen mit dem ökohydrologischen<br />
Modell ArcEGMO-PSCN erbrachten vergleichbare Ergebnisse bzgl. der Auswirkungen<br />
des Borkenkäferbefalls:<br />
• Der Befall lässt sich in drei Phasen untergliedern:<br />
o Phase 1 unbeeinflusst, d.h. intakte <strong>Wald</strong>bestände ohne großflächige<br />
Borkenkäferschäden,<br />
o Phase 2 Schock, schnelles Absterben der Fichten auf großen Arealen führt<br />
zur raschen Veränderung der Wasser- und Stoffhaushaltskomponenten,<br />
o Phase 3 Abklingen, mit Aufwachsen einer Alternativvegetation gehen die<br />
Veränderungen langsam zurück; Einstellung eines neuen hydrologischen<br />
Fließgleichgewichtes.<br />
Seit 2003 ist im EZG der Großen Ohe der Übergang von Phase 2 in die Abklingphase<br />
3 zu vermuten.<br />
• Das Absterben des Fichtenbestandes erzeugt eine nicht nur kurzfristige<br />
Veränderung im Bodenwasserhaushalt und im Abflusskomponentenregime.<br />
Diese Veränderung ist insbesondere in der Phase 2 durch eine drastische<br />
Verringerung der mittleren jährlichen Gebietsverdunstung auf unter 40% des<br />
Ausgangswertes gekennzeichnet. Als Folge steigt der Abfluss auf über 135%<br />
des Ausgangsniveaus an. Dabei erhöhen sich die Anteile schneller<br />
Abflusskomponenten am Gesamtabfluss überproportional stark. So steigt der<br />
Direktabfluss im Jahresmittel auf 162% des Referenzwertes an. Dieses<br />
Resultat aus der DIFGA - Wasserhaushaltsbilanz wird durch isotopenhydrologische<br />
Beobachtungen für ein typisches Einzelereignis bestätigt. Bei<br />
einem relativ kleinen Hochwasser (Wiederkehrintervall ca. 3 Jahre) war die<br />
Abflusssumme im extrem geschädigten EZG Markungsgraben fast dreimal so<br />
hoch wie im EZG Forellenbach. Die Scheitelabflussspende im Markungsgraben<br />
lag 2,2-mal höher als im Forellenbach. Auch wenn diese Relationen nicht<br />
verabsolutiert werden dürfen (der Einfluss der Gebietsform etc. ist nicht<br />
herausgerechnet, nur ein Ereignis), so zeigen sie doch eine Verschärfung der<br />
Hochwasserabflusssituation. In der Phase drei nimmt die Gebietsverdunstung<br />
zwar wieder zu und nähert sich allmählich den Werten der unbeeinflussten<br />
Phase an, aber die Abflussbeschleunigung bleibt! Der Direktabfluss liegt in<br />
Phase drei unverändert auf einem Niveau von ca. 170% des Referenzwertes.<br />
• Signifikante Auswirkungen des Borkenkäferbefalls auf das hydrologische Regime<br />
sind erst ab der Überschreitung eines Mindestanteils an Schadflächen<br />
(ca. 20% in zusammenhängenden Arealen) mit den zur Verfügung stehenden<br />
„Werkzeugen“ nachweisbar. Dabei haben Bestandeszusammensetzung und<br />
Standorteigenschaften, insbesondere die Bodeneigenschaften, großen Einfluss<br />
auf die absoluten Veränderungen sowohl der Wasserhaushaltskomponenten,<br />
als auch der einsetzenden Stickstoffflüsse. Borkenkäferinduzierte Veränderungen<br />
wurden daher nur im Gebiet der Großen Ohe und in Teilgebieten des Kleinen<br />
Regens erkannt, jedoch nicht am Hirschbach. Das gilt entsprechend für die<br />
Veränderung der Stickstoffflüsse.<br />
Für die Abflussanalyse war die zur Verfügung stehende Datenreihe relativ kurz.<br />
Insbesondere für die Phase 3 wäre eine längere Beobachtungsreihe nötig. Das<br />
relativ dichte meteorologisch-hydrologische Monitoring sollte deshalb auch zukünftig<br />
fortgesetzt werden.
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 125<br />
Hauptproblem der Analysemethoden ist, dass der Gebietsabfluss als integrative<br />
Größe durch viele Einflussfaktoren bestimmt wird, die schwierig zu separieren<br />
sind. Bei den Szenariosimulationen mit dem Einzugsgebietsmodell konnten klimatische<br />
Einflüsse ausgeblendet und so der direkte Einfluss des Borkenkäferbefalls<br />
untersucht werden. Es wurden jedoch auch die derzeitigen Grenzen dieser deterministischen<br />
Simulationsmethode deutlich. Neben dem hohen Bedarf an Eingangsdaten,<br />
die zum Teil nicht in der erforderlichen Güte zur Verfügung standen,<br />
besteht auch weiterhin noch Entwicklungsbedarf hinsichtlich der im Modell berücksichtigten<br />
Prozesse. Unsicherheiten ergaben sich bei der Abbildung der extremen<br />
Hochwasserspitzen, aber auch bei der Simulation der Entwicklung von Mischbeständen<br />
unter den schwierigen Wachstumsbedingungen des Bayerischen <strong>Wald</strong>es.<br />
Ein besonderer Schwerpunkt war der Vergleich der atmosphärischen Deposition in<br />
den Untersuchungsgebieten. Dazu wurden in Ergänzung zu den Routinemessprogrammen<br />
an der Großen Ohe im EZG der Talsperre Niederschlagsmessstellen<br />
im Freiland und in 2 <strong>Wald</strong>beständen eingerichtet. Abweichend vom Befund gleicher<br />
Freilanddepositionen sind die Einträge von versauernden und eutrophierenden<br />
Stoffen in die Baumbestände des EZG der Talsperre Frauenau etwas höher<br />
als im EZG Große Ohe in vergleichbarer Höhenlage. Als Ursache wird die Exposition<br />
der Messstationen im EZG der Talsperre auf der Nordseite des Rachelmassivs<br />
angesehen, wo sie stärker den anströmenden Luftmassen und mitgeführten<br />
Schadgaskonzentrationen ausgesetzt sind. In beiden EZG ist weiterhin mit steigenden<br />
Stofffrachten bei zunehmender Höhenlage zu rechnen. Da dies insbesondere<br />
Fichtenbestände betrifft, dürfte der flächenbezogene Eintrag an versauernden<br />
und eutrophierenden Stoffen im EZG TWT Frauenau so lange deutlich größer sein<br />
als im EZG Große Ohe, bis sich auf den großflächigen Totholzflächen der Hochlagen<br />
neue Bestände etabliert haben. Mit den Ergebnissen der bislang zweijährigen<br />
Messungen im EZG TWT Frauenau konnte gezeigt werden, dass sich die derzeitige<br />
Stoffdeposition in die dortigen <strong>Wald</strong>ökosysteme durch die Ergebnisse der Monitoringprogramme<br />
im EZG Große Ohe beschreiben lässt. Deshalb kann das Messprogramm<br />
im EZG TWT Frauenau mit Ablauf des hydrologischen Jahres 2005<br />
beendet werden.
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
126 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />
13 Danksagung<br />
Die Forschungsarbeiten erfolgten im Rahmen des Verbundprojektes „Forschung<br />
über <strong>Wald</strong>ökosysteme“, Projekt HTO 33-7: Wasser- und Stoffhaushalt einer sich<br />
verändernden Naturlandschaft im <strong>Nationalpark</strong> <strong>Bayerischer</strong> <strong>Wald</strong>. Dieses Projekt<br />
wurde vom ehemaligen Leiter des Sachgebietes „Standort und Umwelt“ an der<br />
Bayerischen Landesanstalt für <strong>Wald</strong> und Forstwirtschaft, Herrn Prof. Dr. Teja<br />
Preuhsler, und seinem Stellvertreter Dr. Martin Kennel initiiert und in der Anfangsphase<br />
hilfreich begleitet. Die Arbeiten wurden durch das Regionalkonzept der Regierung<br />
von Niederbayern im Rahmen der High-Tech-Offensive der Bayerischen<br />
Staatsregierung gefördert.<br />
Die Durchführung war nur durch eine enge Kooperation mit der <strong>Nationalpark</strong>verwaltung<br />
<strong>Bayerischer</strong> <strong>Wald</strong> und dem Landesamt für Wasserwirtschaft möglich. Ohne<br />
die zuverlässige, inzwischen über Jahrzehnte reichende Arbeit der <strong>Nationalpark</strong>mitarbeiter<br />
bei Probenahme und Gerätewartung hätte diese Arbeit nicht erstellt<br />
werden können. Das rechtfertigt einen besonderen Dank an dieser Stelle, insbesondere<br />
mit Hinblick auf die naturgemäß saisonal extremen Witterungsbedingungen<br />
im <strong>Nationalpark</strong> <strong>Bayerischer</strong> <strong>Wald</strong>. Stellvertretend für die beteiligten Mitarbeiter<br />
des Landesamtes für Wasserwirtschaft sei hier Klaus Moritz gedankt, der durch<br />
die Bereitstellung von Messdaten aus dem „Messnetz Stoffeintrag-Grundwasser“<br />
und seiner Fachexpertise wesentlich zum Gelingen des Projektes beitrug.<br />
Einen besonderen Dank möchten wir außerdem den Kollegen vom Wasserwirtschaftsamt<br />
Deggendorf aussprechen, die uns problemlos hydrologische und meteorologische<br />
Messdaten aus dem EZG der TWT Frauenau sowie Bodenprofildaten<br />
aus dem Projekt „Wissenschaftliche Grundlagen für den Vollzug des Bodenschutzgesetzes“<br />
zur Verfügung stellten.
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 127<br />
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Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
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Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
132 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 133<br />
Anhang<br />
A-1 Böden im NP <strong>Bayerischer</strong> <strong>Wald</strong>.................................................................135<br />
A-2 Initialisierung der <strong>Wald</strong>bestände ...............................................................139<br />
A-2.1 Verarbeitung der Forstinventurdaten .................................................139<br />
A-2.2 Berücksichtigung der Borkenkäferschäden .......................................141<br />
A-3 Ergebnisse der DIFGA – Analyse ..............................................................145<br />
A-4 Das ökohydrologische PSCN-Modul innerhalb des<br />
Flussgebietsmodells ArcEGMO.................................................................149<br />
A-4.1 Überblick ............................................................................................149<br />
A-4.2 Verdunstung.......................................................................................151<br />
A-4.3 Schneedynamik..................................................................................152<br />
A-4.4 Vegetationsdynamik...........................................................................153<br />
A-4.4.1 Das <strong>Wald</strong>wachstumsmodell 4C...........................................153<br />
A-4.4.2 Das Modell für land- und forstwirtschaftliche Kulturen<br />
VEGEN ................................................................................157<br />
A-4.4.3 Dynamischer Ansatz auf der Basis von<br />
Tabellenfunktionen ..............................................................158<br />
A-4.4.4 Statisches Landnutzungsmodell..........................................158<br />
A-4.5 Simulation der Bodenprozesse ..........................................................159<br />
A-4.5.1 Bodenwasserdynamik .........................................................159<br />
A-4.5.2 Bodenwärmedynamik..........................................................161<br />
A-4.5.3 Kohlenstoff-/Stickstoffdynamik im Boden............................163<br />
A-4.5.4 Eingangsdaten für das Bodenmodell ..................................167<br />
A-4.6 Programmtechnische Umsetzung......................................................167<br />
A-4.7 Literatur ..............................................................................................168
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
134 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 135<br />
A-1 Böden im NP <strong>Bayerischer</strong> <strong>Wald</strong><br />
Als digitale Bodenkarten liegen die Forstlichen Standortkartierungen (1:10.000) für<br />
das ehemalige Forstamt Zwiesel (1982) und für das Altgebiet des <strong>Nationalpark</strong>s<br />
(1971) durch Elling et al. (1987) vor, die im Referenz-GIS „<strong>Nationalpark</strong> <strong>Bayerischer</strong><br />
<strong>Wald</strong>“ enthalten sind. Zusätzlich kam im März 2003 die Kartierung der Bodenformen<br />
der Gebietsanteile in Privatbesitz (EZG TWT/Kleiner Regen) hinzu.<br />
Diese Kartierung unterscheidet 20 Bodenformen der drei Klassen<br />
• Fels- und Blockböden,<br />
• Sand- und Lehmböden,<br />
• Nassböden.<br />
Bei Berücksichtigung der Höhenlage der einzelnen Standorte wurde diesen Bodenformen<br />
ein Bodentyp auf der Grundlage der Höhenzonierung nach Elling et al.<br />
(1987) zugewiesen. Elling unterscheidet vier Höhenstufen, die neben der Höhe<br />
über Normal Null (NN) vor allem durch die vorherrschenden Bodentypen determiniert<br />
sind (s. Tab. A1).<br />
Tab. A1: Definition der Höhenstufen im Bayerischen <strong>Wald</strong><br />
Höhenstufe Höhenlage [m über NN]<br />
Vorherrschende Bodentypen<br />
Tallage < 800 Braunerden<br />
Untere Hanglage 800 - 900 Braunerden<br />
Obere Hanglage 900 - 1150 Lockerbraunerden<br />
Hochlage > 1150 Podsol-Braunerden<br />
Für das Untersuchungsgebiet wurden insgesamt 17 Bodentypen ausgewiesen.<br />
Dazu kommen noch Aufschüttungs- und Wasserflächen, sowie Gebiete, für die<br />
keine Bodeninformationen vorliegen (tschechische Gebietsanteile). Da die vier<br />
Basiskarten (drei Standortkartierungen und die Höhenstufen des NP <strong>Bayerischer</strong><br />
<strong>Wald</strong>) nicht exakt passfähig sind, entstanden bei der Verschneidung dieser Karten<br />
an den Randbereichen Splitterpolygone. Zur Entfernung dieser inhaltlich nicht begründeten<br />
Splitterflächen und zur Vereinfachung der Modellierung wurden nach<br />
der Zuweisung der Bodentypen, Kleinststrukturen mit Flächen unter 2000 m² eliminiert.<br />
Für Bodentypen, denen kein Leitbodenprofil zugeordnet werden kann (Aufschüttungen,<br />
undefinierte Bereiche) wurde dieser Schwellenwert auf 5000 m² erhöht.<br />
Ausgenommen sind lediglich Wasser- und Moorflächen, da diese auch bei<br />
geringer räumlicher Ausdehnung eine wichtige Rolle innerhalb des Gebietswasserhaushaltes<br />
spielen.
