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Feuerbrandbekämpfung in Baden-Württemberg

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Beitrag aus der<br />

Festschrift<br />

50 Jahre Landesanstalt für<br />

Pflanzenschutz Stuttgart<br />

50 Jahre <strong>in</strong>tegrierter Pflanzenschutz<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

1955<br />

2005<br />

L A N D E S A N S T A L T F Ü R P F L A N Z E N S C H U T Z


2⏐ DR. MOLTMANN, ESTHER<br />

DR. MOLTMANN, ESTHER<br />

<strong>Feuerbrandbekämpfung</strong> <strong>in</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

Control of Fire Blight <strong>in</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

Der Feuerbrand, e<strong>in</strong>e gefährliche und schwer bekämpfbare Bakterienkrankheit, bedroht <strong>in</strong><br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> vor allem den erwerbsmäßigen Kernobstanbau, der <strong>in</strong>sgesamt 10.500<br />

ha umfasst. 6.500 ha liegen am Bodensee, jeweils 2.000 ha im Rhe<strong>in</strong>tal und <strong>in</strong> Nordwürttemberg.<br />

Die Krankheit wurde 1981 erstmalig im Land <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Obstanlage bei Lahr im<br />

Rhe<strong>in</strong>tal festgestellt. Die Anstrengungen, ihre Verbreitung durch rigorose Rodungsmaßnahmen<br />

aufzuhalten, wurden bald aufgegeben, da sie sich als unwirksam und aussichtslos<br />

erwiesen. Schnitt- und Rodemaßnahmen beschränken sich auf das Umfeld zu schützender<br />

Objekte wie Baumschulen und Obstanlagen (Objektschutzstrategie).<br />

Befallsverlauf<br />

Nach dem Erstauftreten breitete sich der Feuerbrand im Land aus, zu Schäden kam es jedoch<br />

nur vere<strong>in</strong>zelt. Die Situation änderte sich schlagartig, als die Krankheit im Jahr 1993<br />

großflächig <strong>in</strong> die Obstanlagen im Rhe<strong>in</strong>tal und Nordwürttemberg e<strong>in</strong>fiel und verheerende<br />

Schäden anrichtete. Das Bodenseegebiet blieb noch verschont. Aufgrund ungewöhnlich<br />

warmer Witterung während der Blüte kam es zu massiven Blüten<strong>in</strong>fektionen. Ca. 230 ha<br />

Obstanlage mussten vollständig gerodet werden. In weniger betroffenen Anlagen wurden<br />

bis zu 70 Arbeitsstunden/ha für Schnittmaßnahmen aufgewendet, die darüber h<strong>in</strong>aus zu<br />

großen Verlusten <strong>in</strong> der Baumsubstanz führten. Aufgrund dieser für die Existenz des Obstbaues<br />

bedrohlichen Situation genehmigte auf Initiative der Landesanstalt für Pflanzenschutz,<br />

Stuttgart, die Biologische Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft, Braunschweig,<br />

im E<strong>in</strong>vernehmen mit dem Bundesgesundheitsamt, Berl<strong>in</strong>, 1994 erstmalig die<br />

Anwendung des Antibiotikums "Plantomyc<strong>in</strong>" (Wirkstoff: 21,2 % Streptomyc<strong>in</strong>sulfat) zur<br />

Abwehr von Blüten<strong>in</strong>fektionen. Mit Ausnahme der Jahre 1999 und 2001 wurde <strong>in</strong> den<br />

Folgejahren die Genehmigung für die<br />

Anwendung von Plantomyc<strong>in</strong> jedes Jahr<br />

erneut erteilt, und zwar unter strengen<br />

Auflagen, wie Anwendung nur nach<br />

Warndienstaufruf des amtlichen Pflanzenschutzdienstes<br />

[2] und höchstens<br />

dreimal während der Blüte, Bezug des<br />

Mittels nur mit e<strong>in</strong>em Berechtigungssche<strong>in</strong><br />

