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Inventarisierung und Dokumentation - praktische Hinweise für die ...

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<strong>Inventarisierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Dokumentation</strong> - <strong>praktische</strong> <strong>Hinweise</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> Arbeit der<br />

Sudetendeutschen Heimatsammlungen<br />

Referat, gehalten bei der Landeskulturtagung der SL am 17.3.2001 (Brannenburg)<br />

Beim Sudetendeutschen Archiv wird nunmehr im zweiten Jahr ein Projekt durchgeführt, das<br />

<strong>die</strong> Schaffung eines Zentralkataloges der musealen Bestände der sudetendeutschen<br />

Heimatsammlungen zum Ziel hat. So ein Zentralkatalog hätte unbestreitbare Vorzüge:<br />

Er <strong>die</strong>nt der <strong>Dokumentation</strong> der zum größten Teil dezentral aufbewahrten materiellen<br />

Kulturgüter, <strong>die</strong> außerhalb der Heimatgebiete gesammelt wurden.<br />

Er ermöglicht damit eine einfachere Recherche nach <strong>die</strong>sen Kulturgütern. Die Planung von<br />

Ausstellungen oder Publikationen zu bestimmten Themen wird damit enorm vereinfacht <strong>und</strong><br />

v.a. qualitativ verbessert. Denn ein ordentlich aufbereitetes Gesamtverzeichnis wird bei jeder<br />

Recherche immer wieder Ergebnisse liefern, zu denen man bei einer mehr oder minder<br />

zufallsbedingten Suche in einzelnen Heimatsammlungen nicht kommen würde.<br />

Um nur ein einziges Beispiel zu nennen: Die sudetendeutschen Heimatsammlungen haben fast<br />

immer ein regional beschränktes Sammelgebiet, zumeist eine Heimatgemeinde oder einen<br />

Heimatkreis. Sucht nun jemand Material <strong>für</strong> eine Ausstellung über eine bestimmte Region,<br />

etwa das Riesengebirge, so wird er danach sinnvollerweise hauptsächlich in den<br />

Heimatsammlungen suchen, <strong>die</strong> sich dem Riesengebirge widmen. Aber, wie Sie wissen,<br />

befinden sich natürlich in nahezu jeder Heimatsammlung auch Einzelstücke aus anderen<br />

sudetendeutschen Regionen als dem eigentlichen Sammelgebiet, <strong>die</strong> man dort in der Regel<br />

nicht vermuten würde. Ein Zentralkatalog, der <strong>die</strong> Objekte auch sauber nach ihren<br />

Herkunftsgebieten aufführt, findet ein Gemälde der Schneekoppe auch dann, wenn es sich<br />

zufälligerweise in der Komotauer Heimatstube befindet.<br />

Bis <strong>die</strong>ser Zentralkatalog einmal fertiggestellt ist, wird noch viel Arbeit zu leisten sein. Diese<br />

Arbeit hat auch <strong>für</strong> <strong>die</strong> Heimatsammlungen verschiedenste Auswirkungen. Denn der<br />

Zentralkatalog bildet <strong>die</strong> Summe der Einzelkataloge (<strong>und</strong> noch ein bischen mehr).<br />

1. Stand der <strong>Inventarisierung</strong><br />

Die anfängliche Hoffnung, man müßte <strong>für</strong> den Zentralkatalog einfach <strong>die</strong> vorhandenen<br />

Einzelverzeichnisse zusammen führen, hat sich als naiv herausgestellt. Denn der Stand der<br />

<strong>Inventarisierung</strong> in den einzelnen Heimatsammlungen ist einfach zu unterschiedlich. Von<br />

etwa 80 Heimatsammlungen haben bisher etwa 40 eine Kopie ihres Inventarverzeichnisses<br />

beim Sudetendeutschen Archiv hinterlegt. Darunter sind einige Inventarverzeichnisse, <strong>die</strong> auf<br />

mehreren h<strong>und</strong>ert Seiten ihren Bestand sehr genau dokumentieren. Andere belassen es<br />

allerdings bei einer einfachen Auflistung nach dem Schema: Nr. 1: Tasse, Nr. 2 Teller etc.<br />

oder gar mit dem Eintrag „ 1 Vitrine mit Geschirr“. Solche nichtssagenden Angaben in einen<br />

