haltens von Spannbetonbrücken nach dem Riss-vor-Bruch- Kriterium
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haltens von Spannbetonbrücken nach dem Riss-vor-Bruch- Kriterium
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8/9<br />
103. Jahrgang<br />
Heft 8/2008, S. 541-549<br />
Heft 9/2008, S. 590-597<br />
ISSN 0005-9900<br />
Sonderdruck<br />
A 1740<br />
Beton- und<br />
Stahlbetonbau<br />
Besonderheiten bei der Beurteilung<br />
des Ankündigungsver<strong>haltens</strong> <strong>von</strong><br />
<strong>Spannbetonbrücken</strong> <strong>nach</strong> <strong>dem</strong><br />
<strong>Riss</strong>-<strong>vor</strong>-<strong>Bruch</strong>-<strong>Kriterium</strong><br />
Teil I: Temperatur, Schnittgrößenumlagerung<br />
Teil II: Anzahl der Spannglieder, aufnehmbare Verkehrslasten<br />
Ursula Albertin-Hummel<br />
Bernd Brandt
Ursula Albertin-Hummel<br />
Bernd Brandt<br />
Besonderheiten bei der Beurteilung des<br />
Ankündigungsver<strong>haltens</strong> <strong>von</strong> <strong>Spannbetonbrücken</strong><br />
<strong>nach</strong> <strong>dem</strong> <strong>Riss</strong>-<strong>vor</strong>-<strong>Bruch</strong>-<strong>Kriterium</strong><br />
Teil I: Temperatur, Schnittgrößenumlagerung<br />
Brücken ohne ausreichendes Ankündigungsverhalten hinsichtlich<br />
eines Versagens <strong>nach</strong> <strong>dem</strong> <strong>Riss</strong>-<strong>vor</strong>-<strong>Bruch</strong>-<strong>Kriterium</strong> bergen<br />
ein Versagensrisiko. Dieses Risiko ist besonders groß, wenn in<br />
den betreffenden Brücken ein gefährdeter Spannstahl eingebaut<br />
ist, der zur Spannungsrisskorrosion neigt. Auswirkungen aus der<br />
Tragkonstruktion und Unwägbarkeiten in der Bauausführung beeinflussen<br />
das Ankündigungsverhalten zusätzlich.<br />
Zur Beurteilung des Restrisikos für den Bauherrn werden<br />
verschiedene Einflüsse auf die Gesamtkonstruktion anhand<br />
numerischer Berechnungen untersucht. Dabei werden sowohl<br />
Einflüsse aus Temperaturbeanspruchungen als auch aus Querschnittsversagen<br />
mit Schnittgrößenumlagerung näher betrachtet.<br />
Particularities in Interpretation of the Preannouncement<br />
Behaviour of Prestressed Concrete Bridges by Applying the<br />
“Crack-before-Collapse-Criterion”<br />
Part I: Temperature Loads, Relocation of Internal Forces<br />
Bridges without sufficient preannouncement behaviour with<br />
regard to the “crack-before-collapse-criterion” bear risks of failure.<br />
The risks are especially high for prestressed concrete<br />
bridges with tendons endangered to stress-corrosion-cracking.<br />
Effects out of the structure and imponderableness during construction<br />
work affect the preannouncement behaviour additionally.<br />
To evaluate the existing risk for the owner different influences<br />
of the structure will be investigated by numerical calculations:<br />
Influences of temperature loads as well as influences of<br />
failure of cross-section with relocation of internal forces will be<br />
investigated more closely.<br />
1 Einleitung<br />
Im derzeitigen Straßennetz gibt es etliche 40 bis 50 Jahre<br />
alte Brücken, die mit spannungsrisskorrosionsgefährdetem<br />
Spannstahl hergestellt wurden. Das Material des gefährdeten<br />
Spannstahls kann durch Eindringen <strong>von</strong> atomarem<br />
Wasserstoff in lokale Fließzonen des Spannstahls<br />
zunehmend zur Versprödung und unter dynamischer Belastung<br />
zum Ermüdungsbruch neigen [1], [2]. Neben der<br />
Gefährdung durch die Materialeigenschaften des Spannstahls<br />
gibt es auch Einflussfaktoren aus der Tragkonstruktion<br />
und Unwägbarkeiten in der Bauausführung, die eine<br />
bedeutende Rolle bei der Bewertung des Versagensrisikos<br />
eines Bauwerks haben [3].<br />
Mit einer Berechnung des Ankündigungsver<strong>haltens</strong><br />
<strong>nach</strong> <strong>dem</strong> <strong>Riss</strong>-<strong>vor</strong>-<strong>Bruch</strong>-<strong>Kriterium</strong> kann das Versagensrisiko<br />
der Brücken beurteilt werden. Bei der Ermittlung<br />
des Ankündigungsver<strong>haltens</strong> sollen unter häufigen Verkehrslasten<br />
(40% der Regellast) bei einem zu bestimmenden<br />
Ausfall <strong>von</strong> Spanngliedern Biegerisse im Tragwerk<br />
sichtbar werden, ehe der Querschnitt unter einer selten<br />
auftretenden, hohen Verkehrslast (volle Verkehrslast <br />
100% der Regellast) vollständig versagen könnte [4]. Brücken<br />
ohne durchgängiges Ankündigungsverhalten – besonders<br />
mit <strong>dem</strong> gefährdeten Spannstahl – beinhalten für<br />
den Bauherrn ein großes Risiko.<br />
Zur Beurteilung des Restrisikos gefährdeter <strong>Spannbetonbrücken</strong><br />
ohne ausreichendes Ankündigungsverhalten<br />
werden aufbauend auf [4], [5] ergänzend zu [6] numerische<br />
Berechnungen durchgeführt. Im Rahmen der Untersuchungen<br />
bezüglich eines Versagens der Spannglieder<br />
werden Temperaturbeanspruchungen berücksichtigt, und<br />
es wird mit einer Steifigkeitsreduzierung im Stützbereich<br />
(Schnittgrößenumlagerung) gerechnet.<br />
2 Vorankündigung eines Versagens<br />
2.1 Allgemeines<br />
Fachthemen<br />
DOI: 10.1002/best.200800632<br />
Mit <strong>dem</strong> Nachweis <strong>nach</strong> <strong>dem</strong> <strong>Riss</strong>-<strong>vor</strong>-<strong>Bruch</strong>-<strong>Kriterium</strong><br />
wird das Ankündigungsverhalten – nicht die Standsicherheit<br />
– einer Spannbetonbrücke überprüft<br />
Brückenbauwerke sind einer täglichen Nutzung unterworfen,<br />
für die die Tragfähigkeit gewährleistet sein soll. Für<br />
den Bauherrn besteht das Ziel, ein mögliches Versagen bei<br />
den routinemäßig durchgeführten Bauwerksprüfungen<br />
gemäß DIN 1076 [7] rechtzeitig zu erkennen.<br />
Einflussfaktoren aus der Tragkonstruktion und Unwägbarkeiten<br />
in der Bauausführung haben eine bedeutende<br />
Rolle bei der Bewertung des Ankündigungsver<strong>haltens</strong><br />
Die Entwicklung in der Betontechnologie, bei den<br />
Baustoffen, in den angewandten Normen sowie die Erfahrungen<br />
aus auftretenden Schäden führten dazu, dass das<br />
Ankündigungsverhalten der Bauwerke in den letzten 50<br />
© 2008 Ernst & Sohn Verlag für Architektur und technische Wissenschaften GmbH & Co. KG, Berlin · Beton- und Stahlbetonbau 103 (2008), Heft 8<br />
3
U. Albertin-Hummel/B. Brandt · Besonderheiten bei der Beurteilung des Ankündigungsver<strong>haltens</strong> <strong>von</strong> <strong>Spannbetonbrücken</strong> <strong>nach</strong> <strong>dem</strong> <strong>Riss</strong>-<strong>vor</strong>-<strong>Bruch</strong>-<strong>Kriterium</strong><br />
Jahren mit der Zeit immer besser wurde. Vergleichende<br />
Untersuchungen in [6] zeigen am Beispiel der Regnitzbrücke<br />
(erbaut 2006), dass bei neueren Brückenbauwerken<br />
kritische Bereiche ohne Vorankündigung eines<br />
Versagens <strong>nach</strong> <strong>dem</strong> <strong>Riss</strong>-<strong>vor</strong>-<strong>Bruch</strong>-<strong>Kriterium</strong> üblicherweise<br />
nicht zu erwarten sind.<br />
Im Bestand sind <strong>vor</strong> ca. 40 Jahren gebaute Brücken,<br />
die aufgrund des eventuell eingebauten spannungsrisskorrosionsgefährdeten<br />
Spannstahls kritisch betrachtet werden<br />
müssen und deren Parameter sich sowohl auf der Widerstandsseite<br />
als auch auf der Einwirkungsseite mit fortschreitender<br />
Zeit ändern. Auf der Widerstandsseite haben<br />
neben der Gefährdung durch die Materialeigenschaften<br />
des Spannstahls Einflussfaktoren aus der Tragkonstruktion<br />
und Unwägbarkeiten in der Bauausführung eine Bedeutung<br />
für die Risikobeurteilung des betrachteten Bauwerks.<br />
Zusätzlich sinkt der Widerstand aufgrund <strong>von</strong><br />
Bauwerksschädigungen. Auf der Einwirkungsseite steigen<br />
die Beanspruchungen aus den äußeren Lasten <strong>vor</strong>wiegend<br />
durch die Zunahme des Schwerverkehrs und Erhöhung<br />
der zulässigen Fahrzeuggesamtgewichte bzw. Achslasten.<br />
Daher sind zur Bewertung des Restrisikos für den<br />
Bauherrn Berechnungsvariationen erforderlich.<br />
2.2 Einflussfaktoren aus der Tragkonstruktion<br />
Einflussfaktoren aus der gewählten Tragkonstruktion haben<br />
eine bedeutende Rolle bei der Beurteilung des Restrisikos<br />
hinsichtlich einer Vorankündigung eines Versagens<br />
<strong>nach</strong> <strong>dem</strong> <strong>Riss</strong>-<strong>vor</strong>-<strong>Bruch</strong>-<strong>Kriterium</strong> [3].<br />
– Der eingebaute Spannstahltyp hat einen entscheidenden<br />
Einfluss auf das Ankündigungsverhalten. Vergütete<br />
Stähle, die aufgrund ihrer Eigenschaften besonders<br />
empfindlich gegenüber wasserstoffinduzierter Spannungsrisskorrosion<br />
sind, neigen zum Sprödbruch, der<br />
<strong>von</strong> außen schwierig wahrgenommen werden kann.<br />
– Wenn die verwendete Querschnittsform eine Umlagerung<br />
der Belastung in Querrichtung zulässt, wirkt sich<br />
dies auf die Tragfähigkeit der Gesamtkonstruktion im<br />
Falle eines lokalen Querschnittsversagens günstig aus.<br />
Eine geeignete Querschnittsform ist z. B. ein Plattenbalkenquerschnitt<br />
mit mehr als einem Steg und ausreichender<br />
Plattensteifigkeit.<br />
– Für das Tragverhalten der Gesamtkonstruktion ist der<br />
Grad der statischen Unbestimmtheit beim Versagen eines<br />
Querschnitts ebenfalls <strong>von</strong> Bedeutung. Bei statisch<br />
unbestimmten Systemen können sich die Schnittgrößen<br />
im Falle eines Querschnittsversagens in Längsrichtung<br />
in andere Bereiche des Tragwerks umlagern.<br />
– Hinsichtlich der Biegeschlankheit können bei schlanken<br />
Bauwerken auftretende <strong>Riss</strong>e und Verformungen leichter<br />
erkannt werden als bei gedrungenen Bauwerken.<br />
– Bei einer Bauweise mit Koppelfugen kann im Bereich<br />
der Koppelstellen aufgrund auftretender <strong>Riss</strong>e nicht<br />
zweifelsfrei auf eine Vorankündigung eines Versagens<br />
geschlossen werden. Im Bereich der Koppelanker bilden<br />
sich häufig <strong>Riss</strong>e infolge Ermüdungserscheinungen der<br />
Spanngliedkopplungen.<br />
– Eine Herstellung in Segmentbauweise – Fertigteile mit<br />
Vorspannung verbunden – liefert in den Fugen der einzelnen<br />
Bauteile zusätzliche Angriffspunkte für Schäden<br />
an den Spanngliedern.<br />
4<br />
Sonderdruck aus: Beton- und Stahlbetonbau 103 (2008), Heft 8<br />
– Der Grad der Vorspannung – teilweise, beschränkt oder<br />
voll – hat Auswirkungen auf die Anzahl der ausfallenden<br />
Spannglieder, die bei der <strong>Riss</strong>bildung auftritt. Je höher<br />
<strong>vor</strong>gespannt wird, desto höher ist der für die <strong>Riss</strong>bildung<br />
erforderliche Ausfallgrad, so dass die Restsicherheit bei<br />
statisch bestimmten Systemen nicht durch den Grad der<br />
Vorspannung beeinflusst wird. Bei statisch unbestimmten<br />
Systemen wird der statisch unbestimmte Anteil der<br />
Vorspannkraft bei der Bestimmung der Restsicherheit<br />
berücksichtigt, so dass der Grad der Vorspannung die<br />
Restsicherheit beeinflusst.<br />
– Die eingebaute Betonstahlbewehrung begünstigt das<br />
Ankündigungsverhalten maßgeblich, in<strong>dem</strong> eine Restsicherheit<br />
beim Ausfall der Spannglieder gewährleistet<br />
wird. In den Brücken der 1960er Jahre wurde häufig nur<br />
wenig Betonstahlbewehrung eingebaut.<br />
– Spannbetonkonstruktionen mit Verbundverhalten –<br />
überwiegend <strong>nach</strong>träglicher Verbund – zeigen ein robustes<br />
Tragverhalten. Auch bei gebrochenen Spanngliedern<br />
oder Spannstählen kann ein hoher Anteil der<br />
<strong>Bruch</strong>last der ungeschädigten Konstruktion aufgenommen<br />
werden, weil sich die geschädigten Drähte bzw. Litzen<br />
abhängig <strong>von</strong> der Lasteinleitungslänge an der Kraftaufnahme<br />
beteiligen.<br />
2.3 Unwägbarkeiten in der Bauausführung<br />
Ungenauigkeiten in der Bauausführung und Fehler im<br />
Herstellungs<strong>vor</strong>gang führen zu Unwägbarkeiten und<br />
Schäden, die das Risiko hinsichtlich eines Versagens ohne<br />
Vorankündigung beeinflussen [3].<br />
– Verpressfehler bzw. ungenügendes Verpressen der<br />
Spannglieder im Hüllrohr beeinträchtigen den Korrosionsschutz<br />
der Spannglieder und erhöhen das Risiko<br />
eines Spanngliedversagens in Verbindung mit Korrosion<br />
erheblich.<br />
– Schwankungen in den Kennwerten der verwendeten<br />
Baustoffe haben unterschiedliche Auswirkungen auf das<br />
Versagensrisiko der Bauwerke.<br />
– Betonschäden und der derzeitige Erhaltungszustand<br />
sollen bei der Beurteilung des Restrisikos für den Bauherrn<br />
hinsichtlich der Vorankündigung eines Versagens<br />
beachtet werden. Chloridkontamination oder Karbonatisierung<br />
des Betons erhöhen die Korrosionsmöglichkeiten<br />
für den eingebauten Spannstahl. Betonabplatzungen<br />
und eine sehr geringe Betondeckung – zum Teil unter<br />
2 cm – erhöhen das Risiko eines Spannstahlversagens<br />
zusätzlich.<br />
Die Auswertung einer repräsentativen Stichprobe <strong>von</strong><br />
<strong>Spannbetonbrücken</strong> in [8] zeigt, dass Brücken, die bis 1969<br />
erbaut wurden, unterschiedliche Anteile der Schäden im<br />
Bereich der Vorspannung haben: Schwerwiegende Schäden<br />
wie beispielsweise Spannstahlbruch treten in ca.<br />
10% der betrachteten Konstruktionen auf. Mittlere Schäden<br />
– Spannstahlkorrosion oder unverpresste Hüllrohre –<br />
haben einen Anteil <strong>von</strong> ebenfalls 10%. Leichte Schäden<br />
wie freiliegende Hüllrohre, Anker oder Kopplungen haben<br />
einen Anteil <strong>von</strong> 29% und lassen sich in Bauwerksprüfungen<br />
erkennen und instand setzen. 51% der untersuchten<br />
Brücken weisen keine Schäden im Bereich der Vorspannung<br />
auf.
