Die Uni geht anschaffen.
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Beschwerden<br />
Anamnese<br />
Befunde<br />
Beeinträch3gung<br />
Symptome<br />
Diagnose<br />
Erläuterungen<br />
pallia3v/cura3v?<br />
soziale Aspekte<br />
Therapieempfehlung<br />
Reha<br />
Sekundärpräven3on<br />
Dr. Wolfgang Wodarg<br />
<strong>Uni</strong>versität Flensburg – European Studies<br />
Mitglied des Deutschen Bundestages von 1994 bis 2009 (SPD)<br />
Ehrenmitglied der Parl. Versammlung des Europarates<br />
Vorstandsmitglied von Transparency InternaJonal Deutschland<br />
und Leiter der Arbeitsgruppe Gesundheitswesen
<strong>anschaffen</strong> in Deutschland...<br />
süddeutsche.de 30.05.2011<br />
Spiegel-‐online2001<br />
taz, uni-‐leaks
Beispiel:<br />
Meldung der TU Ilmenau -‐ <strong>Uni</strong>versität<br />
07.04.2010<br />
Dri$mi$el auf Höchststand<br />
...Insgesamt konnte die <strong>Uni</strong>versität 2009 im Rahmen driTmiTelfinanzierter Forschungsprojekte<br />
zusätzlich mehr als 300 Mitarbeiter/innen beschäYigen. Der Anteil der DriTmiTel pro Professor s3eg<br />
von rund 280.000 Euro im Jahr 2008 auf ca. 290.000 Euro im Jahr 2009, dies trotz einer höheren<br />
Anzahl an Professuren. Prof. Augsburg: „Damit haben wir den Vorsprung in Thüringen weiter<br />
ausgebaut und unsere Posi3on im na3onalen WeTbewerb der <strong>Uni</strong>versitäten gestärkt. Bestä3gt wird<br />
dies auch durch das FördermiTelranking 2009 der DFG, in dem die TU Ilmenau unter den 20<br />
driTmiTelstärksten <strong>Uni</strong>versitäten Deutschlands platziert ist."<br />
3
Exellenzen<br />
Juni 2012<br />
hTp://de.wikipedia.org/w/index.php?3tle=Datei:Karte_zur_Exzellenzini3a3ve_in_Deutschland.png&file3mestamp=20071123192337
Hochschulen als F&E Abteilungen<br />
der europäischen Wirtscha> ?<br />
<strong>Die</strong> EU-‐Mitgliedsstaaten sollen in ihre Bildungs-‐ und<br />
WissenschaYssysteme inves3eren, um Europa so bis 2010<br />
zum weTbewerbsfähigsten und dynamischsten<br />
wissensgestützten WirtschaYsraum der Welt zu machen.<br />
<strong>Die</strong> Elite Exzellenzini3a3ve dient dazu, „den<br />
WissenschaYsstandort Deutschland nachhal3g zu stärken,<br />
seine interna3onale WeTbewerbsfähigkeit zu verbessern und<br />
Spitzenforschung an deutschen Hochschulen sichtbar zu<br />
machen“ (BMBF).<br />
hTp://de.wikipedia.org/w/index.php?3tle=Datei:Karte_zur_Exzellenzini3a3ve_in_Deutschland.png&file3mestamp=20071123192337
und Europa...<br />
Quelle: Claudia Neubauer, Fonda3on Sciences Citoyennes<br />
April 16 2010, Integrity of science under aPack, ENSSER in coopera3on with the EEA
Beispiele: neue Bürokratien formen den Hochschul-Alltag<br />
Ranking-Agenturen<br />
Akkreditierungs-Agenturen<br />
Citations-Indices<br />
Consulting-Unternehmen<br />
Personal-Agenturen<br />
Zielvereinbarungen<br />
Hochschulentwicklungspläne<br />
Rahmen- und Strukturpläne<br />
Studienordnungen<br />
Prüfungsordungen<br />
Forschungsprogramme<br />
Anträge<br />
Dr. Wolfgang Wodarg<br />
Gutachten<br />
