Zusammenfassung des Vortrags - Oberösterreich
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Notar Dr. Markus Mayrhofer<br />
St. Gilgen am Wolfgangsee<br />
ERBEN, VERERBEN und SCHENKEN<br />
Schenken oder vererben? Das ist die Frage! Es gilt, den richtigen Zeitpunkt für<br />
die Vermögensübertragung zu finden.<br />
1
Überblick<br />
► Einleitung<br />
► Unterschiede zwischen Vererben und Verschenken<br />
► Das Wichtigste vom Erbrecht<br />
► Liegenschaftsübergabe<br />
► Steuerliche und gebührenrechtliche Behandlung<br />
► OÖ SHG<br />
2
Einleitung<br />
► Erbschaften und Schenkungen gehören zu den wichtigsten Quellen<br />
der Vermögensbildung der österreichischen Haushalte (Quelle:<br />
HFCS Austria 2010/OeNB)<br />
► Sparmotive der österreichischen Haushalte:<br />
► Vorsorge für Notsituationen 42,3 %<br />
► Altersvorsorge 12,7 %<br />
► Ausbildung/Unterstützung von Kindern und Enkeln 9,6 %<br />
► Urlaub/Reisen 8,5 %<br />
► Erwerb eines/r Hauses/Wohnung als Hauptwohnsitz 6,3 %<br />
► Andere größere Anschaffungen (Zweitimmobilie,<br />
Fahrzeug, Möbel) 8,0 %<br />
► Tilgung von Krediten/Schulden (z. B. in einem<br />
Tilgungsträger) 5,0 %<br />
► Sonstiges (Nachlass, Unternehmensfinanzierung etc.) 7,5 %<br />
3
Unterschied<br />
Vererben und Verschenken<br />
► Verschenken<br />
unentgeltliche Vermögensübertragung zu Lebzeiten<br />
► Vererben<br />
Hinterlassung von Vermögen von To<strong>des</strong>wegen<br />
4
Begriffsbestimmungen<br />
► Erbe<br />
▪ Gesamtrechtsnachfolger<br />
► Vermächtnis/Vermächtnisnehmer<br />
▪ Einzelrechtsnachfolge<br />
► Erblasser<br />
▪ Verstorbene<br />
► Testator<br />
▪ Verfasser eines Testamentes<br />
► Nachlass / Verlassenschaft / Erbschaft<br />
5
Was ist vererbbar?<br />
► Vermögenswerte Rechte (Aktiva)<br />
▪ Liegenschaften (Häuser, Grundstücke)<br />
▪ Sparbücher, Geld usw.<br />
► Vermögenswerte Pflichten (Passiva / Schulden)<br />
▪ Kredite<br />
▪ Unterhalt für geschiedenen Ehegatten<br />
6
Was ist nicht vererbbar?<br />
► Vorkaufsrecht / Belastungs- und Veräußerungsverbot<br />
► Persönliches Wohn- / Fruchtgenuss- oder Nutzungsrecht<br />
► Leibrente<br />
► Höchstpersönliche Rechte (Titel), Namensrechte, Familienrechte<br />
► Strafen<br />
7
Wer kann erbberechtigt sein?<br />
► Natürliche Personen:<br />
alle Menschen von der Geburt bis zum Tod<br />
bereits gezeugte Ungeborene: Erbrecht unter der Bedingung der<br />
Lebendgeburt<br />
► Juristische Personen:<br />
GmbH, Körperschaften (Gemeinde), Vereine, Kirche<br />
usw.<br />
8
Berufung zu Erbfolge<br />
► Berufungsgründe<br />
geordnet nach Stärke:<br />
▪ Erbvertrag<br />
▪ Testament<br />
▪ Gesetzliche Erbfolge<br />
► Erleben <strong>des</strong> Anfalles (=Tod <strong>des</strong> Erblassers)<br />
Es gibt keinen Erb- oder Pflichtteilsanspruch zu<br />
Lebzeiten <strong>des</strong> Erblassers !!<br />
9
Gesetzliche Erbfolge<br />
► Kommt nur zur Anwendung, wenn<br />
▪ keine gültige letztwillige Verfügung vorhanden ist<br />
▪ sich letztwillige Verfügung nicht auf den gesamten<br />
Nachlass erstreckt<br />
▪ die eingesetzten Erben die Erbschaft nicht annehmen<br />
können oder wollen<br />
