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Behandlungsstrategien bei<br />

Dissozialität<br />

Referat im Rahmen der Fortbildungsreihe<br />

Herausforderndes und konflikthaftes Verhalten<br />

von Kindern und Jugendlichen<br />

Dissoziales Verhalten<br />

Edgar Kessler<br />

E. Kessler,<br />

Liebenau,<br />

200<br />

auf der Grundlage von<br />

W. Kinze,<br />

Behandlungsstrategien bei Delinquenz,<br />

Lübben, Nürnberg, Dezember 2007<br />

E. Kessler, 200, mod. nach W. Kinze<br />

.


Dissozialität<br />

Bezeichnung für das Verhalten einer Person, <strong>die</strong> nicht <strong>die</strong><br />

Fähigkeit besitzt,<br />

sich in <strong>die</strong> bestehende Gesellschaft einzuordnen.<br />

Gemeinsames Kennzeichen dissozialen Verhaltens:<br />

Verletzung von alternsgemäßen (und entwicklungsgemäßen)<br />

sozialen Erwartungen, Regeln und informellen wie formellen<br />

Normen.<br />

Verwandte Begriffe:<br />

Delinquenz Haltlosigkeit<br />

(emotionale) Verwahrlosung<br />

E. Kessler, Oktober 2009, mod. nach W. Kinze


Formen der Delinquenz<br />

Laden<strong>die</strong>bstähle<br />

Geld<strong>die</strong>bstähle<br />

Einbrüche<br />

aggressive Übergriffe / Körperverletzungen<br />

Sachbeschädigungen<br />

Kfz-Delikte<br />

Brandstiftungen<br />

Sexualdelikte<br />

Störung des Sozialverhaltens<br />

E. Kessler, Oktober 2009, mod. nach W. Kinze


Störungen des Sozialverhaltens<br />

F 91.0 auf den familiären Rahmen beschränkt<br />

F 91.1 bei fehlenden sozialen Bindungen<br />

F 91.2 bei vorhandenen sozialen Bindungen<br />

F 91.3 mit aufsässigem, oppositionellen Verhalten<br />

-1 -<br />

E. Kessler, Oktober 2009, mod. nach W. Kinze


Störungen des Sozialverhaltens<br />

F 92 kombinierte Störung des Sozialverhaltens und<br />

der Emotionen<br />

F 92.0 mit depressiver Störung<br />

F 92.8 sonstige kombinierte Störungen des<br />

Sozialverhaltens und der Emotionen<br />

F 90.1 hyperkinetische Störung des Sozialverhaltens<br />

F 60.2 dissoziale Persönlichkeits(entwickungs)störung<br />

-2 -<br />

E. Kessler, Oktober 2009, mod. nach W. Kinze


Störungen der Impulskontrolle<br />

organisches Psychosyndrom<br />

akut (Intoxikationen)<br />

chronisch („Encephalopathien“)<br />

Teilleistungsstörungen<br />

ADHS / HKS<br />

Borderline-Persönlichkeitsstörung<br />

„Pubertätskrisen“<br />

DD Psychose<br />

-3 -<br />

E. Kessler, Oktober 2009, mod. nach W. Kinze


Affekttaten bei tiefgreifender<br />

Bewusstseinsstörung<br />

Erinnerungsstörungen (‚ausgestanzt‘)<br />

charakteristischer Affektverlauf (‚Rechteckimpuls‘)<br />

typisches Folgeverhalten (Erstaunen, Hilfeleistung‘)<br />

Persönlichkeitsfremdheit<br />

Störung der Sinn- und Erlebniskontinuität<br />

E. Kessler, Oktober 2009, mod. nach W. Kinze


Affekttaten bei tiefgreifender<br />

Bewusstseinsstörung (nach Saß)<br />

spezifische Vorgeschichte (Affektgenese)<br />

Tatbereitschaft (Vorgestalten)<br />

Persönlichkeitsdisposition (Affektstau)<br />

Missverhältnis von Tatanstoß und Reaktion<br />

konstellative Faktoren (Übermüdung, Drogen)<br />

elementarer Tatablauf (archaische Destruktion)<br />

Einengung des Erlebens (tunnelförmige Wahrnehmung)<br />

