Oberbegriffsdatei - Deutsches Historisches Museum
Oberbegriffsdatei - Deutsches Historisches Museum
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Manfred Hartmann/ LWL-<strong>Museum</strong>samt für Westfalen<br />
Die <strong>Oberbegriffsdatei</strong> (OBG).<br />
Normvokabular für Objektbezeichnungen im <strong>Museum</strong><br />
Entwicklung, Perspektiven, Gruppenarbeit, Mitarbeit<br />
Dr. Volker Rodekamp, Leiter des Stadtgeschichtlichen <strong>Museum</strong>s in Leipzig und derzeitiger<br />
DMB-Vorsitzender, warf unserer Oberbegriffs-(OBG-)Gruppe einmal durchaus wohlwollend<br />
vor, wir würden „geheimbündlerisch“ arbeiten. Man wüsste nie so genau, was wir genau tun,<br />
wo und wie weit wir mit unserer Arbeit sind. Er hat nicht ganz unrecht damit –<br />
Öffentlichkeitsarbeit kommt in der Tat ein wenig zu kurz. Um unsere Sache etwas<br />
transparenter zu machen, haben wir die Einladung ins DHM gerne angenommen – denn in<br />
einem Geheimbund kann man nicht mitarbeiten. Wir sind aber eine offene Gruppe und<br />
möchten dazu motivieren, sich zu beteiligen.<br />
Zur Abfolge meines Vortrages: Nachdem ich über die Grundlagen der OBG berichte, komme<br />
ich auf die unterschiedlichen Publikationsformen unseres OBG-Vokabulars zu sprechen:<br />
vom XML-Text bis zum Bestimmungsbuch. Gruppenarbeit macht Spaß und führt auch mal<br />
zu intensiven Diskussionen. Darum geht es im Haubenstreit zu Grimma oder: Wie entstehen<br />
Deskriptoren? Dann reden wir über die Zukunft der OBG: Entwicklung, Perspektiven,<br />
Mitarbeit.<br />
Auf einer Abbildung sehen wir Dr. Ernst Spies (genannt „Spiese-Lappi“), Gründer des<br />
Mittelmoselmuseums in Traben-Trarbach. Ich weiß wenig über sein Sammlungskonzept; die<br />
künstlerische Darstellung der Skulptur betont allerdings den Ordnungs- und Wissensaspekt<br />
seiner Exponate nicht primär. Munter fallen hier die Objekte durcheinander; das Augenmerk<br />
liegt auf Objektfülle, nicht auf Differenzierung.<br />
Der <strong>Museum</strong>salltag stellt uns vor Ordnungsprobleme und damit der Notwendigkeit<br />
spezifischer Bestimmung und Bezeichnung von Objekten. Sie sehen hier einige Beispiele<br />
aus dem Bereich der Kopfbedeckungen. Man kann einen Hut erst “Stetson“ nennen, wenn<br />
man weiß, dass er eine breite, seitlich nach oben verlaufende Krempe hat, die bei Regen als<br />
Wasserrinne fungiert, er ein Hutband aus Rips oder Leder besitzt sowie einen Kopf mit drei<br />
Einbuchtungen. In der Fachliteratur wird es inhaltlich immer recht mager, wenn es um die<br />
Empfehlungen zur Ansetzung von Objektbezeichnungen geht.<br />
Im neuen Dokumentationsstandard SPECTRUM 1 wird nur grob skizziert, wie eine<br />
Objektbezeichnung gefasst werden soll: sie muss in der Einzahl stehen; man soll sich nach<br />
einer Standardliste richten oder aus einem Terminologiepool auswählen, einen spezifischen<br />
oder breiteren Begriff verwenden usw. Woher kann man solche Begriffe beziehen? Es fehlen<br />
uns Bezeichnungshilfen, wobei Bezeichnung hier für die sprachliche Fassung eines<br />