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
136 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />
Tab. A2: Zuordnung von Bodentypen zu den Bodenformen in Abhängigkeit von der<br />
Höhenlage
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 137<br />
Da keine Leitbodenprofile für diese Bodentypen vorliegen, erfolgte im Rahmen des<br />
Projektes eine Parametrisierung (Horizontierung, bodenphysikalische und bodenchemische<br />
Eigenschaften) auf der Basis vorhandener Profilinformationen für den<br />
Bayerischen <strong>Wald</strong> (Elling et al. 1987, Immler 1992, Beudert & Breit 2004, Profildatenbanken<br />
der LWF und des WWA Deggendorf, 2005) sowie der Ergebnisse der<br />
Humusuntersuchungen des Projektes HTO 33-6. Von großem Wert waren dabei<br />
die Bodenuntersuchungen an den Dauerbeobachtungsflächen im Einzugsgebiet<br />
der Großen Ohe (Markungsgraben und Forellenbach, Abb. A1-1). Fehlende Profilinformationen<br />
wurden anhand von Leitbodenprofilen ähnlicher Böden, wie sie von<br />
der BÜK 1000 (BGR, 1995) und TLUG (1996) angegeben werden bzw. entsprechend<br />
der Bodenkundlichen Kartieranleitung (AG Boden, 1994), abgeschätzt. Die<br />
in die Modellierung eingehende Horizontabfolge sowie die chemischen und physikalischen<br />
Bodenparameter der einzelnen Horizonte sind in Klöcking et al. (2005) in<br />
der EXCEL-Tabelle „Bodentyp_Standort.xls“ im Datenanhang beschrieben.<br />
Neben der so erstellten Bodentypskarte für den NP <strong>Bayerischer</strong> <strong>Wald</strong> (ArcInfo-<br />
Coverage: Bodentyp) wurden die nicht aggregierten Zwischenstufen, die neben<br />
dem Bodentyp auch die Bodenform und die Höhenstufe enthalten (Privatwaldgebiet:<br />
plo_h1, <strong>Nationalpark</strong> ohne Privatwald: stkf-hoehen als ArcInfo-Coverages im<br />
Datenanhang von Klöcking et al., 2005), archiviert, um die Vergleichbarkeit mit der<br />
Standortkartierung (Kölling, 2003) zu gewährleisten.<br />
Abb. A1-1: Bodentypen im zentralen Gebiet des NP <strong>Bayerischer</strong> <strong>Wald</strong> mit den<br />
Einzugsgebieten der Großen Ohe und der TWT Frauenau und den<br />
Dauerbeobachtungsflächen im Markungsgraben (LfW) und im Forellenbach<br />
(ECE-IM)<br />
Die hier zitierte Literatur findet sich in Kapitel 14 des Haupdokumentes.
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
138 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 139<br />
A-2 Initialisierung der <strong>Wald</strong>bestände<br />
A-2.1 Verarbeitung der Forstinventurdaten<br />
Aussagen zur <strong>Wald</strong>zusammensetzung im Untersuchungsgebiet können aus Inventurdaten<br />
abgeleitet werden. Hierzu liegen in der Datenbank des Bayerischen<br />
Staatsministeriums für Landwirtschaft und Forsten und in der Sachdatenbank des<br />
„Referenz-GIS“ die Daten der Forsteinrichtungen 215, 339, 383 und 1086 des ehemaligen<br />
Forstamtes Zwiesel und des <strong>Nationalpark</strong>s <strong>Bayerischer</strong> <strong>Wald</strong> vor. Eine<br />
Zuordnung der Forsteinrichtungskreise zu den Bestandesteilflächen des Altgebietes<br />
des NP <strong>Bayerischer</strong> <strong>Wald</strong> und des Forstamtes Zwiesel existiert ebenfalls im<br />
Referenz-GIS. Diese liegt jedoch nicht für alle Bestände sowie auch noch nicht für<br />
die aktuelle Inventur 2002 vor. Außerdem gab es Probleme mit der Vermessung<br />
der Lage der Inventurkreise bei den Erstinventuren. Zur Zeit wird im <strong>Nationalpark</strong><br />
an der Korrektur der Koordinaten gearbeitet. Die Abweichungen können im Einzelnen<br />
mehr als 100 m betragen. Aus diesen Gründen wurde auf eine geostatistische<br />
Übertragung der Inventurinformationen auf Teilbestände verzichtet. Stattdessen<br />
erfolgt die <strong>Wald</strong>wachstums-Modellierung auf der Basis des Inventurpunktrasters.<br />
Dazu wurde mit ArcInfo auf der Basis der Koordinaten der Inventurkreise ein Raster<br />
mit der Gitterweite von 200 m erzeugt. Beim Vergleich dieses ebenmäßigen<br />
Gitters mit den einzelnen Inventurkreisen wird eine deutliche Verschiebung ihrer<br />
Lage vom eigentlich vorgesehenen 200 m Raster der Erhebung sichtbar. Insbesondere<br />
an den Rändern zwischen Alt- und Neugebiet und den Zukaufflächen<br />
kommt es zu Abweichungen. Trotzdem konnte durch entsprechende räumliche<br />
Ausrichtung des Gitters erreicht werden, dass in jeder Gitterzelle genau ein Inventurkreis<br />
liegt. Abb. A2-1 veranschaulicht, dass auch nach der zu erwartenden Lagekorrektur<br />
einzelner Punkte diese Inventurkreise noch durch die momentan zugeordnete<br />
Rasterzelle wiedergegeben werden.<br />
Abb. A2-1: Inventurraster (200m x 200m) und Lage der Inventurpunkte laut Referenz-GIS<br />
bzw. nach Lagekorrektur durch die NPV in einem Gebietsausschnitt
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
140 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />
Es wurde im Folgenden angenommen, dass jede Rasterzelle genau einen Bestand<br />
repräsentiert, der durch den zugeordneten Inventurkreis beschrieben wird.<br />
Artenzusammensetzung und Bestandesstruktur zur Initialisierung des <strong>Wald</strong>wachstumsmodells<br />
4C wurden anhand folgender Kennwerte der einzelnen Inventurpunktkreise<br />
abgeleitet:<br />
• Kennnummer,<br />
• Informationen zu Bestandesschicht,<br />
• Baumart,<br />
• Alter,<br />
• mittlerer Brusthöhendurchmesser (dG),<br />
• Höhe,<br />
• Grundfläche und Volumen.<br />
Die Kohorten wurden entsprechend der gemessenen Verteilungen von Brusthöhendurchmesser<br />
und, soweit gemessen, Baumhöhe und Kronenansatzhöhe definiert.<br />
Eine Verteilung der Bäume auf Durchmesserklassen wird mit Hilfe der Weibull-Verteilung<br />
vorgenommen, wobei der maximale Durchmesser nach einer<br />
Schätzfunktion von Gerold (1990) und der minimale Durchmesser auf 10% des<br />
Durchmessers des Grundflächenmittelstamms festgesetzt wird. Die Weibull-Verteilung<br />
wird abschnittsweise über Klassenbreiten = 1/20 des dG integriert. Kontrollgröße<br />
für dieses Verfahren ist die Bedingung, dass die Summe der Stamm-<br />
Querschnittsflächen auf Brusthöhe gleich der Grundfläche sein muss. Wird die<br />
Bedingung nicht erfüllt, werden minimaler Durchmesser und Formparameter der<br />
Weibull-Verteilung modifiziert. Den Durchmessern der Bäume in den Durchmesserklassen<br />
werden Höhen nach den Einheitshöhenfunktionen von Weimann (1980)<br />
zugeordnet. Die Kronenansatzhöhe wird mit einer Funktion von Nagel (1995) ergänzt.<br />
Für Überhälter und Zeilen mit weniger als 30 Bäumen pro Hektar wird keine<br />
Aufteilung in Durchmesserklassen vorgenommen, sondern eine der Baumanzahl<br />
entsprechende Zahl gleicher Individuen in einer Kohorte initialisiert.<br />
In der weiteren Initialisierung werden verschiedene Durchmesser, Biomasse-<br />
Kompartimente und die Fraktion des Splintholzes bestimmt. Für Baumhöhen kleiner<br />
2 m wird eine spezielle Initialisierungsroutine für Jungwuchs entwickelt, die<br />
Kohorten nach baumartenspezifischen Verteilungen der Pflanzhöhen generiert und<br />
für die weiteren Berechnungen experimentell abgeleitete allometrische Beziehungen<br />
nutzt. Ist auch die Baumzahl nicht in der Inventur erfasst, wird die Fläche mit<br />
einer artspezifischen Dichte bepflanzt.<br />
<strong>Wald</strong>flächen, in denen keine Inventur durchgeführt wurde, bzw. die erhobenen<br />
Daten nicht zur Initialisierung des Modells 4C ausreichen, müssen mit dem allgemeinen<br />
Vegetationsmodell VEGEN beschrieben werden. Dafür ist eine Unterscheidung<br />
in <strong>Wald</strong>typen, wie z.B. Fichtenreinbestand, Fichten-Buchen-Mischbestand,<br />
Laubwald, erforderlich. Eine vereinfachende Zuordnung erfolgte auf der<br />
Basis der Höhenstufen in Anlehnung an Elling et al. (1987). Fichtenreinbestände<br />
wurden in Höhenlagen unter 890 m ü. NN sowie über 1050 m ü. NN (nur N-, NO-<br />
und NW-Lagen) bzw. 1180 m ü. NN angenommen. Fichten-Laub-Mischbestände<br />
wurden im Übergangshöhenbereich vorausgesetzt.<br />
98,8% der <strong>Wald</strong>flächen im EZG der Großen Ohe konnten anhand der Forstinventurdaten<br />
für das <strong>Wald</strong>wachstumsmodell 4C initialisiert werden. Auf 1,2% der <strong>Wald</strong>flächen<br />
musste das generelle Pflanzenmodell VEGEN angewandt werden. Für die
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 141<br />
EZG von Markungsgraben und Forellenbach konnte 4C vollständig initialisiert werden.<br />
Im EZG der TWT Frauenau konnten bedeutend weniger <strong>Wald</strong>flächen anhand der<br />
