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Dr. Susanne Angerhausen - Blickwechsel Demenz. Regional

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<strong>Blickwechsel</strong> <strong>Demenz</strong>. <strong>Regional</strong>.<br />

Erprobung und Weiterentwicklung integrativer<br />

Handlungsansätze zur Verbesserung der Versorgung<br />

demenzkranker älterer Menschen<br />

Ältere Menschen im<br />

Gesundheitswesen<br />

• 77% der über 70jährigen haben mehr als eine behandlungsbedürftige<br />

chronische Erkrankung (Deutscher Alterssurvey 2007)<br />

• Hinzu kommen Behinderungen und Funktionseinbußen<br />

• Die über 65jährigen stellen 20% der Einwohner aber 43%<br />

der Ausgaben entfallen auf sie (Versorgungsreport 2012)<br />

• 20% der Versicherten (nämlich die älteren) erhalten 80%<br />

der Arzneimittelverordnungen (Prof. Gerd Glaeske in wdr story am 16.4.2012)<br />

• Ca. 50% der Krankenhauspatienten sind 60 Jahre und<br />

älter (Statistisches Bundesamt 2010)<br />

• Ca. 35-40% der Patienten ab 65 im Krankenhaus haben<br />

eine kognitive Störung oder eine <strong>Demenz</strong> (Bickel et al. 2006).<br />

© Der Paritätische NRW<br />

– GSP 2


Veränderung Patientenzahlen nach<br />

Altersgruppen 1994 – 2010<br />

Quelle: Krankenhausstatistik - Diagnosedaten der Patienten und Patientinnen in Krankenhäusern,<br />

Statistisches Bundesamt, Fachserie 12 Reihe 6.2.1 - 2010<br />

© Der Paritätische NRW – GSP 3<br />

Risiken der Patientengruppe in<br />

der Versorgung<br />

• Höheres Risiko von Fehlbehandlungen und<br />

-medikationen<br />

• Höheres Risiko von Stürzen<br />

• Höheres Delir-Risiko<br />

• Akute ggf. nur in Teilen reversible<br />

Verschlechterung der Kognition durch<br />

Umgebungswechsel<br />

• Höheres Risiko von und durch<br />

Versorgungsbrüche(n)<br />

© Der Paritätische NRW – GSP 4


Empfehlungen aus dem Projekt –<br />

Nebendiagnose <strong>Demenz</strong><br />

1. Qualifizierung der Mitarbeiter<br />

2. Erweiterte medizinische, biografische und pflegerische<br />

Anamnese<br />

3. Angehörige als Partner in die Versorgung einbeziehen<br />

4. Abgestufte Diagnostik bei V. a. <strong>Demenz</strong><br />

5. Einführung einer Tagesstrukturierung für <strong>Demenz</strong>kranke<br />

6. Gezieltes Einsetzen von Fachberatungen<br />

7. Ausbilden von Schwerpunktstationen<br />

• <strong>Regional</strong>e Vernetzung<br />

© Der Paritätische NRW – GSP 5<br />

<strong>Blickwechsel</strong> <strong>Demenz</strong>.<br />

<strong>Regional</strong>.<br />

© Der Paritätische NRW – GSP 6


Das Projekt<br />

Verbund: Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke,<br />

Modell Herdecke Plus AG und regionale<br />

Kooperationspartner (Stadt Herdecke, Einrichtungen<br />

der ambulanten und stationären Pflege etc.)<br />

Projektkoordination und -träger: GSP gGmbH<br />

Finanzierung: Stiftung Wohlfahrtspflege NRW<br />

Wissenschaftliche Begleitung: IPW an der<br />

Universität Bielefeld finanziert durch MGEPA NRW<br />

Laufzeit: Mai 2009 – April 2012<br />

© Der Paritätische NRW – GSP 7<br />

Bausteine:<br />

Integrierte Versorgung<br />

1. Versorgungskontinuität<br />

2. Aktives Einleiten von<br />

unterstützenden<br />

Angeboten<br />

3. Abstimmung der<br />

Versorgung<br />

© Der Paritätische NRW – GSP 8


1. Versorgungskontinuität?<br />

• Krankenhaus<br />

Zu Hause /<br />

stationäre Pflege<br />

• Fach-/Hausarzt Fach-/Hausarzt<br />

• Stationäre Pflege<br />

• Zu Hause / Arztpraxis<br />

• Krankenhaus<br />

• Krankenhaus / Pflegedienst<br />

• Arztpraxis / …….<br />

Entlassmanagement<br />

Arztbrief<br />

?<br />

Krankenhaus<br />

Krankenhaus<br />

Beratung<br />

© Der Paritätische NRW – GSP 9<br />

1. Kontinuität der Versorgung …<br />

... bei Krankenhausaufnahme:<br />

Weitergabe von Informationen<br />

• zu Vorerkrankungen (u.a. <strong>Demenz</strong>)<br />

• zu Pflegebedarf, Gewohnheiten etc.<br />

Kontinuität des Alltags durch Normalisierung des<br />

„Milieus“<br />

• Einbindung und Beteiligung der Angehörigen<br />

• Tagesstruktur/Milieu/Beziehung<br />

© Der Paritätische NRW – GSP 10<br />

?<br />

?