und Anwendung nur im Erwerbsanbau.<br />

Damit sollen die Risiken generell<br />

m<strong>in</strong>imiert werden, die von der Anwendung<br />

von Antibiotika <strong>in</strong> der Landwirtschaft<br />

ausgehen. Insbesondere sollte jedoch<br />

der Selektion und Ausbreitung<br />

streptomyc<strong>in</strong>resistenter<br />

Feuerbrandstämme vorgebeugt werden.<br />

Mit Streptomyc<strong>in</strong> konnten die Obstbauern<br />

Blüten<strong>in</strong>fektionen durch den Feu-<br />

Abb. 1: Blüten<strong>in</strong>fektionen durch den Feuerbrand<br />

(Erw<strong>in</strong>ia amylovora) am Apfel


erbrand mit e<strong>in</strong>em Wirkungsgrad von 70 -<br />

90 % erfolgreich abwehren, wie sich <strong>in</strong><br />

zahlreichen Mittelprüfungsversuchen und<br />

auch <strong>in</strong> der Obstbaupraxis zeigte. In den<br />

Jahren 1994/1995 traten <strong>in</strong> unbehandelten<br />

Obstanlagen erneut massive Infektionen<br />

auf. Auch das Streuobst, besonders die<br />

das Landschaftsbild prägenden Birnbäume<br />

<strong>in</strong> Nordwürttemberg und im Rhe<strong>in</strong>tal<br />

waren betroffen. Der Feuerbrand erreichte<br />

schließlich auch das Bodenseegebiet, wo<br />

1999 und 2000 im östlichen Teil ebenfalls<br />

das Streuobst stark befallen wurde. E<strong>in</strong><br />

großer Teil der prächtigen Birnbäume der<br />

<strong>Feuerbrandbekämpfung</strong> <strong>in</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> ⏐3<br />

Abb. 2: Durch den Feuerbrand (Erw<strong>in</strong>ia amylovora)<br />

geschädigte Birnenanlage<br />

dort weit verbreiteten hochanfälligen Sorte "Oberösterreicher We<strong>in</strong>birne" ist der Krankheit<br />

zum Opfer gefallen. Der Befallsdruck auf die Erwerbsanlagen hat sich seit 1996 verm<strong>in</strong>dert.<br />

In e<strong>in</strong>zelnen Jahren war die kühlere Witterung während der Blüte die Ursache. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

gab es auch Jahre mit sehr günstigen Bed<strong>in</strong>gungen für Blüten<strong>in</strong>fektionen, die denen<br />

der Jahre 1993 - 1995 vergleichbar waren (Tabelle 1). Trotzdem kam es <strong>in</strong> unbehandelten<br />

Anlagen nicht zu großflächigen Infektionen, sondern der Feuerbrand trat nur lokal auf e<strong>in</strong>zelnen<br />

Flächen stärker auf. Wahrsche<strong>in</strong>lich verh<strong>in</strong>dert die Streptomyc<strong>in</strong>anwendung <strong>in</strong> vielen<br />

Obstanlagen den Aufbau von Infektionspotential. Zudem wird der Feuerbrand <strong>in</strong> den<br />

Anlagen und ihrem Umfeld durch Roden und Ausschneiden befallener Wirtspflanzen bekämpft<br />

(Objektschutzstrategie), was ebenfalls zur Senkung des Infektionspotentials führt.<br />

Als weiterer Grund für den nachlassenden Befallsdruck wird e<strong>in</strong>e abnehmende Aggressivität<br />

des Erregers vermutet, was sich aber bisher nicht direkt nachweisen ließ.<br />

Genehmigung von Streptomyc<strong>in</strong><br />

Die Genehmigung e<strong>in</strong>es Antibiotikums zur Abwehr von Bakteriosen <strong>in</strong> der pflanzlichen<br />

Produktion ist bisher e<strong>in</strong>malig und nur vor dem H<strong>in</strong>tergrund der großen Schäden durch den<br />

Feuerbrand 1993 zu sehen. Kritische Fragen h<strong>in</strong>sichtlich der Humantoxikologie und der<br />

Ökotoxikologie wurden <strong>in</strong> zwei Literaturstudien weitgehend beantwortet, die 1997 <strong>in</strong> zwei<br />

Symposien vorgestellt und diskutiert wurden. Das Symposium zur Humantoxikologie kam<br />

zu dem Schluss: „E<strong>in</strong> restriktiver E<strong>in</strong>satz von Streptomyc<strong>in</strong> im Obstbau ist vertretbar“, das<br />