7
Das Maß aller Dinge ?<br />
8
private Ra3ng Agenturen<br />
Der Impact Factor wird heute aus zwei Ar3keldatenbanken<br />
berechnet, dem Social Sciences CitaBon Index (für die<br />
sozialwissenschaYlichen Fächer) und dem Science CitaBon Index<br />
(für Medizin, Technik und NaturwissenschaYen).<br />
Beide Datenbanken werden vom Ins3tute for Scien3fic<br />
Informa3on (ISI) hergestellt und sind auch als Web of Science<br />
bekannt. <strong>Die</strong> zugehörigen Faktoren werden entsprechend in den<br />
Journal Cita3on Reports (JCR) in zwei Ausgaben veröffentlicht.<br />
hTp://de.wikipedia.org/wiki/Impact_Factor
publica3on bias<br />
Quelle: Hans-‐Hermann Dubben, Hans-‐Peter Beck-‐Bornholdt,<br />
Unausgewogene Berichtersta$ung<br />
in der medizinischen Wissenscha> -‐ publicaJon bias, 2004<br />
(siehe nächste Folie)<br />
„...und wo sind die Tafeln der Ertrunkenen?“ Diagoras von Milos (ca. 500 v.Ch.)<br />
Trichtergrafik (funnel plot) aller Studien aus dem ÜbersichtsarJkel von<br />
Collins et al. (1990, 1994) zur Abnahme des Schlaganfallrisikos bei<br />
Blutdrucksenkung.<br />
10
hTp://www.uke.uni-‐hamburg.de/ins3tute/allgemeinmedizin/downloads/<br />
ins3tut-‐allgemeinmedizin/BROSCHUERE_-‐_Publica3on_bias.pdf<br />
11
ELSEVIER<br />
publishing for profit<br />
Cri3cs of Elsevier claim that in 2010, 36%<br />
of Elsevier's reported revenues of US$3.2<br />
billion was profit. [9] Elsevier themselves<br />
claimed to have an opera3ng margin of<br />
25.7% in 2010. [10]<br />
Quelle: hTp://en.wikipedia.org/wiki/The_Cost_of_Knowledge<br />
12
Forschung<br />
1. interne Ressourcen-Allokation folgt Drittmitteleinwerbung<br />
2. Drittmittel sind überwiegend öffentliche Gelder (DFG, EU, BMBF...)<br />
3. Steuerung der Forschungsschwerpunkte durch Drittmittelgeber<br />
4. Freiheit der Themenwahl beschränkt<br />
5. thematische „Spin offs“ schwierig, ökonomische einfacher<br />
6. „publish or parish“ gilt intern und extern<br />
7. Vernetzung durch ökonomische Motive behindert (Patente)<br />
8. Unterdrückung ökonomisch unerwünschter Ergebnisse<br />
9. vorschnelle Veröffentlichungen durch ökonomischen Druck<br />
10. mehr Bürokratie durch mehr formalisierte Erfolgsparameter<br />
11. Wissenschaftsethik als Dimension des Hochschulmarketings<br />
13
Lehre<br />
1. Weniger Zeit für gute Lehre aber mehr fomalisierte QS<br />
2. Drittmittelexperten für Lehre verantwortlich<br />
3. Nicht die Inhalte sind wichtig sondern das Ranking<br />
4. ökonomisch motivierte Themen-Dominanz<br />
5. Ausrichtung auf „verwertbare“ Absolventen<br />
6. Verwertbarkeit der Lehrinhalte im Vordergrund<br />
7. Dominanter „Wert“ ist dabei immer der EURO/Dollar<br />
8. Ethik als Abteilung des Hochschulmarketings<br />
9. zahlende Kunden - statt Studenten - werden gesucht<br />
14
Arbeitsverhältnisse<br />
1. Unterbezahlung (BVerfG, 2 BvL 4/10 vom 14.2.2012, Absatz-‐Nr. (1 -‐ 196))<br />
2. mehr befristete Arbeitsverträge, Teilzeitjobs, Honorarkräfte<br />
3. erschwerte wissenschaftliche Qualitätssicherung<br />
