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Hohe Ausdrucksform Volkskunst - Sudetendeutsches Archiv

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Aus dem Sudetendeutschen <strong>Archiv</strong><br />

<strong>Hohe</strong> <strong>Ausdrucksform</strong> <strong>Volkskunst</strong><br />

Die Krippensammlung des Sudetendeutschen <strong>Archiv</strong>s / Bildbericht von Klaus Mohr<br />

Weihnachtskrippen sind eine der auffälligsten <strong>Ausdrucksform</strong>en der <strong>Volkskunst</strong>. Viele<br />

Museen zeigen darum, vor allem in der Zeit vor und nach Weihnachten, die meist liebevoll<br />

angefertigten Stücke aus ihren Sammlungen. Weltberühmt - und ganzjährig zugänglich - ist<br />

etwa die Krippensammlung des Bayerischen Nationalmuseums in München, die Krippen aus<br />

vielen Teilen Europas zeigt. Daß die Krippenkunst auch in den Sudetenländern ein hohes<br />

Niveau erreicht hatte, ist bekannt. Viele dieser Krippen bestehen aber nicht mehr oder sind<br />

nur noch schwer zugänglich.<br />

Beim Sudetendeutschen <strong>Archiv</strong> in München ist man deshalb froh, wenigstens eine kleine<br />

Sammlung von Krippen zu besitzen, die einmal in das künftige Sudetendeutsche Museum<br />

eingebracht werden kann. Auch die Krippen dieser Sammlung werden hauptsächlich zur<br />

Weihnachtszeit ausgestellt. Betreut und bearbeitet werden sie aber natürlich auch während der<br />

restlichen Zeit des Jahres. Wenn die Sammlung auch noch nicht alle Heimatlandschaften in<br />

Böhmen, Mähren und Sudetenschlesien abdeckt, so gibt sie doch schon einen schönen<br />

Einblick in die Vielfalt der Formen und Typen. Sie werden hier kurz vorgestellt:<br />

Karlsbader Kripperl<br />

Der kleine verglaste Kasten, nur 22x23 cm groß, entstammt dem Raum Karlsbad und wir in<br />

die 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts datiert. Es handelt sich um ein flaches Gehäuse aus Karton,<br />

außen mir schwarzem Papier verklebt. Die Vorderseite ist verglast, mit aufgenageltem<br />

Rahmen aus Holzleisten. Innen befindet sich die Darstellung einer Landschaft mit befestigter<br />

Stadt, Felsen, Bäumen etc. Unten rechts in einer Grotte steht die Krippe mit Maria und Josef,<br />

Ochs und Esel. Es gibt Hirten, Schafe, einen Engel und einen Soldaten in k.u.k Uniform.<br />

Figuren und Gebäude sind aus Papier ausgeschnitten und bemalt. Die Landschaft ist aus<br />

gefaltetem Stoff geformt, mit Glimmer etc. bestreut. Dekorative Elemente aus Papier,<br />

Schnecken und Muschelgehäusen. Rückseitig ein einfacher Aufhänger. Die Krippe ist derzeit<br />

im Landeskirchlichen Museum in Ludwigsburg ausgestellt.<br />

Krippenschrein aus dem Raum Falkenau / Erzgebirgsvorland, um 1900<br />

Der Schrein besteht aus einem an 3 Seiten verglasten Gehäuse mit nach hinten abfallendem<br />

Dach, ist außen braun bemalt, innen hellblau. Innen links eine Stadt mit Türmen, Kirchen etc.<br />

Rechts eine Berglandschaft. Vorn in der Mitte befindet sich der Krippenstall mit einem Dach<br />

aus Ähren, darin die Heilige Familie und ein betendes Kind. Über dem Stall der<br />

