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Belastbare Fakten statt - brands & values

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– das magazin für fluidmanager<br />

Mit Gastbeiträgen von:<br />

„Wer einmal lügt,<br />

dem glaubt man nicht,<br />

auch wenn er dann die Wahrheit spricht.“<br />

Werte<br />

Nachhaltigkeit<br />

Glaubwürdigkeit?<br />

BelastBare FakteN <strong>statt</strong> „GreeN-WashiNG“<br />

Die Bedeutung der Environmental Product Declaration (EPD) für die B2B-Kommunikation<br />

Ausgabe 02 | 2012<br />

02<br />

employer oder employee BraNdiNG<br />

Oder wie die Demografie Unternehmen zum Nachdenken bringt<br />

Blue Competence (VDMA), Wertekommission e. V., <strong>brands</strong> & <strong>values</strong> GmbH, bvik Bundesverband Industrie Kommunikation e. V., Zukunftsinstitut GmbH


Editorial<br />

Jürgen Schöntauf<br />

2 fm-fluidmanager | 02<br />

liebe leserinnen und leser,<br />

die Reaktionen auf die erste Ausgabe des<br />

fluidmanagers waren sehr positiv – und<br />

skeptisch. Großes Lob<br />

haben wir für die Inhalte<br />

und die grafische Aufbereitung<br />

erhalten. Das<br />

hat uns sehr gefreut und<br />

für das zweite Heft zusätzlich<br />

motiviert. Skeptisch<br />

äußerten sich einige<br />

von Ihnen bezüglich<br />

der Frage, ob ein thematisch<br />

und optisch so<br />

innovatives Magazin wohl das richtige<br />

für eine konservative Branche wie die<br />

Fluidbranche wäre. Maschinenbauer<br />

seien doch in erster Linie technik-, in<br />

zweiter zahlenorientiert. Der Entwicklungsingenieur<br />

hüte Ideen wie seinen<br />

Augapfel, da sei die Vorstellung von<br />

Open Innovation mehr unser Wunschdenken<br />

als seine realistische Option.<br />

Und jetzt kommen wir in der zweiten<br />

Ausgabe auch noch mit Themen wie<br />

Werte und Nachhaltigkeit daher. Unternehmenskultur,<br />

pah, das sei doch für die<br />

technikorientierte Fluidbranche, in der<br />

die Führungskräfte vielfach selbst Ingenieure<br />

seien, wirklich so gar nichts.<br />

Interessanterweise hat niemand behauptet,<br />

selbst so zu denken. Unsere<br />

Gesprächspartner haben lediglich vermutet,<br />

dass andere, Sie, unsere Leser,<br />

so denken könnten. Diejenigen, mit<br />

denen wir gesprochen haben, waren<br />

ihrerseits entweder nachdenklich oder<br />

fühlten sich sogar bestätigt in dem Eindruck,<br />

dass es so nicht weitergehen<br />

kann. Sie sind entweder längst mit akutem<br />

Fachkräftemangel konfrontiert und<br />

suchen händeringend nach Wegen, sich<br />

als Arbeitgeber attraktiv darzustellen.<br />

Oder sie nehmen selbst eine resignierte,<br />

unmotivierte Stimmung in ihrem Unternehmen<br />

wahr und sehnen sich nach<br />

Aufbruch und innovativer Atmosphäre.<br />

Unsere Gesellschaft ist im Umbruch.<br />

Die Generation, die jetzt auf den Arbeitsmarkt<br />

strebt, zeigt es deutlich: Sie<br />

stellt die Sinnfrage, sie will die „Kreativität“<br />

und das „überdurchschnittliche<br />

Engagement“, das in den Stellenanzeigen<br />

verlangt wird, im Arbeitsalltag<br />

wirklich einbringen dürfen. Und nicht<br />

von starren Hierarchien, fehlender Anerkennung<br />