E. Kessler, Oktober 2009, mod. nach W. Kinze


Bausteine des Verhaltens<br />

Lernerfahrungen<br />

Umwelteinflüsse<br />

Kultur<br />

biologisches<br />

u. psychologisches<br />

Entwicklungsalter<br />

Struktur<br />

und Funktion<br />

des Gehirns<br />

Anforderungen<br />

Situation<br />

Krankheiten<br />

Störungen<br />

aktuelles Verhalten<br />

E. Kessler, Oktober 2009, mod. nach W. Kinze


Verhalten<br />

Abfolge von Handlungen oder Unterlassungen<br />

ausgelöst durch äußere Reize<br />

(Erfordernisse / Möglichkeiten in der Umwelt)<br />

ausgelöst durch innere Reize<br />

(Appetenzen, Motive, emotionale Antriebe)<br />

führt zu Ergebnissen / Konsequenzen<br />

unmittelbar oder erst im weiteren Verlauf erfahrbar<br />

dadurch gezeigtes Verhalten positiv oder negativ verstärkt<br />

E. Kessler, Oktober 2009, mod. nach W. Kinze


Verhaltensanalyse / Problemanalyse<br />

(Mikroebene)<br />

Konkrete Konfliktsituationen<br />

typische Wahrnehmungen / kognitive Einschätzungen<br />

(‚absichtlich‘, ‚provozierend‘, Macht, Kräfteverhältnis)<br />

Affekte, Handlungsimpulse<br />

(Wut, Angst, Gegenwehr , Flucht)<br />

Folgen<br />

kurzfristig<br />

langfristig<br />

Handlungs- und Bewertungsalternativen<br />

E. Kessler, Oktober 2009, mod. nach W. Kinze


Verhaltensanalyse / Bedingungsanalyse<br />

(Makroebene)<br />

konstitutionelle Voraussetzungen (und Begrenzungen)<br />

im somatischen und psychischen Bereich<br />

entwicklungsbiologisch bzw. entwicklungspsychologisch<br />

determinierte Verhaltensmuster<br />

Einflüsse von Lerngeschichte und Milieu<br />

mögliche Auswirkungen von Krankheiten und Defekten<br />

kognitive und emotionale Möglichkeiten,<br />

Grundüberzeugungen und –erwartungen,<br />

individuelle Grundmuster, „Schemata“<br />

E. Kessler, Oktober 2009, mod. nach W. Kinze


Motivationale Grundbedürfnisse<br />

Lustgewinn / Unlustvermeidung<br />

Selbstwerterhöhung / ‚Macht‘<br />

Orientierung / Situationskontrolle<br />

(nach K. Grawe, 1998)<br />

Bindungsbedürfnis / Dazugehörigkeit<br />

Gesamtbilanz<br />

individuelle Prioritäten<br />

‚motivationale Schemata‘<br />

E. Kessler, Oktober 2009, mod. nach W. Kinze


Therapie-relevante Merkmale bei<br />

Störungen des Sozialverhaltens<br />

(objektiv) geringfügige Belastungen /<br />

Frustrationen führen zu<br />

unverhältnismäßigen Reaktionen<br />

Weglaufen<br />

impulsive Aggressionen /<br />

Zerstörungen<br />

abrupte Beziehungsabbrüche<br />

E. Kessler, Oktober 2009, mod. nach W. Kinze


Therapie-relevante Merkmale bei<br />

Störungen des Sozialverhaltens<br />

‚Schwarz-Weiß-Denken‘<br />

‚Alles oder Nichts‘<br />

Kompromisse werden nicht gesehen<br />

oder als Niederlage gewertet,<br />

Teillösungen werden nicht akzeptiert<br />

wollen sich nicht festlegen,<br />

wollen selbst bestimmen,<br />

wollen sich auf keinen Fall ‚unterwerfen‘<br />

E. Kessler, Oktober 2009, mod. nach W. Kinze


Therapie-relevante Merkmale bei<br />

Störungen des Sozialverhaltens<br />

Geringer Realitätsbezug<br />

Überschätzen<br />

der eigenen Fähigkeiten<br />

und Möglichkeiten<br />

Überschätzen<br />

der Berechtigung eigener Ansprüche<br />