4. leistungsabhängige Besoldung fördert Wettbewerb untereinander<br />
5. betriebswirtschaftliches Verhalten dominiert Wahrheitssuche<br />
6. doppelte Personalakten für WissenschaftlerInnen (<strong>Uni</strong> + Industrie)<br />
7. „Spin off“ erleichtert<br />
8. Interessenkonflikte durch „Doppelbindungen“<br />
15
gekau>e Ergebnisse<br />
Approximately one fourth of inves3gators have industry affilia3ons, and<br />
roughly two thirds of academic ins3tu3ons hold equity in start-‐ups that<br />
sponsor research performed at the same ins3tu3ons.<br />
Eight ar3cles, which together evaluated 1140 original studies, assessed<br />
the rela3on between industry sponsorship and outcome in original<br />
research. Aggrega3ng the results of these ar3cles showed a sta3s3cally<br />
significant associa3on between industry sponsorship and pro-‐industry<br />
conclusions<br />
(pooled Mantel-‐Haenszel odds raJo, 3.60; 95% confidence interval, 2.63-‐4.91).<br />
Industry sponsorship was also associated with restric3ons on<br />
publica3on and data sharing. The approach to managing financial<br />
conflicts varied substan3ally across academic ins3tu3ons and peer-‐<br />
reviewed journals.<br />
Scope and Impact of Financial Conflicts of Interest in Biomedical Research-‐ A SystemaJc Review,<br />
JusJn E. Bekelman, AB, Yan Li, Mphil, Cary P. Gross, MD, hPp://jama.ama-‐assn.org/cgi/content/full/289/4/454<br />
16
FAZ zwei Jahre vor dem Fall zu GuTenberg<br />
„...die WissenschaY selber unterhält, diesseits der strafrechtlichen<br />
Verantwortung, ein korrumpiertes System der Gleichgül3gkeit gegen den Ausstoß<br />
an wertlosem Papier, den sie betreibt.“ (Jürgen Kaube, FAZ.NET vom 25.8.2009)<br />
hTp://www.faz.net/aktuell/feuilleton/forschung-‐und-‐lehre/professorenkorrup3on-‐dr-‐infla3onis-‐causa-‐1625890.html
Hilferuf kri3scher Agrarbiologen
Zuhälter der WissenschaY<br />
hTp://www.linkedin.com/company/the-‐weinberg-‐group
Zuhälter der WissenschaY
Tatbestände -‐ Vorteilsannahme und Bestechlichkeit<br />
stra|ar ist, wenn ein „Amtsträger“, also etwa ein Hochschullehrer, für die<br />
pflichtgemäße <strong>Die</strong>nstausübung (Vorteilsannahme) bzw. eine pflichtwidrige<br />
<strong>Die</strong>nsthandlung (Bestechlichkeit) für sich oder einen DriTen einen Vorteil fordert,<br />
sich versprechen lässt oder annimmt.<br />
FRAGE:<br />
<strong>Die</strong> Hochschullehrer und SB>ungsprofessoren, die<br />
Vertragspartner von BAYER oder Boston Consult,<br />
sind sie noch Amtsträger -‐ oder sind sie Beau>ragte<br />
ihrer Vertragspartner aus der Wirtscha>?<br />
Wer vertraut ihnen etwas an?<br />
21
Kultusminister: Pros3tu3on legalisieren!<br />
Durch neue landesrechtliche Regelungen kann verdeutlicht werden,<br />
dass DriTmiTelforschung und damit die Einwerbung und<br />
Entgegennahme von DriTmiTeln zu den Aufgaben der Hochschullehrer<br />
zählen und dass dies hochschulpoli3sch in besonderer Weise gewollt ist.<br />
Ziel einer solchen hochschulrechtlichen Regelung wäre es, die<br />
