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Die transparente Folie verstellt den Blick nach oben nicht.<br />
DAS WERK<br />
Die Herausforderung, der sich jeder geladene Künstler der<br />
Monumenta zu Beginn seiner Arbeit stellen muss, besteht<br />
in der Verbindung zwischen den gewaltigen Ausmaßen des<br />
zu bespielenden Raumes und dem zu erwartenden Besucheransturm<br />
während der sechs Wochen dauernden<br />
Ausstellung – im Rekordjahr 2011 lockte Anish Kapoors<br />
riesenhafter „Leviathan“ mehr als 270.000 Besucher in das<br />
Innere des Grand Palais.<br />
Daniel Buren entwickelte für das diesjährige Event eine<br />
Installation, die in ihrem Auftreten wesentlich sensibler<br />
erscheint als die Ideen seiner Vorgänger. Dabei handelt es<br />
sich um eine dritte Ebene, die Buren in ungefähr drei Metern<br />
Höhe zwischen dem Boden der Halle und ihrer hoch aufragenden<br />
Deckenkonstruktion installiert hat und die die<br />
Dimensionen des Grand Palais auf ein menschliches Maß<br />
schrumpfen lässt.<br />
Sie wird von 1.300 schwarz-weiß gestreiften Stahlstützen<br />
getragen, die dem Besucher einen Eindruck vermitteln,<br />
er würde sich inmitten eines Waldes befi nden. Diese<br />
Ebene setzt sich aus exakt 377 mit farbiger Folie bespannten<br />
und untereinander verbundenen Stahlringen zusammen.<br />
10 Colour Road THEMA<br />
Dieses Motiv entwickelte Buren aus der Architektur des<br />
umgebenden Gebäudes heraus, leiten sich in seinen Augen<br />
doch die Konstruktionsprinzipien der Glas- und Stahlarchitektur<br />
direkt aus dem Kreiselement ab.<br />
In diesem Sinne entwickelt sich auch der räumliche Aufbau<br />
der gesamten Installation kreisförmig von außen nach<br />
innen, wo sich der Wald aus Ringen und Stützen schließlich<br />
lichtet und den Blick hinauf zur Kuppel freigibt. An diesem<br />
Ort verkehrt sich das Arrangement der Installation durch<br />
konzentrisch angeordnete, spiegelnde Kreise in ihr Gegenteil.<br />
Der Raum weitet sich, sowohl in die Höhe als auch in<br />
die Tiefe.<br />
« Excentrique(s), travail in situ » ist eine Arbeit, die, wie ihr Name<br />
schon sagt, passend auf das Grand Palais zugeschnitten ist.<br />
Im Sinne der Konzeptkunst verfasste Daniel Buren eine Liste<br />
von elf exakten Anweisungen, die den Herstellungsprozess<br />
koordinieren und es den interessierten Besuchern ermöglichen,<br />
die Arbeitsweise des Künstlers nachzuvollziehen. Das<br />
Spiel aus Licht, Farbe, dem Standpunkt und der Bewegung<br />
des Besuchers schafft ein Werk, das die räumliche Spannung<br />
zwischen Weite und Geborgenheit thematisiert, ohne dabei in<br />
Megalomanie zu verfallen.<br />
Photo-souvenir: « Excentrique(s), travail in situ », MONUMENTA 2012 - Daniel Buren, Grand Palais, Paris. 380 000 m3. Détail. © DB - ADAGP, Paris. Photo: Christina Dragoi