Forstinventurdaten für das <strong>Wald</strong>wachstumsmodell 4C initialisiert werden. Das betrifft<br />
vor allem die ehemaligen Privatwaldflächen im EZG des Kleinen Regen und<br />
die tschechischen Gebietsanteile in den Hochlagen. Im Hirschbach-EZG sind das<br />
40% und im EZG des Kleinen Regen sogar 47% der <strong>Wald</strong>flächen, für die die Vegetationsentwicklung<br />
mit dem wesentlich einfacheren Modell VEGEN simuliert werden<br />
musste.<br />
A-2.2 Berücksichtigung der Borkenkäferschäden<br />
Die jährliche Totholzerfassung im Altgebiet des <strong>Nationalpark</strong>s (Rachel-Lusen-<br />
Gebiet) erfolgte ab 1988 durch die Auswertung von Luftbildern. Die daraus entstandenen<br />
ArcView-Karten unterscheiden zwischen den drei Kategorien „Totholz“,<br />
„Totholzgruppe“ und „Totholz geräumt“. Da diese Luftbildauswertung in der Vergangenheit<br />
an unterschiedlichen Einrichtungen durchgeführt wurden, unterscheiden<br />
sich die Karten z.T. beträchtlich. Deshalb wurde auch auf die Einbeziehung<br />
der Totholzgruppen verzichtet, da sich die ausgewiesenen Flächen teilweise mit<br />
denen der Totholzkartierung überschneiden, und ihr Flächenanteil insgesamt nicht<br />
sehr groß ist. Tab. A3 enthält die Übersicht über die für die weitere Bearbeitung<br />
genutzten aggregierten Karten, die durch Verknüpfung der Karten der jährlichen<br />
Veränderung entstanden.<br />
Tab. A3: Verfügbare Kartierungen der geräumten und ungeräumten Totholzflächen<br />
Ungeräumte Flächen Geräumte Flächen<br />
Karte (Shape) Quelle<br />
Totholz 198809-<br />
199305.shp<br />
Totholz 199305-<br />
200009.shp<br />
Totholz 20009-<br />
200108.shp<br />
Totholz 20009-<br />
200108.shp<br />
Totholz 200108-<br />
200210.shp<br />
NPV, Referenz-GIS<br />
(Altgebiet)<br />
LWF, Referenz-GIS<br />
(Altgebiet)<br />
NPV(Altgebiet),<br />
Referenz-GIS<br />
NPV (Erweiterungsgebiet)<br />
NPV<br />
Karte (ArcView-<br />
Shape)<br />
Totholz ausgeräumt<br />
198809-199305.shp<br />
Totholz ausgeräumt<br />
199305-200009.shp<br />
Geräumte flächen.shp<br />
Totholz ausgeräumt<br />
200009-200108.shp<br />
Totholz ausgeräumt<br />
200009-200108.shp<br />
Totholz ausgeräumt<br />
200108-200210.shp<br />
Freiflächen Frauenau<br />
2003.shp<br />
Quelle<br />
NPV, Referenz-GIS<br />
(Altgebiet)<br />
LWF, Referenz-GIS<br />
(Altgebiet)<br />
LWF, 7/1998,<br />
Erweiterungsgebiet<br />
NPV (Altgebiet),<br />
Referenz-GIS<br />
NPV<br />
(Erweiterungsgebiet)<br />
NPV (Altgebiet)<br />
NPV (EZG TWT<br />
Frauenau)<br />
Als problematisch sind die Totholzerfassungen 8/1988, 10/1989, 6/1990, 7/1991,<br />
7/1992 und 5/1993 einzuschätzen. Vergleicht man die hier erfassten Flächen mit<br />
den späteren Inventuren, so scheint das Ausmaß des Flächenbefalls insbesondere
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
142 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />
zwischen 1988 und 1992 überschätzt worden zu sein. Gleiche Flächen wurden bei<br />
der Auswertung späterer Befliegungen sowohl von der LWF als auch der NPV als<br />
Neubefallsflächen ausgewiesen. Deutlich spiegelt sich auch der wiederholte<br />
Wechsel im Auswerteverfahren mit der Inventur 8/2001 im Kartenmaterial wider.<br />
Auch jetzt passen die neu kartierten Flächen nicht zu den bereits erfassten<br />
Totholzflächen.<br />
Zur Vereinheitlichung dieses heterogenen Kartenmaterials wurden folgende Annahmen<br />
getroffen:<br />
• Als Basiskarten wurden die Karten „Totholz 199305-200009.shp“ und „Totholz<br />
ausgeräumt 199305-200009.shp“ gewählt<br />
• Für alle Flächen, die sowohl in den Jahren 1988-1992 ausgewiesenen, als<br />
auch in einer späteren Aufnahme als Neubefallsflächen kartiert wurden, wurde<br />
dieses spätere Inventurjahr als Befallsjahr angenommen<br />
• Nur die Flächen der Karten „Totholz 198809-199305.shp“ und „Totholz ausgeräumt<br />
198809-199305.shp“, die außerhalb der Basiskarten (1993-2000) liegen,<br />
wurden als Totholzzuwachsflächen der frühen Befallsjahre berücksichtigt.<br />
• Neuzugangsflächen der Inventur 8/2001, die in bereits erfassten Arealen liegen,<br />
wurden nicht erfasst, sondern nur die Neuzugangsflächen, die von den<br />
vorhergehenden Inventuren als „nicht befallen“ ausgewiesen wurden.<br />
Ein weiteres Problem stellt die Erfassung der geräumten Flächen im Erweiterungsgebiet<br />
dar. Hier wurden mittlerweile zwei Kartierungen (LWF: 7/1998 und NPV<br />
8/2001, vgl. Tab. A3) gefunden, die sich jedoch stark unterscheiden. So sind in der<br />
Kartierung NPV 8/2001 viele der in der LWF-Kartierung erfassten Flächen nicht<br />
enthalten (vgl. Abb. A2-2). Im Frühjahr 2004 wurde eine Neukartierung der Freiflächen<br />
im Einzugsgebiet der TWT Frauenau auf der Grundlage der 2003er Befliegung<br />
durch die NPV durchgeführt. Bei dieser Kartierung wurde einerseits ein neues<br />
Verfahren zur Auswertung der Luftbilder verwendet und andererseits hochauflösender<br />
als bisher gearbeitet, so dass es wieder gravierende Unterschiede zu den<br />
vorhergehenden Kartierungen gibt. Dazu kommt, dass die mittlerweile vorhandene<br />
Naturverjüngung zu einer Unterschätzung der Totholz-Areale geführt haben kann.<br />
Diesmal wurden jedoch auch wieder die Flächen kartiert, die schon 1998 durch die<br />
LWF ausgewiesen, jedoch in der Kartierung 2001 durch die NPV nicht erfasst wurden.<br />
Folgende Annahmen wurden zur Erstellung der Karte der geräumten und nichtgeräumten<br />
Totholzflächen im Erweiterungsgebiet getroffen:<br />
• Als Basiskarten für das Erweiterungsgebiet wurden die Karten „Geräumte<br />
flächen.shp“ und „Freiflächen Frauenau 2003.shp“ gewählt<br />
• Für alle 1998 und 2001 ausgewiesenen Neubefallsflächen, die durch die<br />
2004er Neukartierung als Freiflächen kartiert wurden, wurde das Erst-<br />
Inventurjahr als Befallsjahr angenommen.<br />
• Als Flächengröße wurde hierbei die ursprünglich ausgewiesene Fläche<br />
angenommen, auch wenn die 2004 ausgewiesene Fläche deutlich kleiner ist<br />
(Fall (a) in Abb. A2-2/Abb. A2-3).<br />
• Geht die neukartierte Fläche geringfügig über die schon kartierte Fläche hinaus,<br />
so wird das vernachlässigt.
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 143<br />
• Liegt eindeutig eine Verschiebung der Flächen vor, so wird die 2004 ausgewiesene<br />
Lage als richtig angenommen (Fall (b) in Abb. A2-2/Abb. A2-3).<br />
Abb. A2-2: Ausgeräumte Totholz-Areale<br />
im EZG der TWT Frauenau<br />
laut Inventur 7/98 (lila), Inventur<br />
8/2001 (gelb) bzw. Inventur<br />
2003 (grau)<br />
Abb. A2-3: Totholz-Areale im EZG der<br />
TWT Frauenau (ausgeräumt<br />
und nichtausgeräumt)<br />
entsprechend der Totholzkarte<br />
th_tha8803.shp<br />
Insgesamt wird damit eine um ca. 5% größere Totholzfläche für das Einzugsgebiet<br />
der TWT Frauenau angenommen, als die Freiflächeninventur 2004 angibt. Da jedoch<br />
auf ein einheitliches Vorgehen für das Gesamtgebiet des <strong>Nationalpark</strong>s Wert<br />
gelegt wurde, muss diese Unsicherheit in Kauf genommen werden, solange keine<br />
Neuauswertung der vorhandenen Luftbilder mit einer einheitlichen Methodik vorliegt.<br />
Mit der erzeugten Totholzkarte „Th_tha8803.shp“ liegt somit flächendeckend<br />
für den <strong>Nationalpark</strong> eine vereinheitlichte Kartierung vor, welche die Zunahme der<br />
ungeräumten und geräumten Totholzflächen ab 1988 bis 2002 (2003 nur TWT<br />
Frauenau) enthält und als Basiskarte für viele Anwendungen dienen kann. Eine<br />
erste Nutzung erfolgt bereits im EU-Projekt „Natura 2000“ zur Lebensraumtypenkartierung,<br />
zur Bewertung der Lebensraumtypen sowie zur Erstellung von Habitatkarten.<br />
Die anhand der Totholzkarte „Th_tha8803.shp“ ermittelten Flächenzunahmen<br />
stimmen sehr gut mit den am NPV vorliegenden Angaben für das Einzugsgebiet<br />
der Großen Ohe überein (vgl. Beudert & Breit, 2004). Aus den oben erwähnten<br />
Gründen liegen die Werte für das Einzugsgebiet der TWT Frauenau jedoch deutlich<br />
über den in LfW et al. (2004) angegebenen Werten, die auf der Kartierung<br />
2004 beruhen.<br />
Die Zuordnung der Totholzflächen zu den einzelnen Inventurpunktrasterflächen<br />
erfolgte durch Verschneidung des Inventurpunktrasters (Abb. A2-1) und der<br />
Totholzkarte „Th_tha8803.shp“. So konnte jeder Inventurpunktrasterzelle pro Jahr<br />
der Flächenanteil an ausgeräumter bzw. belassener Totholzfläche zugewiesen<br />
werden.<br />
Die hier zitierte Literatur findet sich in Kapitel 14 des Haupdokumentes.