Denkinhaltes (Begriffe) steht. Dabei hat das <strong>Museum</strong> es mit einer besonderen Problematik<br />
zu tun: Die Objektvielfalt möglicher Sammlungsbestände spiegelt die ganze Welt wieder; die<br />
Objekte kommen oft aus ihrem Zusammenhang gerissen ins <strong>Museum</strong> oder liegen<br />
unvollständig (fragmentiert) vor. Die Begrenztheit der eigenen Kenntnisse verschärft das<br />
Problem.<br />
Neben einer Bestimmungshilfe brauchen wir die terminologische Kontrolle, d. h. eine<br />
sprachliche Übereinstimmung der Bezeichnung von gleichartigen Objekten. Nur sie sichert<br />
eine überinstitutionell verantwortliche wissenschaftliche Arbeit mit dem Exponat und damit<br />
den Arbeitsauftrag eines <strong>Museum</strong>s.<br />
1 „SPECTRUM was launched 1994 after an extensive collaborative development project, and is now widely recognised,<br />
nationally and internationally, as a specification for collections management activity in museums”. Internet:<br />
http://www.collectionslink.org.uk/programmes/spectrum ; abgerufen am 5.12.2011<br />
1
Die <strong>Oberbegriffsdatei</strong> (OBG) ist auf diesem Hintergrund entstanden, damals quasi als<br />
Selbsthilfegruppe der Anwender der <strong>Museum</strong>sdokumentationssoftware HiDA 2 , die seit Ende<br />
der 1980 in Bayern durch die Landesstelle für Nichtstaatliche Museen gefördert wurden.<br />
Nicht zuletzt durch zahlreiche Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen wurde in diesen Jahren in<br />
Museen sehr intensiv dokumentiert. Dr. Viktor Pröstler von der Landesstelle für die<br />
nichtstaatlichen Museen in München gründete den OBG-Arbeitskreis, dem bald schon<br />
Fachleute aus zahlreichen Bundesländern angehörten. Nach der Revision hat die OBG-Datei<br />
heute ca. 4.500-5.000 Deskriptoren, damals waren es noch mehr.<br />
Die OBG baut auf der Erfassung von real existierenden <strong>Museum</strong>sbeständen auf und ist kein<br />
theoretisches Konstrukt.<br />
Man entschied sich dafür, die Objektbezeichnungen nach Möglichkeit formtypologisch<br />
anzusetzen. Es heißt als „Tasse“ und nicht „Kaffeetasse“. Wohlgemerkt, das ist unser Ziel,<br />
nicht immer konnten wir uns daran halten. Bisweilen schmelzen Funktion und Form<br />
zusammen, wie z. B. bei den „Schreibmöbel“. Thesaurusspezialisten bereitet unser<br />
pragmatisches Vorgehen immer wieder mal Bauchschmerzen. Pragmatismus ist gut,<br />
solange er den aktuellen Forschungsstand nicht außer Acht lässt – und darum bemühen wir<br />
uns intensiv.<br />
Der Terminus „Oberbegriff“ kommt direkt von der HiDA-Anwendung; denn dort wird die<br />
Thesaurus-Datei so genannt. Das erste Produkt der Arbeitsgruppe waren die sogenannten<br />
Oberbegriffsdokumente für HiDA : eine bis zu siebenstufige Hierarchie.<br />
Desweiteren entstanden daraus hierarchisch gegliederte Deskriptorenlisten, die man auch<br />
unabhängig von HiDA weitergeben konnte. Die Hierarchien waren – wie hier z. B. an der<br />
doppelten Aufführung der „Raumschmuckleuchten“ zu sehen ist noch nicht ausgereift.<br />
Einzelne Bereiche der OBG wurden ausgearbeitet. Zur Ansetzung des Deskriptors und<br />