Weitergabe von Informationen<br />

Bei der Aufnahme aus der stationären Pflege<br />

• Überleitungsbögen i.d.R. vorhanden<br />

Lücken insbesondere bei häuslicher Versorgung<br />

• Informationen zu kognitivem Status durch den<br />

Hausarzt bzw. einweisenden Arzt<br />

• Weitere Informationen zu den Gewohnheiten und<br />

Versorgungsbesonderheiten durch die<br />

Angehörigen<br />

© Der Paritätische NRW – GSP 11<br />

Patientenbegleitbrief<br />

• Wenige Informationen<br />

insbesondere zur<br />

Diagnose<br />

• Hat sich nicht<br />

durchgesetzt<br />

© Der Paritätische NRW – GSP 12


Versorgungsrelevante<br />

Informationen<br />

Wichtige Informationen, u.a.<br />

• persönliche Daten und<br />

wichtige Rufnummern<br />

• Pflegebedarf und<br />

Gewohnheiten<br />

• Diagnosen und Medikamente<br />

=> Notfallmappe<br />

© Der Paritätische NRW – GSP 13<br />

Normalisierung des „Milieus“<br />

• Fremdheit reduzieren<br />

•<br />

Beziehung<br />

ermöglichen<br />

• Tagesstruktur<br />

unterstützen<br />

=> Tagesbetreuung im<br />

Krankenhaus<br />

© Der Paritätische NRW – GSP 14


2. Aktives Einleiten<br />

Oder: Hilfe darf kein Zufall<br />

sein<br />

• Identifikation von Patienten<br />

mit Orientierungsstörungen<br />

im Krankenhaus<br />

• Unterstützung von<br />

Beratungsanliegen<br />

© Der Paritätische NRW – GSP 15<br />

Identifikation im Krankenhaus<br />

Kriterien:<br />

• Alter: 70 +<br />

• „Pflegestufe 0“ oder<br />

• Beobachtungen<br />

und/oder<br />

• Mental Status<br />

Questionnaire (MSQ)<br />

© Der Paritätische NRW – GSP 16


Maßnahmen im Krankenhaus<br />

Bei<br />

Orientierungsstörung<br />

Patientenarmband<br />

(insbes. bei „Weglauftendenz)<br />

Tagesbetreuung<br />

Info in EDV-Anforderung an Funktionsabteilungen<br />

(z.B. Röntgen, Ultraschall, Endoskopie)<br />

Pflegeüberleitung<br />

(insbes. bei eigener Wohnung, Reha, Hilfsmittelbedarf)<br />

Info an Stationsarzt; Hinweis an einweisenden Arzt im<br />

Arztbrief<br />

Besonders eingerichtete Patientenzimmer<br />

……<br />

© Der Paritätische NRW – GSP 17<br />

Angaben zu<br />

Orientierungsstörungen 2011<br />

Quelle: EDV-<br />

Untersuchungsanforderungen<br />

im<br />

GKH aus den<br />

genannten<br />

Abteilungen heraus<br />

© Der Paritätische NRW – GSP 18


Unterstützung von<br />

Beratungsanliegen<br />

• Großer Beratungsbedarf bei<br />

Menschen mit einer <strong>Demenz</strong><br />

und ihren Angehörigen<br />

• Aber: Geringe<br />

Inanspruchnahme<br />

entsprechender Angebote<br />

• Und hoher<br />

Beratungsaufwand bei<br />

anderen Institutionen<br />

=> Herdecker<br />

Beratungsscheck<br />

© Der Paritätische NRW – GSP 19<br />

3. Abstimmung der Versorgung …<br />

… am Beispiel Medikation<br />

Angehörige<br />

Ambulante<br />

Pflege<br />

Hausarzt<br />

Medikation<br />

Stationäre<br />

Altenpflege<br />

Apotheke<br />

Facharzt<br />

Krankenhaus<br />

© Der Paritätische NRW – GSP 20


Herdecker Medikamentenuntersuchung<br />

2009+2011<br />

Patientendaten Hausarzt<br />

oder stationäre Pflege:<br />

- Nebendiagnose <strong>Demenz</strong><br />

- Alter, Geschlecht<br />

- Medikation<br />

N = 45 bzw. 30/35, Ø Alter<br />

80,5 Jahre<br />

Patientendaten GKH:<br />

- Diagnose <strong>Demenz</strong> +<br />

Oberschenkelhalsbruch,<br />

Herzinsuffizienz oder<br />

Harnwegsinfekt<br />

- Alter, Geschlecht, BMI*,<br />

- Medikationsplan<br />

- Klinische Parameter, z.B.<br />

Blutkaliumwerte*, Werte<br />

zur Nierenfunktion*<br />

N = 66 bzw. 56, Ø Alter 83,3<br />

Jahre<br />

*soweit vorhanden<br />

© Der Paritätische NRW – GSP 21<br />

Ergebnisse<br />

© Der Paritätische NRW – GSP 22


Multimorbidität<br />

