Daniel Buren im Inneren der noch leeren Halle. 6 Colour Road THEMA MONUMENTA 2012 – Daniel Buren – Daniel Buren dans la Nef du Grand Palais. Photo Farida Bréchemier – Tous droits réservés MONUMENTA 2012, Ministère de la Culture et de la Communication
DANIEL BUREN Er ist einer der bekanntesten Konzeptkünstler der Gegenwart und in seiner Heimat Frankreich schon beinahe ein Nationalheld – Daniel Buren, einst Enfant terrible der Kunstszene, hat sich längst einen festen Platz in den Kunstmuseen dieser Welt erobert. Geboren wurde Buren 1938 in Boulogne Billancourt einem Ort südwestlich von Paris. Bereits während seiner künstlerischen Ausbildung an der École des Métiers d’Art in Paris begann er, die damals vertretene Lehrmeinung zu hinterfragen. Besonders die Beziehung zwischen dem künstlerischen Werk und dessen Hintergrund rückten in den Fokus seiner Untersuchungen. In seinen Augen dominiert der Charakter des Ortes jenen des Kunstwerkes, was nach Meinung von Daniel Buren verhindert, den wahren Wert eines Werks zu erkennen. Diese Erkenntnis inspirierte ihn, Ausdrucksformen zu entwickeln, die in der Lage waren, diesen Zustand zu überwinden und das Werk aus der Umklammerung seines Kontexts zu befreien. Die Formulierung dieses Anspruchs ist gleichzeitig die Geburtsstunde des Leitmotivs in Daniel Burens Kunst – den markanten 8,7 Zentimeter breiten schwarzen und weißen Streifen, die bis zum heutigen Tag Teil eines jeden seiner Werke sind. Sie leiten sich aus den Beobachtungen Burens in seiner Heimatstadt Paris ab, wo er dieses einprägsame Motiv auf den Markisen der Marktstände von Saint-Pierre entdeckte. Mitten im fl irrenden und bunten Treiben des Marktes stach dieses geometrische Muster klar und ordnend hervor. Stoisch gegenüber seiner Umgebung bot es Orientierung innerhalb des diffusen Umfeldes. Diese Merkmale machte sich Daniel Buren von nun an zunutze, seine Gemälde sollten durch einen solchen Rahmen ihrem Umfeld entzogen und ihr eigentlicher Charakter gestärkt werden. Mit zunehmender Verwendung des Streifenmotivs gewann dieses mehr und mehr die Oberhand in der Kunst von Daniel Buren, bis es sich schließlich komplett von der traditionellen Malerei emanzipierte. Die Streifen waren nun vom gestalterischen Hilfsmittel zum eigentlichen „visuellen Werkzeug“ avanciert. Zusammen mit seinem Motiv vollzieht auch Daniel Buren den Übergang vom traditionellen Kunstverständnis zur Konzeptkunst. DANIEL BUREN, EINST ENFANT TERRIBLE DER KUNSTSZENE, HAT SICH LÄNGST EINEN FESTEN PLATZ IN DEN KUNSTMUSEEN DIESER WELT EROBERT. Blick vom Hauptschiff in die Kuppel des Grand Palais. Von nun an tritt der Ort in das Zentrum seiner Kunst, und die Unterscheidung zwischen ihm und dem Kunstwerk wird dabei Schritt für Schritt aufgehoben. Durch die Installationen fi ndet eine Verbindung von Figur und Grund, Ort und Kunst statt, die die Besonderheiten eines jeden Ortes zum Vorschein kommen lässt. So prägt nicht mehr die Umgebung das Kunstwerk – dieses Verhältnis hat sich durch die Methode Burens in ihr Gegenteil verkehrt. Diese Arbeiten in situ (zu Deutsch etwa „am Platz“ oder „vor Ort“) sind einzigartig und nicht auf andere Orte übertragbar. Dieses Kunstverständnis – die Suche nach dem Genius Loci – führte Buren in seiner Laufbahn rund um den Erdball und machte aus seiner Art zu arbeiten gleichzeitig ein Lebenskonzept. Während seine ersten Interventionen im öffentlichen Raum noch den Charme der Illegalität verströmten, wurde Daniel Buren schnell ein weltweit arbeitender und angesehener Künstler. So war er im Laufe seines künstlerischen Lebens dreimal auf der Documenta in Kassel vertreten, gewann im Jahre 1986 einen Goldenen Löwen auf der Biennale von Venedig und wurde 2007 mit dem Praemium Imperiale ausgezeichnet, einer Anerkennung, die als Äquivalent der Kunstwelt zum Nobelpreis angesehen werden kann. THEMA Colour Road 7 Photo-souvenir: « Excentrique(s), travail in situ », MONUMENTA 2012 - Daniel Buren, Grand Palais, Paris. Détail. © DB - ADAGP, Paris. Photo: Christina Dragoi