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Entwicklung einer in vitro Methode zur Simulation von Verdauung ...

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Aus der Professur für Tiergesundheit und Tierschutz<br />

der Agrar- und Umweltwissenschaftlichen Fakultät<br />

Thesen der Dissertation<br />

<strong>Entwicklung</strong> <strong>e<strong>in</strong>er</strong> <strong>in</strong> <strong>vitro</strong> <strong>Methode</strong> <strong>zur</strong> <strong>Simulation</strong> <strong>von</strong><br />

<strong>Verdauung</strong> und Resorption gentechnisch veränderter<br />

Pflanzen<br />

vorgelegt <strong>von</strong><br />

<strong>zur</strong> Erlangung des akademischen Grades<br />

Doktor der Agrarwissenschaften doctor agriculturae (Dr. agr.)<br />

an der Agrar- und Umweltwissenschaftlichen Fakultät<br />

der Universität Rostock<br />

Dipl. Biochem. Andre Kacholdt und Dipl. Ing. agr. Mandy Bruch<br />

aus Rostock<br />

Rostock, den 08.06.2012


Zur Zulassung <strong>von</strong> gentechnisch veränderten Pflanzen ist e<strong>in</strong>e Risikoabschätzung, gerade<br />

unter dem Gesichtspunkt der Verbesserung der Akzeptanz <strong>in</strong> weiten Teilen der Bevölkerung,<br />

sehr wichtig. Um e<strong>in</strong> quantifizierbares Verfahrens <strong>zur</strong> Detektion <strong>von</strong> Wechselwirkungen der<br />

gentechnisch veränderten Prote<strong>in</strong>e mit dem Darmepithel und der Resorption aller durch die<br />

Expression des Fremdgens veränderten Stoffe und deren Auswirkungen auf den<br />

Organismus zu entwickeln, bedarf es <strong>e<strong>in</strong>er</strong> strukturierten Vorgehensweise. Es sollte e<strong>in</strong><br />

Verfahren entwickelt werden, das die <strong>in</strong> <strong>vitro</strong> Messung <strong>von</strong> ansonsten nur im Tierversuch zu<br />

erhebenden Daten über <strong>Verdauung</strong>s- und Resorptionsvorgänge im Darm gestattet. Die<br />

Risikoabschätzung muss umfassend se<strong>in</strong> und auch die Frage klären, ob es Gefahren bei<br />

beabsichtigter oder auch unbeabsichtigter Aufnahme <strong>von</strong> gentechnisch veränderten<br />

Pflanzen <strong>in</strong> den <strong>Verdauung</strong>strakt <strong>von</strong> Organismen gibt. Zur Verr<strong>in</strong>gerung <strong>von</strong> Tierversuchen<br />

soll e<strong>in</strong> <strong>in</strong> dieser Arbeit entwickeltes quantifizierbares <strong>in</strong> <strong>vitro</strong> Verfahren angewendet werden.<br />

Bei der <strong>Entwicklung</strong> der hiervorliegenden <strong>in</strong> <strong>vitro</strong> <strong>Verdauung</strong>smethode und bei der<br />

Untersuchung des Abbaus <strong>von</strong> Prote<strong>in</strong>en und Pflanzen, sowie dem Vergleich der Ergebnisse<br />

mit Ergebnissen anderer Untersuchungen konnten die folgenden Thesen erarbeitet werden:<br />

1. Die zu entwickelte <strong>in</strong> <strong>vitro</strong> <strong>Verdauung</strong>smethode soll sich aufgrund des E<strong>in</strong>satzes <strong>von</strong><br />

gentechnisch veränderten Pflanzen als Futtermittel und <strong>in</strong> der Humanernährung am<br />

<strong>Verdauung</strong>ssystem des Monogasters orientieren. Das Schwe<strong>in</strong> wurde aufgrund s<strong>e<strong>in</strong>er</strong><br />

großen physiologischen Parallelen zum Menschen als Modelltier genutzt. Die<br />

natürlichen Vorgänge im Gastro<strong>in</strong>tenst<strong>in</strong>altrakt wurden analysiert, <strong>in</strong>sbesondere die<br />

Zusammensetzung der sezernierten Enzyme und Pufferlösungen wurde genauestens<br />

untersucht.<br />

2. Die stattf<strong>in</strong>denden <strong>Verdauung</strong>sschritte <strong>in</strong> der Maulhöhle (30 m<strong>in</strong> Inkubation mit -<br />

Amylase, gelöst <strong>in</strong> PBS und e<strong>in</strong>em pH-Wert <strong>von</strong> 6,8) im Magen (3 h Inkubation mit<br />