und unmotivierten Kollegen<br />

und Vorgesetzten frustriert werden.<br />

Unsere Gastautoren betrachten unseren<br />

Themenschwerpunkt „Werte –<br />

Nachhaltigkeit – Glaubwürdigkeit?“ aus<br />

unterschiedlichen Perspektiven. Sie alle<br />

bestätigen aber den Eindruck, dass unsere<br />

Unternehmenskultur im Umbruch<br />

ist und Unternehmen sich Veränderungen<br />

stellen müssen: ökonomischen,<br />

ökologischen, technischen, vor allem<br />

aber auch gesellschaftlichen. Kunden<br />

und Mitarbeiter wollen heute wertgeschätzt<br />

werden. Wo ihr Nutzen im<br />

Zentrum unternehmerischer Entscheidungen<br />

steht, wird nachhaltig gehandelt.<br />

Erfolg ist dann die unmittelbare<br />

Konsequenz.<br />

Lassen Sie sich inspirieren.<br />

Mit den besten Grüßen<br />

Ihr<br />

Jürgen Schöntauf


Strategie & Methode<br />

Werteorientierte Führung<br />

Interview mit Dr. Mario Kuduz<br />

|S.4<br />

Werte schaffen Wert! |S.8<br />

Employer oder Employee<br />

branding |S.10<br />

BlueCompetence<br />

21 %<br />

technik für Nachhaltigkeit<br />

Kommunikation<br />

Beteiligung weckt Potenziale<br />

Interview mit Horst Hartmann<br />

|S.14<br />

Nachhaltigkeit – auch eine<br />

Frage der Kommunikation<br />

|S.16<br />

employee<br />

employerbranding oder<br />

14 %<br />

<strong>Belastbare</strong> <strong>Fakten</strong><br />

<strong>statt</strong> „Green-Washing“<br />

Fluid World<br />

Kampf der Systeme<br />

Hydraulik vs. Elektronik |S.18<br />

Speichern mit Druckluft<br />

|S.20<br />

Blue Competence Technik<br />

für Nachhaltigkeit |S.22<br />

Fluidtechnik als Vorreiter<br />

|S.25<br />

Service<br />

Ein Verband, ein Ziel, zwei<br />

Sichtweisen bvik |S.26<br />

<strong>Belastbare</strong> <strong>Fakten</strong> <strong>statt</strong><br />

„Green-Washing" |S.30<br />

Nachhaltige Medienproduktion<br />

|S.36<br />

Fit für die Zukunft Fördermöglichkeiten<br />

für KMU |S.38<br />

Glosse<br />

|S.22<br />

|S.10<br />

|S.30<br />

Ändern Sie die Perspektive<br />

|S.28<br />

02 | fm-fluidmanager 3


Service<br />

30 fm-fluidmanager | 02<br />

<strong>Belastbare</strong> <strong>Fakten</strong><br />

<strong>statt</strong> „Green-Washing"<br />

die Bedeutung der environmental product declaration (epd)<br />

für die B2B-kommunikation


Bedingt durch das wachsende Bewusstsein für den aktuellen Klimawandel und<br />

seine Folgen zielen unternehmerische Nachhaltigkeitsstrategien immer stärker auf ökologische<br />

Aspekte ab. Durch einige in der Vergangenheit bekannt gewordene Negativbeispiele<br />

entsteht hierbei jedoch schnell der Verdacht des „Green-Washing“. Als geeignetes Instrument,<br />

solchen Vermutungen aus dem Weg zu gehen, erweist sich eine Nachhaltigkeitskommunikation,<br />

die auf einer Umweltproduktdeklaration (Environmental Product Declaration – EPD,<br />

Umweltdeklaration vom Typ III) beruht. Die durch den Lebensweg eines Produkts<br />

hervorgerufenen Umweltauswirkungen werden hier umfassend für verschiedene Wirkungskategorien<br />

(Treibhausgaspotenzial, Ozonabbaupotenzial etc.) dargestellt. Das auch auf B2B-Ebene<br />

an Bedeutung gewinnende grüne Marketing erhält so ein verlässliches Fundament.<br />

