PM-Weihnachtsrätsel 2012 - FN

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36 „Mythos Trakehnen“ Alle Fotos: Monika Rettich Trakehnen hat noch immer nichts von seiner Faszination verloren, auch wenn sich Besuchern viele trostlose Bilder präsentieren. 66 PM reisten im Herbst in das geschichtsträchtige, unver - gessene Ostpreußen. Ein Reisebericht von Erhard Schulte. Foto rechts: Ein trostloses Bild bietet Trakehnens ehemaliger Jagdstall. Ostseeluft schnupperten die PM am Frischen Haff bei Cadinen. 66 PM auf den Spuren der ostpreußischen Pferdezucht Der „Mythos Trakehnen“ Trakehnen und Ostpreußen, die Heimat des Ostpreußischen Warmblutpferdes Trakehner Abstammung, zu erleben, die unverwechselbare Landschaft und Kultur des untergegangenen Landes in sich aufzunehmen, etwas vom „Mythos Trakehnen“ zu erahnen – jeder der 66 Reiseteilnehmer hatte wohl ähnliche Vorstellungen von dem, was ihn auf der Rundreise erwarten würde. Erste Eindrücke vermittelte die Fahrt nach Marienwerder. Das ehemalige Landgestüt Marienwerder gehörte einmal zu den vier großen Landgestüten des ehemaligen Zuchtgebiets und versorgte die Kreise Marienburg, Neidenburg, Ortelsburg, Osterode, Rosenberg, Stuhm, Marienwerder, Elbing und Allenstein mit mehr als 70 warmblütigen und kaltblütigen Landbeschälern. Heute wird der Betrieb vornehmlich als stark frequentierter Reit- und Pensionsstall geführt. Die historischen Anlagen, insbesondere die alte Reithalle mit ihrem kunstvollen Deckengewölbe, lassen noch immer etwas vom ehemaligen Glanz der Preußischen Eine Reise in die Vergangenheit: PM besuchten die Stätten der ostpreußischen Pferdezucht. Dieses Foto zeigt ein schön restauriertes Gestüt in Galiny. lebt weiter Gestütverwaltung erahnen. Sechs Kilometer westlich von Marienwerder wird in Groß Bestendorf (Dobrocin), einem ehemaligen Sitz eines Zweiges des preußischen Geschlechts der Freiherrn von der Goltz, Halt gemacht. Die Pracht des Herrenhauses im Baustil der Neurenaissance erschließt sich – zwar hinter verschlossen Toren – sehr nachdrücklich den Besuchern. Von hier brach Otto Freiherr v. d. Goltz am 22.Januar 1945, die jahr-
hundertealte Heimat seiner Familie verlassend, mit Frau und Schwägerin in zwei Kutschwagen zu einem 1.000 km langen Treck auf, der ihn bis Travemünde brachte. Unter den vier Gespannpferden befanden sich die Trakehner Staatsprämienstuten Hansi, Centrale und Capriole. Die Reise führt weiter in den Kreis Bartenstein (Bartoszye), wo in Gallingen (Galiny) eine der eindrucksvollsten Pferdezuchtstätten und Turniersportanlagen Polens entstanden ist. Auf einer Anhöhe steht das Herrenhaus, umschlossen von einem weit ausgedehnten, nach ländlichem Muster angelegten Park. Das Landgut gehörte von 1468 bis 1945 den Grafen zu Eulenburg. Die neuen Eigentümer haben mit großem Elan die gesamte Anlage wieder hergestellt; das Herrenhaus besitzt wieder die Ausstrahlung eines Herrensitzes. Die aufwändig und nach modernsten Erkenntnissen errichteten Stallungen beherbergen heute eine springbetonte Warmblutzucht, die vom Westfälischen Pferdestammbuch betreut wird. Auch Trakehner Gene und Blutlinien, meist russischer und polnischer Herkunft, sind zu finden. Zum Gut, wo jährlich renommierte Turniere veranstaltet werden, zählen anspruchsvolle