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III.2 Lösung der freien Klein–Gordon-Gleichung

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N.BORGHINI Relativistische Quantenmechanik Elementarteilchenphysik<br />

<strong>III.2</strong> <strong>Lösung</strong> <strong>der</strong> <strong>freien</strong> <strong>Klein–Gordon</strong>-<strong>Gleichung</strong><br />

<strong>III.2</strong>.1 Allgemeine <strong>Lösung</strong><br />

Da die <strong>Klein–Gordon</strong>-<strong>Gleichung</strong> eine lineare partielle Differentialgleichung ist, kann man als<br />

<strong>Lösung</strong>sansatz eine ebene Welle<br />

φ(x) = N e −ik·x<br />

annehmen, mit N einer Normierungskonstante. Mit k · x = kµx µ = k µ xµ gibt das Einsetzen dieses<br />

Ansatzes in Gl. (III.4)<br />

Dies führt zur Dispersionsrelation<br />

<br />

−kµk µ + m2 c 2<br />

2<br />

<br />

N e −ik·x = 0.<br />

k 0 <br />

= ± k 2 + m2c2 /2 ,<br />

d.h. für jeden Wert des Wellenvektors k kann die Zeitkomponente k 0 zwei mögliche Werte annehmen.<br />

Eine allgemeine <strong>Lösung</strong> <strong>der</strong> <strong>Klein–Gordon</strong>-<strong>Gleichung</strong> ist eine Linearkombination solcher ebenen<br />

Wellen, mit beliebigen Koeffizienten. Um die beiden möglichen Vorzeichen von k 0 einfacher zu<br />

berücksichtigen, bezeichnet man<br />

Dann lautet die allgemeine <strong>Lösung</strong><br />

<br />

φ(t, x) =<br />

Die Substitution k → −k im zweiten Summanden gibt<br />

<br />

φ(t, x) =<br />

<br />

ω ≡ +c k<br />

k 2 + m2c2 /2 . (III.6)<br />

N+( k) e −iω t+i k k·x + N−( k) e iω t+i k k·x d3k .<br />

(2π) 3<br />

N+( k) e −iω t+i k k·x + N−(−k) e iω t−i k k·x d3k .<br />

(2π) 3<br />

Führt man dann die Substitutionen k → p<br />

und ω → k p0c <br />

ω k t − k · x →<br />

p · x<br />

,<br />

≡ Ep<br />

<br />

durch, so gilt einerseits<br />

während die eingeführten Größen p 0 und p, kombiniert zu einem Vierervektor p, dank Gl. (III.6)<br />

<strong>der</strong> Beziehung p 2 = m 2 c 2 genügen. Man kann noch die Koeffizienten N+( k), N−(− k) durch neue<br />

Koeffizienten ap, bp wie folgt ersetzen 19<br />

N+( k) → (2π)3/2 c<br />

2Ep<br />

ap, N−(− k) → (2π)3/2 c<br />

2Ep<br />

19 Die auf den ersten Blick willkürlich aussehenden Faktoren von , c o<strong>der</strong> Ep werden später in Abschn. III.3 zu<br />

einfacheren <strong>Gleichung</strong>en führen.<br />

III. <strong>Klein–Gordon</strong>-<strong>Gleichung</strong> 25<br />

b ∗ p


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Die allgemeine <strong>Lösung</strong> <strong>der</strong> <strong>Klein–Gordon</strong>-<strong>Gleichung</strong> (III.4) wird dann zu<br />

<br />

φ(x) = ap e −ip·x/ + b ∗ p eip·x/<br />

c d3p . (III.7)<br />

(2π) 3 2Ep<br />

Wenn ap und bp für jeden Wert von p unabhängig voneinan<strong>der</strong> sind, dann ist das Skalarfeld φ(x)<br />

komplexwertig, entsprechend zwei reellen Freiheitsgraden. Ein solches Feld beschreibt z.B. geladene<br />

Pionen π ± . Dagegen ist φ(x) reellwertig wenn ap = bp für jeden p, entsprechend einem einzigen<br />

Freiheitsgrad: die beschreibt z.B. neutrale Pionen π 0 .<br />

<strong>III.2</strong>.2 Teilchen-Interpretation <strong>der</strong> <strong>Klein–Gordon</strong>-Wellenfunktion<br />

