Stolperstein-Verlegung für Max und Ida Schweizer am Dienstag, 6 ...
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Am 26.4.1942 k<strong>am</strong> die Deportation nach Izbica, Distrikt Lublin.<br />
Von Oberdorf <strong>und</strong> den anderen Orten k<strong>am</strong>en die armen<br />
Menschen ins S<strong>am</strong>mellager auf dem Killesberg, der Zug fuhr <strong>am</strong><br />
Inneren Nordbahnhof ab.<br />
Izbica war ursprünglich ein Dorf, verkehrsgünstig <strong>für</strong> die<br />
Deportationszüge an einer Bahnlinie gelegen. Es war zum<br />
Durchgangslager <strong>für</strong> die Vernichtungslager, vor allem Belzec <strong>und</strong><br />
Sobibor, geworden.<br />
Maria Zelzer schreibt in ihrem Buch „Weg <strong>und</strong> Schicksal der<br />
Stuttgarter Juden“ (1964): „Der Transport mit dem Ziel Izbica<br />
nahm mit den arbeitsfähigen Erwachsenen (<strong>Max</strong> war 65 Jahre,<br />
<strong>Ida</strong> erst 55 Jahre alt) auch die letzten jüdischen Kinder Stuttgarts<br />
mit. Keiner von den 278 Deportierten k<strong>am</strong> zurück.<br />
Eine Frau, Cecylja Bujanowska aus der Umgebung von Izbica,<br />
wendet sich später an den Sohn Hermann <strong>Schweizer</strong>. Sie habe die<br />
Eltern mehrmals besucht: „Sie haben mir einige Male erzählt,<br />
dass sie einen Sohn hatten <strong>und</strong> eine Tochter in Palästina , welche<br />
sie wahrscheinlich in ihrem Leben nicht mehr sehen werden.<br />
Während des schweren Winters im Jahr 1943 habe ich ihnen<br />
geholfen, wie ich nur konnte <strong>und</strong> ihnen von Zeit zu Zeit etwas<br />
Lebensmittel gebracht, um sie <strong>am</strong> Leben zu erhalten.“ Sie habe<br />
die Eltern zum letzten Mal gesehen Ende 1943 in Izbica. Dann<br />
war sie gezwungen, den Kontakt abzubrechen<br />
So verliert sich die Spur von <strong>Max</strong> <strong>und</strong> <strong>Ida</strong> <strong>Schweizer</strong> in Izbica.<br />
Später werden sie auf den 8.5.1945 <strong>für</strong> tot erklärt.<br />
2009 / Irma Glaub, Stuttgart-Süd<br />
Kontaktadressen der „Initiative <strong>Stolperstein</strong> Stuttgart-Süd“:<br />
Naturfre<strong>und</strong>e in Heslach, Werner Schmidt, Tel. 6 20 79 62<br />
Ev. Kirchengemeinde, Pfarrer Frieder Kobler, Tel. 60 61 88<br />
www.stolpersteine-stuttgart.de info@stolpersteine-stuttgart.de<br />
Bankverbindung der „Initiative <strong>Stolperstein</strong> Stuttgart-Süd“:<br />
Konto Nr. 2 525 040, BW-Bank Stuttgart (BLZ 600 501 01)<br />
Initiative<br />
_______________________________________________________________<br />
<strong>Stolperstein</strong><br />
Stuttgart-Süd<br />
Foto <strong>Ida</strong> <strong>Schweizer</strong>: Staatsarchiv Ludwigsburg<br />
<strong>Stolperstein</strong>-<strong>Verlegung</strong><br />
<strong>für</strong> <strong>Max</strong> <strong>und</strong> <strong>Ida</strong> <strong>Schweizer</strong><br />
<strong>am</strong> <strong>Dienstag</strong>, 6. Oktober 2009, 9:00 Uhr<br />
in der Immenhofer Str. 12C<br />
im Stuttgarter Süden
<strong>Max</strong> <strong>Schweizer</strong> wurde <strong>am</strong> 28.6.1877 in Schopfloch in Bayern<br />
(Franken) geboren; seine Frau <strong>Ida</strong> geb. Ettlinger k<strong>am</strong> <strong>am</strong><br />
20.2.1887 in Karlsruhe zur Welt.<br />
<strong>Max</strong> besuchte die Höhere Schule in Dinkelsbühl <strong>und</strong> die<br />
Handelsschule in Nürnberg.<br />
1913 heirateten <strong>Max</strong> <strong>und</strong> <strong>Ida</strong> in Frankfurt <strong>am</strong> Main. Sie zogen<br />
nach Stuttgart <strong>und</strong> wohnten seit 1913 ununterbrochen bis 1939 in<br />
der Immenhoferstraße 12 C.<br />
1914 wurde der Sohn Hermann geboren, im selben Jahr zog der<br />
Vater in den 1. Weltkrieg <strong>und</strong> kämpfte <strong>für</strong> Deutschland bis<br />
Kriegsende 1918. 1920 wurde die Tochter Mira Klara geboren.<br />