Zentralkatalog zu übernehmen, macht wenig Sinn.<br />

Als alleiniger Projektbearbeiter bin ich nun aber hoffnungslos überfordert, wollte ich alle<br />

<strong>die</strong>se Heimatsammlungen selber nach-inventarisieren. Dies ist bei der großen Stückzahl<br />

vollkommen unmöglich, zumal ja auch noch <strong>die</strong> umfangreiche Sammlung des<br />

Sudetendeutschen Archivs selbst inventarisiert werden muß. Deshalb versuche ich, <strong>die</strong><br />

örtlichen Sammlungsbetreuer bei einer gründlichen <strong>Inventarisierung</strong> beratend zu unterstützen


Dies geschieht durch Gespräche vor Ort, durch Vorträge <strong>und</strong> Publikationen, <strong>und</strong> nicht zuletzt<br />

auch durch eigene <strong>Inventarisierung</strong>sseminare. An <strong>die</strong>sen Seminaren haben sich bisher etwa 50<br />

Sammlungsbetreuer beteiligt. Sie erhielten dort eine praxisnahe Einführung in <strong>die</strong> Methoden<br />

der <strong>Inventarisierung</strong>. Das Wichtigste davon möchte ich Ihnen heute in einer Kurzfassung<br />

vorstellen.<br />

Unter der Inventarisation von Museumsgütern versteht man, verkürzt gesagt, deren<br />

systematische Erfassung unter verschiedenen Gesichtspunkten. Es sollen dabei möglichst<br />

viele Informationen über <strong>die</strong> einzelnen Objekte festgehalten werden.<br />

Schritte der Inventarisation<br />

1. Eingangsbuch [Folie Eingangsbuch]<br />

Im Idealfall wird jedes Objekt sofort nach dem Zugang in ein Eingangsbuch eingetragen. Die<br />

Objekte werden dort fortlaufend nummeriert, benannt, <strong>die</strong> Herkunft <strong>und</strong> Erwerbsart<br />

dokumentiert. Hier sollen auch besondere Bemerkungen zur Geschichte des Objekts, zum<br />

Verwendungszweck etc. festgehalten werden. In der Praxis zeigt sich allerdings nicht selten,<br />

daß entweder gar kein Eingangsbuch vorhanden ist, oder daß zahlreiche Objekte dort nicht<br />

erfaßt sind. In <strong>die</strong>sem Fall werden den noch nicht erfaßten Objekten dann fortlaufend neue<br />

Nummern zugewiesen. Das Eingangsbuch kann entweder selbst angefertigt werden oder auch<br />

mit den entsprechenden Vordrucken gekauft werden (Verlag Beier & Beran Weißbach,<br />

Thomas-Müntzer-Str. 103, 08134 Langenweißbach, ca. 34.-).<br />

2. Inventarnummer<br />

Um Verwechslungen auszuschließen <strong>und</strong> das Objekt eindeutig zu markieren muß <strong>die</strong><br />

Inventarnummer auch am Objekt selbst angebracht werden. Dies kann entweder provisorisch<br />

geschehen, etwa durch vorläufiges Anbringen eines Hängeetiketts, oder dauerhaft.<br />

Die Inventarnummer soll an einer Stelle angebracht werden, an der sie <strong>die</strong> Ästhetik des<br />

Objektes nicht beeinträchtigt, also vor allem nicht auf der Schauseite. Sie soll so angebracht<br />

werden, daß es ohne Demontage oder größere Bewegungen des Objekts durch<strong>für</strong>bar ist, <strong>und</strong><br />

sie muß an einer Stelle angebracht sein, an der man sie auch leicht wiederfindet. Deshalb<br />

sollte sie bei vergleichbaren Objekten stets an der selben Stelle angebracht werden. Bei<br />

gerahmten Gemälden etwa an der Außenkante des Rahmens, bei Skulpturen an der<br />