U. Albertin-Hummel/B. Brandt · Besonderheiten bei der Beurteilung des Ankündigungsver<strong>haltens</strong> <strong>von</strong> <strong>Spannbetonbrücken</strong> <strong>nach</strong> <strong>dem</strong> <strong>Riss</strong>-<strong>vor</strong>-<strong>Bruch</strong>-<strong>Kriterium</strong><br />
2.4 Vorgehen zur Berechnung des Ankündigungsver<strong>haltens</strong><br />
Für Brücken mit besonders gefährdetem Spannstahl –<br />
vergüteter Spannstahl „alten Typs“ mit der Festigkeit<br />
St 145/160 <strong>von</strong> der Firma Hütten- und Bergwerke Rheinhausen<br />
AG (Sigma-Stahl) und <strong>von</strong> der Firma Felten &<br />
Guilleaume (Neptun N 40-Stahl) sowie vergüteter Hennigsdorfer<br />
Stahl St 140/160 aus der DDR – wurde in [5] eine<br />
Vorgehensweise entwickelt, <strong>nach</strong> der das Ankündigungsverhalten<br />
der Brücken <strong>nach</strong> <strong>dem</strong> <strong>Riss</strong>-<strong>vor</strong>-<strong>Bruch</strong>-<br />
<strong>Kriterium</strong> rechnerisch bestimmt werden kann. Neben<br />
rechnerischen Vorgaben und Faktoren zur Bestimmung<br />
der Rechenwerte für die Fließgrenzen des Beton- und<br />
Spannstahls und für die Betonzugfestigkeiten wurde u. a.<br />
festgelegt, dass der Ausfall der Spannglieder unter <strong>dem</strong><br />
häufigen Verkehrslastanteil ermittelt werden soll.<br />
Aufgrund der Unsicherheiten auf der Widerstandsseite<br />
– Einflussfaktoren aus der Tragkonstruktion und<br />
Unwägbarkeiten in der Bauausführung – werden <strong>nach</strong>folgend<br />
ergänzend zu den Anweisungen in [5] zur weiteren<br />
Beurteilung des Restrisikos verschiedene Berechnungsvariationen<br />
durchgeführt und eine Vorgehensweise bei gefährdeten<br />
Brücken entwickelt.<br />
3 Rechnerische Nachweise am Beispiel<br />
der Weisachtalbrücke<br />
3.1 Grundlagen<br />
3.1.1 Brückenkonstruktion<br />
Die rechnerischen Nachweise werden an der fünffeldrigen<br />
Weisachtalbrücke (l = 144,56 m) mit zweistegigem Plattenbalkenquerschnitt<br />
(Bild 1) exemplarisch <strong>vor</strong>gestellt.<br />
Die Weisachtalbrücke im Zuge der Bundesstraße B 303<br />
Schweinfurt – Coburg wurde 1968–1970 errichtet und für<br />
die Brückenklasse 60 <strong>nach</strong> DIN 1072 [9] bemessen. Der<br />
Überbau wurde mit vier Koppelfugen hergestellt und ist in<br />
Längs- und Querrichtung beschränkt <strong>vor</strong>gespannt. Die<br />
Vorspannbewehrung in Längsrichtung besteht je Plattenbalkensteg<br />
in den Randfeldern aus sieben und in den übrigen<br />
Feldern aus sechs Spanngliedern, die jeweils in den<br />
Koppelfugen angespannt oder mit der Vorspannbewehrung<br />
des nächsten Abschnitts gekoppelt sind. Weitere Angaben<br />
zur Brückenkonstruktion sind in [6] enthalten.<br />
Bild 1. Regelquerschnitt<br />
Fig. 1. Cross-section<br />
3.1.2 Vorankündigung eines Versagens<br />
(<strong>Riss</strong>-<strong>vor</strong>-<strong>Bruch</strong>-<strong>Kriterium</strong>)<br />
Für den Überbau der Weisachtalbrücke wurde unter Berücksichtigung<br />
der Angaben <strong>von</strong> [4] in 51 Querschnitten –<br />
je Feld zehn Schnitte – rechnerisch überprüft, ob sich der<br />
Ausfall einzelner Spannglieder durch <strong>Riss</strong>e ankündigt<br />
oder ob mit einem schlagartigen Versagen ohne Vorankündigung<br />
zu rechnen ist [6]. Aufgrund dieser Standardberechnung<br />
ist die Weisachtalbrücke den Bauwerken ohne<br />
Vorankündigung zuzuordnen.<br />
Brücken ohne durchgängiges Ankündigungsverhalten<br />
stellen ein Sicherheitsrisiko dar<br />
Die Empfehlungen zur Überprüfung und Beurteilung<br />
<strong>von</strong> Brückenbauwerken, die mit vergütetem Spannstahl<br />
St 145/160 bis 1965 erstellt wurden, zeigen Möglichkeiten<br />
zur Verbesserung der Untersuchungsergebnisse auf [4]:<br />
Zum einen kann die Wirkung aus Temperaturbeanspruchungen<br />
zur Bestimmung der Restspannstahlfläche herangezogen<br />
werden (Abschn. 3.2). Zum anderen kann bei<br />
statisch unbestimmten Systemen unter Ausnutzung <strong>von</strong><br />
Umlagerungsmöglichkeiten die erforderliche Sicherheit<br />
<strong>von</strong> 1,0 für das Gesamtsystem erreicht werden (Abschn.<br />
3.3).<br />
3.2 Vorankündigung eines Versagens<br />
(<strong>Riss</strong>-<strong>vor</strong>-<strong>Bruch</strong>-<strong>Kriterium</strong>) unter Berücksichtigung<br />
<strong>von</strong> Temperaturbeanspruchungen<br />
3.2.1 Ergänzende Berechnungsannahme: Temperatur<br />
Zusätzlich zu den ständigen Lasten, der Vorspannung<br />
inkl. Kriechen und Schwinden sowie den Verkehrslasten<br />
wird die Wirkung aus Temperaturbeanspruchung gemäß<br />
DIN 1072 [10] betrachtet. Dabei wird der lineare Temperaturunterschied<br />
ΔT = –7Kbzw. ΔT = +3,5 K in Längsrichtung<br />
beachtet. Zur Bestimmung der maßgebenden<br />
Betonrandzugspannungen wird jeweils das maßgebende<br />
Moment aus Temperaturbeanspruchung (an der Bauteiloberseite<br />
oder -unterseite) angesetzt.<br />
3.2.2 Betonrandspannungen<br />
Unter den 1,0fachen Einwirkungen der ständigen Lasten,<br />
der Vorspannung inkl. Kriechen und Schwinden sowie<br />
der linearen Temperaturbeanspruchung und den 0,4fachen<br />
Verkehrslasten werden die Spannungen σ x in Brückenlängsrichtung<br />
am oberen und unteren Querschnittsrand<br />
in den 1/10-Punkten je Feld ermittelt. Es soll die Anzahl<br />
der ausfallenden Spannglieder bestimmt werden, die<br />
gerade eine Überschreitung der mittleren zulässigen Betonzugfestigkeit<br />
(3,2 N/mm 2 für B 45 [11]) an einem<br />
Querschnittsrand her<strong>vor</strong>ruft.<br />
Bei einem Teil der Querschnitte überschreitet bei einem<br />
Spanngliedausfall zwischen 30 und 90% der <strong>vor</strong>handenen<br />
Spannglieder die Randzugspannung die zulässige<br />
Betonzugfestigkeit. In anderen Querschnitten – in der Nähe<br />
der Stützen – können alle Längsspannglieder ausfallen,<br />
ohne dass die zulässige Betonzugfestigkeit an einem Querschnittsrand<br />
erreicht wird.<br />
Sonderdruck aus: Beton- und Stahlbetonbau 103 (2008), Heft 8<br />
5
U. Albertin-Hummel/B. Brandt · Besonderheiten bei der Beurteilung des Ankündigungsver<strong>haltens</strong> <strong>von</strong> <strong>Spannbetonbrücken</strong> <strong>nach</strong> <strong>dem</strong> <strong>Riss</strong>-<strong>vor</strong>-<strong>Bruch</strong>-<strong>Kriterium</strong><br />
Die auftretenden Randspannungen unter <strong>dem</strong> Ausfall<br />
<strong>von</strong> Spanngliedern sind in Bild 2 für die untersuchten<br />
Querschnitte aufgetragen. Dabei ist die maximale Zug-<br />
Randspannung am jeweils maßgebenden Querschnittsrand<br />
und die zugehörige Druck-Randspannung am anderen<br />
Querschnittsrand dargestellt. Mit den Farben Blau<br />
Bild 2. Betonrandspannungen unter Berücksichtigung <strong>von</strong><br />
Temperaturbeanspruchungen und 0,4facher Verkehrslast<br />
Fig. 2. Peripheral stresses in concrete under consideration of<br />
temperature load and 0.4 x live load<br />
6<br />
Sonderdruck aus: Beton- und Stahlbetonbau 103 (2008), Heft 8<br />
und Rot wird zwischen den Spannungen am unteren und<br />
oberen Querschnittsrand unterschieden.<br />
Unter Berücksichtigung der Temperaturbeanspruchungen<br />
erhöhen sich die Biegemomente auf der Einwirkungsseite<br />
im Vergleich zur Standardberechnung [6]. Die<br />
Betonrandspannungen erhöhen sich in den Querschnitten,<br />
in denen sich die Anzahl der ausfallenden Spannglieder<br />
nicht ändert. Wenn sich die Anzahl der ausfallenden<br />
Spannglieder vermindert, ändern sich die Betonrandspannungen<br />
erheblich.<br />
3.2.3 <strong>Bruch</strong>sicherheits<strong>nach</strong>weise<br />
Nach der Ermittlung der Betonrandspannungen wird mit<br />
den verbleibenden Spanngliedern und der <strong>vor</strong>handenen<br />
Betonstahlbewehrung der <strong>Bruch</strong>sicherheits<strong>nach</strong>weis geführt.<br />
Als Beanspruchungen werden neben den ständigen<br />
Lasten, der Vorspannung inkl. Kriechen und Schwinden<br />
sowie den 1,0fachen Verkehrslasten auch die Temperaturbeanspruchungen<br />
angesetzt. Die Ergebnisse sind für die<br />
Felder 1 und 2 in Tabelle 1 zusammengestellt. Zusätzlich<br />
sind in der letzten Spalte in Klammern die <strong>Bruch</strong>sicherheiten<br />
bei Volllast ohne Temperaturbeanspruchungen ge-<br />
Tabelle 1. Vorankündigung eines Versagens unter Berücksichtigung <strong>von</strong> Temperaturbeanspruchungen<br />
Table 1. Preannouncement of failure under consideration of temperature load<br />
Station Abstand Bereich ges. Anzahl aus- σ o bei 0,4facher σ u bei 0,4facher <strong>Bruch</strong>sicherheit <strong>Bruch</strong>sicherheit<br />
Nr. <strong>von</strong> Station- Anzahl fallender Verkehrslast Verkehrslast bei Volllast inkl. bei Volllast ohne<br />
Nr. 1 [m] Spann- Spann- [N/mm 2 ] [N/mm 2 ] Temperatur [–] *1) Temperatur<br />
glieder glieder *2) (Standard) [–] *1)<br />
1 0,00 Wdl 7 7 0,00 0,00 2,00 (2,00)<br />
2 2,73 7 6 –2,73 3,76 0,90 (0,92)<br />
3 5,46 7 3 (4) –4,35 3,20 1,51 (1,21)<br />
4 8,18 7 3 –5,15 4,69 1,29 (1,31)<br />
5 10,91 7 2 (3) –5,13 3,20 1,50 (1,26)<br />
6 13,64 Feld 1 7 3 –5,42 5,12 1,25 (1,28)<br />
7 16,37 7 3 –5,02 4,30 1,26 (1,31)<br />
8 19,10 7 4 –4,49 4,62 0,95 (1,00)<br />
9 21,82 7 5 (6) –3,14 3,35 1,00 (0,69)<br />
10 24,55 7 7 2,00 –3,45 0,65 (0,70)<br />
11 27,28 Pfeiler 7 5 3,81 –7,15 0,98 (1,02)<br />
12 30,28 7 7 1,52 –2,37 0,74 (0,81)<br />
13 33,28 7 0 (3) –3,57 3,23 1,79 (1,22)<br />
14 36,28 6 2 (3) –4,63 3,89 1,43 (1,22)<br />
15 39,28 6 2 –5,17 4,86 1,37 (1,45)<br />
16 42,28 Feld 2 6 2 –5,29 5,02 1,35 (1,42)<br />
17 45,28 6 2 –4,95 4,27 1,41 (1,49)<br />
18 48,28 6 3 –4,43 4,56 1,22 (1,31)<br />
19 51,28 6 4 (5) –3,26 3,61 1,00 (0,78)<br />
20 54,28 6 6 1,66 –2,87 0,73 (0,79)<br />
21 57,28 Pfeiler 6 4 3,62 –6,94 1,01 (1,04)<br />
*1) Die Farben entsprechen der Fallunterscheidung gemäß Tabelle 2<br />
*2) Die Ergebnisse der Standardberechnung [6] sind – soweit abweichend – in Klammern angegeben
U. Albertin-Hummel/B. Brandt · Besonderheiten bei der Beurteilung des Ankündigungsver<strong>haltens</strong> <strong>von</strong> <strong>Spannbetonbrücken</strong> <strong>nach</strong> <strong>dem</strong> <strong>Riss</strong>-<strong>vor</strong>-<strong>Bruch</strong>-<strong>Kriterium</strong><br />
Bild 3. <strong>Bruch</strong>sicherheit bei voller Verkehrslast unter Berücksichtigung<br />
<strong>von</strong> Temperaturbeanspruchungen<br />
Fig. 3. Ultimate limit state under full live load and temperature<br />
load<br />
Tabelle 2. Fallunterscheidung <strong>Riss</strong>-<strong>vor</strong>-<strong>Bruch</strong>-<strong>Kriterium</strong><br />
Table 2. Case differentiation “crack-before-collapsecriterion“<br />
Fall 1:<br />
Betonzugfestigkeit bei Ausfall einzelner oder sämtlicher Spannglieder<br />
überschritten,<br />
<strong>Bruch</strong>sicherheit gewährleistet: γ ≥1,0 (Versagen mit Vorankündigung)<br />
Fall 2:<br />
Betonzugfestigkeit bei Ausfall einzelner oder sämtlicher Spannglieder<br />
