05.06.2013 Aufrufe

Einen Schnitt voraus - nothacker art+design

Einen Schnitt voraus - nothacker art+design

Einen Schnitt voraus - nothacker art+design

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Leseanleitung<br />

Andrew Jones<br />

Redaktor MoMa<br />

Als Kind stellt man sich alles etwas<br />

anders vor. Etwa, wie man einmal<br />

wohnen wird. Ich zum Beispiel hatte<br />

vor, mit meinem Bruder und einigen<br />

Freunden in ein grosses Haus zu<br />

ziehen und im Erdgeschoss ein Detektivbüro<br />

zu betreiben. Die Wohnung<br />

wäre vollautomatisch eingerichtet.<br />

Natürlich, denn es wäre ja<br />

bereits das Jahr 2000. Ich zeichnete<br />

mit Farbstiften in mein Malheft, wie<br />

die Maschinen unser Leben erleichtern<br />

würden. Denn Detektiv, das<br />

nahm ich an, würde ein schöner,<br />

aber anstrengender Beruf sein. Ich<br />

erfand einen Helm, der einem die<br />

Haare schneidet, wenn man ihn aufsetzt.<br />

Ein erstes Mal machte sich der<br />

Minimalist in mir bemerkbar.<br />

Schön und gut. Aber wieso erzähle<br />

ich Ihnen das alles? Darum: In diesem<br />

Heft sagen wir, wie wir in Zukunft<br />

wirklich wohnen werden (ab<br />

Seite 12). Wir erklären, welche Konsequenzen<br />

Minimalismus, etwa im<br />

Studium, haben kann (Seite 8). Wir<br />

empfehlen, was man ausser den<br />

Malheften sonst noch nie entsorgen<br />

soll (Seite 22). Und mein persönliches<br />

Fazit lautet: Als Kind war ich<br />

wahrscheinlich total überqualifiziert<br />

(mehr zum Thema auf Seite 7).<br />

IMPRESSUM<br />

Magazin der «Neuen Luzerner Zeitung»<br />

und ihrer Regionalausgaben<br />

Herausgeberin: Neue Luzerner Zeitung AG,<br />

Maihofstrasse 76, Luzern.<br />

Erwin Bachmann, Delegierter des Verwaltungsrates<br />

E-Mail: erwin.bachmann@lzmedien.ch<br />

Verlag: Jürg Weber, Geschäfts- und Verlagsleiter<br />

Redaktion: Manuel Gübeli (Leitung, mag), Philipp Arnold<br />

(pha), Andrew Jones (jon), Helen Schlüssel (it)<br />

Chefredaktion «Neue Luzerner Zeitung»<br />

und Regionalausgaben: Thomas Bornhauser (ThB)<br />

Telefon 041 429 51 51, E-Mail: montag@neue-lz.ch<br />

Anzeigen: Publicitas, Hirschmattstrasse 36, Postfach,<br />

6002 Luzern, Telefon 041 227 56 56, Fax 041 227 56 57<br />

Technische Herstellung: Neue Luzerner Zeitung AG,<br />

6002 Luzern, Maihofstrasse 76, Postfach,<br />

Telefon 041 429 52 52, Fax 041 429 52 89<br />

Die irgendwie geartete Verwertung von in diesem Titel<br />

abgedruckten Anzeigen oder Teilen davon, insbesondere<br />

durch Einspeisung in einen Online-Dienst,<br />

durch dazu nicht autorisierte Dritte ist untersagt.<br />

Jeder Verstoss wird gerichtlich verfolgt.<br />

Titelbild: Getty Images<br />

<strong>Einen</strong> <strong>Schnitt</strong> <strong>voraus</strong><br />

Früher zerschnitt er auf einem Klo<br />

