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Diplomarbeit Prüfstand für Turboladerturbinen - Swiss Propulsion ...

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<strong>Diplomarbeit</strong><br />

Inbetriebnahme des<br />

<strong>Prüfstand</strong> <strong>für</strong><br />

Turbolader-<br />

turbinen<br />

und Testen der Turbinen<br />

Wintersemester 2004 / 2005<br />

Von Adrian Hostettler und Fabian Jacot<br />

Dozent: Prof. Dr. Peter von Böckh<br />

Auftraggeber: SPL, Langenthal<br />

Experte: H. R. Fierz<br />

Freitag, 21. Januar 2005


1 Zusammenfassung<br />

1.1 Ziel der Arbeit<br />

Das <strong>Swiss</strong> <strong>Propulsion</strong> Laboratory (SPL) in Langenthal hat sich zum Ziel gesetzt eine<br />

kostengünstige Variante von Trägerraketen (X-BOW III) <strong>für</strong> den erdnahen Orbit zu<br />

konstruieren. Zur Förderung des flüssigen Sauerstoffs und des Kerosins des flüssig/flüssig<br />

Triebwerks wird eine Turbopumpe zum Einsatz kommen. Zu diesem Zweck sollen<br />

Radialturbinen von Abgasturbolader aus der Automobilindustrie auf ihre Tauglichkeit <strong>für</strong> den<br />

Antrieb der Pumpe untersucht werden. In der vorausgegangenen Semesterarbeit wurde der<br />

<strong>Prüfstand</strong> <strong>für</strong> <strong>Turboladerturbinen</strong> konstruiert und ausgelegt.<br />

Das Ziel der <strong>Diplomarbeit</strong> war es folglich die Konstruktion umzusetzen, den <strong>Prüfstand</strong> in<br />

Betrieb zu nehmen und erste Turbinen zu testen.<br />

1.2 Inhalt<br />

Zu Beginn wurde die von der SPL gelieferte Turbine in den <strong>Prüfstand</strong> integriert. Es galt<br />

dabei, die kontinuierliche Schmierung der Turbine sicherzustellen und deren genaue<br />

Ausrichtung zur Leistungsbremse zu gewährleisten. In einem weiteren Schritt wurden der<br />

Gasgenerator zum Antrieb der Turbine mit Heissgas, sowie der Antrieb <strong>für</strong> die Vorversuche<br />

mit Druckluft, auf den <strong>Prüfstand</strong> adaptiert. Ausserdem musste diverses Zubehör <strong>für</strong> den<br />

sicheren und kontinuierlichen Betrieb der Anlage installiert werden.<br />

Um die Leistung der Turbine bestimmen zu können, musste ein Messsystem installiert<br />

werden, welches den Anorderungen <strong>für</strong> die Aufnahme von Turbinenkennfeldern genügt. Die<br />

relevanten Daten werden digital erfasst, um eine saubere Auswertung zu ermöglichen.<br />

In ersten Vorversuchen, bei denen die Turbine mit Pressluft betrieben wurde, konnten die<br />

kritischen Bauteile der Leistungsbremse, wie die Lagerung und die Abdichtung zwischen dem<br />

mit Wasser gefüllten Rotorgehäuse und der Lagereinheit, getestet werden. Danach wurde<br />

die Turbine mit Heissgas betrieben.<br />

1.3 Ergebnisse<br />

Der <strong>Prüfstand</strong> konnte soweit aufgebaut<br />

werden und hat allen bisherigen Tests<br />

standgehalten. Er bietet eine gute Basis <strong>für</strong><br />

das Testen weiterer Turbinen. Während<br />

des Betriebs sind keine nennenswerten<br />

Störungen an den Bauteilen aufgetreten.<br />

Die Bedienelemente und die<br />

Instrumentierung der Anlage müssen<br />

jedoch noch weiter verbessert werden.<br />

Die Auswertung der ersten Messungen mit<br />

Gesamtübersicht <strong>Prüfstand</strong><br />

Heissgas hat ergeben, dass die gemessene<br />

Leistung der getesteten Turbine (1.5kW)<br />

bei Weitem nicht zum Antrieb der Turbopumpe (~60kW) in der Rakete ausreicht. Das liegt in<br />

erster Stelle daran, dass der eintretende Massenstrom in die Turbine (0.05 kg/s) zu gering<br />

ist. Weiter konnte gezeigt werden, dass die getestete Turbine bei einer Drehzahl von<br />

60’000min -1 in einem ungünstigen Bereich arbeitet.<br />

Die getestete Turbine eignet sich somit unter den getesteten Betriebsbedingungen nicht zum<br />

Antrieb der Pumpe. Die geforderte Leistung kann durch Erhöhen des Massenstroms und<br />

durch den Einsatz einer grösseren Turbine erreicht werden.<br />

Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Diplomarbeit</strong> <strong>Prüfstand</strong> Turboladerturbine 2004 / 2005 Seite 1 / 68


2 Einleitung<br />

Das <strong>Swiss</strong> <strong>Propulsion</strong> Laboratory (SPL) wurde 1998 in Langenthal gegründet. Das Ziel der<br />

SPL ist es Raketensysteme zu erforschen und zu bauen, welche kleine Lasten zu einem<br />

bezahlbaren Preis in den erdnahen Orbit (LEO) transportieren können.<br />

2.1 Der Antrieb einer Rakete<br />

Der Antrieb einer Rakete kann generell in zwei Arten unterteilt werden:<br />

• Raketen mit Feststoffantrieb<br />

• Raketen mit Flüssigkeitstriebwerk<br />

Bei der Feststoffrakete ist der gesamte Treibstoff im Brennkammerkopf untergebracht, daher<br />

werden keine Leitungen und Treibstoffpumpen benötigt. Der zur Verbrennung notwendige<br />

Sauerstoff ist direkt dem Treibstoff beigemischt. Einmal gestartet kann der<br />

Verbrennungsvorgang jedoch nicht unterbrochen werden. Daher wird dieser Antrieb meist<br />

nur bei kleineren Raketen oder Boostern (Hilfsantriebe) verwendet.<br />

Heute werden vorwiegend Flüssigkeitstriebwerke eingesetzt. Der Sauerstoff, welcher zur<br />

Verbrennung notwendig ist, muss aber in flüssiger Form in der Rakete mitgeführt werden.<br />

Als Brennstoff kommt z.B. Alkohol, Kerosin oder Wasserstoff in Frage.<br />

Bei den Flüssigkeitstriebwerken werden zwei Arten unterschieden, je nach dem wie der<br />

Brennstoff und der Sauerstoff in die Brennkammer befördert wird.<br />

• Triebwerke mit Druckförderung<br />

• Triebwerke mit Turbopumpe<br />

Bei kleinen Raketen wird oft die Druckförderung angewandt. Bei dieser sind der Brennstoff-<br />

und der Sauerstoffbehälter mit einem Druckgasbehälter verbunden. Dieser liefert den<br />

notwendigen Druck, welcher notwendig ist um den Treibstoff aus dem Behälter in die<br />

Brennkammer zu drücken. Der Nachteil dieses Aufbaus ist das hohe Gewicht der dazu<br />

notwendigen Treibstoffbehälter.<br />

Grössere Triebwerke mit grossen Reichweiten nutzen fast ausschliesslich die<br />

Turbopumpenförderung. Die Treibstoffe können in dünnwandigen, leichten Behältern<br />

untergebracht werden. Zwei Turbokreiselpumpen saugen den Treibstoff aus den Behältern<br />

und bringen ihn auf den notwendigen Druck. Die Kreiselpumpen benötigen einen eigenen<br />

Antrieb. Meist werden hierzu Gas- oder Dampfturbinen verwendet.<br />

2.2 Beitrag der Arbeit zur Entwicklung des Triebwerks der SPL<br />

In der Raumfahrtindustrie sind diese Turbopumpen da<strong>für</strong> bekannt, dass sie lange<br />

Entwicklungszeiten erfordern und dadurch sehr teuer sind. Bei den Trägerraketen des<br />

Auftraggebers SPL (www.spl.ch) soll eine kostengünstige Turbopumpe zum Einsatz kommen.<br />

So entstand die Idee, Radialturbinen von Abgasturbolader aus der Automobilindustrie auf<br />

ihre Tauglichkeit <strong>für</strong> den Antrieb der Pumpe hin zu untersuchen. Derartige Turbinen stellen<br />

ausgereifte Konstruktionen dar, die im Automobil <strong>für</strong> hohe Kilometerleistungen ausgelegt<br />

sind. Der Einsatz solcher Turbinen soll die Entwicklungszeit <strong>für</strong> den Antrieb der Pumpe<br />

verkürzen.<br />

Das Hauptkriterium <strong>für</strong> die Tauglichkeit ist die Leistung, welche die Turbine über das<br />

Drehzahlband abgibt. Diese Leistung wird <strong>für</strong> die Aufbringung der Pumpenarbeit benötigt. In<br />

der folgenden Dokumentation ist die Inbetriebnahme des <strong>Prüfstand</strong>es <strong>für</strong> <strong>Turboladerturbinen</strong><br />

aufgezeigt. Weitere Informationen zur Konstruktion sind in der Semesterarbeit Konstruktion<br />

eines <strong>Prüfstand</strong>s <strong>für</strong> <strong>Turboladerturbinen</strong> zu finden.<br />

Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Diplomarbeit</strong> <strong>Prüfstand</strong> Turboladerturbine 2004 / 2005 Seite 2 / 68


3 Inhaltsverzeichnis<br />

1 Zusammenfassung ................................................................................................... 1<br />

1.1 Ziel der Arbeit................................................................................................... 1<br />

1.2 Inhalt............................................................................................................... 1<br />

1.3 Ergebnisse........................................................................................................ 1<br />

2 Einleitung ................................................................................................................ 2<br />

2.1 Der Antrieb einer Rakete ................................................................................... 2<br />

2.2 Beitrag der Arbeit zur Entwicklung des Triebwerks der SPL.................................. 2<br />

3 Inhaltsverzeichnis..................................................................................................... 3<br />

4 Aufgabenstellung ..................................................................................................... 5<br />

5 Ausgangslage........................................................................................................... 6<br />

6 Symbolliste .............................................................................................................. 7<br />

7 Anlagenübersicht...................................................................................................... 8<br />

7.1 R&I Schema ..................................................................................................... 8<br />

7.2 Versuchstand.................................................................................................... 9<br />

8 Aufbau des <strong>Prüfstand</strong>s.............................................................................................10<br />

8.1 Die Turboladerturbine ......................................................................................10<br />

8.1.1 Schema....................................................................................................10<br />

8.1.2 Allgemeines..............................................................................................10<br />

8.1.3 Getestete Turbine.....................................................................................11<br />

8.1.4 Ölschmierung der Turbine .........................................................................12<br />

8.1.5 Modifizierungen am Turbolader .................................................................16<br />

8.2 Betriebsarten Turbine.......................................................................................20<br />

8.2.1 Gasgenerator ...........................................................................................20<br />

8.2.2 Direktanschluss Kompressor ......................................................................23<br />

8.2.3 Injektor....................................................................................................24<br />

8.3 Zubehör & Hilfsmittel <strong>für</strong> den Betrieb ................................................................26<br />

8.3.1 Zusammenbau der Leistungsbremse ..........................................................26<br />

8.3.2 Grundtisch ...............................................................................................27<br />

8.3.3 Wegleitung des Wassers ...........................................................................27<br />

8.3.4 Schutz......................................................................................................28<br />

8.3.5 Abgaswegführung.....................................................................................29<br />

8.3.6 Ölnebelschmierung der Rotorwellenlager....................................................30<br />

8.3.7 Hebel zur Drehmomentkalibrierung............................................................32<br />

8.3.8 Abzugsvorrichtung Scheiben......................................................................32<br />

8.3.9 Adaption Kompressor................................................................................33<br />

8.4 Das Messsystem ..............................................................................................35<br />

8.4.1 Auswahl der Messpunkte...........................................................................35<br />

8.4.2 R&I Schema .............................................................................................36<br />

8.4.3 Sensoren und Hardware............................................................................37<br />

8.4.4 Software ..................................................................................................42<br />

9 Inbetriebnahme des <strong>Prüfstand</strong>es ..............................................................................47<br />

9.1 Vorgehen bei der Inbetriebnahme.....................................................................47<br />

9.2 Erfahrungen beim Betrieb der Anlage................................................................47<br />

9.3 Optimierungsvorschläge am <strong>Prüfstand</strong>...............................................................49<br />

Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Diplomarbeit</strong> <strong>Prüfstand</strong> Turboladerturbine 2004 / 2005 Seite 3 / 68


10 Auswertung und Berechnungen.............................................................................50<br />

10.1 Auswertung der Messung vom 04.01.05 ............................................................50<br />

10.1.1 Messdaten vom 04.01.05 ..........................................................................50<br />

10.1.2 Bestimmen der Leistung aus Drehmoment und Drehzahl.............................51<br />

10.1.3 Bestimmen der isentropen Leistung ...........................................................51<br />

10.2 Nachrechnung der gemessenen Leistung...........................................................53<br />

10.2.1 Zusammenhang Verdichter & Turbine im Verbrennungsmotor .....................53<br />

10.2.2 Verdichterkennfeld....................................................................................54<br />

10.2.3 Turbinenkennfeld......................................................................................59<br />

10.3 Brauchbarkeit der bestehenden Turbine zum Antrieb der Pumpe ........................61<br />

10.4 Vorschläge zum Erreichen der geforderten Turbinenleistung...............................62<br />

11 Terminplan / Projektplanung .................................................................................63<br />

12 Fazit ....................................................................................................................65<br />

13 Dokumentenverifizierung ......................................................................................66<br />

14 Danksagung.........................................................................................................66<br />

15 Literaturverzeichnis...............................................................................................67<br />

16 Verwendete Programme .......................................................................................67<br />

17 Anhang in separatem Ordner ................................................................................68<br />

18 Dokumenten- CD..................................................................................................68<br />

Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Diplomarbeit</strong> <strong>Prüfstand</strong> Turboladerturbine 2004 / 2005 Seite 4 / 68


4 Aufgabenstellung<br />

<strong>Diplomarbeit</strong><br />

Adrian Hostettler und Fabian Jacot<br />

Inbetriebnahme des <strong>Prüfstand</strong>es <strong>für</strong> <strong>Turboladerturbinen</strong> und Testen der Turbinen<br />

In der Projektarbeit wurde der <strong>Prüfstand</strong> <strong>für</strong> <strong>Turboladerturbinen</strong> entwickelt und konstruiert.<br />

Die Teile des <strong>Prüfstand</strong>es sind weitgehend fertig gestellt und sollen in Betrieb genommen<br />

werden. Dazu ist der von SPL gelieferte Gasgenerator in den <strong>Prüfstand</strong> zu integrieren. Die<br />

Charakteristik der vorhandenen Turbine ist aufzunehmen. Falls notwendig, müssen weitere<br />

Turbinen geprüft werden.<br />

In der Projektarbeit sind folgende Aufgaben zu lösen:<br />

• Zusammenbau der Motorbremse und des <strong>Prüfstand</strong>es<br />

• Erste Vorversuche mit Druckluft<br />

• Einbau des Gasgenerator<br />

• Aufstellen eines Messprogramms<br />

• Durchführung und Auswertung der Messungen mit der vorhandenen Turbine.<br />

• Prüfen der Brauchbarkeit der Turbine als Antrieb der Pumpe<br />

• Testen weiterer Turbinen, falls nötig. *<br />

* Nicht Bestandteil dieser <strong>Diplomarbeit</strong><br />

Anhand der Ergebnisse der Untersuchungen wird in Zusammenarbeit mit SPL das weitere<br />

Vorgehen jeweils bestätigt und eventuell modifiziert. Für die Arbeitsabläufe ist ein Zeitplan zu<br />

erstellen.<br />

Der Abgabetermin der <strong>Diplomarbeit</strong> ist Mittwoch, der 12. Januar 2005 um 17:00 Uhr<br />

Muttenz, 20 Oktober 2004<br />

P. von Böckh<br />

Siehe Original der Aufgabenstellung im Anhang<br />

Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Diplomarbeit</strong> <strong>Prüfstand</strong> Turboladerturbine 2004 / 2005 Seite 5 / 68


5 Ausgangslage<br />

Die <strong>Diplomarbeit</strong> „ Inbetriebnahme<br />

des <strong>Prüfstand</strong>s <strong>für</strong> <strong>Turboladerturbinen</strong>“ ist eine<br />

Weiterführung der vorausgegangenen Semesterarbeit (Konstruktion eines <strong>Prüfstand</strong>s <strong>für</strong><br />

<strong>Turboladerturbinen</strong>). In dieser Semesterarbeit wurde die Leistungsbremse konstruiert. Alle<br />

Ergebnisse und Erkenntnisse aus dieser Arbeit konnten übernommen werden.<br />

Ausserdem wurde die Arbeit während den Sommerferien 2004 weitergeführt. Besten Dank<br />

an dieser Stelle an die SPL, welche <strong>für</strong> diese Arbeitszeit einen grosszügigen Lohn bezahlte.<br />

Während dieser Zeit wurden die ausstehenden Fertigungszeichnungen des <strong>Prüfstand</strong>s<br />

erstellt. Weiter wurden diverse Abklärungen zum Zubehör und Bestellungen von Rohmaterial<br />

ausgeführt. So konnten bis zum Beginn der <strong>Diplomarbeit</strong> ein grosser Anteil der<br />

<strong>Prüfstand</strong>bestandteile bereits hergestellt werden. Diese vorbereitenden Arbeiten zeichneten<br />

sich als äusserst wertvoll aus, da die Haupt- Konstruktionsarbeiten an der Leistungsbremse<br />

damit erledigt waren. Die <strong>Diplomarbeit</strong> begann somit mit der Planung und Auslegung der<br />

gesamten Peripherie der Leistungsbremse.<br />

Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Diplomarbeit</strong> <strong>Prüfstand</strong> Turboladerturbine 2004 / 2005 Seite 6 / 68


6 Symbolliste<br />

Symbol Beschreibung Einheit<br />

A Fläche m 2 ; mm 2<br />

c Geschwindigkeit m/s<br />

cp spezifische Wärmekapazität J/(kg . K)<br />

d Durchmesser m; mm<br />

F Kraft N<br />

f Frequenz rad/s<br />

M Drehmoment Nm<br />

m Massenstrom kg/s<br />

n,N Drehzahl min -1<br />

p Druck bar; mbar<br />

P Leistung W; kW<br />

r Radius m; mm<br />

Re Reynoldszahl -<br />

s Sicherheit -<br />

T Temperatur °C; K<br />

W Energie J<br />

v Geschwindigkeit m/s<br />

ε Dehnung µE<br />

Φ Grenzwinkel °<br />

η Wirkungsgrad -<br />

µ Reibungsbeiwert -<br />

ν Kinematische Viskosität mm 2 /s<br />

Π Druckverhältnis -<br />

∆p Differenzdruck bar<br />

ω Winkelgeschwindigkeit rad/s<br />

Indizes Beschreibung<br />

a aussen, axial<br />

ATL Abgasturbolader<br />

B Blende<br />

Brems Bremse<br />

Et Ethanol<br />

Gas Gas<br />

i innen; innere<br />

is isentrop<br />

K Kompressor<br />

k kinetisch<br />

L Luft<br />

norm normiert<br />

max maximal<br />

m mittel; Motor<br />

M Moment<br />

Prüf <strong>Prüfstand</strong><br />

R Reibung<br />

Turb, Tu; t Turbine<br />

turb turbulent<br />

U Umgebung<br />

Verd Verdichter<br />

V Verlust<br />

WK Windkessel<br />

zul zulässig<br />

Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Diplomarbeit</strong> <strong>Prüfstand</strong> Turboladerturbine 2004 / 2005 Seite 7 / 68