DriTmiTelannahme noch klarer als bisher als eine Aufgabe der<br />
Hochschullehrer zu definieren, um<br />
-‐ für die Strafverfolgungsbehörden zu verdeutlichen, wo<br />
hochschulrechtlich die Grenzen zwischen zulässiger Annahme und<br />
Zuwendung von DriTmiTeln für Forschung und stra|arer<br />
Vorteilsannahme bzw. -‐gewährung liegen;<br />
-‐ für die Hochschule und die ihr angehörenden Forscher (und auch<br />
für die Zuwendenden) klarzustellen, dass bei rechtlich gestaTeter<br />
DriTmiTelannahme bzw. -‐Zuwendung kein stra|ares Verhalten<br />
vorliegt (was rechtlich gestaTet ist, kann nicht stra|ar sein).<br />
aus: Beschluss der KMK vom 17.9.1999
Es fehlt die Übersicht, die Transparenz!<br />
Weder beim Wissenscha>srat noch bei der DFG gibt es eine<br />
konBnuierliche DokumentaBon, ein Monitoring über<br />
Dri$mi$elverwendung.<br />
FRAGEN:<br />
1. Wo sind die Schwerpunkte einzelner WirtschaYszweige?<br />
2. Wer sponsert wie viel, in welcher Form, für was?<br />
3. Auf welchen Wegen fließt es der Forschung/den Forschern zu?<br />
4. welche Interessenkonflikte haben die Gremienmitglieder<br />
Dr. Wolfgang Wodarg<br />
23
Wissen tut Not!<br />
Dr. Wolfgang Wodarg
Forschung ohne Kompass – Stürme die drohen<br />
Ökonomisch<br />
Zusammenbruch des globalen Finanzsystems<br />
Rohsto risen<br />
Sozial<br />
Massenmigra3on<br />
Verlust allgemein akzep3erter Normen (>Zunahme sozialer Komplexität)<br />
neue gesellschaYliche Selbstorganisa3onsmuster (Internet)<br />
Technologisch<br />
Billige Energiespeichertechnik<br />
Gentechnik zur Lebensverlängerung<br />
Bio-‐elekronische SchniTstellen für externe Speicher<br />
Soziale Dekompensa3on angesichts technische Möglichkeiten<br />
Ökologisch<br />
Klimakatastrophe<br />
Großräumige Verseuchungen<br />
Ökologisch fatale Systemlücken (Absterben von Schlüssel-‐Arten)<br />
nach Kreibich 2000<br />
27.09.2010 Dr. Wolfgang Wodarg<br />
25
Wodarg: <strong>Die</strong> Gesellscha> braucht<br />
wahrha>ige Wissenscha> und Forschung<br />
Bei drohenden Gesundheitskatastrophen nützen uns keine „Erkenntnisse“ von<br />
gekaunen Epidemiologen, Toxikologen oder Virologen, wir müssen die begrenzten<br />
Ressourcen auf Grund unverfälschter Fakten wirksam einsetzen können.<br />
Bei drohenden Klimakatastrophen helfen uns keine tendenziösen „Erkenntnisse“ der<br />
Hof-‐Wissenschanler gewissenloser Energiekonzerne.<br />
Bei einer Welt-‐Finanzkrise sind die „wissenschanlichen“ Grundlagen der „Experten“, die<br />
uns hineingeriPen haben, wenig hilfreich.<br />
Energieforscher deren Arbeit und Ergebnisse von der Atom-‐, Kohle-‐, Öl-‐ und Gas-‐Lobby<br />
geprägt wurden, werden uns zum Schutz vor einer Energiekrise nur wenig Rat geben<br />
können.<br />
Gesellschanswissenschanler, die durch systemstabilisierende Recherchen für neoliberale<br />
SJnungen als erfolgreiche DriPmiPel-‐Aquisiteure kriJsche wissenschanliche Ansätze<br />
marginalisiert haben, lassen uns bei Sozialen Katastrophen allein.<br />
Unsere Gesellscha> braucht unbestechliche Wissenscha><br />