Sucht man jetzt nach einer speziellen <strong>Lösung</strong>, die ein einziges Teilchen mit Masse m und Impuls<br />

q beschreibt, so trifft man auf eine Schwierigkeit.<br />

In <strong>der</strong> Tat führen die natürlichen Versuche ap ∝ δ (3) (p − q) o<strong>der</strong> bp ∝ δ (3) (p − q) jeweils zu<br />

<strong>Lösung</strong>en φ(t, x) ∝ e −iE q t/+iq·x/ o<strong>der</strong> φ(t, x) ∝ e iE q t/−iq·x/ . Die Letztere könnte aber auch<br />

ein Teilchen mit negativer Energie −Eq und Impuls −q beschreiben, was unannehmbar ist: wenn<br />

Teilchen mit negativer Energie existieren, dann kann man immer die Energie des Universums durch<br />

die Erzeugung neuer Teilchen reduzieren, und das Universum wird unstabil.<br />

Dieses Problem lässt sich an<strong>der</strong>s betrachten. Sei φ(x) eine <strong>Lösung</strong> <strong>der</strong> <strong>Klein–Gordon</strong>-<strong>Gleichung</strong>.<br />

Definiert man dann einen Viererstrom durch20 j µ i ∗ µ µ ∗<br />

KG (x) ≡ φ(x) ∂ φ(x) − φ(x)∂ φ(x)<br />

2m<br />

<br />

cρKG(t, x)<br />

≡<br />

, (III.8)<br />

jKG(t, x)<br />

so findet man<br />

+ ∇ · jKG(t, x) = 0,<br />

<br />

(III.9)<br />

entsprechend einer Kontinuitätsgleichung: damit prüft man einfach nach, dass ρKG(t, x) d 3 Erhaltungsgröße ist.<br />

x eine<br />

∂µj µ<br />

KG (x) = ∂ρKG(t, x)<br />

∂t<br />

Beweis <strong>der</strong> Gl. (III.9)... Aufgabe 9!<br />

In Anlehnung am nicht-relativistischen Fall möchte man ρKG(t, x) bzw. jKG(t, x) als eine Wahrscheinlichkeitsdichte<br />

bzw. eine Wahrscheinlichkeitsstromdichte interpretieren. 21 Im Fall einer ebenen<br />

Welle φ(x) = N e ∓ip·x/ findet man aber j µ<br />

KG (x) = ±|N |2 p µ /m. Eine <strong>Lösung</strong> in e ip·x/ — d.h. mit<br />

negativer Energie — hat somit ρKG < 0, was für eine Wahrscheinlichkeitsdichte nicht gelten kann.<br />

Diese <strong>Lösung</strong>en mit negativer Energie — die man nicht einfach wegwerfen darf, da e ip·x/ eine<br />

ebenso gültige <strong>Lösung</strong> wie e −ip·x/ ist — haben historisch viel Verwirrung verursacht.<br />

20 Der Faktor /2m wurde eingeführt in Ähnlichkeit mit <strong>der</strong> Definition <strong>der</strong> Wahrscheinlichkeitsstromdichte<br />

jSchr. = i <br />

ψ ∗<br />

∇ψ − ψ<br />

∗<br />

<br />

∇ψ<br />

2m<br />

<strong>der</strong> Schrödinger-<strong>Gleichung</strong>.<br />

21 µ<br />

Tatsächlich sollte j KG durch c geteilt werden, um die passenden Einheiten für eine solche Interpretation zu erhalten.<br />

Die Einheiten <strong>der</strong> Schrödinger- und <strong>der</strong> <strong>Klein–Gordon</strong>-Wellenfunktion sind nicht die gleichen, vgl. Bemerkung<br />

am Ende des Abschn. III.3.2.<br />

III. <strong>Klein–Gordon</strong>-<strong>Gleichung</strong> 26


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Die triviale <strong>Gleichung</strong> e +iE p t/ = e −iE p(−t)/ deutet eine mögliche problemlose Deutung <strong>der</strong><br />

<strong>Lösung</strong>en mit negativer Energie an, die auf Stückelberg and Feynman zurückgeht. Somit wird in<br />

dieser Feynman–Stückelberg-Interpretation ein Teilchen mit negativer Energie (e +iE p t/ ) als ein<br />

Teilchen mit positiver Energie, das rückwärts in <strong>der</strong> Zeit propagiert, interpretiert. In einem zweiten<br />