7 Anlagenübersicht<br />

7.1 R&I Schema<br />

Ethanol<br />

tank<br />

Ethanol-<br />

zufuhr<br />

T4<br />

Druckluft<br />

T3<br />

Abgasturbine<br />

Öltank<br />

Anzeige auf<br />

Mess- PC<br />

Gasgenerator<br />

T B<br />

P5<br />

∆p B<br />

P3<br />

P4<br />

Abgasstrom<br />

T5<br />

Lokale Anzeige<br />

P2<br />

Ölschmier<br />

kreislauf<br />

n<br />

Leistungsbremse<br />

P6<br />

Windkessel<br />

P1<br />

M<br />

Kompressor<br />

M Drehmoment<br />

n Drehzahl<br />

∆T1-2 Differenztemperatur Wasser<br />

T3 Temp Gas Turbine ein<br />

T4 Temp Gas Turbine aus<br />

T5 Temp Schmieroel Turbine<br />

P1 Druck im Windkessel<br />

P2 Druck vor der Blendenmessung<br />

P3 Druck Eintritt Gasgenerator<br />

P4 Druck Brennkammer Gasgeni<br />

P5 Druck Eintritt Turbine<br />

P6 Druck Oelschmierung Turbine<br />

∆pB Blendenmessung Kompressor<br />

Temperatur bei Blende<br />

T B<br />

∆T 1-2<br />

Bremswasser<br />

aus<br />

Bremswasser<br />

ein<br />

Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Diplomarbeit</strong> <strong>Prüfstand</strong> Turboladerturbine 2004 / 2005 Seite 8 / 68


7.2 Versuchstand<br />

Luftzufuhr vom<br />

Kompressor<br />

Wasserzufuhr Mess- PC Gasgenerator Abgasturboladerturbine<br />

Ölnebelschmierung Leistungsbremse Tank Ölschmierung Abgaswegführung<br />

Ethanoltank<br />

Öffnung <strong>für</strong><br />

Wasserabfuhr<br />

Bedienelemente zu<br />

Gasgenerator<br />

Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Diplomarbeit</strong> <strong>Prüfstand</strong> Turboladerturbine 2004 / 2005 Seite 9 / 68


8 Aufbau des <strong>Prüfstand</strong>s<br />

In den folgenden Kapiteln werden die Abgasturboladerturbine, die verschiedenen<br />

Betriebsmöglichkeiten der Turbine und die <strong>für</strong> den sicheren und kontinuierlichen Betrieb am<br />

<strong>Prüfstand</strong> installierten Komponenten beschrieben.<br />

8.1 Die Turboladerturbine<br />

8.1.1 Schema<br />

Läuferwelle<br />

Wellenlager<br />

8.1.2 Allgemeines<br />

Schmieröl Eintritt<br />

Schmieröl<br />

Austritt<br />

Aufbau einer Turboladerturbine<br />

Abgaseintritt<br />

Spiralgehäuse<br />

Diffusor<br />

Turbinenlaufrad<br />

cGas = const.<br />

Die Turbine eines Abgasturboladers besteht in der Regel aus dem Turbinenlaufrad und dem<br />

Turbinengehäuse.<br />

Die Radial- oder auch Zentripetalturbine wandelt den Druck des Abgases innerhalb des<br />

Spiralgehäuses in kinetische Energie um und führt das Abgas – über dem Radumfang mit<br />

konstanter Geschwindigkeit – dem Turbinenrad zu. Bei Radialturbinen von<br />

Abgasturboladerturbinen erfolgt diese Umsetzung meist in leitringlosen Turbinengehäusen.<br />

Dadurch verbessert sich das Durchflussverhalten der Turbine, zugleich verringert sich der<br />

Wirkungsgrad geringfügig. Die Umsetzung von kinetischer Energie in Rotationsenergie der<br />

Welle erfolgt im Turbinenlaufrad.<br />

Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Diplomarbeit</strong> <strong>Prüfstand</strong> Turboladerturbine 2004 / 2005 Seite 10 / 68


8.1.3 Getestete Turbine<br />

Die <strong>für</strong> die ersten Tests von der SPL zur Verfügung gestellte Turbine stammt von der Firma<br />

KKK (Kühnle, Kopp & Kausch) heute BorgWarner Turbo Systems. Es handelt sich dabei um<br />

den Typ K26. Alle bisherigen Tests beziehen sich auf diese Turbine.<br />

Das Turbinengehäuse besitzt keinen Bypass und keine variable Turbineneinlassgeometrie<br />

(VTG). Der ursprüngliche Einsatzort der Turboladerturbine war ein Audi 100 (BJ 88-90) mit<br />

einem 5 Zylinder Benzinmotor und einem Hubvolumen von 2.2 l.<br />

Die wichtigsten Daten im Überblick:<br />

Daten Turbine<br />

Bezeichnung K26<br />

Produkt Code (zusammen mit Verdichter) 5326 980 6416<br />

Turbinengehäuse K26 – 6.81/6.91<br />

Maxima<br />

max. normierte Drehzahl nnorm[min-1] 135’000<br />

max. Turbinengesamtwirkungsgrad ηATL [-] 0.74<br />

max. normierter Massenstrom mnorm [kg . K /s . bar] 2.05<br />

Druckverhältnis ΠTuMax [-] 2.55<br />

Bei 60'000 min-1<br />

max. Turbinengesamtwirkungsgrad ηATL [-] 0.712<br />

max. normierter Massenstrom mnorm [kg . K /s . bar] 1.16<br />

Druckverhältnis ΠTuMax [-] 1.25<br />

Die Daten stammen aus dem Turbinenkennfeld K26 - 6.81 GAAQD (siehe Anhang<br />

Berechnungen Turbolader) und gelten nur in Verbindung mit dem Verdichter 2670 GGA. Die<br />

Faktoren <strong>für</strong> die Umrechnungen der normierten Drehzahl und des Massenstroms sind auch<br />

dem Kennfeld zu entnehmen.<br />

Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Diplomarbeit</strong> <strong>Prüfstand</strong> Turboladerturbine 2004 / 2005 Seite 11 / 68


8.1.4 Ölschmierung der Turbine<br />

Die ausreichende Schmierung der Gleitlager ist eine der Grundvoraussetzungen <strong>für</strong> den<br />

kontinuierlichen Betrieb eines Abgasturboladers. Die Schmierung hat sowohl die Aufgabe,<br />

das Lager über den gesamten Drehzahlbereich mit genügend Öl zu versorgen als auch einen<br />

Teil der entstehenden Reibungswärme und die Erwärmung des Gehäuses durch die heissen<br />

Abgase abzuführen. Weiter sollte die Pumpe nur wenig pulsierend fördern, um den Öldruck<br />

konstant aufrecht zu erhalten.<br />

8.1.4. 1 Auswahl der Pumpe<br />

Dazu sind vom Hersteller der Turbine ein bestimmter Volumenstrom, sowie ein Betriebsdruck<br />

vorgeschrieben. Da diese Daten nicht vorhanden waren, mussten diese aus der Fachliteratur<br />

und im Gespräch mit Herstellern von Pumpen ermittelt werden.<br />

Ein weiterer Anhaltspunkt <strong>für</strong> die Leistungsdaten der Ölpumpe lieferten die Pumpen, welche<br />

in Ottomotoren eingesetzt werden.<br />

Folgende Eckdaten konnten ermittelt werden:<br />

Volumenstrom: 350- 400 l/h<br />

Druck: 2- 5 bar<br />

Spannungsversorgung: Gleichspannung 12V oder 24V<br />

Anhand dieser Daten erfolgte eine Recherche im Internet. Eine weitere Vorgabe von der SPL<br />

war der Preis. Die Pumpe sollte nicht mehr als 200- 250.- kosten.<br />

Die Suche im Internet ergab, dass die gestellten Anforderungen an die Pumpe in einem<br />

Bereich liegen, der nur sehr spärlich abgedeckt ist. Zum Schluss konnten lediglich zwei<br />

Hersteller die Anforderungen erfüllen.<br />

Daten Pumpen<br />

Lieferant VÖL [l/h] pBetrieb [bar] Preis CHF Spannung<br />

M+B Fluidtechnik (D) 300 5 350 12V/24V<br />

Schweizer Raceparts (D) 280 2.5 200 12V<br />

Anhand des Preises und der Lieferfrist fiel die Wahl auf die Firma Schweizer Racing Parts.<br />

Dies auch weil diese Firma in der Lage war innert nützlicher Frist die Komponenten <strong>für</strong> die Zu<br />

und Wegleitung des Schmieröls, den Filter und den Tank zu liefern.<br />

8.1.4.1.1 Berechnen des Druckverlusts in der Zuleitung<br />

Für die Bestimmung des erforderlichen Lieferdrucks der Ölpumpe musste vorgängig der<br />

Druckverlust in der Zuleitung zum Turbinenwellenlager abgeschätzt werden.<br />

Dazu wurden folgende Annahmen getroffen:<br />

Länge der Zuleitung lRohr<br />

Querschnitt der Leitung di<br />

Erforderlicher Volumenstrom VOel<br />

Anhand der Kontinuitätsgleichung konnte die Fliessgeschwindigkeit des Öls in der Leitung<br />

berechnet werden.<br />

VOel ARohr⋅cOel Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Diplomarbeit</strong> <strong>Prüfstand</strong> Turboladerturbine 2004 / 2005 Seite 12 / 68


Mit dem angenommenen Volumenstrom von 150l/h und einem Leitungsquerschnitt von 7mm<br />

ergibt sich folgende Geschwindigkeit:<br />

cOel 1.083 m<br />

=<br />

s<br />

Um nun die Reynoldszahl zu bestimmen muss noch die kinematische Viskosität des<br />

Schmieröls bekannt sein. Da diese stark von der Temperatur abhängt, wurde die<br />

Reynoldszahl <strong>für</strong> drei signifikante Temperaturen von 20°C, 50°C und 100°C berechnet.<br />

Schmieröl Daten<br />

Schmieröle Temperatur [°C] kinem. Viskosität [mm 2 /s]<br />

SAE 5W 20/50/100 34/11/3.5<br />

SAE 10W 20/50/100 55/15/4.5<br />

Daten von http://www.hptechnik.com/d/produkte/11/11_5_1.htm<br />

Die Reynoldszahl berechnet sich folgendermassen:<br />

Re :=<br />

di⋅cOel ν<br />

Das ergibt <strong>für</strong> die angegebenen Temperaturen<br />

T [°C] Re [-]<br />

20 222.9<br />

50 688.9<br />

100 2165.3<br />

Bei einer Temperatur zwischen 20 und 50°C ist die Strömung in der Zuleitung laminar.<br />

Daraus berechnet sich der Druckverlust <strong>für</strong> ein gerades Rohr nach folgender Formel:<br />

64<br />

λlam:= Re<br />

lRohr ρ Oel 2<br />

∆pvlam := λ lam<br />

⋅ ⋅ ⋅c<br />

di 2<br />

Oel<br />

Für einen angenommenen Leitungsquerschnitt von 7mm und einer Rohrlänge von 1.5m<br />

ergibt dies folgende Druckverluste:<br />

T [°C] ∆pV [bar]<br />

20 0.31<br />

50 0.1<br />

Bei einer Temperatur von 100°C wird die Strömung turbulent, da Re100>ReKrit von 1200 ist.<br />

Um den Druckverlust zu bestimmen muss vorgängig angegeben werden<br />

− 0.25<br />

λturb := 0.3164Re5W100°C lRohr ρ Oel 2<br />

∆pvturb := λturb⋅ ⋅ ⋅c<br />

di 2<br />

Oel<br />

T [°C] ∆pV [bar]<br />

100 0.05<br />

Die durch die zusätzlichen Elemente in der Leitung entstehenden Druckverluste wie<br />

Verengungen in den Fittingen und der Filter wurden mangels Unterlagen seitens der<br />

Lieferanten auf maximal 0.2-0.3 bar beziffert. Dies ergibt einen berechneten<br />

Gesamtdruckverlust von maximal 0.6 bar.<br />

Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Diplomarbeit</strong> <strong>Prüfstand</strong> Turboladerturbine 2004 / 2005 Seite 13 / 68


Die Berechnung zeigt, dass die Pumpe mit einem Überdruck von 2.5 bar (Schweizer Racing<br />

Parts) <strong>für</strong> diese Anwendung ausreicht. Der geforderte Restdruck von ca. 2 bar kann<br />

eingehalten werden.<br />

Um den Druckverlust möglichst tief zu halten, kann das Öl vor Inbetriebnahme der<br />

Schmierung auf ca. 40°C vorgewärmt werden. So soll möglichst ausgeschlossen werden,<br />

dass <strong>für</strong> die ausreichende Schmierung des Wellenlagers zuwenig Druck zur Verfügung steht.<br />

8.1.4. 2 Auslegung des Kreislaufes<br />

8.1.4.2.1 Leitungen und Fittings<br />

Weiter galt es die zusätzlichen Elemente des Kreislaufes auszulegen. Der Lieferant der<br />

Pumpe konnte die entsprechenden Leitungsteile, Fittings, den Filter sowie den Tank zu<br />

liefern.<br />

Leitung<br />

(Dash12)<br />

gleiche<br />

Ausführung wie<br />

Zuleitung<br />

Tank<br />

Filter<br />

Turbinenlagergehäuse<br />

Pumpe 12V/4A<br />

Aufbau Ölschmierung<br />

Als Leitungselement dient ein Gummischlauch mit Edelstahlummantelung, geeignet <strong>für</strong><br />

Ölleitungen mit einer Arbeitstemperatur von -40°C- 150°C.<br />

Die Auswahl der Fittings erforderte eine genaue Einarbeitung in das Gebiet der<br />

unterschiedlichsten Arten von Gewindenormen. Das entscheidende dabei war,<br />

Falschbestellungen und Undichtigkeiten in Ölkreislauf zu vermeiden. Die Wahl fiel zum<br />

Schluss auf die Dash Norm, welche im Fahrzeugbau angewendet wird.<br />

Grösse JIC Bezeichnung Leitungs Ø mm<br />

Dash 3 3/8x34 JIC<br />

Dash 4 7/16x20 JIC<br />

Dash 6 9/16x18 JIC 8.73<br />

Dash 8 3/4x16 JIC<br />

Dash 10 7/8x14 JIC<br />

Dash 12 1 1/16x12 JIC 17.47<br />

Dash 16 1 5/16x12 JIC<br />

Turbine<br />

Leitung (Dash6)<br />

Gummischlauch<br />

mit einfacher<br />

Stahl-<br />

ummantelung<br />

Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Diplomarbeit</strong> <strong>Prüfstand</strong> Turboladerturbine 2004 / 2005 Seite 14 / 68


Für die Zuleitung bot sich aufgrund des Durchmessers des Anschlusses am Turbolader die<br />

Grösse Dash 6 an. Auf Wunsch der SPL wurde der Wegleitung weitaus grösser dimensioniert.<br />

Grund da<strong>für</strong> ist der entstehende Überdruck im Lagergehäuse bei zu hohem Druckverlust in<br />

der Wegleitung. Nach Erfahrung von Herr Ammann (SPL) kann das zum Austritt von<br />

Schmieröl über die Abdichtung der Rotorwelle in das Turbinengehäuse führen.<br />

Deshalb wurde <strong>für</strong> die Rückleitung dasselbe System verwendet, jedoch von der Grösse Dash<br />

12.<br />

8.1.4.2.2 Tank<br />

Der eingesetzte Öltank mit 15 l Fassungsvermögen, ist eine Aluminium-<br />

Schweisskonstruktion, hergestellt von der Firma Schweizer. Der getrennt ausgeführte Deckel<br />

ermöglicht einen ungehinderten Zugang <strong>für</strong> Reinigungsarbeiten. Ausserdem ist dem Deckel<br />

ein Flansch aufgeschraubt, der eine Entlüftungsbohrung und zwei Bohrungen <strong>für</strong> die<br />

Anbringung eines Kühl/Heizsystems mit Wasser erlaubt. Dies kann bei Bedarf eingebaut<br />

werden, um die Kühlung des Öls zu verbessern, oder auf eine Betriebstemperatur von 40°C<br />

zu bringen.<br />

Im Tankinnern befindet sich ein Stutzen mit einem vorgeschalteten Grobfilter, der das<br />

Eindringen von Fremdkörpern in das Leitungssystem verhindern soll.<br />

8.1.4. 3 Anschluss an bestehende Turbine<br />

Zum Anschluss der Leitungen an die bestehende Turbine mussten die Adapterflansche <strong>für</strong> zu<br />

und Wegleitung ausgelegt werden. Die stellte insofern ein Problem dar, dass die planen<br />

Flächen, die <strong>für</strong> die Anschlüsse auf das gegossene Lagergehäuse gefräst wurden, nicht einer<br />

geometrischen Form entsprachen. So mussten anhand von Papiermodellen die Form und die<br />

Platzierung der Bohrungen und der Bolzen festgelegt werden. Weiter beinhalten die Flansche<br />

O- Ringe aus FPM mit einer maximalen Betriebstemperatur von 200°C, um den thermischen<br />

Anforderungen gerecht zu werden.<br />

Zum Schluss musste die Geometrie noch im CAD Programm I-DEAS gezeichnet werden, um<br />

die Koordinaten <strong>für</strong> die Fräsmaschine herauszulesen.<br />

8.1.4. 4 Adaption am Prüftisch<br />

Als erstes musste der geeignete Ort <strong>für</strong> den Tank ausgewählt werden. Dazu wurde am<br />

Prüftisch ein Zwischenboden aus Stahlblechen angebracht. Somit ist der Niveauunterschied<br />

bis zum Turbinegehäuse geringer als vom Boden aus gesehen. Ausserdem befindet sich der<br />

Tank in einer Ecke des Tisches, um eine gute Zugänglichkeit <strong>für</strong> Sichtkontrollen des<br />

Olestands und des Volumenstroms zu ermöglichen. Die Pumpe wurde so platziert, dass sich<br />

ein möglicht geringer Leitungsweg bis ans Turbinegehäuse ergibt. In der Zuleitung ist direkt<br />

nach der Pumpe ein Manometer und ein Thermoelement eingebaut, um den Druck und die<br />

Temperatur im Betrieb überwachen zu können.<br />

8.1.4. 5 Stromver sorgung der Ölpumpe<br />

Die 12V Zahnradpumpe wird von einem Labornetzgerät mit Strom versorgt. Der Vorteil eines<br />

solchen Netzteiles liegt darin, dass die Betriebsspannung in einem <strong>für</strong> die Pumpe sinnvollen<br />

Bereich von 11V- 14V angepasst werden kann. So können Lastspitzen etwa beim Kaltanlauf<br />

ausgeglichen werden. Ausserdem besteht die Möglichkeit, den Volumenstrom über die<br />

Spannung etwas einzustellen.<br />

Die Pumpe wird über den grünen Hauptschalter am Bedien- Panel eingeschaltet.<br />

8.1.4. 6 Das Schmieröl<br />

Zur Schmierung der Turbinenlager sollte Automotorenöl von der Viskositätsklasse 5W- 40<br />

eingesetzt werden.<br />

Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Diplomarbeit</strong> <strong>Prüfstand</strong> Turboladerturbine 2004 / 2005 Seite 15 / 68


8.1.4. 7 Inbetriebnahme und Dichtigkeitskontrolle<br />

Folgende Parameter konnten bei der Inbetriebnahme aufgenommen werden:<br />

Parameter Betriebszustand<br />

Öl kalt 20°C Öl warm 40°C<br />

pnach Pumpe [bar] 4.0 3.5<br />

pvor Turb [bar] 3.5 3.2<br />

∆pZuleitung [bar] 0.5 0.3<br />

∆pZuleitung berechnet [bar] 0.6 0.3<br />

I Pumpe (12V) [A] 10 7.7<br />

I Pumpe (14V) [A] 10.5 8.5<br />

Der Tank, die Leitungen und die Verbindungselemente sind dicht.<br />

Trotz der im Durchmesser vergrösserten Rückleitung tritt während des Betriebs wenig Öl aus<br />

den Dichtungen der Turbinenrotorwelle aus. Dies dürfte auf den schlechten Zustand der<br />