Weihnachtsengel mit Schriftband. Alle Figuren sind geschnitzt und bemalt.<br />

Leihgeber: Dr. I. Janda-Busl, Bärnau.<br />

Wandhängekrippe aus Groß-Grobitzreith bei Tachau<br />

Der Krippenkasten besteht aus einer Bodenplatte und senkrechter Rückwand. Er enthält eine<br />

abgestufte Berglandschaft aus parallel aufgenagelten Rindenstücken und Moos. Rechts liegt<br />

eine Stadt mit Mauern und Türmen, links der Krippenstall auf einer Bergkuppe, darüber der<br />

geschnitzte Stern von Bethlehem. Die Rückwand ist innen als Sternenhimmel bemalt (blau<br />

und golden), und nach Aussagen von Gewährsleuten, mit einer stilisierten früheren Ansicht<br />

der Stadt Tachau. Bei den Figuren handelt es sich um Grulicher Manneln. Die Krippe wurde<br />

von der Familie Busl vor der Zerstörung bewahrt. Sie ist derzeit im Foyer des<br />

Sudetendeutschen Hauses ausgestellt.<br />

Leihgeber: Dr. I. Janda-Busl, Bärnau.


Königsberger Krippe<br />

Die Stadt Königsberg / Eger ist bekannt für ihr holzverarbeitendes Gewerbe, insbesondere die<br />

Möbelherstellung. Die Figuren wurden auf einem Krippenberg plaziert, der eine reich<br />

gegliederte Landschaft mit Höhlen, Städten usw. darstellen konnte. Einige der Figuren tragen<br />

Jahreszahlen von 1874 bis 1898 und eine Signatur. Die Figuren sind derzeit im<br />

Landeskirchlichen Museum in Ludwigsburg ausgestellt.<br />

Leihgeber: Sudetendeutsche Stiftung.<br />

Mechanische Krippe aus dem Erzgebirge<br />

Diese Krippe zeigt eine typische Vermengung unterschiedlicher Stile und Techniken, etwa<br />

gedrehte Reifentiere aus dem Erzgebirge und Grulicher Manneln. Es handelt sich um einen<br />

rechteckigen Kasten auf 4-beinigem Gestell mit Rädern. 3 Seiten zeigen eine aufgemalte<br />

Berglandschaft. Die bergische Landschaft ist aus Pappmaché modelliert. Links eine Stadt mit<br />

Minarett, in der Mitte auf einem Berg eine Windmühle, rechts eine Almhütte mit Magd beim<br />

Buttern. Vorn im Zentrum der Krippenstall mit Heiliger Familie, Esel und Ochse, darüber der<br />

Stern von Bethlehem. Alle Figuren sind aus Holz, teils geschnitzt, teils gedreht, und bemalt.<br />

Viele Teile sind beweglich (Mühle, Figuren auf Laufband, Schwäne auf Teich etc.). Der<br />

Antrieb erfolgte durch einen Elektromotor über ein kompliziertes System von hölzernen<br />

Riemenscheiben und Treibriemen. Diese Krippe ist dringend restaurierungsbedürftig und<br />

kann wegen ihres schlechten Erhaltungszustandes derzeit nicht ausgestellt werden.<br />

Landschaftskrippe aus der Iglauer Sprachinsel<br />

Eine großartige Krippe aus der Iglauer Sprachinsel mit mehreren hundert Figuren befindet<br />

sich ebenfalls im Depot des Sudetendeutschen <strong>Archiv</strong>s. Sie ist derzeit aber nicht aufgebaut<br />

und konnte daher auch nicht für diesen Beitrag fotografiert werden. Auch diese Krippe ist<br />

restaurierungsbedürftig.<br />

Leihgeber: Gemeinschaft der Iglauer Sprachinsel.<br />

Die Sammlung sudetendeutscher Weihnachtskrippen ist natürlich noch unvollständig, aber<br />

beim Sudetendeutschen <strong>Archiv</strong> ist man zuversichtlich, daß sie durch weitere Spenden und<br />

Leihgaben erweitert werden kann.<br />

Kontakt:<br />

<strong>Sudetendeutsches</strong> <strong>Archiv</strong><br />

Hochstraße 8<br />

D-81669 München<br />

www.sudetendeutsches-archiv.de

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