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Ambulante und stationäre orthopädische Rehabilitation

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Inhaltsverzeichnis<br />

1 EINLEITUNG...................................................................................................... 7<br />

1.1 AMBULANTE REHABILITATION IN DEUTSCHLAND ..................................................7<br />

1.2 DIE ENTWICKLUNG NICHT-STATIONÄRER MEDIZINISCHER<br />

REHABILITATION.........................................................................................................8<br />

1.3 VERSORGUNGSFORMEN AMBULANTER REHABILITATION .................................12<br />

2 „AMBULANTE REHABILITATION“ – STAND DER FORSCHUNG ............... 17<br />

2.1 KONZEPTIONELLE CHARAKTERISTIKA UNTERSCHIEDLICHER<br />

REHABILITATIVER VERSORGUNGSFORMEN ........................................................18<br />

2.2 INDIKATION UND BEDARF .......................................................................................21<br />

2.3 INTERDISZIPLINARITÄT, SCHNITTSTELLENPROBLEME UND VERNETZUNG .....23<br />

2.4 QUALITÄT UND WIRKSAMKEIT ................................................................................24<br />

2.5 KOSTEN.....................................................................................................................29<br />

3 ZUR ORTHOPÄDISCHEN REHABILITATION IN DEUTSCHLAND ............... 33<br />

3.1 KRANKHEITSBILDER UND BEHANDELTE PATIENTEN ..........................................33<br />

3.2 BEHANDLUNGSANGEBOTE UND VERSORGUNGSSTRUKTUREN........................36<br />

3.3 ZUR WIRKSAMKEIT DER ORTHOPÄDISCHEN REHABILITATION..........................38<br />

4 ZIELE UND FRAGESTELLUNGEN DER STUDIE .......................................... 47<br />

5 AUFBAU UND DESIGN DER STUDIE ............................................................ 49<br />

5.1 AUSWAHL DER AN DER STUDIE BETEILIGTEN EINRICHTUNGEN .......................49<br />

5.2 BESCHREIBUNG DER ERHEBUNGSINSTRUMENTE ..............................................52<br />

5.2.1 INSTRUMENTE DER ARZTBEFRAGUNG ...................................................................52<br />

5.2.2 INSTRUMENTE DER PATIENTENBEFRAGUNG...........................................................53<br />

5.2.3 INSTRUMENTE DER STRUKTUR- UND PROZESSANALYSE.........................................54<br />

5.3 EIN- UND AUSSCHLUSSKRITERIEN ........................................................................56<br />

5.4 ORGANISATION UND DURCHFÜHRUNG DER ERHEBUNGEN ..............................57<br />

5.4.1 PATIENTENBEZOGENE ERHEBUNGEN ZU BEGINN UND ENDE DER<br />

REHABILITATIONSMAßNAHME................................................................................57


Inhalt - Seite 2<br />

5.4.2 PATIENTENBEZOGENE ERHEBUNGEN 6 UND 12 MONATE NACH ENDE DER<br />

REHABILITATIONSMAßNAHME................................................................................57<br />

5.4.3 KOSTENTRÄGERBEFRAGUNGEN............................................................................58<br />

5.4.4 ORGANISATIONSANALYSEN ..................................................................................59<br />

5.5 TEILNAHMEBEREITSCHAFT UND RÜCKLAUFQUOTEN.........................................60<br />

5.6 STICHPROBENBESCHREIBUNG..............................................................................62<br />

5.6.1 GESCHLECHT UND ALTER.....................................................................................63<br />

5.6.2 FAMILIENSTAND UND NATIONALITÄT......................................................................63<br />

5.6.3 SCHULABSCHLUSS, BERUFSAUSBILDUNG UND BERUFLICHE STELLUNG...................64<br />

5.6.4 ERWERBSSTATUS UND VERFÜGBARES EINKOMMEN ...............................................66<br />

5.6.5 TRÄGER UND ART DER REHABILITATIONSMAßNAHME..............................................66<br />

5.6.6 OPERATIVE VORBEHANDLUNGEN..........................................................................67<br />

5.6.7 ZUSAMMENFASSUNG DER VERTEILUNG VON SOZIODEMOGRAFISCHEN<br />

MERKMALEN........................................................................................................68<br />

5.6.8 HAUPTDIAGNOSEN...............................................................................................68<br />

5.7 ANALYSEN ZUR REPRÄSENTATIVITÄT DER STICHPROBEN UND ZUM<br />

DROP-OUT-PROBLEM ..............................................................................................73<br />

5.7.1 ANALYSEN ZUR REPRÄSENTATIVITÄT DER STICHPROBE .........................................74<br />

5.7.2 DROP-OUT-ANALYSEN .........................................................................................76<br />

5.8 STATISTISCHE AUSWERTUNGEN...........................................................................77<br />

5.8.1 PARALLELISIERUNG .............................................................................................78<br />

5.8.2 MATCHING ..........................................................................................................81<br />

6 ORGANISATIONSANALYSEN: STRUKTUR- UND PROZESSQUALITÄT<br />

DER REHABILITATIVEN VERSORGUNGSFORMEN .................................... 83<br />

6.1 CHARAKTERISTIKA DER TEILNEHMENDEN EINRICHTUNGEN.............................84<br />

6.2 STRUKTURELLE MERKMALE DER REHABILITATIVEN<br />

VERSORGUNGSFORMEN IM VERGLEICH ..............................................................86<br />

6.3 PROZESSMERKMALE DER REHABILITATIVEN VERSORGUNGSFORMEN IM<br />

VERGLEICH ...............................................................................................................94<br />

6.4 THERAPEUTISCHES ANGEBOTSSPEKTRUM IM VERGLEICH...............................99<br />

6.5 VERGLEICH DER STRUKTUR- UND PROZESSMERKMALE MIT<br />

REFERENZDATEN...................................................................................................103<br />

6.5.1 VERGLEICH DER ANGABEN MIT EMPFEHLUNGEN, LEITLINIEN UND VERTRÄGEN ......103<br />

6.5.2 VERGLEICH MIT REFERENZDATEN DES VDR ........................................................106<br />

6.6 ZUSAMMENFASSENDE BEWERTUNG ..................................................................110


Inhalt - Seite 3<br />

7 ZUGANG UND PATIENTENCHARAKTERISTIKA IN DEN<br />

REHABILITATIVEN VERSORGUNGSFORMEN, AKZEPTANZ SOWIE<br />

ART UND UMFANG DES THERAPEUTISCHEN ANGEBOTES .................. 113<br />

7.1 ZUGANG IN DIE VERSORGUNGSFORMEN ...........................................................113<br />

7.2 VERSORGUNGSFORMSPEZIFISCHE PATIENTENCHARAKTERISTIKA:<br />

SOZIODEMOGRAPHISCHE MERKMALE................................................................118<br />

7.3 VERSORGUNGSFORMSPEZIFISCHE PATIENTENCHARAKTERISTIKA:<br />

KRANKHEITSMERKMALE .......................................................................................120<br />

7.4 VERSORGUNGSFORMSPEZIFISCHE PATIENTENCHARAKTERISTIKA:<br />

ERWARTUNGEN UND MOTIVATION......................................................................125<br />

7.5 ART UND UMFANG DES THERAPEUTISCHEN ANGEBOTES IN DEN<br />

VERSORGUNGSFORMEN ......................................................................................126<br />

7.6 ZUSAMMENFASSENDE BEWERTUNG ..................................................................130<br />

8 PATIENTENBEWERTUNGEN DER REHABILITATION ............................... 133<br />

8.1 BEWERTUNGEN DER GESAMTMAßNAHME .........................................................134<br />

8.2 BEWERTUNGEN DER ÄRZTLICHEN UND PHYSIOTHERAPEUTISCHEN<br />

VERSORGUNG UND DER ORGANISATION DER KLINIK ......................................137<br />

8.3 BEWERTUNGEN EINZELNER BEHANDLUNGSANGEBOTE..................................140<br />

8.4 BEWERTUNGEN VON NEBENEFFEKTEN UND BELASTUNGEN..........................143<br />

8.5 ZUSAMMENFASSENDE BEWERTUNG ..................................................................149<br />

9 ERFOLGSBEWERTUNGEN DER REHABILITATION DURCH<br />

REHABILITATIONSMEDIZINER UND NIEDERGELASSENE ÄRZTE ......... 151<br />

9.1 ZIELBEZOGENE ERFOLGSEINSCHÄTZUNGEN DER<br />

REHABILITATIONSMEDIZINER...............................................................................152<br />

9.2 ERFOLGSEINSCHÄTZUNGEN DER NIEDERGELASSENEN ÄRZTE.....................160<br />

9.2.1 GLOBALE ERFOLGSEINSCHÄTZUNGEN.................................................................160<br />

9.2.2 VERÄNDERUNGEN IM SOMATISCHEN BEREICH .....................................................161<br />

9.2.3 VERÄNDERUNGEN IM PSYCHOSOZIALEN UND SOZIALMEDIZINISCHEN BEREICH .......164<br />

9.3 ZUSAMMENFASSENDE BEWERTUNG ..................................................................165<br />

10 ERGEBNISQUALITÄT UND WIRKSAMKEITSVERGLEICH<br />

STATIONÄRER UND AMBULANTER REHABILITATIONSFORMEN.......... 167<br />

10.1 VERÄNDERUNGEN IM SOMATISCHEN BEREICH.................................................168<br />

10.1.1 BEWEGLICHKEIT UND FUNKTIONSFÄHIGKEIT ........................................................168


Inhalt - Seite 4<br />

10.1.2 VERÄNDERUNGEN VON SCHMERZEN ...................................................................173<br />

10.1.3 VERÄNDERUNGEN VON RISIKOFAKTOREN............................................................174<br />

10.1.4 VERÄNDERUNGEN DES ALLGEMEINEN GESUNDHEITSZUSTANDES..........................176<br />

10.2 VERÄNDERUNGEN IM ERLEBEN KRANKHEITSBEDINGTER BELASTUNGEN<br />

UND IM ZURECHTKOMMEN MIT DER ERKRANKUNG..........................................177<br />

10.3 VERÄNDERUNGEN VON PSYCHISCHEN BEEINTRÄCHTIGUNGEN....................181<br />

10.4 VERÄNDERUNGEN VON LEBENSQUALITÄT UND LEBENSZUFRIEDENHEIT.....183<br />

10.5 INANSPRUCHNAHME VON MEDIZINISCHEN LEISTUNGEN UND<br />

NACHSORGEANGEBOTEN.....................................................................................185<br />

10.6 ZUSAMMENFASSENDE BEWERTUNG ..................................................................188<br />

11 WIEDEREINGLIEDERUNG INS ERWERBSLEBEN,<br />

FEHLZEITENVERÄNDERUNG UND VERÄNDERUNGEN IM ERLEBEN<br />

DER ARBEITSSITUATION ............................................................................ 191<br />

11.1 WIEDEREINGLIEDERUNGSQUOTEN.....................................................................191<br />

11.2 BERENTUNGSQUOTEN..........................................................................................196<br />

11.3 VERÄNDERUNGEN VON FEHLZEITEN ..................................................................199<br />

11.4 VERÄNDERUNGEN DER INANSPRUCHNAHME STATIONÄRER<br />

AKUTBEHANDLUNGEN UND VON REHABILITATIONSMAßNAHMEN ..................201<br />

11.5 VERÄNDERUNGEN IM ERLEBEN DER ARBEITSSITUATION................................203<br />

11.6 VERÄNDERUNGEN DER EINSTELLUNGEN GEGENÜBER<br />

FRÜHBERENTUNGEN.............................................................................................206<br />

11.7 ZUSAMMENFASSENDE BEWERTUNG ..................................................................206<br />

12 WELCHE PATIENTEN PROFITIEREN VON DER REHABILITATION –<br />

DIFFERENTIELLE UND VERSORGUNGSFORMSPEZIFISCHE<br />

ERGEBNISSE ................................................................................................ 209<br />

12.1 VERSORGUNGSFORMSPEZIFISCHE ANTEILE VON PATIENTEN MIT<br />

REHABILITATIONSERFOLG UND MIT VERSCHLECHTERUNGEN .......................210<br />

12.2 ZIELORIENTIERTE ERGEBNISMESSUNG –<br />

VERSORGUNGSFORMSPEZIFISCHE ERFOLGE BEI PATIENTEN MIT<br />

SPEZIFISCHEN REHABILITATIONSZIELEN ...........................................................215<br />

12.3 DIFFERENTIELLE EFFEKTE – WER PROFITIERT VON DER MEDIZINISCHEN<br />

REHABILITATION ?..................................................................................................223<br />

12.4 DIFFERENTIELLE EFFEKTE – WER PROFITIERT VON WELCHER<br />

VERSORGUNGSFORM ? ........................................................................................224<br />

12.5 ZUSAMMENFASSENDE BEWERTUNG ..................................................................225


Inhalt - Seite 5<br />

13 KOSTENVERGLEICH DER REHABILITATIVEN<br />

VERSORGUNGSFORMEN............................................................................ 227<br />

13.1 DIREKTE MEDIZINISCHE KOSTEN WÄHREND DER REHABILITATION...............228<br />

13.2 DIREKTE MEDIZINISCHE KOSTEN VOR UND NACH DER REHABILITATION......230<br />

13.3 DIREKTE NICHT-MEDIZINISCHE KOSTEN.............................................................231<br />

13.4 ZUSAMMENFASSENDE BEWERTUNG ..................................................................233<br />

14 KRITISCHE DISKUSSION DER ERGEBNISSE,<br />

SCHLUSSFOLGERUNGEN UND EMPFEHLUNGEN................................... 235<br />

14.1 REPRÄSENTATIVITÄT UND GÜLTIGKEIT DER ERGEBNISSE..............................236<br />

14.2 ZUSAMMENFASSENDE DISKUSSION DER ERGEBNISSE IM HINBLICK AUF<br />

DIE HAUPTFRAGESTELLUNGEN ...........................................................................237<br />

14.2.1 STRUKTUR- UND PROZESSQUALITÄT...................................................................237<br />

14.2.2 ZUGANG IN DIE REHABILITATIVEN VERSORGUNGSFORMEN, CHARAKTERISTIKA<br />

DER BEHANDELTEN PATIENTEN UND AKZEPTANZ DER VERSORGUNGSFORMEN ......239<br />

14.2.3 ART UND UMFANG DES THERAPEUTISCHEN ANGEBOTES ......................................241<br />

14.2.4 ERGEBNISQUALITÄT ...........................................................................................243<br />

14.2.5 DIFFERENTIELLE EFFEKTE – FÜR WELCHE PATIENTEN IST WELCHE<br />

VERSORGUNGSFORM BESSER GEEIGNET ............................................................247<br />

14.2.6 KOSTEN ............................................................................................................248<br />

14.3 SCHLUSSFOLGERUNGEN UND EMPFEHLUNGEN...............................................249<br />

14.4 ZUKÜNFTIGE FORSCHUNGSAUFGABEN..............................................................252<br />

15 TABELLENVERZEICHNIS ............................................................................ 255<br />

16 ABBILDUNGSVERZEICHNIS........................................................................ 259<br />

17 LITERATUR ................................................................................................... 263


Inhalt - Seite 6


1 EINLEITUNG<br />

Kap. 1 Einleitung - Seite 7<br />

1.1 AMBULANTE REHABILITATION IN DEUTSCHLAND<br />

Die rehabilitative Behandlung chronischer Erkrankungen gewinnt – aufgr<strong>und</strong> der veränderten<br />

Alterszusammensetzung der Bevölkerung <strong>und</strong> der Fortschritte in der akutmedizinischen<br />

Versorgung – eine wachsende Bedeutung in der Ges<strong>und</strong>heitsversorgung.<br />

Das System der medizinischen <strong>Rehabilitation</strong> in der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

verfügt mit 1.329 Vorsorge- <strong>und</strong> <strong>Rehabilitation</strong>seinrichtungen <strong>und</strong> 172.675 Betten<br />

(Stand 1996) über ein, auch im internationalen Vergleich, gut ausgebautes <strong>und</strong> differenziertes<br />

Netz von Versorgungseinrichtungen (vgl. Bürger & Buschmann-Steinhage,<br />

2000). Als besondere konzeptionelle Stärke der b<strong>und</strong>esdeutschen <strong>Rehabilitation</strong> gilt<br />

das Bemühen um ein an den individuellen Problemlagen der Rehabilitanden orientiertes<br />

Behandlungsangebot, das auf dem Krankheitsfolgenmodell basiert <strong>und</strong> entsprechend<br />

umfassende, in interdisziplinären Behandlungsteams erbrachte Behandlungsmöglichkeiten<br />

vorsieht (vgl. Bürger & Buschmann-Steinhage, 2000). Hierzu gehören<br />

somatische, funktionale, psychosoziale <strong>und</strong> sozialmedizinische Behandlungsmöglichkeiten,<br />

Hilfestellungen zur beruflichen Wiedereingliederung sowie Angebote<br />

zur sek<strong>und</strong>ären <strong>und</strong> tertiären Prävention.<br />

Mehr als die Stärken dieses Versorgungssystems hat aber in den letzten beiden<br />

Jahrzehnten die Kritik an der <strong>Rehabilitation</strong> die Diskussion in Deutschland bestimmt.<br />

Dabei werden u.a. die mangelnde Bedarfsorientierung <strong>und</strong> ungeklärte Fragen der<br />

Nutzungsadäquanz, eine zu geringe Flexibilität der Leistungsangebote, Schnittstellenprobleme<br />

mit einer fehlenden Abstimmung vor allem zwischen kurativen <strong>und</strong> rehabilitativen<br />

Maßnahmen, Reibungsverluste durch die verschiedenen Trägerzuständigkeiten<br />

<strong>und</strong> eine geringe Verzahnung zwischen medizinischen <strong>und</strong> beruflichen rehabilitativen<br />

Versorgungsangeboten, Defizite bei Maßnahmen zur Qualitätssicherung<br />

<strong>und</strong> eine unzureichende wissenschaftliche F<strong>und</strong>ierung der <strong>Rehabilitation</strong> bemängelt.<br />

Als kritischer Punkt wurde auch die starke Betonung von <strong>stationäre</strong>n Leistungen <strong>und</strong><br />

das Fehlen ambulanter <strong>und</strong> wohnortnaher Maßnahmen genannt.<br />

Die vom Verband Deutscher Rentenversicherungsträger (VDR) eingesetzte Kommission<br />

zur Weiterentwicklung der <strong>Rehabilitation</strong> in der gesetzlichen Rentenversicherung<br />

(Reha-Reform-Kommission) hat die o.g. Strukturdefizite in der medizinischen<br />

<strong>Rehabilitation</strong> Anfang der 90er Jahre analysiert <strong>und</strong> gr<strong>und</strong>legende Vorschläge zu<br />

ihrer Behebung vorgelegt (Verband Deutscher Rentenversicherungsträger, 1991).<br />

Nicht zuletzt auf der Basis dieser Empfehlungen sind in den letzten Jahren zahlrei-


Kap. 1 Einleitung - Seite 8<br />

che innovative Entwicklungen angestoßen worden. Hier sind u.a. die Erprobung von<br />

Konzepten zur möglichst frühen Einleitung von <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahmen, die Entwicklung<br />

von Vorbereitungs- <strong>und</strong> Nachsorgeangeboten für Rehabilitanden, die Entwicklung<br />

neuer Finanzierungsmodalitäten (Stichworte: Fallgruppen/-pauschalen, Einkaufsmodelle,<br />

Eigenbeteiligung u.a.), die Etablierung von Qualitätssicherungsprogrammen<br />

durch die Rentenversicherung <strong>und</strong> die Krankenversicherung <strong>und</strong> die Initiierung<br />

eines b<strong>und</strong>esweiten Verb<strong>und</strong>forschungsprogramms „<strong>Rehabilitation</strong>swissenschaften“<br />

zu nennen. Eine wichtige Innovation stellt in diesem Zusammenhang auch<br />

die Entwicklung ambulanter rehabilitativer Angebote dar (vgl. Maier-Riehle & Schliehe,<br />

1999). Die gesetzlichen Krankenkassen haben mit ihrem Angebot der ambulanten<br />

orthopädisch-traumatologischen <strong>Rehabilitation</strong> bereits früh begonnen, b<strong>und</strong>esweit<br />

ambulante rehabilitative Maßnahmen zu etablieren. Demgegenüber war die<br />

Rentenversicherung lange ausgesprochen zurückhaltend in der b<strong>und</strong>esweiten Etablierung<br />

eines ambulanten rehabilitativen Versorgungssystems.<br />

Diese Entwicklungen, sowie der in den letzten Jahren in der medizinischen <strong>Rehabilitation</strong><br />

(wie im gesamten System der Ges<strong>und</strong>heitsversorgung) massiv wachsende<br />

Kostendruck, haben in den letzten Jahren zu erheblichen Veränderungen im System<br />

der medizinisch-rehabilitativen Versorgung geführt.<br />

1.2 DIE ENTWICKLUNG NICHT-STATIONÄRER MEDIZINISCHER<br />

REHABILITATION<br />

Medizinische <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahmen wurden in Deutschland bis vor wenigen<br />

Jahren nahezu ausschließlich stationär in <strong>Rehabilitation</strong>skliniken erbracht. Hintergr<strong>und</strong><br />

hierfür ist die historische Entwicklung des rehabilitativen Versorgungssystems,<br />

das getrennt von der Akutversorgung seit Ende des vergangenen Jahrh<strong>und</strong>erts aus<br />

den Tuberkulosekliniken <strong>und</strong> dem Kurwesen hervorgegangen ist.<br />

Im internationalen Vergleich stellt diese starke Betonung <strong>stationäre</strong>r rehabilitativer<br />

Leistungen eine Besonderheit dar. Im Zuge der Kritik am b<strong>und</strong>esdeutschen <strong>Rehabilitation</strong>ssystem<br />

<strong>und</strong> auf der Suche nach Möglichkeiten zur Kostenreduktion auch im<br />

Bereich der medizinischen <strong>Rehabilitation</strong> hat das Thema ambulante <strong>Rehabilitation</strong> in<br />

den letzten Jahren besondere Aktualität erlangt (vgl. Koch & Bürger, 1996). Seitdem<br />

sind verstärkte Bemühungen festzustellen, das bisher vornehmlich stationär geprägte<br />

System der medizinischen <strong>Rehabilitation</strong> durch ambulante Formen der <strong>Rehabilitation</strong><br />

zu ergänzen bzw. partiell auch zu ersetzen.<br />

Vor allem die erhofften, wenn auch noch nicht belegten, Kostenvorteile dürften dafür<br />

verantwortlich sein, dass von gesetzlicher Seite der Vorrang ambulanter Maßnahmen<br />

gefordert wird. So hat der Gesetzgeber für den Bereich der Krankenversicherung mit<br />

Inkrafttreten des § 40 SGB V bereits im Januar 1989 den Gr<strong>und</strong>satz „ambulant vor


Kap. 1 Einleitung - Seite 9<br />

stationär“ formuliert, der auch für rehabilitative Leistungen der gesetzliche Krankenversicherung<br />

(GKV) Geltung hat. Gleichzeitig ist die GKV auch für ambulante medizinische<br />

<strong>Rehabilitation</strong>sleistungen lediglich nachrangig zuständig. Für den größten<br />

Träger medizinischer Leistungen zur <strong>Rehabilitation</strong>, die gesetzliche Rentenversicherung,<br />

galt dagegen nach § 15 Abs. 2 SGB VI noch bis zum 31.12. 1996, dass medizinische<br />

Leistungen zur <strong>Rehabilitation</strong> „vor allem stationär“ erbracht werden. Im Zuge<br />

des Wachstums- <strong>und</strong> Beschäftigungsförderungsgesetzes (WFG) wurde auch hier<br />

dieser Vorrang aufgehoben (vgl. Langenheim, Stähler, Ritz & Peters, 1997). Mit<br />

Inkraftreten des SGB IX ist nun endgültig eine Rechtsgr<strong>und</strong>lage für alle <strong>Rehabilitation</strong>sträger<br />

geschaffen, ambulante <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahmen regelhaft wie <strong>stationäre</strong><br />

Maßnahmen erbringen zu können. Dabei wurde für alle <strong>Rehabilitation</strong>sträger ein Vorrang<br />

von ambulanten Leistungen vor <strong>stationäre</strong>n festgeschrieben. Der Gesetzgeber<br />

hat dabei vermutlich nicht zuletzt auch die Zielrichtung einer Begrenzung steigender<br />

Ges<strong>und</strong>heits- bzw. <strong>Rehabilitation</strong>skosten im Sinn. Allerdings gilt dieser Vorrang nicht<br />

im formalen gr<strong>und</strong>sätzlichen Sinne „ambulant vor stationär“, sondern nach Prüfung<br />

der Voraussetzungen im Einzelfall.<br />

Die kostengünstigeren ambulanten Maßnahmen sollen <strong>stationäre</strong> Leistungen zumindest<br />

bei einem Teil der bislang stationär behandelten Patienten ersetzen können.<br />

Gedacht ist darüber hinaus mit gleicher Zielsetzung auch an die Möglichkeit einer<br />

Verkürzung vorangehender <strong>stationäre</strong>r Maßnahmen durch nachgeschaltete<br />

ambulante Maßnahmen. Im Falle der Ergänzung folgen ambulante Maßnahmen<br />

entweder verkürzten oder regelhaft durchgeführten <strong>stationäre</strong>n Maßnahmen. Sie<br />

dienen in diesen Fällen der Vertiefung <strong>und</strong> Verstetigung des Therapieerfolges <strong>und</strong><br />

sollen den Übergang zwischen <strong>stationäre</strong>r <strong>Rehabilitation</strong> <strong>und</strong> privatem bzw.<br />

beruflichem Alltag flexibler gestalten. <strong>Ambulante</strong> rehabilitative Maßnahmen können<br />

aber auch einen Bedarf decken, dem man bisher nicht gerecht wurde, <strong>und</strong> neue<br />

Zielgruppen ansprechen, die mit <strong>stationäre</strong>n Angeboten bisher nicht erreicht werden<br />

konnten.<br />

Neben Kostenvorteilen der ambulanten <strong>Rehabilitation</strong> werden von Befürwortern aber<br />

auch inhaltlich-konzeptuelle Vorzüge angeführt. <strong>Ambulante</strong> Formen der <strong>Rehabilitation</strong><br />

können Vorteile bieten, die sich vor allem aus der Wohnortnähe <strong>und</strong> dem Verbleib<br />

im häuslichen, beruflichen <strong>und</strong> sozialen Umfeld ergeben. So bestünden bei wohnortnah<br />

durchgeführten <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahmen bessere Möglichkeiten einer Vernetzung<br />

mit anderen Angeboten des Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Sozialsystems. Auch die Möglichkeit<br />

der parallelen Berufstätigkeit <strong>und</strong> des unkomplizierteren Einbezugs von Angehörigen<br />

sowie die Tatsache, dass durch die tägliche Rückkehr in das gewohnte<br />

Umfeld dort bestehende Schwierigkeiten beim Transfer des während der <strong>Rehabilitation</strong><br />

Gelernten leichter berücksichtigt <strong>und</strong> bearbeitet werden können, sprechen für<br />

eine solche Form des rehabilitativen Angebotes. Ein weiterer wichtiger, in der Dis-


Kap. 1 Einleitung - Seite 10<br />

kussion häufig vernachlässigter, prinzipieller Vorteil ambulanter Formen der <strong>Rehabilitation</strong><br />

besteht in Möglichkeiten zu zeitlich flexibleren Formen der Leistungserbringung<br />

(Intervallbehandlungen, zeitliche Streckung der Behandlung, nach individuellen Bedürfnissen<br />

angepasste flexible Intensität bzw. Dichte der Maßnahmen u.a.), die ambulant<br />

leichter zu realisieren sind. Allerdings wären einige der o.g. Vorteile prinzipiell<br />

auch im Rahmen wohnortnah durchgeführter <strong>stationäre</strong>r <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahmen<br />

zu realisieren. Einschränkend muss auch betont werden, dass diese prinzipiellen<br />

Vorteile der ambulanten <strong>Rehabilitation</strong> in vielen der bestehenden Modelle konzeptionell<br />

bei weitem nicht immer ausgeschöpft werden.<br />

Die Etablierung eines neuen Angebotes wie der ambulanten medizinischen <strong>Rehabilitation</strong><br />

berührt die unterschiedlichsten Interessen <strong>und</strong> wird entsprechend kontrovers<br />

diskutiert.<br />

Die Anbieter im Ges<strong>und</strong>heitswesen sind einerseits daran interessiert, sich im Bereich<br />

der ambulanten <strong>Rehabilitation</strong> neue Leistungsbereiche zu erschließen <strong>und</strong> möglichst<br />

früh eine entsprechende günstige Marktposition zu erreichen. Ein Teil der Anbieter<br />

(z.B. <strong>Rehabilitation</strong>skliniken, niedergelassene Krankengymnasten) befindet sich aber<br />

auch in Konkurrenz zu diesem neuen Leistungsangebot. Für <strong>Rehabilitation</strong>skliniken<br />

bedeutet eine Erweiterung des ambulanten rehabilitativen Versorgungsangebotes<br />

insbesondere in Zeiten von Kürzungen der Gesamtausgaben für medizinische <strong>Rehabilitation</strong><br />

zusätzliche Konkurrenz. Bislang allerdings liegen keine Daten vor, die eine<br />

Einschätzung erlauben, in welchem Ausmaß bestehende <strong>Rehabilitation</strong>skliniken vom<br />

Aufbau ambulanter rehabilitativer Versorgungsstrukturen berührt sind.<br />

Die Träger rehabilitativer Maßnahmen sehen sich in Zeiten begrenzter Ressourcen<br />

gefordert, möglichst kostengünstige Angebote zu nutzen. Die Krankenkassen haben<br />

mit dem Angebot der ambulanten <strong>Rehabilitation</strong> die Möglichkeit eines intensiveren<br />

Einstiegs in die Gestaltung rehabilitativer Angebotsstrukturen genutzt, nachdem dieses<br />

Feld zunächst weitgehend der Rentenversicherung überlassen worden war. Zu<br />

berücksichtigen ist aber auch, dass sich die Kassen im Zuge der Wahlfreiheit nicht<br />

nur hinsichtlich ihres Beitragssatzes, sondern auch der Gestaltung ihrer Kann-<br />

Leistungen, <strong>und</strong> hierzu zählen die rehabilitativen Maßnahmen, in Konkurrenz mit anderen<br />

Kassen befinden. War das Verhältnis zwischen Krankenkassen <strong>und</strong> Rentenversicherung<br />

in Fragen der ambulanten <strong>Rehabilitation</strong> anfangs durch starke Kontroversen<br />

bestimmt, ist zwischenzeitlich eine eindeutige Tendenz zur Entwicklung abgestimmter<br />

Vorgehensweisen <strong>und</strong> Versorgungsformen zu erkennen. Dazu trägt vermutlich<br />

vor allem auch das gemeinsame Interesse bei, keine Überkapazitäten durch<br />

den Aufbau konkurrierender Strukturen zu schaffen <strong>und</strong> gemeinsam Fragen der Indikation<br />

<strong>und</strong> Möglichkeiten der Sicherung der Qualität dieses neuen Leistungsangebotes<br />

zu klären. In diesem Sinne haben die Spitzenverbände der Krankenkassen <strong>und</strong>


Kap. 1 Einleitung - Seite 11<br />

der Rentenversicherungsträger noch einmal am 18. Mai eine gemeinsame Erklärung<br />

verfasst.<br />

Bereits im Januar 1996 haben Krankenkassen <strong>und</strong> Rentenversicherungsträger eine<br />

gemeinsame Empfehlungsvereinbarung zur Durchführung von ambulanten medizinischen<br />

<strong>Rehabilitation</strong>smaßnahmen beschlossen. Ziel dieser Empfehlungsvereinbarung<br />

ist der Auf- <strong>und</strong> Ausbau von gemeinsamen wohnortnahen ambulanten <strong>Rehabilitation</strong>sangeboten<br />

<strong>und</strong> bedarfsgerechten Versorgungsstrukturen. Die Empfehlungsvereinbarung<br />

regelt für den Bereich der nicht-<strong>stationäre</strong>n <strong>Rehabilitation</strong> auch die<br />

Handhabung des Subsidiaritätsprinzips, um Transparenz im Hinblick auf die Kostenträgerzuständigkeit<br />

zu erreichen. Auch wenn mit dieser Vereinbarung nicht alle Konfliktpotentiale<br />

zwischen Krankenkassen <strong>und</strong> Rentenversicherung in der Frage der<br />

ambulanten <strong>Rehabilitation</strong> ausgeräumt sind, war hiermit ein wichtiger Schritt in Richtung<br />

eines gemeinsam abgestimmten Vorgehens geschaffen worden. Die Spitzenverbände<br />

der Krankenkassen <strong>und</strong> Rentenversicherungsträger haben ihren Willen zur<br />

Zusammenarbeit in Fragen der ambulanten <strong>Rehabilitation</strong> im Jahr 2000 auch noch<br />

einmal in einer gemeinsamen Erklärung bekräftigt, in der sie einen abgestimmten<br />

bedarfsgerechten Ausbau der ambulanten medizinischen <strong>Rehabilitation</strong> anstreben.<br />

Darüber hinaus wird für den Bereich der ambulanten <strong>Rehabilitation</strong> auch ein gemeinsames<br />

Qualitätssicherungsprogramm angestrebt.<br />

Eine wichtige Entwicklung im Hinblick auf ein abgestimmtes Vorgehen aller <strong>Rehabilitation</strong>sträger<br />

hinsichtlich der ambulanten <strong>Rehabilitation</strong> sind auch die Rahmenempfehlungen<br />

zur ambulanten <strong>Rehabilitation</strong>, die auf der Ebene der B<strong>und</strong>esarbeitsgemeinschaft<br />

für <strong>Rehabilitation</strong> (BAR) entwickelt wurden. Hier haben sich alle <strong>Rehabilitation</strong>sträger<br />

auf gemeinsame Gr<strong>und</strong>sätze, Indikationen, Ziele <strong>und</strong> personelle, räumliche<br />

<strong>und</strong> apparative Anforderungen hinsichtlich der ambulanten <strong>Rehabilitation</strong> verständigt.<br />

Diese in ihrer letzten Fassung vom Oktober 2000 formulierten Richtlinien<br />

dienen derzeit als Gr<strong>und</strong>lage für die vertragliche Zulassung von Einrichtungen als<br />

ambulantes <strong>Rehabilitation</strong>szentrum.<br />

Die „Empfehlungsvereinbarung über die Durchführung von gemeinsamen Modellvorhaben<br />

zur ambulanten/teil<strong>stationäre</strong>n medizinischen <strong>Rehabilitation</strong>“ von 1996 sah<br />

auch vor, dass die Spitzenverbände der Krankenkassen <strong>und</strong> Rentenversicherungsträger<br />

vor einem Ausbau der ambulanten rehabilitativen Versorgungsstrukturen eine<br />

begrenzte Zahl von gemeinsamen Erprobungsprojekten ambulanter/teil<strong>stationäre</strong>r<br />

<strong>Rehabilitation</strong> in den Indikationsbereichen Orthopädie <strong>und</strong> Kardiologie auswählen<br />

<strong>und</strong> wissenschaftlich evaluieren lassen.<br />

Der vorliegende Bericht stellt die Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitforschung<br />

im Rahmen dieser Empfehlungsvereinbarung für den Indikationsbereich Orthopädie<br />

vor.


Kap. 1 Einleitung - Seite 12<br />

1.3 VERSORGUNGSFORMEN AMBULANTER REHABILITATION<br />

Wenn hier <strong>und</strong> im Folgenden die Begriffe „ambulante“ <strong>und</strong> „teil<strong>stationäre</strong>“ <strong>Rehabilitation</strong><br />

verwendet werden, ist zu berücksichtigen, dass im Verlauf der Zeit unterschiedliche<br />

Sprachregelungen bestanden haben. Im Allgemeinen bezeichnet „ambulante<br />

<strong>Rehabilitation</strong>“ als Oberbegriff alle nicht-<strong>stationäre</strong>n Angebote (ambulante, teil<strong>stationäre</strong><br />

<strong>und</strong> mobile <strong>Rehabilitation</strong>). Gleichzeitig meinte der Begriff ambulante <strong>Rehabilitation</strong><br />

eine Teilmenge der nicht-<strong>stationäre</strong>n Angebote, die sich gegenüber der teil<strong>stationäre</strong>n<br />

<strong>Rehabilitation</strong> (z.B. in einer Tagesklinik) durch einen geringeren zeitlichen<br />

Umfang <strong>und</strong> die prinzipielle Möglichkeit der begleitenden Berufstätigkeit während der<br />

Maßnahme abgrenzt. Teil<strong>stationäre</strong> <strong>Rehabilitation</strong> entspricht bzgl. Art <strong>und</strong> Umfang<br />

den <strong>stationäre</strong>n Behandlungsformen (<strong>stationäre</strong> <strong>Rehabilitation</strong> minus Hotelleistungen),<br />

dauert in der Regel r<strong>und</strong> 5-8 St<strong>und</strong>en pro Tag <strong>und</strong> macht eine Arbeitstätigkeit<br />

des Patienten während der <strong>Rehabilitation</strong> unmöglich. Teil<strong>stationäre</strong> Modelle sind vor<br />

allem gemäß den Vorstellungen der Rentenversicherungsträger entstanden, die die<br />

Notwendigkeit betonen, den umfassenden rehabilitativen Charakter der <strong>Rehabilitation</strong><br />

zu erhalten. Allerdings werden die Begrifflichkeiten nicht immer einheitlich verwendet,<br />

so blieb die Abgrenzung vor allem zwischen ambulanter <strong>und</strong> teil<strong>stationäre</strong>r<br />

<strong>Rehabilitation</strong> häufig unscharf. Hinter den unterschiedlichen Begrifflichkeiten verbergen<br />

sich dabei nicht nur unterschiedliche Vorstellungen <strong>und</strong> Konzepte, sondern z.T.<br />

auch leistungsrechtliche Besonderheiten. Beispielsweise war die Unterscheidung<br />

zwischen ambulanter <strong>und</strong> teil<strong>stationäre</strong>r <strong>Rehabilitation</strong> bis zum 31.12.1996 nach § 20<br />

Abs. 1 SGB VI u.a. auch deshalb notwendig, weil nur bei einer teil<strong>stationäre</strong>n, nicht<br />

aber ambulanten <strong>Rehabilitation</strong> Anspruch auf die Zahlung eines Übergangsgeldes<br />

bestand.<br />

Inzwischen ist ein Trend zu beobachten, wonach der Begriff „ambulante <strong>Rehabilitation</strong>“<br />

als Oberbegriff alle Formen nicht-<strong>stationäre</strong>r <strong>Rehabilitation</strong> umfasst, so wird er<br />

auch im SGB IX <strong>und</strong> verschiedenen Rechtssprechungen z.B. des B<strong>und</strong>essozialgerichtes<br />

<strong>und</strong> des B<strong>und</strong>esarbeitsgerichtes verwendet. Der Begriff „teilstationär“ ist in<br />

diesem Zusammenhang obsolet geworden <strong>und</strong> dient in diesem Bericht lediglich noch<br />

zur historischen Kennzeichnung eines ganztägigen ambulanten Angebotes in Abgrenzung<br />

zu einem wenige St<strong>und</strong>en umfassenden ambulanten Angebotes. Im Rahmen<br />

der Empfehlungsvereinbarung der Kranken- <strong>und</strong> Rentenversicherung (vgl. Kap.<br />

1.4) wurden noch beide Begriffe verwendet.<br />

Es lassen sich verschiedene Versorgungsformen der ambulanten <strong>Rehabilitation</strong> unterscheiden,<br />

die in unterschiedlichem Ausmaß realisiert sind. Bislang existieren ambulante<br />

<strong>Rehabilitation</strong>sangebote vor allem für die Indikationsbereiche Sucht, Orthopädie<br />

<strong>und</strong> Kardiologie, etwas seltener für die Bereiche Neurologie, Psychosomatik


Kap. 1 Einleitung - Seite 13<br />

<strong>und</strong> Onkologie. Das Spektrum der bestehenden ambulanten rehabilitativen Organisationsformen<br />

reicht von <strong>Rehabilitation</strong>s- oder Akut-Kliniken, die ambulante <strong>Rehabilitation</strong>sleistungen<br />

in ihren Räumlichkeiten erbringen, eigenständigen <strong>Rehabilitation</strong>szentren<br />

mit <strong>und</strong> auch ohne Anbindung an <strong>Rehabilitation</strong>skliniken oder Akutkrankenhäuser,<br />

organisatorischen Zusammenschlüssen ärztlicher <strong>und</strong> nicht-ärztlicher Therapeuten<br />

in einer Praxis oder über verschiedene Praxen hinweg bis hin zu mobilen <strong>Rehabilitation</strong>steams,<br />

die ihre Leistungen vor Ort erbringen.<br />

<strong>Ambulante</strong> <strong>Rehabilitation</strong> «Sucht»<br />

Im Bereich der Suchterkrankungen haben Renten- <strong>und</strong> Krankenversicherung mit der<br />

Empfehlungsvereinbarung „<strong>Ambulante</strong> <strong>Rehabilitation</strong> Sucht“ bereits ab 1991 begonnen,<br />

<strong>Rehabilitation</strong>sleistungen ambulant zu erbringen <strong>und</strong> dieses Angebot in den<br />

Gesamtrehabilitationsprozess zu integrieren. 1993 standen im Suchtbereich etwa<br />

1220 anerkannte ambulante Vertragseinrichtungen zur Verfügung, die auch Aufgaben<br />

der Kontaktaufnahme, Beratung, Motivation <strong>und</strong> Diagnostik sowie nach der eigentlichen<br />

Entwöhnung Nachsorgeleistungen übernehmen. Obwohl es diese Angebote<br />

bereits lange gibt, betrug der Anteil ambulanter <strong>Rehabilitation</strong> im Suchtbereich<br />

noch 1997 nur etwa 17% (vgl. Maier-Riehle & Schliehe, 1999).<br />

Erweiterte ambulante Physiotherapie<br />

Die gesetzliche Unfallversicherung hat ab 1.1.1994 die „Erweiterte <strong>Ambulante</strong> Physiotherapie<br />

(EAP)“ als ambulante <strong>Rehabilitation</strong>sleistung für <strong>orthopädische</strong> Erkrankungen<br />

eingeführt. Ursprünglich richtete sich dieses Angebot bzw. dessen Vorläufer<br />

(seit 1983), die sog. „Besonders indizierte Therapie (BiTh)“, vor allem an Leistungssportler.<br />

Bei der EAP sollen die sonst eher isoliert voneinander eingesetzten Verfahren<br />

der Krankengymnastik <strong>und</strong> der physikalischen Therapie durch eine medizinische<br />

Aufbautherapie ergänzt werden. Der Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften<br />

hat für EAP-Einrichtungen ein spezielles Anforderungsprofil veröffentlicht.<br />

Derzeit gibt es mehr als 100 zugelassene Einrichtungen für die Erweiterte<br />

<strong>Ambulante</strong> Physiotherapie.<br />

<strong>Ambulante</strong> orthopädisch-traumatologische <strong>Rehabilitation</strong><br />

Das Angebot der ambulanten orthopädisch-traumatologischen <strong>Rehabilitation</strong> (AOTR)<br />

existiert seit 1994 <strong>und</strong> stellt eine Weiterentwicklung der EAP dar. Mit ca. 250 Einrichtungen,<br />

die Verträge mit den Ersatzkassen (VdAK/AEV) hatten, war es bislang das<br />

b<strong>und</strong>esweit am weitesten etablierte ambulante rehabilitative Versorgungsangebot.<br />

Neben den am häufigsten vorkommenden Wirbelsäulenerkrankungen (in der AOTR<br />

vor allem Diskusprolaps) werden in den Zentren – im Unterschied zu <strong>stationäre</strong>n Einrichtungen<br />

– sehr viel häufiger Zustände nach Gelenkerkrankungen (häufig Knie <strong>und</strong>


Kap. 1 Einleitung - Seite 14<br />

Fuß betreffend) <strong>und</strong> Frakturen behandelt (vgl. von Törne, Weber-Falkensammer &<br />

Wolf, 1998; Wolf, von Törne & Weber-Falkensammer, 1999). Die Patienten sind<br />

meist jünger <strong>und</strong> gehören eher seltener zu der Gruppe der chronisch <strong>und</strong> multimorbide<br />

Erkrankten mit zahlreichen Krankheitsfolgen <strong>und</strong> gravierenden Beeinträchtigungen<br />

in zahlreichen Lebensbereichen sowie Problemen im Ges<strong>und</strong>heitsverhalten <strong>und</strong><br />

in der Krankheitsverarbeitung, wie sie für <strong>Rehabilitation</strong>skliniken typisch sind. Die<br />

Zentren erbringen schwerpunktmäßig Leistungen zur funktionellen <strong>Rehabilitation</strong> mit<br />

einer starken Betonung physiotherapeutischer <strong>und</strong> physikalischer Verfahren <strong>und</strong><br />

streben vor allem eine effektive Frühmobilisation an. Psychosoziale, sozialmedizinische<br />

<strong>und</strong> sek<strong>und</strong>ärpräventive Angebote spielen im Maßnahmenspektrum nur eine<br />

untergeordnete oder keine Rolle (vgl. Bürger & Koch, 1997), sind aber angesichts<br />

der primär behandelten Zielgruppe vermutlich auch seltener erforderlich.<br />

Der Zugang in die Einrichtungen erfolgt per Verordnung durch Krankenhaus- oder<br />

Fachärzte <strong>und</strong> ist, auch wenn zwischenzeitlich regelhaft eine Prüfung der Verordnung<br />

durch den Medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK) angeordnet wurde,<br />

mit geringerem Aufwand verb<strong>und</strong>en als der Zugang zu <strong>stationäre</strong>n <strong>Rehabilitation</strong>seinrichtungen<br />

oder zu ambulanten Einrichtungen, wie sie von der Rentenversicherung<br />

favorisiert werden (s.u.).<br />

Nachdem innerhalb von sehr kurzer Zeit zahlreiche AOTR-Zentren zugelassen wurden<br />

<strong>und</strong> dieses Angebot eine beträchtliche versorgungs- <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitspolitische<br />

Relevanz erlangt hatte, erfolgte im März 1995 zunächst ein genereller Zulassungsstopp,<br />

um vor einem weiteren Ausbau zunächst eine Überprüfung der Qualität dieses<br />

Versorgungsangebotes im Rahmen einer wissenschaftlichen Begleitforschung vorzunehmen.<br />

Ein erster Bericht dieser Begleitforschung ist im September 1998 vorgelegt<br />

worden (vgl. von Törne et al., 1998; Wolf et al., 1999). Inzwischen haben die<br />

Krankenkassen die Versorgungsverträge mit diesen Einrichtungen gekündigt. Die<br />

<strong>Rehabilitation</strong>sträger haben sich auf der Ebene der B<strong>und</strong>esarbeitsgemeinschaft für<br />

<strong>Rehabilitation</strong> auf einen Katalog von Anforderungen verständigt, denen ambulante<br />

<strong>Rehabilitation</strong>seinrichtungen zukünftig entsprechen müssen, um an der Versorgung<br />

teilnehmen zu können (vgl. BAR 2000). Die Einrichtungen haben zukünftig die Möglichkeit,<br />

nach Prüfung der Erfüllung bestimmter Voraussetzungen eine Zulassung als<br />

ambulantes Reha-Zentrum zu beantragen oder ausschließlich Heilmittelleistungen zu<br />

erbringen.<br />

Modelle der Rentenversicherung<br />

Die Rentenversicherung unterstützt gegenwärtig etwa 80 laufende unterschiedliche<br />

ambulante Modellprojekte, die etwa zur Hälfte bestehenden <strong>Rehabilitation</strong>skliniken<br />

angegliedert sind <strong>und</strong> z.T. als selbständige Zentren mit oder ohne Anbindung an eine<br />

<strong>Rehabilitation</strong>sklinik arbeiten. Wie in den <strong>stationäre</strong>n Einrichtungen wird eine Orien-


Kap. 1 Einleitung - Seite 15<br />

tierung an einem umfassenden <strong>Rehabilitation</strong>sverständnis angestrebt, das den somatischen,<br />

funktionalen <strong>und</strong> psychosozialen Problemlagen der Rehabilitanden<br />

Rechnung trägt <strong>und</strong> ein entsprechend breites Therapieangebot vorsieht. Primäre Indikationsbereiche<br />

sind Orthopädie (ca. 50% der Modelle), Kardiologie (ca. 25% der<br />

Modelle) <strong>und</strong> Neurologie. Bei etwa drei Viertel der Modelle (Mehrfachnennungen<br />

möglich) zielen die Maßnahmen auf einen vollständigen Ersatz einer <strong>stationäre</strong>n <strong>Rehabilitation</strong>,<br />

bei knapp der Hälfte auf eine Verkürzung vorangegangener <strong>stationäre</strong>r<br />

Maßnahmen <strong>und</strong> bei ca. 60% auf eine ergänzende Nachsorge (vgl. Maier-Riehle &<br />

Schliehe, 1999). Kritisch wird bei den Modellen der Rentenversicherung die meist<br />

starke Anlehnung der Konzeptionen an die <strong>stationäre</strong>n Vorbilder diskutiert, ohne die<br />

besonderen Vorteile der Wohnortnähe zu nutzen („<strong>stationäre</strong> <strong>Rehabilitation</strong> ohne<br />

Übernachtung“). Dies betrifft z.B. auch die mangelnden Spielräume hinsichtlich der<br />

zeitlichen Flexibilisierung (Intervallbehandlungen, zeitliche Streckungen etc.).<br />

<strong>Ambulante</strong> therapeutische Gemeinschaftseinrichtungen<br />

Auch die niedergelassenen Ärzte sind daran interessiert, an der ambulanten rehabilitativen<br />

Versorgung beteiligt zu werden <strong>und</strong> argumentieren mit ihrem Sicherstellungsauftrag.<br />

Die Kassenärztliche B<strong>und</strong>esvereinigung hat ein Konzept der ambulanten<br />

therapeutischen Gemeinschaftseinrichtung (ATG) vorgelegt, das eine interdisziplinäre<br />

Zusammenarbeit verschiedener Berufsgruppen unter Leitung eines niedergelassenen<br />

Vertragsarztes vorsieht. Die Einrichtungen sollen flächendeckend Angebote in<br />

den Bereichen Ges<strong>und</strong>heitsförderung, Prävention <strong>und</strong> <strong>Rehabilitation</strong> für ein breites<br />

Spektrum an Indikationen anbieten. Das Konzept ist vor allem wegen seiner fehlenden<br />

indikativen Spezifikation <strong>und</strong> der „Arztzentriertheit“ bei gleichzeitigen Defiziten<br />

der ärztlichen Ausbildung hinsichtlich rehabilitativer Inhalte kontrovers diskutiert <strong>und</strong><br />

mehrfach modifiziert worden. Bislang ist dieses Konzept aber nicht modellhaft umgesetzt<br />

worden. Es existieren vereinzelte Modellprojekte ambulanter <strong>Rehabilitation</strong> vor<br />

allem im Indikationsbereich Kardiologie (vgl. Schönstedt, Beckmann, Disselhoff &<br />

Rüssmann, 1999) sowie im Indikationsbereich Neurologie, in denen niedergelassene<br />

Ärzte zentral eingeb<strong>und</strong>en sind.<br />

<strong>Ambulante</strong> <strong>Rehabilitation</strong> am Akutkrankenhaus<br />

Internationalen Vorbildern folgend existieren auch in der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

Initiativen, ambulante rehabilitative Angebote an Akutkrankenhäusern anzusiedeln.<br />

Vorteile werden vor allem in einer frühzeitigen <strong>und</strong> nahtlosen, umfassenden,<br />

interdisziplinären <strong>und</strong> wohnortnahen rehabilitativen Weiterführung der Akutbehandlung<br />

gesehen. In der B<strong>und</strong>esrepublik sind solche Initiativen vor allem im Indikationsbereich<br />

der neurologischen Erkrankungen (z.B. am Krankenhaus München-<br />

Bogenhausen <strong>und</strong> am Klinikum Ingolstadt) <strong>und</strong> der Kardiologie (vgl. Wendt et al.,


Kap. 1 Einleitung - Seite 16<br />

1999) entstanden. Weiterhin gilt allerdings, dass die meisten Krankenhäuser bislang<br />

nicht die personellen, räumlichen <strong>und</strong> qualifikatorischen Voraussetzungen erfüllen,<br />

um adäquate rehabilitative Angebote machen zu können (vgl. Biene-Dietrich, Gabanyi<br />

& BASYS, 1990).<br />

Mobile <strong>Rehabilitation</strong><br />

Rehabilitative Angebote, die „vor Ort“, d.h. im häuslichen Umfeld des Patienten erbracht<br />

werden, werden unter dem Stichwort „mobile <strong>Rehabilitation</strong>“ zusammengefasst.<br />

Sie richten sich daher vor allem an Personen, die unter gravierenden Beeinträchtigungen<br />

in den Aktivitäten des täglichen Lebens leiden <strong>und</strong> immobil sind. Bislang<br />

wurden mobile Angebote vor allem für die rehabilitative Behandlung älterer Personen<br />

entwickelt, wo sie speziell zur Verhinderung von Pflegebedürftigkeit beitragen<br />

sollen. Dabei steht den Vorteilen durch den Verbleib in der gewohnten Umgebung<br />

umgekehrt aber auch der Nachteil durch den Wegfall von Kontaktmöglichkeiten zu<br />

Mitpatienten <strong>und</strong> neuen Erfahrungen gegenüber.<br />

Angebote der mobilen <strong>Rehabilitation</strong> erfordern eine interdisziplinäre Zusammenarbeit<br />

unterschiedlicher Berufsgruppen, meist unter Einbindung niedergelassener Ärzte<br />

(vgl. Troester, 1998; Winkler, 1998). Dabei werden in der Regel neben ärztlichen <strong>und</strong><br />

pflegerischen Leistungen auch Maßnahmen wie Krankengymnastik, Ergotherapie,<br />

Logopädie <strong>und</strong> Sozialberatung erbracht. Die Anpassung <strong>und</strong> Koordinierung der Leistungen<br />

erfolgt durch das <strong>Rehabilitation</strong>steam.<br />

Auch wegen fehlender gesetzlicher Gr<strong>und</strong>lagen sind Angebote der mobilen <strong>Rehabilitation</strong><br />

gegenwärtig nicht Bestandteil der Regelversorgung, sondern existieren allenfalls<br />

Modellprojekte. In diesem Zusammenhang zu nennen sind z.B. die Betreuungsdienste<br />

für chronisch Kranke (Schräder, Bohm, Häussler & Schmidt, 1998), die in<br />

Brandenburg die Erfahrungen der an die ehemaligen Polikliniken angegliederten<br />

Dispensaire-Versorgung nutzen, um auch in dünn besiedelten Regionen interdisziplinär<br />

orientierte rehabilitative Angebote für chronisch Kranke vorhalten zu können.


Kap. 2 „<strong>Ambulante</strong> <strong>Rehabilitation</strong>“ - Stand der Forschung - Seite 17<br />

2 „AMBULANTE REHABILITATION“ – STAND DER FORSCHUNG<br />

Mit der Entwicklung <strong>und</strong> dem Ausbau unterschiedlicher ambulanter rehabilitativer<br />

Angebote <strong>und</strong> einer entsprechenden Differenzierung des rehabilitativen Angebotsspektrums<br />

stellen sich eine Reihe von Fragen, die einer Klärung bedürfen:<br />

• Welches sind die spezifischen Charakteristika sowie Vor- <strong>und</strong> Nachteile dieser<br />

neuen Versorgungsformen, auch in Abgrenzung zu <strong>stationäre</strong>n Leistungsangeboten,<br />

<strong>und</strong> inwieweit werden diese jeweiligen Vorteile konzeptionell genutzt?<br />

• Für welche <strong>und</strong> wie viele Versicherte kommt ein solches neues Leistungsangebot<br />

in Frage (Indikation <strong>und</strong> Bedarf)?<br />

• Wie ist das neue Leistungsangebot in das bestehende Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> <strong>Rehabilitation</strong>ssystem<br />

zu integrieren <strong>und</strong> mit anderen Angeboten zu vernetzen<br />

(Schnittstellenprobleme)?<br />

• Wie wirksam sind die verschiedenen Formen ambulanter <strong>Rehabilitation</strong>, auch im<br />

Vergleich mit <strong>stationäre</strong>r <strong>Rehabilitation</strong>, <strong>und</strong> wie ist die Qualität der Versorgung<br />

zu sichern (Evaluation <strong>und</strong> Qualitätssicherung)?<br />

• Welche Kosten sind mit der Einführung des neuen Leistungsangebotes „ambulante<br />

<strong>Rehabilitation</strong>“ verb<strong>und</strong>en, <strong>und</strong> wie ist der zusätzliche Nutzen durch seine<br />

Einführung zu bewerten (Ökonomische Bewertung)?<br />

• Welche Folgen für die bestehende rehabilitative Versorgungslandschaft hat die<br />

Einführung dieses neuen Leistungsangebotes <strong>und</strong> wie sind diese zu bewerten<br />

(Systemische Bewertung)?<br />

Das Angebot an ambulanter <strong>Rehabilitation</strong> besteht seit etwa Mitte der 90er Jahre.<br />

Auch wenn viele der Modellprojekte (bei der Rentenversicherung ca. 45%) wissenschaftlich<br />

begleitet werden <strong>und</strong> im Vergleich mit anderen Versorgungsbereichen angesichts<br />

dieser kurzen Zeitspanne bis zum jetzigen Zeitpunkt bereits zahlreiche Studien<br />

durchgeführt wurden bzw. gegenwärtig durchgeführt werden, fehlen verständlicherweise<br />

zu vielen wichtigen Fragestellungen noch Forschungsergebnisse. Angesichts<br />

der erheblichen versorgungspolitischen Bedeutung, die mit einer b<strong>und</strong>esweiten<br />

Einführung ambulanter rehabilitativer Angebote verb<strong>und</strong>en ist, ist eine möglichst<br />

frühe Klärung zentraler Fragen erforderlich.


Kap. 2 „<strong>Ambulante</strong> <strong>Rehabilitation</strong>“ - Stand der Forschung - Seite 18<br />

2.1 KONZEPTIONELLE CHARAKTERISTIKA UNTERSCHIEDLICHER<br />

REHABILITATIVER VERSORGUNGSFORMEN<br />

Die verschiedenen derzeit realisierten ambulanten rehabilitativen Versorgungsformen<br />

weisen unserer Einschätzung nach jeweils unterschiedliche Zielsetzungen sowie<br />

Stärken <strong>und</strong> Schwächen auf. Dieser Umstand lässt die ambulanten rehabilitativen<br />

Versorgungsformen sowohl untereinander als auch im Vergleich mit der <strong>stationäre</strong>n<br />

<strong>Rehabilitation</strong> weniger als konkurrierende, denn als Angebote mit jeweils spezifischen<br />

Aufgaben innerhalb der rehabilitativen Versorgungslandschaft erscheinen.<br />

In der B<strong>und</strong>esrepublik entwickelt sich zur Zeit im Bereich der nicht-<strong>stationäre</strong>n <strong>Rehabilitation</strong><br />

eine begrenzte Anzahl von untereinander <strong>und</strong> z.T. auch mit der <strong>stationäre</strong>n<br />

<strong>Rehabilitation</strong> konkurrierenden Modellen, deren konzeptuelle <strong>und</strong> organisatorische<br />

Vorstellungen stark durch die jeweiligen Interessenlagen der für sie maßgeblichen<br />

Akteure wie auch durch finanzielle Gesichtspunkte geprägt sind. Bislang sind die<br />

spezifischen Charakteristika dieser einzelnen rehabilitativen Versorgungsformen mit<br />

den sich daraus ergebenden Vor- <strong>und</strong> Nachteilen noch wenig untersucht. Zudem<br />

müssen prinzipielle Vorteile, die sich aus den einzelnen rehabilitativen Versorgungsformen<br />

bzw. Charakteristika einer Versorgungsform ergeben könnten, in einer konkreten<br />

Einrichtung nicht notwendigerweise in vollem Umfang genutzt werden. Beispielsweise<br />

werden im Rahmen ambulanter <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahmen unserer Einschätzung<br />

nach gegenwärtig prinzipielle Vorteile, die sich aus der Wohnortnähe <strong>und</strong><br />

einer möglichen Anbindung an die Akutbehandlung ergeben, ebenso wenig ausreichend<br />

genutzt wie Möglichkeiten einer flexibleren zeitlichen Gestaltung der Behandlung.<br />

Entsprechend der Vielfalt der Problemlagen der Betroffenen ist gr<strong>und</strong>sätzlich eine<br />

große Zahl unterschiedlicher Formen von nicht-<strong>stationäre</strong>r <strong>Rehabilitation</strong> denkbar.<br />

Diese können von umfangmäßig sehr begrenzten Angeboten im Sinne von Kompensationshilfen<br />

bei eng umschriebenen Funktionseinschränkungen durch einzelne rehabilitative<br />

Berufsgruppen bis zu umfassenden <strong>und</strong> zeitintensiven <strong>Rehabilitation</strong>sangeboten<br />

durch ein Team von Spezialisten für besonders beeinträchtigte Personen<br />

reichen, die einer <strong>stationäre</strong>n Behandlung sehr nahe kommen. Das Spektrum der<br />

ambulanten Organisationsformen umfasst dabei eigenständige <strong>Rehabilitation</strong>szentren<br />

mit <strong>und</strong> ohne Anbindung an eine <strong>Rehabilitation</strong>sklinik, organisatorische Zusammenschlüsse<br />

ärztlicher <strong>und</strong> nicht-ärztlicher Therapeuten in einer Praxis oder über<br />

verschiedene Praxen hinweg, ambulante <strong>Rehabilitation</strong> in Akutkrankenhäusern, mobile<br />

<strong>Rehabilitation</strong>steams, aber auch Konzeptionen, die nach dem „Case-<br />

Management-Prinzip“ eine Vernetzung bereits vorhandener Angebote unter rehabilitativen<br />

Zielsetzungen vorsehen.


Kap. 2 „<strong>Ambulante</strong> <strong>Rehabilitation</strong>“ - Stand der Forschung - Seite 19<br />

Will man die spezifischen Vor- <strong>und</strong> Nachteile unterschiedlicher rehabilitativer Versorgungsformen<br />

untersuchen, sind entsprechende Beschreibungsdimensionen erforderlich.<br />

Bislang fehlt es noch weitgehend an theoretisch begründeten oder empirisch<br />

ermittelten Dimensionen, welche die relevanten, gr<strong>und</strong>legenden Charakteristika unterschiedlicher<br />

rehabilitativer Versorgungsangebote beschreiben. Solche Dimensionen<br />

sind aber für eine angebotsspezifische <strong>Rehabilitation</strong>sforschung von besonderer<br />

Bedeutung. Ein erster Vorschlag <strong>und</strong> eine Diskussion der verschiedenen Vor- <strong>und</strong><br />

Nachteile liegt vor (Bürger & Buschmann-Steinhage, 2000).<br />

Beispielsweise dürfte eine Übernachtung in der <strong>Rehabilitation</strong>seinrichtung <strong>und</strong> die<br />

Herauslösung aus dem häuslichen Umfeld nicht für alle rehabilitationsbedürftigen<br />

Versicherten notwendig sein, während für andere eine zeitweise Distanzierung vom<br />

häuslichen <strong>und</strong> sozialen Umfeld erforderlich <strong>und</strong> sinnvoll sein kann. Auch kann davon<br />

ausgegangen werden, dass nicht bei allen Kranken eine rehabilitative Behandlung<br />

auf der Gr<strong>und</strong>lage eines umfassenden <strong>Rehabilitation</strong>sverständnisses erforderlich<br />

ist. Sicher gibt es behandlungsbedürftige Versicherte, für die ein weniger umfangreiches<br />

<strong>und</strong> umfassendes, auf begrenzte Krankheitsfolgen abzielendes Angebot<br />

ohne psychosoziale oder verhaltenspräventive Maßnahmen hinreichend <strong>und</strong> angemessen<br />

wäre (vgl. Bürger & Koch, 1997; Koch & Bürger, 1996), wobei solche Leistungen<br />

sozialrechtlich in aller Regel keine <strong>Rehabilitation</strong>sleistungen darstellen.<br />

Stationäre medizinisch-rehabilitative Maßnahmen werden meist in einem zeitlichen<br />

Block als kompaktes Versorgungsangebot erbracht. Allerdings ist fraglich, ob diese<br />

vergleichsweise starre Form der Leistungserbringung immer den rehabilitativen Bedürfnissen<br />

der Versicherten entspricht. In verschiedenen Indikationsbereichen sind<br />

deshalb Konzepte zur zeitlichen Flexibilisierung des <strong>stationäre</strong>n Leistungsangebotes<br />

entwickelt worden. So werden beispielsweise in der psychosomatischen <strong>Rehabilitation</strong><br />

in einzelnen Kliniken kurze vorbereitende Maßnahmen vorgeschaltet, die der Information,<br />

der Motivation <strong>und</strong> dem Abbau von Barrieren dienen (vgl. Bischoff, 1998).<br />

Seit langem bekannt sind auch Probleme, die sich bei der Rückkehr von der <strong>stationäre</strong>n<br />

Versorgung in den Alltag mit der Umsetzung von neu erlernten Verhaltensweisen<br />

<strong>und</strong> bei der Verstetigung des <strong>Rehabilitation</strong>serfolges ergeben. Konzeptionell werden<br />

zur Minimierung solcher Probleme im Bereich der Suchtrehabilitation z.B. „Refresherkurse“<br />

durchgeführt; in der psychosomatischen <strong>Rehabilitation</strong> werden nach<strong>stationäre</strong><br />

therapeutische Angebote von geringerer Dichte angeboten (vgl. Husen & Bischoff,<br />

1998; Kobelt, Schmid-Ott, Künsebeck, Grosch & Lamprecht, 1998). In der<br />

<strong>orthopädische</strong>n <strong>Rehabilitation</strong> werden z.B. Konzepte entwickelt, wie Patienten zur<br />

Inanspruchnahme von in der <strong>Rehabilitation</strong>sklinik empfohlenen Nachsorgemaßnahmen<br />

(Krankengymnastik, <strong>Rehabilitation</strong>ssport u. a.) motiviert werden können.<br />

Auch wenn erste Erfahrungen mit solchen Modellen berichtet werden, die der<br />

Flexibilisierung <strong>stationäre</strong>r Maßnahmen dienen (vgl. Bischoff, 1998), fehlen wissen-


Kap. 2 „<strong>Ambulante</strong> <strong>Rehabilitation</strong>“ - Stand der Forschung - Seite 20<br />

schaftliche Studien zur Frage, in welchen Fällen die Vorteile einer <strong>stationäre</strong>n Behandlung<br />

überwiegen <strong>und</strong> diese einem flexiblen ambulanten <strong>Rehabilitation</strong>sangebot<br />

vorzuziehen ist, das Möglichkeiten bietet, Behandlungsangebote zeitlich angepasst<br />

z.B. in dichter, gestreckter oder intermittierender Form zu erbringen. Allerdings sehen<br />

auch die gegenwärtig realisierten ambulanten rehabilitativen Konzepte, bei denen<br />

eine solche flexible Form der Leistungserbringung sinnvoll <strong>und</strong> naheliegend wäre,<br />

meist noch starre Behandlungsblöcke mit einem Umfang von in der Regel drei Wochen<br />

vor. Gründe hierfür liegen weniger in fehlenden entsprechenden konzeptuellen<br />

Vorstellungen auf seiten der Anbieter als vielmehr in entsprechenden Anforderungen<br />

vor allem der Rentenversicherungsträger, die bei einer Abkehr von den umfassenden<br />

ganztägigen Angeboten Qualitätseinbußen befürchten.<br />

Unserer Einschätzung nach geht es zukünftig weniger um die generelle Frage, welche<br />

Versorgungsform die wirksamere ist, sondern um die Frage „Welche rehabilitative<br />

Versorgungsform ist für welche Rehabilitanden mit welchen Problemlagen zu welchem<br />

Zeitpunkt angemessen <strong>und</strong> erfolgversprechend?“. Aus wissenschaftlicher Perspektive<br />

sind zumindest ergänzende Studien notwendig, die die Bedeutung der jeweils<br />

spezifischen Settingbedingungen untersuchen. Für die <strong>stationäre</strong> <strong>Rehabilitation</strong><br />

ist also beispielsweise zu klären, welche Bedeutung die Herauslösung aus dem<br />

häuslichen Umfeld hat <strong>und</strong> für welche rehabilitativen Problemlagen eine solche Bedingung<br />

notwendig <strong>und</strong> hilfreich ist, welche Probleme dann in solchen Fällen bei der<br />

Rückkehr in das gewohnte Umfeld auftreten <strong>und</strong> ob <strong>und</strong> wie diese erfolgreich zu minimieren<br />

sind, ohne dass die Vorteile der <strong>stationäre</strong>n Behandlung gänzlich verschwinden.<br />

Wenn man ein stark differenziertes rehabilitatives Versorgungssystem für sinnvoll<br />

<strong>und</strong> wünschenswert erachtet, stellt sich die Frage der differentiellen Zuweisungssteuerung.<br />

Ein solches System setzt für jeden Institutionstypus eine klare Beschreibung<br />

von Zielsetzungen, Indikationskriterien, Kontraindikationen <strong>und</strong> Maßnahmen<br />

voraus, um auf der Basis von verlässlichen <strong>und</strong> validen diagnostischen Strategien<br />

<strong>und</strong> praktikablen Zuweisungsverfahren die Platzierung der Patienten gemäß ihrer<br />

individuellen Problemlagen zu optimieren. Das Wissen um die Zielsetzungen <strong>und</strong><br />

Möglichkeiten, aber auch um die Grenzen der einzelnen Institutionen, ist auch bei<br />

den für die Planung <strong>und</strong> den weiteren Ausbau von ambulanten rehabilitativen Teilsystemen<br />

verantwortlichen Akteuren (vor allem den Kostenträgern) erforderlich, um<br />

rehabilitative Versorgungslücken ebenso wie die Entwicklung von Doppelstrukturen<br />

zu vermeiden.


2.2 INDIKATION UND BEDARF<br />

Kap. 2 „<strong>Ambulante</strong> <strong>Rehabilitation</strong>“ - Stand der Forschung - Seite 21<br />

Bereits die generelle Frage, welche Versicherten rehabilitative Leistungen benötigen<br />

<strong>und</strong> wie diese Bedürftigkeit zu identifizieren ist, ist bislang noch nicht ausreichend<br />

geklärt. Noch weitaus weniger ist darüber bekannt, in welchen Fällen eine spezifische<br />

Indikation für eine bestimmte rehabilitative Versorgungsform besteht. Dabei<br />

stellt sich die Frage, inwieweit die typischen Merkmale, die sich aus den Charakteristika<br />

der jeweiligen Versorgungsform ergeben, im konkreten Fall sinnvoll <strong>und</strong> erforderlich<br />

oder eben auch kontraindiziert sein können. Bislang wurde diese Fragestellung<br />

kaum untersucht, weil keine Versorgungsalternativen zur <strong>stationäre</strong>n <strong>Rehabilitation</strong><br />

vorhanden waren. Mit dem Ausbau entsprechender Alternativen stellt sich diese Frage<br />

aber mit aller Dringlichkeit.<br />

Hinweise auf mögliche Indikationskriterien für unterschiedliche rehabilitative Maßnahmen<br />

finden sich in den verschiedenen Empfehlungsvereinbarungen der B<strong>und</strong>esarbeitsgemeinschaft<br />

für <strong>Rehabilitation</strong> <strong>und</strong> der Kostenträger zur ambulanten <strong>Rehabilitation</strong><br />

(vgl. Koch & Bürger, 1996) sowie u.a. in den Leitlinien der BfA zur <strong>Rehabilitation</strong>sbedürftigkeit<br />

(B<strong>und</strong>esversicherungsanstalt für Angestellte, 1999). Allerdings existieren<br />

bislang nur vergleichsweise grobe Kriterien, in welchen Fällen welche Form<br />

der <strong>Rehabilitation</strong> notwendig ist; z.B. werden zumutbare Entfernungen, ausreichende<br />

physische <strong>und</strong> psychische Belastbarkeit <strong>und</strong> eine Sicherstellung der häuslichen Versorgung<br />

als Voraussetzungen für ambulante Formen der <strong>Rehabilitation</strong> formuliert. Ob<br />

darüber hinaus weitere Kriterien sinnvoll, notwendig <strong>und</strong> im Rahmen der Zuweisungsentscheidung<br />

praktikabel zu diagnostizieren sind, ist gegenwärtig noch offen<br />

(vgl. Bürger & Koch, 1999a). Auch zur Frage, inwieweit die bislang formulierten Kriterien<br />

bei der gegenwärtigen Zuweisungspraxis auch tatsächlich eingehalten werden,<br />

liegen bislang kaum Erfahrungen vor (vgl. auch Bürger & Koch, 1999a). Zudem beschränken<br />

sich die Empfehlungen auf die differentielle Entscheidung stationär vs.<br />

ambulant. Noch ungeklärt ist z.B. die Frage, in welchem zeitlichen <strong>und</strong> leistungsmässigem<br />

Umfang eine ambulante <strong>Rehabilitation</strong> durchgeführt werden soll oder wann<br />

z.B. eine <strong>Rehabilitation</strong> am Akutkrankenhaus einer <strong>stationäre</strong>n <strong>Rehabilitation</strong> vorzuziehen<br />

ist.<br />

Eine Studie zur Frage der Indikationsstellung für ambulante <strong>und</strong> <strong>stationäre</strong> Maßnahmen,<br />

in der eine Expertenbefragung nach der Methode der Delphi-Technik durchgeführt<br />

wurde, bestätigt bislang noch bestehende Unsicherheiten bei den zuweisenden<br />

Instanzen hinsichtlich der Bedeutung unterschiedlicher differentieller Indikationskriterien<br />

(Bürger & Koch, 1999a).<br />

Der Ausbau rehabilitativer Versorgungsangebote als Alternative zur <strong>stationäre</strong>n <strong>Rehabilitation</strong><br />

befindet sich zur Zeit noch im Entwicklungsstadium <strong>und</strong> stößt z.T. auch<br />

auf Widerstände, u. a. weil er, insbesondere vor dem Hintergr<strong>und</strong> begrenzter Res-


Kap. 2 „<strong>Ambulante</strong> <strong>Rehabilitation</strong>“ - Stand der Forschung - Seite 22<br />

sourcen für medizinisch-rehabilitative Leistungen insgesamt, die Interessen der bereits<br />

bestehenden Anbieter von rehabilitativen Leistungen berührt. Bislang haben<br />

ambulante rehabilitative Angebote, auch wenn sie bereits seit mehreren Jahren existieren,<br />

nur einen vergleichsweise bescheidenen Anteil an der rehabilitativen Versorgung.<br />

Eine Erweiterung des rehabilitativen Angebotsspektrums um ambulante Maßnahmen<br />

wird vom Gesetzgeber mit dem prinzipiellen Vorrang ambulanter vor <strong>stationäre</strong>n<br />

Maßnahmen gefordert, vermutlich vor allem deshalb, weil hier Möglichkeiten der Kostenreduktion<br />

im Ges<strong>und</strong>heitswesen vermutet werden. Auch die Reha-Kommission<br />

des VDR hat sich bereits 1991 für einen Einstieg in eine entsprechende Entwicklung<br />

ausgesprochen (Verband Deutscher Rentenversicherungsträger, 1991). Ebenso wird<br />

schon seit dem Reha-Angleichungsgesetz von 1974 <strong>und</strong> später nochmals im „Zweiten<br />

Bericht der B<strong>und</strong>esregierung über die Lage der Behinderten <strong>und</strong> die Entwicklung<br />

der <strong>Rehabilitation</strong>“ (1989) der Ausbau rehabilitativer Angebote am Akutkrankenhaus<br />

gefordert; auch hier geht die Entwicklung eher langsam voran. Im internationalen<br />

Vergleich nimmt Deutschland mit bislang fast ausschließlich <strong>stationäre</strong>r Durchführung<br />

der <strong>Rehabilitation</strong> in eigenständigen Kliniken seit langem eine Sonderstellung<br />

ein.<br />

Im Hinblick auf die ambulante <strong>Rehabilitation</strong> wird gr<strong>und</strong>sätzlich davon ausgegangen,<br />

dass es einen Bedarf an entsprechenden Angeboten gibt, u. a. weil erwartet wird,<br />

diese Maßnahmen zumindest bei einem Teil der Versicherten anstelle <strong>stationäre</strong>r<br />

rehabilitativer Leistungen zu erbringen. Allerdings besteht im Hinblick auf die Abschätzung<br />

des quantitativen Umfanges noch ein erhebliches Informationsdefizit. Die<br />

bisherigen diesbezüglichen Schätzungen liefern stark schwankende Angaben, die<br />

sich nicht als Planungsgrößen eignen. Zudem berücksichtigen sie nicht in hinreichendem<br />

Maße die unterschiedlichen Perspektiven (expertendefinierter Bedarf vs.<br />

selbstdefinierte Behandlungsbedürftigkeit vs. Nachfragesituation bei den anbietenden<br />

Einrichtungen). Noch berichten ambulante rehabilitative Einrichtungen häufiger<br />

über Belegungsprobleme <strong>und</strong> mangelnde Auslastungen. Die Vermutung, dass dies<br />

mit einem mangelnden Interesse von Patienten zusammenhängt, konnte eine eigene<br />

umfangreichere Studie zum Bedarf an ambulanten Angeboten im Indikationsbereich<br />

Orthopädie allerdings nicht bestätigen (Bürger & Koch, 1999b). Vielmehr zeigten sich<br />

im Rahmen dieser Studie sowohl aus der Perspektive von Patienten als auch aus der<br />

Perspektive von begutachtenden Ärzten beim MDK sowie von niedergelassenen Ärzten<br />

deutliche Hinweise auf einen Bedarf an ambulanten rehabilitativen Maßnahmen,<br />

der bei knapp einem Drittel der rehabilitationsbedürftigen Versicherten liegt. Damit ist<br />

von einem substantiellen Bedarf an ambulanten rehabilitativen Maßnahmen auszugehen,<br />

der in jedem Fall deutlich über den bisher realisierten Belegungszahlen liegt.


Kap. 2 „<strong>Ambulante</strong> <strong>Rehabilitation</strong>“ - Stand der Forschung - Seite 23<br />

2.3 INTERDISZIPLINARITÄT, SCHNITTSTELLENPROBLEME UND<br />

VERNETZUNG<br />

Rehabilitative Angebote sind durch interdisziplinäre Behandlungsansätze gekennzeichnet<br />

<strong>und</strong> erfordern daher entsprechende Abstimmungs- <strong>und</strong> Integrationsleistungen<br />

zwischen den beteiligten Berufsgruppen (vgl. Winter, 1995). Aufgr<strong>und</strong> der besonderen<br />

Charakteristika chronischer Erkrankungen (z.B. dynamischer Verlauf, Beeinträchtigungen<br />

in verschiedensten Lebensbereichen) sind zudem intensive Abstimmungsleistungen<br />

mit Vor- <strong>und</strong> Nachbehandlern sowie anderen Institutionen erforderlich,<br />

die für die Versorgung oder Betreuung relevant sind.<br />

Die Notwendigkeit solcher Vernetzungen wird prinzipiell erkannt. So wird betont,<br />

dass „für den erfolgreichen Verlauf der <strong>Rehabilitation</strong> ... Koordination <strong>und</strong> Zusammenwirken<br />

der am <strong>Rehabilitation</strong>sprozess Beteiligten von ausschlaggebender Bedeutung...“<br />

sind (Deutscher B<strong>und</strong>estag 1994, S. 23). Im Modell der „<strong>Rehabilitation</strong>skette“<br />

sollen die verschiedenen Elemente des <strong>Rehabilitation</strong>sprozesses (vom Krankenhaus<br />

über die <strong>Rehabilitation</strong>sklinik <strong>und</strong> den Hausarzt bis zur Sozialstation) möglichst<br />

nahtlos ineinander greifen. Der Gesetzgeber hat versucht, dies durch die Forderung<br />

nach Aufstellen eines Gesamtplanes sicherzustellen (§ 5 Abs. 3 RehaAnglG).<br />

In der Praxis aber hat sich dieses Instrument nicht durchgesetzt. Dies hängt u. a.<br />

damit zusammen, dass zu Beginn eines Behandlungs- <strong>und</strong> <strong>Rehabilitation</strong>sprozesses<br />

der Gesamtablauf der „<strong>Rehabilitation</strong>skette“ oft noch gar nicht zu überblicken ist. Unklar<br />

ist auch, wer die Erstellung eines Gesamtplans <strong>und</strong> die Koordinierung <strong>und</strong> Einleitung<br />

von unterschiedlichen Leistungsangeboten übernehmen kann. Die niedergelassenen<br />

Ärzte werden für solche Koordinierungsleistungen nicht honoriert, <strong>und</strong> die<br />

Leistungsträger haben oft nicht den dafür erforderlichen engen Kontakt mit den Versicherten.<br />

Medizinische <strong>und</strong> berufliche <strong>Rehabilitation</strong> werden bislang weitgehend (Ausnahme:<br />

geriatrische <strong>Rehabilitation</strong> <strong>und</strong> <strong>Rehabilitation</strong> für psychisch Kranke) überregional organisiert<br />

<strong>und</strong> segregiert von der Akutbehandlung erbracht: Im Unterschied dazu werden<br />

z.B. in den Niederlanden Einzugsgebiete festgelegt, für die je nach Bedarf gestufte<br />

spezialisierte kurative <strong>und</strong> rehabilitative Versorgungsangebote vorgehalten<br />

werden. Aufgr<strong>und</strong> dieser überregionalen Organisation <strong>und</strong> der Trennung von Kuration<br />

<strong>und</strong> <strong>Rehabilitation</strong> in Deutschland besteht die Notwendigkeit der Vernetzung von<br />

<strong>Rehabilitation</strong>seinrichtungen mit anderen Institutionen der Ges<strong>und</strong>heitsversorgung.<br />

Diese Vernetzung ist besonders dann schwierig, wenn ein großer Teil der behandelten<br />

Patienten z.B. in einer <strong>stationäre</strong>n <strong>Rehabilitation</strong>seinrichtung nicht aus der näheren<br />

Umgebung stammt <strong>und</strong> deshalb kein institutionalisierter regelmäßiger Kontakt zu<br />

immer gleichen Vor- <strong>und</strong> Nachbehandlern aufgebaut werden kann. In der Regel geschieht<br />

der Austausch von Informationen über die Versendung von Bef<strong>und</strong>en <strong>und</strong><br />

Entlassungsberichten. Zumindest letztere dienen auch als offizielle Dokumentation


Kap. 2 „<strong>Ambulante</strong> <strong>Rehabilitation</strong>“ - Stand der Forschung - Seite 24<br />

der Leistungen einer Klinik <strong>und</strong> sind nicht spezifisch auf die Adressaten zugeschnitten.<br />

Damit sind sie für den Austausch wichtiger Informationen vermutlich nicht immer<br />

optimal geeignet. Ein direkter Austausch zwischen den behandelnden Ärzten oder<br />

Therapeuten scheitert wahrscheinlich häufig an Zeitmangel, einem unterschiedlichen<br />

Behandlungsverständnis, mangelndem Wissen über die jeweils andere Institution,<br />

einem fehlenden Konsens über die Organisation einer Behandlungskette <strong>und</strong> unterschiedlichen<br />

Interessen der Beteiligten (vgl. auch Verband Deutscher Rentenversicherungsträger,<br />

1996). Noch bestehen im Hinblick auf solche Kommunikations- <strong>und</strong><br />

Vernetzungsprozesse erhebliche Wissensdefizite <strong>und</strong> es ist unklar, inwieweit ein solcher<br />

Informationsaustausch <strong>und</strong> Behandlungsabsprachen tatsächlich eher realisiert<br />

werden, wenn die <strong>Rehabilitation</strong> wohnortnah stattfindet.<br />

Wenn die rehabilitativen Versorgungsformen mit dem Vorteil werben, ihre Angebote<br />

sehr früh im Krankheitsprozess <strong>und</strong> stark vernetzt mit der Akutbehandlung erbringen<br />

zu können (z.B. Frührehabilitation im Akutkrankenhaus), ist zu prüfen, von wem <strong>und</strong><br />

wie rehabilitationsbedürftige Patienten während der Akutbehandlung identifiziert werden,<br />

ob die Einleitung entsprechender Maßnahmen frühzeitig erfolgt <strong>und</strong> wie die Zusammenarbeit<br />

des <strong>Rehabilitation</strong>steams mit der akutmedizinischen Behandlung organisiert<br />

ist <strong>und</strong> funktioniert. Hier ergeben sich z.B. auch Fragen des Behandlungsverständnisses<br />

aus Sicht der Akutversorgung bzw. des <strong>Rehabilitation</strong>steams <strong>und</strong> der<br />

entsprechenden Priorisierung unterschiedlicher (akutmedizinisch-diagnostischer vs.<br />

rehabilitationsmedizinischer) Behandlungserfordernisse, die für die Entscheidung<br />

<strong>und</strong> Terminierung einzelner Behandlungsschritte von großer Bedeutung sind. Bislang<br />

vorliegende Forschungsergebnisse zeigen hier noch Verbesserungsbedarf bei rehabilitativen<br />

Angeboten im Akutkrankenhaus (vgl. PROGNOS, 1998).<br />

Über die interdisziplinäre Zusammenarbeit in den <strong>Rehabilitation</strong>seinrichtungen im<br />

Sinne der Prozessqualität, deren Bewertung durch die unterschiedlichen Berufsgruppen<br />

<strong>und</strong> die Bedeutung der interdisziplinären Zusammenarbeit für die Organisation<br />

der Abläufe in einer <strong>Rehabilitation</strong>seinrichtung <strong>und</strong> für die Ergebnisqualität ist bislang<br />

insgesamt wenig bekannt, ebenso wenig darüber, ob es diesbezüglich relevante Unterschiede<br />

in verschiedenen rehabilitativen Versorgungsformen gibt.<br />

2.4 QUALITÄT UND WIRKSAMKEIT<br />

In Übereinstimmung mit dem Ges<strong>und</strong>heitsreformgesetz von 1989 (SGB V, §§ 135-<br />

139) sehen alle Rahmenempfehlungen zur ambulanten <strong>Rehabilitation</strong> qualitätssichernde<br />

Maßnahmen vor. Dabei ergibt sich insbesondere in der Phase der Entwicklung<br />

<strong>und</strong> Implementierung eines neuen Versorgungsangebotes ein besonderer Bedarf<br />

an Qualitätssicherung (QS) <strong>und</strong> Evaluation.