10
Gesetzliche Erbfolge<br />
► Verwandte (Blutsverwandtschaft)<br />
▪ Nachkommen - egal ob ehelich, unehelich oder<br />
adoptiert<br />
▪ Vorfahren<br />
► Ehegatte<br />
► Kein Erbrecht: Verschwägerte Personen<br />
(Schwiegerkinder, Schwiegereltern, Stiefvater)<br />
11
Gesetzliches Erbrecht der Verwandten<br />
► Das Gesetz teilt die Verwandten - je nach<br />
Verwandtschaftsgrad - in Linien (Parentelen) ein<br />
Sie kommen nur nacheinander zum Zug<br />
► Repräsentationsprinzip:<br />
Kann ein Erbberechtigter nicht erben (zB wegen<br />
Vorversterbens vor dem Erblasser), treten an seine<br />
Stelle seine Nachkommen<br />
► Anwachsungsprinzip:<br />
Hinterlässt ein Erbberechtigter keine Nachkommen,<br />
wächst sein Anteil den übrigen Erbberechtigten der<br />
gleichen Linie zu<br />
12
Gesetzliches Erbrecht erste Linie<br />
► Erste Linie: Nachkommen <strong>des</strong><br />
Erblassers<br />
Kinder teilen sich den Nachlass<br />
nach „Köpfen“ (Quoten)<br />
Eheliche und uneheliche Kinder<br />
sind gleichgestellt<br />
Enkelkinder erben nur, wenn<br />
erbberechtigtes Kind bereits<br />
verstorben ist<br />
+ Kind 1/3<br />
vorverstorben<br />
Enkelkind 1/6 Enkelkind 1/6<br />
+ Erblasser<br />
Kind 1/3 Kind 1/3<br />
13
Gesetzliches Erbrecht sonstiger Verwandten<br />
► Zweite Linie: Eltern und deren<br />
Nachkommen (Geschwister bzw.<br />
Neffen und Nichten)<br />
► Dritte Linie: Großeltern und ihre<br />
weiteren Nachkommen (Onkel,<br />
Tanten, Cousinen und Cousins)<br />
► Vierte Linie: Urgroßeltern<br />
► Kein Erbrecht: weiter verwandte<br />
Personen<br />
(Nachkommen der Urgroßeltern,<br />
sonstige...)<br />
Mutter 1/2<br />
+ Erblasser<br />
+ Vater ½<br />
verstorben<br />
Bruder 1/4 Schwester 1/4<br />
14
Gesetzliches Erbrecht <strong>des</strong> Ehegatten<br />
► 1/3 <strong>des</strong> Nachlasses neben Nachkommen<br />
► 2/3 <strong>des</strong> Nachlasses neben Eltern und (lebenden) Geschwister <strong>des</strong><br />
Erblassers (Schwager/Schwägerin)<br />
► den Erbteil, der auf Nachkommen vorverstorbener Geschwister<br />
fallen würde<br />
► 2/3 <strong>des</strong> Nachlasses neben Großeltern<br />
► jenen Erbteil, der auf Nachkommen vorverstorbener Großeltern<br />
fallen würde<br />
► sonst den gesamten Nachlass<br />
► Kein gesetzliches Erbrecht: Lebensgefährte !!!<br />
15
Gesetzliche Erbfolge - Beispiel<br />
► Der Erblasser hinterlässt eine<br />
Ehegattin und drei Kinder,<br />
von denen eines jedoch<br />
vorverstorben ist.<br />
Dieses Kind hat selbst bereits<br />
zwei Kinder (Enkelkinder <strong>des</strong><br />
Erblassers) hinterlassen<br />
ERBLASSER<br />
+ Kind 2/9<br />
verstorben<br />
Enkelkind 1/9 Enkelkind 1/9<br />
Ehegattin 1/3<br />
Kind 2/9 Kind 2/9<br />
16
Gesetzliche Gesetzliche Erbfolge Erbfolge - Beispiel<br />
Beispiel<br />
Der Erblasser hinterlässt eine<br />
Ehegattin und keine Kinder. Die<br />
Mutter lebt noch, der Vater ist<br />
vorverstorben und hinterlässt<br />
dieser zwei Kinder, von denen<br />
eines auch verstorben ist. Der<br />
Ehegatte erhält die Erbportion<br />
<strong>des</strong> vorverstorbenen erbl.<br />
Bruders.<br />