in Wollerau T-Shirts. Heute sorgt<br />

Modemacher Sandro Schwyzer in<br />

London für Furore.<br />

GABRIEL FELDER, LONDON<br />

Sandro Schwyzer öffnet den Küchenschrank.<br />

«Willst du ein Biberli? Oder ein Vogelnestli?»,<br />

fragt er mit grossen Augen. Der Wahl-<br />

Londoner sucht nach den typisch schweizerischen<br />

Süssigkeiten, während er über den<br />

Rummelsinniert, der vor kurzem sein Leben<br />

erfasst hat.<br />

Wollerau, Paris, New York, London<br />

Schwyzer,gerade mal 26 Jahre alt, wird am<br />

22. Februar an der prestigeträchtigen Londoner<br />

Fashion Week auftreten und seine<br />

erste ausgewachsene Kollektion zeigen.<br />

Hört man ihm zu, in seiner WG-Küche im<br />

Londoner Aussenquartier Willesden, wird<br />

man den Eindruck nicht los, dass er nur<br />

halbwegs realisiert, was um ihn herum<br />

wirklich abgeht.<br />

SandroSchwyzer,aufgewachsen in Wollerau<br />

im Kanton Schwyz, verkörpert eine<br />

ungewöhnliche Mischung aus urchigem<br />

Selbstbewusstsein und freischwebender<br />

«Schaun wir mal»-Mentalität. «Ich habe<br />

ganz schön Glück gehabt, ich sags dir»,<br />

verkündet er halb staunend und bietet einen<br />

Platz auf dem Küchensofa an. Und ein Stück<br />

Pizza. Und einen Grüntee. Und Migros-<br />

Schoggi. Das Leben hat die so genannten<br />

«glücklichen Zufälle» tatsächlich in rauen<br />

Mengen an Sandro verteilt. Sein beruflicher<br />

Werdegang enthält die klingenden Namen<br />

der internationalen Modemetropolen:<br />

Design-Schule in Paris, mehr «Mode-Madness»<br />

in New York, Assistenten-Job in London.<br />

Und auch einer der schillerndsten Namen<br />

des Mode-Universums taucht auf: Vivienne<br />

Westwood.<br />

Die Westwood<br />

Die Grande Dame der britischen Modeszene<br />

sah im jungen Schweizer ein Talent, das sie<br />

nicht offiziell fördern mochte («Das tut sie<br />

nie»), aber trotzdem um sich haben wollte.<br />

Sandro spricht von ihr,als wäre sie eine alte,<br />

weise Freundin und nicht die «Mode-Ikone<br />

von Weltklasse», wie sie zum Beispiel das<br />

Fashionportal icons.org.uk beschreibt. «Ich<br />

bin immer super-natürlich um Vivienne herum»,<br />

erzählt Schwyzer.«Sie realisiert: ‹Der<br />

will was machen, der packt was an.› Das<br />

schätzt sie.»<br />

Nacheiner mehrmonatigen Anstellung als<br />

persönlicher Assistent von Westwood-Chefdesigner<br />

Murray Blewett kam dann der<br />

«unschweizerische Schritt, mutig zu sein<br />

und eben selbst was auf die Beine zu stellen».<br />

Schwyzer trägt seinen Namen mit Stolz,<br />

spricht von der Schweiz als Ort, wo man<br />

«alles richtig macht, alles richtig organisiert».<br />

Auf seine Herkunft angesprochen,<br />

glänzendie Augen: «Meine Familie hat mich<br />

immer super unterstützt in allem, was ich<br />