Kap. 2 „<strong>Ambulante</strong> <strong>Rehabilitation</strong>“ - Stand der Forschung - Seite 25<br />

Die Rentenversicherung hat mit ihrem breit angelegten <strong>und</strong> anspruchsvollen Qualitätssicherungsprogramm<br />

für den <strong>stationäre</strong>n Bereich der medizinischen <strong>Rehabilitation</strong><br />

einen wichtigen Impuls im Hinblick auf qualitätssichernde Maßnahmen gesetzt.<br />

Auch die gesetzlichen Krankenkassen haben – in der Routine etabliert für die Indikationsbereiche<br />

Orthopädie <strong>und</strong> Kardiologie – ein eigenes Qualitätssicherungsprogramm<br />

für den Bereich der <strong>stationäre</strong>n <strong>Rehabilitation</strong> aufgebaut. Zukünftig planen<br />

beide Kostenträger, sich diesbezüglich gemeinsam abzustimmen.<br />

In Anbetracht der noch jungen Entwicklung der verschiedenen ambulanten <strong>Rehabilitation</strong>sangebote<br />

befinden sich entsprechende QS-Überlegungen erwartungsgemäß<br />

überwiegend noch in einer frühen bzw. Planungsphase. Im Rahmen der bereits genannten<br />

BAR-Rahmenempfehlungen zur ambulanten <strong>Rehabilitation</strong> werden Standards<br />

festgelegt, denen alle Einrichtungen genügen müssen. Solche Standards stellen<br />

ein wichtiges Element einer Qualitätssicherung dar, sichern aber alleine noch<br />

nicht umfassend eine ausreichende Versorgungsqualität oder eine stetige Optimierung<br />

der Versorgung.<br />

Initiativen zu solchen umfassenden Qualitätssicherungsprogrammen für die<br />

ambulante <strong>Rehabilitation</strong> sind gerade in einer Zeit der Etablierung solcher neuen<br />

Angebote erforderlich, befinden sich aber gegenwärtig noch im Planungsstadium.<br />

Wie bereits erwähnt, wollen Renten- <strong>und</strong> Krankenversicherung im Unterschied zum<br />

<strong>stationäre</strong>n Bereich im Hinblick auf die ambulante <strong>Rehabilitation</strong> die Chance nutzen,<br />

eine QS-Programm gemeinsam zu etablieren. Eine Notwendigkeit für solche<br />

Anstrengungen ergibt sich u.a. auch aufgr<strong>und</strong> des zukünftig noch zu erwartenden<br />

weiteren Anstiegs des Anteils der ambulanten rehabilitativen Versorgung.<br />

Da der Aufbau von ergänzenden oder alternativen Angeboten zur <strong>stationäre</strong>n <strong>Rehabilitation</strong><br />

in Deutschland erst seit wenigen Jahren stattfindet <strong>und</strong> noch in der Entwicklung<br />

begriffen ist, steht die evaluative Forschung hier noch vergleichsweise am Anfang.<br />

Im Bereich der ambulanten Suchtrehabilitation fehlt es bis heute an wissenschaftlichen<br />

Begleitforschungsprogrammen, obwohl dieses Versorgungsangebot bereits<br />

seit etwa 1991 existiert. Solche Defizite sind im Bereich der Orthopädie <strong>und</strong><br />

Kardiologie nicht zu erwarten. Hier werden gegenwärtig bereits einige der ambulanten<br />

rehabilitativen Modelle wissenschaftlich begleitet; z.T. liegen hier bereits Forschungsergebnisse<br />

vor oder sind im kommenden Jahr zu erwarten, so dass in näherer<br />

Zukunft eine wissenschaftlich f<strong>und</strong>ierte Bewertung der bisherigen Erfahrungen mit<br />

diesem neuen Versorgungsangebot möglich sein dürfte.<br />

In Studien zur Wirksamkeit von <strong>stationäre</strong>n rehabilitativen Maßnahmen (vgl. Schliehe<br />

& Haaf, 1996) überwiegt bislang, wenn überhaupt ein Kontrollgruppendesign realisiert<br />

werden konnte, der Vergleich eines rehabilitativ behandelten Patientenkollektivs<br />

mit nicht rehabilitativ behandelten Versicherten. Im Zusammenhang mit der Evaluati-


Kap. 2 „<strong>Ambulante</strong> <strong>Rehabilitation</strong>“ - Stand der Forschung - Seite 26<br />

on der Wirksamkeit ambulant-rehabilitativer Maßnahmen interessiert dagegen vor<br />

allem die Frage nach der Wirksamkeit <strong>und</strong> dem Nutzen neuer Angebote im Vergleich<br />

mit bereits etablierten Maßnahmen (z.B. der <strong>stationäre</strong>n <strong>Rehabilitation</strong>, ambulanter<br />

Krankengymnastik) sowie anderen Konkurrenzangeboten. Im Bereich der Kardiologie<br />

liegen bereits einige Studien vor, die die prinzipielle Wirksamkeit ambulanter <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahmen<br />

sowie ambulanter <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahmen im Akutkrankenhaus<br />

bestätigen (vgl. Badura, Grande, Janßen & Schott, 1994; Bjarnason-<br />

Wehrens, Predel, Graf & Rost, 1999; B<strong>und</strong>esverband der Betriebskrankenkassen,<br />

1996; Klempt, Roman, Ylinen & Rikus-Dee, 1999; Wendt et al., 1999).<br />

Für die ambulante orthopädisch/traumatologische <strong>Rehabilitation</strong> liegen Daten zur<br />

Strukturqualität (vgl. Bürger & Koch, 1997) sowie der Abschlussbericht einer vom<br />

VdAK/AEV in Auftrag gegebenen b<strong>und</strong>esweit angelegten wissenschaftlichen Evaluation<br />

vor (vgl. von Törne et al., 1998). Das B<strong>und</strong>esministerium für Arbeit hat eine umfassende<br />

Evaluation des Zentrums für ambulante <strong>Rehabilitation</strong> in Berlin finanziert,<br />

aufgr<strong>und</strong> derer in diesem Jahr erste Ergebnisse erwartet werden. Der nordrheinwestfälische<br />

Landesverband der Betriebskrankenkassen hat 1996 eine Studie zur<br />

Wirksamkeit der ambulanten orthopädisch/traumatologischen <strong>Rehabilitation</strong> in Auftrag<br />

gegeben, für die der Abschlussbericht vorliegt (vgl. Froböse, 1997).<br />

Vergleichsweise viele <strong>Rehabilitation</strong>seinrichtungen, die ambulante Angebote vorhalten<br />

<strong>und</strong> von der Rentenversicherung belegt werden, werden wissenschaftlich begleitet,<br />

wobei die meisten Studien das Publikationsstadium noch nicht erreicht haben.<br />

Viel Aufmerksamkeit ausgelöst <strong>und</strong> die weitere Diskussion sehr angeregt haben die<br />

Untersuchungen zur ambulanten (im Vergleich zur <strong>stationäre</strong>n) kardiologischen <strong>Rehabilitation</strong><br />

der Bielefelder Arbeitsgruppe um Bernhard Badura (vgl. Badura et al.,<br />

1994; Grande & Janßen, 1993).<br />

Zusammenfassend dargestellt liegen zur vergleichenden Bewertung der Behandlungsergebnisse<br />

unter ambulantem <strong>und</strong> <strong>stationäre</strong>m Setting bisher nur wenige Studien<br />

vor. Die zitierte Untersuchung von Badura (Badura et al., 1994; Grande & Janßen,<br />

1993) vergleicht im Rahmen einer Längsschnittstudie stationär durchgeführte<br />

kardiologische <strong>Rehabilitation</strong> (zwei AHB-Kliniken) mit den in vier kardiologischen<br />

Praxen durchgeführten ambulanten Maßnahmen. Unter Bezug auf den Katamnesezeitraum<br />

von sechs Monaten nach Beendigung der Maßnahmen stellen die Autoren<br />

über alle erfassten Ergebnisbereiche keinen Unterschied fest, sie finden allerdings<br />

Hinweise darauf, dass mit den beiden Angebotstypen unterschiedliche Stärken <strong>und</strong><br />

Schwächen verb<strong>und</strong>en sind.<br />

In der von der BKK Leverkusen in Auftrag gegebenen Untersuchung zur „Erweiterten<br />

ambulanten Physiotherapie“ (EAP) verglichen Froböse (Deutsche Sporthochschule<br />

Köln) <strong>und</strong> Biehl (Franziskus-Hospital Köln-Ehrenfeld) diese Form der rehabilitativen


Kap. 2 „<strong>Ambulante</strong> <strong>Rehabilitation</strong>“ - Stand der Forschung - Seite 27<br />

Behandlung mit <strong>stationäre</strong>r AHB sowie herkömmlicher krankengymnastischer Behandlung<br />

(Froböse, 1997). Die auf verhältnismäßig kleinen Fallzahlen beruhenden<br />

Ergebnisse weisen auf eine deutliche Überlegenheit der EAP gegenüber der herkömmlichen<br />

krankengymnastischen Behandlung hin, eine Überlegenheit der <strong>stationäre</strong>n<br />

AHB gegenüber der EAP konnte nicht nachgewiesen werden.<br />

Die sich auf chronische Rückenschmerzpatienten beziehende Studie von Hildebrandt<br />

et al. (Hildebrand, 1994; Hildebrandt & Pfingsten, 1996) untersucht – allerdings ohne<br />

ein vergleichendes <strong>stationäre</strong>s Setting – die Wirksamkeit eines ambulanten rehabilitativen<br />

Behandlungskonzeptes, das neben intensiven körperlichen Aktivitäten edukative<br />

<strong>und</strong> kognitiv-verhaltenstherapeutische Elemente sowie berufsintegrierende Maßnahmen<br />

umfasst. Die Arbeitsgruppe berichtet auf allen Ebenen (subjektive Einschätzungen,<br />

objektivierbare funktionelle sowie somatische <strong>und</strong> psychologische Parameter,<br />

Wiederherstellung der Erwerbsfähigkeit) deutliche Behandlungseffekte, die auch<br />

noch sechs Monate nach der Maßnahme Bestand haben.<br />

Die Ergebnisse der Evaluationsstudien weisen auf die prinzipielle Wirksamkeit der<br />

ambulanten <strong>Rehabilitation</strong> hin. Im Hinblick auf den Vergleich zu <strong>stationäre</strong>n Formen<br />

der <strong>Rehabilitation</strong> deuten die Resultate insgesamt eher darauf hin, dass keine globalen<br />

Unterschiede im Behandlungserfolg nachzuweisen sind (vgl. Badura et al., 1994;<br />

Remschmidt, 1988; von Törne et al., 1998), auch wenn die Vergleichbarkeit der unterschiedlich<br />

behandelten Gruppen in den Studien, in denen ein Wirksamkeitsvergleich<br />

ambulant vs. stationär durchgeführt wurde, immer wieder ein kritischer Punkt<br />

ist. Betrachtet man die Bef<strong>und</strong>e jenseits der Frage der globalen Wirksamkeit, zeigen<br />

sich differentielle Ergebnisse, die sich auf settingspezifische Eigenheiten zurückführen<br />

lassen. So weisen die längsschnittlichen Bef<strong>und</strong>e z.B. tendenziell darauf hin,<br />

dass die für <strong>stationäre</strong> Angebote bekannten Probleme des „Praxisschocks“ nach der<br />

Rückkehr in den häuslichen Alltag <strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>enen Probleme der Verstetigung<br />

der während des Klinikaufenthaltes erreichten Erfolge im ambulanten Bereich<br />

so nicht auftreten.<br />

Allerdings sind bei Wirksamkeitsvergleichen unterschiedlicher <strong>Rehabilitation</strong>sformen<br />

auch eine Reihe von forschungsmethodischen Problemen zu beachten, die nicht<br />

immer kontrolliert werden. So übersteigt z.B. die Gesamtdauer der Behandlung (nicht<br />

der Netto-Behandlungsumfang) bei ambulanten Maßnahmen häufig den der <strong>stationäre</strong>n<br />

<strong>Rehabilitation</strong>. Vor allem in den Fällen, wo auch ohne Behandlung mit der Zeit<br />

eine Verbesserung der klinischen Symptomatik zu erwarten ist, muss auf entsprechende<br />

Fehlinterpretationen der besseren Erfolge im ambulanten Setting geachtet<br />

werden.<br />

Des Weiteren ist zu berücksichtigen, dass in den Fällen, in denen parallelisierte<br />

Gruppen aus unterschiedlichen Settings miteinander verglichen werden, nicht not-


Kap. 2 „<strong>Ambulante</strong> <strong>Rehabilitation</strong>“ - Stand der Forschung - Seite 28<br />

wendigerweise auch die für die jeweilige Behandlungsform typischen Patientengruppen<br />

gegenübergestellt werden. Dies gilt umso mehr, als bestimmte Patientenmerkmale<br />

bereits den Zugang zu den unterschiedlichen Versorgungsformen beeinflussen.<br />

So finden sich beispielsweise in fast allen Studien, die ambulant <strong>und</strong> stationär behandelte<br />

Patienten vergleichen, Unterschiede in der Chronifizierung der Erkrankung<br />

<strong>und</strong> der Multimorbidität.<br />

Auch wenn die bisher wenigen vergleichenden Studien übereinstimmend darauf hinweisen,<br />

dass mit der (aufwändigeren) <strong>stationäre</strong>n <strong>Rehabilitation</strong> keine günstigeren<br />

rehabilitativen Ergebnisse gegenüber der ambulanten <strong>Rehabilitation</strong> erzielt werden<br />

können, ist eine Generalisierung des damit angedeuteten Trends gegenwärtig (noch)<br />

nicht zulässig. So deuten sie – unabhängig von den genannten methodischen Problemen,<br />

die mit solchen Untersuchungen verb<strong>und</strong>en sind – auch darauf hin, dass das<br />

jeweilige Setting je nach rehabilitativer Zielsetzung <strong>und</strong> Ausgangssituation der Patienten<br />

mit spezifischen Vor- <strong>und</strong> Nachteilen behaftet ist. Letzteres stützt unsere Annahme,<br />

dass weniger die Frage „ambulant vs. stationär“ zukunftsweisend ist, sondern<br />

vielmehr die Frage: „Welche rehabilitative Versorgungsform ist für welche Rehabilitanden<br />

mit welchen Problemlagen zu welchem Zeitpunkt angemessen <strong>und</strong> erfolgversprechend?“.<br />

Im Hinblick auf die unterschiedlichen rehabilitativen Angebote<br />

stellt sich damit zukünftig immer drängender die Aufgabe, die Entwicklung differentieller<br />

Zuweisungsstrategien voranzutreiben.<br />

Bezüglich einer vergleichenden Evaluation von unterschiedlichen <strong>Rehabilitation</strong>ssettings<br />

sind mindestens zwei Gesichtspunkte in der Planung zu berücksichtigen: Die<br />

Behandlungsgruppen müssen vergleichbar sein, <strong>und</strong> sie müssen differentielle Analysen<br />

zulassen. Die Vergleichbarkeit ist forschungsmethodisch am ehesten bei einem<br />

Verfahren mit echter Zufallszuweisung gewährleistet. Diese sichert Vergleichbarkeit<br />

der Gruppen bezüglich der Eingangsvoraussetzungen <strong>und</strong> kontrolliert damit Fremd<strong>und</strong><br />

Selbstselektionsprozesse.<br />

Differentielle Analysen („Wer profitiert besonders von welcher Form der <strong>Rehabilitation</strong>?“)<br />

erfordern die genaue Erfassung relevanter Ausgangsvariablen beim Patienten<br />

(z.B. soziodemographische Variablen, Erwartungen <strong>und</strong> Motivationen sowie rehabilitative<br />

Problemlagen) <strong>und</strong> setzen einen erheblichen Umfang der Untersuchungsgruppen<br />

voraus.<br />

Es ist aber anzumerken, dass ein Verfahren wie die Zufallszuweisung zwar unter forschungsmethodischen<br />

Gesichtspunkten angezeigt erscheint, im Rahmen der<br />

<strong>Rehabilitation</strong> aber auf rechtliche <strong>und</strong> ethische Bedenken stoßen <strong>und</strong> Widerstand bei<br />

Behandlern <strong>und</strong> Behandelten auslösen kann. Weiterhin ist zu berücksichtigen, dass<br />

bei dieser Art des Vergleiches ein Teil der Patienten jeweils die für sie nicht optimale


Kap. 2 „<strong>Ambulante</strong> <strong>Rehabilitation</strong>“ - Stand der Forschung - Seite 29<br />

Behandlung erhält. Es ist denkbar, dass ihre Anwesenheit den Behandlungsfortschritt<br />

auch bei den eigentlich indizierten Patienten beeinträchtigt.<br />

Angesichts dieser Schwierigkeiten ist als Alternative der Verzicht auf Vergleichsstudien<br />

dieses Typs zu diskutieren <strong>und</strong> eine zielorientierte Evaluation in Erwägung zu<br />

ziehen, die die Unterschiedlichkeit der Behandlungsgruppen von vorneherein berücksichtigt.<br />

Dieser Ansatz überprüft, in welchem Ausmaß spezifische rehabilitative<br />

Zielsetzungen erreicht werden, die sich aus der jeweiligen Konzeption ergeben.<br />

2.5 KOSTEN<br />

Neben den konzeptionellen Vorteilen der verschiedenen rehabilitativen Versorgungsformen<br />

sind gerade in einer Zeit massiver Einsparungen in der <strong>Rehabilitation</strong> (vgl.<br />

Ruland, 1996) auch die Kosten der verschiedenen Angebote von Bedeutung.<br />

So sind z.B. mit der Einführung ambulanter <strong>Rehabilitation</strong>sangebote eindeutig Absichten<br />

der Kostenersparnis verb<strong>und</strong>en. Es wird dabei im Allgemeinen davon ausgegangen,<br />

dass ambulante medizinische <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahmen ohne Qualitätsverluste<br />

in der Versorgung finanziell günstiger erbracht werden können als <strong>stationäre</strong>.<br />

So werden Möglichkeiten der Kosteneinsparung erwartet, u. a. weil mit dem Wegfall<br />

des „Hotelkostenanteils“ von geringeren Personal-, Investitions- <strong>und</strong> Unterhaltungskosten<br />

ausgegangen wird. Im Allgemeinen liegen die für ambulante Maßnahmen<br />

gezahlten Tagespauschalen auch unter denen für <strong>stationäre</strong> Maßnahmen. Da<br />

zusätzlich nur die Tage gezahlt werden, an denen tatsächlich therapeutische Angebote<br />

erbracht werden, liegen die Gesamtkosten für ambulante Maßnahmen gleichen<br />

zeitlichen Umfanges nach bisherigen Erfahrungen deutlich niedriger als bei den <strong>stationäre</strong>n<br />

Maßnahmen. Hinsichtlich der Fahrtkosten ist noch offen, ob die bisherigen<br />

Erfahrungen der Krankenkassen, dass Versicherte sich diese selten erstatten lassen<br />

(vgl. von Törne et al., 1998), auch bei einem weiteren Ausbau solcher Angebote auf<br />

Dauer Bestand haben.<br />

Weitere Einsparungen sowohl bei ambulanten Angeboten als auch bei der <strong>Rehabilitation</strong><br />

im Akutkrankenhaus werden durch schnellere Zugänge zu rehabilitativen Maßnahmen<br />

<strong>und</strong> kürzere Wartezeiten erhofft, indem geringere Aufwendungen für<br />

Krankengeldleistungen oder Übergangsgelder anfallen. Für einen Teil der berufstätigen<br />

Versicherten besteht bei ambulanten rehabilitativen Maßnahmen auch die Möglichkeit<br />

einer zumindest partiellen Weiterführung der Berufstätigkeit, so dass für die<br />

<strong>Rehabilitation</strong>sträger <strong>und</strong> die Arbeitgeber geringere Ausgaben für Lohnfortzahlung<br />

bzw. Lohnersatzleistungen anfallen. Dieser Anteil liegt beispielsweise bei den ambulant-orthopädisch-traumatologisch<br />

(AOTR) behandelten Berufstätigen bei 50% (vgl.<br />

von Törne et al., 1998). Für rehabilitative Maßnahmen im Akutkrankenhaus gibt es<br />

erste empirische Hinweise, dass deutliche fallbezogene Einsparungen insbesondere


Kap. 2 „<strong>Ambulante</strong> <strong>Rehabilitation</strong>“ - Stand der Forschung - Seite 30<br />

hinsichtlich nachfolgender (Anschluss-) <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahmen <strong>und</strong> verkürzter<br />

Arbeitsunfähigkeitszeiten erzielt werden können (PROGNOS, 1998).<br />

Ob aber tatsächlich durch die Einführung oder den Ausbau solcher neuen rehabilitativen<br />

Angebote Einsparungen bei den Gesamtaufwendungen für rehabilitative Leistungen<br />

erzielt werden können, bleibt abzuwarten. Zum einen werden vermutlich zusätzlich<br />

Versicherte angesprochen, die mit <strong>stationäre</strong>n rehabilitativen Angeboten<br />

nicht erreicht werden konnten. Zum anderen wird nur ein Teil der Versicherten, die<br />

ambulante rehabilitative Maßnahmen in Anspruch nehmen, dies anstelle <strong>stationäre</strong>r<br />

Maßnahmen tun. Vielmehr werden auch solche Versicherten ambulante Angebote<br />

nutzen, die bisher keine rehabilitativen Leistungen oder ausschließlich krankengymnastische<br />

Behandlungen erhalten haben. Möglicherweise nutzt auch ein Teil der<br />

Versicherten – bei Einhaltung der Vier-Jahres-Frist, bei der auch ambulante <strong>Rehabilitation</strong><br />

berücksichtigt wird - künftig solche neuen rehabilitativen Angebote zusätzlich,<br />

ohne auf <strong>stationäre</strong> Maßnahmen zu verzichten. Sicher ist eine solche Steigerung der<br />

Inanspruchnahme medizinischer Leistungen vor allem in den Fällen wünschenswert,<br />

in denen entsprechende Leistungen notwendig sind <strong>und</strong> dies soll ja auch regelhaft<br />

durch entsprechende medizinische Begutachtungen gesichert werden. Unter reinen<br />

Kostenaspekten aber ist deshalb mit der Einführung ambulanter rehabilitativer Angebote<br />

eben nicht unbedingt damit zu rechnen, dass im gleichem Verhältnis Kosten bei<br />

<strong>stationäre</strong>n Maßnahmen oder Akutbehandlungen eingespart werden können. Vielmehr<br />

ist angesichts der begrenzten finanziellen Ressourcen im Ges<strong>und</strong>heitswesen<br />

im Sinne einer angebotsinduzierten Nachfragesteigerung (vgl. von der Schulenburg,<br />

1987) damit zu rechnen, dass neue konkurrierende <strong>Rehabilitation</strong>sformen bei allen<br />

Anbietern die Bemühungen forcieren, ihre Angebote auszulasten.<br />

Zu prüfen sind bei Überlegungen zu den Auswirkungen der Einführung ambulanter<br />

Angebote aber nicht nur Folgen im Sinne einer Inanspruchnahme <strong>stationäre</strong>r <strong>Rehabilitation</strong>seinrichtungen<br />

oder Veränderungen der Aufenthaltsdauer. Zu bedenken ist bei<br />

der Ermittlung der Gesamtkosten auch an ein weiterer Punkt: Ein Ausbau des Systems<br />

der ambulanten <strong>Rehabilitation</strong> mit einer Nutzung durch geeignete Patienten<br />

dürfte auch eine Veränderung der Zusammensetzung der Klientel in den <strong>Rehabilitation</strong>skliniken<br />

zur Folge haben, z.B. im Hinblick auf Merkmale wie Schwere der Erkrankung,<br />

Multimorbidität, Pflegebedürftigkeit <strong>und</strong> Motivation, aber auch im Hinblick<br />

auf soziale Merkmale. Dies wiederum kann Einfluss auf die stationär-rehabilitative<br />

Arbeit haben <strong>und</strong> Veränderungen im Konzept <strong>und</strong> den Schwerpunktsetzungen der<br />

Kliniken erforderlich machen. Aus der damit verb<strong>und</strong>enen größeren Schwierigkeit der<br />

therapeutischen Aufgabenstellungen resultieren u.U. personelle Konsequenzen <strong>und</strong><br />

erhöhte Kosten pro Behandlungsfall. D.h., im Rahmen von ökonomischen Analysen,<br />

die das Gesamtsystem betreffen, ist zu berücksichtigen, dass ein Teil der Einsparung<br />

aufgr<strong>und</strong> kostengünstiger ambulanter Angebote (bei Patienten mit geringerem Reha-


Kap. 2 „<strong>Ambulante</strong> <strong>Rehabilitation</strong>“ - Stand der Forschung - Seite 31<br />

bilitationsaufwand) durch geltend gemachte erhöhte Kosten im <strong>stationäre</strong>n Bereich<br />

aufgezehrt werden könnte.<br />

Bislang jedenfalls wird die Diskussion um ökonomische Vorteile neuer rehabilitativer<br />

Angebote häufig sehr vereinfachend <strong>und</strong> verkürzt geführt, wenn z.B. wie im Fall der<br />

ambulanten <strong>Rehabilitation</strong> allein mit geringeren Kosten für die einzelnen Maßnahmen<br />

argumentiert wird <strong>und</strong> Kostenentwicklungen im Gesamtsystem außer Acht gelassen<br />

werden. Geht man von der zuvor beschriebenen Entwicklung eines rehabilitativen<br />

Versorgungssystems mit einer differenzierten Angebotsstruktur aus, so sind im Hinblick<br />

auf die Kosten der Behandlung für den einzelnen Rehabilitanden die Fragen zu<br />

beantworten: „Welche rehabilitative Leistung ist beim einzelnen Patienten erforderlich?<br />

Wo kann diese mit der erforderlichen Qualität am kostengünstigsten erbracht<br />

werden?“


Kap. 2 „<strong>Ambulante</strong> <strong>Rehabilitation</strong>“ - Stand der Forschung - Seite 32


3 Zur <strong>orthopädische</strong>n <strong>Rehabilitation</strong> in Deutschland - Seite 33<br />

3 ZUR ORTHOPÄDISCHEN REHABILITATION IN DEUTSCHLAND<br />

Einer der Ursprünge der <strong>orthopädische</strong>n <strong>Rehabilitation</strong> ist die „Krüppelversorgung“<br />

(Mitte 19. Jahrh<strong>und</strong>ert). Diese beschränkte sich in ihrem frühen Stadium auf Patienten,<br />

deren Fehlstellungen des Halte- <strong>und</strong> Bewegungsapparates angeboren, erworben<br />

oder durch posttraumatische Schäden entstanden sind. Nach den beiden Weltkriegen<br />

in der ersten Hälfte des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts kamen noch Kriegsversehrte hinzu<br />

(Preußisches Krüppelfürsorgegesetz v. 01.10.1920). In neuerer Zeit gewinnen vor<br />

allem degenerative Erkrankungen mehr <strong>und</strong> mehr Bedeutung.<br />

Gegenwärtig werden etwa die Hälfte aller <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahmen <strong>und</strong> ein Drittel<br />

aller Frühberentungen wegen Erkrankungen der Haltungs- <strong>und</strong> Bewegungsorgane<br />

durchgeführt (vgl. Finkbeiner, 1996). Insgesamt machen <strong>stationäre</strong> medizinische<br />

Leistungen zur <strong>Rehabilitation</strong> aufgr<strong>und</strong> von Schäden des Haltungs- <strong>und</strong> Bewegungsapparates<br />

gegenwärtig ca. 40% aller Leistungen (Verband Deutscher Rentenversicherungsträger,<br />

1998) aus. Abbildung 1 verdeutlicht dieses Verhältnis zu den anderen<br />

Diagnosegruppen (Erstdiagnose).<br />

Krankheiten von<br />

Skelett/Muskeln/Bindegewebe<br />

40%<br />

Übrige Erkrankungen<br />

4%<br />

Krankheiten der Haut<br />

1%<br />

keine Aussage möglich<br />

2%<br />

Krankheiten der Harn- <strong>und</strong><br />

Geschlechtsorgane<br />

1%<br />

Neubildungen<br />

9%<br />

Krankheiten der<br />

Atmungsorgane<br />

4%<br />

Stoffwechselerkrankungen/<br />

Verdauungsorgane<br />

5%<br />

Krankheiten des<br />

Kreislaufsystems<br />

14%<br />

Psychische Erkrankungen<br />

18%<br />

Krankheiten des<br />

Nervensystems<br />

2%<br />

Abbildung 1 Stationäre medizinische Leistungen zur <strong>Rehabilitation</strong> nach § 15 SGB VI im<br />

Berichtsjahr 1998 – VDR Statistik 1998. Verteilung nach Erstdiagnose.<br />

3.1 KRANKHEITSBILDER UND BEHANDELTE PATIENTEN<br />

Nach der Statistik „<strong>Rehabilitation</strong>“ des VDR wurden im Jahr 1998 wegen Erkrankungen<br />

von Skelett, Muskeln <strong>und</strong> Bindegewebe (Diagnosegruppe ICD-9-Schlüssel 710 –


Kap. 3 Zur <strong>orthopädische</strong>n <strong>Rehabilitation</strong> in Deutschland - Seite 34<br />

739) 226.762 Leistungen zur <strong>stationäre</strong>n medizinischen <strong>Rehabilitation</strong> durchgeführt<br />

(Verband Deutscher Rentenversicherungsträger, 1998).<br />

Erkrankungen von Skelett, Muskeln <strong>und</strong> Bindegewebe lassen sich in vier wesentliche<br />

Krankheitsbilder unterteilen, die im Folgenden jeweils mit den entsprechenden ICD-9<br />

Ziffern aufgeführt werden:<br />

Dorsopathien (Rückenleiden; ICD-9: 720 - 724)<br />

Dorsopathien machen mit Abstand den größten Teil der Leistungen zur <strong>stationäre</strong>n<br />

medizinischen <strong>Rehabilitation</strong> aus. Im Jahr 1998 wurden aufgr<strong>und</strong> Dorsopathien insgesamt<br />

162.323 Maßnahmen durchgeführt. Intervertebrale Diskopathien <strong>und</strong> chronische<br />

Rückenschmerzen sind in dieser Diagnosegruppe die häufigsten Erkrankungen.<br />

Gruppe der Arthropathien <strong>und</strong> verwandten Affektionen (ICD-9: 710 - 719)<br />

1998 wurden insgesamt 44.647 Leistungen zur <strong>stationäre</strong>n medizinischen <strong>Rehabilitation</strong><br />

aufgr<strong>und</strong> Arthropathien durchgeführt, dabei vor allem wegen Verschleißerkrankungen<br />

an bestimmten Gelenken, insbesondere Hüft- <strong>und</strong> Kniegelenken (ICD-9: 715,<br />

Osteoarthrosen).<br />

Rheumatismus, ausgenommen des Rückens (ICD-9: 725 - 729)<br />

Insgesamt wurden 1998 für diese Erkrankungsgruppe 12.182 rehabilitative Leistungen<br />

erbracht. Rheumatismus verursacht schmerzhafte <strong>und</strong> funktionsbeeinträchtigende<br />

Zustände des Muskel-Skelett-Apparates. Bedeutsamste Einzeldiagnose sind die<br />

peripheren Entesiopathien (ICD-9: 726), also Erkrankungen der Weichteile <strong>und</strong> Bänder<br />

mit meist unspezifischer Genese.<br />

Systemische, nicht-entzündliche Knochenerkrankungen (ICD-9: Osteopathien,<br />

730 - 739)<br />

Hierunter ist vor allem die Osteoporose als Systemerkrankung des Skeletts mit Verminderung<br />

der Knochenmasse zu subsumieren, aber auch Deformitäten des Muskel-<br />

Skelettsystems. Insgesamt wurden im Berichtsjahr 1998 für diese Erkrankungsgruppe<br />

7.610 Leistungen zur <strong>stationäre</strong>n medizinischen <strong>Rehabilitation</strong> durchgeführt.<br />

Rückenleiden dominieren sämtliche Morbiditätsstatistiken (Raspe & Kohlmann, 1994)<br />

<strong>und</strong> werden als das teuerste Symptom der Industrieländer bezeichnet (Jäckel, 1995),<br />

wobei die Erkrankungshäufigkeit in den letzten Jahrzehnten national <strong>und</strong> international<br />

deutlich zugenommen hat. 30% aller Erwachsenen leiden unter Rückenschmerzen<br />

(Prävalenz, vgl. Lenhardt, Elkeles & Rosenbrock, 1994, 1997), die jährliche Inzidenzrate<br />

liegt bei 15%. Nach Schwartz et al. (Schwartz, 1999) entfallen etwa 26-31%<br />

aller AU-Zeiten auf Krankheiten des Skeletts, der Muskeln <strong>und</strong> des Bindegewebes


Kap. 3 Zur <strong>orthopädische</strong>n <strong>Rehabilitation</strong> in Deutschland - Seite 35<br />

(ICD-9 710-739). Sie sind die häufigste Ursache für Frühberentungen (1997 17%<br />

aller Frühberentungen, vgl. Haaf & Schliehe, 1999). Die Krankenhausdiagnosestatistik<br />

1995 weist für Dorsopathien (ICD-9: 720-724) Kosten in Höhe von ca. 2,4 Mrd.<br />

DM aus, hinzu kommen für die gesetzliche Rentenversicherung weitere ca. 3,2 Mrd.<br />

DM für <strong>stationäre</strong> medizinische <strong>und</strong> sonstige Leistungen zur <strong>Rehabilitation</strong> (1995).<br />

Insgesamt werden die krankheitsbezogenen direkten Kosten dieser Diagnosegruppe<br />

für das Jahr 1994 auf etwa 20 Mrd. DM geschätzt (Statistisches B<strong>und</strong>esamt, 1998).<br />

Da Rückenleiden eine so herausragende Bedeutung zukommt, soll im Folgenden auf<br />

diese Erkrankungsgruppe genauer eingegangen werden.<br />

In 60-80% aller akuten Fälle ist den Rückenschmerzen keine somatische Ursache<br />

oder organisches Korrelat zuzuordnen (Gralow, 1998; Saur et al., 1996; Traue &<br />

Kessler, 1993). Auch wenn sich zunächst 90% der Rückenschmerzpatienten innerhalb<br />

von zwei Monaten wieder von den Beschwerden erholen (Basler, 1995; Hazard<br />

et al., 1989), wird eine Rückfallquote von 50-70% angenommen (Traue & Kessler,<br />

1993). Nach Frank (1993) spricht man bei Rückenschmerzen, die bis zu sieben Tagen<br />

andauern, von akuten Beschwerden, bei Beschwerden, die länger als drei Monate<br />

andauern, von chronischen Beschwerden.<br />

Rückenschmerzen sind meist Teil eines Beschwerdesyndroms <strong>und</strong> gehen häufig mit<br />

Bewegungseinschränkungen, Ausstrahlungen der Schmerzen in die Beine, Nackenbeschwerden,<br />

Gelenkschmerzen <strong>und</strong> anderen körperlichen Symptomen einher (vgl.<br />

Raspe & Kohlmann, 1993). Letztere werden oft als Ausdruck depressiven Erlebens<br />

infolge der andauernden Rückenbeschwerden interpretiert (vgl. Pfingsten & Hildebrandt,<br />

1997). Entsprechend häufig lassen sich psychische Begleitsymptome wie<br />

Depressivität, Angst <strong>und</strong> vitale Erschöpfung nachweisen (Eich, 1992; Jäckel, Gerdes,<br />

Czicke & Jacobi, 1993).<br />

Ursachen für die Entstehung chronischer unspezifischer Rückenschmerzen (lowback-pain)<br />

werden in erworbenen oder angeborenen dispositionellen Bedingungen<br />

im Sinne von Haltungsanomalien, degenerativen Veränderungen, z.B. auch als Reaktion<br />

auf Traumata, gesehen (vgl. Flor & Birbaumer, 1995; Keel, Perini & Schütz-<br />

Petitjean, 1996). Als entscheidend für das Auftreten chronischer Rückenbeschwerden<br />

werden zum einen Muskelverspannungen <strong>und</strong> -verhärtungen angenommen, die<br />

mit Ischämien <strong>und</strong> verstärkten Schmerzen einhergehen. Im Sinne eines circulus vitiosus<br />

verstärkt die Schmerzwahrnehmung erneut die Muskelkontraktionen <strong>und</strong> Ischämien.<br />

Kurzfristig wirkt eine Einschränkung der Beweglichkeit zunächst schmerzlindernd,<br />

langfristig trägt die Inaktivität zu Immobilität, Fehlhaltungen, einem Abbau<br />

der Muskulatur <strong>und</strong> auf psychosozialer Ebene auch zu einer Verminderung von Sozialkontakten<br />

<strong>und</strong> Möglichkeiten positiver Erlebnisse, Hilflosigkeit, Gereiztheit <strong>und</strong><br />

Depressivität bei. Letzteres begünstigt wiederum die Wahrnehmung <strong>und</strong> Empfindung<br />

von Schmerzen. Alternativ wird als Erklärungsmodell für chronische Rückenbe-


Kap. 3 Zur <strong>orthopädische</strong>n <strong>Rehabilitation</strong> in Deutschland - Seite 36<br />

schwerden weniger die Verspannungen der Muskulatur als vielmehr die fehlende<br />

muskuläre Stützung der Wirbelsäule angesehen; Schmerzen entstehen hierbei in<br />

den überlasteten Muskeln, im Bindegewebe <strong>und</strong> den Gelenken. Die Hyperaktivität<br />

der lumbalen Muskulatur spielt in diesem Zusammenhang für die Aufrechterhaltung<br />

der Schmerzen eine zentrale Rolle. Schließlich wird davon ausgegangen, dass<br />

Schmerzerleben <strong>und</strong> -äußerungen operant verstärkt werden können, indem Patienten<br />

hierfür Zuwendung erfahren oder die Schmerzen als Erklärung für subjektiv<br />

erlebtes Scheitern oder Schwierigkeiten dienen (vgl. Söllner & Döring, 1997; Traue &<br />

Kessler, 1993).<br />

3.2 BEHANDLUNGSANGEBOTE UND VERSORGUNGSSTRUKTUREN<br />

1995 gab es in Deutschland insgesamt 1.373 statistisch erfasste <strong>stationäre</strong> Vorsorge-<br />

<strong>und</strong> <strong>Rehabilitation</strong>seinrichtungen mit zusammen 181.633 Betten. Nach Indikationsgebieten<br />

ergab sich für 1995 folgende Rangordnung: 35,8% der Betten waren der<br />

Inneren Medizin zugeordnet, 22,0% der Orthopädie <strong>und</strong> 7,0% der Psychosomatik.<br />

Der Anteil von fachlich nicht näher ausgewiesenen bzw. Allgemeinbetten betrug<br />

18,2% (Statistisches B<strong>und</strong>esamt, 1998). Ein nicht unerheblicher Anteil <strong>orthopädische</strong>r<br />

<strong>Rehabilitation</strong>smaßnahmen wird auch in Einrichtungen anderer Indikationsgebiete<br />

behandelt bzw. mitbehandelt. Beispiel sind etwa die entzündlich-rheumatischen<br />

Erkrankungen, die häufig in Einrichtungen der Inneren Medizin rehabilitiert werden.<br />

Differenzierte Statistiken über Belegungszahlen der Betten in der <strong>orthopädische</strong>n<br />

<strong>Rehabilitation</strong> <strong>und</strong> Patientencharakteristika fehlen weitgehend. Dies gilt sowohl für<br />

Betten in Trägerschaft der Rentenversicherung als auch anderer Träger. In den Kliniken<br />

der Arbeiterrentenversicherung waren im Jahre 1999 laut Auskunft des VDR<br />

durchschnittlich 4.845 Betten für <strong>orthopädische</strong> Erkrankungen belegt.<br />

Die Ausstattung in <strong>orthopädische</strong>n <strong>Rehabilitation</strong>skliniken weicht nur wenig von Einrichtungen<br />

der Akutversorgung ab. Unterschiede bestehen vor allem in Hinblick auf<br />

die Möglichkeiten der operativen Versorgung <strong>und</strong> besonderer bildgebender Diagnostik,<br />

die in der Regel nicht während der medizinischen <strong>Rehabilitation</strong> durchgeführt<br />

wird. Eine Übersicht über Vorgaben zur Ausstattung medizinischer <strong>Rehabilitation</strong>seinrichtungen<br />

findet sich im ersten Teilband des III. Bandes der Abschlussberichte<br />

der Kommission zur Weiterentwicklung der <strong>Rehabilitation</strong> in der gesetzlichen Rentenversicherung<br />

(Kommission zur Weiterentwicklung der <strong>Rehabilitation</strong> in der gesetzlichen<br />

Rentenversicherung, 1991). Maßgaben an die strukturelle Ausstattung (räumlich-technische<br />

Ausstattung) erfolgen hier zum einen für den medizinischdiagnostischen<br />

Bereich (Röntgengerät, Ultraschall, Doppler, EKG, isokinetische<br />

Diagnostik, EMG/NLG, Labor, Lungenfunktion, Möglichkeiten zur Computertomografie,<br />

Kernspin etc.), für räumliche Voraussetzungen wie Arztzimmer, Überwa-


Kap. 3 Zur <strong>orthopädische</strong>n <strong>Rehabilitation</strong> in Deutschland - Seite 37<br />

chungszimmer, aseptischer Raum, Vortragsraum sowie Räumlichkeiten für die orthopädietechnische<br />

Versorgung, für die Krankengymnastik (Behandlungsbank,<br />

Raum für Schlingentisch, Matten, Trainingsgeräte etc., Halle für Gruppengymnastik,<br />

Bewegungsbad, Terrain für Gehschule/-training), für die Badeabteilung, für die Ergotherapie<br />

(Gruppenräume, Einzelraum, Holzwerkstatt, Übungsküche, Übungsbad<br />

etc.), für die psychologische Betreuung (Arbeitszimmer, Raum für Gruppentherapie,<br />

Biofeedback-Raum) sowie für die Diätabteilung (Arbeitszimmer, Lehrküche <strong>und</strong><br />

Beratungsraum). Vorausgesetzt wird, dass die gesamte <strong>Rehabilitation</strong>seinrichtung<br />

über eine behindertengerechte Ausstattung verfügt.<br />

Das therapeutische Angebotsspektrum in <strong>orthopädische</strong>n <strong>Rehabilitation</strong>skliniken beinhaltet<br />

Leistungen, die sich wie folgt gruppieren lassen (vgl. Finkbeiner, 1996):<br />

Ärztliche Maßnahmen umfassen Leistungen zur Untersuchung, Diagnostik aber<br />

auch der Therapieplanerstellung <strong>und</strong> -koordination. Neben dem gesamten Spektrum<br />

der medizinischen Tätigkeit besitzt auch die sozialmedizinische Einschätzung <strong>und</strong><br />

Bewertung sowie die Prognose hinsichtlich zukünftiger Erwerbsfähigkeit einen hohen<br />

Stellenwert.<br />

Wesentlicher Bestandteil der rehabilitativen Behandlung <strong>orthopädische</strong>r Patienten ist<br />

die Krankengymnastik. In dieses Aufgabenspektrum fallen aktive <strong>und</strong> passive mobilisierende<br />

Techniken, Übungen zum Kraftgewinn u. a. sowie Verhaltensschulung.<br />

Maßnahmen der Massage- <strong>und</strong> Bädertherapie stellen einen weiteren wichtigen<br />

Bereich dar. Hier werden klassische <strong>und</strong> spezielle Massagen, Elektrotherapie, Kälte<strong>und</strong><br />

Wärmetherapie u. a. unter professioneller Aufsicht durchgeführt.<br />

Schließlich repräsentieren ergotherapeutische Maßnahmen einen weiteren Bestandteil<br />

im Rahmen der <strong>Rehabilitation</strong> von Erkrankungen des Haltungs- <strong>und</strong> Bewegungsapparates.<br />

Hier werden spezifische Übungsbehandlungen bei Einzelerkrankungsbildern,<br />

neurophysiologische Techniken, Hilfsmittel- <strong>und</strong> Schienenversorgung<br />

<strong>und</strong> vor allem auch Selbsthilfetraining zur Bewältigung des Alltages durchgeführt.<br />

In der <strong>orthopädische</strong>n <strong>Rehabilitation</strong> ist eine Trennung zwischen akutmedizinischen<br />

Leistungen <strong>und</strong> Maßnahmen der medizinischen <strong>Rehabilitation</strong> besonders schwierig.<br />

Akutmedizinische Versorgungsmaßnahmen in der <strong>orthopädische</strong>n Behandlung werden<br />

bereits als Leistungen zur <strong>Rehabilitation</strong> betrachtet, denen für den Verlauf einer<br />

Erkrankung wichtige Bedeutung zukommt. So kann z.B. eine Bandscheiben-<br />

Operation im Verlauf einer chronischen Erkrankung notwendig werden. Bereits die<br />

Vorbereitung <strong>und</strong> Durchführung dieser Operation hat für die Gestaltung <strong>und</strong> den Erfolg<br />

rehabilitativer Maßnahmen eine wichtige Bedeutung mit Folgen für die Möglichkeit<br />

einer unmittelbaren Wiederherstellung der allgemeinen Ges<strong>und</strong>heit als auch der<br />

körperlichen, psychischen <strong>und</strong> sozialen Leistungsfähigkeit. Die therapeutischen Behandlungsverfahren,<br />

wie sie in der <strong>orthopädische</strong>n <strong>Rehabilitation</strong> eingesetzt werden,


Kap. 3 Zur <strong>orthopädische</strong>n <strong>Rehabilitation</strong> in Deutschland - Seite 38<br />

unterscheiden sich kaum von denen in der akutmedizinischen Behandlung. Es ist<br />

vielmehr die Komplexität <strong>und</strong> Integration der unterschiedlichen Behandlungsansätze,<br />

die den rehabilitativen Charakter ausmachen.<br />

3.3 ZUR WIRKSAMKEIT DER ORTHOPÄDISCHEN REHABILITATION<br />

Die Schwierigkeiten einer Trennung zwischen akutmedizinischen <strong>und</strong> rehabilitativen<br />

Behandlungsansätzen zeigen sich auch in der wissenschaftlichen Reflexion. Evaluative<br />

Studien von Behandlungsmaßnahmen in der Orthopädie konzentrieren sich häufig<br />

auf isolierte medizinische Verfahren <strong>und</strong> Behandlungstechniken, wie beispielsweise<br />

operative Techniken oder neue Materialien bei Gelenkersatz. Hierzu existieren<br />

eine Vielzahl dezidierter Studien, die zu einem geringeren Teil auch sozialmedizinische<br />

Ergebnisparameter berücksichtigen. So berichtet beispielsweise Heisel (1998)<br />

über eine Reihe operativer Verfahren wie lumbaler Nukleotomie, alloarthroplastischer<br />

Kniegelenksersatz sowie endoprothetischem Hüftgelenksersatz. Das Zielkriterium in<br />

diesen Untersuchungen war dabei die berufliche Reintegration unter besonderer Berücksichtigung<br />

von <strong>orthopädische</strong>n Hilfstechniken am Arbeitsplatz. Im Rahmen dieser<br />

Studien stehen aber eher medizinische Verfahrenstechniken im Vordergr<strong>und</strong>,<br />

nicht jedoch die medizinische <strong>Rehabilitation</strong> als ein integrierendes <strong>und</strong> ganzheitliches<br />

Behandlungskonzept mit dem Ziel der Wiedererlangung der Erwerbsfähigkeit. Wissenschaftliche<br />

Studien, die explizit rehabilitative Aspekte berücksichtigen oder ein<br />

komplexes rehabilitatives Behandlungssetting untersuchen, sind trotz der Bedeutung<br />

dieses Erkrankungsbildes für die <strong>Rehabilitation</strong> ausgesprochen selten.<br />

Haaf & Schliehe (1999) haben auf der Basis einer Literaturrecherche eine zusammenfassende<br />

Analyse von Studien zur Wirksamkeit <strong>orthopädische</strong>r <strong>Rehabilitation</strong><br />

erstellt. Berücksichtigt wurden jeweils Untersuchungen, die methodische Mindeststandards<br />

erfüllen <strong>und</strong> ausreichende Fallzahlen aufweisen. Das Design der Studien<br />

reichte von Prä-Post-Designs, Kontrollgruppendesigns mit Wartegruppen über randomisierte<br />

Studien bis hin zu kontrollierten, prospektiven Multicenter-Studien. Das<br />

rehabilitative Setting war durchgängig stationär, lediglich Schulungsprogramme bei<br />

Rückenschmerz-Patienten wurden ambulant durchgeführt. Zusammenfassend zeigen<br />

die von den Autoren ausgewählten sieben Studien Verbesserungen in den Bereichen<br />

Schmerz, Depressivität <strong>und</strong> Ängstlichkeit sowie in verschiedenen somatischen<br />

Funktionsbereichen. Dabei konnten mittels verschiedenster Therapieinhalte –<br />

diese reichten von speziellem körperlichen Training, Patientenschulungen, Entspannungstraining,<br />

Krankengymnastik bis hin zu kognitiver Verhaltenstherapie – Erfolge<br />

bei den Rehabilitanden nachgewiesen werden, die zum Teil auch noch 12 Monate<br />

nach der Maßnahme vorhanden waren.


Kap. 3 Zur <strong>orthopädische</strong>n <strong>Rehabilitation</strong> in Deutschland - Seite 39<br />

Aktuelle Ergebnisse zur Wirksamkeit <strong>orthopädische</strong>r <strong>stationäre</strong>r <strong>Rehabilitation</strong> – <strong>und</strong><br />

deshalb hier ausführlicher dargestellt – sind der sogenannten PROTOS-Studie<br />

(Gerdes, Weidemann & Jäckel, 2000) zu entnehmen. Im Rahmen dieser Studie wurde<br />

die Ergebnisqualität <strong>stationäre</strong>r <strong>Rehabilitation</strong> in 15 Kliniken der Wittgensteiner<br />

Kliniken Allianz in den Jahren 1996 bis 1998 untersucht. Diese hatten die Behandlungsschwerpunkte<br />

Kardiologie, Orthopädie, Prävention, Psychosomatik <strong>und</strong> Neurologie.<br />

Methodik <strong>und</strong> Design<br />

Bei der PROTOS-Studie (prospektive therapieziel-orientierte Studie) handelt es sich<br />

um eine prospektive Verlaufsstudie mit vier Messzeitpunkten (Beginn der <strong>Rehabilitation</strong><br />

– Ende der <strong>Rehabilitation</strong> sowie 6 <strong>und</strong> 12 Monate nach <strong>Rehabilitation</strong>sende). Im<br />

Rahmen eines sogenannten Mehrperspektivenansatzes wurden Daten sowohl bei<br />

den Patienten wie auch bei den behandelnden <strong>Rehabilitation</strong>smedizinern erhoben.<br />

Die Zielparameter der Untersuchung sind den Bereichen „Soma“, „Funktion“ <strong>und</strong><br />

„Psychosozial“ zuzuordnen.<br />

Eine Besonderheit der Studie ist die zielorientierte Ergebnismessung. Unter Zugr<strong>und</strong>elegung<br />

auffälliger Werte im IRES-Fragebogen (Gerdes & Jäckel, 1992) hat der<br />

behandelnde Arzt in der <strong>Rehabilitation</strong>sklinik im Gespräch mit dem Patienten zu Beginn<br />

der Behandlung jeweils individuelle Ziele festgelegt, deren Grad der Zielerreichung<br />

vom Arzt dann im Verlauf der rehabilitativen Behandlung beurteilt wurde. Korrespondierend<br />

zu den ausgewählten Zielen wurden entsprechende Funktionsparameter<br />

erhoben, wie beispielsweise bei Patienten mit <strong>orthopädische</strong>n Erkrankungen<br />

der Fingerbodenabstand oder Messungen nach der Neutral-0-Methode. Zu allen<br />

Messzeitpunkten wurde Patienten der IRES-Fragebogen zur Bearbeitung vorgelegt.<br />

Ein- <strong>und</strong> Ausschlusskriterien wurden nicht vorgegeben – es wurden alle Patienten in<br />

den zu untersuchenden Einrichtungen eingeschlossen, die während eines dreimonatigen<br />

Zeitfensters konsekutiv aufgenommen wurden <strong>und</strong> zur Bearbeitung der Fragebogen<br />

in der Lage waren.<br />

Wesentliche Ergebnisse<br />

Insgesamt wurden 5.059 Patienten, davon 775 Patienten aus dem Indikationsgebiet<br />

Orthopädie mit vollständigen Daten zu Beginn <strong>und</strong> am Ende der <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme,<br />

einbezogen – die Ausfallquote im Rahmen der Katamnesen nach 6 <strong>und</strong> 12<br />

Monaten betrug ca. 10%. Die drop-out Analyse zeigte keine wesentlichen Verzerrungen<br />

durch Non-responding. Eine Stichprobenanalyse zeigte allerdings, dass es sich<br />

bei der hier untersuchten Klientel nicht um eine repräsentative Abbildung des gewöhnlich<br />

in deutschen <strong>Rehabilitation</strong>skliniken anzutreffenden Patientengutes handelt.


Kap. 3 Zur <strong>orthopädische</strong>n <strong>Rehabilitation</strong> in Deutschland - Seite 40<br />

Eine wesentliche Ursache hierfür ist, dass der Hauptbeleger der hier untersuchten<br />

Einrichtungen die Krankenversicherung ist.<br />

Die folgenden Ergebnisse beziehen sich ausschließlich auf Patienten mit Dorsopathien<br />

in <strong>orthopädische</strong>n Kliniken. Im Indikationsbereich Orthopädie waren insgesamt<br />

lediglich 2 Kliniken vertreten, die zudem aufgr<strong>und</strong> der Diagnosezusammensetzung<br />

nur schwer miteinander vergleichbar waren. Daher wurden die Ergebnisse diagnosespezifisch<br />

ausgewertet. Berücksichtigt wurden Veränderungen des Fingerbodenabstands,<br />

des Schmerzerlebens, der Muskelschwäche <strong>und</strong> -verspannung sowie<br />

von Sensibilitätsstörungen. Über alle Patienten hinweg zeigen sich in den Angaben<br />

der <strong>Rehabilitation</strong>smediziner bei den zielorientierten Ergebnismessungen starke Verbesserungen<br />

infolge der <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme. Vergleicht man die Arztangaben<br />

mit denen der Patienten, so liegen die Effektstärken der Veränderungen bei den<br />

Arztangaben durchweg deutlich über denen der Patienten.<br />

Ein im Hinblick auf die Festlegung der Therapieziele wichtiger Bef<strong>und</strong> der Studie<br />

deutet auf ein zentrales Problem der zielorientierten Ergebnismessung. Obwohl Patienten<br />

im IRES-Fragebogen z.T. extrem auffällige Werte im Bereich beruflicher Belastungen<br />

<strong>und</strong> im Bereich von Alltagsbehinderungen aufwiesen, wurden diese Aspekte<br />

als Therapieziel von den Ärzten kaum berücksichtigt.<br />

Kritische Würdigung der Untersuchung<br />

Insgesamt handelt es sich hier um eine breit angelegte Untersuchung, die vor allem<br />

im methodischen Bereich aufgr<strong>und</strong> der zielorientierten Ergebnismessung eine Innovation<br />

darstellt. Diese Art der Ergebnismessung stellt jedoch gleichzeitig, wenn sie<br />

als alleiniges Verfahren gewählt wird, den kritischsten methodischen Aspekt der Studie<br />

dar, weil nicht gesichert ist, dass bei der Auswahl der Therapieziele alle relevanten<br />

Veränderungsbereiche berücksichtigt werden. Zu beachten bei der Interpretation<br />

der Ergebnisse ist, dass alleine aufgr<strong>und</strong> der Wahl des Verfahrens der zielorientierten<br />

Ergebnismessung sehr viel deutlichere Veränderungen festgestellt werden als<br />

mithilfe des herkömmlichen Verfahrens, in dem alle Patienten in die Ergebnismessungen<br />

einbezogen werden, auch wenn sie keine auffälligen Werte aufweisen.<br />

Die PROTOS-Studie erlaubt Aussagen alleine zur <strong>stationäre</strong>n <strong>Rehabilitation</strong>. Im Zusammenhang<br />

mit der vorliegenden Fragestellung ist aber von besonderem Interesse,<br />

welche wissenschaftlichen Erfahrungen mit der Evaluation der ambulanten <strong>Rehabilitation</strong>,<br />

hier insbesondere auch dem Vergleich verschiedener rehabilitativer Versorgungsformen<br />

bestehen. Hierzu sollen im Folgenden zwei Studien näher vorgestellt<br />

werden.<br />

Eine Studie zur Qualität der ambulanten orthopädisch/traumatologischen <strong>Rehabilitation</strong>,<br />

wurde 1997 am Institut für <strong>Rehabilitation</strong> der Deutschen<br />

Sporthochschule Köln unter Leitung von Prof. I. Froböse durchgeführt <strong>und</strong> untersucht


Kap. 3 Zur <strong>orthopädische</strong>n <strong>Rehabilitation</strong> in Deutschland - Seite 41<br />

schule Köln unter Leitung von Prof. I. Froböse durchgeführt <strong>und</strong> untersucht die Wirksamkeit<br />

der ambulanten orthopädisch-traumatologischen <strong>Rehabilitation</strong> (Froböse,<br />

1997).<br />

Methodik <strong>und</strong> Design<br />

Über einen Zeitraum von 12 Monaten wurden alle BKK-Patienten, die sich in 21 Vertrags-Einrichtungen<br />

zur EAP/AOTR einfanden, untersucht. Das Design der Studie<br />

sah einen Prä-Post-Vergleich der Untersuchungsergebnisse zu drei Messzeitpunkten<br />

(Eingangsuntersuchung, Ausgangsuntersuchung, 4 Monate nach Abschluss der Therapie)<br />

vor. Eine Kontrollgruppe wurde nicht berücksichtigt. Insgesamt wurden 534<br />

Patienten untersucht – 172 Patienten mit Schädigungen an der Wirbelsäule (32,2%),<br />

306 Patienten mit Schädigungen an den unteren Extremitäten (57,3%) <strong>und</strong> 56 Patienten<br />

mit Schädigungen an den oberen Extremitäten (10,5%). 38% der Patienten<br />

waren Frauen <strong>und</strong> das durchschnittliche Alter betrug 42,3 Jahre. Patienten mit Polytraumen<br />

wurden nicht in die Studie eingeschlossen. Berücksichtigt wurden Veränderungen<br />

des Funktionszustandes, des Schmerzerlebens, der Beweglichkeit, der Ausdauer<br />

<strong>und</strong> der Kraft, die von Mitarbeitern der Einrichtung mittels eines standardisierten<br />

Erhebungsbogens zu den o.g. drei Messzeitpunkten beurteilt wurden. Ergänzend<br />

wurden von Patienten subjektive Bewertungen der Gesamtmaßnahme <strong>und</strong> spezieller<br />

Leistungen, des Wohlbefindens <strong>und</strong> der Leistungsfähigkeit sowie Angaben zu Fehlzeiten<br />

u.ä. erfasst. Die Einschätzung der Zentren sollte bei 100 zufällig ausgewählten<br />

Patienten durch Untersuchungen des MDK validiert werden.<br />

Wesentliche Ergebnisse<br />

Insgesamt erbrachte ein Vergleich der Eingangs- <strong>und</strong> Ausgangswerte der Messungen<br />

der Funktionskapazität, des Schmerzerlebens, der Beweglichkeit, der Ausdauer<br />

<strong>und</strong> der Kraft bei den Patienten deutliche Verbesserungen. Bei der Anwendung der<br />

einzelnen therapeutischen Maßnahmen war auffällig, wie heterogen die verschiedenen<br />

Maßnahmen bei identischen Patientengruppen verordnet wurden (Froböse,<br />

1997, S. 14). Ein weiterer Studienast der Untersuchung bestand in der Validierung<br />

der Untersuchungsbef<strong>und</strong>e in den Einrichtungen durch ergänzende Untersuchungen<br />

von 105 zufällig ausgewählten Patienten durch den MDK. Aus verschiedenen, die<br />

Repräsentativität der gesamten Untersuchung stark in Frage stellenden, Gründen<br />

konnten in die MDK-Untersuchung nur noch 65 Patienten einbezogen werden (40<br />

untere Extremitäten, 5 obere Extremitäten, 20 Wirbelsäulen) – die Gruppe mit Bef<strong>und</strong>en<br />

an den oberen Extremitäten wurde aufgr<strong>und</strong> der zu geringen Fallzahl ausgeschlossen.<br />

Auch die MDK-Untersuchung zeigte nach Auffassung der Autoren Verbesserungen<br />

der Funktionsfähigkeit durch die AOTR. Andererseits ergab sich als<br />

Ergebnis der MDK-Untersuchung auch, dass bei „einigen“ Patienten überhaupt keine


Kap. 3 Zur <strong>orthopädische</strong>n <strong>Rehabilitation</strong> in Deutschland - Seite 42<br />

AOTR für notwendig erachtet wurde <strong>und</strong> dass „bei fast zwei Drittel aller Patienten<br />

nahezu ausschließlich die herkömmlichen Heilmittel empfohlen wurden.“ (Froböse,<br />

1997, S. 97).<br />

Kritische Würdigung der Untersuchung<br />

Die Studie weist zahlreiche forschungmethodische Mängel auf <strong>und</strong> hat deutliche<br />

Schwächen hinsichtlich der Auswertung der Daten <strong>und</strong> der Darstellung der Ergebnisse.<br />

Statistische Analysen fokussieren ausschließlich auf einfachsten Vorher-<br />

Nachher-Vergleichen ohne Berücksichtigung möglicher weitere Einflussfaktoren oder<br />

Störvariablen. Substantielle Fallzahlreduktionen ohne weitere Kommentierung<br />

schließen systematische Verzerrungen der Ergebnisse nicht aus, vor allem, da sich<br />

viele Aussagen über Veränderungen ausschließlich auf Angaben stützen, die von<br />

den Einrichtungen selbst vorgenommen wurden. Erhebung <strong>und</strong> Aussagen zu Veränderungen<br />

im psychosozialen Bereich stützen sich fast ausschließlich auf Einzelitems,<br />

sind deshalb mit entsprechenden Unsicherheiten (Unreliabilitäten) behaftet. Für ein<br />

umfassendes <strong>Rehabilitation</strong>sverständnis wichtige Ergebnisbereiche (z.B. zur Lebensqualität,<br />

Angst, Depression u.a.) wurden nicht berücksichtigt. Daten zu sozialmedizinischen<br />

Aspekten wie z.B. zu Häufigkeiten der diagnosebezogenen Krankschreibungen<br />

<strong>und</strong> Wiedereingliederungsquoten fehlen gänzlich. Für die katamnestischen<br />

Erhebungen vier Monate nach Abschluss der Behandlung konnten lediglich<br />

noch 178 Patienten einbezogen werden, dies entspricht ca. 33% der Eingangsstichprobe,<br />

ohne dass notwendige Non-Responder-Analysen durchgeführt wurden. Die<br />

von den Autoren getroffenen Schlussfolgerungen, dass die AOTR insgesamt zu sehr<br />

guten Verbesserungen insbesondere im somatischen Bereich <strong>und</strong> der Belastbarkeit<br />

führt, erscheinen daher insgesamt durch diese Studie noch zu wenig gestützt. Auch<br />

wenn die Daten die Annahme der Wirksamkeit der AOTR stützen, bleibt unklar, wie<br />

die Veränderungen gegenüber alternativen Behandlungssettings zu bewerten sind.<br />

Eine Studie zur Überprüfung der Wirksamkeit der AOTR <strong>und</strong> der Strukturqualität<br />

in den behandelnden Einrichtungen stellt die Arbeit von v. Törne, Weber-<br />

Falkensammer <strong>und</strong> Wolf dar, die im Auftrag des VdAK/AEV im Zeitraum 1995 - 1997<br />

durchgeführt wurde (von Törne et al., 1998).<br />

Ziele <strong>und</strong> Fragestellung der Untersuchung<br />

Im Vordergr<strong>und</strong> der Studie steht die Bewertung von Aspekten der Struktur-, Prozess<strong>und</strong><br />

Ergebnisqualität der AOTR. Überprüft wird die Frage, inwiefern vertragliche Vorgaben<br />

zu strukturellen Voraussetzungen von den <strong>Rehabilitation</strong>szentren eingehalten<br />

werden <strong>und</strong> wie wirksam die AOTR im Vergleich mit der <strong>stationäre</strong>n <strong>Rehabilitation</strong><br />

ist. Im Sinne einer Prozessevaluation wird der Behandlungs- <strong>und</strong> Therapieablauf in<br />

den untersuchten Einrichtungen indikationsspezifisch bewertet <strong>und</strong> eine Beurteilung


Kap. 3 Zur <strong>orthopädische</strong>n <strong>Rehabilitation</strong> in Deutschland - Seite 43<br />

interner <strong>und</strong> externer Kooperationen vorgenommen. Die Effekte der Behandlung als<br />

Gegenstand der Ergebnisevaluation werden vor allem auf Basis medizinischer Ergebnisparameter<br />

bewertet. Angaben werden dabei sowohl auf Patienten- wie auch<br />

auf Therapeutenebene erhoben. Zusammenfassend liegen die Ziele der Untersuchung<br />

in der Klärung der Fragen nach Inanspruchnahme <strong>und</strong> Akzeptanz der Versorgungsform<br />

AOTR, nach der Qualität der Versorgung im Vergleich mit <strong>stationäre</strong>n<br />

Patienten <strong>und</strong> nach der Effizienz der Maßnahme.<br />

Methodik <strong>und</strong> Design<br />

Zur Erfassung der Art der behandelten Patienten <strong>und</strong> der Strukturqualität der Einrichtungen<br />

wurde eine Vollerhebung aller ambulanten <strong>Rehabilitation</strong>szentren durchgeführt,<br />

die zum Erhebungszeitpunkt (1.10.1995) mit dem VdAK/AEV einen Vertrag<br />

hatten. B<strong>und</strong>esweit wurde aus fünf Modellregionen ohne Anspruch auf Repräsentativität<br />

jeweils ein <strong>Rehabilitation</strong>szentrum ausgewählt. Dort wurde jeweils mithilfe einer<br />

Basisdokumentation eine Vollerhebung aller im Zeitraum von April 1996 bis Dezember<br />

1997 behandelten Versicherten durchgeführt (N=1561).<br />

Im Rahmen einer vergleichenden Erfolgsuntersuchung wurden in den fünf ambulanten<br />

Einrichtungen sowie in fünf <strong>stationäre</strong>n <strong>Rehabilitation</strong>seinrichtungen Patienten<br />

mit Wirbelsäulensyndrom <strong>und</strong> Kniebandruptur zu Beginn <strong>und</strong> gegen Ende der<br />

Behandlung sowie ein halbes Jahr nach Beendigung der <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme<br />

befragt, deren Maßnahme jeweils durch den VdAK/AEV finanziert wurde. Ergänzend<br />

wurden Angaben der behandelnden Ärzte in den <strong>Rehabilitation</strong>seinrichtungen <strong>und</strong><br />

Daten der Krankenkassen über Arbeitsunfähigkeitszeiten sowie die Inanspruchnahme<br />

medizinischer Dienstleistungen erfasst.<br />

Wesentliche Ergebnisse<br />

Die Autoren kommen in ihrer Erhebung zur Strukturqualität der 153 erreichten ambulanten<br />

Einrichtungen (Ausschöpfungsquote 90,5%) zu dem Schluss, dass die Zentren<br />

den in den vertraglichen Vereinbarungen mit dem VdAK/AEV festgelegten Anforderungen<br />

hinsichtlich Ausstattung <strong>und</strong> Behandlungsangeboten weitgehend entsprechen<br />

– exakte Anteile, wie viele Einrichtungen die geforderten Bedingungen nicht<br />

erfüllen, fehlen jedoch. Hinsichtlich Dauer <strong>und</strong> Behandlungseinheiten erfüllen die<br />

Zentren laut Bericht in etwas über 80% die Vorgaben.<br />

Die Vollerhebung der in fünf ausgewählten Einrichtungen im Zeitraum von 1996 bis<br />

1997 behandelten Versicherten zeigt, dass sich in den Zentren im Wesentlichen Patienten<br />

mit nicht traumatischen Wirbelsäulenaffektionen, Gelenktraumen, Frakturen<br />

(vor allem gelenknah oder mit Gelenkbeteiligung) sowie nicht traumatischen Gelenkerkrankungen<br />

finden. Neben Sport- <strong>und</strong> Unfallverletzungen finden sich vor allem bei<br />

den Wirbelsäulenerkrankungen <strong>und</strong> nicht traumatischen Gelenkerkrankungen hohe


Kap. 3 Zur <strong>orthopädische</strong>n <strong>Rehabilitation</strong> in Deutschland - Seite 44<br />

Anteile degenerativ bedingter Erkrankungen. Bei 40% der Patienten war eine vorangegangene<br />

Operation Anlass für die AOTR. Gegenüber Patienten in <strong>stationäre</strong>n <strong>Rehabilitation</strong>seinrichtungen<br />

sind sie mit einem Durchschnittsalter von 41 Jahren deutlich<br />

jünger.<br />

Die meisten Patienten werden von niedergelassenen Fachärzten zugewiesen, die<br />

Wartezeit zwischen Zeitpunkt der ärztlichen Verordnung <strong>und</strong> Maßnahmenbeginn lag<br />

bei durchschnittlich etwa 13 Tagen. Gründe für Verzögerungen liegen bei Terminproblemen<br />

des <strong>Rehabilitation</strong>szentrums <strong>und</strong> in Verzögerungen bei der Kostenzusage.<br />

Die Behandlungen umfassen im Durchschnitt 25 Therapietage à 2 Netto-<br />

Therapiest<strong>und</strong>en, verteilt über einen Zeitraum von 77 Tagen. In 46% der Fälle umfasst<br />

die AOTR mehr als 25 Behandlungseinheiten. Je nach Einrichtung <strong>und</strong> Erkrankungsbild<br />

zeigen sich aber deutliche Unterschiede im Behandlungsumfang <strong>und</strong> -<br />

frequenz. Über 80% der Patienten beenden die AOTR regulär. Über die Hälfte der<br />

ambulant behandelten berufstätigen Versicherten bleibt während der Maßnahme im<br />

Berufsleben.<br />

Die vergleichende Verlaufsbeobachtung zur Wirksamkeit der Behandlung im ambulanten<br />

<strong>und</strong> <strong>stationäre</strong>n Setting wurde lediglich für die Patienten mit Wirbelsäulenerkrankungen<br />

dargestellt. Dabei sind die stationär behandelten Patienten älter, häufiger<br />

nicht (mehr) im Berufsleben oder häufiger <strong>und</strong> länger arbeitsunfähig. Weitere Unterschiede<br />

bestehen hinsichtlich der Diagnosen, der Schmerzen, der Bef<strong>und</strong>e in bildgebenden<br />

Verfahren, des Ausmaßes der Multimorbidität, der Funktionseinschränkungen,<br />

Aktivitäten <strong>und</strong> seelischen Belastung (FFbH-R <strong>und</strong> SF-36). Die Unterschiede<br />

deuten darauf hin, dass die im <strong>stationäre</strong>n Setting behandelten Patienten stärker<br />

eingeschränkt sind.<br />

Laut Angaben der Patienten unterscheidet sich die Art der erhaltenen Therapiemaßnahmen<br />

im <strong>stationäre</strong>n Setting deutlich von denen in ambulanten Einrichtungen. In<br />

den ambulanten Einrichtungen werden deutlich seltener Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Verhaltenstrainings,<br />

psychotherapeutische Behandlungsangebote, Patientenseminare <strong>und</strong><br />

Angebote für Angehörige erbracht. Beide Settings werden von den Patienten überwiegend<br />

positiv bewertet. Patienten im ambulanten Setting fühlen sich vermehrt<br />

durch die regelmäßigen Fahrten belastet sowie durch das Gefühl, nicht genügend<br />

Ruhe <strong>und</strong> Abstand zu finden. Stationäre Patienten äußern vermehrt Belastung durch<br />

die Atmosphäre in den <strong>Rehabilitation</strong>skliniken. Im Hinblick auf die Outcomes zeigen<br />

sich für beide Gruppen signifikante Rückgänge hinsichtlich motorischer Ausfälle, Lasegue-Zeichen,<br />

Bewegungseinschränkungen <strong>und</strong> der Einschätzung der Schwere der<br />

klinischen Symptomatik durch die jeweiligen Ärzte in den Einrichtungen.<br />

Auf der Gr<strong>und</strong>lage der Patienteneinschätzungen zeigen sich in beiden Settings signifikante<br />

Verbesserungen im Hinblick auf die Rückenfunktionskapazität (FFbH-R), die


Kap. 3 Zur <strong>orthopädische</strong>n <strong>Rehabilitation</strong> in Deutschland - Seite 45<br />

körperlichen Fähigkeiten, die sozialen Aktivitäten, den subjektiv eingeschätzten Ges<strong>und</strong>heitszustand,<br />

die seelische Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> die Vitalität (SF-36). Im Hinblick auf<br />

das subjektive Schmerzerleben verbessern sich die stationär behandelten Patienten<br />

deutlicher als die ambulant behandelten.<br />

Sechs Monate nach Abschluss der <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme zeigen sich im Funktionsfragebogen<br />

Hannover <strong>und</strong> in der Beurteilung der Rückenschmerzen durch Patienten<br />

stabile Veränderungen oder sogar weitere Verbesserungen in beiden Settings.<br />

Im Hinblick auf die Bewertung des Ges<strong>und</strong>heitszustandes im SF-36 zeigen sich je<br />

nach Skalen uneinheitliche Bef<strong>und</strong>e.<br />

Kritische Würdigung der Untersuchung<br />

Kritikpunkte betreffen vor allem die vergleichende Erfolgsuntersuchung von ambulanten<br />

<strong>und</strong> <strong>stationäre</strong>n rehabilitativen Versorgungsangeboten. Hinsichtlich der Frage der<br />

Strukturqualität aller ambulanten orthopädisch-traumatologischen Einrichtungen werden<br />

wichtige Variablen vernachlässigt, die für eine Beurteilung der Frage, wie viele<br />

Einrichtungen die vom VdAK/AEV festgelegten Anforderungen hinsichtlich Ausstattung<br />

<strong>und</strong> Behandlungsangeboten erfüllen, wichtig sind. Die Vollerhebung der in den<br />

Zentren behandelten Patienten mittels einer Basisdokumentation beruht lediglich auf<br />

fünf Einrichtungen – dabei wird nicht erläutert, unter welchen Gesichtspunkten diese<br />

Einrichtungen ausgewählt wurden. Weiterhin wird nicht beschrieben, wie die Patienten<br />

sowohl im ambulanten wie <strong>stationäre</strong>n Setting rekrutiert wurden <strong>und</strong> es fehlen<br />

wichtige Informationen, z.B. zu welchen Zeitpunkten die Patienten befragt wurden.<br />

Eine Vergleichbarkeit der Stichprobe ist den Daten zufolge nicht gegeben (keine Parallelisierung<br />

der Patienten in beiden Settings). Z.B. werden Patienten in den ambulanten<br />

Zentren über insgesamt deutlich längere Zeiträume behandelt als die Patienten<br />

in den <strong>Rehabilitation</strong>skliniken, auch ohne Behandlung ist so in vielen Fällen mit<br />

einer Verbesserung des Beschwerdebildes alleine aufgr<strong>und</strong> der Zeit zu rechnen. Bei<br />

der Auswertung <strong>und</strong> Interpretation werden diese unterschiedlichen Behandlungszeiträume<br />

nicht berücksichtigt. Insgesamt kritisch müssen auch die letztlich erreichten<br />

Fallzahlen <strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>enen Drop-Outs bei den katamnestischen Erhebungen<br />

(47% der ambulant vs. 82% der stationär behandelten Versicherten) bewertet<br />

werden.<br />

Fazit der Wirksamkeitsanalysen in der <strong>orthopädische</strong>n <strong>Rehabilitation</strong><br />

Erkrankungen des Skeletts, der Muskeln <strong>und</strong> des Bindegewebes haben eine wachsende<br />

Bedeutung in rehabilitativer <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitsökonomischer Hinsicht. Es ist<br />

davon auszugehen, dass ca. 30% aller rehabilitativen Maßnahmen in den Bereich<br />

der Orthopädie fallen. Dabei machen v.a. Dorsopathien einen großen Teil der degenerativen<br />

Erkrankungen im Bereich der Orthopädie aus.


Kap. 3 Zur <strong>orthopädische</strong>n <strong>Rehabilitation</strong> in Deutschland - Seite 46<br />

Die Analyse der vorhandenen Forschungsdaten deutet zunächst darauf hin, dass es<br />

im Rahmen <strong>orthopädische</strong>r <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahmen gelingt, zumindest moderate<br />

Verbesserungen in verschiedenen Ergebnisbereichen zu erzielen. Allerdings ist die<br />

Bef<strong>und</strong>lage zur Evaluation komplexer <strong>orthopädische</strong>r <strong>Rehabilitation</strong>sprogramme<br />

deutlich schlechter als zu einzelnen eher der akutmedizinischen Versorgung zuzurechnenden<br />

Therapieelementen.<br />

Noch vergleichsweise gering ist die Datenlage zur (vergleichenden) Wirksamkeit ambulanter<br />

<strong>orthopädische</strong>r <strong>Rehabilitation</strong>sprogramme. Die wenigen vorliegenden Daten<br />

deuten, wie entsprechende Studien aus anderen Indikationsbereichen, auf vergleichbare<br />

Ergebnisse wie in der <strong>stationäre</strong>n <strong>Rehabilitation</strong> hin. Allerdings weisen die Studien<br />

z.T. methodische Mängel auf, die eine entsprechende Aussage noch unsicher<br />

erscheinen lässt.


Kap. 4 Ziele <strong>und</strong> Fragestellungen der Studie - Seite 47<br />

4 ZIELE UND FRAGESTELLUNGEN DER STUDIE<br />

Die vorliegende Studie wurde in Umsetzung einer entsprechenden Vereinbarung über<br />

eine wissenschaftliche Begleitforschung durchgeführt, die von den Spitzenverbänden<br />

der Kranken- <strong>und</strong> Rentenversicherung im Rahmen einer Empfehlungsvereinbarung<br />

zur gemeinsamen Durchführung von Modellvorhaben zur ambulanten/teil<strong>stationäre</strong>n<br />

<strong>Rehabilitation</strong> getroffen wurde. Die Zielsetzung dieser wissenschaftlichen<br />

Begleitung bestand darin, vor einem Beschluss über eine flächendeckende<br />

Einführung ambulanter rehabilitativer Versorgungsangebote Ergebnisse zur<br />

Effektivität <strong>und</strong> Effizienz ambulanter <strong>und</strong> <strong>stationäre</strong>r rehabilitativer Versorgungsformen<br />

zu gewinnen.<br />

Als Leitthemen der wissenschaftlichen Begleitforschung wurden in den vertraglichen<br />

Vereinbarungen mit den Projektträgern folgende Hauptfragestellungen formuliert:


Kap. 4 Ziele <strong>und</strong> Fragestellungen der Studie - Seite 48<br />

Tabelle 1 Übersicht der Leitthemen der Untersuchung <strong>und</strong> den damit verb<strong>und</strong>enen<br />

Hauptfragestellungen<br />

Leitthemen Fragestellungen<br />

Struktur- <strong>und</strong> Prozessqualität Welche personellen, räumlichen <strong>und</strong> medizin-technischen Bedingungen bestehen<br />

in den Einrichtungen?<br />

Zugangswege, Inanspruchnahme<br />

<strong>und</strong> Akzeptanz<br />

Art <strong>und</strong> Umfang des erhaltenen<br />

therapeutischen Leistungsumfanges<br />

Welche diagnostischen <strong>und</strong> therapeutischen Angebote werden in den Reha-<br />

Einrichtungen vorgehalten?<br />

Wie wird die interdisziplinäre Zusammenarbeit <strong>und</strong> externe Zusammenarbeit organisatorisch<br />

umgesetzt?<br />

Welche Zugangswege in die Einrichtung werden genutzt?<br />

Welche Patienten nehmen die verschiedenen rehabilitativen Versorgungsformen<br />

in Anspruch?<br />

Wie zufrieden sind Patienten mit der Wahl der rehabilitativen Angebotsform?<br />

Welcher Art ist das therapeutische Angebot, das Patienten erhalten <strong>und</strong> welchen<br />

Umfang hat es?<br />

Ergebnisqualität Wie bewerten Rehabilitanden die Einrichtungen, die therapeutische Versorgung<br />

<strong>und</strong> den Erfolg der <strong>Rehabilitation</strong>?<br />

Welche Vor- <strong>und</strong> Nachteile sehen die Patienten in der jeweiligen Versorgungsform?<br />

Wie häufig sind versorgungsspezifische Nebeneffekte <strong>und</strong> Belastungen?<br />

Wie bewerten Behandler <strong>und</strong> niedergelassene Ärzte den Erfolg?<br />

Wie sind die Erfolge auf der somatischen Ebene, der Ebene der Krankheitsfolgen,<br />

auf psychosozialer <strong>und</strong> sozialmedizinischer Ebene zu bewerten?<br />

Wie ist der Therapieerfolg kurz- <strong>und</strong> mittelfristig zu beurteilen?<br />

Differentielle Ergebnisse Welche Patienten profitieren von der medizinischen <strong>Rehabilitation</strong>?<br />

Wie wird der Erfolg im Hinblick auf festgelegte Behandlungsziele bewertet ?<br />

Wo liegen besondere Stärken <strong>und</strong> Schwächen der Versorgungssysteme? Welche<br />

Patienten profitieren von welcher rehabilitativen Versorgungsform am stärksten?<br />

Kosten Unterscheiden sich die unmittelbaren Kosten für die Behandlungen in den verschiedenen<br />

Versorgungsformen?<br />

Unterscheiden sich bestimmte ges<strong>und</strong>heitsbezogene Kosten während <strong>und</strong> nach<br />

der <strong>Rehabilitation</strong>?<br />

Wie stellen sich die Kosten unter Berücksichtigung der Leistungsangebote, der<br />

Ergebnisse <strong>und</strong> des Nutzens dar?<br />

Im Zentrum des Interesses stehen dabei die Fragestellungen, die den Wirksamkeitsvergleich<br />

der zu untersuchenden rehabilitativen Versorgungsformen zum Gegenstand<br />

haben. Eine Abgleich der erzielten Ergebnisse mit akzeptierten Standards, wie<br />

dies beispielsweise in der Kardiologie möglich ist, ist im Indikationsbereich „Orthopädie“<br />

nicht möglich, weil entsprechende Standards in einer Form, die solche Vergleiche<br />

ermöglichen, bislang fehlen.


Kap. 5 Aufbau <strong>und</strong> Design der Studie - Seite 49<br />

5 AUFBAU UND DESIGN DER STUDIE<br />

Bei der vorliegenden Untersuchung handelt es sich um eine vergleichende Evaluation<br />

zwischen <strong>stationäre</strong>r <strong>und</strong> verschiedenen Formen nicht-<strong>stationäre</strong>r <strong>orthopädische</strong>r<br />

<strong>Rehabilitation</strong>.<br />

Bestandteile der Studie sind Vergleiche von Struktur-, Prozess- <strong>und</strong> Ergebnisqualität<br />

der untersuchten rehabilitativen Versorgungsformen, wobei der Schwerpunkt auf<br />

dem Wirksamkeitsvergleich liegt. Die Wirksamkeit der <strong>Rehabilitation</strong> soll dabei auf<br />

verschiedenen Ebenen (medizinisch-somatisch, psychisch <strong>und</strong> sozial) beurteilt werden,<br />

entsprechend wurde ein breit angelegtes Untersuchungsinstrumentarium eingesetzt.<br />

Die Wirksamkeit der unterschiedlichen <strong>Rehabilitation</strong>sformen wird im Zeitverlauf über<br />

vier Messzeitpunkte untersucht: t1 Beginn der <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme, t2 Ende der<br />

<strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme, t3 sechs Monate nach Ende der <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme<br />

<strong>und</strong> t4 ein Jahr nach Ende der <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme. Zu jedem Messzeitpunkt<br />

(t1bis t4) werden Daten sowohl von Patienten wie auch Medizinern (t1 - t2 behandelnde<br />

<strong>Rehabilitation</strong>smediziner in der jeweiligen Einrichtung, t3 - t4 niedergelassene<br />

Hausärzte/Orthopäden) erhoben.<br />

Die Studie ist in Form eines quasi-experimentellen Designs konzipiert, da die Patienten<br />

den rehabilitativen Versorgungsformen nicht zufällig zugeordnet werden konnten.<br />

Da bei einem solchen Design damit gerechnet werden muss, dass in den verschiedenen<br />

Versorgungsformen unterschiedliche Patientenkollektive behandelt werden,<br />

die im Hinblick auf den Wirksamkeitsvergleich unterschiedlich günstige Voraussetzungen<br />

bieten, wurde bereits bei der Planung der Studie viel Wert darauf gelegt,<br />

Strategien zu verfolgen, wie vergleichbare Stichproben in den jeweiligen Versorgungsformen<br />

zusammengestellt werden können.<br />

In den folgenden Abschnitten wird die Konzeption der Studie detailliert beschrieben.<br />

5.1 AUSWAHL DER AN DER STUDIE BETEILIGTEN EINRICHTUNGEN<br />

Die an der Studie beteiligten Einrichtungen wurden von den Projektträgern nach bestimmten<br />

Kriterien ausgewählt <strong>und</strong> der Forschungsgruppe benannt. So sollten die<br />

Modellprojekte die aktuelle Praxis der ambulanten <strong>Rehabilitation</strong> widerspiegeln. Im<br />

Sinne der Empfehlungsvereinbarung wurden nur Einrichtungen einbezogen, die sowohl<br />

von der gesetzlichen Rentenversicherung als auch von den gesetzlichen Krankenkassen<br />

belegt werden. Zudem sollten die Einrichtungen nicht bereits in laufende<br />

Evaluationsstudien einbezogen sein <strong>und</strong> schließlich eine Bereitschaft mitbringen, die


Kap. 5 Aufbau <strong>und</strong> Design der Studie - Seite 50<br />

mit einer solchen Evaluation verb<strong>und</strong>enen vielfältigen Aufgaben <strong>und</strong> Mehraufwendungen<br />

zu tragen.<br />

Die in die Studie einbezogenen <strong>Rehabilitation</strong>seinrichtungen wurden vom Projektträger<br />

in folgende Versorgungsformen kategorisiert, die Gegenstand des Wirksamkeitsvergleichs<br />

sind:<br />

• <strong>stationäre</strong> <strong>Rehabilitation</strong> in einer <strong>Rehabilitation</strong>sklinik; abgekürzt: stat<br />

• ambulante <strong>Rehabilitation</strong> in einer <strong>Rehabilitation</strong>sklinik; abgekürzt: amb in<br />

• ambulante <strong>Rehabilitation</strong> in einem Zentrum mit Anbindung an eine <strong>Rehabilitation</strong>sklinik;<br />

abgekürzt: amb+<br />

• ambulante <strong>Rehabilitation</strong> in einem Zentrum ohne Anbindung an eine <strong>Rehabilitation</strong>sklinik;<br />

abgekürzt: amb-<br />

Insgesamt sollten sieben Einrichtungen in die Studie einbezogen werden. Da ein<br />

ambulantes <strong>Rehabilitation</strong>szentrum mit großer Verzögerung erst weit nach Beginn<br />

der Studie eröffnete, wurde diese Einrichtung aus der Erhebung herausgenommen.<br />

Von den verbleibenden sechs Einrichtungen halten drei Einrichtungen sowohl ein<br />

<strong>stationäre</strong>s wie auch ein ambulantes rehabilitatives Angebot vor. Bei diesen drei Einrichtungen<br />

wurde jeweils in beiden Settings erhoben, so dass es insgesamt neun<br />

Kombinationen aus Versorgungsform <strong>und</strong> Einrichtung gab.<br />

Tabelle 2 gibt einen Überblick über die Einrichtungen.<br />

Tabelle 2 Überblick über die an der Studie beteiligten Einrichtungen 1<br />

Einrichtung Beschreibung<br />

Anzahl <strong>orthopädische</strong>r<br />

Behandlungsplätze / in<br />

einem Jahr behandelte<br />

Pat.<br />

Astat rein <strong>stationäre</strong> Einrichtung A 380 / 658<br />

Bstat <strong>stationäre</strong>r Teil der Einrichtung B 235 / 3050<br />

Cstat <strong>stationäre</strong>r Teil der Einrichtung C 210 / 2754<br />

Dstat <strong>stationäre</strong>r Teil der Einrichtung D 225 / 1053<br />

Bamb in ambulanter Teil der Einrichtung B 12 / 194<br />

Camb in ambulanter Teil der Einrichtung C 32 / 160<br />

Damb in ambulanter Teil der Einrichtung D 20 / 79<br />

Eamb+<br />

Famb-<br />

ambulante Einrichtung mit Anbindung an eine<br />

<strong>Rehabilitation</strong>sklinik<br />

ambulante Einrichtung ohne Anbindung an<br />

eine <strong>Rehabilitation</strong>sklinik<br />

Mittelwert<br />

Behandlungsplätze<br />

262,5<br />

21,3<br />

60 / 480 60<br />

110 (mit EAP)<br />

/ 803 (mit EAP)<br />

1<br />

Bei der Kennung der Einrichtungen (A-F) handelt es sich um eine projektinterne Bezeichnung, die<br />

keinerlei Wertung darstellt.<br />

110


Kap. 5 Aufbau <strong>und</strong> Design der Studie - Seite 51<br />

Bei den drei Einrichtungen, die ein <strong>stationäre</strong>s <strong>und</strong> ein ambulantes Angebot vorhalten,<br />

gibt es einen gr<strong>und</strong>legenden <strong>und</strong> für die Auswertungen wichtigen Unterschied<br />

bezüglich der Implementierung des ambulanten Angebots in die Klinik (das ambulante<br />

Angebot ist in allen Fällen einem schon existierenden <strong>stationäre</strong>n Angebot hinzugefügt<br />

worden): Nur in Einrichtung D sind die Ressourcen für das ambulante <strong>und</strong> das<br />

<strong>stationäre</strong> Angebot getrennt. In dieser Einrichtung gibt es jeweils für beide Settings<br />

eigene Räumlichkeiten <strong>und</strong> eigene Therapeuten; nur bei aufwändigeren Verfahren<br />

werden für ambulante Patienten die Ressourcen der <strong>stationäre</strong>n Einrichtung mitgenutzt.<br />

Die Einrichtungen B <strong>und</strong> C hingegen haben das ambulante Angebot voll in die<br />

<strong>stationäre</strong>n Abläufe integriert. Die ambulanten Patienten sind auf Stationen untergebracht,<br />

auf denen auch <strong>stationäre</strong> Patienten liegen. Im Tagesablauf werden die ambulanten<br />

genauso wie die <strong>stationäre</strong>n Patienten behandelt. Sie bekommen in denselben<br />

Räumlichkeiten dieselben Anwendungen von denselben Therapeuten. Der<br />

Unterschied zwischen den Patienten der beiden Versorgungsformen besteht in diesen<br />

Einrichtungen nur bezüglich der Übernachtung <strong>und</strong> dem zeitlichen Rahmen, innerhalb<br />

dessen die Anwendungen erfolgen können; die ambulanten Patienten sind<br />

i.d.R. von etwa 8.00 Uhr bis 16.00 Uhr in der Einrichtung, die Therapien bei den <strong>stationäre</strong>n<br />

Patienten fangen z.T. früher an oder hören später auf. In jedem Fall ist bei<br />

den <strong>stationäre</strong>n Patienten eine größere zeitliche Flexibilität als bei den ambulanten<br />

Patienten gegeben.<br />

Für die Versorgungsform „ambulante <strong>Rehabilitation</strong> in einer Klinik“ steht damit für die<br />

Auswertung der meisten Variablen bzgl. der Fragen zu räumlicher, gerätetechnischer<br />

<strong>und</strong> personeller Ausstattung von den drei Einrichtungen nur Einrichtung D mit eigenen<br />

ambulanten Ressourcen zur Verfügung. Die Einrichtungen B <strong>und</strong> C gehen jeweils<br />

als Ganzes in beide Gruppen „stationär“ <strong>und</strong> „ambulant in einer <strong>Rehabilitation</strong>sklinik“<br />

ein. Dadurch wird zwangsläufig die Varianz zwischen diesen Versorgungsformen<br />

verringert. Dies muss bei der Interpretation der Ergebnisse berücksichtigt<br />

werden.<br />

Außer diesen beiden Versorgungsformen in einer <strong>Rehabilitation</strong>sklinik gibt es noch<br />

zwei weitere Versorgungsformen in der Erhebung, die beide jeweils von einer Einrichtung<br />

repräsentiert werden: Einrichtung Eamb+ führt ambulante <strong>Rehabilitation</strong> durch<br />

<strong>und</strong> ist dabei an die rein <strong>stationäre</strong> Einrichtung Astat angeschlossen. Für den Arbeitsalltag<br />

hat der Anschluss jedoch kaum Bedeutung. Es gibt weder einen nennenswerten<br />

Austausch von Personal, noch werden (von Einzelfällen abgesehen) Patienten<br />

von der einen Einrichtung in die andere überwiesen – dies ist nicht ohne weiteres<br />

möglich, da ein Wechsel der Einrichtung einer neuen <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme entspräche<br />

<strong>und</strong> somit neu beantragt werden muss.<br />

Auch in Einrichtung Famb- wird ambulante <strong>Rehabilitation</strong> durchgeführt, jedoch ohne<br />

Anschluss an eine <strong>stationäre</strong> Einrichtung.


Kap. 5 Aufbau <strong>und</strong> Design der Studie - Seite 52<br />

5.2 BESCHREIBUNG DER ERHEBUNGSINSTRUMENTE<br />

Erhebungsinstrumente wurden für die Befragung der Patienten <strong>und</strong> der Mediziner,<br />

die Befragung der Einrichtungen im Rahmen der Organisationsanalysen <strong>und</strong> die Erhebungen<br />

bei den Kostenträgern entwickelt. Soweit vorhanden wurden standardisierte<br />

Verfahren genutzt, die bereits etabliert sind <strong>und</strong> für die Vergleichsdaten vorliegen.<br />

In vielen Inhaltsbereichen lagen solche Verfahren nicht vor, in diesen Fällen wurden<br />

Verfahren adaptiert oder neu entwickelt. Die Erhebungsverfahren lassen sich in indikationsspezifische<br />

<strong>und</strong> indikationsübergreifende unterteilen. Die indikationsübergreifenden<br />

Verfahren wurden mit der Bielefelder Arbeitsgruppe abgestimmt, um entsprechende<br />

gemeinsame Auswertungen für die Bereiche Orthopädie <strong>und</strong> Kardiologie zu<br />

ermöglichen. Die Verfahren sollten darüber hinaus möglichst kurz <strong>und</strong> vor allem bei<br />

den Patientenbefragungen leicht verständlich sein, um keine Stichprobenausfälle zu<br />

provozieren. Angesichts der geforderten Breite des Untersuchungsansatzes sind die<br />

Erhebungsinstrumente noch mit akzeptablem Aufwand zu bearbeiten.<br />

5.2.1 Instrumente der Arztbefragung<br />

Im Rahmen der Arztbefragungen wurden Mediziner in den <strong>Rehabilitation</strong>seinrichtungen<br />

(Messzeitpunkte t1 <strong>und</strong> t2) <strong>und</strong> niedergelassene Haus- oder Fachärzte (Messzeitpunkte<br />

t3 <strong>und</strong> t4) befragt. Um die Rücklaufquote bei der Befragung der Haus- oder<br />

Fachärzte nicht durch einen zu hohen Bearbeitungsaufwand zu gefährden, wurde<br />

der Fragebogen für die niedergelassenen Ärzte sehr knapp <strong>und</strong> erheblich kürzer als<br />

der für die <strong>Rehabilitation</strong>särzte gestaltet. Aus diesen Gründen musste z.B. auf eine<br />

Funktionsmessung im Bogen für die niedergelassenen Ärzte verzichtet werden.<br />

Tabelle 3 gibt einen Überblick über Bereiche <strong>und</strong> eingesetzte Instrumente der Bögen,<br />

eine detaillierte Aufstellung <strong>und</strong> Beschreibung der Instrumente befindet sich im Anhang.<br />

Schwierig gestaltete sich insbesondere die Entwicklung eines Instrumentes zur Erfassung<br />

des somatischen Status der Rehabilitanden. Erstaunlicherweise existiert bislang<br />

für <strong>orthopädische</strong> Erkrankungen kein entsprechendes standardisiertes Verfahren,<br />

das national oder gar international eingesetzt wird. Entsprechend musste ein<br />

umfassendes Instrument neu entwickelt werden. Gr<strong>und</strong>lage hierfür waren eine ganze<br />

Reihe von Dokumentationsverfahren, die uns von kooperierenden Wissenschaftlern,<br />

<strong>Rehabilitation</strong>seinrichtungen <strong>und</strong> anderen Institutionen aus dem gesamten B<strong>und</strong>esgebiet<br />

zur Verfügung gestellt wurden. Da in den an der Studie beteiligten <strong>Rehabilitation</strong>seinrichtungen<br />

sehr unterschiedliche <strong>und</strong> nicht immer kompatible Verfahren verwendet<br />

wurden, musste in vielen Feedback-R<strong>und</strong>en mit den <strong>orthopädische</strong>n Klinikern<br />

ein Instrument abgestimmt werden, das möglichst die ganze Bandbreite der hier<br />

erfassten Erkrankungen abdecken sollte, in einer relativ kurzen Zeit zu bearbeiten ist


Kap. 5 Aufbau <strong>und</strong> Design der Studie - Seite 53<br />

<strong>und</strong> konsensual von allen Einrichtungen <strong>und</strong> Behandlern bearbeitet werden konnte.<br />

Dabei mussten von allen Beteiligten zwangsläufig Kompromisse akzeptiert werden.<br />

Tabelle 3 Inhalte der Arztfragebögen zu vier Messzeitpunkten<br />

Bereich Inhaltsbereiche / Skalen<br />

Rehaformale Aspekte Art der <strong>Rehabilitation</strong>, Aufnahme-/Entlassdatum, Kostenträger,<br />

Vorliegen von Untersuchungsbef<strong>und</strong>en/Unterlagen<br />

Ges<strong>und</strong>heitszustand Allgemeiner Ges<strong>und</strong>heitszustand, Schweregrad der<br />

Erkrankung, Einschränkungen in verschiedenen Lebensbereichen,<br />

Risikofaktoren<br />

Spezifische Somatikerfassung<br />

aus dem Untersuchungsbef<strong>und</strong><br />

Funktionsmessungen bei verschiedenen Lokalisatio-<br />

Befragung<br />

Reha-Ärzte<br />

Befragung<br />

niedergel.<br />

t1 t2 t3 t4<br />

<br />

nen, zusätzlich neurologische Bef<strong>und</strong>e <br />

Fragen zur <strong>Rehabilitation</strong> Behandlungsziele, Eignung <strong>und</strong> Motivation des Patienten,<br />

Dauer der <strong>Rehabilitation</strong><br />

Sozialmedizinische Einschätzung<br />

Medizinischer Verlauf nach<br />

<strong>Rehabilitation</strong><br />

Erfolgsbeurteilung der Reha-<br />

Maßnahme<br />

Erwerbsstatus vor <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme, AU-<br />

Zeiten vor der <strong>Rehabilitation</strong>, Sozialmedizinische Leistungsbeurteilung<br />

<strong>stationäre</strong> Aufenthalte nach <strong>Rehabilitation</strong>, zusätzliche<br />

Erkrankungen, Veränderungseinschätzung Ges<strong>und</strong>heitszustand<br />

Erreichung von Therapiezielen, Globale Erfolgseinschätzung,<br />

Sozialmedizinische Leistungsbeurteilung ,<br />

Beurteilung der <strong>Rehabilitation</strong>sform<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Entlassung/Nachsorge Teilnahme an Nachsorgemaßnahmen <br />

5.2.2 Instrumente der Patientenbefragung<br />

Wie bei der Befragung der Ärzte wurden auch bei der Befragung der Patienten sowohl<br />

standardisierte Instrumente, als auch neu entwickelte Skalen eingesetzt. Bei<br />

den Patienten konnten im Unterschied zur Arztbefragung mehr Panel-Variablen zu<br />

allen vier Messzeitpunkten eingesetzt werden, da es nicht wie bei den Ärzten einen<br />

Wechsel des Ansprechpartners gab.<br />

Neu entwickelte Items sind vor allem im Bereich „Fragen zur <strong>Rehabilitation</strong>“ zum Einsatz<br />

gekommen, da vor allem im Zusammenhang mit der vergleichenden Untersuchung<br />

verschiedener rehabilitativer Versorgungsformen nicht auf vorhandene Verfahren<br />

zurückgegriffen werden konnte.<br />

Insbesondere im Hinblick auf die Erfassung von Beschwerden, Schmerzen <strong>und</strong><br />

Funktionsfähigkeit sowie der Soziodemographie konnte dagegen auf standardisierte,<br />

gut eingeführte Verfahren wie z.B. SCL-90-R (Franke, 1995), FFbH-R (Kohlmann &


Kap. 5 Aufbau <strong>und</strong> Design der Studie - Seite 54<br />

Raspe, 1996), SF-12 (Bullinger & Kirchberger, 1998) <strong>und</strong> Items aus dem IRES<br />

(Gerdes & Jäckel, 1992) rekurriert werden.<br />

Bei Entlassung erhielten die Patienten ein Patiententagebuch, in dem sie für ein halbes<br />

Jahr nach der Entlassung Arztbesuche, Medikamenteneinnahmen, Krankenhausaufenthalte,<br />

<strong>Rehabilitation</strong>smaßnahmen, Krankengymnastik, Therapieangebote<br />

auch psychosozialer Art, Fehlzeiten, sportliche Aktivitäten u.a. eintragen sollten (vgl.<br />

Anhang).<br />

Tabelle 4 gibt einen Überblick über Bereiche <strong>und</strong> eingesetzte Instrumente der Bögen,<br />

eine detaillierte Aufstellung <strong>und</strong> Beschreibung der Instrumente befindet sich im Anhang.<br />

Tabelle 4 Inhalte der Patientenfragebögen zu vier Messzeitpunkten<br />

Bereich Inhaltsbereiche / Skalen<br />

Demographie Alter, Geschlecht, Schulbildung, Berufstätigkeit, Familienstand<br />

Ges<strong>und</strong>heitszustand SF-12, SCL-90-R, Allgemeiner Ges<strong>und</strong>heitszustand,<br />

Schweregrad der Erkrankung, Einschränkungen in<br />

verschiedenen Lebensbereichen, FFbH<br />

Patientenbogen<br />

t1 t2 t3 t4<br />

<br />

<br />

Ges<strong>und</strong>heitsverhalten Sport treiben, Rauchen <br />

Familie <strong>und</strong> Lebenszufriedenheit<br />

Lebenszufriedenheit in verschiedenen Bereichen,<br />

Einsamkeit u. Soziale Unterstützung<br />

Fragen zum Selbsterleben Subjektives Wohlbefinden, Selbstwertgefühl, Kontrollüberzeugung<br />

Arbeitssituation Zukünftige Erwerbstätigkeit, Arbeitszeit <strong>und</strong> Schichtarbeit,<br />

Auswirkungen der Erkrankung auf den Beruf,<br />

Arbeitszufriedenheit<br />

Fragen zur <strong>Rehabilitation</strong><br />

<strong>und</strong> zum Erfolg der Maßnahme<br />

Zufriedenheit mit <strong>Rehabilitation</strong> <strong>und</strong> Versorgungsform,<br />

Vor- <strong>und</strong> Nachteile der <strong>Rehabilitation</strong>sform, Beurteilung<br />

verschiedener Angebote, Therapiedichte, Belastungen<br />

während der <strong>Rehabilitation</strong>, Übergang von der<br />

<strong>Rehabilitation</strong> in Alltag<br />

5.2.3 Instrumente der Struktur- <strong>und</strong> Prozessanalyse<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Bei der Analyse der Struktur- <strong>und</strong> Prozessmerkmale der Einrichtungen konnte weitgehend<br />

auf gut eingeführte Instrumente aus dem Qualitätssicherungsprogramm der<br />

Rentenversicherung für die <strong>Rehabilitation</strong> zurückgegriffen werden, deren prinzipielle<br />

Praktikabilität schon in großen Erhebungen geprüft war. Darüber hinaus hatten diese<br />

Verfahren den Vorteil, vielen Einrichtungen bereits vertraut zu sein.<br />

Die hier verwendeten Dokumentationsverfahren erfassen Struktur- <strong>und</strong> Prozessmerkmale<br />

sowie konzeptuelle Merkmale der Einrichtungen.