systematischen Gliederung kamen dann längere Definitionen dazu, die die OBG in Richtung<br />
„Bestimmungshilfe“ ausbauten.<br />
Oft ist uns die Frage gestellt worden, um was es sich dokumentarisch bei der OBG eigentlich<br />
handelt? Bis heute hat sie sowohl Merkmale einer Klassifikation (Einteilung von Objekten<br />
anhand bestimmter Merkmale in Sachgruppen) als auch Thesaurusmerkmale (eine<br />
geordnete Zusammenstellung von Begriffen und ihren vorwiegend natürlichsprachigen<br />
Bezeichnungen, die in einem Dokumentationsgebiet zum Indexieren, Speichern und<br />
Wiederauffinden dient. Sie ist also ein Mischgebilde.<br />
Die OBG als Nur-Textdatei brachte Nachteile mit sich: Neben der getrennten Verwaltung von<br />
Text und Bild waren die Hierarchieebenen oft nicht nachvollziehbar; es gab viele Dubletten ,<br />
das Nachhalten von Versionsständen war schwierig und an einem (!) Text lässt sich schwer<br />
gleichzeitig kooperativ arbeiten.<br />
Dem soll seit einigen Jahren mit einer weiteren Entwicklung abgeholfen werden:<br />
Die OBG wird nun über das Vokabularmodul xTree von digiCULT Schleswig-Holstein<br />
erfasst. 3 Hierbei handelt es sich um ein webbasiertes Tool zur Verwaltung von Thesauri oder<br />
andere Typen von kontrolliertem Vokabular.<br />
Die Vorteile: Die Dateneingabe kann über jeden Internetanschluss erfolgen, es gibt<br />
einfachere Dublettenkontrolle, Text und Bild sind verbunden.<br />
2 HiDA, Sammlungsdokumentations- und managementsoftware. Internet :<br />
http://www.startext.de/produkte/hida/hida , abgerufen am 4.12.2011<br />
3 OBG und Xtree - Vokabularworkshops bei digiCULT. Internet: http://www.digicult-verbund.de/,<br />
abgerufen am 6.12.2011<br />
2
Xtree ermöglicht uns auch die Vorarbeit zur Herausgabe von Bestimmungsbüchern, die im<br />
Deutschen Kunstverlag erscheinen. 2005 haben wir die Möbeltypologie 4 publiziert und im<br />
kommenden Jahr wird eine Typologie der Kopfbedeckungen folgen. So versuchen wir Schritt<br />
für Schritt, die OBG auszubauen und aus hierarchisch geordneten Begriffslisten auch<br />
Bestimmungsbücher zu machen. Die Buchpublikation besitzt einen eigenständigen Wert<br />
durch die enge Verbindung von Text und Bild. Digital und analog laufen bei uns parallel.<br />
Der aktuelle Stand der OBG-Datei wird auf der Website museumvokabular.de 5 zum<br />
Download angeboten: als PDF und XML. Die neue, revidierte Version soll im Jahr 2012<br />
erscheinen.<br />
Wie arbeitet die OBG-Gruppe praktisch?<br />
TeilnehmerInnen aus Bayern, Sachsen, NRW, Niedersachsen usw. treffen sich zwei- bis<br />
dreimal im Jahr zu zwei- bis dreitägigen Sitzungen. Es hat sich eine relativ feste Gruppe<br />
herauskristallisiert, die sich an unterschiedlichen Ort (oft in der Heimatstadt eines<br />
Teilnehmers) sieht. Viele kennen sich lange Jahre, neue TeilnehmerInnen sind immer<br />
herzlich willkommen. Sie erstaunt nicht selten die gute Arbeitsatmosphäre, die aber auch zu<br />
produktiven Disputen führt. Von einem möchte ich Ihnen berichten: dem Haubenstreit zu<br />
Grimma, von wo er seinen Ausgang nahm. Zur Streitsache: Die Definitionen für Hut und<br />