Nachhaltigkeit kann an <strong>Fakten</strong> orientiert und somit<br />

glaubwürdig kommuniziert werden.<br />

nbeeindruckt von der<br />

Finanz- und Wirtschafts-<br />

krise sowie explodierenden<br />

Staatsschulden steigen die<br />

menschlich verursachten Treibhausgas-Emissionen<br />

immer schneller an. Laut dem IPCC<br />

(Intergovernmental Panel on Climate Change)<br />

sind seit dem Jahr 2000 die CO2-Emissionen<br />

dreimal so schnell gestiegen wie zwischen<br />

1990 und 1999. Artensterben, abschmelzende<br />

Gletscher, Wirbelstürme, vermehrte Starkregen-<br />

und Flutereignisse dringen über die verschiedensten<br />

Medien täglich ins Bewusstsein<br />

der Menschen. Allein in Wikipedia finden sich<br />

zehn verschiedene CO2-Fußabdruckrechner.<br />

Auf Basis weniger Angaben zu den eigenen Lebensumständen<br />

(Wohnen, Mobilität) und zum<br />

Konsumverhalten kann hier jeder seine persönliche<br />

CO2-Bilanz ermitteln. Für den Durchschnittsdeutschen<br />

fällt jene dann miserabel<br />

aus (11 Mio. t CO2-Äquivalent-Emissionen<br />

anstelle der als klimaverträglich geltenden<br />

2,5 Mio. t). Das auf solchen Wegen geschaffene<br />

Bewusstsein für den Klimawandel und<br />

das eigene Verschulden hieran finden ihren<br />

erkennbaren Niederschlag im Konsumverhalten.<br />

Die Frage „Wie umweltfreundlich ist ein<br />

Produkt?“ spielt mittlerweile eine große Rolle<br />

bei vielen Kaufentscheidungen und ist daher –<br />

auch im B2B – kommunikatives Element von<br />

Unternehmensstrategien.<br />

Glaubwürdige Labels vs. „Green-Washing“<br />

Sichtbare Folge: Grüne Labels /Werbebotschaften<br />

boomen wie nie zuvor. Jegliche Produkte<br />

von der Zahnpasta bis zum Bauelement werden<br />

mit Umweltsiegeln wie dem Blauen Engel,<br />

Öko-Test etc. versehen. Die meisten Unternehmen<br />

sehen hierin die einfachste Möglichkeit,<br />

die Umweltfreundlichkeit ihrer Produkte<br />

gegenüber dem Einkäufer zu kommunizieren.<br />

Basieren die Aussagen und Labels auf quantifizierten<br />

und transparenten <strong>Fakten</strong>, sind sie<br />

legitimes Mittel, die Kaufentscheidung zu beeinflussen.<br />

Werden allerdings – wie in der Vergangenheit<br />

häufiger der Fall – die <strong>Fakten</strong>lage<br />

kaschierende Werbebotschaften kreiert, läuft<br />

ein Unternehmen Gefahr, des sogenannten<br />

„Green-Washing“ überführt zu werden.<br />

02 | fm-fluidmanager 31


Service<br />

32 fm-fluidmanager | 02<br />

o warb Danone für einen im April 2011 mit<br />

Unterstützung des WWF eingeführten Joghurtbecher,<br />

der „zu 93 Prozent aus nachwachsenden<br />

Rohstoffen und somit umweltfreundlicher“<br />

sein sollte. Für jenen im<br />

Activia-Sortiment verwendeten PLA (Polymilchsäure)-<br />

Becher wurde das IFEU (Institut für Energie und Umweltforschung<br />

Heidelberg) mit einer Ökobilanzierung<br />

beauftragt. Im Ergebnis zeigte sich, dass der PLA-Becher<br />

lediglich in drei von insgesamt zwölf Umweltkategorien<br />

besser abschneidet als der herkömmliche<br />

PS (Polystyrol)-Becher und daher gesamtökologisch<br />

keine Vorteile bietet. Vor dem Hintergrund, dass sich<br />

die Firma Danone als oberste Umweltziele den Klimaschutz<br />

und den Schutz fossiler Ressourcen auf die<br />

Fahnen schreibt (zwei der drei Umweltkategorien, in<br />

denen der neue Becher besser dasteht), fiel die Empfehlung<br />

des IFEU wie folgt aus: „Die Fokussierung<br />

auf die beiden Umweltziele entspricht jedoch nicht<br />

dem ganzheitlichen Ansatz der Ökobilanznorm. Dem<br />