Kap. 5 Aufbau <strong>und</strong> Design der Studie - Seite 55<br />

Die „Dokumentation Struktur- <strong>und</strong> Prozessmerkmale“ basiert auf einem Instrument<br />

aus dem Qualitätssicherungsprogramm der Rentenversicherung für die <strong>Rehabilitation</strong><br />

(Programmpunkt 1: Strukturen, Konzepte). Der Original-Fragebogen wurde in einigen<br />

Punkten abgeändert, um ihn für verschiedene <strong>Rehabilitation</strong>ssettings passend<br />

zu machen. Es sind zwei Fassungen entstanden: eine Version für ambulante Einrichtungen,<br />

eine zweite Version für <strong>stationäre</strong> Einrichtungen. Die drei beteiligten Einrichtungen,<br />

die sowohl <strong>stationäre</strong> als auch ambulante Angebote vorhalten, haben dementsprechend<br />

beide Fassungen ausgefüllt. Dabei ist zu berücksichtigen, dass in zwei<br />

dieser drei Einrichtungen das ambulante Angebot in den <strong>stationäre</strong>n Ablauf voll integriert<br />

ist, so dass eine getrennt ausgewiesene Aufstellung der Ressourcen der beiden<br />

Leistungsangebote nicht möglich war.<br />

Die Strukturdokumentation erhebt Daten zu folgenden Themen:<br />

- Allgemeine Angaben zur Einrichtung (z.B. Tagessatz, Zahl der Behandlungsplätze)<br />

- Hausmerkmale<br />

- Angaben zur personellen Besetzung<br />

- Diagnostik<br />

- Therapie<br />

- Indikationen, häufige Diagnosen<br />

- Seltene Diagnosen, mit denen die Einrichtung besondere Erfahrungen hat<br />

- Mitbehandelbare Erkrankungen<br />

- Ausschlussindikationen<br />

Die „Dokumentation Prozess- <strong>und</strong> Konzeptmerkmale“ ist in der Abteilung für Medizinische<br />

Psychologie in Hamburg im Rahmen des Qualitätssicherungsprogramms der<br />

Rentenversicherung für die <strong>Rehabilitation</strong> (Programmpunkt 1: Strukturen, Konzepte)<br />

entworfen worden.<br />

Die Konzeptdokumentation ist entwickelt worden, um qualitätsrelevante Merkmale<br />

der Arbeits- <strong>und</strong> Organisationsstrukturen erfassen zu können.<br />

Der Fragebogen umfasst Items zu folgenden Themen:<br />

- Interne Vernetzung<br />

- Externe Vernetzung<br />

- Aspekte der Mitarbeiterqualifizierung<br />

- Therapeutische Schwerpunkte<br />

Als weitere Datenquelle für die Auswertungen zur Prozessqualität wurden von den<br />

Einrichtungen Kopien der Therapiepläne zur Verfügung gestellt. In diesen ist für je-


Kap. 5 Aufbau <strong>und</strong> Design der Studie - Seite 56<br />

den Versicherten dokumentiert, an welchen Maßnahmen er wie oft teilgenommen<br />

hat.<br />

Drei der sechs Einrichtungen haben die Maßnahmen direkt in der Klassifikation Therapeutischer<br />

Leistungen (KTL) dokumentiert. Die anderen drei Einrichtungen hatten<br />

jeweils eigene Kodierungsrichtlinien. Diese wurden dann in Absprache mit den Einrichtungen<br />

in die Kodierungen der KTL übertragen, so dass schließlich für alle Einrichtungen<br />

die Maßnahmen mit denselben Nummerierungen bezeichnet vorlagen.<br />

Da die Therapiepläne nur in einer Einrichtung vollständig tageweise Auskunft über<br />

die Leistungen geben, an denen die Rehabilitanden teilgenommen haben, kann die<br />

Auswertung nur summarisch über den gesamten Zeitraum der <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme<br />

erfolgen. Eine Auswertung des zeitlichen Verlaufs – also etwa der Frage, ob<br />

es eine zeitliche Staffelung bestimmter therapeutischer Maßnahmen gibt – ist mit den<br />

vorliegenden Daten nicht möglich.<br />

5.3 EIN- UND AUSSCHLUSSKRITERIEN<br />

In Tabelle 5 sind die Ein- <strong>und</strong> Ausschlusskriterien der Untersuchung festgelegt. Einbzw.<br />

Ausschlusskriterien wurden auf Patientenebene <strong>und</strong> auf der Ebene der Diagnose<br />

<strong>und</strong> der Art der Maßnahme definiert. Die Diagnosen sind hier, entsprechend den<br />

Kategorien im Arztfragebogen, nur relativ grob unterteilt. Eine genaue Aufstellung der<br />

eingeschlossenen Diagnosen befindet sich im Abschnitt 5.6.8.<br />

Tabelle 5 Übersicht der Ein- <strong>und</strong> Ausschlusskriterien<br />

Patientenmerkmale<br />

Einschlusskriterien Ausschlusskriterien<br />

Diagnosen Nicht entzündliche Wirbelsäulen-Erkrankungen,<br />

Dorsopathien, Lumbalsyndrome, HWS Syndrome,<br />

Ischialagien, Bandscheibenschäden, Z. n. Bandscheiben<br />

OP<br />

lokalisierte Arthrosen (ausgenommen WS), Coxarthrosen,<br />

Gonarthrosen<br />

periphere Entesiopathien (ICD 726-728) Affektionen<br />

der Muskeln, Bänder u. Faszien nicht traumatologischer<br />

Genese, Fibromyalgien<br />

traumatologisch bedingte Erkrankungen ohne Gelenkprothetik<br />

(z.B. Frakturen, Bandläsionen, Zustand<br />

n. OP)<br />

Zustand nach prothetischer Versorgung (gleich<br />

welcher Genese)<br />

Rehaformale Allgemeines Heilverfahren<br />

Aspekte<br />

Anschlussheilbehandlung<br />

Mangelnde Fähigkeit zur Teilnahme z.B.<br />

aufgr<strong>und</strong> schriftsprachlicher Schwierigkeiten<br />

Vorliegen einer entzündlichrheumatischen<br />

Erkrankung<br />

Vorliegen eines Polytraumas <strong>und</strong> neurologischer<br />

Mitbeteilung<br />

<strong>Rehabilitation</strong>sverfahren nach Verfahren<br />

wie Erweiterte <strong>Ambulante</strong> Physiotherapie<br />

(EAP) <strong>und</strong> <strong>Ambulante</strong> Orthopädisch<br />

Traumatologische <strong>Rehabilitation</strong> (AOTR)


Kap. 5 Aufbau <strong>und</strong> Design der Studie - Seite 57<br />

5.4 ORGANISATION UND DURCHFÜHRUNG DER ERHEBUNGEN<br />

Im folgenden Abschnitt wird die konkrete Durchführung der Untersuchung beschrieben.<br />

Die patientenbezogenen Erhebungen in den Einrichtungen fanden von August<br />

1998 bis Januar 2000 statt. Der ursprünglich auf zwölf Monate festgelegte Erhebungszeitraum<br />

musste für die ambulanten Versorgungsformen verlängert werden,<br />

um die geplanten Fallzahlen erreichen zu können. Die katamnestischen Nachbefragungen,<br />

einschließlich der Befragung der niedergelassenen Ärzte, wurden Ende Dezember<br />

2000 abgeschlossen. Die organisationsbezogenen Analysen wurden im Zeitraum<br />

von Mai 1998 bis Dezember 1999 durchgeführt. Die Kostenträgerbefragungen<br />

wurden im März 2001 abgeschlossen.<br />

5.4.1 Patientenbezogene Erhebungen zu Beginn <strong>und</strong> Ende der<br />

<strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme<br />

Vor Beginn der patientenbezogenen Erhebungen in den <strong>Rehabilitation</strong>seinrichtungen<br />

wurden die beteiligten Mitarbeiter aller Kliniken im Rahmen von Vor-Ort-Besuchen<br />

mittels eines Manuals <strong>und</strong> in Gesprächen mit der Arbeitsgruppe über den Ablauf der<br />

Studie informiert.<br />

Zur Dokumentation aller im Untersuchungszeitraum in den <strong>Rehabilitation</strong>seinrichtungen<br />

behandelten <strong>und</strong> in die Studie einbezogenen Patienten sowie eventueller Gründe<br />

für eine Nicht-Teilnahme wurde den Einrichtungen ein Dokumentationsbogen zur<br />

Verfügung gestellt. Da bei den ambulanten Einrichtungen während des gesamten<br />

Erhebungszeitraumes eine Vollerhebung vorgesehen war, sollte so ersichtlich werden,<br />

ob es bei der Erhebung innerhalb der Einrichtungen zu systematischen Stichprobenselektionen<br />

gekommen ist.<br />

Die Einrichtungen wurden aufgefordert, alle Patienten konsekutiv in die Untersuchung<br />

aufzunehmen, die den vorgegebenen Einschlusskriterien entsprechen. Die<br />

Patienten sollten den Aufnahmefragebogen von den Einrichtungen innerhalb der ersten<br />

drei Tage nach Beginn der <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme erhalten, innerhalb dieses<br />

Zeitraumes sollten auch die Ärzte den entsprechenden Fragebogen bearbeiten, ebenso<br />

sollten die Entlassfragebögen für Patienten <strong>und</strong> die korrespondierenden<br />

Arztfragebögen innerhalb der letzten 3 Tage vor Entlassung bearbeitet werden.<br />

5.4.2 Patientenbezogene Erhebungen 6 <strong>und</strong> 12 Monate nach Ende der<br />

<strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme<br />

Im Rahmen der katamnestischen Erhebungen wurden die Versicherten ein halbes<br />

<strong>und</strong> ein Jahr nach Beendigung der <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme angeschrieben <strong>und</strong> um<br />

Bearbeitung der Fragebögen gebeten. Die Versicherten wurden zum Zeitpunkt der


Kap. 5 Aufbau <strong>und</strong> Design der Studie - Seite 58<br />

Halbjahreskatamnese auch gebeten, die bei Ende der <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme erhaltenen<br />

Patiententagebücher zurückzusenden. Zum Zeitpunkt der Halbjahreskatamnese<br />

erhielten die Versicherten den Patientenfragebogen nebst vorfrankiertem<br />

Rückumschlag, eine Einverständniserklärung für die Befragung des behandelnden<br />

niedergelassenen Haus- oder Facharztes sowie eine verkleinerte Kopie des Fragebogens<br />

an den behandelnden Arzt, um Transparenz über die entsprechende<br />

Arztbefragung zu schaffen.<br />

Ein vergleichbares Vorgehen wurde für die Patientenerhebung im Rahmen der Einjahreskatamnese<br />

gewählt. Nicht angeschrieben wurden alle Versicherten, die im Verlauf<br />

der Untersuchung eine (weitere) Teilnahme an der Studie explizit abgelehnt hatten<br />

oder die unbekannt verzogen waren.<br />

Da bereits früh deutlich wurde, dass die angestrebten Fallzahlen in den<br />

Versorgungsformen ambulant mit <strong>und</strong> ohne Anbindung an eine <strong>Rehabilitation</strong>sklinik,<br />

die jeweils nur von einer Einrichtung abgedeckt wurden, nur schwer erreichbar sein<br />

würden, wurden massive Anstrengungen unternommen, die Stichprobenausfälle im<br />

Verlauf der katamnestischen Befragungen so gering wie möglich zu halten. So<br />

wurden alle Studienteilnehmer drei Monate nach Beendigung ihrer<br />

<strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme mit einem Motivationsschreiben auf die<br />

Halbjahresbefragung eingestimmt. Zehn Tage <strong>und</strong> drei Wochen nach Versand der<br />

Fragebogen wurden, wenn noch keine Antwort eingegangen war,<br />

Erinnerungsschreiben zugesandt. In den Fällen, in denen die Versicherten auf diese<br />

Schreiben nicht mit einer Teilnahme oder expliziten Absage reagiert hatten, wurde<br />

versucht, telefonisch Kontakt aufzunehmen <strong>und</strong> Motivation für eine Teilnahme an der<br />

Nachbefragung zu schaffen.<br />

Besondere Anstrengungen wurden auch unternommen, um eine möglichst hohe<br />

Ausschöpfungsquote für die Befragung der niedergelassenen Ärzte zu erreichen. Die<br />

niedergelassenen Ärzte erhielten für die Bearbeitung des Fragebogens ein Honorar.<br />

Wie bei den Patientenbefragungen wurden, wenn keine Reaktion des Arztes auf den<br />

Fragebogen erfolgte, zwei Erinnerungsschreiben versandt <strong>und</strong> ein telefonisches<br />

Nachfassen versucht.<br />

5.4.3 Kostenträgerbefragungen<br />

Im Rahmen der Kostenträgerbefragungen wurden bei den Krankenkassen Daten zu<br />

Krankenhausaufenthalten, <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahmen <strong>und</strong> Fehlzeiten, bei den Rentenversicherungsträgern<br />

Daten zu Berentungen, Rentenanträgen <strong>und</strong> Zeiträume mit<br />

Beitragsleistungen <strong>und</strong> <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahmen für den Zeitraum jeweils ein Jahr<br />

vor der <strong>und</strong> ein Jahr nach Abschluss der <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme erhoben.<br />

Die entsprechenden Erhebungsbögen wurden an die Krankenkassen <strong>und</strong> Rentenversicherungsträger<br />

nach Abschluss der Ein-Jahreskatamnesen im Zeitraum von


Kap. 5 Aufbau <strong>und</strong> Design der Studie - Seite 59<br />

November 2000 bis Januar 2001 mit den entsprechenden Einverständniserklärungen<br />

der Patienten verschickt. Name <strong>und</strong> Adressen der Krankenkassen wurden von den<br />

Patienten zusammen mit den Einverständniserklärungen im Rahmen der katamnestischen<br />

Befragungen erhoben, die Zuordnung zum Rentenversicherungsträger<br />

erfolgte anhand des Wohnortes.<br />

5.4.4 Organisationsanalysen<br />

Bei der Durchführung der Organisationsanalysen wurde multimethodal vorgegangen,<br />

um ein möglichst umfassendes Bild von den Strukturen <strong>und</strong> Prozessen in den Einrichtungen<br />

zu erhalten (siehe Abbildung 2).<br />

'RNXPHQWDWLRQ<br />

6WUXNWXU XQG<br />

3UR]HVVPHUNPDOH<br />

1DKEHIUDJXQJ ]XU<br />

3DWLHQWHQ<br />

]XVDPPHQVHW]XQJ<br />

,QWHUYLHZV<br />

Abbildung 2 Methoden der Organisationsanalysen<br />

'RNXPHQWDWLRQ 3UR]HVV<br />

XQG .RQ]HSWPHUNPDOH<br />

%HVLKWLJXQJ GHU<br />

(LQULKWXQJHQ<br />

Zu Beginn der Studie wurden zunächst alle an der Studie beteiligten Einrichtungen<br />

vor Ort besichtigt, um ein Bild von den Einrichtungen zu bekommen <strong>und</strong> Ansprechpartner<br />

<strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>lagen für die weiteren Datenerhebungen zu schaffen. Ergänzend<br />

haben alle Einrichtungen vor Beginn der patientenbezogenen Erhebungen eine Übersicht<br />

über die im letzten Jahr behandelten Fallzahlen <strong>und</strong> wesentliche Patientenmerkmale<br />

erstellt.<br />

Im Anschluss daran erhielten die Einrichtungen die Fragebögen zur Dokumentation<br />

der Struktur-, Prozess <strong>und</strong> Konzeptmerkmale (zur Beschreibung der Instrumente siehe<br />

Kap. 5.2.3). Schließlich wurden auf der Gr<strong>und</strong>lage dieser Informationen Interviewleitfäden<br />

für umfassende teilstrukturierte Interviews in den Einrichtungen entwickelt.<br />

Die Interviews wurden mit Mitarbeitern aus verschiedenen Hierarchieebenen <strong>und</strong><br />

Berufsgruppen geführt, um ein möglichst umfassendes, aus verschiedenen Perspektiven<br />

zusammengesetztes Bild der Einrichtungen zu erhalten. Themen der Interviews


Kap. 5 Aufbau <strong>und</strong> Design der Studie - Seite 60<br />

waren interne <strong>und</strong> externe Vernetzung, Struktur, Leistungen <strong>und</strong> Angebote, individuelle<br />

<strong>Rehabilitation</strong> im zeitlichen Verlauf <strong>und</strong> Dokumentation.<br />

Als letzter Schritt der organisationsbezogenen Datenerhebung wurde eine schriftliche<br />

Nachbefragung durchgeführt, in der die Einrichtungen angeben sollten, wie viele Patienten<br />

im Untersuchungszeitraum in der Einrichtung behandelt wurden <strong>und</strong> wie sich<br />

diese Patientengruppe zusammensetzte. Diese Daten dienen einer Charakterisierung<br />

der Einrichtungen selbst, aber auch einer Einschätzung von Selektionsprozessen<br />

bei den patientenbezogenen Erhebungen in den Einrichtungen <strong>und</strong> damit der<br />

Repräsentativität der Untersuchungsstichprobe für das Patientenaufkommen der beteiligten<br />

Einrichtungen im Untersuchungszeitraum. Erfragt wurden dabei Anzahl der<br />

Patienten, AHB-Anteil, Geschlechterverteilung, Verteilung der Hauptdiagnosen, Altersverteilung<br />

<strong>und</strong> Belegung durch verschiedene Kostenträger.<br />

5.5 TEILNAHMEBEREITSCHAFT UND RÜCKLAUFQUOTEN<br />

Die Einbeziehung von Patienten in die Studie erfolgte in den Einrichtungen von August<br />

1998 bis November 1999. Aufgr<strong>und</strong> von Fallzahlproblemen in den beiden Einrichtungen<br />

amb+ <strong>und</strong> amb- ist der Erhebungszeitraum bis Dezember 1999 bzw. Januar<br />

2000 ausgedehnt worden.<br />

Die folgende Tabelle 6 verdeutlicht den Zeitraum der Datenerhebung. Im Verlauf des<br />

Erhebungszeitraumes haben die Einrichtungen in unterschiedlichem Maße Patienten<br />

in die Studie aufgenommen.<br />

Tabelle 6 Erhebungszeitraum in den an der Studie teilgenommenen Einrichtungen<br />

A B C D E F<br />

Okt 98 Sep 98 Sep 98 Sep 98 Sep 98 Aug 98<br />

Nov 99 Nov 99 Nov 99 Sep 99 Jan 00 Dez 99<br />

Insgesamt wurden im oben beschriebenen Zeitraum von den Einrichtungen 1795<br />

Patienten dokumentiert. Im zeitlichen Verlauf unterscheiden sich die Einrichtungen<br />

in ihrem Beitrag zur Stichprobenerhebung: Einige Einrichtungen haben relativ<br />

gleichmäßig über den gesamten Erhebungszeitraum Patienten in die Studie aufgenommen,<br />

bei anderen gab es hier deutliche Schwankungen. Die folgende Tabelle 7<br />

zeigt, wie sich diese Erhebungsstichprobe zusammensetzt <strong>und</strong> wie es zur Entwicklung<br />

der Untersuchungsstichprobe gekommen ist.


Kap. 5 Aufbau <strong>und</strong> Design der Studie - Seite 61<br />

Tabelle 7 Entwicklung der Untersuchungsstichprobe<br />

Dokumentierte<br />

Fälle insgesamt<br />

Ausfälle lt. Rehaeinrichtung<br />

in Hamburg<br />

eingegangene<br />

Fälle<br />

Ausfälle Hamburg <br />

Untersuchungsstichprobe<br />

A 424 175 249 17 232<br />

B 281 48 233 3 230<br />

C 352 3 349 3 346<br />

D 104 9 95 3 92<br />

E 430 301 129 3 126<br />

F 204 52 152 2 150<br />

Gesamt 1795 588 1207 31 1176<br />

Insgesamt wurden 588 Patienten von den behandelnden <strong>Rehabilitation</strong>särzten im<br />

Protokollblatt dokumentiert, die aus vielfältigen Gründen nicht weiter an der Studie<br />

teilnahmen (s.u.).<br />

Mit Abschluss der Stichprobenrekrutierung liegen von insgesamt 1207 Patienten Patientenfragebögen<br />

vor. In einer abschließenden Datenkontrolle mussten einige Teilnehmer,<br />

aufgr<strong>und</strong> mangelnder Übereinstimmung mit den Einschlusskriterien, fehlender<br />

oder widersprüchlicher Angaben, ausgeschlossen werden. So wurden versehentlich<br />

aufgenommene EAP-Patienten (N=3), Wechsler der Versorgungsform während<br />

der <strong>Rehabilitation</strong> (N=6), Patienten mit offensichtlich unzureichenden schriftsprachlichen<br />

Kenntnissen (N=2) sowie Patienten mit fehlendem oder nicht zuordenbarem<br />

Arztfragebogen (N=20) ausgeschlossen werden. Insgesamt ergibt sich so ein Datensatz<br />

von 1176 Patienten zu den Zeitpunkten t1 <strong>und</strong> t2.<br />

Tabelle 8 zeigt in einer Übersicht die Zahl der in den einzelnen Einrichtungen rekrutierten<br />

Versicherten <strong>und</strong> deren Zuordnung zu den rehabilitativen Versorgungsformen.<br />

Die Versorgungsformen amb+ <strong>und</strong> amb- sind jeweils nur durch eine Einrichtung repräsentiert.<br />

Tabelle 8 Verteilung der Patienten auf rehabilitative Versorgungsform <strong>und</strong> Einrichtungen<br />

stat amb in amb+ amb- Gesamt<br />

A 232 232<br />

B 120 110 230<br />

C 205 141 346<br />

D 58 34 92<br />

E 126 126<br />

F 150 150<br />

Gesamt 615 285 126 150 1176<br />

Die folgende Übersicht zeigt die Teilnahmequoten an den verschiedenen Bestandteilen<br />

der Befragung zu den vier Messzeitpunkten. Ein- <strong>und</strong> Ausgangsmessungen im


Kap. 5 Aufbau <strong>und</strong> Design der Studie - Seite 62<br />

Rahmen des Klinikaufenthaltes sowie Therapiepläne sind patienten- <strong>und</strong> arztseitig<br />

nahezu vollständig.<br />

Tabelle 9 Untersuchungsstichprobe <strong>und</strong> Teilnahmequoten zu vier Messzeitpunkten<br />

Patient 1<br />

Patient 2<br />

Arzt 1<br />

Arzt 2<br />

stat 100% (616) 100%<br />

(616)<br />

amb in 100% (284) 100%<br />

(284)<br />

amb+ 100% (126) 100%<br />

(126)<br />

amb- 100% (150) 100%<br />

(150)<br />

Therapie-Pläne<br />

Gesamt 100% (1176) 100%<br />

(1176)<br />

Patient t3<br />

65,7%<br />

(404)<br />

62,1%<br />

(177)<br />

73,8%<br />

(93)<br />

62,7%<br />

(94)<br />

65,3%<br />

(768)<br />

Hausarzt t3<br />

29,1%<br />

(179)<br />

26,0%<br />

(74)<br />

27,0%<br />

(34)<br />

38,7%<br />

(58)<br />

29,3%<br />

(345)<br />

Tagebücher<br />

28,5% (115)/<br />

17,8% (72)<br />

29,5% (52)/<br />

17,6% (31)<br />

39,8% (37)/<br />

18,3% (17)<br />

38,3% (36)/<br />

24,5% (23)<br />

31,3% (240)/<br />

18,6% (143)<br />

61,8%<br />

(380)<br />

55,1%<br />

(157)<br />

60,3%<br />

(76)<br />

56,7%<br />

(85)<br />

59,4%<br />

(698)<br />

Patient t4<br />

Hausarzt t4<br />

27,2%<br />

(167)<br />

23,5%<br />

(67)<br />

22,2%<br />

(28)<br />

29,3%<br />

(44)<br />

26,0%<br />

(306)<br />

Einverständnis Kostenträger-Befragung<br />

38% (233)<br />

29% (82)<br />

36% (45)<br />

35% (53)<br />

35% (413)<br />

Die Übersicht macht auch deutlich, dass die in den <strong>stationäre</strong>n <strong>Rehabilitation</strong>skliniken<br />

angestrebte deutliche Übererhebung realisiert werden konnte, um ausreichend<br />

Spielraum für die Bildung von fairen (parallelisierten) Vergleichsgruppen zu haben.<br />

Da die beiden ambulanten Versorgungsformen jeweils nur mit einer Einrichtung besetzt<br />

waren, liegen die erreichten Fallzahlen hier erwartungsgemäß deutlich niedriger<br />

als in den übrigen Versorgungsformen.<br />

Die Teilnahmequoten an den längsschnittlichen Befragungen lagen auf Patientenseite<br />

mit 65% (t3) bzw. 59% (t4) in erwartungsgemäßer Größenordnung. Auch im Rahmen<br />

der Befragungen der niedergelassenen Ärzte konnten substantielle Fallzahlen<br />

erreicht werden, die erwartungsgemäß aber deutlich unter den Rückläufen der Patientenbefragungen<br />

liegen.<br />

5.6 STICHPROBENBESCHREIBUNG<br />

Die Stichprobenbeschreibung vermittelt einen Überblick über wesentliche Charakteristika<br />

der in die Studie einbezogenen Versicherten. Die Darstellung erfolgt differenziert<br />

nach den vier rehabilitativen Versorgungsformen, dabei wird jeweils geprüft, inwieweit<br />

es in wesentlichen soziodemographischen Merkmalen <strong>und</strong> Erkrankungsmerkmalen<br />

Unterschiede zwischen den Versorgungsformen gibt.


5.6.1 Geschlecht <strong>und</strong> Alter<br />

Kap. 5 Aufbau <strong>und</strong> Design der Studie - Seite 63<br />

In der Gesamtstichprobe überwiegen mit einem Anteil von 54% die männlichen Versicherten.<br />

Die Geschlechterverteilung unterscheidet sich zwischen den vier rehabilitativen<br />

Versorgungsformen signifikant. Auffällig ist hier der höhere Anteil Frauen<br />

(65,1%) in der Versorgungsform amb- (vgl. Tabelle 10).<br />

Tabelle 10 Soziodemografische Merkmale der Untersuchungsstichprobe – Geschlecht<br />

<strong>und</strong> Alter<br />

Versorgungsform<br />

Geschlecht<br />

Gesamt stat amb in amb+ amb-<br />

Ausprägung % (N) % (n) % (n) % (n) % (n)<br />

weiblich 45,7 (642) 43,2 (266) 39,9 (113) 44,4 (56) 65,1 (97)<br />

männlich 54,3 (532) 56,8 (349) 60,1 (171) 55,6 (70) 34,9 (52)<br />

Unterschiedsberechnung χ²-Test χ²=28,13 df=3 p


Kap. 5 Aufbau <strong>und</strong> Design der Studie - Seite 64<br />

sorgungsformen amb+ <strong>und</strong> amb-. Die Anteile von Patienten, die unabhängig vom<br />

Familienstand mit einem Partner zusammenleben, liegen insgesamt bei drei Viertel<br />

aller Befragten <strong>und</strong> unterscheiden sich im Wesentlichen nicht zwischen den Versorgungsformen,<br />

alleine die Patienten in der Versorgungsform amb in geben zu geringeren<br />

Teilen an, ohne Partner zu leben.<br />

Tabelle 11 Soziodemografische Merkmale der Untersuchungsstichprobe II – Familienstand,<br />

Partnerschaft <strong>und</strong> Nationalität<br />

Versorgungsform Gesamt stat amb in amb+ amb-<br />

Familienstand<br />

Ausprägung % (N) % (n) % (n) % (n) % (n)<br />

ledig 15,7 (175) 15,7 (91) 12,5 (34) 21,0 (26) 16,9 (24)<br />

verheiratet 65,7 (734) 64,5 (373) 74,2 (201) 60,5 (75) 59,2 (85)<br />

verwitwet 4,7 (52) 5,3 (31) 5,5 (15) 0,8 (1) 3,5 (5)<br />

geschieden 11,8 (132) 12,9 (75) 6,3 (18) 14,5 (18) 15,5 (21)<br />

getrennt<br />

lebend<br />

2,1 (24) 1,6 (9) 1,5 (4) 3,2 (4) 4,9 (7)<br />

Unterschiedsberechnung mittels χ² Test χ²=29,65 df=12 p=0,003<br />

Mit Partner lebend<br />

Ja 76,1 (728) 73,4 (369) 82,8 (193) 72,5 (74) 77,3 (92)<br />

Nein 23,9 (229) 26,6 (134) 17,2 (40) 27,4 (28) 22,7 (27)<br />

Unterschiedsberechnung mittels χ² Test χ²=8,68 df=3 p=0,034<br />

Nationalität<br />

Deutsch 97,8 (1064) 98,1 (554) 99,2 (258) 92,7 (114) 98,6 (138)<br />

andere 2,2 (24) 1,9 (11) 0,8 (2) 7,3 (9) 1,4 (2)<br />

Unterschiedsberechnung mittels χ² Test χ²=17,95 df=3 p


Kap. 5 Aufbau <strong>und</strong> Design der Studie - Seite 65<br />

Tabelle 12 Soziodemographische Merkmale der Untersuchungsstichprobe III – Schulabschluss<br />

<strong>und</strong> Berufsausbildung<br />

Versorgungsform Gesamt stat amb in amb+ amb-<br />

Ausprägung % (N) % (n) % (n) % (n) % (n)<br />

Schulabschluss<br />

Ohne Schulabschluss<br />

Haupt-<br />

/Volksschule<br />

Realschule/ Mittlere<br />

Reife<br />

Polytechnische<br />

Oberschule<br />

Fachhochschulreife<br />

Allgemeine/<br />

fachgeb<strong>und</strong>ene<br />

Hochschulreife/<br />

Abitur<br />

9,5 (105) 10,9 (63) 9,4 (25) 8,9 (11) 4,3 (6)<br />

54,2 (601) 57,3 (329) 64,8<br />

(173)<br />

55,6 (69) 20,6 (29)<br />

18,0 (199) 19,8 (114) 13,1(35) 23,4 (29) 14,9 (21)<br />

6,4 (71) 4,0 (23) 1,9 (5) 2,4 (3) 28,4 (40)<br />

3,9 (43) 3,6 (21) 4,5 (12) 3,2 (4) 4,3 (6)<br />

7,5 (83) 3,8 (22) 5,6 (15) 5,6 (7) 27,7 (39)<br />

andere 0,5 (6) 0,5 (3) 0,7 (2) 0,8 (1)<br />

Unterschiedsberechnung mittels χ² Test χ²=260,65 df=18 p


Kap. 5 Aufbau <strong>und</strong> Design der Studie - Seite 66<br />

lische <strong>und</strong> berufliche Sozialisation kaum vergleichbar ist. Hinzu kommt, dass in dieser<br />

Versorgungsform keine LVA-Patienten behandelt wurden.<br />

5.6.4 Erwerbsstatus <strong>und</strong> verfügbares Einkommen<br />

Drei Viertel der Versicherten in der Untersuchungsstichprobe geben an, im Jahr vor<br />

der <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme berufstätig gewesen zu sein, die Anteile von Altersrentnern<br />

<strong>und</strong> Arbeitslosen liegen jeweils etwas unter zehn Prozent (vgl. Tabelle 13).<br />

Tabelle 13 Soziodemographische Merkmale der Untersuchungsstichprobe IV – Erwerbsstatus<br />

<strong>und</strong> verfügbares Einkommen<br />

Erwerbsstatus<br />

Gesamt stat amb in amb+ amb-<br />

Ausprägung % (N) % /(n) % (n) % (n) % (n)<br />

Berufstätig 73,1 (787) 74,8(424) 73,6 (187) 82,1 (101) 56,4 (75)<br />

Hausfrau/mann 4,5 (49) 5,6(32) 5,1 (13) 0,8 (1) 2,3 (3)<br />

Altersrentner 9,4 (101) 6,5(37) 10,6 (27) 7,3 (9) 21,1 (28)<br />

Berentet<br />

BU/EU<br />

4,0 (43) 4,4(25) 2,0 (5) 2,4 (3) 7,5 (10)<br />

Arbeitslos 8,3 (89) 7,8(44) 8,3 (21) 7,3 (9) 11,3 (15)<br />

Umschüler,<br />

Ausbildung<br />

0,7 (8) 0,9(5) 0,4 (1) 1,5 (2)<br />

Unterschiedsberechnung mittels χ² Test χ²=50,92 df=15 p


Kap. 5 Aufbau <strong>und</strong> Design der Studie - Seite 67<br />

lichen Krankenversicherung (22%). Dabei werden drei Viertel aller Maßnahmen als<br />

Allgemeines Heilverfahren durchgeführt (vgl. Tabelle 14).<br />

Tabelle 14 Träger der <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme <strong>und</strong> Art der Maßnahme<br />

Träger der <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme<br />

Gesamt stat amb in amb+ amb-<br />

Ausprägung % (N) % (n) % (n) % (n) % (n)<br />

BfA 28,7 (336) 28,5 (174) 25,4 (72) 23,8 (30) 40,0 (60)<br />

LVA 49,1 (575) 57,4 (351) 55,1 (156) 54,0 (68)<br />

GKV 22,1 (259) 14,1 (86) 19,4 (55) 22,2 (28) 60,0 (90)<br />

Unterschiedsberechnung mittels χ² Test χ²=209,73 df=6 p


Kap. 5 Aufbau <strong>und</strong> Design der Studie - Seite 68<br />

Eine angebotsspezifische Betrachtung zeigt, dass auch hier, ähnlich wie beim Vergleich<br />

AHB - AHV, ein signifikanter Unterschied hinsichtlich der medizinischen Vorbehandlung<br />

der Versicherten in der Untersuchungsstichprobe unmittelbar vor Beginn<br />

der <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme besteht. Nur jeweils 10 Patienten in den Settings<br />

amb+ <strong>und</strong> amb- haben unmittelbar vor <strong>Rehabilitation</strong>sbeginn eine OP erhalten.<br />

5.6.7 Zusammenfassung der Verteilung von soziodemografischen Merkmalen<br />

Tabelle 16 fasst noch einmal Unterschiede in den soziodemographischen Merkmalen<br />

zwischen den rehabilitativen Versorgungsformen zusammen:<br />

Tabelle 16 Zusammenfassung Stichprobenbeschreibung der soziodemografischen Merkmale<br />

Merkmal p mögliche Ursache für Unterschiede<br />

Geschlecht ** höherer Frauenanteil in amb-<br />

Alter in Jahren n.s.<br />

Alter in Klassen ** hoher Anteil 60 Jahre <strong>und</strong> älter in amb-<br />

Familienstand ** in amb+ u. amb- hoher Anteil lediger, geschiedener u. getrennt<br />

lebender Patienten<br />

Mit Partner lebend * hoher Anteil Patient mit Partner lebend in amb in<br />

Nationalität ** hoher Ausländeranteil in amb+<br />

Schulabschluss ** vermehrt hohe Schulabschlüsse in amb-<br />

Ausbildung ** hoher Ausbildungsstand in amb-<br />

Erwerbsstatus ** hohe Anteile Altersrentner in amb in <strong>und</strong> amb-; hoher Anteil<br />

Arbeitsloser in amb-<br />

Familiennettoeinkommen n.s.<br />

Berufliche Stellung ** geringer Arbeiteranteil; vermehrter Anteil Angestellter in amb-<br />

Träger der Maßnahme ** keine LVA-Patienten in amb-<br />

Art der Maßnahme ** geringer Anteil AHB-Maßnahmen in amb+ <strong>und</strong> amb-<br />

Insgesamt finden sich für zahlreiche soziodemographischen Merkmale Unterschiede<br />

zwischen den rehabilitativen Versorgungsformen. Hervorzuheben ist hierbei insbesondere<br />

die Versorgungsform amb–. Unterschiede hängen hier vermutlich vor allem<br />

damit zusammen, dass die entsprechende Einrichtung in den neuen B<strong>und</strong>esländern<br />

liegt <strong>und</strong> im Untersuchungszeitraum keine Belegung durch eine LVA stattfand.<br />

5.6.8 Hauptdiagnosen<br />

Wesentlich für die Charakterisierung der Gesamtstichprobe <strong>und</strong> der Patienten in den<br />

verschiedenen hier untersuchten rehabilitativen Versorgungsformen sind die Erkrankungen,<br />

aufgr<strong>und</strong> derer die Patienten rehabilitativ behandelt wurden. Die Diagnosen<br />

wurden durch die Ärzte in den <strong>Rehabilitation</strong>seinrichtungen gestellt. Tabelle 17 zeigt,<br />

dass der wesentliche Anteil der erhobenen Hauptdiagnosen im Bereich der Wirbelsäulenerkrankungen<br />

liegt.


Kap. 5 Aufbau <strong>und</strong> Design der Studie - Seite 69<br />

Tabelle 17 Verteilung der Hauptdiagnosen in der Untersuchungsstichprobe<br />

Haupt- <strong>und</strong> Mehrfachdiagnosen Häufigkeit %<br />

keine Hauptdiagnose 5 0,4<br />

Nicht entzündliche Wirbelsäulen-Erkrankungen, Dorsopathien, Lumbal-Syndrome,<br />

HWS-Syndrome, Ischialgien, Bandscheibenschäden, Z.n. Bandscheiben-OP<br />

651 55,4<br />

lokalisierte Arthrosen (ausgenommen WS), Coxarthrosen, Gonarthrosen 158 13,4<br />

periphere Entesiopathien (ICD 726-728), Affektionen der Muskeln, Bänder u. Faszien<br />

nicht traumatologischer Genese, Fibromyalgien<br />

traumatologisch bedingte Erkrankungen ohne Gelenkprothetik (z.B. Frakturen,<br />

Bandläsionen, Z.n. OP)<br />

38 3,2<br />

48 4,1<br />

Z.n. prothetischer Versorgung (gleich welcher Genese) 36 3,1<br />

sonstige 21 1,8<br />

mehrere Hauptdiagnosen 219 18,6<br />

Gesamt 1176 100%<br />

Bei den sonstigen Erkrankungen handelt es sich um Gelenkerkrankungen mit Beteiligung<br />

des dermatologischen Formenkreises <strong>und</strong> um Meniskusschäden sowie vereinzelt<br />

um andere Diagnosen, die von den Ärzten gesondert angegeben wurden.<br />

Für die Kennzeichnung der Stichproben <strong>und</strong> die Frage der Vergleichbarkeit erschwerend,<br />

erweist sich der Umstand, dass ein erheblicher Teil (19%) der Patienten mehr<br />

als eine Hauptdiagnose aufweist. Von den 219 Versicherten mit mehr als einer<br />

Hauptdiagnose hat ein Großteil (n=182, 83%) zwei Hauptdiagnosen, in einigen Fällen<br />

haben die Ärzte auch drei (n=35, 16%) oder vier (n=2, 1%) Hauptdiagnosen gestellt.<br />

Als häufigste Mehrfachdiagnosen sind die Kombination von Wirbelsäulenerkrankungen<br />

<strong>und</strong> Arthrosen zu nennen (7% der Gesamtstichprobe). Berücksichtigt<br />

man bei der Auszählung der Häufigkeit der Diagnosen auch die Mehrfachdiagnosen,<br />

nehmen wiederum Wirbelsäulenerkrankungen mit 59% den größten Teil aller Diagnosestellungen<br />

ein, gefolgt von Arthrosen (20%) <strong>und</strong> Entesiopathien (6 %).<br />

Tabelle 18 Verteilung der Hauptdiagnosen in Mehrfachantworten<br />

Hauptdiagnose % (n)<br />

Wirbelsäulenerkrankung 58,5 (836)<br />

lokalisierte Arthrosen 20,1 (287)<br />

Entesiopathien 6,2 (88)<br />

traumatologisch bedingte Erkrankungen 4,6 (66)<br />

Z. n. prothetischer Versorgung 3,5 (50)<br />

Sonstige Erkrankungen 7,1 (102)<br />

Gesamt 100 (1429)


Kap. 5 Aufbau <strong>und</strong> Design der Studie - Seite 70<br />

Erkrankungsspezifische Auswertungen werden sich daher im Folgenden vor allem<br />

auf die Hauptdiagnosen Wirbelsäulenerkrankungen <strong>und</strong> Arthrosen konzentrieren, die<br />

den Großteil der Stichprobe kennzeichnen.<br />

Betrachtet man die Verteilung der Hauptdiagnosen auf die verschiedenen rehabilitativen<br />

Versorgungsformen, zeigen sich signifikante Unterschiede in den behandelten<br />

Erkrankungen (vgl. Tabelle 19).<br />

Tabelle 19 Hauptdiagnosen nach rehabilitativer Versorgungsform<br />

Versorgungsform stat amb in amb+ amb-<br />

Ausprägung % N % N % N % N<br />

Wirbelsäulenerkrankungen<br />

54,9 337 44,9 127 59,2 74 75,8 113<br />

lokalisierte Arthrosen 14,7 90 17,0 48 8,8 11 6,0 9<br />

periphere Entesiopathien<br />

traumatologisch<br />

bedingte Erkrankungen<br />

ohne Gelenkprothetik<br />

Z. n. prothetischer<br />

Versorgung<br />

3,9 24 1,8 5 5,6 7 1,3 2<br />

3,9 24 5,3 15 4,8 6 2,0 3<br />

3,9 24 1,8 5 2,4 3 2,7 4<br />

sonstige 1,5 9 1,8 5 3,2 4 2,0 3<br />

Mehrfachdiagnosen 17,3 106 27,6 78 16,0 20 10,1 15<br />

Gesamt 100 614 100 283 100 125 100 149<br />

Unterschiedsberechnung mittels χ² Test χ²= 61,81 df= 18 p


Kap. 5 Aufbau <strong>und</strong> Design der Studie - Seite 71<br />

fern hinweg. Die wichtigsten werden im Folgenden jeweils gesondert für die o.g.<br />

Krankheitskategorien dargestellt.<br />

Wirbelsäulenerkrankungen<br />

Die häufigste Diagnose in der Gruppe Wirbelsäulenerkrankungen über alle Versorgungsformen<br />

hinweg ist der „Bandscheibenvorfall im Bereich der LWS ohne Beteiligung<br />

des Rückenmarks“ (722.12) mit 18% der Fälle dieser Gruppe. Darauf folgt an<br />

zweiter Stelle der Gesamtverteilung der „Hexenschuss/Lumbago“ (724.2) mit 14%<br />

aller Fälle. Zervikale Spondylose, Spondylosis, thorakaler o. lumbaler Diskusprolaps<br />

ohne Myelopathie sowie Degeneration der thorakalen o. lumbalen Intervertebralscheiben<br />

machen jeweils etwa 6% aller Wirbelsäulenerkrankungen aus (vgl. Tabelle<br />

20). Versorgungsformspezifisch betrachtet ist die häufigste Diagnose im <strong>stationäre</strong>n<br />

Bereich Lumbago (724.2), bei den ambulanten <strong>Rehabilitation</strong>seinrichtungen in einer<br />

<strong>Rehabilitation</strong>sklinik <strong>und</strong> der ambulanten <strong>Rehabilitation</strong>seinrichtung ohne Anbindung<br />

an eine <strong>Rehabilitation</strong>sklinik der Lumbale Diskusprolaps (722.12) <strong>und</strong> in der ambulanten<br />

<strong>Rehabilitation</strong>seinrichtung mit Anbindung an eine <strong>Rehabilitation</strong>sklinik degenerative<br />

Veränderungen der thorakalen <strong>und</strong> lumbalen Intervertebralscheiben (722.5).<br />

Auffällig ist, dass der „Hexenschuss/Lumbago“ in der Versorgungsform amb in <strong>und</strong><br />

der Diskusprolaps in der Versorgungsform amb+ nicht vorkommen bzw. nicht diagnostiziert<br />

wurden.<br />

Tabelle 20 Verteilung der Wirbelsäulenerkrankungen nach ICD 9 auf die rehabilitativen<br />

Versorgungsformen (bezogen auf alle gestellten Wirbelsäulendiagnosen;<br />

N=836)<br />

Versorgungsform stat amb in amb+ amb-<br />

Ausprägung % (N) % (N) % (N) % (N)<br />

(ICD 9)<br />

721 6,8 (29) 9,7 (19)<br />

721.0 15,8 (31)<br />

721.3 5,6 (11) 6,4 (8)<br />

722.0 7,2 (9)<br />

722.1 10,9 (46)<br />

722.12 11,6 (49) 23,5 (46) 39,2 (49)<br />

722.5 40,5 (36)<br />

722.52 6,1 (12)<br />

722.7 10,1 (9)<br />

723.1 7,1 (31) 12,4 (11)<br />

724.2 23,8 (101) 15,7 (14)<br />

724.3 5,6 (5) 9,6 (12)<br />

Sonstige 39,6 (168) 39,3 (77) 15,7 (14) 37,6 (47)<br />

Gesamt 100% (424) 100% (196) 100% (89) 100% (125)


Arthrosen<br />

Kap. 5 Aufbau <strong>und</strong> Design der Studie - Seite 72<br />

Im Bereich der Arthrosen fallen über alle Versorgungsformen hinweg 35% aller Diagnosen<br />

auf den Bereich der Hüfte (715.35), gefolgt von 24% auf den Bereich des<br />

Knies (715.36). Darauf folgen unspezifische Arthrosen (715.3) <strong>und</strong> Hüftdysplasie<br />

(754.3) mit jeweils 6% der Diagnosekategorie Arthrosen.<br />

Auch hier zeigen sich versorgungsformspezifische Schwerpunkte. In den Versorgungsformen<br />

stat <strong>und</strong> amb in sind die Coxarthrosen mit jeweils etwa 40% deutlich<br />

häufiger als in den beiden ambulanten Versorgungsformen.<br />

Periphere Entesiopathien<br />

20,5% aller im Bereich peripherer Entesiopathien erhobenen Diagnosen entfallen auf<br />

das Rotatorensyndrom der Schulter (726.1) <strong>und</strong> 20,5% auf Periathropathia humeroscapolaris<br />

(726.2), einer allgemeinen Bezeichnung für pathologische Prozesse im Bereich<br />

der Weichteile in der Umgebung des Schultergelenkes.<br />

Auch hier zeigen sich versorgungsformspezifische Besonderheiten. Das Rotatorensyndrom<br />

der Schulter kommt bei den Entesiopathien in den Versorgungsformen stat,<br />

amb+ <strong>und</strong> amb- am häufigsten vor, während im ambulanten <strong>Rehabilitation</strong>sangebot<br />

in einer Reha-Klinik die Schultergelenkserkrankung Periathropathia humeroscapularis<br />

überwiegt.<br />

Traumatologisch bedingte Erkrankungen<br />

Bei den traumatologisch bedingten Erkrankungen ist die Wirbelsäulenfraktur (805)<br />

mit insgesamt 18% der Fälle die häufigste Diagnose, gefolgt vom Schenkelhalsbruch<br />

(820) mit 10%. Versorgungsformspezifisch sind kaum Besonderheiten der Krankheitsverteilung<br />

zu beobachten, zumal insgesamt nur 63 Personen mit traumatologisch<br />

bedingten Erkrankungen behandelt wurden – davon bereits 31 im <strong>stationäre</strong>n<br />

Setting.<br />

Zustand nach prothetischer Versorgung<br />

Mit dieser Diagnosegruppe wurden insgesamt nur 47 Personen behandelt. Dabei<br />

verteilen sich fast alle Fälle auf die Diagnosen Arthrose der Hüfte (715.35) <strong>und</strong> des<br />

Knies (715.36).


Kap. 5 Aufbau <strong>und</strong> Design der Studie - Seite 73<br />

5.7 ANALYSEN ZUR REPRÄSENTATIVITÄT DER STICHPROBEN UND ZUM<br />

DROP-OUT-PROBLEM<br />

Um zu entscheiden, ob die mithilfe der vorliegenden Studie gewonnenen Daten <strong>und</strong><br />

Ergebnisse repräsentativ <strong>und</strong> damit generalisierbar sind, wurden verschiedene umfangreiche<br />

Analysen zur Repräsentativität <strong>und</strong> zum Drop-out-Problem durchgeführt.<br />

Im Zusammenhang mit der Repräsentativität der Daten stellen sich folgende Fragen:<br />

Inwieweit sind die hier berücksichtigten Einrichtungen repräsentativ für die entsprechenden<br />

Versorgungsangebote in der B<strong>und</strong>esrepublik insgesamt?<br />

Inwieweit sind die hier einbezogenen Patienten repräsentativ für die Gesamtheit der<br />

in der B<strong>und</strong>esrepublik orthopädisch-rehabilitativ behandelten Patienten?<br />

Inwieweit ist die hier gewonnene Patientenstichprobe repräsentativ für die im Behandlungszeitraum<br />

in den Einrichtungen insgesamt behandelten Patienten?<br />

Im Rahmen einer wissenschaftlichen Feldstudie mit mehreren Messzeitpunkten wird<br />

es immer Stichprobenausfälle bei einzelnen Erhebungsschritten geben. In solchen<br />

Fällen muss damit gerechnet werden, dass die erhobenen Daten nicht mehr repräsentativ<br />

für die eigentlich zu untersuchende Gr<strong>und</strong>gesamtheit sind oder systematisch<br />

Personen geantwortet haben, die andere Voraussetzungen im Hinblick auf die Ergebnisqualität<br />

mitbringen als die ursprüngliche Gesamtstichprobe. Beispielsweise<br />

könnte vermutet werden, dass im Rahmen von katamnestischen Erhebungen vermehrt<br />

solche Patienten bereit sind zu antworten, die mit der therapeutischen Maßnahme<br />

insgesamt zufriedener sind. Im Rahmen von Drop-out-Analysen wird dann<br />

untersucht, inwieweit die zu den Katamnesezeitpunkten erreichten Patienten vergleichbar<br />

der Ausgangsstichprobe sind.


Abbildung 3 Repräsentativität der Stichprobe<br />

Schritt 1: Analyse zur Repräsentativität<br />

der Stichprobe.<br />

Hier wird getestet, inwieweit sich das Patientenaufkommen<br />

im Untersuchungszeitraum<br />

erstens von den in der Einrichtung<br />

dokumentierten Fällen <strong>und</strong> zweitens<br />

von der dann erreichten Untersuchungsstichprobe<br />

unterscheidet.<br />

Kap. 5 Aufbau <strong>und</strong> Design der Studie - Seite 74<br />

<br />

<br />

<br />

Abbildung 4 Non-Responding<br />

Schritt 2: Drop-out-Analysen<br />

Hier wird getestet, inwieweit die Stichproben<br />

zu den Zeitpunkten t3 <strong>und</strong> t4<br />

noch der Untersuchungsstichprobe zum<br />

Zeitpunkt t1 entsprechen.<br />

Die Daten zum Patientenaufkommen im Untersuchungszeitraum sind Angaben, die<br />

die Einrichtungen in der Nacherhebung gemacht haben. Die Dokumentation der im<br />

Untersuchungszeitraum behandelten Patienten ist in den Einrichtungen auf vorgegebenen<br />

Protokollblättern durchgeführt worden.<br />

5.7.1 Analysen zur Repräsentativität der Stichprobe<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Zunächst ergaben sich im Verlauf der Studie keine Hinweise dafür, dass die in die<br />

Studie einbezogenen <strong>Rehabilitation</strong>seinrichtungen nicht repräsentativ für die jeweilige<br />

Angebotsform sein sollten <strong>und</strong> gezielt nach besonderen Kriterien selektiert worden<br />

wären. Erhärten ließ sich dieser Eindruck mittels des in Kapitel 6 dargestellten<br />

Vergleichs von Strukturmerkmalen der hier einbezogenen Einrichtungen mit VDR-<br />

Daten zur Strukturqualität <strong>orthopädische</strong>r <strong>Rehabilitation</strong>skliniken. Auch auf der<br />

Gr<strong>und</strong>lage dieses Vergleichs ergeben sich keine Hinweise auf systematische Verzerrungen.<br />

Allerdings ist zu berücksichtigen, dass die Anzahl der pro Versorgungsform<br />

einbezogenen Einrichtungen gering ist. Im Falle der beiden ambulanten Versorgungsformen<br />

repräsentiert lediglich jeweils nur eine Einrichtung den entsprechenden<br />

Versorgungstyp.<br />

Ein Vergleich der hier gewonnenen Untersuchungsstichprobe mit einer hinsichtlich<br />

einbezogener Diagnosen <strong>und</strong> Kostenträger vergleichbaren Stichprobe von Rehabili-


Kap. 5 Aufbau <strong>und</strong> Design der Studie - Seite 75<br />

tanden auf der Gr<strong>und</strong>lage der VDR-Statistik des Jahres 1999 zeigt keine bedeutsamen<br />

Unterschiede (vgl. Tabelle 21).<br />

Die Signifikanztestung weist zwar aufgr<strong>und</strong> der großen Stichproben überzufällige<br />

Unterschiede hinsichtlich der Geschlechtsverteilung <strong>und</strong> der Diagnoseverteilung aus,<br />

die Effekte sind aber jeweils sehr klein.<br />

Im Wesentlichen kann wohl davon ausgegangen werden, dass die hier einbezogene<br />

Stichprobe den Patienten entspricht, die im Untersuchungszeitraum insgesamt in der<br />

B<strong>und</strong>esrepublik rehabilitativ behandelt wurden.<br />

Tabelle 21 Analysen zur Repräsentativität, Vergleich der Stichprobendaten mit Referenzdaten<br />

des VDR<br />

VDR-Daten zur <strong>Rehabilitation</strong><br />

1999<br />

Untersuchungsstichprobe<br />

Diagnose in %<br />

Arthropathien 18,0 21,0<br />

Dorsopathien 73,1 72,5<br />

Enthesiopathien 5,7 4,0<br />

Osteopathien 3,2 2,4<br />

Geschlecht in %<br />

Männer 54,6 58,5<br />

Frauen 45,4 41,5<br />

Kostenträger in %<br />

LVA 59,6 60,2<br />

BfA 40,4 39,8<br />

Signifikanztest Stärke des Effektes<br />

χ 2 =10,3; p=.016 ϕ=.006<br />

χ 2 =4,6; p=.033 ϕ=.004<br />

n.s. ϕ=.001<br />

Vergleichbare Analysen wurden jeweils getrennt auch für unsere Stichprobe der stationär,<br />

der ambulant in einer <strong>Rehabilitation</strong>sklinik (amb in) <strong>und</strong> der ambulant (amb+<br />

<strong>und</strong> amb-) behandelten Patienten durchgeführt. Die Ergebnisse entsprechen den<br />

oben dargestellten, bedeutsame Unterschiede konnten nicht gef<strong>und</strong>en werden.<br />

Als weiterer Analyseschritt wurde anhand der von den Einrichtungen dokumentierten<br />

Fälle getestet, inwieweit die Patienten, die an der Studie teilgenommen haben, mit<br />

denen vergleichbar sind, die nicht an der Studie teilgenommen haben. Allerdings<br />

standen als Datengr<strong>und</strong>lage für diese Analysen nur die Angaben zu Geschlecht <strong>und</strong><br />

Alter sowie dem Kostenträger der Maßnahme aus den Protokollbögen zur Verfügung.<br />

Für die Einrichtung C kann kein Vergleich zwischen Studienteilnehmern <strong>und</strong><br />

dokumentierten Ausfällen durchgeführt werden, da hier nur drei Ausfälle dokumentiert<br />

sind.<br />

Es zeigen sich lediglich in einer Einrichtung Unterschiede zwischen Teilnehmern <strong>und</strong><br />

Nichtteilnehmern (vgl. Tabelle 22). Demnach waren hier die Teilnehmer an der Studie<br />

etwas jünger als die Nichtteilnehmer. Allerdings gehört in dieser Einrichtung die<br />

Gruppe der Nichtteilnehmer offensichtlich auch zu den ältesten Patienten.


Kap. 5 Aufbau <strong>und</strong> Design der Studie - Seite 76<br />

Tabelle 22 Gegenüberstellung von Dokumentationsausfällen <strong>und</strong> Studienpatienten nach<br />

Alter, Geschlecht <strong>und</strong> Träger der Maßnahme<br />

Ausfälle (N=588) /<br />

Stichprobe (N=1176)<br />

Alter<br />

(mittleres Alter i. Jahren)<br />

Geschlecht<br />

(Anteil Frauen in %)<br />

Träger Maßnahme (Anteil<br />

BfA, LVA, GKV in %)<br />

A B C D E F<br />

175/232 48/230 3/346 9/92 301/126 52/150<br />

47,1/49,2<br />

n.s.<br />

43 / 48<br />

n.s<br />

11 / 72 / 17<br />

26 / 57 / 17<br />

n.s.<br />

58,6/52,6<br />

p


Kap. 5 Aufbau <strong>und</strong> Design der Studie - Seite 77<br />

Mittels χ²-Tests wurde für diese Variablen getestet, ob es systematische Ausfälle im<br />

Zeitverlauf gibt. Tabelle 23 stellt die Ergebnisse der Signifikanzprüfungen dar.<br />

Tabelle 23 Vergleichbarkeit der Stichproben t1-t3 <strong>und</strong> t1-t4<br />

stat amb in amb+ amb- Gesamt<br />

t1-t3 t1-t4 t1-t3 t1-t4 t1-t3 t1-t4 t1-t3 t1-t4 t1-t3 t1-t4<br />

Geschlecht n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. n.s.<br />

Alter n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. n.s.<br />

Art der Maßnahme n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. n.s.<br />

Kostenträger n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. n.s.<br />

Diagnose n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. n.s.<br />

Schweregrad der Erkrankung n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. n.s.<br />

Reha-Motivation n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. n.s.<br />

Schulabschluss n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. n.s.<br />

Die Ergebnisse zeigen in allen Versorgungsformen keinen Hinweis auf systematische<br />

Verzerrungen durch Drop-outs. Die Ausfälle der Rehabilitanden zu den Messzeitpunkten<br />

t3 <strong>und</strong> t4 scheinen also zufällig zu sein.<br />

5.8 STATISTISCHE AUSWERTUNGEN<br />

Die statistischen Auswertungen umfassen sowohl deskriptive Verfahren als auch<br />

Verfahren der prüfenden Statistik. Insbesondere sind hier zu nennen: Ein- <strong>und</strong> mehrfaktorielle<br />

Varianzanalysen mit <strong>und</strong> ohne Messwiederholung, Regressionsanalysen,<br />

T-Tests bei metrisch skalierten Variablen <strong>und</strong> χ 2 -Tests für Analysen von Verteilungen<br />

bei nominal skalierten Daten.<br />

Die Auswertungen erfolgten mithilfe des statistischen Programmpaketes SPSS 10.0<br />

für Windows.<br />

Im Mittelpunkt der Auswertungen steht ein Vergleich der Ergebnisqualität in den vier<br />

rehabilitativen Versorgungsformen. Dieser Vergleich setzt voraus, dass die Patienten<br />

in den unterschiedlichen Versorgungsformen ähnliche Voraussetzungen für einen<br />

<strong>Rehabilitation</strong>serfolg aufweisen. Die Stichprobenanalysen (vgl. Kap. 5.6) haben jedoch<br />

gezeigt, dass in den Versorgungsformen unterschiedliche Patientenkollektive<br />

behandelt werden, die sich in zentralen Merkmalen unterscheiden. Daher mussten<br />

Maßnahmen ergriffen werden, um diese Unterschiedlichkeit zu kontrollieren.<br />

Demnach werden neben einem direkten Vergleich der vier Versorgungsformen die<br />

gleichen Auswertungen auch mit einem parallelisierten <strong>und</strong> einem gematchten Datensatz<br />

sowie unter statistischer Kontrolle von Variablen durchgeführt, in denen sich<br />

die Vergleichsgruppen unterscheiden. Für die Auswahl der entsprechenden Kontrollvariablen<br />

wurde zunächst umfassend geprüft, in welchen Variablen sich die vier Vergleichsgruppen<br />

unterscheiden (s.o.). Die entsprechende Variable fand dann als Kon-


Kap. 5 Aufbau <strong>und</strong> Design der Studie - Seite 78<br />

trollvariable Berücksichtigung, wenn sie darüber hinaus einen statistisch bedeutsamen<br />

Einfluss auf wichtige Ergebnisvariablen hatte. Um die Stichprobenausfälle nach<br />

Parallelisierung <strong>und</strong> Matching im Längsschnitt möglichst gering zu halten, wurden<br />

nur Fälle berücksichtigt, von denen Fragebögen der ersten drei Messzeitpunkte vorlagen.<br />

Die Vorgehensweise bei Matching <strong>und</strong> Parallelisierung wird im Folgenden detaillierter<br />

beschrieben.<br />

5.8.1 Parallelisierung<br />

Die Parallelisierung hat zum Ziel, verschiedene Stichproben (hier die Patientenzusammensetzungen<br />

in den vier verschiedenen Versorgungsformen) bezüglich der<br />

Verteilung mehrerer Variablen soweit anzugleichen, dass es keinen statistisch signifikanten<br />

Unterschied mehr gibt. Um nicht nur eine Vergleichbarkeit der Mittelwerte,<br />

sondern auch der Verteilungen von Merkmalen zu gewährleisten, wurde der p-Wert<br />

des χ 2 -Tests als Zielgröße verwendet.<br />

Auf der Gr<strong>und</strong>lage der o.g. Stichprobenanalysen wurden folgende Variablen für die<br />

Parallelisierung wie auch das Matching (s.u.) berücksichtigt:<br />

• Geschlecht<br />

• Alter; in Gruppen aufgeteilt (vgl. Tabelle 10)<br />

• Kostenträger; da in Einrichtung Famb- keine Patienten von der LVA zugewiesen<br />

wurden, wurde der Kostenträger nur 2stufig berücksichtigt: Gesetzliche Rentenversicherung<br />

oder Gesetzliche Krankenkasse<br />

• Berufstätigkeit im Jahr vor der <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme (berufstätig vs. nicht<br />

berufstätig)<br />

• Diagnose: Wegen der Vielzahl von Diagnosen mussten die Diagnosen in wenige,<br />

gut besetzte Gruppen zusammengefasst werden. Die hierfür gebildete Variable<br />

hat vier Ausprägungen: 1) nur Wirbelsäulenerkrankungen, 2) nur Arthrosen, 3)<br />

sonstige Hauptdiagnose, 4) Mehrfachdiagnose.<br />

• OP im Jahr vor der <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme: die Unterteilung AHB versus<br />

AHV erschien nicht sinnvoll, da in den Versorgungsformen amb+ <strong>und</strong> amb- jeweils<br />

nur 7 AHB-Fälle erhoben wurden. Berücksichtigt wurde hier, ob im Jahr vor der<br />

<strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme eine OP wegen der <strong>orthopädische</strong>n Erkrankung stattgef<strong>und</strong>en<br />

hat.<br />

Die Parallelisierung erfolgte auf der Gr<strong>und</strong>lage der vorliegenden Patientendokumentationen<br />

zum Zeitpunkt t3.. Sie wurde mittels eines neu geschriebenen Programms<br />

per EDV durchgeführt. Statistisch wurde geprüft, wie sich die p-Werte der χ 2 -Tests<br />

für die Variablen ändern, wenn Fall x (mit x von 1 bis N) herausgenommen würde.


Kap. 5 Aufbau <strong>und</strong> Design der Studie - Seite 79<br />

Nachdem dieses für alle Fälle durchgerechnet wurde, ist dann der Fall entfernt worden,<br />

dessen Herausnahme zur besten Lösung geführt hat. Mit dem so um einen Fall<br />

reduzierten Datensatz wurde die Prozedur wiederholt. Diese Schleife wurde solange<br />

durchlaufen, bis die Test-Variable, bei der es den größten Unterschied zwischen den<br />

Versorgungsformen gab, ein Signifikanzniveau von p=.20 überschritten hat. Durch<br />

diese strenge Vorgabe wurde sichergestellt, dass auch bei weiterer Herausnahme<br />

von Fällen (z.B. durch fehlende Werte) keine signifikanten Unterschiede zwischen<br />

den Versorgungsformen hinsichtlich der Test-Variablen entstehen. Abbildung 5 verdeutlich<br />

grafisch diese Vorgehensweise.<br />

Im hier verwendeten Verfahren konnte gesteuert werden, dass bevorzugt Fälle aus<br />

dem <strong>stationäre</strong>n Setting entfernt werden konnten. Dieses Vorgehen wurde deshalb<br />

gewählt, weil bereits bei der Konzeption der Studie eine Übererhebung im <strong>stationäre</strong>n<br />

Bereich geplant worden war, um die Wahrscheinlichkeit, vergleichbare Fälle zuordnen<br />

zu können, zu erhöhen.<br />

Im ersten Durchlauf wurden amb in, amb+ <strong>und</strong> amb- gegenübergestellt, wobei vor<br />

allem aus der hierbei am besten besetzten Gruppe amb in herausgenommen wurde.<br />

Im zweiten Durchlauf kamen die <strong>stationäre</strong>n Fälle hinzu <strong>und</strong> nur aus diesem Pool<br />

wurden Fälle gestrichen.<br />

<br />

<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

...<br />

N<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

---<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

...<br />

N<br />

1<br />

---<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

...<br />

N<br />

1<br />

2<br />

---<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

...<br />

N<br />

<br />

<br />

Abbildung 5 Vorgehensweise bei Parallelisierung<br />

<br />

Abbildung 6 veranschaulicht den Anstieg der p-Werte bei sukzessiver Herausnahme<br />

der Fälle. Die Abbildung verdeutlich, dass die meisten Fälle gestrichen werden mussten,<br />

um die Verteilungen in der Variable „Kostenträger“ anzunähern.<br />

1<br />

2<br />

3<br />

---<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

...<br />

N<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

---<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

...<br />

N<br />

...<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

...<br />

N


1<br />

0,9<br />

0,8<br />

0,7<br />

0,6<br />

0,5<br />

0,4<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,1<br />

0<br />

0<br />

6<br />

12<br />

18<br />

24<br />

30<br />

36<br />

Kap. 5 Aufbau <strong>und</strong> Design der Studie - Seite 80<br />

42<br />

48<br />

4<br />

10<br />

16<br />

22<br />

28<br />

34<br />

40<br />

46<br />

52<br />

58<br />

64<br />

70<br />

76<br />

82<br />

88<br />

94<br />

100<br />

106<br />

112<br />

Kostenträger<br />

OP vor Reha<br />

Geschlecht<br />

Berufstätigkeit<br />

Diagnose<br />

Alter<br />

Abbildung 6 Sukzessiver Anstieg der p-Werte während simultaner Parallelisierung<br />

Abbildung 7 zeigt die Reduktion der Stichprobengröße der einzelnen Versorgungsformen<br />

vom ursprünglichen Datensatz nach der Parallelisierung.<br />

900<br />

800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

94<br />

93<br />

176<br />

404<br />

50<br />

89<br />

153<br />

290<br />

nicht parallelisiert parallelisiert<br />

Abbildung 7 Abnahme der Stichprobengröße durch Parallelisierung<br />

ambamb+<br />

amb in<br />

stat<br />

Die Stichprobenzusammensetzung in der Versorgungsform amb- weicht so deutlich<br />

von den anderen Versorgungsformen ab, dass dort fast die Hälfte der Fälle herausgenommen<br />

werden musste, um eine vergleichbare Zusammensetzung aller Versorgungsformen<br />

zu erreichen.


5.8.2 Matching<br />

Kap. 5 Aufbau <strong>und</strong> Design der Studie - Seite 81<br />

Ziel des Matching-Verfahren ist es, Fälle einander zuzuordnen, die in den o.g. Kontrollvariablen<br />

exakt dieselben Ausprägungen haben. Das Kriterium ist also strenger<br />

als beim Parallelisieren, dementsprechend sind die hiermit erreichbaren Fallzahlen<br />

auch geringer. Da insgesamt nur 19 „Vierlinge“ über alle vier Versorgungsformen<br />

vorhanden waren, die in den sechs relevanten Variablen identische Ausprägungen<br />

hatten, wurden die drei ambulanten Versorgungsformen jeweils einer vergleichbaren<br />

<strong>stationäre</strong>n Stichprobe gegenübergestellt.<br />

In einem ersten Schritt wurden alle Fälle herausgenommen, die bei einer oder mehreren<br />

der einbezogenen Variablen einen fehlenden Wert hatten. Für die verbleibenden<br />

Fälle wurde dann die Matching-Variable gebildet, die sich aus einer linearen<br />

Kombination der Variablen zusammensetzt. Die Reihenfolge der Variablen ist dabei<br />

unerheblich, da nur nach identischen Ausprägungen der Variable gesucht wird. Die<br />

folgende Abbildung 8 zeigt exemplarisch die Zusammensetzung der Matching-<br />

Variable.<br />

*HVKOHKW ZHLEOLK<br />

.RVWHQWUlJHU *.9<br />

%HLVSLHO HU 0DWKLQJ<br />

23 YRU 5HKD QHLQ<br />

'LDJQRVH QXU :6 (UNUDQNXQJ<br />

$OWHU<br />

%HUXIVWlWLJNHLW YRU 5HKD MD<br />

Abbildung 8 Exemplarische Zusammensetzung der Matchingvariable<br />

Dann wurde getrennt in den drei ambulanten Versorgungsformen nach Paarlingen<br />

mit dem <strong>stationäre</strong>n Setting gesucht, d.h. nach Fällen mit identischen Ausprägungen<br />

der Matching-Variable. Tabelle 24 zeigt die mit diesem Verfahren erreichten Fallzahlen.


Kap. 5 Aufbau <strong>und</strong> Design der Studie - Seite 82<br />

Tabelle 24 Fallzahlen nach Parallelisierung bzw. Matching<br />

amb in amb+ amb-<br />

N 172 93 90<br />

Paarlinge mit stat 141 79 54<br />

Ausschöpfung % 82% 85% 60%<br />

Bei den Auswertungen mithilfe des gematchten Datensatzes ist zu berücksichtigen,<br />

dass ein fehlender Wert in einer Variablen immer auch zum Ausschluss des entsprechenden<br />

Paarlings führt, so dass sich die Stichprobengrößen bei einigen Berechnungen<br />

deutlich reduzieren.


Kap. 6 Organisationsanalysen: Struktur- <strong>und</strong> Prozessqualität der rehabilitativen Angebotsformen - Seite 83<br />

6 ORGANISATIONSANALYSEN: STRUKTUR- UND<br />

PROZESSQUALITÄT DER REHABILITATIVEN<br />

VERSORGUNGSFORMEN<br />

Qualitätssicherung hat spätestens seit der gesetzlichen Verankerung durch das Ges<strong>und</strong>heitsreformgesetz<br />

im Jahre 1989 eine große Bedeutung auch für den Bereich<br />

der medizinischen <strong>Rehabilitation</strong>. Als Hauptziele der Qualitätssicherung können die<br />

Gewährleistung einer bedarfs- <strong>und</strong> patientengerechten Versorgung, die Verbesserung<br />

der Wirksamkeit der Leistungen <strong>und</strong> eine höhere Transparenz der Leistungserstellung<br />

genannt werden (vgl. Dorenburg & Schliehe, 1996). Als Dimensionen der<br />

Qualität werden, zurückgehend auf eine Unterteilung von Donabedian (1982), Strukturqualität,<br />

Prozessqualität <strong>und</strong> Ergebnisqualität unterschieden.<br />

Das Design der vorliegenden Studie ermöglicht v.a. Aussagen zur Ergebnisqualität<br />

<strong>und</strong> zur Strukturqualität. Aber auch zur Prozessqualität (im Sinne von Donabedian<br />

die Menge der Aktivitäten, die zwischen Behandler <strong>und</strong> Patient stattfinden) sind Aussagen<br />

möglich, diese stützen sich v.a. auf die Auswertungen der Therapiepläne.<br />

Auswertungen von Strukturmerkmalen stehen prinzipiell vor dem Problem, dass diese<br />

Veränderungen unterliegen, u.a. auch deshalb, weil Kliniken sich veränderten<br />

Rahmenbedingungen anpassen. Die Personalsituation z.B. unterliegt i.d.R. einer<br />

gewissen Fluktuation. Wenn die Zahl der Krankengymnasten von 30 auf 29 reduziert<br />

wird, mag das noch keine f<strong>und</strong>amentale strukturelle Änderung bedeuten (obwohl die<br />

Änderung im Arbeitsalltag für die übrigen Therapeuten je nach vorheriger Arbeitsbelastung/Beanspruchung<br />

durchaus deutlich spürbar sein kann). Wenn aber im Sozialdienst<br />

eine von drei Stellen gestrichen wird, stellt dies eine deutliche Veränderung<br />

der Personalsituation dar, die evtl. darüber hinaus auch von Belang für das therapeutische<br />

Gesamtkonzept ist.<br />

Zu beachten ist auch, dass die Daten zur Strukturqualität mit einem Fragebogen erfasst<br />

wurden <strong>und</strong> damit einen Selbstbericht der Verwaltung oder der Klinikleitung<br />

darstellen. Der hier eingesetzte Fragebogen zur Erfassung der Strukturqualität entspricht<br />

weitgehend dem Instrument, das auch im Qualitätssicherungsprogramm der<br />

Rentenversicherung eingesetzt wird. So sollen entsprechende Vergleiche der hier<br />

gewonnenen Daten mit dem Durchschnitt anderer <strong>Rehabilitation</strong>skliniken gleicher<br />

Indikation aus dem Qualitätssicherungsprogramm der Rentenversicherung möglich<br />

sein.<br />

Schließlich ist bei den nachfolgenden Analysen zu berücksichtigen, dass von den<br />

hier untersuchten drei <strong>stationäre</strong>n <strong>Rehabilitation</strong>seinrichtungen, die zusätzlich ambulante<br />

Angebote vorhalten, nur eine Einrichtung eine klare Trennung der Ressourcen


Kap. 6 Organisationsanalysen: Struktur- <strong>und</strong> Prozessqualität der rehabilitativen Angebotsformen - Seite 84<br />

(z.B. räumlicher <strong>und</strong> personeller Art) für das ambulante <strong>und</strong> <strong>stationäre</strong> Setting vornimmt.<br />

In den beiden anderen Einrichtungen ist das ambulante Angebot voll in das<br />

<strong>stationäre</strong> Setting integriert: Ambulant aufgenommene Patienten werden in den gleichen<br />

Räumlichkeiten von den gleichen Therapeuten in den gleichen Zeitabläufen wie<br />

stationär aufgenommene Patienten behandelt, bei Gruppenangeboten werden Patienten<br />

aus beiden Settings gemischt. Eine versorgungsformspezifische Zuordnung<br />

der strukturellen Ressourcen ist hier also nicht möglich.<br />

6.1 CHARAKTERISTIKA DER TEILNEHMENDEN EINRICHTUNGEN<br />

Größe<br />

Zur Charakterisierung der Größe der Einrichtungen wird die Anzahl an Behandlungsplätzen<br />

<strong>und</strong> die Zahl der Patienten, die in einem bestimmten Zeitraum behandelt<br />

wurden, herangezogen. Das Verhältnis dieser Werte wird bestimmt von der Frequenz,<br />

mit der ein Behandlungsplatz neu besetzt wird. In ambulanten Einrichtungen<br />

kann ein Behandlungsplatz im Unterschied zu <strong>stationäre</strong>n Einrichtungen prinzipiell<br />

mehrmals pro Tag besetzt werden. Die folgende Abbildung 9 zeigt die Verteilung der<br />

beiden Größenindizes.<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

Behandlungsplätze Patienten/Jahr<br />

263<br />

1879<br />

21<br />

144<br />

60<br />

480<br />

110<br />

803<br />

stat am b in am b+ am b-<br />

2400<br />

2000<br />

1600<br />

1200<br />

800<br />

400<br />

0<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

stat am b in am b+ am b-<br />

7,14<br />

6,86<br />

8<br />

7,3<br />

stat amb in amb+ amb-<br />

Abbildung 9 Behandlungsplätze <strong>und</strong> Patienten/Jahr – Belegung eines Behandlungsplatzes<br />

pro Jahr<br />

Sowohl die Anzahl der Behandlungsplätze als auch die Anzahl der pro Jahr behandelten<br />

Patienten unterscheiden sich in den hier untersuchten rehabilitativen Versorgungsformen<br />

deutlich: <strong>stationäre</strong> <strong>Rehabilitation</strong>seinrichtungen weisen mehr Behandlungsplätze<br />

auf als ambulante (d.h. amb+ <strong>und</strong> amb-) <strong>und</strong> diese wiederum mehr als<br />

ambulante in einer <strong>Rehabilitation</strong>sklinik. Die ambulanten Einrichtungen in einer <strong>Rehabilitation</strong>sklinik<br />

müssen kaum eigene Infrastruktur bereitstellen, da sie alle an ein<br />

<strong>stationäre</strong>s Setting angeschlossen sind, das bereits eine vollwertige Ausstattung vorhält.<br />

Vermutlich lassen sich nur so derart kleine Einrichtungen wirtschaftlich sinnvoll


Kap. 6 Organisationsanalysen: Struktur- <strong>und</strong> Prozessqualität der rehabilitativen Angebotsformen - Seite 85<br />

betreiben. Die Zahl der behandelten Patienten pro Behandlungsplatz im Jahr liegt<br />

über alle Versorgungsformen bei etwa 7 bis 8 Patienten (vgl. Abbildung 9).<br />

Vergütungssätze<br />

Der Tagesvergütungssatz ist in den <strong>stationäre</strong>n Einrichtungen mit durchschnittlich<br />

208,75 DM am höchsten <strong>und</strong> in der Versorgungsform amb- mit 145,00 DM am niedrigsten<br />

(vgl. Tabelle 25). Dazwischen liegen – fast in gleicher Höhe – die Versorgungsformen<br />

amb in <strong>und</strong> amb+ mit 164,00 DM <strong>und</strong> 163,00 DM. In den drei Einrichtungen,<br />

in denen Angaben sowohl zur Versorgungsform stat als auch zur Versorgungsform<br />

amb in erhoben wurden, kann eine Differenz der Vergütungssätze für<br />

ambulante <strong>und</strong> <strong>stationäre</strong> Maßnahmen berechnet werden. Diese beträgt durchschnittlich<br />

40,33 DM (min=34,00 DM; max=49,00 DM).<br />

Tabelle 25 Allgemeiner Vergütungssatz<br />

Einrichtung<br />

Astat<br />

Bstat<br />

Cstat<br />

Dstat<br />

Bamb in<br />

Camb in<br />

Damb in<br />

allgemeiner Vergütungssatz<br />

(DM)<br />

222,00<br />

199,00<br />

199,00<br />

215,00<br />

165,00<br />

150,00<br />

177,00<br />

Mittelwert allg.<br />

Vergütungssatz<br />

∅ = 208,75<br />

∅ = 164,00<br />

Eamb+ 163,00 ∅ = 163,00<br />

Famb- 145,00 ∅ = 145,00<br />

Zu berücksichtigen ist, dass bei den <strong>stationäre</strong>n Einrichtungen der Vergütungssatz<br />

für jeden Wochentag berechnet wird, in den ambulanten Einrichtungen für jeden Behandlungstag.<br />

Zwar erhalten Patienten in den <strong>stationäre</strong>n Einrichtungen z.T. auch<br />

samstags einzelne Behandlungsangebote, diese sind jedoch hinsichtlich Art <strong>und</strong> Umfang<br />

nicht vergleichbar mit dem Behandlungsangebot an den Werktagen.<br />

Hausmerkmale<br />

Alle an der Studie beteiligten Einrichtungen sind in der Lage, gehbehinderte oder<br />

gehunfähige Patienten (Rollstuhlfahrer) aufzunehmen <strong>und</strong> erfüllen damit die wichtigsten<br />

Kriterien für <strong>orthopädische</strong> Einrichtungen (vgl. Tabelle 26). Auf Patienten mit<br />

Sehbehinderung, Hörschädigung/Taubheit oder Orientierungsstörung sind jeweils<br />

nur einzelne Einrichtungen eingestellt, hier zeigen sich keine angebotsspezifischen<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

stat<br />

am b in<br />

am b+<br />

am b-


Kap. 6 Organisationsanalysen: Struktur- <strong>und</strong> Prozessqualität der rehabilitativen Angebotsformen - Seite 86<br />

Charakteristika. Es ist also im Einzelfall zu überprüfen, inwieweit eine bestimmte Einrichtung<br />

für die Aufnahme eines bestimmten Rehabilitanden geeignet ist.<br />

Tabelle 26 Hausmerkmale; Möglichkeit, Patienten mit bestimmten Merkmalen aufzunehmen<br />

Die Zahlen geben an, in wie<br />

vielen Einrichtungen der<br />

jeweiligen Gruppe ein bestimmtes<br />

Hausmerkmal<br />

vorhanden ist.<br />

Gehbehinderung<br />

Gehunfähigkeit (rollstuhlgerecht?)<br />

Querschnittslähmung<br />

Sehbehinderung<br />

Starke Hörschädigung/<br />

Ertaubung<br />

stat 4/4 4/4 3/4 1/4 2/4 1/4<br />

amb in 3/3 3/3 3/3 1/3 1/3 1/3<br />

amb+ 1/1 1/1 - - - 1/1<br />

amb- 1/1 1/1 1/1 - - -<br />

Die Felder in dieser Tabelle <strong>und</strong> den folgenden Tabellen dieser Art sind unterschiedlich schattiert. Wenn alle<br />

Einrichtungen einer Versorgungsform ein Kriterium erfüllen, sind die Felder weiß, wenn einige Einrichtungen einer<br />

Versorgungsform ein Kriterium erfüllen, sind die Felder grau <strong>und</strong> wenn keine Einrichtung einer Versorgungsform<br />

Verkehrsanbindung<br />

ein Kriterium erfüllt, sind die Felder dunkelgrau.<br />

Bei der Qualität der Verkehrsanbindung gibt es deutliche Unterschiede. Die Versorgungsformen<br />

stat <strong>und</strong> amb in haben eine deutlich schlechtere Verkehrsanbindung<br />

als die Versorgungsformen amb+ <strong>und</strong> amb-. Wesentlich begünstigt wird die Verkehrsanbindung<br />

der Versorgungsformen amb+ <strong>und</strong> amb- dadurch, dass diese im<br />

Unterschied zu den anderen Einrichtungen in Großstädten liegen. Daher gibt es bei<br />

den Versorgungsformen amb+ <strong>und</strong> amb- neben Bussen auch eine regelmäßige U-<br />

oder S-Bahn-Verbindung (alle 5 bis 10 Minuten). Die Einrichtungen der Versorgungsformen<br />

stat <strong>und</strong> amb in haben i.d.R. einen Bustransfer zum nächsten Bahnhof.<br />

6.2 STRUKTURELLE MERKMALE DER REHABILITATIVEN<br />

VERSORGUNGSFORMEN IM VERGLEICH<br />

Personalschlüssel<br />

Der Personalbedarf in den Einrichtungen hängt u.a. von der Zahl der Patienten ab.<br />

Der Personalschlüssel kennzeichnet das Verhältnis von Patienten zu Personal <strong>und</strong><br />

soll als Qualitätsmerkmal indirekt Aufschluss darüber geben, wie viel Behandlerkapazität<br />

für jeden Patienten zur Verfügung steht. Dabei ist allerdings einschränkend zu<br />

berücksichtigen, dass u.U. unterschiedliche Prozentanteile der Arbeitszeit z.B. eines<br />

Arztes für Patientenkontakte zur Verfügung stehen. Bei anderen Berufsgruppen (v.a.<br />

dem Physiotherapeutischen Dienst) stellt sich außerdem die Frage, wie viel Grup-<br />

Orientierungsstörung


Kap. 6 Organisationsanalysen: Struktur- <strong>und</strong> Prozessqualität der rehabilitativen Angebotsformen - Seite 87<br />

pen- <strong>und</strong> wie viel Einzelangebote durchgeführt werden. Bei der Auswertung des Personalschlüssels<br />

stellt sich die Frage, ob die personelle Besetzung an den zur Verfügung<br />

gestellten Behandlungsplätzen oder an den pro Jahr tatsächlich behandelten<br />

Patienten relativiert werden sollen (siehe 6.1). Auf der Gr<strong>und</strong>lage beider Berechnungsarten<br />

verändert sich das Verhältnis der Versorgungsformen jedoch nicht wesentlich.<br />

Für die beiden wichtigsten Berufsgruppen, den Ärztlichen Dienst <strong>und</strong> den<br />

Bewegungs- <strong>und</strong> Physiotherapeutischen Dienst, werden die Ergebnisse auf der<br />

Gr<strong>und</strong>lage beider Berechnungsformen dargestellt, bei den weiteren Auswertungen<br />

werden die Ergebnisse dann ausschließlich auf der Gr<strong>und</strong>lage der Zahl der Behandlungsplätze<br />

angegeben.<br />

Bei den Einrichtungen B <strong>und</strong> C, die beide die Versorgungsformen stat <strong>und</strong> amb in<br />

vorhalten, können nur Angaben für die gesamte Einrichtung gemacht werden <strong>und</strong><br />

nicht für die beiden Settings getrennt, da in diesen Einrichtungen die personellen,<br />

apparativen <strong>und</strong> räumlichen Ressourcen nicht getrennt werden.<br />

Bei der Berufsgruppe der Ärzte gibt es deutliche Unterschiede zwischen den Versorgungsformen<br />

(vgl. Tabelle 27). Dabei ist zu berücksichtigen, dass die hier ermittelten<br />

Zahlen alle ärztlichen Positionen einschließlich z.B. Chefärzten <strong>und</strong> Ärzten im Praktikum<br />

umfassen. Diese werden in den Einrichtungen je nach Größe unterschiedliche<br />

Funktionen übernehmen <strong>und</strong> vermutlich in unterschiedlichem Ausmaß an der Patientenversorgung<br />

beteiligt sein. Von den beiden Einrichtungen der Versorgungsformen<br />

amb+ <strong>und</strong> amb- ist im Verlauf der Studie angegeben worden, dass sich die Personalsituation,<br />

vor allem im Bereich des Ärztlichen Dienstes, verbessert hat <strong>und</strong> zu Beginn<br />

der Erhebung nicht alle Behandlungsplätze belegt waren, die entsprechenden<br />

Berechnungen zum Stellenschlüssel daher zu ungünstig ausgefallen sind <strong>und</strong> nicht<br />

mehr den aktuellen Stand repräsentierten. Daher werden für diese beiden Einrichtungen<br />

bei der Darstellung des Personalschlüssels des Ärztlichen Dienstes jeweils<br />

zwei Werte angegeben: der Wert aus der Struktur- <strong>und</strong> Prozesserhebung <strong>und</strong> der<br />

später von den Einrichtungen aktualisierte Wert.<br />

In den beiden Versorgungsformen stat (18,6 Behandlungsplätze/Arzt) <strong>und</strong> amb in<br />

(16,6) ist der Stellenschlüssel deutlich günstiger als in den Versorgungsformen amb+<br />

(40,0 lt. Daten der Struktur- <strong>und</strong> Prozesserhebung <strong>und</strong> 27,3 lt. aktualisierten Zahlen)<br />

<strong>und</strong> amb- (73,3 lt. Daten der Struktur- <strong>und</strong> Prozesserhebung <strong>und</strong> 44,0 lt. aktualisierten<br />

Zahlen). Allerdings ist bei der Interpretation des Unterschiedes zwischen den<br />

Versorgungsformen stat <strong>und</strong> amb in zu berücksichtigen, dass die Varianz in beiden<br />

Gruppen groß ist <strong>und</strong> es deutliche Überschneidungen in den Angaben gibt.


Kap. 6 Organisationsanalysen: Struktur- <strong>und</strong> Prozessqualität der rehabilitativen Angebotsformen - Seite 88<br />

Tabelle 27 Stellenschlüssel Ärztlicher Dienst<br />

Einrichtung <br />

Behandlungsplätze<br />

pro<br />

Arzt<br />

Patienten<br />

pro Arzt<br />

<strong>und</strong> Jahr<br />

Astat 23,4 46,7<br />

Bstat 20,6 311,8<br />

Cstat 16,1 217,0<br />

Dstat 14,4 77,7<br />

Bamb in 20,6 311,8<br />

Camb in 16,1 217,0<br />

Damb in 13,3 60,7<br />

Eamb+<br />

Famb-<br />

40,0* 1<br />

27,3* 2<br />

73,3* 1<br />

44,0* 2<br />

369,3* 1<br />

251,8* 2<br />

618,0* 1<br />

370,8* 2<br />

Mittelwerte<br />

Behandlungsplätze<br />

∅ = 18,6<br />

Patienten/Jahr<br />

∅ = 163,3<br />

Behandlungsplätze<br />

∅ = 16,6<br />

Patienten/Jahr<br />

∅ = 196,5<br />

Behandlungsplätze<br />

∅ =<br />

40,0* 1 ; 27,3* 2<br />

Patienten/Jahr<br />

∅ = 369,3* 1 ;<br />

251,8* 2<br />

Behandlungsplätze<br />

∅ =<br />

73,3* 1 ; 44,0* 2<br />

Patienten/Jahr<br />

∅ = 618,0* 1 ;<br />

370,8* 2<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

* 1 Wert der Struktur- <strong>und</strong> Prozesserhebung<br />

0<br />

Behandlungsplätze pro Arzt<br />

stat amb in amb+ amb-<br />

Patienten pro Arzt <strong>und</strong> Jahr<br />

163,3 196,5<br />

* 2 Später von der Einrichtung aktualisierter Wert<br />

stat amb in amb+ amb-<br />

Bei einer weiteren zentralen Berufsgruppe für die <strong>orthopädische</strong> <strong>Rehabilitation</strong>, dem<br />

Physio- <strong>und</strong> Bewegungstherapeutischen Dienst, gibt es keine deutlichen Unterschiede<br />

zwischen den Versorgungsformen (vgl. Tabelle 28). Die quantitativen Unterschiede<br />

zwischen den Versorgungsformen sind gering, zudem finden sich unter den<br />

<strong>stationäre</strong>n Einrichtungen sowohl das günstigste als auch das ungünstigste Verhältnis<br />

von Physiotherapeuten zu Behandlungsplätzen. Von Vor- oder Nachteilen einer<br />

bestimmten rehabilitativen Versorgungsform gegenüber einer anderen kann hier also<br />

nicht gesprochen werden.<br />

40,0<br />

27,3<br />

369,3<br />

251,8<br />

73,3<br />

44,0<br />

618,0


Kap. 6 Organisationsanalysen: Struktur- <strong>und</strong> Prozessqualität der rehabilitativen Angebotsformen - Seite 89<br />

Tabelle 28 Stellenschlüssel Physio- <strong>und</strong> Bewegungstherapeutischer Dienst<br />

Einrichtung<br />

Behandlungsplätze<br />

pro<br />

Ther.<br />

Patienten<br />

pro<br />

Ther.<br />

<strong>und</strong><br />

Jahr<br />

Astat 6,3 12,6<br />

Bstat 7,4 111,7<br />

Cstat 9,1 122,3<br />

Dstat 6,6 35,5<br />

Bamb in 7,4 111,7<br />

Camb in 9,1 122,3<br />

Damb in 8,2 37,1<br />

Eamb+ 7,5 69,3<br />

Famb- 7,9 66,2<br />

Mittelwerte<br />

Behandlungsplätze<br />

∅ = 7,4<br />

Patienten/Jahr<br />

∅ = 70,5<br />

Behandlungsplätze<br />

∅ = 8,2<br />

Patienten/Jahr<br />

∅ = 90,4<br />

Behandlungsplätze<br />

∅ = 7,5<br />

Patienten/Jahr<br />

∅ = 69,3<br />

Behandlungsplätze<br />

∅ = 7,9<br />

Patienten/Jahr<br />

∅ = 66,2<br />

10<br />

9<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Behandlungsplätze pro Physiotherapeut<br />

7,4<br />

8,2<br />

7,5<br />

stat amb in amb+ amb-<br />

Patienten pro Physiotherapeut <strong>und</strong> Jahr<br />

70,5<br />

90,4<br />

7,9<br />

69,3 66,2<br />

stat amb in amb+ amb-<br />

Auch bei den weiteren Berufsgruppen in den Einrichtungen ist in vielen Fällen die<br />

Varianz innerhalb der Versorgungsformen stat <strong>und</strong> amb in so groß, dass nur bedingt<br />

von strukturellen Vorteilen bestimmter Settings gesprochen werden kann (vgl.<br />

Tabelle 29). Allerdings werden v.a. in der Versorgungsform amb- einige Berufsgruppen<br />

(Psychologischer Dienst, Sozialer <strong>und</strong> Pädagogischer Dienst, die weiteren therapeutischen<br />

Dienste – in diesem Fall Ergotherapie – sowie der Diätetische Dienst)<br />

nur durch Honorarkräfte vertreten.<br />

• Psychologischer Dienst: keine bedeutsamen Unterschiede zwischen den Versorgungsformen.<br />

• Pflegedienst: günstigere Stellenschlüssel für stat <strong>und</strong> amb in; allerdings ist zu<br />

berücksichtigen, dass ein diesbezüglicher Vergleich wenig sinnvoll ist, weil nicht<strong>stationäre</strong><br />

Einrichtungen in der Regel keinen Pflegedienst benötigen.<br />

• Sozialer <strong>und</strong> Pädagogischer Dienst: keine bedeutsamen Unterschiede zwischen<br />

den Versorgungsformen.