Unterschätzen der Schwierigkeiten<br />

bei der Lösung der aktuellen Probleme,<br />

der dafür benötigten Zeit<br />

sowie der aufzubringenden eigenen Bemühungen<br />

E. Kessler, Oktober 2009, mod. nach W. Kinze


Therapie-relevante Merkmale bei<br />

Störungen des Sozialverhaltens<br />

mangelnde Fähigkeit / Bereitschaft<br />

Unangenehmes<br />

Verunsicherndes<br />

Ängstigendes<br />

Störendes<br />

Anstrengendes<br />

auszuhalten, zu bewältigen, abklingen zu lassen<br />

E. Kessler, Oktober 2009, mod. nach W. Kinze


Therapie-relevante Merkmale bei<br />

Störungen des Sozialverhaltens<br />

‚Externalisierung‘ der Probleme<br />

projizieren<br />

<strong>die</strong> eigene Unsicherheit / Unvollkommenheit<br />

auf das Gegenüber<br />

‚Opferrolle‘<br />

damit subjektive Berechtigung<br />

zu passivem oder antisozialen Verhalten<br />

E. Kessler, Oktober 2009, mod. nach W. Kinze


von der Anamnese zum Therapieplan<br />

Problemanalyse<br />

Zielanalyse<br />

Therapieplan<br />

E. Kessler, Oktober 2009, mod. nach W. Kinze


Psychotherapie bei<br />

Störungen des Sozialverhaltens<br />

Problemlösetraining<br />

Impulskontrolltraining<br />

soziales Kompetenztraining / ‚Skills‘<br />

Selbstmanagement<br />

Rollenspiele / Perspektivwechsel<br />

Gruppentherapie / Interaktionen<br />

Symptom<strong>hier</strong>archie / Rangfolge der Änderungen<br />

Rückmeldungen / Verstärkerpläne<br />

Verlaufsbeurteilung / Tagespläne, Wochenpläne<br />

E. Kessler, Oktober 2009, mod. nach W. Kinze


Psychotherapie bei Störungen des<br />

Sozialverhaltens<br />

Gruppentherapie<br />

offene Gruppen<br />

Diagnostik<br />

Motivation<br />

geschlossene Gruppen<br />

zeitliche Begrenzung (8 Wochen)<br />

vereinbarte Therapieziele<br />

strukturierter Ablauf<br />

E. Kessler, Oktober 2009, mod. nach W. Kinze


Soziales Kompetenztraining<br />

Bitten und Forderungen ablehnen, ‚Nein sagen‘<br />

Bitten und Forderungen äußern<br />

Kritik üben / Anerkennung äußern<br />

Kritik ertragen / verarbeiten<br />

in welcher Situation gelingt es / misslingt es? warum?<br />

eigene Rechte – Rechte der anderen<br />

nie 100%ige Lösungen<br />

E. Kessler, Oktober 2009, mod. nach W. Kinze


Grundsätze der Therapieplanung<br />

von Störungen des Sozialverhaltens<br />

Situationsanalyse<br />

Symptomatik aus Sicht der Bezugspersonen<br />

Symptomatik aus Sicht des Kindes / Jugendlichen<br />

Diagnostik<br />

Ressourcen<br />

Einschränkungen (Leistungen, Emotionen)<br />

Komorbidität (Begleiterkrankungen)<br />

Entwicklungsbedingungen<br />

‚störungsspezifische Bedingungen?‘<br />

bisherige Maßnahmen<br />

Erwartungen / Therapieziele<br />

wer / was / mit wem / womit / wann / wo ?<br />

E. Kessler, Oktober 2009, mod. nach W. Kinze


Grundlagen der Therapie<br />

von Störungen des Sozialverhaltens<br />

Exploration<br />

der Eltern / Erzieher / Lehrer<br />

der aktuellen Symptomatik<br />

zu Begleiterkrankungen und Differentialdiagnosen<br />

zu besonderen Bindungen, relativen Stärken,<br />

Interessen und positiven Eigenschaften<br />

zum familiären und sozialen Hintergrund<br />

zur störungsspezifischen Vorgeschichte<br />