Peps<strong>in</strong>, gelöst <strong>in</strong> HCl, pH-Wert 2,0) und im Duodenum (2 h Inkubation mit<br />

Pankreat<strong>in</strong>/Gallenextrakt, gelöst <strong>in</strong> Hydrogencarbonatpuffer mit pH-Wert 6,8) s<strong>in</strong>d mit<br />

relativ ger<strong>in</strong>gem Aufwand <strong>in</strong> <strong>vitro</strong> zu simulieren. Durch die <strong>Verdauung</strong>senzyme werden<br />

die drei Hauptnährstoffe Kohlenhydrate, Prote<strong>in</strong>e und Fette, soweit sie durch den<br />

Aufschluss <strong>in</strong> die wässrige Phase überführt werden, abgebaut. Die Reaktionsprodukte<br />

konnten zu allen erfolgten Abbaureaktionen nachgewiesen werden. Dabei s<strong>in</strong>d die <strong>in</strong><br />

<strong>vitro</strong> Vorgänge auf molekularer Ebene durchaus mit denen <strong>in</strong> vivo vergleichbar.<br />

3. Bei der <strong>Simulation</strong> der <strong>Verdauung</strong>, wie sie im Dünndarm stattf<strong>in</strong>det, tritt folgendes<br />

Problem auf. Die Bauchspeicheldrüse sezerniert e<strong>in</strong>e Vielzahl <strong>von</strong> Enzymen, die nicht<br />

alle käuflich zu erwerben waren. E<strong>in</strong> Kompromiss ist die Verwendung <strong>von</strong> Pankreat<strong>in</strong>,<br />

e<strong>in</strong>em Enzymgemisch, gewonnen aus dem Pankreas. E<strong>in</strong> kompletter Abbau <strong>von</strong><br />

Prote<strong>in</strong>en kann mit Verwendung dieses Enzymgemisches erreicht werden, da es alle<br />

<strong>Verdauung</strong>senzyme des Pankreas enthält, aber e<strong>in</strong>e Zuordnung der proteolytischen<br />

Gesamtaktivität auf die e<strong>in</strong>zelnen Enzyme ist nicht möglich.<br />

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4. Soll bei der <strong>Verdauung</strong>ssimulation der Abbaugrad des Futtermittels maximiert werden,<br />

und möglichst nahe am natürlichen Vorbild gearbeitet werden, so muss die verwendete<br />

<strong>Methode</strong> den Abbau durch -Amylase be<strong>in</strong>halten. Durch diesen vorgeschalteten<br />

<strong>Verdauung</strong>sschritt kann der Abbaugrad bei den darauffolgenden <strong>Verdauung</strong>sschritten<br />

signifikant erhöht werden, und damit näher an die Vorgaben der natürlichen <strong>Verdauung</strong><br />

angenähert werden, der allerd<strong>in</strong>gs nicht erreicht wird.<br />

5. Die Freisetzung <strong>von</strong> <strong>in</strong>takten Prote<strong>in</strong>en <strong>in</strong> den <strong>Verdauung</strong>strakt und e<strong>in</strong>e damit<br />

verbundene eventuelle Resorption ist nicht zu verh<strong>in</strong>dern. Der Aufschluss erfolgt im<br />

Magen, freiwerdendes Prote<strong>in</strong> wird sofort <strong>von</strong> Peps<strong>in</strong> abgebaut. Dieses wird durch die<br />

Erhöhung des pH-Wertes (Hydrogencarbonat aus der Pankreas) <strong>in</strong>aktiviert. Aus dem<br />

aufgeschlossenen Substrat aus dem Magen wird weiterh<strong>in</strong> <strong>in</strong>taktes Prote<strong>in</strong> freigesetzt,<br />

welches aber nur langsam durch die pankreatischen Enzyme abgebaut wird. Freies,<br />

<strong>in</strong>taktes Fremdprote<strong>in</strong> ist daher immer im Dünndarm vorhanden. Deshalb sollte die<br />

mögliche Resorption ebenfalls untersucht werden, wenn fremde Prote<strong>in</strong>e <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Pflanze<br />

e<strong>in</strong>gebracht werden.<br />

6. Gentechnisch <strong>in</strong> Pflanzen e<strong>in</strong>gebrachte Prote<strong>in</strong>e unterschieden sich im Bezug auf den<br />

Abbau durch die <strong>Verdauung</strong>senzyme und die Freisetzung <strong>in</strong> das umgebende wässrige<br />

Medium nicht <strong>von</strong> den natürlich enthaltenen Prote<strong>in</strong>en <strong>e<strong>in</strong>er</strong> Pflanze. Es konnten ke<strong>in</strong>e<br />