Symposium zur Ökotoxikologie zu dem Ergebnis „Negative Auswirkungen auf den Naturhaushalt<br />

und den Menschen s<strong>in</strong>d bei der Anwendung von Streptomyc<strong>in</strong> im Pflanzenschutz<br />

nicht zu erwarten.“ Von 1994 bis 1998 wurde Plantomyc<strong>in</strong> über § 11 (2) 2 Pflanzenschutzgesetz<br />

("Gefahr im Verzug") mit Erlass e<strong>in</strong>er Allgeme<strong>in</strong>verfügung genehmigt. In 2000<br />

erfolgte dann e<strong>in</strong>e reguläre Zulassung für 3 Jahre, die aber bereits <strong>in</strong> 2001 wieder ruhte.<br />

Grund dafür waren Höchstmengenüberschreitungen im Honig, die durch die Senkung der<br />

zulässigen Höchstmenge von Streptomyc<strong>in</strong>sulfat im Honig von 0,2 mg/kg auf 0,02 mg/kg<br />

am 01.06.2000 verursacht wurden. In <strong>in</strong>tensiven Versuchen wurde <strong>in</strong> 2001 an 3 Standorten<br />

geprüft, ob durch die E<strong>in</strong>schränkung der Flugzeit der Bienen nach der Spritzung Höchstmengenüberschreitungen<br />

im Honig verh<strong>in</strong>dert werden können. Sie führten zu ke<strong>in</strong>em positiven<br />

Ergebnis.


4⏐ DR. MOLTMANN, ESTHER


<strong>Feuerbrandbekämpfung</strong> <strong>in</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> ⏐5<br />

In 2002 war die Verwendung von Streptomyc<strong>in</strong> nur im Rahmen e<strong>in</strong>es Großversuchs am<br />

Bodensee und <strong>in</strong> Nordwürttemberg erlaubt. E<strong>in</strong>e erneute Zulassung war nicht möglich, da<br />

der Wirkstoff Streptomyc<strong>in</strong>sulfat nicht <strong>in</strong> Anhang 1 der Richtl<strong>in</strong>ie 91/414/EWG aufgenommen<br />

worden war. In 2003 und 2004 wurde erneut die Genehmigung nach § 11 (2) 2<br />

Pflanzenschutzgesetz („Gefahr im Verzug“) mit Erlass e<strong>in</strong>er Allgeme<strong>in</strong>verfügung erteilt.<br />

Neu bei diesen Genehmigungen war die Informationspflicht gegenüber den Imkern sowie<br />

die <strong>in</strong>tensive Untersuchung von Honigproben auf Rückstände. Voraussetzung für die Genehmigungen<br />

ab 2003 war die Erarbeitung e<strong>in</strong>es Strategiepapiers ("Strategie zur Bekämpfung<br />

des Feuerbranderregers im Obstbau ohne Antibiotika") unter Federführung des Bundesm<strong>in</strong>isterium<br />

für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft (BMVEL) unter<br />

Beteiligung der Biologische Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft (BBA), der Bundesanstalt<br />

für Züchtungsforschung an Kulturpflanzen (BAZ), des Bundesamtes für Verbraucherschutz<br />

und Lebensmittelsicherheit (BVL), der Pflanzenschutzdienste der Länder,<br />

der Imkerverbände (Deutscher Imkerbund, Deutscher Berufs- und Erwerbsimkerbund),<br />

dem Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU), dem Bundesausschuss Obst und Gemüse<br />

- Fachgruppe Obstbau und der Fördergeme<strong>in</strong>schaft Ökologischer Obstbau (FÖKO). In<br />

diesem Strategiepapier wird festgehalten, dass auf der e<strong>in</strong>en Seite gesamtgesellschaftlich<br />

gefordert wird, die Verwendung von Antibiotika <strong>in</strong> der Humanmediz<strong>in</strong> und besonders außerhalb<br />

der Humanmediz<strong>in</strong> so weit wie möglich e<strong>in</strong>zuschränken, um <strong>in</strong>sbesondere Resistenzbildungen<br />

bei humanpathogenen Bakterien vorzubeugen. Auf der anderen Seite wird<br />

deutlich ausgesagt, dass der Feuerbrand die gefährlichste Krankheit im Obstbau ist und für<br />