(Funktion der Störung, Erfolg bisheriger Maßnahmen)<br />

zu Einstellungen zur Therapie<br />

(Therapiebereitschaft, Veränderungsbereitschaft)<br />

E. Kessler, Oktober 2009, mod. nach W. Kinze


Verhaltensanalyse<br />

15 jr., J., Störung des Sozialverhaltens<br />

Beschreibe <strong>die</strong> Situation, in der sich dein<br />

Problemverhalten gezeigt hat! Unerlaubtes<br />

Benutzen eines Feuerzeuges<br />

Was war vorher? Ich habe mich gut eingelebt, mich<br />

mit allen gut verstanden, ich war glücklich mit all<br />

meinen Zimmergenossen und wir hatten viel Spaß<br />

gemeinsam<br />

Wie war <strong>die</strong> Situation genau? Ich hab zuerst das<br />

Regal angesprüht und dann wurde es angezündet,<br />

anschließend hatte mein Bettnachbar das Feuerzeug<br />

bekommen, dann hat er sich den Oberkörper<br />

eingesprüht und das dann angebrannt und danach in<br />

<strong>die</strong> Luft gesprüht und das Feuer darunter gemacht,<br />

dann habe ich dasselbe Prinzip bei meiner Hand<br />

angewendet. Während dessen haben alle gelacht.<br />

Tobias hatte keine Anzeichen gemacht das ihm das<br />

nicht gefällt.<br />

E. Kessler, Oktober 2009, mod. nach W. Kinze


Verhaltensanalyse<br />

15 jr., J., Störung des Sozialverhaltens<br />

Was hast du gedacht? Welche SÄTZE gingen dir<br />

durch den Kopf?<br />

„wenn jetzt einer rein<strong>kommt</strong> ...“<br />

„hoffentlich bleibt das unter uns“<br />

„das ist eine einmalige Situation und es wäre Pech,<br />

wenn jetzt einer rein<strong>kommt</strong>“<br />

„ist das krass“<br />

Wie hast du dich gefühlt?<br />

Adrenalinsteigerung<br />

Nervosität<br />

Misstrauen<br />

Wie hast du dich verhalten?<br />

ich habe das Regal eingesprüht und dann wurde es<br />

angezündet, dann habe ich mir meine Hand<br />

eingesprüht und das Deo auf meiner Hand angezündet<br />

E. Kessler, Oktober 2009, mod. nach W. Kinze


Verhaltensanalyse<br />

15 jr., J., Störung des Sozialverhaltens<br />

Welche Körperreaktionen konntest du wahrnehmen ?<br />

ich habe ein wenig gezittert, <strong>die</strong> Nervosität und der<br />

Adrenalin haben meinen Verstand ein wenig unterdrückt<br />

und ich habe das Feuer meiner Hand ausgewedelt<br />

Welche Konsequenzen hat dein Verhalten ?<br />

kurzfristig positiv: ich darf mich endlich mal verteidigen<br />

kurzfristig negativ: kein Ausgang am Tag nach dem<br />

Geschehen<br />

langfristig positiv: ich weiß, wem man vertrauen darf<br />

und wem nicht<br />

langfristig negativ: geschwächtes Vertrauen gegenüber<br />

Tobias<br />

Wie willst du dich das nächste mal in einer ähnlichen<br />

Situation verhalten?<br />

ich werde meinen Kameraden <strong>die</strong> Situation miteilen und<br />

dann entsprechend handeln<br />

E. Kessler, Oktober 2009, mod. nach W. Kinze


Verhaltensanalyse<br />

Wie willst du dich das nächste mal in einer<br />

ähnlichen Situation verhalten ? Würde<br />

gern mit jemandem drüber reden, meine<br />

Gedanken / Gefühle rauslassen, bevor ich es<br />

an anderen rauslasse<br />

E. Kessler, Oktober 2009, mod. nach W. Kinze


Widerstand<br />

Wasch<br />

mir den Pelz,<br />

aber<br />

mach mich<br />

nicht nass.<br />