und Forschung um zu überleben!<br />
27.09.2010 Dr. Wolfgang Wodarg<br />
26
Voraussetzung für OrienBerung der Gesellscha> (Kompass)<br />
Schutzgut 1:<br />
„Lauterkeit der Forscher und Lehrer“<br />
Schutzgut 2:<br />
„Vertrauen in die Lauterkeit der<br />
Forscher und Lehrer“<br />
ihnen anvertraut:<br />
das gesellschaftliche Medium<br />
„WISSEN“<br />
27.09.2010 Dr. Wolfgang Wodarg<br />
27
Felder für Interessenkonflikte<br />
1. wo Ziele definiert werden (Parlamente, Öffentlichkeit, Medien, Parteien)<br />
2. wo Normen gesetzt werden (global, EU, na3onal, fachbezogen...)<br />
3. wo priorisiert wird (3 Ebenen der Priorisierung – explizit oder implizit)<br />
4. wo sich Interessen formieren (soziale Bewegungen, Internet, Fortbildung)<br />
5. wo Konkurrenz zu Intransparenz führt (GeschäYsgeheimnis)<br />
Dr. Wolfgang Wodarg
Welch 2011, S 23 : nach Klemperer 2011, IPPNW<br />
Einflussnahme durch Normensetzung Dr. Wolfgang Wodarg
die „forsche“ ArzneimiTelindustrie<br />
Quelle: arznei-telegramm<br />
GKV-‐Arzneikosten 21,3 Mrd EURO (2001)<br />
GKV-‐Umsatz Industrie: 13.000<br />
Forschung + Entwicklung (10%) 1.300<br />
MarkeBng (40%) 5.000<br />
Profit, Shareholder value (25%) 3.300<br />
Steuern, Herstellung, Betrieb (25%) 3.300<br />
Au>eilung MarkeBng:<br />
Meinungsbildner (5%) 250<br />
Meinungsmacher (5%) 250<br />
Anwendungsbeobachtungen (20%) 1.000<br />
Kongresse, ärztl. Fortb. (30%) 1.500<br />
Pharmareferenten (40%) 2.000
1500<br />
1000<br />
Forschungsausgaben Energiesektor OECD<br />
Öffentliche Forschungsausgaben in Mio. € nominal<br />
500<br />
0<br />
1. Ölkrise 2. Ölkrise Tschernobyl<br />
Nuklearenergie<br />
Fossile Energien<br />
Rationelle Energieverwendung<br />
Erneuerbare Energien<br />
Quelle: BMBF, Berechhnungen Prof. Dr. <strong>Die</strong>tmar Winje, zit n.: Josef Fell ISM-‐Vortrag 2010 in Ffm<br />
Ergebnis: Nuklearenergie deckt ca. 2% der Weltenergienachfrage
Komplexität fordert Vertrauen<br />
• poli3cs<br />
• economy<br />
• law<br />
• security forces<br />
• health<br />
• social security<br />
• art<br />
• sports<br />
• educa3on<br />
• media<br />
• science<br />
• finance<br />
growing complexity<br />
needs<br />
a growing number<br />
of entrusted<br />
subsystems
gekoppelte eigengesetzliche Subsysteme<br />
Culture<br />
Safety<br />
Society<br />
Health<br />
Science<br />
Economy<br />
Finance<br />
PoliBcs<br />
Law<br />
Öl: Wissen / Treibstoff: Geld / Lenkung: Macht
das Medium „Wissen“<br />
Ein intaktes System von WissenschaY,<br />
Forschung und Lehre, welches natürliche,<br />
gesellschaYliche oder geis3ge Phänomene<br />
infrage stellt und durch seinen binären Code<br />
"wahr oder nicht wahr" beschreibt, schaÑ<br />
eine vertrauenswürdige Grundlage, die es<br />
allen anderen Subsystemen der GesellschaY<br />
erleichtert, ihre jeweilige Funk3on effizienter<br />
und nachhal3ger wahrzunehmen.<br />
www.monde-‐diploma3que.de/pm/2012/06/08.mondeText.ar3kel,a0033.idx,5<br />
34
Wahrheit gegen Bezahlung?