viele Betriebe existenzbedrohend se<strong>in</strong> kann. Zur Bekämpfung steht außer Plantomyc<strong>in</strong><br />

derzeit ke<strong>in</strong> vergleichbar wirksames Mittel zur Verfügung. Das BVL wird <strong>in</strong> dem Strategiepapier<br />

aufgefordert, Plantomyc<strong>in</strong> zu genehmigen mit dem Ziel e<strong>in</strong>er zeitlich und räumlich<br />

begrenzten Anwendung im Falle akuten Feuerbrandrisikos. Der E<strong>in</strong>satz von Plantomyc<strong>in</strong><br />

erfolgt nur aufgrund genauer Prognosen des Pflanzenschutzwarndienstes. Der im Anwendungsgebiet<br />

erzeugte Honig ist auf Plantomyc<strong>in</strong>rückstände zu untersuchen. Fehlanwendungen<br />

s<strong>in</strong>d durch umfangreiche Kontrollen zu ermitteln und gegebenenfalls zu ahnden.<br />

Der Bund und die Länder treten dafür e<strong>in</strong>, die Forschungs- und Entwicklungsarbeiten<br />

bezüglich alternativer Mittel massiv zu verstärken, auch <strong>in</strong> Richtung biologischer Mittel.<br />

Der Bundesausschuss Obst und Gemüse - Fachgruppe Obstbau - sowie die betroffenen<br />

Länder verpflichten sich, jeweils zum 1. Oktober des Jahres dem BMVEL e<strong>in</strong>en Bericht<br />

über die Feuerbrandsituation und die im Rahmen der Strategie ergriffenen Maßnahmen zur<br />

Feuerbrandprophylaxe vorzulegen. Trotz <strong>in</strong>tensiver Forschungsaktivitäten steht bislang<br />

ke<strong>in</strong> praxisreifes Alternativmittel zu Streptomyc<strong>in</strong> zur Verfügung. Auch <strong>in</strong> 2005 wird es<br />

deshalb notwendig se<strong>in</strong>, der Praxis bei Feuerbrandgefahr die Verwendung streptomyc<strong>in</strong>haltiger<br />

Mittel zu ermöglichen.<br />

Suche nach Alternativen zu Streptomyc<strong>in</strong><br />

Wegen der langfristig fehlenden gesellschaftlichen Akzeptanz von Streptomyc<strong>in</strong>anwendungen<br />

im Obstbau wird nicht nur <strong>in</strong> Deutschland, sondern weltweit <strong>in</strong> den vom Feuerbrand<br />

betroffenen Ländern <strong>in</strong>tensiv nach Alternativen zu Streptomyc<strong>in</strong> gesucht. Der Pflanzenschutzdienst<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> prüft seit 1997 <strong>in</strong> Freilandversuchen Mittel, die sich <strong>in</strong><br />

Vorversuchen als gegen den Feuerbrand wirksam gezeigt haben. Dazu wurde e<strong>in</strong>e Versuchsmethode<br />

entwickelt, mit der nahezu natürliche Infektionsbed<strong>in</strong>gungen geschaffen<br />

werden können. E<strong>in</strong> Baum je Parzelle wird künstlich <strong>in</strong>okuliert. Von diesem Baum ausgehend<br />

werden die Nachbarbäume durch W<strong>in</strong>d und Regen sowie blütenbesuchende Insekten<br />

auf natürlichem Weg, sekundär <strong>in</strong>fiziert. Die Boniturdaten der sekundär <strong>in</strong>fizierten Bäume<br />

erlauben die Berechnung realistischer, auch <strong>in</strong> der Praxis unter natürlichen Infektionsbed<strong>in</strong>-


6⏐ DR. MOLTMANN, ESTHER<br />

gungen zu erwartender Wirkungsgrade der geprüften Mittel. Die Methode wurde <strong>in</strong> die<br />

EPPO-Richtl<strong>in</strong>ie PP1/166 (3) übernommen. Streptomyc<strong>in</strong> wurde jeweils als Referenzsubstanz<br />

e<strong>in</strong>gesetzt. Seit 7 Jahren werden reproduzierbare Versuchsergebnisse erzielt. Zum<br />

