Online-Marketing - Artundweise
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Das Ende der Kampagne<br />
3<br />
Dirk Beckmann<br />
Reichweite im<br />
Sinne einer<br />
ungeteilten<br />
Aufmerksamkeit<br />
sinkt rapide<br />
Die digitale<br />
Revolution hat<br />
geniales System<br />
zerstört<br />
Werbung erzeugt<br />
emotionalen<br />
Druck<br />
Klassische Werbung funktioniert nicht mehr, weil das grundlegende Versprechen<br />
der Werbeagenturen an den Kunden in einer digitalen Gesellschaft nicht mehr<br />
funktioniert: Reichweite = Umsatz. Die Reichweite ist in ihrer Breite digital fast<br />
nicht mehr vorhanden. Nicht zufällig kosten die TKP (Tausender-Kontakt-Preis)<br />
online weit weniger als offline. Aber da alles auf IP-Technologie (Internet-<br />
Protokoll-Technologie) transferiert wird, werden die TKP überall sinken und so<br />
wird Werbung in zwanzig Jahren nicht mehr das sein, was es vor zwanzig Jahren<br />
war. Reichweite im Sinne einer ungeteilten Aufmerksamkeit sinkt rapide und auch<br />
die Aufmerksamkeitsspannen der Nutzer sinken. Reichweite lässt sich eben nicht<br />
in Pageimpressions (den alten Kontakten) messen. Sie zeigt sich in Menschen, die<br />
ihre ganze Aufmerksamkeit auf eine Sache richten, wenn auch nur die berühmten<br />
dreißig Sekunden lang.<br />
Und ohne Reichweite gibt es nicht diesen „wunderbaren Druck”, den heute die<br />
Werbung erzeugt und damit die Menschen in die Supermärkte „drängt”. Die<br />
Fragmentierung der Medien durch die digitale Revolution hat eines der genialsten<br />
Systeme zerstört, das sich die Industrie aufgebaut hat. Eine kommunikative<br />
Einbahnstraße, bei der ein Absender fast jede Botschaft verbreiten kann. Heute<br />
will der Nutzer mehr und mehr in den Dialog treten. Er will gesehen werden und<br />
sehen, was die anderen tun oder zu bestimmten Produkten sagen.<br />
Gerade die jüngere Generation ist es gewohnt, zu kommunizieren. Nur wenige<br />
Unternehmen haben das in ihrem Geschäftsmodell verankert: mit den Kunden reden.<br />
Wer jedoch nicht den Ton trifft oder schlimmer noch, schlechte Produkte anbietet,<br />
wird es sich mit den Digital Natives schnell verscherzen. Waren es früher noch 42<br />
Menschen, denen man von einer schlechten Erfahrung berichtet hat, sind es heute<br />
130. Also die durchschnittliche Anzahl der Freunde, denen man auf Facebook von<br />
einem völlig veralteten Produkt oder einer unfreundlichen Servicekraft berichtet.<br />
Dazu kommt, dass Werbetreibende heute nicht wissen, was die Zukunft bringt und<br />
daher auch keine strategischen Entscheidungen gefällt werden. Alle probieren nur<br />
herum. Business Development? Fehlanzeige! Ob Verlage, FMCG-Konzerne oder der<br />
deutsche Mittelstand. Denn eine zentrale Frage kann heute niemand abschließend<br />
beantworten: Wird man Facebook, Google und Co. weiterhin freien Lauf lassen<br />
und dabei zusehen, wie diese Netzwerke Datenschutz- und Persönlichkeitsrechte<br />
missachten, um damit Geld zu verdienen? Anders formuliert: Wird es also die ganzen<br />
neuen Werbeformen in ein paar Jahren überhaupt noch geben?<br />
Werbung wurde von digitaler Seite oft als Einbahnstraße gering geschätzt, als<br />
Methode, die den Kunden entmündigt. Doch sieht man sie als Unterhaltung<br />
– zumindest die gut gemachten Spots – dann erzeugt Werbung neben der<br />
Aufmerksamkeit den notwendigen emotionalen Druck, um neue Kunden zu<br />
http://www.marketing-boerse.de/Experten/details/Dirk-Beckmann