überschritten,<br />
<strong>Bruch</strong>sicherheit nicht gewährleistet: γ
U. Albertin-Hummel/B. Brandt · Besonderheiten bei der Beurteilung des Ankündigungsver<strong>haltens</strong> <strong>von</strong> <strong>Spannbetonbrücken</strong> <strong>nach</strong> <strong>dem</strong> <strong>Riss</strong>-<strong>vor</strong>-<strong>Bruch</strong>-<strong>Kriterium</strong><br />
Bild 4. Grundriss mit Querschnittsversagen bei Station 10<br />
Fig. 4. Layout of the bridge under consideration of crosssection-failure<br />
at station 10<br />
den Überbau und die Lage der betreffenden Querschnitte<br />
im Überbau gegeben sein. Mit diesem zusätzlichen Effekt<br />
soll untersucht werden, ob die Standsicherheit zumindest<br />
für einen beschränkten Zeitraum gewährleistet werden<br />
kann. Für verschiedene Stellen im Stützbereich werden<br />
rechnerische Untersuchungen mit Querschnittsversagen<br />
und anschließender Schnittgrößenumlagerung durchgeführt.<br />
Nachfolgend wird ein Querschnittsversagen in Station<br />
10 (Querschnitt im Feld 1 neben der Stütze in der<br />
Nähe des Momentennullpunkts) in einem Längsträger<br />
mit Schnittgrößenumlagerung exemplarisch <strong>vor</strong>gestellt<br />
(Bild 4). In Station 10 liefert die Standardberechnung zur<br />
Vorankündigung eines Versagens des Überbaus einen kritischen<br />
Querschnitt mit einem Ausfall aller Spannglieder,<br />
ohne dass sich Biegerisse im Querschnitt zeigen [6].<br />
Das Querschnittsversagen in Form eines Versagens<br />
der Spannglieder wird für das betreffende Querschnittselement<br />
numerisch durch eine sehr geringe Steifigkeit simuliert.<br />
Die Biegemomente können lokal nur sehr begrenzt<br />
aufgenommen werden und müssen sich auf andere Bereiche<br />
des Überbaus umlagern.<br />
Zum einen wird mit den umgelagerten Schnittgrößen<br />
unter der Annahme einer weiteren Spannstahlschädigung<br />
an beliebiger, anderer Stelle das Ankündigungsverhalten<br />
<strong>nach</strong> <strong>dem</strong> <strong>Riss</strong>-<strong>vor</strong>-<strong>Bruch</strong>-<strong>Kriterium</strong> untersucht (Abschn.<br />
3.3.5). Zum anderen wird gemäß [4] mit den umgelagerten<br />
Schnittgrößen für das Gesamtsystem ohne weitere<br />
Schädigung <strong>von</strong> Spanngliedern der <strong>Bruch</strong>sicherheits<strong>nach</strong>weis<br />
geführt (Abschn. 3.3.6).<br />
3.3.2 Schnittgrößen<br />
Die größten Änderungen der Schnittgrößen gegenüber der<br />
ursprünglichen Berechnung treten in den angrenzenden<br />
Feldern 1 und 2 auf (Bilder 5 bis 7).<br />
Die Biegemomente unter den ständigen Lasten nehmen<br />
in den Feldbereichen erheblich zu. Im be<strong>nach</strong>barten<br />
Stützbereich sinken die Biegemomente. Unter den Verkehrslasten<br />
ändern sich die Biegemomente ebenfalls sowohl<br />
im Feld- als auch im Stützbereich. Die Biegemomente<br />
aus Vorspannung ändern sich in den angrenzenden Feldern<br />
und im Stützbereich vergleichbar den Änderungen<br />
infolge ständiger Lasten. Da sich ein Spanngliedversagen<br />
in einem Querschnitt nur lokal auswirkt, bleibt der statisch<br />
bestimmte Anteil aus der Vorspannung nahezu unverändert.<br />
Die Zwängungsmomente aus der Vorspannung<br />
nehmen ab.<br />
8<br />
Sonderdruck aus: Beton- und Stahlbetonbau 103 (2008), Heft 8<br />
Bild 5. Biegemomente: Ständige Lasten<br />
Fig. 5. Bending moments: Dead loads<br />
Bild 6. Biegemomente: Verkehrslasten P max, P min<br />
Fig. 6. Bending moments: Live loads P max, P min<br />
Bild 7. Biegemomente: Vorspannung V gesamt<br />
Fig. 7. Bending moments: Prestressing V total<br />
3.3.3 Vertikale Durchbiegungen in den Feldmitten<br />
Aufgrund des Querschnittsversagens in Station 10 treten<br />
die größten Änderungen der vertikalen Durchbiegungen<br />
gegenüber der ursprünglichen Berechnung im Längsträger<br />
1 in den Feldmitten der angrenzenden Felder auf.<br />
Die rechnerischen Durchbiegungen nehmen separat für<br />
ständige Lasten und Vorspannung inkl. Kriechen und<br />
Schwinden im Vergleich zu den Ergebnissen der ursprünglichen<br />
Berechnung in einer Größenordnung <strong>von</strong><br />
ca. 10 bis 15 mm zu (Tabelle 3). Da jedoch die Vorspan-
U. Albertin-Hummel/B. Brandt · Besonderheiten bei der Beurteilung des Ankündigungsver<strong>haltens</strong> <strong>von</strong> <strong>Spannbetonbrücken</strong> <strong>nach</strong> <strong>dem</strong> <strong>Riss</strong>-<strong>vor</strong>-<strong>Bruch</strong>-<strong>Kriterium</strong><br />
Tabelle 3. Vertikale Durchbiegungen [mm] des Längsträgers 1 in Feldmitte<br />
Table 3. Vertical deflections [mm] in the middle of main beam 1<br />
z_global [mm] Ursprüngliches System<br />
System mit<br />
Querschnittsversagen in<br />
Station 10<br />
nung den ständigen Lasten entgegen wirkt, sind die resultierenden<br />
Durchbiegungen in den Feldmitten kleiner als<br />
1 mm. In dieser Größenordnung sind Änderungen der<br />
Durchbiegungen nicht einfach zu messen und ursächlich<br />
zu bestimmen; die Verformungen liefern keinen Hinweis<br />
auf ein Versagen des Querschnitts.<br />
3.3.4 Verdrehungen an der Station 10<br />
Analog den vertikalen Durchbiegungen werden infolge<br />
des Querschnittsversagens in Station 10 die gegenseitigen<br />
Querschnittsverdrehungen in diesem Bereich für die einzelnen<br />
Lastfälle berechnet. Eine Superposition der Verdrehungen<br />
aus ständigen Lasten und Vorspannung inkl.<br />
Kriechen und Schwinden liefert eine gegenseitige Verdrehung,<br />
deren Wert bei nahezu Null liegt. Somit sind auch<br />
die gegenseitigen Querschnittsverdrehungen kaum festzustellen<br />
und liefern keinen Hinweis auf ein Versagen des<br />
Querschnitts.<br />
3.3.5 Vorankündigung eines Versagens<br />
mit Schnittgrößenumlagerung<br />
Zusätzlich zur Betrachtung des – mit Ausnahme bei Station<br />
10 – ungeschädigten Gesamtsystems wird für die<br />
Querschnitte der Felder 1 und 2 mit den umgelagerten<br />
Schnittgrößen der Nachweis <strong>nach</strong> <strong>dem</strong> <strong>Riss</strong>-<strong>vor</strong>-<strong>Bruch</strong>-<br />
<strong>Kriterium</strong> geführt. Dadurch kann das verbleibende Restrisiko<br />
des Systems beurteilt werden.<br />
In Tabelle 4 sind die Ergebnisse für die Querschnitte<br />
<strong>von</strong> Station 1 bis 22 zusammengestellt.<br />
Die farbliche Darstellung der Ergebnisse in Tabelle 4<br />
bezieht sich auf die Fallunterscheidung gemäß Tabelle 2.<br />
Eine Veränderung der Anzahl der ausfallenden Spannglieder<br />
gegenüber der Standardberechnung [6] wird in Klammern<br />
angegeben.<br />
3.3.6 <strong>Bruch</strong>sicherheits<strong>nach</strong>weis mit<br />
Schnittgrößenumlagerung<br />
König geht in [4] <strong>von</strong> einer Schädigungskonzentration an<br />
der ungünstigsten Stelle aus. Es reicht aus, wenn die Tragfähigkeit<br />
des Gesamtsystems unter Beachtung <strong>von</strong><br />
Schnittgrößenumlagerungen gewährleistet ist, wobei die<br />
restlichen Querschnitte des Bauwerks als voll funktionsfähig<br />
angenommen werden.<br />
Differenz<br />
(System mit Querschnittsversagen<br />
in Station 10 –<br />
Ursprüngliches System)<br />
Lastfall Feld 1 Feld 2 Feld 1 Feld 2 Feld 1 Feld 2<br />
Ständige Lasten<br />
G1+G2 31,4 17,1 41,7 30,2 10,3 13,1<br />
Vorspannung V<br />
inkl. KS –35,7 –15,2 –45,6 –27,4 –9,9 –12,2<br />
Σ (G1+G2+V+KS) –4,3 1,9 –3,9 2,8 0,4 0,9<br />
Eine Überprüfung des Gesamtsystems mit Querschnittsversagen<br />
(Spanngliedausfall in Station 10) und<br />
sonst intaktem Überbau wird am Beispiel der Weisachtalbrücke<br />
durchgeführt.<br />
Die <strong>Bruch</strong>sicherheiten sind bei einem Querschnittsversagen<br />
in Station 10 unter 1,75fachen Lasten (ständige<br />
Lasten und Verkehrslasten) gemäß DIN 4227 Teil 1 [12]<br />
für die übrigen Querschnitte gegeben. In den Feldmitten<br />
der angrenzenden Felder 1 und 2 beträgt die <strong>Bruch</strong>sicherheit<br />
γ = 1,16; in den Pfeilerachsen bei Station 11 bzw. 21<br />
ergibt sich die <strong>Bruch</strong>sicherheit γ = 1,93 bzw. γ = 1,08.<br />
3.3.7 Auswertung der Ergebnisse<br />
Beim Nachweis <strong>nach</strong> <strong>dem</strong> <strong>Riss</strong>-<strong>vor</strong>-<strong>Bruch</strong>-<strong>Kriterium</strong> wird<br />
unter Berücksichtigung der Schnittgrößenumlagerung an<br />
acht der insgesamt 21 untersuchten Stellen die <strong>Bruch</strong>sicherheit<br />
<strong>von</strong> 1,0 nicht eingehalten. Im Vergleich mit den<br />
allgemeinen Nachweisen des <strong>Riss</strong>-<strong>vor</strong>-<strong>Bruch</strong>-<strong>Kriterium</strong>s<br />
[6] ergeben sich verschiedene Möglichkeiten:<br />
Es gibt in den Feldbereichen überwiegend Querschnitte,<br />
bei denen sich die Anzahl der ausfallenden<br />
Spannglieder unter 40%iger Verkehrslast nicht ändert. Bei<br />
diesen Querschnitten ändert sich die <strong>Bruch</strong>sicherheit<br />
unter voller Verkehrslast aufgrund des Querschnittsversagens<br />
in Station 10 wenig.<br />
Im Stützbereich bei Station 11 fällt aufgrund des<br />
Querschnittsversagens in Station 10 im Vergleich zur<br />
Standardberechnung unter 40%iger Verkehrslast ein<br />
Spannglied mehr aus, ehe die Betonrandspannungen am<br />
oberen Querschnittsrand die Betonzugfestigkeit überschreiten.<br />
Dadurch sinkt die <strong>Bruch</strong>sicherheit unter den<br />
Grenzwert <strong>von</strong> 1,0.<br />
Des Weiteren zeigen sich Querschnitte, bei denen infolge<br />
des Querschnittsversagens in Station 10 unter<br />
40%iger Verkehrslast ein Spannglied weniger ausfällt als<br />
in der Standardberechnung. Bei diesen Querschnitten erhöhen<br />
sich die entsprechenden <strong>Bruch</strong>sicherheiten unter<br />
Volllast.<br />
Aufgrund der sehr unterschiedlichen Ergebnisse der<br />
einzelnen Querschnitte im Vergleich zur Standardberechnung<br />
[6] lassen sich die Auswirkungen der Schnittgrößenumlagerung<br />
auf das Ankündigungsverhalten des Überbaus<br />
nicht verallgemeinern. Es ist nur auffallend, dass in den<br />
Feldbereichen die <strong>Bruch</strong>sicherheiten eingehalten sind,<br />
während sich in den Stützbereichen – auch in den Pfeiler-<br />
Sonderdruck aus: Beton- und Stahlbetonbau 103 (2008), Heft 8<br />
9
U. Albertin-Hummel/B. Brandt · Besonderheiten bei der Beurteilung des Ankündigungsver<strong>haltens</strong> <strong>von</strong> <strong>Spannbetonbrücken</strong> <strong>nach</strong> <strong>dem</strong> <strong>Riss</strong>-<strong>vor</strong>-<strong>Bruch</strong>-<strong>Kriterium</strong><br />
Tabelle 4. Vorankündigung eines Versagens mit Querschnittsversagen bei Station 10<br />
Table 4. Preannouncement of failure under consideration of cross-section-failure at station 10<br />
achsen – vermehrt Querschnitte ohne Ankündigungsverhalten<br />
zeigen.<br />
Zum Einfluss <strong>von</strong> Schnittgrößenumlagerungen<br />
auf das Ankündigungsverhalten lassen sich keine<br />
allgemeingültigen Aussagen treffen<br />
Unter der Voraussetzung einer einzigen Schädigungskonzentration<br />