Auftraggeber ist daher an dieser Stelle eine entsprechende<br />

Differenzierung bei der Kommunikation der<br />

Ergebnisse der Studie und der daraus gewonnenen<br />

Erkenntnisse empfohlen.“<br />

In den Werbebotschaften wie „Unser neuer umwelt-<br />

freundlicherer Becher“ oder „Danone stellt auf um-<br />

weltfreundlichere Verpackung um“ suchte man diese<br />

Empfehlung jedoch vergebens. Sie war schlicht nicht<br />

vorhanden. Danone stellte die neue Verpackung<br />

als pauschal umweltfreundlicher dar.<br />

Durch die Deutsche Umwelthilfe bekannt<br />

gemacht, fand dieser Fall schließlich<br />

seinen Weg in die breite Öffentlichkeit,<br />

schädigte massiv die Glaubwürdigkeit des<br />

Unternehmens und ist seither gern hergenommenes<br />

„Green-Washing“-Exempel.<br />

Das Beispiel zeigt das Risiko einer nicht an <strong>Fakten</strong><br />

orientierten Nachhaltigkeitskommunikation auf, die<br />

dem klassischen Marketing entsprechend auf starke,<br />

einfache Slogans setzt.<br />

Das Umweltsiegel „Der Blaue Engel”<br />

mit dem Zusatz „weil emissionsarm und<br />

energieeffizient” besagt, dass ein Produkt<br />

ausnehmend klimafreundlich ist, lässt<br />

aber keinen Rückschluss bezüglich anderer<br />

Umweltkategorien zu.<br />

Umweltsiegel für einzelne Kriterien<br />

Ähnlich wie die im Fall Danone angeführten Pauschalaussagen<br />

ermöglichen auch viele Umweltsiegel dem<br />

Konsumenten nicht den quantitativen Vergleich der<br />

Auswirkungen auf verschiedene Umweltkategorien<br />

und legen folglich den gesamtökologischen Fußabdruck<br />

eines Artikels nicht offen. So enthält beispielsweise<br />

jedes von der RAL GmbH vergebene Blaue-Engel-Siegel<br />

einen Zusatz wie: weil schadstoffarm, weil<br />

energieeffizient und emissionsarm oder weil Wasser<br />

sparend. Hieraus geht hervor, in welcher speziellen<br />

Eigenschaft ein Produkt besonders umweltfreundlich<br />

ist. Energieeffizient und emissionsarm bedeutet also<br />

vergleichsweise klimafreundlich, sagt aber nichts über<br />

die Auswirkungen auf andere Umweltkategorien wie<br />

beispielsweise das Versauerungspotenzial eines Artikels<br />

auf seinem Lebensweg aus. Praktisch bedeutet<br />

das: Der Käufer kann sich innerhalb einer Produktklasse<br />

mit zwei Artikeln konfrontiert sehen, die<br />

beispielsweise beide den „Blauen Engel weil emissionsarm<br />

und klimaeffizient“ tragen. Wie schädlich die<br />

jeweiligen Produkte hinsichtlich anderer Umweltkategorien<br />

sind, ist für den Käufer nicht nachvollziehbar.<br />

Eine vernünftige Kaufentscheidung auf Basis einer<br />

gesamtökologischen Betrachtung bleibt der Nachfrageseite<br />

verwehrt.<br />

Der ganzheitliche Ansatz der EPD<br />

Derartigen Umweltdeklarationen vom Typ I, deren<br />

Vergabe auf singulären Kriterien beruht (z. B.<br />

der Blaue Engel), steht der möglichst ganzheitliche<br />

Ansatz einer EPD entgegen. Prinzipiell auf alle<br />

Produktbereiche anwendbar werden – da mittlerweile<br />

in der europäischen Bauprodukteverordnung verankert<br />

– EPDs insbesondere im Bausektor in Auftrag gegeben.<br />

Sie bieten die Möglichkeit, die Auswirkungen<br />

eines Produktlebensweges auf mehrere festgelegte<br />

Umweltkategorien hin einzusehen. Hintergrund<br />

der Vergabe einer EPD ist die Erstellung einer Ökobilanz<br />

gemäß ISO 14040/14044. Sie erfasst jegliche<br />

von der Wiege bis zur Bahre (Rohstoffentnahme


is Entsorgung/Recycling) von einem Produkt hervorgerufenen Umweltschäden. Nach<br />

