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Wie das Licht heilen kann - Reha am Kaifu

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<strong>Wie</strong> <strong>das</strong> <strong>Licht</strong> <strong>heilen</strong> <strong>kann</strong><br />

Wissenschaft<br />

<strong>Wie</strong> <strong>das</strong> <strong>Licht</strong> <strong>heilen</strong> <strong>kann</strong><br />

Innere Uhr: Helligkeit wirkt in vielfältiger<br />

Weise auf den Körper. Forscher versuchen,<br />

die Ursachen zu ergründen.<br />

Von Katrin Käppler-Hanno, Anita Pöhlig<br />

Energietankstelle für zu<br />

Hause: <strong>Licht</strong>therapie. Foto: dpa<br />

Nacht- und Schichtarbeiter<br />

kennen <strong>das</strong> Phänomen: Die<br />

"innere Uhr" lässt sich kaum<br />

verstellen. Selbst wer<br />

tagsüber geschlafen und viel<br />

Kaffee getrunken hat, muss<br />

nachts gegen drei oft mit<br />

Müdigkeit kämpfen. Forscher<br />

der Universität München und<br />

VW-Arbeitsmediziner sind<br />

dem Geheimnis der "inneren<br />

Uhr" auf der Spur.<br />

"Es gibt Hinweise, <strong>das</strong>s sich die innere Uhr von<br />

Schichtarbeitern mit <strong>Licht</strong> umstellen lässt", sagt<br />

Arbeitsmedizinerin Angelika Guth über die ersten<br />

Testergebnisse. Die Forscher in Wolfsburg testen, ob<br />

<strong>das</strong> richtige <strong>Licht</strong> bei Nachtarbeitern für Wohlbefinden<br />

sorgt.<br />

"Natürliches Tageslicht hat je nach Jahreszeit und<br />

Bewölkung 8000 bis 100 000 Lux. In Innenräumen sind<br />

es 500 bis 1000 Lux", sagt Guth. <strong>Licht</strong> wirkt vielfältig<br />

auf Körperfunktionen. "<strong>Wie</strong> <strong>das</strong> genau funktioniert, ist<br />

weitgehend unklar", ergänzt der Münchner Professor<br />

Till Roenneberg. Der Grundlagenforscher: "Man <strong>kann</strong><br />

sich zwingen, nach dem Wecker aufzustehen, aber man<br />

<strong>kann</strong> die individuellen Eigenschaften der ,inneren Uhr'<br />

nicht tatsächlich ändern, sie ist genetisch festgelegt."<br />

Fest steht: <strong>Licht</strong> liefert dem Körper über <strong>das</strong> Auge<br />

wichtige Signale. Das Sehvermögen passt sich zwar der<br />

Beleuchtung an. Ohne <strong>das</strong>s es wahrgenommen wird, ist<br />

künstliches <strong>Licht</strong> jedoch oft zu schwach, um etwa die<br />

Produktion des Schlafhormons Melatonin ausreichend<br />

zu steuern. Heute müssen aber viele Menschen gegen<br />

ihren biologischen Schlaf- und Wachrhythmus leben.<br />

Schlaf- und Magenprobleme sowie Kreislaufstörungen<br />

werden oft verstärkt.<br />

Im Dienste der Wissenschaft haben sich 100 VW-<br />

Arbeiter regelmäßig Blut abnehmen lassen und Fragen<br />

beantwortet. 50 haben unter üblicher Beleuchtung, 50<br />

unter wesentlich hellerem <strong>Licht</strong> gearbeitet. Während


<strong>Wie</strong> <strong>das</strong> <strong>Licht</strong> <strong>heilen</strong> <strong>kann</strong><br />