Mütze hatten wir wasserdicht. Kurz gesagt: es geht um die Krempe beim Hut und die<br />
„Krempenlosigkeit“ der Mütze. Da drängt sich diese Kopfbedeckung auf. Klar, das ist eine<br />
Haube, denkt jeder. Aber wir argumentieren ja formtypologisch. Ist die Haube nun Hut oder<br />
Mütze oder etwas Eigenständiges?<br />
Bei Hauben denkt jeder an Tracht als traditionelle und historische Kleidung. Aber der<br />
Trachtenbegriff ist umstritten. Lässt er sich hier verwenden? Tracht ist Funktion und je<br />
südlicher wir in deutsche Gefilden reisen, desto relevanter wird das.<br />
Es entbrannte eine heftige Diskussion, aus der hier einige Zitate wiedergegeben werden:<br />
„Wer Burka und Tschador aufnimmt, sollte nicht gegen Hauben wettern!“<br />
„Trachtenfuzzi!“<br />
„Die Riegelhaube muss rein!“<br />
„Seine Frau trägt auch eine Haube!“<br />
Wissenschaft im Dialog erzeugt also Reibungsenergie. Es prallen sehr unterschiedliche<br />
wissenschaftstheoretische und weltanschauliche Einstellungen aufeinander, die sich so<br />
zusammenfassen lassen:<br />
• Tracht ist Mode, also ganz „normale“ Kleidung. Daraus folgt: Die Haube wird den<br />
Hüten oder Mützen zugeordnet.<br />
• Tracht ist ein Sonderbereich. Daraus folgt: Die Haube nimmt eine Sonderstellung ein<br />
und muss gesondert ausgewiesen werden.<br />
Die Diskussion brachte echten Schwung in die Gruppe und führte letztlich zum<br />
„Haubenfrieden von Chemnitz“. Das bedeutet: wir thematisieren das Problem in unserer<br />
Publikationen und nehmen exemplarisch einige Grundformen der „Haube“ auf.<br />
Am Ende des Vortrages möchte ich Ihnen einen kleinen Einblick in den Ausblick geben.<br />
4 Möbel. Eine Typologie für Museen und Sammlungen. - München [u.a.] : Dt. Kunstverl., 2005. -<br />
(<strong>Museum</strong>sbausteine ; 8) (Materialien aus dem Westfälischen <strong>Museum</strong>samt ; 3)<br />
5 museumsvokabular.de. Vokabular in der <strong>Museum</strong>sdokumentation. Internet:<br />
http://museum.zib.de/museumsvokabular, abgerufen am 6.12.2011<br />
3
Wir haben noch keinen vollständigen Überblick, wer die OBG benutzt, da die Datei frei auf<br />
der Plattform „museumsvokabular.de“ angeboten wird . Auf einer Sitzung von<br />
TeilnehmerInnen der Fachgruppe mit dem Institut für <strong>Museum</strong>forschung, wurde<br />
beschlossen, dass die OBG Normdatei für das gesamte deutsche <strong>Museum</strong>swesen werden<br />
soll. Die meisten Anwender finden sich derzeit bei Museen in Bayern, Sachsen und NRW.<br />
Die Hamburger Museen verwenden die OBG in Zusammenarbeit mit dem digiCULT-Verbund<br />
Schleswig-Holstein, das DHM will sie auch benutzen. Die norddeutschen Kolleginnen und<br />
Kollegen von digiCULT haben sich aktiv in die Revision eingebracht.<br />
Seit über einem Jahr tagt nun die Revisionsgruppe der OBG. Die bereinigte Datei wird 2012<br />
vorgestellt. Dabei geht es um die Vervollständigung der Definitionen und Relationen, die<br />
Einführung polyhierarchischer Strukturen und die Möglichkeit der Integration des<br />