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
144 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 145<br />
A-3 Ergebnisse der DIFGA – Analyse<br />
Abb. A3-1: Mittlere Wasserhaushaltsbilanz für das Gebiet Rachelhütte / Kleiner<br />
Regen für den Zeitraum 11/1978 bis 12/2002, Abkürzungen wie in<br />
Kap. 6.1
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
146 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />
Abb. A3-2: Mittlere Wasserhaushaltsbilanz für das Gebiet Herbstriegel / Kleiner<br />
Regen für den Zeitraum 11/1977 bis 12/2002, Abkürzungen wie in<br />
Kap. 6.1
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 147<br />
Abb. A3-3: Mittlere Wasserhaushaltsbilanz für das Gebiet Taferlruck / Große Ohe<br />
für den Zeitraum 11/1977 bis 10/2002, Abkürzungen wie in Kap. 6.1
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
148 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 149<br />
A-4 Das ökohydrologische PSCN-Modul innerhalb<br />
des Flussgebietsmodells ArcEGMO<br />
A-4.1 Überblick<br />
Die moderne Flussgebietsbewirtschaftung erfordert neben der Betrachtung der<br />
Wasserflüsse auch die Berücksichtigung von Wasserinhaltsstoffen, wie z.B. gelöste<br />
Stickstoffkomponenten. Dazu wurde im Rahmen von ArcEGMO (Pfützner, 2002;<br />
Becker et al., 2002) ein neues Abflussbildungsmodul entwickelt, welches neben<br />
der Wasserdynamik im System Vegetation-Boden auch den Kohlenstoff- und<br />
Stickstoffhaushalt simuliert (Abb. 1). Dieses sogenannte PSCN-Modul (Plant-Soil-<br />
Carbon-Nitrogen Model) entstand durch die Kopplung komplexer Wachstumsmodelle<br />
für <strong>Wald</strong>- und landwirtschaftliche Flächen mit einem detaillierten Bodenmodell.<br />
Durch die Implementierung eines Fruchtfolgengenerators kann die landwirtschaftliche<br />
Anbaustruktur einer Region genau wiedergegeben werden. Einsatzbereich<br />
ist die mittelmaßstäbige (1 bis 1000 km²) Simulation des Wasser- und Kohlenstoff-/Stickstoffhaushaltes<br />
einer Region bei Berücksichtigung der Vegetations-<br />
und Ertragsentwicklung.<br />
Als treibende klimatische Größen werden Lufttemperatur, Niederschlag, Luftfeuchte<br />
und Globalstrahlung in täglicher Auflösung benötigt, die durch ArcEGMO für<br />
jedes simulierte Raumelement bereitgestellt werden. Die räumliche Auflösung erfolgt<br />
entsprechend des Aggregationsschemas von ArcEGMO (Becker et al., 2002;<br />
Pfützner, 2002) auf Hydrotopebene (Elementarfläche). Jedes Hydrotop ist durch<br />
eine bestimmte Landnutzung und einen Bodentyp charakterisiert und hat einen<br />
festen Raumbezug innerhalb des Untersuchungsgebietes.<br />
Vorteile dieser prozessbeschreibenden, räumlich und zeitlich hochauflösenden<br />
Modellierung gegenüber konzeptionellen Bilanzierungsansätzen wie z.B. MONE-<br />
RIS (Behrendt et al. 2002) werden vor allem hinsichtlich folgender Aspekte gesehen:<br />
a. Die Simulation der Prozesse auf der Basis räumlich determinierter Hydrotope<br />
ermöglicht die Ausweisung von Risikoflächen hinsichtlich<br />
• der Stoffausträge mit dem Oberflächen-, dem Drainage- bzw. dem hypodermischen<br />
Abfluss<br />
• der Stoffeinträge in den Grundwasserkörper<br />
• des landwirtschaftlichen Ertragsrisikos bedingt durch Wassermangel.<br />
b. Die deterministische Abbildung der Vegetationsentwicklung land- und forstwirtschaftlicher<br />
Kulturen und Bestände erlaubt die Abbildung der inner- und mehrjährigen<br />
Dynamik der untersuchten Zustandsgrößen des Gebietswasser- und<br />
Stoffhaushaltes.<br />
c. Das Modell ist Szenariotauglich hinsichtlich kurz- und langjähriger Veränderungen<br />
des Klimas und der Landnutzung.<br />
Wie Abb. A4-1 verdeutlicht, lässt sich das PSCN-Modul in die drei Hauptkomponenten<br />
Bodenmodell, Vegetationsmodell und Schneemodell untergliedern. Das<br />
Vegetationsmodell (Kap. A-4.4) enthält Wachstumsmodelle für <strong>Wald</strong>- und landwirtschaftliche<br />
Flächen. Das Bodenmodell besteht aus einem Kohlenstoff-<br />
/Stickstoffmodell (Kap. A-4.5.3), einem Bodenwärmemodell (Kap. A-4.5.2) und<br />
einem Bodenfeuchtemodell (Kap. A-4.5.1). Die einzelnen Teilmodelle sind streng
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
150 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />
gekapselt. Der Datenaustausch zwischen ihnen erfolgt über spezifische Schnittstellen.<br />
Somit ist es möglich, einzelne Teilmodelle auszutauschen bzw. auf verteilten<br />
Systemen zu führen. Diese können dabei in unterschiedlichen Sprachen programmiert<br />
sein.<br />
Abb. A4-1: Das PSCN-Modul im Rahmen des hydrologischen Einzugsgebietsmodells<br />
ArcEGMO – Überblick über die simulierten Teilprozesse<br />
Die Vegetationsdynamik wird in Abhängigkeit von der Landnutzung in den einzelnen<br />
Hydrotopen simuliert. Die Modellierung der Bodenprozesse erfolgt unter Berücksichtigung<br />
der horizontalen Schichtung des Bodens bis hinunter zum Ausgangssubstrat.<br />
Dabei werden bei grundwasserbeeinflussten Standorten auch temporär<br />
gesättigte Bodenschichten einbezogen.<br />
Je nach Zielstellung der Simulation und der vorhandenen Eingangsdatenbasis<br />
kann auch mit einem vereinfachenden Landnutzungsmodell ohne Berücksichtigung<br />
der C/N-Dynamik im Boden und im Bestand gerechnet werden.<br />
Neben den Zustandsgrößen zur Beschreibung der Vegetationsdynamik und der<br />
Bodenprozesse werden für jedes Raumelement folgende Wasserhaushaltsgrößen<br />
in täglicher Auflösung berechnet und zur Weiterverarbeitung an die Lateraldomäne<br />
von ArcEGMO übergeben:<br />
• Aktuelle Verdunstung,<br />
• Oberflächenabflussbildung,<br />
• Hypodermischer Abfluss,<br />
• Perkolation aus der Wurzelzone bzw. Pflanzenentzug aus der gesättigten<br />
Zone bei grundwasserbeeinflussten Standorten.<br />
Zusätzlich zu den üblichen Eingabegrößen für ArcEGMO werden Eingaben für die<br />
einzelnen Teilmodelle benötigt, die in den folgenden Kapiteln beschrieben sind.
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 151<br />
A-4.2 Verdunstung<br />
Die Verdunstung wird als Summe aus Interzeptionsverdunstung, Sublimation der<br />
Schneedecke, Verdunstung des Oberflächenwassers und des unbedeckten Bodens<br />
sowie der Transpiration der Vegetation auf der Basis der potenziellen Evapotranspiration<br />
berechnet. Die einzelnen Verdunstungsanteile sind Bestandteil der<br />
Schnittstelle zu den spezifischen Teilmodellen Schneemodell, Interzeptionsmodell,<br />
Vegetationsmodell, Bodenfeuchtemodell.<br />
Die potenzielle Evapotranspiration EP kann je nach Verfügbarkeit der notwendigen<br />
Eingangsdaten nach verschiedenen Verfahren der Standardbibliothek von ArcEG-<br />
MO ermittelt werden. Standard im PSCN-Modul ist das Verfahren nach<br />
Turc/Ivanov (DVWK, 1996):<br />
⎧ a Ω (ra<br />
(t) + b) T(t) / (T(t) + 15)<br />
(t) = ⎨<br />
⎩0.000036<br />
(25 + T(t)) (100 - U(t))<br />
Ep 2<br />
⇔ T(t) ≥ 5 ° C<br />
⇔ T(t) < 5 ° C<br />
ra - Globalstrahlung [J/(cm 2 *d)]<br />
a, b - Parameter; a = 0.0031 und b = 209.4 für ∆t = 1 d<br />
Ω - monatsabhängiges Korrekturglied nach Glugla (1989)<br />
U - relative Luftfeuchte [%]<br />
T - Tagesmittel der Lufttemperatur [°C]<br />
Auf der Basis der potenziellen Evapotranspiration wird die potenzielle Evaporation<br />
des unbedeckten Bodens Esp(t) in Abhängigkeit von dem aktuellen Entwicklungszustand<br />
der Vegetation, charakterisiert durch den Blattflächenindex, nach Belmans<br />
et al. (1983) berechnet:<br />
Esp(t) = Ep(t) exp(-0.6 LAI(t)) (2)<br />
LAI - Blattflächenindex<br />
Die Interzeption wird mittels eines abflusslosen Einzelspeichers mit Überlauf abgebildet.<br />
Der Interzeptionsspeicher fängt entsprechend seiner aktuellen Speicherkapazität<br />
einen Teil des Niederschlages ab und wird im gleichen Zeitschritt durch<br />
Interzeptionsverdunstung geleert. Die Kapazität des Interzeptionsspeichers hängt<br />
vom aktuellen Vegetationszustand ab und wird deshalb innerhalb des Vegetationsmodells<br />
berechnet. Die nicht innerhalb des Berechnungszeitschrittes interzeptierte<br />
Niederschlagsmenge erreicht die Bodenoberfläche als Niederschlagsdargebot.<br />
(1)
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
152 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />
A-4.3 Schneedynamik<br />
Die Modellierung der Schneedynamik kann alternativ mit einem empirischen<br />
Schneemodell oder mit dem Ansatz nach Koitzsch/Günther (1990) auf der Basis<br />
der Energiebilanzgleichung erfolgen. Beide Ansätze unterscheiden zwischen Akkumulations-<br />
und Schmelzperioden in Abhängigkeit von der Lufttemperatur.<br />
Bei Lufttemperaturen unter einem Grenzwert Tm (Standard: Tm = 0.2 °C) ergibt sich<br />
die aktuelle Schneebedeckung (in Form des Wasseräquivalents) aus der Summe<br />
von Altschneemenge und dem Niederschlagsdargebot PO(t) abzüglich der aktuellen<br />
Sublimation.<br />
s(t) = max[0, s(t-∆t) + PO(t) – (Esp(t)- EI(t))] (3)<br />
s - Schneemenge [mm Wasseräquivalent]<br />
PO - den Boden erreichende Niederschlagsmenge [mm]<br />
Esp - potenzielle Evaporation [mm]<br />
EI - Interzeptionsverdunstung [mm]<br />
Überschreitet die Tagesmitteltemperatur der Luft den Grenzwert Tm, erfolgt ein<br />
Abschmelzen der Schneedecke. Bei Nutzung des empirischen Ansatzes nach<br />
Weise/Wendling (1974) wird die Schmelzrate allein in Abhängigkeit von der aktuellen<br />
Lufttemperatur simuliert:<br />
sm(t) = min[s(t), 0.45 T(t) + 0.1 T(t) 2 ] (4)<br />
sm - Schmelzwassermenge [mm]<br />
s - Schneemenge [mm Wasseräquivalent]<br />
T - Tagesmittel der Lufttemperatur [°C]<br />
Der Ansatz nach Koitzsch/Günther (1990) berechnet neben der Schmelzrate auch<br />
die Sublimation und die Kondensation auf der Basis des konvektiven Wärmeübergangs<br />
an Grenzflächen mit der Wärmeübergangszahl 10 W(m²K) -1 (Hoffmayer-<br />
Zlotnik et al., 1981). Die Strahlungsbilanz der Schneeoberfläche wird aus der<br />
kurzwelliger Komponente mit einer Albedo von 0.5 für Altschnee und der langwelligen<br />
Komponente bei wolkenlosem Himmel (Brutsaert, 1975) berechnet. Vernachlässigt<br />
wird die Wärmezufuhr aus dem Boden an die Schneedecke und die Speicherung<br />
des Schmelzwassers in der Restschneedecke.<br />
Die resultierende Schmelzwassermenge erhöht das Niederschlagsdargebot an der<br />
Bodenoberfläche.
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 153<br />
A-4.4 Vegetationsdynamik<br />
In das PSCN-Modul wurden bisher vier unterschiedliche Pflanzenmodelle integriert:<br />
• <strong>Wald</strong>wachstumsmodell 4C,<br />
• dynamisches Vegetationsmodell VEGEN nach SWAT2000 (Neitsch et al.,<br />
2001) auf der Basis eines sortenspezifischen Temperatursummenansatzes,<br />
• allgemeines dynamisches Pflanzenmodell auf der Basis von Tabellenfunktionen<br />
(ohne C/N-Dynamik),<br />
• allgemeines statisches Modell (nur Wasserhaushalt ohne C/N-Dynamik).<br />
Fruchtartenspezifische Modelle, wie z.B. für Grünland, Winterweizen, Mais oder<br />
Kartoffeln, sollen im weiteren Entwicklungsverlauf dazu kommen. Die Komplexität<br />
(und damit auch der Anspruch an die Eingangsdaten) nimmt vom ersten bis hin<br />
zum letzten Modell ab. Sind die verfügbaren Eingangsdaten für eine Simulation mit<br />
dem gewählten Pflanzenmodell nicht ausreichend, so wird modellintern automatisch<br />
das nächsteinfachere Modell aktiviert. Prinzipiell werden die beiden allgemeinen<br />
Vegetationsansätze für alle Flächen initialisiert, so dass auch bei fehlenden<br />
Eingangsdaten für die Wachstumsmodelle 4C und VEGEN eine flächendeckende<br />
Simulation des Gebietswasserhaushaltes ohne detaillierte Vegetationsmodellierung<br />
erfolgen kann.<br />
A-4.4.1 Das <strong>Wald</strong>wachstumsmodell 4C<br />
A-4.4.1.1 Grundlagen<br />
Das <strong>Wald</strong>wachstumsmodell 4C (FORESEE - FORESt Ecosystems in a changing<br />
Environment) beschreibt die Sukzessionsdynamik von <strong>Wald</strong>beständen, die entweder<br />
auf Basis von simulierter natürlicher Regeneration oder ausgehend von einem<br />
durch eine Forstinventur definierten Anfangszustand aufwachsen (Schaber et al.,<br />
1999, Suckow et al., 2001). Die Baumindividuen einer Art, die gleiches Alter und<br />
identische Baumdimensionen besitzen, sind in Kohorten zusammengefasst. Produktion<br />
und Wachstum werden für jede Kohorte berechnet. Die Konkurrenz der<br />
Kohorten um Licht, Wasser und Nährstoffe beeinflusst ihr Wachstum, ihre Mortalität<br />
und die Verjüngung im Bestand. Die Positionen der Individuen der Kohorten im<br />
Bestand sind nicht bekannt; es wird angenommen, dass die Bäume gleichmäßig<br />
auf der Bestandesfläche verteilt sind. Es werden keine Unterschiede in den<br />
Wachstumsbedingungen einzelner Individuen derselben Kohorte berücksichtigt.<br />
Der Kronenraum des Bestandes ist in 0.5 m hohe Schichten eingeteilt. Das Blattwerk<br />
ist auf die Kronenschichten zwischen Kronenansatzhöhe und Baumhöhe<br />
verteilt.<br />
Abb. A4-2 beschreibt das prinzipielle Zusammenwirken der Teilmodelle zur Vegetations-<br />
und Bodendynamik in 4C.