Schritt wird das Letztere als ein Antiteilchen mit positiver Energie, das sich vorwärts in <strong>der</strong> Zeit<br />

bewegt, angesehen.<br />

Bildlich lässt sich die Äquivalenz zwischen Teilchen, die vorwärts in Zeit propagieren, und <strong>der</strong>en<br />

Antiteilchen, die rückwärts propagieren, so darstellen:<br />

✲t Teilchen<br />

<br />

Antiteilchen<br />

∼= ¦<br />

Um die anscheinende Willkür dieser Interpretation etwa zu begründen, wird jetzt die korrekte<br />

Beschreibung von Teilchen und Antiteilchen, basierend auf Quantenfel<strong>der</strong>n, jetzt eingeführt.<br />

III.3 Zweite Quantisierung <strong>der</strong> <strong>freien</strong> <strong>Klein–Gordon</strong>-<strong>Gleichung</strong><br />

In diesem Abschnitt wird <strong>der</strong> Übergang von einer Wellenfunktion- zu einer quantenfeldtheoretischen<br />

Beschreibung skizziert.<br />

III.3.1 Zweite Quantisierung<br />

Ersetzt man in die <strong>Lösung</strong> (III.7) <strong>der</strong> <strong>Klein–Gordon</strong>-<strong>Gleichung</strong> die klassischen Zahlen ap, bp ∈ C<br />

durch Operatoren âp, ˆ bp eines noch unspezifizierten Hilbert-Raums mit den einfachen Vertauschungs-<br />

relationen <br />

âp, â † (3)<br />

q = δ (p − q),<br />

sowie<br />

<br />

âp, âq = ˆbp, ˆ <br />

bq = âp, ˆbq so wird die Wellenfunktion φ(x) zu einem Feldoperator<br />

<br />

ˆφ(x) = âp e −ip·x/ + ˆb †<br />

<br />

ˆbp, ˆb † (3)<br />

q = δ (p − q) (III.10a)<br />

<br />

= âp, ˆb † <br />

q = · · · = 0, (III.10b)<br />

c d 3 p<br />

p eip·x/ <br />

(2π) 32Ep . (III.11a)<br />

Dieses Ersetzen von kommutierenden Zahlen mit nicht-kommutierenden Operatoren wird als zweite<br />

Quantisierung bezeichnet.<br />

Die Kommutatoren (III.10) ähneln stark den Vertauschungsrelationen <strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Quantisierung<br />

des harmonischen Oszillators eingeführten Leiteroperatoren â und â † . Somit werden jetzt die âp und<br />

als Vernichtungs- bzw. Erzeugungsoperatoren bezeichnet.<br />

ˆ bp bzw. die â †<br />

p und ˆ b †<br />

p<br />

Der zu ˆ φ(x) hermitesch konjungierte Operator lautet<br />

ˆφ(x) † <br />

= â †<br />

c d 3 p<br />

p eip·x/ + ˆbp e −ip·x/ <br />

(2π) 32Ep Definiert man einen zum Feldoperator ˆ φ(x) kanonisch konjugierten Operator durch<br />

ˆπ(x) ≡ 1<br />

c ∂0 ˆ φ(x) † = i<br />

c<br />

<br />

â †<br />

p eip·x/ − ˆbp e −ip·x/<br />

Ep d3p <br />

(2π) 32Ep . (III.11b)<br />

, (III.12)<br />

so führen die verschiedenen Vertauschungsrelationen (III.10) zum Kommutator<br />

ˆφ(t, x), ˆπ(t, y) = i δ (3) (x − y). (III.13)<br />

Hier sollen die Fel<strong>der</strong> zur gleichen Zeit betrachtet werden. Diese Relation ist ähnlich dem kanonischen<br />

Kommutator [ˆx, ˆpx] = i <strong>der</strong> Quantenmechanik.<br />

Beweis <strong>der</strong> Relation (III.13)... stellt eine gute Aufgabe dar!<br />

III. <strong>Klein–Gordon</strong>-<strong>Gleichung</strong> 27


N.BORGHINI Relativistische Quantenmechanik Elementarteilchenphysik<br />

III.3.2 Physikalische Deutung<br />

Um die physikalische Deutung <strong>der</strong> oben eingeführten Operatoren âp, â †<br />

p , ˆbp und ˆb †<br />

p besser zu<br />

erkennen, werden jetzt zwei „üblichen“ Operatoren durch diese Leiteroperatoren ausgedrückt.<br />