Witwe 2/3 +1/12<br />
Bruder 1/12<br />
vorverstorben<br />
Erblasser<br />
Vater 1/6<br />
vorverstorben<br />
Nichte<br />
Neffe<br />
Schwester 1/12<br />
Mutter 1/6<br />
17
Besonderheiten<br />
► Gesetzliches Vorausvermächtnis <strong>des</strong> Ehegatten<br />
▪ Der überlebende Ehegatte hat das Recht, in der Ehewohnung<br />
zu wohnen<br />
▪ Weiters hat er das Recht, den Hausrat ins Eigentum zu<br />
übernehmen<br />
► Adoption<br />
▪ gesetzliches Erbrecht zwischen Adoptiveltern und ihren<br />
Nachkommen und Adoptivkind<br />
▪ gesetzliches Erbrecht betreffend leibliche Eltern bleibt<br />
erhalten<br />
18
Besonderheiten<br />
► Anerbenrecht<br />
Genaue Regelung,<br />
▪ wer von der Erben Anerbe (eines entsprechenden Erbhofes) werden<br />
kann<br />
▪ welcher (begünstigte Übernahmspreis) den weichenden Erben<br />
auszubezahlen ist<br />
► Wohnungseigentum § 14 WEG 2002:<br />
▪ Eigentümerpartner: A und B je ½-Wohnungseigentümer<br />
▪ Tod eines Eigentümerpartners: Überlebender übernimmt ex lege Anteil<br />
– muss halben Verkehrswert der Wohnung an Erben zahlen<br />
▪ Überlebender ist pflichtteilsberechtigt und bedarfsqualifiziert: nur<br />
Pflichtteil (1/4 <strong>des</strong> Verkehrswertes) auszubezahlen<br />
19
Exkurs Mietrecht<br />
► Grundsätzlich frei vererblich<br />
► Anwendung MRG (zB Eigentumswohnung):<br />
nahe Angehörige und Lebensgefährte haben Eintrittsrecht:<br />
Auflösung durch Vermieter grundsätzlich nicht möglich!<br />
► Anwendung ABGB (zB Einfamilienhaus):<br />
Erben der Mieterseite und Vermieterseite können trotz allfälliger<br />
Befristung Mietverhältnis auflösen!<br />
20
Exkurs Lebensversicherung<br />
► Bezugsberechtigte/r genannt:<br />
Versicherungssumme gehört nicht zum Nachlass<br />
► Polizze lautet auf Überbringer:<br />
Versicherungssumme gehört zum Nachlass<br />
► Versicherungssumme ist jedenfalls bei<br />
Pflichtteilsansprüchen zu berücksichtigen<br />
21
Gewillkürte Erbfolge<br />
► Erbvertrag: Notariatsaktsform<br />
▪ Nur zwischen Eheleuten<br />
▪ Bindende Wirkung für (beide) Erblasser<br />
▪ Reines Viertel<br />
► Schenkung auf den To<strong>des</strong>fall: Notariatsaktsform<br />
▪ Erfüllung erst nach dem Tod<br />
▪ Bindende Wirkung für Schenkenden: Verzicht auf Widerruf<br />
▪ Grundbücherliche Absicherung durch BVV<br />
22
Exkurs Sparbücher<br />
► Sogenannte „anonyme“, jedoch legitimierte Sparbücher<br />
konnten bisher ohne Nennung im Verlassenschaftsverfahren<br />
problemlos weiter gegeben werden<br />
► Neuregelung durch die FMA: Ab sofort sind Banken<br />
verpflichtet, Sparbuchguthaben über € 15.000 in die<br />
Verlassenschaft zu melden<br />
23
Letztwillige Verfügung / Testament<br />
► Einseitige, widerrufbare letztwillige Verfügung<br />
► Ein oder mehrere Erben werden eingesetzt:<br />
Erbseinsetzung<br />
► Diese/r treten rechtlich an die Stelle <strong>des</strong> Erblassers<br />
► Vermächtnisse können ausgesetzt werden<br />
► Auflagen<br />
► Bedingungen<br />
► Befristungen<br />
24
Letztwillige Verfügung / Vermächtnis<br />
► Einseitige, widerrufbare letztwillige Verfügung<br />
► Vermächtnisnehmer erhält bestimmte Gegenstände<br />