Kap. 6 Organisationsanalysen: Struktur- <strong>und</strong> Prozessqualität der rehabilitativen Angebotsformen - Seite 90<br />

• Weitere therapeutische Dienste (z.B. Ergotherapie, Logopädie): Hier zeigen sich<br />

geringfügig günstigere Stellenschlüssel für die Versorgungsformen amb+ <strong>und</strong><br />

amb-.<br />

• Diätetischer Dienst: etwas besserer Wert für die Versorgungsform amb in.<br />

• Medizinischer Hilfsdienst: keine bedeutsamen Unterschiede zwischen den Versorgungsformen.<br />

In der Versorgungsform amb- gibt es keinen medizinischen<br />

Hilfsdienst.<br />

Tabelle 29 Stellenschlüssel verschiedener Dienste<br />

Behandlungsplätze pro<br />

Stelle (nur interne Stellen,<br />

wenn nicht anders angegeben)<br />

Ø<br />

stat amb in amb+ amb-<br />

min<br />

Psychologischer Dienst 127,2 33,8 277,8 121,2 15,4 277,8 120<br />

max<br />

Ø<br />

min<br />

max<br />

Ø Ø<br />

Pflegedienst 7,5 2,6 9,7 9,6 9,0 10,0 ÷ 110<br />

Sozialer <strong>und</strong> päd. Dienst 106,5 ÷ 247,0 104,6 ÷ 247,0 120<br />

Weitere ther. Dienste 152,2 15,2 416,7 162,7 9,5 416,7 120<br />

Diätetischer Dienst 117,4 60,0 211,1<br />

67,7* 1<br />

66,3* 2<br />

÷* 1<br />

4,4* 2<br />

100 120<br />

Medizinischer Hilfsdienst 58,1 25,0 98,8 50,8 25,0 98,8 60 ÷<br />

Schreibdienst 37,0 30,0 44,2 24,5 ÷ 41,2 60 110<br />

÷ = Dienst nicht vorhanden<br />

* 1 = nur interne Mitarbeiter<br />

* 2 = alle Mitarbeiter (intern+Honorarkräfte+Mitarbeiter in Kooperation)<br />

Qualifikationen des Personals<br />

Die Qualifikationen des Personals in den rehabilitativen Versorgungsformen werden<br />

gesondert für die einzelnen Berufsgruppen dargestellt (vgl. Tabelle 30 bis Tabelle<br />

32).<br />

Ärzte in den Versorgungsformen stat <strong>und</strong> amb in weisen ein breiteres Spektrum unterschiedlicher<br />

Qualifikationen auf als Ärzte in den Versorgungsformen amb- <strong>und</strong><br />

amb+. Begünstigt wird dieser Unterschied v.a. dadurch, dass in den <strong>Rehabilitation</strong>skliniken<br />

mehr Ärzte beschäftigt sind. Es gibt keine Qualifikation, die in allen Einrichtungen<br />

vorhanden ist, aber einige häufige Qualifikationen; dazu gehören v.a. Innere<br />

Medizin, Orthopädie, Physikalische Therapie <strong>und</strong> <strong>Rehabilitation</strong>swesen.<br />

÷* 1<br />

110* 2<br />

÷* 1<br />

110* 2<br />

÷* 1<br />

110* 2<br />

÷* 1<br />

110* 2


Kap. 6 Organisationsanalysen: Struktur- <strong>und</strong> Prozessqualität der rehabilitativen Angebotsformen - Seite 91<br />

Tabelle 30 Qualifikationen des Ärztlichen Dienstes<br />

Die Zahlen geben an, in wie vielen Einrichtungen<br />

der jeweiligen Gruppe eine bestimmte Qualifikation<br />

vorliegt.(SP=Schwerpunkt; FK=Fachk<strong>und</strong>e)<br />

stat amb in amb+ amb-<br />

Innere Medizin 3/4 3/3 1/1 0/1<br />

SP Endokrinologie 1/4 1/3 0/1 0/1<br />

SP Rheumatologie 2/4 1/3 1/1 0/1<br />

FK Internistische Röntgendiagnostik 1/4 1/3 0/1 0/1<br />

FK Echokardiographie 1/4 1/3 0/1 0/1<br />

FK Sigmoido-Koloskopie im Gebiet Innere<br />

Medizin<br />

FK Sonographie der abdominellen <strong>und</strong> retroperitonealen<br />

Gefäße<br />

1/4 1/3 0/1 0/1<br />

1/4 1/3 0/1 0/1<br />

Laboratoriumsmedizin 1/4 0/3 0/1 0/1<br />

Nervenheilk<strong>und</strong>e (Neurologie <strong>und</strong> Psychiatrie) 2/4 1/3 0/1 0/1<br />

Neurologie 2/4 0/3 0/1 0/1<br />

Orthopädie 4/4 2/3 1/1 1/1<br />

Orthopädie SP Rheumatologie 1/4 1/3 0/1 0/1<br />

Physikalische <strong>und</strong> Rehabilitative Medizin 2/4 2/3 0/1 1/1<br />

Radiologie 2/4 1/3 0/1 0/1<br />

Chirotherapie 2/4 1/3 1/1 1/1<br />

Naturheilverfahren 2/4 1/3 0/1 0/1<br />

Physikalische Therapie 3/4 2/3 1/1 0/1<br />

<strong>Rehabilitation</strong>swesen 3/4 2/3 1/1 0/1<br />

Sozialmedizin 4/4 3/3 0/1 0/1<br />

Sportmedizin 2/4 1/3 0/1 0/1<br />

FK nach Strahlenschutzverordnung 1/4 0/3 1/1 0/1<br />

FK nach Röntgenverordnung 1/4 0/3 0/1 0/1<br />

Notarzt/Arzt im Rettungsdienst 1/4 1/3 1/1 0/1<br />

Im Bereich des Physio- <strong>und</strong> Bewegungstherapeutischen Dienstes zeigt sich eine<br />

Vielzahl von Qualifikationen des Personals in den verschiedenen Versorgungsformen,<br />

jedoch lässt sich kein systematischer Unterschied zwischen den Versorgungsformen<br />

erkennen (vgl. Tabelle 31).<br />

Tabelle 31 Qualifikationen des Physio- <strong>und</strong> Bewegungstherapeutischen Dienstes<br />

Die Zahlen geben an, in wie vielen Einrichtungen<br />

der jeweiligen Gruppe eine bestimmte Qualifikation<br />

vorliegt.<br />

stat amb in amb+ amb-<br />

Gruppentherapie 1/4 1/3 0/1 0/1<br />

Progressive Muskelrelaxation 0/4 0/3 0/1 1/1<br />

Autogenes Training 0/4 0/3 1/1 0/1<br />

Feldenkrais 1/4 1/3 0/1 0/1<br />

Sonstige Entspannungsverfahren 0/4 0/3 0/1 1/1<br />

Physiotherapeutische Verfahren auf neurophysiologischer<br />

Gr<strong>und</strong>lage<br />

3/4 3/3 1/1 1/1<br />

Medizinische Trainingstherapie 3/4 3/3 1/1 1/1<br />

Konzentrative Bewegungstherapie 1/4 1/3 0/1 1/1<br />

Musiktherapie 1/4 0/3 0/1 0/1<br />

Rückenschulung 3/4 3/3 1/1 1/1<br />

Sporttherapie 3/4 3/3 1/1 1/1<br />

Schwimmlehrer 2/4 2/3 0/1 0/1


Kap. 6 Organisationsanalysen: Struktur- <strong>und</strong> Prozessqualität der rehabilitativen Angebotsformen - Seite 92<br />

Auch bei den Qualifikationen des Psychologischen Dienstes gibt es keine deutlichen<br />

versorgungsformspezifischen Unterschiede (vgl. Tabelle 32).<br />

Tabelle 32 Qualifikationen des Psychologischen Dienstes<br />

Die Zahlen geben an, in wie vielen Einrichtungen<br />

der jeweiligen Gruppe eine bestimmte Qualifikation<br />

vorliegt.<br />

stat amb in amb+ amb-<br />

Analytische Psychotherapie 2/4 2/3 0/1 0/1<br />

Tiefenpsychologisch f<strong>und</strong>ierte Psychotherapie 1/4 2/3 0/1 0/1<br />

Verhaltenstherapie 2/4 2/3 1/1 1/1<br />

Gesprächspsychotherapie 2/4 2/3 1/1 1/1<br />

Familientherapie/systemische Therapie 1/4 1/3 0/1 0/1<br />

Gruppentherapie 0/4 0/3 1/1 0/1<br />

Progressive Muskelrelaxation 0/4 0/3 1/1 0/1<br />

Autogenes Training 1/4 1/3 1/1 0/1<br />

Apparative Diagnostik<br />

Erwartungsgemäß halten die größeren <strong>stationäre</strong>n Einrichtungen mehr Diagnosemöglichkeiten<br />

vor als die nicht-<strong>stationäre</strong>n. Dies gilt sowohl für die intern als auch für<br />

die in Kooperation durchführbare Diagnostik. Hiervon profitieren auch die ambualnten<br />

Angebote in einer <strong>Rehabilitation</strong>sklinik (amb in), da diese die apparativen diagnostischen<br />

Möglichkeiten der <strong>stationäre</strong>n Einrichtungen mitnutzen können. Das<br />

größte Spektrum an Diagnosemöglichkeiten hat die <strong>Rehabilitation</strong>sklinik C, da diese<br />

neben den <strong>Rehabilitation</strong>sbetten auch eine Akut-Station hat.<br />

Notfallversorgung<br />

Die folgende Tabelle 33 zeigt, welche Möglichkeiten der Notfallversorgung in den<br />

verschiedenen rehabilitativen Versorgungsformen bestehen.<br />

Tabelle 33 Notfallversorgung<br />

Die Zahlen geben an, in wie vielen Einrichtungen der<br />

jeweiligen Gruppe ein Merkmal vorliegt.<br />

stat amb in amb+ amb-<br />

Defibrillator 4/4 3/3 0/1 0/1<br />

Notfallkoffer (Ulmer Koffer) 4/4 3/3 1/1 1/1<br />

Intubator 4/4 3/3 1/1 0/1<br />

Infusor 4/4 3/3 0/1 0/1<br />

Intensivbett m. Monitoring/Überwachungseinheit 3/4 2/3 0/1 0/1<br />

Pleuradrainage 2/4 1/3 0/1 0/1<br />

Oxymeter 3/4 2/3 0/1 0/1<br />

Endoskopische Notfallversorgung 2/4 1/3 0/1 0/1<br />

Externer Schrittmacher 1/4 1/3 0/1 0/1


Kap. 6 Organisationsanalysen: Struktur- <strong>und</strong> Prozessqualität der rehabilitativen Angebotsformen - Seite 93<br />

Wie schon im Bereich der apparativen Diagnostik ist auch hier in den Einrichtungen<br />

der Versorgungsformen stat <strong>und</strong> amb in eine umfassende Ausstattung vorhanden. In<br />

allen Einrichtungen ist standardmäßig zumindest ein Notfallkoffer vorhanden. In allen<br />

Einrichtungen der Versorgungsformen stat <strong>und</strong> amb in stehen weiterhin Defibrillator,<br />

Intubator <strong>und</strong> Infusor zur Verfügung. Allerdings muss relativiert werden, dass die Notfallversorgung<br />

im Indikationsgebiet Orthopädie keine entsprechende Bedeutung hat<br />

wie z.B. im Bereich der Kardiologie.<br />

Therapeutische Funktionsräume<br />

Die Gesamtgröße der in den Einrichtungen zur Verfügung stehenden Funktionsräume<br />

ist im Wesentlichen zwischen den Versorgungsformen vergleichbar (vgl. Tabelle<br />

34) <strong>und</strong> liegt zwischen 1056 qm (amb-) <strong>und</strong> 1273 qm (stat). Nur der Durchschnittswert<br />

der Gruppe amb in liegt mit 409 qm deutlich darunter. Allerdings ist die Varianz<br />

innerhalb der Versorgungsformen stat <strong>und</strong> amb in – auch nach Herausnahme des<br />

auffälligen Wertes 103 qm der Einrichtung C – so groß, dass eine Aussage über die<br />

Unterschiede zwischen den Versorgungsformen kaum möglich ist.<br />

Tabelle 34 Größe therapeutischer Funktionsräume<br />

Einrichtung<br />

AStat<br />

BStat<br />

CStat<br />

DStat<br />

Bamb in<br />

Camb in<br />

Damb in<br />

Eamb+<br />

Famb-<br />

Größe therapeut.Funktionsräume<br />

in<br />

qm<br />

2246<br />

103<br />

894<br />

1850<br />

103<br />

894<br />

230<br />

1200<br />

1056<br />

Mittelwerte<br />

qm absolut /<br />

qm pro Behandlungsplatz<br />

∅abs= 1273,3<br />

∅rel = 4,8<br />

∅ abs = 409,0<br />

∅rel = 19,5<br />

∅ abs = 1200,0<br />

∅rel = 20,0<br />

∅ abs = 1056,0<br />

∅rel = 9,6<br />

2500<br />

2000<br />

1500<br />

1000<br />

500<br />

0<br />

Größe therapeutischer Funktionsräume in qm<br />

1273 1200<br />

409<br />

stat amb in amb+ amb-<br />

Anzahl <strong>und</strong> Größe der therapeutischen Funktionsräume sind allerdings kaum ein<br />

aussagekräftiges Strukturmerkmal, wenn nicht gleichzeitig bekannt ist, wie die Räume<br />

genutzt werden, ob dort etwa Einzel- oder Gruppentherapie stattfindet, wie die<br />

Auslastung der einzelnen Räume ist, etc.<br />

1056


Kap. 6 Organisationsanalysen: Struktur- <strong>und</strong> Prozessqualität der rehabilitativen Angebotsformen - Seite 94<br />

Relativiert man die Gesamtgröße der therapeutischen Funktionsräume an den Behandlungsplätzen,<br />

kommt man zu folgenden Ergebnissen: Die meisten qm pro Behandlungsplatz<br />

gibt es in den Versorgungsformen amb+ (20,0 qm pro Behandlungsplatz)<br />

<strong>und</strong> amb in (19,5). Die Einrichtungen der Versorgungsform stat haben mit 4,8<br />

qm pro Behandlungsplatz durchschnittlich den geringsten Wert.<br />

6.3 PROZESSMERKMALE DER REHABILITATIVEN VERSORGUNGSFORMEN<br />

IM VERGLEICH<br />

Angaben zur Prozessqualität in den verschiedenen Versorgungsformen lassen sich<br />

in eingeschränktem Maße den Fragebögen, vor allem aber den Interviews, die in den<br />

Einrichtungen geführt wurden, entnehmen.<br />

Ein wesentliches Charakteristikum der medizinischen <strong>Rehabilitation</strong> ist die interdisziplinäre<br />

Zusammenarbeit verschiedener therapeutischer Berufsgruppen. Die Zusammenarbeit<br />

dieser Berufsgruppen im Sinne eines patientenbezogenen Austausches<br />

von Informationen <strong>und</strong> die Abstimmung <strong>und</strong> Organisation der Abläufe sind daher<br />

wichtige qualitätsrelevante Prozessmerkmale (interne Vernetzung). Da rehabilitative<br />

Maßnahmen auf ambulante <strong>und</strong> <strong>stationäre</strong> akutmedizinische Vorbehandlungen aufsetzen<br />

<strong>und</strong> meist auch nach Abschluss der <strong>Rehabilitation</strong> eine weitere Behandlung<br />

erforderlich ist, hat auch die Vernetzung mit Vor- <strong>und</strong> Nachbehandlern erhebliche<br />

qualitätsrelevante Bedeutung: Sie sollen die Kontinuität der Behandlung <strong>und</strong> den<br />

entsprechend notwendigen Informationsaustausch gewährleisten. Diese Prozesse<br />

werden im Folgenden unter externer Vernetzung zusammengefasst.<br />

Interne Vernetzung: Berufsgruppenspezifische Besprechungen<br />

Bei den berufsgruppenspezifischen Besprechungen zeigt sich erwartungsgemäß,<br />

dass in den Versorgungsformen amb+ <strong>und</strong> amb- erheblich weniger Berufsgruppen<br />

eigene Besprechungen abhalten (vgl. Tabelle 35). Dies ist darauf zurückzuführen,<br />

dass in diesen beiden Versorgungsformen viele Berufsgruppen nur mit ein oder zwei<br />

Personen besetzt sind (vgl. dazu oben die Auswertungen zum Personalschlüssel). In<br />

den Interviews haben wir in diesem Zusammenhang erfahren, dass in den schwächer<br />

besetzten Berufsgruppen der informelle Austausch eine erheblich höhere Bedeutung<br />

hat. Das Vorhandensein oder die Frequenz einer berufsgruppenspezifischen<br />

Besprechung ist daher als alleiniger Indikator für die Qualität von Kooperation <strong>und</strong><br />

Informationsfluss vermutlich unzureichend.


Kap. 6 Organisationsanalysen: Struktur- <strong>und</strong> Prozessqualität der rehabilitativen Angebotsformen - Seite 95<br />

Tabelle 35 Berufsgruppenspezifische Besprechungen; Frequenz <strong>und</strong> Dauer (Minuten) im<br />

Monat<br />

Ärztlicher Dienst<br />

Psychologischer Dienst<br />

Pflegedienst<br />

Bewegungs-/ Physiot.<br />

stat amb in amb+ amb-<br />

Frequenz 12,8 15,0 20,0 4,0<br />

Dauer 410,0 456,7 600,0 240,0<br />

Frequenz 4,3 4,3 - -<br />

Dauer 440,0 440,0 - -<br />

Frequenz 18,8 17,0 - -<br />

Dauer 755,0 526,7 - -<br />

Frequenz 7,9 9,2 4,0 -<br />

Dienst Dauer 266,3 275,0 240,0 -<br />

Sozialer/Pädag. Dienst<br />

Diätetischer Dienst<br />

Verwaltung<br />

Frequenz 4,3 4,3 - -<br />

Dauer 211,3 215 - -<br />

Frequenz 3,4 3,2 - -<br />

Dauer 132,2 116,3 - -<br />

Frequenz 2,5 1,7 - 8,0<br />

Dauer 97,5 30,0 - 240,0<br />

Interne Vernetzung: Berufsübergreifende Besprechungen<br />

In den Versorgungsformen stat <strong>und</strong> amb in finden mehr <strong>und</strong> häufiger berufsübergreifende<br />

Besprechungen statt <strong>und</strong> mehr Berufsgruppen sind an den Besprechungen<br />

beteiligt (vgl. Tabelle 36).<br />

Tabelle 36 Berufsübergreifende Besprechungen; Anzahl, Frequenz (im Monat), Dauer (in<br />

Minuten) <strong>und</strong> teilnehmende Berufsgruppen (absolut <strong>und</strong> in Prozent)<br />

Anzahl verschiedener<br />

Besprechungen (Mittelwert)<br />

Frequenz im Monat<br />

(Mittelwert)<br />

Dauer in Minuten (Mittelwert)<br />

stat 6,3 2,3 60,6<br />

amb in 5,7 7,8 58,3<br />

amb+ 2 6 50<br />

amb- 1 20 30<br />

Ärztlicher Dienst<br />

5,3<br />

84%<br />

5,3<br />

93%<br />

2<br />

100%<br />

1<br />

100%<br />

Psychologischer Dienst<br />

2,3<br />

37%<br />

2,3<br />

40%<br />

1<br />

50%<br />

1<br />

100%<br />

Pflegedienst<br />

3,8<br />

60%<br />

2,7<br />

47%<br />

-<br />

-<br />

Bewegungs- <strong>und</strong> physioth.<br />

Dienst<br />

3,5<br />

56%<br />

2,7<br />

47%<br />

2<br />

100%<br />

1<br />

100%<br />

Sozialer <strong>und</strong> pädagogischer<br />

Dienst<br />

1,8<br />

29%<br />

1,3<br />

23%<br />

Diätetischer Dienst<br />

1,8<br />

29%<br />

1,7<br />

30%<br />

Verwaltung<br />

3,0<br />

48%<br />

2,3<br />

40%<br />

- - -<br />

- -<br />

1<br />

100%


Kap. 6 Organisationsanalysen: Struktur- <strong>und</strong> Prozessqualität der rehabilitativen Angebotsformen - Seite 96<br />

Auch hierbei muss wieder berücksichtigt werden, dass es in den Versorgungsformen<br />

amb+ <strong>und</strong> amb- weniger Personal gibt <strong>und</strong> ein Informationsaustausch leichter auch<br />

informell zu leisten ist. Ob dies dann tatsächlich regelhaft <strong>und</strong> in der Qualität gewährleistet<br />

ist wie im Rahmen institutionalisierter Konferenzen, ist im Rahmen einer solchen<br />

Studie kaum zu prüfen. Als Berufsgruppen sind der Ärztliche Dienst <strong>und</strong> der<br />

Bewegungs- <strong>und</strong> Physiotherapeutische Dienst am häufigsten an den Besprechungen<br />

beteiligt. Deutlich seltener dagegen sind der soziale <strong>und</strong> pädagogische Dienst sowie<br />

der diätetische Dienst eingeb<strong>und</strong>en, was in den Interviews von Mitarbeitern dieser<br />

Berufsgruppen auch bemängelt wurde.<br />

Interne Vernetzung: Leitungskonferenzen<br />

Bei den Leitungskonferenzen sind der Ärztliche Dienst <strong>und</strong> die Verwaltung am häufigsten<br />

beteiligt (vgl. Tabelle 37). Die anderen Berufsgruppen sind insgesamt eher<br />

selten vertreten, deutliche Unterschiede zwischen den Versorgungsformen lassen<br />

sich diesbezüglich nicht ausmachen. Als Unterschied ist allerdings die Teilnahme<br />

des Bewegungs- <strong>und</strong> Physiotherapeutischen Dienstes an allen Leitungskonferenzen<br />

der Versorgungsformen amb+ <strong>und</strong> amb- festzustellen. Dieses Ergebnis stimmt mit<br />

der größeren Bedeutung des Bewegungs- <strong>und</strong> Physiotherapeutischen Dienstes am<br />

Behandlungskonzept der Versorgungsformen amb+ <strong>und</strong> amb- überein (vgl. dazu 6.4<br />

Therapeutische Schwerpunkte).<br />

Tabelle 37 Leitungskonferenzen (zusammengefasst); Anzahl, Frequenz (im Monat), Dauer<br />

(in Minuten) <strong>und</strong> teilnehmende Berufsgruppen (absolut <strong>und</strong> in Prozent)<br />

Anzahl verschiedener<br />

Besprechungen (Mittelwert)<br />

Frequenz im Monat<br />

(Mittelwert)<br />

Dauer in Minuten (Mittelwert)<br />

stat 1,3 2,8 77,5<br />

amb in 1 3,2 77,5<br />

amb+ 1 8 120<br />

amb- 1 4 -<br />

Ärztlicher Dienst<br />

1,3<br />

100%<br />

1<br />

100%<br />

1<br />

100%<br />

1<br />

100%<br />

Psychologischer Dienst<br />

0,3<br />

23%<br />

0,3<br />

30%<br />

Pflegedienst<br />

1<br />

77%<br />

1<br />

100%<br />

- -<br />

- -<br />

Bewegungs- <strong>und</strong> physioth.<br />

Dienst<br />

0,3<br />

23%<br />

0,3<br />

30%<br />

1<br />

100%<br />

1<br />

100%<br />

Sozialer <strong>und</strong> pädagogischer<br />

Dienst<br />

0,3<br />

23%<br />

0,3<br />

30%<br />

Diätetischer Dienst<br />

0,3<br />

23%<br />

0,3<br />

30%<br />

Verwaltung<br />

1,3<br />

100%<br />

1<br />

100%<br />

- - -<br />

- -<br />

1<br />

100%


Kap. 6 Organisationsanalysen: Struktur- <strong>und</strong> Prozessqualität der rehabilitativen Angebotsformen - Seite 97<br />

Externe Vernetzung<br />

Zum Bereich der externen Vernetzung können nur eingeschränkt Aussagen gemacht<br />

werden. Die Angaben der Einrichtungen sind in ihrer Aussagekraft nur schwer miteinander<br />

zu vergleichen, entsprechend vorsichtig sollten die Bef<strong>und</strong>e interpretiert<br />

werden. Eine Einrichtung hat über alle abgefragten Punkte zurückgemeldet, dass<br />

„bei Bedarf“ Kontakte stattfinden würden, eine andere Einrichtung, dass „regelmäßig“<br />

Kontakte stattfinden. Von einer anderen Einrichtung konnten zu diesem Punkt von<br />

zentraler Stelle überhaupt keine Angaben gemacht werden. Dieses Problem der Uneinheitlichkeit<br />

der Daten ist einerseits sicherlich darauf zurückzuführen, dass zentral<br />

nicht immer zu überblicken ist, welche Kontakte regelhaft stattfinden, zeigt aber andererseits<br />

auch, dass diesem Aspekt bislang in den <strong>Rehabilitation</strong>seinrichtungen eine<br />

eher untergeordnete Bedeutung beigemessen wird. Für die folgenden Berechnungen<br />

wurde für jede Gruppe der Mittelwert der numerisch vorliegenden Daten berechnet<br />

(vgl. Tabelle 38). Die Aussagekraft ist also durch fehlende Werte deutlich<br />

eingeschränkt.<br />

Tabelle 38 Regelhafte Kontakte zu anderen Einrichtungen<br />

Zahl der regelhaften Kontakte pro Quartal<br />

(Mittelwert)<br />

Behandlungsplätze:<br />

stat<br />

262,5<br />

amb in<br />

21,3<br />

amb+<br />

60<br />

amb-<br />

Kliniken der Regelversorgung 0,50 0,50 - 10,00<br />

Andere <strong>Rehabilitation</strong>skliniken 0,42 0,13 2,00 10,00<br />

ambulante Reha-Einrichtungen - - - 3,00<br />

niedergelassene Ärzte 0,13 0,13 - -<br />

Betriebsärzte 1,50 1,50 - -<br />

Arbeitsverwaltung/Arbeitsamt 0,33 - - -<br />

Firmen - - - 3,00<br />

Arbeitgeber 0,33 - - -<br />

Einrichtungen zur beruflichen <strong>Rehabilitation</strong> 1,08 0,13 - -<br />

ambulante Psychotherapeuten 0,67 0,50 0,75 -<br />

Beratungsstellen 0,33 - 6,00 3,00<br />

Sozialberatung - - - 3,00<br />

Selbsthilfegruppen 0,50 0,50 - -<br />

Seelsorger 0,33 - - -<br />

Weiterbildungsinstitute 0,33 - - -<br />

Keine regelhaften Kontakte werden angegeben zu: Werkstatt für Behinderte, Übergangseinrichtungen, Wohn-<br />

gemeinschaften, Adaptionseinrichtungen<br />

110


Kap. 6 Organisationsanalysen: Struktur- <strong>und</strong> Prozessqualität der rehabilitativen Angebotsformen - Seite 98<br />

Zwei Punkte lassen sich trotz der oben ausgeführten Probleme auf dieser Datenbasis<br />

festhalten. Die Einrichtungen der Gruppen stat <strong>und</strong> amb in haben regelhafte Kontakte<br />

zu mehr Einrichtungen als die Einrichtungen der Gruppen amb+ <strong>und</strong> amb-. Diese<br />

geben jedoch häufigere Kontakte zu externen Einrichtungen, Institutionen oder<br />

Personengruppen an.<br />

Tabelle 39 veranschaulicht die Bereiche, in denen von den Einrichtungen eine formalisierte<br />

Dokumentation durchgeführt wird, d.h. eine Dokumentation mit Formblättern<br />

<strong>und</strong>/oder schriftlich festgelegten verbindlichen inhaltlichen Vorgaben.<br />

Tabelle 39 Dokumentation<br />

Die Zahlen geben an, wie viele Einrichtungen der jeweiligen<br />

Gruppe in einem bestimmten Bereich eine formalisierte<br />

Dokumentation durchführen.<br />

Eingangsdiagnostik<br />

Abschlussdiagnostik<br />

EDV-Unterstützung<br />

stat amb in amb+ amb-<br />

als Basisdokumentation 1/4 1/3 0/1 0/1<br />

allgemeinmedizinisch/internistisch 4/4 3/3 1/1 1/1<br />

indikationsspezifisch 4/4 3/3 1/1 1/1<br />

psychologisch 3/4 2/3 1/1 0/1<br />

sozial 1/4 0/3 1/1 0/1<br />

sozialmedizinisch/berufsbezogen 4/4 3/3 1/1 1/1<br />

Therapieplanung 4/4 3/3 1/1 1/1<br />

Verlaufsdiagnostik 4/4 3/3 1/1 1/1<br />

Dokumentation durchgeführter Maßnahmen 4/4 3/3 1/1 1/1<br />

allgemeinmedizinisch/internistisch 3/4 2/3 1/1 0/1<br />

indikationsspezifisch 3/4 2/3 1/1 1/1<br />

psychosozial 3/4 2/3 1/1 1/1<br />

sozialmedizinisch/berufsbezogen 3/4 2/3 1/1 1/1<br />

Eingangsdiagnostik 2/4 2/3 0/1 1/1<br />

Therapieplanung 4/4 3/3 1/1 1/1<br />

Verlaufsdiagnostik 1/4 1/3 0/1 1/1<br />

durchgeführte Maßnahmen 3/4 2/3 1/1 1/1<br />

Abschlussdiagnostik 1/4 1/3 0/1 1/1<br />

Katamnesedokumentation 1/4 1/3 0/1 0/1<br />

Dabei zeigen sich kaum Unterschiede zwischen den Versorgungsformen. Insgesamt<br />

selten sind v.a. die Eingangsdiagnostik als Basisdokumentation, die Dokumentation<br />

der sozialen Anamnese, die EDV-Unterstützung der Dokumentation <strong>und</strong> eine dokumentierte<br />

Katamnese. Bei der EDV-Unterstützung der Dokumentation zeigt sich ein<br />

leichter Vorteil für die Versorgungsform amb-, deren Einrichtung alle abgefragten Bereiche<br />

mit EDV-Unterstützung durchführt.


Kap. 6 Organisationsanalysen: Struktur- <strong>und</strong> Prozessqualität der rehabilitativen Angebotsformen - Seite 99<br />

6.4 THERAPEUTISCHES ANGEBOTSSPEKTRUM IM VERGLEICH<br />

Therapeutische Schwerpunkte<br />

Die Einrichtungen wurden in der „Dokumentation Prozess- <strong>und</strong> Konzeptmerkmale“<br />

auch gebeten, für vorgegebene Bereiche anzugeben, welchen Anteil diese am therapeutischen<br />

Gesamtkonzept der Einrichtung haben. Die Ergebnisse entsprechen<br />

nicht notwendigerweise der tatsächlichen Verteilung der therapeutischen Leistungen,<br />

vielmehr spiegeln die Angaben eher das Selbstverständnis der Einrichtungen zur<br />

Bedeutung der therapeutischen Schwerpunkte im Sinne eines Soll-Wertes wider.<br />

Abbildung 10 zeigt die Verteilung der selbstberichteten therapeutischen Schwerpunkte<br />

über die vier Versorgungsformen hinweg.<br />

Prozent<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

stat<br />

amb in<br />

amb +<br />

Angebotsform<br />

Abbildung 10 Therapeutische Schwerpunkte<br />

amb -<br />

Hilfsmittel<br />

diätetisch<br />

ges<strong>und</strong>heitsbildend<br />

psychotherap.<br />

berufsspez.<br />

sozialtherap.<br />

ergotherap.<br />

physiotherap.<br />

medikamentös<br />

Zunächst fällt auf, dass auf der einen Seite die Versorgungsformen stat <strong>und</strong> amb in,<br />

auf der anderen Seite die Versorgungsformen amb+ <strong>und</strong> amb- ähnliche Profile haben.<br />

Der deutlichste Unterschied ist die größere Wichtigkeit des physiotherapeutischen<br />

Bereichs in den Versorgungsformen amb+ <strong>und</strong> amb-. Als weniger wichtig werden<br />

hier v.a. der Bereich der medikamentösen Behandlung, ges<strong>und</strong>heitsbildende<br />

Maßnahmen <strong>und</strong> der Hilfsmittelbereich angegeben.


Kap. 6 Organisationsanalysen: Struktur- <strong>und</strong> Prozessqualität der rehabilitativen Angebotsformen - Seite 100<br />

Vorgehaltene Maßnahmen<br />

Im Fragebogen wurde den Einrichtungen ein breites Spektrum an Maßnahmen vorgegeben<br />

<strong>und</strong> es sollte angegeben werden, welche dieser Maßnahmen von der Einrichtung<br />

intern oder in Kooperation mit einer anderen Institution vorgehalten werden.<br />

Bei der Interpretation der Ergebnisse muss berücksichtigt werden, dass diese auf<br />

den Selbstberichten der Einrichtungen basieren. Die Angaben dürften hier vermutlich<br />

eher Über- als Unterschätzungen darstellen. Tabelle 40 zeigt die vorgehaltenen Angebote<br />

in verschiedenen therapeutischen Bereichen.<br />

Tabelle 40 Angaben der Einrichtungen zum therapeutischen Angebotsspektrum I<br />

Krankengymnastik<br />

Sport- u. Bewegungsther.<br />

Thermo-, Hydro- <strong>und</strong> Balneotherapie <strong>und</strong><br />

ortsgeb<strong>und</strong>ene Heilmittel<br />

lektropsysik. Therapie u.<br />

Phototherap.<br />

Wie viele Einrichtungen der jeweiligen Gruppe halten die<br />

entsprechende Maßnahme vor?<br />

stat amb in amb+ amb-<br />

Funktionelle KG: Atemgymnastik 4/4 3/3 1/1 1/1<br />

Funktionelle KG: Herz-Kreislauf-Training 4/4 2/3 1/1 1/1<br />

Funktionelle KG: Gefäßtraining 4/4 3/3 1/1 1/1<br />

Funktionelle KG: Manuelle Therapie der Extremitäten/WS 4/4 3/3 1/1 1/1<br />

Funktionelle KG: Skoliosebehandlung 4/4 3/3 1/1 1/1<br />

Funktionelle KG: Extensionstherapie 4/4 3/3 1/1 1/1<br />

Funktionelle KG: Beckenbodengymnastik 4/4 3/3 0/1 1/1<br />

KG für brustoperierte Frauen 2/4 2/3 0/1 1/1<br />

Gangschule/Beinprothesen-Gebrauchstraining 4/4 3/3 1/1 1/1<br />

KG im Bewegungsbad 4/4 3/3 1/1 0/1<br />

KG auf neurophysiologischer Gr<strong>und</strong>lage 4/4 3/3 1/1 1/1<br />

Medizinische Trainingstherapie 4/4 3/3 1/1 1/1<br />

Muskelaufbautraining 4/4 3/3 1/1 1/1<br />

Lauf- <strong>und</strong> Gehtraining 4/4 3/3 1/1 1/1<br />

Sport im Wasser/Schwimmen 4/4 3/3 1/1 0/1<br />

Koordinations- <strong>und</strong> Gleichgewichtstraining 4/4 3/3 1/1 1/1<br />

Terrain-Training 3/4 2/3 0/1 1/1<br />

Indikationsspezifische Übungsgruppen 4/4 3/3 0/1 1/1<br />

Teilbäder 4/4 3/3 1/1 1/1<br />

Moor 3/4 2/3 1/1 1/1<br />

Sole 2/4 1/3 0/1 0/1<br />

Thermalwasser 2/4 2/3 0/1 0/1<br />

Medizinische Badezusätze 4/4 3/3 1/1 1/1<br />

CO2-Gasbad 4/4 3/3 1/1 0/1<br />

Stangerbad 3/4 2/3 1/1 1/1<br />

Schwefelbad 1/4 0/3 0/1 0/1<br />

Kneipp-Anwendungen 4/4 3/3 0/1 1/1<br />

Sauna 3/4 2/3 0/1 1/1<br />

Fango 1/4 1/3 1/1 1/1<br />

Parafango 2/4 2/3 0/1 1/1<br />

Lokale Kältetherapie 4/4 3/3 1/1 1/1<br />

Ganzkörperkältetherapie 1/4 1/3 0/1 0/1<br />

Ortsgeb<strong>und</strong>enes Heilwasser 0/4 0/3 0/1 0/1<br />

Kurzwelle 3/4 2/3 0/1 1/1<br />

Dezimeter-Welle 3/4 2/3 0/1 0/1<br />

Mikrowelle 1/4 0/3 0/1 1/1<br />

Ultraschall 4/4 3/3 1/1 1/1<br />

Magnetfeld 2/4 1/3 0/1 0/1<br />

Interferenzstrom 4/4 3/3 1/1 1/1<br />

Iontophorese 4/4 3/3 1/1 1/1<br />

Psoralen-UVA 2/4 1/3 0/1 0/1<br />

UVB 2/4 1/3 0/1 0/1


Kap. 6 Organisationsanalysen: Struktur- <strong>und</strong> Prozessqualität der rehabilitativen Angebotsformen - Seite 101<br />

In zwei zentralen Bereichen der <strong>orthopädische</strong>n <strong>Rehabilitation</strong>, Krankengymnastik<br />

sowie Sport- <strong>und</strong> Bewegungstherapie, weisen die Angaben keine systematischen<br />

Unterschiede zwischen den rehabilitativen Versorgungsformen auf. In diesen Bereichen<br />

werden fast alle Anwendungen von allen Versorgungsformen vorgehalten. Im<br />

Wesentlichen fallen hier nur zwei therapeutische Maßnahmen heraus: Krankengymnastik<br />

für brustoperierte Frauen <strong>und</strong> Terrain-Training, die insgesamt von weniger Einrichtungen<br />

vorgehalten werden.<br />

Auch im Bereich der Thermo-, Hydro- <strong>und</strong> Balneotherapie lassen sich keine deutlichen<br />

Unterschiede zwischen den Versorgungsformen festhalten. Regelhaft werden<br />

in allen Einrichtungen Teilbäder, medizinische Badezusätze <strong>und</strong> lokale Kältetherapie<br />

angewendet. Zu den Anwendungen, die insgesamt eher selten vorgehalten werden,<br />

gehören Sole, Thermalwasser, Schwefelbad, Sauna, Parafango <strong>und</strong> Ganzkörperkältetherapie.<br />

Die Verabreichung von ortsgeb<strong>und</strong>enem Heilwasser wird in keiner Einrichtung<br />

angegeben.<br />

Im Bereich der Elektrophysikalischen Therapie ist das Bild sehr heterogen. Nur<br />

Ultraschall, Interferenzstrom <strong>und</strong> Iontophorese werden in allen Einrichtungen vorgehalten.<br />

Die anderen Anwendungen sind insgesamt selten, wobei die meisten der<br />

Anwendungen, die in den Settings amb+ <strong>und</strong> amb- nicht vorgehalten werden, in zumindest<br />

ein oder zwei Einrichtungen der Versorgungsformen stat <strong>und</strong> amb in möglich<br />

sind.<br />

Tabelle 41 fasst die vorgehaltenen Maßnahmen in den Bereichen Massagen <strong>und</strong><br />

Lymphdrainagen, Ergotherapie <strong>und</strong> Sozial- <strong>und</strong> Berufsberatung zusammen. Im Bereich<br />

der Massagen <strong>und</strong> Lymphdrainagen werden, ähnlich wie in den Bereichen<br />

Krankengymnastik <strong>und</strong> Sport- <strong>und</strong> Bewegungstherapie, fast alle Anwendungen von<br />

allen Einrichtungen vorgehalten. Ausnahmen sind nur die Großmassagen, die in den<br />

Versorgungsformen stat <strong>und</strong> amb in in einer Einrichtung nicht vorgehalten werden (in<br />

beiden Fällen die Einrichtung B) <strong>und</strong> apparative Lymphdrainage, die in einer <strong>stationäre</strong>n<br />

Einrichtung <strong>und</strong> der Einrichtung der Versorgungsform amb+ nicht vorgehalten<br />

wird. Insgesamt lassen sich im Bereich Massagen <strong>und</strong> Lymphdrainagen keine systematischen<br />

Unterschiede zwischen den rehabilitativen Versorgungsformen feststellen.<br />

Auch bei den einzelnen Maßnahmen des Bereichs Ergo- <strong>und</strong> Arbeitstherapie zeigen<br />

sich keine bedeutsamen Unterschiede zwischen den Versorgungsformen. Arbeitstherapie<br />

<strong>und</strong> Belastungserprobung werden insgesamt eher selten vorgehalten,<br />

andere Maßnahmen wie Hilfsmittelberatung, Arbeitsplatzberatung <strong>und</strong> Haushaltstraining<br />

nennen fast alle Einrichtungen.<br />

Ähnlich stellt sich das Bild im Bereich Sozial- <strong>und</strong> Berufsberatung dar. Auch hier<br />

gibt es Maßnahmen, die von allen Einrichtungen vorgehalten werden: Rechtsbera-


Kap. 6 Organisationsanalysen: Struktur- <strong>und</strong> Prozessqualität der rehabilitativen Angebotsformen - Seite 102<br />

tung, Information über spezielle <strong>Rehabilitation</strong>sleistungen, Beratung zur finanziellen,<br />

häuslich/sozialen <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitlichen Sicherstellung sowie Information über bzw.<br />

Vermittlung von Nachsorge. Andere Maßnahmen werden von allen Versorgungsformen<br />

selten oder kaum vorgehalten: Berufsfindung durch Interessen- <strong>und</strong> Eignungsdiagnostik,<br />

Bewerbungstraining, Praktikumsvermittlung, berufsspezifische Belastungserprobung.<br />

Systematische Vorteile bestimmter Versorgungsformen lassen sich<br />

nicht feststellen.<br />

Tabelle 41 Angaben der Einrichtungen zum therapeutischen Angebotsspektrum II<br />

Massagen <strong>und</strong> Lymphdrainage<br />

Ergotherap., Arbeitstherap,<br />

etc.<br />

Sozial- <strong>und</strong> Berufsberatung<br />

Wie viele Einrichtungen der jeweiligen Gruppe halten eine<br />

entsprechende Maßnahme vor?<br />

stat amb in amb+ amb-<br />

Großmassage 3/4 2/3 1/1 1/1<br />

Teilkörpermassagen 4/4 3/3 1/1 1/1<br />

Bindegewebsmassagen 4/4 3/3 1/1 1/1<br />

Lymphdrainage, manuell 4/4 3/3 1/1 1/1<br />

Lymphdrainage, apparativ 3/4 3/3 0/1 1/1<br />

Unterwassermassage 4/4 3/3 1/1 1/1<br />

Reflexzonenmassage 4/4 3/3 1/1 1/1<br />

Funktionelle Ergotherapie 4/4 3/3 1/1 1/1<br />

Hilfsmittelberatung 4/4 3/3 1/1 1/1<br />

Gelenkschutz 4/4 3/3 1/1 1/1<br />

Arbeitsplatzberatung 4/4 3/3 1/1 1/1<br />

Arbeitstherapie 2/4 1/3 0/1 0/1<br />

Kreative Beschäftigungstherapie 4/4 3/3 0/1 0/1<br />

Belastungserprobung 3/4 2/3 0/1 1/1<br />

Haushaltstraining (daily-living-training) 4/4 3/3 0/1 1/1<br />

Ergonomische Arbeitsplatzgestaltung 3/4 3/3 1/1 1/1<br />

Berufsfindung durch Interessen- <strong>und</strong> Eignungsdiagnostik 3/4 2/3 0/1 0/1<br />

Umschulungshilfe 3/4 2/3 1/1 1/1<br />

Bewerbungstraining 2/4 2/3 0/1 1/1<br />

Praktikumsvermittlung 1/4 1/3 0/1 0/1<br />

Berufsspezifische Belastungserprobung 3/4 2/3 0/1 0/1<br />

Berufliche Wiedereingliederung 4/4 3/3 1/1 0/1<br />

Verständigungshilfen (Beruf, Alltag) 4/4 3/3 0/1 0/1<br />

Rechtsberatung (Arbeits- u. Sozialrecht) 4/4 3/3 1/1 1/1<br />

Information über spezielle <strong>Rehabilitation</strong>sleistungen 4/4 3/3 1/1 1/1<br />

Beratung zur finanziellen, häuslich/sozialen <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitlichen<br />

Sicherstellung<br />

4/4 3/3 1/1 1/1<br />

Information über / Vermittlung von Nachsorge 4/4 3/3 1/1 1/1<br />

Spezielle Beratung für Schwerbehinderte 4/4 3/3 1/1 0/1<br />

Insgesamt zeigen sich hinsichtlich des Umfanges der vorgehaltenen Maßnahmen<br />

keine deutlichen Unterschiede zwischen den Versorgungsformen. Folgt man den<br />

Angaben der Einrichtungen, wird jeweils ein sehr breites Spektrum unterschiedlicher<br />

Behandlungsangebote vorgehalten.


Kap. 6 Organisationsanalysen: Struktur- <strong>und</strong> Prozessqualität der rehabilitativen Angebotsformen - Seite 103<br />

6.5 VERGLEICH DER STRUKTUR- UND PROZESSMERKMALE MIT<br />

REFERENZDATEN<br />

Ein weiterer wichtiger Schritt der Auswertungen der Struktur- <strong>und</strong> Prozessmerkmale<br />

ist die Gegenüberstellung der Angaben der hier beteiligten Einrichtungen mit Vorgaben<br />

aus Empfehlungen, Verträgen sowie mit Referenzdaten.<br />

Dabei ist problematisch, dass viele der Empfehlungen zur Personalstruktur <strong>und</strong> zur<br />

Ausstattung wenig konkret verfasst sind. Zudem gibt es noch keine einheitliche Nomenklatur,<br />

so dass Empfehlungen <strong>und</strong> Referenzwerte sich nicht immer mit den erfassten<br />

Daten vergleichen lassen. I.d.R. werden dort v.a. Ziele der <strong>Rehabilitation</strong><br />

formuliert, die – nicht zuletzt wegen der Vielzahl von behandelten Krankheitsbildern<br />

in der <strong>orthopädische</strong>n <strong>Rehabilitation</strong> – keine konkreten Angaben zu benötigter personeller,<br />

räumlicher <strong>und</strong> apparativer Ausstattung enthalten. Daher lassen sich diesen<br />

Empfehlungen nur mit erheblichen Einschränkungen Vorgaben entnehmen, die den<br />

Struktur- <strong>und</strong> Prozessdaten der vorliegenden Erhebungen gegenübergestellt werden<br />

können.<br />

6.5.1 Vergleich der Angaben mit Empfehlungen, Leitlinien <strong>und</strong> Verträgen<br />

Folgende Dokumente wurden als Referenzen herangezogen:<br />

- Abschlussbericht der Kommission zur Weiterentwicklung der <strong>Rehabilitation</strong> in der<br />

gesetzlichen Rentenversicherung (Band III-1), (Kommission zur Weiterentwicklung<br />

der <strong>Rehabilitation</strong> in der gesetzlichen Rentenversicherung, 1991)<br />

- Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie <strong>und</strong> Traumatologie (DGOT)<br />

<strong>und</strong> des Berufsverbandes der Ärzte für Orthopädie (Deutsche Gesellschaft für<br />

Orthopädie <strong>und</strong> Traumatologie & Berufsverband der Ärzte für Orthopädie, 1999)<br />

- Anforderungen der gesetzlichen Rentenversicherung für Erprobungsmodelle<br />

ambulanter/teil<strong>stationäre</strong>r <strong>Rehabilitation</strong><br />

- Rahmenempfehlungen zur ambulanten medizinischen <strong>Rehabilitation</strong> (BAR, B<strong>und</strong>esarbeitsgemeinschaft<br />

für <strong>Rehabilitation</strong>)<br />

Dabei enthalten nur die Empfehlungen der BAR so konkrete Angaben, dass eine detaillierte<br />

Gegenüberstellung möglich ist (s.u.). Die anderen Leitkonzepte setzen eher<br />

allgemeine Ziele für die <strong>Rehabilitation</strong> oder einzelne Berufsgruppen. So wird beispielsweise<br />

für die Berufsgruppe der Krankengymnasten als Aufgabe formuliert:<br />

„Einzelgymnastik mit Anwendung der verschiedenen krankengymnastischen<br />

Techniken (einschließlich Lagerung),<br />

Gruppengymnastik an Land <strong>und</strong> im Wasser, Schwimmunterricht (Sportlehrer),


Kap. 6 Organisationsanalysen: Struktur- <strong>und</strong> Prozessqualität der rehabilitativen Angebotsformen - Seite 104<br />

Anweisung zum Umgang mit Trainingsgeräten ...“ (Kommission zur Weiterentwicklung<br />

der <strong>Rehabilitation</strong> in der gesetzlichen Rentenversicherung, 1991, Band<br />

III-1 S. 87).<br />

In den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie <strong>und</strong> Traumatologie <strong>und</strong><br />

des Berufsverbandes der Ärzte für Orthopädie wird als Anforderung an die Physikalische<br />

Therapie einer Coxarthrose z.B. definiert:<br />

„Physiotherapie, Mobilisierung, Muskelkräftigung, Muskeldehnung <strong>und</strong> Koordinationsschulung,<br />

Thermotherapie, Hydro- <strong>und</strong> Balneotherapie, Elektrotherapie“<br />

(Deutsche Gesellschaft für Orthopädie <strong>und</strong> Traumatologie & Berufsverband der<br />

Ärzte für Orthopädie, 1999, S. 97ff).<br />

Insgesamt kann festgehalten werden – berücksichtigt man die Problematik einer solchen<br />

Aussage vor dem Hintergr<strong>und</strong> der uneinheitlichen Nomenklatur <strong>und</strong> der unspezifischen<br />

Begrifflichkeiten -, dass die Einrichtungen im Wesentlichen den Anforderungen<br />

der verschiedenen Leitkonzepte entsprechen. Ausnahmen sind einzelne<br />

Ausstattungsmerkmale, die in einzelnen Einrichtungen nicht vorhanden sind, wie z.B.<br />

ein Bewegungsbad in der Einrichtung der Versorgungsform amb-.<br />

Die „Rahmenempfehlungen zur ambulanten medizinischen <strong>Rehabilitation</strong>“ (Stand 20.<br />

Oktober 2000) der BAR enthalten ausführliche Empfehlungen zur Ausgestaltung ambulanter<br />

Angebote. In vielen Bereichen werden detaillierte Aufstellungen über notwendige<br />

Elemente eines ganzheitlichen ambulanten Ansatzes aufgeführt. Dazu gehören<br />

Vorgaben für <strong>Rehabilitation</strong>skonzept, Personalschlüssel <strong>und</strong> notwendige Qualifikationen<br />

sowie räumliche <strong>und</strong> apparative Ausstattung (B<strong>und</strong>esarbeitsgemeinschaft<br />

für <strong>Rehabilitation</strong>, 2000).<br />

Bezüglich des Vergleichs der Angaben zur personellen Ausstattung sind einige Einschränkungen<br />

zu machen. Zunächst einmal beziehen sich die Empfehlungen zum<br />

Personalschlüssel auf Einrichtungen mit mindestens 40 Behandlungsplätzen. Die<br />

ambulanten Angebote in einer <strong>Rehabilitation</strong>sklinik in dieser Studie liegen jedoch alle<br />

unter dieser Größe, die maximale Anzahl von ausgewiesenen Behandlungsplätzen<br />

liegt in dieser Versorgungsform bei 32.<br />

Bei fast allen Berufsgruppen wird die Empfehlung ausgesprochen, dass eine mindestens<br />

zweijährige Berufserfahrung in einer <strong>Rehabilitation</strong>seinrichtung bestehen soll.<br />

Dies ist in den in dieser Studie eingesetzten Dokumentationen nicht erhoben worden.<br />

Schließlich wird in den Empfehlungen formuliert, dass die Einrichtungen „in der Regel“<br />

(B<strong>und</strong>esarbeitsgemeinschaft für <strong>Rehabilitation</strong>, 2000, S. 20) über die aufgeführten<br />

Qualifikationen <strong>und</strong> Berufserfahrungen verfügen sollen. Es bleibt also ein Spielraum<br />

für unterschiedlichen Bedarf an Qualifikationen je nach Patientenzusammensetzung.


Kap. 6 Organisationsanalysen: Struktur- <strong>und</strong> Prozessqualität der rehabilitativen Angebotsformen - Seite 105<br />

Auch in einigen anderen Bereichen sind nur bedingt Vergleiche möglich. So sind z.B.<br />

zu den Empfehlungen zur obligatorischen <strong>und</strong> fakultativen Diagnostik keine korrespondierenden<br />

Daten erhoben worden. Auch bezüglich der Empfehlungen zur räumlichen<br />

Ausstattung sind die Angaben der Struktur- <strong>und</strong> Prozessdokumentation nur<br />

sehr eingeschränkt für Vergleiche geeignet.<br />

Tabelle 42 zeigt für die Personalschlüssel verschiedener Berufsgruppen aus den<br />

Empfehlungen der BAR, wie viele Einrichtungen der vier Versorgungsformen diesen<br />

jeweils entsprechen.<br />

Tabelle 42 Personelle Mindestanforderungen gemäß „Rahmenempfehlungen zur ambulanten<br />

medizinischen <strong>Rehabilitation</strong>“ der BAR<br />

Berufsgruppen<br />

Schlüssel nach<br />

BAR<br />

Versorgungsform<br />

Die Zahlen geben an, wie viele Einrichtungen<br />

der jeweiligen Gruppe einer<br />

Empfehlung des Personalschlüssels<br />

entsprechen<br />

stat amb in amb+ amb-<br />

Arzt 1:20 2/4 2/3 0/1 0/1<br />

Physiotherapeut/Krankengymnast 1:10 0/4 0/3 0/1 0/1<br />

Masseur <strong>und</strong> Medizinischer Bademeister 1:20 - 1:40 4/4 3/3 1/1 0/1<br />

Ergotherapeut 1:20 - 1:40 1/4 1/3 0/1 0/1<br />

Klinischer Psychologe 1:60 - 1:80 2/4 2/3 0/1 0/1<br />

Diätassistent 1:120 3/4<br />

3/3 A 1/1 A<br />

1/1<br />

Krankenpflegekraft, entsprechend Bedarf an<br />

<strong>Rehabilitation</strong>sfachpflege<br />

1:40 - 1:80 4/4 3/3 0/1 0/1<br />

Sportlehrer/Sporttherapeut 1:40 - 1:80 2/4 2/3 1/1 1/1<br />

Sozialarbeiter/Sozialpädagoge 1:80 - 1:120 2/4 1/3 1/1 1/1<br />

2/3 I<br />

A = bei Einbezug aller Kräfte inkl. Honorarkräften <strong>und</strong> Kooperationen<br />

I = bei Einbezug nur interner Kräfte<br />

Dabei wird zunächst deutlich, dass es hinsichtlich fast aller Empfehlungen der BAR<br />

in allen Versorgungsformen Einrichtungen gibt, die den Standards nicht entsprechen.<br />

Dies gilt nicht nur für die ambulanten Einrichtungen, sondern in vergleichbarem Umfang<br />

auch für die <strong>stationäre</strong>n Einrichtungen. Keine Versorgungsform entspricht<br />

durchgängig den Empfehlungen.<br />

Dem vorgegebenen Schlüssel von 1:10 für Physiotherapeuten/Krankengymnasten<br />

wird von keiner Einrichtung entsprochen. Im Unterschied zu den im Abschnitt 6.2<br />

aufgeführten Werten, wo Stellenschlüssel für den Physio- <strong>und</strong> Bewegungstherapeutischen<br />

Dienstes zusammenfassend dargestellt sind, werden zum Zweck der Vergleichbarkeit<br />

mit den Empfehlungen der BAR die verschiedenen Berufsgruppen<br />

(Physiotherapeuten/Krankengymnasten, Masseur <strong>und</strong> Medizinischer Bademeister<br />

0/1 I


Kap. 6 Organisationsanalysen: Struktur- <strong>und</strong> Prozessqualität der rehabilitativen Angebotsformen - Seite 106<br />

<strong>und</strong> Sportlehrer/Sporttherapeut) hier getrennt aufgeführt (weshalb sich auch unterschiedliche<br />

Werte ergeben).<br />

In den Empfehlungen der BAR sind einige apparative diagnostische Verfahren aufgeführt,<br />

die in den Einrichtungen vorgehalten werden sollen. Tabelle 43 zeigt, wie viele<br />

Einrichtungen der vier rehabilitativen Versorgungsformen diese Diagnosemöglichkeiten<br />

jeweils vorhalten. Dabei zeigen sich, wie schon im Abschnitt „6.2 Strukturelle<br />

Merkmale der rehabilitativen Versorgungsformen im Vergleich“ dargestellt, Vorteile<br />

für die Versorgungsformen stat <strong>und</strong> amb in.<br />

Tabelle 43 Notwendige interne apparative diagnostische Verfahren gemäß „Rahmenempfehlungen<br />

zur ambulanten medizinischen <strong>Rehabilitation</strong>“ der BAR<br />

Die Zahlen geben an, wie viele Einrichtungen<br />

der jeweiligen Gruppe ein diagnostisches Ver-<br />

fahren vorhalten<br />

Versorgungsform<br />

stat amb in amb+ amb-<br />

Sonographie 4/4 3/3 1/1 0/1<br />

EKG, Ergometrie 4/4 3/3 1/1<br />

1/1 A<br />

Spirometrie 3/4 2/3 0/1 0/1<br />

A = bei Einbezug von interner Diagnostik <strong>und</strong> Diagnostik in Kooperation<br />

I = bei Einbezug von nur interner Diagnostik<br />

6.5.2 Vergleich mit Referenzdaten des VDR<br />

Für eine vergleichende Analyse der Daten zur Struktur- <strong>und</strong> Prozessqualität, wie sie<br />

bei den Einrichtungen in dieser Studie erhoben wurden, sind der Hamburger Arbeitsgruppe<br />

vom VDR Daten aus dem Qualitätssicherungsprogramm der Rentenversicherung<br />

zur Verfügung gestellt worden. Damit gibt es die Möglichkeit, die Ausstattungsmerkmale<br />

der Einrichtungen der hier durchgeführten Studie Daten einer großen<br />

Stichprobe von <strong>orthopädische</strong>n <strong>stationäre</strong>n <strong>Rehabilitation</strong>seinrichtungen (235 Kliniken)<br />

gegenüberzustellen. Anhand der uns übermittelten Referenzdaten des VDR<br />

lässt sich so eine Einordnung der vier Versorgungsformen in Quartile der Vergleichskliniken<br />

vornehmen. Liegt eine Versorgungsform z.B. im obersten (vierten) Quartil, ist<br />

sie vergleichbar mit den am günstigsten ausgestatteten <strong>stationäre</strong>n Einrichtungen.<br />

Die Vergleichsdaten über die Kliniken vom VDR liefern selbstverständlich nur Auskunft<br />

über den Ist-Zustand der <strong>stationäre</strong>n Versorgung <strong>und</strong> haben keinen Leitlinien-<br />

Charakter.<br />

Bei den folgenden Auswertungen zum Personalschlüssel wurde sowohl ein Vergleich<br />

mit den vom VDR befragten <strong>orthopädische</strong>n Einrichtungen insgesamt durchgeführt,<br />

wie auch ein Vergleich, bei dem die Einrichtungen der vorliegenden Studie strukturgleichen<br />

Einrichtungen aus dem VDR-Datensatz gegenübergestellt wurden. „Strukturgleiche“<br />

Kliniken wurden im Rahmen des QS-Programmes der Rentenversiche-<br />

0/1 I


Kap. 6 Organisationsanalysen: Struktur- <strong>und</strong> Prozessqualität der rehabilitativen Angebotsformen - Seite 107<br />

rung gebildet, um faire Vergleiche zwischen Kliniken mit ähnlichen Merkmalen zu<br />

ermöglichen. Hierzu sind in den Auswertungen des VDR die Einrichtungen innerhalb<br />

jedes Indikationsgebietes anhand qualitätsneutraler Variablen in verschiedene Vergleichsgruppen<br />

unterteilt worden. Als Gruppierungsvariablen dienen im Bereich der<br />

Orthopädie:<br />

• AHB-Anteil<br />

• Anteil <strong>orthopädische</strong>r Betten an der Gesamtzahl der Betten der Einrichtung<br />

• Bettenanteil entzündlich-rheumatischer Erkrankungen<br />

Auf der Gr<strong>und</strong>lage dieser Variablen werden im QS-Programm acht Gruppen unterschieden,<br />

denen die Einrichtungen der vorliegenden Studie wie folgt zugeordnet<br />

werden können (vgl. Tabelle 44).<br />

Tabelle 44 Einordnung der Einrichtungen der Erhebung in die Strukturcluster des VDR<br />

Vergleichsgruppe: Einrichtung:<br />

Orthopädie ohne AHB --<br />

Orthopädie mit unterdurchschnittlichem AHB-Anteil (M60%) AStat ; BStat ; Bamb in<br />

Überwiegend* 1 Orthopädie ohne AHB --<br />

Überwiegend* 1 Orthopädie mit unterdurchschnittlichem AHB-Anteil (M42%) (DStat); (Damb in)<br />

Überwiegend* 1 Orthopädie mit geringem* 2 Bettenanteil für entzündlich-rheumatische Erkrankungen<br />

Überwiegend* 1 Orthopädie mit hohem* 3 Bettenanteil für entzündlich-rheumatische Erkrankungen<br />

* 1 60%-95% Bettenanteil Orthopädie<br />

* 2 weniger als 25%, bzw. weniger als 20 Betten<br />

* 3 mehr als 25%, bzw. mehr als 20 Betten<br />

CStat ; Camb in<br />

Einrichtung D wäre im Sinne dieser Unterteilung keine <strong>orthopädische</strong> Einrichtung, da<br />

der überwiegende Bettenanteil sowohl im <strong>stationäre</strong>n als auch im ambulanten Setting<br />

mit neurologischen Patienten belegt wird. Bei den weiteren Auswertungen muss dies<br />

berücksichtigt werden. Zu berücksichtigen ist auch, dass die Daten für die Zuordnung<br />

zu den Vergleichsgruppen des QS-Programmes unterschiedlichen Quellen entstammen.<br />

Die Angaben zum AHB-Anteil entstammen der Nachbefragung. Der Anteil <strong>orthopädische</strong>r<br />

Betten (bzw. Behandlungsplätze) an der Gesamtzahl der Betten (Behandlungsbetten)<br />

der Einrichtung kann aus den Angaben in der „Dokumentation<br />

Struktur- <strong>und</strong> Prozessmerkmale“ abgeleitet werden. Der Bettenanteil entzündlichrheumatischer<br />

Erkrankungen entstammt der schriftlichen Befragung der Einrichtungen<br />

vor Beginn der Erhebungen (Vorstudie).<br />

--


Kap. 6 Organisationsanalysen: Struktur- <strong>und</strong> Prozessqualität der rehabilitativen Angebotsformen - Seite 108<br />

Tabelle 45 zeigt den Vergleich des Personalschlüssels mit den Referenzdaten des<br />

VDR für Ärzte <strong>und</strong> Physiotherapeuten. Die Auswertungen auf der Gr<strong>und</strong>lage des<br />

Vergleichs mit allen <strong>orthopädische</strong>n <strong>Rehabilitation</strong>skliniken <strong>und</strong> den strukturgleichen<br />

Kliniken ergibt vergleichbare Ergebnisse. Der Personalschlüssel beim Ärztlichen<br />

Dienst liegt in den Versorgungsformen stat <strong>und</strong> amb in in allen Einrichtungen innerhalb<br />

des obersten (vierten) Quartils der Referenzdaten. Der Personalschlüssel des<br />

ärztlichen Dienstes liegt in den Versorgungsformen amb+ <strong>und</strong> amb- im untersten<br />

Quartil. Beim Physiotherapeutischen Dienst liegen alle Einrichtungen im obersten<br />

Quartil der Referenzdaten. Lediglich eine Einrichtung der Versorgungsform amb in<br />

liegt im Vergleich mit strukturgleichen Kliniken im dritten Quartil.<br />

Tabelle 45 Vergleich Personalschlüssel mit den Referenzdaten des VDR<br />

Die Zahlen geben an, wie viele Einrichtungen der<br />

jeweiligen Gruppe in einem bestimmten Quartil der<br />

Ärztlicher Dienst<br />

Physio- <strong>und</strong> Bewegungs-<br />

Referenzdaten liegen<br />

Vergleich Orthopädie<br />

insgesamt<br />

fairer Vergleich (struktur-<br />

gleiche Einrichtungen)<br />

Vergleich Orthopädie<br />

insgesamt<br />

therapeutischer Dienst fairer Vergleich (struktur-<br />

gleiche Einrichtungen)<br />

stat amb in amb+ amb-<br />

4 * 4. Qtl 3 * 4. Qtl. 1 * 1. Qtl 1 * 1. Qtl<br />

4 * 4. Qtl 3 * 4. Qtl. 1 * 1. Qtl 1 * 1. Qtl<br />

4 * 4. Qtl 3 * 4. Qtl. 1 * 4. Qtl 1 * 4. Qtl<br />

4 * 4. Qtl<br />

2 * 4. Qtl.<br />

1 * 3. Qtl<br />

1 * 4. Qtl 1 * 4. Qtl<br />

Im Hinblick auf das therapeutische Angebotsspektrum zeigt sich, dass die therapeutischen<br />

Angebote, die bei den sechs Einrichtungen (bzw. vier rehabilitativen Versorgungsformen)<br />

dieser Erhebung selten sind, auch in der Stichprobe des VDR seltener<br />

sind (vgl.Tabelle 46). Exemplarisch werden zwei Bereiche dargestellt, <strong>und</strong> zwar die<br />

Bereiche „Thermo-, Hydro- <strong>und</strong> Balneotherapie“ <strong>und</strong> „Elektrophysikalische <strong>und</strong> Phototherapie“.<br />

Auf die Darstellung der für <strong>orthopädische</strong> <strong>Rehabilitation</strong> wesentlichen<br />

Bereiche „Krankengymnastik“ sowie „Sport- <strong>und</strong> Bewegungstherapie“ wird hier verzichtet,<br />

da es sowohl in den Daten der vorliegenden Studie wie auch in den Daten<br />

des VDR in diesen Bereichen kaum Varianz gibt. Nahezu alle Maßnahmen dieser<br />

Bereiche werden jeweils von fast allen befragten Einrichtungen vorgehalten.


Kap. 6 Organisationsanalysen: Struktur- <strong>und</strong> Prozessqualität der rehabilitativen Angebotsformen - Seite 109<br />

Tabelle 46 Gegenüberstellung vorgehaltene Maßnahmen in den Einrichtungen der Studie<br />

vs. prozentuale Häufigkeit in der Stichprobe des VDR<br />

Thermo-, Hydro- <strong>und</strong> Balneotherapie <strong>und</strong> ortsgeb<strong>und</strong>ene<br />

Heilmittel<br />

Elektropsysik. Therapie u. Phototherap.<br />

In die Zellen ist eingetragen, wie viele<br />

Einrichtungen jeder Gruppe eine Maßnahme<br />

vorhalten<br />

stat amb in amb+ amb-<br />

Häufigkeit in<br />

<strong>orthopädische</strong>n<br />

Reha-Kliniken<br />

VDR-Stichprobe<br />

Teilbäder 4/4 3/3 1/1 1/1 98%<br />

Moor 3/4 2/3 1/1 1/1 62%<br />

Sole 2/4 1/3 0/1 0/1 43%<br />

Thermalwasser 2/4 2/3 0/1 0/1 34%<br />

Medizinische Badezusätze 4/4 3/3 1/1 1/1 97%<br />

CO2-Gasbad 4/4 3/3 1/1 0/1 79%<br />

Stangerbad 3/4 2/3 1/1 1/1 97%<br />

Schwefelbad 1/4 0/3 0/1 0/1 43%<br />

Kneipp-Anwendungen 4/4 3/3 0/1 1/1 94%<br />

Sauna 3/4 2/3 0/1 1/1 69%<br />

Fango 1/4 1/3 1/1 1/1 40%<br />

Parafango 2/4 2/3 0/1 1/1 50%<br />

Lokale Kältetherapie 4/4 3/3 1/1 1/1 98%<br />

Ganzkörperkältetherapie 1/4 1/3 0/1 0/1 11%<br />

Ortsgeb<strong>und</strong>enes Heilwasser 0/4 0/3 0/1 0/1 43%<br />

Kurzwelle 3/4 2/3 0/1 1/1 77%<br />

Dezimeter-Welle 3/4 2/3 0/1 0/1 57%<br />

Mikrowelle 1/4 0/3 0/1 1/1 75%<br />

Ultraschall 4/4 3/3 1/1 1/1 99%<br />

Magnetfeld 2/4 1/3 0/1 0/1 37%<br />

Interferenzstrom 4/4 3/3 1/1 1/1 99%<br />

Iontophorese 4/4 3/3 1/1 1/1 98%<br />

Psoralen-UVA 2/4 1/3 0/1 0/1 26%<br />

UVB 2/4 1/3 0/1 0/1 35%<br />

Tabelle 46 zeigt, dass i.d.R. die therapeutischen Maßnahmen, die von den hier befragten<br />

Einrichtungen vorgehalten werden, auch in vielen <strong>orthopädische</strong>n <strong>Rehabilitation</strong>skliniken<br />

vorgehalten werden <strong>und</strong> umgekehrt Maßnahmen, die in den Einrichtungen<br />

der Erhebung selten sind, auch insgesamt selten vorkommen. Ausnahme ist nur<br />

die Mikrowelle als Wärmetherapie, die lediglich in 2 Einrichtungen vorgehalten wird,<br />

aber in 75% der vom VDR befragten Einrichtungen.<br />

Insgesamt lassen sich im Vergleich der Daten der Erhebung mit den Referenzdaten<br />

des QS-Programms der Rentenversicherungsträger nur wenig deutliche settingsspezifische<br />

Unterschiede zeigen. Nur beim Personalschlüssel der Ärzte zeigen sich –<br />

wie auch schon in den deskriptiven Auswertungen im Abschnitt 6.2 – Vorteile für die<br />

Versorgungsformen stat <strong>und</strong> amb in. Beim Personalschlüssel des Physiotherapeuti-


Kap. 6 Organisationsanalysen: Struktur- <strong>und</strong> Prozessqualität der rehabilitativen Angebotsformen - Seite 110<br />

schen Dienstes <strong>und</strong> bei den vorgehaltenen Maßnahmen lassen sich keine systematischen<br />

Unterschiede zwischen den Versorgungsformen zeigen.<br />

6.6 ZUSAMMENFASSENDE BEWERTUNG<br />

Die Auswertungen zur Struktur- <strong>und</strong> Prozessqualität in den Einrichtungen der Erhebung<br />

ergeben ein komplexes, vielschichtiges Bild. Es lässt sich von keiner Versorgungsform<br />

sagen, dass sie insgesamt eine eindeutig höhere Struktur- oder Prozessqualität<br />

hat als die anderen. Vielmehr müssen Aussagen für die einzelnen Qualitätsmerkmale<br />

getroffen werden.<br />

Die <strong>stationäre</strong>n Einrichtungen sind deutlich die größten, sowohl an den Behandlungsplätzen<br />

wie auch an den pro Jahr behandelten Patienten gemessen, während<br />

die Einrichtungen der Versorgungsform amb in im Durchschnitt die kleinsten sind.<br />

Die Größe der <strong>stationäre</strong>n Einrichtungen zeigt sich auch in der Gesamtfläche der<br />

Funktionsräume. Sie haben mit 1273 qm die größte Fläche zur Verfügung, allerdings<br />

liegen die Versorgungsformen amb+ (1200 qm) <strong>und</strong> amb- (1056 qm) in vergleichbarer<br />

Höhe, nur die Versorgungsform amb in hat hier mit 409 qm einen deutlich geringeren<br />

Wert. Allerdings muss bei der Auswertung der qm-Zahl berücksichtigt werden,<br />

dass die Varianz der Angaben in den Versorgungsformen stat <strong>und</strong> amb in beträchtlich<br />

ist.<br />

Der Vergütungssatz ist in der Versorgungsform stat am höchsten (208,75 DM) <strong>und</strong> in<br />

der Versorgungsform amb- am niedrigsten (145,00 DM). Die Versorgungsformen<br />

amb in (164,00 DM) <strong>und</strong> amb+ (163,00 DM) liegen dazwischen.<br />

Bei der Möglichkeit, Patienten mit bestimmten Behinderungen aufzunehmen, gibt es<br />

keine systematischen Unterschiede zwischen den Versorgungsformen. Alle Einrichtungen<br />

sind in der Lage, gehbehinderte oder gehunfähige Patienten aufzunehmen.<br />

Bezüglich des Stellenschlüssels für den ärztlichen Dienst gibt es deutliche Unterschiede<br />

zwischen den Versorgungsformen. In den Versorgungsformen stat <strong>und</strong> amb<br />

in (16,6) ist der ärztliche Stellenschlüssel deutlich günstiger als in den Versorgungsformen<br />

amb+ <strong>und</strong> amb-. Beim Bewegungs- <strong>und</strong> Physiotherapeutischen Dienst gibt es<br />

diesbezüglich keine deutlichen Unterschiede zwischen den Versorgungsformen.<br />

Hinsichtlich der personellen Qualifikationen des ärztlichen Dienstes sind Vorteile für<br />

die Versorgungsformen stat <strong>und</strong> amb in festzustellen. Diese sind aber vermutlich v.a.<br />

darauf zurückzuführen, dass es in diesen Versorgungsformen absolut mehr Ärzte<br />

gibt, die daher auch eine größere Bandbreite von Qualifikationen mitbringen. Insgesamt<br />

häufige Qualifikationen sind Innere Medizin, Orthopädie, Physikalische Therapie<br />

<strong>und</strong> <strong>Rehabilitation</strong>swesen. Bei den anderen Berufsgruppen zeigen sich keine<br />

systematischen Unterschiede in den Qualifikationen.


Kap. 6 Organisationsanalysen: Struktur- <strong>und</strong> Prozessqualität der rehabilitativen Angebotsformen - Seite 111<br />

Auch der Vergleich der Daten mit Referenzwerten erbringt keine deutlichen Unterschiede<br />

zwischen den Versorgungsformen. Die Anforderungen verschiedener Leitkonzepte<br />

<strong>und</strong> Verträge werden in wesentlichen Punkten von allen Einrichtungen der<br />

Erhebung erfüllt. Die aktuell entwickelten Vorgaben der BAR für orthopädischrehabilitative<br />

Einrichtungen zum Stellenschlüssel werden in keiner Angebotsform<br />

vollständig erfüllt, insbesondere die beiden ambulanten <strong>Rehabilitation</strong>seinrichtungen<br />

weisen hier „Defizite“ auf. Allerdings ist zu betonen, dass damit nicht notwendigerweise<br />

eine entsprechend defizitäre Versorgung einhergeht. So erhalten Patienten in<br />

den beiden ambulanten Settings laut KTL-Auswertung (vgl. Kap. 7.5) beispielsweise<br />

einen hohen Umfang krankengymnastischer Angebote mit fast 2 Anwendungen pro<br />

Tag, obwohl die Einrichtungen dem geforderten Stellenschlüssel nicht entsprechen.<br />

Der Vergleich der Daten mit Referenzdaten aus dem Qualitätssicherungs-Programm<br />

der Rentenversicherungsträger bestätigt das Ergebnis der deskriptiven Auswertungen,<br />

dass der Personalschlüssel des Ärztlichen Dienstes in den Versorgungsformen<br />

stat <strong>und</strong> amb in günstiger ist, d.h. dass hier weniger Behandlungsplätze auf einen<br />

Arzt entfallen. Die Häufigkeit, mit der bestimmte Maßnahmen in den Einrichtungen<br />

dieser Studie vorgehalten werden, entspricht tendenziell der Häufigkeit dieser Maßnahmen<br />

in <strong>orthopädische</strong>n <strong>Rehabilitation</strong>skliniken überhaupt.<br />

Der Vergleich mit den Referenzdaten des VDR deutet aber auch darauf hin, dass die<br />

in der vorliegenden Studie berücksichtigten <strong>Rehabilitation</strong>seinrichtungen zumindest<br />

im Hinblick auf die Strukturqualität repräsentativ für die Gesamtheit aller <strong>orthopädische</strong>n<br />

<strong>Rehabilitation</strong>seinrichtungen sind, hier also keine systematische Positiv- oder<br />

Negativauslese stattgef<strong>und</strong>en hat.


Kap. 6 Organisationsanalysen: Struktur- <strong>und</strong> Prozessqualität der rehabilitativen Angebotsformen - Seite 112


Kap. 7 Zugang <strong>und</strong> Patientencharakteristika in den rehabilitativen Versorgungsformen - Seite 113<br />

7 ZUGANG UND PATIENTENCHARAKTERISTIKA IN DEN<br />

REHABILITATIVEN VERSORGUNGSFORMEN, AKZEPTANZ<br />

SOWIE ART UND UMFANG DES THERAPEUTISCHEN<br />

ANGEBOTES<br />

In diesem Kapitel wird dargestellt, wie der Zugang in die hier untersuchten rehabilitativen<br />

Versorgungsformen erfolgt <strong>und</strong> ob jeweils unterschiedliche Patientengruppen<br />

behandelt werden.<br />

Diese Auswertungen sind in zweierlei Hinsicht von Bedeutung: Zum einen kann so<br />

geprüft werden, inwieweit im Versorgungssystem bereits zum gegenwärtigen Zeitpunkt<br />

eine differentielle Indikationsentscheidung stattfindet, indem Patienten mit bestimmten<br />

Merkmalen eher stationär rehabilitativ, andere ambulant rehabilitativ behandelt<br />

werden (vgl. auch Bürger & Koch, 1999a). So wird z.B. häufig davon ausgegangen,<br />

dass Patienten in der <strong>stationäre</strong>n <strong>Rehabilitation</strong> schwerer, häufiger multimorbide<br />

erkrankt sind <strong>und</strong> verstärkt unter den Folgen ihrer chronifizierten Erkrankung<br />

leiden, während ambulant rehabilitativ behandelte Patienten eher jünger sind, mit<br />

akuten Verletzungen (z.B. nach Sportunfällen) kommen <strong>und</strong> motivierter sind.<br />

Zum anderen vermitteln diese Auswertungen einen Eindruck, inwieweit die Voraussetzungen<br />

für einen fairen Ergebnisvergleich der Versorgungsformen gegeben sind<br />

<strong>und</strong> welche Variablen ggf. im Rahmen der statistischen Auswertungen kontrolliert<br />

werden müssen.<br />

Bei der Frage nach unterschiedlichen Patientenkollektiven in den vier Versorgungsformen<br />

werden im Folgenden nach Darstellung der Zugangswege soziodemographische<br />

Merkmale, Krankheitsmerkmale, Erwartungen <strong>und</strong> Motivationen, aber auch die<br />

jeweilige Zufriedenheit mit der Art der rehabilitativen Versorgungsform berücksichtigt.<br />

Die entsprechenden Daten beruhen im Wesentlichen auf Angaben <strong>und</strong> Selbsteinschätzungen<br />

der Patienten.<br />

7.1 ZUGANG IN DIE VERSORGUNGSFORMEN<br />

Zunächst zeigt sich, dass sich die Zugangswege von Patienten in die <strong>Rehabilitation</strong>skliniken<br />

(sowohl stat als auch amb in) von denen der Patienten in die ambulanten<br />

<strong>Rehabilitation</strong>seinrichtungen signifikant unterscheiden. Der Zugangsweg über den<br />

niedergelassenen Arzt ist zwar in allen Einrichtungen der häufigste. In die <strong>Rehabilitation</strong>skliniken<br />

kommen die Patienten aber vergleichsweise häufiger direkt nach einer<br />

Operation, während Patienten der ambulanten Settings häufiger direkt durch die Kostenträger<br />

zugewiesen werden (vgl. Abbildung 11).


100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Kap. 7 Zugang <strong>und</strong> Patientencharakteristika in den rehabilitativen Versorgungsformen - Seite 114<br />

stat<br />

(N=582)<br />

amb in<br />

(N=278)<br />

amb+<br />

(N=102)<br />

amb-<br />

(N=143)<br />

sonstige (stat/amb Reha,<br />

amb OP)<br />

Akutkrankenhaus ohne<br />

OP<br />

OP im Akutkrankenhaus<br />

Initiative niedergelassener<br />

Arzt<br />

direkt durch Kostenträger<br />

Abbildung 11 Zugangswege der Patienten in die <strong>Rehabilitation</strong>skliniken<br />

χ 2-Test:<br />

χ 2 =101.27<br />

p


Kap. 7 Zugang <strong>und</strong> Patientencharakteristika in den rehabilitativen Versorgungsformen - Seite 115<br />

100%<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

0%<br />

χ 2 = 42,1<br />

p


Kap. 7 Zugang <strong>und</strong> Patientencharakteristika in den rehabilitativen Versorgungsformen - Seite 116<br />

Auch die mittlere Dauer vom Zeitpunkt der Antragstellung bis zu Beginn der <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme<br />

ist bei den allgemeinen Heilverfahren in den hier untersuchten<br />

Versorgungsformen unterschiedlich. Sie reicht von etwa 50 Tagen in den Versorgungsformen<br />

amb in <strong>und</strong> amb- bis zu über 70 Tagen in den Versorgungsformen stat<br />

<strong>und</strong> amb+ (vgl. Abbildung 14). In diesen Zeiträumen sind also sowohl die Bearbeitungszeiten<br />

der Anträge bei den Kostenträgern als auch evtl. Wartezeiten der <strong>Rehabilitation</strong>seinrichtungen<br />

nach der Bewilligung der Reha-Maßnahme durch die Kostenträger<br />

enthalten. Zu berücksichtigen ist auch, dass es sich bei diesen Daten um Zeiträume<br />

handelt, wie sie von den Versicherten angegeben wurden. Die Wartezeiten<br />

sind bei Anschlussrehabilitationsmaßnahmen erwartungsgemäß deutlich kürzer, dabei<br />

zeigen sich keine Unterschiede zwischen der <strong>stationäre</strong>n Versorgungsform <strong>und</strong><br />

der ambulanten <strong>Rehabilitation</strong> in einer <strong>Rehabilitation</strong>sklinik. Anschlussrehabilitationsmaßnahmen<br />

wurden in den Versorgungsformen amb+ <strong>und</strong> amb- praktisch nicht<br />

durchgeführt.<br />

Mittelwert Tage<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Wartezeit von Antragstellung bis Reha<br />

VA AHV:<br />

F=15,9; p


Kap. 7 Zugang <strong>und</strong> Patientencharakteristika in den rehabilitativen Versorgungsformen - Seite 117<br />

Wird dem gegenübergestellt, welche Form der rehabilitativen Versorgung niedergelassene<br />

Ärzte retrospektiv ein Jahr nach Beendigung der <strong>Rehabilitation</strong> für optimal<br />

gehalten hätten <strong>und</strong> welche Form der rehabilitativen Versorgung Patienten bei einer<br />

erneuten Entscheidungsmöglichkeit wählen würden, ergibt sich folgendes Bild (vgl.<br />

Abbildung 15). Der Einfachheit halber wurde lediglich global zwischen ambulanten<br />

<strong>und</strong> <strong>stationäre</strong>n Formen der <strong>Rehabilitation</strong> unterschieden.<br />

Niedergelassene Ärzte empfehlen retrospektiv in 64-69% der Fälle eine Form der<br />

<strong>Rehabilitation</strong>, die der zuletzt stattgef<strong>und</strong>enen Form entspricht. Ausnahme sind lediglich<br />

die ambulant in einer <strong>Rehabilitation</strong>sklinik behandelten Patienten: Hier wird rückblickend<br />

in immerhin 46% der Fälle stattdessen eine <strong>stationäre</strong> Form der <strong>Rehabilitation</strong><br />

bevorzugt.<br />

100%<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

0%<br />

V om Ha usa rzt (t4) a ls optim a l e inge schä tzte<br />

Versorgungsform<br />

31<br />

69<br />

54<br />

46<br />

64 67<br />

36 33<br />

44<br />

56<br />

stat amb in amb+ amb- gesamt<br />

(n=160) (n=63) (n=22) (n=42) (n=287)<br />

nicht-stationär<br />

stationär<br />

100%<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

0%<br />

V om P a tie nte n (t4) a ls optim a l e inge schä tzte<br />

Versorgungsform<br />

12<br />

88<br />

80<br />

20<br />

65 67<br />

35 33<br />

29<br />

71<br />

stat amb in amb+ amb- gesamt<br />

(n=339) (n=143) (n=68) (n=66) (n=527)<br />

nicht-stationär<br />

stationär<br />

Abbildung 15 Retrospektive Einschätzung der optimalen rehabilitativen Versorgungsform<br />

durch niedergelassene Ärzte <strong>und</strong> Patienten ein Jahr nach Abschluss der <strong>Rehabilitation</strong><br />

Bei den Patienten sieht das Bild etwas anders aus. Wenn sie ein Jahr nach Abschluss<br />

der Maßnahme erneut wählen müssten, würden 88% der stationär Behandelten<br />

wieder eine <strong>stationäre</strong> <strong>Rehabilitation</strong> bevorzugen. Allerdings ist zu vermuten,<br />

dass Patienten in der Regel <strong>stationäre</strong> Formen der <strong>Rehabilitation</strong> besser kennen als<br />

ambulante Formen <strong>und</strong> ein Wechsel zu einer unbekannten Form schwerer fällt. Auch<br />

80% der ambulant in einer <strong>Rehabilitation</strong>sklinik behandelten Patienten würden diese<br />

Form der <strong>Rehabilitation</strong> erneut wählen. Von den ambulant rehabilitativ behandelten<br />

Patienten würde bei erneuter Wahlmöglichkeit immerhin etwa ein Drittel die Versorgungsform<br />

wechseln.<br />

Die behandelnden Ärzte in den <strong>Rehabilitation</strong>seinrichtungen wurden befragt, inwieweit<br />

die erforderlichen diagnostischen Bef<strong>und</strong>e (Arztberichte, OP-Bef<strong>und</strong>e, bildgebende<br />

Diagnostik) zu Beginn der <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme vorlagen bzw. wie deren


Kap. 7 Zugang <strong>und</strong> Patientencharakteristika in den rehabilitativen Versorgungsformen - Seite 118<br />

Aussagekraft eingeschätzt wurde. Versorgungsformspezifisch zeigten sich hier keine<br />

signifikanten Unterschiede in dem Sinne, dass ambulant oder stationär die Güte der<br />

vorhandenen Bef<strong>und</strong>e oder der Aufwand an noch durchzuführender Diagnostik unterschiedlich<br />

eingeschätzt wurde.<br />

Schließlich wurde erhoben, wie zufrieden die Patienten zum Zeitpunkt der Aufnahme<br />

in die <strong>Rehabilitation</strong>seinrichtung mit der Art der rehabilitativen Versorgungsform waren.<br />

Die Anteile von Patienten, die weniger zufrieden oder unzufrieden mit der Auswahl<br />

waren, sind insgesamt mit maximal 10% gering. Wie Abbildung 16 zeigt, lässt<br />

sich ein versorgungsformspezifisch signifikanter Unterschied nicht erkennen.<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Sehr zufrieden Zufrieden<br />

weniger zufrieden gar nicht zufrieden<br />

stat amb in amb + amb -<br />

(N=277) (N=148) (N=87) (N=49)<br />

VA:<br />

n.s.<br />

Parallelisierter Datensatz<br />

Abbildung 16 Zufriedenheit der Patienten mit der rehabilitativen Versorgungsform<br />

7.2 VERSORGUNGSFORMSPEZIFISCHE PATIENTENCHARAKTERISTIKA:<br />

SOZIODEMOGRAPHISCHE MERKMALE<br />

Im Abschnitt 5.6 wurde bereits auf wichtige soziodemographische Unterschiede der<br />

behandelten Patientengruppen in den vier untersuchten Versorgungsformen eingegangen.<br />

Wesentliche Ergebnisse werden im Folgenden noch einmal zusammenfassend<br />

dargestellt.<br />

Die Geschlechterverteilung unterscheidet sich in den untersuchten Versorgungsformen<br />

deutlich. In allen Versorgungsformen überwiegt der Anteil männlicher Patienten,<br />

nur in der <strong>Rehabilitation</strong>seinrichtung ohne Anbindung an eine <strong>Rehabilitation</strong>sklinik<br />

(amb-) ist ein höherer Anteil von Frauen zu beobachten.


Kap. 7 Zugang <strong>und</strong> Patientencharakteristika in den rehabilitativen Versorgungsformen - Seite 119<br />

Tabelle 47 Geschlechterverteilung über die Versorgungsformen hinweg<br />

Versorgungsform Gesamt stat amb in amb+ amb-<br />

Ausprägung % (N) % (N) % (N) % (N) % (N)<br />

Geschlecht Weiblich 45,7 (642) 43,2 (266) 39,9 (113) 44,4 (56) 65,1 (97)<br />

Männlich 54,3 (532) 56,8 (349) 60,1 (171) 55,6 (70) 34,9 (52)<br />

Unterschiedsberechnung mittels χ2 Test χ2=28,13 df=3 p=0,000<br />

Während das mittlere Alter in den vier Gruppen mit einem Altersdurchschnitt von 49<br />

(amb+) bis 52 Jahren (amb-) vergleichbar hoch liegt <strong>und</strong> sich statistisch nicht signifikant<br />

unterscheidet, zeigen sich hinsichtlich der Alterszusammensetzung der Stichproben<br />

Unterschiede (vgl. Abbildung 17). In den beiden ambulanten Versorgungsformen<br />

amb+ <strong>und</strong> amb- liegen die Anteile der „klassischen“ <strong>Rehabilitation</strong>spatienten<br />

in den Altersgruppen 41-50 <strong>und</strong> 51-60 Jahre zugunsten der jüngeren (amb+) oder<br />

älteren (amb-) geringfügig niedriger als in den <strong>Rehabilitation</strong>skliniken.<br />

Hinsichtlich Familienstand <strong>und</strong> Partnerschaftssituation unterscheiden sich die Stichproben<br />

nur geringfügig. Da die beiden ambulanten Einrichtungen im Unterschied zu<br />

den untersuchten <strong>Rehabilitation</strong>skliniken in Großstädten liegen, finden sich erwartungsgemäß<br />

Unterschiede in dem Sinne, dass in den Großstädten etwas mehr Patienten<br />

mit einem Partner unverheiratet zusammenleben. Im ambulanten Angebot in<br />

<strong>Rehabilitation</strong>skliniken (amb in) finden sich, verglichen mit den anderen Versorgungsformen,<br />

vermehrt verheiratete <strong>und</strong> mit dem Partner zusammenlebende Patienten.<br />

Hinsichtlich des schulischen <strong>und</strong> beruflichen Qualifikationsniveaus werden die Versorgungsformen<br />

im Wesentlichen von vergleichbaren Patientengruppen genutzt, lediglich<br />

die ambulante <strong>Rehabilitation</strong>seinrichtung ohne Anbindung an eine <strong>Rehabilitation</strong>sklinik<br />

(amb-) weist einen größeren Anteil etwas höher qualifizierter Angestellter<br />

auf. Dies ist aber vermutlich weniger Folge eines selektiven Zuganges zu dieser Versorgungsform<br />

als Folge der Tatsache, dass diese Einrichtung in den neuen B<strong>und</strong>esländern<br />

liegt <strong>und</strong> hier im Untersuchungszeitraum keine Zuweisung seitens der lokalen<br />

LVA erfolgte. Die geografische Lage erklärt vermutlich auch den deutlich höheren<br />

Anteil Arbeitsloser <strong>und</strong> den geringeren Anteil Erwerbstätiger in dieser Versorgungsform.<br />

In der Versorgungsform amb+ finden sich vermehrt Berufstätige mit vergleichsweise<br />

etwas höherem schulischen Bildungsniveau, aber geringerem beruflichen<br />

Qualifikationsniveau. Unterschiede in der Einkommenssituation (Familieneinkommen)<br />

zwischen den Gruppen zeigen sich nicht.


100%<br />

Kap. 7 Zugang <strong>und</strong> Patientencharakteristika in den rehabilitativen Versorgungsformen - Seite 120<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

stat (N=603) amb in<br />

(N=283)<br />

amb+<br />

(N=126)<br />

amb-<br />

(N=148)<br />

Abbildung 17 Altersverteilung über die Versorgungsformen hinweg<br />

66-<br />

61-65<br />

51-60<br />

41-50<br />

31-40<br />

-30<br />

χ 2-Test:<br />

χ2=29. 659<br />

p=.013<br />

ϕ=.160<br />

7.3 VERSORGUNGSFORMSPEZIFISCHE PATIENTENCHARAKTERISTIKA:<br />

KRANKHEITSMERKMALE<br />

Betrachtet man die Verteilung der Erkrankungsbilder, die in den vier untersuchten<br />

Versorgungsformen behandelt werden, zeigt sich, dass in den ambulanten <strong>Rehabilitation</strong>seinrichtungen<br />

die Anteile der Patienten mit der Hauptdiagnose einer Wirbelsäulenerkrankung<br />

einen etwas höheren Anteil einnehmen als in den anderen Versorgungsformen,<br />

während in den <strong>Rehabilitation</strong>skliniken (stat <strong>und</strong> amb in) häufiger<br />

Versicherte mit Arthrosen <strong>und</strong> Mehrfachdiagnosen behandelt werden (vgl. Abbildung<br />

18).<br />

Im Unterschied zur Tabelle 19 wird hier die Verteilung der Diagnosen auf ausreichend<br />

besetzte Diagnosekategorien dargestellt, wie sie auch für die Parallelisierung<br />

verwendet wurden.


100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Kap. 7 Zugang <strong>und</strong> Patientencharakteristika in den rehabilitativen Versorgungsformen - Seite 121<br />

nur W irbelsäule nur Arthrose<br />

sonstige Einzel-Diagnose multiple Hauptdiagnose<br />

stat<br />

(N=615)<br />

amb in<br />

(N=285)<br />

amb+<br />

(N=126)<br />

amb-<br />

(N=150)<br />

Abbildung 18 Angebotsspezifische Verteilung der Hauptdiagnosen<br />

χ 2-Test:<br />

χ2=51.505 p


Kap. 7 Zugang <strong>und</strong> Patientencharakteristika in den rehabilitativen Versorgungsformen - Seite 122<br />

lung zeigen, kann anhand der vorliegenden Daten nicht entschieden werden. Die<br />

Verteilung der Nebendiagnosen zeigt in jedem Fall, dass in der Einrichtung amb+<br />

Diagnosekategorien (z.B. Arthrosen, sonst. Affektionen des Rückens) als Nebendiagnose<br />

verschlüsselt wurden, die in den <strong>Rehabilitation</strong>skliniken als zweite oder dritte<br />

Hauptdiagnose aufgeführt sind. Berücksichtigt man dies, spiegelt die geringere Zahl<br />

an Mehrfachhauptdiagnosen im Fall der Versorgungsform amb+ keine geringere Zahl<br />

an multimorbid beeinträchtigten Patienten wider.<br />

Hinsichtlich der Häufigkeit von Nebendiagnosen (im Wesentlichen Adipositas <strong>und</strong><br />

Hypertonie) unterscheiden sich die Versorgungsformen weniger – lediglich in der<br />

Einrichtung amb+ werden von den Ärzten seltener Nebendiagnosen angegeben (vgl.<br />

Tabelle 48).<br />

Tabelle 48 Versorgungsformspezifische Verteilung der Nebendiagnosen<br />

(Angaben in %) stat amb in amb+ amb-<br />

Adipositas 20,9 25 5,6 13,3<br />

Hypertonie 12 16,2 3,2 17,1<br />

sonst. Affektionen Rücken 15 11 17,6 13,9<br />

Arthrosen 9,5 7,3 20,8 3,9<br />

Struma 1,6 4,4 2,9<br />

Diabetes 1,1 2 1<br />

Häufiger wird auch davon ausgegangen, dass Patienten in den ambulanten <strong>Rehabilitation</strong>seinrichtungen<br />

gegenüber den stationär behandelten chronifizierten Patienten<br />

vermehrt mit den Folgen akuter Verletzungen <strong>und</strong> Unfälle in die Einrichtungen kommen<br />

<strong>und</strong> daher nach Abschluss der Behandlung deutlich höhere Chancen aufweisen,<br />

bessere Behandlungsergebnisse zu erzielen. Die Verteilung der Diagnosen über<br />

die Versorgungsformen zeigt, dass traumatologisch bedingte Erkrankungen mit einem<br />

Anteil von 3% an der Gesamtstichprobe nur einen geringen Anteil ausmachen<br />

<strong>und</strong> nicht gehäuft in der einen oder anderen Versorgungsform auftreten. Auch die<br />

Daten zur Häufigkeit von Operationen im Vorfeld der <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme stützen<br />

die o.g. Hypothese nicht. Es finden sich im Gegenteil in den <strong>Rehabilitation</strong>skliniken<br />

vermehrt Patienten, die im Vorfeld der Maßnahme operiert wurden (vgl.<br />

Abbildung 20).