ISO 14025 werden die Ökobilanzergebnisse dann in einen EPD-Bericht überführt und abschließend<br />

von einem unabhängigen Prüfer verifiziert. Sogenannte PCR (Product Category Rules)-Dokumente<br />

gewährleisten die Vergleichbarkeit von Artikeln gleichen Nutzens. Sie legen innerhalb einer<br />

Produktklasse beispielsweise fest, für welche Menge (z. B. 1 m² im Fall eines Laminatbodens) oder<br />

Nutzungsdauer eines Artikels die ermittelten Umweltschäden jeweils zu berechnen sind. Liegen<br />

dann EPDs für Produkte gleichen Nutzens vor, ist der direkte Vergleich von Tabellen wie unten<br />

zulässig. Ihnen kann entnommen werden, wie hoch die hervorgerufenen Umweltschäden in den<br />

Kategorien Treibhausgaspotenzial, Ozonabbaupotenzial, Versauerungspotenzial, Eutrophierungspotenzial<br />

und photochemisches Oxidantienpotenzial jeweils sind. Für den Käufer heißt das, er bekommt<br />

umfassend, differenziert und vor allem quantitativ die ökologischen Folgewirkungen vor<br />

Augen geführt. So eröffnet sich ihm die Möglichkeit, verschiedene nutzengleiche Produkte hinsichtlich<br />

ihrer Auswirkungen auf einzelne Umweltbereiche zu vergleichen. Es bleibt dem Nutzer<br />

dieser Informationen selbst überlassen, eine Gewichtung der Umweltkategorien vorzunehmen.<br />

Eine Empfehlung hierfür sucht man in einer EPD vergebens. Ob zum Beispiel die Konsequenzen<br />

des Ozonabbaus oder die der Photosmogbildung weitreichender sind, ist letztlich nicht eindeutig<br />

festzulegen. Eine Urteilsbildung hierüber hängt eben auch von subjektiven Wertevorstellungen ab<br />

und ist daher immer individuell.<br />

Umweltproduktdeklaration für 1m² Laminatboden der Firma Egger.<br />

Die Tabelle quantifiziert die Auswirkungen des Produkts auf die verschiedenen Umweltkategorien.<br />

Laminatboden<br />

Auswertegröße Einheit pro m² (Produktion<br />

+ End of Life)<br />

Produktion End of Life<br />

Primärenergie, nicht erneuerbar [MJ] 67,8 125,2 -57,3<br />

Primärenergie, erneuerbar [MJ] 119,9 120,8 -0,94<br />

Treibhauspotenzial (GWP 100 Jahre) [kg CO 2-Äqv.] 3,05 -3,09 6,14<br />

Ozonabbaupotenzial (ODP) [kg R11-Äqv.] 2,58 E-07 4,55E-07 -1,97E-07<br />

Versauerungspotenzial (AP) [kg SO 2-Äqv.] 0,037 0,022 0,015<br />

Eutrophierungspotenzial (EP) [kg Phosphat-Äqv.] 0,0095 0,0063 0,0032<br />

Photochem. Oxidantienbildungspotenzial (POCP) [kg Ethen-Äqv.] 0,00857 0,00810 0,00045<br />

Konkrete Nachhaltigkeitsstrategien<br />

Im B2B-Bereich sind die Informationen einer EPD insbesondere für Einkäufer, Beschaffer, aber<br />

auch für Produktmanager und Produktentwickler von Interesse. So tritt auch die Angebotsseite als<br />

Treiber des privat organisierten Programms in Erscheinung.<br />

Neben dem Informationsbeitrag, der durch die direkte Kundenverfügbarkeit eines EPD-Dokuments<br />

gewährleistetet wird, ermöglicht eine Umweltproduktdeklaration dem Anbieter, gezielt<br />

