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Berlin - Hamburg im Kajak - outdoor guide

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h a u t n a h<br />

5 Aktive Vogelwelt rund um die Müritz. Wer Glück hat, sieht nebst Schwänen und Reihern auch Fisch- und Seeadler. 5<br />

Seekajaks sind das ideale Fortbewegungsmittel für diese Reise. Schlank und schnell, auch bei Gegenwind und Wellen.<br />

Das kleine Meer, wie sich ihr Name aus dem slawischen<br />

ableitet, ist bekannt für seine gefährlichen Wellen. Durch<br />

die Topographie des Seebodens und die grosse Wasserfläche<br />

– von Norden nach Süden sind es fast 30 Kilometer,<br />

von West nach Ost <strong>im</strong>merhin 13 – können sich schnell<br />

Wogen von über einem Meter Höhe aufbauen, in regelmässigen<br />

Abständen kommt es zu Unfällen von Seglern<br />

oder Kanuten, die <strong>im</strong>mer wieder auch tödlich enden. Als<br />

wir aus dem Kanal auf den See hinausfahren, klemmen<br />

wir unsere Oberschenkel fester ins Boot, greifen das Paddel<br />

energischer und versuchen Fahrt aufzunehmen, um<br />

die Lage zu beherrschen. Aus westlicher Richtung rollt<br />

eine unregelmässige Dünung heran, die sich chaotisch<br />

und ohne Rhythmus bricht. Wellen vermählen sich, gehen<br />

auseinander, versprühen Gischt, die der Wind aufgreift<br />

und mitn<strong>im</strong>mt. Wir haben es nicht weit zum Campingplatz<br />

am Bolter Ufer, doch der Kilometer am Ende<br />

eines langen Tages macht klar, dass mit der Müritz nicht<br />

zu spassen ist.<br />

50 |<strong>outdoor</strong> <strong>guide</strong>|Sommer|10<br />

Talfahrt nach <strong>Hamburg</strong><br />

Auch der Plauer See, der letzte grosse See unserer Reise,<br />

versucht uns mit kräftigem Westwind einzuschüchtern.<br />

Wenn wir auf der fünf Kilometer langen Querung aufhören<br />

zu paddeln, treiben wir zurück. Als wir nach eineinhalb<br />

Stunden auf dem See in die Elde-Müritz Wasserstrasse<br />

einfahren, ist plötzlich alles ganz still. Kein Sturm<br />

mehr, kein Wind, wir müssen nicht mehr schreien um<br />

uns zu verständigen, die Paddeljacke ist auf einmal viel<br />

zu warm. Einen Kilometer paddeln wir an Bootsschuppen<br />

und Villen, Haus- und Fischerbooten vorbei, bis wir die<br />

Schleuse von Plau erreichen. Sie markiert den Startpunkt<br />

unserer Talfahrt nach <strong>Hamburg</strong>. Bis zur Elbe werden wir<br />

einen Höhenunterschied von 49 Metern überwinden.<br />

Leider hat das aber keinen Einfluss auf die Strömung: wie<br />

auf der Havel gleichen auch an der Elde Schleusen das<br />

Niveau aus, 17 insgesamt. Vier Tage später haben wir sie<br />

alle hinter uns gebracht. Ein weiterer Grund zu feiern ist<br />

die Tatsache, dass nun 350 strömungslose Kilometer hinter<br />

uns liegen. Für den Rest der Strecke wird uns die Elbe<br />

unterstützen.<br />

Voller Vorfreude gleiten wir 500 Meter weiter auf den<br />

mächtigen Strom hinaus. Ruhig aber kraftvoll strömt ihr<br />

Wasser vorbei, das von der Quelle in Tchechien schon<br />

über 800 Kilometer zurückgelegt hat. Sofort werden wir<br />

mitgenommen, müssen nichts mehr tun und kommen<br />

trotzdem voran. Unglaublich! Wir jauchzen, dass es weit<br />

übers Wasser schallt, grinsen vom einem Ohr zum anderen.<br />

«Bei diesem Tempo sind wir in zwei Tagen in <strong>Hamburg</strong>»,<br />

rufe ich zu Katrin herüber. Und weil der Moment so<br />

schön ist und gegenüber ein Sandstrand liegt, schlage ich<br />

vor, gleich hier unser Lager aufzuschlagen. «Gute Idee»,<br />

meint Katrin. «Ich glaube, in meinem Heck steckt noch<br />

eine Flasche Wein.»<br />

56 Kilometer: Rekord<br />

h a u t n a h<br />

Am nächsten Morgen klingelt der Wecker früh. Wir wollen<br />

viel Strecke machen und das Wetter sieht schon seit<br />

dem gestrigen Nachmittag aus, als wäre es endlich einmal<br />

auf unserer Seite. Um sieben Uhr gleiten wir aus unserer<br />

Bucht in die Strömung und lassen uns weiter mitnehmen.<br />

Links und rechts zieht grünes Land vorbei, blauer<br />

H<strong>im</strong>mel und weisse Wolken beginnen an der Oberkante<br />

der Deiche. Graureiher warten <strong>im</strong> seichten Uferwasser<br />

auf den nächsten Fisch, zwei Seeadler lassen sich hoch<br />

oben blicken. Für sieben Kilometer bildet die Elbe nun die<br />

Grenze zwischen Niedersachsen und Mecklenburg. Ein<br />

Wachturm erinnert an die DDR-Zeiten. Früher musste<br />

man sich als Paddler hier streng ans linke Ufer halten.<br />

Wir passieren den Ort Hitzacker und erreichen zur Mittagszeit<br />

die Fähre, die Neu Darchau mit Darchau verbindet.<br />

Im Café Rosenkranz in der Nähe soll es hausge-<br />

<strong>outdoor</strong> <strong>guide</strong>|sommer|10|51

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