03.06.2013 Aufrufe

Das Züricher Hüftbruch-Projekt am Stadtspital Triemli Zürich

Das Züricher Hüftbruch-Projekt am Stadtspital Triemli Zürich

Das Züricher Hüftbruch-Projekt am Stadtspital Triemli Zürich

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

4<br />

Reflexe<br />

Wir möchten uns mit<br />

dieser Zwischenbilanz<br />

ganz herzlich für die Zu-<br />

s<strong>am</strong>menarbeit im Haus<br />

bedanken und alle Mitar-<br />

beiter über den Stand des<br />

<strong>Projekt</strong>es informieren.<br />

<strong>Das</strong> <strong><strong>Zürich</strong>er</strong> <strong>Hüftbruch</strong>-<strong>Projekt</strong><br />

<strong>am</strong> <strong>Stadtspital</strong> <strong>Triemli</strong> <strong>Zürich</strong><br />

<strong>Das</strong> <strong><strong>Zürich</strong>er</strong> <strong>Hüftbruch</strong> <strong>Projekt</strong> <strong>am</strong> <strong>Triemli</strong>spital<br />

ist ein interdisziplinäres <strong>Projekt</strong> mit<br />

dem Ziel die Rehabilitation älterer Patientinnen<br />

und Patienten nach erlittenem<br />

<strong>Hüftbruch</strong> zu verbessern. <strong>Das</strong> Alter spielt<br />

für uns keine Rolle, nur älter als 65 sollten<br />

die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sein.<br />

Wir untersuchen während der Akuthospitalisation<br />

zwei Therapieformen: Standard-<br />

Physiotherapie (30 Min pro Tag) oder intensive<br />

Physiotherapie (60 Min pro Tag)<br />

und zwei Vit<strong>am</strong>in D Therapiedosierungen:<br />

die empfohlene Standarddosierung (800<br />

IU) oder eine höhere Dosis Vit<strong>am</strong>in D<br />

(2000 IU).<br />

<strong>Das</strong> Studiente<strong>am</strong> bei der Audit-Visite des Nationalfonds<br />

im Juni 2006<br />

<strong>Das</strong> so genannte Herzstück des <strong>Projekt</strong>es<br />

bilden die Pflegefachfrauen Frau Anne<br />

Hinz und Frau Cornelia Fretz sowie die<br />

<strong>Projekt</strong>physiotherapeuten Silvan Looser<br />

und Beat Bretscher. Zudem leitet Frau Regula<br />

Hochstrasser die Datenverwaltung im<br />

<strong>Projekt</strong>sekretariat. Die verantwortlichen<br />

Ärzte sind PD Dr. R. Theiler (Chefarzt<br />

Rheumatologie) und Prof. A. Platz (Chefarzt<br />

Traumatologie) <strong>am</strong> <strong>Triemli</strong>spital und<br />

Frau Dr. A. Bischoff-Ferrari <strong>am</strong> USZ (siehe<br />

Bild). Frau Hinz und Frau Fretz werden auf<br />

der Chirurgischen und Rheumatologischen<br />

Stationen vom Pflegete<strong>am</strong> massgeblich unterstützt<br />

und so konnten bisher viele <strong>Hüftbruch</strong><br />

Patientinnen und Patienten im <strong>Projekt</strong><br />

betreut werden (seit Januar 05 n =<br />

107). Ein besonderer Dank gilt Frau Brunner<br />

(Pflegeleitung Rheumatologie) und<br />

Frau Us<strong>am</strong>i (Pflegeleitung Chirurgie), die<br />

uns unermüdlich und kompetent mit ihren<br />

exzellenten und herzlichen Pflegete<strong>am</strong>s zur<br />

Seite stehen. Ganz wichtig für unser <strong>Projekt</strong><br />

ist auch Herr Urs Christen. Er versorgt uns<br />

immer wieder mit Zus<strong>am</strong>menfassungen,<br />

den sogenannten LEP Journals, der gebotenen<br />

Pflegeleistungen bei allen Patientinnen<br />

und Patienten mit Hüftfrakturen. Im Hintergrund,<br />

aber nicht weniger wichtig, Frau<br />

Prof. E. Minder (Leiterin Zentrallabor) und<br />

Herr Dr. M. Asanger (Chefapotheker).<br />

Frau Prof. Minder übersieht die korrekte<br />

Evaluation und Lagerung aller Blutuntersuchungen<br />

im <strong>Projekt</strong>. <strong>Das</strong> Laborte<strong>am</strong><br />