Gastronomie- und Hotelanlagen. Die Sanierung Gallingens, seiner gesamten Gebäude, auch des weitläufigen Parks ist preisgekrönt als Musterbeispiel einer durchdachten komplexen Wiederherstellung. Ankunft in Trakehnen Der Mythos wird Gegenwart. Die Fahrt führt stundenlang durch ein weites Land. Es hat begonnen zu regnen, irgendwie passend zu einer gewissen melancholischen Stimmung, in der sich alle Teilnehmer der Gruppe befinden. Vor dem geistigen Auge erscheinen alte Fotografien von einer blühenden Landschaft, großer Herden von leistungserprobten Milchkühen auf weitflächigen, gepflegten Weiden, riesigen Getreideschlägen und behäbigen Gutshöfen, zu denen schattige Alleen führten. Das Bild hat sich längst gewandelt. So mag sich das Land den Emigranten aus Salzburg, Frankreich, Holland und der Schweiz präsentiert haben, als sie auf Geheiß von Friedrich Wilhelm I. zu Beginn des 18.Jahrhunderts ins Land kamen, um die wüste, von der Pest entvölkerte Provinz urbar zu machen und zu besiedeln. Doch dann sind wir angekommen: Vor der Brücke über den Pissa-Kanal macht der Reisebus Halt. Der Blick geht frei durch eine Hunderte von Metern lange Allee; dahinter muss Trakehnen liegen. Zum ersten Mal erschließt sich den Reisenden ein Gefühl und Ahnen von dem, was hier einmal war, nämlich „Das Heiligtum des Pferdes“, die Krone der Preußischen Gestütverwaltung. In Trakehnen angekommen, links die Alte Apotheke, daneben das ehemalige Hotel Elch, rechts biegt eine schmale Strasse zum Neuen Hof und dann stehen die Besucher vor dem Trakehner Tor. Befangenheit macht sich breit, aber auch Erleichterung und Freude. Der erste Gang führt zum Sockel des Tempelhüter-Standbildes, gespannt lauscht man den Aufzeichnungen von der Zweihundertjahrfei- er Trakehnens, als der greise Hengst neben seinem Standbild Aufstellung nahm. Das Reitburschenhaus erinnert dank sorgfältiger Renovierung an alte Zeiten. Der Weg zum Jagdstall, der Reitbahn und Auktionsstall führt durch unwegsames Gelände. Die heruntergekommen Gebäude lassen dennoch den Glanz einstiger Jahrzehnte unter den Landstallmeistern v. Oettingen, Graf Sponeck, Graf Lehndorff und Dr. Ehlert erahnen. Den Blick in das Innere der Stallungen, wo zahlreiche Rinder und Kälber in Kettenhaft vegetieren, ersparen sich die meisten. Der Weg zurück nach Königsberg führt an Georgenburg vorbei. Das ehemalige Landgestüt, wo unter zahlreichen Hengstheroen auch Bulgarenzar, Dampfroß, Semper idem, Adamas ox, Totilas, Julmond und viele andere zeitweise zu Hause waren, erstrahlt in neuem Glanz. Eine Gemeinschaft von russischen Investoren hat sich zum Ziel gesetzt, hier eine Zucht- und Ausbildungsstätte auf höchstem Niveau zu errichten – in Bewahrung der traditionsreichen Gebäude und Anlagen. Diese Wünsche sind in Erfüllung gegangen. „Mythos Trakehnen“ Marienwerder gehört zu den vier großen Landgestüten des Zuchtbezirks. Heute ist dies ein Pensionsstall. Linkes Foto: Von Groß Bestendorf brach die Familie von der Goltz zu einem 1.000 Kilometer langen Treck auf. Das Landgestüt Georgenbruch lässt noch viel von seiner einstigen Blüte erahnen. 37 Zur nächsten Reise nach Trakehnen sind die PM vom 29. April bis 4. Mai. 2013 eingeladen. Reiseausschreibung siehe Seite 47.
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