Verbesserungsstrategien auszuarbeiten sowie sein ökologisches Marketing an <strong>Fakten</strong> orientiert<br />

und daher glaubwürdiger zu gestalten.<br />

02 | fm-fluidmanager 33


Service<br />

34 fm-fluidmanager | 02<br />

ie solche Innovationen und Wer-<br />

bebotschaften aussehen können,<br />

macht der Teppichfliesenhersteller<br />

InterfaceFLOR vor. Auf Grundlage<br />

der ersten EPD für Teppichfliesen und ihrer vorangegangenen<br />

Ökobilanzierung entwarf das<br />

Unternehmen den InterfaceFLOR-Nachhaltigkeitsindex,<br />

wobei Treibhausgasemissionen,<br />

„graue Energie“ (Energie, die während des gesamten<br />

Lebenszyklus des Produkts aufgewendet<br />

wird) und Toxizität jeweils ein Drittel des<br />

Gesamtindex ausmachen. Durch die Lebenszyklusanalyse<br />

konnte das zur Teppichfliesenherstellung<br />

verwendete Garn als Hauptübeltäter<br />

hinsichtlich der drei genannten Kategorien<br />

ausgemacht werden. Diesem Umstand Rechnung<br />

tragend, entwickelte InterfaceFLOR eine<br />

neue Technologie, bei der der Garneinsatz um<br />

50 Prozent reduziert wurde. Zudem brachte<br />

das Unternehmen eine Produktlinie auf den<br />

Markt, bei der das verwebte<br />

Garn zu 100 Prozent aus recyceltem<br />

Material besteht. Neben<br />

pre-consumer-recycelten Anteilen<br />

werden hierfür alte Teppichfliesen<br />

und Fischernetze<br />

wiederverwertet. Jene Innovationen<br />

sowie zusätzliche Maßnahmen,<br />

wie die Verminderung<br />

der absoluten CO2-Emissionen<br />

um 35 Prozent und das „ReEntry“-Rücknahmeprogramm<br />

für ausgediente Teppichfliesen,<br />

das insbesondere darauf abzielt, die Deponieentsorgung<br />

zu verhindern, erlaubten Interface-<br />

FLOR, ihre Nachhaltigkeitsstrategie ausnehmend<br />

konkret zu formulieren. So erhielt das<br />

Unternehmen 2011 dann neben vielen anderen<br />

Nachhaltigkeitsauszeichnungen wie dem<br />

„Business Green Leaders Award“ oder dem<br />

„Sustainable Business Award“ in der Kategorie<br />

„Waste and Recycling“ auch den „Mixology 11<br />

Award“ für die beste Marketing-Kampagne des<br />

Jahres.<br />

Das Beispiel InterfaceFLOR macht deutlich,<br />

welche strategischen Chancen sich für ein Unternehmen<br />

auf Grundlage einer EPD für seine<br />

Produkte eröffnen. Basierend auf der durch<br />

die umfassende Lebenszyklusanalyse erkannten<br />

und durch die EPD öffentlich einsehbaren<br />

Ausgangssituation sowie der Identifizierung<br />

der umweltrelevanten Hotspots über Entwicklung<br />

und Umsetzung neuer Technologien bis<br />

hin zur Kommunikation der Zukunftsperspektiven<br />

ist der Hersteller jetzt in der Lage, eine<br />

Nachhaltigkeitsgeschichte zu seinem Produkt<br />

zu erzählen. Zwischen dem Käufer und dem<br />

Produkt spannt sich eine neue Bezugsebene<br />

auf, der Artikel erhält ein Gesicht und die<br />

Einflussnahme auf die Kaufentscheidung ist<br />

leicht absehbar. „Green-Washing“ -Verdachtsmomenten,<br />

die sich über Einsicht in die Umweltproduktdeklarationen<br />

letztlich ohnehin<br />

gänzlich aus der Welt räumen lassen, kann<br />

durch eine solche Nachhaltigkeitsstrategie von<br />

Anfang an entgegengetreten werden.<br />

Dr. Hermann Achenbach, <strong>brands</strong> & <strong>values</strong><br />

Martin Blumberg, <strong>brands</strong> & <strong>values</strong>


Dr. Hermann Achenbach ist Berater<br />