der Schicht und der Freizeit registrierte ein<br />

Minicomputer <strong>am</strong> Handgelenk alle Bewegungen sowie<br />

die <strong>Licht</strong>menge. Am Tag sollten die Testteilnehmer im<br />

Dunkeln schlafen. "Wenn wir die Nacht zum Tag<br />

machen, müssen wir den Tag zur Nacht machen", sagt<br />

Guth.<br />

Nach vier Wochen Nachtschicht wurde ein Teil der<br />

Arbeiter im Schlaflabor untersucht. Abgeschirmt von<br />

äußeren Einflüssen wie Tageslicht, Uhren oder Radio<br />

wollten die Forscher sehen, ob sich ihre "innere Uhr"<br />

umgestellt hat. Noch sind nicht alle Daten ausgewertet,<br />

aber schon ist sicher: Helleres <strong>Licht</strong> hält die Arbeiter<br />

besser fit. Alle gaben an, sich konzentrierter und<br />

ausgeglichener zu fühlen. "Wenn wir den Einfluss von<br />

<strong>Licht</strong> belegen, wird sich die Schichtarbeit verändern",<br />

vermutet Medizinerin Guth.<br />

Andere Untersuchungen belegen die positive Wirkung<br />

von <strong>Licht</strong> bei Schlafstörungen, Winterdepression und<br />

Alzheimer. Unsere biologische Uhr <strong>kann</strong> nämlich aus<br />

dem Gleichgewicht geraten, etwa durch Krankheit,<br />

jahreszeitliche Veränderung der Tageslänge oder <strong>das</strong><br />

Alter. Dann geht es darum, in den normalen Rhythmus<br />

zurückzufinden.<br />

Eine wichtige Rolle spielen Abläufe im Gehirn. So<br />

konnten Forscher ein Dutzend zeitgebender Gene<br />

identifizieren, die in einem kleinen Bereich des Gehirns,<br />

dem so genannten suprachiasmatischen Kern, aktiv<br />

sind. Dieser Teil des Gehirns wird durch spezialisierte,<br />

für blaues <strong>Licht</strong> empfindliche Zellen der Netzhaut des<br />

Auges aktiviert. Die dort aktiven, zeitgebenden Gene<br />

werden durch Einfluss des <strong>Licht</strong>es an- und<br />

abgeschaltet.<br />

Bei älteren Menschen produziert die Zirbeldrüse<br />

weniger Melatonin. Japanische Forscher konnten<br />

zeigen, <strong>das</strong>s eine Behandlung mit hellem <strong>Licht</strong> in der<br />

Mitte des Tages die nächtliche Melatonin-Ausschüttung<br />

erhöht und einen tiefen Schlaf bei vielen alten Leuten<br />

fördert.<br />

Auch bei jahreszeitlich bedingten Depressionen <strong>kann</strong><br />

eine <strong>Licht</strong>therapie helfen. So ist bei der<br />

Winterdepression der Tag-Nacht-Rhythmus aus der<br />

Balance geraten. Eine <strong>Licht</strong>behandlung <strong>kann</strong> innerhalb<br />

einer Woche helfen - wesentlich schneller als<br />

Medik<strong>am</strong>ente (Antidepressiva), die oft erst nach<br />

Wochen wirken<br />

Ein weiteres Anwendungsgebiet der <strong>Licht</strong>therapie, <strong>das</strong><br />

derzeit erforscht wird, ist die Behandlung von<br />

Alzheimer-Patienten, deren Erkrankung unter anderem<br />

mit einem Verlust der Aktivität von Neuronen<br />

einhergeht. So wurde festgestellt, <strong>das</strong>s der Tag-Nacht-<br />

Rhythmus bei diesen Patienten um mehrere Stunden<br />

verschoben sein <strong>kann</strong>.<br />

Die niedrigste Körpertemperatur tritt normalerweise<br />

nachts zwischen drei und fünf Uhr auf, bei Alzheimer-


<strong>Wie</strong> <strong>das</strong> <strong>Licht</strong> <strong>heilen</strong> <strong>kann</strong><br />

Patienten mitunter erst gegen Mittag. Am Institut für<br />

Hirnforschung in Amsterd<strong>am</strong> haben Experimente mit<br />

Ratten gezeigt, <strong>das</strong>s inaktive Neuronen im<br />

suprachiasmatischen Kern des Gehirns durch<br />

<strong>Licht</strong>behandlung aktiviert und <strong>das</strong> Schlafmuster<br />

verbessert werden <strong>kann</strong>. Eine Langzeitstudie von 1999<br />

bis zum kommenden Frühling soll zeigen, wie sich die<br />

<strong>Licht</strong>behandlung auf den Verlauf der Alzheimer-<br />

Erkrankung auswirkt.<br />

Nach ersten Ergebnissen, kürzlich vorgestellt auf dem<br />

ersten Weltkongress für Chronobiologie in Sapporo,<br />

wurde deutlich, <strong>das</strong>s eine Behandlung mit hellem <strong>Licht</strong><br />

während des Tages den Tages-Rhythmus wieder<br />

normalisieren <strong>kann</strong>. Die Patienten fühlten sich besser,<br />

der Prozess des geistigen Verfalls schien sich zu<br />

verlangs<strong>am</strong>en.<br />

In Japan wollen Wissenschaftler jetzt untersuchen,<br />

welchen Einfluss hell beleuchtete, rund um die Uhr<br />

geöffnete Einkaufszentren und Spielarkaden auf die<br />

Leistungsfähigkeit von Jugendlichen haben.<br />

erschienen <strong>am</strong> 3. Jan 2004 in Wissenschaft<br />

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file:///C|/<strong>Wie</strong>%20<strong>das</strong>%20<strong>Licht</strong>%20<strong>heilen</strong>%20<strong>kann</strong>.htm (3 von 3)12.01.2004 23:41:23

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