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
154 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />
Abb. A4-2: Modellschema 4C<br />
A-4.4.1.2 Wasser- und Nährstoffbilanzierung<br />
Das Wasser- und Nährstoffangebot (Stickstoff, Kohlenstoff) wird in Abhängigkeit<br />
von Boden, Bestand und Wetter bilanziert (Einzelmodell 4C: Grote et al., 1999; 4C<br />
im Modellverbund ArcEGMO-PSCN: Kap. A-4.5). 4C berechnet zunächst für jede<br />
Kohorte einen aktuellen Transpirationsentzug in Abhängigkeit von der durch die<br />
Interzeptionsverdunstung reduzierten potentiellen Evapotranspiration und der aktuellen<br />
Bodenfeuchte der durchwurzelten Schichten, der als Wasserentzug pro<br />
Schicht an das Bodenwassermodell übergeben wird.<br />
Durch den täglichen Entzug von Wasser und Nährstoffen einerseits sowie die jährliche<br />
Bilanzierung des Streufalls und die Zufuhr zum Bodenkompartiment andererseits<br />
wird der Nährstoffkreislauf im System Pflanze – Boden geschlossen. Zusätzlichen<br />
Eintrag erhält das System durch Deposition, Verluste treten durch Auswaschung<br />
auf.<br />
A-4.4.1.3 Assimilation und Allokation<br />
Die photosynthetische Nettoassimilationsleistung wird nach einem Ansatz von<br />
Haxeltine & Prentice (1996) als Funktion von absorbierter photosynthetisch aktiver<br />
Strahlung, Lufttemperatur sowie Bodenwasser- und Nährstoffverfügbarkeit berechnet.<br />
Die Produktion der einzelnen Kohorten ist artenspezifisch und abhängig vom<br />
Anteil der Kohorte an der vom Bestand absorbierten Strahlung. Aus der jährlichen<br />
Bruttoassimilationsleistung wird nach Abzug der Respiration das Wachstum der<br />
Kompartimente Feinwurzeln, Stamm, Blattwerk, sowie Äste und Grobwurzeln berechnet.<br />
Die Allokationskoeffizienten für die einzelnen Kompartimente werden dabei<br />
so bestimmt, dass sie einem vorgeschriebenen Verhältnis des Querschnitts der<br />
leitenden Gewebe im Holz zu den zu versorgenden Blattmassen und einer ausgewogenen<br />
Leistung des Aufnahmevermögens der Feinwurzeln und der Produktionskapazität<br />
der Blätter entsprechen (functional balance und pipe model theory,<br />
siehe z.B. Mäkelä, 1986). Zusätzlich gehen in die Bestimmung der Allokationskoeffizienten<br />
eine Höhenwachstumsfunktion ein, die vom relativen Lichtgenuss und
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 155<br />
dem Blattmassenzuwachs abhängig ist, sowie die zu ersetzenden Streuproduktionsflüsse.<br />
Die Kronenansatzhöhe wächst, wenn die Nettoproduktion der untersten<br />
Kronenschicht negativ wird. Damit sind die Baumdimensionen Höhe, Brusthöhendurchmesser<br />
und Kronenansatzhöhe im Modell berechenbar.<br />
A-4.4.1.4 Phänologie<br />
Das Modell enthält ein Modul zur Simulation des Blattaustriebstags der Buche, das<br />
mit dem phänologischen Datensatz des Deutschen Wetterdienstes parametrisiert<br />
wurde (Schaber & Badeck 2003). Bei der Berechnung des Blattaustriebs wird davon<br />
ausgegangen, dass die Regulation der ontogenetischen Entwicklung durch die<br />
Interaktion von wachstumsfördernden (Promotoren) und wachstumshemmenden<br />
(Inhibitoren) Verbindungen (Phytohormone) erfolgt und die Balance zwischen<br />
Promotoren und Inhibitoren den physiologischen Entwicklungszustand der Pflanze<br />
und ihre Reaktion auf externe Bedingungen bestimmt (Schaber, 2002). Wesentliche<br />
Einflussfaktoren sind dabei die Lufttemperatur und die Tageslänge.<br />
Der Blattwurf wird anhand eines festen durchschnittlichen Datums bestimmt. Für<br />
die Laubbaumarten wurden die erforderlichen Parameter an Daten des DWD angepasst.<br />
Für die immergrünen Baumarten werden gegenwärtig im Modell noch<br />
keine phänologischen Stadien unterschieden.<br />
A-4.4.1.5 Mortalität<br />
Die Mortalität der Individuen innerhalb der Kohorten wird aus der Kohlenstoffbilanz<br />
bestimmt (stressbedingte Mortalität) oder nach einer vorgegebenen altersbedingten<br />
Mortalitätsrate. Beide Ansätze können auch kombiniert werden. Stressbedingte<br />
Mortalität tritt auf, wenn die Kohlenstoffbilanz über einen bestimmten Zeitraum<br />
negativ wird und daher z.B. die Blattmasse der Individuen einer Kohorte eines<br />
Jahres geringer ist als die des Vorjahres. Sie führt damit zur Verringerung der Individuenzahl<br />
bzw. zum vollständigen Absterben der Kohorte. Die intrinsische artenspezifische<br />
Mortalität wird über ein maximales Alter der Baumart definiert (Botkin &<br />
Nisbet, 1992).<br />
A-4.4.1.6 Regeneration und Management<br />
Auf Bestandesebene können Verjüngungs- und Bewirtschaftungsmaßnahmen<br />
simuliert werden. Die Verjüngung beschreibt das Aufwachsen von gepflanzten<br />
Setzlingen oder von Sämlingen, die jährlich in Abhängigkeit von Umweltbedingungen<br />
im Bestand aufkeimen können, in die Baumschicht.<br />
Das Modell erlaubt die Simulation einer Vielzahl von Bewirtschaftungsvarianten,<br />
die durch die Kombination verschiedener implementierter Methoden möglich sind.<br />
Ein Bewirtschaftungsplan steuert die verschiedenen Eingriffe. In Abhängigkeit von<br />
der Bestandeshöhe werden Jungwuchspflege, Läuterung und Jungbestandespflege<br />
simuliert. Für die anschließenden Bestandeseingriffe kann Hoch– oder Niederdurchforstung<br />
gewählt werden. Die Durchforstung wird durch Durchforstungsstärke<br />
und Durchforstungsintervall beschrieben. Zur Ernte des Bestandes, gesteuert über<br />
die Umtriebszeit, ermöglicht das Modell den Kahlschlag mit anschließender Neuanpflanzung<br />
oder natürlicher Verjüngung oder einen Schirmschlag, ebenfalls kombiniert<br />
mit einer Unterpflanzung. Für die Pflanzung kann eine Artenspezifikation<br />
und Pflanzdichte vorgegeben werden. Die Generierung von Mischbeständen ist
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
156 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />
möglich. Der Bewirtschaftungsplan erlaubt damit auch langfristige Simulationen<br />
über mehrere Umtriebszeiten.<br />
A-4.4.1.7 Störungen<br />
Störungen wie Windwurf oder Borkenkäferbefall im Bestand können im Modell<br />
durch Verarbeitung einer Störungszeitreihe simuliert werden. Diese Störungen<br />
wirken insbesondere durch eine zusätzliche Mortalität in den Baumkohorten auf die<br />
Bestandesdynamik:<br />
Die Störungsdynamik durch Borkenkäferbefall wird durch eine Zeitreihe der Störungsereignisse<br />
mit Information über befallene Fläche (Koordinaten), Störungstyp,<br />
Störungsjahr, Anteil der befallenen Fläche an der Gesamtfläche des Bestandes<br />
und Typ des Bestandes (bewirtschaftet oder unbewirtschaftet) beschrieben. Im Fall<br />
von Borkenkäferbefall wird Mortalität der Fichten, die älter als 50 sind, angenommen.<br />
Bei den bewirtschafteten Beständen werden alle befallenen und damit gestorbenen<br />
Fichten vollständig geerntet, Wurzeln und Benadlung verbleiben im Ökosystem.<br />
Bei den unbewirtschafteten Beständen werden diese Bäume komplett in<br />
die Zersetzungspools des Bodens überführt, für die Stämme, wird eine verzögerte<br />
Überführung in den Zersetzungspool für Stammholz angenommen, da die toten<br />
Bäume noch einige Jahre im Bestand stehen.<br />
Sowohl im bewirtschafteten als auch im unbewirtschafteten Fall, wird bei einem<br />
Anteil der Störungsfläche, akkumuliert über mehrer aneinanderfolgende Störungsjahre,<br />
von über 30% der Bestandesfläche, eine natürliche Verjüngung der vorkommenden<br />
Baumarten simuliert.<br />
A-4.4.1.8 Zeitregime<br />
Die Berechnung der Flüsse und die Änderung der Zustandsvariablen erfolgt prozessabhängig<br />
mit unterschiedlichen zeitlichen Schrittweiten. Die Wasser- und<br />
Nährstoffflüsse sowie die Phänologie werden im Tagestakt berechnet, die photosynthetische<br />
Produktion mit Schrittweiten zwischen wahlweise einem Tag bis zu<br />
einer Woche, während Allokation, Wachstum, Mortalität und Regeneration im Jahrestakt<br />
berechnet werden.<br />
A-4.4.1.9 Parameter, Initialisierung und Triebkräfte<br />
Die Artenzusammensetzung und die Bestandesstruktur können auf der Basis von<br />
Inventurdaten initialisiert werden. Die Kohorten werden dann entsprechend der<br />
gemessenen Verteilungen von Brusthöhendurchmesser sowie, falls vorhanden,<br />
Baumhöhe und Kronenansatzhöhe definiert.<br />
Als treibende klimatische Größen werden Tagesmittel bzw. -summen der Temperatur,<br />
des Niederschlags, der Luftfeuchte und der Strahlung benötigt, die wahlweise<br />
aus Messreihen eingelesen oder aus Monatswerten mit Hilfe eines Wettergenerators<br />
hergeleitet werden können. Außerdem wird eine Zeitreihen der atmosphärischen<br />
CO2-Konzentration und der Stickstoff-Deposition vorgegeben.
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 157<br />
A-4.4.1.10 Validierung und Anwendung<br />
Das Modell liegt in einer ersten, hier umrissenen Ausbaustufe vor und wird an langen<br />
Zeitreihen von Dauerbeobachtungsflächen hinsichtlich der Bestandesdynamik<br />
getestet (Schaber, Badeck et al. 1999; Mäkelä et al. 2000). Es ist gegenwärtig für<br />
die Baumarten Buche (Fagus sylvatica L.), Fichte (Picea abies L.), Kiefer (Pinus<br />
sylvestris L.), Eiche (Quercus robur L.) und Birke (Betula pendula Roth) parametrisiert.<br />
Einzelne Komponenten des <strong>Wald</strong>wachstumsmodells 4C wurden für mehrere<br />
Baumarten an verschiedenen Standorten (v.a. an Level II Standorten in Brandenburg,<br />
Sachsen und Thüringen) validiert.<br />
Im Rahmen des BMBF-Projektes „Wälder und Forstwirtschaft im Globalen Wandel:<br />
Strategien für eine integrierte Wirkungsanalyse und –bewertung“ (LK9528-9533)<br />
und des EU-Projektes Projektes SilviStrat“: Silvicultural Response Strategies to<br />
Climatic Change in Management of European Forests” (EVK2-2000-00723) wurde<br />
das Modell für Analysen eingesetzt (Lasch et al. 2002; Lasch et al. 2005).<br />
A-4.4.2 Das Modell für land- und forstwirtschaftliche Kulturen<br />
VEGEN<br />
Für die Simulation des Wachstums und der Ertragsbildung landwirtschaftlicher<br />
Kulturen wurde das in SWAT2000 (Neitsch et al., 2001) enthaltene Pflanzenmodell<br />
mit geringen Modifikationen übernommen. Dieses Modell ist eine vereinfachte Version<br />
des EPIC-Wachstumsmodells (Williams et al., 1984; Engel et al., 1993), basierend<br />
auf dem Temperatursummenansatz zur Beschreibung der phänologischen<br />
Entwicklung der Pflanze. Durch den breiten weltweiten Einsatz dieses Vegetationsmodells<br />
stehen für fast alle Kulturarten geprüfte pflanzenspezifische Parametersätze<br />
zur Verfügung.<br />
Insgesamt wird zwischen sieben Pflanzentypen unterschieden:<br />
• einjährige Sommer- und Winterfrüchte,<br />
• einjährige Sommer- und Winterleguminosen,<br />
• Dauerfruchtarten (Dauergrünland etc.),<br />
• Dauerleguminosen,<br />
• Bäume<br />
Wurzelwachstum wird nur für die einjährigen Fruchtarten simuliert. Bei allen anderen<br />
wird als Wurzeltiefe die maximal mögliche pflanzen- und bodenspezifische<br />
Tiefe angenommen. Für Leguminosen wird die Stickstoffbindung modelliert. Bei<br />
den mehrjährigen bzw. den Winterfruchtarten erfolgt außerdem die Berücksichtigung<br />
der Vegetationspause im Winter bei Unterschreitung einer minimalen Tageslänge.<br />
Neben fruchtartspezifischen Parametern entsprechend Neitsch et al. (2001) benötigt<br />
das Modell Informationen zur Fruchtfolge auf den einzelnen Ackerflächen. Dazu<br />
wurde ein Fruchtfolgengenerator entwickelt, den Klöcking et al. (2003) detailliert<br />
beschreiben.