<strong>Max</strong> betrieb eine Fasshandlung (Industriefässer), Lager <strong>und</strong> Büro<br />
waren in der Rotebühlstraße 21. Es war ein gutgehendes <strong>und</strong><br />
florierendes Unternehmen bis ca. 1928/29, als sich der<br />
Fasshandel durch die aufkommende Industrialisierung nicht mehr<br />
lohnte. <strong>Max</strong> übernahm nun die Generalvertretung der<br />
Margarinefabrik L.H. Mohr & Co., Sitz in Altona, <strong>für</strong><br />
Württemberg <strong>und</strong> Hohenzollern. Sein Schwerpunkt war die<br />
Versorgung der jüdischen Bevölkerung seiner Gebiete mit<br />
Koscher-Margarine. Deren Vertrieb wurde ab 1933 sehr<br />
eingeschränkt <strong>und</strong> 1935 verboten. D<strong>am</strong>it hatte <strong>Max</strong> <strong>Schweizer</strong><br />
seine Existenz verloren.<br />
Bis dahin hatte man in einem gut bürgerlich geführten Haushalt<br />
gelebt, es gab eine Haushaltshilfe, die Kinder besuchten die<br />
höheren Schulen <strong>und</strong> fast alljährlich fuhr man auf einige Wochen<br />
in die Ferien. Der Sohn sagt später: „In unserem Elternhaus<br />
waren sehr viel mehr Gold- <strong>und</strong> Silbergegenstände <strong>und</strong> Schmuck<br />
vorhanden, als bei der Stuttgarter Pfandleihanstalt abgeliefert<br />
wurden“ (die dortigen Listen wurden später bei den<br />
Wiedergutmachungs-Verhandlungen eingesehen). „Meine<br />
verstorbenen Eltern hatten den größten Teil des persönlichen<br />
Schmucks sowie des Tafelsilbers etc. aus Angst vor Ablieferung<br />
schon früher verpackt <strong>und</strong> guten Bekannten zu treuen Händen<br />
übergeben in der Hoffnung, die Gegenstände später mal wieder<br />
zurückzubekommen.“<br />
Besonders wertvoll war eine Tora-Rolle aus Perg<strong>am</strong>ent mit<br />
Silberbehang, Brustschild <strong>und</strong> Krone aus massivem Silber, <strong>und</strong><br />
einem bestickten S<strong>am</strong>tmäntelchen. Immerhin war ein Bruder von<br />
<strong>Max</strong> der Rabbiner Dr. Abrah<strong>am</strong> <strong>Schweizer</strong>, der in der<br />
Gymnasiumstrasse 23 wohnte.<br />
Das Leben der F<strong>am</strong>ilie <strong>Schweizer</strong> wurde immer ärmer <strong>und</strong><br />
schwieriger. Die Eltern sorgten <strong>für</strong> die Auswanderung ihrer<br />
Kinder: der Sohn Hermann überlebte in Haifa, die Tochter Mira<br />
Klara ging zuerst nach Tel Aviv, heiratete <strong>und</strong> lebte später als<br />
Mira Klara Rassi in Johannesburg / Südafrika <strong>und</strong> zuletzt in Rio<br />
de Janeiro / Brasilien.<br />
1939 mussten <strong>Max</strong> Israel <strong>und</strong> <strong>Ida</strong> Sara <strong>Schweizer</strong> – die<br />
Zusatzvorn<strong>am</strong>en „Israel“ <strong>und</strong> „Sara“ war seit 1.1.1939<br />
Kennzeichnungs-Pflicht <strong>für</strong> alle Juden - in die Heusteigstraße 17<br />
ziehen.<br />
Am 22.10.1941 wurden sie zwangsumgesiedelt nach Oberdorf<br />
bei Bopfingen, wo sie eng zus<strong>am</strong>mengepfercht in den kleinen<br />
Häusern der dortigen Juden wohnten.<br />
Zwischenstationen auf dem Weg zur Deportation:<br />
Da ab 1939 Juden nicht mehr mit „Ariern“ zus<strong>am</strong>men in<br />
Häusern im Besitz von Nichtjuden wohnen sollten, wurden sie<br />
von der NSDAP, der Stadtverwaltung <strong>und</strong> der Gestapo<br />
zwangsweise in noch in jüdischem Besitz befindliche Häuser<br />
eingewiesen (z.T. „Judenhäuser“).<br />
Ab 1940/42 wurden aus größeren Städten Juden – aus<br />
Stuttgart 250 – in Orte mit einem ehemals hohen Judenanteil<br />
(Baisingen, Rexingen, Haigerloch, Buchau, Buttenhausen,<br />
Laupheim, Herrlingen, Oberdorf) „evakuiert“ <strong>und</strong> an die 300<br />
alte Menschen in notdürftig als „Altersheim“ eingerichtete,<br />
renovierungsbedürftige Schlösser (Tigerfeld, Dellmensingen,<br />
Oberstotzingen, Weißenstein, Eschenau) gepfercht.