100%<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

0%<br />

Kap. 7 Zugang <strong>und</strong> Patientencharakteristika in den rehabilitativen Versorgungsformen - Seite 123<br />

keine OP vor Reha OP vor Reha<br />

stat (N=611) amb in<br />

(N=285)<br />

amb+<br />

(N=121)<br />

amb- (N=149)<br />

χ 2-Test:<br />

χ2 =49.946<br />

p


0=stark eingeschränkt; 100=volle<br />

Funktionskapazität<br />

Kap. 7 Zugang <strong>und</strong> Patientencharakteristika in den rehabilitativen Versorgungsformen - Seite 124<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

stat<br />

(N=590)<br />

amb in<br />

(N=272)<br />

amb+<br />

(N=125)<br />

amb-<br />

(N=141)<br />

VA:<br />

F=.651<br />

p=.582<br />

Abbildung 21 Patientenangaben zur Funktionskapazität (FFbH) zu Beginn der <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme<br />

1=keine Schmerzen; 6=starke Schmerzen<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

stat<br />

(N=587)<br />

amb in<br />

(N=274)<br />

amb+<br />

(N=125)<br />

amb-<br />

(N=142)<br />

Abbildung 22 Patientenangaben zum Schmerzerleben zu Beginn der<br />

<strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme<br />

VA:<br />

F=1.119<br />

p=.340


Kap. 7 Zugang <strong>und</strong> Patientencharakteristika in den rehabilitativen Versorgungsformen - Seite 125<br />

7.4 VERSORGUNGSFORMSPEZIFISCHE PATIENTENCHARAKTERISTIKA:<br />

ERWARTUNGEN UND MOTIVATION<br />

Schließlich wurde geprüft, inwieweit es Hinweise auf zwischen den Versorgungsformen<br />

unterschiedliche motivationale Voraussetzungen oder Einstellungsmuster gibt,<br />

die den Erfolg einer <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme beeinflussen. Dabei wurden Aspekte<br />

wie die allgemeine Behandlungsmotivation, die Motivation zu notwendigen Verhaltensänderungen<br />

sowie spezifisch auch die Motivation zur Rückkehr ins Erwerbsleben<br />

berücksichtigt.<br />

Beispielsweise kommt der Großteil der Patienten freiwillig in die <strong>Rehabilitation</strong>. Die<br />

gef<strong>und</strong>enen Unterschiede, wonach die Patienten in den <strong>Rehabilitation</strong>skliniken in<br />

etwas geringerem Maße angeben, freiwillig zu kommen, sind von der Größenordnung<br />

sehr gering (vgl. Abbildung 23).<br />

1=ganz unfre iw illig; 5=ganz fre iw illig<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

stat<br />

(N=572)<br />

amb in<br />

(N=263)<br />

amb+<br />

(N=121)<br />

amb-<br />

(N=134)<br />

VA:<br />

F=3.522<br />

p=.015<br />

Abbildung 23 Patientenangaben zur Freiwilligkeit der Antragstellung – versorgungsformspezifisch<br />

Auch die Aussagen zur allgemeinen Zielorientierung, zu den generellen Erfolgserwartungen<br />

<strong>und</strong> zur Motivation, unges<strong>und</strong>e Lebensweisen verändern zu wollen, deuten<br />

nicht darauf hin, dass in den vier Versorgungsformen unterschiedlich motivierte<br />

Patientengruppen behandelt werden.


Kap. 7 Zugang <strong>und</strong> Patientencharakteristika in den rehabilitativen Versorgungsformen - Seite 126<br />

Schließlich wurde getestet, inwieweit es Hinweise auf unterschiedlich ausgeprägte<br />

motivationale Bedingungen für eine Rückkehr ins Erwerbsleben gibt. Auch hier deuten<br />

verschiedene Ergebnisse nicht auf Vor- oder Nachteile bestimmter Versorgungsformen<br />

hin. Beispielhaft stellt die folgende Abbildung die Patientenangaben zur Frage<br />

dar, wie die Patienten über ihre zukünftige Erwerbstätigkeit denken (vgl.<br />

Abbildung 24).<br />

so schnell wie möglich nur wenn ges<strong>und</strong><br />

möchte nicht mehr erwerbstätig sein<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

stat (N=409) amb in<br />

(N=194)<br />

amb+<br />

(N=103)<br />

amb- (N=76)<br />

χ 2-Test:<br />

χ2 =2.496<br />

p=.869<br />

ϕ=.056<br />

Abbildung 24 Patientenangaben zur prognostizierten eigenen Aufnahme der Erwerbstätigkeit<br />

7.5 ART UND UMFANG DES THERAPEUTISCHEN ANGEBOTES IN DEN<br />

VERSORGUNGSFORMEN<br />

Im Folgenden wird geprüft, inwieweit Patienten in den untersuchten Versorgungsformen<br />

hinsichtlich Art <strong>und</strong> Umfang ein unterschiedliches therapeutisches Angebot erhalten.<br />

Mit Hilfe der für jeden Patienten vorliegenden KTL-Pläne kann analysiert werden,<br />

welche Maßnahmen die Patienten in welchem Umfang tatsächlich in Anspruch genommen<br />

haben 2 . Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, inwieweit die durchschnittliche<br />

Dauer der <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme in den vier rehabilitativen Versorgungsformen<br />

unterschiedlich ist. Wie Abbildung 25 zeigt, unterscheidet sich die durchschnittliche<br />

2 Die Maßnahmen, zu denen Patienten nicht erschienen sind, gehen nicht in die Auswertungen ein.


Kap. 7 Zugang <strong>und</strong> Patientencharakteristika in den rehabilitativen Versorgungsformen - Seite 127<br />

Dauer der Maßnahmen geringfügig, aufgr<strong>und</strong> der großen Fallzahlen auch statistisch<br />

signifikant. Die rehabilitativen Maßnahmen dauern im ambulanten Setting in einer<br />

<strong>Rehabilitation</strong>sklinik (amb in) mit etwa 20.6 Tagen am längsten <strong>und</strong> im Setting ambmit<br />

etwa 18.4 Tagen am kürzesten. Beim Durchschnittswert der <strong>stationäre</strong>n Einrichtung<br />

ist zu berücksichtigen, dass in einigen Fällen auch der Samstag als Behandlungstag<br />

angegeben wurde, an dem jedoch kein volles therapeutisches Programm<br />

stattfindet.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der unterschiedlichen Dauer der Gesamtmaßnahmen werden neben der<br />

absoluten Anzahl der einzeltherapeutischen Maßnahmen auch die Zahl der Anwendungen<br />

pro Behandlungstag dargestellt, um zu vergleichbaren Aussagen hinsichtlich<br />

der Dichte des therapeutischen Angebotes zu kommen.<br />

Mittelw ert Behandlungstage<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

stat<br />

(N=593)<br />

amb in<br />

(N=278)<br />

amb+<br />

(N=107)<br />

amb-<br />

(N=149)<br />

Abbildung 25 Mittlere Anzahl der Behandlungstage (Arztangabe)<br />

VA:<br />

F=6.204<br />

p


Kap. 7 Zugang <strong>und</strong> Patientencharakteristika in den rehabilitativen Versorgungsformen - Seite 128<br />

Tabelle 49 Anzahl therapeutischer Maßnahmen in verschiedenen Bereichen<br />

KG<br />

gesamt<br />

KG-<br />

Einzel<br />

KG-<br />

Gruppe<br />

Sport- u.<br />

Beweg.-<br />

stat amb in amb+ amb- Signifikanzprüfung<br />

Teilnahme-Quote 99% 95% 100% 100% χ²=29.4; p


Kap. 7 Zugang <strong>und</strong> Patientencharakteristika in den rehabilitativen Versorgungsformen - Seite 129<br />

gebot wird in den ambulanten Versorgungsformen amb- <strong>und</strong> amb+ etwas häufiger in<br />

Anspruch genommen (97-99% vs. 84-85% bei amb in bzw. stat). Auch Thermo-,<br />

Hydro- <strong>und</strong> Balneotherapie wird insgesamt häufig in Anspruch genommen, vergleichsweise<br />

seltener erhalten Patienten der Versorgungsform amb- (86%) Maßnahmen<br />

aus diesem Bereich. Angebote aus dem Bereich der Elektrotherapie sind in<br />

den ambulanten Versorgungsformen mit 81% (amb+ <strong>und</strong> amb-) am häufigsten <strong>und</strong><br />

im Setting stat (50%) am seltensten. Relativ geringe Unterschiede in der Inanspruchnahme<br />

gibt es bei den Massagen. Die Teilnahme-Quoten liegen hier zwischen 69%<br />

(stat) <strong>und</strong> 88% (amb+). Die Sozial- <strong>und</strong> Berufsberatung schließlich ist von den hier<br />

dargestellten Maßnahmen insgesamt die am seltensten verordnete. In den Versorgungsformen<br />

stat (17%) <strong>und</strong> amb in (7%) erhalten Patienten kaum entsprechende<br />

Maßnahmen, in den Versorgungsformen amb+ <strong>und</strong> amb- jeweils etwa die Hälfte der<br />

Patienten. Auch Informations- <strong>und</strong> Beratungsangebote werden in der ambulanten<br />

Versorgungsform amb- am häufigsten wahrgenommen.<br />

Auch hinsichtlich des Umfanges <strong>und</strong> der Dichte der Maßnahmen sind deutliche<br />

Unterschiede in den verschiedenen rehabilitativen Versorgungsformen beobachtbar.<br />

In den ambulanten Settings (amb+ <strong>und</strong> amb-) erhalten Patienten in deutlich höherem<br />

Umfang funktionelle Therapien (Krankengymnastik sowie Sport- <strong>und</strong> Bewegungstherapie)<br />

als in den <strong>Rehabilitation</strong>skliniken. Speziell in der Versorgungsform amb- erhalten<br />

Patienten in hohem Umfang Einzelkrankengymnastik, die laut Interviews mit den<br />

Mitarbeitern der Einrichtung regelhaft täglich vom Krankengymnasten, zusätzlich<br />

häufiger ergänzt durch manualtherapeutische Behandlungen durch die Ärztin sowie<br />

unterstützende Krankengymnastik durch Praktikantinnen durchgeführt wird. Auch<br />

hinsichtlich der Sport- <strong>und</strong> Bewegungstherapie ist der größere Umfang <strong>und</strong> die höhere<br />

Dichte der Maßnahmen in den ambulanten Einrichtungen (insbesondere amb-)<br />

auffällig. Aus dem Bereich der Thermo-, Hydro- <strong>und</strong> Balneotherapie erhalten dagegen<br />

Patienten in den <strong>Rehabilitation</strong>skliniken (stat <strong>und</strong> amb in) mehr Maßnahmen pro<br />

Behandlungstag. Aus dem Bereich der Elektrotherapie <strong>und</strong> der Massagen werden<br />

die meisten Maßnahmen im Setting amb- verordnet <strong>und</strong> die wenigsten im Setting<br />

amb+. Bezüglich des Umfanges von Maßnahmen der Sozial- <strong>und</strong> Berufsberatung<br />

gibt es keine Unterschiede zwischen den Versorgungsformen. Schließlich erhalten<br />

Patienten in der ambulanten Versorgungsform amb- deutlich mehr an Informations<strong>und</strong><br />

Beratungsangeboten als in den übrigen Versorgungsformen.<br />

Insgesamt zeigt sich – wie schon bei der Selbstbeschreibung der Einrichtungen zu<br />

ihren therapeutischen Behandlungsschwerpunkten ersichtlich (vgl. Abbildung 10) –<br />

dass die ambulanten Einrichtungen funktionsorientierten <strong>und</strong> trainingstherapeutischen<br />

Angeboten einen wesentlich höheren Stellenwert in der Behandlung einräumen<br />

als die <strong>Rehabilitation</strong>skliniken. Gleichzeitig werden die Behandlungsangebote<br />

aus anderen Bereichen jedoch nicht vernachlässigt. In der Versorgungsform amb-


Kap. 7 Zugang <strong>und</strong> Patientencharakteristika in den rehabilitativen Versorgungsformen - Seite 130<br />

werden zudem auch Maßnahmen der Elektrotherapie <strong>und</strong> Massagen am häufigsten<br />

angewendet.<br />

7.6 ZUSAMMENFASSENDE BEWERTUNG<br />

Insgesamt deuten die Ergebnisse nicht darauf hin, dass in den untersuchten rehabilitativen<br />

Versorgungsformen deutlich unterschiedliche Patientengruppen behandelt<br />

werden. Hinsichtlich verschiedener soziodemographischer Variablen zeigen sich<br />

zwar Unterschiede, die vermutlich jedoch eher als Folge der geographischen Lage<br />

einer Einrichtung bzw. ihres Einzugsgebietes sind denn als Folge einer systematisch<br />

unterschiedlichen Zuweisung in ein bestimmtes rehabilitatives Setting interpretiert<br />

werden müssen.<br />

Vergleichbares gilt auch für die Zugangswege in die Einrichtungen. Auch hier spiegeln<br />

sich in den Resultaten lokale Besonderheiten wider, indem z.B. eine Einrichtung<br />

nicht von der lokalen Landesversicherungsanstalt belegt wird, ohne dass es systematische<br />

Hinweise auf versorgungsformspezifische Zugangswege gibt. Deutlich unterscheiden<br />

sich die Zeiträume zwischen Antragstellung <strong>und</strong> Aufnahme in die <strong>Rehabilitation</strong>seinrichtungen<br />

zwischen den Versorgungsformen. Die <strong>stationäre</strong>n Einrichtungen<br />

weisen hier ebenso wie die ambulante Einrichtung mit Anbindung an eine<br />

<strong>Rehabilitation</strong>sklinik die längsten Zeiten mit jeweils über 70 Tagen auf. Bei den ambulanten<br />

Angeboten in einer <strong>Rehabilitation</strong>sklinik <strong>und</strong> den ambulanten Angeboten<br />

ohne Anbindung an eine <strong>Rehabilitation</strong>sklinik liegen die entsprechenden Zeiträume<br />

deutlich darunter.<br />

Laut Aussagen der behandelten <strong>Rehabilitation</strong>smediziner kommt es bei der Zuweisung<br />

zu einer Versorgungsform offenbar nur selten zu Fehleinweisungen, in maximal<br />

5% der Fälle schätzen die Ärzte einen Patienten als nicht oder vermutlich nicht geeignet<br />

ein. Allerdings gibt es sowohl aus der Perspektive des niedergelassenen Arztes<br />

als auch der Patienten selbst substantielle Anteile von Befragten, die retrospektiv<br />

eine andere Form der <strong>Rehabilitation</strong> als die durchgeführte für optimal halten bzw. bei<br />

einer erneuten Wahlmöglichkeit eine andere Versorgungsform wählen würden. Die<br />

entsprechenden Prozentsätze von „Wechslern“ sind unter den ambulant behandelten<br />

Patienten höher als unter den stationär behandelten.<br />

Schließlich deuten die Ergebnisse zur Art der behandelten Erkrankungen, zu den mit<br />

der Erkrankung verb<strong>und</strong>enen Einschränkungen sowie zu den motivationalen Voraussetzungen<br />

nicht darauf hin, dass die Einrichtungen verschiedene Patientengruppen<br />

behandeln, bei denen von unterschiedlich günstigen Voraussetzungen für eine erfolgreich<br />

verlaufende <strong>Rehabilitation</strong> oder Krankheitsentwicklung ausgegangen werden<br />

muss. Die Annahmen, dass stationär vermehrt chronifizierte <strong>und</strong> weniger motivierte<br />

Patienten rehabilitativ behandelt werden, ambulant dagegen eher jüngere, mo-


Kap. 7 Zugang <strong>und</strong> Patientencharakteristika in den rehabilitativen Versorgungsformen - Seite 131<br />

tivierte Patienten mit Zuständen nach akuten Verletzungen ohne gravierende Krankheitsfolgen,<br />

konnte hier nicht bestätigt werden. Das Ergebnis, dass stationär behandelte<br />

Patienten häufiger mehr Hauptdiagnosen aufweisen als ambulant behandelte,<br />

spiegelt vermutlich eher Diagnosegewohnheiten in den Einrichtungen denn eine höhere<br />

Quote an multimorbid Erkrankten wider. Darauf deuten die zusätzlichen Analysen<br />

der Nebendiagnosen hin.<br />

Insgesamt werden die hier gef<strong>und</strong>enen Unterschiede zwischen den in den verschiedenen<br />

Settings behandelten Patientengruppen nicht als Hinweis auf bereits stattfindende<br />

systematische <strong>und</strong> gravierende differentielle Zuweisungsselektionen gewertet.<br />

Es wird auch nicht davon ausgegangen, dass in den Settings Gruppen mit erheblich<br />

unterschiedlichen Erfolgsvoraussetzungen behandelt werden. Dennoch werden in<br />

den nachfolgenden Kapiteln, in denen die Ergebnisqualität der untersuchten Versorgungsformen<br />

vergleichend gegenübergestellt wird, die hier gef<strong>und</strong>enen Unterschiede<br />

berücksichtigt, um eine größtmögliche Vergleichbarkeit der Gruppen zu gewährleisten.<br />

Auf der Gr<strong>und</strong>lage der im vorliegenden Kapitel gef<strong>und</strong>enen Unterschiede werden<br />

die Variablen Alter, Geschlecht, Kostenträger der Maßnahme, Berufstätigkeit im<br />

Jahr vor der <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme, Diagnosen <strong>und</strong> Multimorbidität sowie Operation<br />

im Jahr vor der <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme berücksichtigt, um mithilfe von Matching-Verfahren<br />

<strong>und</strong> Parallelisierungsstrategien möglichst vergleichbare Gruppen<br />

zusammenzustellen.<br />

Betrachtet man die therapeutischen Leistungen, die die Patienten laut KTL-Angaben<br />

in den rehabilitativen Versorgungsformen erhalten, zeigen sich deutliche Unterschiede.<br />

Patienten in den beiden ambulanten Versorgungsformen erhalten mehr krankengymnastische<br />

(amb- insbesondere Einzelkrankengymnastik) sowie sport- <strong>und</strong> bewegungstherapeutische<br />

Angebote. Dies entspricht auch dem stärker funktionell orientierten<br />

Behandlungsverständnis dieser Einrichtungen. In den <strong>Rehabilitation</strong>skliniken<br />

werden etwas mehr thermo-, hydro- <strong>und</strong> balneotherapeutische Leistungen erbracht.<br />

Diese stärkere funktionelle Orientierung in den ambulanten Einrichtungen geht aber<br />

nicht mit einem geringeren therapeutischen Leistungsangebot in anderen Bereichen<br />

einher. Während das Angebot an Sozial- <strong>und</strong> Berufsberatung z.B. in allen Versorgungsformen<br />

einen vergleichsweise geringen Umfang einnimmt, erbringen die ambulanten<br />

<strong>Rehabilitation</strong>seinrichtungen (insbesondere amb-) noch deutlich mehr an Informations-<br />

<strong>und</strong> Beratungsangeboten als die <strong>Rehabilitation</strong>skliniken.


Kap. 7 Zugang <strong>und</strong> Patientencharakteristika in den rehabilitativen Versorgungsformen - Seite 132


Kap. 8 Patientenbewertungen der <strong>Rehabilitation</strong> - Seite 133<br />

8 PATIENTENBEWERTUNGEN DER REHABILITATION<br />

Im Folgenden wird dargestellt, wie die Patienten die <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme sowie<br />

einzelne Therapieangebote bewerten. Wie in den nachfolgenden Kapiteln zur Ergebnisqualität<br />

auch, werden die Berechnungen zunächst für die jeweiligen Gesamtgruppen<br />

in den untersuchten vier Versorgungsformen durchgeführt. Es wurde jeweils<br />

kontrolliert, ob sich vergleichbare Resultate ergeben, wenn die Berechnungen mithilfe<br />

der parallelisierten <strong>und</strong> gematchten Stichproben durchgeführt wurden – wenn also<br />

die Vergleichbarkeit der Stichproben kontrolliert wurde. Kommen die Berechnungen<br />

mit den verschiedenen Stichproben nicht zu identischen Ergebnissen, werden jeweils<br />

die Resultate des strengsten Vergleiches dargestellt.<br />

Zufriedenheitseinschätzungen sind subjektive Bewertungen, auf die zahlreiche auch<br />

behandlungsunabhängige Faktoren wie z.B. das Anspruchsniveau des Beurteilers,<br />

generelle Antworttendenzen z.B. im Sinne erwünschten Antwortverhaltens, Gruppeneinflüsse,<br />

Stimmungen u.a. einen Einfluss haben. Solche Einschätzungen lassen<br />

keine direkten Rückschlüsse auf „objektive“ Qualitäten von Behandlungen oder Einrichtungen<br />

zu. Sie spiegeln vielmehr das Erleben einer Einrichtung <strong>und</strong> ihrer Angebote<br />

vor dem Hintergr<strong>und</strong> individueller Anspruchs- <strong>und</strong> Erwartungsmuster wider.


Kap. 8 Patientenbewertungen der <strong>Rehabilitation</strong> - Seite 134<br />

8.1 BEWERTUNGEN DER GESAMTMAßNAHME<br />

Rehabilitanden aller Versorgungsformen bewerten die <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahmen<br />

insgesamt, sowohl bei Abschluss der Maßnahme als auch rückblickend, durchweg<br />

0=sehr schlecht; 10=ausgezeichnet<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

Zufriedenheit m it Reha-Maßnahme, parall.<br />

t2 t3 t4<br />

stat (N=222)<br />

positiv (vgl.<br />

amb in (N=106)<br />

amb+ (N=63)<br />

amb- (N=31)<br />

Effektstärken<br />

<br />

stark<br />

m ittel<br />

schw ach<br />

schw ach<br />

m ittel<br />

stark<br />

1,2<br />

0,8<br />

0,4<br />

0,0<br />

-0,4<br />

-0,8<br />

-1,2<br />

t2 - t3 t2 - t4<br />

Abbildung 26). Einzelne Versorgungsformen werden nicht positiver als andere bewertet.<br />

Die Bewertungen verschlechtern sich zwar im Verlauf nach der Entlassung geringfügig<br />

(statistisch bedeutsam nur in der Versorgungsform amb+), bleiben aber zu allen<br />

Erhebungszeitpunkten auf einem sehr positiven Niveau.<br />

Ein halbes <strong>und</strong> ein Jahr nach Beendigung der <strong>Rehabilitation</strong> befragt, empfehlen große<br />

Teile der Patienten die Einrichtung, in der sie behandelt wurden, vorbehaltlos weiter.<br />

Dabei sind nur geringfügige Unterschiede zwischen den Versorgungsformen zu<br />

beobachten, <strong>stationäre</strong> Einrichtungen <strong>und</strong> die ambulante Einrichtung mit Anbindung<br />

an eine <strong>Rehabilitation</strong>sklinik werden im zeitlichen Abstand von einem halben Jahr<br />

nach der Entlassung etwas seltener weiter empfohlen als die beiden anderen Versorgungsformen<br />

(vgl. Abbildung 27). Die Anteile der Patienten, die ihre Einrichtung<br />

nicht weiter empfehlen würden, sind insgesamt sehr gering. Ein Jahr nach der Entlassung<br />

minimieren sich die Unterschiede zwischen den Versorgungsformen <strong>und</strong><br />

sind statistisch nicht mehr bedeutsam.<br />

stat<br />

amb in<br />

amb+<br />

amb


0=sehr schlecht; 10=ausgezeichnet<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

Kap. 8 Patientenbewertungen der <strong>Rehabilitation</strong> - Seite 135<br />

Zufriedenheit m it Reha-Maßnahme, parall.<br />

t2 t3 t4<br />

stat (N=222)<br />

amb in (N=106)<br />

amb+ (N=63)<br />

amb- (N=31)<br />

Effektstärken<br />

<br />

stark<br />

m ittel<br />

schw ach<br />

schw ach<br />

m ittel<br />

stark<br />

1,2<br />

0,8<br />

0,4<br />

0,0<br />

-0,4<br />

-0,8<br />

-1,2<br />

t2 - t3 t2 - t4<br />

Abbildung 26 Patientenangaben zur Zufriedenheit mit der Gesamtmaßnahme (parallelisierter<br />

Datensatz)<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

61<br />

30<br />

6<br />

t 3 VA: F=3.49; p=.015<br />

68<br />

27<br />

61<br />

23<br />

7<br />

5<br />

4<br />

70<br />

24<br />

stat amb in amb+ amb-<br />

N=397 N=176 N=92 N=92<br />

7<br />

5 ja, unbedingt<br />

4<br />

3<br />

2<br />

ja, unbedingt<br />

mit<br />

Einschränk.<br />

unsicher<br />

eher nicht<br />

auf keinen<br />

Fall<br />

Mittelwert<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

63<br />

27<br />

t 4 VA: n.s.<br />

10%<br />

5<br />

5<br />

4<br />

4<br />

3<br />

4<br />

auf keinen Fall 3 4<br />

4<br />

1<br />

0%<br />

66<br />

27<br />

57<br />

30<br />

63<br />

29<br />

stat amb in amb+ amb-<br />

N=371 N=150 N=74 N=82<br />

Abbildung 27 Patientenangaben zur Weiterempfehlung der Versorgungsform (nichtparallelisierter<br />

Datensatz)<br />

4<br />

3<br />

2<br />

stat<br />

amb in<br />

amb+<br />

amb-<br />

5 ja,unbedingt<br />

ja, unbedingt<br />

mit<br />

Einschränk.<br />

unsicher<br />

eher nicht<br />

auf keinen<br />

Fall<br />

Mittelwert<br />

auf keinen Fall<br />

1<br />

Die Befragten in allen Versorgungsformen sind zu allen Befragungszeitpunkten auch<br />

überwiegend der Ansicht, dass für ihre Beschwerden die richtige Einrichtung ausgesucht<br />

wurde. Auch hier zeigt sich kein signifikanter Unterschied zwischen den untersuchten<br />

Versorgungsformen <strong>und</strong> bei allen Befragten ein Trend, diese Frage im Verlauf<br />

nach der Entlassung etwas weniger positiv zu beantworten.


Kap. 8 Patientenbewertungen der <strong>Rehabilitation</strong> - Seite 136<br />

Auch die Angaben zur Zufriedenheit mit der Art der rehabilitativen Behandlung (z.B.<br />

stationär oder ambulant) – zu Beginn <strong>und</strong> bei Ende der <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme<br />

erfragt – spiegeln eine insgesamt sehr positive Bewertung bei allen Befragten wider<br />

(vgl. Abbildung 28). Patienten in der Einrichtung amb+ verbessern ihre Bewertung<br />

der Versorgungsform sogar im Verlauf der Maßnahme geringfügig, während in den<br />

<strong>Rehabilitation</strong>skliniken (stat <strong>und</strong> amb in) tendenziell im Verlauf der Maßnahme eine<br />

etwas weniger positive Bewertung zu beobachten ist. Die Effekte sind allerdings sehr<br />

gering (vgl. Abbildung 28).<br />

1=nicht zufrieden; 4=sehr zufrieden<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

Zufriedenheit m it Reha-Form , parall.<br />

t1 t2<br />

stat (N=169)<br />

amb in (N=87)<br />

amb+ (N=49)<br />

amb- (N=28)<br />

Effe ktstä rken<br />

<br />

stark<br />

mittel<br />

schw ach<br />

schw ach<br />

Abbildung 28 Patientenangaben zur Zufriedenheit mit der jeweiligen rehabilitativen Versorgungsform<br />

(parallelisierter Datensatz)<br />

Schließlich wurden die Patienten nach ihrer Entlassung noch konkurrierend gefragt,<br />

inwieweit die rehabilitative Maßnahme im Vergleich mit anderen Behandlungsangeboten<br />

zu einer Verbesserung oder Verschlechterung der Beschwerdesymptomatik<br />

beigetragen hat. Abbildung 29 zeigt die Ergebnisse dieser Befragung zum Zeitpunkt<br />

ein Jahr nach der Entlassung.<br />

Stationäre Akutbehandlungen werden von den Patienten hilfreicher als rehabilitative<br />

Behandlungen <strong>und</strong> diese wiederum hilfreicher als ambulante krankengymnastische<br />

Behandlungen bewertet. Am wenigsten hilfreich werden die Behandlungen durch<br />

niedergelassene Ärzte sowie die Nachsorge-Angebote bewertet, letztere allerdings<br />

werden nur von einem kleinen Teil der Befragten in Anspruch genommen. Bedeutsame<br />

Unterschiede zwischen Patienten der vier rehabilitativen Versorgungsformen<br />

zeigen sich in diesen Einschätzungen nicht. Auch beim Vergleich der o.g. Patientenangaben<br />

mit entsprechenden Einschätzungen ein halbes Jahr nach der Entlassung<br />

deutet nicht auf bedeutsame Veränderungen im Verlauf nach der Entlassung hin.<br />

mittel<br />

stark<br />

1,2<br />

0,8<br />

0,4<br />

0,0<br />

-0,4<br />

-0,8<br />

-1,2<br />

t1 - t2<br />

stat<br />

amb in<br />

amb+<br />

amb


Behandlung...<br />

Kap. 8 Patientenbewertungen der <strong>Rehabilitation</strong> - Seite 137<br />

durch ambulante Krankengymnastik (n=520)<br />

durch Nachsorge Angebote (n=414)<br />

in Reha-Klinik (n=376)<br />

durch niedergelassenen Arzt (n=643)<br />

im Krankenhaus (n=357)<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

verschlechtert gar nicht wenig etwas viel<br />

Abbildung 29 Beitrag verschiedener Behandlungsangebote zur Beschwerdeveränderung<br />

8.2 BEWERTUNGEN DER ÄRZTLICHEN UND PHYSIOTHERAPEUTISCHEN<br />

VERSORGUNG UND DER ORGANISATION DER KLINIK<br />

Auch die Patientenbewertungen der Kontakte zum ärztlichen Personal fallen insgesamt<br />

sehr positiv aus, wenn auch nicht ganz so ausgeprägt positiv wie die globalen<br />

Bewertungen der <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme. Der überwiegende Teil der Befragten<br />

gibt an, die Kontakte zu Ärzten als hilfreich erlebt zu haben. Am wenigsten positiv<br />

werden die Kontakte zu den Ärzten im <strong>stationäre</strong>n Setting, am positivsten in der <strong>Rehabilitation</strong>seinrichtung<br />

ohne Anbindung an eine <strong>Rehabilitation</strong>sklinik bewertet (vgl.<br />

Abbildung 30).<br />

Ergänzend sollten die Patienten auch den Umfang der Betreuung durch die Ärzte<br />

beurteilen. Auch er wird in den untersuchten Versorgungsformen signifikant unterschiedlich<br />

eingeschätzt. Fast 30% der Patienten in den <strong>Rehabilitation</strong>skliniken empfinden<br />

das Ausmaß der Kontakte als zu gering, während über 90% der Patienten in<br />

der Versorgungsform amb- das Ausmaß der Kontakte als gerade richtig einstufen<br />

(vgl. Abbildung 30).<br />

Da die Angaben zur Frage nach der erlebten Hilfestellung durch die Arztkontakte <strong>und</strong><br />

zum Umfang der ärztlichen Betreuung praktisch nicht miteinander korrelieren, kann<br />

davon ausgegangen werden, dass mit den beiden Fragen zum Umfang <strong>und</strong> zur Qualität<br />

der Arztkontakte tatsächlich unterschiedliche Inhalte erfasst werden.


Kap. 8 Patientenbewertungen der <strong>Rehabilitation</strong> - Seite 138<br />

Da die Versorgungsform amb- hinsichtlich des Personalschlüssels bei den Ärzten<br />

nicht besser als die anderen Einrichtungen abschneidet (vgl. Kap. 6), die Patienten<br />

die ärztliche Versorgung hier aber besonders positiv bewerten, spielen für die Patienteneinschätzungen<br />

offenbar andere Aspekte als der Stellenschlüssel eine entscheidende<br />

Rolle. Ob die Ergebnisse ein Hinweis auf die wichtige Bedeutung des Verhaltens<br />

des einzelnen Arztes im Umgang mit dem Patienten sind, oder sich hier u.U.<br />

auch ein unterschiedlicher Betreuungsbedarf niederschlägt, kann aufgr<strong>und</strong> der vorliegenden<br />

Daten nicht entschieden werden <strong>und</strong> müsste differenzierter untersucht<br />

werden.<br />

1=gar nicht hilfreich; 4=sehr hilfreich<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

Wie hilfreich empfanden Sie die<br />

Kontakte zu den Ärzten?<br />

stat<br />

(N=316)<br />

amb in<br />

(N=165)<br />

amb+<br />

(N=68)<br />

VA: F=15.98; p


1=gar nicht hilfreich; 4=sehr hilfre<br />

W ie hilfreich empfanden Sie die<br />

Kontakte zu den Physiotherapeuten?<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

stat<br />

(N=293)<br />

am b in<br />

(N=157)<br />

Kap. 8 Patientenbewertungen der <strong>Rehabilitation</strong> - Seite 139<br />

am b+<br />

(N=70)<br />

VA: F=7.49; p


Organisation der<br />

Abläufe<br />

Leistungen der<br />

Verwaltung<br />

stat (N=577)<br />

amb in (N=271)<br />

amb+ (N=119)<br />

amb- (N=137)<br />

stat (N=557)<br />

amb in (N=230)<br />

amb+ (N=92)<br />

amb- (N=93)<br />

Kap. 8 Patientenbewertungen der <strong>Rehabilitation</strong> - Seite 140<br />

Beurteilung der Organisation<br />

1 2 3 4<br />

sehr schlecht sehr gut<br />

F=14,43<br />

p


Kap. 8 Patientenbewertungen der <strong>Rehabilitation</strong> - Seite 141<br />

betonen <strong>und</strong> entsprechend Veränderungen wünschen, bewerten sie entsprechende<br />

gezielte Hilfsangebote nicht notwendigerweise auch positiv (vgl. Abbildung 33).<br />

Krankengymnastik Einzel (N=407) 4,58722359 0,03484683<br />

Massagen/Bäder (N=524) 4,53244275 0,03082793<br />

Trainingsbehandlung (N=492) 4,3495935 0,03558321<br />

Bewegungstherapie/Gymnastik (N=538) 4,29182156 0,03679699<br />

Krankengymnastik Gruppe (N=454) 4,24669604 0,04115697<br />

Diätberatung (N=284) 4,1443662 0,05338781<br />

Beratung zur medik. Behandlung (N=50) 4,14 0,14848899<br />

ausführliche med. Diagnostik (N=207) 4,12560386 0,0668799<br />

Ges<strong>und</strong>heitstrainingsmaßnahmen (N=98) 4,09183673 0,09630971<br />

Gespräche mit Arzt/Visiten (N=524) 4,05725191 0,04186315<br />

Beratung zu medizinischen Fragen (N=107) 4,01869159 0,09004526<br />

Ergotherapeutische Behandlung (N=150) 4 0,08669936<br />

psychologische Einzelberatung (N=93) 3,96774194 0,11385096<br />

Patientenseminare (N=230) 3,96086957 0,06110305<br />

psycholog. Schmerzbewältigung (N=176) 3,90340909 0,07799391<br />

Seelsorgerische Beratung (N=40) 3,9 0,1593255<br />

Freizeitangebote (N=129) 3,79844961 0,10109613<br />

soziale Beratung (N=208) 3,77403846 0,08040851<br />

Einbeziehung des häuslichen Alltages (N=61) 3,75409836 0,13761381<br />

Angehörigenberatung/-einbeziehung (N=7) 3,14285714 0,40406102<br />

sehr schlecht sehr gut<br />

1 2 3 4 5<br />

<br />

Abbildung 33 Patientenangaben zur Zufriedenheit mit einzelnen therapeutischen Maßnahmen<br />

(parallelisierter Datensatz)<br />

Die Bewertungen der einzelnen Angebote reichen im Mittel von 4,5 („gut“ bis „sehr<br />

gut“) bis knapp über 3, was einer neutralen Bewertung entspricht. Die Einzelangebote<br />

werden also insgesamt positiv, wenn auch etwas zurückhaltender als die Gesamtmaßnahme<br />

bewertet. Signifikante Unterschiede zwischen den Versorgungsformen<br />

finden sich in der Bewertung der Arztgespräche/Visiten <strong>und</strong> der Diätberatung,<br />

wenn auch die gef<strong>und</strong>enen Differenzen in ihrem Ausmaß nicht gravierend sind (vgl.<br />

Abbildung 34). Arztgespräche <strong>und</strong> Visiten werden, ähnlich wie dies im vorangegangenen<br />

Abschnitt bereits dargestellt wurde, in <strong>stationäre</strong>n Einrichtungen ungünstiger<br />

bewertet als in den ambulanten <strong>Rehabilitation</strong>szentren (amb+ <strong>und</strong> amb-). Umgekehrt<br />

verhält es sich bei den Diätberatungen – diese werden im <strong>stationäre</strong>n Setting günstiger<br />

bewertet im Vergleich zur ambulanten <strong>Rehabilitation</strong>seinrichtung ohne Anbindung<br />

an eine <strong>Rehabilitation</strong>sklinik (vgl. Abbildung 34).<br />

Signifikante Unterschiede zwischen den untersuchten rehabilitativen Versorgungsformen<br />

zeigen sich auch bei den Patientenangaben zum Umfang der therapeutischen<br />

Leistungen, die sie im Durchschnitt pro Tag erhalten, <strong>und</strong> in der Einschätzung<br />

der Angemessenheit dieser Therapiedichte (vgl. Abbildung 35).


1=sehr schlecht; 5=sehr gut<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

stat<br />

(N=259)<br />

Kap. 8 Patientenbewertungen der <strong>Rehabilitation</strong> - Seite 142<br />

VA: F=5.55; p=.001<br />

amb in<br />

(N=143)<br />

amb+<br />

(N=78)<br />

amb-<br />

(N=44)<br />

stat<br />

(N=119)<br />

VA: F=2.73; p=.045<br />

amb in<br />

(N=83)<br />

amb+<br />

(N=40)<br />

Gespräche mit Arzt/Visiten (N=524) Diätberatung (N=284)<br />

amb-<br />

(N=42)<br />

Abbildung 34 Versorgungsformspezifische Bewertung ärztlicher <strong>und</strong> diätetischer Beratung<br />

(parallelisierter Datensatz)<br />

St<strong>und</strong>en<br />

pro Tag:<br />

F=11,379<br />

p


Kap. 8 Patientenbewertungen der <strong>Rehabilitation</strong> - Seite 143<br />

signifikant geringere Therapiedichte an als Patienten des ambulanten Angebotes mit<br />

Anbindung an eine <strong>Rehabilitation</strong>sklinik (amb+), die einen Therapieumfang von über<br />

vier St<strong>und</strong>en pro Tag nennen. Patienten des ambulanten <strong>Rehabilitation</strong>szentrums<br />

ohne Anbindung an eine <strong>Rehabilitation</strong>sklinik (amb-) geben einen mittleren Therapieumfang,<br />

der etwas über dem der stationär behandelten Patienten liegt, an. In den<br />

<strong>Rehabilitation</strong>skliniken wird der tägliche Therapieumfang auch von einem etwas höheren<br />

Anteil von Patienten als zu gering eingeschätzt.<br />

8.4 BEWERTUNGEN VON NEBENEFFEKTEN UND BELASTUNGEN<br />

Schließlich wurde im Rahmen der Evaluation auch erhoben, inwieweit es versorgungsformspezifisch<br />

zu Belastungen durch die <strong>Rehabilitation</strong> kommt. Abbildung 36<br />

zeigt, dass insgesamt nur geringe Anteile von Patienten angeben, sich durch die <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme<br />

belastet zu fühlen.<br />

Anteil<br />

Antwort- belastet/stark 1<br />

1=gar nicht belastend; 4=sehr stark belastend<br />

2 3 4<br />

quote % belastet %<br />

überhaupt an Reha stat 89 7 1,37984496 0,041241113<br />

teilnehmen zu müssen amb in 90 7 1,36231884 0,058129478<br />

amb+ 93 7 1,3253012 0,078758426<br />

amb- 94 6 1,36170213 0,088284776<br />

ständige Gespräche über stat 91 17 1,83269962 0,054229146<br />

Krankheit zwischen amb in 90 14 1,57971014 0,066506414<br />

Patienten amb+ 91 9 1,59259259 0,07196059<br />

amb- 82 2 1,31707317 0,081442965<br />

Einbindung in festes stat 91 2 1,27376426 0,031480873<br />

Behandlungsprogramm amb in 92 3 1,26241135 0,04461406<br />

amb+ 92 4 1,19512195 0,053312508<br />

amb- 94 4 1,19148936 0,072220611<br />

Überwachung/Kontrolle stat 90 2 1,24615385 0,03183483<br />

durch Personal amb in 92 2 1,17730496 0,036686033<br />

amb+ 91 2 1,12345679 0,04438439<br />

amb- 94 0 1,08510638 0,041142194<br />

Atmosphäre in der stat 91 5 1,36603774 0,038088688<br />

Einrichtung amb in 93 6 1,23943662 0,045723714<br />

amb+ 93 2 1,15662651 0,046889519<br />

amb- 94 2 1,12765957 0,057844582<br />

Untersuchungen <strong>und</strong> stat 93 4 1,2527881 0,03470103<br />

Behandlungen amb in 93 5 1,28169014 0,046198182<br />

amb+ 93 4 1,18072289 0,051838314<br />

amb- 94 6 1,21276596 0,090920721<br />

Leerlauf im Programm stat 89 11 1,5620155 0,048115914<br />

amb in 88 19 1,74074074 0,075062504<br />

amb+ 92 15 1,63414634 0,084141868<br />

amb- 86 2 1,34883721 0,080720187<br />

n.s.<br />

F=7.064<br />

p


Kap. 8 Patientenbewertungen der <strong>Rehabilitation</strong> - Seite 144<br />

Ständige Gespräche über Krankheiten belasten erwartungsgemäß vor allem Patienten<br />

des <strong>stationäre</strong>n Settings, weil hier die Kontakte auch die Abende <strong>und</strong> Wochenenden<br />

bestimmen. Stationär behandelte Patienten fühlen sich auch häufiger durch<br />

die Atmosphäre in der <strong>Rehabilitation</strong>seinrichtung <strong>und</strong> die Überwachung <strong>und</strong> Kontrolle<br />

durch das Personal belastet, allerdings werden diese <strong>und</strong> die übrigen hier erfragten<br />

Belastungsaspekte nur von einem geringen Anteil der Patienten genannt (0-7%).<br />

Settingspezifisch wurden stationär <strong>und</strong> ambulant rehabilitierte Patienten nach charakteristischen<br />

Belastungen gefragt.<br />

Im <strong>stationäre</strong>n Setting fühlen sich Patienten am häufigsten durch die Trennung von<br />

der Familie (31%) <strong>und</strong> die räumliche Trennung von dem gewohnten Umfeld zu Hause<br />

(20%) belastet, weniger durch die Trennung von Fre<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Bekannten (13%).<br />

Umgekehrt fühlen sich die Patienten im ambulanten Setting (amb+ <strong>und</strong> amb-) häufiger<br />

durch die Eingeb<strong>und</strong>enheit in den häuslichen Alltag während der <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme<br />

<strong>und</strong> durch die fehlende Möglichkeit, Abstand <strong>und</strong> Ruhe zu bekommen<br />

(jeweils 17-18%), belastet. In der Einrichtung amb+ fühlt sich etwa ein Fünftel<br />

der Befragten (21%) stark durch die tägliche Anreise belastet, während diese Anteile<br />

in den Versorgungsformen amb- (18%), vor allem aber in amb in (3%), deutlich niedriger<br />

liegen.<br />

Diesem Aspekt der Belastung durch die erforderlichen Fahrten zur <strong>Rehabilitation</strong>seinrichtung<br />

wird in Diskussionen über rehabilitative ambulante Maßnahmen gerade<br />

im Indikationsbereich Orthopädie häufig eine größere Bedeutung zugemessen. Auf<br />

ihn wird deshalb etwas ausführlich eingegangen.<br />

Zunächst zeigt sich, dass die Patienten für die Anreise in die hier untersuchten Einrichtungen<br />

unterschiedliche Verkehrsmittel benutzen (vgl. Abbildung 37). Lediglich<br />

für einen Teil der Patienten der ambulanten Versorgungsform in einer <strong>Rehabilitation</strong>seinrichtung<br />

wird ein Fahrservice angeboten, den etwa ein Fünftel der Befragten<br />

nutzen. Die ambulanten <strong>Rehabilitation</strong>seinrichtungen werden überwiegend mit öffentlichen<br />

Verkehrsmitteln oder privaten PKW erreicht.


100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Kap. 8 Patientenbewertungen der <strong>Rehabilitation</strong> - Seite 145<br />

8<br />

73<br />

19<br />

amb in<br />

(N=260)<br />

60<br />

40<br />

amb+<br />

(N=116)<br />

47<br />

53<br />

amb-<br />

(N=125)<br />

Ö PNV<br />

PKW<br />

Fahrdienst<br />

χ ²-Test:<br />

χ ²=151.5<br />

9<br />

p


Kap. 8 Patientenbewertungen der <strong>Rehabilitation</strong> - Seite 146<br />

ringsten (amb- 38 Minuten). Die Grafik zeigt auch, dass die Fahrtzeiten verkehrsmittelabhängig<br />

sind. Die befragten Patienten geben für Fahrten mit öffentlichen Verkehrsmitteln<br />

mit durchschnittlich 50 Minuten die längsten Fahrtzeiten an, während<br />

Anfahrten mit dem PKW mit durchschnittlich 28 Minuten <strong>und</strong> mit dem Fahrdienst der<br />

<strong>Rehabilitation</strong>seinrichtung mit durchschnittlich 26 Minuten deutlich kürzere Fahrtzeiten<br />

aufweisen.<br />

Für das Ausmaß, in dem Patienten sich durch die regelmäßigen Fahrten belastet<br />

fühlen, spielen die Art der Versorgungsform <strong>und</strong> die Art des Verkehrsmittels keine<br />

bedeutsame Rolle, vielmehr sind vor allem die Fahrtzeit <strong>und</strong> das Ausmaß an Funktionsbeeinträchtigungen<br />

bedeutsam (vgl. Tabelle 50). Aus anderen Studien (Bürger &<br />

Koch, 1999a) wissen wir, dass Patienten Fahrtzeiten bis zu 30 Minuten akzeptieren –<br />

darüber hinausgehende Fahrtzeiten werden häufig als Beeinträchtigung empf<strong>und</strong>en<br />

<strong>und</strong> beeinflussen die Wahl der <strong>Rehabilitation</strong>sform.<br />

Tabelle 50 Einflussfaktoren auf die Belastung durch die tägliche Anreise<br />

Univariate<br />

Testung<br />

(Korrelation)<br />

Versorgungsform ϕ=.299;<br />

p


100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Trennung<br />

von der<br />

Familie<br />

(N=509)<br />

Kap. 8 Patientenbewertungen der <strong>Rehabilitation</strong> - Seite 147<br />

% belastet (sehr stark+stark) Mittelwert Belastung<br />

räumliche<br />

Trennung<br />

von zu Hause<br />

(N=514)<br />

kein Umgang<br />

mit Fre<strong>und</strong>en<br />

(N=516)<br />

keinen<br />

Abstand<br />

bekommen<br />

(N=498)<br />

tägliche<br />

Anreisen<br />

(N=508)<br />

stationär ambulant/ teilstationär<br />

Einbindung in<br />

häusl. Alltag<br />

(N=498)<br />

Abbildung 39 Versorgungsformspezifische Belastungen (nicht-parallelisierter Datensatz)<br />

Abbildung 39 zeigt, dass in den hier abgefragten Bereichen meist geringe Belastungen<br />

angegeben werden. Die Werte der <strong>stationäre</strong>n Patienten sind dabei etwas höher,<br />

besonders im Item „Trennung von der Familie“, wo 24,2% der Patienten eine<br />

starke oder sehr starke Belastung angeben.<br />

Abbildung 40 zeigt, inwieweit verschiedene Aspekte einer <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme<br />

in den rehabilitativen Versorgungsformen als Vor- bzw. Nachteil erlebt wurden. Als<br />

besondere Vorteile einer <strong>stationäre</strong>n <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme zeigen sich dabei<br />

erwartungsgemäß der Abstand von der Arbeit, die Möglichkeit ständiger ärztlicher<br />

Hilfe, der Freizeit- <strong>und</strong> Erholungswert sowie das Herauskommen aus der gewohnten<br />

Umgebung. Als Vorteile der ambulanten Versorgungsformen werden v.a. die Möglichkeiten<br />

genannt, weiterhin Kontakt zu Familie <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>en haben zu können.<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1


egelmäßige<br />

Fahrten<br />

Abends/<br />

Wochenende<br />

nach Hause<br />

Abends mit<br />

Fre<strong>und</strong>en<br />

treffen<br />

Abends bei<br />

Familie<br />

Nebenher kleine<br />

Besorgungen<br />

Gewohntes<br />

Essen<br />

gewohnte<br />

Umgebung<br />

neue Kontakte<br />

Abstand von zu<br />

Hause<br />

Aus gewohnter<br />

Umgebung<br />

heraus<br />

Freizeit- <strong>und</strong><br />

Erholungswert<br />

ständige ärztl.<br />

Hilfe möglich<br />

Abstand von<br />

Arbeit<br />

chi²=163;<br />

p


Kap. 8 Patientenbewertungen der <strong>Rehabilitation</strong> - Seite 149<br />

8.5 ZUSAMMENFASSENDE BEWERTUNG<br />

Patienten aller untersuchten rehabilitativen Versorgungsformen bewerten ihre <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme<br />

sehr positiv, zudem würden 60-70% der Befragten ihre jeweilige<br />

<strong>Rehabilitation</strong>seinrichtung vorbehaltlos weiterempfehlen.<br />

Bei Betrachtung spezifischer Aspekte der Versorgung <strong>und</strong> einzelner Behandlungsangebote<br />

zeigen sich jedoch durchaus versorgungsformspezifische Bewertungsmuster.<br />

Trotz einer besseren personellen Ausstattung (Stellenschlüssel) wird die ärztliche<br />

Versorgung von den Patienten in den <strong>Rehabilitation</strong>skliniken weniger positiv bewertet<br />

<strong>und</strong> vom Umfang als zu gering empf<strong>und</strong>en. Dies gilt auch insgesamt für den Umfang<br />

des therapeutischen Angebotes, das in den <strong>Rehabilitation</strong>skliniken häufiger als zu<br />

gering erachtet wird. Dass sich hinter diesen Bewertungen nicht alleine versorgungsformspezifisch<br />

unterschiedliche Erwartungen verbergen, indem etwa stationär behandelte<br />

Patienten anspruchsvoller sind, zeigen ergänzende Auswertungen (z.T. in<br />

früheren Kapiteln berichtet): Patienten erhalten in den <strong>Rehabilitation</strong>skliniken tatsächlich<br />

ein vom Umfang geringeres Angebot verglichen mit ambulant rehabilitativ behandelten<br />

Patienten. Auch hinsichtlich der Erwartungen an die <strong>Rehabilitation</strong> ergeben<br />

sich keine Hinweise auf bedeutsame Unterschiede zwischen Patienten in den<br />

untersuchten Versorgungsformen. Die physiotherapeutische <strong>und</strong> trainingstherapeutische<br />

Behandlung wird in allen Versorgungsformen besonders positiv bewertet – dagegen<br />

schneiden soziale, psychologische <strong>und</strong> ärztliche Beratungsangebote mit „nur“<br />

befriedigenden Beurteilungen deutlich schlechter ab.<br />

Belastungen durch die <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme <strong>und</strong> versorgungsformspezifische<br />

Belastungen als Nebeneffekte der rehabilitativen Behandlung werden insgesamt selten<br />

genannt. Am häufigsten bemängeln Patienten vor allem in den <strong>Rehabilitation</strong>skliniken<br />

die häufigen Gespräche über Krankheiten <strong>und</strong> einen Leerlauf im Behandlungsprogramm.<br />

Bei der ambulanten <strong>Rehabilitation</strong> werden vor allem die regelmäßigen<br />

Fahrten als Belastung empf<strong>und</strong>en, vor allem wenn längere Anfahrten (> 30 Min.) erforderlich<br />

sind <strong>und</strong> Patienten körperliche Funktionseinschränkungen haben. Fahrdienste<br />

der Einrichtungen scheinen das Empfinden von Belastungen durch die Anfahrten<br />

im Vergleich zu Anfahrten mit dem PKW <strong>und</strong> vor allem mit öffentlichen Verkehrsmitteln<br />

zu mindern.<br />

Besondere Vorteile einer <strong>stationäre</strong>n <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme sehen die Patienten<br />

vor allem in der Möglichkeit, Abstand von den gewohnten Alltagsbelastungen <strong>und</strong> der<br />

Arbeit zu gewinnen, im Freizeit- <strong>und</strong> Erholungswert, der Möglichkeit, neue Kontakte<br />

knüpfen zu können sowie der ständigen Verfügbarkeit ärztlicher Hilfe. Als Vorteile<br />

der ambulanten Versorgungsformen werden v.a. die Möglichkeiten genannt, weiterhin<br />

im Kreis von Familie <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>en bleiben <strong>und</strong> kleine Besorgungen auch neben<br />

der Behandlung erledigen zu können.


Kap. 8 Patientenbewertungen der <strong>Rehabilitation</strong> - Seite 150


Kap. 9 Erfolgsbewertungen der <strong>Rehabilitation</strong> durch <strong>Rehabilitation</strong>smediziner <strong>und</strong> niedergelassene Ärzte - Seite 151<br />

9 ERFOLGSBEWERTUNGEN DER REHABILITATION DURCH<br />

REHABILITATIONSMEDIZINER UND NIEDERGELASSENE<br />

ÄRZTE<br />

Bei Behandlungsende wurden zunächst die behandelnden Ärzte in den <strong>Rehabilitation</strong>seinrichtungen<br />

gefragt, wie sie den Erfolg der <strong>Rehabilitation</strong> im Hinblick auf die<br />

Behandlungsziele bewerten. Die hier berichteten Ergebnisse entsprechen den in Kapitel<br />

12.2 aus Sicht der Patienten berichteten zielorientierten Ergebnismessungen.<br />

Als Veränderungsbereiche wurden verschiedene Zielbereiche vorgegeben, wie sie<br />

von <strong>Rehabilitation</strong>smedizinern im Rahmen des QS-Programms der Rentenversicherung<br />

als relevant für <strong>orthopädische</strong> <strong>Rehabilitation</strong> genannt wurden.<br />

Nach der Entlassung (t3 <strong>und</strong> t4) wurden auch die behandelnden niedergelassenen<br />

Ärzte zum Erfolg der <strong>Rehabilitation</strong> befragt. Dabei wurden Einschätzungen zum globalen<br />

<strong>Rehabilitation</strong>serfolg sowie zum Erfolg im Hinblick auf somatische Behandlungsziele,<br />

Funktionskapazität <strong>und</strong> Schmerzen, psychische Beeinträchtigungen sowie<br />

der sozialmedizinische Bereich berücksichtigt. Einschränkend sind die niedrigen<br />

Fallzahlen bei der Arztbefragung zu berücksichtigen, die insbesondere die versorgungsformspezifischen<br />

Aussagen entsprechend unsicher erscheinen lassen. Die Ergebnisse<br />

werden deshalb vergleichsweise knapp dargestellt <strong>und</strong> sollen nur eine grobe<br />

Einsicht in die Bewertung rehabilitativer Maßnahmen aus Sicht der niedergelassenen<br />

Ärzte vermitteln.<br />

Die niedergelassenen Ärzte gaben im Rahmen der Einjahreskatamnese an, die Patienten<br />

im Durchschnitt etwa 12,5 mal im letzten Jahr gesehen zu haben. Es ist also<br />

davon auszugehen, dass ein hinreichend dichter Kontakt zwischen den Patienten<br />

<strong>und</strong> den Ärzten bestand, um die hier gestellten Fragen beantworten zu können. Signifikante<br />

versorgungsformspezifische Unterschiede in der Kontakthäufigkeit bestanden<br />

dabei nur zwischen der Versorgungsform amb- gegenüber den übrigen Versorgungsformen.<br />

Hier gaben die Ärzte an, ihre Patienten lediglich etwa 8 mal im vergangenen<br />

Jahr gesehen zu haben. Allerdings lassen sich hieraus keine Rückschlüsse<br />

auf das Inanspruchnahmeverhalten bezüglich Arztbesuchen insgesamt ziehen.<br />

Die Ärzte machten auch Angaben dazu, wie lange es gedauert hat, bis sie ihre Patienten<br />

nach Abschluss der <strong>Rehabilitation</strong> erstmalig gesehen haben. Im Durchschnitt<br />

lag dieser Zeitraum bei 32 Tagen, wobei die ambulant rehabilitativ behandelten Patienten<br />

(amb+ <strong>und</strong> amb-) mit 55 bzw. 46 Tagen signifikant höhere Latenzen aufwiesen.<br />

Auch hier kann aber nicht sicher davon ausgegangen werden, dass dies ein allgemeiner<br />

Trend im Sinne einer niedrigeren Nutzung ärztlicher Dienstleistungen bei<br />

ambulant rehabilitierten Patienten ist, da die Patienten auch andere als die hier be-


Kap. 9 Erfolgsbewertungen der <strong>Rehabilitation</strong> durch <strong>Rehabilitation</strong>smediziner <strong>und</strong> niedergelassene Ärzte - Seite 152<br />

fragten Ärzte aufgesucht haben können. Bei 40% der Patienten aller Versorgungsformen<br />

geben die Ärzte an, diese nach der <strong>Rehabilitation</strong> seltener zu sehen als zuvor,<br />

in 13% der Fälle häufiger. Unterschiede zwischen den Versorgungsformen lassen<br />

sich diesbezüglich nicht nachweisen.<br />

9.1 ZIELBEZOGENE ERFOLGSEINSCHÄTZUNGEN DER<br />

REHABILITATIONSMEDIZINER<br />

Den <strong>Rehabilitation</strong>smedizinern wurden für jeden Patienten zu Beginn der rehabilitativen<br />

Behandlung verschiedene Therapieziele vorgegeben, für die sie beurteilen sollten,<br />

ob diese während der Behandlung verfolgt werden sollten. Vor Abschluss der<br />

Maßnahme wurden die Ärzte noch einmal befragt, welche Ziele im Verlauf der <strong>Rehabilitation</strong><br />

verfolgt wurden <strong>und</strong> inwieweit diese erreicht, teilweise erreicht oder nicht<br />

erreicht werden konnten. Die Ziele lassen sich den Bereichen Soma, Lebensstiländerungen,<br />

Hilfestellung in unterschiedlichen Lebensbereichen (z.B. Partnerschaft, Freizeit),<br />

psychisches Erleben, Aktivitäten des täglichen Lebens, berufliche Leistungsfähigkeit<br />

sowie Information <strong>und</strong> Selbsthilfe zuordnen.<br />

Bei der Betrachtung der Zielsetzungen zu Beginn der <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme<br />

durch die <strong>Rehabilitation</strong>smediziner fällt zunächst auf, dass in der Einrichtung der<br />

Versorgungsform amb- mit durchschnittlich 20 Zielen pro Rehabilitand signifikant<br />

(F=180.1; p


Kap. 9 Erfolgsbewertungen der <strong>Rehabilitation</strong> durch <strong>Rehabilitation</strong>smediziner <strong>und</strong> niedergelassene Ärzte - Seite 153<br />

Beginn der Behandlung festgelegten Ziele wurde vorgenommen, um auszuschließen,<br />

dass später verstärkt nur die Ziele bewertet werden, die tatsächlich erreicht wurden.<br />

Zudem stimmen die Zielangaben zu Beginn <strong>und</strong> bei Abschluss der <strong>Rehabilitation</strong><br />

meist überein. Folgt man den Angaben der Ärzte, werden etwa 17% der Therapieziele<br />

im Verlauf der <strong>Rehabilitation</strong> festgelegt. Der mittlere Grad der Zielerreichung wird<br />

für die vier Versorgungsformen getrennt aufgeführt, wenn sich entsprechende signifikante<br />

Unterschiede ergeben haben.


Kap. 9 Erfolgsbewertungen der <strong>Rehabilitation</strong> durch <strong>Rehabilitation</strong>smediziner <strong>und</strong> niedergelassene Ärzte - Seite 154<br />

Tabelle 51 Therapiezielbezogene Erfolgseinschätzungen der <strong>Rehabilitation</strong>smediziner<br />

Lebensstiländerung<br />

Somatische Therapieziele<br />

Rauchen<br />

aufgeben<br />

Gewichtsabnahme <br />

regelmäßigeBewegung<br />

Sportliche<br />

Aktivitäten<br />

Stressmanagement<br />

Erhöhung<br />

Ausdauerleistung<br />

Verbess.<br />

Wirbelsäulenbewegl. <br />

Gelenkbeweglichkeit <br />

Muskelausdauer <br />

Muskelkraft <br />

Muskellockerung <br />

Muskelkoordination <br />

Stabilisierung<br />

Korrektur<br />

einer Fehlhaltung <br />

BeseitigungBlokkierungen<br />

<br />

χ²-Test: Ziel-erreichung*<br />

65 22 13<br />

23 23 54<br />

27 72<br />

34 59<br />

48 47<br />

29 70<br />

40 54<br />

9 31 60<br />

38 60<br />

39 59<br />

36 62<br />

48 49<br />

38 60<br />

8 42 50<br />

78 18<br />

Angebotsform<br />

χ²=14.3<br />

p=.027<br />

ϕ=.315<br />

χ²=65.7<br />

p


Kap. 9 Erfolgsbewertungen der <strong>Rehabilitation</strong> durch <strong>Rehabilitation</strong>smediziner <strong>und</strong> niedergelassene Ärzte - Seite 155<br />

Reduktion<br />

Gelenkschwellung <br />

Schmerzreduktion<br />

medikam.<br />

Einstellung<br />

verbess.<br />

Hilfestellung bei<br />

Problemen im<br />

Bereich Freizeit<br />

Psychische Therapieziele<br />

ADL<br />

Berufl. Leistungsfähigkeit<br />

innere Ruhe+Ausgeglichenheit <br />

Stimmungssteigerung <br />

Antriebssteigerung<br />

Ängste<br />

abbauen<br />

Selbstwertgefühl<br />

steigern<br />

Bewältigungsstrategien<br />

An- <strong>und</strong><br />

Auskleiden<br />

Treppen<br />

steigen<br />

selbständigeHaushaltsführ.<br />

23 75<br />

8 32 60<br />

21 17 62<br />

30 68<br />

43 51<br />

11 45 44<br />

15 48 37<br />

10 48 42<br />

39 54<br />

37 60<br />

15 85<br />

17 81<br />

37 62<br />

Mobilität 21 77<br />

Erhaltung 12 84<br />

Steigerung 8 40 52<br />

Wiedereingliederung<br />

Entlastung<br />

am Arbeitsplatz<br />

22 33 45<br />

12 33 55<br />

χ²=17.8<br />

p=.012<br />

ϕ=.471<br />

χ²=12.7<br />

p=.048<br />

ϕ=.116<br />

χ²=20.0<br />

p=.003<br />

ϕ=.474<br />

n.s.<br />

χ²=21.8<br />

p=.001<br />

ϕ=.378<br />

n.s.<br />

n.s.<br />

n.s.<br />

n.s.<br />

χ²=55.9<br />

p


Kap. 9 Erfolgsbewertungen der <strong>Rehabilitation</strong> durch <strong>Rehabilitation</strong>smediziner <strong>und</strong> niedergelassene Ärzte - Seite 156<br />

Betrachtet man die von den behandelnden Ärzten genannten Ziele versorgungsformspezifisch,<br />

zeigen sich Unterschiede, die auch als Hinweis auf konzeptionelle<br />

Schwerpunkte gewertet werden können. So legen die Ärzte der Angebotsform ambdeutlich<br />

mehr Wert auf trainingstherapeutische Ziele wie regelmäßige Bewegung,<br />

Erhöhung der Ausdauerleistung, Verbesserung der Muskelausdauer, -lockerung <strong>und</strong><br />

-koordination sowie Förderung sportlicher Aktivitäten als die Ärzte der anderen<br />

Versorgungsformen. Gleichzeitig werden andere Bereiche wie z.B. Ziele im<br />

psychischen Bereich gegenüber anderen Versorgungsformen nicht vernachlässigt.<br />

Ein Überblick über den Grad der Zielerreichung in Abhängigkeit von den Therapiezielen<br />

zeigt zunächst, dass <strong>Rehabilitation</strong>sziele wie Erhöhung der Ausdauerleistung,<br />

Reduktion von Gelenkschwellungen, Verbesserung der Mobilität sowie von Alltagsfertigkeiten<br />

wie z.B. Treppensteigen in etwa drei Viertel der Fälle erreicht werden.<br />

Angestrebte Verhaltensumstellungen wie z.B. Verzicht auf Nikotinkonsum gelingen<br />

dagegen lediglich bei etwa einem Drittel der Patienten. Bei etwa der Hälfte der Patienten<br />

gelingt es, Zielsetzungen im Bereich von psychischen Folgen der Erkrankung<br />

zu erreichen.<br />

Deutliche Unterschiede zwischen den Versorgungsformen zeigen sich in den Beurteilungen<br />

der <strong>Rehabilitation</strong>smediziner. Vermutlich verbergen sich dahinter jedoch<br />

auch generelle Antwort- bzw. Beurteilertendenzen. Diese wirken sich insbesondere<br />

in den beiden ambulanten Versorgungsformen aus, da hier nur wenige Personen<br />

entsprechende Einschätzungen vorgenommen haben. Die folgende Tabelle 52 zeigt<br />

die mittlere Verteilung der Erfolgseinschätzungen für verschiedene Zielbereiche sowie<br />

über alle Zielbereiche hinweg. Die jeweiligen Prozentangaben wurden entsprechend<br />

der Häufigkeit der Nennung relativiert. Die Zielerreichungsquoten schwanken<br />

zwischen 32 <strong>und</strong> 75%. Über alle Versorgungsformen <strong>und</strong> Zielbereiche hinweg kommen<br />

die Ärzte in etwa zwei Drittel der Fälle zur Einschätzung, dass das <strong>Rehabilitation</strong>sziel<br />

erreicht wurde.<br />

Die Ärzte in der Versorgungsform amb- geben über alle Zielbereiche hinweg deutlich<br />

seltener als Ärzte in den übrigen Versorgungsformen an, dass Therapieziele erreicht<br />

wurden, stattdessen wird häufiger angegeben, dass Ziele teilweise erreicht wurden.<br />

Die vergleichsweise günstigsten Einschätzungen zeigen sich bei Ärzten der Versorgungsform<br />

stat.


Kap. 9 Erfolgsbewertungen der <strong>Rehabilitation</strong> durch <strong>Rehabilitation</strong>smediziner <strong>und</strong> niedergelassene Ärzte - Seite 157<br />

Tabelle 52 Zielbereichsspezifische Erfolgsbeurteilungen der <strong>Rehabilitation</strong>smediziner<br />

Anzahl genannter<br />

Zielerreichungen<br />

Lebensstil<br />

% Ziel nicht erreicht<br />

% Ziel teilweise<br />

erreicht<br />

% Ziel erreicht<br />

stat 673 7 21 72<br />

amb in 306 13 29 58<br />

amb+ 168 5 40 55<br />

amb- 281 13 37 50<br />

Somatische Therapieziele<br />

Anzahl genannter<br />

Zielerreichungen<br />

% Ziel nicht erreicht<br />

% Ziel teilweise<br />

erreicht<br />

% Ziel erreicht<br />

stat 2744 3 29 68<br />

amb in 1508 4 27 69<br />

amb+ 691 1 31 68<br />

amb- 1407 7 67 32<br />

Psychologische Therapieziele<br />

Anzahl genannter<br />

Zielerreichungen<br />

% Ziel nicht erreicht<br />

% Ziel teilweise<br />

erreicht<br />

% Ziel erreicht<br />

stat 405 4 25 71<br />

amb in 177 5 42 54<br />

amb+ 140 3 49 47<br />

amb- 269 11 52 37<br />

ADL<br />

Anzahl genannter<br />

Zielerreichungen<br />

% Ziel nicht erreicht<br />

% Ziel teilweise<br />

erreicht<br />

% Ziel erreicht<br />

stat 472 3 22 75<br />

amb in 340 5 21 73<br />

amb+ 61 2 42 56<br />

amb- 193 6 43 52<br />

Berufliche Therapieziele<br />

Anzahl genannter<br />

Zielerreichungen<br />

% Ziel nicht erreicht<br />

% Ziel teilweise<br />

erreicht<br />

% Ziel erreicht<br />

stat 572 9 23 68<br />

amb in 266 13 25 62<br />

amb+ 107 4 18 78<br />

amb- 104 9 18 73<br />

Therapieziele insgesamt (alle Bereiche)<br />

Anzahl genannter<br />

Zielerreichungen<br />

% Ziel nicht erreicht<br />

% Ziel teilweise<br />

erreicht<br />

% Ziel erreicht<br />

stat 4866 5 26 69<br />

amb in 2597 6 27 67<br />

amb+ 1167 2 34 64<br />

amb- 2254 8 57 38<br />

Betrachtet man die entsprechenden Verteilungen zielbereichsspezifisch, lassen sich<br />

diese Aussagen weiter differenzieren. Besonders zurückhaltend fallen die Zielerreichungsquoten<br />

bei den Ärzten der Versorgungsform amb- im Bereich der somatischen<br />

Therapieziele <strong>und</strong> der psychischen Therapieziele aus. Vergleichsweise günstig<br />

fallen die Einschätzungen des Therapieerfolges von den Ärzten der Versorgungsform<br />

amb- dagegen im beruflich-sozialmedizinischen Bereich aus.


Kap. 9 Erfolgsbewertungen der <strong>Rehabilitation</strong> durch <strong>Rehabilitation</strong>smediziner <strong>und</strong> niedergelassene Ärzte - Seite 158<br />

Ärzte in der Versorgungsform stationär beurteilen dagegen den Erfolg der Behandlung<br />

besonders positiv im Hinblick auf angestrebte Lebensstilveränderungen <strong>und</strong><br />

psychische Zielstellungen, während sie den Erfolg ihrer Bemühungen z.B. im Hinblick<br />

auf somatisch-funktionelle Ziele etwas zurückhaltender <strong>und</strong> vergleichbar mit<br />

den Ärzten der Versorgungsform amb+ <strong>und</strong> amb in bewerten.<br />

Die nachfolgenden Ergebniskapitel werden zeigen, inwieweit sich diese therapiezielbezogenen<br />

Erfolgsbewertungen der behandelnden Ärzte in den <strong>Rehabilitation</strong>seinrichtungen<br />

auch aus der Perspektive der niedergelassenen Ärzte <strong>und</strong> der Patienten<br />

bestätigen.<br />

Zunächst wurde hier geprüft, inwieweit die Auswahl der Therapieziele zwischen den<br />

<strong>Rehabilitation</strong>smedizinern <strong>und</strong> den Patienten übereinstimmen. Dabei zeigen sich über<br />

alle Zielbereiche hinweg deutliche Übereinstimmungen der Therapieziele (vgl.<br />

Abbildung 41).<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

F=4.96;<br />

p=.002<br />

Ü bereinstimmung T herapieziele bei Reha-M ediziner <strong>und</strong> Patient (t1)<br />

n.s. n.s. n.s.<br />

Lebensstil- Schmerzen Kraft,<br />

änderung<br />

Haltung,<br />

Ausdauer<br />

F=3.04;<br />

p=.028<br />

Informationpsychische Belastung<br />

F=3.81;<br />

p=.010<br />

F=3.50;<br />

p=.015<br />

F=4.55;<br />

p=.004<br />

ADL Beruf Lebensplanung<br />

F=7.15;<br />

p


Kap. 9 Erfolgsbewertungen der <strong>Rehabilitation</strong> durch <strong>Rehabilitation</strong>smediziner <strong>und</strong> niedergelassene Ärzte - Seite 159<br />

mung der Therapieziele zwischen Ärzten <strong>und</strong> Patienten versorgungsformspezifisch,<br />

zeigen sich zwar signifikante Unterschiede, die aber jeweils nur von geringem Ausmaß<br />

sind. Es gibt keine Versorgungsform, in der die Zielübereinstimmung über alle<br />

Bereiche hinweg gravierend höher oder niedriger ist als in den anderen Versorgungsformen.<br />

Neben der Übereinstimmung der Therapieziele wird auch geprüft, inwieweit <strong>Rehabilitation</strong>smediziner<br />

<strong>und</strong> Patienten bei identischen Zielwahlen zu übereinstimmenden<br />

Bewertungen des Behandlungsresultates kommen (vgl. Tabelle 53).<br />

Tabelle 53 Übereinstimmung der Angaben zur Therapiezielerreichung zwischen <strong>Rehabilitation</strong>smedizinern<br />

<strong>und</strong> Patienten bei Ende der <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme<br />

Lebensstiländerung<br />

Somatische<br />

Therapieziele<br />

Hilfestellung<br />

im Bereich…<br />

Psychische<br />

Therapieziele<br />

ADL<br />

Berufliche<br />

Leistungsfähigkeit<br />

Information <strong>und</strong><br />

Selbsthilfe<br />

n<br />

Rangkorrelation<br />

nach Spearman<br />

Signifikanz der<br />

Korrelation<br />

Rauchen aufgeben 22 .279 n.s.<br />

Gewichtsabnahme 278 .381 p


Kap. 9 Erfolgsbewertungen der <strong>Rehabilitation</strong> durch <strong>Rehabilitation</strong>smediziner <strong>und</strong> niedergelassene Ärzte - Seite 160<br />

9.2 ERFOLGSEINSCHÄTZUNGEN DER NIEDERGELASSENEN ÄRZTE<br />

9.2.1 Globale Erfolgseinschätzungen<br />

Die niedergelassenen Ärzte bewerten den Gesamterfolg der <strong>Rehabilitation</strong> insgesamt<br />

überwiegend positiv. Auffallend ist, dass die Bewertungen im Verlauf nach der<br />

Entlassung positiver werden. Während die Ärzte ein halbes Jahr nach der Entlassung<br />

die <strong>Rehabilitation</strong> bei etwas 50-60% der Patienten als „sehr gut“ oder „gut“ bewerten,<br />

steigt dieser Anteil ein Jahr nach der <strong>Rehabilitation</strong> auf 60-80% (vgl.<br />

Abbildung 42). Statistisch signifikante Unterschiede in der Globalbeurteilung des Erfolges<br />

der verschiedenen rehabilitativen Versorgungsformen lassen sich nicht nachweisen.<br />

Beurteilung des Erfolgs der Reha-Maßnahme durch<br />

den Hausarzt (t3)<br />

100%<br />

7<br />

16 16<br />

90%<br />

26<br />

sehr gut<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

38<br />

35<br />

9<br />

2<br />

47<br />

30<br />

stat (n=149) amb in<br />

(n=70)<br />

7<br />

33<br />

26<br />

15<br />

amb+<br />

(n=27)<br />

50<br />

36<br />

7<br />

amb- (n=42)<br />

gut<br />

mittelmäßig<br />

schlecht<br />

sehr schlecht<br />

χ ²-Te st:<br />

n.s.<br />

Beurteilung des Erfolgs der Reha-Maßnahme durch<br />

den Hausarzt (t4)<br />

100%<br />

7<br />

12<br />

16<br />

20<br />

sehr gut<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

0%<br />

47<br />

25<br />

10<br />

48 60 71<br />

25<br />

stat (n=153) amb in<br />

(n=61)<br />

8<br />

24 15<br />

4<br />

amb+<br />

(n=25)<br />

5<br />

amb- (n=41)<br />

gut<br />

mittelmäßig<br />

schlecht<br />

sehr schlecht<br />

Abbildung 42 Globale Erfolgseinschätzung der <strong>Rehabilitation</strong> durch niedergelassene Ärzte<br />

zu den Messzeitpunkten t3 <strong>und</strong> t4 (nicht-parallelisierter Datensatz)<br />

Abbildung 43 zeigt, dass die niedergelassenen Ärzte sowohl ein halbes als auch ein<br />

Jahr danach bei knapp zwei Drittel der Versicherten eine Verbesserung des Allgemeinen<br />

Ges<strong>und</strong>heitszustandes durch die <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme erleben. Auch<br />

die Ärzte erleben nur vereinzelt Patienten, bei denen sich der Ges<strong>und</strong>heitszustand<br />

infolge der <strong>Rehabilitation</strong> verschlechtert hat. Unterschiede der Veränderung des Ges<strong>und</strong>heitszustandes<br />

in Abhängigkeit von der rehabilitativen Versorgungsform lassen<br />

sich nicht nachweisen.<br />

χ ²-Te st:<br />

n.s.


Kap. 9 Erfolgsbewertungen der <strong>Rehabilitation</strong> durch <strong>Rehabilitation</strong>smediziner <strong>und</strong> niedergelassene Ärzte - Seite 161<br />

stat (n=167)<br />

amb in (n=74)<br />

amb+ (n=28)<br />

amb- (n=50)<br />

stat (n=158)<br />

amb in (n=63)<br />

amb+ (n=25)<br />

amb- (n=41)<br />

Veränderung Allgemeiner Ges<strong>und</strong>heitszustand (t3)<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

3<br />

4<br />

30<br />

36<br />

35<br />

39<br />

70<br />

62<br />

64<br />

57<br />

verschlechtert gleichgeblieben verbessert<br />

Veränderung Allgemeiner Ges<strong>und</strong>heitszustand (t4)<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

1<br />

3<br />

4<br />

20<br />

42<br />

37<br />

32<br />

80<br />

57<br />

60<br />

64<br />

verschlechtert gleichgeblieben verbessert<br />

χ²-Test:<br />

n.s.<br />

χ²-Test:<br />

Abbildung 43 Arzt-Einschätzung der Veränderung des Allgemeinen Ges<strong>und</strong>heitszustandes<br />

durch die <strong>Rehabilitation</strong> zu den Messzeitpunkten t3 <strong>und</strong> t4 (nichtparallelisierter<br />

Datensatz)<br />

9.2.2 Veränderungen im somatischen Bereich<br />

Werden spezifischere <strong>orthopädische</strong> <strong>Rehabilitation</strong>sziele wie Verbesserung von<br />

Kraft, Beweglichkeit, Haltung <strong>und</strong> Ausdauer betrachtet, sind die Ärzte in ihren Erfolgsbewertungen<br />

der rehabilitativen Maßnahmen zurückhaltender. Sowohl ein halbes<br />

Jahr als auch ein Jahr nach Beendigung der <strong>Rehabilitation</strong> werden hier bei etwa<br />

der Hälfte der Patienten Verbesserungen festgestellt (vgl. Abbildung 44).<br />

n.s.


Kap. 9 Erfolgsbewertungen der <strong>Rehabilitation</strong> durch <strong>Rehabilitation</strong>smediziner <strong>und</strong> niedergelassene Ärzte - Seite 162<br />

Kraft (n=302)<br />

Beweglichkeit (n=309)<br />

Haltung (n=307)<br />

Ausdauer (n=299)<br />

Kraft (n=275)<br />

Beweglichkeit (n=283)<br />

Haltung (n=280)<br />

Ausdauer (n=269)<br />

Veränderung Soma/Überblick (t3)<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

4<br />

4<br />

3<br />

4<br />

37<br />

44<br />

51<br />

51<br />

verschlechtert gleichgeblieben verbessert<br />

59<br />

52<br />

46<br />

45<br />

Veränderung Soma/Überblick (t4)<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

6<br />

7<br />

8<br />

6<br />

37<br />

47<br />

46<br />

55<br />

verschlechtert gleichgeblieben verbessert<br />

56<br />

47<br />

46<br />

39<br />

χ²-Test: n.s.<br />

χ²-Test: *<br />

χ²-Test: n.s.<br />

χ²-Test: n.s.<br />

χ²-Test: n.s.<br />

χ²-Test: n.s.<br />

χ²-Test: n.s.<br />

χ²-Test: n.s.<br />

Abbildung 44 Arzt-Einschätzung der somatischen Veränderungen durch die <strong>Rehabilitation</strong><br />

zu den Messzeitpunkten t3 <strong>und</strong> t4<br />

stat (n=160)<br />

amb in (n=72)<br />

amb+ (n=29)<br />

amb- (n=48)<br />

3<br />

6<br />

Veränderung Soma: Beweglichkeit (t3)<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

4<br />

2<br />

23<br />

24<br />

33<br />

45<br />

72<br />

75<br />

64<br />

49<br />

verschlechtert gleichgeblieben verbessert<br />

χ²-Test:<br />

χ²=15.3<br />

p=.018<br />

ϕ=.223<br />

Abbildung 45 Arzt-Einschätzung der Veränderungen der Beweglichkeit durch die <strong>Rehabilitation</strong><br />

zum Messzeitpunkt t3


Kap. 9 Erfolgsbewertungen der <strong>Rehabilitation</strong> durch <strong>Rehabilitation</strong>smediziner <strong>und</strong> niedergelassene Ärzte - Seite 163<br />

Eine Verbesserung der Ausdauerleistung hält nach Einschätzung der Ärzte nach einem<br />

Jahr lediglich noch bei 40% der Patienten an. Unterschiede zwischen den rehabilitativen<br />

Versorgungsformen hinsichtlich der Erfolgsbewertungen der Ärzte lassen<br />

sich nicht erkennen mit Ausnahme der Einschätzung der Beweglichkeit ein halbes<br />

Jahr nach Abschluss der <strong>Rehabilitation</strong> (vgl. Abbildung 45). Hier geben die Ärzte<br />

häufiger Verbesserungen bei Patienten an, die ambulant (amb in, amb+, amb-) rehabilitativ<br />

behandelt wurden. Ein Jahr nach Abschluss der <strong>Rehabilitation</strong> sind diese<br />

versorgungsformspezifischen Unterschiede aber nicht mehr nachweisbar.<br />

stat (n=163)<br />

amb in (n=72)<br />

amb+ (n=29)<br />

amb- (n=54)<br />

stat (n=155)<br />

amb in (n=63)<br />

amb+ (n=26)<br />

amb- (n=43)<br />

5<br />

3<br />

4<br />

7<br />

22<br />

29<br />

29<br />

24<br />

Veränderung Schmerzen (t3)<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

2<br />

5<br />

9<br />

verschlechtert gleichgeblieben verbessert<br />

16<br />

38<br />

36<br />

74<br />

66<br />

68<br />

69<br />

Veränderung Schmerzen (t4)<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

36<br />

verschlechtert gleichgeblieben verbessert<br />

82<br />

55<br />

59<br />

62<br />

χ²-Test:<br />

n.s.<br />

χ²-Test:<br />

χ²=13.3<br />

p=.039<br />

ϕ=.215<br />

Abbildung 46 Arzt-Einschätzung der Veränderung der Schmerzen durch die <strong>Rehabilitation</strong><br />

zu den Messzeitpunkten t3 <strong>und</strong> t4 (nicht-parallelisierter Datensatz)<br />

Bei etwa zwei Drittel der Patienten erleben die Ärzte ein halbes Jahr nach Abschluss<br />

der <strong>Rehabilitation</strong> Verbesserungen der Schmerzsymptomatik. Die Quote von Patienten,<br />

bei denen diese Verbesserungen auch ein Jahr nach Ende der <strong>Rehabilitation</strong><br />

noch anhalten, sinkt allerdings aus der Sicht der Ärzte auf 55-60% (vgl. Abbildung<br />

46). Ausnahme sind Patienten, die in der Versorgungsform amb- behandelt wurden,<br />

hier steigt der Anteil der Patienten mit Verbesserungen noch deutlich auf über 80%.


Kap. 9 Erfolgsbewertungen der <strong>Rehabilitation</strong> durch <strong>Rehabilitation</strong>smediziner <strong>und</strong> niedergelassene Ärzte - Seite 164<br />

9.2.3 Veränderungen im psychosozialen <strong>und</strong> sozialmedizinischen Bereich<br />

Veränderungen der psychischen Befindlichkeit infolge der <strong>Rehabilitation</strong> erleben die<br />

Ärzte bei etwa der Hälfte der Patienten, dies gilt für alle Versorgungsformen gleichermaßen<br />

sowohl ein halbes als auch ein Jahr nach der <strong>Rehabilitation</strong>.<br />

stat (n=161)<br />

amb in (n=69)<br />

amb+ (n=29)<br />

amb- (n=44)<br />

stat (n=155)<br />

amb in (n=60)<br />

amb+ (n=24)<br />

amb- (n=35)<br />

Veränderung psychische Befindlichkeit (t3)<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

3<br />

9<br />

8<br />

7<br />

52<br />

43<br />

43<br />

46<br />

48<br />

46<br />

48<br />

50<br />

verschlechtert gleichgeblieben verbessert<br />

Veränderung psychische Befindlichkeit (t4)<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

14<br />

17<br />

46<br />

43<br />

44<br />

46<br />

54<br />

54<br />

42<br />

37<br />

verschlechtert gleichgeblieben verbessert<br />

χ²-Test:<br />

n.s.<br />

χ²-Test:<br />

Abbildung 47 Arzt-Einschätzung der Veränderung der psychischen Befindlichkeit durch die<br />

<strong>Rehabilitation</strong> zu den Messzeitpunkten t3 <strong>und</strong> t4 (nicht-parallelisierter Datensatz)<br />

Die Arbeitsfähigkeit hat sich nach Einschätzung der niedergelassenen Ärzte bei etwa<br />

40-60% der Patienten verbessert. Die etwas günstigeren sozialmedizinischen Beurteilungen<br />

bei Patienten, die ambulant rehabilitativ behandelt wurden, lassen sich statistisch<br />

nicht absichern (Abbildung 48).<br />

n.s.


Kap. 9 Erfolgsbewertungen der <strong>Rehabilitation</strong> durch <strong>Rehabilitation</strong>smediziner <strong>und</strong> niedergelassene Ärzte - Seite 165<br />

stat (n=158)<br />

amb in (n=67)<br />

amb+ (n=29)<br />

amb- (n=42)<br />

stat (n=139)<br />

amb in (n=61)<br />

amb+ (n=25)<br />

amb- (n=33)<br />

6<br />

4<br />

3<br />

5<br />

Veränderung Arbeitsfähigkeit (t3)<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

5<br />

3<br />

9<br />

8<br />

39<br />

38<br />

40<br />

44<br />

57<br />

59<br />

55<br />

50<br />

verschlechtert gleichgeblieben verbessert<br />

Veränderung Arbeitsfähigkeit (t4)<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

36<br />

44<br />

40<br />

51<br />

61<br />

51<br />

52<br />

40<br />

verschlechtert gleichgeblieben verbessert<br />

χ²-Test:<br />

n.s.<br />

χ²-Test:<br />

Abbildung 48 Arzt-Einschätzung der Veränderung der Arbeitsfähigkeit durch die <strong>Rehabilitation</strong><br />

zu den Messzeitpunkten t3 <strong>und</strong> t4 (nicht-parallelisierter Datensatz)<br />

9.3 ZUSAMMENFASSENDE BEWERTUNG<br />

Die Ärzte in den <strong>Rehabilitation</strong>seinrichtungen <strong>und</strong> die niedergelassenen Ärzte kommen<br />

jeweils bei etwa zwei Drittel der Patienten zu der Einschätzung, dass die <strong>Rehabilitation</strong><br />

erfolgreich verlaufen ist.<br />

Die behandelnden <strong>Rehabilitation</strong>smediziner wurden zu Beginn <strong>und</strong> bei Ende der <strong>Rehabilitation</strong><br />

zu jedem Patienten gefragt, welche Therapieziele verfolgt wurden <strong>und</strong><br />

inwieweit diese Zielsetzungen im Verlauf der Maßnahme erreicht, teilweise erreicht<br />

oder nicht erreicht werden konnten. Die Auswahl der Therapieziele durch die <strong>Rehabilitation</strong>smediziner<br />

bestätigt noch einmal unterschiedliche konzeptionelle Schwerpunkte<br />

in den Versorgungsformen. Insbesondere Ärzte der Angebotsform amb- legen<br />

deutlich mehr Wert auf trainingstherapeutische Ziele als die Ärzte der anderen Versorgungsformen,<br />

ohne dass Zielsetzungen aus anderen Bereichen demgegenüber<br />

vernachlässigt werden.<br />

n.s.


Kap. 9 Erfolgsbewertungen der <strong>Rehabilitation</strong> durch <strong>Rehabilitation</strong>smediziner <strong>und</strong> niedergelassene Ärzte - Seite 166<br />

In den Beurteilungen der Frage, in welchem Ausmaß die Therapieziele während der<br />

<strong>Rehabilitation</strong> erreicht werden konnten, zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen<br />

den vier Versorgungsformen. Ärzte der Angebotsform amb- sind in ihren Zielerreichungseinschätzungen<br />

deutlich zurückhaltender als die Ärzte in den übrigen Versorgungsformen.<br />

Besonders zurückhaltend fallen die Zielerreichungsquoten bei den<br />

Ärzten der Versorgungsform amb- im Bereich der somatischen Therapieziele <strong>und</strong> der<br />

psychischen Therapieziele aus. Vergleichsweise günstig fallen die Einschätzungen<br />

des Therapieerfolges dagegen im beruflich-sozialmedizinischen Bereich aus. Deutlich<br />

positiver bewerten die Ärzte im <strong>stationäre</strong>n Versorgungssetting die Erfolge ihrer<br />

Patienten. Besonders positiv beurteilen die Ärzte in der Versorgungsform stat den<br />

Erfolg der Behandlung im Hinblick auf angestrebte Lebensstilveränderungen <strong>und</strong><br />

psychische Zielstellungen, während sie den Erfolg ihrer Bemühungen z.B. im Hinblick<br />

auf somatisch-funktionelle Ziele etwas zurückhaltender <strong>und</strong> vergleichbar mit<br />

den Ärzten der Versorgungsformen amb+ <strong>und</strong> amb in bewerten.<br />

Aus Sicht der niedergelassenen Ärzte bestätigen sich diese positiveren Einschätzungen<br />

der <strong>stationäre</strong>n <strong>Rehabilitation</strong> bzw. die besonders zurückhaltenden Bewertungen<br />

der Ärzte in der Versorgungsform amb- nicht. Insgesamt bewerten auch die<br />

niedergelassenen Ärzte die <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme bei etwa 50-80% ihrer<br />

Patienten als erfolgreich. Die globalen Erfolgseinschätzungen fallen ein Jahr nach<br />

Abschluss der <strong>Rehabilitation</strong> noch günstiger aus als ein halbes Jahr nach der Entlassung.<br />

Werden die Ärzte nach spezifischen Veränderungen in somatischen<br />

Zielkriterien wie Kraft, Beweglichkeit, Haltung <strong>und</strong> Ausdauer befragt, bewerten die<br />

Ärzte etwa die Hälfte ihrer Patienten als gebessert. Hinsichtlich der<br />

Schmerzsymptomatik geben die Ärzte bei etwa 60-80% der Patienten<br />

Verbesserungen an. Letzteres gilt auch für die Arzturteile über Veränderungen der<br />

psychischen Befindlichkeit <strong>und</strong> der Arbeitsfähigkeit, die sich aus dieser Perspektive<br />

bei etwa 40-60% der Patienten positiv verändern. In keinem der erfragten<br />

Veränderungsbereiche sind aus Sicht der niedergelassenen Ärzte bedeutsame<br />

Erfolgsunterschiede zwischen den hier untersuchten rehabilitativen Versorgungsformen<br />

zu erkennen.<br />

Die Angaben der niedergelassenen Ärzte zur Häufigkeit <strong>und</strong> zum Zeitpunkt der Kontakte<br />

zu den Patienten deuten darauf hin, dass sie prinzipiell in der Lage sein könnten,<br />

die hier erfragten Zielgrößen beurteilen zu können. Einschränkend bei der Bewertung<br />

der Einschätzungen der niedergelassenen Ärzte ist zu berücksichtigen, dass<br />

aufgr<strong>und</strong> der geringen Teilnahmebereitschaft nur vergleichsweise geringe Fallzahlen<br />

erreicht werden können, die Repräsentativität der Aussagen ist hier entsprechend<br />

eingeschränkt.


Kap. 10 Ergebnisqualität <strong>und</strong> Wirksamkeitsvergleich <strong>stationäre</strong>r <strong>und</strong> ambulanter <strong>Rehabilitation</strong>sformen - Seite 167<br />

10 ERGEBNISQUALITÄT UND WIRKSAMKEITSVERGLEICH<br />

STATIONÄRER UND AMBULANTER<br />

REHABILITATIONSFORMEN<br />

In diesem Kapitel werden die Veränderungen, die die Einrichtungen bei ihren Patienten<br />

erreichen, vergleichend für die vier untersuchten Versorgungsformen gegenübergestellt.<br />

Dabei werden unterschiedlichste Ergebnisbereiche berücksichtigt, beispielsweise<br />

werden Veränderungen der Beweglichkeit, der Funktionsfähigkeit, im<br />

Schmerzerleben, von Risikofaktoren, des Krankheitserlebens, von psychischen Beeinträchtigungen,<br />

der Lebenszufriedenheit u.a.m. getestet. Für einzelne Veränderungsaspekte,<br />

insbesondere somatischer Art, sind erkrankungsspezifische Auswertungen<br />

erforderlich. Solche erkrankungsspezifischen Auswertungen werden im Folgenden<br />

für die größten Erkrankungsgruppen vorgenommen. Dies sind die „Dorsopathien“<br />

(ICD-9: 721-724), die mit einem Anteil von 67% den größten Anteil aller Patienten<br />

ausmachen sowie die Diagnosegruppe „Arthrosen“ (Hüfte <strong>und</strong> Knie, ICD-9:<br />

715), die 13% der Gesamtstichprobe ausmacht.<br />

Die Veränderungen des somatischen Status wurden am Anfang <strong>und</strong> Ende der <strong>Rehabilitation</strong><br />

durch die behandelnden Ärzte in den <strong>Rehabilitation</strong>seinrichtungen eingeschätzt,<br />

während ein großer Teil der Patientenangaben zu erlebten Veränderungen<br />

auch ein halbes <strong>und</strong> ein Jahr nach Beendigung des Klinikaufenthaltes erhoben wurden.<br />

Die Möglichkeit, z.B. die Funktionsmessungen durch die Ärzte auch über die<br />

Entlassung hinaus von den behandelnden niedergelassenen Ärzten weiterführen zu<br />

lassen, wurde aus Gründen des zu hohen Zeitaufwandes für die Ärzte verworfen.<br />

Bereits jetzt liegen nur für knapp ein Drittel (t3) bzw. ein Viertel (t4) der Patienten<br />

Arzteinschätzungen vor, zusätzliche Anfragen nach Funktionsmessungen hätten die<br />

ohnehin niedrige Antwortquote sicherlich noch einmal gesenkt.<br />

Wie bereits erwähnt, werden die Berechnungen zunächst für die jeweiligen Gesamtgruppen<br />

in den vier untersuchten Versorgungsformen durchgeführt. Es wurde jeweils<br />

kontrolliert, ob sich vergleichbare Resultate ergeben, wenn die Berechnungen mithilfe<br />

der parallelisierten <strong>und</strong> gematchten Stichproben durchgeführt werden, wenn also<br />

die Vergleichbarkeit der Stichproben kontrolliert wurde. Kommen die Berechnungen<br />

mit den verschiedenen Stichproben nicht zu identischen Ergebnissen, werden jeweils<br />

die Resultate des strengsten Vergleiches dargestellt.