wird für das <strong>vor</strong>gestellte Beispiel zusätzlich<br />
der <strong>Bruch</strong>sicherheits<strong>nach</strong>weis gemäß DIN 4227 Teil 1<br />
[12] für die ungeschädigten Querschnitte geführt. Aufgrund<br />
der statischen Unbestimmtheit des Systems lagern<br />
sich die Schnittgrößen infolge des Querschnittsversagens<br />
in Station 10 um, so dass in den be<strong>nach</strong>barten Feldern<br />
größere Beanspruchungen auftreten. Dennoch sind die<br />
<strong>Bruch</strong>sicherheiten gemäß DIN 4227 Teil 1 [12] eingehalten.<br />
Die berechneten vertikalen Durchbiegungen und die<br />
gegenseitigen Verdrehungen an der Versagensstelle sind<br />
10<br />
Station Abstand Bereich ges. Anzahl der σ o bei 0,4facher σ u bei 0,4facher <strong>Bruch</strong>sicherheit<br />
Nr. <strong>von</strong> Station- Anzahl ausfallenden Verkehrslast Verkehrslast bei voller<br />
Nr. 1 [m] Spann- Spann- [N/mm 2 ] [N/mm 2 ] Verkehrslast mit<br />
glieder glieder *2) Umlagerung [–] *1)<br />
1 0,00 Wdl 7 7 0,00 0,00 2,00<br />
2 2,73 7 6 –2,72 3,73 0,90<br />
3 5,46 7 4 –4,45 4.75 1,19<br />
4 8,18 7 3 –5,10 4,61 1,28<br />
5 10,91 7 3 –5,42 5,17 1,22<br />
6 13,64 Feld 1 7 3 –5,32 4,92 1,23<br />
7 16,37 7 3 –4,87 4,00 1,26<br />
8 19,10 7 4 –4,23 4,10 0,96<br />
9 21,82 7 6 –2,48 3,48 0,68<br />
10 24,55 7 7<br />
11 27,28 Pfeiler 7 6 (5) 4,01 –6,59 0,84<br />
12 30,28 7 7 0,95 –1,48 1,13<br />
13 33,28 7 1 (3) –3,46 3,47 1,53<br />
14 36,28 6 2 (3) –4,53 3,70 1,41<br />
15 39,28 6 2 –5,02 4,57 1,33<br />
16 42,28 Feld 2 6 2 –5,06 4,57 1,35<br />
17 45,28 6 2 –4,65 3,68 1,44<br />
18 48,28 6 3 –4,07 3,84 1,29<br />
19 51,28 6 5 –2,71 3,94 0,80<br />
20 54,28 6 6 1,50 –2,61 0,76<br />
21 57,28 Pfeiler 6 4 3,61 –6,92 0,99<br />
22 60,28 6 6 1,38 –2,17 0,74<br />
*1) Die Farben entsprechen der Fallunterscheidung gemäß Tabelle 2<br />
*2) Die Ergebnisse der Standardberechnung [6] sind – soweit abweichend – in Klammern angegeben<br />
Sonderdruck aus: Beton- und Stahlbetonbau 103 (2008), Heft 8<br />
durch die Umlagerung der Schnittgrößen klein. Es kann<br />
durchaus zu einem Spannstahlausfall kommen, ohne dass<br />
es durch Verformungen oder <strong>Riss</strong>e bemerkt wird. Dadurch<br />
wird das Risiko eines Versagens des Überbaus an<br />
einer weiteren Stelle verschärft.<br />
4 Zusammenfassung<br />
Am Beispiel einer Plattenbalkenbrücke (Weisachtalbrücke<br />
erbaut 1968–1970) werden im <strong>vor</strong>liegenden ersten Teil zu<br />
den Besonderheiten bei der Beurteilung des Ankündigungsver<strong>haltens</strong><br />
<strong>von</strong> <strong>Spannbetonbrücken</strong> <strong>nach</strong> <strong>dem</strong> <strong>Riss</strong><strong>vor</strong>-<strong>Bruch</strong>-<strong>Kriterium</strong><br />
ergänzende numerische Untersuchungen<br />
durchgeführt. Im Speziellen werden hinsichtlich<br />
des Ankündigungsver<strong>haltens</strong> <strong>nach</strong> <strong>dem</strong> <strong>Riss</strong>-<strong>vor</strong>-<strong>Bruch</strong>-<br />
<strong>Kriterium</strong> Temperaturbeanspruchungen und Schnittgrößenumlagerungen<br />
infolge Querschnittsversagen näher betrachtet.<br />
Beide Aspekte haben keine signifikanten Auswirkungen<br />
auf die Nachweise <strong>nach</strong> <strong>dem</strong> <strong>Riss</strong>-<strong>vor</strong>-<strong>Bruch</strong>-<strong>Kriterium</strong>.
5 Ausblick<br />
U. Albertin-Hummel/B. Brandt · Besonderheiten bei der Beurteilung des Ankündigungsver<strong>haltens</strong> <strong>von</strong> <strong>Spannbetonbrücken</strong> <strong>nach</strong> <strong>dem</strong> <strong>Riss</strong>-<strong>vor</strong>-<strong>Bruch</strong>-<strong>Kriterium</strong><br />
In einem zweiten Teil werden zu den Besonderheiten bei<br />
der Beurteilung des Ankündigungsver<strong>haltens</strong> <strong>von</strong> <strong>Spannbetonbrücken</strong><br />
<strong>nach</strong> <strong>dem</strong> <strong>Riss</strong>-<strong>vor</strong>-<strong>Bruch</strong>-<strong>Kriterium</strong> – veröffentlicht<br />
in der Zeitschrift Beton- und Stahlbetonbau<br />
Heft 9/2008 – weiterführende Überlegungen angestellt.<br />
Untersuchungen hinsichtlich der Spanngliedanzahl und<br />
-größe sowie der möglichen Verkehrslastanteile dienen einer<br />
zusätzlichen Bewertung der Gefährdung der einzelnen<br />
Brückenbauwerke. Anhand der verschiedenen Beurteilungskriterien<br />
werden Vorschläge zur weiteren Vorgehensweise<br />
bei gefährdeten Brücken gegeben. Hinweise für<br />
Bauwerksprüfungen gemäß DIN 1076 [7] zum Erkennen<br />
<strong>von</strong> <strong>Riss</strong>en und Schäden aufgrund eines Versagens infolge<br />
Spannungsrisskorrosion werden <strong>vor</strong>gestellt.<br />
Dank<br />
Wir bedanken uns beim Staatlichen Bauamt Schweinfurt<br />
für die zur Verfügung gestellten Bauwerksunterlagen und<br />
die Möglichkeit zur Veröffentlichung der Ergebnisse.<br />
Literaturverzeichnis<br />
[1] Mietz, J.: Wasserstoffinduzierte Spannungsrisskorrosion an<br />
vergüteten Spannstählen. Bauingenieur 74 (1999), S. 403–<br />
411.<br />
[2] Moersch, J.: Zur wasserstoffinduzierten Spannungsrisskorrosion<br />
<strong>von</strong> hochfesten Spannstählen. Deutscher Ausschuss<br />
für Stahlbeton (DAfStb). Heft 563. Berlin: Beuth-Verlag<br />
GmbH 2005.<br />
[3] Vill, M.: Zum Tragverhalten <strong>von</strong> Massivbrücken mit geschädigten<br />
Spanngliedern. Dissertation. Technische Universität<br />
Wien (2005).<br />
[4] König, G., Tue, N., Bauer, T. und Pommerening, D.: Untersuchung<br />
des Ankündigungsver<strong>haltens</strong> der Spannbetontragwerke.<br />
Beton- und Stahlbetonbau 89 (1994), Heft 2, S. 45–49<br />
und S. 76–79.<br />
[5] König, G., Tue, N., Bauer, T. und Pommerening, D.: Schadensablauf<br />
bei Korrosion der Spannbewehrung. Deutscher<br />
Ausschuss für Stahlbeton (DAfStb). Heft 469. Berlin: Beuth-<br />
Verlag GmbH 1996.<br />
[6] Albertin-Hummel, U. und Brandt, B.: Zur Beurteilung des<br />
Ankündigungsver<strong>haltens</strong> <strong>von</strong> <strong>Spannbetonbrücken</strong> <strong>nach</strong> <strong>dem</strong><br />
<strong>Riss</strong>-<strong>vor</strong>-<strong>Bruch</strong>-<strong>Kriterium</strong>. Vorschläge zur Vorgehensweise<br />
bei gefährdeten Brücken. Beton- und Stahlbetonbau 102<br />
(2007), Heft 9, S. 607–614.<br />
[7] DIN 1076: Ingenieurbauwerke im Zuge <strong>von</strong> Straßen und<br />
Wegen – Überwachung und Prüfung. Ausgabe November<br />
1999.<br />
[8] Zilch, K. und Weiher, H.: Untersuchung des Zustands der<br />
deutschen <strong>Spannbetonbrücken</strong>. Lehrstuhl für Massivbau,<br />
Technische Universität München 2006.<br />
[9] DIN 1072: Straßen- und Wegbrücken. Ausgabe November<br />
1967.<br />
[10] DIN 1072: Straßen- und Wegbrücken; Lastannahmen.<br />
Ausgabe Dezember 1985.<br />
[11] DIN 1045: Beton und Stahlbeton – Bemessung und Ausführung.<br />
Ausgabe Juli 1988.<br />
[12] DIN 4227 Teil 1: Spannbeton; Bauteile aus Normalbeton<br />
mit beschränkter oder voller Vorspannung. Ausgabe Juli<br />
1988.<br />
Dr.-Ing. Ursula Albertin-Hummel<br />
Prokuristin<br />
u.albertin@rieger-brandt.de<br />
Dr.-Ing. Bernd Brandt<br />
Geschäftsführender Gesellschafter<br />
info@rieger-brandt.de<br />
Rieger + Brandt<br />
Planungsgesellschaft im Bauwesen mbH<br />
Neutorgraben 15<br />
90419 Nürnberg<br />
Sonderdruck aus: Beton- und Stahlbetonbau 103 (2008), Heft 8<br />
11
Fachthemen<br />
Ursula Albertin-Hummel<br />
Bernd Brandt<br />
DOI: 10.1002/best.200800634<br />
Besonderheiten bei der Beurteilung des<br />
Ankündigungsver<strong>haltens</strong> <strong>von</strong> <strong>Spannbetonbrücken</strong><br />
<strong>nach</strong> <strong>dem</strong> <strong>Riss</strong>-<strong>vor</strong>-<strong>Bruch</strong>-<strong>Kriterium</strong><br />
Teil II: Anzahl der Spannglieder, aufnehmbare Verkehrslasten<br />
Bezüglich eines Versagens sind ältere Brücken häufig den Bauwerken<br />
ohne Vorankündigung <strong>nach</strong> <strong>dem</strong> <strong>Riss</strong>-<strong>vor</strong>-<strong>Bruch</strong>-<strong>Kriterium</strong><br />
zuzuordnen. Die betreffenden Brücken bergen ein Versagensrisiko,<br />
das bei Brücken mit spannungsrisskorrosionsempfindlichem<br />
Spannstahl besonders groß ist.<br />
Ergänzend zu den Besonderheiten bei der Beurteilung des<br />
Ankündigungsver<strong>haltens</strong> <strong>von</strong> <strong>Spannbetonbrücken</strong> <strong>nach</strong> <strong>dem</strong><br />
<strong>Riss</strong>-<strong>vor</strong>-<strong>Bruch</strong>-<strong>Kriterium</strong> Teil I (Temperatur, Schnittgrößenumlagerung)<br />
werden weitere Untersuchungen zur Beurteilung des<br />
Restrisikos für den Bauherrn durchgeführt: Überlegungen hinsichtlich<br />
der Spanngliedanzahl und -größe sowie der möglichen<br />
Verkehrslastanteile dienen einer Bewertung der Gefährdung der<br />
einzelnen Brückenbauwerke. Anhand der verschiedenen Beurteilungskriterien<br />
werden Vorschläge zur weiteren Vorgehensweise<br />
bei gefährdeten Brücken gegeben. Hinweise für Bauwerksprüfungen<br />
gemäß DIN 1076 zum Erkennen <strong>von</strong> <strong>Riss</strong>en und Schäden<br />
aufgrund eines Versagens infolge Spannungsrisskorrosion werden<br />
<strong>vor</strong>gestellt.<br />
Particularities in Interpretation of the Preannouncement<br />
Behaviour of Prestressed Concrete Bridges by Applying the<br />
“Crack-before-Collapse-Criterion”<br />
Part II: Number of Tendons, Maximum live Loads<br />
In respect of the failure older bridges are often constructions<br />
without sufficient preannouncement behaviour with regard to the<br />
“crack-before-collapse-criterion”. These bridges, especially<br />
bridges with tendons endangered to stress-corrosion-cracking,<br />
bear risks of failure.<br />
Additionally to the particularities in interpretation of the preannouncement<br />
behaviour of prestressed concrete bridges by applying<br />
the “crack-before-collapse-criterion” part I: temperature<br />
loads, relocation of internal forces further investigations were<br />
performed to evaluate the existing risk for the owner. Considerations<br />
with regard to the number and type of tendons as well as<br />
maximum portion of live loads lead to an assessment of the danger<br />
for bridges. Proposals for further proceeding with critical<br />
bridges will be discussed based on different assessment-criteria.<br />
Instructions to investigate structures according to DIN 1076 are<br />
presented to recognize cracks and damages due to failure<br />
caused by stress-corrosion-cracking.<br />
1 Einleitung<br />
Ältere Brücken aus den 1960er Jahren, die mit spannungsrisskorrosionsgefährdetem<br />
Spannstahl hergestellt wurden,<br />
beinhalten für den Bauherrn ein großes Versagensrisiko.<br />
Der gefährdete Spannstahl kann durch Eindringen <strong>von</strong><br />
atomarem Wasserstoff in lokale Fließzonen zunehmend<br />
zur Versprödung und unter dynamischer Belastung zum<br />