Man kann zeigen, dass <strong>der</strong> Hamilton-Operator entsprechend <strong>der</strong> <strong>Klein–Gordon</strong>-<strong>Gleichung</strong> durch<br />

<br />

ˆH = ∂0 ˆ φ(x) † ∂0 ˆ φ(x) + ∇ ˆ φ(x) † · ∇ ˆ φ(x) + m2c2 2 ˆ φ(x) † <br />

φ(x) ˆ d 3 x (III.14)<br />

gegeben ist.<br />

Skizzenhaft ist die <strong>Klein–Gordon</strong>-<strong>Gleichung</strong> (III.4) die Bewegungsgleichung, die sich aus <strong>der</strong><br />

Lagrange-Dichte<br />

LKG[φ(x), ∂ µ φ(x)] = ∂µφ(x) ∗ ∂ µ φ(x) − m2 c 2<br />

2 φ(x)∗ φ(x)<br />

unter Nutzung <strong>der</strong> Euler–Lagrange-<strong>Gleichung</strong>, entsprechend <strong>der</strong> Extremierung <strong>der</strong> Wirkung,<br />

herleiten lässt. Führt man eine Legendre-Transformation dieser Dichte bezüglich ∂0φ(x) durch,<br />

so erhält man die Hamilton-Dichte, die den Integranden in Gl. (III.14) darstellt.<br />

Setzt man den Ausdruck (III.11a) des <strong>Klein–Gordon</strong>-Feldes in diesen Hamilton-Operator ein, so<br />

findet man<br />

<br />

ˆH<br />

1<br />

†<br />

= â<br />

2 p âp + âp â † 1<br />

p + ˆb †<br />

2 p ˆbp + ˆbp ˆb † <br />

p<br />

<br />

Ep d 3 <br />

p = â †<br />

p âp + ˆb †<br />

p ˆbp + δ (3) <br />

(0) Ep d 3 p, (III.15)<br />

wobei die zweite <strong>Gleichung</strong> aus den Vertauschungsrelationen (III.10a) folgt. Bei den hermiteschen<br />

Operatoren ˆ N (a)<br />

p ≡ â†<br />

p âp und ˆ N (b)<br />

p ≡ ˆb †<br />

p ˆbp im rechten Glied erkennt man in Ähnlichkeit mit dem<br />

harmonischen Oszillator die Besetzungszahloperatoren für jeden Typ von Teilchen (a und b) mit<br />

einem gegebenen Impuls. Dazu stellt <strong>der</strong> Term δ (3) (0) die unphysikalische Vakuumenergie dar, die<br />

schon bei <strong>der</strong> Quantisierung des einfachen harmonischen Oszillator auftritt. Wichtig ist, dass beide<br />

Teilchenarten positiv zur Gesamtenergie beitragen, auch wenn in <strong>der</strong> Wellenfunktion-Beschreibung<br />

die Wellen des Typs b eine negative Energie hatten.<br />

Herleitung des Ausdrucks (III.15)... Aufgabe!<br />

Bemerkung: Der Ausdruck (III.14) des Hamilton-Operators liefert die hier adoptierte Dimension<br />

des <strong>Klein–Gordon</strong>-Feldes, und zwar ˆ φ = M 1/2 L 1/2 T . In einem System natürlicher Einheiten<br />

hat ˆ φ die Dimension einer Energie. Dazu geben die Kommutatoren (III.10a) die Dimension <strong>der</strong><br />

Leiteroperatoren, â = ˆ b = (MLT −1 ) −3/2 .<br />

Um zwischen den beiden Teilchenarten unterscheiden zu können, kann man den Operator<br />

ˆN ≡ i<br />

<br />

ˆφ(x) †<br />

∂0<br />

c<br />

ˆ φ(x) − ˆ φ(x)∂0 ˆ φ(x) †<br />

d 3 x (III.16)<br />

betrachten. Der Vergleich dieser Definition mit <strong>der</strong> Zeitkomponente des Viererstroms (III.8) weist<br />

auf die Erhaltung <strong>der</strong> entsprechenden physikalischen Größe hin.<br />