Normvokabulars in Datenbanksysteme (<strong>Museum</strong>Plus, HiDA, Adlib usw.) durch<br />
Datenschnittstellen (museumvok, LIDO). 6<br />
Die Arbeit an der OBG wird derzeit von relativ wenigen Beteiligten geleistet. Denkbar ist eine<br />
Dezentralisierung durch gleichzeitige Tätigkeit mehrerer Gruppen mit unterschiedlichen<br />
Themen. Die Realität aber holt uns immer wieder schnell ein: Das Interesse am Endprodukt<br />
ist leider größer als das an der Produkterstellung. Wenn das der heutige Tag ändern sollte,<br />
freut mich das. Melden Sie sich bei uns. Wir brauchen Sie.<br />
6<br />
LIDO. Lightweight Information Describing Objects. Internet:<br />
http://network.icom.museum/cidoc/working-groups/data-harvesting-and-interchange/what-is-lido.html ,<br />
abgerufen am 6.12.2011<br />
4
Die <strong>Oberbegriffsdatei</strong><br />
OBG<br />
Normvokabular für Objektbezeichnungen<br />
Im <strong>Museum</strong><br />
Entwicklung, Perspektiven,<br />
Gruppenarbeit, Mitarbeit<br />
Manfred Hartmann, LWL-<strong>Museum</strong>samt für Westfalen<br />
Berlin, DHM, 12.09.2011
Gliederung<br />
1. Grundlagen der OBG<br />
2. Publikationsformen der OBG: Text und Buch<br />
3. Gruppenarbeit<br />
4. Der Haubenstreit zu Grimma oder: Wie<br />
entstehen Deskriptoren?<br />
5. Zukunft der OBG: Entwicklung, Perspektiven,<br />
Mitarbeit<br />
2
1. Grundlagen der OBG<br />
3
Dr. Ernst W. Spies – Gründer des<br />
Mittelmoselmuseums in Traben-Trarbach<br />
4
Objekte! Doch: Wissen? Ordnung?<br />
5
Kapuze?<br />
Kappe? Mütze?<br />
6<br />
Mütze?<br />
Hut? Mütze? Hut?<br />
Kappe?
Baseballkappe<br />
Kappe? Mütze?<br />
Kapuze<br />
Stetson Mütze? Hut?<br />
7<br />
Mütze
Object name<br />
Definition A description of the form, function or type of object.<br />
How to record Use a single term. Maintain a list of standard<br />
terms, based on a recognised terminology source.<br />
The Object name may be a common name or classification of<br />
an object in a textual or codified form. By using broader terms<br />
in a classification system, the object can be classified as<br />
belonging to a particular group or category of objects.<br />
An object can be named at a very specific or a very general<br />
level, e.g. mug/drinking vessel/container/domestic artefact. The<br />
same object could also be assigned different names<br />
depending on the context, e.g. mug/commemorative<br />
item/studio pot. For this reason it is often necessary to record<br />
more than one Object name.<br />
8
Bezeichnungshilfe<br />
• Wie nennt man das Objekt?<br />
• Wie finde ich eine Bezeichnung (Sprache) für Begriff<br />
(Denkinhalt)?<br />
9
• Problem: Objektvielfalt<br />
Bestimmungshilfe<br />
• Objekte liegen oft ohne Zusammenhang vor<br />
• Fragmentierung von Objekten<br />
• Begrenztheit eigener Kenntnisse<br />
10
Terminologische Kontrolle<br />
• unterstützt die wiss. Arbeit am Objekt<br />
• bringt gute Rechercheergebnisse<br />
• sichert Kommunikation<br />
• sichert „Sammeln, Bewahren, Forschen, Vermitteln“<br />
11
OBG-Datei: Entstehung<br />
• OBG = <strong>Oberbegriffsdatei</strong><br />
• entstanden aus dem Einsatz von HiDA<br />