gemacht habe. Egal was es war.» Trotzdem<br />

betont Schwyzer die Notwendigkeit, zur<br />

Heimat aufDistanz zu gehen. «Ich habe auch<br />

etwas ganz Unschweizerisches in mir, will<br />

ausbrechen, Grenzen sprengen, nicht nur<br />

schlicht und einfach sein.»<br />

Der Ex-Boss<br />

Die erste Kollektion seines Labels «Saro»<br />

reflektiert diese Haltung eins zu eins: Die<br />

Machart ist solide und geradeaus, mit mini-<br />

«Vivienne Westwood realisiert:<br />

‹Der will was machen, der packt<br />

was an.› Das schätzt sie.»<br />

Sandro Schwyzer, Modemacher<br />

malistischen Linien und klaren, geometrischen<br />

Konturen. Die Details sind verspielt,<br />

überraschend und unkonventionell. Ein Zusammenspiel,<br />

das fliessend funktioniert: die<br />

Debüt-Kollektion wirkterstaunlich abgeklärt<br />

und versprüht gleichzeitig Sturmund Drang.<br />

«Das liegt sicher auch an meinem grossen<br />

Unterstützer», kommentiert Schwyzer und<br />

schwärmt von der «unschlagbaren Zusammenarbeit»<br />

mit seinem Ex-Boss,Westwoods<br />

«HeadofDesign» MurrayBlewett. «Murray<br />

bringt die Erfahrung, die Liebe zum Detail<br />

und die Kontakte, ich bringe die Dynamik.<br />

Wir pushen uns gegenseitig,bis das Produkt<br />

perfekt ist.»<br />

Mittagessen mit Kanye West<br />

Berührungsängste gibt es nicht im Leben<br />

von Sandro Schwyzer. Das hat auch ein<br />

PORTRAIT<br />

Sandro Schwyzer. Alter: 26. Beruf: Modemacher. Hobbys: glückliche Zufälle sammeln. Bild Roger Keller<br />

3


B I L D U N G<br />

1000 Flyer A6<br />

einseitig vollfarbig für nur 31.20<br />

inklusive MwSt, exklusive Versand<br />

Sozial engagiert!<br />

Werden SieSozialarbeiteroder<br />

SoziokulturelleAnimatorin<br />

%"0g1+bnI%K6%4gh8%7S%tV'P6-a8Yg"n-lk-/jkRlOy8l%U3%9nDp%Sy<br />

DasBachelorstudium in Sozialer Arbeit:<br />

%cKEL+T4O%Rs%dEkP%6C+vYwyQ%pD%Ucu.6%h7+u/gdR%Fz%YNW.h%bL+axUjUZw%fb%59ypVEqZ%A0%lH/x3-qZQ=We-6D-RwDE6CTZ6%t4%PeBc%0T%wPbsGo%QOlyh-Ss/n59-Jq-6Kq3JrdsJ.8tZ%ME%e=2iOV%JC%sVJ="O7o2ao%Azd"w.g2%aY%Kjac19yAMlA%T3%S/TmX6o0VQ'y%n1XWG.=0f%yX%zDyuNldSoYMZ%Az%Ek2IuM%Zl/5i+cBQ+HP+"O%7pi/%kJby+1t '+Zu=s%B6%fA=Pnc%/X<br />

praxisnah und wissenschaftlichfundiert.<br />

StudierenSie berufsbegleitend, Vollzeit<br />

oder Teilzeit.<br />

Infoveranstaltung: 18.Februar2009<br />

www.hslu.ch/bachelor-sozialearbeit<br />

MIT DEM BLUEPASS ANDIE VORPREMIERE VON<br />

HOME<br />

MONTAG, 16. FEBRUAR, 20.30 UHR, KINO BOURBAKI<br />

Vor dem Film gibts Welcome-Drinks und die Regisseurin Ursula Meier ist anwesend.<br />

Der gelungenste Schweizer Film seit langem: «Home» von Ursula Meier avancierte<br />

in der Westschweiz zum Publikumsliebling. Die Tragikomödie –nominiert für<br />

6Filmpreise –verzaubert mit einer stimmungsvollen und zeitlosen Familiengeschichte.<br />