Ermüdungsbruch neigen [1], [2].<br />
Eine Berechnung des Ankündigungsver<strong>haltens</strong> <strong>nach</strong><br />
<strong>dem</strong> <strong>Riss</strong>-<strong>vor</strong>-<strong>Bruch</strong>-<strong>Kriterium</strong> kann zur Beurteilung des<br />
Versagensrisikos der Brücken verwendet werden. Bei der<br />
Ermittlung des Ankündigungsver<strong>haltens</strong> sollen unter häufigen<br />
Verkehrslasten (40% der Regellast) bei einem zu bestimmenden<br />
Ausfall <strong>von</strong> Spanngliedern Biegerisse im<br />
Tragwerk sichtbar werden, ehe der Querschnitt unter einer<br />
selten auftretenden, hohen Verkehrslast (volle Verkehrslast<br />
100% der Regellast) vollständig versagen könnte<br />
[3]. Brücken ohne durchgängiges Ankündigungsverhalten<br />
– besonders mit <strong>dem</strong> gefährdeten Spannstahl – beinhalten<br />
für den Bauherrn ein großes Risiko.<br />
Zur Beurteilung des Restrisikos gefährdeter <strong>Spannbetonbrücken</strong><br />
ohne ausreichendes Ankündigungsverhalten<br />
werden aufbauend auf [3], [4] ergänzend zu [5], [6] numerische<br />
Berechnungen durchgeführt. Im Rahmen der Untersuchungen<br />
bezüglich eines Versagens der Spannglieder<br />
werden weiterführende Überlegungen zur Größe und Anzahl<br />
der <strong>vor</strong>handenen Spannglieder sowie zum Anteil der<br />
aufnehmbaren Verkehrslast angestellt. Unter Berücksichtigung<br />
der rechnerischen Ergebnisse lassen sich ergänzende<br />
Vorschläge zur Einordnung und Vorgehensweise bei<br />
gefährdeten Brücken geben. Es werden zusätzliche Hinweise<br />
zur Durchführung der Bauwerksprüfungen entwickelt.<br />
2 Weiterführende Überlegungen<br />
2.1 Brückenkonstruktion<br />
Die numerischen Berechnungen werden überwiegend am<br />
Beispiel der fünffeldrigen Weisachtalbrücke (l = 144,56 m)<br />
mit zweistegigem Plattenbalkenquerschnitt (Bild 1) durchgeführt.<br />
Die Weisachtalbrücke wurde 1968–1970 errichtet<br />
und für die Brückenklasse 60 <strong>nach</strong> DIN 1072 [7] bemessen.<br />
Die Vorspannbewehrung in Längsrichtung besteht je<br />
Plattenbalkensteg in den Randfeldern aus sieben und in<br />
den übrigen Feldern aus sechs Spanngliedern. Weitere<br />
Angaben zur Brückenkonstruktion sind in [6] enthalten.<br />
Unter Berücksichtigung der Angaben <strong>von</strong> [3] wurde<br />
für die Weisachtalbrücke das Ankündigungsverhalten<br />
<strong>nach</strong> <strong>dem</strong> <strong>Riss</strong>-<strong>vor</strong>-<strong>Bruch</strong>-<strong>Kriterium</strong> berechnet [6]. Auf-<br />
12 © 2008 Ernst & Sohn Verlag für Architektur und technische Wissenschaften GmbH & Co. KG, Berlin · Beton- und Stahlbetonbau 103 (2008), Heft 9
Bild 1. Regelquerschnitt<br />
Fig. 1. Cross-section<br />
U. Albertin-Hummel/B. Brandt · Besonderheiten bei der Beurteilung des Ankündigungsver<strong>haltens</strong> <strong>von</strong> <strong>Spannbetonbrücken</strong> <strong>nach</strong> <strong>dem</strong> <strong>Riss</strong>-<strong>vor</strong>-<strong>Bruch</strong>-<strong>Kriterium</strong><br />
grund der Ergebnisse ist die Weisachtalbrücke den Bauwerken<br />
ohne Vorankündigung zuzuordnen.<br />
2.2 Grundlagen<br />
Die zusätzlichen numerischen Berechnungen am Überbau<br />
der Weisachtalbrücke mit Berücksichtigung <strong>von</strong> Temperaturbeanspruchungen<br />
oder mit Querschnittsversagen<br />
und anschließender Schnittgrößenumlagerung liefern in<br />
[5] keine signifikanten Ergebnisse zur Risikobeurteilung<br />
<strong>von</strong> Brücken mit gefährdetem Spannstahl ohne Vorankündigung.<br />
Daher werden weiterführende Aspekte untersucht,<br />
um eine Einstufung gefährdeter Brücken zu ermöglichen.<br />
Viele verschiedene Aspekte beeinflussen<br />
das Versagensrisiko gefährdeter Brücken<br />
Zum einen soll die Größe bzw. die Anzahl der <strong>vor</strong>handenen<br />
Spannglieder in den jeweiligen Querschnitten<br />
näher betrachtet werden. Zum anderen wird ergänzend zu<br />
[6] der aufnehmbare Verkehrslastanteil in Abhängigkeit<br />
<strong>von</strong> den ermittelten <strong>Bruch</strong>sicherheiten unter einem zu bestimmenden<br />
Spanngliedausfall weiter untersucht.<br />
2.3 Einfluss der Größe und Anzahl der Spannglieder<br />
2.3.1 Größe und Anzahl der Spannglieder<br />
Für ein statisch bestimmtes Bauwerk hat beim Ausfall <strong>von</strong><br />
Spanngliedern die Größe der aufgebrachten Vorspannkraft<br />
i. A. keinen Einfluss auf die verbleibende Restspannstahlmenge<br />
[4]. Wenn mehr Vorspannkraft aufgebracht<br />
wird, fällt beim Nachweis <strong>nach</strong> <strong>dem</strong> <strong>Riss</strong>-<strong>vor</strong>-<strong>Bruch</strong>-<strong>Kriterium</strong><br />
auch mehr Vorspannung aus, ehe an einem Rand die<br />
Betonzugfestigkeit überschritten wird. Ausgehend <strong>von</strong> einer<br />
lokalen Schädigung fällt i. d. R. ein ganzes Spannglied<br />
aus. Für das Ankündigungsverhalten <strong>nach</strong> <strong>dem</strong> <strong>Riss</strong>-<strong>vor</strong>-<br />
<strong>Bruch</strong>-<strong>Kriterium</strong> haben die Spanngliedgröße und -anzahl<br />
eine maßgebende Bedeutung. Mehrere kleine Spannglieder<br />
verbessern das Ankündigungsverhalten. Zugleich ist<br />
die Wahrscheinlichkeit geringer, dass alle Spannglieder<br />
gleichzeitig ausfallen, da sie im Querschnitt an verschiedenen<br />
Positionen liegen. Somit ist der Einbau mehrerer<br />
kleiner Spannglieder günstiger als der Einbau weniger großer<br />
Spannglieder.<br />
2.3.2 Funktionsfähigkeit <strong>von</strong> mindestens einem Spannglied<br />
In den allgemeinen Nachweisen des <strong>Riss</strong>-<strong>vor</strong>-<strong>Bruch</strong>-<strong>Kriterium</strong>s<br />
können rechnerisch Querschnitte auftreten, in denen<br />
unter 40%iger Verkehrslast alle Längsspannglieder<br />
ausfallen können und die <strong>Bruch</strong>sicherheit unter Volllast<br />
für den Restquerschnitt nicht gewährleistet ist. Dabei sind<br />
zwei Fälle zu unterscheiden: Gemäß Fall 2 (Tabelle 1) treten<br />
beim Ausfall der Längsspannglieder unter 40%iger<br />
Verkehrslast Randzugspannungen auf, die die Betonzugfestigkeit<br />
überschreiten. Gemäß Fall 4 (Tabelle 1) erreichen<br />
die Randspannungen bei 40%iger Verkehrslast die<br />
Betonzugfestigkeit nicht. Diese Stellen erweisen sich als<br />
besonders kritisch.<br />
Aus praktischer Sicht ist es jedoch kaum möglich,<br />
dass sämtliche Spannglieder an einer Stelle ausfallen, ohne<br />
dass dies durch <strong>Riss</strong>e erkennbar ist. Auch wenn die Betonzugfestigkeit<br />
weder am oberen noch am unteren Querschnittsrand<br />
überschritten wird, ist mit <strong>Riss</strong>en infolge <strong>von</strong><br />
Spaltzugkräften im Stegbereich – zumindest bei Plattenbalken-<br />
und Kastenträgern – zu rechnen.<br />
Aus diesem Grund wird ein ingenieurmäßig sinnvoller<br />
Ansatz für den maximalen Spanngliedausfall gewählt:<br />
Für die ergänzenden Nachweise wird festgelegt, dass mindestens<br />
ein Spannglied voll funktionsfähig bleibt. Beim<br />
Beispiel der Weisachtalbrücke entspricht dies in den betreffenden<br />
kritischen Stellen gemäß Fall 4 (Tabelle 1) mindestens<br />
14% der Spannglieder.<br />
Die Ergebnisse der Untersuchungen sind in Tabelle 2<br />
zusammengefasst. Zum Vergleich sind in der ersten Zeile<br />
des jeweiligen Querschnitts die Ergebnisse aus <strong>dem</strong> <strong>Riss</strong><strong>vor</strong>-<strong>Bruch</strong>-<strong>Kriterium</strong><br />
gemäß [6] enthalten. In der zweiten<br />
Zeile sind die Ergebnisse mit einem funktionsfähigen<br />
Längsspannglied dargestellt.<br />
Tabelle 1. Fallunterscheidung <strong>Riss</strong>-<strong>vor</strong>-<strong>Bruch</strong>-<strong>Kriterium</strong><br />
Table 1. Case differentiation “crack-before-collapse-criterion“<br />
Fall 1:<br />
Betonzugfestigkeit bei Ausfall einzelner oder sämtlicher<br />
Spannglieder überschritten, <strong>Bruch</strong>sicherheit gewährleistet:<br />
γ≥1,0 (Versagen mit Vorankündigung)<br />
Fall 2:<br />
Betonzugfestigkeit bei Ausfall einzelner oder sämtlicher<br />
Spannglieder überschritten, <strong>Bruch</strong>sicherheit nicht gewährleistet:<br />
γ
U. Albertin-Hummel/B. Brandt · Besonderheiten bei der Beurteilung des Ankündigungsver<strong>haltens</strong> <strong>von</strong> <strong>Spannbetonbrücken</strong> <strong>nach</strong> <strong>dem</strong> <strong>Riss</strong>-<strong>vor</strong>-<strong>Bruch</strong>-<strong>Kriterium</strong><br />
Tabelle 2. Vorankündigung eines Versagens: Funktionsfähigkeit <strong>von</strong> mindestens einem Spannglied<br />
Table 2. Preannouncement of failure: functional capability of minimum one tendon<br />
Station Abstand Bereich ges. Anzahl der σ o bei 0,4facher σ u bei 0,4facher <strong>Bruch</strong>sicherheit<br />
Nr. <strong>von</strong> Station- Anzahl ausfallenden Verkehrslast Verkehrslast bei voller<br />
Nr. 1 [m] Spann- Spann- [N/mm 2 ] [N/mm 2 ] Verkehrslast<br />
glieder glieder [–] *1)<br />
2.3.3 Auswertung der Ergebnisse<br />
Unter 40% der Verkehrslasten zeigen sich in den acht kritischen<br />
Querschnitten der Weisachtalbrücke geringe Randzugspannungen<br />
an der Bauteiloberseite. Die mittlere Betonzugfestigkeit<br />
<strong>von</strong> β bZ = 3,2 N/mm 2 (für B 45 [8]) wird<br />
jeweils nicht erreicht. Wenn mindestens ein Spannglied<br />
funktionsfähig bleibt ( 14% der Spannglieder), erreichen<br />
die untersuchten Querschnitte unter voller Verkehrslast eine<br />
<strong>Bruch</strong>sicherheit über <strong>dem</strong> Grenzwert <strong>von</strong> γ = 1,0.<br />
Die Anzahl der Spannglieder in den diversen Brückenbauwerken<br />
variiert stark. Je <strong>nach</strong> Spannweite und<br />
Querschnittsform beträgt die Spanngliedanzahl in der<br />
Mehrzahl der Fälle 5 bis 22.<br />
Für die Wahrscheinlichkeit eines Ausfalls aller<br />
Spannglieder in einem Querschnitt ist es günstiger, wenn<br />
möglichst viele kleine Spannglieder eingebaut sind. Bei<br />
der Betrachtung der Funktionsfähigkeit <strong>von</strong> mindestens<br />
einem Spannglied ist es rechnerisch günstiger, wenn die<br />
Vorspannkraft eines Spannglieds möglichst hoch ist.<br />
2.3.4 Schlußfolgerungen<br />
Nach den bisherigen Untersuchungen können in kritischen<br />
Querschnittsbereichen – in der Nähe der Innenstützen<br />
und bei Momentennullpunkten – alle Spannglieder<br />
14<br />
10 24,55 Feld 1 7 7 1,47 –3,00 0,70<br />
Mit zunehmender Spanngliedanzahl nimmt das<br />
Sicherheitsrisiko ab<br />
Sonderdruck aus: Beton- und Stahlbetonbau 103 (2008), Heft 9<br />
6 1,03 –3,09 1,42<br />
12 30,28 Feld 2 7 7 1,26 –1,95 0,81<br />
6 0,74 –2,12 1,56<br />
20 54,28 Feld 2 6 6 1,43 –2,49 0,79<br />
5 0,82 –2,74 1,48<br />
22 60,28 Feld 3 6 6 1,23 –1,93 0,82<br />
5 0,78 –2,19 1,60<br />
30 84,28 Feld 3 6 6 1,31 –2,48 0,80<br />
5 0,74 –2,78 1,48<br />
32 90,28 Feld 4 6 6 1,25 –1,95 0,82<br />
5 0,79 –2,21 1,59<br />
40 114,28 Feld 4 7 7 1,56 –2,69 0,76<br />
6 0,94 –2,92 1,47<br />