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
158 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />
A-4.4.3 Dynamischer Ansatz auf der Basis von Tabellenfunktionen<br />
Grundprinzip dieses Ansatzes ist die Verarbeitung von Zeitfunktion zur Beschreibung<br />
der innerjährlichen bzw. mehrjährigen Dynamik der beiden, für den Gebietswasserhaushalt<br />
wichtigen, vegetationsspezifischen Parameter Wurzeltiefe und<br />
Blattflächenindex. Diese Funktionen werden für die einzelnen Vegetationstypen<br />
entweder über äqui- bzw. nicht äquidistante Stützstellen oder als Jahres- bzw.<br />
Monatsmittelwerte eingelesen. Bei der Vorgabe von Stützstellen werden die benötigten<br />
Tageswerte über eine lineare Interpolation ermittelt. Die Landnutzungskennwerte<br />
Versiegelungsgrad und Oberflächenrauhigkeit werden wie im statischen<br />
Ansatz (Kap.A-4.4.4) betrachtet.<br />
Die potenzielle Transpiration ergibt sich aus der potenziellen Evapotranspiration<br />
Ep(t) nach Abzug von Interzeptionsverdunstung, Sublimation und Muldenspeicherverdunstung.<br />
Sie steuert den täglichen Transpirationsentzug bis zur aktuellen<br />
Durchwurzelungstiefe, der in Abhängigkeit von der aktuellen Bodenfeuchte der<br />
durchwurzelten Bodenschichten berechnet und an das Bodenwassermodell übergeben<br />
wird.<br />
A-4.4.4 Statisches Landnutzungsmodell<br />
Dieser Ansatz dient insbesondere zur Beschreibung von Flächen, die nicht primär<br />
durch ihre Vegetation bestimmt sind, wie z.B. Siedlungen, Gewerbegebiete, Halden,<br />
Brachflächen.<br />
Für die jeweiligen Landnutzungen werden mittlere Kennwerte wie Versiegelungsgrad,<br />
Interzeptionsspeicherkapazität, Bedeckungsgrad, Albedo und Oberflächenrauhigkeit<br />
(Strickler-Wert nach Bollrich & Preissler, 1992) mit Angabe eines Toleranzbereiches<br />
(zur Unterstützung von Sensitivitätsstudien) eingelesen. Die Zuordnung<br />
erfolgt anhand von Erfahrungswerten und Literaturangaben.<br />
Die innerjährliche Dynamik der Wurzeltiefe r(t) wird bei Angabe des jährlichen Minimums<br />
und Maximums mittels einer trigonometrischen Funktion wie folgt beschrieben.<br />
⎧<br />
r(<br />
t)<br />
= ⎨<br />
⎩r<br />
min<br />
− cos( d π / 182.<br />
5)(<br />
r<br />
s<br />
max<br />
− r<br />
min<br />
s - Dicke der ungesättigten Bodenzone<br />
d - Tag im Jahr (1, 366)<br />
)<br />
⇔ r(<br />
t)<br />
≥ s<br />
⇔ r(<br />
t)<br />
< s<br />
Wird dieses Landnutzungsmodell angewendet, so erfolgt bei der Abbildung der<br />
Oberflächen- und Bodenwasserdynamik keine Unterscheidung in Evaporation und<br />
Transpiration. Die aktuelle Evapotranspiration ergibt sich aus der potenziellen Evapotranspiration<br />
nach Abzug von Interzeptionsverdunstung, Sublimation und Muldenspeicherverdunstung<br />
und limitiert durch das pflanzenverfügbare Wasser in den<br />
durchwurzelten Bodenschichten.<br />
(5)
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 159<br />
A-4.5 Simulation der Bodenprozesse<br />
A-4.5.1 Bodenwasserdynamik<br />
Die Modellierung der Bodenwasserdynamik erfolgt mit einem Mehrschicht-<br />
Kapazitätsmodell nach Koitzsch (1977) und Glugla (1969), welches die Bodenwasserdynamik<br />
mittels abgeleiteter bodenspezifischer Kennwerte wie Feldkapazität<br />
und Permanenter Welkepunkt zur Charakterisierung der Wasserspeicherung unter<br />
bestimmten Spannungsverhältnissen beschreibt. Das Originalmodell wurde jedoch<br />
insbesondere hinsichtlich der Terme zur Abbildung der Verdunstungsintensität<br />
überarbeitet, da im Rahmen des PSCN-Moduls der aktuelle Transpirationsbedarf<br />
durch vegetationsspezifische Pflanzenmodelle berechnet wird. Außerdem wurde<br />
das Modell um einen Ansatz zur Beschreibung der hypodermischen Abflussbildung<br />
und ein Makroporenflussmodell erweitert.<br />
Grundannahme des empirischen Makroporenflussmodells ist, dass die Bildung von<br />
Makroporen von den Bodeneigenschaften, der Landnutzung und der aktuellen<br />
Bodenfeuchte beeinflusst wird. Hinsichtlich der Bodeneigenschaften werden Skelett-<br />
und Tonanteil berücksichtigt. Bezüglich der Landnutzung wird vorausgesetzt,<br />
dass Makroporen vor allem unter <strong>Wald</strong>, unter Wiesen und bei konservierender<br />
Bodenbearbeitung auftreten.<br />
Für jede Bodenschicht zj wird eine Makroporosität MP (0 ≤ MP ≤ 1) wie folgt berechnet:<br />
⎡<br />
⎛ z ⎤<br />
max − z ⎞<br />
( z j , t)<br />
= rθ<br />
( z j , t)<br />
⎢k<br />
sSkelett<br />
( z j ) + ktTon<br />
( z j ) + k<br />
⎜<br />
⎟<br />
⎟⎥<br />
⎢⎣<br />
⎝ zmax<br />
⎠⎥⎦<br />
MP v<br />
mit<br />
⎧⎛<br />
θ FK ( z j ) −θ<br />
( z j , t)<br />
⎞<br />
⎪⎜1<br />
+<br />
⎟ ⇔<br />
rθ<br />
( z j , t)<br />
= ⎨⎜<br />
⎟<br />
⎝ θWP<br />
( z j )<br />
⎠<br />
⎪<br />
⎩<br />
1<br />
⇔<br />
θ ( z , t)<br />
< θ ( z )<br />
j<br />
θ ( z , t)<br />
≥ θ ( z )<br />
zmax - maximale Tiefe der landnutzungsgebundenen Makroporen [mm]<br />
z - aktuelle Tiefe [mm]<br />
t - Zeit<br />
θ - Wassergehalt [mm]<br />
θWP - Wassergehalt am Permanentwelkepunkt [mm]<br />
θFK - Wassergehalt bei Feldkapazität [mm]<br />
ks,kt,kv - Parameter (kv=0, wenn z>zmax)<br />
In der obersten Bodenschicht ist MP der Anteil des infiltrierenden Niederschlags,<br />
der sofort in die darunter liegende Schicht weitergeleitet wird. Je nach Makroporosität<br />
der weiteren Schichten wird dieser weiter geleitet, bzw. kann anteilig in die<br />
Bodenmatrix infiltrieren.<br />
Dem Mehrschicht-Kapazitätsmodell zur Beschreibung der Feuchtedynamik in der<br />
Bodenmatrix liegt die Annahme zugrunde, dass es erst nach Überschreiten der<br />
Feldkapazität zu einem Abfluss (vertikal und horizontal) aus der betrachteten Bodenschicht<br />
kommt. Anstelle der Kenntnis der hydraulischen Eigenschaften des<br />
Bodens wird nur noch der von der Bodenart abhängige Leitfähigkeitsparameter<br />
benötigt.<br />
j<br />
FK<br />
FK<br />
j<br />
j<br />
(6)<br />
(7)
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
160 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />
Die Änderung des Wassergehaltes θ(zj,t) der Schicht zj in der Zeit t ergibt sich zu:<br />
∆θ ( z j , t ) ∆θ<br />
w ( z j , t )<br />
=<br />
=<br />
∆t<br />
∆t<br />
P ( z<br />
j-1<br />
, t ) - E ( z<br />
Nebenbedingungen: θWP(zj) ≤ θ(zj,t) ≤ V(zj)<br />
P(zj-1,t) = I(t)<br />
Anfangswerte: θ(zj,0) = θFK(zj)<br />
j<br />
, t ) - P ( z<br />
θ - Wassergehalt [mm]<br />
P - Perkolationsrate [mm/d]<br />
P h - horizontaler (hypodermischer) Abfluss [mm/d]<br />
E - Entzugsrate [mm/d]<br />
θWP - Wassergehalt am Permanentwelkepunkt [mm]<br />
V - Porenvolumen [mm]<br />
I - Infiltrationsmenge<br />
θFK - Wassergehalt bei Feldkapazität [mm]<br />
j<br />
h<br />
, t ) − P ( z , t)<br />
Der aktuelle Entzug E(t) setzt sich aus dem Bodenevaporations- Es und dem<br />
Transpirationsanteil Etr zusammen.<br />
E(t) = Es<br />
(t) + E tr (t)<br />
Wenn der potentielle Evaporationsbedarf Ep(t) noch nicht durch die Interzeptions-<br />
und Muldenspeicherverdunstung gedeckt ist, kann aus den unversiegelten Flächen<br />
des Hydrotops ein Evaporationsentzug aus dem Boden bis zu einer bodenspezifischen<br />
Tiefe zE erfolgen:<br />
E (t) = E ( t)<br />
⋅ R<br />
s<br />
Sp<br />
SE<br />
z<br />
i<br />
∫ f(x) dx<br />
z i−1<br />
⋅<br />
z E<br />
∫ f(x) dx<br />
Esp - potentielle Bodenevaporation[mm]<br />
f(x) - Entzugsdichtefunktion<br />
RSE - Reduktionsfunktion<br />
0<br />
Die Entzugsdichtefunktion f(x) wird nach Gl. 9 beschrieben.<br />
f(x) =<br />
z<br />
E<br />
⋅ ( p<br />
S<br />
⋅ z<br />
E<br />
+ x) ⋅<br />
z<br />
− x<br />
E<br />
−1<br />
( (1 + p ) ⋅ ln(<br />
1+<br />
p ) −1)<br />
S<br />
S<br />
j<br />
(8)<br />
(9)<br />
(10)<br />
(11)<br />
Diese ursprünglich durch Koitzsch (1977) für äquidistante Schichten entwickelte<br />
Funktion wurde mittels des Parameters pS = 0.05 auch für Schichten optionaler<br />
Dicke angepasst. Die evaporierte Wassermenge aus allen Schichten zj oberhalb<br />
der maximalen Tiefe zE wird durch das Minimum aus dem verbleibenden Evaporationsbedarf<br />
und dem verfügbaren Bodenwasser oberhalb des Welkepunktes limitiert.<br />
Letzteres wird durch die Reduktionsfunktion RSE(z) realisiert:
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 161<br />
⎧1<br />
⎪<br />
( θ ) = ⎨(<br />
θ −θ<br />
⎪<br />
⎩0<br />
⇔θ<br />
≥ θ<br />
FK<br />
R SE<br />
WP ) /( θ FK −θWP<br />
) ⇔θ<br />
WP<br />
⇔θ<br />
< θ<br />
≤ θ < θ<br />
θ - Wassergehalt [mm]<br />
θWP - Wassergehalt am Permanentwelkepunkt[mm]<br />
θFK - Wassergehalt bei Feldkapazität [mm]<br />
WP<br />
FK<br />
(12)<br />
Der Transpirationsanteil Etr(t) wird in seiner Menge und vertikalen Verteilung durch<br />
das Vegetationsmodell in Abhängigkeit vom pflanzenverfügbaren Wasser berechnet.<br />
Die aktuelle Versickerung P(zj,t) aus der Schicht zj ergibt sich zu:<br />
⎧<br />
0<br />
P(<br />
z j , t)<br />
= ⎨<br />
⎩λ(max(<br />
0,<br />
θ ( z j , t)<br />
− θ FK ( z j ))²<br />
B(zj,t) - Bodentemperatur der Schicht zj [mm]<br />
⇔ θ ( z , t)<br />
≤ θ ( z ) ∨ B(<br />
z , t)<br />
< 0°<br />
C<br />
j<br />
⇔ θ ( z , t)<br />
> θ ( z ) ∨ B(<br />
z , t)<br />
≥ 0°<br />
C<br />
j<br />
FK<br />
FK<br />
j<br />
j<br />
j<br />
j<br />
(13)<br />
Liegt der aktuelle Bodenwassergehalt nach Realisierung von Entzug und Perkolation<br />
immer noch oberhalb der Feldkapazität, so kann auch ein horizontal gerichteter<br />
Abfluss in Abhängigkeit von der Schichtneigung erfolgen.<br />
⎧<br />
0<br />
h<br />
P ( z j,<br />
t)<br />
= ⎨<br />
⎩sin(arctanα)<br />
λ(max(<br />
0,<br />
θ(<br />
z j,<br />
t)<br />
− θ<br />
α – Neigung der Bodenschicht<br />
A-4.5.2 Bodenwärmedynamik<br />
FK<br />
( z ))²<br />
j<br />
⇔ θ(<br />
z , t)<br />
≤ θ<br />
j<br />
⇔ θ(<br />
z , t)<br />
> θ<br />
j<br />
FK<br />
FK<br />
( z ) ∨ B(<br />
z , t)<br />
< 0°<br />
C<br />
j<br />
( z ) ∨ B(<br />
z , t)<br />
≥ 0°<br />
C<br />
j<br />
j<br />
j<br />
(14)<br />
Die Simulation der Wärmedynamik basiert auf dem Modell von Suckow (1986). Die<br />
Bodenwärmeänderung wird dabei mittels der vereinfachten eindimensionalen<br />
Wärmeleitungsgleichung<br />
∂ T (z , t ) ∂ ⎡ ∂ T (z , t ) ⎤<br />
Ch (z , t ) =<br />
∂ ∂ ⎢λ<br />
h (z , t )<br />
t z<br />
⎥<br />
⎣<br />
∂ z ⎦<br />
(15)<br />
mit der Zeit t ∈ (0, te) und der Tiefe z ∈ (0, ∞) für veränderliche Wärmekapazität<br />
Ch(z,t) und Wärmeleitfähigkeit λh(z,t) beschrieben. Die Lösung der Gl. 13 erfolgt<br />
numerisch (Suckow, 1986). Der Beitrag des Bodeneises an der Wärmeleitung und<br />