im Fachbereich Umweltmanagement<br />

der Nachhaltigkeitsberatung<br />

<strong>brands</strong> & <strong>values</strong> GmbH und ausgewiesener<br />

Experte in den Gebieten<br />

der Umwelt- und Ressourcenökonomie,<br />

Geologie, Bioklimatologie,<br />

Produktökobilanzierung/EPD und Carbon Management.<br />

zu verbinden.<br />

Impressum<br />

V.i.S.d.P.: Sonja und Jürgen Schöntauf, amedes GbR<br />

Redaktion: Sonja Schöntauf, Jürgen Schöntauf, Gina Wilbertz<br />

Projekt- und Anzeigenleitung: Gina Wilbertz<br />

Martin Blumberg ist Geschäftsführer<br />

der Nachhaltigkeitsberatung<br />

<strong>brands</strong> & <strong>values</strong> GmbH, die branchenübergreifendmaßgeschneiderte<br />

Green-Business-Lösungen<br />

entwickelt, um nachhaltiges Wirtschaften<br />

mit geschäftlichem Erfolg<br />

Verena Kügel ist seit Juli 2011<br />

Verbandsreferentin des Bundesverbands<br />

Industrie Kommunikation<br />

e. V. (bvik). Sie plant und koordiniert<br />

die Veranstaltungen und<br />

Aktivitäten des Verbandes in Abstimmung<br />

mit dem Vorstand und<br />

ist für Verbandswebsite und -newsletter zuständig.<br />

Zuvor war sie als Projektleiterin bei einer Agentur für<br />

Eventmarketing tätig.<br />

Grafik und Layout: Daniel Michaelsen<br />

Lektorat: Dr. Hildegard Mannheims<br />

Erscheinungsweise: halbjährlich<br />

Bildnachweise: Shutterstock Images, Fotolia, iStockphoto<br />

Druck: Köllen Druck + Verlag GmbH<br />

Print kompensiert<br />

Id-Nr. 1217826<br />

www.bvdm-online.de<br />

Gastautoren dieser Ausgabe<br />

Gerald Scheffels berichtet als<br />

freiberuflicher Fachjournalist regelmäßig<br />

über Neuentwicklungen<br />

in der mobilen und stationären<br />

Antriebstechnik – u. a. in den<br />

Fachzeitschriften „Automobil Industrie“,<br />

„f+h Fördern und Heben“<br />

und „IVT Industrial Vehicle Technology“.<br />

Dr. phil. nat. Dipl.-Chem. Darius<br />

Soßdorf ist Referent in der Abteilung<br />

Technik und Umwelt im<br />

VDMA (Verein Deutscher Maschinen-<br />

und Anlagenbauer) und Assistent<br />

der Geschäftsführung der<br />

FGMA (Fachbetriebsgemeinschaft<br />

Maschinenbau). Als Experte für Umwelttechnologie<br />

leitet er das Projekt Blue Competence, die Nachhaltigkeitsinitiative<br />

des VDMA.<br />

Franziska Steinle ist Pressereferentin<br />

des Zukunftsinstituts. Ihre<br />

Aufgabe ist es, die Inhalte des<br />

1998 von Matthias Horx gegründeten<br />

Think Tanks nach außen zu<br />

vermitteln. Ihren Abschluss als<br />

Kommunikationswissenschaftlerin<br />

und Praktische Sozialwissenschaftlerin (M. A.) machte<br />

sie an der Universität Duisburg/Essen. Ein Schwerpunkt<br />

ihrer wissenschaftlichen und publizistischen<br />

Arbeit ist das Thema „Nachhaltigkeitsstrategien von<br />

Unternehmen“.<br />

Copyright: amedes gbr – agentur für kommunikation<br />

Inhaber: Sonja und Jürgen Schöntauf<br />

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, digitale Verwendung und<br />

Vervielfältigung jeder Art (auch auszugsweise) nur mit schriftlicher<br />

Genehmigung der amedes gbr – agentur für kommunikation.<br />

Kontakt: fluidmanager, amedes gbr, Untere Hardt 7, 53773 Hennef<br />

Tel.: +49 2242 90166-0<br />

info@fm-fluidmanager.com<br />

www.fm-fluidmanager.com<br />

www.amedes.de<br />

02 | fm-fluidmanager 39

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