(Auto, Sparbuch, Geld, Grundstück)<br />
► Häufig im Testament<br />
► Anspruch gegen Erben: Nachlassgläubiger<br />
► Nachlassgläubiger, Pflichtteilsberechtigte und<br />
Unterhaltsberechtigte gehen dem Vermächtnisnehmer<br />
vor<br />
25
Testierfähigkeit<br />
► Voll testierfähig<br />
▪ 18. Lebensjahr vollendet<br />
▪ Testiervorgang und Inhalt bewusst<br />
► Beschränkt testierfähig<br />
▪ Minderjährige zw. dem 14. u. 18. Lebensjahr<br />
▪ Besachwaltete, sofern einsichtsfähig<br />
► Testierunfähig<br />
▪ Personen unter 14 Jahre<br />
▪ Geisteskranke, Geistesschwache, Sinnesverwirrte (unter Einfluss von<br />
Drogen, Alkohol, Medikamente)<br />
26
Formvorschriften / eigenhändiges Testament<br />
► Eigenhändig handschriftlich<br />
vom Testator geschrieben<br />
► Eigenhändig vom Testator<br />
unterschrieben<br />
► Datum: kein Formerfordernis<br />
aber ratsam<br />
Testam ent<br />
Im Z ustand der vollen B esonnenheit, m it<br />
Ü berlegung und E rnst, frei von jeder<br />
B eeinflussung treffe ich, M ax M usterm ann,<br />
geb. 18.10.1980, 6020 Innsbruck, E rbgasse<br />
10, für den Fall m eines A blebens nachstehende<br />
letztw illige A nordnung:<br />
1.<br />
Ich setze m eine E hegattin, F rau L isa<br />
M usterm ann, geb. M usterfrau, geb.<br />
20.8.1981, w ohnhaft w ie vor, zu m einer<br />
U niversalerbin ein.<br />
D iese E rbseinsetzung gilt auch für den F all,<br />
dass w ir gem einsam e K inder haben sollten.<br />
2.<br />
A lle früheren letztw illigen A nordnungen<br />
w iderrufe ich hiem it ausdrücklich.<br />
Innsbruck, am 5.M ai. 2006<br />
M ax M usterm ann, geb. 18.10.1970<br />
27
Formvorschriften / fremdhändiges Testament<br />
► Computer<br />
► Schreibmaschine<br />
► handschriftlich von einer<br />
anderen Person<br />
► Vom Testator eigenhändig<br />
unterschrieben<br />
► Von 3 fähigen Zeugen<br />
unterschrieben + Zusatz „als<br />
Testamentszeuge“<br />
T E S T A M E N T<br />
Im Z ustand d er volle n B esonnen he it, m it Ü berlegun g und E rn st, frei<br />
von jeder B eeinflussu ng treffe ich, A n n a M u s t e r f r a u , geb.<br />
S chön, g eb. 24.9.1925, 60 20 Innsbruck, E rbg asse 125, für den F all<br />
m eine s A blebe ns nach ste hende<br />
L E T Z T W I L L I G E A N O R D N U N G :<br />
1.<br />
Ich verm ache m einer T o chter G ab riele M u s t e r f r a u , geb.<br />
18.1 2.19 50, 602 0 Innsbru ck, In nrain 4 11, m eine Lieg ensch aft E Z 100,<br />
G B der K G 84 007 La ndeck.<br />
Ich verm a che m einer T o ch ter C lau dia M ü l l e r , geb. M u sterfrau,<br />
geb. 17.4.1 955, 6500 L ande ck, Inn straß e 18, m einen ge sa m te n<br />
S chm u ck.<br />
2.<br />
H in sichtlich m eines re stlichen V erm ö gen s setze ich m eine K inder<br />
G abriele M usterfrau un d C laud ia M ü ller zu gleich en Teilen zu m e ine n<br />
E rben ein.<br />
3.<br />
A lle frühere n letztw illig en A nordnu nge n w id errufe ich hiem it<br />
ausdrücklich.<br />
Ich erkläre vor dre i m itgefertigte n, g leich zeitig an w e sen den<br />
T esta m e ntsze uge n, daß de r vorstehen de A ufsatz m e in en letzten W ille n<br />
enth ält und setze ich zu m B ew e is h iefür vor d en T estam e ntsze ug en<br />