scheut keine Mühe uns auch bei Minusgraden<br />

und in Skiunterwäsche beim genauen<br />

Etikettieren der wichtigen Laborproben zur<br />

Seite zu stehen. Herr Dr. M. Asanger und<br />

Frau M. Oetiker, stellen sicher, dass alle Patientinnen<br />

und Patienten im <strong>Projekt</strong> die<br />

richtige Vit<strong>am</strong>in D Dosierung erhalten. Sobald<br />

eine Patientin oder ein Patient eingeschlossen<br />

ist, rufen Frau Hinz oder Frau<br />

Fretz in der Krankenhausapotheke an und<br />

werden prompt mit der Vit<strong>am</strong>in D<br />

Packung versorgt.<br />

Warum Vit<strong>am</strong>in D?<br />

Mit zunehmendem Alter nehmen Muskelkraft<br />

und Knochenstabilität ab und das<br />

Sturzrisiko und <strong>Hüftbruch</strong>risiko zu. Eine<br />

wesentliche Ursache für Muskelschwäche,<br />

Stürze und Knochenbrüche im Alter stellt,<br />

neben dem Knochenschwund der weit verbreitete<br />

Vit<strong>am</strong>in-D-Mangel bei älteren Personen<br />

dar [1, 2]. In verschiedenen Untersuchungen<br />

konnte nachgewiesen werden,<br />

dass selbst bei gesunden und älteren Personen<br />

in Alters- und Pflegeheimen das Vit<strong>am</strong>in<br />

D die Muskelkraft stärkt [1, 3, 4], das<br />

Gleichgewicht verbessert [5, 6] und das<br />

Sturzrisiko vermindert wird [4, 7]. Ausserdem<br />

stärkt Vit<strong>am</strong>in D den Knochen [8] und<br />

senkt das Risiko für eine Hüftfraktur [9].<br />

Vit<strong>am</strong>in D bewirkt, dass Kalzium aus dem<br />

Darm besser aufgenommen wird, steuert


5<br />

Reflexe<br />

dessen Einbau in den Knochen und stärkt<br />

d<strong>am</strong>it den Knochen [8, 10]. Ausserdem<br />

stimuliert Vit<strong>am</strong>in D direkt den Muskel<br />

[11] und führt zu einer Muskelkräftigung<br />

[3], einem verbesserten Gleichgewicht<br />

und einem verminderten Sturzrisiko<br />

[4, 7].<br />

Vit<strong>am</strong>in D ist das einzige Vit<strong>am</strong>in, das der<br />