Abdichtungen zurückzuführen sein.<br />

WICHTIGER HINWEIS:<br />

Die Pumpe sollte nicht weit über eine halbe Stunde kontinuierlich betreiben werden, da sonst<br />

der Antriebsmotor überhitzen könnte bzw. die Sicherung durchbrennen würde. Dies hätte<br />

einen Totalausfall der Schmierung zur Folge.<br />

8.1.5 Modifizierungen am Turbolader<br />

8.1.5. 1 Kupplungsteil Turboladerseite<br />

Da die Leistungsbremse die Funktion des Verdichterrads übernimmt, wurde bereits von der<br />

SPL das Verdichterrad abmontiert. Auf die Welle wurde stattdessen ein Kupplungsteil<br />

montiert, welches Gewindebohrungen <strong>für</strong> das Ankuppeln der Bremse hatte, ausserdem hatte<br />

dieses Teil am Umfang sechs Nuten <strong>für</strong> eine Drehzahlerfassung.<br />

Da auf der im Rahmen der Semesterarbeit konstruierten Kupplungsbüchse eine Zentrierung<br />

der Kupplungsscheiben durch Passschrauben vorgesehen ist, musste diese Art der<br />

Verbindung auch bei diesem Kupplungsstück angewendet werden. Durch ein erneutes<br />

Einspannen und Nachbearbeiten kann nicht mehr die Genauigkeit erreicht werden, welche<br />

bei der Fertigung eines neuen Teiles erreicht werden kann. Deshalb wurde das<br />

Kupplungsstück neu hergestellt, was die Gelegenheit ergab dieses Kupplungsstück zu<br />

optimieren und gegenüber der ursprünglichen Form abzuändern.<br />

Für den Antrieb der Treibstoffpumpen wird eine Leistung 60 kW benötigt. Diese Leistung soll<br />

bei 60'000 min -1 anliegen. Daraus lässt sich das zu erwartende Drehmoment an der Welle<br />

berechnen:<br />

PTurb := 60kW<br />

Zu erwartende Leistung der Turbine<br />

nPrüf 60000 1<br />

:= ⋅<br />

min<br />

ωPrüf := 2⋅π⋅nPrüf PTurb Mzul :=<br />

ωPrüf Nenndrehzahl <strong>Prüfstand</strong><br />

ωPrüf = 6283.185Hz<br />

Mzul = 9.549N⋅m Winkelgeschwindigkeit<br />

Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Diplomarbeit</strong> <strong>Prüfstand</strong> Turboladerturbine 2004 / 2005 Seite 16 / 68


Die Verbindung zwischen Turboladerwelle und Kupplung muss nun dieses Drehmoment<br />

sicher übertragen können. Die Übertragung des Drehmomentes erfolgt rein durch<br />

Kraftschluss, anstatt das Verdichterrad wird nun der Kupplungsteil zwischen Mutter und<br />

Anschlag geklemmt. Zur Illustration dient nachfolgende Abbildung.<br />

Lagergehäuse der<br />

Turboladerturbine<br />

Kupplungsstück<br />

(anstelle<br />

Verdichterrad)<br />

Scheibe aus 1.4057<br />

sandgestrahlt<br />

Schulter der Turbo-<br />

Welle<br />

Kupplungsbüchse<br />

zu Bremsenteil<br />

Passschrauben<br />

Federscheibe<br />

Mutter M6<br />

Illustration Kupplungsteil<br />

Bei dieser Art der Kraftübertragung ist man darauf angewiesen, dass man im Bereich der<br />

Haftreibung bleibt und nicht in den Bereich der Gleitreibung wechselt, da dann der<br />

Kupplungsteil gegenüber der Schulter an der Welle zu rutschen beginnen würde. Ein<br />

Durchrutschen hätte zur Folge dass sich der Kupplungsteil und die Schulter der<br />

Turboladerwelle verschweissen würden und somit nicht mehr demontierbar wären.<br />

Die Höhe der Kraft, welche bei kraftschlüssigen Verbindungen übertragen werden kann ist<br />

direkt abhängig von der Haftreibungszahl. Diese Haftreibungszahl ist wiederum abhängig von<br />

mehreren Faktoren wie der Materialpaarung, der Oberflächenbeschaffenheit und der<br />

Schmierung.<br />

Die Welle hat <strong>für</strong> die Befestigung des Verdichterrades ein Gewinde der Grösse M6. Dies hat<br />

den Spannungsquerschnitt A0 von 20.1mm 2<br />

Da das Material der Turboladerwelle nicht mit Bestimmtheit definiert werden konnte, wurde<br />

von einer Welle aus Inconel ausgegangen. Dies ist einer der üblichen Werkstoffe im<br />

Turboladerbau. Jedoch variieren die Materialdaten der unterschiedlichen Inconel-<br />

Legierungen erheblich betreffend der Festigkeit. Als Sicherheit wurde <strong>für</strong> die Streckgrenze<br />

σ0.2 350N/mm 2 angenommen. Somit kann die maximal anwendbare Axialkraft berechnet<br />

werden und daraus mit dem Schraubennenndurchmesser das Anzugsmoment der Mutter<br />

(gemäss Roloff-Matek, Formel 8.28):<br />

Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Diplomarbeit</strong> <strong>Prüfstand</strong> Turboladerturbine 2004 / 2005 Seite 17 / 68


Fa :=<br />

M Anzug<br />

σ0.2⋅A 0<br />

Fa = 7035N<br />

:= 0.17⋅Fa ⋅d<br />

M6 MAnzug = 7.176N⋅m Das Kupplungsstück wurde wie das Verdichterrad aus Aluminium hergestellt.<br />

Um die Reibung zu erhöhen wird zwischen Kupplungsstück und Schulter der Turboladerwelle<br />

eine Scheibe aus Stahl 1.4057 geklemmt. Diese Scheibe hat zwei sandgestrahlte<br />

Oberflächen. Diese Scheibe wurde eingesetzt, da sonst die nachbearbeitbare Fläche - das<br />

Kupplungsstück – das weichere Werkstück wäre. Mit dieser Scheibe wird garantiert, dass sich<br />

die durch das Sandstrahlen raue Oberfläche mit dem weicheren Aluminium der Kupplung und<br />

auch mit der Schulter der Turboladerwelle verzahnt.<br />

Für die Berechnung ist es wichtig, dass die Haftreibungszahl µ1 exakt bestimmt werden kann.<br />

Damit kann die übertragbare Kraft und daraus mit dem mittleren Radius rm1 das<br />

übertragbare Drehmoment MR1 berechnet werden kann:<br />

FR := Fa ⋅µ<br />

1<br />

Aussen- bzw. Innendurchmesser der Schulter an der Welle der Turboladerturbine:<br />

Da1 := 18mm<br />

Di := 7mm<br />

rm1:= Unterlage aus<br />

Aluminium,<br />

sandgestrahlt<br />

Geodreieck zum<br />

Ablesen des<br />

Grenzwinkels<br />

Da1 + Di Versuchsaufbau: Bestimmen der Haftreibungszahl<br />

4<br />

Scheibe aus 1.4057,<br />

sandgestrahlt<br />

rm1 = 6.25mm<br />

MR1 := FR⋅rm1 Mit den gegebenen 10Nm Mzul kann die Sicherheit SM gegen das<br />

Rutschen berechnet werden.<br />

MR1 sM :=<br />

Mzul 8.1.5.1.1 Bestimmung der Haftreibungszahl<br />

Da die Haftreibungszahl µ1 der Tangens des Grenzwinkels φ ist, kann mit einfachen<br />

Versuchen auf einer schiefen Ebene die Haftreibungszahl bestimmt werden:<br />

µ := tan φ<br />

()<br />

Die Scheibe aus 1.4057 wurde auf eine<br />

Platte aus Aluminium gelegt. Die<br />

Oberfläche und die Werkstoffeigenschaften<br />

der Aluminiumplatte<br />

entsprachen denjenigen der Kupplung.<br />

Die Platte wurde nun auf einer Seite<br />

soweit angehoben bis die Scheibe zu<br />

Rutschen begann. Der Grenzwinkel<br />

wurde gemessen und notiert. Pro<br />

Messreihe wurden 10 Messreihen<br />

durchgeführt. Der Versuchsaufbau ist<br />

auf der nebenstehenden Abbildung zu<br />

sehen.<br />

Als erstes wurden Versuche mit der<br />

sandgestrahlten Scheibe auf der<br />

überfrästen Aluminiumplatte gemacht.<br />

Als nächstes wurde die Platte sandgestrahlt und der Versuch wiederholt. Als letztes wurde<br />

der Versuch mit einer Unterlage aus Stahl durchgeführt. Dies um die Kontaktfläche zwischen<br />

der Schulter der Turboladerwelle und der Scheibe zu simulieren.<br />

Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Diplomarbeit</strong> <strong>Prüfstand</strong> Turboladerturbine 2004 / 2005 Seite 18 / 68


φ [°] µ1 [ ] FR [N] MR1 [Nm] SM [ ]<br />

Aluplatte überfräst 24 0.445 3130 19.5 2.0<br />

Aluplatte sandgestrahlt 32 0.625 4397 27.5 2.9<br />

Unterlage Stahl 26 0.488 3433 21.5 2.2<br />

Man erkennt dass der Grenzwinkel der sandgestrahlten Aluplatte deutlich höher ist als<br />

derjenige der überfrästen Platte. Aufgrund dieser Erkenntnis wurde die Kontaktfläche der<br />

Kupplung auch sandgestrahlt. Die Sicherheiten gegen ein Durchrutschen sind bei allen<br />

Kontaktflächen genügend hoch.<br />

8.1.5. 2 Zentrierring zu Verbindung Adapterstück - Turbinengehäuse<br />

Die beste Möglichkeit die Turboladerturbine abzustützen besteht darin, ihn mit der Fläche<br />

der Gasauslassseite anzuflanschen.<br />

Darum bleiben zum Erreichen des Rundlaufes der Wellen folgende zwei Möglichkeiten:<br />

Entweder man hat durch Einstellschrauben die Freiheit alle Winkel, und Radialversätze<br />

einzustellen, oder man fertigt beide Teile so genau, dass ein Einstellen nicht mehr nötig wird.<br />

Es wurde die zweite Variante gewählt, da die nötigen Fertigungsgenauigkeiten in der<br />

Werksatt der Fachhochschule erreicht werden konnten. Die erste Variante überlässt zwar alle<br />

Einstellfreiheiten, es ist jedoch nicht einfach durch Einstellschrauben die nötige Präzision zu<br />

erreichen. Hinzu kommt dass mehrere Achsen eingestellt werden müssten, was die<br />

Adjustierung sehr schwierig gestalten würde.<br />

Bei der zweiten Variante mussten also genaue Fertigungstoleranzen eingehalten werden,<br />

sowie das Turboladergehäuse nachbearbeitet werden. Die zur Nachbearbeitung nötige<br />

Referenzfläche, welche mit der Welle übereinstimmt findet man wenn das Lagergehäuse aus<br />

dem Turbinengehäuse ausgebaut wird. Die Eindrehung <strong>für</strong> die Lagergehäuseaufnahme<br />

stimmt mit der Welle zwingend überein.<br />

Ausgehend von dieser Eindrehung wurde auf der Gasauslassseite die Fläche nachbearbeitet,<br />

sowie eine Eindrehung gefertigt, in welche ein Zentrierring gepresst wurde. Dieser<br />

Zentrierring stellt die Zentrierung mit der Bearbeitung am Adapterflansch, der<br />

Turboladerabstützung und somit die Spitzenhöhe der beiden <strong>Prüfstand</strong>teile zueinander<br />

sicher.<br />

Der Zentrierring ist natürlich wie das Turbinengehäuse den Abgastemperaturen ausgesetzt,<br />

somit Temperaturen um 800°C und höher. Beim Abschalten des Gasgenerators wird nur die<br />

Treibstoffzufuhr unterbrochen, der Kompressor liefert weiterhin Luft, welche zur Kühlung<br />

durch die Turbine strömt. Der Zentrierring kühlt jedoch schneller ab als der Adapterflansch<br />

und das Turbinengehäuse, weshalb der Zentrierring sich löste. Das Turbinengehäuse ist<br />

jedoch noch immer fest mit dem Adapterflansch verschraubt, daher ist die Zentrierung<br />

immer noch gewährleistet.<br />

Um dieses herausfallen des Zentrierringes <strong>für</strong> die Zukunft zu vermeiden sollte dieser mit dem<br />

Adapterflansch aus einem Stück gefertigt werden.<br />

8.1.5. 3 Blindflansch <strong>für</strong> Turbinengehäuse<br />

Für die Abgasturboladerturbine sind Abgastemperaturen um 850°C etwa optimal, darum<br />

musste zuerst die Abstimmung der Austrittstemperatur aus dem Gasgenerator erfolgen.<br />

Um den Gasgenerator zu betreiben, musste dieser Aufgrund der Verrohrungen und der<br />

Abgaswegführung auf der Turboladerturbine montiert sein.<br />

Da das Turbinenrad bei zu hohen Abgastemperaturen beschädigt wird, musste das<br />

Turbinenrad <strong>für</strong> das Einstellen des Gasgenerators demontiert werden. Das Lagergehäuse<br />

wurde zusammen mit dem Turbinenrad entfernt und an dessen Stelle ein Blindflansch<br />

montiert.<br />

Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Diplomarbeit</strong> <strong>Prüfstand</strong> Turboladerturbine 2004 / 2005 Seite 19 / 68


8.2 Betriebsarten Turbine<br />

8.2.1 Gasgenerator<br />

Der Gasgenerator wurde von der SPL geliefert. Nach einer kurzen Demonstration in<br />

Langenthal, musste der Gasgenerator am <strong>Prüfstand</strong> in der FHBB adaptiert werden.<br />

Der Gasgenerator wurde von SPL <strong>für</strong> folgende Daten ausgelegt:<br />

8.2.1. 1 Anschluss- Schema<br />

von Kompressor<br />

Daten Gasgenerator<br />

Massenstrom Luft [g/s] 40<br />

Massenstrom Ethanol [g/s] 10<br />

Mischverhältnis [-] 4<br />

Verbrennungstemperatur [K] 1224<br />

Thermische Leistung [kW] ~100<br />

Kammerdruck [bar] 5<br />

Primärluft Ø 1“<br />

Sekundärluft Ø 3/8“<br />

N2<br />

Stickstoff<br />

Ablassventil<br />

Entlüftungsventil<br />

Ethanoltank<br />

Hauptventil Ethanol<br />

Magnetventile 24V<br />

Magnetventil<br />

24V 1/8“<br />

Ethanol Zuleitung<br />

Gasgenerator<br />

O2<br />

Sauerstoff<br />

H2<br />

Wasserstoff<br />

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8.2.1. 2 Funktionsprinzip<br />

Die Luft vom Kompressor wird vor dem Gasgenerator aufgeteilt in die Innenluft und die<br />

Aussenluft. Die Innenluft (der kleinere Anteil) strömt neben der Einspritzdüse in den<br />

Brennraum, wo sie sich zusammen mit dem eingespritzten Ethanol vermischt und verbrennt.<br />

Durch den perforierten Liner strömt mit zunehmender Länge des Brennraumes immer mehr<br />

Luft von der äusseren Kammer des Gasgenerators in den Brennraum. Der Liner wird so von<br />

der umströmenden Luft gekühlt. Vom Austritt unten am Gasgenerator wird das Abgas weiter<br />

zur Turbine geleitet.<br />

8.2.1. 3 Luftzufuhr<br />

Ethanol<br />

Luft aussen Luft innen<br />

Zur Turbine<br />

Zünderflamme<br />

Einspritzdüse<br />

Liner perforiert<br />

Zünder<br />

Zündkerze<br />

Die Luftzufuhr vom Kompressor erfolgt über den 1“ - Anschluss am Ende der Leitung vom<br />

Kompressor, wie auch bei den anderen Antriebskonfigurationen (Luft Direktanschluss;<br />

Injektor). Da der Gasgenerator zwei getrennte Luftzuführungen (innere und äussere Luft)<br />

voraussetzt, wird die Zuleitung vor dem Eintritt in die Brennkammer aufgetrennt. Beide<br />

Luftströme können über separate Ventile eingestellt werden. Dabei spielt das Einstellen der<br />

inneren Luft die wichtigere Rolle. Die Luft wird direkt an der Einspritzdüse des Ethanols<br />

eingeleitet. Sie bestimmt massgeblich die Durchmischung des Kraftstoffes mit der Luft. Wird<br />

der Innluftstrom erhöht, dann sinkt die Verbrennungstemperatur und umgekehrt.<br />

Als Verbindungselemente zwischen dem Gasgenerator und dem Anschluss an die Luftzufuhr<br />

wurden Druckschläuche aus Kunststoff verwendet.<br />

Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Diplomarbeit</strong> <strong>Prüfstand</strong> Turboladerturbine 2004 / 2005 Seite 21 / 68<br />

O 2<br />

H 2<br />

V, A


8.2.1. 4 Ethanolzufuhr<br />

Als Behälter <strong>für</strong> den Ethanol dient ein rostfreier Stahltank der Firma Festo. Der Tank hat<br />

einen Inhalt von 2 Litern und einen Nenndruck von 16bar.<br />

Die Förderung des Treibstoffs erfolgt durch die Druckbeaufschlagung des Tanks mit<br />

Stickstoff. Der Druck kann über das Druckreduzierventil an der Gasflasche eingestellt<br />

werden. Der Druck muss vor dem Zünden des Gasgenerators festgelegt werden, es kann nur<br />

noch eine Druckerhöhung vorgenommen werden, dies ist jedoch sehr heikel, da die<br />

Verbrennungstemperaturen dabei steigen können. Abgesenkt kann der Druck nur durch das<br />

Entlüften des Tankes.<br />

Es ist darauf zu achten, dass das Entlüftungsventil und das Ablassventil des Tankes vor der<br />

Beaufschlagung geschlossen sind. Danach kann das Hauptventil <strong>für</strong> die Zuleitung des<br />

Ethanols geöffnet werden. Nach dem Betätigen des Zünders kann über das Magnetventil die<br />

Zuleitung des Ethanols zum Gasgenerator geöffnet werden.<br />

Die Abfolge der Betätigung der einzelnen Bedienungen sieht folgendermassen aus:<br />

Magnetventil<br />

Ethanolzufuhr<br />

Zünder<br />

Luftzufuhr<br />

Ölpumpe<br />

Ein<br />

Aus<br />

Ein<br />

Aus<br />

Ein<br />

Aus<br />

Ein<br />

Aus<br />

8.2.1. 5 Zündung<br />

Start Versuch<br />

(0s)<br />

Gasgenerator ein<br />

max. 3s<br />

Zündvorgang<br />

Zum Zünden des Luft/Ethanol Gemischs im Gasgenerator<br />

wird ein H2/O2 Zünder der SPL eingesetzt.<br />

Er ist seitlich an der Brennkammer angeflanscht. Das H2/O2<br />

Gemisch wird durch eine Zündkerze gezündet. Die<br />

entstehende Flamme ist auf die Einspritzdüse des Ethanol<br />

gerichtet, um eine zuverlässige Zündung zu ermöglichen.<br />

Die Zündkerze wird von der dazugehörigen Zündbox mit<br />

Strom versorgt.<br />

Die Zündbox beinhaltet folgende Teile:<br />

• Der Zündtrafo, welcher die hohen Spannungen <strong>für</strong> die modifizierte Zündkerze liefert.<br />

• Die sequentielle Schaltung der Magnetventile der Wasserstoff- und Sauerstoffzufuhr.<br />