42 120,01 Feld 5 7 7 1,60 –2,51 0,70<br />
*1) Die Farben entsprechen der Fallunterscheidung gemäß Tabelle 1<br />
6 1,06 –2,64 1,41<br />
ausfallen, ohne dass die Betonrandspannungen die mittlere<br />
Betonzugfestigkeit erreichen. In diesen Querschnitten<br />
ist die <strong>Bruch</strong>sicherheit gewährleistet, wenn mindestens<br />
20% der eingebauten Spannglieder voll funktionsfähig<br />
bleiben.<br />
Nach den bisherigen Untersuchungen lässt sich<br />
feststellen, dass für die kritischen Querschnitte<br />
keine Bedenken hinsichtlich der Standsicherheit<br />
bestehen, wenn mindestens 20% der Spannglieder<br />
voll funktionsfähig sind<br />
2.4 Ermittlung des Verkehrslastanteils für 1,0fache<br />
<strong>Bruch</strong>sicherheit<br />
In den bisherigen Untersuchungen zur Variation der Verkehrslast<br />
wurde beim Ausfall <strong>von</strong> Spanngliedern für die<br />
kritischen Querschnitte ein annähernd linearer Zusammenhang<br />
zwischen der <strong>Bruch</strong>sicherheit unter voller Verkehrslast<br />
und <strong>dem</strong> Anteil der Verkehrslast für 1,0fache<br />
<strong>Bruch</strong>sicherheit erkennbar [6]. Dabei muss zwischen den<br />
maßgebenden Bauteilrändern (unten/oben) differenziert<br />
werden.<br />
2.4.1 Zusammenhang zwischen <strong>Bruch</strong>sicherheit,<br />
Biegemomenten und Verkehrslastanteil<br />
Die Zusammenhänge zwischen der <strong>Bruch</strong>sicherheit unter<br />
Ausfall <strong>von</strong> Spanngliedern, den Biegemomenten und den
U. Albertin-Hummel/B. Brandt · Besonderheiten bei der Beurteilung des Ankündigungsver<strong>haltens</strong> <strong>von</strong> <strong>Spannbetonbrücken</strong> <strong>nach</strong> <strong>dem</strong> <strong>Riss</strong>-<strong>vor</strong>-<strong>Bruch</strong>-<strong>Kriterium</strong><br />
möglichen Verkehrslasten werden <strong>nach</strong>folgend an statisch<br />
unbestimmten Systemen erläutert. Für statisch bestimmte<br />
Systeme gelten die Formeln analog; es ist nur das Zwangsmoment<br />
aus Vorspannung gleich Null zu setzen. Die<br />
<strong>Bruch</strong>sicherheit gemäß DIN 4227 Teil 1 [9] kann unter<br />
Ausfall <strong>von</strong> Spanngliedern folgendermaßen angegeben<br />
werden und wird in [10] als relative Tragfähigkeit bezeichnet:<br />
γ r<br />
mit:<br />
γr <strong>Bruch</strong>sicherheit unter Ausfall der Spannglieder bei<br />
voller Verkehrslast<br />
MAz,r vom Querschnitt aufnehmbares Biegemoment mit<br />
Ansatz des Restspannstahlquerschnitts<br />
MAs vom Querschnitt aufnehmbares Biegemoment mit<br />
Ansatz der Betonstahlbewehrung<br />
Mq Biegemoment infolge äußerer Lasten (ständige Lasten<br />
Mg und volle Verkehrslast Mp) Zwangsmoment aus Vorspannung<br />
M vx<br />
M<br />
=<br />
M M<br />
MAz,r +<br />
+<br />
q vx<br />
In kritischen Querschnitten ist die <strong>Bruch</strong>sicherheit unter<br />
Ausfall einzelner oder sämtlicher Spannglieder bei voller<br />
Verkehrslast mit γ r < 1,0 nicht gegeben (Fälle 2 und 4 gemäß<br />
Tabelle 1). Um die erforderliche <strong>Bruch</strong>sicherheit<br />
γ r ≥ 1,0 zu erreichen, darf die Verkehrslast nur anteilig angesetzt<br />
werden. In Bezug auf das Verhältnis des Biegemoments<br />
aus voller Verkehrslast M p zu <strong>dem</strong> Biegemoment<br />
aus den gesamten äußeren Lasten und <strong>dem</strong> Zwangsmoment<br />
aus Vorspannung (M q + M vx) je Querschnitt lässt<br />
sich in Abhängigkeit <strong>von</strong> der <strong>Bruch</strong>sicherheit unterAusfall<br />
der Spannglieder folgender möglicher Anteil der Verkehrslast<br />
ermitteln:<br />
x =1+( γ −1)<br />
·<br />
r<br />
As<br />
M q<br />
+ M<br />
M<br />
p<br />
vx<br />
mit:<br />
x Anteil der möglichen Verkehrslast für 1,0fache<br />
<strong>Bruch</strong>sicherheit unter Spanngliedausfall<br />
2.4.2 Beispiel eines statisch bestimmten Systems<br />
Am Beispiel einer Einfeldplatte soll die Ermittlung des<br />
Verkehrslastanteils erläutert werden. Das Brückenbauwerk<br />
hat eine Stützweite <strong>von</strong> 17,70 m, wurde 1970 errichtet<br />
und <strong>nach</strong> DIN 1072 [7] für die Brückenklasse 60 bemessen.<br />
Der Querschnitt hat eine konstante Höhe und<br />
kreisförmige Hohlkörper (Bild 2). Das Bauwerk wurde in<br />
Längsrichtung beschränkt <strong>vor</strong>gespannt.<br />
Bei den Nachweisen <strong>nach</strong> <strong>dem</strong> <strong>Riss</strong>-<strong>vor</strong>-<strong>Bruch</strong>-<strong>Kriterium</strong><br />
[3] wird in den Feldbereichen jeweils der untere<br />
Bauteilrand maßgebend. In zwei Querschnitten neben<br />
den Widerlagern zeigen sich kritische Stellen, in denen<br />
die <strong>Bruch</strong>sicherheit beim Ausfall einer zu bestimmenden<br />
Anzahl der Spannglieder nicht gegeben ist. Für den<br />
Feldbereich ergibt sich für alle betrachteten Querschnitte<br />
ein annähernd gleiches Verhältnis der Biegemomente<br />
M p/M q = 0,4.<br />
(1)<br />
(2)<br />
Bild 2. Einfeld-Plattenbrücke<br />
Fig. 2. Single span slab bridge<br />
Bild 3. Einfeld-Plattenbrücke: Verkehrslastanteil für 1,0fache<br />
<strong>Bruch</strong>sicherheit<br />
Fig. 3. Single span slab bridge: Portion of live load according<br />
to ultimate limit state (γ = 1.0)<br />
Damit lässt sich für den aufnehmbaren Verkehrslastanteil<br />
das Diagramm gemäß Bild 3 angeben.<br />
In den beiden Querschnitten, die mit <strong>dem</strong> <strong>nach</strong> [3]<br />
ermittelten Spanngliedausfall die <strong>Bruch</strong>sicherheit unter<br />
voller Verkehrslast nicht gewährleisten, wird jeweils der<br />
Anteil der Verkehrslast ermittelt, der gerade auftreten darf,<br />
Querschnitte, die <strong>nach</strong> <strong>dem</strong> <strong>Riss</strong>-<strong>vor</strong>-<strong>Bruch</strong>-<strong>Kriterium</strong><br />
keine Verkehrslast aufnehmen können, sind als<br />
besonders gefährdet einzustufen<br />
um die <strong>Bruch</strong>sicherheit <strong>von</strong> γ = 1,0 zu gewährleisten. Bei<br />
dieser Untersuchung ergeben sich negative Werte für die<br />
rechnerisch anzusetzende Verkehrslast. Für das <strong>vor</strong>liegende<br />
Beispiel können die beiden kritischen Querschnitte unter<br />
Spanngliedausfall keine Verkehrslasten aufnehmen,<br />
und auch die <strong>vor</strong>handenen ständigen Lasten sind für eine<br />
<strong>Bruch</strong>sicherheit <strong>von</strong> 1,0 bereits zu hoch. Diese Querschnitte<br />
sind als besonders kritisch einzustufen.<br />
Sonderdruck aus: Beton- und Stahlbetonbau 103 (2008), Heft 9<br />
15
U. Albertin-Hummel/B. Brandt · Besonderheiten bei der Beurteilung des Ankündigungsver<strong>haltens</strong> <strong>von</strong> <strong>Spannbetonbrücken</strong> <strong>nach</strong> <strong>dem</strong> <strong>Riss</strong>-<strong>vor</strong>-<strong>Bruch</strong>-<strong>Kriterium</strong><br />
2.4.3 Beispiel eines statisch unbestimmten Systems<br />
(Weisachtalbrücke)<br />
Für die kritischen Querschnitte der Weisachtalbrücke ergibt<br />
sich ein Biegemomentenverhältnis M p/(M q + M vx)für<br />
die Stützbereiche <strong>von</strong> 0,85 und für die Feldbereiche <strong>von</strong><br />
0,44. Die Ergebnisse sind in Bild 4 dargestellt [6]. Für eine<br />
<strong>Bruch</strong>sicherheit <strong>von</strong> γ = 1,0 können bei der Weisachtalbrücke<br />
die kritischen Querschnitte im Stützbereich Verkehrslastanteile<br />
zwischen 61 und 79% aufnehmen. Die<br />
Werte der kritischen Querschnitte im Stützbereich liegen<br />
auf der Geraden für den Stützbereich. Im Feldbereich betragen<br />
die möglichen Verkehrslastanteile der kritischen<br />
Querschnitte 12 bis 98%. Die Werte der kritischen Querschnitte<br />
im Feldbereich liegen auf der Geraden für den<br />
Feldbereich. Der Verlauf der Geraden ergibt sich aus <strong>dem</strong><br />
jeweiligen Biegemomentenverhältnis M p/(M q + M vx).<br />
Die Ergebnisse der einzelnen kritischen Querschnitte<br />
werden zusätzlich <strong>von</strong> anderen Faktoren – z. B. Betonstahlbewehrung,<br />
Anzahl der <strong>vor</strong>handenen Spannglieder,<br />
etc. – beeinflusst. Daher ergeben sich für die einzelnen<br />
kritischen Querschnitte sehr unterschiedliche Verkehrslastanteile,<br />
die jeweils auf der entsprechenden Geraden<br />
für den Stütz- bzw. Feldbereich liegen.<br />
2.4.4 Beispiele zur Bestimmung des möglichen<br />
Verkehrslastanteils gemäß DIN-Fachbericht 101<br />
Um für kritische Querschnitte eine <strong>Bruch</strong>sicherheit <strong>von</strong><br />
1,0 zu erreichen, muss die mögliche Verkehrslast reduziert<br />
werden. Der Anteil der Verkehrslasten lässt sich in Abhängigkeit<br />
vom Biegemomentenverhältnis M p/(M q + M vx) des<br />
betrachteten Querschnitts und der ermittelten <strong>Bruch</strong>sicherheit<br />
γ r unter <strong>dem</strong> Ausfall der Spannglieder bestimmen,<br />
wie an zwei Beispielen verdeutlicht wird.<br />
– Für eine dreifeldrige Plattenbrücke (Vollplatte) mit den<br />
Stützweiten in den Randfeldern <strong>von</strong> 18,10 m und im Innenfeld<br />
<strong>von</strong> 25,90 m, einer Plattenbreite <strong>von</strong> 5,90 m und<br />
einer Querschnittshöhe <strong>von</strong> 1,40 m ergeben sich unter<br />
Bild 4. Weisachtalbrücke: Verkehrslastanteil für 1,0fache<br />
<strong>Bruch</strong>sicherheit<br />
Fig. 4. Weisachtalbrücke: Portion of live load according to<br />
ultimate limit state (γ = 1.0)<br />
16<br />
Sonderdruck aus: Beton- und Stahlbetonbau 103 (2008), Heft 9<br />
den Einwirkungen des DIN-Fachberichts 101 [11] folgende<br />
Verhältnisse der Biegemomente (Bild 5).<br />
Stützbereich: M p/(M q + M vx) = 0,36<br />
Feldbereich Randfeld: M p/(M q + M vx) = 0,33<br />
Feldbereich Innenfeld: M p/(M q + M vx) = 0,24<br />
– Für eine dreifeldrige Plattenbalkenbrücke mit den Stützweiten<br />
in den Randfeldern <strong>von</strong> 29,0 m und im Innenfeld<br />
<strong>von</strong> 33,0 m, einer Plattenbalkenbreite <strong>von</strong> 1,30 m, einer<br />
Querschnittsbreite <strong>von</strong> 5,65 m und einer Querschnittshöhe<br />
<strong>von</strong> 1,80 m ergeben sich unter den Einwirkungen<br />
des DIN-Fachberichts 101 [11] folgende Verhältnisse<br />
der Biegemomente (Bild 6).<br />
Stützbereich: M p/(M q + M vx) = 0,49<br />
Feldbereich Randfeld: M p/(M q + M vx) = 0,41<br />
Feldbereich Innenfeld: M p/(M q + M vx) = 0,33<br />
Bild 5. Beispiel Plattenbrücke: Verkehrslastanteil für<br />
1,0fache <strong>Bruch</strong>sicherheit<br />
Fig. 5. Example slab bridge: Portion of live load according<br />
to ultimate limit state (γ = 1.0)<br />
Bild 6. Beispiel Plattenbalkenbrücke: Verkehrslastanteil für<br />
1,0fache <strong>Bruch</strong>sicherheit<br />
Fig. 6. Example T-beam bridge: Portion of live load according<br />
to ultimate limit state (γ = 1.0)
2.4.5 Auswertung der Ergebnisse<br />
U. Albertin-Hummel/B. Brandt · Besonderheiten bei der Beurteilung des Ankündigungsver<strong>haltens</strong> <strong>von</strong> <strong>Spannbetonbrücken</strong> <strong>nach</strong> <strong>dem</strong> <strong>Riss</strong>-<strong>vor</strong>-<strong>Bruch</strong>-<strong>Kriterium</strong><br />
