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Ausgabe 4

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2<br />

Der PTI-Vorstand<br />

Gestaltet sich das so schwierig?<br />

Wer Ingenieur werden will, macht sich<br />

natürlich vorher schlau, in welchem<br />

Bereich die besten Chancen und Verdienstmöglichkeiten<br />

bestehen. Leider<br />

ist es so, dass die Baubranche als unsicher<br />

gilt und im Gehaltsgefüge durchschnittlich<br />

20 bis 30 Prozent niedriger<br />

liegt als etwa Maschinenbau, Informatik<br />

oder Verfahrenstechnik. Kein Wunder,<br />

dass die Studentenzahlen daher<br />

massiv eingebrochen sind – obwohl<br />

der Beruf des Bauplaners weiterhin<br />

gesucht und gefragt ist.<br />

Wirkt die neue HOAI diesem Problem<br />

denn nicht entgegen?<br />

In erster Linie basiert die HOAI auf der<br />

Maxime des Gesetzgebers, dass es in<br />

unserer Branche einen Leistungs- und<br />

keinen Preiswettbewerb geben soll,<br />

um die Verbraucher – und damit auch<br />

den Staat selbst als den größten Auftraggeber<br />

– vor zu hohen Preisen zu<br />

schützen. Das war 1996 so und hat sich<br />

mit der Novellierung nicht wirklich geändert:<br />

Nach langen, zähen Verhandlungen<br />

wurde lediglich eine pauschale<br />

Erhöhung der Tafelwerte um zehn<br />

Prozent beschlossen. Das mag auf den<br />

ersten Blick ganz gut klingen, aber ein<br />

1999 von der Bundesregierung im Jahr<br />

in Auftrag gegebener Statusbericht<br />

sagte schon damals aus, dass man die<br />

HOAI um 20, in Teilen um 30 Prozent<br />

erhöhen müsste, um wieder einen vernünftigen<br />

Einkommensstand und ein<br />

wirtschaftliches Arbeiten zu sichern.<br />

Zehn Prozent mehr bedeuten auch<br />

keine generelle Preiserhöhung, aufgrund<br />

unterschiedlicher Abrechungsmodalitäten<br />

verzeichnen wir teilweise<br />

sogar eine Preisminderung.<br />

Können Sie ein Beispiel nennen?<br />

Die HOAI legt genau fest, wie die anrechenbaren<br />

Kosten aus den Baukosten<br />

zu ermitteln sind – in der Anwendung<br />

gestaltet sich das äußerst kompliziert,<br />

ähnlich wie bei den Steuergesetzen:<br />

Versucht man sie zu vereinfachen,<br />

werden sie nur noch komplexer. Übernehmen<br />

wir einen Umbau, haben wir<br />

zwar weniger Baukosten, aber mehr<br />

Planungsarbeit als bei einem Neubau,<br />

de facto also mehr Arbeit für weniger<br />

Geld. Nun bilden insbesondere Umbauten<br />

mittlerweile die Mehrzahl der<br />

Projekte, denn die wenigsten Unternehmen<br />

oder auch Kommunen geben<br />

noch komplette Neubauten in Auftrag.<br />

Meist soll Bestehendes umgebaut, erweitert<br />

oder saniert werden. Früher<br />

wurde diese vorhandene Bausubstanz<br />

in das Honorar mit eingerechnet, jetzt<br />

lautet die Bestimmung jedoch, dass<br />

nichts mehr regulär angesetzt, sondern<br />

ein höherer Umbauzuschlag er-<br />

hoben werden kann, der zwischen 20<br />

und 80 Prozent des Honorars betragen<br />

darf. Das Problem ist aber, dass die<br />

meisten Auftraggeber den Standpunkt<br />

vertreten, dass ihr Budget nicht mehr<br />

als den Mindestsatz hergibt. Gerade<br />

die öffentliche Hand argumentiert<br />

auf der Grundlage ihrer leeren Kassen,<br />

dass sie in punkto Umbauzuschlag<br />

und Honorarzone nur den Mindestsatz<br />

zahlen kann – obwohl von Seiten des<br />

Gesetzgebers die klare Aussage getroffen<br />

wurde, dass der Mittelsatz der<br />

Regelsatz ist, von dem nur in begründeten<br />

Fällen nach oben oder unten<br />

abgewichen werden darf.<br />

Dann ist also jedes Mal Verhandlungsgeschick<br />

gefordert.<br />

Genau, als Dienstleister stehen wir mit<br />

dieser Vorschrift unter dem Druck, für<br />

jedes Projekt wenigstens den Mittelsatz<br />

zu vereinbaren. Niemand kann auf<br />

Dauer vom Mindestsatz allein kostendeckend<br />

arbeiten. Hinzu kommt, dass<br />

wir manche Dienste nur auf Stundenbasis<br />

abrechnen können. Doch verlangen<br />

wir für einen leitenden Ingenieur<br />

mit 15 Jahren Berufserfahrung,<br />

der selbstständig ein hochkomplexes<br />

und arbeitsintensives Projekt verantwortet,<br />

100 Euro pro Stunde, schlägt<br />

so mancher Auftraggeber die Hände<br />

über dem Kopf zusammen – für eine<br />

Meisterstunde in der Werkstatt oder<br />

bei IT-Problemen diesen Betrag, ohne<br />

mit der Wimper zu zucken<br />

Welche Auswirkungen zeigen sich<br />

denn konkret bei PTI mit der Novellierung?<br />

Nachdem die neuen Bestimmungen<br />

publik waren, habe ich für uns auf<br />

Basis der öffentlichen Baupreisindexe<br />

und der Angaben des Statistischen<br />

Bundesamts ermittelt, wo wir genau<br />

stehen mit dieser neuen Honorarordnung<br />

im Vergleich zu 1996. Das Ergebnis<br />

war geradezu niederschmetternd:<br />

Rechnet man alle Preissteigerungen<br />

mit ein bei den Baupreisen, den Mitarbeitergehältern,<br />

den Verbraucherpreisen<br />

allgemein und den Kosten beispielsweise<br />

für die EDV, die es früher<br />

in dem Sinne noch nicht gab, stehen<br />

wir heute im Mittelwert praktisch genau<br />

dort, wo wir 1996 waren, nachdem<br />

wir 13 Jahre lang dem damaligen<br />

Stand hinterhergehinkt sind.<br />

Eine weitere Bearbeitung tut also<br />

Not?<br />

Definitiv, die beschlossenen Schritte<br />

waren zu kurz gefasst und das ist auch<br />

der Bundesregierung klar, denn es gibt<br />

einen klaren Auftrag, die bestehenden<br />

Regelungen weiter zu bearbeiten.<br />

Ohne eine angemessene Erhöhung der<br />

Honorare wird die Bauplanerbranche<br />

über kurz oder lang unter einem absoluten<br />

Mitarbeitermangel leiden. Die<br />

Architekten- und Ingenieurkammern<br />

engagieren sich bereits entsprechend,<br />

von daher bin ich vorsichtig optimistisch,<br />

dass es zumindest mittelfristig zu<br />

positiven Ergebnissen kommen kann.

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