• Netzgerät zur Reduzierung der Netzspannung auf die 24V Versorgungsspannung <strong>für</strong><br />

das Magnetventil der Ethanolzufuhr.<br />

Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Diplomarbeit</strong> <strong>Prüfstand</strong> Turboladerturbine 2004 / 2005 Seite 22 / 68<br />

Gasgenerator aus<br />

Ende Versuch


Sicherheits<br />

schalter<br />

Zündbox<br />

Zündtaster<br />

Ethanol<br />

zufuhr<br />

Ölpumpe<br />

Beim Betätigen des Zünders liegt an der<br />

Zündkerze nicht nur eine hohe Spannung an,<br />

sondern es fliesst - im Gegenteil zum<br />

Automobil - auch ein relativ hoher Strom.<br />

Der Kontakt eines Menschen mit dem<br />

modifizierten Zündkerzenstecker beim<br />

Betätigen des Zünders kann somit tödlich<br />

sein! Deshalb ist ein Sicherheitsschalter an<br />

der Zündbox angebracht, welcher vor dem<br />

Betätigen des Zünders erst umgelegt werden<br />

muss.<br />

Der Zündtastschalter ist auf dem Bedien<br />

Panel eingebaut. Der Zünder darf nicht<br />

länger als DREI Sekunden lang betätigt<br />

werden, da sonst die Temperatur der Zündeinrichtung zu hoch wird. Bei kurz aufeinander<br />

folgenden Zündversuchen muss darauf geachtet, dass der Zünder dazwischen wieder<br />

abkühlen kann.<br />

8.2.2 Direktanschluss Kompressor<br />

Um den <strong>Prüfstand</strong> mit Kaltgas und einer geringen Last zu betreiben, kann der<br />

Direktanschluss an den Kompressor verwendet werden. Die Strecke zwischen dem Ende der<br />

Leitung vom Kompressor bis zum Turbinengehäuse wird mit einem 1“- Druckschlauch<br />

überbrückt. Die Drehzahl der Turbine ist vom Luftmassenstrom abhängig. Das Einstellen<br />

einer Drehzahl ist jedoch nicht sehr einfach, da der Massenstrom beim <strong>Prüfstand</strong> nur über<br />

einen Kugelhahn eingestellt werden kann. Beim Kompressor selbst kann der Massenstrom<br />

feiner eingestellt werden, jedoch besteht kein direkter Sichtkontakt vom Einstellpunkt zum<br />

Bildschirm mit der Drehzahlanzeige, was die Einstellarbeit erschwert.<br />

Beim Betrieb der Anlage mit dem Kompressor konnten erste Erkenntnisse über die<br />

Bremswirkung und das Verhalten der Anlage im gebremsten Zustand gewonnen werden.<br />

Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Diplomarbeit</strong> <strong>Prüfstand</strong> Turboladerturbine 2004 / 2005 Seite 23 / 68


8.2.3 Injektor<br />

Um den <strong>Prüfstand</strong> mit Kaltgas (Luft) zu betreiben wurde der von der SPL gelieferte Injektor<br />

auf den <strong>Prüfstand</strong> adaptiert. Das Prinzip des Injektors ist folgendes:<br />

8.2.3. 1 Funktionsprinzip<br />

Druckluft<br />

Kompressor<br />

pK<br />

8.2.3. 2 Betrieb<br />

pU > p0 < p1<br />

Umgebungsluft<br />

pU<br />

p 0<br />

p 1<br />

Eintritt in die Turbine<br />

Druckluft<br />

Kompressor<br />

Über die seitlichen Anschlüsse strömt Druckluft aus dem Kompressor ein. Durch das<br />

Umlenken der Luft über den Spalt des eingeschraubten Stutzens, wird die Strömung parallel<br />

zum Stutzen ausgerichtet. Durch die Geschwindigkeitsdifferenz im Bereich des Eintritts<br />

entsteht ein Unterdruck, der über den oberen Austritt Umgebungsluft ansaugt. So wird der<br />

gesamte Massenstrom, der in die Turbine eintritt, erhöht.<br />

Der Anschluss des Injektors erfolgt wie in den anderen Konfigurationen (Gasgenerator, Luft-<br />

Direktanschluss) über den 1“ Abgang am Ende der Leitung vom Kompressor. Über das<br />

Gewinde am Stutzen kann der Spalt und somit der einströmende Volumenstrom eingestellt<br />

werden. Um das Einstellen im des Betrieb zu ermöglichen, mussten einige Adapterstücke mit<br />

Gleitscheiben konstruiert werden. Dabei musste berücksichtigt werden, dass das<br />

Aussengehäuse mit den Luftanschlüssen nicht mehr drehbar ist, wenn die Druckluftschläuche<br />

angeschlossen sind.<br />

Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Diplomarbeit</strong> <strong>Prüfstand</strong> Turboladerturbine 2004 / 2005 Seite 24 / 68<br />

∆Spalt<br />

pK


Beim Einstellen des Luftspalts über den Stellring muss darauf geachtet werden, dass das<br />

Gewinde nicht zu weit herausgedreht wird. Es sind maximal drei Umdrehungen (1080°) vom<br />

geschlossenen Zustand aus zulässig.<br />

Aufgrund der guten Einstellbarkeit eignet sich der Injektor besonders, um neue<br />

Komponenten zu testen. So können weitere Turbinen ein erstes Mal ohne Last auf<br />

Nenndrehzahl gebracht werden, ohne Gefahr zu laufen die Turbine zu überlasten.<br />

Bei der Inbetriebnahme des <strong>Prüfstand</strong>es konnten mit dem Injektor die kritischen<br />

Komponenten ohne den Einsatz des Gasgenerators getestet werden. Unter anderem die<br />

Ölschmierung der Turbine, die Lager der Welle am <strong>Prüfstand</strong> und deren Schmierung sowie<br />

der Radialdichtring.<br />

Die Leistung des Injektors ist im Vergleich zum Gasgenerator sehr gering. Der Betrieb des<br />

<strong>Prüfstand</strong>s mit dieser Konfiguration ist deshalb nicht <strong>für</strong> Leistungsmessungen gedacht.<br />

Injektor<br />

Aussengehäuse<br />

Adapterblock<br />

auf Turbine<br />

Luftanschlüsse vom<br />

Kompressor<br />

Stellring zum<br />

Einstellen der<br />

Spaltgrösse<br />

Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Diplomarbeit</strong> <strong>Prüfstand</strong> Turboladerturbine 2004 / 2005 Seite 25 / 68


8.3 Zubehör & Hilfsmittel <strong>für</strong> den Betrieb<br />

8.3.1 Zusammenbau der Leistungsbremse<br />

Die Leistungsbremse wurde nach dem Fertigstellen der wichtigsten Bauteile<br />

zusammengebaut. Der Aufbau verlief problemlos. Nur wenige Teile mussten nachbearbeitet<br />

werden.<br />

Die wichtigsten Arbeitsschritte - der Einbau der Welle und der Lager- sind hier aufgeführt:<br />

Die Bezeichnungen links und rechts beziehen sich hier auf die Lage in der<br />

Zusammenstellzeichnung (siehe Anhang Werkstattzeichnungen)<br />

1. Rechtes Rotorwellenlager auf die Welle aufpressen<br />

2. Distanzbüchsen und elastische Lagerung einbauen<br />

3. Linkes Lager montieren und gesamtes Lagerpaket mit der Wellenmutter vorspannen<br />

4. Welle zusammen mit den Lagern in das Lagergehäuse einpressen<br />

5. Bohrungen in Distanzbüchsen <strong>für</strong> Ölnebelschmierung ausrichten und äussere<br />

Distanzbüchse mit Madenschrauben sichern<br />

6. Rechtes Aussenlager auf des Lagergehäuse aufpressen<br />

7. Lagergehäuse in Aussengehäuse einschieben<br />

8. Linkes äusseres Lager montieren und mit Sicherungsring und Lagerflansch fixieren.<br />

Die Demontage erfolgt in umgekehrter Reihenfolge.<br />

Achtung: die Sicherungsstifte der Aussenhülse herausdrehen, bevor das Lagerpaket und die<br />

Welle ausgebaut werden.<br />

Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Diplomarbeit</strong> <strong>Prüfstand</strong> Turboladerturbine 2004 / 2005 Seite 26 / 68


8.3.2 Grundtisch<br />

Da die Leistungsbremse mit hohen Drehzahlen läuft und dabei Schwingungen auftreten<br />

können, wurde nach einem geeigneten Unterbau gesucht um nicht zuletzt auch die<br />

Leistungsbremse auf eine gut bedienbare Höhe zu bringen.<br />

So wurde ein Stahltisch <strong>für</strong> den Unterbau gewählt. Die Tischoberfläche besteht aus Stahl I -<br />

Profilen.<br />

8.3.2. 1 Modifikationen am Grundtisch<br />

Damit die Leistungsbremse beim Aufschrauben auf den Tisch nicht verspannt wird, wurden<br />

drei massive Stahlplatten auf den Tisch aufgeschweisst und zusammen überfräst. Somit<br />

Grundtisch<br />

Öffnung <strong>für</strong><br />

Wasserdurchführung<br />

wurde sichergestellt, dass alle drei<br />

Platten eine Oberfläche bilden. Auf<br />

diese Platten wurde nun die<br />

Grundplatte der Leistungsbremse<br />

geschraubt.<br />

Der Grundtisch hat unterhalb der<br />

Tischoberfläche Querstreben <strong>für</strong> eine<br />

bessere Festigkeit. Um eine<br />

zusätzliche Plattform zur<br />

Unterbringung von Aggregaten rund<br />

um die Leistungsbremse zu erstellen,<br />

wurden Blechplatten auf diese<br />

Zusatz- Leisten Aufgeschweisste Platten<br />

Querstreben gelegt.<br />

Grundtisch mit Teilen der Leistungsbremse<br />

Zur Befestigung von<br />

Zusatzaggregaten auf dem Grundtisch wurden parallel zur Achse der Leistungsbremse<br />

zusätzliche je eine Leiste auf beiden Seiten des Tisches aufgeschweisst (siehe Abbildung).<br />

Die Leisten haben Gewinde, durch welche die zusätzlichen Aggregate, wie die<br />

Ölnebelschmierung befestigt werden können.<br />

8.3.2.2 Elektrisches, Erdung<br />

Um Störungen der Messsensoren zu vermeiden wurden alle Komponenten des Tisches<br />

geerdet. Aus Mangel einer fest installierten Wasserleitung wurde die Erdung über den<br />

Erdungsstift der Steckdose durchgeführt.<br />

8.3.3 Wegleitung des Wassers<br />

Die Bremswirkung wird durch die im Wasser drehende Rotorscheibe erzeugt. Das Wasser<br />

tritt dabei axial auf die Scheibe auf, und wird radial abgelenkt. Das Wasser tritt dann radial<br />

aus dem Wassergehäuse aus und wird in Richtung Boden gelenkt. Da ein Bogen in einer<br />

durchströmten Leitung ein Moment erzeugt, muss eine gerade Rohrleitung <strong>für</strong> den Abfluss<br />

gewählt werden. Um die Wasserleitung nicht zu behindern wurden zwei I- Profile aus dem<br />

Stahltisch herausgetrennt. Durch diese Öffnung führt das Wasserauslassrohr vom Gehäuse<br />

hinunter bis zur zusätzlichen Plattform aus den Blechplatten. In diese Platten wurde eine<br />

Öffnung geschnitten, durch welche das Wasser in einem Abwasserschlauch und mit diesem<br />

in die Kanalisation geleitet wird. Durch die berührungsfreie Weiterführung des Abflusses<br />

kann kein Moment vom Abwasserschlauch auf den <strong>Prüfstand</strong> übertragen werden. Daher wird<br />

die Drehmomentmessung nicht verfälscht.<br />

Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Diplomarbeit</strong> <strong>Prüfstand</strong> Turboladerturbine 2004 / 2005 Seite 27 / 68


8.3.4 Schutz<br />

Die Turbine des Turboladers ist über eine Kupplung mit Federscheiben mit der<br />

Leistungsbremse verbunden. Die Kupplungsteile (8 Passschrauben, 2 Federscheiben und die<br />

Kupplungsbüchse) drehen offen. Bei einem Wellenbruch könnten sich Teile lösen und mit<br />

hoher Geschwindigkeit von der Anlage wegfliegen.<br />

Da die Sicherheit der Personen, welche sich um den <strong>Prüfstand</strong> befinden, auch im Fall eines<br />

Versagen zu gewährleisten ist, musste ein Schutz konstruiert werden.<br />

8.3.4.1 Materialauswahl & Berechnungen am Schutz<br />

Um eine Sichtkontrolle über den Kupplungsteil zuzulassen wurde ein Grundgerüst aus Kanya-<br />

Profilen gebaut und Polycarbonatplatten aufgeschraubt (siehe Abbildung)<br />

Grundrahmen<br />

Bremsenteil<br />

Übersicht Schutz<br />

Scheiben aus<br />

Polycarbonat<br />

drehende Teile<br />

(Kupplung)<br />

Verschraubung<br />

mit Grundtisch<br />

Polycarbonat (PC) ist nicht zu verwechseln mit dem üblichen Plexiglas ® , welches aus PMMA<br />

besteht. Aus Polycarbonat werden Maschinenschütze und Sicherheitsgläser gefertigt (auch<br />

Schusssicheres Glas genannt). Die Kerbschlagzähigkeit (nach Izod) von Polycarbonat ist ca.<br />

30 Mal höher ist als die Kerbschlagzähigkeit von PMMA. Polycarbonat hat auch eine<br />

Reissdehnung von 100 bis 150% gegenüber von 2.4 bis 4% von PMMA.<br />

Die Energie wird somit durch die Verformung der Scheibe aufgenommen.<br />

Bei einer Drehzahl von 60'000 min -1 und einem angenommenen Ablöseradius von 25mm<br />

kann die theoretische Ablösegeschwindigkeit der Kupplungsteile berechnet werden:<br />

n<strong>Prüfstand</strong> 60000min 1 −<br />

:= r:= 25mmω:=<br />

2⋅π⋅n<strong>Prüfstand</strong> ω = 6283.185Hz<br />

v := ω⋅r v 157.08 m<br />

=<br />

s<br />

Mit dieser Geschwindigkeit und der Masse der einzelnen Kupplungsteile kann die kinetische<br />

Energie des wegfliegenden Teils berechnet werden. Als Vergleich wird hier die Energie einer<br />

wegfliegenden Passschraube, einer abgeschossenen Pistolen- und einer Sturmgewehrpatrone<br />

dargestellt:<br />

Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Diplomarbeit</strong> <strong>Prüfstand</strong> Turboladerturbine 2004 / 2005 Seite 28 / 68


Wk :=<br />

m Total v 2<br />

⋅<br />

2<br />

Formel zur Berechnung der Kinetischen Energie<br />

Passschraube Pistole 9mm Sturmgewehr 90<br />

Patrone<br />

Patrone<br />

Masse des Teiles [kg] 0.004 0.0105 0.0041<br />

Ablösegeschwindigkeit [m/s] 157 447 900<br />

Kinetische Energie [J] 22 1049 1660<br />

Eine 10mm dicke Polycarbonatscheibe wird bei einem Beschuss mit einem Sturmgewehr aus<br />

nächster Nähe noch knapp durchschlagen, den Beschuss einer Pistole 9mm hält sie jedoch<br />

aus.<br />

Im schlechtesten Fall würde die Welle am Turbolader brechen, die Kupplungsscheibe würde<br />

sich verdrehen und brechen. Somit würde das gesamte Kupplungsteil weggeschleudert. Dies<br />

entspricht einer Masse von 0.141kg bei einer Drehzahl von 60’000min -1 und einem<br />

Ablöseradius von 25mm lässt sich die Zentripetalkraft berechnen:<br />

F mTotal⋅rω 2<br />

:= ⋅<br />

F = 139.597kN<br />

Da dies etwa die maximal auftretende Kraft darstellt, wurde die Scheibe von dieser Kraft<br />

ausgehend auf Scherfestigkeit und Flächenpressung berechnet. Beide Berechnungen<br />

ergaben genügende Festigkeiten einer Scheibe aus 10mm dickem Polycarbonat.<br />

Diese Scheiben wurden auf den Grundrahmen aufgeschraubt.<br />

Die Berechnung der erforderlichen Anzahl Schrauben der Verbindung PC- Scheibe zu<br />

Rahmen und der Verbindung Rahmen zu Grundtische sind im Anhang einzusehen.<br />

Die Polycarbonatplatten werden gegen die Wärmestrahlung des Gasgenerators durch einen<br />

Hitzeschild geschützt.<br />

8.3.5 Abgaswegführung<br />

Da der <strong>Prüfstand</strong> nicht im Freien getestet wird, müssen die Abgase nach Aussen geleitet<br />

werden. Das Abgas hat Temperaturen um 850°C.<br />

Zur Bestimmung der Leistung der Turbine sind die Temperaturen, sowie die Drück vor und<br />

nach der Turbine erforderlich. Die Drücke können über die Bohrungen am Abgasrohr mit<br />

einer Ringleitung gemessen werden. Die Temperaturen werden mit einem Thermoelement<br />

gemessen.<br />

Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Diplomarbeit</strong> <strong>Prüfstand</strong> Turboladerturbine 2004 / 2005 Seite 29 / 68


Adapterflansch<br />

Abgasrohr<br />

Messanschlüsse<br />

(5x am Umfang<br />

(Temperatur &<br />

Druck)<br />

Zu Schalldämpfer<br />

Abgasfluss<br />

Abgasrohr Graphitdichtring<br />

Schnitt durch die Abgaswegführung<br />

Bei der Konstruktion der Abstützung der Abgasturboladerturbine, welche in der Abbildung zu<br />

sehen ist, wurden folgende Massnahmen vorgenommen um die Übertragung der Hitze von<br />

den abgasdurchströmten Teilen auf die Abstützung möglichst gering zu halten:<br />

Die Kontaktfläche zwischen Abstützung und Adapterflansch Turboladerturbine wurde<br />

minimiert. Der Adapterflansch liegt nur noch auf kreisförmigen Vorsprüngen auf der<br />

Abstützung der Turboladerturbine auf. Für diese Verbindung wurden rostfreie anstatt C-<br />

Stahl Schrauben verwendet, da rostfreier Stahl eine tiefere Wärmeleitfähigkeit hat als C-<br />

Stahl. Somit wird weniger Wärme von der Schraube übertragen.<br />

Das Abgasrohr wird an der Seite, welche der <strong>Turboladerturbinen</strong>- Seite gegenüberliegend ist,<br />

über den Adapterflansch an die Abstützung angeflanscht. Zwischen dem Flansch des<br />

Abgasrohres und dem Adapaterflansch befinden sich Distanzscheiben, welche die<br />

Kontaktfläche verkleinern. Die Verbindung erfolgt auch hier mit Schrauben aus Edelstahl<br />

Die Abdichtung zwischen dem Abgasrohr und dem Adapterflansch der ATL- Turbine wird mit<br />

einer in einer Nut liegenden Graphitdichtung sichergestellt.<br />

Am Ende des Abgasrohres wurde ein DIN- Flansch angeschweisst und der dazugehörige<br />

Gegenflansch montiert. Die Abdichtung erfolgt auch hier über eine Graphitdichtung.<br />

Somit ist <strong>für</strong> spätere Anwendungen die Möglichkeit gegeben zwischen diesen Flanschen<br />

zusätzliche Apparaturen, wie z.B. eine Blendenmessung, einzubauen.<br />

Vom Ende des Abgasrohres, wird der Abgasstrom durch einen Schalldämpfer und einen<br />

Abgasschlauch an die Umgebung weitergeleitet.<br />

Der Schalldämpfer wurde von der SPL bereitgestellt, und musste nur noch auf den<br />

Bedienungstisch des <strong>Prüfstand</strong>es adaptiert werden.<br />

8.3.6 Ölnebelschmierung der Rotorwellenlager<br />

Von Turbine<br />

Abstützung der<br />

Turboladerturbine<br />

Adapterflansch<br />

Turboladerturbine<br />

Turboladerturbine<br />

Zur Schmierung der Spindellager der Rotorwelle wurde bereits während der Semesterarbeit<br />

eine Ölnebelschmierung ausgelegt. Es handelt sich dabei um eine so genannte<br />