Mit den Ausdrücken von ˆ φ(x) und ˆ φ(x) † in Abhängigkeit <strong>der</strong> Erzeugungs- und Vernichtungsoperatoren<br />

und unter Verwendung <strong>der</strong> Vertauschungsrelationen <strong>der</strong> Letzteren ergibt sich<br />

<br />

ˆN<br />

1<br />

†<br />

= â<br />

2 p âp + âp â † 1<br />

p − ˆb †<br />

2 p ˆbp + ˆbp ˆb † <br />

p<br />

<br />

d 3 <br />

p = â †<br />

p âp − ˆb †<br />

p ˆ <br />

bp d 3 p. (III.17)<br />

<strong>Gleichung</strong>en (III.11) und (III.12), mit ˆ φ(x) † und ∂0 ˆ φ(x) † bzw. ˆ φ(x) und ∂0 ˆ φ(x) geschrieben als<br />

Integrale über p bzw. q, führen zu<br />

<br />

â<br />

ˆN<br />

†<br />

=<br />

p eip·x/ + ˆ bp e −ip·x/ âq e −iq·x/ − ˆ b †<br />

q eiq·x/ Eq<br />

Ep<br />

1/2<br />

+ âq e −iq·x/ + ˆ b †<br />

q eiq·x/ â †<br />

p eip·x/ − ˆ bp e −ip·x/ Ep<br />

Eq<br />

1/2 d 3 p d 3 q<br />

2(2π) 3 d3 x.<br />

III. <strong>Klein–Gordon</strong>-<strong>Gleichung</strong> 28


N.BORGHINI Relativistische Quantenmechanik Elementarteilchenphysik<br />

Multipliziert man die Produkte aus, so ergeben sich Terme <strong>der</strong> Art â †<br />

p âq e i(p−q)·x/ , mit entwe<strong>der</strong><br />

±i(p − q) · x/ o<strong>der</strong> ±i(p + q) · x/ im Exponent. Durch die Integration über d 3 x werden<br />

diese Exponentialfunktionen durch entsprechende Terme (2π) 3 δ (3) (p−q) o<strong>der</strong> (2π) 3 δ (3) (p+q)<br />

ersetzt. Integriert man als nächstes über d 3 q, so werden die zwei Faktoren Eq/Ep und Ep/Eq<br />

gleich 1. Dann tauchen alle Produkte von â und ˆ b Operatoren bzw. von ihren adjungierten<br />

Operator als Kommutatoren auf, die dank Gl. (III.10b) verschwinden. Die restlichen Terme<br />

entsprechen gerade dem zweiten Glied in Gl. (III.17).<br />

Auf Gl. (III.17) erkennt man wie<strong>der</strong> die Besetzungszahloperatoren für jede Teilchenart, doch jetzt<br />

tragen sie mit entgegengesetzten Vorzeichen zu ˆ N bei. Dies lässt sich einfach interpretieren, indem<br />

man sich vorstellt, dass die zugehörige Erhaltungsgröße irgendeiner erhaltene „Ladung“ entspricht,<br />

wobei die Teilchen des Typs a eine positive Ladung und die Teilchen des Typs b eine negative<br />

Ladung tragen.<br />

Beide Teilchenarten besitzen also die gleiche Masse m — sie genügen <strong>der</strong>selben <strong>Klein–Gordon</strong>-<br />

<strong>Gleichung</strong> —, doch ihre Ladungen sind entgegengesetzt: bei dem Typ b handelt es sich definitionsgemäß<br />

um die Antiteilchen zum Typ a.<br />

Somit lässt die Feynman–Stückelberg-Interpretation <strong>der</strong> Quanten des Typs b als Antiteilchen<br />

mit positiver Energie einfach als natürliche Folgerung des Formalismus wie<strong>der</strong>entdecken.<br />

Die Wirkungen <strong>der</strong> unterschiedlichen Leiteroperatoren lassen sich wie folgt zusammenfassen:<br />

• âp vernichtet ein Teilchen mit Impuls p, das also im Anfangszustand eines Streuprozesses<br />

vorhanden sein muss. Somit steht dieser Vernichter für ein einlaufendes Teilchen.<br />