Sockelzone, bei Möbeln an einer Rück- oder Seitenwand usw. Bei Objekten, <strong>die</strong> aus nicht fest<br />

verb<strong>und</strong>enen Einzelteilen bestehen, soll jedes Einzelteil <strong>für</strong> sich beschriftet werden.<br />

Keinesfalls darf das Objekt durch das Anbringen der Inventarnummer beschädigt werden.<br />

Welches Verfahren das Geeignete ist, hängt im wesentlichen vom zu beschriftenden Material<br />

ab.<br />

K. Mohr: <strong>Inventarisierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Dokumentation</strong> - <strong>praktische</strong> <strong>Hinweise</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> Arbeit der Sudetendeutschen Heimatsammlungen S. 2<br />

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Für Holz, Keramik, Glas oder Metall wird verdünnte Acrylfarbe, mit dünnem Pinsel<br />

aufgetragen, empfohlen. Möglich ist auch Tusche mit Schreibfeder. Vorher sollte <strong>die</strong><br />

entsprechende Stelle mit farblosem Schellack präpariert werden. Damit erhält man eine glatte<br />

Schreibfläche. Er muß vor dem Beschriften aber 24 St<strong>und</strong>en lang trocknen; er kann bei Bedarf<br />

jederzeit wieder mit Reinigungsbenzin entfernt werden, <strong>und</strong> damit natürlich auch <strong>die</strong><br />

Inventarnummer. Für Objekte aus Papier soll ein Bleistift [etwa der Härte B oder B2]<br />

verwendet werden, bei Fotos aber möglichst nur <strong>die</strong> Schutzhülle beschriftet werden.<br />

Hängeetiketten aus Karton <strong>und</strong> mit einem ungefärbtem Faden eignen sich <strong>für</strong> Textilien oder<br />

zur provisorischen Kennzeichnung aller möglichen anderen Objekte; sie sind im<br />

Schreibwarenhandel erhältlich. Für Textilien wird auch Wäscheband mit Wäschestift oder<br />

Schreibmaschine verwendet.<br />

Kann das Objekt wegen seines Erhaltungszustandes oder auch seiner Größe (z. B. bei<br />

Münzen) nicht direkt beschriftet werden, so kann ihm ein mit der Inventarnummer<br />

versehendes Etikett beigelegt werden. Dies setzt aber einen sehr sorgfältigen späteren Umgang<br />

mit den Objekten voraus, der eine Verwechslung der beigelegten Zettel ausschließt.<br />

Nicht verwendet werden sollen Selbstklebe-Etiketten. Die im Klebstoff enthaltenen<br />

Weichmacher können auf Dauer Verfärbungen am Objekt bewirken. Außerdem sind beim<br />

Ablösen alter Klebeetiketten immer Beschädigungen am Objekt möglich. Und schließlich<br />

lösen sich <strong>die</strong>se Etiketten irgendwann einmal von selbst wieder ab. Eine Zuordnung der<br />

abgefallenen Nummern zu den Objekten ist dann oft nur noch sehr schwer möglich. Die<br />

direkte Beschriftung mit Filzstiften ist abzulehnen, weil <strong>die</strong> Schreibflüssigkeit in poröses<br />

Material tief eindringt <strong>und</strong> <strong>die</strong>ses verfärbt. Auch ist <strong>die</strong> Haftung auf glatten Oberflächen<br />

unzureichend. Abzulehnen sind auch mit Stecknadeln befestigte Etiketten, da <strong>die</strong> rostende<br />

Nadel das umgebende Gewebe schädigt, vor allem auch beim Entfernen der rostigen Nadel.<br />

Bei Textilien sollen möglichst ungefärbte Leinen- oder Baumwolletiketten eingenäht werden,<br />

<strong>die</strong> mit einem speziellem Stift beschriftet sind (Edding 1800).<br />