Ölminimalmengenschmierung, die sich laut dem Hersteller FAG besonders bei hohen<br />

Drehzahlen bewährt hat.<br />

Dazu musste die Wartungseinheit, bestehend aus einem Vorfilter, einem Feinfilter und dem<br />

Nebler, am <strong>Prüfstand</strong> adaptiert werden.<br />

Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Diplomarbeit</strong> <strong>Prüfstand</strong> Turboladerturbine 2004 / 2005 Seite 30 / 68


Mit einem Winkel aus Blech konnte die Schmiereinheit an den aufgeschweissten<br />

Zusatzleisten des Grundtisches befestigt werden. Die Luftzufuhr erfolgt über das<br />

Hausdruckluftnetz.<br />

Halterung<br />

Druckluftzufuhr<br />

Luft Vorfilter<br />

Partikelgrösse<br />

5µm<br />

8.3.6. 1 Auswahl des Schmieröls<br />

Nach den Vorgaben des Lagerherstellers FAG muss das Öl folgende Eigenschaften<br />

aufweisen:<br />

Vorgabedaten Schmieröl<br />

Nennviskosität bei 40°C [mm 2 /s] ISO VG 68<br />

Zusätze Extreme Presssure EP<br />

Reinheitsklasse (ISO 4406) 13/10<br />

Luftdruckregulier<br />

Zusammen mit der FAG und dem Lieferanten des Öls MOTOREX AG konnte das geeignete<br />

Schmieröl spezifiziert werden.<br />

MOTOREX COREXHLP-D68 Reinheitsklasse 13/10<br />

Dieses Öl wird auch von den meisten Herstellern von Hochgeschwindigkeitsspindeln<br />

eingesetzt.<br />

8.3.6. 2 Einstellen der Öleinspritzmenge<br />

Die <strong>für</strong> den Lagerbohrungsdurchmesser von 17mm vorgeschriebene Ölmenge ist laut FAG<br />

30mm 3 /h.<br />

Im Ölnebler bilden sich Öltropfen von ca. 3mm 3 . Das heisst, dass alle 6min eine Einspritzung<br />

erfolgen muss, die geforderte Menge zu erreichen. Die Menge kann über die Einstellschraube<br />

am Nebler eingestellt werden.<br />

Der Luftdruck in der Zufuhrrohrleitung sollte 3.5bar betragen.<br />

Einstellschraube<br />

Ö<br />

Ölnebler<br />

Luftdruckanzeige<br />

Ölvorrats<br />

Luft Feinfilter behälter<br />

Partikelgrösse<br />

0.01µm<br />

Miniatur Wartungseinheit<br />

Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Diplomarbeit</strong> <strong>Prüfstand</strong> Turboladerturbine 2004 / 2005 Seite 31 / 68


8.3.7 Hebel zur Drehmomentkalibrierung<br />

Die Kraftmessdose (KMD) zur Messung des Drehmoments, welche von der SPL bereitgestellt<br />

wurde, kann maximal eine Kraft von 222 N aufnehmen. Die Kraftmessdose misst die<br />

Reaktionskraft, entstehend durch die Reibung der Rotorscheibe im Innern des<br />

Wassergehäuses. Dies in einem Abstand von 115mm ausserhalb der Achse. Somit kann mit<br />

der Kraft und dem Abstand Drehmoment berechnet werden. Die KMD deckt einen<br />

Drehmomentbereich von 0 bis 25 Nm ab. Dies reicht aus, da ein maximales Drehmoment<br />

von 10 Nm erwartet wird.<br />

Drehmomenthebel<br />

mit Raster<br />

Gewichte am<br />

Hebelarm<br />

Kalibriervorrichtung Drehmomentmessung<br />

drehend<br />

gelagerter Teil<br />

Kraftmessdose<br />

fester Teil<br />

Um das im Betrieb auftretende Drehmoment <strong>für</strong> die Kalibrierung der KMD zu simulieren<br />

wurde ein Hebelarm entworfen, an welchem an mehreren Aufhängepunkten Gewichte<br />

angehängt werden können. Die vier Befestigungsmöglichkeiten befinden sich 150, 200, 250<br />

und 300mm ausserhalb der Mitte. Die Befestigung des Hebels am Rotorgehäuse erfolgt<br />

mittels zweier Schrauben.<br />

Die Kalibrierung ist unter 8.4.3.3.2 weiter beschrieben.<br />

8.3.8 Abzugsvorrichtung Scheiben<br />

Eine Anforderung an die Konstruktion von Seiten der SPL war es, dass die Scheibe einfach<br />

demontierbar sein muss. Die Rotorscheibe und die Welle sind aufgrund der engen Passung<br />

nur noch mit einigem Kraftaufwand zu trennen. Die einfachste Variante <strong>für</strong> die Demontage<br />

der Scheibe wäre ein Abstützen zwischen Wassergehäuse und Scheibe. Dies ist aber nicht<br />

zulässig, da der Kraftfluss von der Welle über die Spindellager auf das Gehäuse übertragen<br />

würde. Die schnelldrehenden Spindellager sind in unserem Einsatzfall nicht <strong>für</strong> grosse<br />

Axiallasten ausgelegt.<br />

Auf den Scheiben deshalb befinden sich vier Abzugsgewinde M4. Somit kann eine Büchse auf<br />

die Scheibe geschraubt werden und mittels einer Spindel welche in dieser Büchse läuft<br />

abgezogen werden. Die Spindel hat eine Spitze mit welcher die Abzugsvorrichtung in der<br />

Zentrierbohrung der Welle zentriert wird. Die Zentrierung der Abzugsvorrichtung ist<br />

notwendig, da ein verkanten der Scheibe zu Beschädigungen der Oberfläche des<br />

Polygonprofils führen würde.<br />

Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Diplomarbeit</strong> <strong>Prüfstand</strong> Turboladerturbine 2004 / 2005 Seite 32 / 68


Wellen- Ende<br />

mit Zentrierung<br />

Rotorscheibe mit<br />

Abzuggewinden<br />

Büchse der<br />

Abzugsvorrichtung<br />

Die Scheibe kann durch den Einsatz der Abzugsvorrichtung einfach demontiert werden und<br />

hält trotzdem sicher auf der Welle.<br />

8.3.9 Adaption Kompressor<br />

8.3.9. 1 Leitungsverbindung zum <strong>Prüfstand</strong><br />

Der notwendige Luftmassenstrom <strong>für</strong> die Verbrennung im Gasgenerator, wird von dem<br />

Hubkolbenkompressor im Labor <strong>für</strong> thermische Energiesysteme geliefert. Es handelt sich<br />

dabei um einen Kompressor der Firma Sulzer Burkhardt vom Typ C 2 Q C 1.20.<br />

Um den Anschluss des Gasgenerators an den Kompressor zu ermöglichen, wurden Teile der<br />

bereits bestehenden Leitung genutzt. Mit dem Vorteil, dass die vorhandene Blendenmessung<br />

zur Bestimmung des Massenstroms integriert werden konnte.<br />

An beiden Enden der Rohrleitung konnten die bestehenden Kupplungen genutzt werden. Auf<br />

der Seite des <strong>Prüfstand</strong>es wurde ein Adapterstück hergestellt, welches über einen Rohrbogen<br />

auf eine Verschraubung von 1“ reduziert. Auf der Seite des Kompressors folgt zuerst auch<br />

ein Adapterstück, danach ein Schlauchstück auf die bestehende Rohrleitung, in welche die<br />

Blendenmessung des Kompressors eingebaut ist. Das vorhandene Regelventil am Ausgang<br />

des Windkessels wurde gegen ein grösseres Schieberventil ausgewechselt und andererseits<br />

der Druckreduzierer in der Leitung gegen ein gerades Rohrstück ersetzt werden.<br />

8.3.9. 2 Vorgehen zur Bestimmung des gelieferten Massenstroms<br />

Aus den Differenzdrücken über der Blende, den Geometriedaten, den<br />

Umgebungsbedingungen sowie dem Druck vor der Blende konnte der vom Kompressor<br />

gelieferte Luftmassenstrom bestimmt werden.<br />

Die Geometriedaten der Blenden sind folgende:<br />

Durchmesser Rohr DR=50mm<br />

Durchmesser Blende dB=28mm<br />

Spindel der Abzugsvorrichtung<br />

mit<br />

Zentrierspitze<br />

Zur Bestimmung des Massenstroms müssen die Expansionszahl und die Durchflusszahl<br />

berechnet werden, was ein iterativer Vorgang ist. Dieser Vorgang wurde vom Programm<br />

DIN- Blende der Greenfield AG übernommen.<br />

Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Diplomarbeit</strong> <strong>Prüfstand</strong> Turboladerturbine 2004 / 2005 Seite 33 / 68


Das Programm berechnet die Reynoldszahl, die Dichte, die dynamische Viskosität sowie die<br />

Massen- und Volumenströme. Um Konsistenz des Programms zu überprüfen wurde eine<br />

Vergleichsrechnung durchgeführt.<br />

Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Diplomarbeit</strong> <strong>Prüfstand</strong> Turboladerturbine 2004 / 2005 Seite 34 / 68


8.4 Das Messsystem<br />

8.4.1 Auswahl der Messpunkte<br />

In einem ersten Schritt wurden alle möglichen Messgrössen in das Schema des<br />

Versuchsaufbaus eingezeichnet, um sicherzustellen, dass keine wichtigen Grössen ausser<br />

Acht gelassen werden.<br />

Die Auswahl der wichtigsten zu messenden Grössen erfolgte danach in Absprache mit dem<br />

Dozenten und dem Auftraggeber.<br />

Folgende Prioritäten wurden festgelegt:<br />

1. Priorität<br />

- Drehzahl n<br />

- Drehmomen t M<br />

Bis jetzt realisiert ausstehend<br />

- Differenzdruck Blende ∆pB (bestehend) <strong>für</strong> Massenstrom Luft<br />

- Druck vor der Blende p2 <strong>für</strong> Massenstrom Luft<br />

- Temperatur Turbinen Eintritt T3<br />

- Temperatur Turbinen Austritt T4<br />

- Druck in der Brennkammer GG P4<br />

- Druck vor der Turbine p3<br />

2. Priorität<br />

- Öldruck Schmierung Turbine p6<br />

- Temperatur Schmieröl T5<br />

- Temperatur Bremswasser Eintritt Differenztemperatur Wasser<br />

- Temperatur Bremswasser Austritt Differenztemperatur Wasser<br />

- Druckschalter Schmierung Turbine<br />

- Massenstrom Bremswasser<br />

- Druck Bremswasser<br />

- Massenstrom Ethanol<br />

- Druck nach Turbine<br />

Die Auswahl hat sich bisher bewährt. Einzig das Anbringen eines Durchflussmessgeräts <strong>für</strong><br />

das Bremswassers würde eine weitere Möglichkeit zur Überprüfung der Leistung ergeben.<br />

Ohne diese Messung ist die Aussagekraft der Differenztemperaturmessung vom Wasser am<br />

Ein- und Austritt der Leistungsbremse beschränkt.<br />

Die Messinstallation der Druckmessung nach der Turbine wurde soweit ausgelegt, dass ein<br />

Drucktransmitter angeschlossen werden kann. Da aber im Moment auf Umgebungsdruck<br />

entspannt wird, wurde die Messstelle noch nicht instrumentiert<br />

Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Diplomarbeit</strong> <strong>Prüfstand</strong> Turboladerturbine 2004 / 2005 Seite 35 / 68


8.4.2 R&I Schema<br />

Ethanol<br />

tank<br />

Ethanol-<br />

zufuhr<br />

T4<br />

Druckluft<br />

T3<br />

Abgasturbine<br />

Öltank<br />

Anzeige auf<br />

Mess- PC<br />

Gasgenerator<br />

T B<br />

P5<br />

∆p B<br />

P3<br />

Lokale Anzeige<br />

P2<br />

P4<br />

Abgasstrom<br />

T5<br />

Ölschmier<br />

kreislauf<br />

n<br />

Leistungsbremse<br />

P6<br />

Windkessel<br />

P1<br />

M<br />

Kompressor<br />

∆T 1-2<br />

Bremswasser<br />

aus<br />

Bremswasser<br />

ein<br />

M Drehmoment<br />

n Drehzahl<br />

∆T1-2 Differenztemperatur Wasser<br />

T3 Temp Gas Turbine ein<br />

T4 Temp Gas Turbine aus<br />

T5 Temp Schmieroel Turbine<br />

P1 Druck im Windkessel<br />

P2 Druck vor der Blendenmessung<br />

P3 Druck Eintritt Gasgenerator<br />

P4 Druck Brennkammer Gasgeni<br />

P5 Druck Eintritt Turbine<br />

P6 Druck Oelschmierung Turbine<br />

∆pB Blendenmessung Kompressor<br />

Temperatur bei Blende<br />

Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Diplomarbeit</strong> <strong>Prüfstand</strong> Turboladerturbine 2004 / 2005 Seite 36 / 68<br />

T B


8.4.3 Sensoren und Hardware<br />

8.4.3. 1 Thermoelemente<br />

Die verwendeten Temperatursensoren stammen von der Firma MTS. Es handelt sich um<br />

NiCR- Ni Thermoelemente (Typ K) mit einer Inconel Ummantelung, die geeignet sind die<br />

hohen Temperaturen in Abgasstrom über längere Zeit zu messen. Für die Messung der<br />

Wassertemperaturen am Eintritt und am Austritt der Bremse kommen aufgrund der<br />

Austauschbarkeit dieselben Messgeräte zum Einsatz.<br />

Die Wichtigsten Daten im Überblick:<br />

Thermoelemente<br />

Typ Manteldurchmesser [mm] Länge Messeinsatz [mm]<br />

NiCr- Ni Typ K 6 100<br />

Alle Thermoelemente weisen eine Cold- Junction- Compensation (CJC) von 20°C auf. Zur<br />

Messung der Eintritts und Austrittstemperatur des Wassers der Bremse wurde die Methode<br />

der Differenztemperaturmessung angewendet. Dabei wird die Spannungsdifferenz zwischen<br />

den beiden Pluspolen der Messfühlern gemessen und nicht wie üblich die absolute Spannung<br />

des einzelne Sensors. Der Vorteil dieser Messart liegt darin, dass direkt die<br />

Differenztemperatur bestimmt werden kann. So ist der Messfehler kleiner, als wenn beide<br />

Temperaturen gemessen werden.<br />

∆V<br />

+ - - +<br />

Temp<br />

Bremswasser<br />

ein<br />

8.4.3. 2 Manometer<br />

Thermoelemente<br />

Temp<br />

Bremswasser<br />

aus<br />

An der Anlage kommen verschiedene analoge Manometer zum Einsatz. Je nach Messgrösse<br />

mit einem unterschiedlicher Messbereich.<br />

Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Diplomarbeit</strong> <strong>Prüfstand</strong> Turboladerturbine 2004 / 2005 Seite 37 / 68


8.4.3. 3 Kraftmessdose<br />

Um das durch das Drehen der Scheibe im Innern des Wassergehäuses entstehende<br />

Drehmoment zu messen, ist das äussere Gehäuse gelagert und auf einer Kraftmessdose<br />

(KMD) abgestützt. Die Messdose enthält im Innern einen Dehnmessstreifen (DMS), der durch<br />

die auftretende Kraft gedehnt wird.<br />

Die wichtigsten Daten der KMD im Überblick:<br />

Modell TTLoadcells<br />

Produktcode THA-50<br />

Belastbarkeit 50 lb (22.6 kg)<br />

Erregerspannung +10V<br />

Messbrückenwiderstand 350Ω<br />

Ausgangssignal -0.3V bis 0.3V<br />

8.4.3.3.1 Schaltschema<br />

Es handelt sich hier um eine Vollbrückenschaltung I mit einem Gesamtwiderstand von 350Ω.<br />

Die vom Hersteller geforderten 10V Erregerspannung waren auf der Connector Block nicht<br />

verfügbar. Deshalb wird die KMD nun mit 5V erregt. Das bedeutet, dass sich die<br />

Ausgangsspannung auch um die Hälfte reduziert.<br />

Erregerspannung +5V<br />

Messbrückenwiderstand 350Ω<br />

Ausgangssignal -0.15V- 0.15V<br />

+ ERREGUNG<br />

Rtot=350Ω - SIGNAL<br />

WEISS PIN 26<br />

- ERREGUNG<br />

+ SIGNAL<br />

ABSCHIRMUNG<br />

Da die KMD bereits bei der SPL im Einsatz gestanden hatte, musste vor der Kalibrierung eine<br />

Funktionskontrolle durchgeführt werden. Auf der Homepage des Herstellers TTLoadcells<br />

konnte eine Liste mit diversen Kontrollpunkten herunter geladen werden. So konnte<br />

zuverlässig getestet werden, ob die Messdose jemals überlastet wurde und ob die<br />

Widerstände des DMS keinen Kontakt zum Gehäuse aufweisen. Die aufgenommenen Werte<br />

können im Anhang (Herstellerunterlagen TTLoadcells) eingesehen werden.<br />

Mit diesen Konfigurationsdaten konnte die KMD im MAX als Dehnungsmesser aufgenommen<br />

werden. Dort wird die Ausgangsspannung in eine Dehnung umgerechnet. Dies ist dann auch<br />

der Wert der im DasyLAB ausgegeben wird.<br />

ROT<br />

PIN 14<br />

SCHWARZ PIN 59<br />

GRÜN PIN 60<br />

PIN 59<br />

Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Diplomarbeit</strong> <strong>Prüfstand</strong> Turboladerturbine 2004 / 2005 Seite 38 / 68


8.4.3.3.2 Kalibrierung<br />

Die Werte <strong>für</strong> die Dehnung des DMS mussten nun direkt in ein Drehmoment umgewandelt<br />

werden. Da sich die Dehnung proportional zur Spannung und somit auch zur aufgebrachten<br />

Kraft verhält, konnten nun definierte Kräfte auf die KMD gegeben werden.<br />

Dazu wurde der unter 8.3.7 beschriebene Hebel zur Drehmomentkalibrierung am Gehäuse<br />

angeschraubt, der in genau bemessenen Abständen Aufnahmebohrungen <strong>für</strong><br />

Kalibriergewichte enthält. Bei der Kalibrierung wurden an mehreren Punkten innerhalb des<br />

Messbereichs Gewichte an den Hebel gehängt. Die zugehörigen Werte der Dehnung aus dem<br />

Programm DasyLAB wurden jeweils notiert. Danach konnte der Wert <strong>für</strong> die Dehnung und<br />

das damit verbundene Drehmoment übereinander aufgetragen werden. Die lineare<br />

Regression in Excel ergab eine Übereinstimmung von 99% (R 2 =0.99). Die erhaltene<br />

Gleichung, welche auch den Nullabgleich vornimmt wurde direkt ins DasyLAB <strong>für</strong> die<br />

Umrechnung eingesetzt.<br />

8.4.3. 4 Drehzahlsensor<br />

8.4.3.4.1 Allgemeines<br />

Die Drehzahlmessung <strong>für</strong> den <strong>Prüfstand</strong> erfolgt über einen induktiven Nährungsschalter der<br />

Firma Contrinex. Es handelt sich dabei um einen PNP Transistor (Schliesser). Die<br />

Versorgungsspannung von 24V wird von einem Power Supply (Traco 24V/1.1A)<br />

sichergestellt. Das Ausgangssignal ist ein Rechtecksignal 0V/24V. Der normierte<br />

Schaltabstand sN (Der Abstand zwischen Sensorspitze und zu messenden Teil) beträgt<br />

1.5mm. Der optimale Schaltabstand <strong>für</strong> unsere Anwendung beträgt 0.5* sN, also 0.75mm.<br />