der Phasenübergang der Bodenflüssigkeit werden nicht betrachtet.<br />
Die Wärmekapazität des Bodens Ch(z,t) wird als Summe der Wärmekapazitäten<br />
der festen Bodenbestandteile und des Bodenwassers beschrieben:<br />
Ch(z,t) = ρs cs θs(z) + ρwcwθw(z,t) (16)<br />
ρs Dichte der festen Bestandteile<br />
θs Volumenanteil der festen Bestandteile<br />
cw spezifische Wärmekapazität des Wassers<br />
ρs Dichte des Wassers<br />
θs volumetrischer Wassergehalt<br />
cs spezifische Wärmekapazität der Festsubstanz
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
162 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />
Die Wärmeleitfähigkeit wird nach einem Ansatz von Neusypina (1979) berechnet:<br />
(3 ρ t - 1.7 ) 10<br />
λh<br />
=<br />
1 + (11.5 - 5 ρ ) exp (-50 [ θ / ρ ]<br />
t<br />
-3<br />
λh Wärmeleitfähigkeit [kJcm-1s-1K-1]<br />
ρt Trockenrohdichte [g/cm³]<br />
θ volumetrische Feuchte [Vol.%]<br />
t<br />
1.5<br />
)<br />
(17)<br />
Die obere Randbedingung für die Lösung der Wärmeleitgleichung (13) ist durch die<br />
Bodenoberflächentemperatur gegeben. Für deren Berechnung werden zwei konzeptionelle<br />
Algorithmen angeboten, die für eine Simulation auf Tageszeitschrittbasis<br />
entwickelt und kalibriert wurden.<br />
Der Williams-Algorithmus wurde im Rahmen der Entwicklungsarbeiten am “Erosion-Productivity<br />
Impact Calculator” (EPIC) durch Williams et al. (1984) erarbeitet.<br />
Dieses Bodentemperatur-Modell fand in Original- oder bearbeiteter Form Eingang<br />
in weitere Bestandesmodelle und Gebietsmodelle wie z.B. CERES (Jones et al.,<br />
1986) und SPASS (Wang, 1997). Die tägliche Bodenoberflächentemperatur B0<br />
wird als Funktion der Globalstrahlung ra [MJ/m²], der Albedo A und der minimalen<br />
bzw. maximalen Lufttemperatur (Tmin, Tmax) eines Tages berechnet:<br />
B0(t) = (1-al(t)) [Tmin(t) + (Tmax(t)–Tmin(t))( 0.03ra(t)) 0.5 ]+ A(t) B0(t-∆t) (18)<br />
Die Albedo als Kombination aus Boden- und Pflanzenalbedo wird unter der Annahme,<br />
dass die Pflanzenalbedo im Mittel 0.25 beträgt, und der mittlere Extinktionskoeffizient<br />
der Pflanzenbedeckung für kurzwellige Strahlung 0.5 ist, mittels Gl.<br />
17 berechnet.<br />
A(t) = Asoil exp(-0.5 LAI(t)) + 0.25 [1-exp(-0.5) LAI(t))] (19)<br />
Asoil - Bodenalbedo<br />
LAI - Blattflächenindex<br />
Alternativ dazu kann die Bodenoberflächentemperatur mittels eines empirischen<br />
Ansatzes durch näherungsweise Berechnung des Faltungsintegrals über die Lufttemperatur<br />
T der letzten drei Tage (Suckow, 1989) berechnet werden.<br />
0<br />
2<br />
( ) ( )<br />
∑<br />
B (t) = a + b⋅ K(t) F(i) ⋅T(t − i ⋅∆t<br />
i= 0<br />
K - mittlerer Korrekturfaktor<br />
F(i) - Faltungskoeffizient<br />
a,b - Bestandeskoeffizienten (Brache: a=0, b=1)<br />
(20)
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 163<br />
Bei Vorhandensein einer Schneedecke wird die Bodenoberflächentemperatur mit<br />
einem empirischen Ansatz, der die Schneemenge berücksichtigt (Klöcking, 1991),<br />
berechnet:<br />
B0(t) = l B1(t-∆t) + α T(t) / (β + γ s(t)) (21)<br />
B1 - Temperatur der obersten Bodenschicht<br />
s - Schneemenge [mm Wasseräquivalent]<br />
T - Tagesmittel der Lufttemperatur [°C]<br />
α,β,γ - Parameter<br />
A-4.5.3 Kohlenstoff-/Stickstoffdynamik im Boden<br />
A-4.5.3.1 Das C/N-Modell im Überblick<br />
Die Simulation der Kohlenstoff-/Stickstoffdynamik des Bodens umfasst den biochemischen<br />
Umsatz im Boden und die Verlagerung der löslichen Komponenten mit<br />
der Bodenlösung. Sie ist eng an die Vegetationsmodellierung (Kap. A-4.4) gekoppelt,<br />
welche die Stickstoffaufnahme und die Nachlieferungen toter organischer<br />
Substanz durch die Vegetation simuliert.<br />
Im PSCN-Modul wird hierfür das ursprünglich für <strong>Wald</strong>standorte entwickelte und in<br />
4C implementierte Bodenmodell des Kohlenstoff- und Stickstoffhaushalts (Suckow<br />
et al. 2001) aufgerufen, wobei sowohl auf Seiten des Vegetationsmodells für landwirtschaftliche<br />
Kulturen (VEGEN, Kap. A-4.4.2) als auch auf Seiten des Bodenmodells<br />
entsprechende Anpassungen vorgenommen werden mussten, um dieses<br />
C/N-Modell auch für Nichtwaldflächen nutzen zu können.<br />
Im Modell wird zwischen primärer organischer Substanz (POM) in mehreren Fraktionen,<br />
dem Humus (aktive organische Substanz AOM) und dem mineralisierten<br />
Stickstoff in Form von Ammonium und Nitrat unterschieden. Mineralisierung, Nitrifizierung,<br />
Pflanzenaufnahme und Transport werden für jede einzelne Bodenschicht<br />
in Abhängigkeit von Bodenfeuchte, Bodentemperatur, pH-Wert und den Entzugsansprüchen<br />
durch die Vegetation berechnet (s. Abb. A4-3).<br />
Abb. A4-3: Modellierung des Stickstoffkreislaufes innerhalb des Bodenmodells
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
164 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />
A-4.5.3.2 Kohlenstoff- und Stickstoffeintrag<br />
Die in den Ernteresten und der Streu (Nadeln, Blätter, Zweige) enthaltenen Kohlenstoff-<br />
und Stickstoffmengen werden den jeweiligen NPOM and CPOM-Pools der<br />
ersten Bodenschicht zugeordnet. In der gleichen Weise werden die in den abgestorbenen<br />
Feinwurzeln enthaltenen C/N-Mengen den POM-Pools der jeweiligen<br />
Bodenschicht hinzugefügt.<br />
Als atmosphärischer Eintrag wird die Nassdeposition von Nitrat und Ammonium<br />
berücksichtigt, die zu einer Erhöhung der mineralischen Pools NNH4 and NNO3 führt.<br />
A-4.5.3.3 Kohlenstoff- und Stickstoffumsatz<br />
Der Umsatz zwischen den einzelnen C/N-Bindungsformen (Abb. 3) wird durch eine<br />
Kinetik erster Ordnung beschrieben (Chertov and Komarov, 1997; Franko, 1990;<br />
Parton et al., 1987). Die Umsatzgeschwindigkeit wird durch reaktionsspezifische<br />
Umsatzkoeffizienten bestimmt.<br />
Abb. A4-4: Modell des Kohlenstoff-Stickstoff-Umsatzes mit den Reaktionskoeffizienten<br />
k1+k2 = k*1+k*2 = kPOM für die Primärsubstanz, kAOM für die aktive<br />
organische Substanz, den entsprechenden C/N-Verhältnissen QPOM<br />
bzw. QAOM und der Nitrifikationskonstante knit<br />
Der dominante Prozess ist die C-Mineralisierung, welcher die Energie für den gesamten<br />
Umsatz der organischen Substanz liefert. Entsprechend des obigen Konzeptes<br />
ergibt sich die Änderung der Kohlenstoffmenge in der organischen Primärsubstanz<br />
POM wie folgt:<br />
d<br />
C<br />
dt<br />
C in toter<br />
Biomasse<br />
N in toter<br />
Biomasse<br />
POM<br />
(t)<br />
QPOM<br />
= −kPOM<br />
⋅ R<br />
min<br />
(t) ⋅ C<br />
k *<br />
2<br />
C im<br />
Humus<br />
Q AOM<br />
k k 1 AOM knit<br />
N im<br />
NH4 Humus<br />
k 2<br />
POM<br />
(t)<br />
k AOM<br />
mineralisiertes<br />
C<br />
(22)<br />
mit dem Reaktionskoeffizienten kPOM = k1+k2 (s. Abb. A4-4). Die Reduktionsfunktion<br />
Rmin repräsentiert den Einfluss von Wassergehalt, Bodentemperatur und pH-<br />
Wert auf den Mineralisierungsprozess (Franko, 1990; Kartschall et al., 1990).<br />
Die Transformation der organischen Primärsubstanz CPOM(z,t) in aktive organische<br />
Substanz CAOM(z,t) wird durch den Reaktionskoeffizienten k1 = ksyn ⋅ kpom beschrieben,<br />
der als Produkt aus dem substratabhängigen Humussynthesekoeffizienten<br />
ksyn und dem Zersetzungskoeffizienten der POM berechnet wird. Der Übergang<br />
NO3
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 165<br />
von Kohlenstoff in aktive organische Substanz wird bestimmt vom neu synthetisierten<br />
Anteil und der Menge, die zur Mineralisierung benötigt wird:<br />
d<br />
C<br />
dt<br />
AOM<br />
(t) = ksyn<br />
⋅ kPOM<br />
⋅ R min (t) ⋅ CAR POM (t) − kAOM<br />
⋅ R<br />
min<br />
(t) ⋅ C<br />
AOM<br />
(t)<br />
(23)<br />
Wieviel Stickstoff in die aktive organische Substanz eingelagert wird, und wieviel<br />
mineralisiert wird, hängt vom C/N-Verhältnis der beiden organischen Fraktionen<br />
und dem Kohlenstoffbedarf der Humussynthese ab. Die Nettomineralisierung von<br />
Stickstoff aus der organischen Primärsubstanz ist analog zu Gl. (20). Der Stickstoffumsatz<br />
in der aktiven organische Substanz verläuft ähnlich wie der Kohlenstoffumsatz,<br />
wobei das C/N-Verhältnis beider organischen Fraktionen QPOM and<br />
QAOM den Synthesekoeffizient ksyn zu k *<br />
syn modifiziert (Kartschall et al., 1990).<br />
* Q<br />
ksyn = ksyn<br />
⋅<br />
Q<br />
POM<br />
AOM<br />
(24)<br />
Außerdem wird die Veränderung des Ammonium- (NNH4) und Nitrat-Stickstoffs<br />
(NNO3) betrachtet. Somit wird der Stickstoff-Nettoumsatz durch das folgende System<br />
von Differentialgleichungen (Klöcking, 1991) für jede Bodenschicht beschrieben.<br />
d<br />
dt<br />
d<br />
dt<br />
N<br />
N<br />
d<br />
N<br />
dt<br />
d<br />
dt<br />
N<br />
POM<br />
AOM<br />
NH4<br />
NO3<br />
(t) = −kPOM<br />
⋅R<br />
min<br />
(t) ⋅N<br />
POM<br />
(t)<br />
*<br />
(t) = k syn ⋅ kPOM<br />
⋅ R min (t) ⋅ N POM (t) − k AOM ⋅ R<br />
min<br />
(t) ⋅ N<br />
AOM<br />
*<br />
(t) = ( 1−<br />
k syn ) ⋅kPOM<br />
⋅R<br />
min (t) ⋅N<br />
POM (t) + k AOM ⋅R<br />
min (t) ⋅N<br />
AOM (t) −k<br />
nit ⋅ R<br />
(t)<br />
= knit<br />
⋅ R<br />
nit<br />
(t) ⋅ N<br />
NH4<br />
(t)<br />
(t)<br />
nit<br />
(t) ⋅ N<br />
NH4<br />
(t)<br />
(25)<br />
(26)<br />
(27)<br />
(28)<br />
Das Differentialgleichungssystem (23)-(26), mit den entsprechenden Anfangswerten<br />
wird mittels der Laplace Transformation gelöst. Die optimalen Reaktionskoeffizienten<br />
dieser Prozesse können durch spezielle Untersuchungen oder aus der<br />
Literatur bestimmt werden.<br />
Analog zum Kohlenstoffumsatz erfolgt auch hier eine Reduktion der Mineralisierung<br />
und Nitrifizierung durch die Reduktionsfunktionen Rmin(z,t) bzw. Rnit(z,t). Durch<br />
sie wird der Einfluss von Umweltbedingungen (Feuchte, Temperatur, pH-Wert) auf<br />
die Mineralisierung und die Nitrifizierung (Franko, 1990; Kartschall et al., 1990)<br />
beschrieben. Jede Einflusskomponente wird durch eine Einzelfunktion beschrieben,<br />
deren Produkt die gesamte Reduktionsfunktion ergibt. Die Mineralisation wird<br />
verzögert, wenn die Bodenfeuchte Werte von weniger als der Hälfte des Wassergehaltes<br />
bei Feldkapazität annimmt, der Einfluss der Bodentemperatur auf die<br />
Mineralisierung wird durch das van't Hoff-Gesetz beschrieben, außerdem wird die<br />
Mineralisierung durch ein saures Bodenmilieu (pH < 5) gehemmt. Die Reduzierung<br />
der Nitrifizierung durch Trockenheit erfolgt ähnlich wie für die Mineralisierung, wobei<br />
jedoch auch eine Verminderung bei hohen Wassergehalten durch Sauerstoffmangel<br />
berücksichtigt wird.