In der Hauptrolle brilliert Isabelle Huppert.<br />

Infos zum Film unter www.kinoluzern.ch<br />

Gewinn Tickets<br />

Mit dem BluePass gewinnen<br />

Unter den BluePass-Mitgliedern verlosen wir 20-mal 2Vorpremiere-Tickets.<br />

Die Verlosung findet auf der BluePass-Seite www.zisch.ch/bluepass statt.<br />

Mit dem BluePass sparen<br />

Wer bei der Verlosung kein Glück hat, kann sich «Home» ab<br />

Donnerstag, 19. Februar, 2009, jeden Mittwoch und Donnerstag für<br />

Fr. 12.– statt Fr. 17.–imKino Bourbaki reinziehen.<br />

Sprachaufenthalte<br />

Top Angebote von<br />

Annemarie +Rolf Frischknecht<br />

Tel 044 926 39 58<br />

www.sprachausbildung.ch<br />

BESTZEIT<br />

Was uns direkt angeht.<br />

Du bist nur einmal jung.<br />

Immer<br />

günstig!<br />

click und wir drucken<br />

«Willst du ein Biberli?» Schwyzer in seinem Londoner Atelier. Bild Roger Keller<br />

PORTRAIT<br />

5<br />

gewisser Kanye West zu spüren bekommen:<br />

«Ich habe ihn einfach angequatscht, an einer<br />

Mode-Party in Paris, und vor ihm meine<br />

neusten Stücke ausgepackt», erinnert er sich<br />

lachend. Der R&B-Superstar war beeindruckt<br />

(«ohne Witz!») und traf Sandro am<br />

Tagdanach zum Mittagessen. «Kanye will ja<br />

selber mit einem Label in der Modebranche<br />

Fuss fassen.»<br />

Heisst das, dass wir wir schon bald eine<br />

«Sandro Schwyzer trifft Kanye West»-Kollaboration<br />

zu Gesicht bekommen? Der<br />

Schweizer Jungdesigner winkt ab. «Ich will<br />

zuerst mein eigenes Ding zu Stande bringen»,<br />

antwortet er.Schon immer habe er auf<br />

den Bauch gehört: «Nur das eigene Gefühl<br />

zählt.»<br />

Die Indizien<br />

Mit dem FC Wollerau hat es Sandro Schwyzermal<br />

bis in die 3. Fussballliga geschafft. 14<br />

Jahre seines Lebens verbrachte er fast jede<br />

freie Minute hinter seinem Schlagzeug.<br />

Und auf Brettern fühlt er sich frei, sei es<br />

beim Snowboarden, Windsurfen oder Skateboard<br />

fahren. Indizien, dass er mal als<br />

Geheimtipp der London Fashion Week gehandeltwerden<br />

würde,lassen sich in seinem<br />

Lebenslauf fast keine ausmachen. Fast.<br />

Denn: «Als Teenager habe ich jeweils auf<br />

dem Klo T-Shirts verschnitten und bin mit<br />

der Neukreation dann in den Ausgang gegangen.»<br />

Die Reaktion seiner Kumpels auf die improvisierten<br />

Eigenkreationen sei jeweils so<br />

positiv ausgefallen, dass es «schon ein bisschen<br />

gedämmert hat». Der Rest ist –wies so<br />

schön heisst –Geschichte.<br />

Die starken Frauen<br />

Heute will Schwyzer «Frauen etwas geben,<br />

das sie stärker macht». In seinem Modeverständnis<br />

sollen sie nicht hinter den Kleidern<br />

verschwinden, sondern darin herausstechen.<br />

«Ich stehe selber auf starke Frauen, reife<br />

Frauen, solche, die sich nicht alles bieten<br />

lassen», sagt er bestimmt. Eine Freundin<br />

gibts im Moment keine in seinem Leben.<br />

«Aber da sind schon so Momente, woich<br />

denke: ‹Jetzt wäre es schön, jemanden zu<br />

haben.›»<br />

Vorerst organisiert er aber noch «hundert<br />

Millionen kleines Zeugs» für den grossen<br />

Auftritt am 22. Februar. Erflitzt auf seinem<br />

Roller durch London und knabbert den<br />

Schweizer Proviant zu Ende.«Bist du sicher,<br />

dass du kein Biberli willst?»<br />

Website von Sandro Schwyzer www.saro.eu.com

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!