3. Inventarfoto [Folie Inv.-Foto, 2x]<br />

Zur <strong>Dokumentation</strong> gehört auch eine fotographische Erfassung des Objektes. Das Inventarfoto<br />

soll nicht <strong>die</strong> Beschreibung des Objektes ersetzen, sondern sie ergänzen. Publikationsfähige<br />

Qualität der Fotos wäre zwar erwünscht, kann aber nicht immer erreicht werden. Das Foto soll<br />

aber den Gegenstand auf jeden Fall gut erkennbar abbilden. Oft sind dazu verschiedene<br />

Ansichten oder auch Detailaufnahmen notwendig. Inventarfotos werden meist als Schwarzweiß-Aufnahmen<br />

angefertigt (SW-Negative sind länger haltbar). Farbfotos sind aber bei<br />

bestimmten Objekten von größerer Aussagekraft, etwa bei Trachten, Gemälden oder ganz<br />

allgemein bei Dekoren. Für <strong>die</strong> <strong>Inventarisierung</strong>arbeiten des Sudetendeutschen Archives wird<br />

derzeit eine digitale Fotokamera eingesetzt, <strong>die</strong> sehr zufriedenstellende Ergebnisse liefert.<br />

K. Mohr: <strong>Inventarisierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Dokumentation</strong> - <strong>praktische</strong> <strong>Hinweise</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> Arbeit der Sudetendeutschen Heimatsammlungen S. 3<br />

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Gr<strong>und</strong>sätzlich sollte <strong>für</strong> jedes Objekt ein eigenes Foto angefertigt werden, also keine<br />

Sammelaufnahmen. Mit fotographiert werden soll ein Maßstab <strong>und</strong> <strong>die</strong> Inventarnummer,<br />

wobei darauf zu achten ist, daß keins von beiden das Objekt oder Teile davon verdeckt. Bei<br />

digitaler Fotografie kann <strong>die</strong> Inventarnummer auch nachträglich am Monitor eingefügt<br />

werden. Wichtig beim Fotografieren ist ein neutraler Hintergr<strong>und</strong> (Kartons) <strong>und</strong> eine gute<br />

Ausleuchtung mit möglichst diffusem, also schattenlosem, Licht. Wichtig ist auch ein stabiles<br />

Stativ.<br />

Diese kurzen Bemerkungen zum Inventarfoto sollen vorerst genügen. Aber schon daraus wird<br />

deutlich geworden sein, daß <strong>für</strong> das Fotographieren ein nicht unerheblicher Zeitaufwand zu<br />

veranschlagen ist.<br />

4. Das Inventarblatt [Folie Inventarblatt, 2x]<br />

Bild <strong>und</strong> Text werden auf dem Inventarblatt zusammengeführt (das Bild aufgeklebt oder nur<br />

in Form der Fotonummer oder wie hier mit ausgedruckt). Das von der Landesstelle <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

Nichtstaatlichen Museen in Bayern empfohlene Inventarblatt, das auch von uns verwendet<br />

wird, fragt nach über 30 verschiedenen Aspekten eines Objektes. Z.B. nach der<br />

Objektbezeichnung, den Maßen, der Datierung, dem Material, dem Erhaltungszustand, der<br />

Herkunft, dem Aufbewahrungsort, einer Literaturangabe usw. Von besonderer Aussagekraft<br />

können <strong>die</strong> <strong>Hinweise</strong> zur Funktion eines Gegenstandes sein, <strong>die</strong> sich auf völlig<br />

unterschiedlichen Ebenen bewegen können. So kann eine Wolldecke mit Webmuster, um nur<br />

ein Beispiel zu nennen, in seiner Funktion als Hochzeitsgeschenk gezeigt werden, als<br />