E. Kessler, Oktober 2009, mod. nach W. Kinze


Widerstand<br />

E. Kessler, Oktober 2009, mod. nach W. Kinze


Therapieerwartungen<br />

E. Kessler, Oktober 2009, mod. nach W. Kinze


Leitsätze für <strong>die</strong> Therapie<br />

Therapie soll Erziehung wieder möglich machen<br />

kein Kind kann gegen seine<br />

Umgebungsbedingungen stabilisiert werden<br />

Einsichtsebene und Verhaltensebene sind nicht<br />

identisch<br />

entwicklungsgefährdete Kinder und Jugendliche<br />

haben keine Zeit<br />

E. Kessler, Oktober 2009, mod. nach W. Kinze


Leitsätze für <strong>die</strong> Therapie<br />

Das Problemverhalten muss aktualisiert werden. Es<br />

reicht nicht, über <strong>die</strong> Probleme zu reden.<br />

Beschwichtigungs-Therapie hilft ebenso wenig wie<br />

Auslandsaufenthalte.<br />

Jeder braucht eine realistische Perspektive.<br />

Suchst du eine helfende Hand, schau zunächst<br />

auf deinen eigenen Arm!<br />

E. Kessler, Oktober 2009, mod. nach W. Kinze


Du bist Patient auf unserer Station. Damit sich alle wohl fühlen f hlen können, k nnen, bitten wir dich, einige Regeln zu beachten.<br />

1.Wir erwarten von dir, dass du an den für dich vorgesehenen Therapien teilnimmst und pünktlich bist.<br />

1.Während der Therapiezeiten (z.B. Beschäftigung, Schule, Bewegung) verbleiben Radio, Discman, Walkman sowie Computerspiele im Zimmer, weil du dich sonst nicht auf deine Arbeit konzentrieren kannst.<br />

1.Du nimmst gemeinsam mit den anderen Patienten deiner Gruppe <strong>die</strong> Mahlzeiten am Tisch ein.<br />

1.Deine persönlichen Getränke und Speisen kannst Du im Kühlschrank oder in der Speisekammer aufbewahren. Sie dürfen nicht mit in den Schlafraum genommen werden.<br />

1.Auch du möchtest nicht von deinen Mitpatienten geschlagen werden. Bemühe dich darum, bestehende Konflikte auf friedlichem Wege zu klären.<br />

1.Alle Einrichtungsgegenstände sind sorgfältig zu behandeln. Bei mutwilliger Zerstörung trägst du <strong>die</strong> Verantwortung und musst für den Schaden selbst aufkommen, Wiedergutmachung leisten.<br />

1.Du und deine Eltern sollten darauf achten, dass keine Werkzeuge, Taschenmesser, Nadeln, Rasierklingen, Waffen und waffenähnliche Gegenstände (auch Springerstiefel) in dein Gepäck gehören.<br />

1.Von deinen Eltern/Betreuern erbittet der Erzieher einen Betrag von 15 € im Monat, damit gemeinsame Freizeitaktivitäten bezahlt werden können.<br />

1.Dein Taschengeld wird bei den Erziehern abgegeben, weil Diebstähle vorkommen und nicht alle Jugendlichen gut mit Geld umgehen können.<br />

1.Für deine persönlichen Wertgegenstände (Taschengeld, Handy, Dokumente) kann <strong>die</strong> Station keine Haftung übernehmen. Aus Sicherheitsgründen gibst du <strong>die</strong>se Gegenstände beim Personal ab.<br />

1.Wir halten uns an <strong>die</strong> Regeln des Jugendschutzgesetzes. Deshalb darfst Du generell keinen Alkohol trinken oder andere Drogen konsumieren. Dies gilt auch für Energydrinks. Kaffee und Cola darf nur bis 16.00 Uhr und nur nach Absprache mit den Sorgeberechtigten und<br />

dem Therapeuten getrunken werden.<br />

1.Rauchen ist erst ab 16 Jahren unter strengster Einhaltung der Rauchregelung möglich.<br />