Mensch auf natürliche Weise durch Sonneneinstrahlung<br />

auf die Haut selbst produzieren<br />

kann. Allerdings nimmt mit zunehmendem<br />

Alter die Eigen-Produktion<br />

von Vit<strong>am</strong>in D in der Haut um das Vierfache<br />

ab, so dass auch bei regelmässigen<br />

«Sonnenbädern» ein weit verbreiteter<br />

Vit<strong>am</strong>in-D-Mangel bei älteren Personen<br />

vorkommt [2].<br />

Erschwerend für eine optimale Vit<strong>am</strong>in-D-<br />

Versorgung in der Schweiz ist die fehlende<br />

Intensität der Wintersonne. Dies führt dazu,<br />

dass auch bei jungen Personen ein Vit<strong>am</strong>in-D-Mangel<br />

auftreten kann. Besonders<br />

betroffen von einem Vit<strong>am</strong>in-D-Mangel<br />

sind jedoch ältere Personen. Hoch gefährdet<br />

sind diejenigen die in Alters- und Pflegeheimen<br />

wohnen oder wegen Krankheit<br />

oder Schwäche meist im Haus verweilen<br />

und deshalb keiner natürlichen Sonnenexposition<br />

ausgesetzt sind.<br />

Ausserdem muss erwähnt werden, dass<br />

eine erhöhte Sonnenexposition auch mit<br />

Risiken wie Hautkrebs verbunden ist. Ein<br />

Sonnenschutz ist daher sinnvoll, verhindert<br />

aber schon bei einem Sonnenschutzfaktor<br />

SPF 8 die hauteigene Produktion von Vit<strong>am</strong>in<br />

D [12]. Zus<strong>am</strong>menfassend kann gesagt<br />

werden, dass Sonnenlicht keine ideale und<br />

ausreichende Quelle für eine optimale<br />

Vit<strong>am</strong>in-D-Versorgung älterer Personen in<br />

der Schweiz ist. Da Vit<strong>am</strong>in D in der<br />

Schweiz auch nicht ausreichend über die<br />

Nahrung aufgenommen werden kann, ist<br />

der gesündeste und bestverträglichste Weg<br />

genug davon aufzunehmen eine Vit<strong>am</strong>in-<br />

D-Tablette, idealerweise kombiniert mit einer<br />

Kalziumtablette.<br />

In dieser Untersuchung soll der Einfluss<br />

von Vit<strong>am</strong>in D plus Kalzium und verbesserten<br />

Rehabilitationmassnahmen auf das<br />

Sturzrisiko bei älteren Personen mit erlittener<br />

Hüftfraktur untersucht werden<br />

Unter den beschriebenen Therapiemassnahmen<br />

werden über ein Jahr Funktion,<br />

Muskelkraft, Stürze, Knochenbrüche, Kosten,<br />

Pflegemassnahmen und Lebensqualität<br />

genaustens erfasst. Alle Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmer werden monatlich angerufen<br />