Wohnutensil, oder auch als provisorischer Rucksack bei der Vertreibung. Ausführlich können<br />

solche Angaben auch im Feld ‘Bemerkungen’ angegeben werden.<br />

Oft können natürlich nicht alle <strong>die</strong>se Felder ausgefüllt werden, weil bestimmte Angaben, etwa<br />

zum Vorbesitzer, nicht mehr zugänglich sind. Sind aber alle oder fast alle Felder vollständig<br />

ausgefüllt, so ergibt sich, zusammen mit dem Foto, schon ein sehr anschauliches Bild vom<br />

Objekt in seinem historischen Kontext. Aus dem zuletzt Gesagten wird deutlich, daß <strong>die</strong><br />

<strong>Inventarisierung</strong> nicht auf <strong>die</strong> lange Bank geschoben werden sollte, sondern möglichst noch<br />

unter Beteiligung von Zeitzeugen <strong>und</strong> Gewährsleuten durchgeführt werden sollte. Dies ist<br />

aber leider nur sehr selten der Fall; im Gegenteil wird <strong>die</strong> Notwendigkeit einer<br />

<strong>Inventarisierung</strong> oft erst erkannt, wenn der oft jahrzehntelange Sammlungsbetreuer plötzlich<br />

aus ges<strong>und</strong>heitlichen Gründen <strong>für</strong> <strong>die</strong>se aufwendige Arbeit ausfällt.<br />

Die Inventarblätter werden beim Sudetendeutschen Archiv mit Hilfe eines tragbaren<br />

Computers (Notebooks) hergestellt. Dies erleichtert sowohl das Anlegen der Blätter direkt am<br />

Objekt, als auch ihre nachträgliche Korrektur. Vor allem aber erleichtert es später den<br />

schnellen Zugriff auf den gesamten Informationsbestand. Denn nun kann gezielt nach jeder<br />

gewünschten Kategorie gesucht werden, ohne erst Karteikartenregister erstellen zu müsssen.<br />

So lassen sich beispielsweise Herkunftsorte, Funktionsgruppen usw. beliebig heraussuchen<br />

<strong>und</strong> auf ihre Verwendbarkeit <strong>für</strong> <strong>die</strong> jeweilige Fragestellung prüfen. An <strong>die</strong>ser Stelle sei aber<br />

ausdrücklich betont, daß der Wert einer <strong>Inventarisierung</strong> erst in nachgeordneter Weise vom<br />

Erfassungsmedium abhängt. Eine solide Erfassung auf Karteikarten ist sicher immer noch<br />

besser als eine oberflächliche EDV-<strong>Dokumentation</strong> <strong>und</strong> sollte auf keinen Fall unterbleiben,<br />

nur weil kein Computer zur Verfügung steht.<br />

Beim Sudetendeutschen Archiv wird <strong>die</strong> spezielle <strong>Inventarisierung</strong>ssoftware HIDA<br />

verwendet, <strong>die</strong> sich gut bewährt hat. Für <strong>die</strong> sudetendeutschen Heimatsammlungen wurde<br />

da<strong>für</strong> mit dem Hersteller ein besonderer Preisrabatt vereinbart. Etwa 10 Heimatsammlungen<br />

haben sich bisher <strong>für</strong> <strong>die</strong> künftige Verwendung <strong>die</strong>ser Software entschieden.<br />

K. Mohr: <strong>Inventarisierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Dokumentation</strong> - <strong>praktische</strong> <strong>Hinweise</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> Arbeit der Sudetendeutschen Heimatsammlungen S. 4<br />

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3. Konservatorische u. <strong>praktische</strong> Probleme [Folie Mottenschaden]<br />

Neben der eigentlichen Inventarisation treten bei der Beschäftigung mit den Museumsstücken<br />

auch immer wieder Probleme ganz anderer Art auf. Beim näheren Hinsehen auf <strong>die</strong> ansonsten<br />

weitgehend unberührt schlummernden Exponate kamen auch bei uns einige unerfreuliche<br />

Überraschungen zum Vorschein.<br />

Hier auf dem Bild sind schwere Schäden durch den Fraß von Mottenlarven zu sehen. Die<br />

Schwere <strong>die</strong>ser Schäden <strong>und</strong> <strong>die</strong> weitere Gefährdung der Objekte machten eine<br />