Wer keine eigenen Zigaretten hat, kann nicht rauchen.<br />

1.Jugendgefährdende Literatur und Musik sind auf der Station verboten.<br />

1.Von 20:00 Uhr bis 08:00 Uhr ist der Aufenthalt in fremden Schlafräumen nicht erlaubt. Das Bett des anderen ist tabu. Um 21:00 Uhr beginnt <strong>die</strong> Nachtruhe. Um 21:30 Uhr wird das Licht in der Diagnostikgruppe gelöscht, um 22:00 Uhr in der Therapiegruppe.<br />

1.Handys dürfen nur während der Ausgangszeit und nicht auf dem Klinikgelände benutzt werden.<br />

1.Geld, Zigaretten und Deine Bekleidung dürfen nicht verborgt bzw. verschenkt werden.<br />

Verstöß Verstöße<br />

e gegen <strong>die</strong> Stationsordnung können k nnen zum Abbruch der Therapie führen f hren!<br />

Dr. med. habil. W. Kinze Dipl.-Psych. I. Zänker ______-__________<br />

Chefarzt Stationsleiterin Unterschrift<br />

E. Kessler, Oktober 2009, mod. nach W. Kinze


Soziales Kompetenztraining<br />

E. Kessler, Oktober 2009, mod. nach W. Kinze


Probleme der Psychotherapie<br />

bei Störungen des Sozialverhaltens<br />

Die Jugendlichen sind oft nicht bereit oder in der<br />

Lage, sich mit den vermittelten Strategien<br />

aktiv auseinander zu setzen<br />

Exposition und Konfrontation auszuhalten,<br />

Kompensationen zu üben.<br />

E. Kessler, Oktober 2009, mod. nach W. Kinze


Probleme der Psychotherapie<br />

bei Störungen des Sozialverhaltens<br />

hohe Tendenz zu kognitivem und affektivem Vermeiden<br />

beunruhigender Erinnerungen oder negativer Gefühle<br />

wahrscheinlich konditionierte Reaktion, um mit den<br />

negativen frühen Erinnerungen verbundenen, mit dem<br />

auslösenden Reiz assoziierten negativen Emotionen<br />

auszuweichen<br />

E. Kessler, Oktober 2009, mod. nach W. Kinze


Probleme der Psychotherapie<br />

bei Störungen des Sozialverhaltens<br />

Probleme oft vage, chronisch und schwer zu fassen<br />

fühlen sich schon lange unglücklich, unzufrieden, erfolglos,<br />

abgelehnt, unverstanden, benachteiligt<br />

E. Kessler, Oktober 2009, mod. nach W. Kinze


Probleme der Psychotherapie<br />

bei Störungen des Sozialverhaltens<br />

früh in ihrem Leben dysfunktionale<br />

Beziehungen erfahren<br />

lebenslange Beziehungsschwierigkeiten zu<br />

wichtigen Bezugspersonen<br />

erwarten vom Therapeuten <strong>die</strong><br />

Befriedigung ihrer emotionalen<br />

Bedürfnisse, vernachlässigen darüber <strong>die</strong><br />

aktive Problembewältigung<br />

Schwierigkeiten im zwischenmenschlichen<br />

Bereich sind häufig das zentrale Problem<br />

E. Kessler, Oktober 2009, mod. nach W. Kinze


Gesellschaftliche Bedingungen<br />

für das Sozialverhalten<br />

Pluralität der Lebensstile<br />

Individualisierung ohne allgemein<br />

anerkannte Vorgaben, aber letztlich<br />

ohne geregelten Schutz<br />

Leistungs- und Konsumdenken – <strong>hier</strong>bei<br />

hoher Konformitätsdruck<br />

Rücksichtnahme, Fairness, Solidarität –<br />

eher nachrangige Werte; eingefordert,<br />

aber wenig verlässlich praktiziert<br />

Wissen, Kenntnisse, Haltungen –<br />

vorrangig gemessen am materiellen<br />

Wert<br />

E. Kessler, Oktober 2009, mod. nach W. Kinze


Gesellschaftliche Bedingungen<br />

für das Sozialverhalten<br />

individuell wenig beeinflussbare Probleme durch<br />