• HiDA: Oberbegriffsdokument: 7-stufige Hierarchie<br />
• koordiniert von: Landesstelle für Nichtstaatliche<br />
Museen München<br />
• Mitgl. aus zahlreichen Bundesländern<br />
• nach Bereinigung ca. 4.500-5000 Deskriptoren<br />
12
2. Publikationsformen der OBG<br />
13
Objektbezeichnungen in der OBG:<br />
Ziel: formtypologisch<br />
Form oder Funktion?<br />
OBG<br />
⇔<br />
Tasse oder Kaffeetasse?<br />
14
obg= tl000195<br />
330= Bestecke<br />
331= Loeffel (Bestecke)<br />
311= Kochloeffel<br />
1. Produkt: OBG-Dokumente für den HiDA-Einsatz<br />
15
OBG - Urform<br />
16<br />
keine Definition<br />
bis zu 7 Ebenen<br />
nicht immer eindeutig
2. Produkt: OBG-Arbeit: Text<br />
. Kopfbedeckung<br />
Kleidung* -> Kopfbedeckung<br />
00002052 | approved<br />
Die Kopfbedeckung bekleidet den Kopf ganz oder teilweise. Sie schließt<br />
solche Kleidungsstücke ein, die neben dem Kopf auch den Hals, den<br />
Oberkörper oder den ganzen Leib umhüllen. Sie umfasst zudem alle Arten<br />
von Bändern, Kränzen, Spangen u.a., die das Haar zusammenhalten.<br />
Hergestellt werden Kopfbedeckungen aus unterschiedlichen Materialien:<br />
Textil, zum Beispiel Wolle, Seide, Tweed, Kord oder Filz, Leder, Pelz,<br />
Stroh, Kunststoff etc. Die Kopfbedeckung hat für den Träger schützende,<br />
zierende und/oder auszeichnende Funktion. Viele Bezeichnungen von<br />
Kopfbedeckungen entstammen dem zeittypischen Sprachgebrauch.<br />
. . Augenklappe<br />
Kleidung* -> Kopfbedeckung -> Augenklappe<br />
00002524 | approved<br />
Die Augenklappe ist ein steif gearbeitetes, zumeist dunkles textiles<br />
Gewebe, das ein Auge - in der Regel aus medizinischen Gründen -<br />
komplett bedeckt. Befestigt wird es mit einem Gummiband um den Kopf<br />
oder mit Bändern, die hinter dem Kopf gebunden werden.<br />
17
Terminologische Kontrolle<br />
durch OBG hat Merkmale von:<br />
Klassifikation: Einteilung von Objekten anhand<br />
bestimmter Merkmale in Sachgruppen<br />
Thesaurus: eine geordnete Zusammenstellung von<br />
Begriffen und ihren (vorwiegend natürlichsprachigen)<br />
Bezeichnungen, die in einem Dokumentationsgebiet<br />
zum Indexieren, Speichern und Wiederauffinden dient.<br />
19
3. Produkt: OBG über das<br />
Vokabularmodul xTree von<br />
digiCULT Schleswig-Holstein<br />
21
Eingabemodus<br />
26
Bildanbindung (Datei wird hochgeladen)<br />
27
Bilddarstellung<br />
28
3. Produkt der OBG-Arbeit<br />
(Bestimmungs-)buch<br />
29
Beschreibung<br />
Thesaurus<br />
Synonyme<br />
Klassifikation<br />
. Möbel<br />
.. Sitzmöbel<br />
... Chaiselongue<br />
Deskriptor<br />
Die Chaiselongue ist ein aus dem<br />
Sessel entwickeltes Möbel, das<br />
http://de.wikipedia.org/wiki/Relig<br />
durch die Verlängerung der<br />
ionsloses_Christentum<br />
Sitzflache eine halb sitzende, halb<br />
liegende Körperhaltung<br />
ermöglicht. Der Begriff ersetzte<br />
im späten 18. Jahrhundert den<br />
älteren Lit de jour.<br />
31<br />
BF Lit de jour<br />
BF Veilleuse
Sturmhaube (Kapuze)<br />
Die Sturmhaube ist eine den ganzen Kopf und den<br />
Hals umhüllende Mütze, die entweder nur das<br />