In Abhängigkeit der Biegemomente aus den ständigen<br />
Lasten, Verkehrslasten und <strong>dem</strong> Zwangsmoment aus Vorspannung<br />
lassen sich Zusammenhänge für die <strong>Bruch</strong>sicherheit<br />
beim Ausfall <strong>von</strong> Spanngliedern unter voller Verkehrslast<br />
und <strong>dem</strong> Anteil der aufnehmbaren Verkehrslast<br />
für 1,0fache <strong>Bruch</strong>sicherheit angeben. Damit kann der<br />
aufnehmbare Anteil der Verkehrslast je Querschnitt bestimmt<br />
werden. Dieser nimmt mit kleinerem Verhältnis<br />
der Biegemomente ab.<br />
Die aufnehmbare Verkehrslast stellt ein Maß<br />
für die Gefährdung einer Spannbetonbrücke mit nicht<br />
ausreichen<strong>dem</strong> Ankündigungsverhalten dar<br />
Anhand der maximal aufnehmbaren Verkehrslast lassen<br />
sich die kritischen Querschnitte gemäß den Vorschlägen<br />
in [6] in drei Gruppen einteilen. Die Gruppe 1 beinhaltet<br />
eine Untergruppe, bei der unter Berücksichtigung<br />
des Spanngliedausfalls keine Verkehrslast aufgenommen<br />
werden kann, um die <strong>Bruch</strong>sicherheit <strong>von</strong> 1,0 zu erreichen.<br />
Bereits unter den ständigen Lasten würde ein Querschnitt<br />
aus dieser Untergruppe bei einem Spanngliedausfall<br />
gemäß des <strong>Riss</strong>-<strong>vor</strong>-<strong>Bruch</strong>-<strong>Kriterium</strong>s versagen. Diese<br />
Querschnitte sind als besonders gefährdet einzustufen.<br />
3 Vorschläge zur weiteren Vorgehensweise bei gefährdeten<br />
Brücken<br />
In [6] werden Vorschläge zur weiteren Vorgehensweise bei<br />
gefährdeten Brücken gegeben, die zu ergänzen sind.<br />
Viele ältere Brücken – besonders mit spannungsrisskorrosionsgefährdetem<br />
Spannstahl – weisen ein Tragverhalten<br />
mit Querschnitten ohne Vorankündigung gemäß<br />
den Nachweisen <strong>nach</strong> <strong>dem</strong> <strong>Riss</strong>-<strong>vor</strong>-<strong>Bruch</strong>-<strong>Kriterium</strong> [3]<br />
auf. An Hand der durchgeführten Untersuchungen kann<br />
das Restrisiko für den Bauherrn beurteilt werden. Unter<br />
Berücksichtigung der Wirtschaftlichkeit werden für die<br />
gefährdeten Brücken geeignete Maßnahmen zur Sicherung<br />
des Ankündigungsver<strong>haltens</strong> <strong>vor</strong>geschlagen.<br />
– Gemäß [6] ist für das <strong>vor</strong>handene Risiko der Brücken<br />
die Anzahl der kritischen Querschnitte in Bezug auf die<br />
untersuchten Querschnitte <strong>von</strong> entscheidender Bedeutung.<br />
– Als weiteres Beurteilungskriterium hat einerseits die Anzahl<br />
der eingebauten Spannglieder und andererseits die<br />
Anzahl der ausfallenden Spannglieder im Verhältnis zu<br />
den eingebauten Spanngliedern einen Einfluss auf das<br />
Versagensrisiko der Brücken. Je mehr Spannglieder eingebaut<br />
sind und je weniger Spannglieder im Verhältnis<br />
zu den eingebauten ausfallen, desto geringer ist das Restrisiko<br />
hinsichtlich eines Versagens der Querschnitte.<br />
– Der Anteil der maximal aufnehmbaren Verkehrslast für<br />
1,0fache <strong>Bruch</strong>sicherheit ist für die kritischen Querschnitte<br />
ein <strong>Kriterium</strong> zur Einordnung der Gefährdung<br />
des Bauwerks. Die Verkehrslastanteile wurden in drei<br />
Gruppen eingeteilt [6]. In der Gruppe 1 ist eine Untergruppe<br />
<strong>von</strong> besonderer Bedeutung, in der Querschnitte<br />
unter Spanngliedausfall keine Verkehrslast aufnehmen<br />
können und die ständigen Lasten bereits eine Überbe-<br />
anspruchung des Querschnitts her<strong>vor</strong>rufen. Diese<br />
Querschnitte sind als besonders kritisch einzustufen.<br />
– Die maximal aufnehmbaren Verkehrslastanteile können<br />
aus der <strong>vor</strong>handenen <strong>Bruch</strong>sicherheit beim Ausfall der<br />
Spannglieder und <strong>dem</strong> Verhältnis der Biegemomente<br />
M p/(M q + M vx) je Überbauabschnitt für die Querschnitte<br />
gemäß Gl. (2) ermittelt werden.<br />
Je <strong>nach</strong> Zuordnung der betreffenden Querschnitte zu den<br />
einzelnen Gruppen sind gegebenenfalls Prüfanweisungen<br />
für die Bauwerksprüfungen und kürzere zeitliche Abstände<br />
zwischen den Bauwerksprüfungen festzulegen. Es ist auch<br />
eine Überwachung der kritischen Bereiche möglich.<br />
Durch objektbezogene Schadensanalysen (OSA) [12] im<br />
Rahmen des Bauwerks-Management-Systems (BMS) [13]<br />
kann eine über die Bauwerksprüfung hinausgehende sichere<br />
Schadensbewertung stattfinden, und es können geeignete<br />
Erhaltungsmaßnahmen festgelegt werden. Des<br />
Weiteren sind Verstärkungs- oder Instandsetzungsmaßnahmen<br />
zu überprüfen und gegebenenfalls durchzuführen.<br />
Es soll ein optimales Verhältnis zwischen den Kosten für<br />
etwaige Ertüchtigungsmaßnahmen und der Zuverlässigkeit<br />
einer bestehenden Brücke erreicht werden. Dies kann mit<br />
Hilfe probabilistischer Methoden erzielt werden [14].<br />
Anhand der <strong>vor</strong>liegenden Untersuchungen und unter<br />
Berücksichtigung der Gruppeneinteilung in [6] können<br />
gefährdete Bauwerke in eine Reihenfolge zur Festlegung<br />
der Notwendigkeit <strong>von</strong> Verstärkungs- bzw. Instandsetzungsmaßnahmen<br />
gebracht werden. Abhängig vom Gefährdungsgrad<br />
lässt sich für die betreffenden Brücken die<br />
Dringlichkeit <strong>von</strong> Sicherungsmaßnahmen zur Verringerung<br />
des Versagensrisikos angeben.<br />
4 Bauwerksprüfungen<br />
Ergänzend zur Vorgehensweise bei gefährdeten Brücken<br />
zur Sicherung der weiteren Nutzung ist in Bauwerksprüfungen<br />
gemäß DIN 1076 [15] der Erhaltungszustand festzustellen<br />
und hinsichtlich eines Versagens aufgrund einer<br />
Spannungsrisskorrosion im Spannstahl zu beurteilen.<br />
Hierzu ist bei den Bauwerksprüfungen besonders auf<br />
auftretende <strong>Riss</strong>e, <strong>Riss</strong>veränderungen, Verformungen und<br />
Korrosionsschäden zu achten.<br />
Gemäß [4] zeigen sich allgemein bei Überlastung in<br />
den betreffenden Querschnitten ein ausgeprägtes <strong>Riss</strong>bild<br />
und große Verformungen. Durchgeführte Versuche zur<br />
Beurteilung des <strong>Riss</strong>-<strong>vor</strong>-<strong>Bruch</strong>-<strong>Kriterium</strong>s bestätigen eine<br />
<strong>Riss</strong>bildung erst bei höheren Lasten, als <strong>nach</strong> der linearen<br />
Theorie ermittelt wurde. Damit bleibt die <strong>Riss</strong>bildung bei<br />
Überschreitung der Betonzugfestigkeit anfänglich bei <strong>Riss</strong>breiten<br />
unter 0,2 mm. Erst mit einer weiteren Laststeigerung<br />
vergrößern sich die <strong>Riss</strong>breiten bis der <strong>Bruch</strong> eintritt.<br />
An den Bauteiloberseiten ist die <strong>Riss</strong>bildung durch<br />
den Fahrbahnaufbau praktisch nicht zu erkennen. An den<br />
Bauteilunterseiten werden sich <strong>Riss</strong>e durch einen kontinuierlichen<br />
Spanngliedausfall in einem Querschnitt langsam<br />
ausbilden und erst im Spätstadium des Querschnittsversagens<br />
als Warnsignal wirken. Auch durch Schnittgrößenumlagerungen<br />
nehmen die auftretenden <strong>Riss</strong>breiten<br />
nicht überdurchschnittlich zu. Somit können <strong>Riss</strong>e mit<br />
<strong>Riss</strong>breiten über 0,2 mm bereits auf einen großen Spanngliedausfall<br />
hindeuten.<br />
Sonderdruck aus: Beton- und Stahlbetonbau 103 (2008), Heft 9<br />
17
U. Albertin-Hummel/B. Brandt · Besonderheiten bei der Beurteilung des Ankündigungsver<strong>haltens</strong> <strong>von</strong> <strong>Spannbetonbrücken</strong> <strong>nach</strong> <strong>dem</strong> <strong>Riss</strong>-<strong>vor</strong>-<strong>Bruch</strong>-<strong>Kriterium</strong><br />
Ähnliche Aussagen treffen auch für Spaltzugrisse in<br />
den Stegen bei Plattenbalkenbrücken bzw. in den Seitenflächen<br />
bei Kastenträgerbrücken zu. Spaltzugrisse werden<br />
i. A. an den Stellen maßgebend, an denen die Spannglieder<br />
schräg verlaufen und die Querschnittsbeanspruchungen<br />
durch Biegung klein sind. Um erkennbare <strong>Riss</strong>e feststellen<br />
zu können, werden in den betreffenden Stellen alle Spannglieder<br />
ausfallen müssen. Somit werden auch in diesen Bereichen<br />
Schäden an den Spanngliedern erst spät bemerkt.<br />
Um an der Plattenunterseite eines Kastenträgers innen<br />
<strong>Riss</strong>e aus einem Versagen der Spannglieder in der<br />
Fahrbahnplatte feststellen zu können, müssen auch in diesen<br />
Querschnitten nahezu alle maßgebenden Spannglieder<br />
ausfallen, ehe sich <strong>Riss</strong>e mit den entsprechend großen<br />
<strong>Riss</strong>breiten zeigen.<br />
Ein Erkennen erster Anzeichen eines Versagens <strong>nach</strong><br />
<strong>dem</strong> <strong>Riss</strong>-<strong>vor</strong>-<strong>Bruch</strong>-<strong>Kriterium</strong> ist im Frühstadium des<br />
Versagens bei Brückenprüfungen nur sehr schwer möglich.<br />
Auffallende <strong>Riss</strong>e werden sich i. d. R. erst bei einem<br />
Fortschreiten des Spannglied- und Querschnittsversagens<br />
zeigen.<br />
Mit faseroptischen Systemen (Monitoring) lassen<br />
sich – je <strong>nach</strong> verwendetem System – bereits äußerst kleine<br />
Längenänderungen feststellen. Außer<strong>dem</strong> besteht die<br />
Möglichkeit, Einflüsse aus Temperaturbeanspruchungen<br />
in den Messergebnissen zu eliminieren. Bei kontinuierlichen<br />
Messreihen fehlt jedoch häufig der Bezug zur entsprechenden<br />
Belastung. Festgestellte Längenänderungen<br />
lassen sich nicht zwingend einem Ankündigungsverhalten<br />
<strong>nach</strong> <strong>dem</strong> <strong>Riss</strong>-<strong>vor</strong>-<strong>Bruch</strong>-<strong>Kriterium</strong> zuordnen. In festen<br />
zeitlichen Abständen ist ein Überprüfen der Längenänderungen<br />
in kritischen Querschnitten bei gefährdeten Brücken<br />
jedoch sinnvoll.<br />
Bei besonders gefährdeten Überbauten sind zerstörungsfreie<br />
Prüfverfahren – z. B. auf der Basis des Remanenzmagnetismus<br />
[16] – durchzuführen, um Spannstahlbrüche<br />
zu erkennen. Dabei brauchen nicht sämtliche<br />
Spannglieder überprüft zu werden, da <strong>nach</strong> den <strong>vor</strong>gestellten<br />
Untersuchungen schon wenige verbleibende<br />
Spannglieder ausreichen, um einen schlagartigen Kollaps<br />
zu verhindern. Mit dieser Untersuchungsmethode erreicht<br />
man ein „gutmütiges“ Ankündigungsverhalten.<br />
18<br />
Die Anweisungen für die Brückenprüfungen<br />
sind im Bauwerksbuch individuell festzulegen<br />
Die entsprechenden Möglichkeiten zur Wahrnehmung<br />
der Vorankündigung eines Versagens und die Prüfanweisungen<br />
im Bauwerksbuch sind individuell für jedes<br />
betreffende Bauwerk festzulegen. Dabei sind sowohl die<br />
kritischen Stellen zu ermitteln, als auch der Erhaltungszustand<br />
der betreffenden Brücke zu berücksichtigen.<br />
5 Zusammenfassung und Ausblick<br />
5.1 Numerische Berechnungen<br />