Freiheit der Forschung<br />
WissenschaY kann ihre Funk3on in Staat und<br />
WirtschaY nur erfüllen, wenn sie, wie der<br />
Kompass eines Schiffes, unabhängig geeicht<br />
und ohne Missweisung, also ohne Ablenkung<br />
durch störende KraYfelder, die Richtung<br />
anzeigt. Aus diesem Grunde haben die<br />
Freiheit und Unabhängigkeit von Forschung<br />
und WissenschaY Verfassungsrang.<br />
www.monde-‐diploma3que.de/pm/2012/06/08.mondeText.ar3kel,a0033.idx,5<br />
36
Regel der Biokyberne3k<br />
Damit Stabilität und Nachhal3gkeit eines<br />
Systems gesichert sind, muss seine nega3ve<br />
Rückkopplung stärker sein als die posi3ve.<br />
Bildlich gesprochen heißt das, dass die<br />
Bremsen eines Fahrzeugs so gut sein müssen,<br />
dass es auch bei Höchstgeschwindigkeit<br />
rechtzei3g gestoppt werden kann.<br />
Doch die Lobbyisten der WirtschaY stehen auf dem Gaspedal. Sie wollen Wachstum und<br />
haben wenig Interesse an unabhängiger Risikoforschung und störenden Fragen.<br />
www.monde-‐diploma3que.de/pm/2012/06/08.mondeText.ar3kel,a0033.idx,5<br />
37
two aspects of decisionmaking<br />
• risk for decisionmakers<br />
– risk readiness (poliBcs,business)<br />
• danger for the affected<br />
– fear, unsafety (populaBon, customers)<br />
SoluBon:<br />
transparency -‐ parBcipaBon -‐ democracy
Emanuel EJ and Thompson DF (2008) The Concept of Conflicts of Interest,<br />
in The Oxford Textbook of Clinical Research Ethics, EJ Emanuel et al., Editors. 2008, Oxford<br />
<strong>Uni</strong>versity Press: Oxford. 758-‐766<br />
Interessenkonflikt<br />
..Umstände, die das Risiko bergen,<br />
dass<br />
anvertrautes Urteilen und Handeln<br />
für ein primäres Interesse<br />
durch sekundäre Interessen<br />
unangemessen beeinflusst werden.
Mißbrauch<br />
anvertrauter Macht<br />
zum privaten Nutzen oder Vorteil<br />
Korruption vernichtet soziale Ressourcen,<br />
schädigt demokratische Strukturen,<br />
macht das Leben komplizierter.
...dort wo AllokaBonentscheidungen fallen<br />
„<strong>Die</strong> Deutsche ForschungsgemeinschaY dient<br />
der WissenschaY in allen ihren Zweigen durch<br />
die finanzielle* Unterstützung von<br />
Forschungsaufgaben und durch die Förderung<br />
der Zusammenarbeit unter den Forschern. Sie<br />
berät Parlamente und Behörden in<br />
wissenschaYlichen Fragen und pflegt die<br />
Verbindungen der Forschung zur WirtschaY<br />
und zur ausländischen WissenschaY. ... “<br />
*97% der DFG –Gelder sind öffentliche Mi$el<br />
41
...dort wo AllokaBonentscheidungen fallen<br />
„<strong>Die</strong> Sitzungen der Vollversammlung und der<br />
Kommissionen sind nicht öffentlich.<br />
Einzelne Gegenstände können für vertraulich<br />
erklärt werden.<br />
MiTeilungen über Ausführungen einzelner<br />
Mitglieder und über das S3mmenverhältnis<br />
sind unzulässig. Über Anträge wird offen<br />
abges3mmt. “<br />
aus der GO des Wissenscha>srates, § 3 Abs 5<br />
42
Defining corrup3on<br />
to entrust<br />
power power<br />
trust<br />
beneficiaries<br />
hope
Schlussfolgerungen<br />
1. betriebswirtschaftliches Denken + Handeln der Hochschulen leitet fehl<br />
2. Drittmittelaquisition führt zu korrupten Karrieren<br />
3. Vernachlässigung schwer vermarktbarer Fächer (Geisteswissenschaften etc.)<br />
4. prägender Einfluss von Geldgebern auf Inhalte von Forschung und Personalbesetzung<br />
5. weniger Grundlagenforschung mehr Produktentwicklung und Marketinghilfen<br />