Gesicht oder der auch nur Augen und Mund freilässt.<br />
BF Balaclava<br />
BF Balaklava<br />
Bf Skimaske<br />
BF Sturmmaske<br />
BF Schlumpfmütze<br />
BF Hasskappe<br />
> Polyseme / Homonyme<br />
Sturmhaube (Helm)<br />
Die Sturmhaube umschließt den gesamten<br />
Hinterkopf, hat einen kurzen Nackenschutz und<br />
besitzt meist einen markanten Kamm. Typisch ist<br />
auch der ausgeprägte Augenschirm. Dazu ist die<br />
Sturmhaube meistens mit Wangenschutz, oft in Form<br />
von beweglichen Wangenstücken, ausgestattet.<br />
BF Burgonet<br />
BF Bourguinotte<br />
Bf Bourguignotte<br />
HiDA-<br />
Anwendertreffen,<br />
32
Plus- bis Negativpunkte der OBG<br />
☺ Deskriptor<br />
☺ Definition<br />
☺ Abbildung<br />
☺ Äquivalenzrelation (Synonyme)<br />
Homonyme, Polyseme (Mehrdeutige Begriffe)<br />
Monohierarchie<br />
Assoziationsrelation (Verwandte Begriffe)<br />
Vollständiger Ausbau<br />
33
OBG = neu im Oktober 2011<br />
35
3. Gruppenarbeit<br />
36
38<br />
Bamberg<br />
Nov. 2010
4. Der Haubenstreit zu Grimma<br />
41
Der Haubenstreit zu Grimma<br />
- oder: wie entstehen Deskriptoren?<br />
42
Der Hut besteht aus der Hutkappe und der<br />
ausgeformten Krempe. Die Hutkappe kann<br />
verschiedene Formen haben: spitz, rund, oval,<br />
mehreckig, zylindrisch, flach oder hoch.<br />
Die Mütze ist eine Kopfbedeckung<br />
ohne Krempe;<br />
sie kann mit Schirm und/oder<br />
Ohrenklappen versehen sein.<br />
43
aber was ist das?<br />
44
….zentrale Frage: was unterscheidet<br />
die Haube von Hut oder Mütze?<br />
45
Eine Haube ist ein Hut oder eine Mütze oder was?<br />
46
Der Begriff Tracht (von althochdt. traht(a),<br />
mittelniederdeutsch dracht: das, was getragen wird)<br />
wird im allgemeinen für traditionelle und historische<br />
Kleidung oder Teile davon gebraucht.<br />
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Tracht_(Kleidung)<br />
47
...die Grenzen der Formtypologie...<br />
48
Funktion!<br />
49
Wer Burka und<br />
Tschador aufnimmt,<br />
sollte nicht<br />
gegen Hauben wettern!<br />
Die Riegelhaube<br />
muss rein!<br />
50<br />
Trachtenfuzzi!<br />
Seine Frau trägt<br />
auch eine Haube....
Wissenschaft im Dialog erzeugt<br />
Reibungsenergie!!!<br />
51
Gruppendynamik der OBG-Gruppe<br />
Unterschiedliche wissenschaftstheoretische und<br />
weltanschauliche Ansätze<br />
Zwei Extrempositionen:<br />
1. Tracht ist Mode, also ganz „normale“ Kleidung. Daraus<br />
folgt: Die Haube wird den Hüten oder Mützen zugeordnet.<br />
2.Tracht ist ein Sonderbereich. Die Haube nimmt eine<br />
Sonderstellung ein und muss gesondert ausgewiesen werden.<br />
52
Der Haubenfrieden von Chemnitz, 1.6.2011<br />
55
Kompromiss: Stand: 12.6.2011<br />
56
5. Zukunft der OBG: Entwicklung,<br />
Perspektiven, Mitarbeit<br />
58
Revisionsgruppe<br />
60
Wer macht noch mit?<br />
Kontakt:<br />
1.<br />
Landesstelle für die<br />
nichtstaatlichen Museen<br />
Dr. Viktor Pröstler<br />
Viktor.Proestler@blfd.bayern.de<br />
2.<br />
LWL-<strong>Museum</strong>samt für<br />
Westfalen<br />
Manfred Hartmann<br />
Manfred.hartmann@lwl.org<br />
63