demographische Entwicklung<br />

Globalisierung<br />

Ausbildungs- und Arbeitsplätze<br />

fundamentalistischer Terrorismus<br />

politischer Extremismus<br />

Umweltprobleme<br />

E. Kessler, Oktober 2009, mod. nach W. Kinze


Gesellschaftliche Bedingungen<br />

für das Sozialverhalten<br />

‚Normalität‘ gekennzeichnet durch<br />

problembelastete Familien, Wechsel von<br />

Bezugspersonen, materielle und soziale<br />

Unterschiede<br />

Anonymität in Schul- und Ausbildungssystem<br />

hoher Erwartungs- und Konsumdruck durch<br />

Gruppe, Werbung und Familie<br />

– vor allem im Freizeitbereich, bei Abwertung<br />

des Leistungsbereichs<br />

subjektiver Stress trotz Absicherung der<br />

materiellen Grundbedürfnisse<br />

E. Kessler, Oktober 2009, mod. nach W. Kinze


Wertekanon von Kindern<br />

E. Kessler, Oktober 2009, mod. nach W. Kinze


Verpimpelung der Jugend?<br />

E. Kessler, Oktober 2009, mod. nach W. Kinze


Unterbringungsgesetz Baden-Württemberg<br />

freiheitsentziehende Unterbringungen<br />

bei erheblicher Gefährdung Dritter<br />

oder Gefahr erheblicher Selbstschädigung<br />

aufgrund psychischer Erkrankung<br />

unmittelbare Gefährdung muss gegeben sein<br />

nur in Kliniken mit hoheitlichem Auftrag möglich<br />

E. Kessler, Oktober 2009, mod. nach W. Kinze


strafrechtliche Verantwortlichkeit<br />

§ 3 Jugend-Gerichts-Gesetz<br />

Ein Jugendlicher ist strafrechtlich verantwortlich,<br />

wenn er zur Zeit der Tat<br />

nach seiner sittlichen und geistigen Entwicklung reif<br />

genug ist,<br />

das Unrecht der Tat einzusehen<br />

und nach <strong>die</strong>ser Einsicht zu handeln.<br />

E. Kessler, Oktober 2009, mod. nach W. Kinze


strafrechtliche Verantwortlichkeit<br />

generell unter 14 Jahren<br />

§ 20 StGB Schuldunfähigkeit<br />

bei krankhafter seelischer Störung, wegen einer<br />

tiefgreifenden Bewusstseinsstörung oder wegen<br />

Schwachsinns oder einer schweren anderen seelischen<br />

Abartigkeit<br />

§ 21 StGB verminderte Schuldfähigkeit<br />

bei aus o.g. Gründen erheblich verminderter Einsichts-<br />

und Handlungsfähigkeit<br />

E. Kessler, Oktober 2009, mod. nach W. Kinze


Unterbringung mit Freiheitsentziehung<br />

BGB 1631b<br />

Eine Unterbringung des Kindes, <strong>die</strong> mit<br />

Freiheitsentziehung verbunden ist, ist nur mit<br />

Genehmigung des Familiengerichts zulässig.<br />

Ohne Genehmigung ist <strong>die</strong> Unterbringung nur zulässig,<br />

wenn mit dem Aufschub Gefahr verbunden ist; <strong>die</strong><br />

Genehmigung ist unverzüglich nachzuholen.<br />

Das Gericht hat <strong>die</strong> Genehmigung zurückzunehmen,<br />

wenn das Wohl des Kindes <strong>die</strong> Unterbringung nicht<br />

mehr erfordert.<br />

E. Kessler, Oktober 2009, mod. nach W. Kinze


Heilerzieherische Behandlung<br />

oder Entziehungskur<br />

§ 10 (2) Jugendgerichtsgesetz<br />

Zustimmung der Erziehungsberechtigten<br />

Sachverständigen-Gutachten<br />

‚kriminelle Entgleisungen auf dem Boden seelischer<br />

Konflikte oder charakterlicher Fehlhaltungen<br />

von neurotischer Valenz‘ Stutte (1956)<br />

E. Kessler, Oktober 2009, mod. nach W. Kinze

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