eig enhänd ig m e ine U nterschrift b ei.<br />
Land eck, am 5. M ai 2006<br />
P e t e r Z e u g e a a l l s s T T e e s s tt t a a m m e e nn n t t s s z z e e uu u g g e<br />
e<br />
L i s a Z e u g i n a a l ls s s T T ee e ss s t t a a m m ee e nn n tt t ss s z z e e u u g g i i n<br />
n<br />
H a n s Z e u g e aa a l l s s T T ee e s s t t aa a m m e e n n t t s s z z e e u u g g e<br />
e<br />
A n n a M u s t e r f r a u , g e b . 1 8 .1 2 .1 9 5 0<br />
28
Formvorschriften / mündliches Testament<br />
► Nur mehr in Form eines Nottestamentes<br />
► Nottestament:<br />
▪ Unmittelbare Gefahr <strong>des</strong> Verlustes der Testierfähigkeit<br />
▪ Mündlich oder schriftlich<br />
▪ Zwei Zeugen<br />
▪ Nur drei Monate nach Wegfall der Gefahr gültig<br />
► Wegen schwieriger Beweisführung eher nicht empfehlenswert<br />
29
Formvorschriften / öffentliches Testament<br />
► Vor Notar oder beim Bezirksgericht<br />
► Für beschränkt testierfähige Personen: z.B.<br />
Minderjährige oder Besachwaltete<br />
30
Testamentszeugen<br />
► Absolut untauglich:<br />
▪ Unter 18jährige<br />
▪ Geisteskranke, behinderte Personen<br />
▪ Sprache <strong>des</strong> Testators nicht mächtig<br />
► Relativ untauglich<br />
▪ Erbe oder Vermächtnisnehmer<br />
▪ Ehegatte, Kind, Eltern, Geschwister von Erben und<br />
Vermächtnisnehmern (oder im selben Grad verschwägert)<br />
▪ Am besten weder mit Erben, Vermächtnisnehmer und Testator<br />
verwandt oder verschwägert<br />
31
Rechtliche Beratung<br />
► Nichteinhaltung von Formvorschriften kann zur<br />
Ungültigkeit führen<br />
► Erbrecht und Pflichtteilsrecht ist kompliziert<br />
► Daher: rechtliche Beratung durch Notar<br />
► Kosten für ein fremdhändiges Testament:<br />
vermögensunabhängig je nach Aufwand ca. € 280<br />
bis € 350<br />
► Zumin<strong>des</strong>t Hinterlegung beim Notar und Registrierung<br />
im Österreichischen Zentralen Testamentsregister<br />
32
Pflichtteilsrecht – die einzige und<br />
wesentliche Beschränkung der<br />
Testierfreiheit<br />
Pflichtteilsberechtigt sind:<br />
► Ehegatte<br />
▪ erhält 1/2 <strong>des</strong> gesetzlichen<br />
Erbteils<br />
► Nachkommen<br />
▪ erhalten 1/2 <strong>des</strong><br />
gesetzlichen Erbteils<br />
► Vorfahren in gerader Linie<br />
▪ erhalten 1/3 <strong>des</strong><br />
gesetzlichen Erbteils, wenn<br />
keine Nachkommen<br />
vorhanden sind<br />
+ Kind 1/9<br />
verstorben<br />
EHEGATTE 1/6<br />
Enkelkind 1/18 Enkelkind 1/18<br />
Kind 1/9 Kind 1/9<br />
33
Der Pflichtteil<br />
► Setzt grundsätzlich letztwillige Verfügung voraus – sonst gesetzliche Erbfolge<br />
► Pflichtteil kann in Form eines Erbteiles, Vermächtnisses zugewendet werden<br />
► Ansonsten ist der Pflichtteilsanspruch ein reiner Geldanspruch (kein Anspruch auf<br />
eine Quote)<br />
► Berechnet sich vom reinen Nachlass: Aktiva (Verkehrswerte) minus Passiva<br />
(Schulden usw.)<br />
► Recht <strong>des</strong> Pflichtteilsberechtigten, den Nachlass schätzen zu lassen<br />
► Niemals pflichtteilsberechtigt sind die Geschwister <strong>des</strong> Erblassers oder Personen<br />