6. keine Übersicht über die Interessen und Mittelflüsse bei verantwortlichen Agenturen<br />
7. unklare Grenzziehungen zwischen erfolgreicher Drittmittelaquisition und Korruption<br />
8. ungleiche Publikations-Chancen, Industrie-Marketing prägt öffentliche Wahrnehmung<br />
9. Lehrinhalte und Lehrangebote weniger am Nachwuch- als an „Kunden“ orientiert<br />
10. Entpolitisierung der Hochschul-Eliten (Ethik wird zum Marketing-Faktor)<br />
11. mehr Bürokratie durch formalisierte Erfolgsparameter bei outgesourctem Know How<br />
12. wissenschaftlicher Publikationsbias durch ökonomischen Konkurrenzdruck<br />
13. Wissenschaftsbetrug in Deutschland nicht strafbar richtet aber großen Schaden an<br />
14. unzureichende Offenlegungs- und Dokumentationspflichten für Geber und Nehmer<br />
15. zu wenig öffentliche Mittel für Forschung und Lehre (Menschenrechtsparadigma!)<br />
Dr. Wolfgang Wodarg<br />
44<br />
3.7.2012
Mehr Transparenz in Forschung und Lehre:<br />
Der BGH nennt vier Prinzipien für „saubere“ Drittmittel-Aquisition<br />
(Urteile zum Herzklappenskandal)<br />
Trennungsprinzip<br />
Zuwendungen sollen nicht in Abhängigkeit von Umsatzgeschäften<br />
mit den zuwendenden Unternehmen erfolgen. Personelle<br />
Trennung der Entscheidungen (?)<br />
Transparenzprinzip<br />
umfassende Offenlegung aller Details über Mittelgeber, gewährte<br />
Vergünstigungen oder Zuwendungen und deren Empfänger und<br />
über bestehende Abmachungen<br />
Dokumentationsprinzip<br />
schriftliche Dokumentation aller Offenlegungen und Archivierung<br />
durch die <strong>Die</strong>nststelle<br />
Genehmigungsprinzip<br />
Genehmigung nach dem geltenden Hochschulrecht für alle<br />
Zuwendungen und Absprachen<br />
Dr. Wolfgang Wodarg<br />
45
Forderungen zur Stabilisierung des Mediums „Wissen“<br />
1. <strong>Die</strong> Freiheit (Offenheit) der Forschung darf nicht durch wirtscha>liche,<br />
poliBsche oder weltanschauliche Interessen beeinträchBgt werden.<br />
2. Forschung ist in öffentlichem Interesse, sie muss durch transparente<br />
Finanzierungsstrukturen gesichert werden.<br />
3. AllokaBonsentscheidungen in der Forschung müssen öffentlich<br />
nachvollziehbar gemacht werden. (Transparenzgesetz Forschung)<br />
4. Der Forschungsaufwand für Technikfolgeabschätzung (TA) muss dem<br />
Aufwand für Technologie-‐Entwicklungen entsprechen.<br />
5. Forschung braucht öffentlich-‐rechtliche Plaqormen zur nicht<br />
käuflichen PublikaBon wissenscha>licher Arbeit.<br />
6. Bestehende Patentsysteme sind ungeeignet, die Wissenscha> dem<br />
öffentlichen Bedarf entsprechend zu fördern.<br />
7. F&E zur Entwicklung von Produkten und <strong>Die</strong>nstleistungen sind nicht<br />
Aufgabe der Wissenscha> und müssen getrennt ausgewiesen werden.
Beispiel: open science<br />
47
Interessen – Einflussnahme -‐ Konflikte Dr. Wolfgang Wodarg<br />
„Es ist sehr schwierig,<br />
jemandem etwas verständlich zu machen,<br />
wenn sein Gehalt davon abhängt,<br />
dass er es nicht versteht.“<br />
Upton Sinclair, Candidate for Governor: And How I Got Licked (1935) übersetzt nach Klemperer 2011, IPPNW<br />
„Ich habe zwar geldwerte Leistungen von der Industrie bekommen,<br />
dies hat meine medizinischen Entscheidungen oder andere Einstellungen aber nicht beeinflusst.<br />
Man kann also sehen, dass ich keine Interessenkonflikte habe“<br />
Zitat nach D.Streich, Vortrag DNEbM Tagung 2011, Berlin