Schädlingsbekämpfung unumgänglich. Auf <strong>die</strong> Einzelheiten <strong>die</strong>ser Aktion möchte ich an<br />

<strong>die</strong>ser Stelle nicht näher eingehen. Nur soviel zum Verfahren: Alle potenziell gefährdeten<br />

Objekte werden unter einem Kunststoffzelt zusammen getragen <strong>und</strong> dort mehrere Wochen<br />

lang einem nicht-toxischem Gas (Kohlendioxid oder Stickstoff) ausgesetzt. Damit werden alle<br />

Insekten <strong>und</strong> deren Eier <strong>und</strong> Larven abgetötet, <strong>und</strong> es bleiben keine ges<strong>und</strong>heitsschädlichen<br />

Rückstände an den Textilien zurück. Die Methode ist auch <strong>für</strong> Gegenstände aus Holz oder<br />

anderen organischen Materialien geeignet.<br />

Ausdrücklich abraten möchte ich hier von der Anwendung von Mottentabletten u.ä., denn<br />

<strong>die</strong>se enthalten Nervengifte, <strong>die</strong> auch dem Menschen gefährlich werden können <strong>und</strong> <strong>die</strong> <strong>die</strong><br />

Mottenbrut trotzdem nicht zuverlässig vernichten. Sind Ihre Trachtenstücke bereits mit<br />

solchen Substanzen behandelt worden, sollten Sie bei der <strong>Inventarisierung</strong> unbedingt Latex-<br />

Handschuhe tragen <strong>und</strong> den Objekten auch sonst nicht unnötig nahe kommen.<br />

[Folie Textilienkiste]<br />

Nur noch ein kurzes Wort zur Lagerung von Textilien. Sie sollten möglichst vor Licht<br />

geschützt aufbewahrt werden, um ein Ausbleichen zu vermeiden. Sie sollen möglichst ohne<br />

Knicke <strong>und</strong> Falten eingelagert werden, denn an den Knickstellen bricht das empfindliche<br />

Gewebe im Laufe der Jahre. Zusammenpressendes Übereinanderstapeln, wie auf <strong>die</strong>sem Bild,<br />

ist auch <strong>für</strong> kurzzeitiges Zwischenlagern auf jeden Fall zu vermeiden.<br />

Verschiedene Fragen sind schon vor der <strong>Inventarisierung</strong> zu klären. Einige davon möchte ich<br />

noch kurz ansprechen. So muß man sich bereits vor dem Arbeitsbeginn überlegen, wie der<br />

Aufbewahrungsort des Objektes auf der Inventarkarte angegeben werden soll. Am Besten<br />

wird man dazu in einem Raumplan <strong>die</strong> einzelnen Räume <strong>und</strong>/oder Vitrinen<br />

durchnummerieren, <strong>und</strong> dann nur noch <strong>die</strong>se Nummern auf das Inventarblatt schreiben. Eine<br />

wichtige Einstiegsarbeit ist auch das Bereitlegen von Fachliteratur <strong>und</strong> vor allem von älteren<br />

Unterlagen zu den einzelnen Objekten, wie etwa Dankschreiben, Begleitbriefe,<br />

Übergabeprotokolle etc. Daß <strong>die</strong> erforderlichen Materialien, wie Etiketten, Stifte, Filme etc.<br />

zur Hand sein müssen, versteht sich ebenfalls von selbst.<br />

Wer sich über <strong>die</strong>se Fragen genauer informieren möchte, kann beim Sudetendeutschen Archiv<br />

ein Informationsblatt mit den wichtigsten Literatur- <strong>und</strong> anderen <strong>Hinweise</strong>n anfordern, oder<br />

natürlich auch gerne an einem der immer wieder angebotenen Seminare teilnehmen.<br />

K. Mohr: <strong>Inventarisierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Dokumentation</strong> - <strong>praktische</strong> <strong>Hinweise</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> Arbeit der Sudetendeutschen Heimatsammlungen S. 5<br />

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