die zu Lebzeiten (mit Notariatsakt) <strong>des</strong> Erblassers auf ihre Pflichtteilsansprüche<br />
verzichtet haben.<br />
► Verzichte im Rahmen der Verlassenschaftsabhandlung sind möglich<br />
► Bei lebzeitiger Vermögensübertragung an Lebensgefährten oder in eine Stiftung:<br />
Pflichtteilsergänzungsanspruch der Pflichtteilsberechtigte grundsätzlich nach 2<br />
Jahren verjährt<br />
► Pflichtteilsminderung: Lex Udo Jürgens<br />
34
Pflichtteil / Schenkungen / Übergaben<br />
► Anspruch der weichenden Pflichtteilsberechtigten an<br />
Schenkungen und Übergaben an (selbst)<br />
Pflichtteilsberechtigte<br />
► Schenkungen und Übergaben durch (allenfalls auf die<br />
gegenständliche Liegenschaft eingeschränkte)<br />
Pflichtteilsverzichte (Notariatsaktspflicht) der<br />
weichenden Kinder absichern<br />
35
Erbunwürdig<br />
► Angriffe auf den letzten Willen<br />
► Gerichtlich strafbare Handlung gegen Erblasser<br />
► Grobe Pflichtverletzung (Obsorge, Unterhalt) aus Rechtsverhältnis<br />
zwischen Eltern und Kind<br />
► Blutschande<br />
36
Enterbungsgründe<br />
► Erblasser im Notstand hilflos gelassen<br />
► Zu zwanzigjähriger oder lebenslanger Haft verurteilt<br />
► Lebensart, die gegen öffentliche Sittlichkeit verstößt<br />
► Verschwenderisch<br />
► erbunwürdig<br />
► Enterbung muss letztwillig verfügt werden!!<br />
37
Kurzüberblick<br />
Verlassenschaftverfahren<br />
► Mitteilung <strong>des</strong> Stan<strong>des</strong>amtes ans Gericht<br />
► Zuständiger Gerichtskommissär<br />
► To<strong>des</strong>fallaufnahme<br />
► Überlassung an Zahlungs statt<br />
► Abhandlung<br />
▪ Erbantrittserklärung<br />
• bedingt<br />
• unbedingt<br />
▪ Gläubigeraufruf<br />
▪ Inventar/Vermögenserklärung<br />
▪ Erbteilungsübereinkommen<br />
► Einantwortung<br />
► Eintragung Grundbuch<br />
38
Schenkungstatbestände<br />
► Durch tatsächliche Übergabe (zB.: Sparbuch, Auto,<br />
usw.)<br />
► Ohne wirkliche Übergabe (zB.: Liegenschaften,<br />
Wohnungen, Grundstücke) in Form eines Notariatsaktes<br />
39
Liegenschaftsübergabe<br />
als klassischer Generationenvertrag<br />
► Übergabe einer Wohnung oder eines Hauses zu<br />
Leibzeiten<br />
▪ Häufig vereinbarte Gegenleistungen:<br />
» Wohnungsrecht<br />
» Sonstige Gebrauchsrechte (Gartennutzung,<br />
Garagennutzung…)<br />
» Pflege und Betreuung<br />
» Abfertigung von Geschwistern<br />
▪ Belastungs- und Veräußerungsverbot: Zählt<br />
steuerrechtlich NICHT als Gegenleistung.<br />
40
Wohnungsrecht<br />
► Wird in den meisten Fällen vereinbart.<br />
► 2 Arten:<br />
► Wohnungsgebrauchsrecht<br />
▪ Beim Wohnungsgebrauchsrecht wird die Wohnung<br />
dem Berechtigten bloß zum Gebrauch überlassen.<br />
Dieses Recht ist grundsätzlich nicht übertragbar;<br />
insbesondere ist Vermietung nicht erlaubt.<br />
► Wohnungsfruchtgenussrecht<br />
▪ Beim Wohnungsfruchtgenussrecht kann der<br />
Berechtigte die Wohnung ohne Einschränkung<br />
nutzen, daher auch an Dritte überlassen.<br />
41
Steuerliche Behandlung von<br />
Schenkungen<br />
► Schenkungs- und Erbschaftssteuer wurde mit<br />
01.08.2008 aufgehoben<br />
► Bei Schenkung von Liegenschaften ist jedoch<br />
