Wiedergutmachung am Volk der Herero?
Wiedergutmachung am Volk der Herero?
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einseitigen Darstellungen oft marxistisch-leninistischer Historiker und Publizisten. Diese meist<br />
unsachlichen, teilweise sogar volkverhetzenden Darlegungen und Mutmaßungen, wurden von<br />
vielen Verfassern <strong>der</strong> gängigen Literatur teils aus Leichtsinnigkeit, teils weil sie in die eigene<br />
Ideologie passen, unkritisch übernommen. Vor allem für politisch links stehende Autoren ist<br />
dieser spezielle Abschnitt <strong>der</strong> deutschen Kolonialgeschichte längst zur Gewißheit, zur<br />
»historischen Tatsache« zementiert. An <strong>der</strong> Universität Freiburg beispielsweise fand im<br />
Sommersemester ’99 ein Seminar mit dem bezeichnenden N<strong>am</strong>en Deutscher<br />
Kolonialimperialismus und koloniale Kriegsführung statt. Hier wurde allen Ernstes die<br />
Auffassung vertreten, daß als »markantestes Beispiel für eine erstmals praktizierte<br />
Vernichtungsstrategie [...] die Nie<strong>der</strong>schlagung des <strong>Herero</strong>-Aufstandes in Südwestafrika (1904-<br />
7)« gelte.<br />
Diese Unterstellung ist um so bezeichnen<strong>der</strong> als bereits vor 40 Jahren die d<strong>am</strong>alige<br />
Präsidentin <strong>der</strong> südwestafrikanischen Kunstvereinigung Olga Levinson in <strong>der</strong> CAPE TIMES und<br />
daraufhin auch in <strong>der</strong> Windhuker ALLGEMEINEN ZEITUNG zunächst meinte: »Mit dem Auftrag,<br />
die <strong>Herero</strong> die volle Macht <strong>der</strong> Deutschen fühlen zu lassen und ihren Wi<strong>der</strong>stand für alle Zeiten<br />
zu brechen, setzte er [General v. Trotha, Anm. d. Verf., C. N.] seine bekannte<br />
Ausrottungspolitik durch, wonach je<strong>der</strong> <strong>Herero</strong>-Mann, jede Frau und jedes Kind unbarmherzig<br />
zu töten war.« 11 Diese ebenso unsachliche wie demagogische Behauptung rief einen ungeheuren<br />
und zurechtweisenden Proteststurm in den Leserbriefspalten südafrikanischer und<br />
südwestafrikanischer Zeitungen hervor. Frau Levinson hatte aber, im Gegensatz zu den meisten<br />
fragwürdigen Publizisten <strong>der</strong> Gegenwart, genug Mumm und Anstand, sich mit den<br />
Gegendarstellungen auseinan<strong>der</strong>zusetzen und ihre Meinung zu revidieren. Sie bekannte bald,<br />
daß sie den »Vernichtungsbefehl« als »nackte Tatsache <strong>der</strong> Geschichte« betrachtet und es<br />
niemals für möglich gehalten habe, daß eine offizielle Quelle, nämlich das sogenannte<br />
Blaubuch, »unzuverlässig sei«. Frau Levinson k<strong>am</strong> schließlich zu <strong>der</strong> Überzeugung, »daß <strong>der</strong><br />
Befehl nur für die bewaffneten <strong>Herero</strong> galt und daß alle Anschuldigungen, die das Gegenteil<br />
behaupten, nicht richtig sind. Je mehr ich darüber nachdenke, um so mehr werde ich mir<br />
bewußt, daß solch ein Befehl niemals von einem Offizier <strong>der</strong> kaiserlichen Armee erlassen<br />
werden konnte.« Konsequenterweise endete sie ihr Eingeständnis d<strong>am</strong>it, »daß ich in meinem<br />
Buch ein für allemal die alten Anschuldigungen, die bedauerlicherweise von den meisten<br />
Südafrikanern und im Ausland geglaubt werden, ausmerzen werde.« 12<br />
Bevor wir uns nun mit <strong>der</strong> »Ausrottungspolitik« v. Trothas auseinan<strong>der</strong>setzen, möchten<br />
wir zuvor an das große Wort des bedeutenden deutschen Gelehrten und Staatsmannes Wilhelm<br />
von Humboldt erinnern, <strong>der</strong> erkannt hatte:<br />
»Der Historiker muß sich in das Innere <strong>der</strong> Personen und Epochen,