Anzahl berichteter Erkrankungen 2008 (in Prozent)<br />

Quelle:<br />

Deutscher<br />

Alterssurvey,<br />

Deutsches<br />

Zentrum für<br />

Altersfragen.<br />

© Der Paritätische NRW – GSP 23<br />

Besonders problematische<br />

Arzneimittelgruppen<br />

Außerhalb des<br />

Krankenhauses<br />

Zwischen 80 und 90% aller<br />

Cave und Interaktionsmeldungen<br />

beziehen sich<br />

auf<br />

• Herz-Kreislaufmedikamente<br />

• Psychopharmaka<br />

• Schmerzmittel<br />

Im Krankenhaus<br />

Über 90% aller Cave- und<br />

Interaktionsmeldungen<br />

beziehen sich auf<br />

• Herz-Kreislaufmedikamente<br />

• Schmerzmittel<br />

• Diuretika<br />

Ergebnis Herdecker Medikamentenprüfung<br />

© Der Paritätische NRW – GSP 24


Gemeinsame Verantwortung 1<br />

Hausärzte<br />

• Besondere Nähe zum Patienten<br />

• Besonders viele Verordnungen<br />

• Besondere Herausforderung zwischen Patientenpräferenzen,<br />

Budgetrestriktionen, Behandlungserfordernissen und<br />

Medikationsrisiken<br />

Fachärzte<br />

• Gesamtmedikation bedenken und erfassen<br />

• verordnen einen großen Teil der besonders riskanten<br />

Arzneimittel (Psychopharmaka und Herz-Kreislauf-<br />

Medikamente)<br />

Apotheker<br />

• Bieten notwendiges zusätzliches Know-How bei komplexen<br />

Medikationen<br />

• Verkaufen OTC-Arzneimittel<br />

• Können sich über Bindung durch Rabattverträge hinwegsetzen<br />

© Der Paritätische NRW – GSP 25<br />

Gemeinsame Verantwortung 2<br />

stationäre Altenpflege<br />

• Beobachtung von unerwünschten Arzneimittelnebenwirkungen,<br />

z.B. Schläfrigkeit, „Hang-over“, Verstopfung, o.ä.<br />

• Nicht-medikamentöse Interventionen insbesondere bei<br />

Verhaltensauffälligkeiten ausschöpfen<br />

Krankenhaus<br />

• Kurze Liegezeiten schließen Anpassung von Dauermedikation<br />

i.d.R. aus<br />

• Besondere fachärztliche Kompetenz => Hinweise zu riskanter<br />

Medikation an Hausarzt<br />

• Hilfestellung zu altersgerechter Medikation insbesondere für<br />

jüngere Ärzte<br />

• Kompetenz der Krankenhausapotheker stärker nutzen<br />

Alle: Informationen (zu Medikamenten) sichern und weitergeben<br />

© Der Paritätische NRW<br />

– GSP 26


Was fehlt?<br />

• Gelingen des<br />

Patientenbegleitbriefs<br />

• Integration der<br />

demenzbezogenen<br />

Maßnahmen in die<br />

systematische<br />

Pflegeplanung im<br />

Krankenhaus<br />

• Evaluation der Identifikation<br />

• Breite ärztliche Beteiligung<br />

© Der Paritätische NRW – GSP 27<br />

Perspektiven<br />

• <strong>Demenz</strong>sensible Konzepte in die Fläche bringen<br />

• Mehr Teamgeist und strukturierte<br />

multiprofessionelle Zusammenarbeit im<br />

Gesundheitswesen<br />

• Mehr hybride Strukturen im Gesundheitswesen<br />

• Systematisch sektorübergreifende Versorgung<br />

• Integrierte Beratung<br />

• Geriatrisierung des Gesundheitswesens<br />

© Der Paritätische NRW<br />

– GSP 28


Wir danken:<br />

Josefa Arnold, Heike Bartolomey, Mareike Bartoschek,<br />

Ursula Beyling, Christiane Bonhage, Brigitte Brocke, Enno<br />

Detert, Jürgen Haake, Ingrid Kieber, Birgit Krause, Kerstin<br />

Lohmann, Wolfgang Marder, Christel Meining, Volker<br />

Röttgermann, Detlef Rüsing, Jürgen Schiffer, Stefan<br />

Schmidt-Troschke, Thomas Scholz, Rupert Sobotta,<br />

Daphne Sommer, Mika Steinke, Hannelore Tilke, Roland<br />

Vitek, Mechthild Weickenmeier, Klaus Wingenfeld, Doris<br />

Wilde, Antje Wollmer, Barbara Yokota-Beuret, Elke Zeller,<br />

Peter Zimmermann, Ado Zorn, u.v.a.<br />

© Der Paritätische NRW – GSP 29<br />

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit !<br />

www.blickwechseldemenz.de<br />

© Der Paritätische NRW – GSP 30

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