Grunderwerbsteuer abzuführen<br />
► Anzeige gemäß §121 a BAO bei nicht<br />
grunderwerbsteuerpflichtigen Schenkungen (z.B.<br />
Sparbuch)<br />
42
Grunderwerbsteuer…<br />
► … beträgt bei nahen Verwandten 2 % der<br />
Bemessungsgrundlage (Ehegatten, eingetragene<br />
Partner, Eltern, Kinder, Enkelkinder, Stiefkinder,<br />
Wahlkinder, Schwiegerkinder)<br />
► … beträgt bei anderen Personen 3,5 % der<br />
Bemessungsgrundlage<br />
43
Bemessungsgrundlagen - Schenkung<br />
► Bemessungsgrundlage Schenkung Liegenschaften:<br />
Als Bemessungsgrundlage wird der 3-fache Einheitswert <strong>des</strong><br />
Schenkungsobjektes herangezogen<br />
Beispiel 1: 80m² Wohnung<br />
einfacher Einheitswert ca. € 12.000,<br />
dreifacher Einheitswert daher € 36.000<br />
Beispiel 2: Einfamilienhaus (ca. 600m² Grund, ca. 130m²<br />
Wohnnutzfläche)<br />
einfacher Einheitswert ca. € 25.000,<br />
dreifacher Einheitswert daher € 75.000<br />
44
Bemessungsgrundlagen - Schenkung<br />
► Bei nicht grunderwerbsteuerpflichtigen Schenkungen (reine<br />
Geldschenkung, Schenkung von Geschäftsanteilen/Rechten<br />
etc.) und Überschreitungen von bestimmten Schwellenwerten<br />
ist dieser Vorgang gemäß § 121 a BAO beim Finanzamt zur<br />
Anzeige zu bringen:<br />
▪ Bei nahen Angehörigen innerhalb eines Jahres insgesamt<br />
über € 50.000 schenkungsweise übertragen werden<br />
▪ Bei nicht nahen Angehörigen insgesamt über € 15.000<br />
innerhalb von 5 Jahren übertragen werden<br />
45
Schenkung auf den To<strong>des</strong>fall<br />
► Grunderwerbsteuer fällt erst nach Ableben an<br />
46
Steuerberechnung bei Schenkung:<br />
Beispiel 1<br />
► einfacher Einheitswert einer Eigentumswohnung ist<br />
€ 12.000, dreifacher Einheitswert ist € 36.000<br />
nahe Verwandte 2%, sohin € 720<br />
nicht nahe Verwandte 3,5%, sohin € 1.260<br />
47
Steuerberechnung bei Schenkung:<br />
Beispiel 2<br />
► einfacher Einheitswert eines Einfamilienhauses ist<br />
€ 25.000, dreifacher Einheitswert € 75.000<br />
nahe Verwandte 2%, sohin € 1.500<br />
nicht nahe Verwandte 3,5%, sohin € 2.625<br />
48
Erbschaftssteuer<br />
► Derzeit völlig ident mit Schenkungssteuer<br />
► Achtung:<br />
▪ Beschwerde bei Verfassungsgerichtshof anhängig:<br />
▪ In absehbarer Zeit sind Änderungen zu erwarten<br />
► Erbschafts- und Schenkungssteuer werden politisch<br />
kontroversiell diskutiert<br />
► Novellierung der Grunderwerbsteuer mit spätestens Mai<br />
2014 steht bevor, Verteuerung in Sicht<br />
49
Bemessungsgrundlage - Übergabe<br />
► Bewertung der im Vertrag vereinbarten Gegenleistung<br />
(Wohnrecht, Leistungen an weichende Kinder, etc.)<br />
► Übersteigt der Wert der vereinbarten Gegenleistung den<br />
3-fachen Einheitswert, so ist die Grunderwerbsteuer von<br />
dieser Gegenleistung zu berechnen<br />
50
Steuerberechnungen bei Übergaben<br />
Beispiel:<br />
► Vater (61 Jahre) und Mutter (60 Jahre) übergeben ihre<br />
Eigentumswohnung an ihre zwei Kinder zu gleichen<br />
Teilen, das dritte Kind erhält eine Geldleistung in Höhe<br />
von € 30.000,--<br />
► Rückbehalt Wohnungsgebrauchsrecht sowie <strong>des</strong><br />