Teil werden die Versuche <strong>in</strong> Kooperation mit der Biologischen Bundesanstalt, Institut für<br />

Pflanzenschutz im Obstbau, Dossenheim durchgeführt.<br />

Bisher wurden Resistenz<strong>in</strong>duktoren (Bion - Acibenzolar-S-methyl, Regalis - Prohexadione-<br />

Ca, Phosfik - phosphorige Säure), bakterielle Antagonisten auf der Basis von Pseudomonas<br />

fluorescens (A506) und Bacillus subtilis (Biopro, FZB, Serenade), Geste<strong>in</strong>smehle (Mycos<strong>in</strong>,<br />

Kaol<strong>in</strong> Tec), Des<strong>in</strong>fektionsmittel (Cetylpyrid<strong>in</strong>iumchlorid, Menno Florades, Wasserstoffperoxid),<br />

Fungizide mit bakterizider Nebenwirkung (Dithane-Mancozeb, W<strong>in</strong> -<br />

Capropamid), Kupferpräparate und Komb<strong>in</strong>ationen von Resistenz<strong>in</strong>duktoren mit bakteriellen<br />

Antagonisten geprüft. Ke<strong>in</strong> Mittel erwies sich bisher <strong>in</strong> der Höhe des Wirkungsgrads<br />

und der Wirkungssicherheit als vergleichbar mit Streptomyc<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>e Ausnahme macht das<br />

Hefen enthaltende Präparat "Blossom Protect", mit dem <strong>in</strong> den Versuchen <strong>in</strong> 2003 und<br />

2004 Wirkungsgrade erreicht werden konnten, die denen des Streptomyc<strong>in</strong>s nahe kamen<br />

[1]. Allerd<strong>in</strong>gs wurde beobachtet, dass "Blossom Protect" bei e<strong>in</strong>igen Sorten zu e<strong>in</strong>er nicht<br />

tolerierbaren Fruchtberostung führte. Zudem ist das Mittel nur e<strong>in</strong>geschränkt mit Fungiziden<br />

verträglich. Schließlich muss vor e<strong>in</strong>er Praxise<strong>in</strong>führung geprüft werden, wie die Behandlungsterm<strong>in</strong>e<br />

an die Prognosemodelle angepasst werden können. Es ist nicht zu erwarten,<br />

dass alternative Mittel so gezielt e<strong>in</strong>setzbar und wirksam wie Streptomyc<strong>in</strong> se<strong>in</strong> werden.<br />

Trotzdem besteht Aussicht, nach weiterer <strong>in</strong>tensiver Versuchsarbeit den Obstbauern<br />

e<strong>in</strong>e brauchbare Lösung empfehlen zu können.<br />

Schlussfolgerungen<br />

Witterungsbed<strong>in</strong>gt ist der Kernobstanbau <strong>in</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> immer wieder durch die<br />

gefährliche Bakterienkrankheit Feuerbrand bedroht. Das gesamte Land ist Befallsgebiet<br />

und e<strong>in</strong>e Ausrottung der Krankheit ist nicht mehr möglich. Neben kulturtechnischen Methoden<br />

und Hygienemaßnahmen ist die Anwendung e<strong>in</strong>es sicher wirksamen Bakterizids<br />

während der Blüte bei Infektionsgefahr unbed<strong>in</strong>gt notwendig. Auch wenn sich mit e<strong>in</strong>em<br />

Hefeprodukt e<strong>in</strong> Hoffnungsschimmer für die mögliche Entwicklung e<strong>in</strong>er Alternative abzeichnet,<br />

bleibt zur Zeit nur die Anwendung des Antibiotikums Streptomyc<strong>in</strong> unter strengen<br />

Auflagen.<br />

Literatur<br />

[1] FRIED, A.; LANGE, E.; JELKMANN, W;. MOLTMANN, E.und SEIBOLD; A.; 2004: Ist e<strong>in</strong>e Alternative zu Plantomyc<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong> Sicht? Obstbau 2004 (3), 161 - 164.<br />

[2] MOLTMANN, E.; 2004: 10 Jahre Erfahrungen mit der Feuerbrandprognose <strong>in</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> (1994 -<br />

2003). Nachrichtenblatt des Deutschen Pflanzenschutzdienstes 56 (1), 13 - 16.

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