Kap. 10 Ergebnisqualität <strong>und</strong> Wirksamkeitsvergleich <strong>stationäre</strong>r <strong>und</strong> ambulanter <strong>Rehabilitation</strong>sformen - Seite 168<br />

10.1 VERÄNDERUNGEN IM SOMATISCHEN BEREICH<br />

10.1.1 Beweglichkeit <strong>und</strong> Funktionsfähigkeit<br />

Im Verlauf der <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme zeigen sich den Funktionsmessungen der<br />

behandelnden Ärzte zufolge in allen untersuchten Versorgungsformen positive Veränderungen<br />

von kleiner bis zum Teil großer Effektstärke.<br />

Exemplarisch werden einige Ergebnisse der Funktionsmessungen bei Patienten mit<br />

Dorsopathien dargestellt. Signifikante Interaktionseffekte in den Varianzanalysen<br />

(Zeit*Rehaform) deuten darauf hin, dass Patienten in bestimmten Versorgungsformen<br />

in deutlicherem Ausmaß von den Maßnahmen profitieren als Patienten in anderen<br />

Versorgungsformen. Ergänzend zu den Ergebnissen der Funktionsmessungen<br />

werden auch die Angaben der Ärzte zum Bewegungsschmerz der Patienten während<br />

der Messung dargestellt.<br />

in cm Th12/C7<br />

Schober 2 - Dorsopathien - Paralellisiert - 4 Angebotsformen<br />

16,00<br />

14,00<br />

12,00<br />

10,00<br />

8,00<br />

6,00<br />

4,00<br />

2,00<br />

0,00<br />

stat amb in amb + amb -<br />

N=142 N=59 N=31 N=34<br />

t1 t2 ES<br />

<br />

<br />

1,2<br />

Starker Effekt<br />

0,8<br />

Mittlerer Effekt<br />

0,4<br />

Kleiner Effekt<br />

0<br />

kein Bewegungsschmerz sehr stark<br />

5,00<br />

4,00<br />

3,00<br />

2,00<br />

1,00<br />

Bewegungsschmerz Schober Th12/C7<br />

Dorsopathien<br />

Paralellisiert<br />

stat amb in amb + amb -<br />

N=143 N=59 N=5 N=30<br />

t1 t2 ES<br />

<br />

<br />

<br />

1,6<br />

1,2<br />

0,8<br />

0,4<br />

0<br />

Starker Effekt<br />

Mittlerer Effekt<br />

Kleiner Effekt<br />

Abbildung 49 Schober-Messwerte zu Beginn <strong>und</strong> Ende der <strong>Rehabilitation</strong> bei Patienten mit<br />

Dorsopathien (parallelisierter Datensatz)


in cm<br />

Kap. 10 Ergebnisqualität <strong>und</strong> Wirksamkeitsvergleich <strong>stationäre</strong>r <strong>und</strong> ambulanter <strong>Rehabilitation</strong>sformen - Seite 169<br />

30,00<br />

25,00<br />

20,00<br />

15,00<br />

10,00<br />

5,00<br />

0,00<br />

Dorosopathien<br />

Parallelisiert<br />

stat amb in amb + amb -<br />

N=139 N=48 N=33 N=32<br />

t1 t2 ES<br />

<br />

<br />

1,2<br />

Starker Effekt<br />

0,8<br />

Mittlerer Effekt<br />

0,4<br />

Kleiner Effekt<br />

0<br />

kein Bewegungsschmerz sehr stark<br />

5,00<br />

4,00<br />

3,00<br />

2,00<br />

1,00<br />

Bewegungsschmerz FBA<br />

Dorsopathien<br />

Parallelisiert<br />

stat amb in amb + amb -<br />

N=143 N=59 N=5 N=30<br />

t1 t2 ES<br />

<br />

<br />

1,6<br />

1,2<br />

0,8<br />

0,4<br />

0<br />

Starker Effekt<br />

Mittlerer Effekt<br />

Kleiner Effekt<br />

Abbildung 50 Finger-Boden-Abstand zu Beginn <strong>und</strong> Ende der <strong>Rehabilitation</strong> bei Patienten<br />

mit Dorsopathien (parallelisierter Datensatz)<br />

Demnach ergeben sich hinsichtlich der Beweglichkeit der LWS nach den Angaben<br />

der Ärzte in den ambulanten <strong>Rehabilitation</strong>seinrichtungen (insbesondere amb+ <strong>und</strong><br />

amb-) positive Veränderungen in etwas deutlicherem Ausmaß im Vergleich zu den<br />

Angaben der Ärzte in den <strong>Rehabilitation</strong>skliniken. Abbildung 49 <strong>und</strong> Abbildung 50<br />

zeigen die Bef<strong>und</strong>e zum Zeitpunkt der Aufnahme <strong>und</strong> der Entlassung für das Schober-Zeichen<br />

<strong>und</strong> den Finger-Boden-Abstand. Auch hinsichtlich der LWS-<br />

Funktionsmessungen zur Rotation im Sitzen verbessern sich ambulant rehabilitierte<br />

Patienten etwas deutlicher als Patienten in den <strong>Rehabilitation</strong>skliniken, während sich<br />

hinsichtlich der LWS-Seitneigung in allen Versorgungsformen gleichermaßen geringfügige<br />

Verbesserungen zeigen.<br />

Ein ähnliches Bild zeigt sich auch bei der Funktionsprüfung der Brustwirbelsäule, die<br />

hier mittels aktiver Bewegungsprüfung durch das Ott’sche Zeichen abgebildet wird<br />

(Abbildung 51). Bei freier Beweglichkeit wird in der Regel beim ges<strong>und</strong>en Patienten<br />

eine Verbesserung von 4 cm erwartet. Bei den BWS-Funktionsmessungen zeigen<br />

sich beim Ott’schen Zeichen in allen Versorgungsformen gleichermaßen kleine bis<br />

mittlere Verbesserungen der Beweglichkeit.


Kap. 10 Ergebnisqualität <strong>und</strong> Wirksamkeitsvergleich <strong>stationäre</strong>r <strong>und</strong> ambulanter <strong>Rehabilitation</strong>sformen - Seite 170<br />

in cm > 30<br />

4,00<br />

3,50<br />

3,00<br />

2,50<br />

2,00<br />

1,50<br />

1,00<br />

0,50<br />

0,00<br />

D orosopathien<br />

P arallelisiert<br />

bei freier Bew eglichkeit 34 cm<br />

stat am b in am b + am b -<br />

N=94 N=27 N=19 N=33<br />

t1 t2 ES<br />

<br />

<br />

1,2<br />

S tarker E ffek t<br />

0,8<br />

M ittle re r E ffe k t<br />

0,4<br />

K le in e r E ffe k t<br />

Abbildung 51 Ott-Zeichen bei Patienten mit Dorsopathien zu Beginn <strong>und</strong> Ende der <strong>Rehabilitation</strong><br />

(parallelisierter Datensatz)<br />

Dorsopathien - Parallelisiert<br />

Rotation li HWS in °<br />

120,00<br />

100,00<br />

80,00<br />

60,00<br />

40,00<br />

20,00<br />

0,00<br />

Norm 90°<br />

stat amb in amb + amb -<br />

N=129 N=40 N=23 N=33<br />

t1 t2 ES<br />

<br />

<br />

<br />

1,2<br />

Starker Effekt<br />

0,8<br />

Mittlerer Effekt<br />

0,4<br />

Kleiner Effekt<br />

0<br />

kein Bewegungsschmerz sehr stark<br />

5,00<br />

4,00<br />

3,00<br />

2,00<br />

1,00<br />

stat amb in amb + amb -<br />

N=125 N=42 N=13 N=34<br />

t1 t2 ES<br />

<br />

<br />

<br />

0<br />

1,6<br />

1,2<br />

0,8<br />

0,4<br />

0<br />

Starker Effekt<br />

Mittlerer Effekt<br />

Kleiner Effekt<br />

Abbildung 52 Messwerte der HWS-Rotation links nach Neutral-0-Methode (Normwert 90°)<br />

bei Patienten mit Dorsopathien zu Beginn <strong>und</strong> bei Ende der <strong>Rehabilitation</strong><br />

(parallelisierter Datensatz)


Kap. 10 Ergebnisqualität <strong>und</strong> Wirksamkeitsvergleich <strong>stationäre</strong>r <strong>und</strong> ambulanter <strong>Rehabilitation</strong>sformen - Seite 171<br />

Dorsopathien - Parallelisiert<br />

Seitneigung li HW S in °<br />

40,00<br />

30,00<br />

20,00<br />

10,00<br />

0,00<br />

Norm 30°<br />

stat amb in amb + amb -<br />

N=129 N=41 N=14 N=34<br />

t1 t2 ES<br />

<br />

<br />

<br />

1,2<br />

0,8<br />

0,4<br />

0<br />

Starker Ef fekt<br />

Mittlerer Effekt<br />

Kleiner Effekt<br />

kein Bewegungsschmerz sehr stark<br />

5,00<br />

4,00<br />

3,00<br />

2,00<br />

1,00<br />

stat amb in amb + amb -<br />

N=133 N=42 N=9 N=32<br />

t1 t2 ES<br />

Kleiner Effekt<br />

0<br />

<br />

<br />

1,6<br />

1,2<br />

0,8<br />

0,4<br />

Starker Effekt<br />

Mittlerer Effekt<br />

Abbildung 53 Messwerte der HWS Seitneigung links nach Neutral-0-Methode (Normwert<br />

90°) bei Patienten mit Dorsopathien zu Beginn <strong>und</strong> bei Ende der <strong>Rehabilitation</strong><br />

(parallelisierter Datensatz)<br />

Bei der aktiven Bewegungsprüfung der Halswirbelsäule zeigen sowohl die Rotationsmessung<br />

als auch die Messung der Seitneigung bei Patienten in den ambulanten<br />

Versorgungsformen (insbesondere amb+) deutlichere Funktionsverbesserungen als<br />

bei Patienten in den <strong>Rehabilitation</strong>skliniken. In Abbildung 52 <strong>und</strong> Abbildung 53 werden<br />

exemplarisch diese Ergebnisse dargestellt.<br />

Vergleichbare Auswertungen wurden auch für die Untergruppe der Patienten mit<br />

Arthrosen (Hüfte <strong>und</strong> Knie) durchgeführt, die 13% der Gesamtstichprobe ausmachen.<br />

Für die vergleichende Ergebnisdarstellung der Funktionsmessungen (z.B. Innen-<br />

<strong>und</strong> Außenrotation, Adduktion <strong>und</strong> Flexion der Hüfte) wäre allerdings eine Trennung<br />

zwischen Hüft- <strong>und</strong> Kniegelenksarthrosen erforderlich. Die Fallzahlen pro Versorgungsform<br />

verringern sich bei diesen Auswertungen so deutlich, dass die Aussagekraft<br />

<strong>und</strong> Repräsentativität der Ergebnisse fraglich ist.<br />

Ausreichende Fallzahlen liegen aber bei den Patientenangaben zur Funktionskapazität,<br />

erhoben mittels des Funktionsfragebogens Hannover (FFbH), vor. Hier zeigt der<br />

Vergleich der Versorgungsformen sowohl für die Gesamtgruppe (linker Teil der<br />

Abbildung 54) aller Patienten als auch die Gruppe der Patienten mit Dorsopathien<br />

(rechter Teil der Abbildung 54) nur geringfügige Verbesserungen im Verlauf der <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme.<br />

Patienten in den ambulanten <strong>Rehabilitation</strong>seinrichtungen<br />

ohne Anbindung an eine <strong>Rehabilitation</strong>sklinik profitieren eigenen Angaben zufolge<br />

geringfügig besser von dem rehabilitativen Angebot, die Unterschiede zu den anderen<br />

Versorgungsformen sind aber sehr gering.


Kap. 10 Ergebnisqualität <strong>und</strong> Wirksamkeitsvergleich <strong>stationäre</strong>r <strong>und</strong> ambulanter <strong>Rehabilitation</strong>sformen - Seite 172<br />

Alle Patienten<br />

FFbH<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

stat amb in amb + amb -<br />

N=590 N=272 N=125 N=141<br />

t1 t2 ES<br />

<br />

<br />

1,2<br />

Starker Ef fekt<br />

0,8<br />

0<br />

Mittlerer Effekt<br />

0,4<br />

Kleiner Effekt<br />

Dorsopathien<br />

FFbH<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

stat amb in amb + amb -<br />

N=398 N=177 N=84 N=111<br />

t1 t2 ES<br />

1,2<br />

Starker Effekt<br />

0,8<br />

0,4<br />

Kleiner Effekt<br />

0<br />

Mittlerer Effekt<br />

<br />

<br />

Abbildung 54 Patientenangaben zur Funktionskapazität (FFbH) zu Beginn <strong>und</strong> Ende der<br />

<strong>Rehabilitation</strong> (nicht-parallelisierter Datensatz)<br />

0=stark eingeschränkt; 100=nicht<br />

eingeschränkt<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

FFbH (Patient), nicht-parallel.<br />

stat (N=283)<br />

t1 t2 t3 t4<br />

amb in (N=124)<br />

amb+ (N=61)<br />

amb- (N=61)<br />

Effektstärken<br />

<br />

1,2<br />

stark<br />

0,8<br />

mittel<br />

0,4<br />

schwach<br />

0<br />

schwach<br />

-0,4<br />

mittel<br />

-0,8<br />

stark<br />

-1,2<br />

t1 - t2 t1 - t3 t1 - t4<br />

Abbildung 55 Patientenangaben zur Funktionskapazität (FFbH) zu Beginn <strong>und</strong> Ende sowie<br />

ein halbes <strong>und</strong> ein Jahr nach Beendigung der <strong>Rehabilitation</strong> (nichtparallelisierter<br />

Datensatz)<br />

Betrachtet man den Verlauf der Funktionsbeeinträchtigungen über alle vier Messzeitpunkte<br />

für die Gesamtgruppe der Patienten, zeigt sich bei Patienten in allen Versorgungsformen<br />

eine signifikante Besserung, die bis zu einem halben Jahr nach Entlassung<br />

noch zunimmt <strong>und</strong> dann etwa auf diesem Niveau verbleibt (Abbildung 55).<br />

Allerdings ist auch hier das Ausmaß der erreichten Verbesserungen eher klein.<br />

stat<br />

amb in<br />

amb+<br />

amb


Kap. 10 Ergebnisqualität <strong>und</strong> Wirksamkeitsvergleich <strong>stationäre</strong>r <strong>und</strong> ambulanter <strong>Rehabilitation</strong>sformen - Seite 173<br />

10.1.2 Veränderungen von Schmerzen<br />

Wichtiges Ziel der rehabilitativen Behandlung bei <strong>orthopädische</strong>n Erkrankungen ist<br />

auch eine stabile Reduktion von Schmerzen. Zu allen vier Messzeitpunkten wurde<br />

deshalb die Häufigkeit <strong>und</strong> die Intensität von Schmerzen in den vergangenen vier<br />

Wochen erfragt.<br />

Die Ergebnisse zeigen, dass es im Zuge der rehabilitativen Maßnahmen gelingt, sowohl<br />

die Häufigkeit (Abbildung 56) als auch die Intensität der Schmerzen (Abbildung<br />

57) statistisch signifikant in zumindest kleinem bis mittleren Umfang zu reduzieren.<br />

Dabei werden die deutlichsten Veränderungen im Verlauf der <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme<br />

erreicht, nach der Entlassung bleiben die Schmerzen stabil etwa auf dem Niveau,<br />

das bei Ende der rehabilitativen Behandlung vorgef<strong>und</strong>en wurde. Statistisch<br />

bedeutsame Unterschiede zwischen den rehabilitativen Versorgungsformen lassen<br />

sich nicht erkennen, eine Schmerzreduktion gelingt in allen rehabilitativen Versorgungsformen<br />

in etwa gleichem Umfang.<br />

1=keine Schmerzen; 6=sehr stark<br />

Häufigk e it Schm e rze rle be n, nicht-paralle l.<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

t1 t2 t3 t4<br />

stat (N=287)<br />

amb in (N=125)<br />

amb+ (N=59)<br />

amb- (N=58)<br />

1,2<br />

starker<br />

Effekt<br />

0,8<br />

mittlerer<br />

Effekt<br />

0,4<br />

schwacher<br />

Effekt<br />

0<br />

Effe ktstä rken<br />

t1 - t2 t1 - t3 t1 - t4<br />

<br />

Abbildung 56 Patientenangaben zur Häufigkeit des Schmerzerlebens im letzten Monat zu<br />

allen vier Messzeitpunkten (parallelisierter Datensatz)<br />

stat<br />

amb in<br />

amb+<br />

amb


1=keine Schmerzen; 6=sehr stark<br />

Kap. 10 Ergebnisqualität <strong>und</strong> Wirksamkeitsvergleich <strong>stationäre</strong>r <strong>und</strong> ambulanter <strong>Rehabilitation</strong>sformen - Seite 174<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

Stärke Schmerzerleben, nicht-parallel.<br />

t1 t2 t3 t4<br />

stat (N=287)<br />

amb in (N=125)<br />

amb+ (N=59)<br />

amb- (N=58)<br />

1,2<br />

starker<br />

Effekt<br />

0,8<br />

mittlerer<br />

Effekt<br />

0,4<br />

schw acher<br />

Effekt<br />

0<br />

Effektstärken<br />

t1 - t2 t1 - t3 t1 - t4<br />

=HLW ) S 5HKDIRUP Q V =HLW 5HKDIRUP Q V<br />

Abbildung 57 Patientenangaben zur Stärke des Schmerzerlebens im letzten Monat zu allen<br />

vier Messzeitpunkten (nicht-parallelisierter Datensatz)<br />

10.1.3 Veränderungen von Risikofaktoren<br />

Übergewicht spielt als Risikofaktor bei nahezu allen muskuloskelettalen Erkrankungen<br />

eine zentrale Rolle. Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> ist eine stabile Reduktion des Übergewichtes<br />

im Rahmen der <strong>Rehabilitation</strong> ein wichtiges Behandlungsziel. Eine Gewichtsreduktion<br />

ist natürlich insbesondere bei den Patienten zu wünschen, die bei<br />

Behandlungsbeginn ein deutliches Übergewicht aufweisen. Für die folgenden Auswertungen<br />

wurde deshalb gesondert die Gruppe von Patienten betrachtet, die ein<br />

behandlungsbedürftiges Übergewicht haben. Als behandlungsbedürftig gilt ein Übergewicht<br />

ab einem Body-Mass-Index von 30 (BMI>30). Aus Gründen der Vergleichbarkeit<br />

mit den o.g. Ergebnissen werden hier neben der Gesamtgruppe aller Patienten<br />

(linker Teil der Abbildung 58) speziell auch die Patienten mit Dorsopathien (rechter<br />

Teil der Abbildung 58) betrachtet.<br />

Die Grafiken zeigen die Entwicklung des Übergewichtes vom Zeitpunkt der Aufnahme<br />

zum Zeitpunkt der Entlassung <strong>und</strong> ein Jahr danach. In allen Versorgungsformen<br />

gelingt bei übergewichtigen Patienten eine Gewichtsreduktion, alleine in der Versorgungsform<br />

amb+ zeigt sich kurzfristig bei den Patienten eine deutliche Gewichtszunahme.<br />

Langfristig (bis ein Jahr nach der Entlassung aus der <strong>Rehabilitation</strong>) sind die<br />

deutlichsten Erfolge in der Versorgungsform amb- zu beobachten.<br />

stat<br />

amb in<br />

amb+<br />

amb


Kap. 10 Ergebnisqualität <strong>und</strong> Wirksamkeitsvergleich <strong>stationäre</strong>r <strong>und</strong> ambulanter <strong>Rehabilitation</strong>sformen - Seite 175<br />

BMI<br />

40,00<br />

35,00<br />

30,00<br />

25,00<br />

Alle Patienten<br />

BMI >= 30<br />

Alle Angebotsformen<br />

stat amb in amb + amb -<br />

N=71 N=20 N=8 N=9<br />

t1 t2 t4 ES ES 1- 4<br />

<br />

<br />

*<br />

1,2<br />

Starker Effekt<br />

0,8<br />

Mittlerer Effekt<br />

0,4<br />

Kleiner Effekt<br />

0<br />

BMI<br />

40,00<br />

Alle Patienten<br />

35,00<br />

30,00<br />

25,00<br />

BMI >= 30 + Dorsopathien<br />

Alle Angebotsformen<br />

stat amb in amb + amb -<br />

N=51 N=11 N=6 N=6<br />

t1 t2 t4 ES ES 1- 4<br />

<br />

<br />

*<br />

1,2<br />

Starker Effekt<br />

0,8<br />

Mittlerer Effekt<br />

0,4<br />

Kleiner Effekt<br />

Abbildung 58 Body-Mass-Index zu Beginn <strong>und</strong> Ende sowie ein Jahr nach Beendigung der<br />

<strong>Rehabilitation</strong> (nicht-parallelisierter Datensatz) (zu beachten: * Effektstärke<br />

bildet hier eine Gewichtszunahme ab!)<br />

Als weiterer Risikofaktor wird der Nikotinkonsum dargestellt (Abbildung 59). Der Anteil<br />

der Raucher reduziert sich in allen Versorgungsformen nur geringfügig (linker Teil<br />

der Abbildung 59).<br />

Raucher in %<br />

40,00<br />

35,00<br />

30,00<br />

25,00<br />

20,00<br />

15,00<br />

*<br />

stat amb in amb + amb -<br />

N=311 N=132 N=66 N=68<br />

t1 t2 t4 ES ES 1- 4<br />

1,2<br />

0,8<br />

0,4<br />

<br />

<br />

Starker Effekt<br />

Mittlerer Effekt<br />

Kleiner Effekt<br />

0<br />

Anzahl Zigaretten<br />

20,00<br />

15,00<br />

10,00<br />

stat amb in amb + amb -<br />

N=80 N=30 N=18 N=11<br />

t1 t2 t4 ES ES 1- 4<br />

<br />

<br />

<br />

* *<br />

* *<br />

*<br />

1,2<br />

0,8<br />

0,4<br />

0<br />

0<br />

Starker Effekt<br />

Mittlerer Effekt<br />

Kleiner Effekt<br />

Abbildung 59 Anteil der Raucher <strong>und</strong> Anzahl gerauchter Zigaretten zu Beginn, bei Ende<br />

<strong>und</strong> ein Jahr nach der <strong>Rehabilitation</strong> (zu beachten: * Effektstärke bildet hier<br />

eine Zunahme der Raucher bzw. der gerauchten Zigaretten ab)


Kap. 10 Ergebnisqualität <strong>und</strong> Wirksamkeitsvergleich <strong>stationäre</strong>r <strong>und</strong> ambulanter <strong>Rehabilitation</strong>sformen - Seite 176<br />

Bei den Rauchern kommt es während <strong>und</strong> nach der <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme in<br />

keiner Versorgungsform zu einer statistisch bedeutsamen Reduktion der Zahl der<br />

gerauchten Zigaretten. Bei Patienten, die in <strong>Rehabilitation</strong>skliniken behandelt wurden,<br />

kommt es nach der Entlassung im Mittel sogar zu einer leichten Erhöhung der<br />

Zahl der konsumierten Zigaretten (rechter Teil der Abbildung 59).<br />

10.1.4 Veränderungen des allgemeinen Ges<strong>und</strong>heitszustandes<br />

Zu allen vier Messzeitpunkten haben Ärzte den allgemeinen Ges<strong>und</strong>heitszustand<br />

ihrer Patienten eingeschätzt. Zu Beginn <strong>und</strong> bei Ende der <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme<br />

wurde diese Einschätzung von den behandelnden Ärzten in der <strong>Rehabilitation</strong>seinrichtung<br />

vorgenommen, nach der Entlassung von den behandelnden niedergelassenen<br />

Ärzten (Abbildung 60).<br />

Insbesondere bei den stationär behandelten Patienten kommt es den Einschätzungen<br />

der Ärzte zufolge zu einer nachhaltigen Besserung des allgemeinen Ges<strong>und</strong>heitszustandes,<br />

die auch bis ein Jahr nach der <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme anhält.<br />

1=schlecht; 5=ausgezeichnet<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

stat N=46<br />

amb in N=31<br />

amb + N=15<br />

amb - N=17<br />

t1 t2 t3 t4<br />

parallelisierter Datensatz<br />

<br />

<br />

1,2<br />

stark<br />

0,8<br />

mittel<br />

0,4<br />

schwach<br />

0<br />

schwach<br />

-0,4<br />

mittel<br />

-0,8<br />

stark<br />

-1,2<br />

stat N=46<br />

t1-t2 t1-t3 t1-t4<br />

parallelisierter Datensatz<br />

amb in N=31<br />

amb + N=15<br />

amb - N=17<br />

<br />

<br />

<br />

Abbildung 60 Einschätzung des allgemeinen Ges<strong>und</strong>heitszustandes durch den <strong>Rehabilitation</strong>sarzt<br />

(t1/t2) sowie durch den niedergelassenen Hausarzt (t3/t4)<br />

Die Patienten selbst sind in ihren Einschätzungen zurückhaltender, sie erleben Verbesserungen<br />

ihres allgemeinen Ges<strong>und</strong>heitszustandes insbesondere unmittelbar<br />

infolge der <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme, wobei diese Effekte nicht anhalten <strong>und</strong> ein<br />

Jahr nach Ende der Maßnahme in allen rehabilitativen Versorgungsformen nur noch<br />

schwach ausgeprägt sind (vgl. Abbildung 61).


1=sehr schlecht; 5=ausgezeichne<br />

Kap. 10 Ergebnisqualität <strong>und</strong> Wirksamkeitsvergleich <strong>stationäre</strong>r <strong>und</strong> ambulanter <strong>Rehabilitation</strong>sformen - Seite 177<br />

Allgemeiner Ges<strong>und</strong>heitszustand (Patient),<br />

paralle l.<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

t1 t2 t3 t4<br />

stat (N=195)<br />

amb in (N=101)<br />

amb+ (N=53)<br />

amb- (N=28)<br />

Effektstärken<br />

=HLW ) S 5HKDIRUP Q V =HLW 5HKDIRUP Q V<br />

1,2<br />

starker<br />

Effekt<br />

0,8<br />

mittlerer<br />

Effekt<br />

0,4<br />

schwacher<br />

Effekt<br />

0<br />

t1 - t2 t1 - t3 t1 - t4<br />

Abbildung 61 Veränderungen des allgemeinen Ges<strong>und</strong>heitszustandes (Patientenangaben<br />

zu allen Messzeitpunkten; parallelisierter Datensatz)<br />

10.2 VERÄNDERUNGEN IM ERLEBEN KRANKHEITSBEDINGTER<br />

BELASTUNGEN UND IM ZURECHTKOMMEN MIT DER ERKRANKUNG<br />

Sowohl die Ärzte in den <strong>Rehabilitation</strong>seinrichtungen <strong>und</strong> die niedergelassenen Ärzte<br />

als auch die Patienten wurden zu allen Befragungszeitpunkten zum Ausmaß erkrankungsbedingter<br />

Belastungen <strong>und</strong> Einschränkungen sowie zum Zurechtkommen mit<br />

der Erkrankung befragt.<br />

Zunächst wurden die Patienten zu allen vier Erhebungszeitpunkten gefragt, wie stark<br />

sie sich durch die Krankheit belastet fühlen. Bei Patienten in allen Versorgungsformen<br />

reduziert sich das Erleben von Krankheitsbelastungen signifikant, allerdings ist<br />

die Stärke des Effektes gering (vgl. Abbildung 62). Unterschiede zwischen den Versorgungsformen<br />

etwa in dem Sinne, dass Patienten einzelner Versorgungsformen<br />

eine signifikant deutlichere Reduktion von Krankheitsbelastungen erleben, lassen<br />

sich nicht feststellen. Aus der Sicht der Ärzte zeigen sich in praktisch allen Bereichen<br />

(z.B. Arbeit, selbständige Lebensführung, körperliches Befinden) signifikante Verbesserungen<br />

im Sinne des Rückganges von Einschränkungen. Deutliche Verbesserungen<br />

sind aus Sicht der Ärzte insbesondere im Verlauf der <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme<br />

zu verzeichnen, auch aus Sicht der niedergelassenen Ärzte halten diese Verbesserungen<br />

aber auch im Verlauf nach der Entlassung an. Die Ärzte beurteilen den<br />

Rückgang von Einschränkungen bei den Patienten in der <strong>stationäre</strong>n Versorgung<br />

geringfügig zurückhaltender als bei den übrigen rehabilitativen Versorgungsformen.<br />

stat<br />

amb in<br />

amb+<br />

amb


Kap. 10 Ergebnisqualität <strong>und</strong> Wirksamkeitsvergleich <strong>stationäre</strong>r <strong>und</strong> ambulanter <strong>Rehabilitation</strong>sformen - Seite 178<br />

0=gar nicht; 3=sehr stark<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

stat N=221<br />

amb in N=111<br />

amb + N=62<br />

amb - N=34<br />

t1 t2 t3 t4<br />

parallelisierter Datensatz<br />

Starker<br />

Effekt<br />

Mittlerer<br />

Effekt<br />

Kleiner<br />

Effekt<br />

=HLW ) S 5HKDIRUP ) S =HLW 5HKDIRUP Q V<br />

1,2<br />

0,8<br />

0,4<br />

0<br />

stat N=221<br />

amb in N=111<br />

amb + N=62<br />

amb - N=34<br />

t1-t2 t1-t3 t1-t4<br />

parallelisierter Datensatz<br />

Abbildung 62 Angaben der Patienten zum Erleben von Krankheitsbelastungen zu allen vier<br />

Messzeitpunkten (parallelisierter Datensatz)<br />

1=nicht eingeschränkt; 5=sehr stark<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

stat N=59<br />

amb in N=32<br />

amb + N=16<br />

amb - N=13<br />

t1 t2 t3 t4<br />

Starker<br />

Kleiner<br />

=HLW ) S 5HKDIRUP Q V =HLW 5HKDIRUP ) S<br />

Effekt<br />

Effekt<br />

1,2<br />

0,8<br />

Mittlerer<br />

Effekt<br />

0,4<br />

0<br />

t1-t2 t1-t3 t1-t4<br />

stat N=59<br />

amb in N=32<br />

amb + N=16<br />

amb - N=13<br />

Abbildung 63 Angaben der Ärzte zu Einschränkungen des Patienten im Bereich Arbeit<br />

über alle vier Messzeitpunkte<br />

Exemplarisch sind in Abbildung 63 Grafik die Veränderungen von erkrankungsbedingten<br />

Einschränkungen im Bereich der Arbeit dargestellt. Hier zeigt sich, dass v.a.<br />

die <strong>Rehabilitation</strong>särzte der Versorgungsform amb+ besonders deutliche Verbesserungen<br />

sehen, die aus der Perspektive der niedergelassene Ärzten im Verlauf nach<br />

der Entlassung nicht mehr in dem Ausmaß wahrgenommen werden.


Kap. 10 Ergebnisqualität <strong>und</strong> Wirksamkeitsvergleich <strong>stationäre</strong>r <strong>und</strong> ambulanter <strong>Rehabilitation</strong>sformen - Seite 179<br />

Deutlich zurückhaltender als die Ärzte beurteilen Patienten selbst die Veränderungen<br />

von krankheitsbedingten Einschränkungen infolge der <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme. Die<br />

Verbesserungen sind auch hier noch signifikant, jedoch ist die Stärke des Effektes<br />

durchweg deutlich geringer (vgl. Abbildung 64).<br />

1=gar nicht; 5=sehr stark<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

Einschränkung in Lebensbereichen, parallel.<br />

stat (N=210)<br />

amb in (N=108)<br />

amb+ (N=59)<br />

amb- (N=32)<br />

t1 t2 t3 t4<br />

Effektstärken<br />

=HLW ) S 5HKDIRUP Q V =HLW 5HKDIRUP Q V<br />

1,2<br />

starker<br />

Effekt<br />

0,8<br />

mittlerer<br />

Effekt<br />

0,4<br />

schwacher<br />

Effekt<br />

0<br />

t1 - t2 t1 - t3 t1 - t4<br />

Abbildung 64 Patientenangaben zu Einschränkungen durch die Erkrankung in verschiedenen<br />

Lebensbereichen über alle vier Messzeitpunkte (parallelisierter Datensatz)<br />

Am ehesten erleben Patienten die bei der Arbeit erlebten Einschränkungen als dauerhaft<br />

verbessert (vgl. Abbildung 65).<br />

Auch bei Berücksichtigung der Patientenaussagen zu krankheitsbedingten Einschränkungen<br />

ergeben sich keine Hinweise auf bedeutsame Unterschiede zwischen<br />

den Versorgungsformen, indem Patienten der einen oder anderen Versorgungsform<br />

deutlicher von der rehabilitativen Maßnahme profitieren.<br />

stat<br />

amb in<br />

amb+<br />

amb-


1=nicht eingeschränkt; 5=sehr stark<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

Kap. 10 Ergebnisqualität <strong>und</strong> Wirksamkeitsvergleich <strong>stationäre</strong>r <strong>und</strong> ambulanter <strong>Rehabilitation</strong>sformen - Seite 180<br />

stat N=272<br />

amb in N=113<br />

amb + N=56<br />

amb - N=54<br />

t1 t2 t3 t4<br />

Starker<br />

Effekt<br />

Mittlerer<br />

Effekt<br />

Kleiner<br />

Effekt<br />

=HLW ) S 5HKDIRUP Q V =HLW 5HKDIRUP Q V<br />

1,2<br />

0,8<br />

0,4<br />

0<br />

stat N=272<br />

amb in N=113<br />

amb + N=56<br />

amb - N=54<br />

t1-t2 t1-t3 t1-t4<br />

<br />

Abbildung 65 Patientenangaben zu Einschränkungen im Bereich Arbeit über alle Messzeitpunkte<br />

(nicht-parallelisierter Datensatz)<br />

1=sehr schlecht; 5=sehr gut<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

Zurechtkom m en m it Krankheit, nichtparallel.<br />

t1 t2 t3 t4<br />

stat (N=287)<br />

amb in (N=127)<br />

amb+ (N=60)<br />

amb- (N=60)<br />

Effektstärken<br />

=HLW ) S 5HKDIRUP Q V =HLW 5HKDIRUP Q V<br />

1,2<br />

starker<br />

Effekt<br />

0,8<br />

mittlerer<br />

Effekt<br />

0,4<br />

schwacher<br />

Effekt<br />

0<br />

t1 - t2 t1 - t3 t1 - t4<br />

Abbildung 66 Patientenangaben zum Zurechtkommen mit der Erkrankung über alle vier<br />

Messzeitpunkte (nicht-parallelisierter Datensatz)<br />

stat<br />

amb in<br />

amb+<br />

amb


Kap. 10 Ergebnisqualität <strong>und</strong> Wirksamkeitsvergleich <strong>stationäre</strong>r <strong>und</strong> ambulanter <strong>Rehabilitation</strong>sformen - Seite 181<br />

Schließlich ergeben sich Hinweise darauf, dass Patienten infolge der Maßnahme etwas<br />

besser mit ihrer Erkrankung zurechtkommen. Auch hier ergeben sich jedoch<br />

keine Anhaltspunkte für besondere Vor- oder Nachteile einzelner rehabilitativer Versorgungsformen<br />

(vgl. Abbildung 66).<br />

Das Selbstbild der Patienten verändert sich in allen Versorgungsformen etwa vergleichbar.<br />

Kurzfristig führt die <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme zu einer positiven Veränderung,<br />

Patienten erleben sich etwas seltener kränkelnd <strong>und</strong> haben vermehrt das Gefühl,<br />

„langsam Fortschritte“ zu machen. Im Verlauf nach der Entlassung verschlechtern<br />

sich diese Selbsteinschätzungen tendenziell aber wieder etwas, wenn auch die<br />

Anteile der Patienten, die das Gefühl haben, „wieder der Alte“ zu sein, insgesamt<br />

steigen. Das Selbstwertgefühl verändert sich bei Patienten in allen Angebotsformen<br />

nicht bedeutsam.<br />

10.3 VERÄNDERUNGEN VON PSYCHISCHEN BEEINTRÄCHTIGUNGEN<br />

Zur Erfassung psychischer Beeinträchtigungen wurden den Patienten zu allen vier<br />

Messzeitpunkten die Skalen des SCL-90-R (vgl. Franke, 1995) vorgelegt, die Depressivität,<br />

Somatisierung, Ängstlichkeit <strong>und</strong> Aggressivität erfassen.<br />

Die Ergebnisse zeigen zunächst übereinstimmend für Patienten in allen Versorgungsformen<br />

zu allen Messzeitpunkten eine geringe Ausprägung psychischer Beschwerden.<br />

Da die oben dargestellten Angaben der Patienten zu den krankheitsbedingten<br />

Einschränkungen durchaus Belastungen vermuten lassen, wird davon ausgegangen,<br />

dass das Messinstrument nicht optimal in der Lage ist, entsprechende<br />

psychische Beeinträchtigungen bei Vorliegen chronischer körperlicher Erkrankungen<br />

abzubilden. Aufgr<strong>und</strong> dieses geringen Beschwerdeniveaus konnten alleine aus<br />

messtechnischen Gründen (Deckeneffekte) keine substantiellen Veränderungen erwartet<br />

werden.<br />

Das Niveau psychischer Beeinträchtigungen liegt zum Ende der <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme<br />

geringfügig unter dem bei Beginn der <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme <strong>und</strong> steigt<br />

nach der Entlassung etwa wieder auf das Ausgangsniveau an. Insgesamt ist das<br />

Ausmaß der Veränderungen jedoch sehr gering. Die nachfolgende Abbildung 67<br />

zeigt den Verlauf der psychischen Beeinträchtigung exemplarisch für die Skala „Depressivität“<br />

des SCL-90-R.


0=keine; 4=sehr s<br />

Kap. 10 Ergebnisqualität <strong>und</strong> Wirksamkeitsvergleich <strong>stationäre</strong>r <strong>und</strong> ambulanter <strong>Rehabilitation</strong>sformen - Seite 182<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

exem plarisch: Depressivitä t, nicht-paralle l.<br />

t1 t2 t3 t4<br />

stat (N=288)<br />

am b in (N=122)<br />

am b+ (N=60)<br />

am b- (N=58)<br />

Effe ktstä rke n<br />

<br />

1,2<br />

stark<br />

0,8<br />

mittel<br />

0,4<br />

schwach<br />

0<br />

schwach<br />

-0,4<br />

mittel<br />

-0,8<br />

stark<br />

-1,2<br />

t1 - t2 t1 - t3 t1 - t4<br />

Abbildung 67 Psychische Beeinträchtigungen am Beispiel Depressivität (SCL-90-R) zu<br />

allen vier Messzeitpunkten (nicht-parallelisierter Datensatz)<br />

In jedem Fall zeigen sich bei Patienten in allen untersuchten rehabilitativen Versorgungsformen<br />

vergleichbare Verläufe. Auch hinsichtlich der Veränderung psychischer<br />

Beeinträchtigungen ergeben sich also insgesamt keine Hinweise auf Vorteile einzelner<br />

Versorgungsformen.<br />

0=sehr schlecht; 3=sehr gut<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

Positives Wohlbefinden, parallel.<br />

t1 t2 t3<br />

stat (N=257)<br />

amb in (N=142)<br />

amb+ (N=85)<br />

amb- (N=44)<br />

Effektstä rken<br />

=HLW ) S 5HKDIRUP Q V =HLW 5HKDIRUP Q V<br />

1,2<br />

starker<br />

Effekt<br />

0,8<br />

mittlerer<br />

Effekt<br />

0,4<br />

schwacher<br />

Effekt<br />

0<br />

t1 - t2 t1 - t3<br />

Abbildung 68 Veränderung positiven Befindens der Patienten (parallelisierter Datensatz)<br />

Zu Beginn <strong>und</strong> bei Ende der <strong>Rehabilitation</strong> sowie ein halbes Jahr nach Abschluss der<br />

<strong>Rehabilitation</strong> wurden die Patienten zu ihrem Wohlbefinden <strong>und</strong> Erleben von Einsamkeit<br />

befragt. Das Befinden verbessert sich bei Patienten in allen Versorgungsformen<br />

vor allem im Verlauf der <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme, nimmt aber nach der Ent-<br />

stat<br />

amb in<br />

amb+<br />

amb-<br />

stat<br />

amb in<br />

amb+<br />

amb


Kap. 10 Ergebnisqualität <strong>und</strong> Wirksamkeitsvergleich <strong>stationäre</strong>r <strong>und</strong> ambulanter <strong>Rehabilitation</strong>sformen - Seite 183<br />

lassung wieder ab (vgl. Abbildung 68). Vorteile zugunsten der einen oder anderen<br />

Versorgungsform lassen sich nicht erkennen.<br />

Das Erleben von Einsamkeit verändert sich bei Patienten in allen Versorgungsformen<br />

kaum. Patienten in den <strong>Rehabilitation</strong>skliniken berichten – betrachtet man alle Messzeitpunkte<br />

– vermutlich aufgr<strong>und</strong> der Trennung von vertrauten Kontakten im Umfeld<br />

zu Hause geringfügig stärkere Einsamkeitsgefühle als Patienten in den ambulanten<br />

Versorgungsformen (vgl. Abbildung 69).<br />

0=ü berhaupt nicht; 3=sehr stark<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

Einsamkeit, parallel.<br />

stat (N=268)<br />

amb in (N=134)<br />

amb+ (N=85)<br />

amb- (N=45)<br />

t1 t2 t3<br />

Effektstärken<br />

<br />

1,2<br />

stark<br />

0,8<br />

mittel<br />

0,4<br />

schw ach<br />

0<br />

schw ach<br />

-0,4<br />

mittel<br />

-0,8<br />

stark<br />

-1,2<br />

t1 - t2 t1 - t3<br />

Abbildung 69 Veränderung des Einsamkeitsempfindens von Patienten (parallelisierter Datensatz)<br />

10.4 VERÄNDERUNGEN VON LEBENSQUALITÄT UND<br />

LEBENSZUFRIEDENHEIT<br />

Zu allen Messzeitpunkten wurde erfasst, inwieweit sich Hinweise auf Veränderungen<br />

der ges<strong>und</strong>heitsbezogenen Lebensqualität <strong>und</strong> der allgemeinen Lebenszufriedenheit<br />

infolge der <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme ergeben. Die ges<strong>und</strong>heitsbezogene körperliche<br />

Lebensqualität (vgl. Abbildung 70) steigt infolge der <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme<br />

geringfügig an, erreicht aber zu keinem Zeitpunkt den Normwert ges<strong>und</strong>er Personen,<br />

der bei 50 liegt (vgl. Bullinger & Kirchberger, 1998).<br />

stat<br />

amb in<br />

amb+<br />

amb


0=niedrige LQ; 100=hohe LQ<br />

Kap. 10 Ergebnisqualität <strong>und</strong> Wirksamkeitsvergleich <strong>stationäre</strong>r <strong>und</strong> ambulanter <strong>Rehabilitation</strong>sformen - Seite 184<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

SF-12 körperliche Summenskala<br />

stat (N=159)<br />

amb in (N=70)<br />

amb+ (N=30)<br />

amb- (N=42)<br />

t1 t2 t3 t4<br />

Effektstärken<br />

=HLW ) S 5HKDIRUP Q V =HLW 5HKDIRUP Q V<br />

1,2<br />

starker<br />

Effekt<br />

0,8<br />

mittlerer<br />

Effekt<br />

0,4<br />

schwacher<br />

Effekt<br />

0<br />

t1 - t2 t1 - t3 t1 - t4<br />

Abbildung 70 Patientenangaben zur ges<strong>und</strong>heitsbezogenen Lebensqualität (SF-12;<br />

körperliche Summenskala) über alle Messzeitpunkte<br />

0=niedrige LQ; 100=hohe LQ<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

SF-12 psychische Summenskala<br />

stat (N=159)<br />

amb in (N=70)<br />

amb+ (N=30)<br />

amb- (N=42)<br />

t1 t2 t3 t4<br />

Effektstärken<br />

=HLW Q V 5HKDIRUP Q V =HLW 5HKDIRUP Q V<br />

1,2<br />

starker<br />

Effe k t<br />

0,8<br />

mittlerer<br />

Effe k t<br />

0,4<br />

schwacher<br />

Effe k t<br />

0<br />

t1 - t2 t1 - t3 t1 - t4<br />

Abbildung 71 Patientenangaben zur ges<strong>und</strong>heitsbezogenen Lebensqualität (SF-12; psychische<br />

Summenskala) über alle Messzeitpunkte<br />

Im Unterschied zu den oben für die Skalen der SCL-90-R berichteten Ergebnissen<br />

sprechen die Daten zur ges<strong>und</strong>heitsbezogenen psychischen Lebensqualität durchaus<br />

für eine psychische Beeinträchtigung der Rehabilitanden. Die psychische Lebensqualität<br />

verändert sich infolge der <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme nicht statistisch<br />

bedeutsam, allenfalls ist kurzfristig im Verlauf der <strong>Rehabilitation</strong> eine leichte Zunahme<br />

zu beobachten (vgl. Abbildung 71). Auch hier erreichen die Messwerte aber zu<br />

stat<br />

amb in<br />

amb+<br />

amb-<br />

stat<br />

amb in<br />

amb+<br />

amb


Kap. 10 Ergebnisqualität <strong>und</strong> Wirksamkeitsvergleich <strong>stationäre</strong>r <strong>und</strong> ambulanter <strong>Rehabilitation</strong>sformen - Seite 185<br />

keinem Zeitpunkt den Normwert ges<strong>und</strong>er Personen. Es gibt keine Hinweise dafür,<br />

dass es den rehabilitativen Versorgungsformen in unterschiedlichem Ausmaß gelingt,<br />

die Lebensqualität der Patienten zu steigern.<br />

Die allgemeine Lebenszufriedenheit der Patienten verändert sich infolge der <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme<br />

nicht bedeutsam. Dies gilt für alle hier untersuchten rehabilitativen<br />

Versorgungsformen (vgl. Abbildung 72).<br />

1=sehr unzufrieden; 7=sehr zufrieden<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

Lebenszufriedenheit (Skala), nicht-parallel.<br />

t1 t2 t3 t4<br />

stat (N=284)<br />

amb in (N=120)<br />

amb+ (N=62)<br />

amb- (N=56)<br />

Effektstä rken<br />

=HLW Q V 5HKDIRUP Q V =HLW 5HKDIRUP Q V<br />

1,2<br />

starker<br />

Effekt<br />

0,8<br />

mittlerer<br />

Effekt<br />

0,4<br />

schwacher<br />

Effekt<br />

0<br />

t1 - t2 t1 - t3 t1 - t4<br />

Abbildung 72 Allgemeine Lebenszufriedenheit im Selbstbericht des Patienten (nichtparallelisierter<br />

Datensatz)<br />

10.5 INANSPRUCHNAHME VON MEDIZINISCHEN LEISTUNGEN UND<br />

NACHSORGEANGEBOTEN<br />

Schließlich wurde auch erfasst, inwieweit die Patienten während der <strong>Rehabilitation</strong><br />

zusätzlich ambulante medizinische Leistungen in Anspruch nehmen <strong>und</strong> Empfehlungen<br />

nachkommen, nach der Entlassung Nachsorgeangebote zu nutzen.<br />

Zunächst zeigen die Daten, dass Patienten, die ambulant rehabilitativ behandelt<br />

werden, während der <strong>Rehabilitation</strong> deutlich häufiger zusätzlich ambulante ärztliche<br />

Hilfe in Anspruch nehmen als stationär rehabilitativ behandelte Patienten. So geben<br />

etwa die Hälfte der Patienten der Versorgungsform amb- mindestens einen Besuch<br />

bei einem niedergelassenen Arzt während der <strong>Rehabilitation</strong> an, während diese Anteile<br />

bei Patienten, die in den <strong>Rehabilitation</strong>skliniken stationär oder ambulant behandelt<br />

wurden, unter 10% liegt (vgl. Abbildung 73).<br />

stat<br />

amb in<br />

amb+<br />

amb


Kap. 10 Ergebnisqualität <strong>und</strong> Wirksamkeitsvergleich <strong>stationäre</strong>r <strong>und</strong> ambulanter <strong>Rehabilitation</strong>sformen - Seite 186<br />

1 0 0<br />

9 0<br />

8 0<br />

7 0<br />

6 0<br />

5 0<br />

4 0<br />

3 0<br />

2 0<br />

1 0<br />

0<br />

s t a t a m b in a m b + a m b -<br />

χ 2 -Test: χ 2 =203.8; p


100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Kap. 10 Ergebnisqualität <strong>und</strong> Wirksamkeitsvergleich <strong>stationäre</strong>r <strong>und</strong> ambulanter <strong>Rehabilitation</strong>sformen - Seite 187<br />

Nachsorge Krankengymnastik;<br />

Teilnahme in %<br />

stat (N=276) amb in<br />

(N=111)<br />

amb+<br />

(N=55)<br />

VA: F=5.06; p=.002<br />

amb- (N=51)<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Nachsorge Krankengymnastik;<br />

Mittelwert Anzahl<br />

stat (N=155) amb in<br />

(N=65)<br />

VA: n.s.<br />

amb+ (N=21) amb- (N=27)<br />

Abbildung 74 Inanspruchnahme <strong>und</strong> Häufigkeit von krankengymnastischer Behandlung<br />

nach der <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme (nicht-parallelisierter Datensatz)<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

stat<br />

(N=262)<br />

Nachsorge Rückenschule;<br />

T eilnahme in %<br />

amb in<br />

(N=107)<br />

amb+<br />

(N=53)<br />

amb-<br />

(N=45)<br />

Nachsorge Rückenschule;<br />

Mittelwert Anzahl<br />

VA: n.s. VA: n.s.<br />

45<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

stat (N=27) amb in<br />

(N=11)<br />

amb+<br />

(N=10)<br />

amb- (N=9)<br />

Abbildung 75 Teilnahmequoten an Wirbelsäulengymnastik <strong>und</strong> Häufigkeit der Teilnahme<br />

nach der <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme bei Patienten mit entsprechender Nachsorgeempfehlung<br />

während der <strong>Rehabilitation</strong> (nicht-parallelisierter Datensatz)<br />

Nur geringe Anteile von Patienten nehmen nach der Entlassung an weiterführenden<br />

wir-belsäulengymnastischen Übungen teil, auch wenn die Ärzte in den <strong>Rehabilitation</strong>seinrichtun-gen<br />

dies empfohlen haben (vgl. Abbildung 75). Die Anteile der Patienten,<br />

die an empfohlenen Nachsorgemaßnahmen teilnehmen, liegen lediglich bei 10-


Kap. 10 Ergebnisqualität <strong>und</strong> Wirksamkeitsvergleich <strong>stationäre</strong>r <strong>und</strong> ambulanter <strong>Rehabilitation</strong>sformen - Seite 188<br />

20%, wobei die Quoten in den vier rehabilitativen Versorgungsformen nicht signifikant<br />

unterschiedlich sind. Entsprechendes gilt auch für die Anzahl der in Anspruch<br />

genommenen Termine.<br />

10.6 ZUSAMMENFASSENDE BEWERTUNG<br />

Insgesamt deuten die Ergebnisse des Wirksamkeitsvergleichs darauf hin, dass es<br />

allen hier untersuchten rehabilitativen Versorgungsformen gelingt, zumindest kleine<br />

positive Veränderungen bei ihren Patienten zu erreichen. Dies trifft deutlicher auf<br />

Veränderungen hinsichtlich Schmerzen, Funktionsfähigkeit <strong>und</strong> entsprechender Beeinträchtigungen<br />

sowie des allgemeinem Ges<strong>und</strong>heitszustandes zu, kaum jedoch auf<br />

den Bereich der psychischen Beeinträchtigungen <strong>und</strong> der Lebensqualität.<br />

Alle rehabilitativen Versorgungsformen erreichen bei ihren Patienten funktionelle<br />

Verbesserungen von meist kleinem bis mittlerem Effekt. Die ambulanten <strong>Rehabilitation</strong>seinrichtungen<br />

schneiden dabei tendenziell etwas besser ab, die Unterschiede<br />

sind aber sehr schwach ausgeprägt. Die Patientenbefragungen deuten darauf hin,<br />

dass diese Effekte auch über die Entlassung hinaus weitgehend stabil bleiben.<br />

Ebenso gelingt es in allen rehabilitativen Versorgungsformen, die Schmerzen der<br />

Patienten dauerhaft zu reduzieren, auch hier sind die Effekte von kleinem bis mittlerem<br />

Umfang.<br />

Auch der allgemeine Ges<strong>und</strong>heitszustand verbessert sich infolge der <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme<br />

bei allen Patienten zumindest geringfügig, ohne dass bedeutsame<br />

Unterschiede zwischen den Versorgungsformen zu beobachten sind. Auf der Gr<strong>und</strong>lage<br />

der Arzteinschätzungen fällt die Veränderung des Ges<strong>und</strong>heitszustandes positiver<br />

aus als auf Gr<strong>und</strong>lage der Patientenangaben.<br />

Bei Risikopatienten mit deutlichem Übergewicht gelingt allen Versorgungsformen bis<br />

auf einer Einrichtung (amb+) eine leichte, aber stabile Gewichtsreduktion. Auch der<br />

Anteil der Raucher reduziert sich leicht, während bei den Patienten, die weiterhin<br />

Raucher bleiben, eher eine leichte Zunahme der Zahl der konsumierten Zigaretten<br />

auftritt.<br />

Im psychosozialen Bereich kommt es aus Sicht der befragten Ärzte <strong>und</strong> – in etwas<br />

geringerem Umfang auch der Patienten – zu einer Verringerung der krankheitsbedingten<br />

Belastungen <strong>und</strong> Beeinträchtigungen. Patienten geben auch an, deutlich<br />

besser mit ihrer Erkrankung zurechtzukommen. Dies gilt für alle Versorgungsformen<br />

gleichermaßen.<br />

Psychische Beeinträchtigungen, die ges<strong>und</strong>heitsbezogene psychische Lebensqualität<br />

<strong>und</strong> die allgemeine Lebenszufriedenheit verändern sich infolge der Maßnahme<br />

bei Patienten aller Versorgungsformen nicht bedeutsam. Allerdings ist im Hinblick auf


Kap. 10 Ergebnisqualität <strong>und</strong> Wirksamkeitsvergleich <strong>stationäre</strong>r <strong>und</strong> ambulanter <strong>Rehabilitation</strong>sformen - Seite 189<br />

das Messverfahren, das zur Erfassung von psychischen Beeinträchtigungen eingesetzt<br />

wurde (vgl. Franke, 1995), nicht auszuschließen, dass es zu wenig sensibel für<br />

psychische Befindensbeeinträchtigungen bei chronischen körperlichen Erkrankungen<br />

ist. Das Wohlbefinden der Patienten aller Versorgungsformen steigt während der<br />

<strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme kurzfristig, sinkt aber nach der Entlassung wieder, so dass<br />

insgesamt nur sehr schwache Verbesserungen bleiben. Das Selbstwertgefühl verändert<br />

sich infolge der <strong>Rehabilitation</strong> bei Patienten aller Versorgungsformen nicht signifikant.<br />

Lebensqualität <strong>und</strong> Lebenszufriedenheit verändern sich bei Rehabilitanden aller Versorgungsformen<br />

allenfalls geringfügig. Dabei erreichen die Patienten im Hinblick auf<br />

ihre ges<strong>und</strong>heitsbezogene Lebensqualität zu keinem Zeitpunkt Wertebereiche, die<br />

denen von ges<strong>und</strong>en Personen entsprechen.<br />

Auch im Hinblick auf die Motivation zur Inanspruchnahme von Nachsorgeangeboten<br />

unterscheiden sich die rehabilitativen Versorgungsformen nicht bedeutsam, lediglich<br />

etwa 10-20% der Patienten nehmen im Anschluss an ihre <strong>Rehabilitation</strong> tatsächlich<br />

an den empfohlenen Maßnahmen wie z.B. Rückenschulen teil. Deutlich wird dagegen,<br />

dass Versicherte in den ambulanten <strong>Rehabilitation</strong>seinrichtungen während der<br />

Maßnahme deutlich häufiger Hilfe von niedergelassenen Ärzten in Anspruch nehmen<br />

als Patienten in den <strong>Rehabilitation</strong>skliniken. Etwa die Hälfte der ambulant rehabilitierten<br />

Patienten besuchen während der Maßnahme mindestens einmal einen niedergelassenen<br />

Arzt.


Kap. 10 Ergebnisqualität <strong>und</strong> Wirksamkeitsvergleich <strong>stationäre</strong>r <strong>und</strong> ambulanter <strong>Rehabilitation</strong>sformen - Seite 190


Kap. 11 Wiedereingliederung ins Erwerbsleben <strong>und</strong> Fehlzeitenveränderung - Seite 191<br />

11 WIEDEREINGLIEDERUNG INS ERWERBSLEBEN,<br />

FEHLZEITENVERÄNDERUNG UND VERÄNDERUNGEN IM<br />

ERLEBEN DER ARBEITSSITUATION<br />

Die Zielsetzung der dauerhaften beruflichen Wiedereingliederung hat eine zentrale<br />

Bedeutung für die medizinische <strong>Rehabilitation</strong>. Dies gilt in besonderem Maße für solche<br />

<strong>Rehabilitation</strong>smaßnahmen, die von der Rentenversicherung finanziert werden,<br />

für die dieses Ziel im SGB VI festgeschrieben ist 3 . Für die Krankenversicherung als<br />

Träger medizinischer <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahmen steht in stärkerem Maße die Zielsetzung<br />

einer Reduktion von Fehlzeiten im Vordergr<strong>und</strong>. Sowohl für die Wiedereingliederungsquoten<br />

als auch für die Fehlzeitenverläufe spielt das Arbeitsplatzerleben<br />

der Rehabilitanden eine wichtige Rolle. Es kann davon ausgegangen werden, dass<br />

Berufstätige, die mit ihrer Arbeitssituation zufrieden sind, nach einer längeren Erkrankung<br />

schneller an den Arbeitsplatz zurückkehren wollen als Versicherte, die sich<br />

beruflich stark belastet fühlen <strong>und</strong> unzufrieden mit ihrer Arbeitssituation sind (vgl.<br />

Bürger & Koch, 1997). Daher interessiert neben den Wiedereingliederungsquoten<br />

<strong>und</strong> Fehlzeitenveränderungen auch, inwieweit sich infolge einer <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme<br />

das Erleben der Arbeitssituation verändert.<br />

11.1 WIEDEREINGLIEDERUNGSQUOTEN<br />

Die erwerbsbezogene Zielsetzung von <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahmen sieht eine stabile<br />

Wiedereingliederung ins Erwerbsleben vor.<br />

Zunächst wird der überwiegende Teil aller Patienten bei Beendigung der <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme<br />

arbeitsfähig entlassen. Die entsprechenden Quoten liegen je nach<br />

Versorgungsform zwischen 54% <strong>und</strong> 75%, unterscheiden sich aber nicht überzufällig<br />

(vgl. Abbildung 76).<br />

Betrachtet man die Patienten gesondert, die arbeitsunfähig aufgenommen wurden,<br />

liegen die Anteile der „wiederhergestellt“ arbeitsfähig Entlassenen in den ambulanten<br />

<strong>Rehabilitation</strong>seinrichtungen mit über 30-40% deutlich über denen in den <strong>Rehabilitation</strong>skliniken<br />

(stat <strong>und</strong> amb in) mit etwa 10-20% (vgl. Abbildung 76).<br />

3 SGB VI, §9 Aufgabe der <strong>Rehabilitation</strong>. (1) Die Rentenversicherung erbringt medizinische, berufsfördernde<br />

<strong>und</strong> ergänzende Leistungen zur <strong>Rehabilitation</strong>, um 1. den Auswirkungen einer Krankheit oder<br />

einer körperlichen, geistigen oder seelischen Behinderung auf die Erwerbsfähigkeit der Versicherten<br />

entgegenzuwirken oder sie zu überwinden <strong>und</strong> 2. dadurch Beeinträchtigungen der Erwerbsfähigkeit<br />

der Versicherten oder ihr vorzeitiges Ausscheiden aus dem Erwerbsleben zu verhindern oder sie<br />

möglichst dauerhaft in das Erwerbsleben wiedereinzugliedern.


100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

stat<br />

(N=236)<br />

Kap. 11 Wiedereingliederung ins Erwerbsleben <strong>und</strong> Fehlzeitenveränderung - Seite 192<br />

Arbeitsfähig entlassen?<br />

alle Versicherten<br />

amb in<br />

(N=112)<br />

amb+<br />

(N=61)<br />

amb-<br />

(N=32)<br />

nein<br />

ja<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Arbe itsfähig entlassen?<br />

Arbeitsunfähige zu t1<br />

stat (N=83) amb in<br />

(N=42)<br />

amb+<br />

(N=30)<br />

amb-<br />

(N=13)<br />

χ 2 -Test: n.s. χ 2 -Test: χ 2 =11.44; p=.010; ϕ=.261<br />

Abbildung 76 Entlassstatus der Versicherten laut Arzturteil<br />

M öglicher Arbeitsumfang: letzte berufliche<br />

T ätigkeit<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

stat amb in amb+ amb-<br />

(N=519) (N=223) (N=108) (N=103)<br />

unter 2 Std.<br />

2 Std. bis unter<br />

halbschichtig<br />

halb- bis unter<br />

vollschichtig<br />

vollschichtig<br />

χ 2 -Test: χ 2 =61.38; p


Kap. 11 Wiedereingliederung ins Erwerbsleben <strong>und</strong> Fehlzeitenveränderung - Seite 193<br />

Anteil von Patienten noch als zumindest halbschichtig belastbar eingestuft, während<br />

in den übrigen Versorgungsformen die Anteile der Patienten, die als unter zweistündig<br />

belastbar entlassen werden, weitaus größer sind (vgl. Abbildung 77).<br />

Allerdings ist die Erreichung der Zielsetzung einer stabilen Wiedereingliederung nicht<br />

direkt bei Beendigung der Maßnahme beurteilbar, sondern erst im Verlauf nach der<br />

Entlassung. Unser Verständnis einer erfolgreichen beruflichen Wiedereingliederung<br />

impliziert, dass Versicherte nach ihrer Entlassung tatsächlich arbeiten, nicht massive<br />

Fehlzeiten aufweisen <strong>und</strong> keinen Rentenantrag gestellt haben. Als erfolgreich wiedereingegliedert<br />

wird ein Patient im Folgenden daher dann angesehen, wenn er innerhalb<br />

eines Jahres nach der <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme:<br />

• an den Arbeitsplatz zurückgekehrt ist,<br />

• keinen Rentenantrag gestellt hat bzw. inzwischen nicht berentet ist <strong>und</strong><br />

• nicht mehr als 12 Wochen arbeitsunfähig war.<br />

an die<br />

Arbeit<br />

zurückge<br />

kehrt<br />

85%<br />

nicht an<br />

die Arbeit<br />

zurückge<br />

kehrt<br />

15%<br />

berentet<br />

2%<br />

Rentenan<br />

trag<br />

6%<br />

AU >12<br />

Wochen<br />

5%<br />

an die<br />

Arbeit<br />

zurückge<br />

kehrt<br />

72%<br />

nicht an<br />

die Arbeit<br />

zurückge<br />

kehrt<br />

15%<br />

nicht<br />

wiedereingegliedert<br />

28%<br />

erfolgreichwiedereingegliedert<br />

72%<br />

Abbildung 78 Anteil erfolgreich wiedereingegliederter Patienten (Patienten, die vor der <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme<br />

berufstätig waren)<br />

Abbildung 78 veranschaulicht, dass 85% der Rehabilitanden, die vor der <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme<br />

berufstätig waren <strong>und</strong> keinen Rentenantrag gestellt haben, innerhalb<br />

eines Jahres an den Arbeitsplatz zurückkehren. Da aber 13% der Wiedereingegliederten<br />

innerhalb des Jahres einen Rentenantrag gestellt haben, bereits berentet sind<br />

oder Fehlzeiten von mehr als 12 Wochen im Jahr nach der <strong>Rehabilitation</strong> aufwiesen,<br />

ergibt sich über alle vier rehabilitativen Versorgungsformen hinweg ein Anteil von<br />

72% erfolgreich wiedereingegliederter Patienten. Tabelle 54 zeigt die Quoten ent-


Kap. 11 Wiedereingliederung ins Erwerbsleben <strong>und</strong> Fehlzeitenveränderung - Seite 194<br />

sprechend erfolgreich Wiedereingegliederter ein Jahr nach der <strong>Rehabilitation</strong> jeweils<br />

getrennt für die verschiedenen rehabilitativen Versorgungsformen. Die statistischen<br />

Signifikanzberechnungen zeigen keinen bedeutsamen Unterschied für die vier<br />

Vergleichsgruppen. Bei den Signifikanzberechnungen wurden der Schweregrad der<br />

Erkrankung <strong>und</strong> die Diagnose als Kovariaten berücksichtigt, da diese sowohl in den<br />

Versorgungsformen unterschiedlich verteilt sind als auch einen Einfluss auf die Wiedereingliederung<br />

ausüben.<br />

Die Tabelle 54 weist die Wiedereingliederungsquoten auch getrennt für Rehabilitanden<br />

aus, die arbeitsfähig <strong>und</strong> arbeitsunfähig in die Klinik aufgenommen wurden. Die<br />

Quoten erfolgreich Wiedereingegliederter liegen bei den Rehabilitanden, die arbeitsunfähig<br />

aufgenommen wurden, mit etwa 58% erwartungsgemäß deutlich niedriger<br />

als bei den Rehabilitanden, die arbeitsfähig aufgenommen wurden (81%). Auch hier<br />

zeigen sich keine statistisch bedeutsamen Unterschiede zwischen den rehabilitativen<br />

Versorgungsformen.<br />

Tabelle 54 Quoten erfolgreich Wiedereingegliederter in den rehabilitativen<br />

Versorgungsformen<br />

gesamte Stichprobe<br />

Untergruppe:<br />

AU zu t1<br />

Untergruppe:<br />

arbeitsfähig zu t1<br />

stat amb in amb+ amb- gesamt Signifikanz VA<br />

70,1%<br />

(von<br />

n=194)<br />

52,9%<br />

(von n=70)<br />

79,8%<br />

(von<br />

n=124)<br />

72,9%<br />

(von n=85)<br />

64,9%<br />

(von n=37)<br />

79,2%<br />

(von n=48)<br />

77,6%<br />

(von n=49)<br />

57,9%<br />

(von n=19)<br />

90,0%<br />

(von n=30)<br />

74,1%<br />

(von n=27)<br />

64,3%<br />

(von n=14)<br />

84,6%<br />

(von n=13)<br />

72,1%<br />

(von<br />

n=355)<br />

57,9%<br />

(von<br />

n=140)<br />

81,4%<br />

(von<br />

n=215)<br />

Neben den Quoten erfolgreich Wiedereingegliederter erscheint uns auch der Zeitpunkt<br />

der Rückkehr an den Arbeitsplatz bedeutsam, da er nicht zuletzt von erheblicher<br />

ökonomischer Bedeutung ist.<br />

Die folgende Abbildung 79 veranschaulicht zunächst für die Gesamtgruppe von Patienten<br />

aller Versorgungsformen, dass Versicherte, wenn sie an ihren Arbeitsplatz zurückkehren,<br />

dies meist innerhalb der ersten drei Monate nach der Entlassung tun.<br />

Der überwiegende Anteil der berufstätigen Patienten (knapp 60%) nimmt sofort nach<br />

Abschluss der Maßnahme seine Arbeit wieder auf. Je länger sich die Rückkehr verzögert,<br />

desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass es nicht zu einer erfolgreichen<br />

Wiedereingliederung kommt.<br />

n.s.<br />

n.s.<br />

n.s.


60<br />

50<br />

40<br />

% 30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

nicht<br />

zurückgekehrt<br />

Kap. 11 Wiedereingliederung ins Erwerbsleben <strong>und</strong> Fehlzeitenveränderung - Seite 195<br />

sofort 1 Monat 2<br />

Monaten<br />

Rückkehr innerhalb von...<br />

3<br />

Monaten<br />

3 bis 6<br />

Monaten<br />

Abbildung 79 Zeitpunkt der Rückkehr an den Arbeitsplatz<br />

über 6<br />

Monaten<br />

nicht zurückgekehrt<br />

erfolgreich wiedereingegliedert<br />

nicht erfolgreich<br />

wiedereingegliedert<br />

Tabelle 55 zeigt den Zeitpunkt der Wiedereingliederung für die unterschiedlichen rehabilitativen<br />

Versorgungsformen für die Rehabilitanden, die erfolgreich wiedereingegliedert<br />

sind. Zunächst zeigt sich für alle Versorgungsformen, dass die Rehabilitanden<br />

im Mittel spätestens innerhalb des ersten Monats nach Abschluss der <strong>Rehabilitation</strong><br />

an den Arbeitsplatz zurückkehren. Die Ergebnisse sind auch hier zusätzlich getrennt<br />

für die arbeitsfähig <strong>und</strong> arbeitsunfähig aufgenommenen Patienten ausgewiesen.<br />

Auch hier wurde bei den Signifikanzberechnungen der Schweregrad der Erkrankung<br />

<strong>und</strong> die Diagnose als Kovariaten berücksichtigt.<br />

Tabelle 55 Zeitpunkt der Rückkehr an den Arbeitsplatz in Monaten<br />

gesamte Stichprobe<br />

Untergruppe:<br />

AU zu t1<br />

Untergruppe:<br />

arbeitsfähig zu t1<br />

stat amb in amb+ amb- gesamt Signifikanz VA<br />

0,8<br />

(n=135)<br />

1,9<br />

(n=36)<br />

0,4<br />

(n=99)<br />

1,2<br />

(n=62)<br />

2,1<br />

(n=24)<br />

0,6<br />

(n=38)<br />

0,2<br />

(n=38)<br />

0,8<br />

(n=11)<br />

0,0<br />

(n=27)<br />

0,1<br />

(n=20)<br />

0,0<br />

(n=9)<br />

0,1<br />

(n=11)<br />

0,8<br />

(n=255)<br />

1,6<br />

(n=80)<br />

0,4<br />

(n=175)<br />

F=3,6; p


Kap. 11 Wiedereingliederung ins Erwerbsleben <strong>und</strong> Fehlzeitenveränderung - Seite 196<br />

terschied zwischen den Versorgungsformen. Patienten der ambulanten Versorgungsformen<br />

(amb+ <strong>und</strong> amb-) kehren etwas schneller an ihren Arbeitsplatz zurück.<br />

11.2 BERENTUNGSQUOTEN<br />

Neben den Wiedereingliederungsquoten wird auch untersucht, inwieweit es infolge<br />

der <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahmen gelingt, Versicherte mit Rentenbegehren wiedereinzugliedern<br />

bzw. wie viele Versicherte ein Jahr nach Abschluss der Maßnahme tatsächlich<br />

berentet werden. Versorgungsformspezifische Auswertungen sind dabei<br />

meist nicht möglich, da die entsprechenden Fallzahlen von Rehabilitanden mit Rentenverfahren<br />

oder -intentionen trotz der großen Ausgangsstichprobe von über 1000<br />

Versicherten ausgesprochen gering sind.<br />

Erwartungsgemäß verändert sich am Status der Rehabilitanden, die zu Beginn ihrer<br />

<strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme angeben, Altersrentner zu sein (8% der Gesamtstichprobe),<br />

im Verlauf nach der <strong>Rehabilitation</strong> nichts. Auch von den BU/EU-Rentnern (3%<br />

der Gesamtstichprobe) arbeitet nur eine Person wieder, weitere zwei sind nicht mehr<br />

berentet, aber (dauerhaft) arbeitsunfähig.<br />

nein<br />

<br />

<br />

<br />

w ill in Zukunft<br />

Antrag stellen<br />

<br />

Antrag<br />

gestellt<br />

Abbildung 80 Entwicklung von Rentenantragstellern<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

berentet<br />

arbeitslos<br />

AU<br />

erwerbstätig<br />

χ 2-Test:<br />

n.s.<br />

aber:<br />

sehr kleine<br />

Zellenbesetzungen<br />

Betrachtet man die Gruppe der Rehabilitanden gesondert, die zu Beginn ihrer Maßnahme<br />

angegeben haben, einen Rentenantrag gestellt zu haben (6% der Gesamtstichprobe),<br />

zeigt sich ein Jahr nach Beendigung der <strong>Rehabilitation</strong>, dass lediglich<br />

eine Person erfolgreich wiedereingegliedert werden konnte, auch wenn ausschließlich<br />

diejenigen berücksichtigt werden, die maximal 58 Jahre alt sind. Weitere zwei<br />

Befragte sind arbeitslos, sechs Rehabilitanden arbeitsunfähig (vgl. Abbildung 80).


Kap. 11 Wiedereingliederung ins Erwerbsleben <strong>und</strong> Fehlzeitenveränderung - Seite 197<br />

Ein substantieller Teil der Befragten (12% der Gesamtstichprobe) gab zu Beginn der<br />

<strong>Rehabilitation</strong> eine Absicht zu einer Rentenantragstellung an. Die weit überwiegende<br />

Mehrheit (95%) der Befragten war bei Aufnahme in die <strong>Rehabilitation</strong> berufstätig.<br />

Das Alter lag zwischen 28 <strong>und</strong> 64 Jahren, wobei 30% über 58 Jahre alt waren.<br />

nein<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Antrag<br />

gestellt<br />

w ill in<br />

Zukunft<br />

Antrag<br />

stellen<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

berentet<br />

Umschulung<br />

arbeitslos<br />

AU<br />

erwerbstätig<br />

Abbildung 81 Entwicklung von Patienten mit Intention zur Rentenantragstellung<br />

χ 2-Test:<br />

n.s.<br />

aber:<br />

sehr kleine<br />

Zellenbesetzungen<br />

Die folgende Tabelle 56 zeigt die Verteilung entsprechender Patienten auf die verschiedenen<br />

rehabilitativen Versorgungsformen, die sich nicht statistisch bedeutsam<br />

unterscheidet.<br />

Tabelle 56 Anteile von Patienten mit Rentenintention in den verschiedenen rehabilitativen<br />

Versorgungsformen (Zeitpunkt t1)<br />

stat amb in amb+ amb- gesamt<br />

Signifikanz χ 2 -<br />

Test<br />

gesamte Stichprobe 10,8% 15,5% 15,5% 7,7% 12,3% n.s.<br />

Betrachtet man die Entwicklung dieser Patienten bis zum Zeitpunkt ein Jahr nach der<br />

<strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme (für diese Berechnungen wurden ausschließlich Patienten<br />

berücksichtigt, die maximal 58 Jahre alt waren), zeigt sich, dass bis zu diesem Zeitpunkt<br />

etwa die Hälfte noch keinen Antrag auf vorzeitige Berentung gestellt hat (vgl.<br />

Abbildung 82).


erentet<br />

27%<br />

Kap. 11 Wiedereingliederung ins Erwerbsleben <strong>und</strong> Fehlzeitenveränderung - Seite 198<br />

Antrag gestellt<br />

16%<br />

Intention zum<br />

Antrag<br />

8%<br />

kein Antrag gestellt<br />

49%<br />

N=37<br />

Abbildung 82 Entwicklung der Patienten mit Intention zur Rentenantragstellung zu Beginn<br />

der <strong>Rehabilitation</strong><br />

Etwa ein Drittel dieser Versicherten (32,4%) konnte innerhalb dieses Jahres erfolgreich<br />

wiedereingegliedert werden.<br />

Wegen zu geringer Zellbesetzungen konnte auch hier nicht getestet werden, ob es<br />

hinsichtlich der Abwendungen von Rentenverfahren <strong>und</strong> den Anteilen von Patienten,<br />

die erfolgreich beruflich wiedereingegliedert werden konnten, signifikante Unterschiede<br />

zwischen den rehabilitativen Versorgungsformen gibt.<br />

Schließlich wurden Versicherte betrachtet, die bis zum Beginn ihrer <strong>Rehabilitation</strong><br />

berufstätig waren <strong>und</strong> weder einen Rentenantrag gestellt hatten noch eine entsprechende<br />

Absicht geäußert hatten. Der überwiegende Teil dieser Versicherten hat<br />

auch bis zum Zeitpunkt ein Jahr nach der <strong>Rehabilitation</strong> keinen Rentenantrag gestellt.<br />

Etwa 5% dieser Patienten sind berentet, weitere 5% haben bereits einen Antrag<br />

gestellt (vgl. Tabelle 57).<br />

Tabelle 57 Entwicklung von Rentenanträgen <strong>und</strong> -intentionen zur Antragstellung bei berufstätigen<br />

Versicherten ein Jahr nach Abschluss ihrer <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme<br />

stat<br />

(N=178)<br />

amb in<br />

(N=69)<br />

amb+<br />

(N=41)<br />

amb-<br />

(N=27)<br />

gesamt<br />

(N=315)<br />

kein Antrag gestellt 81,5% 88,4% 90,2% 96,3% 85,4%<br />

Intention zur Antragstellung<br />

6,2% 1,4% 2,4% 4,1%<br />

Antrag gestellt 6,2% 4,3% 2,4% 3,7% 5,1%<br />

berentet 6,2% 5,8% 4,9% 5,4%<br />

Signifikanz χ 2 -<br />

Test<br />

n.s.


Kap. 11 Wiedereingliederung ins Erwerbsleben <strong>und</strong> Fehlzeitenveränderung - Seite 199<br />

Ältere Versicherte neigen erwartungsgemäß eher zur Antragstellung bzw. einer entsprechenden<br />

Absicht. Bringt man die Aussagen zur Rentenantragstellung wie in der<br />

Tabelle angeführt in eine Rangreihe (kein Antrag - Intention - Antrag - berentet), ergibt<br />

sich lediglich ein schwacher Zusammenhang (r=.23, p


Kap. 11 Wiedereingliederung ins Erwerbsleben <strong>und</strong> Fehlzeitenveränderung - Seite 200<br />

ren Teil der Versicherten vor. Die Fallzahlen reichen aber für einen statistischen Vergleich<br />

der Versorgungsformen aus.<br />

Die Zahl der AU-Fälle liegt in allen Versorgungsformen auf einem vergleichbaren Niveau<br />

von durchschnittlich etwa 1,5 bis 2 Fällen im Jahr vor der <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme.<br />

In allen untersuchten Versorgungsformen sinkt die Zahl der Fälle signifikant,<br />

wenn auch dieser Rückgang statistisch nur eine geringe Effektstärke aufweist<br />

(Abbildung 83). Unterschiede zwischen den Versorgungsformen im Rückgang der<br />

AU-Fälle lassen sich statistisch nicht absichern.<br />

durchschnittliche Anzahl der AU-Fälle<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

AU-Fä lle<br />

stat (N=152)<br />

Jahr vor der Reha Jahr nach der Reha<br />

amb in (N=41)<br />

amb+ (N=27)<br />

amb- (N=40)<br />

Effektstärken<br />

=HLW ) S 5HKDIRUP Q V =HLW 5HKDIRUP Q V<br />

1,2<br />

starker<br />

Effekt<br />

0,8<br />

mittlerer<br />

Effekt<br />

0,4<br />

schw acher<br />

Effekt<br />

Abbildung 83 Veränderung der Zahl der AU-Fälle (Krankenkassenangaben)<br />

Auch hinsichtlich der Gesamtdauer der Arbeitsunfähigkeit ist infolge der <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme<br />

ein statistisch signifikanter, aber vom Effekt her nur schwacher Rückgang<br />

der Fehlzeiten vom Jahr vor der Maßnahme zum Jahr danach zu beobachten<br />

(vgl. Abbildung 84). Das Niveau der Fehlzeiten im Jahr vor der <strong>Rehabilitation</strong> ist mit<br />

Werten zwischen durchschnittlich 50 <strong>und</strong> fast 150 (!) Tagen insgesamt sehr hoch.<br />

Dies gilt im besonderen Maße für Patienten in der Versorgungsform amb+.<br />

0,0<br />

stat<br />

amb in<br />

amb+<br />

amb


durchschnittliche AU-Zeit in Tagen<br />

150<br />

125<br />

100<br />

75<br />

50<br />

25<br />

0<br />

Kap. 11 Wiedereingliederung ins Erwerbsleben <strong>und</strong> Fehlzeitenveränderung - Seite 201<br />

AU-Zeiten<br />

stat (N=149)<br />

amb in (N=39)<br />

amb+ (N=28)<br />

amb- (N=40)<br />

Jahr vor der Reha Jahr nach der Reha<br />

Effektstärken<br />

=HLW ) S 5HKDIRUP ) S =HLW 5HKDIRUP Q V<br />

1,2<br />

starker<br />

Effe k t<br />

0,8<br />

m ittlerer<br />

Effe k t<br />

0,4<br />

schw acher<br />

Effe k t<br />

Abbildung 84 Veränderung der AU-Tage (Krankenkassenangaben)<br />

Hinsichtlich des <strong>Rehabilitation</strong>sziels einer Reduktion von Fehlzeiten kommt es also<br />

bei allen Versorgungsformen in vergleichbarem Umfang zu einer zumindest moderaten<br />

Abnahme der Fehlzeiten.<br />

Auch die Versicherten selbst waren zu Beginn der <strong>Rehabilitation</strong> <strong>und</strong> katamnestisch<br />

ein Jahr nach Abschluss der Maßnahme rückblickend zum Umfang der Fehlzeiten im<br />

vergangenen Jahr befragt worden. Der Zusammenhang zwischen den Versichertenangaben<br />

<strong>und</strong> den Krankenkassendaten ist deutlich <strong>und</strong> liegt in einer Größenordnung<br />

von r=.58 im Jahr vor der <strong>Rehabilitation</strong> bzw. r=.66 im Jahr danach.<br />

11.4 VERÄNDERUNGEN DER INANSPRUCHNAHME STATIONÄRER<br />

AKUTBEHANDLUNGEN UND VON REHABILITATIONSMAßNAHMEN<br />

Von Krankenkassen <strong>und</strong> Rentenversicherungsträgern wurde erfasst, inwieweit Versicherte<br />

im Jahr vor <strong>und</strong> nach der <strong>Rehabilitation</strong> Krankenhausaufenthalte bzw. <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahmen<br />

in Anspruch genommen haben.<br />

Die Zahl <strong>stationäre</strong>r Krankenhausaufenthalte sinkt in allen Versorgungsformen deutlich<br />

(vgl. Abbildung 85). Während im Jahr vor der <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme 44% der<br />

Patienten Aufenthalte in Akutkrankenhäusern hatten, sinkt dieser Prozentsatz im<br />

Jahr nach der <strong>Rehabilitation</strong> auf 18%. Statistisch bedeutsame Unterschiede zwischen<br />

den Versorgungsformen lassen sich dabei nicht nachweisen, der Rückgang<br />

der <strong>stationäre</strong>n Behandlungen ist in allen Versorgungsformen etwa gleich ausgeprägt.<br />

0,0<br />

stat<br />

amb in<br />

amb+<br />

amb


% m it Aufe nthalt im Aukt-KH<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Kap. 11 Wiedereingliederung ins Erwerbsleben <strong>und</strong> Fehlzeitenveränderung - Seite 202<br />

Aufenthalt Akut-KH<br />

stat (N=152) amb in (N=41) amb+ (N=28) amb- (N=41)<br />

Jahr vor der Reha<br />

Jahr nach der<br />

Reha<br />

=HLW ) S 5HKDIRUP Q V =HLW 5HKDIRUP Q V<br />

Abbildung 85 Aufenthalte im Akut-Krankenhaus im Jahr vor <strong>und</strong> nach der aktuellen Maßnahme<br />

(Angaben der Krankenversicherung)<br />

Mittelwert Reha-Maß nahm en<br />

0,2<br />

0,15<br />

0,1<br />

0,05<br />

0<br />

Medizinische <strong>Rehabilitation</strong>smaß nahmen<br />

n=139 n=37 n=23 n=38<br />

stat amb in amb+ amb-<br />

Zeit: n.s.; Rehaform: n.s.; Zeit*Rehaform: n.s.<br />

Jahr vor der Reha<br />

Jahr nach der Reha<br />

Abbildung 86 Anzahl der medizinischen <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahmen im Jahr vor <strong>und</strong> nach<br />

der aktuellen Maßnahme (Angaben der Rentenversicherungsträger)<br />

Erwartungsgemäß deutlich geringer ist die durchschnittliche Anzahl von <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahmen,<br />

die im Jahr vor der aktuellen <strong>Rehabilitation</strong> in Anspruch genommen<br />

wurden (vgl. Abbildung 86). Der entsprechende Anteil liegt über alle Versorgungsformen<br />

betrachtet bei knapp 10%. Dieser Anteil bleibt auch im Jahr nach der <strong>Rehabilitation</strong><br />

mit etwa 8% nahezu unverändert. Eine statistisch bedeutsame Reduktion<br />

lässt sich in keiner der untersuchten Versorgungsformen nachweisen.


Kap. 11 Wiedereingliederung ins Erwerbsleben <strong>und</strong> Fehlzeitenveränderung - Seite 203<br />

11.5 VERÄNDERUNGEN IM ERLEBEN DER ARBEITSSITUATION<br />

Zunächst wurde geprüft, inwieweit sich bei den Patienten in den vier rehabilitativen<br />

Versorgungsformen die Zufriedenheit mit ihrer Arbeitssituation verändert hat.<br />

Abbildung 87 verdeutlicht, dass es infolge der <strong>Rehabilitation</strong> nicht zu einer Veränderung<br />

der von den Rehabilitanden geschilderten Arbeitszufriedenheit kommt. Dies gilt<br />

gleichermaßen für alle rehabilitativen Versorgungsformen.<br />

1=sehr unzufrieden; 7=sehr zufrieden<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

Veränderung Arbeitszufriedenheit<br />

t1 t3 t4<br />

Abbildung 87 Veränderung der Arbeitszufriedenheit<br />

stat (N=148)<br />

amb in (N=56)<br />

amb+ (N=41)<br />

amb- (N=15)<br />

VA:<br />

Angebotsform<br />

n.s.<br />

Zeit<br />

n.s.<br />

Zeit*Angebotsform<br />

F=2.16<br />

p=.046<br />

Ein Jahr nach Abschluss der <strong>Rehabilitation</strong> wurden die Versicherten gefragt, inwieweit<br />

sich verschiedene Aspekte ihrer Arbeitssituation verbessert oder verschlechtert<br />

haben. Da sich in keinem der befragten Bereiche Unterschiede zwischen den rehabilitativen<br />

Versorgungsformen ergeben, werden ausschließlich die Mittelwerte für die<br />

Gesamtgruppe aller Rehabilitanden dargestellt (vgl. Abbildung 88). Insgesamt geben<br />

Patienten nur geringfügige Veränderungen ihrer Arbeitssituation an. Leichte Verschlechterungen<br />

ihrer Arbeitssituation gegenüber dem Zustand unmittelbar vor Beginn<br />

der <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme werden von den Befragten im Hinblick auf das<br />

Erleben von Aufstiegsmöglichkeiten, Arbeitsbelastung, Arbeitsplatzsicherheit <strong>und</strong><br />

beruflicher Einflussmöglichkeiten angegeben. Geringfügige Verbesserungen – vermutlich<br />

im Rahmen der üblichen Gehaltssteigerungen – geben Patienten hinsichtlich<br />

ihrer Bezahlung an. Bezüglich der Einschätzung der Arbeit insgesamt wird keine<br />

Veränderung angegeben.


Kap. 11 Wiedereingliederung ins Erwerbsleben <strong>und</strong> Fehlzeitenveränderung - Seite 204<br />

Bezahlung (N=280)<br />

Arbeit insgesamt (N=281)<br />

kollegiale Beziehungen zu<br />

Mitarbeitern (N=282)<br />

berufliche Anerkennung<br />

(N=269)<br />

Arbeitsplatzsicherheit (N=273)<br />

beruflicher Einfluss (N=242)<br />

Arbeitsbelastung/Arbeitsstress<br />

(N=286)<br />

Aufstiegsmöglichkeiten<br />

(N=217)<br />

-1 Verschlechterung 0 V erbesserung 1<br />

Abbildung 88 Veränderung verschiedener Aspekte der Arbeitssituation<br />

1=so gut wie nie; 4=sehr häufig<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

Wie häufig machen Sie sich Sorgen, dass Sie...<br />

t1 t2 t3 t4<br />

Abbildung 89 Arbeitsplatzbezogene Sorgen<br />

weniger verdienen<br />

(N=292) p


Kap. 11 Wiedereingliederung ins Erwerbsleben <strong>und</strong> Fehlzeitenveränderung - Seite 205<br />

stellt. Abbildung 89 zeigt die Ergebnisse zu den Aspekten, die sich im Verlauf nach<br />

der Entlassung signifikant verändert haben. Demnach nehmen die arbeitsplatzbezogenen<br />

Sorgen, wegen der Erkrankung in Zukunft weniger zu verdienen oder arbeitslos<br />

werden zu können, bei Patienten im Verlauf nach der Entlassung geringfügig ab.<br />

Keine bedeutsamen Veränderungen im Verlauf nach der <strong>Rehabilitation</strong> zeigen sich<br />

hinsichtlich Sorgen, aufgr<strong>und</strong> des Ges<strong>und</strong>heitszustandes schlechtere Aufstiegschancen<br />

zu haben, einen schlechteren Arbeitsplatz zu bekommen <strong>und</strong> aufgr<strong>und</strong> des Ges<strong>und</strong>heitszustandes<br />

vorzeitig berentet zu werden.<br />

Geprüft wurde auch, inwieweit sich im Zusammenhang mit der chronischen Erkrankung<br />

eventuelle Einkommensverluste nachweisen lassen. Abbildung 90 veranschaulicht<br />

die Angaben der Patienten zur Veränderung ihres Einkommens.<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

7 9<br />

60<br />

12<br />

20<br />

stat<br />

(N=214)<br />

64 58<br />

12 17<br />

15<br />

amb in<br />

(N=86)<br />

13<br />

11<br />

amb+<br />

(N=53)<br />

7 9<br />

63 61<br />

4<br />

26<br />

amb-<br />

(N=27)<br />

12<br />

18<br />

gesamt<br />

(N=380)<br />

Abbildung 90 Veränderung des Einkommens<br />

deutlich höher<br />

etwas höher<br />

in gleicher Höhe<br />

etwas geringer<br />

deutlich geringer<br />

χ²-Test:<br />

Der überwiegende Teil der Befragten (ca. 60%) gibt an, dass sich das Einkommen<br />

nicht verändert hat. Etwa 10% der Befragten meinen, dass ihr Einkommen höher ist<br />

als vor der <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme. Mit etwa 30% gibt aber auch ein erheblicher<br />

Teil der Befragten an, dass sich das Einkommen reduziert hat. Auch im Hinblick auf<br />

die Einkommensveränderungen zeigen sich aber keine signifikanten Unterschiede<br />

zwischen den Versorgungsformen.<br />

n.s.