Belastungs- und Veräusserungsverbotes an einer<br />
Wohnung mit 80 m² Wohnnutzfläche<br />
► dreifacher Einheitswert <strong>des</strong> Objektes: € 36.000,--<br />
51
► Berechnung:<br />
80 m 2 x 7,12 Euro (Richtwertmietzins) x 12 (Monate) x<br />
15,520708 (Lebenserwartung gemäß<br />
Versicherungsmathematik) ergibt € 106.161,64 als<br />
Gegenleistung für das Wohnungsgebrauchsrecht +<br />
€ 30.000,-- als Leistung für das weichende Kind<br />
► Wert der gesamten Gegenleistung sohin: € 136.161,64<br />
► Gegenleistung sohin höher als der dreifache<br />
Einheitswert und daher als Bemessungsgrundlage<br />
heranzuziehen<br />
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► Grunderwerbsteuer für beide Kinder gemeinsam 2%,<br />
sohin € 2.723<br />
► das weichende Kind erhält € 30.000 steuerfrei – bei<br />
Ausgleichszahlungen jedoch auf ImmoESt aufpassen<br />
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Eintragungsgebühr<br />
► Einverleibung <strong>des</strong> Eigentumsrechtes im Grundbuch löst<br />
„Eintragungsgebühr“ aus<br />
► Beträgt für alle Erwerber ausnahmslos 1,1 %<br />
► Bemessungsgrundlage ist der Wert der Gegenleistung<br />
► Bemessungsgrundlage bei Schenkung = dreifacher<br />
Einheitswert<br />
► Aufgehoben durch Erkenntnis <strong>des</strong><br />
Verfassungsgerichtshofs vom 21.09.2011<br />
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Eintragungsgebühr<br />
► beträgt für alle Erwerber ausnahmslos 1,1%,<br />
Bemessungsgrundlage ist der Wert der Gegenleistung<br />
▪ Eintragungsgebühr Schenkung:<br />
Bemessungsgrundlage ist der dreifache Einheitswert<br />
▪ Eintragungsgebühr Übergabe:<br />
Bemessungsgrundlage ist die Gegenleistung<br />
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Begünstigter Personenkreis<br />
► Bemessungsgrundlage 3-facher Einheitswert bei<br />
▪ a) Übertragung an Ehegatten, eingetragenen Partner,<br />
an den Lebensgefährten (bei gemeinsamen<br />
Wohnsitz), an einen Verwandten oder Verschwägerten<br />
in gerader Linie, Geschwister, Nichten oder<br />
Neffen <strong>des</strong> Überträgers<br />
▪ b) gesellschaftsrechtliche Vorgänge<br />
► Bemessungsgrundlage für alle anderen<br />
Erwerbsvorgänge /fremde Erwerber = Verkehrswert<br />
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<strong>Oberösterreich</strong>isches<br />
Sozialhilfegesetz<br />
VERSCHENKEN<br />
Kostenersatzpflicht durch<br />
Geschenknehmer bei<br />
Schenkungen innerhalb von 5<br />
Jahren vor, während oder<br />
innerhalb von 3 Jahren nach<br />
Gewährung der Sozialhilfe<br />
Bei Liegenschaften gilt der<br />
Geschenkswert (zumeist<br />
Verkehrswert) als Obergrenze<br />
VERERBEN<br />
Sozialhilfe erst wenn das Vermögen<br />
verbraucht ist, bei<br />
Liegenschaftsvermögen<br />
Pfandrechtseintragung im<br />
Grundbuch,<br />
dadurch (Nach-)Haftung der Erben<br />
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Vielen Dank für Ihre<br />
Aufmerksamkeit !<br />
Ihr Notar Dr. Markus Mayrhofer<br />
Streicherplatz 6<br />
5340 St. Gilgen am Wolfgangsee<br />
06227/20302<br />
office@notar-mayrhofer.at<br />
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