Hinsichtlich des Ankündigungsver<strong>haltens</strong> <strong>nach</strong> <strong>dem</strong> <strong>Riss</strong><strong>vor</strong>-<strong>Bruch</strong>-<strong>Kriterium</strong><br />
werden verschiedene numerische<br />
Berechnungen durchgeführt:<br />
– In [3] werden Empfehlungen zur Überprüfung und Beurteilung<br />
<strong>von</strong> Brückenbauwerken, die bis 1965 mit ver-<br />
Sonderdruck aus: Beton- und Stahlbetonbau 103 (2008), Heft 9<br />
gütetem Spannstahl St 145/160 erstellt wurden, angegeben.<br />
Besonders gefährdete <strong>Spannbetonbrücken</strong> sind<br />
hinsichtlich ihres Ankündigungsver<strong>haltens</strong> <strong>nach</strong> <strong>dem</strong><br />
<strong>Riss</strong>-<strong>vor</strong>-<strong>Bruch</strong>-<strong>Kriterium</strong> rechnerisch zu untersuchen.<br />
– Zusätzlich werden in [6] numerische Berechnungen zur<br />
Variation der Betonzugfestigkeit und zur Variation der<br />
Verkehrsbelastung <strong>vor</strong>gestellt.<br />
– In [5] werden die Einflüsse aus Temperaturbelastung<br />
und aus Schnittgrößenumlagerung infolge eines Querschnittsversagens<br />
numerisch berechnet und erläutert.<br />
– In der <strong>vor</strong>liegenden Arbeit wird die Anzahl der funktionsfähigen<br />
Spannglieder variiert.<br />
– Zusätzlich wird eine Anleitung entwickelt, anhand der<br />
sich die Verkehrslastanteile für 1,0fache <strong>Bruch</strong>sicherheit<br />
für die einzelnen Querschnitte bestimmen lassen.<br />
Aufgrund der numerischen Ergebnisse lassen sich gefährdete<br />
Brücken mit Querschnitten ohne ausreichendes Ankündigungsverhalten<br />
in Gefährdungsklassen einteilen. In<br />
Anlehnung an die Gefährdung des Bauwerks lassen sich<br />
Vorschläge zur weiteren Vorgehensweise und Hinweise<br />
für Bauwerksprüfungen gemäß DIN 1076 [15] geben.<br />
5.2 Einflüsse der Baukonstruktion<br />
Die gewählte Konstruktion beeinflusst das Ankündigungsverhalten<br />
eines Bauwerks und das Restrisiko für den Bauherrn:<br />
– Einflüsse der konstruktiven Durchbildung bestehender<br />
Brücken werden in [6] beurteilt<br />
– Einflussfaktoren aus der Tragkonstruktion der Brückenbauwerke<br />
werden in [5] <strong>vor</strong>gestellt<br />
– Unwägbarkeiten in der Bauausführung beeinflussen das<br />
Versagensrisiko der Brücken ebenfalls [5]<br />
Die maßgebenden Einflüsse der gewählten Baukonstruktion<br />
führen zu einer Bewertung des Restrisikos für den<br />
Bauherrn.<br />
5.3 Erweiterte Anwendungsbereiche<br />
Das Ankündigungsverhalten <strong>nach</strong> <strong>dem</strong> <strong>Riss</strong>-<strong>vor</strong>-<strong>Bruch</strong>-<br />
<strong>Kriterium</strong> wird <strong>vor</strong>rangig bei Brücken berechnet, die mit<br />
spannungsrisskorrosionsgefährdetem Spannstahl hergestellt<br />
wurden.<br />
Unter Berücksichtigung der <strong>vor</strong>gestellten Berechnungen<br />
kann die Ermittlung des Ankündigungsver<strong>haltens</strong><br />
<strong>nach</strong> <strong>dem</strong> <strong>Riss</strong>-<strong>vor</strong>-<strong>Bruch</strong>-<strong>Kriterium</strong> auch bei Brücken mit<br />
möglichen Spannstahlschäden – ohne spannungsrisskorrosionsgefährdeten<br />
Spannstahl – zu maßgebenden Ergebnissen<br />
führen:<br />
– Bei Brücken mit Spannstahlschäden sind entweder die<br />
Stellen der Schäden bekannt oder es kann aus der Bauwerkskonstruktion,<br />
Spanngliedlage, Bauausführung,<br />
etc. der maßgebende Bereich festgelegt werden. In der<br />
Regel treten aus der Höhenlage der Spannglieder im Zusammenhang<br />
mit Ungenauigkeiten in der Bauausführung<br />
(z. B. Verpressfehler, Feuchtigkeitseintritt, etc.) die<br />
häufigsten Spannstahlschäden in den Feldbereichen<br />
auf.<br />
– In den Feldbereichen zeigt sich i. d. R. ein Ankündigungsverhalten<br />
<strong>nach</strong> <strong>dem</strong> <strong>Riss</strong>-<strong>vor</strong>-<strong>Bruch</strong>-<strong>Kriterium</strong>.
U. Albertin-Hummel/B. Brandt · Besonderheiten bei der Beurteilung des Ankündigungsver<strong>haltens</strong> <strong>von</strong> <strong>Spannbetonbrücken</strong> <strong>nach</strong> <strong>dem</strong> <strong>Riss</strong>-<strong>vor</strong>-<strong>Bruch</strong>-<strong>Kriterium</strong><br />
Außer<strong>dem</strong> haben die Feldbereiche den Vorteil, dass die<br />
Bauteilunterseite kontrolliert werden kann und auftretende<br />
<strong>Riss</strong>e festgestellt werden können.<br />
– Nach der Berechnung des Ankündigungsver<strong>haltens</strong> für<br />
die Bereiche mit möglichen Spannstahlschäden und einer<br />
Beurteilung der Ergebnisse bezogen auf die Brückenkonstruktion<br />
kann durch kontinuierliche Bauwerksprüfungen<br />
ein mögliches (weiteres) Spannstahlversagen<br />
rechtzeitig festgestellt werden.<br />
Durch die gezielte Anwendung des <strong>Riss</strong>-<strong>vor</strong>-<strong>Bruch</strong>-<strong>Kriterium</strong>s<br />
auf Brücken mit möglichen Spannstahlschäden –<br />
ohne spannungsrisskorrosionsgefährdeten Spannstahl –<br />
kann das Versagensrisiko dieser Brücken hinsichtlich einer<br />
weiteren Nutzung bestimmt und beurteilt werden.<br />
5.4 Weiterführende Aspekte<br />
Zur Minimierung des Restrisikos für den Bauherrn sind<br />
im Zusammenhang mit den Bauwerksprüfungen weitere<br />
Entwicklungen <strong>vor</strong>anzutreiben, um in der Praxis vermehrt<br />
zum Einsatz zu kommen:<br />
– Im Rahmen <strong>von</strong> objektbezogenen Schadensanalysen<br />
[12] können Verfahren zur zerstörungsfreien Materialprüfung<br />
– z. B. Potentialfeldmessung, Remanenzmagnetismus<br />
[16] – für besonders gefährdete Brücken oder<br />
Querschnittsbereiche angewendet werden.<br />
– Aus den Ergebnissen der objektbezogenen Schadensanalysen<br />
lassen sich Bereiche festlegen, die z. B. mit<br />
Monitoring überwacht werden können.<br />
– Durch eine Bewertung mit probabilistischen Methoden<br />
können Maßzahlen für das Versagensrisiko eines Bauwerks<br />
angegeben werden [14].<br />
Da Brückenbauwerke nicht vollständig – jeder Bereich, jede<br />
Materialkenngröße, etc. – überprüft werden können<br />
und bei Überwachungs- und Instandsetzungsmaßnahmen<br />
auch die Kosten eine große Rolle spielen, bleibt für den<br />
Bauherrn ein Restrisiko bestehen.<br />
Mit den <strong>vor</strong>liegenden Untersuchungen und den <strong>vor</strong>gestellten<br />
Maßnahmen kann das Risiko hinsichtlich eines<br />
Versagens ohne Vorankündigung <strong>nach</strong> <strong>dem</strong> <strong>Riss</strong>-<strong>vor</strong>-<br />
<strong>Bruch</strong>-<strong>Kriterium</strong> minimiert werden. Gefährdete Bauwerke<br />
lassen sich in Gruppen einteilen [6] und können in Abhängigkeit<br />
<strong>von</strong> <strong>dem</strong> Gefährdungsgrad in eine Reihenfolge<br />
zur Festlegung der Dringlichkeit <strong>von</strong> Verstärkungs- bzw.<br />
Instandsetzungsmaßnahmen gebracht werden.<br />
Dank<br />
Wir bedanken uns beim Staatlichen Bauamt Schweinfurt<br />
für die zur Verfügung gestellten Bauwerksunterlagen und<br />
die Möglichkeit zur Veröffentlichung der Ergebnisse.<br />
Literatur<br />
[1] Mietz, J.: Wasserstoffinduzierte Spannungsrisskorrosion an<br />
vergüteten Spannstählen. Bauingenieur 74 (1999), S. 403–<br />
411.<br />
[2] Moersch, J.: Zur wasserstoffinduzierten Spannungsrisskorrosion<br />
<strong>von</strong> hochfesten Spannstählen. Deutscher Ausschuss<br />
für Stahlbeton (DAfStb). Heft 563. Berlin: Beuth-Verlag<br />
GmbH 2005.<br />
[3] König, G., Tue, N. und Bauer, T.: Pommerening, D.: Schadensablauf<br />
bei Korrosion der Spannbewehrung. Deutscher<br />
Ausschuss für Stahlbeton (DAfStb). Heft 469. Berlin: Beuth-<br />
Verlag GmbH 1996.<br />
[4] König, G., Tue, N., Bauer, T. und Pommerening, D.: Untersuchung<br />
des Ankündigungsver<strong>haltens</strong> der Spannbetontragwerke.<br />
Beton- und Stahlbetonbau 89 (1994), Heft 2, S. 45–49<br />
und S. 76–79.<br />
[5] Albertin-Hummel, U. und Brandt, B.: Besonderheiten bei<br />
der Beurteilung des Ankündigungsver<strong>haltens</strong> <strong>von</strong> <strong>Spannbetonbrücken</strong><br />
<strong>nach</strong> <strong>dem</strong> <strong>Riss</strong>-<strong>vor</strong>-<strong>Bruch</strong>-<strong>Kriterium</strong>. Teil I: Temperatur,<br />
Schnittgrößenumlagerung. Beton- und Stahlbetonbau<br />
103 (2008), Heft 8, S. 541–549.<br />
[6] Albertin-Hummel, U. und Brandt, B.: Zur Beurteilung des<br />
Ankündigungsver<strong>haltens</strong> <strong>von</strong> <strong>Spannbetonbrücken</strong> <strong>nach</strong> <strong>dem</strong><br />
<strong>Riss</strong>-<strong>vor</strong>-<strong>Bruch</strong>-<strong>Kriterium</strong>. Vorschläge zur Vorgehensweise<br />
bei gefährdeten Brücken. Beton- und Stahlbetonbau 102<br />
(2007), Heft 9, S. 607–614.<br />
[7] DIN 1072: Straßen- und Wegbrücken. Ausgabe November<br />
1967.<br />
[8] DIN 1045: Beton und Stahlbeton – Bemessung und Ausführung.<br />
Ausgabe Juli 1988.<br />
[9] DIN 4227 Teil 1: Spannbeton; Bauteile aus Normalbeton<br />
mit beschränkter oder voller Vorspannung. Ausgabe Juli<br />
1988.<br />
[10] Flatau, K.-A., Holschemacher, K. und Krämer, K.: Ankündigungsverhalten<br />
<strong>von</strong> <strong>Spannbetonbrücken</strong> am Beispiel der Elsenbrücke<br />
Berlin. Hrsg. Dehn, F., Holschemacher, K., Tue, N.:<br />
Sanierung und Verstärkung <strong>von</strong> Massivbauten. Berlin: Bauwerk<br />
Verlag GmbH 2007.<br />
[11] DIN-Fachbericht 101: Einwirkungen auf Brücken. 2. Auflage<br />
2003.<br />
[12] Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung:<br />
Richtlinien für die Erhaltung <strong>von</strong> Ingenieurbauten<br />
RI-ERH-ING – Leitfaden Objektbezogene Schadensanalyse<br />
OSA. Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) 2004.<br />
[13] Krieger, J., Kaschner, R. und Haardt, P.: Die objektbezogene<br />
Untersuchung und Bewertung <strong>von</strong> Brücken im Rahmen<br />
des Bauwerks-Management-Systems. Bautechnik 77 (2000),<br />
Heft 7, S. 453–463.<br />
[14] Eichinger, E.: Beurteilung der Zuverlässigkeit bestehender<br />
Massivbrücken mit Hilfe probabilistischer Methoden. Dissertation.<br />
Technische Universität Wien (2003).<br />
[15] DIN 1076: Ingenieurbauwerke im Zuge <strong>von</strong> Straßen und<br />
Wegen – Überwachung und Prüfung. Ausgabe November<br />
1999.<br />
[16] Hillemeier, B. and Walther, A.: Fast Non-Destructive Localisation<br />
of Prestressing Steel Fractures in Post-Tensioned<br />
Concrete Bridges. Ed. Grosse, C.: Advances in Construction<br />
Materials 2007. Springer Verlag 2007.<br />
Dr.-Ing. Ursula Albertin-Hummel<br />
Prokuristin<br />
u.albertin@rieger-brandt.de<br />
Rieger + Brandt Planungsgesellschaft<br />
im Bauwesen mbH<br />
Neutorgraben 15<br />
90419 Nürnberg<br />
Dr.-Ing. Bernd Brandt<br />
Geschäftsführender Gesellschafter<br />
info@rieger-brandt.de<br />
Sonderdruck aus: Beton- und Stahlbetonbau 103 (2008), Heft 9<br />
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