Dieser ist unter Einhaltung der vorgeschriebenen Genauigkeit nach jeden Ausbau wieder<br />

einzustellen. Ansonsten sind Messfehler nicht auszuschliessen (siehe Datenblatt Continex<br />

Anhang Herstellerunterlagen) Die maximale Schaltfrequenz fmax beträgt 5000 Hz. Die<br />

Drehzahlmessung erfolgt an den Schrauben der Kupplungsbüchse auf der Seite der<br />

Leistungsbremse. Auf dieser Kupplungsbüchse befinden sich zwei Schrauben am Umfang<br />

(Zgeg), deshalb wird zwei Mal pro Umdrehung das Ausgangssignal geschaltet. Das bedeutet<br />

<strong>für</strong> die Drehzahlmessung am <strong>Prüfstand</strong> eine maximal erreichbare Drehzahl von 150'000 min -1<br />

fmax Nmax:= Zgeg 8.4.3.4.2 Frequenzmessung<br />

Um aus dem Rechtecksignal die Frequenz zu bestimmen musste das Ausgangsignal zuerst<br />

auf ein TTL Signal (0V/5V) umgewandelt werden. Dies wurde zuerst mit einem<br />

Spannungsteiler realisiert. Wurde der Sensor dann an den Connector Block (NI)<br />

angeschlossen, zeigte sich, dass das Signal des Sensors im ungeschalteten Zustand nicht<br />

sauber auf 0V zurückging. Dies führte zu einem sehr unregelmässigen Schalten des Sensors,<br />

da die Störspannung genau um die Schaltspannung (ca. 0.7V) herumpendelte. So wurde in<br />

Zusammenarbeit mit der Elektrotechnikabteilung der FHBB eine Schaltung erstellt, die das<br />

Signal aktiv tief (0V) und aktiv hoch (5V) zieht.<br />

Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Diplomarbeit</strong> <strong>Prüfstand</strong> Turboladerturbine 2004 / 2005 Seite 39 / 68


+24V<br />

0V<br />

PIN 8/Braun<br />

+5V<br />

Versorgung von<br />

Connector Box<br />

PIN 42/Gelb/Grün<br />

Der zusätzliche Transistor dient als Schalter <strong>für</strong> die 5V Versorgungsspannung von der<br />

Connector Box. Das Signal ist nun invertiert, das heisst wenn der Nährungsschalter nicht<br />

geschalten ist (0V) dann liegt eine Spannung von 5V am Counter Eingang der Messkarte an<br />

sprich Signal 1. Steigt nun die Spannung am Ausgang des Nährungsschalters auf 24V, fällt<br />

das Signal am Counter Eingang auf 0V also Signal 0. Die Invertierung des Signals hat jedoch<br />

keinen Einfluss auf die Frequenzmessung, da dort nur die Zeit zwischen zwei ansteigenden<br />

Flanken gemessen wird. Auf der Messkarte wird effektiv nicht die Zeit gemessen, sondern<br />

die Anzahl der Flankenanstiege der Counter Zeitbasis von 20MHz zwischen den Flanken des<br />

Eingangssignals. Die Zeitbasis muss immer schneller sein, als das Eingangssignal selbst.<br />

Rechnerisch geschieht die Frequenzmessung folgendermassen:<br />

NC fC := fTB⋅ NTB 0V<br />

+24V/0V<br />

von Sensor<br />

Wobei fC die Ausgabefrequenz im Messprogramm ist. fTB ist die Frequenz der Zeitbasis der<br />

Messkarte ist und NC die Anzahl der ansteigenden Flanken des gemessenen Signals und NTB<br />

die Anzahl der ansteigenden Flanken des Zeitbasissignals. Dieses Prinzip lässt eine<br />

zuverlässige Drehzahlmessung zu.<br />

Die oben dargestellte Schaltung wurde mit freundlicher Unterstützung der Abteilung<br />

Elektrotechnik auf eine Platine gelötet und zusammen mit dem Power Supply in eine Box<br />

eingebaut.<br />

Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Diplomarbeit</strong> <strong>Prüfstand</strong> Turboladerturbine 2004 / 2005 Seite 40 / 68<br />

C<br />

1kΩ<br />

+5V<br />

0V<br />

10kΩ Transistor NPN<br />

B<br />

Anschlussschema Drehzahlsensor<br />

E<br />

PIN 9/Blau<br />

GND<br />

+5V/0V<br />

TTL zu<br />

Counter<br />

Eingang


8.4.3.4.3 Inbetriebnahme am <strong>Prüfstand</strong><br />

Da die Drehzahl eine wichtige Messgrösse zur Bestimmung der Leistung der Turbine ist,<br />

wurde die Messung am drehenden <strong>Prüfstand</strong> bei vier verschiedenen Drehzahlen mit einem<br />

Handfrequenzmessgerät (Jaquet) überprüft. Da es schwierig ist die Drehzahlen konstant<br />

über längere Zeit zu halten, wurden die Drehzahlen in einem Abstand von 10s während einer<br />

Minute gemessen und verglichen. Die Mittelwerte der Drehzahlen aus dieser Minute wurde<br />

verglichen und ein Korrekturfaktor bestimmt. Da sich die Abweichung über die Drehzahl<br />

annährend linear verhält, wurde ein Korrekturfaktor aus den Mittelwerten bestimmt.<br />

Messung<br />

Jaquet<br />

Dasylab Handtachometer<br />

Nenndrehzahl<br />

[min -1 Gemessene Drehzahl [min<br />

]<br />

-1 ] Korrekturfaktor<br />

<strong>für</strong> Dasylab [ ]<br />

5’000 6496 5157 0.794<br />

9’000 11906 9525 0.800<br />

10’000 12074 9571 0.793<br />

13’000 17384 13829 0.795<br />

Mittelwert Korrekturfaktor: 0.796<br />

Der ermittelte Korrekturfaktor wurde <strong>für</strong> die Umrechung direkt im DasyLAB eingegeben.<br />

8.4.3. 5 Connector - Block<br />

Alle Sensoren sind an dem Connector Block SCB-68 der Firma National Instruments<br />

angeschlossen. Der Anschlussblock besitzt 8 analoge und 8 digitale Eingänge. Ausserdem<br />

besitzt die Karte einen Counter Eingang, an welchem die Drehzahlmessung angeschlossen<br />

ist. Die Pinbelegung der Anschlussbox ist identisch mit der der Messkarte.<br />

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8.4.3. 6 Messkarte<br />

Die Datenerfassung erfolgt über die Multifunktionskarte NI 6052E von National Instruments.<br />

8.4.3. 7 Mess- PC<br />

8.4.4. 1 Measurement and Automation Explorer (MAX)<br />

Pinbelegung<br />

Name Pins<br />

Temp Gas ein 30/63<br />

Temp Gas aus 28/61<br />

Öltemp 34/68<br />

Difftemp Wasser 33/66<br />

KMD 26/60/14/59<br />

Drehzahl 42/8/9<br />

Der Mess- PC wurde von der Schule (FHBB) <strong>für</strong> die Zeit der <strong>Diplomarbeit</strong> zur Verfügung<br />

gestellt.<br />

8.4.4 Software<br />

Um die korrekte Erfassung aller angeschlossenen Sensoren zu ermöglichen, müssen diese als<br />

erstes im MAX konfiguriert werden. Unter den Eigenschaften der einzelnen Kanäle sind die<br />

Messbereiche und alle übrigen wichtigen Parameter festgehalten. Hier werden auch die<br />

Hardwareseitigen Anschlüsse (Pins) auf dem Connector Block definiert. So können die Kanäle<br />

später unter den virtuellen Kanälen im Programm DasyLab aufgerufen werden, ohne weitere<br />

Konfigurationen vorzunehmen.<br />

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8.4.4.1.1 Temperaturen<br />

Name Art der Messung Messbereich [°C] Pin<br />

Temp Gas Ein Temperatur (differentiell) 0- 1500 30/63<br />

Temp Gas aus Temperatur (differentiell) 0- 1500 28/61<br />

Öltemperatur Temperatur (differentiell) 0- 100 34/68<br />

8.4.4.1.2 Differenztemperatur<br />

Name Art der Messung Messbereich [°C] Pin<br />

Differenztemperatur Wasser Spannung (differentiell) 0-40 33/66<br />

8.4.4.1.3 Kraftmessdose<br />

Name Art der Messung Messbereich [µE] Pin<br />

Kraftmessdose Dehnung -15000- 15000 26/60<br />

8.4.4. 2 DasyLAB<br />

Die Datenerfassung erfolgt im Datenakquisitionsprogramm DasyLAB. Das Programm ist<br />

folgendermassen aufgebaut:<br />

8.4.4.2.1 Eingänge Dasylab<br />

Über den Baustein Dev1-AI00 werden alle analogen Eingänge erfasst. Die Kanäle<br />

entsprechen den im MAX vordefinierten virtuellen Kanälen <strong>für</strong> die Drehzahl ist ein separater<br />

Counter- Eingang (Dev1-Cl00) vorgesehen, der jedoch synchron zu den analogen Eingängen<br />

abgetastet wird.<br />

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8.4.4.2.2 Filter<br />

Der eingebaute softwaremässige Filter glättet die erfassten Messgrössen. Da vor allem die<br />

Temperatursensoren sehr empfindlich auf Störungen aus dem Umfeld reagieren, ist die<br />

Filterfrequenz mit 0.2kHz sehr tief gewählt. Es handelt sich um einen Tiefband- Filter zweiter<br />

Ordnung nach Butterworth. Die Einstellungen können nach Bedarf im DasyLab verändert<br />

werden.<br />

8.4.4.2.3 Umrechnungen<br />

Analoge<br />

Eingänge<br />

Counter<br />

Eingäng<br />

Eingänge Dasylab<br />

0 Öltemperatur<br />

2 Difftemp Wasser<br />

3 Temp Gas ein<br />

4 Temp Gas aus<br />

5 KMD<br />

1 Drehzahl<br />

Einzelne gemessene Grössen müssen umgerechnet werden, um die<br />

richtige Grösse zu erhalten. So zum Bespiel die KMD, welche als<br />

ursprüngliche Messgrösse eine Dehnung ausgibt, die in ein<br />

Drehmoment umgewandelt werden muss. Die mathematische Formel<br />

kann nach Bedarf abgeändert werden.<br />

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8.4.4.2.4 Schreiben<br />

Um <strong>für</strong> spätere Auswertungen die Daten gemessenen Daten zur Verfügung zu haben, wird<br />

<strong>für</strong> jede Messung eine Datei im ASCI Format geschrieben und auf dem PC abgelegt. Für<br />

spätere Zwecke (andere Auswertungen, z.B. des<br />

Zündvorgangs) kann die Datenmenge, welche<br />

ausgeschrieben werden mit dem Separator<br />

begrenzt oder erweitert werden. Im Moment<br />

werden jede Zehntelsekunde Daten<br />

ausgeschrieben.<br />

Das ASCI File kann im Excel geöffnet werden. Für<br />

jeden Kanal ist eine Spalte reserviert. Ausserdem<br />

sind die Anzahl der Kanäle, die Zeitdifferenz<br />

zwischen den Messpunkten und die Startzeit<br />

angegeben.<br />

8.4.4.2.5 Oberfläche<br />

Um während des Tests die Parameter überwachen zu können, sind die Messgrössen<br />

einerseits als digitale Anzeigen sichtbar. Zudem kann die Veränderung der Temperaturen<br />

und der Drehzahl auf grafischen Schreibern beobachtet werden. Werden die vordefinierten<br />

Grenzwerte <strong>für</strong> die Gaseintrittstemperatur und die Drehzahl überschritten, verfärben sich die<br />

digitalen Anzeigen rot, um den Benutzer darauf aufmerksam zu machen.<br />

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8.4.4. 3 LabVIEW<br />

Nachdem im DasyLAB die Erfassung der Drehzahl zu Beginn nicht möglich war, wurde<br />

versucht die Programmierung im LabVIEW vorzunehmen. Die Drehzahlmessung gelang auf<br />

Anhieb, worauf auch die anderen Grössen Temperatur und Kraftmessdose in das Programm<br />

integriert werden sollten. Die Probleme die sich beim Programmieren stellten, waren<br />

allerdings nicht in nützlicher Frist zu überwinden. Viele Funktionen, wie das Daten Logging,<br />

oder die Synchronisierung aller Messwerte hätten nur mit grossem Aufwand bereitgestellt<br />

werden können.<br />

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9 Inbetriebnahme des <strong>Prüfstand</strong>es<br />

9.1 Vorgehen bei der Inbetriebnahme<br />

Der <strong>Prüfstand</strong> wurde Stück <strong>für</strong> Stück aufgebaut und die Bauteile der verschiedenen<br />

Betriebsarten in den <strong>Prüfstand</strong> integriert. Weiter wurden die Messsensoren angeschlossen<br />

und in Betrieb genommen. Der nächste Schritt war das Anschliessen und Testen des<br />

Turbinenlagerschmierkreislaufs sowie die Ölnebelschmierung der Lager der Rotorwelle.<br />

Danach erst konnten erste Drehzahltest mit der Turbine alleine durchgeführt werden. Als<br />

erstes wurde die Turbine alleine bis 100'000 min -1 getestet, zuerst mit dem Injektor, dann<br />

mit dem Direktanschluss der Luft aus dem Kompressor und schlussendlich mit dem<br />

Gasgenerator. Der Test mit dem Gasgenerator war wichtig, um allfällige negative<br />

Auswirkungen der hohen Temperaturen auf die Halterung der Turbine zu erkennen.<br />

Erst nach diesen Tests wurde der Bremsenteil an die Turbine angekoppelt. Zuerst wurde die<br />

Drehzahlfestigkeit der Lager mit einer montierten Bremsscheibe, jedoch noch ohne Dichtring<br />

und Wasser, getestet. Danach wurde der Drehzahltest mit der Dichtung des Wassergehäuses<br />

durchgeführt. Als finaler Test wurde der <strong>Prüfstand</strong> mit Wasser in der Bremskammer<br />

betrieben. Alle diese Tests waren erfolgreich, weshalb mit den Messaufnahmen begonnen<br />

werden konnte.<br />

9.2 Erfahrungen beim Betrieb der Anlage<br />

Hier werden Erfahrungen mit den einzelnen Anlagenkomponenten und deren Verhalten im<br />

Betrieb der Anlage aufgelistet.<br />

9.2.1. 1 Leistungsbremse:<br />

Die Wasserzufuhr am Zufuhrventil ist nicht einfach einzustellen. Die Drehzahl reagiert<br />

verzögert auf eine Änderung der Ventileinstellungen und nur in einem sehr kleinen<br />

Verstellbereich des Ventils. Wie das Wasser im Bremsegehäuse verteilt ist kann zurzeit nicht<br />

beobachtet werden. Ein Gehäusedeckel aus Plexiglas / Polycarbonat würde Abhilfe schaffen.<br />

Die Temperatur des Wellendichtrings wurde bei drei Drehzahlen ohne Wasserzufuhr<br />

gemessen:<br />

n [min -1 ] TDichtung [°C]<br />

10’000 48<br />

15’000 60<br />

20’000 67<br />

Diese Temperaturentwicklung darf im Betrieb nicht ausser Acht gelassen werden. Es wird<br />

daher empfohlen bei Drehzahlen über 10’000min -1 immer Wasser im Gehäuse zu haben.<br />

Um zu verhindern, dass durch einen defekten Radialwellendichtring Wasser in den Bereich<br />

der Lagerung der Rotorwelle eintritt, sollte diese regelmässig ersetzt werden. Die Dichtringe<br />

sind keine Standardteile und sind daher nur mit einer Lieferfrist von ungefähr einen Monat zu<br />

beschaffen.<br />

Die Ölnebelschmierung der Lager hat sich als Lagerschmierung im bisherigen Einsatz<br />

bewährt. Der Druck des Ölnebels, welcher am Druckregler eingestellt wird, muss 3.5 bar<br />

betragen.<br />

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9.2.1. 2 Messsystem<br />

Das Messsystem an der Anlage funktioniert gut. Einzig die Drehzahlmessung kann bei hohen<br />

Drehzahlen (ab 60’000min -1 ) ausfallen. Gegebenenfalls kann durch eine Veränderung des<br />

Schaltabstandes eine Verbesserung erzielt werden.<br />

Die Thermoelemente mit ø6mm sind zu träge <strong>für</strong> die Anlage und sollten durch gleichwertige<br />

Fühler mit ø2.5- 3mm ersetzt werden.<br />

9.2.1. 3 Abgasturboladerturbine<br />

Das Lagergehäuse der Turbine verliert im Betrieb ein wenig Öl, dies ist jedoch nicht<br />

gravierend, da es sich um sehr kleine Mengen handelt.<br />

Die Öltemperatur im Turbinenschmierkreislauf ist bisher auf maximal 40°C angestiegen. Die<br />

Öltemperatur kann gegebenenfalls gesenkt werden durch das Einfüllen von mehr Öl in den<br />

Tank und durch das anbringen einer Ölkühlung.<br />

Die Abgaswegführung funktioniert zuverlässig.<br />

9.2.1. 4 Gasgenerato r<br />

Der Gasgenerator funktioniert zuverlässig, einzig der Kaltstart ist etwas heikel. Die Erfahrung<br />

hat gezeigt, dass der Kaltstart besser funktioniert, wenn der Einspritzdruck des Ethanols auf<br />

6.5 bar erhöht wird, also ein fetteres Gemisch gefahren wird. Wenn der Gasgenerator<br />

Betriebstemperatur erreicht hat, kann der Einspritzdruck wieder auf 6 bar abgesenkt werden.<br />

Eine Erhöhung des Einspritzdruckes an Ethanol bringt eine Temperaturerhöhung des<br />

Abgases mit sich. Im Moment wird der Gasgenerator mit einem Mischverhältnis Luft zu<br />

Ethanol von 18.5:1 betrieben. Dies entspricht einer theoretischen Verbrennungstemperatur<br />

von 1450K (siehe Anhang Herstellerunterlagen).<br />

Beim Zünden im warmen Zustand sollte das Ventil der Innenluft ungefähr ½ bis ¾<br />

Umdrehungen offen sein. Nach dem Zünden muss der Strom an Innenluft erhöht werden,<br />

damit die Austrittstemperatur am Gasgenerator nicht zu hoch ansteigt. Diese Temperatur<br />

muss generell immer beobachtet werden, das Abschaltkriterium <strong>für</strong> den Gasgenerator ist die<br />

Höhe dieser Temperatur, welche kurzzeitig maximal 950°C betragen darf. Diese Temperatur<br />

kann mit der Zufuhr an Innenluft folgendermassen eingestellt werden: mehr Innenluft =<br />

kälter, weniger Innenluft = wärmer.<br />

9.2.1. 5 Kompressor<br />

Um das Mischverhältnis im Gasgenerator konstant zu halten, ist ein konstanter Massenstrom<br />

an Luft vom Kompressor notwendig. Am einfachsten ist es wenn der Kompressor auf Stufe I<br />

mit geschlossenem Ventil am Windkessel mit niederer Drehzahl (Stufe 1) angefahren wird.<br />

Bei einem Windkesseldruck um 1.5barÜ kann auf die hohe Drehzahl umgeschaltet werden<br />

und das Ventil am Windkessel geöffnet werden. Bei einem Windkesseldruck um 2.5bar sollte<br />

sich ein konstanter Zustand einstellen. Der Druck, welcher auf die Leitung zum <strong>Prüfstand</strong><br />

gegeben wird sollte 3.7bar nicht überschreiten, da sonst die Gefahr besteht, dass sich der<br />

Schlauch zwischen Blendenmessung und Rohrleitung löst.<br />

Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Diplomarbeit</strong> <strong>Prüfstand</strong> Turboladerturbine 2004 / 2005 Seite 48 / 68