Kap. 11 Wiedereingliederung ins Erwerbsleben <strong>und</strong> Fehlzeitenveränderung - Seite 206<br />

11.6 VERÄNDERUNGEN DER EINSTELLUNGEN GEGENÜBER<br />

FRÜHBERENTUNGEN<br />

Abschließend wurde getestet, inwieweit sich die Einstellung zur zukünftigen Erwerbstätigkeit<br />

verändert. Die Patienten wurden zu allen vier Messzeitpunkten gefragt, inwieweit<br />

sie angesichts ihres derzeitigen Ges<strong>und</strong>heitszustandes <strong>und</strong> ihrer beruflichen<br />

Leistungsfähigkeit davon ausgehen, bis zum Erreichen des Rentenalters berufstätig<br />

sein zu können. Die Ergebnisse zeigen, dass die entsprechenden Einstellungen bei<br />

Patienten aller Versorgungsformen nahezu unverändert bleiben (vgl. Abbildung 91).<br />

Demnach gehen zu allen Messzeitpunkten etwa ein Drittel der Befragten davon aus,<br />

„vermutlich nicht“ oder „auf keinen Fall“ bis zum Rentenalter berufstätig sein zu können.<br />

1=auf keinen Fall; 5=sicher<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

Prognose Erw erbstätigk e it, nicht-par alle l.<br />

t1 t2 t3 t4<br />

stat (N=161)<br />

amb in (N=69)<br />

amb+ (N=42)<br />

amb- (N=23)<br />

Effektstärken<br />

<br />

1,2<br />

stark<br />

0,8<br />

mittel<br />

0,4<br />

schw ach<br />

0<br />

schw ach<br />

-0,4<br />

mittel<br />

-0,8<br />

stark<br />

-1,2<br />

t1 - t2 t1 - t3 t1 - t4<br />

Abbildung 91 Prognose der eigenen Erwerbstätigkeit aus Patientensicht<br />

Die Patientenangaben zum allgemeinen Ges<strong>und</strong>heitszustand <strong>und</strong> zur Einstellung zur<br />

Berufstätigkeit korrelieren dabei deutlich miteinander (r=.49, p


Kap. 11 Wiedereingliederung ins Erwerbsleben <strong>und</strong> Fehlzeitenveränderung - Seite 207<br />

Betrachtet man zunächst den Entlassstatus der Patienten, werden in den ambulanten<br />

Versorgungsformen mehr Versicherte wiederhergestellt arbeitsfähig entlassen,<br />

zudem werden die als eingeschränkt arbeitsfähig entlassenen Patienten vor allem in<br />

der Versorgungsform amb+ mit positiveren Leistungsbildern entlassen.<br />

Betrachtet man den Status ein Jahr nach Beendigung der Maßnahme, zeigen sich<br />

aber vergleichbare Quoten erfolgreich wiedereingegliederter Patienten in allen Versorgungsformen,<br />

die bei 70-77% liegen. Als erfolgreich wiedereingegliedert werden<br />

Patienten bezeichnet, die an den Arbeitsplatz zurückgekehrt sind, nicht berentet sind<br />

<strong>und</strong> auch zwischenzeitlich keinen Rentenantrag gestellt haben <strong>und</strong> im Jahr nach der<br />

<strong>Rehabilitation</strong> weniger als 12 Wochen krankgeschrieben sind.<br />

Nicht zuletzt unter ökonomischen Aspekten bedeutsam ist der Zeitpunkt der Rückkehr<br />

an den Arbeitsplatz. Etwa 60% der Patienten kehren sofort nach Abschluss der<br />

<strong>Rehabilitation</strong> an den Arbeitsplatz zurück, weitere 20% nach einem oder zwei Monaten.<br />

Allerdings sinkt die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Wiedereingliederung<br />

deutlich, wenn die Rückkehr verzögert erfolgt. Patienten, die ambulant rehabilitativ<br />

behandelt wurden, kehren im Mittel etwas schneller an ihren Arbeitsplatz zurück im<br />

Vergleich mit den stationär oder ambulant in <strong>Rehabilitation</strong>skliniken behandelten Patienten.<br />

Berentungsquoten <strong>und</strong> Entwicklungen von Rentenantragstellern sind in allen Versorgungsformen<br />

vergleichbar, allerdings ist die Anzahl von entsprechenden Versicherten<br />

so gering, dass Aussagen hier wenig repräsentativ sind <strong>und</strong> sich Unterschiede<br />

auch kaum statistisch absichern lassen. Die Anteile der erfolgreich Wiedereingegliederten<br />

sind unter den Versicherten, die mit bereits gestelltem Rentenantrag oder mit<br />

Rentenwunsch in die Klinik kommen, gering (17% bzw. 32%).<br />

In allen Versorgungsformen gelingt gleichermaßen eine signifikante Reduktion von<br />

Fehlzeiten, dies betrifft sowohl die Entwicklung der AU-Fälle als auch des Gesamtumfanges<br />

der AU-Tage im Jahr nach der <strong>Rehabilitation</strong> im Vergleich zum Jahr davor.<br />

Allerdings ist dieser Effekt statistisch nur sehr schwach ausgeprägt <strong>und</strong> dürfte sich<br />

kaum von Fehlzeitenverläufen von chronisch kranken Versicherten ohne <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme<br />

unterscheiden (vgl. Bürger, 1997).<br />

Bei Patienten in allen Versorgungsformen ist im Jahr nach der <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme<br />

auch ein Rückgang der Zahl der Krankenhausaufenthalte zu beobachten.<br />

Dagegen verändert sich das Erleben der Arbeitsplatzsituation – das als prognostischer<br />

Faktor für die Entscheidung für oder gegen einen vorzeitigen Ausstieg aus<br />

dem Erwerbsleben eine Rolle spielt – bei den Patienten aller Versorgungsformen<br />

kaum. Eher gibt es Hinweise darauf, dass es infolge der chronischen Erkrankung zu<br />

leichten Verschlechterungen der Arbeitssituation im Sinne schlechterer Aufstiegsmöglichkeiten,<br />

erhöhter Arbeitsplatzunsicherheit <strong>und</strong> geringerem Einkommen kommt,


Kap. 11 Wiedereingliederung ins Erwerbsleben <strong>und</strong> Fehlzeitenveränderung - Seite 208<br />

allerdings sind die Bef<strong>und</strong>e diesbezüglich nicht ganz konsistent. Die Einstellung zur<br />

Frage, inwieweit zukünftig aus ges<strong>und</strong>heitlichen Gründen eine vorzeitige Beendigung<br />

der Erwerbstätigkeit wahrscheinlich ist, verändert sich infolge der <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme<br />

kaum, zu allen Befragungszeitpunkten geht etwa ein Drittel der Versicherten<br />

davon aus, nicht bis zum Erreichen des gesetzlichen Rentenalters berufstätig<br />

zu sein. Hier deutet die geringe Veränderung der Einstellung zur zukünftigen Berufstätigkeit<br />

darauf hin, dass die Planung des Ausstiegs aus dem Erwerbsleben vermutlich<br />

längerfristig erfolgt <strong>und</strong> kurzfristig durch eine <strong>Rehabilitation</strong> kaum beeinflussbar<br />

ist.


Kap. 12 Differentielle <strong>und</strong> Versorgungsformspezifische Ergebnisse - Seite 209<br />

12 WELCHE PATIENTEN PROFITIEREN VON DER<br />

REHABILITATION – DIFFERENTIELLE UND<br />

VERSORGUNGSFORMSPEZIFISCHE ERGEBNISSE<br />

Im Folgenden wird dargestellt, zu welchen Anteilen Patienten versorgungsformspezifisch<br />

von den <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahmen profitieren <strong>und</strong> ob bestimmte Patientengruppen<br />

bessere Erfolge in der einen oder anderen Versorgungsform aufweisen.<br />

Dabei wird nach den verschiedenen Erfolgsbereichen differenziert. Solche Auswertungen<br />

sind insbesondere unter dem Aspekt der differentiellen Indikation sinnvoll,<br />

weil sie Hinweise darauf geben, ob bestimmte Patientengruppen optimalerweise in<br />

bestimmten rehabilitativen Settings versorgt werden sollten.<br />

Die Ergebnisse würden unüberschaubar werden, würden sie für jedes in der Studie<br />

eingesetzte Erfolgsmaß gesondert dargestellt. Daher werden im Folgenden vier<br />

wichtige Erfolgsbereiche festgelegt (Somatik, subjektive Gesamtbewertung, Krankheitsbelastung<br />

<strong>und</strong> Sozialmedizin), für die exemplarisch wichtige Erfolgsmaße herangezogen<br />

werden. Die Auswahl der hier verwendeten Erfolgsmaße beruht auf inhaltsanalytischen<br />

Erwägungen, statistischen Berechnungen (Interkorrelationen <strong>und</strong><br />

Faktorenanalysen) <strong>und</strong> pragmatischen Erwägungen (Vollständigkeit der Daten über<br />

alle Messzeitpunkte).<br />

Ebenfalls aus Gründen der Anschaulichkeit <strong>und</strong> Vereinfachung wird in jedem Erfolgsbereich<br />

lediglich unterschieden, ob Patienten sich bedeutsam verbessert haben,<br />

unverändert geblieben sind oder sich verschlechtert haben. In diesem Zusammenhang<br />

war die Frage zu beantworten, wann von klinisch bedeutsamen Verbesserungen<br />

(clinical significant change) gesprochen werden kann. Statistische Größen wie<br />

Signifikanzen oder auch Effektstärken, die im vorangegangenen Kapitel dargestellt<br />

wurden, sagen per se noch nichts darüber aus, ob die Veränderungen auch von klinisch-praktischer<br />

Bedeutsamkeit sind. Bei ausreichenden Stichprobengrößen können<br />

z.B. auch kleine Veränderungen statistisch signifikant werden, die nicht von klinischer<br />

Bedeutung sind. Da für die wenigsten Erfolgsmaße Definitionen klinisch bedeutsamer<br />

Veränderungseinheiten vorliegen, mussten hier plausible Vorgehensweisen<br />

festgelegt werden.<br />

Unterschieden wurden kurzfristige Erfolge direkt bei Abschluss der <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme<br />

<strong>und</strong> längerfristige Erfolg bis ein Jahr nach Abschluss der <strong>Rehabilitation</strong>.


Kap. 12 Differentielle <strong>und</strong> Versorgungsformspezifische Ergebnisse - Seite 210<br />

12.1 VERSORGUNGSFORMSPEZIFISCHE ANTEILE VON PATIENTEN MIT<br />

REHABILITATIONSERFOLG UND MIT VERSCHLECHTERUNGEN<br />

Im Folgenden werden zunächst versorgungsformspezifisch die Anteile von Patienten<br />

dargestellt, die sich in den vier Bereichen Somatik, subjektive Gesamtbewertung,<br />

Krankheitsbelastung <strong>und</strong> Sozialmedizin bedeutsam verbesserten, die keine Veränderung<br />

aufweisen <strong>und</strong> die sich verschlechtert haben. Dargestellt wird auch, wie hoch<br />

die jeweiligen Anteile von Patienten sind, bei denen keine Veränderungen zu erwarten<br />

sind, weil sie in den entsprechenden Skalen unauffällige Werte aufweisen bzw.<br />

sich bereits im günstigsten Bereich befinden.<br />

Für den Erfolgsbereich Somatik wurden Veränderungen der Funktionskapazität mit<br />

dem FFbH gemessen sowie die von Patienten erlebte Schmerzintensität berücksichtigt.<br />

Beim FFbH wird kein Verbesserungsbedarf bei den Patienten angenommen, die<br />

einen Wert über 85 haben. Als klinisch bedeutsame Veränderungen werden Verbesserungen<br />

bzw. Verschlechterungen von mindestens 10 Punkten bezeichnet. Bei der<br />

Schmerzintensität wird kein Verbesserungsbedarf bei den Patienten angenommen,<br />

die angeben, keine oder nur sehr leichte Schmerzen in den vergangenen vier Wochen<br />

gehabt zu haben. Als klinisch bedeutsam wird eine Veränderung um mindestens<br />

einen Punkt auf der fünfstufigen Skala angesehen, beispielsweise wenn Patienten<br />

zu Beginn der <strong>Rehabilitation</strong> „starke“ <strong>und</strong> am Ende der Maßnahme „mäßige“<br />

Schmerzen angeben.<br />

Zunächst zeigt sich im somatischen Bereich, dass hinsichtlich der Funktionskapazität,<br />

gemessen mit dem FFbH, in allen Versorgungsformen etwa ein Drittel der Patienten<br />

keinen Verbesserungsbedarf, d.h. bei Alltagsaktivitäten keine gravierenden Beeinträchtigungen<br />

aufweist (vgl. Tabelle 58). Dagegen sind im Hinblick auf das<br />

Schmerzempfinden nahezu alle Patienten als veränderungsbedürftig einzuschätzen,<br />

die Anteile der Patienten ohne spürbare Schmerzen in den vergangenen vier Wochen<br />

liegen in allen Versorgungsformen bei unter fünf Prozent.<br />

Allen Versorgungsformen gelingt es im Verlauf der <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme, bei<br />

etwa einem Viertel der behandelten <strong>und</strong> entsprechend beeinträchtigten Patienten im<br />

oben definierten Sinne bedeutsame Verbesserungen der Funktionskapazität zu erzielen.<br />

Umgekehrt sind aber auch bei etwa 10% der beeinträchtigten Patienten im<br />

Verlauf der <strong>Rehabilitation</strong> bedeutsame Verschlechterungen der Funktionskapazität<br />

zu verzeichnen. Allen Versorgungsformen gelingt es gleichermaßen, bei mindestens<br />

40% der behandelten Patienten bedeutsame Verbesserungen hinsichtlich der erlebten<br />

Schmerzintensität zu erreichen.


Kap. 12 Differentielle <strong>und</strong> Versorgungsformspezifische Ergebnisse - Seite 211<br />

Tabelle 58 Kurzfristiger Erfolg; Bereich Somatik (nicht-parallelisierter Datensatz)<br />

Soma<br />

FFbH-R<br />

Stärke Schmerzerleben<br />

stat<br />

(n=559)<br />

amb in<br />

(n=261)<br />

amb+<br />

(n=120)<br />

amb-<br />

(n=139)<br />

stat<br />

(n=567)<br />

amb in<br />

(n=266)<br />

amb+<br />

(n=121)<br />

amb-<br />

(n=141)<br />

verschlechtert gleichgeblieben verbessert<br />

11<br />

10<br />

12<br />

8<br />

64<br />

65<br />

62<br />

67<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

8<br />

11<br />

13<br />

12<br />

45<br />

41<br />

25<br />

24<br />

27<br />

25<br />

kein Verbesserungsbedarf*<br />

davon<br />

verschlechtert<br />

32% 11%<br />

34% 11%<br />

35% 19%<br />

28% 5%<br />

* FFbH>85<br />

χ²-Test n.s. χ²-Test n.s.<br />

verschlechtert gleichgeblieben verbessert<br />

50<br />

46<br />

46<br />

47<br />

39<br />

41<br />

*<br />

4% 67%<br />

4% 30%<br />

3% 75%<br />

1% 50%<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100% * keine oder sehr leichte<br />

Schmerzen<br />

χ²-Test n.s. χ²-Test n.s.<br />

Betrachtet man den längerfristigen Erfolg der Angebotsformen (Vergleich des Zustandes<br />

zu Beginn der <strong>Rehabilitation</strong> mit dem ein Jahr nach Abschluss der <strong>Rehabilitation</strong>),<br />

so liegen die Anteile von erfolgreich rehabilitierten Patienten deutlich höher<br />

im Vergleich zur Betrachtung des kurzfristigen Erfolges (vgl. Tabelle 59). Andererseits<br />

sind auch die Quoten der Patienten, die sich verschlechtert haben, geringfügig<br />

höher. Hinsichtlich der Veränderung des Schmerzerlebens sind die langfristigen Erfolgsquoten<br />

vergleichbar den kurzfristig erreichten.


Kap. 12 Differentielle <strong>und</strong> Versorgungsformspezifische Ergebnisse - Seite 212<br />

Tabelle 59 Langfristiger Erfolg; Bereich Somatik (nicht-parallelisierter Datensatz)<br />

Soma<br />

FFbH-R<br />

Stärke Schmerzerleben<br />

stat<br />

(n=362)<br />

amb in<br />

(n=147)<br />

amb+<br />

(n=74)<br />

amb-<br />

(n=80)<br />

stat<br />

(n=358)<br />

amb in<br />

(n=149)<br />

amb+<br />

(n=73)<br />

amb-<br />

(n=79)<br />

verschlechtert gleichgeblieben verbessert<br />

13<br />

10<br />

17<br />

15<br />

37<br />

41<br />

54<br />

45<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

12<br />

13<br />

16<br />

11<br />

41<br />

40<br />

35<br />

40<br />

51<br />

42<br />

37<br />

40<br />

kein Verbesserungsbedarf*<br />

davon<br />

verschlechtert<br />

35% 14%<br />

31% 24%<br />

45% 12%<br />

31% 4%<br />

* FFbH>85<br />

χ²-Test n.s. χ²-Test n.s.<br />

verschlechtert gleichgeblieben verbessert<br />

47<br />

47<br />

49<br />

49<br />

*<br />

5% 47%<br />

4% 33%<br />

5% 25%<br />

1% 100%<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100% * keine oder sehr leichte<br />

Schmerzen<br />

χ²-Test n.s. χ²-Test n.s.<br />

Bei der subjektiven Gesamtbeurteilung der <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme wurde die<br />

11-stufige Zufriedenheitsskala wie folgt zusammengefasst: 0 bis 2 entspricht unzufrieden,<br />

3 bis 7 entspricht indifferent, 8 bis 10 entspricht zufrieden. Folgt man den<br />

globalen Beurteilungen durch Patienten, werden alle Versorgungsformen von der<br />

überwiegenden Mehrheit ihrer Patienten positiv bewertet.<br />

Tabelle 60 Kurzfristiger Erfolg; Beurteilung der <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme (nichtparallelisierter<br />

Datensatz)<br />

Subjektive Beurteilung<br />

Gesamtbeurteilung der<br />

<strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme<br />

stat<br />

(n=584)<br />

amb in<br />

(n=272)<br />

amb+<br />

(n=122)<br />

amb-<br />

(n=145)<br />

χ²=28.9; p


Kap. 12 Differentielle <strong>und</strong> Versorgungsformspezifische Ergebnisse - Seite 213<br />

Tabelle 61 Langfristiger Erfolg; Beurteilung der <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme (nichtparallelisierter<br />

Datensatz)<br />

Subjektive Beurteilung<br />

Gesamtbeurteilung der<br />

<strong>Rehabilitation</strong>saßnahme<br />

stat<br />

(n=371)<br />

amb in<br />

(n=149)<br />

amb+<br />

(n=74)<br />

amb-<br />

(n=82)<br />

χ²-Test n.s.<br />

4<br />

2<br />

unzufrieden indifferent zufrieden<br />

6<br />

7<br />

29<br />

39<br />

42<br />

37<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

Unmittelbar vor dem Ende der <strong>Rehabilitation</strong> bewerten mehr Patienten die Maßnahmen<br />

positiv als aus dem zeitlichen Abstand von einem Jahr (vgl. Tabelle 60 <strong>und</strong><br />

Tabelle 61). Kurzfristig werden die nicht-<strong>stationäre</strong>n Angebote auch von einem größeren<br />

Teil der Patienten positiver bewertet als die <strong>stationäre</strong>n Maßnahmen. Dieser<br />

Unterschied nivelliert sich aber mit der zeitlichen Distanz <strong>und</strong> ist in der Jahreskatamnese<br />

nicht mehr bedeutsam.<br />

Stellvertretend für den Bereich der Krankheitsbelastung wird die entsprechende 12<br />

Items umfassende Skala von Badura et al. (1987) berücksichtigt. Die Rating-Skala<br />

erfragt die Stärke der Belastung z.B. durch „manchmal hilflos <strong>und</strong> verlassen zu sein“<br />

vierstufig von „sehr stark“ bis „gar nicht“. Ein entsprechender Veränderungsbedarf<br />

wird nur bei Patienten gesehen, die sich als belastet einstufen. Als bedeutsame Veränderung<br />

wird eine Differenz von mindestens einem Punkt auf der vierstufigen Skala<br />

angesehen.<br />

In den <strong>Rehabilitation</strong>skliniken gibt etwa ein Viertel der Patienten keine bedeutsamen<br />

Krankheitsbelastungen an, unabhängig davon, ob hier ein <strong>stationäre</strong>s oder ambulantes<br />

Setting betrachtet wird (vgl. Tabelle 62 <strong>und</strong> Tabelle 63). In den beiden ambulanten<br />

Versorgungsformen liegt dieser Anteil mit etwa einem Drittel der Patienten noch<br />

etwas höher. Positive Veränderungen im Sinne einer Reduktion von erlebten Krankheitsbelastungen<br />

sind in allen Versorgungsformen nur bei einem geringeren Teil der<br />

Patienten zu beobachten. Unmittelbar vor Beendigung der <strong>Rehabilitation</strong> liegen die<br />

Anteile entsprechend erfolgreicher Patienten lediglich bei etwa 10%, ein Jahr nach<br />

Abschluss der Maßnahme steigen sie auf etwa 20% der Patienten. Insgesamt sind<br />

die Anteile der Patienten, die diesbezüglich von der <strong>Rehabilitation</strong> profitieren, eher<br />

gering. Allerdings sind bei den Patienten aller Versorgungsformen auch praktisch<br />

keine Verschlechterungen der erlebten Krankheitsbelastung zu verzeichnen.<br />

67<br />

57<br />

59<br />

53


Kap. 12 Differentielle <strong>und</strong> Versorgungsformspezifische Ergebnisse - Seite 214<br />

Tabelle 62 Kurzfristiger Erfolg; Krankheitsbelastung (nicht-parallelisierter Datensatz)<br />

Krankheitsbelastung<br />

Krankheitsbelastungsskala<br />

stat<br />

(n=569)<br />

amb in<br />

(n=262)<br />

amb+<br />

(n=122)<br />

amb-<br />

(n=138)<br />

verschlechtert gleichgeblieben verbessert<br />

89<br />

91<br />

89<br />

93<br />

11<br />

9<br />

11<br />

6<br />

kein Verbesserungsbedarf*<br />

davon<br />

verschlechtert<br />

24% 7%<br />

26% 3%<br />

31% 5%<br />

28% 8%<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100% * Wert < 1 auf Skala von<br />

0 bis 3<br />

χ²-Test n.s. χ²-Test n.s.<br />

Tabelle 63 Langfristiger Erfolg; Krankheitsbelastung (nicht-parallelisierter Datensatz)<br />

Krankheitsbelastung<br />

Krankheitsbelastungsskala<br />

stat<br />

(n=363)<br />

amb in<br />

(n=148)<br />

amb+<br />

(n=72)<br />

amb-<br />

(n=81)<br />

verschlechtert gleichgeblieben verbessert<br />

81<br />

79<br />

77<br />

89<br />

17<br />

20<br />

21<br />

11<br />

kein Verbesserungsbedarf*<br />

davon<br />

verschlechtert<br />

26% 8%<br />

22% 6%<br />

36% 4%<br />

35% 4%<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100% * Wert < 1 auf Skala von<br />

0 bis 3<br />

χ²-Test n.s. χ²-Test n.s.<br />

Schließlich wurde als vierter relevanter Veränderungsbereich der Bereich der Sozialmedizin<br />

berücksichtigt, wobei als wichtigste Kriterien die Rückkehr ins Erwerbsleben<br />

<strong>und</strong> die Verfolgung eines Rentenbegehrens ausgewählt wurden. Berücksichtigt<br />

wurden ausschließlich berufstätige Versicherte. Ein Veränderungsbedarf in sozialmedizinischer<br />

Hinsicht wird bei den berufstätigen Versicherten gesehen, die zu Beginn<br />

ihres <strong>Rehabilitation</strong>sverfahrens angaben, einen Rentenantrag gestellt zu haben<br />

oder dies zu beabsichtigen, oder im Jahr vor der <strong>Rehabilitation</strong> Fehlzeiten von mehr<br />

als 4 Wochen aufweisen. Als verbessert werden die Versicherten eingestuft, die im<br />

Jahr nach der <strong>Rehabilitation</strong> erfolgreich wiedereingegliedert werden konnten, d.h. an<br />

ihren Arbeitsplatz zurückgekehrt sind, keinen Rentenantrag verfolgen <strong>und</strong> dies auch<br />

nicht (mehr) beabsichtigen <strong>und</strong> Fehlzeiten von weniger als vier Wochen aufweisen.<br />

Als sozialmedizinisch verschlechtert werden die Versicherten betrachtet, die nach<br />

der <strong>Rehabilitation</strong> erstmals einen Rentenantrag gestellt haben oder die Intention zur


Kap. 12 Differentielle <strong>und</strong> Versorgungsformspezifische Ergebnisse - Seite 215<br />

Antragstellung äußern bzw. bereits berentet wurden. Versicherte, die geringe Fehlzeiten<br />

aufweisen <strong>und</strong> keine Rentenverfahren beantragt haben oder beabsichtigen,<br />

werden sozialmedizinisch nicht als veränderungsbedürftige Fälle betrachtet.<br />

Beim überwiegenden Anteil der Patienten (ca. 70%) kann hinsichtlich der sozialmedizinischen<br />

Erfolgskriterien von erfolgreichen <strong>Rehabilitation</strong>sverläufen gesprochen<br />

werden (vgl. Tabelle 64). Im <strong>stationäre</strong>n Setting sind bei ungefähr 10% der Patienten<br />

auch Verschlechterungen zu beobachten, indem z.B. nach der <strong>Rehabilitation</strong> Rentenanträge<br />

neu gestellt werden oder die Patienten zumindest entsprechende Absichten<br />

äußern. Sozialmedizinisch unproblematisch bzw. nicht verbesserungsbedürftig<br />

sind je nach Versorgungsform etwa ein Viertel bis ein Drittel der Patienten einzustufen,<br />

einzig in der Einrichtung amb+ liegt dieser Anteil von Patienten mit 15% deutlich<br />

niedriger. Wie in den anderen Erfolgsbereichen sind auch im sozialmedizinischen<br />

Bereich keine statistisch bedeutsamen Unterschiede der Erfolgsquoten zwischen den<br />

Versorgungsformen festzustellen.<br />

Tabelle 64 Langfristiger Erfolg; Sozialmedizin (nicht-parallelisierter Datensatz)<br />

Sozialmedizin<br />

Wiedereingliederung<br />

stat<br />

(n=219)<br />

amb in<br />

(n=98)<br />

amb+<br />

(n=53)<br />

amb-<br />

(n=34)<br />

χ²-Test n.s.<br />

verschlechtert gleichgeblieben verbessert<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

kein Verbesserungsbedarf*<br />

davon<br />

verschlechtert<br />

27% 13%<br />

31% 12%<br />

15% 0%<br />

35% 17%<br />

* kein Rentenantrag <strong>und</strong><br />

keine Rentenintention<br />

<strong>und</strong> geringe Fehlzeiten<br />

(


Kap. 12 Differentielle <strong>und</strong> Versorgungsformspezifische Ergebnisse - Seite 216<br />

stellt, da die Einschätzungen der Ärzte bereits im Kapitel 9.1 ausführlich dargestellt<br />

wurden. Die Patienten wurden hierzu zu allen Messzeitpunkten befragt. Die Ergebnisse<br />

zur Frage nach Veränderung der Rauchgewohnheiten <strong>und</strong> der Gewichtsabnahme<br />

werden nur für Patienten dargestellt, die Raucher bzw. behandlungsbedürftig<br />

übergewichtig (BMI>30) sind.<br />

Tabelle 65 Zielbereichsspezifische Erfolgsbeurteilungen der Patienten am Ende der <strong>Rehabilitation</strong><br />

Anzahl genannter<br />

Zielerreichungen<br />

Lebensstil<br />

% Ziel nicht erreicht<br />

% Ziel teilweise<br />

erreicht<br />

% Ziel erreicht<br />

stat 986 51 43 6<br />

amb in 382 40 49 11<br />

amb+ 216 40 51 8<br />

amb- 206 36 53 11<br />

Somatische Therapieziele<br />

Anzahl genannter<br />

Zielerreichungen<br />

% Ziel nicht erreicht<br />

% Ziel teilweise<br />

erreicht<br />

% Ziel erreicht<br />

stat 2847 37 51 12<br />

amb in 1196 32 55 14<br />

amb+ 759 37 56 8<br />

amb- 732 38 53 9<br />

Psychologische Therapieziele<br />

Anzahl genannter<br />

Zielerreichungen<br />

% Ziel nicht erreicht<br />

% Ziel teilweise<br />

erreicht<br />

% Ziel erreicht<br />

stat 687 39 50 11<br />

amb in 170 35 53 12<br />

amb+ 147 38 46 11<br />

amb- 101 36 50 14<br />

ADL<br />

Anzahl genannter<br />

Zielerreichungen<br />

% Ziel nicht erreicht<br />

% Ziel teilweise<br />

erreicht<br />

% Ziel erreicht<br />

stat 321 53 39 8<br />

amb in 116 43 51 6<br />

amb+ 64 48 39 13<br />

amb- 61 59 34 7<br />

Berufliche Therapieziele<br />

Anzahl genannter<br />

Zielerreichungen<br />

% Ziel nicht erreicht<br />

% Ziel teilweise<br />

erreicht<br />

% Ziel erreicht<br />

stat 392 35 45 20<br />

amb in 162 26 41 33<br />

amb+ 101 39 40 22<br />

amb- 68 43 35 22<br />

Therapieziele insgesamt (alle Bereiche)<br />

Anzahl genannter<br />

Zielerreichungen<br />

% Ziel nicht erreicht<br />

% Ziel teilweise<br />

erreicht<br />

% Ziel erreicht<br />

stat 5233 41 48 11<br />

amb in 2026 34 52 14<br />

amb+ 1287 38 52 9<br />

amb- 1168 39 51 10


Kap. 12 Differentielle <strong>und</strong> Versorgungsformspezifische Ergebnisse - Seite 217<br />

Um einen Vergleich der Einschätzungen zur Zielerreichung von Patienten <strong>und</strong> <strong>Rehabilitation</strong>smedizinern<br />

zu ermöglichen, werden zunächst wie bei den <strong>Rehabilitation</strong>smedizinern<br />

(vgl. Kap. 9.1) die bereichsspezifischen <strong>und</strong> Gesamterfolgseinschätzungen<br />

am Ende der <strong>Rehabilitation</strong> dargestellt. Die Ergebnisse zeigen, dass die Patienten<br />

in ihren Erfolgseinschätzungen deutlich zurückhaltender als die sie behandelnden<br />

Ärzte sind.<br />

Im Folgenden werden die Ergebnisse zu den Einschätzungen der Patienten ein Jahr<br />

nach Abschluss der <strong>Rehabilitation</strong> dargestellt (vgl. Tabelle 66 <strong>und</strong> Tabelle 67). Sie<br />

zeigen zunächst, dass zahlreiche der hier vorgegebenen Ziele nur von einem Teil der<br />

Patienten als <strong>Rehabilitation</strong>sziele benannt worden sind. Am häufigsten setzen sich<br />

Patienten Zielsetzungen wie Erhöhung der Beweglichkeit des Rückens, Erlernen<br />

krankengymnastischer Übungen, regelmäßiges Sporttreiben, sowie bei Übergewichtigen<br />

Gewichtsabnahme, die von jeweils etwa 80% der Befragten angegeben wurden.<br />

Ziele bezogen auf das Schmerzerleben <strong>und</strong> Veränderungen von Fehlhaltungen<br />

werden noch von etwa 2/3 der Patienten genannt. Veränderungen seelischer Belastungen,<br />

Verbesserungen der Fähigkeit zu Alltagsaktivitäten sowie berufsbezogene<br />

Zielsetzungen geben etwa ein Drittel bis die Hälfte der Patienten an. Zielsetzungen,<br />

die die Krankheitsbewältigung <strong>und</strong> die Folgen der Erkrankung betreffen, werden offenbar<br />

von weniger Patienten gesehen <strong>und</strong> angestrebt.<br />

Hinsichtlich der Häufigkeit der Zielsetzungen bestehen keine gravierenden <strong>und</strong> systematischen<br />

Unterschiede zwischen den Versorgungsformen. Ausnahme sind berufsbezogene<br />

Zielsetzungen sowie Verbesserungen der Alltagsaktivitäten, die von<br />

Patienten der Versorgungsform amb- jeweils deutlich seltener als von Patienten der<br />

übrigen Versorgungsformen genannt werden.


Kap. 12 Differentielle <strong>und</strong> Versorgungsformspezifische Ergebnisse - Seite 218<br />

Tabelle 66 Patientenangaben zu <strong>Rehabilitation</strong>szielen <strong>und</strong> Zielerreichung ein Jahr nach<br />

Abschluss der <strong>Rehabilitation</strong><br />

Lebensstilveränderungen<br />

Somatische Threapieziele<br />

Rauchen aufgeben<br />

(n=204 Raucher)<br />

Gewichtsabnahme<br />

(n=121; BMI>30)<br />

regelmäßiger Sport<br />

(n=654)<br />

Verbesserung<br />

Stressbewältigung<br />

(n=649)<br />

Schmerzreduktion<br />

(n=649)<br />

Umgang mit<br />

Schmerzen lernen<br />

(n=648)<br />

Entspannungstechniken<br />

(n=651)<br />

Schmerzbewältig.techniken<br />

(n=647)<br />

Das Ziel wurde:<br />

nicht erreicht teilweise erreicht erreicht<br />

61 27 12<br />

36 52 11<br />

25 56 19<br />

26 61 13<br />

34 49 17<br />

13 70 17<br />

19 62 19<br />

24 63 13<br />

Beine (n=653) 28 52 20<br />

Rücken (n=648) 35 51 14<br />

Nacken (n=648) 38 51 11<br />

Zunahme der Kraft<br />

(n=646)<br />

Verbesserung der<br />

Ausdauer (n=647)<br />

Korrektur einer<br />

Fehlhaltung (n=648)<br />

Vorbeugendes Verhalten<br />

lernen (n=650)<br />

Krankengym. Übungen<br />

lernen (n=649)<br />

35 47 17<br />

26 59 15<br />

25 59 16<br />

12 63 25<br />

9 59 32<br />

Unterschied Zielerreichung<br />

zwischen Angebotsformen<br />

Zielsetzung<br />

% Ziel gesetzt<br />

Unterschied Angebotsformen<br />

n.s. 42% n.s.<br />

n.s. 88% n.s.<br />

* 75% n.s.<br />

n.s. 50% n.s.<br />

n.s. 69% n.s.<br />

n.s. 66% n.s.<br />

n.s. 66% n.s.<br />

n.s. 53% n.s.<br />

n.s. 64% n.s.<br />

n.s. 82% n.s.<br />

n.s. 60% n.s.<br />

* 54% n.s.<br />

* 55% n.s.<br />

n.s. 62% n.s.<br />

n.s. 69% n.s.<br />

n.s. 80% n.s.


Kap. 12 Differentielle <strong>und</strong> Versorgungsformspezifische Ergebnisse - Seite 219<br />

Tabelle 67 Patientenangaben zu <strong>Rehabilitation</strong>szielen <strong>und</strong> Zielerreichung ein Jahr nach<br />

Abschluss der <strong>Rehabilitation</strong> (Fortsetzung)<br />

Seelische Belastung<br />

ADL<br />

erufliche Leistungsfähigk.<br />

Wiederfinden seel.<br />

Gleichgewicht<br />

(n=646)<br />

Abbau von Ängsten<br />

(n=646)<br />

Verbesserung der<br />

Stimmung (n=647)<br />

Verbesserung Kontakte<br />

(n=646)<br />

Steigerung Selbstwertgefühl<br />

(n=646)<br />

Abstand von Alltagssorgen<br />

(n=646)<br />

Haushalt versorgen<br />

können (n=648)<br />

Sich selbständig<br />

pflegen können<br />

(n=648)<br />

Einkaufen gehen<br />

können (n=648)<br />

Steigerung der Belastbarkeit<br />

(n=646)<br />

Wiedereingliederung<br />

in den Beruf (n=648)<br />

Entlastung am Arbeitsplatz<br />

(n=647)<br />

Das Ziel wurde:<br />

nicht erreicht teilweise erreicht erreicht<br />

20 62 18<br />

27 56 17<br />

20 61 19<br />

19 53 28<br />

18 63 19<br />

22 64 14<br />

12 48 40<br />

2 42 56<br />

8 38 54<br />

38 48 14<br />

36 26 38<br />

51 34 15<br />

Unterschied Zielerreichung<br />

zwischen Angebotsformen<br />

Zielsetzung<br />

% Ziel gesetzt<br />

Unterschied Angebotsformen<br />

n.s. 35% n.s.<br />

n.s. 27% n.s.<br />

n.s. 35% n.s.<br />

n.s. 24% *<br />

n.s. 30% n.s.<br />

n.s. 34% n.s.<br />

n.s. 40% n.s.<br />

n.s. 37% **<br />

n.s. 35% *<br />

n.s. 49% n.s.<br />

n.s. 36% *<br />

n.s. 31% **<br />

Betrachtet man die Angaben der Patienten, die ein entsprechendes Ziel auch angestrebt<br />

haben, zum Grad der Zielerreichung, zeigen sich Unterschiede zwischen den<br />

verschiedenen Zielbereichen, aber kaum versorgungsformspezifische Unterschiede<br />

(vgl. Tabelle 66 <strong>und</strong> Tabelle 67). Vergleichsweise hoch sind z.B. die Quoten von Patienten,<br />

die im Aufbau von Alltagsfertigkeiten ihr <strong>Rehabilitation</strong>sziel erreicht haben<br />

(40-56%), in geringerem Umfang gilt dies auch für die Wiedereingliederung in den<br />

Beruf (38%) sowie das Erlernen krankengymnastischer Übungen (32%). Vergleichsweise<br />

hohe Anteile von Patienten, die ihre Zielsetzung nicht erreicht haben, finden


Kap. 12 Differentielle <strong>und</strong> Versorgungsformspezifische Ergebnisse - Seite 220<br />

sich dagegen im Rauchen aufgeben (61%), dem Wunsch nach Entlastung am Arbeitsplatz<br />

(51%), der Steigerung nach beruflicher Belastbarkeit <strong>und</strong> der Wiedereingliederung<br />

in den Beruf (36-38%) sowie der Erhöhung der Beweglichkeit, der Gewichtsabnahme<br />

<strong>und</strong> der Zunahme an Kraft (jeweils ca. 1/3 der Patienten).<br />

Versorgungsformspezifische Unterschiede im Grad der Zielerreichung sind kaum zu<br />

beobachten, lediglich hinsichtlich der Erhöhung von Kraft <strong>und</strong> Ausdauer <strong>und</strong> der<br />

Realisierung des Wunsches nach regelmäßigem Sporttreiben liegt das Verhältnis<br />

erfolgreicher zu nicht erfolgreichen Patienten in den ambulant rehabilitativen Versorgungsformen<br />

etwas günstiger als im <strong>stationäre</strong>n Setting. Tabelle 68 zeigt die versorgungsformspezifischen<br />

Unterschiede im Grad der Zielerreichung jeweils für die Zielbereiche,<br />

bei denen überhaupt signifikante Unterschiede zwischen den Versorgungsformen<br />

festgestellt wurden.<br />

Tabelle 68 Versorgungsformspezifische Unterschiede der <strong>Rehabilitation</strong>sziele <strong>und</strong> Zielerreichung<br />

ein Jahr nach Abschluss der <strong>Rehabilitation</strong> (nicht-parallelisierter Datensatz)<br />

Lebensstiländerung<br />

Regelmäßiger Sport<br />

stat<br />

(n=359)<br />

amb in<br />

(n=144)<br />

amb+<br />

(n=70)<br />

amb-<br />

(n=81)<br />

nicht erreicht teilweise erreicht erreicht<br />

17<br />

24<br />

21<br />

32<br />

61<br />

51<br />

43<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

61<br />

25<br />

28<br />

22<br />

χ²-Test: χ²=15.5; p=.017; ϕ=.177<br />

15<br />

Ziel gesetzt<br />

76%<br />

74%<br />

66%<br />

84%<br />

χ²-Test n.s.


Kraft, Haltung <strong>und</strong> Ausdauer<br />

Zunahme der Kraft<br />

Verbesserung der Ausdauer<br />

Verbesserung der Kontakte zu<br />

Mitmenschen<br />

Sich selbständig pflegen können<br />

stat<br />

(n=355)<br />

amb in<br />

(n=140)<br />

amb+<br />

(n=70)<br />

amb-<br />

(n=81)<br />

stat<br />

(n=355)<br />

amb in<br />

(n=140)<br />

amb+<br />

(n=71)<br />

amb-<br />

(n=81)<br />

stat<br />

(n=355)<br />

amb in<br />

(n=140)<br />

amb+<br />

(n=70)<br />

amb-<br />

(n=81)<br />

stat<br />

(n=355)<br />

amb in<br />

(n=141)<br />

amb+<br />

(n=71)<br />

amb-<br />

(n=81)<br />

Kap. 12 Differentielle <strong>und</strong> Versorgungsformspezifische Ergebnisse - Seite 221<br />

nicht erreicht teilweise erreicht erreicht<br />

20<br />

19<br />

34<br />

43<br />

55<br />

60<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

41<br />

45<br />

χ²-Test: χ²=17.8; p=.007; ϕ=.226<br />

nicht erreicht teilweise erreicht erreicht<br />

2<br />

29<br />

27<br />

28<br />

74<br />

51<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

56<br />

60<br />

χ²-Test: χ²=17.6; p=.007; ϕ=.222<br />

nicht erreicht teilweise erreicht erreicht<br />

15<br />

24<br />

20<br />

39<br />

40<br />

58<br />

46<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

χ²-Test n.s.<br />

nicht erreicht teilweise erreicht erreicht<br />

3<br />

5<br />

13<br />

42<br />

44<br />

45<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

χ²-Test n.s.<br />

87<br />

46<br />

53<br />

58<br />

50<br />

40<br />

24<br />

25<br />

30<br />

21<br />

22<br />

24<br />

27<br />

12<br />

11<br />

16<br />

15<br />

Ziel gesetzt<br />

55%<br />

50%<br />

57%<br />

52%<br />

χ²-Test n.s.<br />

58%<br />

50%<br />

61%<br />

47%<br />

χ²-Test n.s.<br />

28%<br />

24%<br />

19%<br />

12%<br />

χ²-Test:<br />

χ²=10.1<br />

p=.018<br />

ϕ=.125<br />

42%<br />

39%<br />

31%<br />

20%<br />

χ²-Test:<br />

χ²=15.0<br />

p=.002<br />

ϕ=.152


Alltag zu Hause<br />

Einkaufen gehen können<br />

Wiedereingliederung in den<br />

Beruf<br />

Entlastung am Arbeitsplatz<br />

stat<br />

(n=355)<br />

amb in<br />

(n=141)<br />

amb+<br />

(n=71)<br />

amb-<br />

(n=81)<br />

stat<br />

(n=357)<br />

amb in<br />

(n=140)<br />

amb+<br />

(n=70)<br />

amb-<br />

(n=81)<br />

stat<br />

(n=355)<br />

amb in<br />

(n=140)<br />

amb+<br />

(n=71)<br />

amb-<br />

(n=81)<br />

Kap. 12 Differentielle <strong>und</strong> Versorgungsformspezifische Ergebnisse - Seite 222<br />

nicht erreicht teilweise erreicht erreicht<br />

4<br />

4<br />

11<br />

31<br />

35<br />

44<br />

40<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

29<br />

38<br />

33<br />

47<br />

χ²-Test n.s.<br />

nicht erreicht teilweise erreicht erreicht<br />

18<br />

22<br />

6<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

32<br />

χ²-Test n.s.<br />

nicht erreicht teilweise erreicht erreicht<br />

43<br />

51<br />

57<br />

66<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

χ²-Test n.s.<br />

43<br />

65<br />

65<br />

33<br />

49<br />

52<br />

53<br />

29<br />

45<br />

47<br />

17<br />

30<br />

16<br />

14<br />

14<br />

17<br />

Ziel gesetzt<br />

39%<br />

33%<br />

35%<br />

21%<br />

χ²-Test:<br />

χ²=10.4<br />

p=.016<br />

ϕ=.127<br />

39%<br />

36%<br />

39%<br />

19%<br />

χ²-Test:<br />

χ²=12.8<br />

p=.005<br />

ϕ=.141<br />

34%<br />

31%<br />

42%<br />

7%<br />

χ²-Test:<br />

χ²=26.6<br />

p


Kap. 12 Differentielle <strong>und</strong> Versorgungsformspezifische Ergebnisse - Seite 223<br />

12.3 DIFFERENTIELLE EFFEKTE – WER PROFITIERT VON DER<br />

MEDIZINISCHEN REHABILITATION ?<br />

Im Folgenden wird getestet, ob bestimmte Patientengruppen stärker von ihren rehabilitativen<br />

Maßnahmen profitieren als andere. Berücksichtigt wurden hierzu wiederum<br />

die vier zentralen Erfolgsbereiche Somatik, subjektive Gesamtbewertung, Krankheitsbelastung<br />

<strong>und</strong> Sozialmedizin. Als mögliche Einflussgrößen wurden hierbei Variablen<br />

berücksichtigt, von denen ein entsprechender Einfluss erwartet werden konnte<br />

(vgl. Bürger & Koch, 1999a). So wurde z.B. geprüft, ob demographische Variablen<br />

wie Alter <strong>und</strong> Geschlecht, Schichtzugehörigkeit <strong>und</strong> Familienstatus eine Rolle spielen.<br />

An erkrankungsspezifischen Variablen wurde getestet, ob die Art der Erkrankung,<br />

das Ausmaß an Multimorbidität oder der Grad der Behinderung einen differentiellen<br />

Einfluss haben. Darüber hinaus wurde geprüft, ob die von Patienten erlebte<br />

Zufriedenheit mit der Art der <strong>Rehabilitation</strong>sform (ambulant oder stationär), der Zeitraum<br />

von Antragstellung bis zum Beginn der <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme, Rentenintentionen<br />

bzw. laufende Rentenverfahren, aber auch soziale, motivationale <strong>und</strong> Einstellungsvariablen<br />

der <strong>Rehabilitation</strong> insgesamt gegenüber, eine bedeutsame Rolle<br />

spielen.<br />

Tabelle 69 zeigt die Ergebnisse der Regressionsanalysen, in die alle Variablen simultan<br />

eingeführt wurden. Berücksichtigt wurden sowohl kurzfristige Veränderungen<br />

vom Zeitpunkt bis zum Ende der <strong>Rehabilitation</strong> sowie langfristige Ergebnisse, die<br />

auch ein Jahr nach Abschluss der <strong>Rehabilitation</strong> noch Bestand haben.<br />

Tabelle 69 Regressionsanalysen, Einflussvariablen auf rehabilitative Zielgrößen<br />

kurzfristig<br />

FFbH<br />

langfristig<br />

Schmerzerleben<br />

kurzfristig<br />

langfristig<br />

Krankheitsbelastung<br />

kurzfristig<br />

Langfristig<br />

Zufriedenheit<br />

Alter * ** n.s. * n.s. n.s. * n.s.<br />

Geschlecht n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. n.s.<br />

Soziale Schicht ** ** n.s. * n.s. * n.s. n.s.<br />

AU-Zeiten vor Reha n.s. n.s. ** ** n.s. n.s. n.s. n.s.<br />

Rentenantrag gestellt n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. n.s.<br />

Rentenintention n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. n.s.<br />

Zeitraum der Reha-Antragstellung ** ** ** ** n.s. * n.s. n.s.<br />

Freiwilligkeit der Reha-<br />

Antragstellung<br />

n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. n.s.<br />

Erwartung: Verbesserung der Ge-<br />

* ** ** n.s. n.s. n.s. ** *<br />

s<strong>und</strong>heit<br />

Zufriedenheit mit Reha-Form n.s. n.s. n.s. * n.s. n.s. ** **<br />

Multimorbidität * n.s. n.s. n.s. ** n.s. n.s. n.s.<br />

Grad der Behinderung n.s. n.s. n.s. * n.s. n.s. n.s. n.s.<br />

Einsamkeit n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. n.s.<br />

kurzfristig<br />

langfristig


Kap. 12 Differentielle <strong>und</strong> Versorgungsformspezifische Ergebnisse - Seite 224<br />

Die Analysen zeigen eine Reihe von Hinweisen auf bedeutsame differentielle Ergebnisse<br />

über alle Versorgungsformen hinweg. Sie werden im Folgenden summarisch<br />

aufgeführt.<br />

Beispielsweise weisen ältere Patienten eine geringere Verbesserung der Funktionskapazität<br />

<strong>und</strong> der Schmerzen auf, äußern sich aber zufriedener mit der <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme<br />

als jüngere Patienten.<br />

Patienten aus höheren sozialen Schichten zeigen deutlichere Verbesserungen der<br />

Funktionskapazität <strong>und</strong> der Schmerzen, aber seltener positive Veränderungen der<br />

Krankheitsbelastung im Vergleich mit Patienten aus niedrigeren sozialen Schichten.<br />

Je längere Arbeitsunfähigkeitszeiten Patienten vor der <strong>Rehabilitation</strong> aufweisen, desto<br />

geringer fällt die Verbesserung des Schmerzerlebens aus.<br />

Je länger der Zeitraum von Antragstellung bis zum Beginn der <strong>Rehabilitation</strong> ausfällt,<br />

desto weniger verbessern sich Patienten hinsichtlich der Funktionskapazität <strong>und</strong> der<br />

Schmerzen, umso günstiger fällt aber die Veränderung der Krankheitsbelastung aus.<br />

Je höhere Erwartungen Patienten an ges<strong>und</strong>heitliche Verbesserungen infolge der<br />

<strong>Rehabilitation</strong> haben, desto deutlicher verbessern sich Patienten hinsichtlich der<br />

Funktionskapazität <strong>und</strong> der Schmerzen <strong>und</strong> umso eher sind sie mit der <strong>Rehabilitation</strong><br />

zufrieden.<br />

Je zufriedener Patienten mit der Auswahl ihrer rehabilitativen Versorgungsform sind,<br />

desto deutlicher verbessern sie sich in Hinblick auf ihre Schmerzen <strong>und</strong> umso eher<br />

sind sie mit der <strong>Rehabilitation</strong> zufrieden.<br />

Multimorbid erkrankte Patienten verbessern sich weniger als die übrigen Patienten<br />

im Hinblick auf ihre Funktionskapazität <strong>und</strong> ihre Krankheitsbelastung.<br />

Bei Patienten mit Anerkennung eines Behindertenstatus verbessert sich die Krankheitsbelastung<br />

weniger als bei Patienten ohne Behindertenstatus.<br />

12.4 DIFFERENTIELLE EFFEKTE – WER PROFITIERT VON WELCHER<br />

VERSORGUNGSFORM ?<br />

In einem dritten Schritt wurde geprüft, inwieweit sich in den vier zentralen Erfolgsbereichen<br />

Somatik, subjektive Gesamtbewertung, Krankheitsbelastung <strong>und</strong> Sozialmedizin<br />

bedeutsame differentielle Effekte zeigen, d.h. bestimmte Patientengruppen in<br />

einzelnen Versorgungsformen in stärkerem Ausmaß profitieren als in anderen. Statistisch<br />

gesprochen wurden Interaktionseffekte zwischen Versorgungsform <strong>und</strong> z.B.<br />

Alter oder Geschlecht im Hinblick auf den <strong>Rehabilitation</strong>serfolg getestet. Geprüft<br />

wurde dabei nicht nur, ob diese Variablen jeweils gesondert für den Erfolg bzw.<br />

Misserfolg einer Versorgungsform von Bedeutung sind, sondern auch, ob bestimmte


Kap. 12 Differentielle <strong>und</strong> Versorgungsformspezifische Ergebnisse - Seite 225<br />

Merkmalskombinationen bedeutsam für den Erfolg sind. Beispielsweise wurde getestet,<br />

ob die Versorgungsformen bei älteren Frauen oder Männern mit geringer sozialer<br />

Unterstützung zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen. Diese Analysen wurden<br />

sowohl mit dem parallelisierten als auch mit dem nicht-parallelisierten Datensatz<br />

durchgeführt.<br />

Als Ergebnis dieser umfangreichen Berechnungen ist folgendes festzuhalten: Ein<br />

bedeutsamer differentieller versorgungsformspezifischer Effekt konnte in keinem der<br />

zahlreichen Berechnungen nachgewiesen werden – weder mit dem parallelisierten<br />

noch mit dem nicht-parallelisierten Datensatz. Es gibt diesen Berechnungen zufolge<br />

keine Hinweise darauf, dass bestimmte Patientengruppen von einzelnen rehabilitativen<br />

Versorgungsformen mehr oder weniger profitieren als von anderen.<br />

Hinsichtlich der Merkmalskombinationen ist hier trotz der großen Ausgangsstichprobe<br />

sicher einschränkend auf die stark sinkenden Fallzahlen hinzuweisen. Diese geringen<br />

Zellbesetzungen erschweren den Nachweis überzufälliger Unterschiede zwischen<br />

den Angebotsformen. Allerdings zeigten sich eben auch bei Berücksichtigung<br />

einzelner Variablen, von denen differenzierende Effekte erwartet worden waren, keine<br />

statistisch überzufällig bedeutsamen Unterschiede.<br />

12.5 ZUSAMMENFASSENDE BEWERTUNG<br />

Betrachtet man zusammenfassend die rehabilitativen Erfolgsquoten in unterschiedlichen<br />

Erfolgsbereichen, so zeigen sich keine Hinweise auf systematische versorgungsformspezifische<br />

Effekte. Es lässt sich hier nicht nachweisen, dass bestimmte<br />

Patientengruppen spezifisch von bestimmten rehabilitativen Versorgungsformen profitieren,<br />

entsprechend können hier versorgungsformspezifisch keine besonderen indikativen<br />

Empfehlungen abgeleitet werden.<br />

Es lassen sich aber durchaus Hinweise auf bestimmte Patientengruppen erkennen,<br />

die gegenwärtig unabhängig von der spezifischen Versorgungsform von einer rehabilitativen<br />

Maßnahme weniger profitieren. Hinsichtlich Verbesserungen im somatischen<br />

Bereich sind dies beispielsweise ältere <strong>und</strong> multimorbide erkrankte Patienten, Patienten<br />

aus niedrigeren Schichten, Patienten mit längeren AU-Zeiten <strong>und</strong> langen Wartezeiten<br />

auf die <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme, Patienten mit niedrigeren Erfolgserwartungen<br />

<strong>und</strong> geringerer Zufriedenheit mit der Art der rehabilitativen Versorgungsform, in<br />

der sie behandelt wurden.<br />

Es lassen sich auch Unterschiede der Verbesserungsquoten je nach Erfolgsbereich<br />

erkennen. Allerdings sind diese z.T. auch dadurch erklärbar, dass verschiedene Erfolgsbereiche<br />

eine sehr unterschiedliche Bedeutung als Zielsetzung der Maßnahme<br />

haben. In allen Versorgungsformen werden von den Patienten primär Zielsetzungen<br />

wie Gewichtsabnahme, Verbesserungen der Beweglichkeit, Erlernen krankengym-


Kap. 12 Differentielle <strong>und</strong> Versorgungsformspezifische Ergebnisse - Seite 226<br />

nastischer <strong>und</strong> vorbeugender Übungen, Korrekturen von Fehlhaltungen, Veränderung<br />

des Bewegungsverhaltens sowie der Schmerzsymptomatik angestrebt. Deutlich<br />

seltener dagegen werden Ziele aus dem psychosozialen <strong>und</strong> beruflichen Bereich genannt.<br />

Die in den Kapiteln 6.4 <strong>und</strong> 7.5 berichteten Ergebnisse zu den Behandlungsangeboten<br />

haben gezeigt, dass auch die <strong>Rehabilitation</strong>seinrichtungen selbst Behandlungsschwerpunkte<br />

setzen, in denen somatische Zielsetzungen einen deutlich<br />

höheren Stellenwert einnehmen als z.B. psychosoziale. Daher w<strong>und</strong>ert es nicht,<br />

wenn sich z.B. in den Standardskalen zur Krankheitsbelastung bei einem überwiegenden<br />

Teil der Patienten kaum Veränderungen zeigen. Modelle der Veränderung<br />

von Krankheitsfolgen <strong>und</strong> -belastungen haben sowohl im Bewusstsein der Patienten<br />

als auch der <strong>Rehabilitation</strong>seinrichtungen eine nachrangige Bedeutung.<br />

Hinsichtlich der Frage, ob bestimmte Patientengruppen von verschiedenen rehabilitativen<br />

Versorgungsformen unterschiedlich profitieren, sind einschränkend sicher die<br />

begrenzten Fallzahlen zu nennen. Dies gilt insbesondere, wenn Patientengruppen<br />

mit Kombinationen unterschiedlicher Merkmale gebildet werden. Diese geringen<br />

Zellbesetzungen erschweren natürlich den Nachweis überzufälliger Unterschiede<br />

zwischen den Angebotsformen. Allerdings zeigten sich eben auch bei Berücksichtigung<br />

einzelner Variablen, von denen differenzierende Effekte erwartet worden waren,<br />

keine statistisch überzufällig bedeutsamen Unterschiede.


Kap. 13 Kostenvergleich der rehabilitativen Versorgungsformen - Seite 227<br />

13 KOSTENVERGLEICH DER REHABILITATIVEN<br />

VERSORGUNGSFORMEN<br />

Im abschließenden Ergebniskapitel wird der Aspekt der vergleichenden ökonomischen<br />

Bewertung der vier rehabilitativen Versorgungsformen behandelt. Im Rahmen<br />

der vorliegenden Studie wurden deshalb Daten erhoben, aufgr<strong>und</strong> derer Hinweise<br />

auf vergleichende direkte medizinische Kosten sowie direkte nicht-medizinische Kosten<br />

für die verschiedenen rehabilitativen Versorgungsformen abgeleitet werden können.<br />

Von den Einrichtungen wurden die Tagessätze <strong>und</strong> patientenbezogen die Dauer<br />

der rehabilitativen Maßnahmen erfasst, von den Patienten liegen Angaben zur Entfernung<br />

zum <strong>Rehabilitation</strong>szentrum vor, mithilfe derer sich die potentiell anfallenden<br />

Fahrtkosten berechnen lassen. Patientenbezogen liegen Angaben zur zusätzlichen<br />

Inanspruchnahme von ambulant tätigen Ärzten während der <strong>Rehabilitation</strong> sowie<br />

zum Zeitpunkt der Wiedereingliederung vor <strong>und</strong> schließlich – allerdings nur für einen<br />

kleineren Teil der Befragten – liegen Daten der Kostenträger zu Fehlzeiten <strong>und</strong> zur<br />

Inanspruchnahme von früheren <strong>und</strong> folgenden <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahmen vor.<br />

Schließlich kann aufgr<strong>und</strong> der patientenbezogenen Aufstellung der Leistungen durch<br />

die Einrichtungen auch etwas über die erbrachten Leistungen als Gegenwert zu den<br />

Kosten ausgesagt werden. Das Kostentagebuch, entwickelt um ges<strong>und</strong>heitsbezogen<br />

anfallende Kosten nach der Entlassung zu erfassen, wurde von den Patienten so<br />

unvollständig bearbeitet, dass eine hinreichend verlässliche Auswertung praktisch<br />

nicht möglich ist.<br />

Auch wenn die vorliegenden Auswertungen über die in der Einleitung erwähnten bisherigen<br />

Analysen zu dieser Thematik hinausgehen, sind die Analysen sicher noch<br />

als eher grob zu bezeichnen. Dies liegt vor allem daran, dass die Quantifizierung der<br />

Kosten für die Fehltage, die Arztbesuche, die Krankenhausaufenthalte <strong>und</strong> die <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahmen<br />

im Rahmen des Projektes aus Gründen des Erhebungsaufwandes<br />

nur anhand von Standardwerten erfolgen konnte. Differenziertere Analysen<br />

hätten eine direkte Erhebung aller Kosten für die Maßnahme, für Krankengeld<br />

oder Übergangsgelder, diagnostische, medikamentöse <strong>und</strong> andere therapeutische<br />

Leistungen vor, während <strong>und</strong> nach der <strong>Rehabilitation</strong>, die Inanspruchnahme von<br />

Haushaltshilfen u.ä. erfordert, wie sie bei den verschiedenen Kostenträgern angefallen<br />

sind. Selbst wenn solche Erhebungen der tatsächlich anfallenden Kosten möglich<br />

wären, hätten diese aber den Nachteil, dass zahlreiche Störvariablen wie z.B. das<br />

Preisniveau am jeweiligen Wohnort die Kosten beeinflussen, die nichts mit der prinzipiellen<br />

Frage des Kostenvorteils einer rehabilitativen Versorgungsform zu tun haben.<br />

Solche Analysen hätten daher eines eigenständigen umfangreichen Forschungsprojektes<br />

mit ökonomischem Schwerpunkt bedurft.


Kap. 13 Kostenvergleich der rehabilitativen Versorgungsformen - Seite 228<br />

Wenn von Kosten gesprochen wird, spielt auch immer eine Rolle, für wen diese Kosten<br />

anfallen. Besonders anschaulich wird dies am Beispiel der Arbeitsunfähigkeitstage,<br />

wo Kosten zunächst beim Arbeitgeber, bei längeren Fehlzeiten bei den Krankenkassen<br />

<strong>und</strong> schließlich bei den Rentenversicherungsträgern, Berufsunfähigkeitsversicherern<br />

oder den Kommunen entstehen.<br />

Schließlich können sich die Analysen des vorliegenden Kapitels auf einen Kostenvergleich<br />

der vier Versorgungsformen beschränken, da Ziele <strong>und</strong> Wirksamkeit der<br />

rehabilitativen Angebote vergleichbar sind, d.h. als Gegenwert für die jeweiligen Kosten<br />

wird in allen Versorgungsformen ein vergleichbarer Behandlungserfolg „geliefert“.<br />

Eine wichtige Beschränkung der Aussagekraft der Ergebnisse ist allerdings zu beachten:<br />

Aufgr<strong>und</strong> des vorliegenden Untersuchungsansatzes kann nicht beantwortet<br />

werden, inwieweit durch eine flächendeckende Einführung der ambulanten <strong>Rehabilitation</strong><br />

im Gesamtsystem der medizinischen <strong>Rehabilitation</strong> Kosteneinsparungen möglich<br />

sind.<br />

13.1 DIREKTE MEDIZINISCHE KOSTEN WÄHREND DER REHABILITATION<br />

Zunächst zeigt ein Vergleich der direkten medizinischen Kosten für die verschiedenen<br />

Versorgungsformen unter Einbeziehung der Tagessätze <strong>und</strong> der durchschnittlichen<br />

Dauer der Maßnahmen deutliche Unterschiede zwischen den vier Versorgungsformen.<br />

Bei den nicht-<strong>stationäre</strong>n Angebotsformen fallen alleine die Kosten für die<br />

Behandlungstage an, bei den <strong>stationäre</strong>n Maßnahmen wird jeder Kalendertag vergolten.<br />

Da zusätzlich auch die Tagessätze für <strong>stationäre</strong> <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahmen<br />

über denen der anderen Versorgungsformen liegen, sind die Kosten für <strong>stationäre</strong><br />

Maßnahmen mit Abstand am höchsten, die der ambulanten Maßnahmen in Zentren<br />

ohne Anbindung an eine <strong>Rehabilitation</strong>sklinik am niedrigsten (vgl. Tabelle 70).<br />

Tabelle 70 Durchschnittliche Kosten der <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme pro Versorgungsform<br />

Stat amb in amb+ amb-<br />

Mittlerer Tagessatz in DM 209 164 163 145<br />

Mittlere Dauer der Maßnahmen in Kalendertagen<br />

(stat) bzw. Behandlungstagen<br />

(amb)<br />

Mittlere Gesamtkosten der Maßnahmen<br />

in DM<br />

28,07 20,63 19,77 18,41<br />

5866,6 3383,3 3222,5 2669,5<br />

Betrachtet man umgekehrt die therapeutischen Leistungen, die in den Versorgungsformen<br />

für diese Kosten erbracht werden, so haben die diesbezüglichen Auswertungen<br />

(vgl. Kap. 6 <strong>und</strong> 7) insgesamt keine Hinweise auf ein entsprechend geringeres<br />

Angebot in den ambulanten Versorgungssettings ergeben. In den <strong>Rehabilitation</strong>skliniken<br />

bestehen in der Regel mehr apparativ-diagnostische Möglichkeiten, auf-


Kap. 13 Kostenvergleich der rehabilitativen Versorgungsformen - Seite 229<br />

gr<strong>und</strong> der größeren Mitarbeiterzahlen auch eine größere Bandbreite ärztlicher Kompetenzen.<br />

Auch der Arzt-Patient-Schlüssel ist in den <strong>Rehabilitation</strong>skliniken günstiger. Aus Sicht<br />

der Patienten werden die Arztkontakte in den ambulanten <strong>Rehabilitation</strong>seinrichtungen<br />

aber eher günstiger beurteilt. Auch bei Betrachtung der während der rehabilitativen<br />

Maßnahme tatsächlich erbrachten (KTL-)Leistungen schneiden die ambulanten<br />

Versorgungsangebote keinesfalls schlechter ab. Die Daten deuten im Gegenteil darauf<br />

hin, dass Patienten hier zumindest im Hinblick auf funktionell orientierte Angebote<br />

(Krankengymnastik <strong>und</strong> Sport- <strong>und</strong> Bewegungstherapie) ein deutlich dichteres <strong>und</strong><br />

umfangreicheres Angebot erhalten, während in den <strong>Rehabilitation</strong>skliniken etwas<br />

mehr Leistungen im Bereich der Thermo-, Hydro- <strong>und</strong> Balneotherapie erbracht werden.<br />

Nur ein Teil der Mehrkosten für <strong>stationäre</strong> Leistungen liegt aber in den Kosten<br />

für Übernachtung <strong>und</strong> Verpflegung sowie medizinische Überwachung auch abends<br />

bzw. nachts <strong>und</strong> an Wochenenden begründet. Bedeutsamere Anteile werden vermutlich<br />

auf die in <strong>Rehabilitation</strong>skliniken höheren Investitionskosten zurückzuführen sein.<br />

Neben den Kosten für die Maßnahme selbst sind auch die während der <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahmen<br />

zusätzlich anfallenden direkten medizinischen Kosten zu berücksichtigen.<br />

Hier haben die Ergebnisse beispielsweise gezeigt, dass Patienten der<br />

beiden ambulanten Versorgungsformen (amb+, insbesondere auch amb-) deutlich<br />

häufiger die Hilfestellung niedergelassener Ärzte in Anspruch nehmen (vgl.<br />

Abbildung 73) als Patienten, die stationär oder ambulant in <strong>Rehabilitation</strong>skliniken<br />

behandelt wurden (stat <strong>und</strong> amb in). Allerdings wäre auch denkbar, dass ein Teil der<br />

notwendigen medizinischen Leistungen von den <strong>Rehabilitation</strong>skliniken lediglich auf<br />

die Zeit nach Abschluss der <strong>Rehabilitation</strong> verschoben wird, um die entsprechenden<br />

Kosten möglichst gering zu halten.<br />

Eine genaue Quantifizierung der Kosten pro entsprechendem Arztbesuch ist kaum<br />

möglich, da nicht detailliert bekannt ist, welche diagnostischen <strong>und</strong> therapeutischen<br />

Maßnahmen sowie medikamentösen Verschreibungen erfolgt sind. Für die nachfolgenden<br />

Berechnungen wurde als grober Näherungswert von einem durchschnittlichen<br />

Honorar von 80 DM pro Arztbesuch ausgegangen, den eine Statistik der Kassenärztlichen<br />

B<strong>und</strong>esvereinigung für das Jahr 1997 ausweist.<br />

Tabelle 71 Geschätzte Kosten für Arztbesuche während der <strong>Rehabilitation</strong><br />

Mittlere Zahl der Arztbesuche während<br />

der <strong>Rehabilitation</strong><br />

stat amb in amb+ amb-<br />

0,11 0,12 0,37 0,95<br />

Kosten pro Arztbesuch in DM 80 80 80 80<br />

Kosten der Arztbesuche während der<br />

<strong>Rehabilitation</strong> in DM<br />

8,80 9,60 29,60 76,00


Kap. 13 Kostenvergleich der rehabilitativen Versorgungsformen - Seite 230<br />

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Kosten für die Arztbesuche zwar in den<br />

beiden ambulanten Versorgungsformen höher sind, aber vermutlich anteilig an den<br />

Gesamtkosten für die <strong>Rehabilitation</strong> nur einen geringen Teil ausmachen, entsprechend<br />

als zusätzlicher Kostenfaktor vermutlich kaum ins Gewicht fallen (vgl. Tabelle<br />

71). Die Kostenvorteile der ambulanten Versorgungsangebote werden also durch<br />

solche zusätzlich während der <strong>Rehabilitation</strong> in Anspruch genommenen medizinischen<br />

Leistungen vermutlich kaum minimiert. Allerdings muss einschränkend berücksichtigt<br />

werden, dass z.B. evtl. Kosten für medikamentöse Behandlungen nicht<br />

enthalten sind, die durchaus kostenrelevant sein können.<br />

13.2 DIREKTE MEDIZINISCHE KOSTEN VOR UND NACH DER<br />

REHABILITATION<br />

Wenn eine medizinische <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme therapeutische Effekte hat, ist zu<br />

erwarten, dass in der Folge Kosten für medizinische Leistungen, Medikamente, für<br />

notwendige Krankengeldzahlungen u.ä. sinken. Eine Quantifizierung dieser Kostenveränderungen<br />

war im Rahmen des vorliegenden Untersuchungsansatzes jedoch<br />

nicht möglich, da solche Daten entweder von den Kostenträgern nicht erhältlich waren<br />

oder anhand von Patientenangaben nicht verlässlich rekonstruiert werden konnten.<br />

Die den Patienten zur Verfügung gestellten Kostenwochenbücher wurden nur<br />

von so wenigen Patienten <strong>und</strong> so lückenhaft bearbeitet, dass eine verlässliche Auswertung<br />

nicht möglich war.<br />

Erfasst werden konnten aber die Inanspruchnahme von akut<strong>stationäre</strong>n Leistungen<br />

im Jahr vor <strong>und</strong> nach der <strong>Rehabilitation</strong> von den Krankenversicherungen sowie die<br />

Zahl der <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahmen im gleichen Zeitraum von den Rentenversicherungsträgern.<br />

Die Ergebnisse (vgl. Kap. 11.4) zeigen, dass die Anzahl der akut<strong>stationäre</strong>n Aufenthalte<br />

nach der <strong>Rehabilitation</strong> in allen Versorgungsformen gegenüber dem Jahr vor<br />

der <strong>Rehabilitation</strong> deutlich sinkt, die Inanspruchnahme rehabilitativer Maßnahmen –<br />

ohnehin im betrachteten Zeitfenster selten – verändert sich statistisch nicht bedeutsam.<br />

Die entsprechenden Resultate deuten jedenfalls nicht darauf hin, dass hier systematische<br />

Kostenvorteile zugunsten der einen oder anderen Versorgungsform zu<br />

erwarten sind.<br />

Die Angaben der Patienten zum Inanspruchnahmeverhalten früherer rehabilitativer<br />

Maßnahmen weisen nicht darauf hin, dass es bei ambulant rehabilitativ behandelten<br />

Patienten im Vergleich mit stationär rehabilitierten Patienten vermehrt zu Doppelnutzungen<br />

kommt, indem z.B. zusätzlich zu den ambulant rehabilitativen Leistungen im<br />

Vorfeld solcher Maßnahmen häufiger <strong>stationäre</strong> oder ambulante rehabilitative Leistungen<br />

in Anspruch genommen wurden. Zwar liegt die Quote der Versicherten, die


Kap. 13 Kostenvergleich der rehabilitativen Versorgungsformen - Seite 231<br />

im Jahr zuvor bereits eine rehabilitative Maßnahme in Anspruch genommen haben,<br />

in allen ambulanten Versorgungsangeboten (amb in, amb+ <strong>und</strong> amb-) tatsächlich<br />

geringfügig höher als bei den stationär rehabilitierten Patienten, der Unterschied ist<br />

aber statistisch nicht signifikant. Auch bei Betrachtung der Daten der Kostenträger<br />

zur Inanspruchnahme rehabilitativer Leistungen im Jahr vor <strong>und</strong> nach der <strong>Rehabilitation</strong><br />

zeigt sich kein Trend in dem Sinne, dass Patienten in ambulanten rehabilitativen<br />

Settings vermehrt rehabilitative Leistungen in Anspruch nehmen.<br />

13.3 DIREKTE NICHT-MEDIZINISCHE KOSTEN<br />

Im Hinblick auf die nicht-medizinischen Kosten lassen sich anhand der vorliegenden<br />

Daten zur Dauer der <strong>Rehabilitation</strong> <strong>und</strong> der Entfernung zwischen Wohnort <strong>und</strong> <strong>Rehabilitation</strong>seinrichtung<br />

Schätzungen der Fahrtkosten sowie, allerdings nur grob näherungsweise,<br />

der erforderlichen Ausgleichszahlungen (Krankengelder <strong>und</strong> Übergangsgelder)<br />

ableiten.<br />

Die Schätzungen der anfallenden Fahrtkosten sind deshalb nur näherungsweise,<br />

weil die Kostenträger i.d.R. Fahrtkosten in einer Höhe erstatten, wie sie im Falle einer<br />

prinzipiell möglichen Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel anfallen. Die Kosten hierfür<br />

sind aber regional unterschiedlich, zudem werden die Fahrtkosten vor allem im<br />

Falle einer Kostenträgerschaft der Krankenkassen von den Versicherten nicht regelhaft<br />

eingefordert.<br />

Tabelle 72 Geschätzte Fahrtkosten während der <strong>Rehabilitation</strong><br />

Mittlere Dauer an Behandlungstagen<br />

Mittlere Entfernung zum<br />

Wohnort in km<br />

Fahrtkosten in DM (0,42<br />

DM pro km; stationär<br />

Hin- <strong>und</strong> Rückfahrt)<br />

stat amb in amb+ amb-<br />

19,95 20,63 19,77 18,41<br />

123,9 16,7 17,1 10,68<br />

104,1 289,4 284,0 258,0<br />

Um zu generalisierbaren Aussagen über anfallende Fahrtkosten zu gelangen, wurde<br />

deshalb für die folgende Übersicht ein für alle Angebotsformen identischer Satz von<br />

0,42 DM pro Entfernungskilometer (nach B<strong>und</strong>esreisekostengesetz) eingesetzt. Bei<br />

den <strong>stationäre</strong>n <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahmen wurden die Kosten für die Hin- <strong>und</strong><br />

Rückfahrt zur <strong>Rehabilitation</strong>seinrichtung eingesetzt, die regelhaft erstattet werden.<br />

Die Schätzungen zeigen erwartungsgemäß, dass die Fahrtkosten in allen nicht<strong>stationäre</strong>n<br />

Angebotsformen höher liegen als im <strong>stationäre</strong>n Bereich, dass die Kostenunterschiede<br />

absolut gesehen aber vergleichsweise gering sind <strong>und</strong> die Relation


Kap. 13 Kostenvergleich der rehabilitativen Versorgungsformen - Seite 232<br />

der Kosten für die Maßnahmen insgesamt nicht bedeutsam verschiebt (vgl. Tabelle<br />

72).<br />

Für die Zahlung von Kranken- bzw. Übergangsgeldern während des Zeitraumes<br />

der <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme gilt zunächst, dass bei dreiwöchigen <strong>stationäre</strong>n Maßnahmen<br />

immer auch alle Wochenenden mitbezahlt werden müssen. Bei nicht<strong>stationäre</strong>n<br />

Maßnahmen ergibt sich in den Fällen ein Kostenvorteil, wenn die Versicherten<br />

an einem Montag aufgenommen werden, weil dann die Entlassung an einem<br />

Freitag erfolgen kann <strong>und</strong> für das letzte Wochenende keine Zahlungen mehr erforderlich<br />

sind. Wie häufig bei den nicht-<strong>stationäre</strong>n Maßnahmen Patienten an einem<br />

Montag aufgenommen wurden, kann hier allerdings nicht berechnet werden.<br />

Kostenrelevant ist auch der Zeitraum von der Antragstellung bis zum Beginn der<br />

<strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme, wenn in dieser Zeit Krankengelder bezahlt werden<br />

müssen. Berücksichtigt man die allgemeinen Heilverfahren – Anschlussheilbehandlungen<br />

wurden in den beiden ambulanten Angebotsformen (amb+ <strong>und</strong> amb-) nur<br />

vereinzelt durchgeführt – deuten die Ergebnisse der Patientenbefragung (vgl. Kap.<br />

7.1) auf Unterschiede zwischen den Versorgungsformen hin. Patienten in den Versorgungsformen<br />

stationär <strong>und</strong> amb+ geben mit etwa 80 <strong>und</strong> mehr Tagen deutlich<br />

längere Wartezeiten an als Patienten in den Versorgungsformen amb in <strong>und</strong> ambmit<br />

jeweils unter 60 Tagen (vgl. Abbildung 14). Im Rahmen der Studie wurde lediglich<br />

erhoben, ob die Versicherten zum Zeitpunkt der Aufnahme in die <strong>Rehabilitation</strong> arbeitsunfähig<br />

waren. Nicht bekannt ist, ob <strong>und</strong> wie lange sie während der Wartezeit<br />

auf die <strong>Rehabilitation</strong> krankgeschrieben waren. Daher ist eine entsprechende Kostenabschätzung<br />

kaum möglich <strong>und</strong> ausgesprochen spekulativ. Die durch solche Wartezeiten<br />

entstehenden Kosten sind vor allem in den Fällen relevant, in denen es mithilfe<br />

der <strong>Rehabilitation</strong> gelingt, Versicherte wiederhergestellt arbeitsfähig zu entlassen,<br />

wenn davon ausgegangen wird, dass dieser Effekt auch bei einer früher einsetzenden<br />

<strong>Rehabilitation</strong> zu erzielen gewesen wäre. Vergleichsweise hohe Kosten für<br />

Wartezeiten fallen in den Angebotsformen stat <strong>und</strong> amb+ an, vergleichsweise hohe<br />

Einsparpotentiale bei früherem Beginn der <strong>Rehabilitation</strong> wären vermutlich vor allem<br />

bei Patienten in den ambulanten Versorgungsformen zu erzielen, da hier die höchsten<br />

Anteile der Patienten wiederhergestellt arbeitsfähig entlassen werden.<br />

Deutlich wird aber in jedem Fall, dass sich auch bei Berücksichtigung der Dauer von<br />

der Antragstellung bis zum Beginn der <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme keine Veränderung<br />

der Kostenvorteile zugunsten der ambulanten <strong>Rehabilitation</strong> ergeben. Deutlich wird<br />

aber auch, dass die versorgungsformspezifischen Wartezeiten ein kostenmäßig vergleichsweise<br />

relevanter Faktor sind.<br />

Eine Reduktion der Kosten für Krankengeldleistungen infolge der medizinischen <strong>Rehabilitation</strong><br />

ist in allen Versorgungsformen gleichermaßen zu beobachten, wie die


Kap. 13 Kostenvergleich der rehabilitativen Versorgungsformen - Seite 233<br />

Auswertungen des vorangegangenen Kapitels gezeigt haben. Hier ergeben sich also<br />

keine Kostenvorteile zugunsten der einen oder anderen Versorgungsform.<br />

Bei den berufstätigen Versicherten deuten die Ergebnisse des letzten Kapitels darauf<br />

hin, dass ambulant rehabilitierte Patienten schneller an ihren Arbeitsplatz zurückkehren<br />

<strong>und</strong> entsprechend Einsparungen bei Kosten für Ausfallgelder erwartet werden<br />

können. Wird wiederum von einem durchschnittlichen Krankengeld pro Tag von 82<br />

DM ausgegangen, zeigt sich eine erhebliche ökonomische Bedeutung des Zeitpunkts<br />

der Rückkehr an den Arbeitsplatz.<br />

Tabelle 73 Geschätzte Kosten für Krankengeldzahlungen aufgr<strong>und</strong> einer verzögerten<br />

Rückkehr der berufstätigen Patienten an ihren Arbeitsplatz<br />

Rückkehr an den Arbeitsplatz in<br />

Monaten<br />

Geschätzte Kosten für Krankengeldzahlungen<br />

während der verzögerten<br />

Rückkehr (Monat=28<br />

Tage)<br />

stat amb in amb+ amb-<br />

0,8 1,2 0,2 0,1<br />

1836,80 2755,20 459,20 229,60<br />

Aufgr<strong>und</strong> der durchschnittlich beobachteten schnelleren Rückkehr an den Arbeitsplatz<br />

bei ambulant rehabilitierten Patienten liegen die geschätzten Kosten für Ausfallzahlungen<br />

direkt im Anschluss an die <strong>Rehabilitation</strong> bei den ambulanten Versorgungsformen<br />

deutlich unter denen der <strong>stationäre</strong>n <strong>und</strong> ambulanten Versorgungsangebote<br />

in einer <strong>Rehabilitation</strong>sklinik (vgl. Tabelle 73).<br />

13.4 ZUSAMMENFASSENDE BEWERTUNG<br />

Die Analysen deuten darauf hin, dass neben den direkten Kosten für die rehabilitativen<br />

Maßnahmen selbst vor allem die Zahlungen von Kranken- bzw. Übergangsgeldern<br />

beim Warten auf eine <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme sowie beim Wiedereintritt ins<br />

Erwerbsleben ökonomisch von Bedeutung sind, wenn über Unterschiede der rehabilitativen<br />

Versorgungsformen diskutiert wird.<br />

Bei etwa gleichem therapeutischen Leistungsangebot, vergleichbaren Zielen <strong>und</strong><br />

vergleichbarer Wirksamkeit in den vier rehabilitativen Versorgungsformen sind kostenmäßig<br />

deutliche Unterschiede festzustellen. Stationäre Leistungen sind aufgr<strong>und</strong><br />

der höheren Tagessätze <strong>und</strong> der Bezahlung auch der Wochenenden deutlich teurer<br />

als nicht-<strong>stationäre</strong> Maßnahmen. Diese Kostenunterschiede werden vermutlich nicht<br />

substantiell durch die bei ambulanten Maßnahmen etwas höheren Fahrtkosten zu<br />

den Einrichtungen sowie die Kosten für die etwas häufigere Inanspruchnahme kurativer<br />

ärztlicher Dienstleistungen während der <strong>Rehabilitation</strong>verringert. In den Rehabi-


Kap. 13 Kostenvergleich der rehabilitativen Versorgungsformen - Seite 234<br />

litationskliniken erhält man als Gegenwert für die höheren Kosten neben der ganztägigen<br />

Unterbringung, Übernachtung <strong>und</strong> Verpflegung in den Einrichtungen umfangreichere<br />

apparativ-diagnostische Möglichkeiten sowie eine größere Bandbreite an<br />

ärztlicher Kompetenz.<br />

Kostenrelevant sind auch die Wartezeiten von der Antragstellung bis zum Beginn<br />

einer rehabilitativen Maßnahme, wenn während dieser Zeit Arbeitsunfähigkeit besteht.<br />

Hier haben die Analysen darauf hingewiesen, dass ambulante rehabilitative<br />

Maßnahmen nicht notwendigerweise schneller beginnen als dies bei <strong>stationäre</strong>n<br />

Maßnahmen der Fall ist. Allerdings muss hier einschränkend bemerkt werden, dass<br />

die Verlässlichkeit der entsprechenden Angaben von Patienten unklar ist. In jedem<br />

Fall weisen die Daten darauf hin, dass Optimierungen in diesem Bereich vermutlich<br />

substantielle Einsparpotentiale bergen, vor allem wenn Versicherte während dieser<br />

Wartezeit krankgeschrieben sind <strong>und</strong> es gelingt, sie nach der <strong>Rehabilitation</strong> wiederhergestellt<br />

arbeitsfähig zu entlassen. Dies ist den vorliegenden Daten zufolge vor<br />

allem bei den ambulanten rehabilitativen Versorgungsformen der Fall.<br />

Kostenrelevant ist den Analysen zufolge auch der Zeitpunkt der Rückkehr an den<br />

Arbeitsplatz nach Abschluss der <strong>Rehabilitation</strong>. Hier deuten die Analysen darauf hin,<br />

dass es bei den Patienten, die in den <strong>Rehabilitation</strong>skliniken (stationär oder ambulant)<br />

behandelt werden, zu einer gegenüber den ambulanten Versorgungsformen<br />

deutlich verzögerten Rückkehr an den Arbeitsplatz kommt.<br />

Bei den Nutzern ambulant rehabilitativer Maßnahmen konnte auch keine höhere Inanspruchnahmequote<br />

von rehabilitativen Maßnahmen insgesamt festgestellt werden,<br />

etwa in dem Sinne, dass ambulant rehabilitativ behandelte Patienten vermehrt zu<br />

Doppelnutzungen rehabilitativer Maßnahmen neigen. Allerdings sind solche Aussagen<br />

verlässlich vermutlich nur prospektiv bei Betrachtung eines längeren Zeithorizontes<br />

zu sichern, als dies im Rahmen der vorliegenden Studie möglich war.


Kap. 14 Kritische Diskussion der Ergebnisse, Schlussfolgerungen <strong>und</strong> Empfehlungen - Seite 235<br />

14 KRITISCHE DISKUSSION DER ERGEBNISSE,<br />

SCHLUSSFOLGERUNGEN UND EMPFEHLUNGEN<br />

Im Rahmen der vorliegenden Studie wurde ein umfassender Vergleich von vier rehabilitativen<br />

Versorgungsformen im Indikationsbereich Orthopädie vorgenommen. Dabei<br />

wurden Struktur- <strong>und</strong> Prozessmerkmale, Zugänge zu den Einrichtungen <strong>und</strong> therapeutischer<br />

Leistungsumfang, die Wirksamkeit der Maßnahmen <strong>und</strong> die Kosten berücksichtigt.<br />

In den Vergleich einbezogen wurden herkömmliche <strong>stationäre</strong> <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahmen<br />

sowie drei unterschiedliche Formen der ambulanten <strong>Rehabilitation</strong>.<br />

Alle drei ambulanten Versorgungsangebote zeichnen sich durch ein ganztägiges<br />

therapeutisches Behandlungsangebot aus, unterscheiden sich aber vor allem durch<br />

den Ort der Leistungserbringung. Untersucht wurden hier ambulante <strong>Rehabilitation</strong>sangebote<br />

in <strong>Rehabilitation</strong>skliniken (amb in), ambulante <strong>Rehabilitation</strong>sangebote in<br />

eigenständigen <strong>Rehabilitation</strong>szentren, die konzeptionell <strong>und</strong> organisatorisch von<br />

einer <strong>Rehabilitation</strong>sklinik getragen werden (amb+) sowie eigenständige <strong>Rehabilitation</strong>szentren<br />

ohne Anbindung an eine <strong>Rehabilitation</strong>sklinik (amb-). Im Sinne eines multimethodalen<br />

Untersuchungsansatzes fanden schriftliche Befragungen mittels standardisierter<br />

Fragebogen sowie strukturierte Interviews <strong>und</strong> Begehungen in den Einrichtungen<br />

statt. Im Sinne einer multiperspektivischen Befragung wurden Patienten,<br />

behandelnde Ärzte in den <strong>Rehabilitation</strong>seinrichtungen <strong>und</strong> niedergelassene Ärzte<br />

befragt. Ergänzend fanden Datenerhebungen bei den Krankenkassen <strong>und</strong> den Rentenversicherungsträgern<br />

statt. Für den Wirksamkeitsvergleich wurden neben globalen<br />

Erfolgseinschätzungen somatische, sozialmedizinische <strong>und</strong> psychosoziale Veränderungsbereiche<br />

berücksichtigt. Die Studie zum Wirksamkeitsvergleich wurde als<br />

Längsschnittstudie mit vier Meßzeitpunkten (Beginn <strong>und</strong> Ende der <strong>Rehabilitation</strong>, ein<br />

halbes <strong>und</strong> ein Jahr nach Entlassung) konzipiert, um die Stabilität von Veränderungen<br />

auch über den Entlasszeitpunkt hinaus bewerten zu können.<br />

Die Studie wurde von den Spitzenverbänden der gesetzlichen Krankenkassen <strong>und</strong><br />

der Rentenversicherung in Auftrag gegeben, um vor einem flächendeckenden Ausbau<br />

der ambulanten <strong>Rehabilitation</strong> f<strong>und</strong>ierte wissenschaftliche Ergebnisse über die<br />

Qualität <strong>und</strong> Wirksamkeit der verschiedenen rehabilitativen Angebote zu erhalten.<br />

Im Folgenden werden die wichtigsten Ergebnisse, die bereits am Ende der jeweiligen<br />

Ergebniskapitel resümiert wurden, integrierend im Hinblick auf die Leitfragestellungen<br />

diskutiert. Schließlich werden mögliche Konsequenzen für die rehabilitative Versorgung<br />

angedeutet <strong>und</strong> offene Forschungsfragen aufgezeigt.