und kommen nach 6 und 12 Monaten<br />

mit Hilfe des Städtischen Gesundheitsdepartements<br />

Abteilung Schutz und Rettung /<br />

Zivilschutz zu <strong>am</strong>bulanten Kontrolluntersuchungen.<br />

Bisheriger Stand des <strong>Projekt</strong>es: Bisher<br />

wurden 361 Patientinnen und Patienten<br />

mit akutem <strong>Hüftbruch</strong> voruntersucht (gescreent)<br />

und 108 in das Hauptprojekt eingeschlossen.<br />

56 Patientinnen und Patienten<br />

hatten bereits ihre 6-Monats-Kontrolle und<br />

33 die 12-Monats-Kontrolle. Insges<strong>am</strong>t<br />

sollen 204 Personen in das Hauptprojekt<br />

eingeschlossen werden und das <strong>Projekt</strong> ist<br />

im März 2009 abgeschlossen.<br />

Unsere Hypothese ist, dass eine intensivere<br />

Physiotherapie und eine optimale Vit<strong>am</strong>in<br />

D Versorgung die Muskelkraft älterer Personen<br />

mit bereits erlittener Hüftfraktur<br />

stärken. Ausserdem werden so erneute<br />

Stürze und Knochenbrüche verhindert,<br />

d<strong>am</strong>it die Unabhängigkeit älterer Personen<br />

erhalten bleibt, was letztendlich zu einer<br />

Kostensenkung im Gesundheitswesen<br />

beiträgt.<br />

Erste Resultate, basierend auf der Einschlussuntersuchung<br />

der ersten 230<br />

Patientinnen und Patienten, zeigen eine<br />

massive Vit<strong>am</strong>in D Unterversorgung, ob-


6<br />

Reflexe<br />

gleich etwa 70% aller eingeschlossenen Personen<br />

bisher unabhängig zu Hause gelebt haben.<br />

Nur 5% aller Personen hatten ausreichende<br />

Vit<strong>am</strong>in D Spiegel und über 60%<br />

hatten einen schweren Vit<strong>am</strong>in D Mangel.<br />

Diese ersten Resultate wurden <strong>am</strong> Europäischen<br />

Geriatriekongress in Genf und Schweizer<br />

Rheumatologenkongress vorgestellt.<br />

Dr. Heike A. Bischoff-Ferrari, MPH,<br />

PD Dr. Robert Theiler,<br />

Prof. Andreas Platz<br />

1. Bischoff-Ferrari HA, Dietrich T, Orav EJ, et al.:<br />

Higher 25-hydroxyvit<strong>am</strong>in D concentrations<br />

are associated with better lower-extremity<br />

function in both active and inactive persons<br />

aged >=60 y. Am J Clin Nutr 2004; 80(3):<br />

752–8.<br />

2. Theiler R, Stahelin HB, Tyndall A, Binder K,<br />

Somorjai G, Bischoff HA: Calcidiol, calcitriol<br />

and parathyroid hormone serum concentrations<br />

in institutionalized and <strong>am</strong>bulatory elderly<br />

in Switzerland. Int J Vit<strong>am</strong> Nutr Res 1999;<br />

69(2): 96–105.<br />

3. Bischoff HA, Stahelin HB, Dick W, et al.:<br />

Effects of vit<strong>am</strong>in D and calcium supplementation<br />

on falls: a randomized controlled trial. J<br />

Bone Miner Res 2003; 18(2): 343–51.<br />

4. Bischoff-Ferrari HA, Dawson-Hughes B,<br />

Willett CW, et al.: Effect of vit<strong>am</strong>in D on falls:<br />

a meta-analysis.<br />

JAMA 2004; 291(16): 1999–2006.<br />

5. Bischoff-Ferrari HA, Conzelmann M, Stahelin<br />

HB, et al.: Is fall prevention by vit<strong>am</strong>in D<br />

mediated by a change in postural or dyn<strong>am</strong>ic<br />

balance? Osteoporos Int. 2006; 17(5): 656–<br />

63. Epub 2006 Mar 1.<br />

6. Pfeifer M, Begerow B, Minne HW, Abr<strong>am</strong>s<br />

C, Nachtigall D, Hansen C: Effects of a shortterm<br />

vit<strong>am</strong>in D and calcium supplementation<br />

on body sway and secondary hyperparathyroidism<br />

in elderly women. J Bone Miner Res<br />

2000; 15(6): 1113–8.<br />

7. Bischoff-Ferrari HA, Orav EJ, Dawson-Hughes<br />

B: Effect of cholecalciferol plus calcium<br />

on falling in <strong>am</strong>bulatory older men and<br />

women: a 3-year randomized controlled trial.<br />

Arch Intern Med. 2006; 166(4): 424–30.<br />

8. Bischoff-Ferrari HA, Dietrich T, Orav EJ,<br />

Dawson-Hughes B: Positive association between<br />

25-hydroxy vit<strong>am</strong>in d levels and bone<br />

mineral density: a population-based study of<br />

younger and older adults.<br />

Am J Med 2004; 116(9): 634–9.<br />

9. Bischoff-Ferrari HA, Willett WC, Wong JB,<br />

Giovannucci E, Dietrich T, Dawson-Hughes<br />

B: Fracture prevention with vit<strong>am</strong>in D<br />

supplementation: a meta-analysis of randomized<br />

controlled trials. J<strong>am</strong>a 2005; 293(18):<br />

2257–64.<br />

10. Dawson-Hughes B, Harris SS, Krall EA, Dallal<br />

GE: Effect of calcium and vit<strong>am</strong>in D supplementation<br />

on bone density in men and<br />

women 65 years of age or older. N Engl J<br />

Med 1997; 337(10): 670–6.<br />

11. Bischoff-Ferrari HA, Borchers M, Gudat F,<br />

Durmuller U, Stahelin HB, Dick W: Vit<strong>am</strong>in D<br />

receptor expression in human muscle tissue<br />

decreases with age. J Bone Miner Res 2004;<br />

19(2): 265–9.<br />

12. Holick MF: Environmental factors that<br />

influence the cutaneous production of<br />

vit<strong>am</strong>in D. Am J Clin Nutr 1995; 61(suppl):<br />

638S–45S.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!