• â †<br />

p erzeugt ein Teilchen mit Impuls p, das sich also im Endzustand eines Stoßes befinden wird:<br />

dieser Erzeugungsoperator repräsentiert ein auslaufendes Teilchen.<br />

• ˆ bp vernichtet ein einlaufendes Antiteilchen mit Impuls p.<br />

• ˆb †<br />

p erzeugt ein auslaufendes Antiteilchen mit Impuls p.<br />

Wenn das Feldoperator ˆ φ(x) hermitesch ist, so dass die entsprechende Wellenfunktion φ(x) = 〈 ˆ φ(x)〉<br />

reelle Werte annimmt, dann gilt âp = ˆ bp für jeden p: das Teilchen ist sein eigenes Antiteilchen.<br />

Dieser Fall wird länger in Abschn. V.2 diskutiert.<br />

Bemerkung: Die Erzeugungs- und Vernichtungsoperatoren â †<br />

p , âp, ˆ b †<br />

p und ˆ bp — und somit das<br />

Feldoperator ˆ φ(x), dessen hermitesch Konjugierte und <strong>der</strong>en Ableitungen — sind Operatoren auf<br />

einem (bosonischen) Fock-Raum, <strong>der</strong> den geeigneten Hilbert-Raum für Viel-Teilchen-Systeme darstellt.<br />

Ein beson<strong>der</strong>er Zustand dieses Raums ist <strong>der</strong> Vakuumzustand |0〉, <strong>der</strong> so definiert ist, dass<br />

âp|0〉 = ˆ bp|0〉 = 0 für jeden p gilt.<br />

Literatur<br />

• Landau & Lifschitz, Band IV [13], Kap. II § 10–12.<br />

• Nachtmann [14], Kap. 3.2.<br />

• Schwabl [1], Kap. 5.1–5.2.<br />

III. <strong>Klein–Gordon</strong>-<strong>Gleichung</strong> 29


N.BORGHINI Literaturverzeichnis Elementarteilchenphysik<br />

Literaturverzeichnis<br />

[1] F. Schwabl, Quantenmechanik für Fortgeschrittene (QM II), 5. Aufl. (Springer, Berlin & Heidelberg,<br />

2008).<br />

[2] B. F. Schutz, A first course in general relativity (University Press, Cambridge, 1985).<br />

[3] R. P. Feynman, R. B. Leighton, M. Sands, Feynman-Vorlesungen über Physik. Band 1 : Mechanik,<br />

Strahlung, Wärme, 5. Aufl. (Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München, 2007).<br />

[4] T. Fließbach, Lehrbuch zur theoretischen Physik I. Mechanik, 4. Aufl. (Spektrum Akademischer<br />

Verlag, Heidelberg & Berlin, 2003).<br />

[5] L. Landau, E. Lifschitz, Lehrbuch <strong>der</strong> theoretischen Physik. Band II : Klassische Feldtheorie,<br />

12. Aufl. (Harri Deutsch, Frankfurt am Main, 1997).<br />

[6] W. Nolting, Grundkurs Theoretische Physik. Band 4 : Spezielle Relativitätstheorie. Thermodynamik,<br />

6. Aufl. (Springer, Berlin & Heidelberg, 2005).<br />

[7] H. Georgi, Lie Algebras in Particle Physics, 2. Aufl. (Westview Press, Reading, MA, 1999).<br />

[8] P. Ramond, Group theory: A physicist’s survey (University Press, Cambridge, 2010).<br />

[9] Particle Data Group (J. Beringer et al.), Review of Particle Physics, Phys. Rev. D 86 (2012)<br />

010001.<br />

[10] E. Schrödinger, Ann. Phys. 81 (1926) 109–139.<br />

[11] W. Gordon, Z. Phys. 40 (1926) 117–133.<br />

[12] O. Klein, Z. Phys. 41 (1927) 407–442.<br />

[13] L. Landau, E. Lifschitz, Lehrbuch <strong>der</strong> theoretischen Physik. Band IV : Quantenelektrodynamik,<br />

7. Aufl. (Harri Deutsch, Frankfurt am Main, 1991).<br />

[14] O. Nachtmann, Phänomene und Konzepte <strong>der</strong> Elementarteilchenphysik (Vieweg, Braunschweig,<br />

1986).<br />

[15] P. A. M. Dirac, Proc. Roy. Soc. Lond. A 117 (1928) 610–624.<br />

[16] D. Griffiths, Elementary Particle Physics (Wiley-VCH, Weinheim, 2008).<br />

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