9.3 Optimierungsvorschläge am <strong>Prüfstand</strong><br />

• Der Zündvorgang kann mit einem eingebauten Zeitverzögerungselement (Zünder,<br />

dann Alkohol) vereinfacht werden. Ausserdem sollte die Zündzeit auf 3 sek. Begenzt<br />

werden.<br />

• Der Schlauch, der den Windkessel und die bestehende Leitung der Luftzufuhr zum<br />

<strong>Prüfstand</strong> verbindet, muss bei weiterem Einsatz überarbeitet werden. Steigt der<br />

Druck in der Leitung über 3.7barÜ an, kann sich der Schlauch an der Schlauchtülle<br />

lösen.<br />

• Gehäusedeckel <strong>für</strong> Bremsengehäuse und Wandscheibe aus Polycarbonat, damit die<br />

Strömung im Rotorgehäuse beobachtet werden kann.<br />

• Alle Thermofühler sollten durch gleichwertige Fühler mit ø2.5- 3mm ersetzt werden.<br />

Die ersten Messungen haben gezeigt, dass die eingebauten Thermoelemente von<br />

ø6mm zu träge auf Veränderungen reagieren.<br />

• Der Zentrierring, welcher das Gehäuse der Abgasturboladerturbine zentriert, sollte<br />

zusammen mit dem Adapterflansch aus einem Stück gefertigt werden. Die<br />

unterschiedlichen Wärmeausdehnungskoeffizienten können dazu führen, dass der<br />

Ring herausfällt.<br />

• Für Massenstrommessung des Ethanols sollte ein Offen/Geschlossen Signal des<br />

Magnetventils zur Datenerfassung hinzugefügt werden. So kann später bei der<br />

Auswertung die Zeit, in welcher das Alkoholventil offen war, besser bestimmt werden.<br />

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10 Auswertung und Berechnungen<br />

10.1 Auswertung der Messung vom 04.01.05<br />

Nach den ersten Messungen der Turbinenleistung mit der Leistungsbremse wurden die<br />

Messdaten ausgewertet. Als repräsentative Messung wurde eine Messung vom 04.01.05<br />

ausgewählt (Messung_140.xls). Es wurde eine Zeit von dreissig Sekunden ausgewählt in<br />

welcher ein annähernd stationärer Zustand herrschte. Auf dem nachfolgenden Diagramm<br />

erkennt man den Verlauf des Drehmoments, der Drehzahl, und der daraus berechneten<br />

Leistung:<br />

Ausgewerteter<br />

Bereich<br />

Zündung<br />

Diagramm der aufgezeichneten Daten aus der Messung _140.xls vom 04.01.05<br />

10.1.1 Messdaten vom 04.01.05<br />

Umgebungsbedingungen 04.01.05<br />

TU [°C] 20.6<br />

pU [mbar] 999.6<br />

Messdaten<br />

Temp Gas Ein (T3) [K] 1142<br />

p3 [bar] 1.2<br />

nTu [min -1 ] 50200<br />

MBrems [Nm] 0.24<br />

∆pBlende [mbar] 20.5<br />

pBlende [bar] 3.3<br />

pWK [bar] 3.4<br />

mLuft [kg/s] 0.05034<br />

mEt [g/s] 2.7<br />

Die Eintrittstemperatur in die Turbine T3, die Drehzahl nTu sowie das Bremsmoment MBrems<br />

konnten aus den aufgezeichneten Daten herausgelesen werden, der Druck p3 wurde am<br />

Manometer am Eintritt in das Turbinengehäuse abgelesen. Der Massenstrom der Luft mLuft<br />

Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Diplomarbeit</strong> <strong>Prüfstand</strong> Turboladerturbine 2004 / 2005 Seite 50 / 68


wurde mit dem Programm DIN-Blende der Firma Greenfield aus dem Differenzdruck über der<br />

Blende ∆pBlende und dem Druck vor der Blende pBlende bestimmt. Der Kompressor lief bei der<br />

Messung mit einem konstanten Windkesseldruck. Zur Bestimmung des Massenstroms an<br />

Ethanol mEt wurde die Masse des verbrauchten Ethanol durch die Gesamtbrennzeit des<br />

Gasgenerators geteilt.<br />

10.1.2 Bestimmen der Leistung aus Drehmoment und Drehzahl<br />

Aus diesen Daten konnte als erstes die Bremsleistung PTu und somit die Leistung an der<br />

Welle berechnet werden:<br />

PTu_Mω := nTu⋅2⋅π⋅MBrems Weiter konnte der <strong>für</strong> die Nachrechnungen notwendige Massenstrom an Abgas berechnet<br />

werden, welcher sich aus dem Massenstrom der Luft und dem Massenstrom an Ethanol<br />

zusammensetzt.<br />

PTu_Mω [W] 1280 ±78<br />

mTu [kg/s] 0.053<br />

Beim Auswerten der Messungen wurde erkannt, dass die Thermofühler am Ausgang der<br />

Turbine, der Messung des Differenzdrucks des Wassers und der Öltemperatur zu träge<br />

reagieren. Es blieb leider keine Zeit einen Wechsel der Thermoelemente vorzunehmen.<br />

Deshalb können über die Differenztemperatur des Wassers und über die Austritttemperatur<br />

der Turbine keine Aussagen gemacht werden.<br />

10.1.3 Bestimmen der isentropen Leistung<br />

Um die Leistung der Turbine von ca. 1.3kW zu bestätigen, musste das Resultat über einen<br />

anderen Weg nachgeprüft werden.<br />

Unter der Annahme, dass das Abgas aus dem Gasgenerator in der Turbine isentrop<br />

expandiert wird, kann die Leistung folgendermassen bestimmt werden.<br />

Folgende vereinfachende Annahmen wurden getroffen<br />

1. Das Arbeitsmedium ist reine Luft<br />

2. Die Luft wird als perfektes Gas angenommen (cp = const.)<br />

Der innere Wirkungsgrad der Turbine wird bei dieser Berechnung nicht berücksichtigt.<br />

Vorgaben<br />

p3 [bar] 1.2<br />

p4 = pU [bar] 1.0<br />

T3t [K] 1142<br />

CpLm [J/(kg K)]] 1005<br />

κ [ ] 1.4<br />

mTu [kg /s] 0.053<br />

Das Verhältnis der Drücke vor und nach der Turbine ergibt sich zu<br />

p3t ΠTu :=<br />

p4t ΠTu = 1.2<br />

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Als nächstes kann die isentrope Expansionstemperatur berechnet:<br />

T4ts := T3t⋅ ⎛<br />

⎜<br />

⎝<br />

1<br />

Π Tu<br />

⎞<br />

⎠<br />

κ−1 κ<br />

T4ts = 1083.91K<br />

Für die spezifische isentrope Arbeit der Turbine gilt<br />

( )<br />

wiTu := cpLm⋅ T4ts − T3t Und <strong>für</strong> die Leistung<br />

PTu := mTu⋅wiTu P Tu<br />

w iTu<br />

= −3.094kW kJ<br />

= −58.38<br />

kg<br />

Vergleich Leistungen<br />

Leistung berechnet aus Drehmoment und Drehzahl PTu_Mω [kW] 1.28 ±0.08<br />

Isentrope Leistung berechnet aus Messwerten PTu [kW] 3.1<br />

Da bei der isentropen Leistung der Wirkungsgrad nicht berücksichtigt worden ist, kann diese<br />

Leistung je nach eingesetztem Wirkungsgrad noch kleiner werden. Somit befinden sich die<br />

beiden Leistungen in derselben Grössenordnung.<br />

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10.2 Nachrechnung der gemessenen Leistung<br />

In diesem Kapitel werden anhand der vorliegenden Kennfelder der Turbine und des<br />

Verdichters die Messdaten überprüft. Die Daten aus den Kennfeldern sind eher mit den<br />

Messungen am <strong>Prüfstand</strong> vergleichbar, da die strömungstechnischen Einflüsse berücksichtigt<br />

werden.<br />

Die Nachrechnung der Messwerte erfolgte auf folgende Arten:<br />

1. Rückrechnung anhand des Verdichterkennfeldes K26 - 2664 G 6.91<br />

2. Rückrechnung anhand des Turbinenkennfeldes K26 - 6.81 GAAQD<br />

10.2.1 Zusammenhang Verdichter & Turbine im Verbrennungsmotor<br />

Für die Berechnung von Abgasturboladern in Verbindung mit Verbrennungsmotoren wird<br />

vorausgesetzt, dass die Leistungen der Turbine und die des Verdichters im stationären<br />

Betrieb gleich gross sind (Feilaufbedingung).<br />

m = mTurb = mVerd<br />

Umgebungsbedingungen<br />

p0 ;T0<br />

p1 ;T1 ; m p4 ;T4 ; m<br />

Verdichter Turbine<br />

p2 ;T2<br />

P<br />

p3 ;T3<br />

P = PTurb = PVerd<br />

Verbrennungs<br />

motor<br />

Für die Berechnung der Leistung wird sowohl beim Verdichter als auch bei der Turbine<br />

derselbe Massenstrom eingesetzt. Dies unter der Voraussetzung, dass der gesamte<br />

Abgasmassenstrom durch die Turbine geleitet wird (kein Bypass).<br />

Diese Voraussetzungen lassen im Folgenden Rückschlüsse von der Verdichterleistung auf die<br />

Turbinenleistung und umgekehrt zu.<br />

Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Diplomarbeit</strong> <strong>Prüfstand</strong> Turboladerturbine 2004 / 2005 Seite 53 / 68


10.2.2 Verdichterkennfeld<br />

Im Verdichterkennfeld ist das Druckverhältnis des Verdichters über dem Volumen- bzw.<br />

Massenstrom aufgetragen. Ausserdem lassen sich der Verdichterwirkungsgrad und die<br />

Drehzahl des Turbinenrotors ablesen. Alle dargestellten Grössen sind normiert und<br />

dimensionslos. In diesem speziellen Verdichterkennfeld ist die Volumenstromkennlinie des <strong>für</strong><br />

die Messung verwendeten Motors aufgetragen. Das verwendete Verdichterkennfeld wurde<br />

mit einen Verbrennungsmotor (Audi 100 Turbo 5 Zyl. VH = 2.14 dm 3 ) und der Turbine K26<br />

aufgenommen.<br />

1<br />

10.2.2.1 Leistungsberechnung am Betriebspunkt 1<br />

2<br />

Aus dem Verdichterkennfeld wurde als erstes der Betriebspunkt 1 untersucht. Der Punkt ist<br />

deswegen interessant, weil die Turbine bei einer Motorendrehzahl von 2000 min-1 mit ca.<br />

60'000 min-1 dreht. Dies entspricht in etwa dem ausgewerteten Betriebspunkten der<br />

Leistungsbremse. Mit dem Schnittpunkt sind die Daten eines realen Lastpunktes des<br />

Verbrennungsmotors gegeben.<br />

Daten Betriebspunkt 1 im Verdichterkennfeld<br />

Motordrehzahl nm [min -1 ] 2000<br />

Druckverhältnis ΠVerd [-] 1.3<br />

Normierter Volumenstrom VLnorm [-] 0.038<br />

Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Diplomarbeit</strong> <strong>Prüfstand</strong> Turboladerturbine 2004 / 2005 Seite 54 / 68


Normierter Massenstrom mLnorm [-] 0.045<br />

Normierte Laderdrehzahl nnorm [-] 59000<br />

Innerer isentroper<br />

Wirkungsgrad Verdichter<br />

ηisV [-] 0.625<br />

Um die Berechnung durchführen zu können, wurden folgende Annahmen vorausgesetzt.<br />

Umgebungstemperatur<br />

Annahmen<br />

T0 [°C] 20<br />

Temperatur Luft Eintritt Lader T1 [°C] 40<br />

Umgebungsdruck p0 [bar] 0.981<br />

Druck am Verdichtereintritt p1 [bar] 0.95<br />

Isentropenexponent κ [-] 1.4<br />

Spezifische Wärmekapazität der<br />

Luft<br />

cpLm [J/(kg . K] 1005<br />

Anhand der herausgelesenen Daten und der getroffenen Annahmen kann die<br />

Verdichterleistung berechnet werden.<br />

Als erstes muss die Temperatur nach der isentropen Verdichtung T2S bestimmt werden:<br />

p2 Π Verd<br />

p 1<br />

p2 = 1.235bar<br />

κ−1 κ<br />

⎛ p2 ⎞<br />

T2S := T1⋅⎜ p<br />

⎝ 1 ⎠<br />

T2S = 337.526K<br />

Der im Diagramm angegebene Verdichterwirkungsgrad wirkt sich folgendermassen zur<br />

Temperatur T2 aus:<br />

∆TS ∆T :=<br />

ηisV T2 := T1 + ∆T<br />

T2 = 352.152K<br />

Danach kann die spezifische Verdichtungsarbeit wiV bestimmt werden:<br />

( )<br />

wiV := cpLm⋅ T2 − T1 wiV 39.197kJ =<br />

kg<br />

Um die Leistung zu bestimmen muss die spezifische Verdichtungsarbeit mit dem effektiven<br />

Massenstrom multipliziert werden.<br />

kg<br />

mLnorm⋅ s<br />

mLeff :=<br />

T1 ⎛ p0 ⎞<br />

⋅⎜<br />

T0 p<br />

⎝ 1 ⎠<br />

Die Leistung ist somit<br />

PVerdT := mLeff ⋅wiV<br />

mLeff 0.042 kg<br />

=<br />

s<br />

PVerdT 1.652kW =<br />

Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Diplomarbeit</strong> <strong>Prüfstand</strong> Turboladerturbine 2004 / 2005 Seite 55 / 68


Vergleich Leistungen gemessen und aus Verdichterkennfeld<br />

gemessen berechnet<br />

nTu [min -1 ] 50200 61000<br />

mTu [g/s] 53 42<br />

PTu_Mω [kW] 1.28<br />

PVerdT [kW] 1.62<br />

Der Vergleich der Daten zeigt, dass die gemessene Leistung PTu_Mω dem entspricht, was die<br />

Turbine bei der gegebenen Drehzahl und Massenstrom dem Verdichter an Leistung PVerdT<br />

abgibt.<br />

10.2.2.1.1 Nachrechnung Druckverhältnis der Turbine<br />

Unter Annahme der Freilaufbedingung können Rückschlüsse vom vorgegebenen<br />

Druckverhältnis aus dem Verdichterkennfeld ΠVerd auf das Druckverhältnis der Turbine ΠTurb<br />

gezogen werden.<br />

P Verd P Tu<br />

Werden die Druckverluste in der Ansaugleitung und im Abgasrohr vernachlässigt dann gilt <strong>für</strong><br />

die Leistungen von Verdichter und Turbine<br />

p4 := p0 P Verd<br />

p1 := p0 ⎡<br />

⎢<br />

mVerd ⋅cpLm⋅T1⋅⎢ΠVerd η ⎣<br />

Vtot<br />

( )<br />

κ−1 κ<br />

Π Verd<br />

⎥<br />

⎤<br />

⎥<br />

⎦<br />

− 1<br />

κ−1 κ<br />

⎢ 1<br />

PTu ηTtot⋅mTu⋅cpLm⋅T3⋅ 1 − ⎛ ⎞<br />

⎢ ⎜ Π<br />

⎣ ⎝ Tu ⎠<br />

Daraus ergibt sich folgender Zusammenhang:<br />

κ−1 κ<br />

( Π<br />

Verd)<br />

⎡<br />

⎢<br />

⎡<br />

⎢<br />

κ−1 κ<br />

⎢ 1<br />

− 1 ξ 1 − ⎛ ⎞<br />

⎢ ⎜ Π<br />

⎣ ⎝ Tu ⎠<br />

⎤<br />

⎤<br />

⎥<br />

⎥<br />

⎥<br />

⎦<br />

p 2<br />

p 1<br />

⎥<br />

⎥<br />

⎥<br />

⎦ mit<br />

p3 ΠTu :=<br />

p4 mTu T3 ξ:= ηATL⋅ ⋅<br />

mVerd T1 Der Gesamtwirkungsgrad des Abgasturboladers ηATL ergibt sich aus dem isentropen und<br />

mechanischen Wirkungsgrad der Turbine und des Verdichters.<br />

ηATL := ηVtot⋅ηTtot ηATL 0.401 =<br />

Für den Druck vor der Turbine p3 und das Druckverhältnis der Turbine folgt<br />

Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Diplomarbeit</strong> <strong>Prüfstand</strong> Turboladerturbine 2004 / 2005 Seite 56 / 68


p3 :=<br />

⎡<br />

⎢<br />

⎢⎡<br />

⎢⎢<br />

⎛ p<br />

⎢⎢<br />

2 ⎞<br />

⎜<br />

⎢⎢<br />

p<br />

⎝ 1<br />

⎢<br />

⎠<br />

⎢ 1 −<br />

⎣⎣<br />

ξ<br />

p3 ΠTu :=<br />

p4 1<br />

κ−1 κ<br />

⎤<br />

⎥<br />

⎥<br />

− 1<br />

⎥<br />

⎥<br />

⎦<br />

ΠTu = 1.185<br />

⋅p<br />

κ<br />

4<br />

⎤<br />

( κ−1) ⎥<br />

⎥<br />

⎥<br />

⎥<br />

⎥<br />

⎥<br />

⎦<br />

p3 = 1.162bar<br />

Der berechnete Druck vor der Turbine p3 anhand des Verdichterkennfeldes zeigt eine gute<br />

Übereinstimmung mit dem gemessenen Wert von 1.2 bar. Das zeigt, dass sich die Turbine in<br />

Verbindung mit dem Verbrennungsmotor nicht anders verhält, als mit dem auf dem<br />

<strong>Prüfstand</strong> verwendeten Gasgenerator.<br />

10.2.2.1.2 Ergebnis<br />

Die Nachrechnung der Turbinenleistung über die Daten des zugehörigen Verdichterkennfelds<br />

lassen also bei einem vorgegeben Punkt Rückschlüsse auf die Turbinenleistung zu.<br />

Im Moment entspricht der Massenstrom, der dem Gasgenerator auf dem <strong>Prüfstand</strong> zugeführt<br />

wird in etwa dem Massenstrom, welcher vom Verbrennungsmotor im ausgewerteten<br />

Kennfeld erbracht wird.<br />

Da bei der Aufnahme der Kennfelder immer im Verbund mit dem Verdichter und einem<br />

Verbrennungsmotor gemessen wird, sind keine Betriebspunkte möglich, die nicht dem<br />

Zusammenspiel der involvierten Aggregate entsprechen.<br />

Wird die Wellenleistung der Turbine alleine gemessen, wie das auf dem <strong>Prüfstand</strong> <strong>für</strong><br />

<strong>Turboladerturbinen</strong> der Fall ist, lassen sich die leistungsbestimmenden Parameter mTu und T3<br />

variieren. So könnte beispielsweise der eintretende Massenstrom in die Turbine erhöht<br />

werden, und die Drehzahl trotzdem bei 60'000 min -1 gehalten werden. Dies würde eine<br />

andere resultierende Leistung ergeben.<br />

10.2.2.2 Leistungsberechnung am Betriebspunkt 2<br />

Der Betriebspunkt 2 entspricht einem <strong>für</strong> den untersuchten Turbolader optimalen Punkt. Die<br />

Auswertung soll zeigen, welche Leistung der Turbolader unter diesen Bedingungen erbringt.<br />

Daten Betriebspunkt 2 im Verdichterkennfeld<br />

Motordrehzahl nm [min -1 ] 5000<br />

Druckverhältnis ΠVerd [-] 1.87<br />

Normierter Volumenstrom VLnorm [-] 0.132<br />

Normierter Massenstrom mLnorm [-] 0.154<br />

Normierte Laderdrehzahl nnorm [-] 100’000<br />

Innerer isentroper<br />

Wirkungsgrad Verdichter<br />

ηisV [-] 0.625<br />

Die Annahmen sowie der Berechnungsvorgang entsprechen denjenigen aus Betriebspunkt 1.<br />

Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Diplomarbeit</strong> <strong>Prüfstand</strong> Turboladerturbine 2004 / 2005 Seite 57 / 68


Die Ergebnisse sind nachfolgend dargestellt:<br />

Ergebnisse Punkt 2<br />

p2 [bar] 1.8<br />

T2 [K] 398<br />

wiV [kJ/kg] 85.6<br />

mLeff [kg/s] 0.144<br />

PVerd [kW] 12.3<br />

ηATL [-] 0.46<br />

p3 [bar] 1.4<br />

ΠTu [-] 1.45<br />

Die Berechnung zeigt, dass der ATL im Verbund mit einem Verbrennungsmotor, welcher ein<br />

Hubvolumen von 2.14liter hat, im Stande ist eine Leistung um 13kW zu erbringen. Die<br />

Laderdrehzahl beträgt jedoch 100'000 min -1 , welche auf dem <strong>Prüfstand</strong> aus konstruktiven<br />

Gründen zurzeit nicht möglich ist. Wie bei der Berechnung im Betriebspunkt 1 gezeigt wurde,<br />

ist die Leistung bei einer Drehzahl von 60'000 min -1 deutlich geringer.<br />

Dies lässt den Schluss zu, dass die bestehende Turbine bei einer Drehzahl von 60'000 min -1<br />

nicht in einen optimalen Bereich arbeitet.<br />

Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Diplomarbeit</strong> <strong>Prüfstand</strong> Turboladerturbine 2004 / 2005 Seite 58 / 68


10.2.3 Turbinenkennfeld<br />

Die Ergebnisse der Leistungs- und Massenstromberechnung aus dem Verdichterkennfeld<br />

werden in diesem Kapitel anhand es Turbinenkennfeldes überprüft.<br />

Grundsätzlich ist im Turbinenkennfeld das Durchflussverhalten der Turbine über dem<br />

Turbinendruckverhältnis aufgetragen. Ausserdem kann der Wirkungsgrad der Turbine und<br />

die zugehörige Drehzahl abgelesen werden.<br />

Das vorliegende Kennfeld wurde in Verbindung mit dem Verdichter 2670 GGA aufgenommen.<br />

Der angekoppelte Verdichter entspricht nicht dem unter Kapitel 10.2.2 bearbeiteten<br />

Verdichter (2664 G). Die Turbine jedoch ist in beiden Fällen dieselbe.<br />

10.2.3. 1 Betriebspunkt 1<br />

ηT⋅η m<br />

T3t mTeff⋅ p3t kg⋅ K<br />

1 n norm<br />

In Betriebspunkt 1 wird untersucht, welchen Massenstrom die Turbine in Verbindung mit<br />

dem Verdichter (2670 GA) bei 60'000 min -1 und maximalem Wirkungsgrad aufnimmt.<br />

Ausserdem soll die Leistung in diesem Punkt bestimmt werden.<br />

Turbinenkennfeld Vorgaben / Annahmen<br />

Turbineneintrittstemperatur T3t [K] 923<br />

Referenz Turbineneintrittstemperatur T3tref [K] 873<br />

Druck am Austritt der Turbine p4t [bar] 0.981<br />

Isentropenexponent κ [-] 1.4<br />

Spezifische Wärmekapazität der Luft cpLm [J/(kg . K] 1005<br />

Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Diplomarbeit</strong> <strong>Prüfstand</strong> Turboladerturbine 2004 / 2005 Seite 59 / 68<br />

s⋅bar neff⋅ min 1 −<br />

p 3t<br />

p 4t<br />

T 3tref<br />

T 3t


Daten Betriebspunkt 1 im Turbinenkennfeld<br />

Druckverhältnis ΠTu [-] 1.22<br />

Normierter Massenstrom mTnorm [-] 1.25<br />

Normierte Turbinendrehzahl nnorm [-] 60’000<br />

Gesamtwirkungsgrad Turbine ηT . ηm [-] ηT . ηm [-] 0.7125<br />

Als Erstes kann die normierte Turbinendrehzahl in die effektive ungerechnet werden.<br />

n norm<br />

neff ⋅<br />

min 1 −<br />

T 3tref<br />

T 3t<br />

neff 61695 1<br />

=<br />

min<br />

Über das im Kennfeld abgelesene Druckverhältnis kann der Druck vor der Turbine<br />

folgendermassen berechnet werden:<br />

Π Tu<br />

p 3t<br />

p 4t<br />

p3t = 1.197bar<br />

Der effektive Massenstrom kann über folgende Umrechnung aus dem normierten<br />

Massenstrom bestimmt werden:<br />

kg⋅ K<br />

T3t mTnorm⋅ m<br />

s⋅bar Teff ⋅<br />

p3t Die Leistung ergibt sich zu:<br />

⎡<br />

⎢<br />

PTu := ηTtot⋅mTeff ⋅cpLm⋅T3t⋅⎢ Π<br />

⎣ Tu<br />

( )<br />

κ−1 κ<br />

⎥<br />

⎤<br />

− 1⎥<br />

⎦<br />

mTeff 0.049 kg<br />

=<br />

s<br />

PTu = 1.903kW<br />

Vergleich Leistungen gemessen und aus Turbinenkennfeld<br />

gemessen berechnet<br />

nTu [min -1 ] 50200 62000<br />

mTu [g/s] 53 49<br />

PTu_Mω [kW] 1.28<br />

PTu [kW] 1.9<br />

Der Vergleich zeigt, dass die gemessene Leistung PTu_Mω dem entspricht, was die Turbine bei<br />

der gegebenen Drehzahl und Massenstrom an Leistung PTu abgibt.<br />

Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Diplomarbeit</strong> <strong>Prüfstand</strong> Turboladerturbine 2004 / 2005 Seite 60 / 68


10.3 Brauchbarkeit der bestehenden Turbine zum Antrieb der<br />

Pumpe<br />

Die Ergebnisse der Messungen und der Nachrechnungen zeigen, dass sich die von der SPL<br />

gelieferte Turbine unter den getesteten Betriebsbedingungen nicht zum Antrieb der Pumpe<br />

eignet.<br />

Die gemessene Leistung ist mit ca. 1.3kW um Faktor 45 zu klein. Um die vorgegebene<br />

Leistung zu erreichen, muss mit Sicherheit der eintretende Massenstrom in die Turbine<br />

erhöht werden.<br />

Grössere ATL Turbinen wie beispielsweise der Garrett T76 erfordern einen deutlich höheren<br />

Massenstrom, arbeiten aber bei einem tiefer liegenden, nutzbaren Drehzahlband.<br />

Bei weiteren Tests mit erhöhtem Massenstrom kann geprüft werden ob die Turbine K26 bei<br />

60'000 min -1 eine Leistung von 60kW abgeben kann. Dies ist jedoch aufgrund des<br />

begrenzten Schluckvermögens der Turbine eher unwahrscheinlich.<br />

Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Diplomarbeit</strong> <strong>Prüfstand</strong> Turboladerturbine 2004 / 2005 Seite 61 / 68


10.4 Vorschläge zum Erreichen der geforderten Turbinenleistung<br />

Hält man die Verbrennungstemperaturen und die Drehzahlen konstant, so sind die<br />

Haupteinflussfaktoren auf die Leistung der Turbine der zugeführte Massenstrom sowie der<br />

Turbinenwirkungsgrad. Wird der Massenstrom bei konstanter Drehzahl erhöht, so beginnt ab<br />

einem Punkt der Wirkungsgrad zu sinken. Der steigende Massenstrom ergibt mehr Leistung,<br />

sinkt aber der Wirkungsgrad gleichzeitig stärker ab, so steigt die Leistung nicht mehr an. An<br />

diesem Punkt wird die maximale Leistung bei konstanter Drehzahl abgegeben.<br />

Die vorhandene Turbine K26 müsste folglich bei einer höheren Drehzahl und mehr<br />

Massenstrom betrieben werden, um mehr Turbinenleistung zu erbringen.<br />

Um die Turbinen bei höheren Drehzahlen als den zur Zeit mit der Leistungsbremse<br />

erreichbaren 60’00min -1 zu testen, müsste ein Übersetzungsgetriebe vorgeschaltet werden.<br />

Die Reduktion der Drehzahlen durch ein Getriebe ergibt zwar ein höheres Drehmoment,<br />

solange aber an der <strong>Prüfstand</strong>swelle bei 60’000min -1 60kW Leistung anliegen wird der<br />

<strong>Prüfstand</strong> nicht überlastet. Welche Leistungen die Turbine K26 bei hohen Drehzahlen<br />

erbringt, ist im Kapitel 10.2.2.2 anhand der Verdichterleistung aufgezeigt. .<br />

Eine weitere Variante, um die Leistung zu steigern, ist der Einsatz eines grösseren<br />

Turboladers. Dieser kann einen höheren Massenstrom bei tieferen Drehzahlen mit besserem<br />

Wirkungsgrad umsetzen. ATL Turbinen, wie beispielsweise die Garrett T76 arbeiten bei<br />

60'000 min -1 bereits in einem ausreichend effizienten Bereich (siehe Anhang Berechnungen<br />

Turbolader). So könnte weiterhin die Wellenleistung direkt gemessen werden.<br />

All diese Massnahmen setzen jedoch voraus, dass der dem Gasgenerator zugeführte<br />

Luftmassenstrom deutlich erhöht wird. Zu diesem Zweck könnte ein Baukompressor gemietet<br />

werden. Bereits kleinere fahrbare Modelle (Atlas Copco XAS 36) bringen bei konstanten<br />

Bedingungen in etwa den 6- fachen Massenstrom im Vergleich zum verwendeten Sulzer<br />

Kolbenkompressor CQ2C 1.20.<br />

Eine weitere zu prüfende Lösung wäre, <strong>für</strong> die Zeit der Versuche das Druckluftnetz des<br />

Laborgebäudes zuzuschalten. Es muss geprüft werden ob ein signifikanter Anstieg des<br />

Massenstroms erreicht werden kann.<br />

Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Diplomarbeit</strong> <strong>Prüfstand</strong> Turboladerturbine 2004 / 2005 Seite 62 / 68


11 Terminplan / Projektplanung<br />

Das Projekt ist aus der Sichtweise der Terminplanung gut verlaufen. Nach anfänglichen<br />

Verzögerungen konnte das angestrebte Ziel die Messungen durchzuführen doch noch<br />

erreicht werden.<br />

Im Vergleich zum ursprünglich geplanten Ablauf sind die Verzögerungen hauptsächlich durch<br />

die vielen Arbeiten, welche zur Adaptierung von den <strong>für</strong> den Betriebe wichtigen<br />

Hilfsaggregaten und Zubehörteilen aufgewendet werden mussten.<br />

Als Beispiele zu nennen sind: Adaption des Gasgenerators; Adaption des Kolbenkompressors;<br />

Installation der Wasserzu- und abfuhr; Auslegung & Installation der beiden Schmierkreisläufe<br />

(Turbine und Bremse); Installieren der elektrischen Bauteile; Ansprechen der Sensoren aus<br />

dem Messprogramm.<br />

Der Bau eines Prototyps, wie das beim <strong>Prüfstand</strong> <strong>für</strong> <strong>Turboladerturbinen</strong> der Fall ist, enthält<br />

viele Faktoren, die nicht im Voraus auf den Tag genau geplant werden können.<br />

Die eigentlichen Messungen und deren Auswertung fanden in einem sehr kurzen Zeitraum<br />

statt.<br />

Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Diplomarbeit</strong> <strong>Prüfstand</strong> Turboladerturbine 2004 / 2005 Seite 63 / 68


Terminplan A3 (skaliert)<br />

Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Diplomarbeit</strong> <strong>Prüfstand</strong> Turboladerturbine 2004 / 2005 Seite 64 / 68


12 Fazit<br />

Fazit der Arbeiten<br />

Die Inbetriebnahme des <strong>Prüfstand</strong>es war aus unserer Sicht ein voller Erfolg. Alle<br />

hochbelasteten Teile haben den Einsatzbedingungen standgehalten. Der Zusammenbau der<br />

Leistungsbremse verlief ohne nennenswerte Probleme, was auf die gute Konstruktionsarbeit<br />

während der vorausgegangenen Semesterarbeit zurückzuführen ist. Die Planung und der<br />

Aufbau des <strong>Prüfstand</strong>es waren anspruchsvoll und zeitintensiv.<br />

Die Inbetriebnahme des <strong>Prüfstand</strong>es <strong>für</strong> <strong>Turboladerturbinen</strong> beinhaltete viele praktische<br />

Arbeiten. Es muss aber angefügt werden, dass durch diesen Umstand zu Beginn der Arbeit<br />

die theoretischen Überlegungen etwas in den Hintergrund gerückt sind. Die tiefen<br />

gemessenen Leistungen waren daher etwas unerwartet. Die Nachrechnung der Messung<br />

zeigte jedoch, dass das Ergebnis in einem thermodynamisch nachvollziehbaren Bereich liegt.<br />

Das Testen weiterer Turbinen kann an diesem <strong>Prüfstand</strong> ohne grössere Änderungen<br />

fortgeführt werden.<br />

Persönliches Fazit<br />

Die <strong>Diplomarbeit</strong> gestaltete sich wie erwartet sehr interessant und abwechslungsreich.<br />

Zu den anspruchsvollen praktischen Arbeiten an der Anlage kamen viele lehrreiche<br />

Erkenntnisse dazu, die im weiteren Berufsleben nützlich sein können.<br />

Mit dem Konstruieren, Planen des Anlagenaufbaus, Auslegen von Leitungsverbindungen,<br />

Anbringen von Messsensoren und Nachrechnen der Leistung aber auch mit dem Erstellen der<br />

Datenerfassung, wurde ein grosses Spektrum der Tätigkeit eines Ingenieurs abgedeckt.<br />

Unser persönliches Interesse an der Materie hat uns bei dieser Arbeit sicherlich geholfen.<br />

Die Zusammenarbeit in der Gruppe war sehr gut, wir ergänzten uns optimal, jeder konnte<br />

seine Stärken in die Arbeit einbringen.<br />

Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Diplomarbeit</strong> <strong>Prüfstand</strong> Turboladerturbine 2004 / 2005 Seite 65 / 68


13 Dokumentenverifizierung<br />

Hiermit erklären wir dass alle Berechnungen von uns vorgenommen wurden. Die Grundlagen<br />

zum Bericht und den Berechnungen stammen aus der Fachliteratur.<br />

Fabian Jacot Adrian Hostettler<br />

14 Danksagung<br />

Wir bedanken uns bei folgenden Personen, welche uns bei der Durchführung der<br />

<strong>Diplomarbeit</strong> unterstützt haben:<br />

• Prof. Dr. P. von Böckh Dozent <strong>für</strong> Thermische Energietechnik an der FHBB<br />

und Betreuer der <strong>Diplomarbeit</strong><br />

• B. Berger Auftraggeber und Kontaktperson der <strong>Diplomarbeit</strong> von<br />

Seiten SPL<br />

• H.U. Ammann Mitbegründer der SPL und Auftraggeber Semester- und<br />

<strong>Diplomarbeit</strong><br />

• H.R. Fierz Experte der <strong>Diplomarbeit</strong><br />

• U. Wüst Abteilungsingenieur Maschinenbau FHBB<br />

• M. Degen Assistent Maschinenbau FHBB<br />

• R. Bischof Assistent Maschinenbau FHBB<br />

• J. Brun Assistent Labor <strong>für</strong> thermische Energiesysteme<br />

• FHBB Werkstattteam Maschinenbau<br />

• G. Hasler Leiter der allgemeinen Werkstatt FHBB<br />

• CAD- Team FHBB<br />

• H. Briellmann VT- Labor<br />

• Ch. Biel Elektroniker Abteilung Elektrotechnik FHBB<br />

• D. Doppler Wissenschaftlicher Mitarbeiter FHBB<br />

• R. Renz Firma Nextek, Therwil<br />

• Hr. Schweizer Firma Schweizer Racing Parts<br />

• Hr. Breitenmoser Firma Certus, Birsfelden<br />

• Wir möchten uns auch ganz besonders bei unseren Familien und Freunden bedanken,<br />

die uns stets unterstützt haben.<br />

• Der Firma OUTLINE AG (P. Hostettler) <strong>für</strong> das Kopieren des Anhangs<br />

• Der Firma GREENFIELD AG (A. Jacot) <strong>für</strong> das Programm DINBlende<br />

Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Diplomarbeit</strong> <strong>Prüfstand</strong> Turboladerturbine 2004 / 2005 Seite 66 / 68


15 Literaturverzeichnis<br />

• Thermodynamik, P. von Böckh<br />

• Fluidmechanik, P. von Böckh<br />

• Wärmeübertragung, P. von Böckh<br />

• Thermische Energiesysteme, Skript P. von Böckh<br />

• Dubbel 19. Auflage<br />

• Maschinenelemente Roloff Matek<br />

• Turbo- und Kompressormotoren, Motorbuchverlag<br />

• Strömungsmaschinen, Skript der Uni Hannover<br />

• Turbomaschinen II, Skript der TH Darmstadt<br />

• Grundlagen der Aufladetechnik, Skript der TU Berlin<br />

• Leistungssteigerung von Verbrennungsmotoren, Skript FH Dresden<br />

• Aufladung von Verbrennungsmotoren, Karl Zinner<br />

• Diverse Kataloge aller Hersteller<br />

• www.busakshamban.ch<br />

• www.fag.com<br />

• www.bossard.com<br />

• www.spl.ch<br />

• www.polygona.ch<br />

• www.aerospacemetals.com<br />

• www.sbwil.ch<br />

• www.siberhegner.com<br />

• www.allegashop.ch<br />

• www.collini.ch<br />

• www.veralit.ch<br />

• www.maagtechnik.ch<br />

• www.contrinex.ch<br />

• www.vink.com<br />

• www.ni.com<br />

• www.turbodriven.com<br />

• www.egarrett.com<br />

• http://www.atlascopco.com<br />

16 Verwendete Programme<br />

• I-DEAS 11 3D-CAD-Programm zum Erstellen der Konstruktion<br />

und Durchführen der FEM Analysen<br />

• MathCad 11 Mathematik Programm<br />

• Excel 2003 und Word 2003 zum Erstellen des Berichts und von<br />

Tabellenkalkulationen<br />

• Dasylab 7.0 von National<br />

Instruments<br />

Programm zum Erfassen der Messdaten.<br />

• Labview 7.0 von National Programm zum Erfassen der Messdaten.<br />

Instruments<br />

• DIN Blende Programm zur Berechnung zur Auswertung von<br />

Blendenmessungen von Greenfield<br />

Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Diplomarbeit</strong> <strong>Prüfstand</strong> Turboladerturbine 2004 / 2005 Seite 67 / 68


17 Anhang in separatem Ordner<br />

Inhalt:<br />

• Offizielles<br />

• Versuchsaufbau<br />

- Instrumentierung<br />

- Verrohrung<br />

- Aufbau <strong>Prüfstand</strong><br />

• Berechnungen Turbolader<br />

- Turbinenleistung K26<br />

- Verdichterkennfeld KKK K26 & Garrett T76<br />

• Berechnungen Zubehör<br />

- Pressung Kupplung<br />

- Schutz<br />

- Ölpumpe<br />

- Drehmomentkalibrierung<br />

• Auswertung Messungen<br />

• Herstellerunterlagen<br />

• Werkstattzeichnungen<br />

• Sitzungsprotokolle<br />

18 Dokumenten- CD<br />

Inhalt:<br />

+ Administratives<br />

+ Berechnungen<br />

+ Bericht<br />

+ CAD<br />

+ DasyLAB<br />

+ Materialsammlung<br />

+ Messungen & Auswertungen<br />

+ Teileherstellung<br />

Adrian Hostettler, Fabian Jacot <strong>Diplomarbeit</strong> <strong>Prüfstand</strong> Turboladerturbine 2004 / 2005 Seite 68 / 68

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