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
166 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />
Die Temperaturabhängigkeit der Nitrifizierung wird analog zur Mineralisierung beschrieben<br />
mit einem Optimum bei 25°C. Der pH-Wert wirkt sich noch stärker als<br />
bei der Mineralisierung aus. Unterhalb eines pH-Wertes von 3 kommt die Nitrifizierung<br />
zum Erliegen. Optimale Nitrifizierungsbedingen werden oberhalb eines pH-<br />
Wertes von 7 angenommen.<br />
A-4.5.3.4 Stickstofftransport<br />
Der Transport und die Pflanzenaufnahme UN von löslichen chemischen Substanzen<br />
erfolgt gekoppelt an die Bodenwasserbewegung und wird für jede Bodenschicht<br />
betrachtet. Der Transport von organischen Verbindungen wird nicht berücksichtigt,<br />
da ihr Flux vernachlässigbar klein im Vergleich zu ihrer Gesamtmenge<br />
im Boden ist. Da Ammonium und Nitrat z.T. eng an die Bodenmatrix gebunden<br />
sind, wird nicht die gesamte Menge als frei beweglich angesehen. Die Menge des<br />
verlagerten gelösten Ammoniums bzw. Nitrats NPi ist proportional zum Anteil der<br />
perkolierenden Wassermenge P.<br />
N = F ⋅ N<br />
Pi Ni i<br />
P<br />
θ + P + Eχ ,<br />
i = NH4, NO3<br />
FNi - Fraktion des löslichen Ammoniums bzw. Nitrats<br />
P - perkolierende Wassermenge<br />
Eχ - Entzugsrate [mm/d]<br />
θ - Wassergehalt<br />
A-4.5.3.5 Stickstoffaufnahme<br />
(29)<br />
Ähnlich wie beim Stickstofftransport ist die Stickstoffaufnahme an den Wasserstrom<br />
gekoppelt. Im Gegensatz zum Transport steht aber der gesamte, als Ammonium<br />
oder Nitrat vorliegende Stickstoff zur Verfügung, da die Pflanzen auch den an<br />
die Bodenmatrix gebundenen Stickstoff aktiv aufnehmen können. Es wird angenommen,<br />
dass keine der Verbindungen bevorzugt durch die Pflanzen aufgenommen<br />
wird. Die Stickstoffaufnahme UN wird wie folgt berechnet:<br />
E<br />
U N χ<br />
=<br />
Ni i<br />
θ , i = NH4, NO3 (30)<br />
Der gesamte Entzug ist die Summe über alle Fraktionen in allen durchwurzelten<br />
Schichten.
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 167<br />
A-4.5.4 Eingangsdaten für das Bodenmodell<br />
Die Modellierung der Bodenprozesse (Wasser-, Wärme- und C/N-Dynamik) erfolgt<br />
unter Berücksichtigung der horizontalen Schichtung des Bodens bis hinunter zum<br />
Ausgangssubstrat. Dabei werden bei grundwasserbeeinflussten Standorten auch<br />
temporär gesättigte Bodenschichten einbezogen. Als Eingangsdaten werden für<br />
jeden Horizont folgende Parameter benötigt:<br />
• Horizontmächtigkeit,<br />
• Porenvolumen,<br />
• Lagerungsdichte,<br />
• Skelettgehalt,<br />
• Tongehalt,<br />
• gesättigte hydraulische Leitfähigkeit,<br />
• Feldkapazität und Welkepunkt,<br />
• Gehalt an organischem Stick- und Kohlenstoff,<br />
• pH-Wert.<br />
A-4.6 Programmtechnische Umsetzung<br />
Wie das Gesamtsystem ArcEGMO ist das PSCN-Modul in C (Microsoft Visual<br />
C/C++) programmiert. Die Teilmodelle, die aus dem <strong>Wald</strong>wachstumsmodell 4C<br />
stammen (Bodenwärme, Boden-C/N-Haushalt und <strong>Wald</strong>wachstumsmodell), sind in<br />
FORTRAN 90 geschrieben. Das Modell wurde bislang auf dem PC (Betriebssystem<br />
Windows98, 2000, NT und XP) getestet.<br />
Der Aufruf der Teilmodelle des PSCN-Moduls erfolgt über prozessspezifischen<br />
Schnittstellen. Somit ist auch die Einbindung von externen Modellen direkt bzw.<br />
über Bibliotheken möglich.
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
168 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />
A-4.7 Literatur<br />
Becker, A., Klöcking, B., Lahmer, W., Pfützner , , B., 2002. The Hydrological Modelling<br />
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(Eds.: Singh, V.P. and Frevert, D.K.). Water Resources Publications, Littleton/Colorado,<br />
321-384. ISBN 1-887201-34.<br />
Behrendt, H., Huber, P., Kornmilch, M., Opitz, D., Schmoll, O., Scholz, G., Uebe,<br />
R., 2002. Estimation of the nutrient inputs to river basins – experiences from<br />
German rivers. Regional Environmental Chances, 3, 107-117<br />
Belmans, C., Wesseling, J.G., and Feddes, R.A., 1983. Simulation of the water<br />
balance of a cropped soil: SWATRE. Journal of Hydrology, 63:217-286.<br />
Bollrich, G., Preißler, G. 1992. Technische Hydromechanik. Bd.1: Grundlagen. 3.<br />
Auflage. Berlin: Verlag für Bauwesen.<br />
Botkin, D.B., Nisbet, R.A., 1992. Forest response to climatic change: effects of<br />
parameter estimation and choice of weather pattern on the reliability of projections.<br />
Climatic Change, 20, 87-111.<br />
Brutsaert, W., 1975. On a derivable formula for long wave radiation from clear<br />
skies. Water Resources Research, 11, 742-744.<br />
Chertov, O.G., Komarov, A.S., 1997. SOMM: A model of soil organic matter dynamics.<br />
Ecological Modelling, 94, 177-189.<br />
DVWK, 1996. Ermittlung der Verdunstung von Land- und Wasserflächen. DVWK<br />
Merkblätter zur Wasserwirtschaft 238.<br />
Engel, T., Klöcking, B., Priesack, E., Schaaf, T., 1993. Simulationsmodelle zur<br />
Stickstoffdynamik - Analyse und Vergleich. Agrarinformatik, Bd. 25, Ulmer Verlag,<br />
Stuttgart, 484 S.<br />
Franko, U., 1990. C- und N-Dynamik beim Umsatz organischer Substanz im Boden.<br />
Dissertation B Thesis, Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der<br />
DDR, Berlin.<br />
Glugla, G., 1969. Berechnungsverfahren zur Ermittlung des aktuellen Wassergehaltes<br />
und Gravitationswasserabflusses im Boden. Albrecht-Thaer-Archiv, 13,<br />
371-376.<br />
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water balances in pine stands under changing air pollution and deposition. In:<br />
R.F. Hüttl and K. Bellmann (Editors), Changes of Atmospheric Chemistry and<br />
Effects on Forest Ecosystems. A Roof Experiment Without Roof. Nutrients in<br />
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Haxeltine, A., Prentice, I.C., 1996. BIOME3: An equilibrium terrestrial biosphere<br />
model based on ecophysiological constraints, resource availability and competition<br />
among plant functional types. Global Biogeochemical Cycles, 10(4), 693-<br />
709<br />
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Jones, C.A., Kiniry, J.R., 1986. CERES-Maize - A simulation model of maize<br />
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Kartschall, T., Döring, P., Suckow, F., 1990. Simulation of Nitrogen, Water and<br />
Temperature Dynamics in Soil. Syst. Anal. Model. Simul., 7(6), 33-40.<br />
Klöcking, B., 1991. Ein Modell zur Beschreibung des Wasser-, Wärme- und Stickstoffhaushaltes<br />
im Boden unter besonderer Berücksichtigung des Winterzeitraumes.<br />
Dissertation, TU Dresden, 135 S.
Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe 169<br />
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und der Bodenfeuchte landwirtschaftlicher Nutzflächen mit und ohne Bewuchs.<br />
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Brandenburg case study. Forest Ecology and Management 162(1): 73-86.<br />
Lasch, P., Badeck, F. W., Suckow, F., Lindner, M., Mohr, P., 2005. Model-based<br />
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growth models. Tree Physiology, 20, 347-355<br />
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Wasserhaushalt und Stoffbilanzen<br />
170 im naturnahen Einzugsgebiet Große Ohe<br />
Bisher sind in der Schriftenreihe „Wasserhaushalt und Stoffbilanzen im naturnahem<br />
Einzugsgebiet der Großen Ohe“ (ISSN 0937 – 0056) erschienen:<br />
Heft 1: Teichmann, U. (1984): Die Ermittlung des Gebietsniederschlages<br />
zur Lösung hydrologischer Bilanzen<br />
Heft 2: Bosse, M. (1987): Säure- und Stoffeinträge mit dem Niederschlag<br />
im Einzugsgebiet “Große Ohe” unter<br />
Berücksichtigung von Jahreszeiten und<br />
Witterungseinflüssen<br />
Heft 3: Kennel, M. (1987): Validierung, Anpassung und Modifikation<br />
des forsthydrologischen Modells BROOK<br />
zur Simulation des Wasserhaushaltes im<br />
Einzugsgebiet “Große Ohe”<br />
Heft 4: Stang, A. (1988): Die Entwicklung der Schneedecke im Einzugsgebiet<br />
“Große Ohe” in den Wintern<br />
1981/82 und 1982/83 unter besonderer<br />
Berücksichtigung der Baumart und der<br />
Geländeausformung<br />
Heft 5: Thums, S. (1991): Niederschlags- und Abflussauswertung der<br />
10jährigen Messreihe 1980 – 1989 für das<br />
Einzugsgebiet der Großen Ohe im <strong>Nationalpark</strong><br />
<strong>Bayerischer</strong> <strong>Wald</strong> in Anlehnung an<br />
die Auswerteempfehlungen des Deutschen<br />
IHP/OHP – Nationalkomitees<br />
Heft 6: Haag, I. (1997): Hydrochemische Dynamik und Versauerungsmechanismen<br />
im Quellgebiet der<br />
Großen Ohe<br />
Heft 7: Symposiumsbericht (1999): Einzugsgebiet Große Ohe – 20 Jahre hydrologische<br />
Forschung im <strong>Nationalpark</strong> <strong>Bayerischer</strong><br />
<strong>Wald</strong><br />
Das Einzugsgebiet „Große Ohe“ ist dokumentiert in:<br />
IHP/OHP – Sekretariat (Hrsg.) (1983): Hydrologische Untersuchungsgebiete in der<br />
Bundesrepublik Deutschland, Koblenz