Unterschiede im Abbauverhalten zwischen dem Gesamtprote<strong>in</strong> und dem Fremdprote<strong>in</strong><br />

aus gentechnisch veränderten Pflanzen festgestellt werden.<br />

7. Der mögliche Abbau der Prote<strong>in</strong>e durch die <strong>Verdauung</strong>senzyme ist e<strong>in</strong>e Eigenschaft der<br />

jeweiligen Prote<strong>in</strong>e selbst. Sie wird weitestgehend durch die Am<strong>in</strong>osäuresequenz und<br />

die sich daraus ergebende Tertiärstrukur der Prote<strong>in</strong>e bestimmt. Aus diesem Grund wird<br />

sich diese Eigenschaft beim Transfer <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en anderen Organismus nicht grundlegend<br />

ändern.<br />

8. Zur Feststellung der Resorptionseigenschaften können Bestandteile der jeweiligen<br />

gentechnisch veränderten Pflanze verwendet werden. Da die Pflanzenteile<br />

aufgeschlossen werden, ist spätestens beim Übertritt der Prote<strong>in</strong>e <strong>in</strong>s wässrige Medium<br />

ke<strong>in</strong> Unterschied mehr zum E<strong>in</strong>satz <strong>von</strong> gere<strong>in</strong>igten Prote<strong>in</strong>en zu erkennen. Nur die<br />

Konzentration der Prote<strong>in</strong>e <strong>in</strong> der wässrigen Lösung unterscheidet sich.<br />

9. Da im Duodenum <strong>in</strong>taktes Prote<strong>in</strong> freigesetzt wird, ist es <strong>zur</strong> Bestimmung der<br />

Allergenität notwendig, drei verschiedene <strong>Verdauung</strong>sprofile zu untersuchen.<br />

komplette <strong>in</strong> <strong>vitro</strong> <strong>Verdauung</strong> <strong>von</strong> Maulhöhle bis Dünndarm<br />

nur mit den Pankreasenzymen, dabei wird der Pankreasverdau der im<br />

Duodenum freigesetzten <strong>in</strong>takten Prote<strong>in</strong>e simuliert<br />

ohne <strong>Verdauung</strong>senzyme, um den E<strong>in</strong>fluss der <strong>in</strong>takten Prote<strong>in</strong>e, die im<br />

Duodenum vorliegen, auf die Allergenität zu untersuchen<br />

10. Die Resorption kann unter Verwendung <strong>von</strong> Uss<strong>in</strong>g-Kammern simuliert werden. Es<br />

wurden ke<strong>in</strong>e den <strong>in</strong> vivo Daten wiedersprechende Ergebnisse gefunden. Die <strong>in</strong> <strong>vitro</strong><br />

stattf<strong>in</strong>denden Transporte konnten aus versuchstechnischen Gründen, u.a. zu ger<strong>in</strong>ge<br />

Konzentration der Fremdprote<strong>in</strong>e, <strong>in</strong> vivo nicht verifiziert werden.<br />

3


11. Am isolierten Darmgewebe s<strong>in</strong>d die Transporte der rekomb<strong>in</strong>anten Prote<strong>in</strong>e untersucht<br />

worden. Dabei konnten ger<strong>in</strong>ge Transport <strong>von</strong> GFP und VP 60 detektiert werden. Um<br />

den Transport weiter zu charakterisieren, wurde das Versuchsdesign abgeändert, aber<br />

ke<strong>in</strong>e es wurden Unterschiede <strong>in</strong> den Transportraten zwischen den Geweben mit und<br />

ohne Payersche Plaques festgestellt. Aufgrund der <strong>in</strong> den Plaques enthaltenen M-Zellen<br />

war hier e<strong>in</strong> höherer Prote<strong>in</strong>transport erwartet worden.<br />

12. Die Eignung der Uss<strong>in</strong>g-Kammer als Untersuchungsmethode ist pr<strong>in</strong>zipiell gegeben,<br />

aber die Vitalität des untersuchten Epithels bedarf genauster Untersuchungen, da der<br />

bisher verwendete Marker (Anstieg des Kurzschlussstromes I nach Zugabe <strong>von</strong><br />

Theophyll<strong>in</strong>) nicht <strong>zur</strong> alle<strong>in</strong>igen Beurteilung des Gewebezustandes ausreicht. Die<br />

histologischen Untersuchungen zeigen trotz positiver Reaktion auf die Theophyll<strong>in</strong>-<br />

Zugabe e<strong>in</strong> anderes Bild.<br />

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