Kap. 14 Kritische Diskussion der Ergebnisse, Schlussfolgerungen <strong>und</strong> Empfehlungen - Seite 236<br />

14.1 REPRÄSENTATIVITÄT UND GÜLTIGKEIT DER ERGEBNISSE<br />

Zur Repräsentativität <strong>und</strong> Gültigkeit der Ergebnisse sei zunächst angemerkt, dass<br />

mit 1176 Patienten eine, verglichen mit anderen Studien zur Thematik, ausgesprochen<br />

große Stichprobe erreicht werden konnte. Trotzdem ist bei differenzierteren<br />

Auswertungen mit speziellen Untergruppen von Patienten immer wieder zu beobachten,<br />

dass die Fallzahlen auch bei einer Studie dieser Größenordnung sehr klein werden<br />

<strong>und</strong> die Aussagekraft der Ergebnisse begrenzen. Solche Beschränkungen ergeben<br />

sich aber zwangsläufig, wenn eine Studie einen derart umfassenden Untersuchungsansatz<br />

verfolgt wie die vorliegende <strong>und</strong> wären nur zu vermeiden, wenn im<br />

Rahmen spezifischer Studien mit sehr begrenzter Fragestellung gezielt bestimmte<br />

Stichproben untersucht würden.<br />

Die Zusammensetzung dieser Stichprobe entspricht in wesentlichen demographischen<br />

Parametern dem Patientenkollektiv, wie es in der orthopädisch-medizinischen<br />

<strong>Rehabilitation</strong> insgesamt behandelt wird <strong>und</strong> kann daher als repräsentativ bezeichnet<br />

werden. Dies gilt auch für die hier einbezogenen vier <strong>Rehabilitation</strong>skliniken, die im<br />

Hinblick auf zentrale Strukturmerkmale repräsentativ für die Gesamtheit aller <strong>orthopädische</strong>n<br />

<strong>Rehabilitation</strong>seinrichtungen sind, wie ein Vergleich mit Referenzdaten<br />

des VDR zeigt. Inwieweit die einbezogenen ambulanten <strong>orthopädische</strong>n <strong>Rehabilitation</strong>seinrichtungen<br />

repräsentativ für die in der B<strong>und</strong>esrepublik existierenden ambulanten<br />

<strong>Rehabilitation</strong>seinrichtungen sind, kann wegen mangelnder Vergleichsdaten nicht<br />

statistisch exakt kontrolliert werden. Einschränkend ist zu berücksichtigen, dass zwei<br />

ambulante Versorgungsformen (amb+ <strong>und</strong> amb-) jeweils nur mit einer Einrichtung<br />

besetzt waren. Insgesamt gehen wir aber aufgr<strong>und</strong> unserer Kenntnisse der entsprechenden<br />

Versorgungslandschaft davon aus, dass hier typische Vertreter der jeweiligen<br />

Versorgungsform berücksichtigt wurden.<br />

Die Teilnahmequoten an den längsschnittlichen Patientenbefragungen liegen bei<br />

65% bei der Halbjahreskatamnese <strong>und</strong> 59% bei der Jahreskatamnese <strong>und</strong> können<br />

angesichts der umfangreichen Erhebungsinstrumente positiv bewertet werden. Sorgfältige<br />

Non-Responder-Analysen deuten darauf hin, dass die in dieser Studie berücksichtigten<br />

Patienten den in den Einrichtungen im Studienzeitraum insgesamt behandelten<br />

Patienten entsprechen <strong>und</strong> es auch im Rahmen der längsschnittlichen Erhebungen<br />

nicht zu systematischen Verzerrungen der Ergebnisse durch Stichprobenausfälle<br />

gekommen ist. Erwartungsgemäß niedrig sind die Anteile von Patienten –<br />

29% (t3) bzw. 26% (t4) – für die Aussagen der niedergelassenen Ärzte vorliegen.<br />

Der Wirksamkeitsvergleich der vier rehabilitativen Versorgungsformen setzt voraus,<br />

dass in den Versorgungsformen vergleichbare Patienten mit vergleichbaren rehabilitativen<br />

Zielstellungen behandelt werden. Im Rahmen der durch den Studienansatz<br />

vorgegebenen Bedingungen konnte keine Zufallszuweisung von Patienten auf die


Kap. 14 Kritische Diskussion der Ergebnisse, Schlussfolgerungen <strong>und</strong> Empfehlungen - Seite 237<br />

verschiedenen rehabilitativen Versorgungsformen vorgenommen werden. Es ist aber<br />

mit erheblichem forschungsmethodischen Aufwand (Parallelisierung, Matching <strong>und</strong><br />

statistische Kontrollen) gelungen, „faire“ Vergleichsgruppen zusammenzustellen.<br />

Die Studie liefert Hinweise dafür, dass gegenwärtig im <strong>stationäre</strong>n <strong>und</strong> ambulanten<br />

Setting weitgehend vergleichbare Patienten behandelt werden. Gleichwohl ist hinsichtlich<br />

der Generalisierbarkeit der Ergebnisse aufgr<strong>und</strong> des Studienansatzes korrekterweise<br />

anzumerken, dass die Bef<strong>und</strong>e nur für solche Patientengruppen Gültigkeit<br />

haben, die prinzipiell sowohl ambulant <strong>und</strong> stationär rehabilitativ behandelt werden<br />

könnten, also nicht den üblichen Ausschlusskriterien für eine ambulante <strong>Rehabilitation</strong><br />

entsprechen. Aufgr<strong>und</strong> des Studienansatzes kann der Anteil von Patienten,<br />

die den Ausschlusskriterien für eine ambulante <strong>Rehabilitation</strong> entsprechen <strong>und</strong> deshalb<br />

stationär rehabilitativ behandelt werden müssen, nicht erfasst werden. Eigenen<br />

früheren Studien zufolge sehen ärztliche Gutachter bei etwa 40-60% der Antragsteller<br />

für medizinische <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahmen Gründe, die gegen eine ambulante<br />

<strong>Rehabilitation</strong> sprechen (vgl. Bürger & Koch, 1999b). Allerdings zeigte die Untersuchung<br />

– sicher auch aufgr<strong>und</strong> der geforderten Einheitlichkeit der rehabilitativen Angebotsformen<br />

– erhebliche Unsicherheiten über die bei solchen Einschätzungen zu<br />

berücksichtigenden Kriterien.<br />

14.2 ZUSAMMENFASSENDE DISKUSSION DER ERGEBNISSE IM HINBLICK<br />

AUF DIE HAUPTFRAGESTELLUNGEN<br />

Im Folgenden werden die Ergebnisse integrierend im Hinblick auf die Hauptfragestellungen<br />

diskutiert.<br />

14.2.1 Struktur- <strong>und</strong> Prozessqualität<br />

Im Rahmen der Studie wurden bezüglich Größe <strong>und</strong> regionaler Lage sehr unterschiedliche<br />

<strong>Rehabilitation</strong>seinrichtungen einbezogen. Beide eigenständigen ambulanten<br />

Einrichtungen (amb+ <strong>und</strong> amb-) liegen im Unterschied zu den <strong>Rehabilitation</strong>skliniken<br />

in Großstädten <strong>und</strong> haben entsprechend gute Verkehrsanbindungen. Alle<br />

drei nicht-<strong>stationäre</strong>n Versorgungsformen haben deutlich weniger Behandlungsplätze<br />

<strong>und</strong> beschäftigen weniger Mitarbeiter als die <strong>stationäre</strong>n Einrichtungen. Bei den ambulanten<br />

Angeboten in <strong>Rehabilitation</strong>skliniken sind die räumlichen, sächlichen <strong>und</strong><br />

personellen Ressourcen für die <strong>stationäre</strong> <strong>und</strong> ambulante Versorgung allerdings<br />

meist nicht klar getrennt.<br />

Die <strong>Rehabilitation</strong>skliniken haben in der Regel eine bessere apparativ-diagnostische<br />

Ausstattung als die ambulanten <strong>Rehabilitation</strong>seinrichtungen.<br />

Unterschiede zwischen den Versorgungsformen zeigen sich bei der personellen<br />

Ausstattung. Der Arzt-Patienten-Stellenschlüssel liegt in beiden ambulanten Einrich-


Kap. 14 Kritische Diskussion der Ergebnisse, Schlussfolgerungen <strong>und</strong> Empfehlungen - Seite 238<br />

tungen deutlich unter denen der <strong>Rehabilitation</strong>skliniken. Aber auch zwei der vier <strong>Rehabilitation</strong>skliniken<br />

erfüllen diesbezüglich nicht die Anforderungen (1:20), die die<br />

B<strong>und</strong>esarbeitsgemeinschaft für <strong>Rehabilitation</strong> (BAR) trägerübergreifend für ambulante<br />

<strong>orthopädische</strong> <strong>Rehabilitation</strong> entwickelt hat. Im Bereich der physiotherapeutischen<br />

<strong>und</strong> krankengymnastischen Versorgung unterscheidet sich der Stellenschlüssel zwischen<br />

den Versorgungsformen nicht bedeutsam. Allerdings gibt es diesbezüglich<br />

große Unterschiede zwischen den <strong>Rehabilitation</strong>skliniken, einzelne Kliniken gehören<br />

hier zu den am besten ausgestatteten Einrichtungen dieser Erhebung, andere zu den<br />

schlechtesten. Bemerkenswert ist auch, dass keine der hier einbezogenen Einrichtungen<br />

die Richtlinien des Stellenschlüssels der BAR für Krankengymnasten (1:10)<br />

erfüllt. Allerdings sagen die entsprechenden Stellenschlüssel noch nichts darüber<br />

aus, in welchem Umfang die personellen Kapazitäten den Patienten zugute kommen<br />

<strong>und</strong> wie die entsprechende Versorgung von Patienten erlebt wird. So wird die ärztliche<br />

Versorgung z.B. in der Angebotsform amb- von den Patienten trotz des hier ungünstigsten<br />

Stellenschlüssels am besten von allen Versorgungsformen bewertet. Der<br />

Umfang der krankengymnastischen Behandlung liegt – folgt man den KTL-Angaben<br />

– in den ambulanten Einrichtungen trotz vergleichbaren Stellenschlüssels deutlich<br />

über dem in den <strong>Rehabilitation</strong>skliniken. Obwohl die BAR-Richtlinien bezüglich des<br />

Stellenschlüssels für Krankengymnasten nicht erfüllt werden, erhalten beispielsweise<br />

Patienten in der Versorgungsform amb- pro Tag einzelkrankengymnastische Leistungen<br />

im Umfang von durchschnittlich etwa 50 Minuten.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der höheren Zahl an beschäftigten Mitarbeitern ist in den <strong>Rehabilitation</strong>skliniken<br />

eine insgesamt breitere Qualifikation der Mitarbeiter vertreten, dies gilt sowohl<br />

im Hinblick auf den ärztlichen, den physio- <strong>und</strong> bewegungstherapeutischen als auch<br />

den psychologischen Bereich. Dies bedeutet aber nicht, dass die einzelnen Mitarbeiter<br />

in den <strong>Rehabilitation</strong>skliniken besser qualifiziert sind als in den ambulanten Einrichtungen.<br />

Folgt man den Selbstangaben der Einrichtungen zum therapeutischen Angebotsspektrum,<br />

halten alle Einrichtungen ein breites Band sehr unterschiedlicher Angebote<br />

aus dem krankengymnastischen, sport- <strong>und</strong> bewegungstherapeutischen, thermo-,<br />

hydro- <strong>und</strong> balneotherapeutischen Bereich, der elektrophysikalischen Therapie, der<br />

Ergo- <strong>und</strong> Arbeitstherapie sowie der Sozial- <strong>und</strong> Berufsberatung vor. Das entsprechende<br />

therapeutische Angebotsspektrum unterscheidet sich kaum zwischen den<br />

Versorgungsformen. Dabei legen die ambulanten Einrichtungen (amb+ <strong>und</strong> amb-)<br />

den Selbstangaben der leitenden Ärzte zufolge einen stärkeren Schwerpunkt auf die<br />

funktionell orientierten <strong>und</strong> trainingstherapeutischen Maßnahmen als die <strong>Rehabilitation</strong>skliniken<br />

(stat <strong>und</strong> amb in). Die weiter unten diskutierten Ergebnisse zu den tatsächlich<br />

erbrachten Leistungen bestätigen diesen Schwerpunkt <strong>und</strong> zeigen, dass die<br />

ambulanten Einrichtungen diesen Schwerpunkt aber nicht zu Lasten anderer Ange-


Kap. 14 Kritische Diskussion der Ergebnisse, Schlussfolgerungen <strong>und</strong> Empfehlungen - Seite 239<br />

bote etablieren, sondern insgesamt offenbar mehr therapeutische Leistungen erbringen.<br />

Auch die patientenbezogenen Angaben der behandelnden Ärzte zu den während<br />

der <strong>Rehabilitation</strong> verfolgten Therapiezielen unterstreichen diese unterschiedlichen<br />

konzeptionellen Schwerpunkte. Besonders in der Versorgungsform amb- werden<br />

verstärkt trainingstherapeutische Ziele wie Veränderung des Bewegungsverhaltens,<br />

Erhöhung von Ausdauer <strong>und</strong> Verbesserung der Muskelkoordination verfolgt.<br />

Eine solche frühfunktionelle Orientierung entspricht einem Behandlungsverständnis,<br />

dass sich bei Rückenschmerzen im allgemeinen als erfolgreiche Behandlungsstrategie<br />

erwiesen hat (vgl. Hildebrandt & Pfingsten, 1996).<br />

Berufsgruppenübergreifende Besprechungen können als wichtige formale Voraussetzungen<br />

für die Realisierung <strong>und</strong> Abstimmung interdisziplinärer Zusammenarbeit<br />

gelten. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass der entsprechende Abstimmungsbedarf<br />

in Form institutionalisierter Treffen in größeren Einrichtungen mit mehr Mitarbeitern<br />

höher ist, während in kleineren Einrichtungen vermutlich mehr auch informell<br />

ausgetauscht werden kann. Eine Bewertung der Ergebnisse, die mehr berufsgruppenübergreifende<br />

Besprechungen in den <strong>Rehabilitation</strong>skliniken bestätigen, fällt deshalb<br />

schwer. In den <strong>Rehabilitation</strong>skliniken fällt auf, dass Berufsgruppen wie soziale<br />

<strong>und</strong> pädagogische Dienste oft nicht ausreichend in einen institutionalisierten Austausch<br />

eingeb<strong>und</strong>en sind, dies wurde von den entsprechenden Mitarbeitern verschiedener<br />

Einrichtungen bemängelt.<br />

Die Angaben der Einrichtungen zur externen Vernetzung mit Vor- <strong>und</strong> Nachbehandlern,<br />

Arbeitgebern, Beratungsstellen, u.a. waren meist ungenau <strong>und</strong> daher schwer<br />

interpretierbar, deuten aber in jedem Fall darauf hin, dass alle Einrichtungen nicht<br />

regelhaft einen entsprechenden Informationsaustausch pflegen.<br />

14.2.2 Zugang in die rehabilitativen Versorgungsformen, Charakteristika der<br />

behandelten Patienten <strong>und</strong> Akzeptanz der Versorgungsformen<br />

Die Ergebnisse deuten nicht darauf hin, dass die hier untersuchten vier rehabilitativen<br />

Versorgungsformen systematisch bedeutsam unterschiedliche Patientengruppen<br />

behandeln. Zwar lassen sich einzelne Unterschiede in verschiedenen demographischen<br />

Variablen feststellen. Diese werden aber weniger als versorgungsformspezifische<br />

Charakteristika, sondern vielmehr – weil sie vor allem eine Versorgungsform<br />

betreffen, die von nur einer Einrichtung im Osten Berlins besetzt ist – als Folge regionaler<br />

Besonderheiten interpretiert. Der Bef<strong>und</strong>, dass in <strong>Rehabilitation</strong>skliniken häufiger<br />

mehr Hauptdiagnosen vergeben werden als in den ambulanten Einrichtungen,<br />

erscheint bei näherer Prüfung <strong>und</strong> Berücksichtigung der Nebendiagnosen weniger<br />

als Hinweis auf vermehrte Multimorbidität denn als Folge unterschiedlicher Diagnosegewohnheiten<br />

in den Versorgungsformen. Auch die motivationalen Voraussetzungen<br />

der Patienten zu Beginn der <strong>Rehabilitation</strong> unterscheiden sich in den Versor-


Kap. 14 Kritische Diskussion der Ergebnisse, Schlussfolgerungen <strong>und</strong> Empfehlungen - Seite 240<br />

gungsformen nicht. Die Ergebnisse bestätigen also nicht die Vermutung, dass es bei<br />

der Zuweisung in die vier Versorgungsformen zu systematischen Selektionen etwa in<br />

dem Sinne kommt, dass ambulant eher jüngere, motiviertere Patienten mit Zuständen<br />

nach akuten Verletzungen ohne gravierende Krankheitsfolgen, stationär eher<br />

chronifizierte, multimorbid erkrankte oder weniger motivierte Patienten behandelt<br />

werden.<br />

Systematische Unterschiede gibt es bei den Zugangswegen in die Versorgungsformen.<br />

Obwohl in allen Versorgungsformen die Zuweisung in etwa 60% der Fälle über<br />

den niedergelassenen Arzt erfolgt, rekrutieren <strong>Rehabilitation</strong>skliniken ihre Patienten<br />

zu einem deutlich höheren Anteil (etwa 30%) aus Akutkrankenhäusern als die beiden<br />

ambulanten <strong>Rehabilitation</strong>seinrichtungen (etwa 10%). Die übrigen Anteile werden<br />

direkt durch den Träger zugewiesen. Niedergelassene Ärzte spielen bei der Vorbereitung<br />

auf die <strong>Rehabilitation</strong> eine entscheidende Rolle, während die <strong>Rehabilitation</strong>sträger<br />

hier laut Patientenangaben eine sehr untergeordnete Rolle spielen. Dabei<br />

fühlt sich aber fast ein Drittel bis die Hälfte der Befragten nicht ausreichend auf eine<br />

solche Maßnahme vorbereitet, vermutlich auch deshalb, weil weder niedergelassene<br />

Ärzte noch die Akutkrankenhäuser hinreichende Kenntnisse über Fragen der rehabilitativen<br />

Versorgung haben. Hier versäumen die Kostenträger u.U. eine Chance, Versicherte<br />

in einem Maße zu informieren <strong>und</strong> vorzubereiten, die einem erfolgreichen<br />

Verlauf einer solchen Maßnahme zugute kommt.<br />

Die Akzeptanz der rehabilitativen Versorgungsformen ist in allen Settings hoch. 90%<br />

aller Patienten sind zu Beginn ihrer rehabilitativen Behandlung zufrieden mit der<br />

Wahl der rehabilitativen Versorgungsform. Sowohl aus Sicht der niedergelassenen<br />

Ärzte als auch der Patienten selbst sind allerdings ein Jahr nach Abschluss der<br />

Maßnahmen die Anteile von Rehabilitanden, die eine andere Versorgungsform präferieren<br />

würden, bei den ambulant behandelten Patienten etwas höher als bei den stationär<br />

behandelten. Vermutlich spielt hierbei aber auch eine Rolle, dass ambulante<br />

rehabilitative Angebote Patienten <strong>und</strong> behandelnden Ärzten noch wenig bekannt<br />

sind. Vertraut man den Angaben der Ärzte in den <strong>Rehabilitation</strong>skliniken, kommt es<br />

ausgesprochen selten zu Fehleinweisungen, die Quote liegt in allen Versorgungsformen<br />

unter 5% (amb- 5%; amb in 3%, amb+ <strong>und</strong> stat < 1%).<br />

Der Belastung durch die erforderlichen Fahrten wird in der Diskussion um die ambulante<br />

<strong>Rehabilitation</strong> immer wieder ein bedeutsamer Stellenwert eingeräumt. Lange<br />

Anfahrtswege von deutlich mehr als 30 Minuten werden von Patienten häufig als Belastung<br />

empf<strong>und</strong>en <strong>und</strong> verhindern häufig die Akzeptanz ambulanter Versorgungsformen<br />

(vgl. Bürger & Koch, 1999b). In der vorliegenden Studie zeigen sich je nach<br />

Lage der <strong>Rehabilitation</strong>seinrichtung <strong>und</strong> Verkehrsverbindungen Fahrtzeiten in die<br />

ambulanten Angebote von durchschnittlich 27 bis 47 Minuten. Weniger als 10% der<br />

hier befragten Patienten geben an, sich durch die regelmäßigen Fahrten stark be-


Kap. 14 Kritische Diskussion der Ergebnisse, Schlussfolgerungen <strong>und</strong> Empfehlungen - Seite 241<br />

lastet zu fühlen. Für das Erleben von Belastungen ist neben der Dauer der erforderlichen<br />

Fahrten auch der Grad der Funktionsbeeinträchtigung durch die Erkrankung<br />

sowie die Art des Verkehrsmittels von Bedeutung. Am stärksten belastet fühlen sich<br />

Patienten, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen müssen, am geringsten solche,<br />

die mit Fahrdiensten der <strong>Rehabilitation</strong>seinrichtung transportiert werden.<br />

An die ambulante rehabilitative Versorgung knüpft sich auch die Erwartung, dass die<br />

Wartezeiten gering sein sollten, auch um Patienten möglichst früh im Krankheitsprozess<br />

vor einer Chronifizierung erreichen zu können. Folgt man den Angaben der Patienten<br />

zur Dauer von der Antragstellung bis zum Beginn der <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme,<br />

konnte diese Erwartung nicht bestätigt werden. Die entsprechenden Zeiträume<br />

sind für ambulant rehabilitative Angebote nicht durchweg kürzer als in den<br />

<strong>Rehabilitation</strong>skliniken. So liegen die Wartezeiten für ein allgemeines Heilverfahren<br />

in den <strong>stationäre</strong>n <strong>und</strong> im ambulanten Angebot mit Anbindung an eine <strong>Rehabilitation</strong>sklinik<br />

bei ca. 70 Tagen <strong>und</strong> mehr, bei den ambulanten Angeboten in einer <strong>Rehabilitation</strong>sklinik<br />

<strong>und</strong> dem ambulanten Angeboten ohne Anbindung an eine <strong>Rehabilitation</strong>sklinik<br />

mit unter 60 Tagen deutlich darunter. Die Wartezeiten haben damit in den<br />

Fällen, in denen die Versicherten Kranken- oder Übergangsgelder beziehen, eine<br />

erhebliche Kostenrelevanz auch im Vergleich zu den Gesamtkosten für die <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahmen<br />

selbst. Zur Objektivierung dieser Daten wäre es für zukünftige<br />

Studien sinnvoll, Daten von den <strong>Rehabilitation</strong>seinrichtungen <strong>und</strong> den Kostenträgern<br />

zu Wartezeiten <strong>und</strong> zu Gründen für einen verzögerten Beginn von rehabilitativen Behandlungen<br />

zu erheben.<br />

14.2.3 Art <strong>und</strong> Umfang des therapeutischen Angebotes<br />

Geprüft wurde auch, welche therapeutischen Leistungen (nach KTL) die Patienten in<br />

den verschiedenen Versorgungsformen in welchem Umfang erhalten haben. Während<br />

die mittlere Zahl der Behandlungstage zwischen 20,6 (amb in) <strong>und</strong> 18,4 (amb-)<br />

in etwa auf vergleichbarem Niveau liegt, unterschieden sich die Patienten deutlich<br />

hinsichtlich Art <strong>und</strong> Umfang der erhaltenen Therapieangebote. So erhalten Patienten<br />

in den Angebotsformen amb+ <strong>und</strong> amb- in deutlich höherem Umfang funktionelle<br />

Therapien (Krankengymnastik, Sport- <strong>und</strong> Bewegungstherapie) als Patienten in den<br />

<strong>Rehabilitation</strong>skliniken (stat <strong>und</strong> amb in), die wiederum mehr thermo-, hydro- <strong>und</strong><br />

balneotherapeutische Leistungen erbringen. Keine Unterschiede zeigen sich in anderen<br />

Leistungsbereichen wie z.B. Sozial- <strong>und</strong> Berufsberatung. Dieses Ergebnis<br />

schlägt sich auch in den Patientenbewertungen zum Umfang des therapeutischen<br />

Angebotes nieder. Patienten in den <strong>Rehabilitation</strong>skliniken geben mit einem Gesamtumfang<br />

therapeutischer Maßnahmen am Tag von etwa 3,6 St<strong>und</strong>en einen geringeren<br />

Leistungsumfang an als Patienten in den beiden ambulanten Settings amb+<br />

<strong>und</strong> amb- (3,8 - 4,1 St<strong>und</strong>en) <strong>und</strong> äußern sich auch häufiger in dem Sinne, dass sie


Kap. 14 Kritische Diskussion der Ergebnisse, Schlussfolgerungen <strong>und</strong> Empfehlungen - Seite 242<br />

diesen Umfang als zu gering bzw. als Leerlauf im therapeutischen Programm erleben.<br />

Diese kritischen Bemerkungen der Patienten gelten in besonderem Maße für<br />

die ambulanten Maßnahmen in den <strong>Rehabilitation</strong>skliniken, obwohl der Umfang therapeutischer<br />

Leistungen laut KTL-Angaben eher noch über dem der stationär behandelten<br />

Patienten liegt. Möglicherweise vergleichen sich ambulant in den <strong>Rehabilitation</strong>skliniken<br />

behandelte Patienten mit den stationär behandelten <strong>und</strong> kommen zu negativeren<br />

Bewertungen, weil sie sozial weniger eingeb<strong>und</strong>en sind <strong>und</strong> die Zeiträume<br />

zwischen den Therapien weniger mit Freizeitaktivitäten ausfüllen können. Die Perspektive<br />

der Mitarbeiter in den Einrichtungen unterscheidet sich in diesem Punkt<br />

diametral von diesen Daten, wie unsere Interviews zeigten. Gerade die Therapeuten<br />

der ambulanten Angebote in den Reha-Kliniken haben wiederholt darauf verwiesen,<br />

dass Patienten gegenüber dem <strong>stationäre</strong>n Setting vermehrt therapeutische Angebote<br />

erhalten würden, um Leerläufe zu vermeiden <strong>und</strong> sich Patienten auch immer wieder<br />

über Belastungen durch ein zu hohes Therapieangebot beklagen würden.<br />

Die KTL-Daten bestätigen noch einmal, dass Patienten im Rahmen einer <strong>stationäre</strong>n<br />

<strong>Rehabilitation</strong> keineswegs mehr therapeutische Angebote erhalten als in den ambulanten<br />

<strong>Rehabilitation</strong>seinrichtungen. Es gibt auch keine Hinweise dafür, dass sich<br />

das therapeutische Angebot in den <strong>Rehabilitation</strong>skliniken in stärkerem Maße an einem<br />

umfassenden <strong>Rehabilitation</strong>sverständnis im Sinne eines Krankheitsfolgenmodells<br />

orientiert als in den ambulanten <strong>Rehabilitation</strong>seinrichtungen. Vielmehr spiegeln<br />

die Daten hier eher wider, dass in allen Angebotsformen ein solches <strong>Rehabilitation</strong>sverständnis<br />

nur begrenzt umgesetzt wird. Das umfangreichste Angebot an Beratung<br />

<strong>und</strong> Information (z.B. Ges<strong>und</strong>heitsverhalten, Ernährungsberatung) erhalten Patienten<br />

offenbar sogar in einer ambulanten Versorgungsform (amb-).<br />

Wie verlässlich die KTL-Angaben sind <strong>und</strong> inwieweit sie alle in den Einrichtungen<br />

erbrachten Leistungen widerspiegeln, ist unklar. Vermutlich stellen sie eher leichte<br />

Überschätzungen der tatsächlich erbrachten therapeutischen Leistungen dar. Hier<br />

fehlt es noch an Studien, die dies überprüfen.<br />

Erschwerend bei der Umsetzung eines umfassenden <strong>Rehabilitation</strong>sverständnisses<br />

in therapeutisches Handeln wirken sich sicher auch die mangelnden diesbezüglichen<br />

Erwartungen von Patienten aus, wie die Analysen zu den entsprechenden Therapiezielen<br />

zeigen. Hier wäre auf Seiten der Einrichtungen sicher noch Aufklärungs- <strong>und</strong><br />

Motivationsarbeit zu leisten, was Zeit <strong>und</strong> Mühe erfordert <strong>und</strong> vermutlich auch nicht<br />

selbstverständlich auf eine entsprechende Bereitschaft der Patienten trifft. Solche<br />

Krankheitsmodelle <strong>und</strong> Einstellungen von Patienten sind – auch wenn ein umfassendes<br />

<strong>Rehabilitation</strong>sverständnis in den Einrichtungen vorhanden ist – oft ausgesprochen<br />

schwierig zu ändern. Bislang orientieren sich die <strong>Rehabilitation</strong>seinrichtungen<br />

mit ihrem klassischen therapeutischen Angebotsspektrum eher an den üblichen Erwartungen<br />

der Patienten. Dabei unterscheiden sich die ambulanten Einrichtungen


Kap. 14 Kritische Diskussion der Ergebnisse, Schlussfolgerungen <strong>und</strong> Empfehlungen - Seite 243<br />

noch von den <strong>stationäre</strong>n, indem in ihrem Angebotsspektrum aktiv trainierende <strong>und</strong><br />

funktionell orientierte Therapien einen größeren Stellenwert haben als in den <strong>Rehabilitation</strong>skliniken,<br />

in denen thermo-, hydro- <strong>und</strong> balneotherapeutische Leistungen einen<br />

vergleichsweise größeren Stellenwert einnehmen.<br />

Vermutlich wäre auch hier bereits im Vorfeld solcher Maßnahmen Aufklärungsarbeit<br />

hilfreich, die das Verständnis <strong>und</strong> die Erwartungen von Patienten in für therapeutische<br />

Zwecke günstige Bahnen lenkt. Da solche Aufklärungsarbeit von niedergelassenen<br />

Ärzten aufgr<strong>und</strong> Zeit- <strong>und</strong> vermutlich auch Kenntnismangel wohl selten geleistet<br />

wird, wären hier entweder die Einrichtungen oder die <strong>Rehabilitation</strong>sträger gefragt,<br />

entsprechende Informationsmaterialien zu erarbeiten <strong>und</strong> den Patienten im<br />

Vorfeld einer solchen Maßnahme zur Verfügung zu stellen. Solche Informationsmaterialien<br />

sollten wissenschaftlich gestützt erarbeitet <strong>und</strong> evaluiert werden, <strong>und</strong> sollten<br />

neben Informationen über die zu erwartende Behandlung auch Aufklärungen über<br />

umfassende Krankheitsmodelle <strong>und</strong> angemessene umfassende Behandlungsmöglichkeiten<br />

enthalten.<br />

14.2.4 Ergebnisqualität<br />

Die Frage, inwieweit die hier untersuchten rehabilitativen Versorgungsformen zu vergleichbaren<br />

Behandlungsergebnissen kommen, wurde im Rahmen der vorliegenden<br />

Studie schwerpunktmäßig untersucht. Mithilfe statistischer Kontrollen, Parallelisierung<br />

<strong>und</strong> Matching wurde dafür gesorgt, dass die Patientenstichproben, die die vier<br />

Angebotsformen repräsentieren, möglichst vergleichbare Voraussetzungen für eine<br />

erfolgreiche <strong>Rehabilitation</strong> bieten.<br />

Bei der Beurteilung der Behandlungsergebnisse wurden Angaben der Patienten,<br />

Einschätzungen der behandelnden <strong>Rehabilitation</strong>smediziner <strong>und</strong> der behandelnden<br />

niedergelassenen Ärzte berücksichtigt. Neben globalen <strong>und</strong> zielbezogenen Erfolgseinschätzungen<br />

von Patienten <strong>und</strong> Ärzten werden Veränderungen auf somatisch-funktioneller<br />

Ebene, auf der Ebene von Krankheitsfolgen <strong>und</strong> -<br />

beeinträchtigungen sowie auf sozialmedizinischer <strong>und</strong> psychosozialer Ebene beobachtet.<br />

Zu beachten ist, dass globale Erfolgsbeurteilungen im Allgemeinen deutlich<br />

positiver ausfallen gegenüber Erfolgsbeurteilungen bezüglich spezifischer Bereiche<br />

oder Zielstellungen.<br />

Mehr als zwei Drittel der Patienten bewerten die <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme positiv,<br />

60-70% würden ihre <strong>Rehabilitation</strong>seinrichtung vorbehaltlos weiterempfehlen. Dies<br />

gilt gleichermaßen für alle hier untersuchten rehabilitativen Versorgungsformen. Ein<br />

Jahr nach Beendigung der <strong>Rehabilitation</strong> erlebt etwa die Hälfte der Patienten eine<br />

Verbesserung ihrer Schmerzen, während die Belastung durch die Erkrankung nur<br />

von ca. 10-20% als verringert erlebt wird.


Kap. 14 Kritische Diskussion der Ergebnisse, Schlussfolgerungen <strong>und</strong> Empfehlungen - Seite 244<br />

Im Hinblick auf verschiedene <strong>Rehabilitation</strong>sziele, die den Patienten in ähnlicher<br />

Form wie den behandelnden Ärzten in den <strong>Rehabilitation</strong>seinrichtungen vorgelegt<br />

wurden (s.u.), geben am Ende der <strong>Rehabilitation</strong> etwa 12% an, ihre Ziele erreicht zu<br />

haben, weitaus häufiger (in etwa der Hälfte der Fälle) kommen Patienten zu der Einschätzung,<br />

dass die Ziele teilweise erreicht wurden. Mehr als ein Drittel der Patienten<br />

beurteilen ihre Ziele als nicht erreicht. Somatische Therapieziele wie Verringerung<br />

von Schmerzen <strong>und</strong> Verbesserungen von Beweglichkeit, Kraft, Haltung <strong>und</strong> Ausdauer<br />

sind für den überwiegenden Teil der Patienten <strong>Rehabilitation</strong>sziel. Diesbezüglich<br />

geben ein Jahr nach Beendigung etwa 15-25% der Patienten die Erreichung ihres<br />

Ziels <strong>und</strong> ca. 50-60% eine zumindest teilweise Erreichung ihrer Ziele an. Seelische<br />

Belastungen infolge der Erkrankung sind für etwa ein Drittel der Patienten Gegenstand<br />

von Therapiezielen. Als erreicht bewerten etwa 15-20% der Patienten diese Ziele,<br />

als teilweise erreicht deutlich mehr als die Hälfte der Patienten. Etwa die Hälfte<br />

der Patienten mit Problemen in der Bewältigung von Alltagsfertigkeiten wie Haushalt-<br />

Versorgen, Einkaufen gehen können, sich selbständig pflegen können (ca. 33%) geben<br />

an, ihre entsprechenden Ziele während der <strong>Rehabilitation</strong> erreicht zu haben. Patienten<br />

aller drei ambulanten Versorgungsformen geben hinsichtlich somatischer <strong>Rehabilitation</strong>sziele<br />

wie Zunahme an Kraft, Beweglichkeit <strong>und</strong> Ausdauer sowie Realisierung<br />

des Wunsches nach regelmäßigem Sporttreiben etwas häufiger an, ihr Therapieziel<br />

erreicht zu haben, als stationär rehabilitativ behandelte Patienten.<br />

Betrachtet man die Patientenbewertung verschiedener therapeutischer Angebote,<br />

wird vor allem das physio-therapeutische <strong>und</strong> sport- <strong>und</strong> trainingstherapeutische<br />

Angebot positiv bewertet. Soziale, psychologische <strong>und</strong> ärztliche Beratungs- <strong>und</strong> Interventionsangebote<br />

werden dagegen vergleichsweise schlechter beurteilt. Gründe<br />

für diesen Trend, der ähnlich auch in anderen Studien zum Erfolg rehabilitativer<br />

Maßnahmen (z.B. Broda, Bürger, Dinger-Broda & Massing, 1996) gef<strong>und</strong>en wurde,<br />

können in Erwartungen der Patienten <strong>und</strong> notwendigen Verhaltens- <strong>und</strong> Einstellungsänderungen<br />

vermutet werden. Viele der Beratungsangebote entsprechen nicht<br />

dem (passiven) Krankheitsmodell der Patienten <strong>und</strong> fordern vom Patienten verstärkt<br />

eine Reflexion über die persönliche Lebenssituation sowie z.T. schwierige Verhaltens-<br />

<strong>und</strong> Einstellungsänderungen. Vermutlich werden Sie deshalb weniger akzeptiert<br />

<strong>und</strong> ungünstiger bewertet.<br />

Versorgungsformspezifisch zeigt sich, dass viele Patienten in den <strong>Rehabilitation</strong>skliniken<br />

den Umfang des therapeutischen Angebots als zu gering erachten. Hier decken<br />

sich die subjektiven Bewertungen der Patienten mit den entsprechenden KTL-<br />

Ergebnissen. Auch die ärztliche Versorgung wird in den <strong>Rehabilitation</strong>skliniken –<br />

trotz eines hier günstigeren Arzt-Patienten-Schlüssels – weniger positiv bewertet als<br />

in den ambulanten <strong>Rehabilitation</strong>seinrichtungen. Möglicherweise schlägt sich hier<br />

nieder, dass der Arzt-Patient-Kontakt in den kleineren ambulanten <strong>Rehabilitation</strong>sein-


Kap. 14 Kritische Diskussion der Ergebnisse, Schlussfolgerungen <strong>und</strong> Empfehlungen - Seite 245<br />

richtungen enger <strong>und</strong> persönlicher ist <strong>und</strong> dass die Patienten einen kontinuierlich verfügbaren<br />

ärztlichen Ansprechpartner haben. Aus informellen Gesprächen in den großen<br />

<strong>Rehabilitation</strong>skliniken wurde deutlich, dass die Ärzte von Patienten als hoch<br />

belastet <strong>und</strong> unter Zeitdruck erlebt werden <strong>und</strong> dass oft kein konstanter ärztlicher<br />

Ansprechpartner verfügbar ist. Spezifische Vorteile der <strong>stationäre</strong>n <strong>Rehabilitation</strong><br />

werden vor allem in der Möglichkeit gesehen, Abstand von den gewohnten Alltagsbelastungen<br />

<strong>und</strong> der Arbeit zu gewinnen, in den Freizeit- <strong>und</strong> Erholungsmöglichkeiten,<br />

der Möglichkeit, neue Kontakte knüpfen zu können sowie der ständigen Verfügbarkeit<br />

ärztlicher Hilfe. Als Vorteile der ambulanten Versorgungsformen werden v.a. die<br />

Möglichkeiten genannt, weiterhin im Kreis von Familie <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>en bleiben zu können<br />

<strong>und</strong> kleine Besorgungen auch neben der Behandlung erledigen zu können.<br />

Zunächst kann man im Rahmen einer Studie zum Vergleich konkurrierender Versorgungsangebote<br />

sicher kritisch sein, inwieweit die behandelnden Ärzte in den <strong>Rehabilitation</strong>seinrichtungen<br />

selbst ihre Behandlungsergebnisse „objektiv“ bewerten.<br />

Vergleicht man die Angaben der Ärzte mit denen der Patienten, inwieweit im Rahmen<br />

der <strong>Rehabilitation</strong> spezifische Zielsetzungen erreicht werden konnten, so fallen<br />

tatsächlich deutliche Bewertungsunterschiede auf. Während die überwiegende Zahl<br />

der befragten Ärzte davon ausgeht, dass in etwa zwei Drittel der Fälle die angestrebten<br />

<strong>Rehabilitation</strong>sziele erreicht wurden, liegt der entsprechende Prozentsatz bei Patienten<br />

bei etwa einem Achtel (!). Patienten gehen demgegenüber viel häufiger davon<br />

aus, dass ihre Therapieziele „teilweise“ erreicht wurden. Zurückhaltender in ihren<br />

Urteilen sind lediglich die Ärzte in der Versorgungsform amb-, die bei etwa 38% der<br />

Patienten zu der Einschätzung kommen, dass die Therapieziele erreicht wurde <strong>und</strong><br />

bei 57% davon ausgehen, dass die Ziele teilweise erreicht wurden.<br />

Ärzte in den <strong>stationäre</strong>n Versorgungssettings sind verglichen mit den Ärzten in den<br />

übrigen Versorgungsformen besonders optimistisch im Hinblick auf ihre Einschätzungen<br />

des Erreichens von Zielen im Bereich von Lebensstilveränderungen <strong>und</strong><br />

psychischen Zielen. Dagegen sind Ärzte der Versorgungsform amb- besonders kritisch<br />

in ihren Urteilen zum Grad des Erreichens von Therapiezielen somatischer <strong>und</strong><br />

psychischer Art. Insgesamt fallen die Korrelationen zwischen den Arzt- <strong>und</strong> Patientenurteilen<br />

zur Therapiezielerreichung mit r=.20 bis maximal r=.40 eher gering aus.<br />

Auch den Funktionsmessungen der Ärzte zufolge zeigen sich keine bedeutsamen<br />

Unterschiede zwischen den Versorgungsformen. Patienten verbessern sich im Verlauf<br />

der <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme in allen vier Versorgungssettings etwa in gleichem<br />

Ausmaß.<br />

In ihren globalen Erfolgsbewertungen entsprechen die niedergelassenen Ärzte den<br />

positiven Urteilen der Patienten. Die Ärzte bewerten den Erfolg der <strong>Rehabilitation</strong> ein<br />

halbes Jahr nach Beendigung der Maßnahme in 50-60% der Fälle als „sehr gut“ oder


Kap. 14 Kritische Diskussion der Ergebnisse, Schlussfolgerungen <strong>und</strong> Empfehlungen - Seite 246<br />

„gut“, ein Jahr nach Beendigung der <strong>Rehabilitation</strong> liegt dieser Prozentsatz mit 60-<br />

80% sogar noch höher. Werden die Ärzte nach spezifischen Veränderungsbereichen<br />

gefragt, fallen auch hier die Bewertungen etwas zurückhaltender aus. Ein Jahr nach<br />

der <strong>Rehabilitation</strong> beurteilen die niedergelassenen Ärzte verschiedene somatische<br />

Therapiezielbereiche wie Kraft, Beweglichkeit, Haltung <strong>und</strong> Ausdauer bei knapp der<br />

Hälfte der Patienten noch als „gebessert“, eine Verbesserung der Schmerzen erleben<br />

sie bei etwa 60% ihrer Patienten. Ambulant rehabilitativ behandelte Patienten<br />

werden hinsichtlich Beweglichkeit <strong>und</strong> Schmerzen von den niedergelassenen Ärzten<br />

zu einem größeren Teil als gebessert beurteilt, hier liegen die Besserungsquoten bei<br />

etwa 70-75%. Eine Verbesserung der psychischen Befindlichkeit erleben die Ärzte<br />

bei Patienten aller Versorgungsformen in etwa der Hälfte der Fälle. Die Arbeitsfähigkeit<br />

erleben die Ärzte in etwa 40-60% der Fälle gebessert.<br />

Betrachtet man Veränderungen infolge der <strong>Rehabilitation</strong>, wie sie sich beim Vorher-<br />

Nachher-Vergleich von standardisierten Messinstrumenten darstellen, deuten<br />

die Ergebnisse des Wirksamkeitsvergleichs darauf hin, dass es hinsichtlich Schmerzen,<br />

Funktionsfähigkeit <strong>und</strong> krankheitsbedingter Belastungen <strong>und</strong> Beeinträchtigungen<br />

sowie des allgemeinem Ges<strong>und</strong>heitszustandes in allen hier untersuchten rehabilitativen<br />

Versorgungsformen gleichermaßen zu positiven Veränderungen kommt. Die<br />

Ergebnisse sprechen dafür, dass die erreichten Erfolge weitgehend stabil bleiben,<br />

vom Ausmaß allerdings eher gering sind. Im Bereich psychischer Beeinträchtigungen<br />

<strong>und</strong> der Lebensqualität werden dagegen kaum Veränderungen erzielt. Bedeutsame<br />

Unterschiede zwischen den Versorgungsformen zeigen sich nicht.<br />

Ausführlicher untersucht wurden auch sozialmedizinisch relevante Veränderungen<br />

wie Wiedereingliederungs- <strong>und</strong> Berentungsquoten, Fehlzeitenveränderungen<br />

<strong>und</strong> Veränderungen im Erleben der Arbeitssituation. Auch hier zeigen sich keine<br />

bedeutsamen Unterschiede zwischen den untersuchten Versorgungsformen. Auch<br />

wenn die beiden ambulanten Versorgungsformen am Ende der <strong>Rehabilitation</strong> mit 30-<br />

40% zunächst deutlich höhere Anteile von Patienten wiederhergestellt arbeitsfähig<br />

entlassen als die <strong>Rehabilitation</strong>skliniken (stat <strong>und</strong> amb in) mit ca. 10-20%, zeigt sich<br />

in der Quote der nach einem Jahr erfolgreich Wiedereingegliederten kein bedeutsamer<br />

Unterschied mehr. 70-77% aller Patienten werden erfolgreich wiedereingegliedert,<br />

d.h., sie sind nicht berentet <strong>und</strong> kehren an ihren Arbeitsplatz zurück, haben<br />

auch zwischenzeitlich keinen Rentenantrag gestellt oder eine entsprechende Absicht<br />

formuliert <strong>und</strong> weisen Fehlzeiten im Jahr nach der <strong>Rehabilitation</strong> von weniger als 12<br />

Wochen auf. Bei den arbeitsunfähig aufgenommenen Patienten liegt diese Quote bei<br />

58%. Patienten in den ambulanten Versorgungssettings kehren aber etwas schneller<br />

an ihren Arbeitsplatz zurück als stationär behandelte Patienten, ein Faktor, der nicht<br />

zuletzt aus ökonomischen Gründen von Bedeutung ist (s.u.). Berentungen <strong>und</strong> Rentenanträge<br />

sind in allen Versorgungsformen selten, diesbezüglich zeigen sich keine


Kap. 14 Kritische Diskussion der Ergebnisse, Schlussfolgerungen <strong>und</strong> Empfehlungen - Seite 247<br />

Unterschiede zwischen den Versorgungsformen. Entsprechendes gilt auch für die<br />

Reduktion von Fehlzeiten. Allerdings ist die Stärke dieses Effektes so gering, dass<br />

sich die Fehlzeitenverläufe kaum von denen chronisch kranker Versicherter auch<br />

ohne <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme unterscheiden dürfte (Bürger, 1997). Das Erleben<br />

der Arbeitsplatzsituation – mit der Relation von belastenden <strong>und</strong> positiven Aspekten<br />

ein relevanter prognostischer Faktor für den langfristigen Verbleib im Erwerbsleben –<br />

verändert sich in allen hier untersuchten Versorgungsformen praktisch nicht. Ebenso<br />

unverändert bleibt die Einstellung zum zukünftigen Verbleib bzw. Ausstieg aus dem<br />

Erwerbsleben, der offenbar längerfristig eher unbeeinflusst von der <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme<br />

geplant wird.<br />

Ausgesprochen selten nehmen Patienten an den ihnen von den Ärzten der <strong>Rehabilitation</strong>seinrichtungen<br />

empfohlenen Nachsorgemaßnahmen teil, die Quote liegt z.B. im<br />

Falle der Empfehlung zur Teilnahme an Rückenschulen in allen Versorgungsformen<br />

bei lediglich 10-20%.<br />

Im Zuge rehabilitativer Maßnahmen kommt es aber nicht notwendigerweise immer<br />

nur zu positiven Veränderungen. In seltenen Fällen verschlechtert sich der Zustand<br />

der Patienten auch. Berücksichtigt man z.B. somatische Therapieziele, kommt es aus<br />

Patientensicht in etwa einem Sechstel der Fälle zu Verschlechterungen, aus Sicht<br />

der niedergelassenen Ärzte liegt die entsprechende Quote bei etwa 5-10% der Patienten.<br />

Auch auf der Gr<strong>und</strong>lage von Vorher–Nachher-Vergleichen der Patientenangaben<br />

in den standardisierten Fragebogenverfahren zeigen sich in etwa einem<br />

Sechstel der Fälle Verschlechterungen. Inwieweit diese Verschlechterungen als unerwünschte<br />

Wirkungen der <strong>Rehabilitation</strong> oder als erfolglose Bemühungen, einen<br />

progredienten Krankheitsverlauf aufzuhalten zu deuten sind, ist aufgr<strong>und</strong> der Daten<br />

nicht zu beurteilen.<br />

14.2.5 Differentielle Effekte – Für welche Patienten ist welche<br />

Versorgungsform besser geeignet<br />

Die Frage, ob bestimmte rehabilitative Versorgungsformen für bestimmte Patienten<br />

oder rehabilitative Problemlagen besser geeignet sind als für andere, ist vor allem für<br />

die Zuweisung in die verschiedenen Angebote von Bedeutung. Das zentrale Ergebnis<br />

ist kurz <strong>und</strong> prägnant darstellbar: Es lässt sich nicht nachweisen, dass bestimmte<br />

Patientengruppen von bestimmten rehabilitativen Versorgungsformen mehr oder weniger<br />

profitieren als von anderen. Der Studie lassen sich also keine Hinweise auf relevante<br />

differentielle Zuweisungskriterien entnehmen. Damit bestätigt sich, was auch<br />

schon im Rahmen einer früheren Studie zur differentiellen Indikation gef<strong>und</strong>en wurde,<br />

die diese Frage mithilfe von Expertenbefragungen zu klären versuchte (Bürger &<br />

Koch, 1999a). Offenbar sind die hier untersuchten Versorgungsformen in ihrem be-


Kap. 14 Kritische Diskussion der Ergebnisse, Schlussfolgerungen <strong>und</strong> Empfehlungen - Seite 248<br />

handelten Klientel, ihrer konzeptionellen Gestaltung <strong>und</strong> den erzielten Effekten zu<br />

ähnlich, als dass sie eine gezielte Zuweisung erlauben würden.<br />

Gleichwohl sind durchaus Patientengruppen auszumachen, die von der rehabilitativen<br />

Behandlung unabhängig von der Art der Versorgungsform mehr oder weniger<br />

profitieren. Problemgruppen, beschränkt man diese Aussage zunächst einmal auf<br />

somatische Therapieziele, sind ältere <strong>und</strong> multimorbid erkrankte Patienten, Patienten<br />

aus niedrigeren sozialen Schichten sowie solche mit längeren Fehlzeiten. Auch Patienten<br />

mit langen Wartezeiten auf die <strong>Rehabilitation</strong> sowie niedrigen Erfolgserwartungen<br />

<strong>und</strong> geringer Zufriedenheit mit der Art der rehabilitativen Versorgungsform stellen<br />

Risikogruppen für nicht erfolgreiche rehabilitative Verläufe dar. Hier fehlt es bislang<br />

an spezifischen Behandlungskonzepten <strong>und</strong>, sollten diese in speziellen Einrichtungen<br />

implementiert werden, an entsprechenden Zuweisungsverfahren.<br />

14.2.6 Kosten<br />

Die Kostenfrage wurde im Rahmen der vorliegenden Studie mitberücksichtigt, stellt<br />

aber keinen Schwerpunkt der Arbeit dar <strong>und</strong> wurde dementsprechend mit einem reduzierten<br />

untersuchungsmethodischen Aufwand verfolgt. Aufgr<strong>und</strong> fehlender patientenbezogener<br />

ökonomischer Daten konnten zahlreiche Parameter wie z.B. die Kosten,<br />

die für einen Fehltag zu veranschlagen sind, nur anhand von Standardwerten<br />

geschätzt werden. Die Zielsetzung der Auswertungen bestand aber auch weniger in<br />

der exakten Quantifizierung von Kosten als in einer Abschätzung von prinzipiellen<br />

kostenwirksamen Unterschieden zwischen den rehabilitativen Versorgungsformen.<br />

Den Auswertungen zufolge sind es neben den direkten Kosten für eine <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme<br />

vor allem die Zahlungen von Kranken- bzw. Übergangsgeldern beim<br />

Warten auf eine beantragte <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme sowie im Anschluss daran<br />

beim Zeitpunkt des Wiedereintritts in das Erwerbsleben, die ökonomisch von Bedeutung<br />

sind. Die Kosten für Arztbesuche während der <strong>Rehabilitation</strong> <strong>und</strong> Fahrtzeiten<br />

fallen dagegen vergleichsweise kaum ins Gewicht.<br />

Zusammenfassend zeigt sich, dass <strong>stationäre</strong> Maßnahmen bei etwa gleichem therapeutischen<br />

Leistungsangebot, vergleichbaren Zielen <strong>und</strong> vergleichbarer Wirksamkeit<br />

aufgr<strong>und</strong> der höheren Tagessätze <strong>und</strong> der Bezahlung auch der (weitgehend) therapiefreien<br />

Wochenenden deutlich teurer als nicht-<strong>stationäre</strong> Maßnahmen sind. Im<br />

Rahmen <strong>stationäre</strong>r Maßnahmen erhält man als Gegenwert für die höheren Kosten<br />

neben der ganztätigen Unterbringung, Übernachtung <strong>und</strong> Verpflegung etwas umfangreichere<br />

apparativ-diagnostische Möglichkeiten sowie eine größere Bandbreite<br />

ärztlicher Kompetenz, wenn sich auch dieses Mehr an Leistungen hier nicht in besseren<br />

Ergebnissen niederschlägt.


Kap. 14 Kritische Diskussion der Ergebnisse, Schlussfolgerungen <strong>und</strong> Empfehlungen - Seite 249<br />

Aussagen zum ökonomischen Vergleich der ambulanten Versorgungsangebote untereinander<br />

sind aufgr<strong>und</strong> der zahlreichen Annahmen, die gemacht werden müssen,<br />

schwieriger <strong>und</strong> mit entsprechenden Unsicherheiten behaftet. Berücksichtigt man<br />

neben den Gesamtkosten für die <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahmen selbst auch die Fahrkosten,<br />

die Arztbesuche während der <strong>Rehabilitation</strong>, die Kosten aufgr<strong>und</strong> von Wartezeiten<br />

<strong>und</strong> die Kosten aufgr<strong>und</strong> einer verzögerten Rückkehr der Patienten ins Erwerbsleben,<br />

so liegen die Gesamtkosten für ambulante Maßnahmen in <strong>Rehabilitation</strong>skliniken<br />

über denen für ambulante Maßnahmen mit Anbindung an eine <strong>Rehabilitation</strong>sklinik<br />

<strong>und</strong> diese wiederum über denen für ambulante Maßnahmen ohne Anbindung<br />

an eine <strong>Rehabilitation</strong>sklinik.<br />

Ob diese geringeren Kosten für ambulante Maßnahmen auch bei einer verstärkten<br />

flächendeckenden Einführung solcher Versorgungsangebote zu Gesamteinsparungen<br />

der Ausgaben für medizinische <strong>Rehabilitation</strong> führen, kann mithilfe des vorliegenden<br />

Untersuchungsansatzes nicht geklärt werden. Es lässt sich aber hier nicht<br />

nachweisen, dass Nutzer ambulant rehabilitativer Maßnahmen im Vorfeld oder nach<br />

ihrer Maßnahme in größerem Ausmaß als stationär behandelte Patienten weitere<br />

rehabilitative Maßnahmen in Anspruch nehmen.<br />

14.3 SCHLUSSFOLGERUNGEN UND EMPFEHLUNGEN<br />

Die vorliegende Studie sollte Hinweise auf die Qualität von vier rehabilitativen Versorgungsformen<br />

liefern. Die vorliegenden Erhebungen ergeben keine Hinweise auf<br />

eine schlechtere Versorgungsqualität in den ambulanten <strong>Rehabilitation</strong>seinrichtungen<br />

gegenüber der herkömmlichen <strong>stationäre</strong>n <strong>Rehabilitation</strong>. Vielmehr zeigt sich<br />

eine bemerkenswerte Übereinstimmung der Versorgungsqualität. Das gilt nicht nur<br />

für Struktur- <strong>und</strong> Prozessmerkmale. Der Wirksamkeitsvergleich zeigt, dass ambulant<br />

rehabilitativ behandelte Patienten in einzelnen somatischen <strong>und</strong> sozialmedizinischen<br />

Erfolgsparametern sogar geringfügig besser abschneiden als stationär behandelte.<br />

Gleichzeitig deuten die ökonomischen Analysen darauf hin, dass ambulant durchgeführte<br />

<strong>Rehabilitation</strong>sverfahren bei vergleichbaren Leistungen, behandelten Patienten<br />

<strong>und</strong> Ergebnissen kostengünstiger sind als <strong>stationäre</strong> Verfahren.<br />

Es gibt daher der vorliegenden Studie zufolge keine Gründe mehr, <strong>stationäre</strong> <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahmen<br />

ambulant durchgeführten Maßnahmen vorzuziehen. Eine Zurückhaltung<br />

im flächendeckenden Ausbau ambulant rehabilitativer Versorgungsangebote<br />

lässt sich zumindest nicht mit den hier gewonnenen wissenschaftlichen Ergebnissen<br />

begründen. Auch frühere Studien mit etwas begrenzteren wissenschaftlichen<br />

Ansätzen stützen diese Position.<br />

Das Ergebnis einer gegenwärtig bemerkenswerten Übereinstimmung der Versorgungsqualität<br />

in allen hier untersuchten rehabilitativen Versorgungsformen mag auch


Kap. 14 Kritische Diskussion der Ergebnisse, Schlussfolgerungen <strong>und</strong> Empfehlungen - Seite 250<br />

Folge eines trägerseitig propagierten Gr<strong>und</strong>satzes sein, dass ambulante <strong>Rehabilitation</strong><br />

eine vollständige rehabilitative Versorgung nach dem Motto „Reha minus Schlafen“<br />

umfassen bzw. eine <strong>stationäre</strong> <strong>Rehabilitation</strong> ersetzen können sollte. Diese Forderung<br />

erscheint sinnvoll vor allem unter dem Aspekt der Sicherung einer ausreichenden<br />

Versorgungsqualität. Hier haben insbesondere die Rentenversicherungsträger<br />

schon früh darauf gedrängt, dass auch in der ambulanten <strong>Rehabilitation</strong> eine<br />

umfassende interdisziplinär orientierte Versorgung gewährleistet sein muss, die z.B.<br />

auch dem Konzept der Krankheitsfolgen Rechnung tragen sollte. Konzipiert man<br />

ambulante Versorgungsformen ähnlich wie <strong>stationäre</strong> <strong>und</strong> behandelt in beiden Settings<br />

vergleichbare Patienten mit vergleichbaren Zielsetzungen, ist auch nicht zu erwarten,<br />

dass sich unterschiedliche Ergebnisse zeigen.<br />

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die rehabilitativen Maßnahmen von der großen<br />

Mehrheit der Patienten <strong>und</strong> Ärzten positiv bewertet werden <strong>und</strong> zumindest im<br />

Hinblick auf somatische Therapieziele auch zu günstigen <strong>und</strong> stabilen Veränderungen<br />

führt. Diese positiven Ergebnisse sollten aber auch nicht den Blick dafür verstellen,<br />

dass die Studie durchaus noch Optimierungsbedarf in bestimmten Aspekten der<br />

medizinisch-rehabilitativen Versorgung von Patienten mit <strong>orthopädische</strong>n Erkrankungen<br />

offen legt.<br />

Optimierungsbedarf besteht z.B. hinsichtlich der flächendeckenden konzeptionellen<br />

Umsetzung eines umfassenden <strong>Rehabilitation</strong>sanspruches, der z.B. auch den wichtigen<br />

sozialmedizinischen Aufgabenstellungen solcher Verfahren Rechnung trägt (vgl.<br />

Bürger, 1998; Bürger, Dietsche, Morfeld & Koch, 2001). Auch die Zielvorgaben der<br />

<strong>Rehabilitation</strong>smediziner bestätigen, dass vergleichsweise seltener Ziele aus dem<br />

psychosozialen sowie aus dem sozialmedizinischen Bereich verfolgt werden. In diesen<br />

Zielbereichen erbringen die <strong>Rehabilitation</strong>seinrichtungen auch vergleichsweise<br />

deutlich weniger Leistungsangebote. Entsprechend erzielen sie hier auch die geringsten<br />

Effekte. Defizitär erscheinen die bisherigen Maßnahmen der <strong>Rehabilitation</strong>seinrichtungen<br />

zur externen Vernetzung, eine Forderung, die insbesondere an die<br />

wohnortnah tätigen ambulanten <strong>Rehabilitation</strong>seinrichtungen zu stellen ist.<br />

Die ambulanten <strong>Rehabilitation</strong>seinrichtungen orientieren sich mit ihren stärker funktionell<br />

ausgerichteten, aktivierenden <strong>und</strong> trainierenden Behandlungsbestandteilen eher<br />

an einem Behandlungskonzept, das sich in verschiedenen Studien als therapeutisch<br />

erfolgreich erwiesen hat. Die <strong>Rehabilitation</strong>skliniken betonen demgegenüber<br />

etwas stärker passive thermo-, hydro- <strong>und</strong> balneotherapeutische Angebote. Allen<br />

Versorgungsformen gemeinsam ist aber, dass ein <strong>Rehabilitation</strong>sverständnis, in dem<br />

als integrierter Behandlungsbaustein auch die psychosoziale <strong>und</strong> psychologische<br />

Sichtweise Berücksichtigung findet, wenig vertreten ist. Beispielsweise findet psychologische<br />

Kompetenz bei der Durchführung von Entspannungsverfahren <strong>und</strong> bei<br />

schwierigen Problempatienten Berücksichtigung, aber nicht als selbstverständliche


Kap. 14 Kritische Diskussion der Ergebnisse, Schlussfolgerungen <strong>und</strong> Empfehlungen - Seite 251<br />

ergänzende Perspektive bei der Betrachtung chronischen Schmerzverhaltens, bei<br />

der Einstellungsänderung <strong>und</strong> Öffnung gegenüber neuen Krankheitskonzepten oder<br />

notwendigen Verhaltensumstellungen.<br />

Verbesserungsbedarf besteht auch hinsichtlich der Entwicklung gezielter Angebote<br />

für wenig erfolgreiche Problemgruppen.<br />

In diesem Zusammenhang könnten sich <strong>Rehabilitation</strong>skliniken im Zuge gegenseitiger<br />

Konkurrenz <strong>und</strong> wachsender Anforderungen der Kostenträger genötigt sehen,<br />

ein immer breiteres Angebot unterschiedlichster Therapieangebote vorzuhalten. Dabei<br />

ist allerdings auch zu berücksichtigen, inwieweit viele unterschiedliche Therapieangebote<br />

sinnvoll in ein Behandlungskonzept integriert <strong>und</strong> sorgfältig weiterentwickelt<br />

werden können.<br />

Wir plädieren in diesem Zusammenhang für eine stärker differenzierte Versorgungsstruktur,<br />

in der einzelne <strong>Rehabilitation</strong>seinrichtungen spezielle Angebote aufbauen<br />

<strong>und</strong> sorgfältig konzeptionell integrieren, sie beforschen <strong>und</strong> weiterentwickeln <strong>und</strong><br />

hierfür auch entsprechend differentiell belegt werden. Solche Spezialisierungen sollten<br />

dann standortbedingte Besonderheiten <strong>und</strong> konzeptionelle Charakteristika der<br />

jeweiligen Versorgungsform berücksichtigen (vgl. Bürger & Buschmann-Steinhage,<br />

2000). Beispielsweise könnten einige wenige <strong>Rehabilitation</strong>skliniken in Deutschland<br />

speziell auf die Problemgruppe der älteren Patienten ausgerichtet sein <strong>und</strong> hierfür<br />

konzeptionell, räumlich, apparativ <strong>und</strong> personell auch entsprechend ausgestattet<br />

sein.<br />

In diesem Sinne wären rehabilitative Versorgungsangebote zu entwickeln, die zwar<br />

alle einen gewissen Qualitätsstandard erfüllen, aber nicht ein vergleichbares Angebotsspektrum<br />

vorhalten, sondern sich vielmehr je nach Aufgaben <strong>und</strong> geographischer<br />

Lage ausdifferenzieren. Weiterhin sollten versorgungsformspezifische Vorteile<br />

konzeptionell betont <strong>und</strong> gezielt genutzt werden, um dann eine jeweils spezifische<br />

Zuweisung in die verschiedenen Versorgungsformen vorzunehmen.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der von den Patienten berichteten Vorbereitungsmängel auf ihre Maßnahmen<br />

sollte auch trägerseitig über die Möglichkeiten nachgedacht werden, den Patienten<br />

vor dem Zugang in die <strong>Rehabilitation</strong>seinrichtungen wissenschaftlich begründete<br />

Aufklärungs- <strong>und</strong> Informationsmaterialien zukommen zu lassen. Diese Materialien<br />

könnten informative <strong>und</strong> motivationale Zielstellungen verfolgen, indem neben typischen<br />

Problemstellungen z.B. auch auf unangemessene Krankheitsmodelle <strong>und</strong> Erwartungen<br />

eingegangen wird.<br />

Sowohl von Seiten der <strong>Rehabilitation</strong>seinrichtungen als auch der Träger sind die<br />

konzeptuellen Möglichkeiten einer verstärkten Vernetzung der <strong>Rehabilitation</strong>seinrichtungen<br />

mit Vor- <strong>und</strong> Nachbehandlern <strong>und</strong> mit anderen relevanten Institutionen wie<br />

z.B. Betrieben <strong>und</strong> Arbeitsmedizinern, Behörden etc. zu prüfen. Auswirkungen dieses


Kap. 14 Kritische Diskussion der Ergebnisse, Schlussfolgerungen <strong>und</strong> Empfehlungen - Seite 252<br />

Mangels sind z.B. in der geringen Inanspruchnahmequote von empfohlenen Nachsorgemaßnahmen<br />

zu sehen.<br />

Zukünftig ist auch für die ambulante <strong>Rehabilitation</strong> die Einführung eines verbindlichen<br />

Qualitätssicherungsprogramms zu wünschen, wie es in der <strong>stationäre</strong>n <strong>Rehabilitation</strong><br />

von Seiten der Rentenversicherungsträger bereits etabliert wurde <strong>und</strong> z.B. in den<br />

Indikationsbereichen Orthopädie <strong>und</strong> Kardiologie von den gesetzlichen Krankenkassen<br />

gegenwärtig routinisiert wird. Für die ambulante <strong>Rehabilitation</strong> wird derzeit von<br />

den gesetzlichen Krankenkassen <strong>und</strong> Rentenversicherungsträgern begrüßenswerterweise<br />

ein gemeinsames Qualitätssicherungsprogramm geplant. Im Rahmen eines<br />

solchen Programms sollte auch die Einhaltung gewisser Mindeststandards für die<br />

<strong>Rehabilitation</strong>seinrichtungen überprüft werden. In diesem Zusammenhang haben die<br />

vorliegenden Ergebnisse an verschiedenen Stellen auf eine fehlende Entsprechung<br />

von Strukturmerkmalen <strong>und</strong> rehabilitativen Leistungsdaten sowie subjektiven Bewertungen<br />

dieser Leistungen verwiesen. Wichtige Beispiele in diesem Zusammenhang<br />

sind der Arzt-Patienten-Schlüssel oder der Schlüssel Physiotherapeut-Patient. Vor<br />

diesem Hintergr<strong>und</strong> wäre zu prüfen, ob den Einrichtungen im Rahmen qualitätssichernder<br />

Maßnahmen statt entsprechender Schlüsselvorgaben, wie sie z.B. die<br />

B<strong>und</strong>esarbeitsgemeinschaft für <strong>Rehabilitation</strong> vorgibt, nicht Vorgaben über den<br />

krankheitsspezifisch (z.B. im Sinne der neuen Internationalen Klassifikation der<br />

Funktionsfähigkeit, Behinderung <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit, ICF) zu erbringenden Umfang an<br />

Leistungen gemacht werden sollten.<br />

14.4 ZUKÜNFTIGE FORSCHUNGSAUFGABEN<br />

Auf der Gr<strong>und</strong>lage der vorliegenden Ergebnisse ergeben sich an verschiedenen Stellen<br />

weiterführende Forschungsaufgaben, von denen einige kurz diskutiert werden<br />

sollen.<br />

Unsere Analysen haben gezeigt, dass der Anteil von Anschlussrehabilitations-<br />

Patienten in ambulanten <strong>Rehabilitation</strong>seinrichtungen sehr gering ist. Gleichzeitig<br />

bieten die ambulanten Einrichtungen durch ihr funktionell <strong>und</strong> aktivierend orientiertes<br />

Behandlungsverständnis <strong>und</strong> die prinzipiell guten Möglichkeiten einer regionalen<br />

Verzahnung günstige Voraussetzungen, gerade auch solche Patienten erfolgreich zu<br />

versorgen. Hier wäre zu untersuchen, welche Barrieren eine ambulante Anschlussrehabilitation<br />

verhindern, welche diesbezüglichen Kenntnisse über dieses Angebot in<br />

den Akutkliniken bestehen <strong>und</strong> schließlich, wie erfolgreich ambulant durchgeführte<br />

Anschlussrehabilitationen sind.<br />

In diesem Zusammenhang sind auch gezielt differentielle Folgen für die ambulante<br />

<strong>und</strong> <strong>stationäre</strong> <strong>Rehabilitation</strong> zu beforschen, die sich durch die Einführung von Fallgruppen<br />

<strong>und</strong> DRG’s (diagnosis related groups) im akut<strong>stationäre</strong>n Bereich ergeben.


Kap. 14 Kritische Diskussion der Ergebnisse, Schlussfolgerungen <strong>und</strong> Empfehlungen - Seite 253<br />

Eine Reihe von Forschungsfragen ergeben sich im Hinblick auf die rehabilitative Versorgungspraxis<br />

in den Einrichtungen im Sinne einer Analyse der Versorgungsprozesse.<br />

Angesichts der hier vorgenommenen vergleichsweise groben Analysen zu<br />

berufsgruppenspezifischen <strong>und</strong> berufsgruppenübergreifenden Besprechungen stellt<br />

sich die Frage, welche Effekte eine interdisziplinäre Einbeziehung verschiedener Berufsgruppen<br />

auf die Planung <strong>und</strong> den Erfolg einer rehabilitativen Behandlung haben.<br />

Besondere Berücksichtigung sollten dabei, weil in kleineren Einrichtungen von größerer<br />

Bedeutung, auch informelle Prozesse haben. Prozessanalysen scheinen auch<br />

erforderlich, um die Umsetzung interdisziplinärer Behandlungskonzepte zu prüfen.<br />

Analysen der Zahl der beschäftigten Mitarbeiter <strong>und</strong> ihrer Qualifikationen sowie zu<br />

Art <strong>und</strong> Umfang von interdisziplinären Besprechungen lassen noch nicht erkennen,<br />

inwieweit im Verlauf der Behandlung tatsächlich interdisziplinär gedacht <strong>und</strong> gehandelt<br />

wird.<br />

Die festgestellten Diskrepanzen zwischen Zielen, die Patienten <strong>und</strong> ihre Behandler<br />

mit der rehabilitativen Behandlung verfolgen, werfen die Frage nach der Bedeutung<br />

solcher Diskrepanzen für das therapeutische Vorgehen, für die Compliance der Patienten<br />

<strong>und</strong> für den therapeutischen Erfolg rehabilitativer Maßnahmen auf. Relevant in<br />

diesem Zusammenhang ist auch die Frage nach Möglichkeiten <strong>und</strong> Erfolgen gezielter<br />

Strategien zur Reduktion solcher Diskrepanzen. In diesem Zusammenhang von<br />

Bedeutung sind auch die – angesichts der von Patienten als mangelhaft erlebten<br />

Vorbereitung – bereits erwähnten Überlegungen, wissenschaftlich begründete <strong>und</strong><br />

f<strong>und</strong>ierte Aufklärungs-, Vorbereitungs- <strong>und</strong> Informationsmaterialien zu entwickeln, die<br />

den Versicherten von den Kostenträgern im Vorfeld einer <strong>Rehabilitation</strong> zugestellt<br />

werden könnten. Zu untersuchen wäre dann, inwieweit dadurch Einfluss auf den Verlauf<br />

<strong>und</strong> den Erfolg rehabilitativer Maßnahmen genommen werden kann.<br />

Weitere relevante Forschungsfragen ergeben sich diesbezüglich auch zu den Folgen<br />

von Wartezeiten für den rehabilitativen Erfolg. Was geschieht bei Patienten während<br />

des Wartens auf eine <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme? Welche Effekte hat eine verlängerte<br />

Wartezeit im Vergleich zu einer <strong>Rehabilitation</strong>?<br />

Ebenfalls auf die Qualität der Versorgungsprozesse zielt die Frage nach der Validität<br />

der KTL-Angaben zu den erbrachten Leistungen. Welche Leistungen werden in den<br />

Einrichtungen erbracht, wie können diese erfasst werden <strong>und</strong> welche Bedeutung für<br />

den rehabilitativen Erfolg hat die Art, wie diese Leistungen erbracht werden? Die vorliegende<br />

Untersuchung hat zahlreiche Hinweise dafür erbracht, dass solche prozesshaften<br />

Verläufe zumindest für das Patientenurteil von größerer Bedeutung sind<br />

als strukturelle Bedingungen wie z.B. Arzt-Patienten-Schlüssel. Forschungsmäßig<br />

schließt sich hier die Frage an, welche Folgen sich für die Qualität der rehabilitativen<br />

Versorgung ergeben, wenn statt struktureller Vorgaben krankheitsspezifische Vorgaben<br />

zu Art <strong>und</strong> Umfang der erforderlichen Leistungen gemacht werden.


Kap. 14 Kritische Diskussion der Ergebnisse, Schlussfolgerungen <strong>und</strong> Empfehlungen - Seite 254<br />

Insbesondere für die ambulanten Versorgungsformen stellt sich auch die Frage, wie<br />

therapeutische Empfehlungen z.B. zum Bewegungs- <strong>und</strong> Ernährungsverhalten in der<br />

häuslichen Praxis umgesetzt werden <strong>und</strong> ob hierzu ergänzend z.B. auch spezielle<br />

Schulungs- <strong>und</strong> Informationsangebote entwickelt <strong>und</strong> vorgehalten werden müssen,<br />

die eine stärkere Einbeziehung von Angehörigen in die <strong>Rehabilitation</strong> zum Ziel haben.<br />

Viele der prozessorientierten Fragen werden nicht ausschließlich mit klassischen<br />

Fragebogenuntersuchungen zu beantworten sein, sondern erfordern stärker auch<br />

Instrumente wie eine teilnehmende Beobachtung <strong>und</strong> Interviewtechniken. Eine solche<br />

Forschung wäre aber sicher auch deutlich personalintensiver <strong>und</strong> dürfte bei den<br />

Einrichtungen <strong>und</strong> z.T. auch den Patienten nicht immer auf Akzeptanz stoßen.<br />

Gleichzeitig müsste sie, um zu generalisierbaren <strong>und</strong> repräsentativen Aussagen zu<br />

gelangen, breit genug durchgeführt werden, Reaktivität vermeiden <strong>und</strong> gegen Versuche<br />

geschützt werden, im Sinne positiver Selbstdarstellungen manipuliert zu werden.<br />

Schließlich ergeben sich auf der Gr<strong>und</strong>lage der Ergebnisse zu differentiellen <strong>Rehabilitation</strong>serfolgen<br />

Fragen zur Entwicklung <strong>und</strong> zum Erfolg zielgruppenspezifischer Behandlungskonzepte,<br />

die auf spezielle Risikogruppen wie z.B. ältere <strong>und</strong> multimorbide<br />

erkrankte Patienten zugeschnitten sind.<br />

Die Studie hat in diesem Zusammenhang auch Hinweise ergeben, dass es trotz rehabilitativer<br />

Maßnahmen zu Verschlechterungen der Beschwerdesymptomatik kommen<br />

kann. In der vorliegenden Studie waren spezielle Auswertungen zu diesen<br />

Themen aufgr<strong>und</strong> der geringen Fallzahlen dieser Teilgruppen trotz insgesamt großer<br />

Stichprobenzahlen nicht befriedigend zu leisten. Hier besteht u.E. Forschungsbedarf,<br />

wobei u.a. auch geklärt werden sollte, inwieweit diese Verschlechterungen Ergebnisse<br />

progredienter Krankheitsverläufe oder als unerwünschte Wirkungen der <strong>Rehabilitation</strong><br />

zu werten sind.<br />

Das Aufzeigen zukünftiger Forschungsaufgaben orientiert sich natürlich am Wunsch<br />

nach einer weiteren Optimierung der medizinischen <strong>Rehabilitation</strong>. Eine Auflistung<br />

der – aus unserer Sicht – noch zu leistenden Forschungsaufgaben orientiert sich naturgemäß<br />

an den Defiziten des gegenwärtigen Versorgungssystems. Dies sollte aber<br />

auch nicht den Blick dafür verstellen, dass das Versorgungssystem der medizinischen<br />

<strong>Rehabilitation</strong> mit seiner Orientierung an einem bio-psycho-sozialen Krankheitsmodell<br />

<strong>und</strong> seinem umfassenden interdisziplinären Behandlungsansatz auch in<br />

seiner jetzigen Form ein unverzichtbarer <strong>und</strong> wertvoller Bestandteil der ges<strong>und</strong>heitlichen<br />

Versorgung chronisch kranker <strong>und</strong> behinderter Menschen ist. Diese Form der<br />

Versorgung dürfte zukünftig aufgr<strong>und</strong> des weiter wachsenden Anteils der chronischen<br />

Erkrankungen eine noch zunehmende Bedeutung gewinnen.


15 TABELLENVERZEICHNIS<br />

Kap. 15 Tabellenverzeichnis - Seite 255<br />

Tabelle 1 Übersicht der Leitthemen der Untersuchung <strong>und</strong> den damit<br />

verb<strong>und</strong>enen Hauptfragestellungen..................................................... 48<br />

Tabelle 2 Überblick über die an der Studie beteiligten Einrichtungen.................. 50<br />

Tabelle 3 Inhalte der Arztfragebögen zu vier Messzeitpunkten ........................... 53<br />

Tabelle 4 Inhalte der Patientenfragebögen zu vier Messzeitpunkten .................. 54<br />

Tabelle 5 Übersicht der Ein- <strong>und</strong> Ausschlusskriterien ......................................... 56<br />

Tabelle 6 Erhebungszeitraum in den an der Studie teilgenommenen<br />

Einrichtungen....................................................................................... 60<br />

Tabelle 7 Entwicklung der Untersuchungsstichprobe .......................................... 61<br />

Tabelle 8 Verteilung der Patienten auf rehabilitative Versorgungsform <strong>und</strong><br />

Einrichtungen....................................................................................... 61<br />

Tabelle 9 Untersuchungsstichprobe <strong>und</strong> Teilnahmequoten zu vier<br />

Messzeitpunkten.................................................................................. 62<br />

Tabelle 10 Soziodemografische Merkmale der Untersuchungsstichprobe –<br />

Geschlecht <strong>und</strong> Alter............................................................................ 63<br />

Tabelle 11 Soziodemografische Merkmale der Untersuchungsstichprobe II –<br />

Familienstand, Partnerschaft <strong>und</strong> Nationalität ..................................... 64<br />

Tabelle 12 Soziodemographische Merkmale der Untersuchungsstichprobe III –<br />

Schulabschluss <strong>und</strong> Berufsausbildung ................................................ 65<br />

Tabelle 13 Soziodemographische Merkmale der Untersuchungsstichprobe IV –<br />

Erwerbsstatus <strong>und</strong> verfügbares Einkommen ....................................... 66<br />

Tabelle 14 Träger der <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme <strong>und</strong> Art der Maßnahme............ 67<br />

Tabelle 15 Mögliche ambulante bzw. <strong>stationäre</strong> OP unmittelbar vor Beginn der<br />

<strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme ................................................................... 67<br />

Tabelle 16 Zusammenfassung Stichprobenbeschreibung der soziodemografischen<br />

Merkmale ............................................................................................. 68<br />

Tabelle 17 Verteilung der Hauptdiagnosen in der Untersuchungsstichprobe ........ 69<br />

Tabelle 18 Verteilung der Hauptdiagnosen in Mehrfachantworten ........................ 69<br />

Tabelle 19 Hauptdiagnosen nach rehabilitativer Versorgungsform ....................... 70<br />

Tabelle 20 Verteilung der Wirbelsäulenerkrankungen nach ICD 9 auf die<br />

rehabilitativen Versorgungsformen (bezogen auf alle gestellten<br />

Wirbelsäulendiagnosen; N=836).......................................................... 71<br />

Tabelle 21 Analysen zur Repräsentativität, Vergleich der Stichprobendaten mit<br />

Referenzdaten des VDR ...................................................................... 75<br />

Tabelle 22 Gegenüberstellung von Dokumentationsausfällen <strong>und</strong> Studienpatienten<br />

nach Alter, Geschlecht <strong>und</strong> Träger der Maßnahme ............................. 76<br />

Tabelle 23 Vergleichbarkeit der Stichproben t1-t3 <strong>und</strong> t1-t4 .................................... 77<br />

Tabelle 24 Fallzahlen nach Parallelisierung bzw. Matching................................... 82<br />

Tabelle 25 Allgemeiner Vergütungssatz ................................................................ 85<br />

Tabelle 26 Hausmerkmale; Möglichkeit, Patienten mit bestimmten Merkmalen<br />

aufzunehmen ....................................................................................... 86<br />

Tabelle 27 Stellenschlüssel Ärztlicher Dienst ........................................................ 88<br />

Tabelle 28 Stellenschlüssel Physio- <strong>und</strong> Bewegungstherapeutischer Dienst........ 89


Kap. 15 Tabellenverzeichnis - Seite 256<br />

Tabelle 29 Stellenschlüssel verschiedener Dienste............................................... 90<br />

Tabelle 30 Qualifikationen des Ärztlichen Dienstes............................................... 91<br />

Tabelle 31 Qualifikationen des Physio- <strong>und</strong> Bewegungstherapeutischen Dienstes<br />

............................................................................................................. 91<br />

Tabelle 32 Qualifikationen des Psychologischen Dienstes.................................... 92<br />

Tabelle 33 Notfallversorgung................................................................................. 92<br />

Tabelle 34 Größe therapeutischer Funktionsräume .............................................. 93<br />

Tabelle 35 Berufsgruppenspezifische Besprechungen; Frequenz <strong>und</strong> Dauer<br />

(Minuten) im Monat .............................................................................. 95<br />

Tabelle 36 Berufsübergreifende Besprechungen; Anzahl, Frequenz (im Monat),<br />

Dauer (in Minuten) <strong>und</strong> teilnehmende Berufsgruppen (absolut <strong>und</strong> in<br />

Prozent) ............................................................................................... 95<br />

Tabelle 37 Leitungskonferenzen (zusammengefasst); Anzahl, Frequenz (im<br />

Monat), Dauer (in Minuten) <strong>und</strong> teilnehmende Berufsgruppen (absolut<br />

<strong>und</strong> in Prozent)..................................................................................... 96<br />

Tabelle 38 Regelhafte Kontakte zu anderen Einrichtungen................................... 97<br />

Tabelle 39 Dokumentation..................................................................................... 98<br />

Tabelle 40 Angaben der Einrichtungen zum therapeutischen Angebotsspektrum I<br />

........................................................................................................... 100<br />

Tabelle 41 Angaben der Einrichtungen zum therapeutischen Angebotsspektrum II<br />

102<br />

Tabelle 42 Personelle Mindestanforderungen gemäß „Rahmenempfehlungen zur<br />

ambulanten medizinischen <strong>Rehabilitation</strong>“ der BAR .......................... 105<br />

Tabelle 43 Notwendige interne apparative diagnostische Verfahren gemäß<br />

„Rahmenemp-fehlungen zur ambulanten medizinischen <strong>Rehabilitation</strong>“<br />

der BAR ............................................................................................. 106<br />

Tabelle 44 Einordnung der Einrichtungen der Erhebung in die Strukturcluster des<br />

VDR ................................................................................................... 107<br />

Tabelle 45 Vergleich Personalschlüssel mit den Referenzdaten des VDR.......... 108<br />

Tabelle 46 Gegenüberstellung vorgehaltene Maßnahmen in den Einrichtungen der<br />

Studie vs. prozentuale Häufigkeit in der Stichprobe des VDR .......... 109<br />

Tabelle 47 Geschlechterverteilung über die Versorgungsformen hinweg............ 119<br />

Tabelle 48 Versorgungsformspezifische Verteilung der Nebendiagnosen .......... 122<br />

Tabelle 49 Anzahl therapeutischer Maßnahmen in verschiedenen Bereichen .... 128<br />

Tabelle 50 Einflussfaktoren auf die Belastung durch die tägliche Anreise........... 146<br />

Tabelle 51 Therapiezielbezogene Erfolgseinschätzungen der<br />

<strong>Rehabilitation</strong>smediziner.................................................................... 154<br />

Tabelle 52 Zielbereichsspezifische Erfolgsbeurteilungen der<br />

<strong>Rehabilitation</strong>smediziner.................................................................... 157<br />

Tabelle 53 Übereinstimmung der Angaben zur Therapiezielerreichung zwischen<br />

<strong>Rehabilitation</strong>smedizinern <strong>und</strong> Patienten bei Ende der<br />

<strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme ................................................................. 159<br />

Tabelle 54 Quoten erfolgreich Wiedereingegliederter in den rehabilitativen<br />

Versorgungsformen ........................................................................... 194<br />

Tabelle 55 Zeitpunkt der Rückkehr an den Arbeitsplatz in Monaten.................... 195<br />

Tabelle 56 Anteile von Patienten mit Rentenintention in den verschiedenen<br />

rehabilitativen Versorgungsformen (Zeitpunkt t1) .............................. 197


Kap. 15 Tabellenverzeichnis - Seite 257<br />

Tabelle 57 Entwicklung von Rentenanträgen <strong>und</strong> -intentionen zur Antragstellung<br />

bei berufstätigen Versicherten ein Jahr nach Abschluss ihrer<br />

<strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme ................................................................. 198<br />

Tabelle 58 Kurzfristiger Erfolg; Bereich Somatik (nicht-parallelisierter Datensatz)<br />

........................................................................................................... 211<br />

Tabelle 59 Langfristiger Erfolg; Bereich Somatik (nicht-parallelisierter Datensatz)<br />

........................................................................................................... 212<br />

Tabelle 60 Kurzfristiger Erfolg; Beurteilung der <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme (nichtparallelisierter<br />

Datensatz) .................................................................. 212<br />

Tabelle 61 Langfristiger Erfolg; Beurteilung der <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme (nichtparallelisierter<br />

Datensatz) .................................................................. 213<br />

Tabelle 62 Kurzfristiger Erfolg; Krankheitsbelastung (nicht-parallelisierter<br />

Datensatz) ......................................................................................... 214<br />

Tabelle 63 Langfristiger Erfolg; Krankheitsbelastung (nicht-parallelisierter<br />

Datensatz) ......................................................................................... 214<br />

Tabelle 64 Langfristiger Erfolg; Sozialmedizin (nicht-parallelisierter Datensatz) . 215<br />

Tabelle 65 Zielbereichsspezifische Erfolgsbeurteilungen der Patienten am Ende<br />

der <strong>Rehabilitation</strong>............................................................................... 216<br />

Tabelle 66 Patientenangaben zu <strong>Rehabilitation</strong>szielen <strong>und</strong> Zielerreichung ein Jahr<br />

nach Abschluss der <strong>Rehabilitation</strong>..................................................... 218<br />

Tabelle 67 Patientenangaben zu <strong>Rehabilitation</strong>szielen <strong>und</strong> Zielerreichung ein Jahr<br />

nach Abschluss der <strong>Rehabilitation</strong> (Fortsetzung)............................... 219<br />

Tabelle 68 Versorgungsformspezifische Unterschiede der <strong>Rehabilitation</strong>sziele <strong>und</strong><br />

Zielerreichung ein Jahr nach Abschluss der <strong>Rehabilitation</strong> (nichtparallelisierter<br />

Datensatz) .................................................................. 220<br />

Tabelle 69 Regressionsanalysen, Einflussvariablen auf rehabilitative Zielgrößen<br />

........................................................................................................... 223<br />

Tabelle 70 Durchschnittliche Kosten der <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme pro<br />

Versorgungsform ............................................................................... 228<br />

Tabelle 71 Geschätzte Kosten für Arztbesuche während der <strong>Rehabilitation</strong> ....... 229<br />

Tabelle 72 Geschätzte Fahrtkosten während der <strong>Rehabilitation</strong> ......................... 231<br />

Tabelle 73 Geschätzte Kosten für Krankengeldzahlungen aufgr<strong>und</strong> einer<br />

verzögerten Rückkehr der berufstätigen Patienten an ihren Arbeitsplatz<br />

........................................................................................................... 233


Kap. 15 Tabellenverzeichnis - Seite 258


16 ABBILDUNGSVERZEICHNIS<br />

Kap. 16 Abbildungsverzeichnis - Seite 259<br />

Abbildung 1 Stationäre medizinische Leistungen zur <strong>Rehabilitation</strong> nach § 15 SGB<br />

VI im Berichtsjahr 1998 – VDR Statistik 1998. Verteilung nach<br />

Erstdiagnose...................................................................................... 33<br />

Abbildung 2 Methoden der Organisationsanalysen ............................................... 59<br />

Abbildung 3 Repräsentativität der Stichprobe........................................................ 74<br />

Abbildung 4 Non-Responding................................................................................ 74<br />

Abbildung 5 Vorgehensweise bei Parallelisierung ................................................. 79<br />

Abbildung 6 Sukzessiver Anstieg der p-Werte während simultaner Parallelisierung<br />

80<br />

Abbildung 7 Abnahme der Stichprobengröße durch Parallelisierung .................... 80<br />

Abbildung 8 Exemplarische Zusammensetzung der Matchingvariable.................. 81<br />

Abbildung 9 Behandlungsplätze <strong>und</strong> Patienten/Jahr – Belegung eines<br />

Behandlungsplatzes pro Jahr ............................................................ 84<br />

Abbildung 10 Therapeutische Schwerpunkte .......................................................... 99<br />

Abbildung 11 Zugangswege der Patienten in die <strong>Rehabilitation</strong>skliniken .............. 114<br />

Abbildung 12 Patientenangaben zur Vorbereitung auf die <strong>Rehabilitation</strong>.............. 115<br />

Abbildung 13 Träger der <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme.............................................. 115<br />

Abbildung 14 Zeitraum von Antragstellung bis Beginn der <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme<br />

116<br />

Abbildung 15 Retrospektive Einschätzung der optimalen rehabilitativen<br />

Versorgungsform durch niedergelassene Ärzte <strong>und</strong> Patienten ein Jahr<br />

nach Abschluss der <strong>Rehabilitation</strong>................................................... 117<br />

Abbildung 16 Zufriedenheit der Patienten mit der rehabilitativen Versorgungsform<br />

118<br />

Abbildung 17 Altersverteilung über die Versorgungsformen hinweg ..................... 120<br />

Abbildung 18 Angebotsspezifische Verteilung der Hauptdiagnosen...................... 121<br />

Abbildung 19 Versorgungsformspezifische Verteilung der Mehrfachhauptdiagnosen<br />

121<br />

Abbildung 20 Versorgungsformspezifische Verteilung operierter Patienten vor der<br />

<strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme ............................................................... 123<br />

Abbildung 21 Patientenangaben zur Funktionskapazität (FFbH) zu Beginn der<br />

<strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme ............................................................... 124<br />

Abbildung 22 Patientenangaben zum Schmerzerleben zu Beginn der<br />

<strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme ............................................................... 124<br />

Abbildung 23 Patientenangaben zur Freiwilligkeit der Antragstellung –<br />

versorgungsformspezifisch .............................................................. 125<br />

Abbildung 24 Patientenangaben zur prognostizierten eigenen Aufnahme der<br />

Erwerbstätigkeit ............................................................................... 126<br />

Abbildung 25 Mittlere Anzahl der Behandlungstage (Arztangabe) ........................ 127<br />

Abbildung 26 Patientenangaben zur Zufriedenheit mit der Gesamtmaßnahme<br />

(parallelisierter Datensatz) ............................................................... 135<br />

Abbildung 27 Patientenangaben zur Weiterempfehlung der Versorgungsform (nichtparallelisierter<br />

Datensatz) ................................................................ 135


Kap. 16 Abbildungsverzeichnis - Seite 260<br />

Abbildung 28 Patientenangaben zur Zufriedenheit mit der jeweiligen rehabilitativen<br />

Versorgungsform (parallelisierter Datensatz)................................... 136<br />

Abbildung 29 Beitrag verschiedener Behandlungsangebote zur<br />

Beschwerdeveränderung................................................................. 137<br />

Abbildung 30 Patientenangaben zur Zufriedenheit mit der ärztlichen Versorgung<br />

(nicht-parallelisierter Datensatz) ...................................................... 138<br />

Abbildung 31 Patientenangaben zur Zufriedenheit mit der physiotherapeutischen<br />

Versorgung (nicht-parallelisierter Datensatz)................................... 139<br />

Abbildung 32 Beurteilung der Ablauforganisation <strong>und</strong> der Leistungen der<br />

Verwaltungen durch die Patienten (nicht-parallelisierter Datensatz) 140<br />

Abbildung 33 Patientenangaben zur Zufriedenheit mit einzelnen therapeutischen<br />

Maßnahmen (parallelisierter Datensatz).......................................... 141<br />

Abbildung 34 Versorgungsformspezifische Bewertung ärztlicher <strong>und</strong> diätetischer<br />

Beratung (parallelisierter Datensatz) ............................................... 142<br />

Abbildung 35 Umfang <strong>und</strong> Angemessenheit therapeutischer Leistungen<br />

(Patientenangaben; nicht-parallelisierter Datensatz) ....................... 142<br />

Abbildung 36 Versorgungsformspezifische Belastungen während der <strong>Rehabilitation</strong><br />

(Patientenangaben, parallelisierter Datensatz) ................................ 143<br />

Abbildung 37 Versorgungsformspezifische Verkehrsmittel zur<br />

<strong>Rehabilitation</strong>seinrichtung (nicht-parallelisierter Datensatz) ............ 145<br />

Abbildung 38 Fahrtzeiten in die <strong>Rehabilitation</strong>seinrichtungen (nicht-parallelisierter<br />

Datensatz) ....................................................................................... 145<br />

Abbildung 39 Versorgungsformspezifische Belastungen (nicht-parallelisierter<br />

Datensatz) ....................................................................................... 147<br />

Abbildung 40 Vor- <strong>und</strong> Nachteile der rehabilitativen Versorgungsformen (nichtparallelisierter<br />

Datensatz) ................................................................ 148<br />

Abbildung 41 Übereinstimmung von Therapiezieldefinitionen bei<br />

<strong>Rehabilitation</strong>smedizinern <strong>und</strong> Rehabilitanden................................ 158<br />

Abbildung 42 Globale Erfolgseinschätzung der <strong>Rehabilitation</strong> durch niedergelassene<br />

Ärzte zu den Messzeitpunkten t3 <strong>und</strong> t4 (nicht-parallelisierter<br />

Datensatz) ....................................................................................... 160<br />

Abbildung 43 Arzt-Einschätzung der Veränderung des Allgemeinen<br />

Ges<strong>und</strong>heitszustandes durch die <strong>Rehabilitation</strong> zu den<br />

Messzeitpunkten t3 <strong>und</strong> t4 (nicht-parallelisierter Datensatz) ............. 161<br />

Abbildung 44 Arzt-Einschätzung der somatischen Veränderungen durch die<br />

<strong>Rehabilitation</strong> zu den Messzeitpunkten t3 <strong>und</strong> t4.............................. 162<br />

Abbildung 45 Arzt-Einschätzung der Veränderungen der Beweglichkeit durch die<br />

<strong>Rehabilitation</strong> zum Messzeitpunkt t3 ................................................ 162<br />

Abbildung 46 Arzt-Einschätzung der Veränderung der Schmerzen durch die<br />

<strong>Rehabilitation</strong> zu den Messzeitpunkten t3 <strong>und</strong> t4 (nicht-parallelisierter<br />

Datensatz) ....................................................................................... 163<br />

Abbildung 47 Arzt-Einschätzung der Veränderung der psychischen Befindlichkeit<br />

durch die <strong>Rehabilitation</strong> zu den Messzeitpunkten t3 <strong>und</strong> t4 (nichtparallelisierter<br />

Datensatz) ................................................................ 164<br />

Abbildung 48 Arzt-Einschätzung der Veränderung der Arbeitsfähigkeit durch die<br />

<strong>Rehabilitation</strong> zu den Messzeitpunkten t3 <strong>und</strong> t4 (nicht-parallelisierter<br />

Datensatz) ....................................................................................... 165


Kap. 16 Abbildungsverzeichnis - Seite 261<br />

Abbildung 49 Schober-Messwerte zu Beginn <strong>und</strong> Ende der <strong>Rehabilitation</strong> bei<br />

Patienten mit Dorsopathien (parallelisierter Datensatz)................... 168<br />

Abbildung 50 Finger-Boden-Abstand zu Beginn <strong>und</strong> Ende der <strong>Rehabilitation</strong> bei<br />

Patienten mit Dorsopathien (parallelisierter Datensatz)................... 169<br />

Abbildung 51 Ott-Zeichen bei Patienten mit Dorsopathien zu Beginn <strong>und</strong> Ende der<br />

<strong>Rehabilitation</strong> (parallelisierter Datensatz) ........................................ 170<br />

Abbildung 52 Messwerte der HWS-Rotation links nach Neutral-0-Methode<br />

(Normwert 90°) bei Patienten mit Dorsopathien zu Beginn <strong>und</strong> bei<br />

Ende der <strong>Rehabilitation</strong> (parallelisierter Datensatz)......................... 170<br />

Abbildung 53 Messwerte der HWS Seitneigung links nach Neutral-0-Methode<br />

(Normwert 90°) bei Patienten mit Dorsopathien zu Beginn <strong>und</strong> bei<br />

Ende der <strong>Rehabilitation</strong> (parallelisierter Datensatz)......................... 171<br />

Abbildung 54 Patientenangaben zur Funktionskapazität (FFbH) zu Beginn <strong>und</strong> Ende<br />

der <strong>Rehabilitation</strong> (nicht-parallelisierter Datensatz) ......................... 172<br />

Abbildung 55 Patientenangaben zur Funktionskapazität (FFbH) zu Beginn <strong>und</strong> Ende<br />

sowie ein halbes <strong>und</strong> ein Jahr nach Beendigung der <strong>Rehabilitation</strong><br />

(nicht-parallelisierter Datensatz) ...................................................... 172<br />

Abbildung 56 Patientenangaben zur Häufigkeit des Schmerzerlebens im letzten<br />

Monat zu allen vier Messzeitpunkten (parallelisierter Datensatz) .... 173<br />

Abbildung 57 Patientenangaben zur Stärke des Schmerzerlebens im letzten Monat<br />

zu allen vier Messzeitpunkten (nicht-parallelisierter Datensatz) ...... 174<br />

Abbildung 58 Body-Mass-Index zu Beginn <strong>und</strong> Ende sowie ein Jahr nach<br />

Beendigung der <strong>Rehabilitation</strong> (nicht-parallelisierter Datensatz) ..... 175<br />

Abbildung 59 Anteil der Raucher <strong>und</strong> Anzahl gerauchter Zigaretten zu Beginn, bei<br />

Ende <strong>und</strong> ein Jahr nach der <strong>Rehabilitation</strong> ...................................... 175<br />

Abbildung 60 Einschätzung des allgemeinen Ges<strong>und</strong>heitszustandes durch den<br />

<strong>Rehabilitation</strong>sarzt (t1/t2) sowie durch den niedergelassenen Hausarzt<br />

(t3/t4)................................................................................................. 176<br />

Abbildung 61 Veränderungen des allgemeinen Ges<strong>und</strong>heitszustandes<br />

(Patientenangaben zu allen Messzeitpunkten; parallelisierter<br />

Datensatz) ....................................................................................... 177<br />

Abbildung 62 Angaben der Patienten zum Erleben von Krankheitsbelastungen zu<br />

allen vier Messzeitpunkten (parallelisierter Datensatz).................... 178<br />

Abbildung 63 Angaben der Ärzte zu Einschränkungen des Patienten im Bereich<br />

Arbeit über alle vier Messzeitpunkte ................................................ 178<br />

Abbildung 64 Patientenangaben zu Einschränkungen durch die Erkrankung in<br />

verschiedenen Lebensbereichen über alle vier Messzeitpunkte<br />

(parallelisierter Datensatz) ............................................................... 179<br />

Abbildung 65 Patientenangaben zu Einschränkungen im Bereich Arbeit über alle<br />

Messzeitpunkte (nicht-parallelisierter Datensatz) ............................ 180<br />

Abbildung 66 Patientenangaben zum Zurechtkommen mit der Erkrankung über alle<br />

vier Messzeitpunkte (nicht-parallelisierter Datensatz)...................... 180<br />

Abbildung 67 Psychische Beeinträchtigungen am Beispiel Depressivität (SCL-90-R)<br />

zu allen vier Messzeitpunkten (nicht-parallelisierter Datensatz) ...... 182<br />

Abbildung 68 Veränderung positiven Befindens der Patienten (parallelisierter<br />

Datensatz) ....................................................................................... 182<br />

Abbildung 69 Veränderung des Einsamkeitsempfindens von Patienten<br />

(parallelisierter Datensatz) ............................................................... 183


Kap. 16 Abbildungsverzeichnis - Seite 262<br />

Abbildung 70 Patientenangaben zur ges<strong>und</strong>heitsbezogenen Lebensqualität (SF-12;<br />

körperliche Summenskala) über alle Messzeitpunkte...................... 184<br />

Abbildung 71 Patientenangaben zur ges<strong>und</strong>heitsbezogenen Lebensqualität (SF-12;<br />

psychische Summenskala) über alle Messzeitpunkte...................... 184<br />

Abbildung 72 Allgemeine Lebenszufriedenheit im Selbstbericht des Patienten (nichtparallelisierter<br />

Datensatz) ................................................................ 185<br />

Abbildung 73 Arztbesuche der Patienten während der <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme186<br />

Abbildung 74 Inanspruchnahme <strong>und</strong> Häufigkeit von krankengymnastischer<br />

Behandlung nach der <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme (nicht-parallelisierter<br />

Datensatz) ....................................................................................... 187<br />

Abbildung 75 Teilnahmequoten an Wirbelsäulengymnastik <strong>und</strong> Häufigkeit der<br />

Teilnahme nach der <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme bei Patienten mit<br />

entsprechender Nachsorgeempfehlung während der <strong>Rehabilitation</strong><br />

(nicht-parallelisierter Datensatz) ...................................................... 187<br />

Abbildung 76 Entlassstatus der Versicherten laut Arzturteil .................................. 192<br />

Abbildung 77 Sozialmedizinisches Leistungsbild der Versicherten bei Entlassung<br />

laut Arzturteil.................................................................................... 192<br />

Abbildung 78 Anteil erfolgreich wiedereingegliederter Patienten (Patienten, die vor<br />

der <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahme berufstätig waren) ........................... 193<br />

Abbildung 79 Zeitpunkt der Rückkehr an den Arbeitsplatz .................................... 195<br />

Abbildung 80 Entwicklung von Rentenantragstellern............................................. 196<br />

Abbildung 81 Entwicklung von Patienten mit Intention zur Rentenantragstellung . 197<br />

Abbildung 82 Entwicklung der Patienten mit Intention zur Rentenantragstellung zu<br />

Beginn der <strong>Rehabilitation</strong>................................................................. 198<br />

Abbildung 83 Veränderung der Zahl der AU-Fälle (Krankenkassenangaben)....... 200<br />

Abbildung 84 Veränderung der AU-Tage (Krankenkassenangaben)..................... 201<br />

Abbildung 85 Aufenthalte im Akut-Krankenhaus im Jahr vor <strong>und</strong> nach der aktuellen<br />

Maßnahme (Angaben der Krankenversicherung) ............................ 202<br />

Abbildung 86 Anzahl der medizinischen <strong>Rehabilitation</strong>smaßnahmen im Jahr vor <strong>und</strong><br />

nach der aktuellen Maßnahme (Angaben der<br />

Rentenversicherungsträger) ............................................................ 202<br />

Abbildung 87 Veränderung der Arbeitszufriedenheit ............................................. 203<br />

Abbildung 88 Veränderung verschiedener Aspekte der Arbeitssituation ............... 204<br />

Abbildung 89 Arbeitsplatzbezogene Sorgen.......................................................... 204<br />

Abbildung 90 Veränderung des Einkommens........................................................ 205<br />

Abbildung 91 Prognose der eigenen Erwerbstätigkeit aus Patientensicht....... Fehler!<br />

Textmarke nicht definiert.


17 LITERATUR<br />

Kap. 17 Literatur - Seite 263<br />

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